die Bahnhofsmission Büchen - Otto-Hahn-Gymnasium
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2. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen – mehr als<br />
eine karitative Institution?<br />
2.1. Allgemeines zur <strong>Bahnhofsmission</strong><br />
Die christliche Einrichtung der <strong>Bahnhofsmission</strong> wurde 1894 in Berlin gegründet und hat sich<br />
in einer Zeit, in der mehr und mehr Menschen reisten, zunächst <strong>die</strong> Betreuung „gefährdeter<br />
Mädchen“ sowie wandernder, heimatloser Menschen zur Aufgabe gemacht. Nach und nach<br />
dehnte sich <strong>die</strong> Tätigkeit auf <strong>die</strong> Versorgung aller Reisenden aus. Die <strong>Bahnhofsmission</strong> ist ein<br />
gemeinsames Projekt der evangelischen und der katholischen Kirche in Deutschland. In der<br />
DDR wurden <strong>Bahnhofsmission</strong>en 1956 verboten, 13 Leiterinnen wurden wegen angeblicher<br />
Spionage verhaftet. 6 Im Westen wurden in derselben Zeit sieben Grenzbahnhofsmissionen<br />
gegründet.<br />
Büchen ist war und ist bis heute ein sehr trister Bahnhof. Auf den zwei Gleisen halten nur<br />
Regionalzüge, es gibt keinen Wartesaal, eine Gaststätte gab es nur zeitweilig. Dennoch hatte<br />
<strong>die</strong>se Station im schleswig-holsteinischen Herzogtum Lauenburg während der deutschen<br />
Teilung eine wichtige Funktion als erster Bahnhof hinter der Grenze der DDR. Täglich fuhren<br />
durchschnittlich zehn Züge über <strong>die</strong>se Grenze.<br />
Anlässlich des 5. Evangelischen Kirchentages im August 1953 trat <strong>die</strong> <strong>Bahnhofsmission</strong><br />
Büchen erstmals in Erscheinung, als 10.000 Menschen in sechs Sonderzügen <strong>die</strong> DDR<br />
verlassen durften und an der Grenze betreut werden mussten. In den Aufzeichnungen wird<br />
betont, dass alle DDR-Bürger trotz des 17. Juni 1953 zurückgekehrt seien. 7 Der ständige<br />
Dienst der <strong>Bahnhofsmission</strong> Büchen begann 1957 mit einem sechs Quadratmeter großen<br />
Raum in einer Baracke. Leiterinnen waren Friedegard Belusa (1915-1996) für <strong>die</strong><br />
Evangelische Kirche und Stephanie Nickler für <strong>die</strong> Katholische Kirche.<br />
Seit 1960 gab es auch Nacht<strong>die</strong>nst, das heißt, <strong>die</strong> Baracke war rund um <strong>die</strong> Uhr geöffnet.<br />
Nach umfangreichen Briefwechseln zwischen Deutscher Bahn und Vertretern evangelischer<br />
und katholischer Sozialverbände wurde ab 1972 ein eigenes Gebäude auf dem Gelände der<br />
Bundesbahn errichtet, 1974 ein Hilfsverein zur Unterstützung gegründet. In Zahlen kann man<br />
6 Nach Friedegart Belusa in ihrem Rückblick am 1.12.1995.<br />
7 a.a.O.<br />
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