Der Quanten-Hall-Effekt im Fortgeschrittenenpraktikum
Der Quanten-Hall-Effekt im Fortgeschrittenenpraktikum
Der Quanten-Hall-Effekt im Fortgeschrittenenpraktikum
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<strong>Der</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt<br />
<strong>im</strong> <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong><br />
Auszug aus der Staatsexamensarbeit<br />
von<br />
Bianca Muller<br />
angefertigt am<br />
Physikalischen Institut der<br />
Universitt Karlsruhe (TH)<br />
Dezember 1997
Kapitel 1<br />
Einleitung<br />
Das <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong> <strong>im</strong> Physikstudium soll Ihnen moderne exper<strong>im</strong>entelle<br />
Arbeitsweisen und aktuelle Forschungsbereiche nahe bringen.<br />
Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind in den letzten Jahren mehrere<br />
neue Versuche <strong>im</strong> <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong> fur Physik an der Universitat<br />
Karlsruhe aufgebaut worden. Im Rahmen dieser Modernisierung ist<br />
auch der <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt (QHE) <strong>im</strong> Praktikum aufgenommen worden.<br />
<strong>Der</strong> QHE ist Ihnen wahrscheinlich noch nicht sehr vertraut, denn er wurde<br />
erst 1980 von Klaus von Klitzing entdeckt und ist auch noch heute Gegenstand<br />
von aktuellen Forschungsarbeiten, was die standig steigende Zahl von<br />
Veroentlichungen zu diesem Thema zeigt. Fur diese herausragende Arbeit<br />
erhielt von Klitzing <strong>im</strong> Jahre 1985 den Physik-Nobelpreis, was die Bedeutung<br />
des QHE unterstreicht. <strong>Der</strong> QHE hat nicht nur theoretische Bedeutung.<br />
Mit seiner Hilfe ist es gelungen, ein Widerstandsnormal einzufuhren,<br />
das nur auf Naturkonstanten beruht und daher resistent ist gegen zeitliches<br />
Driften. <strong>Der</strong> Eekt tragt somit auch zur Modernisierung des SI-Systems bei.<br />
Mit der Durchfuhrung dieses Versuches erhalten Sie einen Einblick in ein<br />
besonders aktuelles Gebiet der Tieftemperaturphysik. Sie konnen sich mit<br />
der Arbeit am Kryostaten und dem Umgang von ussigem Sticksto und<br />
Helium vertraut machen. Gleichzeitig wird der normale <strong>Hall</strong>-Eekt behandelt,<br />
ebenso die elektronischen Strukturen der Halbleiter und die Grundlagen<br />
der <strong>Quanten</strong>mechanik. Die Proben fur den QHE-Versuch sind sogenannte<br />
Halbleiter-Heterostrukturen und sind selbst Gegenstand aktueller Forschung.<br />
Solche Heterostrukturen verhalten sich wie quasi-zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronensysteme,<br />
die sich als Prufstein fur viele neue Theorien eignen. Es wird<br />
zunachst der exper<strong>im</strong>entelle Aufbau und die durchzufuhrenden Messungen<br />
beschrieben. es folgt dann eine theoretische Einfuhrung. Fur weitere Fragen<br />
und ausfuhrlichere Betrachtungen wird auf die Literatur verwiesen.<br />
3
4 KAPITEL 1. EINLEITUNG
Kapitel 2<br />
Exper<strong>im</strong>entelles<br />
2.1 Vorbereitung<br />
1. Erlautern Sie den klassischen <strong>Hall</strong>-Eekt.<br />
2. Welche Voraussetzungen sind an die be<strong>im</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt verwendeten<br />
Proben zu stellen, wie lassen sie sich realisieren?<br />
3. Beschreiben Sie die Besonderheiten eines zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />
(2DEG).<br />
4. Welche Veranderungen treten be<strong>im</strong> QHE auf, wenn man die Temperatur<br />
bzw. den Probenstrom andert?<br />
5. Welchen Einu hat die Zeeman-Aufspaltung auf die Ausbildung der<br />
<strong>Hall</strong>-Plateaus?<br />
2.2 Versuchsaufbau<br />
2.2.1 <strong>Der</strong> Kryostat<br />
<strong>Der</strong> <strong>im</strong> Praktikum verwandte Kryostat ist ein He 4 -Kryostat mit einer min<strong>im</strong>alen<br />
Temperatur von etwa 2 K. Die Vorkuhlung des He-Tanks erfolgt mit<br />
ussigem Sticksto (T S = 77 K), der dann vor dem Befullen mit Druckluft<br />
wieder herausgedruckt wird. Zur thermischen Isolierung ist das innere He-<br />
Dewar von einem Vakuum umgeben und zusatzlich ist eine Superisolationsfolie<br />
angebracht worden. <strong>Der</strong> Probenraum ist ein Rohr, welches am unteren<br />
5
6 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
Ende doppelwandig ist. In diesem kleinen Hohlraum herrscht ebenfalls Vakuum<br />
zur weiteren Isolation der Probe vom Helium-Bad <strong>im</strong> inneren Dewar.<br />
Mittels der Kapillare am Boden des Probenraumes ist es moglich, Heliumgas<br />
aus dem Heliumbad in den Probenraum zu pumpen. Die Probe selbst<br />
ist dann am unteren Ende eines weiteren dunneren Rohres, dem Probenstab,<br />
angebracht, welches <strong>im</strong> Rohr des Probenraumes steckt. Die Probe ist in eine<br />
Proben-Platte geklemmt (schematisch dargestellt in Bild 2.3), an der die<br />
elektrischen Kontakte angebracht sind. Die Leitungsdrahte zur Probe sind<br />
in dem Rohr des Probenstabes verlegt. Kurz oberhalb der Proben-Platte <strong>im</strong><br />
Probenstab ist ein Widerstand, der zur Temperaturbest<strong>im</strong>mung dient, angebracht.<br />
Um den Probenraum herum <strong>im</strong> inneren Dewar ist die supraleitende<br />
Spule aus Niob-Titan angebracht.<br />
elektrische Anschlüsse<br />
He-Einfüllstutzen<br />
N 2 -Einfüllstutzen<br />
(Vorkühlung)<br />
Druckmeßgerät<br />
Drehschieberpumpe<br />
inneres Dewar<br />
Probenraum<br />
Probenstab<br />
Vakuum<br />
supraleitende<br />
Spule<br />
Superisolationsfolie<br />
00000000000<br />
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00000000000<br />
11111111111<br />
Isolationsvakuum<br />
Kryostat<br />
He-R. (2)<br />
He-Rückleitung (1)<br />
Thermometer<br />
Proben-Platte<br />
Kapillare<br />
Druckluft-Stutzen<br />
Abbildung 2.1: Schematischer Aufbau der Versuchsanordnung<br />
Die in dem Bild 2.1 verwandten Bezeichnungen werden <strong>im</strong> Kapitel Versuchsdurchfuhrung<br />
wieder aufgegrien.
