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Vortragsunterlagen - an der Universität Duisburg-Essen

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Universität <strong>Duisburg</strong>-<strong>Essen</strong><br />

<br />

Institut für Produktion und<br />

Industrielles Informationsm<strong>an</strong>agement<br />

Modellierung von Fairness<br />

– Verteilung von Effizienzgewinnen in Supply Webs<br />

aus spieltheoretischer Perspektive –<br />

Univ.-Prof. Dr. Steph<strong>an</strong> Zelewski<br />

Ringvorlesung „Unternehmensmodellierung“ am 19.12.2007<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität <strong>Duisburg</strong>-<strong>Essen</strong>


Agenda<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Exkurs (optional): Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 2/ 56


Agenda<br />

<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

<br />

Exkurs (optional): Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 3/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Anlässe (1/5)<br />

<br />

Motivation für das betriebswirtschaftliche Interesse <strong>an</strong> Supply Webs<br />

<br />

<br />

<br />

Erwartung, dass die Lieferketten<br />

übergreifende Koordinierung<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten von teilautonomen<br />

Akteuren eines Supply Webs<br />

Effizienzgewinne<br />

zu realisieren gestattet,<br />

die nicht erreichbar wären,<br />

wenn die Akteure jeweils<br />

unkoordiniert ihre partiellen<br />

H<strong>an</strong>dlungspläne optimieren würden<br />

Kommunikation<br />

Kommunikation<br />

Kooperation<br />

Kooperation<br />

Koordinierung<br />

Koordinierung<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 4/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Anlässe (2/5)<br />

<br />

theoretische Rechtfertigung<br />

<br />

<br />

globales Optimum eines Totalpl<strong>an</strong>ungs<strong>an</strong>satzes<br />

nicht schlechter, zumeist sogar echt besser<br />

als Aggregation mehrerer lokaler Optima von Partialpl<strong>an</strong>ungen<br />

<br />

aber: wenig überzeugend!<br />

<br />

<br />

<br />

m<strong>an</strong>gelhafte Verfügbarkeit aller benötigten Informationen<br />

„dysfunktionale Nebeneffekte“ hinsichtlich <strong>der</strong> Motivation<br />

„entscheidungsfreudiger“, insbeson<strong>der</strong>e teilautonomer Akteure<br />

z.B. „beißende“ Kritik von BRETZKE (2006) <strong>an</strong> <strong>der</strong> Verwendung<br />

„g<strong>an</strong>zheitlicher Supermodelle“ im Supply Chain M<strong>an</strong>agement<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 5/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Anlässe (3/5)<br />

<br />

Rechtfertigung durch umf<strong>an</strong>greiche Studien zum Bullwhip-Effekt<br />

<br />

Effizienzverluste durch<br />

überhöhte Lagerbestände und Kapazitätsvorhaltungen<br />

zu große Lieferzeiten<br />

häufige Out-of-Stock-Situationen mit Erlösausfall, Goodwillverlust<br />

<br />

Effizienzgewinne durch Lin<strong>der</strong>ung des Bullwhip-Effekts<br />

Gewinnsteigerungen von 5 bis 30%<br />

75 bis 100 Mrd. US-$ Lagerkostenreduzierung<br />

in <strong>der</strong> US-Lebensmittelindustrie<br />

alle Angaben unter „gebührenden Vorbehalten“!<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 6/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Anlässe (4/5)<br />

7,0<br />

6,5<br />

Bestellmengen (Stück)<br />

6,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

Frau Dipl.-Ök. Sus<strong>an</strong>ne KELLER<br />

jetzt: Frau Dr. HOHMANN<br />

Quelle: Disputation<br />

3,5<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45<br />

Perioden (ZE)<br />

Produzent<br />

Großhändler<br />

Einzelhändler<br />

Endkonsument<br />

Bestellmengenschw<strong>an</strong>kungen<br />

Zeitverzögerungen<br />

Bullwhip-Effekte (über t = 40)<br />

21,47 (Produzent)<br />

11,87 (Großhändler)<br />

6,63 (Einzelhändler)<br />

1 (Endkonsument)<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 7/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Anlässe (5/5)<br />

