Wohnen und Wirtschaften in Stralsund um 1700. Ein Historisches ...

132 Stefan Kroll und Gyula Pápay
ren verstarb, übernahm Barbara Eleonora Pütter nicht nur das an der
Ecke Alter Markt/Fährstraße gelegene Wohnhaus, umfangreichen
Landbesitz und weitere Immobilien innerhalb und außerhalb der
Stadt, sondern zugleich das große Handelsgeschäft ihres Mannes. In
den folgenden Jahren bis zu ihrem frühen Tod am 6. Juli 1710 war die
mit mehreren bedeutenden Stralsunder Getreidegroßhändlern verschwägerte
Kauffrau eine der führenden Persönlichkeiten im Handelsgeschehen
der Stadt am Sund. Sie verschiffte nicht nur in großem
Umfang Malz und Getreide (1706 nahm sie unter allen Stralsunder
Exporteuren den 15. Platz ein, bei Roggen sogar den fünften! 99 ), sondern
auch zahlreiche weitere Waren. Unter anderem aus Norwegen,
den Niederlanden, England und Schweden importierte sie Hanf,
Fisch, Gewürze, Eisen, Stahl, Seife, Papier und diverse weitere Handelsgüter.
Noch kurz vor ihrem Tod, der möglicherweise mit dem
Ausbruch der letzten großen Pest in Stralsund in Verbindung gebracht
werden kann, 100 verteidigte Barbara Eleonora Pütter im April
1710 selbstbewusst gegenüber den Alterleuten des Gewandhauses
ihren Anspruch auf Lakenhandel, der ihr als Kauffrau und Lakenhändlerin
zustehen würde. 101 Ihr Haushalt scheint von beachtlicher
Größe gewesen zu sein: kurz nach ihrem Tod dienten dort Ende August
1710 noch zwei Gesellen und drei Mägde. 102
99
Vgl. dazu KROLL, Schiffahrt (wie Anm. 69), S. 18-25.
100
Zur Pest in Stralsund 1710 vgl. demnächst die kurz vor dem Abschluss
stehende Dissertation von Jörg Zapnik.
101
Stadtarchiv Stralsund, Rep. 3, Nr. 4737.
102
Stadtarchiv Stralsund, Rep. 33, Nr. 1315, Bd. 2.