2.2. VERSUCHSAUFBAU 7<br />
2.2.2 Meaufbau<br />
<strong>Der</strong> elektrische Teil der Versuchsanordnung ist in Bild 2.2 dargestellt. <strong>Der</strong><br />
Strom durch die Probe I P wird mit dem Gleichstromgeber eingestellt. Die<br />
Spannungen U xx und U xy werden dann am Spannungsmegerat abgelesen<br />
und parallel dazu mit dem X-Y-Schreiber aufgezeichnet. Die Wahl der Spannungskontakte<br />
erfolgt uber eine Umschaltbox. Jeder der beiden Drehschalter<br />
lat sich auf die Kontakte S 1 bis S 6 (vgl. Bild 2.2 oben oder 2.3) einstellen.<br />
Machen Sie sich schon in der Vorbereitung klar, welche Kombinationen zu<br />
welchen Ergebnissen fuhren.<br />
In Bild (2.2 unten) ist der Stromkreis fur das Thermometer abgebildet.<br />
Das Thermometer ist ein Kohlewiderstand, dessen Widerstandswert stark<br />
von der Temperatur abhangt. <strong>Der</strong> Widerstand ist so gewahlt worden, da<br />
die Anderungen <strong>im</strong> Temperaturbereich von ussigem Helium sehr gro sind,<br />
so da eine recht genaue Temperaturbest<strong>im</strong>mung erfolgen kann.<br />
2.2.3 Spulensteuerung<br />
Mit dem "<br />
Superconducting Magnet Power Supply \ wird der Spulenstrom<br />
geregelt.<br />
An der Ruckseite des Gerates wird auf "<br />
Standby \ geschaltet und anschlieend<br />
kann man an der Vorderseite das Gerat anschalten.<br />
Einstellung des "<br />
Set Point \. Mit dieser Einstellung wird das max<strong>im</strong>ale<br />
Magnetfeld ausgewahlt. Halten Sie die Taste "<br />
Set Point \ <strong>im</strong> Fenster<br />
" Display\ gedruckt, wahrend Sie mit den Tasten <strong>im</strong> Fenster " Adjust<br />
\ die Wahl des Magnetfeldes vornehmen. Die "<br />
Adjust \-Tasten sind<br />
nur in Verbindung mit einer weiteren Taste funktionsfahig.<br />
Einstellung der Set Rate \. Hiermit wird die Geschwindigkeit fur das<br />
"<br />
Durchfahren des Feldes best<strong>im</strong>mt. Verfahren Sie wie be<strong>im</strong> Einstellen<br />
des Set Point \, halten Sie nun aber die Taste Set Rate \ <strong>im</strong> Fenster<br />
" "<br />
Display\ gedruckt.<br />
"<br />
"<br />
Switch Heater \ Die Spule ist bei He-Temperaturen supraleitend.<br />
Deshalb mu man zum Einleiten des Stromes die supraleitende Kurzschlubrucke<br />
aufheizen auf Temperaturen oberhalb der supraleitenden<br />
Ubergangstemperatur des Spulenmaterials (vgl. Bild 2.5). Wahrend des<br />
gesamten Durchfahrens des Magnetfeldes mu der Heizer angeschaltet
8 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
00 11<br />
00 11<br />
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00 11<br />
00 11<br />
00 11<br />
00 11<br />
00 11<br />
S S S 1<br />
00 11 3 11000<br />
111 2<br />
00 11<br />
11000<br />
111<br />
000 111<br />
000 111<br />
000 111<br />
000 111<br />
Probe<br />
000 111<br />
000 111<br />
000 111<br />
00 11<br />
11000<br />
111 000 111<br />
00 11<br />
11000<br />
111<br />
00 11<br />
11000<br />
111<br />
S4 S S<br />
5 6<br />
U<br />
xx<br />
bzw. U<br />
xy<br />
rot<br />
=<br />
I Probe<br />
schwarz<br />
gelb<br />
=<br />
I<br />
Th<br />
U Th<br />
Kohlethermometer<br />
Abbildung 2.2: Schaltskizzen
2.2. VERSUCHSAUFBAU 9<br />
S<br />
3<br />
S<br />
2<br />
S<br />
1<br />
S<br />
8<br />
111100<br />
0100<br />
00 11<br />
00 11 00 11<br />
00 11<br />
00 11<br />
111100<br />
0100<br />
S S S<br />
4 5 6<br />
S<br />
7<br />
Abbildung 2.3: Die Probe in der Proben-Platte, Ansicht von unten<br />
Superconducting Magnet Power Supply<br />
Display<br />
Sweep<br />
Control<br />
Switch<br />
Heater<br />
Control Adjust Power<br />
Volts<br />
Amps<br />
Tesla<br />
Quench<br />
Rate<br />
L<strong>im</strong>iting<br />
Lock<br />
Remote<br />
Local<br />
Raise<br />
Standby<br />
Power On<br />
Current/<br />
Field<br />
Output<br />
Volts<br />
Set<br />
Point<br />
Set<br />
Rate<br />
Hold Set<br />
Point<br />
Zero<br />
Heater<br />
On<br />
Loc/Rem<br />
Lower<br />
On/<br />
Off<br />
Abbildung 2.4: Die Steuereinheit fur die Spule
10 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
sein. Ist das Feld hochgefahren und sie nehmen die Umstellungen an der<br />
Probe vor, schalten Sie den Heizer aus, da sonst das Helium zu schnell<br />
verbraucht wird. Auf diese Weise iet nur <strong>im</strong> supraleitenden Magnet<br />
ein Strom und es entsteht keine Joule`sche Warme. Soll das Feld wieder<br />
heruntergefahren werden, ist der Heizer erneut anzuschalten.<br />
Heizdraht<br />
supraleitende<br />
Spule<br />
Abbildung 2.5: Heizen der supraleitenden Kurzschlubrucke der Spule<br />
Durchfahren des Magnetfeldes Nachdem der Set Point\ und die Set<br />
" "<br />
Rate \ eingestellt worden sind, kann man das Feld durchfahren. Schalten<br />
Sie den Heizer an und drucken dann die Taste Set Point \ <strong>im</strong><br />
"<br />
Fenster Sweep Control \. Das Magnetfeld wird nun mit der vorbest<strong>im</strong>mten<br />
Geschwindigkeit aufgebaut. Soll das Durchfahren angehalten<br />
"<br />
werden, kann dies mit der Taste Hold \ <strong>im</strong> Fenster Sweep Control<br />
" "<br />
\ erreicht werden. Zum weiteren Durchfahren wird einfach wieder der<br />
Set Point\ angewahlt. Zum Herunterfahren des Magnetfeldes druckt<br />
"<br />
man Zero \ <strong>im</strong> selben Fenster.<br />
"<br />
Im Display ist die Einstellung so vorzunehmen, da die Anzeige das<br />
Magnetfeld in Tesla anzeigt wird.<br />
Im Fenster "<br />
Control \ sollten die Anzeigen "<br />
Lock \ und "<br />
Local \<br />
leuchten, dann ist das Gerat auf Bedienung von der Vorderseite eingestellt.<br />
2.3 Die Proben<br />
<strong>Der</strong> QHE wird an zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronensystemen beobachtet. Dieses<br />
lat sich auf verschiedene Arten realisieren. Zum einen handelt es
2.3. DIE PROBEN 11<br />
sich um einen Silizium-MOSFET (Metal-Oxide-Semiconductor-Field-Eect-<br />
Transistor) und zum anderen um eine sogenannte GaAs-Al x Ga 1;x As-<br />
Heterostruktur. Mit Si-MOSFET-Proben wurde der Originalversuch von K.<br />
von Klitzing durchgefuhrt, <strong>im</strong> Praktikum wird eine Heterostruktur verwandt,<br />
aufgrund der in Abschnitt 2.3.2 genannten Vorteile.<br />
2.3.1 Silizium-MOSFET<br />
+ V G<br />
S<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
00000 11111<br />
n<br />