<br />

Rechtfertigung durch mehrere Unternehmens- und Marktstudien<br />

Restrukturierung des Supply Webs von Digital Equipment (1995)<br />

jährliche Kosteneinsparungen ca. 100 bis 200 Mio. US-$<br />

Restrukturierung des Supply Webs von IBM (2000)<br />

jährliche Kosteneinsparungen ca. 750 Mio. US-$<br />

Coopers & Lybr<strong>an</strong>d (1996)<br />

Einsparpotenzial Lebensmittelbr<strong>an</strong>che (Europa)<br />

ca. 5,7 % <strong>der</strong> Umsatzes, d.h. ca. 33 Mrd. US-$<br />

Arthur D. Little (2000)<br />

250 Unternehmen (Europa): Lagerbest<strong>an</strong>ds-Reichweite<br />

von bis zu 40 Wochen über die Lieferkette hinweg<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 8/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Ermittlungsmodelle (1/2)<br />

<br />

Ermittlungsmodelle zur Qu<strong>an</strong>tifizierung erzielbarer Effizienzgewinne<br />

<br />

Modellierung <strong>der</strong> realen Pl<strong>an</strong>ungsh<strong>an</strong>dlungen im Supply Web<br />

insbeson<strong>der</strong>e Prognose- und Bestellmethoden<br />

<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d realer Verkaufs-, Liefer- und Best<strong>an</strong>dsdaten<br />

<br />

Vergleich zwischen jeweils zwei alternativen Modellvari<strong>an</strong>ten<br />

<br />

<br />

Summe <strong>der</strong> Erfolgsgrößen aus den isolierten Partialoptimierungen<br />

bei jedem <strong>der</strong> Kooperationspartner eines Supply Webs<br />

Erfolgsgröße aus kollaborativer Pl<strong>an</strong>ung für die gesamte Lieferkette<br />

z.B. Informationstr<strong>an</strong>sparenz über originäre Abverkaufsmengen<br />

am „point of sale“ o<strong>der</strong> Vendor M<strong>an</strong>aged Inventory<br />

keine Totalpl<strong>an</strong>ungen, son<strong>der</strong>n i.d.R. „große“ Simulationsmodelle<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 9/ 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Ermittlungsmodelle (2/2)<br />

Ermittlungsmodell für unkoordinierte Partial-Optimierungen<br />

<strong>an</strong>h<strong>an</strong>d von prognostizierten Nachfragemengen<br />

Vgl. ZÄPFEL/WASNER: Der Peitschenschlageffekt<br />

in <strong>der</strong> Logistikkette ... In: Logistik-M<strong>an</strong>agement,<br />

