PR_04_10 - Landesverband Paritätischer Niedersachsen e.V.
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Parität Report 4-<strong>10</strong> >> Einer für alle(s)<br />
Essen im Dunkeln<br />
Blinden- und Sehbehindertenverband <strong>Niedersachsen</strong> e.V.<br />
lädt ins Dunkelrestaurant<br />
Eigentlich sieht der dicke schwarze<br />
Vorhang gar nicht so besonders<br />
aus, und doch dient er als Pforte<br />
in eine ungewohnte Welt. Denn<br />
hinter dem Vorhang wartet die<br />
vollkommene Dunkelheit, die für<br />
viele Mitglieder der Paritätischen<br />
Mitgliedsorganisation Blinden- und<br />
Sehbehindertenverband <strong>Niedersachsen</strong><br />
e.V. (BVN) zwar zum Alltag<br />
gehört, nicht aber für die neugierigen<br />
sehenden Besucher, die<br />
für ein Drei-Gänge-Menü auf ihren<br />
Sehsinn verzichten wollen. „Dunkelrestaurant“<br />
nennt sich das außergewöhnliche<br />
Erlebnis, das der<br />
BVN vom 8. bis zum 16. Oktober<br />
20<strong>10</strong> im italienischen Restaurant<br />
„Da Lello“ in Hannover angeboten<br />
hatte. Die Nachfrage war gewaltig:<br />
Mit insgesamt 336 Gästen war das<br />
Angebot an allen neun Abenden<br />
komplett ausgebucht. „Wir hatten<br />
richtig gut zu tun und hätten noch<br />
viel mehr Gäste bedienen können,<br />
nur konnten wir sie nicht mehr unterbringen“,<br />
erzählt Organisatorin<br />
Brigitte Beschenboßel vom BVN<br />
Region Hannover.<br />
Für das Dunkelrestaurant wurde ein<br />
Raum im hinteren Teil des „Da Lello“<br />
komplett abgedunkelt. Hintergrund<br />
der Aktion ist es, Sehenden<br />
einen Teil des Alltag von Blinden zu<br />
vermitteln: Sich blind in einem Restaurant<br />
zu bewegen, blind zu essen<br />
und zu trinken. „Es ist die beste<br />
Möglichkeit, den Leuten zu vermitteln,<br />
dass Blinde einerseits auf Hilfe<br />
angewiesen sind, andererseits auch<br />
viel können“, erklärt Brigitte Beschenboßel<br />
vom BVN.<br />
BVN-Geschäftsführer Hans-Werner Lange (von rechts) und Justiziarin<br />
Sigrid Wichmann werden von Eva Westphal, Vorsitzende der BVN Bezirksgruppe<br />
Hannover, begrüßt, während blinde Servicekräfte die Besucher<br />
in den Raum begleiten.<br />
Foto: Krause<br />
Für die meisten der 35 Gäste, die<br />
sich am Eröffnungsabend im Dunkelrestaurant<br />
einfanden, war das<br />
„blind sein“ ein gänzlich neue Erfahrung.<br />
„Ich bin schon nervös“, gab<br />
Besucherin Daniela Barke zu, bevor<br />
sie durch den Vorhang in die<br />
vollkommene Dunkelheit trat. Den<br />
Weg zum Tisch musste sie aber<br />
nicht hilfl os antreten: Wie alle BesucherInnen<br />
wurde sie von einer<br />
oder einem der 15 BVN-Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter an ihren<br />
Platz geleitet. Das Gefühl, sich im<br />
wahrsten Sinne des Wortes „blind“<br />
auf einen fremden Menschen zu<br />
verlassen, ihm zu vertrauen, dass<br />
der Weg vom Eingang zum Stuhl<br />
ohne Stolpern, Rempeln oder Anstoßen<br />
überwunden werden kann –<br />
auch das war für die Sehenden Gäste<br />
ein Novum.<br />
„Am Anfang wirkte alles sehr erdrückend,<br />
da man ja kein Gefühl für die<br />
Größe des Raumes hat“, beschreibt<br />
Silke Swinke, die mit ihrem Mann<br />
Dirk Swinke das Dunkelrestaurant<br />
besuchte. „Man sperrt automatisch<br />
die Augen auf, dabei kann man<br />
wirklich gar nichts sehen“, erzählt<br />
sie weiter. Nach gut einer Viertelstunde<br />
habe sich das anfängliche<br />
unwohle Gefühl dann aber in Entspannung<br />
verwandelt. Geholfen haben<br />
dabei auch die Tipps der Blinden,<br />
die die Sehenden bedienten<br />
und ihnen beispielsweise empfahlen,<br />
nicht von oben, sondern vorsichtig<br />
von der Seite kommend an die Gläser<br />
zu greifen, um Missgeschicke zu<br />
vermeiden. Das Essen selbst hat Silke<br />
Swinke viel bewusster wahrgenommen.<br />
„Das Dunkelrestaurant<br />
hat uns sehr gut gefallen, es war eine<br />
einmalige Erfahrung, die wir nur<br />
weiterempfehlen können“, sind sich<br />
Silke und Dirk Swinke einig.<br />
Mit dieser Empfehlung stehen die<br />
Swinkes nicht alleine da: „Eigentlich<br />
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