+ + + + + + + + + + + + +<br />
00000000000000<br />
111111111111110000<br />
00000000000000<br />
111111111111110000<br />
00000000000000<br />
11111111111111<br />
Al<br />
0000 1111<br />
00000000000000<br />
111111111111110000<br />
0000 1111<br />
SiO<br />
0000 1111<br />
2<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
- - - - - - - - - - - - -<br />
+ +<br />
n<br />
D<br />
z<br />
p-Si<br />
Abbildung 2.6: Schematischer Aufbau eines Silizium-MOSFETs, nach [6]<br />
Be<strong>im</strong> Si-MOSFET dient ein p-dotierter Siliziumkristall (Halbleiter) als Basis,<br />
bei dem starker dotierte Stellen auf der Oberache als Kontakte fungieren<br />
(Source und Drain). Die verbleibende Oberache ist mit einer amorphen isolierenden<br />
Oxidschicht bedeckt und diese wiederum mit einer Metallschicht.<br />
An der oberen Metallschicht wird die Gate-Spannung V G angelegt. <strong>Der</strong> Potentialverlauf<br />
ist in Bild 2.7 wiedergegeben. Bei hohen Gate-Spannungen<br />
verlagern sich die positiven Locher tiefer in den Kristall hinein [7]. Wenn<br />
das Leitungsband-Niveau unter das Fermi-Energie-Niveau sinkt, entsteht die<br />
zweid<strong>im</strong>ensionale Inversionsschicht, die bei Si-Kristallen 25 A dick ist [6].<br />
In der z-Richtung sind die Elektronen sozusagen in einem Potentialtopf gefangen.<br />
Die Bewegung senkrecht zu dieser Schichtkann dann quantenmechanisch<br />
beschrieben werden.<br />
<strong>Der</strong> Vorteil dieser MOSFETs besteht darin, da die Elektronendichte uber<br />
die Gate-Spannung regelbar ist, i.a. von Null bis 10 13 Elektronen pro Quadratzent<strong>im</strong>eter.<br />
Allerdings haben sie auch Nachteile: bisher ist es noch nicht
12 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
eV G<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
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0000 1111<br />
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0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
Al<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
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0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111 E F<br />
0000 1111<br />
-<br />
0000 1111<br />
-<br />
0000 1111 -<br />
0000 1111<br />
-<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
-<br />
0000 1111<br />
SiO 2 -<br />
0000 1111 -<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
z-Verarmungszone<br />
z-Inversionsschicht<br />
-<br />
Leitungsband<br />
Valenzband<br />
p-Si<br />
Abbildung 2.7: Potentialverlauf eines Silizium-MOSFET, nach [6]
2.3. DIE PROBEN 13<br />
gelungen, Proben mit einer sehr prazisen Grenzache herzustellen. Es kommt<br />
somit zu Streuungen an der Oberache. Dies fuhrt dazu, da die Beweglichkeit<br />
der Elektronen bei T = 1 K max<strong>im</strong>al einen Wert von = 4 m 2 /Vs<br />
ann<strong>im</strong>mt [7].<br />
2.3.2 GaAs/GaAlAs-Heterostruktur<br />
Die Heterostruktur besteht aus zwei verschiedenen Materialien, die durch<br />
Molekularepitaxie nacheinander auf ein Substrat abgeschieden werden und<br />
deren Grenzache nahezu atomar glatt hergestellt werden kann. Das GaAs<br />
verhalt sich hierbei analog zu dem Si-Halbleitermaterial des MOSFETs.<br />
Es ist ebenfalls leicht p-dotiert und ein Halbleiter. Das zweite Material ist<br />
Ga 1;x Al x As und fungiert mit seiner breiteren Bandlucke als Isolator. Haug<br />
wird eine Verbindung mit einem x von 0,3 verwendet. Die makroskopische<br />
Geometrie wird in Bild 2.8 wiedergegeben. Das untere GaAs wird n-dotiert,<br />
damit die Probe elektrisch vom Untergrund abgeschirmt wird. Zur Rea-<br />
000 111<br />
0000 1111<br />
000 111<br />
0000 1111 000 111<br />
0000 1111<br />
000 111 0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111<br />
0000 1111 000000000000000000000000000000<br />
111111111111111111111111111111 0000 1111<br />
000 111<br />
0000 1111<br />
000 111<br />
000 111<br />
0000 1111<br />
000 111<br />
I<br />
Alx<br />
Ga 1-x<br />
As<br />
GaAs<br />
(nicht dotiert)<br />
GaAs<br />
10 - 100 nm<br />
2DEG<br />
1 -4 um<br />
semi-isolierend<br />
n + - GaAs<br />
Abbildung 2.8: Typische Geometrie der GaAs-AlGaAs-Probe mit dem zweid<strong>im</strong>ensionalen<br />
Elektronengas (2DEG), nach [2]<br />
lisierung der quasi-zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronenschicht wird das GaAlAs<br />
gezielt mit Silizium n-dotiert (vgl. Kapitel 3.1), was dazu fuhrt, da bewegliche<br />
Elektronen in das Leitungsband gelangen [7]. Einige dieser Elektronen<br />
diundieren in die Locher an der Oberkante des Valenzbandes von GaAs.<br />
Mit dieser Dotierung verschiebt sich die Fermi-Energie E F knapp unterhalb<br />
der Leitungsbandkante. Es verbleibt aber ein leicht positiver Ladungsuberschu,<br />
der die Elektronen anzieht und damit die Bander verbiegt. Die Fermi-<br />
Niveaus streben also einen Ausgleich an und an der Grenzache liegt somit
14 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
ein elektisches Feld vor [6]. Das zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronengas (2DEG) entsteht<br />
an der Grenzache auf der Seite des reinen GaAs (siehe Bild 2.9). Die<br />
Wellenfunktionen fur das 2DEG werden aus den Wellenfunktionen fur das<br />
Leitungsband des GaAs aufgebaut.<br />
Al x Ga 1-x<br />
As GaAs<br />
2d<strong>im</strong>. Elektronengas<br />
+<br />
Leitungsband<br />
Leitungsband<br />
+<br />
+<br />
-<br />
-<br />
-<br />
E F<br />
Valenzband<br />
-<br />
-<br />
E<br />
z<br />
Valenzband<br />
Abbildung 2.9: Potentialverlauf bei einer GaAs-AlGaAs-Heterostruktur,nach<br />
[6]<br />
<strong>Der</strong> Vorteil dieser Probe liegt in der hohen Prazision der Herstellung.<br />
An der Grenzache lassen sich die Ladungstrager raumlich von den Donatoren<br />
und Akzeptoren trennen, so da die freie Weglange der Elektronen<br />
gro bleibt. Damit erreicht man eine sehr hohe Beweglichkeit, die Werte von<br />
mehr als 100 m 2 /Vs annehmen kann [7]. Ein weiterer Vorteil ist die etwas<br />
kleinere eektive Masse von GaAs (m = 0 07m e ) <strong>im</strong> Vergleich zu Silizium<br />
(m =0 2m e ). Das GaAs ist in seiner Struktur einfacher, da Silizium sechs<br />
aquivalente "<br />
Taler \ von Elektronenzustanden an unterschiedlichen, aber<br />
symmetrischen Punkten der Brillouin-Zone hat [6].