1. Jg. 1999, Heft 4, S. 297-309; hier: S. 300.<br />

Produzent (P)<br />

LA<br />

P<br />

t t-∆T MF<br />

<br />

P<br />

t+∆T IF<br />

PM = ...<br />

P<br />

t+∆T IF -1<br />

α•PM + ...<br />

(1- α )•BM<br />

GH<br />

t<br />

Definitionsgleichungen<br />

:<br />

GH<br />

= P tt-∆T −<br />

∆<br />

T<br />

MF<br />

GH<br />

LZ t = LA<br />

GH<br />

P<br />

= EH<br />

tt+∆T −<br />

∆<br />

T<br />

MF<br />

LZGH<br />

LA t = LZ<br />

LA<br />

LA<br />

LB<br />

GH<br />

GH<br />

t ,<br />

∑ t<br />

EH<br />

{<br />

BM τ-∆T IF<br />

τ=1<br />

τ<br />

=<br />

1<br />

BB<br />

SWB =<br />

⎪⎧<br />

GH<br />

=<br />

min ⎨<br />

LB t t-1<br />

−<br />

1<br />

+<br />

LZ t t<br />

⎪⎩<br />

GH<br />

t<br />

t<br />

= =<br />

∑<br />

τ<br />

τ<br />

=<br />

1<br />

τ=1<br />

GH<br />

t<br />

t<br />

∑ t<br />

τ=1<br />

τ<br />

=<br />

1<br />

MF<br />

MF<br />

∑ ( t<br />

GH GH GH<br />

LZ( −<br />

LA−<br />

)<br />

GH<br />

+ )<br />

LZ τ<br />

( BM −<br />

LZ<br />

+ )<br />

GH GH<br />

τ τ<br />

Verhaltensgleichungen :<br />

EH GH<br />

T<br />

LA τ<br />

LB+<br />

0 LB<br />

τ<br />

LZ τ τ<br />

( )<br />

PM t GH = =<br />

α<br />

⋅α<br />

BM • PM t<br />

−<br />

∆t-1<br />

+ (1- 1<br />

−α<br />

)•<br />

⋅ ⋅BM<br />

PMEH<br />

IF<br />

t-∆TIF<br />

t<br />

−<br />

1<br />

⎪⎧<br />

t−1<br />

BM<br />

GH<br />

⎨<br />

−<br />

⋅<br />

GH<br />

−<br />

=<br />

max<br />

0 , PM<br />

GH t β−LBGH<br />

LZτ<br />

LA<br />

GH<br />

t {<br />

τ<br />

⎪⎩<br />

BB t-1<br />

− γ• t-1<br />

τ<br />

=<br />

1<br />

GH<br />

0<br />

+<br />

SWB BB<br />

GH<br />

0<br />

Großhändler (GH)<br />

−<br />

t<br />

1<br />

∑ t-1<br />

τ=1<br />

LA τ<br />

GH<br />

}<br />

⎪⎫<br />

t<br />

−<br />

1<br />

⎪⎫<br />

) −<br />

⋅ ( GH<br />

−<br />

GH<br />

} γ ∑ BMτ<br />

LZ<br />

τ<br />

) ⎬<br />

⎪ ⎭<br />

τ<br />

=<br />

1<br />

<br />

Einzelhändler<br />

(EH)<br />

EH<br />

LZ t+ ∆T MF<br />

...<br />

EH<br />

BM t-∆TIF<br />

...


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Verteilungsproblem (1/4)<br />

<br />

einerseits werden die Effizienzgewinne eines Supply Webs<br />

<br />

<br />

durch die Koordinierung <strong>der</strong> Aktivitäten von dessen Akteuren<br />

gemeinsam verursacht<br />

es gibt keine verursachungsgerechte Zuordnung<br />

von Gewinn<strong>an</strong>teilen auf die Akteure<br />

<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>erseits sind die „teilautonomen“ Akteure jeweils<br />

<br />

<br />

<br />

rechtlich und (zumeist) wirtschaftlich selbstständige Unternehmen<br />

mit einem „natürlichen“, d.h. marktordnungskonformen Interesse<br />

ihre eigenen Gewinn<strong>an</strong>teile zu Lasten<br />

<strong>der</strong> übrigen Akteure zu vergrößern<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 11 / 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Verteilungsproblem (2/4)<br />

<br />

weit verbreitete Skepsis in <strong>der</strong> betrieblichen Praxis<br />

<br />

<br />

dass einzelne Akteure mit großer Marktmacht (z.B. fokale Unternehmen)<br />

den Großteil <strong>der</strong> Effizienzgewinne „abschöpfen“<br />

BARRENSTEIN (1998):<br />

Aufgrund des insbeson<strong>der</strong>e in Deutschl<strong>an</strong>d relativ<br />

gesp<strong>an</strong>nten Verhältnisses zwischen Industrie<br />

und H<strong>an</strong>del erscheint es allerdings fraglich,<br />

ob erfolgreiche Projekte dauerhaft durchgeführt<br />

werden können und ob eine „gerechte“<br />

Aufteilung <strong>der</strong> Einsparungen zwischen den<br />

beteiligten Parteien gefunden werden k<strong>an</strong>n.“<br />

DELFMANN (1999):<br />

„Aufgrund <strong>der</strong> Ungleichverteilung <strong>der</strong> Effizienzfortschritte,<br />

die H<strong>an</strong>del bzw. Industrie erreichen,<br />

stellt sich die Frage nach <strong>der</strong>en Aufteilung. ...<br />

Die fehlende Klärung einer von beiden Seiten<br />

akzeptierten Verteilung ist heute eine <strong>der</strong><br />

grundlegenden Barrieren für eine zügige<br />

Umsetzung von ECR.“<br />

CRUIJSSEN/BORM/FLEUREN/HAMERS (2005):<br />

„Benefits c<strong>an</strong>not be shared in a fair way; the larger players will always benefit most.“<br />

