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Der Quanten-Hall-Effekt im Fortgeschrittenenpraktikum

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<strong>Der</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt<br />

<strong>im</strong> <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong><br />

Auszug aus der Staatsexamensarbeit<br />

von<br />

Bianca Muller<br />

angefertigt am<br />

Physikalischen Institut der<br />

Universitt Karlsruhe (TH)<br />

Dezember 1997


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Das <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong> <strong>im</strong> Physikstudium soll Ihnen moderne exper<strong>im</strong>entelle<br />

Arbeitsweisen und aktuelle Forschungsbereiche nahe bringen.<br />

Um diesem Anspruch gerecht zu werden, sind in den letzten Jahren mehrere<br />

neue Versuche <strong>im</strong> <strong>Fortgeschrittenenpraktikum</strong> fur Physik an der Universitat<br />

Karlsruhe aufgebaut worden. Im Rahmen dieser Modernisierung ist<br />

auch der <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt (QHE) <strong>im</strong> Praktikum aufgenommen worden.<br />

<strong>Der</strong> QHE ist Ihnen wahrscheinlich noch nicht sehr vertraut, denn er wurde<br />

erst 1980 von Klaus von Klitzing entdeckt und ist auch noch heute Gegenstand<br />

von aktuellen Forschungsarbeiten, was die standig steigende Zahl von<br />

Veroentlichungen zu diesem Thema zeigt. Fur diese herausragende Arbeit<br />

erhielt von Klitzing <strong>im</strong> Jahre 1985 den Physik-Nobelpreis, was die Bedeutung<br />

des QHE unterstreicht. <strong>Der</strong> QHE hat nicht nur theoretische Bedeutung.<br />

Mit seiner Hilfe ist es gelungen, ein Widerstandsnormal einzufuhren,<br />

das nur auf Naturkonstanten beruht und daher resistent ist gegen zeitliches<br />

Driften. <strong>Der</strong> Eekt tragt somit auch zur Modernisierung des SI-Systems bei.<br />

Mit der Durchfuhrung dieses Versuches erhalten Sie einen Einblick in ein<br />

besonders aktuelles Gebiet der Tieftemperaturphysik. Sie konnen sich mit<br />

der Arbeit am Kryostaten und dem Umgang von ussigem Sticksto und<br />

Helium vertraut machen. Gleichzeitig wird der normale <strong>Hall</strong>-Eekt behandelt,<br />

ebenso die elektronischen Strukturen der Halbleiter und die Grundlagen<br />

der <strong>Quanten</strong>mechanik. Die Proben fur den QHE-Versuch sind sogenannte<br />

Halbleiter-Heterostrukturen und sind selbst Gegenstand aktueller Forschung.<br />

Solche Heterostrukturen verhalten sich wie quasi-zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronensysteme,<br />

die sich als Prufstein fur viele neue Theorien eignen. Es wird<br />

zunachst der exper<strong>im</strong>entelle Aufbau und die durchzufuhrenden Messungen<br />

beschrieben. es folgt dann eine theoretische Einfuhrung. Fur weitere Fragen<br />

und ausfuhrlichere Betrachtungen wird auf die Literatur verwiesen.<br />

3


4 KAPITEL 1. EINLEITUNG


Kapitel 2<br />

Exper<strong>im</strong>entelles<br />

2.1 Vorbereitung<br />

1. Erlautern Sie den klassischen <strong>Hall</strong>-Eekt.<br />

2. Welche Voraussetzungen sind an die be<strong>im</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt verwendeten<br />

Proben zu stellen, wie lassen sie sich realisieren?<br />

3. Beschreiben Sie die Besonderheiten eines zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />

(2DEG).<br />

4. Welche Veranderungen treten be<strong>im</strong> QHE auf, wenn man die Temperatur<br />

bzw. den Probenstrom andert?<br />

5. Welchen Einu hat die Zeeman-Aufspaltung auf die Ausbildung der<br />

<strong>Hall</strong>-Plateaus?<br />

2.2 Versuchsaufbau<br />

2.2.1 <strong>Der</strong> Kryostat<br />

<strong>Der</strong> <strong>im</strong> Praktikum verwandte Kryostat ist ein He 4 -Kryostat mit einer min<strong>im</strong>alen<br />

Temperatur von etwa 2 K. Die Vorkuhlung des He-Tanks erfolgt mit<br />

ussigem Sticksto (T S = 77 K), der dann vor dem Befullen mit Druckluft<br />

wieder herausgedruckt wird. Zur thermischen Isolierung ist das innere He-<br />

Dewar von einem Vakuum umgeben und zusatzlich ist eine Superisolationsfolie<br />

angebracht worden. <strong>Der</strong> Probenraum ist ein Rohr, welches am unteren<br />

5


6 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

Ende doppelwandig ist. In diesem kleinen Hohlraum herrscht ebenfalls Vakuum<br />

zur weiteren Isolation der Probe vom Helium-Bad <strong>im</strong> inneren Dewar.<br />

Mittels der Kapillare am Boden des Probenraumes ist es moglich, Heliumgas<br />

aus dem Heliumbad in den Probenraum zu pumpen. Die Probe selbst<br />

ist dann am unteren Ende eines weiteren dunneren Rohres, dem Probenstab,<br />

angebracht, welches <strong>im</strong> Rohr des Probenraumes steckt. Die Probe ist in eine<br />

Proben-Platte geklemmt (schematisch dargestellt in Bild 2.3), an der die<br />

elektrischen Kontakte angebracht sind. Die Leitungsdrahte zur Probe sind<br />

in dem Rohr des Probenstabes verlegt. Kurz oberhalb der Proben-Platte <strong>im</strong><br />

Probenstab ist ein Widerstand, der zur Temperaturbest<strong>im</strong>mung dient, angebracht.<br />

Um den Probenraum herum <strong>im</strong> inneren Dewar ist die supraleitende<br />

Spule aus Niob-Titan angebracht.<br />

elektrische Anschlüsse<br />

He-Einfüllstutzen<br />

N 2 -Einfüllstutzen<br />

(Vorkühlung)<br />

Druckmeßgerät<br />

Drehschieberpumpe<br />

inneres Dewar<br />

Probenraum<br />

Probenstab<br />

Vakuum<br />

supraleitende<br />

Spule<br />

Superisolationsfolie<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

00000000000<br />

11111111111<br />

Isolationsvakuum<br />

Kryostat<br />

He-R. (2)<br />

He-Rückleitung (1)<br />

Thermometer<br />

Proben-Platte<br />

Kapillare<br />

Druckluft-Stutzen<br />

Abbildung 2.1: Schematischer Aufbau der Versuchsanordnung<br />

Die in dem Bild 2.1 verwandten Bezeichnungen werden <strong>im</strong> Kapitel Versuchsdurchfuhrung<br />

wieder aufgegrien.