2.4. VERSUCHSDURCHF UHRUNG 15<br />
2.4 Versuchsdurchfuhrung<br />
2.4.1 Abkuhlen des Kryostaten<br />
1. Testen, ob die Probe korrekt in dem Probenhalter steckt Geben Sie<br />
dazu einen Teststrom von 50 A durch die Probe und kontrollieren<br />
Sie die einzelnen Kontakte, indem Sie alle moglichen Kombinationen<br />
der Langsspannungsmessung einstellen. Beachten Sie, da der Stromu<br />
durch die Probe wahrend des Umschaltens zwischen den Kontakten<br />
unterbrochen wird. Diese Kontrolle sollten Sie auch vor dem Befullen<br />
mit ussigem Sticksto und Helium durchfuhren.<br />
2. Reinigen des Dewar-Gefaes Pumpen Sie bis zu einem Druck von<br />
;1 0 bar gegen Atmospharendruck. Dann schlieen Sie den Absperrhahn<br />
zur Pumpe und onen langsam das Ventil zur Helium-Ruckleitung<br />
(1). Damit spulen Sie den Kryostaten mit Helium-Gas. <strong>Der</strong> Druck<br />
<strong>im</strong> Dewar-Gefa steigt wieder auf Normaldruck an. Das Ventil der He-<br />
Ruckleitung wird dann wieder geschlossen und das der Pumpe wieder<br />
geonet. Spulen Sie das Dewar-Gefa ein weiteres Mal, pumpen Sie ab<br />
und lassen das Dewar dann mit einem Unterdruck von ;1 0 bar stehen.<br />
3. Reinigen des Probenraums Schlieen Sie die Pumpe an den Probenraum<br />
an und schalten das Druckmegerat an. Evakuieren Sie den Probenraum<br />
und spulen ihn zwe<strong>im</strong>al mit Helium-Gas aus der He-Ruckleitung<br />
(2). Den Probenraum lassen Sie dann <strong>im</strong> geuteten Zustand<br />
stehen, schlieen die He-Ruckleitung und schalten die Druckmerohre<br />
aus.<br />
4. Befullen des Kryostaten mit ussigem Sticksto Fluten Sie das Dewar-<br />
Gefa mit He aus der Ruckleitung (1) und schlieen dann das Ventil.<br />
Onen Sie den Druckluft-Stutzen und fuhren den N 2 -Fullstab in<br />
den N 2 -Stutzen ein, bis sich der Fullstab ca. 1 0 cm uber dem Boden<br />
des Dewar-Gefaes bendet. Setzen Sie den Schlauch der N 2 -Kanne<br />
auf den Fullstab und onen langsam den Absperrhahn an der Kanne.<br />
Fullen Sie bis zu einer Hohe von ca. 55 cm Sticksto in den Kryostaten<br />
ein. Den N 2 -Fullstand ermitteln Sie mit Hilfe des Pegelstabs,<br />
der in den He-Stutzen eingefuhrt wird. Ziehen Sie den Stab dann zugig<br />
heraus und messen Sie die Hohe der Vereisung. Dabei sind die Kalteschutzhandschuhe<br />
zu tragen. Nach dem Befullen setzen Sie den kleinen<br />
Schlauch auf den Druckluft-Stutzen und entfernen den Einfullstab, wobei<br />
ebenfalls die Kalteschutzhandschuhe zu tragen sind. Vergewissern
16 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
Sie sich, da das Stickstogas durch den Schlauch abdampfen kann.<br />
Die Kuhlung der Spule <strong>im</strong> Kryostaten auf Temperatur von ussigem<br />
N 2 (T = 77 K) dauert ungefahr 2 Stunden.<br />
5. Kontrollieren Sie den Widerstand der Spule (bei N 2 -Temperatur ca.<br />
13,7 ) und den Widerstand des Thermometer-Widerstandes <strong>im</strong> Probenraum<br />
(bei N 2 -Temperatur ca. 235 ).<br />
6. Entfernen des Stickstos aus dem Kryostaten Fuhren Sie erneut den<br />
Einfullstab in den N 2 -Stutzen ein und schieben den langeren Schlauch<br />
auf, dessen anderes Ende in die bereitstehende kleine N 2 -Kanne gesteckt<br />
wird. Vom Druckluft-Stutzen entfernen Sie den kleinen Schlauch<br />
und setzen statt dessen den Druckluft-Schlauch auf. Geben Sie nun<br />
langsam die Druckluft in den Kryostaten, jedoch sollte dabei der Druck<br />
<strong>im</strong> Dewar-Gefa nicht uber 0 1 bar Uberdruck ansteigen. Wurde der<br />
Sticksto restlos aus dem Kryostaten entfernt, schlieen Sie den N 2 -<br />
und den Druckluft-Stutzen. Bitte achten Sie darauf, da wahrend der<br />
gesamten Arbeit mit Sticksto die Helium-Ruckleitungen geschlossen<br />
sind.<br />
7. Pumpen Sie das Dewar-Gefa bis auf einen Unterdruck von ;1 0 bar<br />
ab.<br />
8. Pumpen Sie den Probenraum bis auf einen Druck von ca. 3 10 ;2 mbar<br />
ab, schlieen das Ventil zur Pumpe und uten dann das Dewar-Gefa<br />
mit dem Helium aus der Ruckleitung (1). <strong>Der</strong> Druck <strong>im</strong> Probenraum<br />
mu schnell wieder auf Normaldruck (Null bar) ansteigen. Andernfalls<br />
ist die Kapillare zwischen Dewar-Gefa und Probenraum vereist ist.<br />
Schlieen Sie die He-Ruckleitung (1) und evakuieren Sie den Probenraum<br />
bis auf einen Druck von ca. 2 0mbar.<br />
9. Evakuieren und spulen Sie das Dewar-Gefa zwe<strong>im</strong>al (siehe Punkt 2.).<br />
10. Befullen des Kryostaten mit Helium Schlieen Sie die Pumpe wieder an<br />
den Probenraum und aktivieren Sie diese. Setzen Sie den He-Heber in<br />
den He-Stutzen am Kryostaten und s<strong>im</strong>ultan in die Helium-Kanne. Dabei<br />
mu die He-Ruckleitung (1) am Kryostaten, als auch die He-Ruckleitung<br />
der Kanne geonet sein. Schlieen Sie den roten Gummiball an<br />
die He-Kanne an, sperren die He-Ruckleitung der Kanne und geben mit<br />
dem Ball vorsichtig und langsam Druck auf das Helium. Auch hierbei<br />
sollte der Druck in der Helium-Kanne nicht uber 0 1 bar Uberdruck<br />
ansteigen, ansonsten sollte kurz die Ruckleitung zum Ausgleich geonet<br />
werden. <strong>Der</strong> Druck <strong>im</strong> Probenraum sollte zu Beginn des Fullens
2.4. VERSUCHSDURCHF UHRUNG 17<br />
bei ca. 2 0 mbar liegen. Sobald die Helium-Oberache <strong>im</strong> Kryostaten<br />
die Kapillare erreicht hat, steigt der Druck an und die Pumpe und das<br />
Druckmegerat konnen abgeschaltet werden. Fullen Sie Helium bis zu<br />
einer Hohe von ungefahr 55 cm ein, der Stand wird wiederum mit dem<br />
Pegelstab uberpruft, der nun aber in den N 2 -Stutzen eingefuhrt wird.<br />
<strong>Der</strong> Pegelstab wird ganz in den Kryostaten gesteckt und langsam hochgezogen.<br />
Ist das Stabende in ussigem Helium, wird einen Schwingung<br />
der oberen Membrane mit niedriger Frequenz erzeugt. Erreicht das Stabende<br />
die Oberache des Bades, so erhoht sich die Frequenz deutlich.<br />
Bei weiterem Herausziehen hort die Schwingung auf. Auch hierbei ist<br />
darauf zu achten, da der Metallstab niemals ohne die Kalteschutzhandschuhe<br />
angefat werden darf.<br />
11. Ermitteln der Widerstande Testen Sie den Widerstand der Spule (bei<br />
He-Temperatur 0,0 ) und die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum (Siedepunkt<br />
von Helium: 4 2 K). Dazu geben Sie einen kleinen Strom durch<br />
den Widerstand <strong>im</strong> Probenraum, ermitteln diesen Widerstandswert<br />
und lesen dann die Temperatur in der R(T)-Tabelle des Thermometers<br />
(siehe Anhang) ab. Bei den Temperaturmessungen <strong>im</strong> Probenraum ist<br />
darauf zu achten, da der Strom moglichst gering gehalten wird, da es<br />
sonst zu einer Aufheizung des Thermometers kommt.<br />
12. Durchfuhrung der Messungen Fuhren Sie die Messungen, wie in Kapitel<br />
2.4.2 beschrieben, durch. Achten Sie darauf, da wahrend der Messungen<br />
die He-Ruckleitung (1) geonet bleibt. Ermitteln Sie zwischen<br />
den Messungen den Helium-Pegel. Es durfen keine weiteren Messungen<br />
durchgefuhrt werden, wenn der Stand des ussigen Heliums unter<br />
25 cm sinkt, da dann die Spule nicht mehr vollstandig <strong>im</strong> Bad steht<br />
und somit nicht mehr supraleitend ist.
