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8 | Oktober 2010 | Aktuelles | Thema des Monats<br />
Thema des Monats | Oliver Schlumpf, Bernd Hartmann<br />
China – Wachstum heute und morgen<br />
China wird wieder positiv eingeschätzt. In der ersten Jahreshälfte<br />
sorgten sich die Märkte aufgrund der hohen Wachstumsraten,<br />
stark steigender Inflationsraten und rasant<br />
wachsender Immobilienpreise um eine Überhitzung der<br />
chinesischen Wirtschaft. Eine restriktive Geld- und Kreditpolitik<br />
führte in der Folge zu Zweifeln an der Dauerhaftigkeit<br />
des chinesischen Aufschwungs. Spekulationen über eine<br />
«harte Landung» – einen Wachstumseinbruch – nahmen zu.<br />
Mittlerweile zeichnet sich ab, dass die chinesische Wirtschaft<br />
den Übergang von einem stimulierten zu einem nachhaltigen<br />
Wachstum ohne grössere Verwerfungen schaffen dürfte.<br />
Regierung tritt auf die Bremse<br />
Die chinesische Wirtschaft hat 2009 einen übermässigen<br />
Wachstumseinbruch dank eines umfangreichen Konjunkturprogramms<br />
und einer starken Ausweitung der Kreditvergabe<br />
verhindern können. Nach der Erholung des internationalen<br />
Handels verzeichnete China dann zeitweise sehr hohe<br />
Zuwächse im Bruttoinlandprodukt (BIP). Im ersten Quartal<br />
2010 lag die Wirtschaftsleistung immer noch knapp 12 %<br />
über dem Vorjahreszeitraum.<br />
Infolgedessen nahm die Teuerung deutlich zu. Auch die<br />
Immobilienpreise stiegen rasant an. Im April lagen die Hauspreise<br />
knapp 13 % höher als noch vor einem Jahr.<br />
Um einer drohenden Überhitzung der Wirtschaft rechtzeitig<br />
entgegenzuwirken, schöpfte die chinesische Zentralbank<br />
schliesslich zunehmend Liquidität aus dem System ab. Der<br />
Mindestreservesatz für Geschäftsbanken wurde mehrfach<br />
angehoben, was die Ausweitung der Kreditvolumen bremsen<br />
sollte. Schliesslich gab die Regierung vor, dass die Neukreditvergabe<br />
für das gesamte Jahr auf CNY 7.5 Billionen<br />
(ca. USD 1.1 Billionen) beschränkt ist.<br />
Industrieproduktion wächst weniger stark<br />
In der Folge rechneten viele Beobachter mit einer harten<br />
Landung, zumal die US-Wirtschaft erste Schwächen zeigte.<br />
Und in der Tat nahm das Wachstum der Industrieproduktion<br />
im Jahresverlauf deutlich ab. Lag die Jahreswachstumsrate<br />
in der Industrie im Frühjahr noch bei rund 18 %, fiel sie zur<br />
Jahresmitte kontinuierlich auf aktuell rund 14 %. Ein Teil dieser<br />
Entwicklung hat statistische Ursachen. Vor allem die Schwerindustrie<br />
drosselte aber auch ihre Produktion, um einem<br />
Einbruch im Bausektor vorzubeugen. Die Versuche der Regierung,<br />
die Produktion in energieintensiven Industrien zu<br />
reduzieren, könnten im Jahresverlauf weiteren Abwärtsdruck<br />
auf die Industrieproduktion ausüben.<br />
China: Einkaufsmanagerindex und Industrieproduktion<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
2007 2008<br />
Einkaufsmanagerindex China<br />
2009 2010<br />
Industrieproduktion China (y/y %, rechte Skala)<br />
25 %<br />
20 %<br />
15 %<br />
10 %<br />
Keine harte Landung zu erwarten<br />
Wachstumssorgen erscheinen in China trotz der abnehmenden<br />
Dynamik in der Industrie derzeit unbegründet. Zwar<br />
hat das reale BIP-Wachstum im zweiten Quartal leicht abgenommen,<br />
eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 10.4 %<br />
im Vorjahresvergleich ist aber auch für chinesische Verhältnisse<br />
ein sehr guter Wert. Vorlaufindikatoren wie der Einkaufsmanagerindex<br />
zeigen zudem eine Stabilisierung auf diesem<br />
Niveau an: Sie befinden sich nach wie vor in der Expansionszone.<br />
Ein Rückgang der Exportaufträge infolge der globalen<br />
Wachstumsverlangsamung dürfte das Wirtschaftswachstum<br />
kaum bremsen. Zu gross sind die Möglichkeiten der zweitgrössten<br />
Volkswirtschaft der Welt. Die Stabilisierung der Inflationsraten<br />
macht es beispielsweise möglich, die restriktivere<br />
Kreditvergabe wenn nötig wieder zu lockern. Im August gab<br />
es bereits erste Anzeichen dafür.<br />
5 %<br />
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