2.2. VERSUCHSAUFBAU 7<br />

2.2.2 Meaufbau<br />

<strong>Der</strong> elektrische Teil der Versuchsanordnung ist in Bild 2.2 dargestellt. <strong>Der</strong><br />

Strom durch die Probe I P wird mit dem Gleichstromgeber eingestellt. Die<br />

Spannungen U xx und U xy werden dann am Spannungsmegerat abgelesen<br />

und parallel dazu mit dem X-Y-Schreiber aufgezeichnet. Die Wahl der Spannungskontakte<br />

erfolgt uber eine Umschaltbox. Jeder der beiden Drehschalter<br />

lat sich auf die Kontakte S 1 bis S 6 (vgl. Bild 2.2 oben oder 2.3) einstellen.<br />

Machen Sie sich schon in der Vorbereitung klar, welche Kombinationen zu<br />

welchen Ergebnissen fuhren.<br />

In Bild (2.2 unten) ist der Stromkreis fur das Thermometer abgebildet.<br />

Das Thermometer ist ein Kohlewiderstand, dessen Widerstandswert stark<br />

von der Temperatur abhangt. <strong>Der</strong> Widerstand ist so gewahlt worden, da<br />

die Anderungen <strong>im</strong> Temperaturbereich von ussigem Helium sehr gro sind,<br />

so da eine recht genaue Temperaturbest<strong>im</strong>mung erfolgen kann.<br />

2.2.3 Spulensteuerung<br />

Mit dem "<br />

Superconducting Magnet Power Supply \ wird der Spulenstrom<br />

geregelt.<br />

An der Ruckseite des Gerates wird auf "<br />

Standby \ geschaltet und anschlieend<br />

kann man an der Vorderseite das Gerat anschalten.<br />

Einstellung des "<br />

Set Point \. Mit dieser Einstellung wird das max<strong>im</strong>ale<br />

Magnetfeld ausgewahlt. Halten Sie die Taste "<br />

Set Point \ <strong>im</strong> Fenster<br />

" Display\ gedruckt, wahrend Sie mit den Tasten <strong>im</strong> Fenster " Adjust<br />

\ die Wahl des Magnetfeldes vornehmen. Die "<br />

Adjust \-Tasten sind<br />

nur in Verbindung mit einer weiteren Taste funktionsfahig.<br />

Einstellung der Set Rate \. Hiermit wird die Geschwindigkeit fur das<br />

"<br />

Durchfahren des Feldes best<strong>im</strong>mt. Verfahren Sie wie be<strong>im</strong> Einstellen<br />

des Set Point \, halten Sie nun aber die Taste Set Rate \ <strong>im</strong> Fenster<br />

" "<br />

Display\ gedruckt.<br />

"<br />

"<br />

Switch Heater \ Die Spule ist bei He-Temperaturen supraleitend.<br />

Deshalb mu man zum Einleiten des Stromes die supraleitende Kurzschlubrucke<br />

aufheizen auf Temperaturen oberhalb der supraleitenden<br />

Ubergangstemperatur des Spulenmaterials (vgl. Bild 2.5). Wahrend des<br />

gesamten Durchfahrens des Magnetfeldes mu der Heizer angeschaltet


8 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

S S S 1<br />

00 11 3 11000<br />

111 2<br />

00 11<br />

11000<br />

111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

Probe<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

00 11<br />

11000<br />

111 000 111<br />

00 11<br />

11000<br />

111<br />

00 11<br />

11000<br />

111<br />

S4 S S<br />

5 6<br />

U<br />

xx<br />

bzw. U<br />

xy<br />

rot<br />

=<br />

I Probe<br />

schwarz<br />

gelb<br />

=<br />

I<br />

Th<br />

U Th<br />

Kohlethermometer<br />

Abbildung 2.2: Schaltskizzen


2.2. VERSUCHSAUFBAU 9<br />

S<br />

3<br />

S<br />

2<br />

S<br />

1<br />

S<br />

8<br />

111100<br />

0100<br />

00 11<br />

00 11 00 11<br />

00 11<br />

00 11<br />

111100<br />

0100<br />

S S S<br />

4 5 6<br />

S<br />

7<br />

Abbildung 2.3: Die Probe in der Proben-Platte, Ansicht von unten<br />

Superconducting Magnet Power Supply<br />

Display<br />

Sweep<br />

Control<br />

Switch<br />

Heater<br />

Control Adjust Power<br />

Volts<br />

Amps<br />

Tesla<br />

Quench<br />

Rate<br />

L<strong>im</strong>iting<br />

Lock<br />

Remote<br />

Local<br />

Raise<br />

Standby<br />

Power On<br />

Current/<br />

Field<br />

Output<br />

Volts<br />

Set<br />

Point<br />

Set<br />

Rate<br />

Hold Set<br />

Point<br />

Zero<br />

Heater<br />

On<br />

Loc/Rem<br />

Lower<br />

On/<br />

Off<br />

Abbildung 2.4: Die Steuereinheit fur die Spule


10 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

sein. Ist das Feld hochgefahren und sie nehmen die Umstellungen an der<br />

Probe vor, schalten Sie den Heizer aus, da sonst das Helium zu schnell<br />

verbraucht wird. Auf diese Weise iet nur <strong>im</strong> supraleitenden Magnet<br />

ein Strom und es entsteht keine Joule`sche Warme. Soll das Feld wieder<br />

heruntergefahren werden, ist der Heizer erneut anzuschalten.<br />

Heizdraht<br />

supraleitende<br />

Spule<br />

Abbildung 2.5: Heizen der supraleitenden Kurzschlubrucke der Spule<br />

Durchfahren des Magnetfeldes Nachdem der Set Point\ und die Set<br />

" "<br />

Rate \ eingestellt worden sind, kann man das Feld durchfahren. Schalten<br />

Sie den Heizer an und drucken dann die Taste Set Point \ <strong>im</strong><br />

"<br />

Fenster Sweep Control \. Das Magnetfeld wird nun mit der vorbest<strong>im</strong>mten<br />

Geschwindigkeit aufgebaut. Soll das Durchfahren angehalten<br />

"<br />

werden, kann dies mit der Taste Hold \ <strong>im</strong> Fenster Sweep Control<br />

" "<br />

\ erreicht werden. Zum weiteren Durchfahren wird einfach wieder der<br />

Set Point\ angewahlt. Zum Herunterfahren des Magnetfeldes druckt<br />

"<br />

man Zero \ <strong>im</strong> selben Fenster.<br />

"<br />

Im Display ist die Einstellung so vorzunehmen, da die Anzeige das<br />

Magnetfeld in Tesla anzeigt wird.<br />

Im Fenster "<br />

Control \ sollten die Anzeigen "<br />

Lock \ und "<br />

Local \<br />

leuchten, dann ist das Gerat auf Bedienung von der Vorderseite eingestellt.<br />

2.3 Die Proben<br />

<strong>Der</strong> QHE wird an zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronensystemen beobachtet. Dieses<br />

lat sich auf verschiedene Arten realisieren. Zum einen handelt es


2.3. DIE PROBEN 11<br />

sich um einen Silizium-MOSFET (Metal-Oxide-Semiconductor-Field-Eect-<br />

Transistor) und zum anderen um eine sogenannte GaAs-Al x Ga 1;x As-<br />

Heterostruktur. Mit Si-MOSFET-Proben wurde der Originalversuch von K.<br />

von Klitzing durchgefuhrt, <strong>im</strong> Praktikum wird eine Heterostruktur verwandt,<br />

aufgrund der in Abschnitt 2.3.2 genannten Vorteile.<br />

2.3.1 Silizium-MOSFET<br />

+ V G<br />

S<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

00000 11111<br />

n<br />

+ + + + + + + + + + + + +<br />

00000000000000<br />

111111111111110000<br />

00000000000000<br />

111111111111110000<br />

00000000000000<br />

11111111111111<br />

Al<br />

0000 1111<br />

00000000000000<br />

111111111111110000<br />

0000 1111<br />

SiO<br />

0000 1111<br />

2<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

- - - - - - - - - - - - -<br />

+ +<br />

n<br />

D<br />

z<br />

p-Si<br />

Abbildung 2.6: Schematischer Aufbau eines Silizium-MOSFETs, nach [6]<br />

Be<strong>im</strong> Si-MOSFET dient ein p-dotierter Siliziumkristall (Halbleiter) als Basis,<br />

bei dem starker dotierte Stellen auf der Oberache als Kontakte fungieren<br />

(Source und Drain). Die verbleibende Oberache ist mit einer amorphen isolierenden<br />