18 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />
2.4.2 Messungen<br />
1. Erhohen Sie die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum auf rund 4 0 K, indem<br />
Sie kurz die He-Ruckleitung (2) onen. Messen Sie wiederum U xx und<br />
U xy mit denselben Einstellungen wie bei der ersten Messung.<br />
2. Erniedrigen Sie die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum auf 1 8 K, indem Sie<br />
am Probenraum pumpen. Dadurch verdampft Helium <strong>im</strong> inneren Dewar<br />
und gelangt in den Probenraum. Durch das Verdampfen entsteht<br />
Verdampfungskalte und es kommt zueiner Abkuhlung unter die Temperatur<br />
von ussigem Helium. Die Regelung der Konstanz der Temperatur<br />
erfolgt uber das Ventil zur Pumpe.<br />
Messen Sie die Langsspannung U xx mit einem Probenstrom I P =<br />
20 A be<strong>im</strong> Hochfahren des Magnetfeldes B von 0 0 T auf 6 0<br />
T. Besonders geeignet sind die beiden moglichen Langsspannungen<br />
uber die gesamte Probenlange. Das Durchfahren des B-Feldes<br />
erfolgt <strong>im</strong>mer mit einer "<br />
Sweep \-Rate von 0,5 T/min. Die Spannung<br />
kann dabei auf dem Megerat abgelesen werden, wird aber<br />
gleichzeitig auch mit dem X-Y-Schreiber aufgenommen.<br />
Messen Sie die <strong>Hall</strong>spannung U H = U xy mit einem Probenstrom<br />
I P =20A be<strong>im</strong> Herunterfahren des B-Feldes. Wahrend des Umschaltens<br />
empehlt es sich, den Strom durch die Probe zu unterbrechen<br />
und den Heizer der Spule auszuschalten.<br />
Messen Sie U xx<br />
I P = 100 A.<br />
und U xy , dieses Mal mit einem Probenstrom<br />
Nach dieser Messung schalten Sie die Pumpe am Probenraum ab. Zu<br />
Kontrollzwecken ist es sinnvoll, einige markante Spannungswerte mit<br />
der zugehorigen magnetischen Feldstarke direkt wahrend des Messens<br />
mitzuschreiben.<br />
Vor den Messungen sollten Sie den Bereich fur die X- und Y-Werte<br />
abschatzen, damit Sie eine sinnvolle Einstellung vornehmen konnen.
2.5. AUFGABEN 19<br />
2.5 Aufgaben<br />
1. Werten Sie die aufgenommen Kurven aus.<br />
(a) Best<strong>im</strong>men Sie die Langs-Spannungswerte an den Extrema der<br />
Kurve und wiederum die dazugehorigen Magnetfeldstarken.<br />
(b) Berechnen Sie die <strong>Hall</strong>-Spannungswerte der <strong>Hall</strong>-Plateaus und die<br />
dazugehorigen Magnetfeldstarken.<br />
(c) Identizieren Sie die Plateaus.<br />
(d) Best<strong>im</strong>men Sie die Ladungstrgerkonzentration der Probe.<br />
2. Berechnen Sie mit den erhaltenen Werten die Feinstrukturkonstante .<br />
3. Vergleichen Sie die ermittelten Werte mit den Literaturwerten.
20 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES
Kapitel 3<br />
Theoretische Grundlagen<br />
3.1 <strong>Der</strong> klassische <strong>Hall</strong>-Eekt<br />
Legt man an einen Leiter ein elektrisches Feld ;! E x an, so bewegen sich indiesem<br />
Elektronen mit der Drift-Geschwindigkeit ;! v langs der Stromrichtung.<br />
Legt man nun ein magnetisches Feld ;! B senkrecht zurBewegungsrichtung der<br />
Elektronen an, so erfahren diese eine Ablenkung aufgrund der Lorentz-Kraft<br />
;!<br />
F L . Dies bewirkt einen Ladungsuberschu am oberen Ende des Leiters und<br />
einen ebensogroen der entgegengesetzten Ladung am unteren Ende. Die so<br />
entstandene elektrische Potentialdierenz wird <strong>Hall</strong>-Spannung ;! U H genannt.<br />
Die ungleiche Ladungsverteilung bedingt eine elektrische Querkraft ;! F E ,welche<br />
der Lorentz-Kraft entgegenwirkt [11].<br />
Nach kurzer Zeit stellt sich ein Gleichgewicht ein:<br />
; ;! F L = ;! F E<br />
, e ( ;! v ;! B ) = e ;! E y<br />
, ;! v =<br />
;! E y<br />
;! B<br />
mit ;! v ? ;! E x ? ;! B:<br />
Fur das <strong>Hall</strong>-Exper<strong>im</strong>ent sindzwei Groen von groer Bedeutung [16]. Zum<br />
einen interessiert der transversale Widerstand<br />
xy (B) = E y<br />
j x<br />
und zum anderen der <strong>Hall</strong>-Koezient<br />
R H =<br />
E y<br />
j x B :<br />
21
22 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
E<br />
x<br />
- - - - - - - - -<br />
E<br />
y<br />
v<br />
-<br />
F<br />
F<br />
L<br />
E<br />
+ + + + + + + + +<br />
j<br />
x<br />
U<br />
H<br />
B<br />
Abbildung 3.1: Schema zum <strong>Hall</strong>-Eekt, nach [9]<br />
Im stationaren Zustand ist der Strom zeitunabhangig und es gelten die folgenden<br />
Gleichungen:<br />
0 = ;eE x ; ! c p y ; p x<br />
<br />
0 = ;eE y + ! c p x ; p y<br />
<br />
wobei ! c = eB , p m x, p y die jeweiligen Impulskomponenten der Elektronen<br />
und 0 die Relaxationszeit mit der dazugehorigen freien Weglange l 0 = v F 0<br />
sind. v F ist die Fermi-Geschwindigkeit der Elektronen. Multipliziert man<br />
die Gleichungen mit ;ne=m und fuhrt die Stromdichtekoezienten ein,<br />
so ergibt sich<br />
0 E x = ! c j y + j x<br />
0 E y = ;! c j x + j y :<br />
0 ist die Leitfahigkeit ohne ein anliegendes Magnetfeld. Das <strong>Hall</strong>-Feld E y<br />
wird dadurch best<strong>im</strong>mt, da die y-Komponente der Stromdichte j y Null wird:<br />
E y = ; ! c<br />
0<br />
) R H = ; 1 ne :<br />
j x = ; B ne j x<br />
<strong>Der</strong> Tensor des spezischen Widerstandes ergibt sich somit zu [6]:<br />
xx = yy = 0
3.1. DER KLASSISCHE HALL-EFFEKT 23<br />
wobei 0 = 1<br />
0<br />
xy = ; yx = B ne<br />
= Ex . <strong>Der</strong> Leitfahigkeitstensor ist die inverse Matrix zu :<br />
jx<br />
0<br />
xx<br />
xx =<br />
=<br />
1+! c 2 0<br />
2 2 xx<br />
+ 2 xy<br />
xy = ne<br />
B + 1<br />
; xy<br />
xx =<br />
! c 0 2 xx + 2 xy<br />
yy = xx yx = ; xy :<br />
Hat man einen reinen, d.h. nicht dotierten Halbleiter bei der Temperatur<br />
T=0 K vorliegen, so sind in diesem alle Elektronen <strong>im</strong> Valenzband und keine<br />
<strong>im</strong> Leitungsband untergebracht. Dies fuhrt dazu, da der Halbleiter den<br />
elektrischen Strom nicht leitet. Erhoht man nun aber die Temperatur, erhalten<br />
die Elektronen ausreichend Energie, um uber eine Energielucke vom<br />
Valenzband ins Leitungsband zu gelangen, wobei sie <strong>im</strong> Valenzband ein Loch<br />
