Ausgabe 45 - Landesverband Paritätischer Niedersachsen e.V.
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Was genau ist der Zivildienst<br />
Ein Zivildienstleistender über den Dienst für den Staat<br />
Grob gesagt ist der Zivildienst<br />
ein Ersatz für<br />
den Wehrdienst. Erstmals<br />
tauchte er 1917 in Dänemark<br />
auf, wo statt dem<br />
Dienst an der Waffe, junge<br />
Männer für soziale Aufgaben<br />
herangezogen wurden.<br />
Immer mehr Länder nahmen<br />
diese Form des Ersatzdienstes<br />
an, darunter die<br />
Bundesrepublik Deutschland,<br />
welche in den frühen<br />
60ern den Zivildienst anbot.<br />
Paradoxer Weise ist ursprünglich<br />
der Wehrdienst<br />
für die Geburtsstunde des<br />
Zivildienstes verantwortlich.<br />
Bereits zu napoleonischen<br />
Zeiten wurde er in Deutschland<br />
im Freiheitskampf<br />
eingeführt um genügend<br />
Truppenstärke zusammenzuziehen.<br />
Während kaiserlicher<br />
Zeiten genießt er sogar<br />
ein hohes gesellschaftliches<br />
Ansehen. Im Nachkriegsdeutschland<br />
wird er<br />
letztendlich ein wichtiges<br />
Mittel um die Sicherheit im<br />
Kalten-Krieg überhaupt mit<br />
genügend Militär gewährleisten<br />
zu können.<br />
Wer kann oder muss<br />
den Zivildienst ableisten?<br />
Alle jungen deutschen Männer,<br />
die zum Wehrdienst berufen<br />
werden, können sich<br />
für den Zivildienst entscheiden,<br />
dessen Bedeutung und<br />
Ansehen sich bis heute stark<br />
gewandelt hat. Eigentlich ist<br />
er dafür gedacht, dass sich<br />
Menschen aus Gewissensgründen<br />
gegen den militärischen<br />
Dienst an der Waffe<br />
entscheiden können. Lange<br />
Zeit wurden diese Gründe<br />
sehr stark nachgeprüft.<br />
Dafür musste man teilweise<br />
sogar persönlich vorsprechen.<br />
Heute kann man mit<br />
einem einfachen Antrag<br />
und einem triftigen Grund<br />
relativ einfach einen Ersatzdienst<br />
leisten. Das kann als<br />
Rettungssanitäter, als Betreuer<br />
von Behinderten oder<br />
in Krankenhäusern sein. In<br />
den meißten Fällen stehendie<br />
Kriegsdienstverweigerer<br />
aber ohnehin nicht in der<br />
Gefahr in den Krieg geschickt<br />
zu werden, solange<br />
dieser fern der Deutschen<br />
Grenzen liegt. Eine Gefahr<br />
ist der Dienst an der Waffe<br />
somit nicht direkt. Die<br />
Existenz des Dienstes mag<br />
also zu hinterfragen sein,<br />
und viele Menschen sehen<br />
Kriegsdienstverweigerer als<br />
„Drückeberger“ an.<br />
Für wen kann der Zivildienst<br />
von Nutzen sein?<br />
Den meisten Nutzen vom<br />
vom Zivildienst hat die<br />
gesamte Volkswirtschaft<br />
der Bundesrepublik<br />
selber und<br />
somit gewinnt der<br />
Zivildienst auch<br />
immer mehr an<br />
Bedeutung. Wenn<br />
man den Wehrdienst<br />
abschaffen würde<br />
würde (und damit den Zivildienst),<br />
dann würde das<br />
gesamte soziale System von<br />
schier unglaublichen Kosten<br />
belastet werden. Man<br />
bräuchte Fachkräfte für<br />
jeden Bereich, dessen Gehälter<br />
über dem Sold eines<br />
„Zivis“ liegen würden.<br />
Hilfe und Entlastung durch<br />
Zivildienstleistende<br />
Die Dauer des Zivildienstes<br />
wurde auf die Dienstzeit des<br />
Wehrdienstes abgesenkt,<br />
Ben Wollenhaupt (re.) über den Zivildienst<br />
damit er nicht mehr eine<br />
„Bestrafung“ für die Verweigerung<br />
ist. Neben dem<br />
Staat selber und den Zivis,<br />
welche vom Kriegsdienst<br />
befreit werden, haben am<br />
Ende Tausende ältere Menschen,<br />
Behinderte und soziale<br />
Dienstleister eine große<br />
Hilfe und Entlastung durch<br />
die vielen Zivildienstleistenden.<br />
Gesammelte Erfahrungen<br />
Viele sind erfahrungsgemäß<br />
nach der Ableistung<br />
ihres Dienstes froh und<br />
dankbar über die vielen<br />
gewonnenen Erfahrungen<br />
oder nutzen das Jahr, um<br />
sich über ihren weiteren<br />
geplanten beruflichen Werdegang<br />
Gedanken zu machen.<br />
Einige gehen in ihrem<br />
„Job“ sogar richtig auf und<br />
studieren später Erziehungswissenschaften<br />
oder Lehramt.<br />
Somit kann man also<br />
nicht nur Gutes für andere<br />
tun, sondern auch ein bisschen<br />
mehr über sich selber<br />
erfahren. Wehr- und Zivildienst<br />
sind also gar keine<br />
lästige Pflicht, wie so manch<br />
einer denkt, sondern eine<br />
unglaubliche Chance, die<br />
jeder nutzen sollten.<br />
(Ben Wollenhaupt)<br />
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