Oxidschicht bedeckt und diese wiederum mit einer Metallschicht.<br />

An der oberen Metallschicht wird die Gate-Spannung V G angelegt. <strong>Der</strong> Potentialverlauf<br />

ist in Bild 2.7 wiedergegeben. Bei hohen Gate-Spannungen<br />

verlagern sich die positiven Locher tiefer in den Kristall hinein [7]. Wenn<br />

das Leitungsband-Niveau unter das Fermi-Energie-Niveau sinkt, entsteht die<br />

zweid<strong>im</strong>ensionale Inversionsschicht, die bei Si-Kristallen 25 A dick ist [6].<br />

In der z-Richtung sind die Elektronen sozusagen in einem Potentialtopf gefangen.<br />

Die Bewegung senkrecht zu dieser Schichtkann dann quantenmechanisch<br />

beschrieben werden.<br />

<strong>Der</strong> Vorteil dieser MOSFETs besteht darin, da die Elektronendichte uber<br />

die Gate-Spannung regelbar ist, i.a. von Null bis 10 13 Elektronen pro Quadratzent<strong>im</strong>eter.<br />

Allerdings haben sie auch Nachteile: bisher ist es noch nicht


12 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

eV G<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

Al<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111 E F<br />

0000 1111<br />

-<br />

0000 1111<br />

-<br />

0000 1111 -<br />

0000 1111<br />

-<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

-<br />

0000 1111<br />

SiO 2 -<br />

0000 1111 -<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

z-Verarmungszone<br />

z-Inversionsschicht<br />

-<br />

Leitungsband<br />

Valenzband<br />

p-Si<br />

Abbildung 2.7: Potentialverlauf eines Silizium-MOSFET, nach [6]


2.3. DIE PROBEN 13<br />

gelungen, Proben mit einer sehr prazisen Grenzache herzustellen. Es kommt<br />

somit zu Streuungen an der Oberache. Dies fuhrt dazu, da die Beweglichkeit<br />

der Elektronen bei T = 1 K max<strong>im</strong>al einen Wert von = 4 m 2 /Vs<br />

ann<strong>im</strong>mt [7].<br />

2.3.2 GaAs/GaAlAs-Heterostruktur<br />

Die Heterostruktur besteht aus zwei verschiedenen Materialien, die durch<br />

Molekularepitaxie nacheinander auf ein Substrat abgeschieden werden und<br />

deren Grenzache nahezu atomar glatt hergestellt werden kann. Das GaAs<br />

verhalt sich hierbei analog zu dem Si-Halbleitermaterial des MOSFETs.<br />

Es ist ebenfalls leicht p-dotiert und ein Halbleiter. Das zweite Material ist<br />

Ga 1;x Al x As und fungiert mit seiner breiteren Bandlucke als Isolator. Haug<br />

wird eine Verbindung mit einem x von 0,3 verwendet. Die makroskopische<br />

Geometrie wird in Bild 2.8 wiedergegeben. Das untere GaAs wird n-dotiert,<br />

damit die Probe elektrisch vom Untergrund abgeschirmt wird. Zur Rea-<br />

000 111<br />

0000 1111<br />

000 111<br />

0000 1111 000 111<br />

0000 1111<br />

000 111 0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111<br />

0000 1111 000000000000000000000000000000<br />

111111111111111111111111111111 0000 1111<br />

000 111<br />

0000 1111<br />

000 111<br />

000 111<br />

0000 1111<br />

000 111<br />

I<br />

Alx<br />

Ga 1-x<br />

As<br />

GaAs<br />

(nicht dotiert)<br />

GaAs<br />

10 - 100 nm<br />

2DEG<br />

1 -4 um<br />

semi-isolierend<br />

n + - GaAs<br />

Abbildung 2.8: Typische Geometrie der GaAs-AlGaAs-Probe mit dem zweid<strong>im</strong>ensionalen<br />

Elektronengas (2DEG), nach [2]<br />

lisierung der quasi-zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronenschicht wird das GaAlAs<br />

gezielt mit Silizium n-dotiert (vgl. Kapitel 3.1), was dazu fuhrt, da bewegliche<br />

Elektronen in das Leitungsband gelangen [7]. Einige dieser Elektronen<br />

diundieren in die Locher an der Oberkante des Valenzbandes von GaAs.<br />

Mit dieser Dotierung verschiebt sich die Fermi-Energie E F knapp unterhalb<br />

der Leitungsbandkante. Es verbleibt aber ein leicht positiver Ladungsuberschu,<br />

der die Elektronen anzieht und damit die Bander verbiegt. Die Fermi-<br />

Niveaus streben also einen Ausgleich an und an der Grenzache liegt somit


14 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

ein elektisches Feld vor [6]. Das zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronengas (2DEG) entsteht<br />

an der Grenzache auf der Seite des reinen GaAs (siehe Bild 2.9). Die<br />

Wellenfunktionen fur das 2DEG werden aus den Wellenfunktionen fur das<br />

Leitungsband des GaAs aufgebaut.<br />

Al x Ga 1-x<br />

As GaAs<br />

2d<strong>im</strong>. Elektronengas<br />

+<br />

Leitungsband<br />

Leitungsband<br />

+<br />

+<br />

-<br />

-<br />

-<br />

E F<br />

Valenzband<br />

-<br />

-<br />

E<br />

z<br />

Valenzband<br />

Abbildung 2.9: Potentialverlauf bei einer GaAs-AlGaAs-Heterostruktur,nach<br />

[6]<br />

<strong>Der</strong> Vorteil dieser Probe liegt in der hohen Prazision der Herstellung.<br />

An der Grenzache lassen sich die Ladungstrager raumlich von den Donatoren<br />

und Akzeptoren trennen, so da die freie Weglange der Elektronen<br />

gro bleibt. Damit erreicht man eine sehr hohe Beweglichkeit, die Werte von<br />

mehr als 100 m 2 /Vs annehmen kann [7]. Ein weiterer Vorteil ist die etwas<br />

kleinere eektive Masse von GaAs (m = 0 07m e ) <strong>im</strong> Vergleich zu Silizium<br />

(m =0 2m e ). Das GaAs ist in seiner Struktur einfacher, da Silizium sechs<br />

aquivalente "<br />

Taler \ von Elektronenzustanden an unterschiedlichen, aber<br />

symmetrischen Punkten der Brillouin-Zone hat [6].


2.4. VERSUCHSDURCHF UHRUNG 15<br />

2.4 Versuchsdurchfuhrung<br />

2.4.1 Abkuhlen des Kryostaten<br />

1. Testen, ob die Probe korrekt in dem Probenhalter steckt Geben Sie<br />

dazu einen Teststrom von 50 A durch die Probe und kontrollieren<br />

Sie die einzelnen Kontakte, indem Sie alle moglichen Kombinationen<br />

der Langsspannungsmessung einstellen. Beachten Sie, da der Stromu<br />

durch die Probe wahrend des Umschaltens zwischen den Kontakten<br />

unterbrochen wird. Diese Kontrolle sollten Sie auch vor dem Befullen<br />

mit ussigem Sticksto und Helium durchfuhren.<br />

2. Reinigen des Dewar-Gefaes Pumpen Sie bis zu einem Druck von<br />

;1 0 bar gegen Atmospharendruck. Dann schlieen Sie den Absperrhahn<br />

zur Pumpe und onen langsam das Ventil zur Helium-Ruckleitung<br />

(1). Damit spulen Sie den Kryostaten mit Helium-Gas. <strong>Der</strong> Druck<br />

<strong>im</strong> Dewar-Gefa steigt wieder auf Normaldruck an. Das Ventil der He-<br />