hinterlassen. <strong>Der</strong> Anteil der besetzten Zustande <strong>im</strong> Leitungsband ist durch<br />
die Fermi-Verteilung gegeben. Zur Leitfahigkeit tragen nun die Elektronen<br />
<strong>im</strong> Leitungsband, aber auch die Locher <strong>im</strong> Valenzband bei. Die Leitfahigkeit<br />
betragt deshalb [11]:<br />
= ne n + pe p<br />
stellt die Beweglichkeit der Elektronen bzw. Locher dar und berechnet sich<br />
mit<br />
ep = e ep<br />
<br />
m ep<br />
wobei m die eektive Masse ist [17]. Bringt man nun Fremdatome in das<br />
Kristallgitter ein, so spricht manvon dotierten Halbleitern [12]. Es gibt zwei<br />
verschiedene Arten von Dotierungen:<br />
n-Dotierung:<br />
Bei der n-Dotierung wird ein vierwertiges Atom des Halbleiters durch<br />
ein funfwertiges Fremdatom, ein sogenannter Donator, substituiert. Das<br />
Energieniveau des uberschussigen funften Elektrons liegt dicht unterhalb<br />
der Leitungsbandunterkante, das Elektron verhalt sich bei Z<strong>im</strong>mertemperatur<br />
praktisch wie ein freibewegliches Leitungselektron. Das<br />
Ergebnis ist dann ein n-Halbleiter. Als Beispiel hierfur lat sich Silizium<br />
nennen, da mit Phosphor-Atomen dotiert wird.
24 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
p-Dotierung:<br />
Bei der p-Dotierung wird ein vierwertiges Halbleitermaterial (z.B.<br />
Si) mit dreiwertigen Fremdatomen (z.B. Bor) "<br />
verunreinigt \. Dieses<br />
Fremdatom nennt man Akzeptor. Zur Ausbildung einer sp 3 -<br />
Hybridisierung zu den Si-Nachbarn fehlt ein Elektron. Dies fuhrt zu<br />
einem zusatzlichen Energieniveau dicht oberhalb der Valenzbandkante.<br />
Die entstandenen "<br />
Defektelektronen \ (Locher) konnen bei Z<strong>im</strong>mertemperatur<br />
wandern, indem ein Bindungselektron in dieses Loch<br />
wandert, d.h. den Akzeptorzustand besetzt, aber woanders ein Loch<br />
hinterlat.<br />
Allgemein gilt fur die <strong>Hall</strong>-Konstante [17]:<br />
R H =<br />
p 2 p<br />
; n 2 n<br />
e(p p + n n ) 2<br />
3.2 Theorien zum <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt<br />
<strong>Der</strong> QHE ist eine Oberachen-<strong>Quanten</strong>oszillation und wird erst in den letzten<br />
20 Jahren erforscht. Somit gibt es viele theoretische Ansatze zur Erklarung,<br />
doch ist der Eekt noch nicht bis ins Letzte verstanden. In diesem Kapitel<br />
sollen die verbreitesten Modelle aufgezeigt werden.<br />
3.2.1 Eigenschaften des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />
Betrachtet man freie Elektronen ohne Wechselwirkung, so konnen diese quantenmechanisch<br />
durch ebene Wellen beschrieben werden. Die Bandstruktureekte,<br />
d.h. der Einu des Kristallpotentials, werden haug <strong>im</strong> ausreichenden<br />
Mae durch die Einfuhrung der eektiven Masse m berucksichtigt.<br />
Das hier betrachtete zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronengas (2DEG) ist in der x-y-<br />
Ebene mit den Kantenlangen L x und L y ausgebreitet. Die Randbedingungen<br />
werden periodisch gewahlt, so da die Wellenvektoren der ebenen Wellen<br />
( = 0 e i ;! k ;! r ) folgende Bedingungen erfullen mussen [7]:<br />
k x = n x 2<br />
L x<br />
k y = n y 2<br />
L y
3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 25<br />
n x , n y ganzzahlig. Mit diesem Ansatz erhalt man eine konstante Zustandsdichte<br />
<strong>im</strong> k-Raum:<br />
Z k = L x L y<br />
(2) 2 :<br />
Zur Berechnung der Zustandsdichte D(E) als Funktion der Energie E, verwendet<br />
man:<br />
Zwischen k und k + dk liegen<br />
E = h2 k 2<br />
2m <br />
dE = h2<br />
m kdk:<br />
dZ k = Z k 2kdk<br />
Zustande (Kreisring <strong>im</strong> Zweid<strong>im</strong>ensionalen), somit liegen zwischen E(k) und<br />
E(k + dk)<br />
dZ k = Z k 2kdk<br />
= L xL y m<br />
2k<br />
(2)<br />
2<br />
h 2 k dE = L xL y m <br />
2 h dE 2<br />
k-Zustande. Die Zustandsdichte <strong>im</strong> Zweid<strong>im</strong>ensionalen D(E) = dZ k<br />
dE<br />
konstant und lautet pro Spinrichtung<br />
D(E) = D 0 = L xL y m <br />
2 h 2 :<br />
ist also<br />
3.2.2 Zweid<strong>im</strong>ensionales Elektronengas <strong>im</strong> Magnetfeld<br />
Von nun an betrachten wir den Fall des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />
in der x-y-Ebene mit einem senkrecht dazu angelegtem aueren Magnetfeld<br />
;! B . <strong>Der</strong> Hamilton-Operator lautet<br />
H =<br />
1<br />
2m (p ; eA)2 <br />
wobei das Vektorpotential A die Beziehung<br />
B = rotA
26 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
D(E)<br />
B<br />
D 0<br />
B=0<br />
hw c<br />
E<br />
Abbildung 3.2: Zustandsdichte <strong>im</strong> 2DEG ohne Berucksichtigung der Zeeman-<br />
Aufspaltung, nach [7]<br />
erfullt. Verwendet man nun die Landau-Eichung<br />
A x = A z = 0<br />
A y = B x<br />
so kann man in y-Richtung als Losung ebene Wellen ansetzen [7]. Durch<br />
die Lorentz-Kraft werden die Elektronen in dem 2DEG auf Kreisbahnen mit<br />
der Umlaurequenz ! c gezwungen, die parallel zur Oberache liegen. Die<br />
Energieniveaus sind wie folgt quantisiert [2]:<br />
E n = (n + 1 2 )h! c + s g B B n=0 1 2:::i <br />
wobei die Zyklotronenergie h! c = heB<br />
m , s = 1 2<br />
die Spin-<strong>Quanten</strong>zahl, g der<br />
Lande-Faktor und B das Bohrsche Magneton sind. Die Wellenfunktion wird<br />
so gelegt, da y 0 <strong>im</strong> Mittelpunkt der Kreisbahn liegt [2]:<br />
= e ikx (y ; y 0 ):<br />
Daraus folgt mit der Schrodinger-Gleichung [6]<br />
(<br />
h! c 2 )<br />
;r 2<br />
2m c<br />
y + y<br />
2<br />
; r 2 c k =E <br />
r c
3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 27<br />
ist dabei die Losung des harmonischen Oszillators<br />
1<br />
2m [p2 y +(eB) 2 y 2 ] = (n + 1 2 )h! c<br />
y 0 = hk<br />
eB<br />
und r c ist der von Materialparametern unabhangige Zyklotronradius<br />
r c :=<br />
1<br />
h 2<br />
:<br />
eB<br />
<strong>Der</strong> Entartungsgrad N 0 , d.h. die Zahl der Energieeigenwerte jedes Landau-<br />
Niveaus, pro Spinrichtung, ist durch die Anzahl der Mittelpunkt-Koordinaten<br />
