Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen
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1 Aufgabenstellung<br />
1.1 Fahrradhelm-Tragequote in <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik Deutschland<br />
Jährlich werden über 140.000 Personen gemeldet,<br />
die auf bundesdeutschen Straßen bzw. Radwegen<br />
mit dem Fahrrad verunfallen. Der Anteil <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
und Jugendlichen bis 18 Jahre an den verunfallten<br />
Radfahrern betrug 2000 14 %, 2001 und 2002<br />
13 %; bei einem Anteil dieser Altersgruppe an <strong>der</strong><br />
Gesamtbevölkerung von rund 18 % (Quelle: Bundesamt<br />
<strong>für</strong> Statistik). Die tatsächliche Zahl <strong>der</strong> Radunfälle<br />
liegt vermutlich höher, da von einer erheblichen<br />
Dunkelziffer auszugehen ist (HAUTZINGER,<br />
DÜRHOLT, HÖRNSTEIN & TASSAUX-BECKER,<br />
1993). In etwa 75 % <strong>der</strong> Fälle sind Kopfverletzungen<br />
die Todesursache bei Radfahrunfällen (ADAC<br />
Signale, 1991; FELDMANN, 1997). Vergleichende<br />
Studien gehen von einer Verringerung des Risikos<br />
<strong>für</strong> schwere Kopfverletzungen von 45 % bis 85 %<br />
aus (FARLEY, HADDAD & BROWN, 1996), wenn bei<br />
einem Unfall mit dem Fahrrad ein Helm getragen<br />
wird, Hirnverletzungen können um 88 % reduziert<br />
werden (SIEGRIST et al., 1999). Angesichts <strong>der</strong><br />
nachweislich hohen Schutzwirkung von Fahrradhelmen<br />
gilt es, eine möglichst hohe Helm-Tragequote<br />
bei <strong>der</strong> Fahrradnutzung zu erzielen. In <strong>der</strong><br />
Bundesrepublik ist eine Reihe von Kampagnen (z.<br />
B. Verkehrssicherheitsfilme, Werbekampagnen,<br />
Fahrradprüfung in <strong>der</strong> Grundschule) zur För<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Helm-Tragequote durchgeführt worden, welche<br />
vornehmlich auf Rad fahrende Kin<strong>der</strong> im Vor- und<br />
Grundschulalter sowie <strong>der</strong>en Eltern abzielen (ZELT-<br />
NER, 1996). Aus jährlich von <strong>der</strong> <strong>Bundesanstalt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Straßenwesen</strong> (BASt) durchgeführten Erhebungen<br />
zur Fahrradhelm-Tragequote geht hervor, dass die<br />
Erhebungs- Alter gesamt<br />
jahr 6-10 11-16 ab 17<br />
Jahre Jahre Jahre<br />
1992 17 % 1 % 1 % 2 %<br />
1993 25 % 4 % 2 % 4 %<br />
1994 31 % 6 % 2 % 5 %<br />
1995 37 % 5 % 3 % 5 %<br />
1997 42 % 12 % 3 % 6 %<br />
1999 49 % 11 % 2 % 5 %<br />
2001 37 % 8 % 3 % 5 %<br />
2002 33 % 9 % 2 % 5 %<br />
bis 1995: Helmtragequoten in den westlichen Bundeslän<strong>der</strong>n;<br />
ab 1997: Helmtragequoten in Deutschland<br />
Tab. 1-1: Entwicklung <strong>der</strong> Helm-Tragequoten in Deutschland<br />
von 1992 bis 1999 unterschieden nach Alter (Quelle:<br />
<strong>Bundesanstalt</strong> <strong>für</strong> <strong>Straßenwesen</strong>, 2003)<br />
Helm-Tragequote insbeson<strong>der</strong>e bei Kin<strong>der</strong>n bis<br />
zum Alter von 10 Jahren erheblich gesteigert werden<br />
konnte (Tabelle 1-1). Allerdings ist gerade bei<br />
den 6- bis 10-jährigen Kin<strong>der</strong>n seit <strong>der</strong> Erhebung in<br />
2001 ein Rückgang <strong>der</strong> Helmtragequote zu konstatieren.<br />
Auch in den übrigen Altersklassen (11-16 Jahre<br />
und ab 17 Jahre) sind zunächst bis 1999 ein Anstieg<br />
<strong>der</strong> Helm-Tragequote sowie eine geringfügig<br />
geringere Quote in den Erhebungen danach festzustellen.<br />
Insgesamt ist in diesen Altersgruppen die<br />
Helm-Tragequote deutlich niedriger als bei den jüngeren<br />
Kin<strong>der</strong>n.<br />
Aufgrund des Querschnittscharakters <strong>der</strong> regelmäßigen<br />
BASt-Erhebungen zur Helmtragequote<br />
sowie <strong>der</strong> erhebungstechnisch bedingten groben<br />
Altersklasseneinteilung bleibt unklar, welche Faktoren<br />
die Entwicklung <strong>der</strong> Helmnutzung innerhalb <strong>der</strong><br />
Altersklassen (bei den Kin<strong>der</strong>n unter 10 Jahren und<br />
bei den Jugendlichen zwischen 11 und 16 Jahren)<br />
beeinflussen bzw. bedingen. Weiterhin konnte bislang<br />
nicht eindeutig geklärt werden, ob <strong>der</strong> bei den<br />
verschiedenen Altersgruppen festgestellte Unterschied<br />
im Helm-Trageverhalten Resultat eines Alterseffekts<br />
o<strong>der</strong> eines Kohorteneffekts ist 1 .<br />
1.2 Zielsetzung des Forschungsvorhabens<br />
Ein zentrales Ziel des hier dokumentierten Forschungsvorhabens<br />
ist die Untersuchung des<br />
Helm-Trageverhaltens von Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
und dessen Determinanten differenziert nach<br />
Altersgruppen über einen Zeitraum von zunächst 4<br />
Jahren. Dabei soll insbeson<strong>der</strong>e analysiert werden,<br />
ob Unterschiede im Helmtrageverhalten eher alters-<br />
o<strong>der</strong> kohortenbedingt sind.<br />
Neben <strong>der</strong> Erfassung des Verhaltens (Helmtragen)<br />
ist die Identifikation potenzieller externaler Bedingungsfaktoren<br />
sowie Einstellungen und motivationaler<br />
Hintergründe des Fahrradhelmtragens Gegenstand<br />
<strong>der</strong> Studie.<br />
Zu den externalen Bedingungsfaktoren zählen z. B.<br />
die Helmgestaltung und -passung, aber auch <strong>der</strong><br />
1 Von einem Alterseffekt kann dann gesprochen werden, wenn<br />
sich mit Eintritt in das Jugendalter die Helmnutzung beim<br />
Fahrradfahren verän<strong>der</strong>t. Ein Kohorten- bzw. Generationseffekt<br />
liegt vor, wenn eine ganze Generation von Kin<strong>der</strong>n die in<br />
jungen Jahren gezeigte Helmnutzung mit zunehmendem<br />
Alter beibehält.<br />
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