Ruckleitung wird dann wieder geschlossen und das der Pumpe wieder<br />

geonet. Spulen Sie das Dewar-Gefa ein weiteres Mal, pumpen Sie ab<br />

und lassen das Dewar dann mit einem Unterdruck von ;1 0 bar stehen.<br />

3. Reinigen des Probenraums Schlieen Sie die Pumpe an den Probenraum<br />

an und schalten das Druckmegerat an. Evakuieren Sie den Probenraum<br />

und spulen ihn zwe<strong>im</strong>al mit Helium-Gas aus der He-Ruckleitung<br />

(2). Den Probenraum lassen Sie dann <strong>im</strong> geuteten Zustand<br />

stehen, schlieen die He-Ruckleitung und schalten die Druckmerohre<br />

aus.<br />

4. Befullen des Kryostaten mit ussigem Sticksto Fluten Sie das Dewar-<br />

Gefa mit He aus der Ruckleitung (1) und schlieen dann das Ventil.<br />

Onen Sie den Druckluft-Stutzen und fuhren den N 2 -Fullstab in<br />

den N 2 -Stutzen ein, bis sich der Fullstab ca. 1 0 cm uber dem Boden<br />

des Dewar-Gefaes bendet. Setzen Sie den Schlauch der N 2 -Kanne<br />

auf den Fullstab und onen langsam den Absperrhahn an der Kanne.<br />

Fullen Sie bis zu einer Hohe von ca. 55 cm Sticksto in den Kryostaten<br />

ein. Den N 2 -Fullstand ermitteln Sie mit Hilfe des Pegelstabs,<br />

der in den He-Stutzen eingefuhrt wird. Ziehen Sie den Stab dann zugig<br />

heraus und messen Sie die Hohe der Vereisung. Dabei sind die Kalteschutzhandschuhe<br />

zu tragen. Nach dem Befullen setzen Sie den kleinen<br />

Schlauch auf den Druckluft-Stutzen und entfernen den Einfullstab, wobei<br />

ebenfalls die Kalteschutzhandschuhe zu tragen sind. Vergewissern


16 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

Sie sich, da das Stickstogas durch den Schlauch abdampfen kann.<br />

Die Kuhlung der Spule <strong>im</strong> Kryostaten auf Temperatur von ussigem<br />

N 2 (T = 77 K) dauert ungefahr 2 Stunden.<br />

5. Kontrollieren Sie den Widerstand der Spule (bei N 2 -Temperatur ca.<br />

13,7 ) und den Widerstand des Thermometer-Widerstandes <strong>im</strong> Probenraum<br />

(bei N 2 -Temperatur ca. 235 ).<br />

6. Entfernen des Stickstos aus dem Kryostaten Fuhren Sie erneut den<br />

Einfullstab in den N 2 -Stutzen ein und schieben den langeren Schlauch<br />

auf, dessen anderes Ende in die bereitstehende kleine N 2 -Kanne gesteckt<br />

wird. Vom Druckluft-Stutzen entfernen Sie den kleinen Schlauch<br />

und setzen statt dessen den Druckluft-Schlauch auf. Geben Sie nun<br />

langsam die Druckluft in den Kryostaten, jedoch sollte dabei der Druck<br />

<strong>im</strong> Dewar-Gefa nicht uber 0 1 bar Uberdruck ansteigen. Wurde der<br />

Sticksto restlos aus dem Kryostaten entfernt, schlieen Sie den N 2 -<br />

und den Druckluft-Stutzen. Bitte achten Sie darauf, da wahrend der<br />

gesamten Arbeit mit Sticksto die Helium-Ruckleitungen geschlossen<br />

sind.<br />

7. Pumpen Sie das Dewar-Gefa bis auf einen Unterdruck von ;1 0 bar<br />

ab.<br />

8. Pumpen Sie den Probenraum bis auf einen Druck von ca. 3 10 ;2 mbar<br />

ab, schlieen das Ventil zur Pumpe und uten dann das Dewar-Gefa<br />

mit dem Helium aus der Ruckleitung (1). <strong>Der</strong> Druck <strong>im</strong> Probenraum<br />

mu schnell wieder auf Normaldruck (Null bar) ansteigen. Andernfalls<br />

ist die Kapillare zwischen Dewar-Gefa und Probenraum vereist ist.<br />

Schlieen Sie die He-Ruckleitung (1) und evakuieren Sie den Probenraum<br />

bis auf einen Druck von ca. 2 0mbar.<br />

9. Evakuieren und spulen Sie das Dewar-Gefa zwe<strong>im</strong>al (siehe Punkt 2.).<br />

10. Befullen des Kryostaten mit Helium Schlieen Sie die Pumpe wieder an<br />

den Probenraum und aktivieren Sie diese. Setzen Sie den He-Heber in<br />

den He-Stutzen am Kryostaten und s<strong>im</strong>ultan in die Helium-Kanne. Dabei<br />

mu die He-Ruckleitung (1) am Kryostaten, als auch die He-Ruckleitung<br />

der Kanne geonet sein. Schlieen Sie den roten Gummiball an<br />

die He-Kanne an, sperren die He-Ruckleitung der Kanne und geben mit<br />

dem Ball vorsichtig und langsam Druck auf das Helium. Auch hierbei<br />

sollte der Druck in der Helium-Kanne nicht uber 0 1 bar Uberdruck<br />

ansteigen, ansonsten sollte kurz die Ruckleitung zum Ausgleich geonet<br />

werden. <strong>Der</strong> Druck <strong>im</strong> Probenraum sollte zu Beginn des Fullens


2.4. VERSUCHSDURCHF UHRUNG 17<br />

bei ca. 2 0 mbar liegen. Sobald die Helium-Oberache <strong>im</strong> Kryostaten<br />

die Kapillare erreicht hat, steigt der Druck an und die Pumpe und das<br />

Druckmegerat konnen abgeschaltet werden. Fullen Sie Helium bis zu<br />

einer Hohe von ungefahr 55 cm ein, der Stand wird wiederum mit dem<br />

Pegelstab uberpruft, der nun aber in den N 2 -Stutzen eingefuhrt wird.<br />

<strong>Der</strong> Pegelstab wird ganz in den Kryostaten gesteckt und langsam hochgezogen.<br />

Ist das Stabende in ussigem Helium, wird einen Schwingung<br />

der oberen Membrane mit niedriger Frequenz erzeugt. Erreicht das Stabende<br />

die Oberache des Bades, so erhoht sich die Frequenz deutlich.<br />

Bei weiterem Herausziehen hort die Schwingung auf. Auch hierbei ist<br />

darauf zu achten, da der Metallstab niemals ohne die Kalteschutzhandschuhe<br />

angefat werden darf.<br />

11. Ermitteln der Widerstande Testen Sie den Widerstand der Spule (bei<br />

He-Temperatur 0,0 ) und die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum (Siedepunkt<br />

von Helium: 4 2 K). Dazu geben Sie einen kleinen Strom durch<br />

den Widerstand <strong>im</strong> Probenraum, ermitteln diesen Widerstandswert<br />

und lesen dann die Temperatur in der R(T)-Tabelle des Thermometers<br />

(siehe Anhang) ab. Bei den Temperaturmessungen <strong>im</strong> Probenraum ist<br />

darauf zu achten, da der Strom moglichst gering gehalten wird, da es<br />

sonst zu einer Aufheizung des Thermometers kommt.<br />

12. Durchfuhrung der Messungen Fuhren Sie die Messungen, wie in Kapitel<br />

2.4.2 beschrieben, durch. Achten Sie darauf, da wahrend der Messungen<br />

die He-Ruckleitung (1) geonet bleibt. Ermitteln Sie zwischen<br />

den Messungen den Helium-Pegel. Es durfen keine weiteren Messungen<br />

durchgefuhrt werden, wenn der Stand des ussigen Heliums unter<br />

25 cm sinkt, da dann die Spule nicht mehr vollstandig <strong>im</strong> Bad steht<br />

und somit nicht mehr supraleitend ist.