y 0 der Probe gegeben [2]:<br />
y 0 = h h<br />
k =<br />
eB eB 2 =<br />
L x<br />
) N 0 = L y<br />
y 0<br />
, N 0 = L xL y eB<br />
h<br />
h<br />
eBL x<br />
N 0 : Zahl der elementaren Fluquanten 0 = h der Probe<br />
e<br />
<strong>Der</strong> Entartungsfaktor pro Einheitsache ist demnach<br />
N = N 0<br />
L x L y<br />
= eB h :<br />
Es sei darauf hingewiesen, da der Entartungsfaktor unabhangig von Parametern<br />
des Halbleiters ist. In einem Landau-Niveau nden also N Elektronen<br />
pro Einheitsache Platz. Die Landau-Niveaus werden beginnend bei n=1<br />
fortlaufend aufgefullt. Gibt es nun beispielsweise 4L x L y N +2 Elektronen,<br />
dann sind die untersten 4 Niveaus voll besetzt und <strong>im</strong> funften sind noch 2<br />
Elektronen. Die Fermi-Energie liegt <strong>im</strong> funften Niveau. Werden nun weitere<br />
Elektronen dem System zugefuhrt, so bleibt die Fermi-Energie zunachst<br />
<strong>im</strong> funften Niveau und "<br />
springt \ erst in das sechste Niveau, wenn ausreichend<br />
Elektronen zugefuhrt worden sind [8]. Berechnet man an dieser Stelle<br />
den zu erwartenden <strong>Hall</strong>-Widerstand unter Verwendung der klassischen <strong>Hall</strong>-<br />
Spannung U H eines 2DEG mit einer konstanten Flachen-Ladungstragerdichte<br />
n s , so ist mit Probenstrom I<br />
U H =<br />
) R H = U H<br />
I<br />
B<br />
n s e I
28 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
Sind nun alle n =1 2:::i Energieniveaus vollstandig besetzt (n s = iN),<br />
so ergibt sich fur den quantisierten <strong>Hall</strong>-Widerstand<br />
R H =<br />
B<br />
iN e = h<br />
ie 2 i=1 2 3:::<br />
bzw:R H = ;1 0 c=2i nach [1]:<br />
ist hierbei die Feinstrukturkonstante, 0 die magnetische Feldkonstante und<br />
c die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit. <strong>Der</strong> quantisierte <strong>Hall</strong>-Widerstand sollte<br />
<strong>im</strong>mer dann auftreten, wenn die Ladungstragerdichte n s und das Magnetfeld<br />
B so verknupft sind, da der Fullfaktor i jedes Energieniveaus eine ganze<br />
Zahl ist [2]:<br />
i = n s<br />
N =<br />
n s<br />
eB=h<br />
<strong>Der</strong> Fullfaktor i wird auch als d<strong>im</strong>ensionslose <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit bezeichnet.<br />
<strong>Der</strong> Fullfaktor wird bei exper<strong>im</strong>entellen Untersuchungen mit i oder <br />
bezeichnet. Ein gemessener QHE ist in Bild 3.3 zu sehen. Durch das angelegte<br />
Magnetfeld istaberauch noch die Zeeman-Aufspaltung zu beachten. <strong>Der</strong><br />
Zeeman-Eekt bezeichnet die Aufspaltung der Energie-Niveaus eines Atoms,<br />
welches sich in einem aueren Magnetfeld bendet. Die Aufspaltung ist in<br />
der Spin-Bahn-Kopplung begrundet. In starken Magnetfeldern tritt die Aufspaltung<br />
starker hervor als in schwachen.<br />
Die bisherigen Aussagen bezuglich der Zustandsdichte und der Entartung<br />
beziehen sich jeweils auf nur eine Spinrichtung. D.h. in hohen Magnetfeldern<br />
und bei tiefen Temperaturen sieht man be<strong>im</strong> QHE zwei Plateaus pro Landau-<br />
Niveau, sowie zwei dazugehorige Max<strong>im</strong>a in der Leitfahigkeit langs des angelegten<br />
Stromes. In schwacheren Magnetfeldern tritt die Aufspaltung nicht<br />
mehr so extrem auf und die beiden Plateaus pro Spinrichtung gehen ineinander<br />
uber, so da nur noch ein gemeinsames Plateau sichtbar ist. Auch bei<br />
hoheren Temperaturen kommteszueinerUberlagerung der Spin-best<strong>im</strong>mten<br />
Plateaus zu einem gemeinsamen. In diesem Plateau ist dann allerdings die<br />
Zustandsdichte doppelt so hoch und damit ist auch derEntartungsgrad doppelt<br />
so gro<br />
N = 2 <br />
N 0<br />
L x L y<br />
=2 eB h :<br />
<strong>Der</strong> quantisierte <strong>Hall</strong>-Widerstand lautet nach wie vor:<br />
B<br />
R H =<br />
i N e<br />
= h i=1 2 3::::<br />
ie 2
3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 29<br />
Bei den <strong>im</strong> Praktikum durchgefuhrten Versuchen (vgl. Anhang 2) ist die<br />
Zeeman-Aufspaltung nicht zu erkennen und aus diesem Grund erhalt man<br />
nur geradzahlige Plateaus. Mit der Betrachtung des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />
<strong>im</strong> Magnetfeld wird aber nur der Wert der <strong>Hall</strong>-Plateaus beschrieben,<br />
nicht die Tatsache, da <strong>Hall</strong>-Plateaus mit endlicher Breite auftreten<br />
[7]. <strong>Der</strong> Verlauf der Leitfahigkeit in Langsrichtung xx lat sich mit<br />
Abbildung 3.3: <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt einer GaAs-AlGaAs Heterostruktur bei<br />
1,2 K. <strong>Der</strong> Source-Drain-Strom betragt 25,5 A und n = 5 6 10 11 e ; /cm 2 ,<br />
nach [6]<br />
dem Shubnikov-deHaas-Eekt beschreiben. Allgemein geht man bei tiefen<br />
Temperaturen von einem mit N 0 Elektronen besetzten Landau-Niveau aus,<br />
welches sich energetisch unterhalb des Fermi-Niveaus bendet. Mit wachsendem<br />
Magnetfeld verschieben sich die Landau-Niveaus zu hoheren Energie<br />
und durchlaufen schlielich dasFermi-Niveau. Dabei kommt es zu einer Entleerung<br />
des Landau-Niveaus, da sich dieuberzahligen Elektronen in dem jeweils<br />
darunterliegenden Niveau ansammeln. Dieser Vorgang wiederholt sich<br />
mit weiter anwachsendem Magnetfeldund es kommt zu der Oszillation der<br />
freien Energie als Funktion des aueren Magnetfeldes. Die Oszillation der<br />
freien Energie hat konkret auf die Leitfahigkeit folgende Auswirkung. Die
30 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
freien Ladungstrager konnen innites<strong>im</strong>al kleine Energiebetrage <strong>im</strong> elektrischen<br />
Feld aufnehmen und streuen an Phononen und Storstellen, weshalb<br />
die elektrische Leitfahigkeit endlich bleibt. Durch die Streuprozesse werden<br />
die scharfen Landau-Zustande energetisch verbreitert und es konnen kleine<br />
Energiebetrage aus dem aueren Feld aufgenommen werden. Kreuzt nun<br />
solch ein Landau-Niveau das Fermi-Niveau bei Vergroerung des Magnetfeldes,<br />
