Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700. Ein Historisches ...

106 Stefan Kroll und Gyula Pápay
Für die Interpretation der im beigefügten Historischen Informationssystem
wiedergegebenen Verhältnisse zu Beginn des 18. Jahrhunderts
ist der Plan besonders deshalb von großer Bedeutung, weil das
Stadtbild Stralsunds zwischenzeitlich gravierende Veränderungen
erfahren hatte. Die brandenburgische Bombardierung von 1678 37 und
der Stadtbrand von 1680 hatten mehr als die Hälfte aller Gebäude
vernichtet bzw. unbewohnbar gemacht.
Der Staude-Plan von 1647 zeigt eine dicht geschlossene Bebauung
mit großen Giebelhäusern in den wichtigen, zum Hafen führenden
Straßen (Fährstraße, Semlower Straße, Badenstraße, Heilgeiststraße,
Langenstraße und Frankenstraße, allesamt mit Toren zur Hafenvorstadt
abgeschlossen). Ähnliches gilt für die beiden wichtigsten
Nord-Süd-Verbindungen, die Mönch- und die Ossenreyerstraße sowie
den Alten und den Neuen Markt. Eine eher gemischte Bebauung
findet sich am westlichen und nördlichen Stadtrand (Mühlen- und
Schillstraße). Dort ragt adliger und geistlicher Großgrundbesitz (insbesondere
die Gebäudekomplexe der Klöster St. Katharinen und St.
Johannis) heraus. 38 In den Quer- und Nebenstraßen dominieren innerhalb
der Stadtmauer kleinere Wohngebäude, teils giebel-, teils
traufständig. Diese Charakterisierung gilt überwiegend auch für die
Papen- und die Böttcherstraße sowie den Apollonienmarkt.
S. 109, sowie in: THOMAS, VOLKSDORF, Altstadtinsel (wie Anm. ), S. 92 f.
37
Belagerung und Bombardierung Stralsunds 1678 harren noch einer
modernen wissenschaftlichen Aufarbeitung. Auch die neuere Veröffentlichung
von R. GELIUS: Das Bombardement von Stralsund 1678, in: Pommern.
Zeitschrift für Kultur und Geschichte, Bd. 33 (1995), H. 2, S. 30-34, stützt sich
nicht auf eigene Archivstudien, sondern fast ausschließlich auf die Literatur
des späten 19. und des frühen 20. Jahrhunderts.
38
Vgl. auch die Beschreibung bei SCHNEIDER, Hansestadt (wie Anm. 33), S. 37
ff.