18 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES<br />

2.4.2 Messungen<br />

1. Erhohen Sie die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum auf rund 4 0 K, indem<br />

Sie kurz die He-Ruckleitung (2) onen. Messen Sie wiederum U xx und<br />

U xy mit denselben Einstellungen wie bei der ersten Messung.<br />

2. Erniedrigen Sie die Temperatur <strong>im</strong> Probenraum auf 1 8 K, indem Sie<br />

am Probenraum pumpen. Dadurch verdampft Helium <strong>im</strong> inneren Dewar<br />

und gelangt in den Probenraum. Durch das Verdampfen entsteht<br />

Verdampfungskalte und es kommt zueiner Abkuhlung unter die Temperatur<br />

von ussigem Helium. Die Regelung der Konstanz der Temperatur<br />

erfolgt uber das Ventil zur Pumpe.<br />

Messen Sie die Langsspannung U xx mit einem Probenstrom I P =<br />

20 A be<strong>im</strong> Hochfahren des Magnetfeldes B von 0 0 T auf 6 0<br />

T. Besonders geeignet sind die beiden moglichen Langsspannungen<br />

uber die gesamte Probenlange. Das Durchfahren des B-Feldes<br />

erfolgt <strong>im</strong>mer mit einer "<br />

Sweep \-Rate von 0,5 T/min. Die Spannung<br />

kann dabei auf dem Megerat abgelesen werden, wird aber<br />

gleichzeitig auch mit dem X-Y-Schreiber aufgenommen.<br />

Messen Sie die <strong>Hall</strong>spannung U H = U xy mit einem Probenstrom<br />

I P =20A be<strong>im</strong> Herunterfahren des B-Feldes. Wahrend des Umschaltens<br />

empehlt es sich, den Strom durch die Probe zu unterbrechen<br />

und den Heizer der Spule auszuschalten.<br />

Messen Sie U xx<br />

I P = 100 A.<br />

und U xy , dieses Mal mit einem Probenstrom<br />

Nach dieser Messung schalten Sie die Pumpe am Probenraum ab. Zu<br />

Kontrollzwecken ist es sinnvoll, einige markante Spannungswerte mit<br />

der zugehorigen magnetischen Feldstarke direkt wahrend des Messens<br />

mitzuschreiben.<br />

Vor den Messungen sollten Sie den Bereich fur die X- und Y-Werte<br />

abschatzen, damit Sie eine sinnvolle Einstellung vornehmen konnen.


2.5. AUFGABEN 19<br />

2.5 Aufgaben<br />

1. Werten Sie die aufgenommen Kurven aus.<br />

(a) Best<strong>im</strong>men Sie die Langs-Spannungswerte an den Extrema der<br />

Kurve und wiederum die dazugehorigen Magnetfeldstarken.<br />

(b) Berechnen Sie die <strong>Hall</strong>-Spannungswerte der <strong>Hall</strong>-Plateaus und die<br />

dazugehorigen Magnetfeldstarken.<br />

(c) Identizieren Sie die Plateaus.<br />

(d) Best<strong>im</strong>men Sie die Ladungstrgerkonzentration der Probe.<br />

2. Berechnen Sie mit den erhaltenen Werten die Feinstrukturkonstante .<br />

3. Vergleichen Sie die ermittelten Werte mit den Literaturwerten.


20 KAPITEL 2. EXPERIMENTELLES


Kapitel 3<br />

Theoretische Grundlagen<br />

3.1 <strong>Der</strong> klassische <strong>Hall</strong>-Eekt<br />

Legt man an einen Leiter ein elektrisches Feld ;! E x an, so bewegen sich indiesem<br />

Elektronen mit der Drift-Geschwindigkeit ;! v langs der Stromrichtung.<br />

Legt man nun ein magnetisches Feld ;! B senkrecht zurBewegungsrichtung der<br />

Elektronen an, so erfahren diese eine Ablenkung aufgrund der Lorentz-Kraft<br />

;!<br />

F L . Dies bewirkt einen Ladungsuberschu am oberen Ende des Leiters und<br />

einen ebensogroen der entgegengesetzten Ladung am unteren Ende. Die so<br />

entstandene elektrische Potentialdierenz wird <strong>Hall</strong>-Spannung ;! U H genannt.<br />

Die ungleiche Ladungsverteilung bedingt eine elektrische Querkraft ;! F E ,welche<br />

der Lorentz-Kraft entgegenwirkt [11].<br />

Nach kurzer Zeit stellt sich ein Gleichgewicht ein:<br />

; ;! F L = ;! F E<br />

, e ( ;! v ;! B ) = e ;! E y<br />

, ;! v =<br />

;! E y<br />

;! B<br />

mit ;! v ? ;! E x ? ;! B:<br />

Fur das <strong>Hall</strong>-Exper<strong>im</strong>ent sindzwei Groen von groer Bedeutung [16]. Zum<br />

einen interessiert der transversale Widerstand<br />

xy (B) = E y<br />

j x<br />

und zum anderen der <strong>Hall</strong>-Koezient<br />

R H =<br />

E y<br />

j x B :<br />

21


22 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

E<br />

x<br />

- - - - - - - - -<br />

E<br />

y<br />

v<br />

-<br />

F<br />

F<br />

L<br />

E<br />

+ + + + + + + + +<br />

j<br />

x<br />

U<br />

H<br />

B<br />

Abbildung 3.1: Schema zum <strong>Hall</strong>-Eekt, nach [9]<br />

Im stationaren Zustand ist der Strom zeitunabhangig und es gelten die folgenden<br />

Gleichungen:<br />

0 = ;eE x ; ! c p y ; p x<br />

<br />

0 = ;eE y + ! c p x ; p y<br />

<br />

wobei ! c = eB , p m x, p y die jeweiligen Impulskomponenten der Elektronen<br />

und 0 die Relaxationszeit mit der dazugehorigen freien Weglange l 0 = v F 0<br />

sind. v F ist die Fermi-Geschwindigkeit der Elektronen. Multipliziert man<br />

die Gleichungen mit ;ne=m und fuhrt die Stromdichtekoezienten ein,<br />

so ergibt sich<br />

0 E x = ! c j y + j x<br />

0 E y = ;! c j x + j y :<br />

0 ist die Leitfahigkeit ohne ein anliegendes Magnetfeld. Das <strong>Hall</strong>-Feld E y<br />

wird dadurch best<strong>im</strong>mt, da die y-Komponente der Stromdichte j y Null wird:<br />

E y = ; ! c<br />

0<br />

) R H = ; 1 ne :<br />

j x = ; B ne j x<br />

<strong>Der</strong> Tensor des spezischen Widerstandes ergibt sich somit zu [6]:<br />

xx = yy = 0


3.1. DER KLASSISCHE HALL-EFFEKT 23<br />

wobei 0 = 1<br />

0<br />

xy = ; yx = B ne<br />

= Ex . <strong>Der</strong> Leitfahigkeitstensor ist die inverse Matrix zu :<br />

jx<br />

0<br />

xx<br />

xx =<br />

=<br />

1+! c 2 0<br />

2 2 xx<br />

+ 2 xy<br />

xy = ne<br />

B + 1<br />

; xy<br />

xx =<br />

! c 0 2 xx + 2 xy<br />

yy = xx yx = ; xy :<br />

Hat man einen reinen, d.h. nicht dotierten Halbleiter bei der Temperatur<br />

T=0 K vorliegen, so sind in diesem alle Elektronen <strong>im</strong> Valenzband und keine<br />

