Ausgabe 45 - Landesverband Paritätischer Niedersachsen e.V.
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fetigen. Dann gibt es zwei<br />
Einarbeitungstage und sehr<br />
viele der FSJler werden mit<br />
ihrem zu betreuenden Kind<br />
vertraut gemacht. Im FSJ-<br />
Jahr selbst müssen 25 Seminarpflichttage<br />
abgeleistet<br />
werden, die dem Erlernen<br />
von Selbstorganisation, der<br />
Auseinandersetzung mit<br />
verschiedenen Charakteren<br />
und Bildungswegen, sowie<br />
mit tätigkeitsrelevanten Aufgaben<br />
dienen. Zudem wird<br />
während dieser Seminare<br />
versucht eine Auseinandersetzung<br />
mit der eigenen Arbeit,<br />
der eigenen Kreativität<br />
und Teamfähigkeit zu erreichen<br />
und das ökologische<br />
Bewusstsein zu schulen.<br />
ZR: Wie gestaltet sich die<br />
Zusammenarbeit mit den<br />
jungen Menschen und den<br />
Einrichtungen?<br />
Carla: Insgesamt gestaltet<br />
sich die Zusammenarbeit<br />
gut. Uns als Träger ist ein<br />
ständiger Austausch zwischen<br />
allen Akteuren besonders<br />
wichtig und gegebenenfalls<br />
wirken wir vermittelnd<br />
mit. Diese Funktion<br />
kann manchmal Wunder<br />
bewirken wenn sich eine<br />
Situation festgefahren hat.<br />
Ganz klares Ziel ist es das<br />
soziale Bewusstsein durch<br />
„Hand in Hand-Arbeit“ zu<br />
stärken. Entstanden ist das<br />
FSJ kurz nach dem zweiten<br />
Weltkrieg und diente ursprünglich<br />
dem Wiederaufbau<br />
ohne dafür etwas zu<br />
bekommen.<br />
ZR: Und wie stehst du selber<br />
zu deiner Arbeit?<br />
Carla: Ich erlebe viel in<br />
meinem Job, sowohl Positives<br />
als auch Negatives.<br />
Manchmal würde ich so<br />
manch einen Jugendlichen<br />
am liebsten nach Hause<br />
schicken und habe das<br />
auch schon mal getan und<br />
dann sind da wieder ganz<br />
andere Charaktere, welche<br />
man lieb gewinnt. Da war<br />
zum Beispiel mal ein hoch<br />
intelligenter junger Mann<br />
aus Russland, der von seiner<br />
Einrichtung übernommen<br />
werden sollte. Leider<br />
hat er trotz aller Bemühungen<br />
kein weiteres Visum<br />
bekommen und musste gehen.<br />
Das war zunächst sehr<br />
traurig aber Jahre später<br />
schickt er mir dann eine<br />
Mail, in der er erzählt, dass<br />
er geheiratet hat und sich<br />
für all unsere Bemühungen<br />
bedankt. Da kommen einen<br />
dann doch schon mal<br />
ein paar Tränen vor Freude<br />
und man weiß wozu man<br />
seinen Job macht. Interessant<br />
ist es aber auch, jeden<br />
„Man lernst Anderssein zu akzeptieren“<br />
einzelnen während der Seminare<br />
zu beobachten, ihn<br />
einschätzen zu lernen und<br />
dann zu hören, dass sich<br />
die jeweilige Person in ihrer<br />
Einrichtung ganz anders<br />
verhält. Und schließlich will<br />
ich helfen, unterstützen und<br />
vermitteln. Aus eigener Erfahrung<br />
weiß ich, dass Hilfe<br />
oftmals hilft ein Leben etwas<br />
geschmeidiger verlaufen zu<br />
lassen.<br />
ZR: Wie steht es um ein<br />
FSJ im Ausland?<br />
Carla: Grundsätzlich ist geplant<br />
in Zukunft auch ein<br />
Freiwilliges Soziales Jahr<br />
(FSJ) im Ausland anzubieten.<br />
Derzeit, das muss man<br />
ganz klar sagen, befinden<br />
wir uns noch in den Startlöchern<br />
und sind dabei<br />
Partnerstädte zu suchen. Ein<br />
FSJ im Ausland, welches wir<br />
auch „Out Going“ nennen,<br />
soll dann in Ländern wie<br />
Spanien, Dänemark, der<br />
Schweiz, Polen und England<br />
möglich sein. Zu Städten<br />
aus diesen Ländern haben<br />
wir auch schon erste Annährungsversuche<br />
gestartet<br />
und hoffen Partner zu finden.<br />
Außerdem wollen wir<br />
hier in Deutschland auch<br />
ein „In Coming“ ermöglichen.<br />
Derzeit begleiten wir<br />
deshalb junge ausländische<br />
Erwachsene und testen, wie<br />
sie in verschiedenen Einrichtungen<br />
zurecht kommen,<br />
sprich ob sie geeignet<br />
sind. Für die Zukunft wollen<br />
wir dann natürlich gerne<br />
expandieren aber soweit ist<br />
es bisher noch lange nicht,<br />
dennoch können sich Interessierte<br />
gerne schon bei<br />
uns melden.<br />
ZR: Was plant der IJGD für<br />
die Zukunft?<br />
Carla: Natürlich wollen<br />
wir auch zukünftig das Bewusstsein<br />
für das Freiwillige<br />
Soziale Jahr stärken und<br />
dabei gleichzeitig einen<br />
internationalen Austausch<br />
ermöglichen. Zudem sind<br />
„Benachteiligten-Projekte“<br />
geplant. Das heißt wir<br />
wollen beispielsweise allgemein<br />
Benachteiligten,<br />
Flüchtlingen und Migranten<br />
die Möglichkeit bieten, sich<br />
in unserer Gesellschaft zu<br />
Ich bin Ich: Übungen zur Selbstfindung<br />
betätigen und somit ein<br />
Teil davon zu werden. Dies<br />
ist unter anderem deshalb<br />
möglich, weil das FSJ sich<br />
in einer Grauzone befindet.<br />
Es ist eine anerkannte<br />
Tätigkeit, aber keine offizielle<br />
Arbeit, sodass auch<br />
Menschen ohne Arbeitsgenehmigung<br />
tätig sein können.<br />
Dabei denke ich an<br />
Jugendliche, deren Eltern<br />
geflohen sind und die hier<br />
zwar legal wohnen können<br />
aber sonst nicht arbeiten<br />
dürfen. Außerdem planen<br />
wir mit Hilfe von Geldern<br />
neue Seminarkonzepte. So<br />
beispielsweise für türkische<br />
Mädchen, die bisher oftmals<br />
an Seminaren nicht<br />
teilnehmen konnten, da sie<br />
abends nach Hause mussten.<br />
Gespannt sein darf<br />
man also auf viele weitere<br />
„Kreationen“. (lw)<br />
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