verringert sich seine Elektronendichte, was eine Abnahme der elektrischen<br />
Leitfahigkeit entspricht. Eine Oszillation der Elektronendichte in der<br />
Umgebung des Fermi-Niveaus aussert sich also unmittelbar als Oszillation<br />
der Leitfahigkeit xx [14].<br />
3.2.3 <strong>Der</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt <strong>im</strong> Modell der lokalisierten<br />
und delokalisierten Zustande<br />
Die Storstellen bewirken eine energetische Verbreiterung der Landau-<br />
Niveaus.<br />
Zustandsdichte<br />
hw c<br />
E E E<br />
1 2 3<br />
E<br />
Abbildung 3.4: Qualitatives Bild der Zustandsdichte eines ungeordneten zweid<strong>im</strong>ensionalen<br />
Systems von Ladungstragern <strong>im</strong> starken Magnetfeld, nach [8]<br />
Entscheidend ist, da an den Auslaufern der verbreiterten Landau-<br />
Bander \ lokalisierte Zustande auftreten. Diese lokalisierten Zustande sind<br />
"<br />
von den delokalisierten Zustanden in der Bandmitte durch eine sogenannte<br />
Mobilitatskante \ getrennt. Dieses Phanomen ist in ungeordneten Materialien<br />
haug anzutreen [15]. <strong>Der</strong> Lokalisierungsmechanismus verhilft zu einem<br />
"<br />
qualitativen Verstandnis des QHE. Die besetzten lokalisierten Zustande verhindern<br />
das oben bereits angesprochene Springen der Fermi-Energie. Aber<br />
aufgrund der Lokalisierung tragen die betroenen Ladungstrager nicht zum<br />
Stromu bei und damit bleibt (E F )=0und H = const. Damit kann man
3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 31<br />
das Auftreten der <strong>Hall</strong>-Plateaus in Bild 3.5 erklaren. Verschiedene Untersu-<br />
<strong>Hall</strong>-Leitfähigkeit<br />
in e²/h<br />
3<br />
2<br />
1<br />
1 2<br />
3<br />
Füllfaktor i<br />
Abbildung 3.5: <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt (schematisch). Die gestrichelte Linie<br />
entspricht der klassischen <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit 0 H, d.h. ohne Quantisierung,<br />
nach [8]<br />
chungen an Storstellen-Systemen haben ergeben, da die <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit<br />
die gleichen Werte ann<strong>im</strong>mt wie bei Systemen mit freien Elektronen, d.h.<br />
wenn = i. Ferner haben Untersuchungen gezeigt, da die Zustande bei<br />
E E n stets delokalisiert sind. Damit ergibt sich der qualitative Zusammenhang<br />
aus Bild 3.6.<br />
Die gerasterten Flachen geben den Bereich der lokalisierten Zustande<br />
an. In ihnen ist Leitfahigkeit langs der angelegten Spannung xx = 0 und<br />
xy = H = e2 . Aufgrund des Tensor-Charakters der Leitfahigkeit und des<br />
h<br />
Widerstandes ist auch xx = 0. In der Bandmitte sind die Zustande delokalisiert<br />
und tragen damit zum Stromu bei, die Leitfahigkeit hat einen<br />
endlichen Wert. Damit kommt es auch zu einem Anstieg der <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit.<br />
In diesem Modell ist die Existenz von delokalisierten Zustanden in der<br />
Bandmitte und lokalisierten Zustanden an der Bandkante zur Erklarung des<br />
QHE notwendig [8].<br />
3.2.4 Modell der Randkanale<br />
Bei dem obigen Landau-Modell geht manvon einem in x-Richtung unendlich<br />
ausgedehnten Objekt aus, welches mathematisch gunstig zu handhaben ist.<br />
Physikalisch korrekter ware ein Objekt, welches in x-Richtung nur endlich
32 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
Leitfähigkeit<br />
Zustandsdichte<br />
e²/ h<br />
<strong>Hall</strong>-Leitfähigkeit<br />
0 1<br />
Füllfaktor i ~ B<br />
Abbildung 3.6: Qualitativer Zusammenhang zwischen dem QHE und der<br />
Lokalisierung <strong>im</strong> unterste Landau-Band (n = 0) fur das Landau-Modell,<br />
nach [8]
3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 33<br />
ausgedehnt ist und trotzdem periodische Randbedingungen hatte. Diese Annahmen<br />
sind dem Modell der Randkanale zugrunde gelegt, das den Einu<br />
des Probenrandes berucksichtigt. In diesem Fall sind die Energie-Eigenwerte<br />
nicht mehr analytisch zu best<strong>im</strong>men, ihr qualitativer Verlauf ist in Bild 3.7<br />
dargestellt. In der Graphik ist zu erkennen, da die Entartung in den Randzonen<br />
der Breite r c aufgehoben ist, was einen Stromu bedeutet. Die in der<br />
Probe vorhandenen Storstellen fuhren zu einer Verbreiterung der Energieniveaus<br />
<strong>im</strong> Inneren des Systems, haben aber keinerlei Auswirkungen auf die<br />
Randzustande. In diesem Modell liefern die Randstrome den <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-<br />
Eekt, somit konnen die Zustande <strong>im</strong> Inneren des Systems lokalisiert sein.<br />
Ohne aueres elektrisches Feld kompensieren sich die beiden in entgegenge-<br />
E n (X)<br />
n=2<br />
n=1<br />
-<br />
L x<br />
2<br />
r c<br />
n=0<br />
0<br />
L x<br />
2<br />
X<br />
Abbildung 3.7: Qualitativer Verlauf der Energie-Eigenwerte be<strong>im</strong> Modell der<br />
Randkanale, nach [8]<br />
setzte Richtung ieenden Randstrome und der Gesamtstrom verschwindet.<br />
Unter Einu eines Feldes werden die Zustande in den Randzonen unterschiedlich<br />
besetzt und es entsteht ein endlich groer Gesamtstrom parallel zu<br />
den Randern. Dieser Strom st<strong>im</strong>mt mit dem klassischen <strong>Hall</strong>-Strom uberein.<br />
Auch in diesem Modell sind Storstellen notwendig, damit die Energieniveaus<br />
verbreitert werden und zu Bandern uberlappen. Diese Unordnungspotentiale<br />
bewirken, da die Zustande <strong>im</strong> Inneren "<br />
fast \ entartet und lokalisiert sind.
34 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />
Die Zustande am Rand hingegen bleiben nur schwach beeinut und verhalten<br />
sich nach wie vor praktisch wie die freier Elektronen. Die Konstellation<br />
ergibt wieder den QHE mit H = ie2 und =0.Ein entscheidender Unterschied<br />
zum Landau-Modell ist, da hierbei keine delokalisierten Zustande in<br />
h<br />
der Bandmitte notwendig sind, wie bei den in x-Richtung unendlich ausgedehnten<br />
Systemen [8].
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