<strong>im</strong> Leitungsband untergebracht. Dies fuhrt dazu, da der Halbleiter den<br />

elektrischen Strom nicht leitet. Erhoht man nun aber die Temperatur, erhalten<br />

die Elektronen ausreichend Energie, um uber eine Energielucke vom<br />

Valenzband ins Leitungsband zu gelangen, wobei sie <strong>im</strong> Valenzband ein Loch<br />

hinterlassen. <strong>Der</strong> Anteil der besetzten Zustande <strong>im</strong> Leitungsband ist durch<br />

die Fermi-Verteilung gegeben. Zur Leitfahigkeit tragen nun die Elektronen<br />

<strong>im</strong> Leitungsband, aber auch die Locher <strong>im</strong> Valenzband bei. Die Leitfahigkeit<br />

betragt deshalb [11]:<br />

= ne n + pe p<br />

stellt die Beweglichkeit der Elektronen bzw. Locher dar und berechnet sich<br />

mit<br />

ep = e ep<br />

<br />

m ep<br />

wobei m die eektive Masse ist [17]. Bringt man nun Fremdatome in das<br />

Kristallgitter ein, so spricht manvon dotierten Halbleitern [12]. Es gibt zwei<br />

verschiedene Arten von Dotierungen:<br />

n-Dotierung:<br />

Bei der n-Dotierung wird ein vierwertiges Atom des Halbleiters durch<br />

ein funfwertiges Fremdatom, ein sogenannter Donator, substituiert. Das<br />

Energieniveau des uberschussigen funften Elektrons liegt dicht unterhalb<br />

der Leitungsbandunterkante, das Elektron verhalt sich bei Z<strong>im</strong>mertemperatur<br />

praktisch wie ein freibewegliches Leitungselektron. Das<br />

Ergebnis ist dann ein n-Halbleiter. Als Beispiel hierfur lat sich Silizium<br />

nennen, da mit Phosphor-Atomen dotiert wird.


24 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

p-Dotierung:<br />

Bei der p-Dotierung wird ein vierwertiges Halbleitermaterial (z.B.<br />

Si) mit dreiwertigen Fremdatomen (z.B. Bor) "<br />

verunreinigt \. Dieses<br />

Fremdatom nennt man Akzeptor. Zur Ausbildung einer sp 3 -<br />

Hybridisierung zu den Si-Nachbarn fehlt ein Elektron. Dies fuhrt zu<br />

einem zusatzlichen Energieniveau dicht oberhalb der Valenzbandkante.<br />

Die entstandenen "<br />

Defektelektronen \ (Locher) konnen bei Z<strong>im</strong>mertemperatur<br />

wandern, indem ein Bindungselektron in dieses Loch<br />

wandert, d.h. den Akzeptorzustand besetzt, aber woanders ein Loch<br />

hinterlat.<br />

Allgemein gilt fur die <strong>Hall</strong>-Konstante [17]:<br />

R H =<br />

p 2 p<br />

; n 2 n<br />

e(p p + n n ) 2<br />

3.2 Theorien zum <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt<br />

<strong>Der</strong> QHE ist eine Oberachen-<strong>Quanten</strong>oszillation und wird erst in den letzten<br />

20 Jahren erforscht. Somit gibt es viele theoretische Ansatze zur Erklarung,<br />

doch ist der Eekt noch nicht bis ins Letzte verstanden. In diesem Kapitel<br />

sollen die verbreitesten Modelle aufgezeigt werden.<br />

3.2.1 Eigenschaften des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />

Betrachtet man freie Elektronen ohne Wechselwirkung, so konnen diese quantenmechanisch<br />

durch ebene Wellen beschrieben werden. Die Bandstruktureekte,<br />

d.h. der Einu des Kristallpotentials, werden haug <strong>im</strong> ausreichenden<br />

Mae durch die Einfuhrung der eektiven Masse m berucksichtigt.<br />

Das hier betrachtete zweid<strong>im</strong>ensionale Elektronengas (2DEG) ist in der x-y-<br />

Ebene mit den Kantenlangen L x und L y ausgebreitet. Die Randbedingungen<br />

werden periodisch gewahlt, so da die Wellenvektoren der ebenen Wellen<br />

( = 0 e i ;! k ;! r ) folgende Bedingungen erfullen mussen [7]:<br />

k x = n x 2<br />

L x<br />

k y = n y 2<br />

L y


3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 25<br />

n x , n y ganzzahlig. Mit diesem Ansatz erhalt man eine konstante Zustandsdichte<br />

<strong>im</strong> k-Raum:<br />

Z k = L x L y<br />

(2) 2 :<br />

Zur Berechnung der Zustandsdichte D(E) als Funktion der Energie E, verwendet<br />

man:<br />

Zwischen k und k + dk liegen<br />

E = h2 k 2<br />

2m <br />

dE = h2<br />

m kdk:<br />

dZ k = Z k 2kdk<br />

Zustande (Kreisring <strong>im</strong> Zweid<strong>im</strong>ensionalen), somit liegen zwischen E(k) und<br />

E(k + dk)<br />

dZ k = Z k 2kdk<br />

= L xL y m<br />

2k<br />

(2)<br />

2<br />

h 2 k dE = L xL y m <br />

2 h dE 2<br />

k-Zustande. Die Zustandsdichte <strong>im</strong> Zweid<strong>im</strong>ensionalen D(E) = dZ k<br />

dE<br />

konstant und lautet pro Spinrichtung<br />

D(E) = D 0 = L xL y m <br />

2 h 2 :<br />

ist also<br />

3.2.2 Zweid<strong>im</strong>ensionales Elektronengas <strong>im</strong> Magnetfeld<br />

Von nun an betrachten wir den Fall des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />

in der x-y-Ebene mit einem senkrecht dazu angelegtem aueren Magnetfeld<br />

;! B . <strong>Der</strong> Hamilton-Operator lautet<br />

H =<br />

1<br />

2m (p ; eA)2 <br />

wobei das Vektorpotential A die Beziehung<br />

B = rotA


26 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

D(E)<br />

B<br />

D 0<br />

B=0<br />

hw c<br />

E<br />

Abbildung 3.2: Zustandsdichte <strong>im</strong> 2DEG ohne Berucksichtigung der Zeeman-<br />

Aufspaltung, nach [7]<br />

erfullt. Verwendet man nun die Landau-Eichung<br />

A x = A z = 0<br />

A y = B x<br />

so kann man in y-Richtung als Losung ebene Wellen ansetzen [7]. Durch<br />

die Lorentz-Kraft werden die Elektronen in dem 2DEG auf Kreisbahnen mit<br />

der Umlaurequenz ! c gezwungen, die parallel zur Oberache liegen. Die<br />

Energieniveaus sind wie folgt quantisiert [2]:<br />

E n = (n + 1 2 )h! c + s g B B n=0 1 2:::i <br />

wobei die Zyklotronenergie h! c = heB<br />

m , s = 1 2<br />

die Spin-<strong>Quanten</strong>zahl, g der<br />

Lande-Faktor und B das Bohrsche Magneton sind. Die Wellenfunktion wird<br />

so gelegt, da y 0 <strong>im</strong> Mittelpunkt der Kreisbahn liegt [2]:<br />

= e ikx (y ; y 0 ):<br />

Daraus folgt mit der Schrodinger-Gleichung [6]<br />

(<br />

h! c 2 )<br />

;r 2<br />

2m c<br />

y + y<br />

2<br />

; r 2 c k =E <br />

r c


3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 27<br />

ist dabei die Losung des harmonischen Oszillators<br />

1<br />

2m [p2 y +(eB) 2 y 2 ] = (n + 1 2 )h! c<br />

y 0 = hk<br />

eB<br />

und r c ist der von Materialparametern unabhangige Zyklotronradius<br />

r c :=<br />

1<br />

h 2<br />

:<br />

eB<br />

<strong>Der</strong> Entartungsgrad N 0 , d.h. die Zahl der Energieeigenwerte jedes Landau-<br />

Niveaus, pro Spinrichtung, ist durch die Anzahl der Mittelpunkt-Koordinaten<br />

y 0 der Probe gegeben [2]:<br />

y 0 = h h<br />

k =<br />

eB eB 2 =<br />

L x<br />

) N 0 = L y<br />

y 0<br />

, N 0 = L xL y eB<br />

h<br />

h<br />

eBL x<br />

N 0 : Zahl der elementaren Fluquanten 0 = h der Probe<br />

e<br />

<strong>Der</strong> Entartungsfaktor pro Einheitsache ist demnach<br />

N = N 0<br />

L x L y<br />

= eB h :<br />

Es sei darauf hingewiesen, da der Entartungsfaktor unabhangig von Parametern<br />

des Halbleiters ist. In einem Landau-Niveau nden also N Elektronen<br />

pro Einheitsache Platz. Die Landau-Niveaus werden beginnend bei n=1<br />

fortlaufend aufgefullt. Gibt es nun beispielsweise 4L x L y N +2 Elektronen,<br />

dann sind die untersten 4 Niveaus voll besetzt und <strong>im</strong> funften sind noch 2<br />

Elektronen. Die Fermi-Energie liegt <strong>im</strong> funften Niveau. Werden nun weitere<br />

Elektronen dem System zugefuhrt, so bleibt die Fermi-Energie zunachst<br />

<strong>im</strong> funften Niveau und "<br />

springt \ erst in das sechste Niveau, wenn ausreichend<br />

Elektronen zugefuhrt worden sind [8]. Berechnet man an dieser Stelle<br />

den zu erwartenden <strong>Hall</strong>-Widerstand unter Verwendung der klassischen <strong>Hall</strong>-<br />

Spannung U H eines 2DEG mit einer konstanten Flachen-Ladungstragerdichte<br />

n s , so ist mit Probenstrom I<br />

U H =<br />

) R H = U H<br />

I<br />

B<br />

n s e I


28 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Sind nun alle n =1 2:::i Energieniveaus vollstandig besetzt (n s = iN),<br />

so ergibt sich fur den quantisierten <strong>Hall</strong>-Widerstand<br />

R H =<br />

B<br />

iN e = h<br />

ie 2 i=1 2 3:::<br />

bzw:R H = ;1 0 c=2i nach [1]:<br />

ist hierbei die Feinstrukturkonstante, 0 die magnetische Feldkonstante und<br />

c die Vakuum-Lichtgeschwindigkeit. <strong>Der</strong> quantisierte <strong>Hall</strong>-Widerstand sollte<br />

<strong>im</strong>mer dann auftreten, wenn die Ladungstragerdichte n s und das Magnetfeld<br />

B so verknupft sind, da der Fullfaktor i jedes Energieniveaus eine ganze<br />

Zahl ist [2]:<br />

i = n s<br />

N =<br />

n s<br />

eB=h<br />

<strong>Der</strong> Fullfaktor i wird auch als d<strong>im</strong>ensionslose <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit bezeichnet.<br />

<strong>Der</strong> Fullfaktor wird bei exper<strong>im</strong>entellen Untersuchungen mit i oder <br />

bezeichnet. Ein gemessener QHE ist in Bild 3.3 zu sehen. Durch das angelegte<br />

Magnetfeld istaberauch noch die Zeeman-Aufspaltung zu beachten. <strong>Der</strong><br />

Zeeman-Eekt bezeichnet die Aufspaltung der Energie-Niveaus eines Atoms,<br />

welches sich in einem aueren Magnetfeld bendet. Die Aufspaltung ist in<br />

der Spin-Bahn-Kopplung begrundet. In starken Magnetfeldern tritt die Aufspaltung<br />

starker hervor als in schwachen.<br />

Die bisherigen Aussagen bezuglich der Zustandsdichte und der Entartung<br />

beziehen sich jeweils auf nur eine Spinrichtung. D.h. in hohen Magnetfeldern<br />

und bei tiefen Temperaturen sieht man be<strong>im</strong> QHE zwei Plateaus pro Landau-<br />

Niveau, sowie zwei dazugehorige Max<strong>im</strong>a in der Leitfahigkeit langs des angelegten<br />

Stromes. In schwacheren Magnetfeldern tritt die Aufspaltung nicht<br />

mehr so extrem auf und die beiden Plateaus pro Spinrichtung gehen ineinander<br />

uber, so da nur noch ein gemeinsames Plateau sichtbar ist. Auch bei<br />

hoheren Temperaturen kommteszueinerUberlagerung der Spin-best<strong>im</strong>mten<br />

Plateaus zu einem gemeinsamen. In diesem Plateau ist dann allerdings die<br />

Zustandsdichte doppelt so hoch und damit ist auch derEntartungsgrad doppelt<br />

so gro<br />

N = 2 <br />

N 0<br />

L x L y<br />

=2 eB h :<br />

<strong>Der</strong> quantisierte <strong>Hall</strong>-Widerstand lautet nach wie vor:<br />

B<br />

R H =<br />

i N e<br />

= h i=1 2 3::::<br />

ie 2


3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 29<br />

Bei den <strong>im</strong> Praktikum durchgefuhrten Versuchen (vgl. Anhang 2) ist die<br />

Zeeman-Aufspaltung nicht zu erkennen und aus diesem Grund erhalt man<br />

nur geradzahlige Plateaus. Mit der Betrachtung des zweid<strong>im</strong>ensionalen Elektronengases<br />

<strong>im</strong> Magnetfeld wird aber nur der Wert der <strong>Hall</strong>-Plateaus beschrieben,<br />

nicht die Tatsache, da <strong>Hall</strong>-Plateaus mit endlicher Breite auftreten<br />

[7]. <strong>Der</strong> Verlauf der Leitfahigkeit in Langsrichtung xx lat sich mit<br />

Abbildung 3.3: <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt einer GaAs-AlGaAs Heterostruktur bei<br />

1,2 K. <strong>Der</strong> Source-Drain-Strom betragt 25,5 A und n = 5 6 10 11 e ; /cm 2 ,<br />

nach [6]<br />

dem Shubnikov-deHaas-Eekt beschreiben. Allgemein geht man bei tiefen<br />

Temperaturen von einem mit N 0 Elektronen besetzten Landau-Niveau aus,<br />

welches sich energetisch unterhalb des Fermi-Niveaus bendet. Mit wachsendem<br />

Magnetfeld verschieben sich die Landau-Niveaus zu hoheren Energie<br />

und durchlaufen schlielich dasFermi-Niveau. Dabei kommt es zu einer Entleerung<br />

des Landau-Niveaus, da sich dieuberzahligen Elektronen in dem jeweils<br />

darunterliegenden Niveau ansammeln. Dieser Vorgang wiederholt sich<br />

mit weiter anwachsendem Magnetfeldund es kommt zu der Oszillation der<br />

freien Energie als Funktion des aueren Magnetfeldes. Die Oszillation der<br />

freien Energie hat konkret auf die Leitfahigkeit folgende Auswirkung. Die


30 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

freien Ladungstrager konnen innites<strong>im</strong>al kleine Energiebetrage <strong>im</strong> elektrischen<br />

Feld aufnehmen und streuen an Phononen und Storstellen, weshalb<br />

die elektrische Leitfahigkeit endlich bleibt. Durch die Streuprozesse werden<br />

die scharfen Landau-Zustande energetisch verbreitert und es konnen kleine<br />

Energiebetrage aus dem aueren Feld aufgenommen werden. Kreuzt nun<br />

solch ein Landau-Niveau das Fermi-Niveau bei Vergroerung des Magnetfeldes,<br />

verringert sich seine Elektronendichte, was eine Abnahme der elektrischen<br />

Leitfahigkeit entspricht. Eine Oszillation der Elektronendichte in der<br />

Umgebung des Fermi-Niveaus aussert sich also unmittelbar als Oszillation<br />

der Leitfahigkeit xx [14].<br />

3.2.3 <strong>Der</strong> <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt <strong>im</strong> Modell der lokalisierten<br />

und delokalisierten Zustande<br />

Die Storstellen bewirken eine energetische Verbreiterung der Landau-<br />

Niveaus.<br />

Zustandsdichte<br />

hw c<br />

E E E<br />

1 2 3<br />

E<br />

Abbildung 3.4: Qualitatives Bild der Zustandsdichte eines ungeordneten zweid<strong>im</strong>ensionalen<br />

Systems von Ladungstragern <strong>im</strong> starken Magnetfeld, nach [8]<br />

Entscheidend ist, da an den Auslaufern der verbreiterten Landau-<br />

Bander \ lokalisierte Zustande auftreten. Diese lokalisierten Zustande sind<br />

"<br />

von den delokalisierten Zustanden in der Bandmitte durch eine sogenannte<br />

Mobilitatskante \ getrennt. Dieses Phanomen ist in ungeordneten Materialien<br />

haug anzutreen [15]. <strong>Der</strong> Lokalisierungsmechanismus verhilft zu einem<br />

"<br />

qualitativen Verstandnis des QHE. Die besetzten lokalisierten Zustande verhindern<br />

das oben bereits angesprochene Springen der Fermi-Energie. Aber<br />

aufgrund der Lokalisierung tragen die betroenen Ladungstrager nicht zum<br />

Stromu bei und damit bleibt (E F )=0und H = const. Damit kann man


3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 31<br />

das Auftreten der <strong>Hall</strong>-Plateaus in Bild 3.5 erklaren. Verschiedene Untersu-<br />

<strong>Hall</strong>-Leitfähigkeit<br />

in e²/h<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1 2<br />

3<br />

Füllfaktor i<br />

Abbildung 3.5: <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-Eekt (schematisch). Die gestrichelte Linie<br />

entspricht der klassischen <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit 0 H, d.h. ohne Quantisierung,<br />

nach [8]<br />

chungen an Storstellen-Systemen haben ergeben, da die <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit<br />

die gleichen Werte ann<strong>im</strong>mt wie bei Systemen mit freien Elektronen, d.h.<br />

wenn = i. Ferner haben Untersuchungen gezeigt, da die Zustande bei<br />

E E n stets delokalisiert sind. Damit ergibt sich der qualitative Zusammenhang<br />

aus Bild 3.6.<br />

Die gerasterten Flachen geben den Bereich der lokalisierten Zustande<br />

an. In ihnen ist Leitfahigkeit langs der angelegten Spannung xx = 0 und<br />

xy = H = e2 . Aufgrund des Tensor-Charakters der Leitfahigkeit und des<br />

h<br />

Widerstandes ist auch xx = 0. In der Bandmitte sind die Zustande delokalisiert<br />

und tragen damit zum Stromu bei, die Leitfahigkeit hat einen<br />

endlichen Wert. Damit kommt es auch zu einem Anstieg der <strong>Hall</strong>-Leitfahigkeit.<br />

In diesem Modell ist die Existenz von delokalisierten Zustanden in der<br />

Bandmitte und lokalisierten Zustanden an der Bandkante zur Erklarung des<br />

QHE notwendig [8].<br />

3.2.4 Modell der Randkanale<br />

Bei dem obigen Landau-Modell geht manvon einem in x-Richtung unendlich<br />

ausgedehnten Objekt aus, welches mathematisch gunstig zu handhaben ist.<br />

Physikalisch korrekter ware ein Objekt, welches in x-Richtung nur endlich


32 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Leitfähigkeit<br />

Zustandsdichte<br />

e²/ h<br />

<strong>Hall</strong>-Leitfähigkeit<br />

0 1<br />

Füllfaktor i ~ B<br />

Abbildung 3.6: Qualitativer Zusammenhang zwischen dem QHE und der<br />

Lokalisierung <strong>im</strong> unterste Landau-Band (n = 0) fur das Landau-Modell,<br />

nach [8]


3.2. THEORIEN ZUM QUANTEN-HALL-EFFEKT 33<br />

ausgedehnt ist und trotzdem periodische Randbedingungen hatte. Diese Annahmen<br />

sind dem Modell der Randkanale zugrunde gelegt, das den Einu<br />

des Probenrandes berucksichtigt. In diesem Fall sind die Energie-Eigenwerte<br />

nicht mehr analytisch zu best<strong>im</strong>men, ihr qualitativer Verlauf ist in Bild 3.7<br />

dargestellt. In der Graphik ist zu erkennen, da die Entartung in den Randzonen<br />

der Breite r c aufgehoben ist, was einen Stromu bedeutet. Die in der<br />

Probe vorhandenen Storstellen fuhren zu einer Verbreiterung der Energieniveaus<br />

<strong>im</strong> Inneren des Systems, haben aber keinerlei Auswirkungen auf die<br />

Randzustande. In diesem Modell liefern die Randstrome den <strong>Quanten</strong>-<strong>Hall</strong>-<br />

Eekt, somit konnen die Zustande <strong>im</strong> Inneren des Systems lokalisiert sein.<br />

Ohne aueres elektrisches Feld kompensieren sich die beiden in entgegenge-<br />

E n (X)<br />

n=2<br />

n=1<br />

-<br />

L x<br />

2<br />

r c<br />

n=0<br />

0<br />

L x<br />

2<br />

X<br />

Abbildung 3.7: Qualitativer Verlauf der Energie-Eigenwerte be<strong>im</strong> Modell der<br />

Randkanale, nach [8]<br />

setzte Richtung ieenden Randstrome und der Gesamtstrom verschwindet.<br />

Unter Einu eines Feldes werden die Zustande in den Randzonen unterschiedlich<br />

besetzt und es entsteht ein endlich groer Gesamtstrom parallel zu<br />

den Randern. Dieser Strom st<strong>im</strong>mt mit dem klassischen <strong>Hall</strong>-Strom uberein.<br />

Auch in diesem Modell sind Storstellen notwendig, damit die Energieniveaus<br />

verbreitert werden und zu Bandern uberlappen. Diese Unordnungspotentiale<br />

bewirken, da die Zustande <strong>im</strong> Inneren "<br />

fast \ entartet und lokalisiert sind.


34 KAPITEL 3. THEORETISCHE GRUNDLAGEN<br />

Die Zustande am Rand hingegen bleiben nur schwach beeinut und verhalten<br />

sich nach wie vor praktisch wie die freier Elektronen. Die Konstellation<br />

ergibt wieder den QHE mit H = ie2 und =0.Ein entscheidender Unterschied<br />

zum Landau-Modell ist, da hierbei keine delokalisierten Zustande in<br />

h<br />

der Bandmitte notwendig sind, wie bei den in x-Richtung unendlich ausgedehnten<br />

Systemen [8].


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[16] N. W. Ashcroft, N. D. Mermin: Solid state physics, Holt Reinhart and<br />

Winston, New York, 1976<br />

[17] K. Kopitzki: Einfuhrung in die Festkorperphysik, B. G. Teubner, Stuttgart,<br />

1986<br />

[18] B. L. Johnson, G. Kirczenow: Composite fermions in the quantum <strong>Hall</strong><br />

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