„The problem of allocating the jointly generated synergy savings is critical to <strong>an</strong>y logistics cooperation ... .“<br />

„ … practitioners often regard the problem of constructing a fair gain sharing mech<strong>an</strong>ism as too difficult or academic.”<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 12 / 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Verteilungsproblem (3/4)<br />

<br />

„eingebauter“, systematischer Konflikt in Supply Webs zwischen<br />

<br />

dem Interesse <strong>der</strong> Akteure <strong>an</strong> einer Kooperation<br />

um koordinationsbedingte Effizienzgewinne zu erzielen<br />

<br />

<strong>der</strong> Neigung <strong>der</strong> Akteure zu einer Defektion<br />

zwecks Aneignung möglichst großer Anteile am Effizienzgewinn<br />

<br />

generisches Verteilungsproblem – kurz:Fairnessproblem<br />

<br />

<br />

<br />

Effizienzgewinne so auf die Akteure eines Supply Webs zu verteilen<br />

dass die Akteure es als vorteilhaft erachten zu kooperieren<br />

gemeinhin als „faire“ Gewinnaufteilung thematisiert<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 13 / 56


1 Effizienzgewinne in Supply Webs als betriebswirtschaftliches Problem<br />

Verteilungsproblem (4/4)<br />

<br />

„Modellierung von Fairness“<br />

als eine betriebswirtschaftliche Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

konventionelle betriebswirtschaftliche Ansätze <strong>der</strong> verursachungsgerechten<br />

Zurechnung von Gewinn<strong>an</strong>teilen a priori scheiden aus<br />

Fairness als „schillern<strong>der</strong>“ Begriff<br />

m<strong>an</strong>nigfaltige intuitive und vage Vorverständnisse<br />

je nach Interessenlage mit unterschiedlichen Inhalten gefüllt<br />

gravieren<strong>der</strong> Bedarf <strong>an</strong> begrifflicher Operationalisierung<br />

<br />

Fairness als Imputationsbegriff<br />

keine „objektive“ Eigenschaft von Gewinnverteilungskonzepten<br />

son<strong>der</strong>n das Ergebnis subjektiver Zuschreibungen<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 14 / 56


Agenda<br />

<br />

<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

<br />

Exkurs (optional): Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 15 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (1/7)<br />

Lösungs<strong>an</strong>gebote <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

SHAPLEY<br />

<br />

ausgereifte Fairness-Konzepte, insbeson<strong>der</strong>e:<br />

SCHMEIDLER<br />

<br />

<br />

<br />

SHAPLEY-Wert als „Klassiker“<br />

Nucleolus (SCHMEIDLER, neuerdings FROMEN)<br />

τ-Wert (TIJS, d<strong>an</strong>eben vor allem auch DRIESSEN)<br />

TIJS<br />

<br />

„Berechenbarkeit“ von Fairness<br />

<br />

Operationalisierung des Fairnessbegriffs<br />

<br />

Rationalität und Kommunizierbarkeit von Gewinnaufteilungen<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 16 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (2/7)<br />

reduziertes Verteilungsproblem – ohne explizite Fairnessfor<strong>der</strong>ung! –<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

<br />

Ermittlung einer Verteilungsfunktion v G<br />

<br />

die jedem Akteur A n aus <strong>der</strong> Gesamtkoalition o<strong>der</strong> großen Koalition<br />

K 0 = {A 1 ,…,A N } aller Akteure aus <strong>der</strong> Akteuremenge A mit N ≥ 2<br />

<br />

den Anteil v G.n am insgesamt erzielten Effizienzgewinn G zuordnet<br />

v :A<br />

→<br />

<br />

G ≥0<br />

( )<br />

A → v A = v<br />

n G n G.n<br />

mit <strong>der</strong><br />

Problemlösung<br />

( )<br />

v = v ,...,v<br />

G G.1 G.N<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 17 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (3/7)<br />

2-stufiger St<strong>an</strong>dard-Lösungs<strong>an</strong>satz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

<br />

charakteristische Funktion c A<br />

c : ℘(A)<br />

A<br />

→ <br />

( )<br />

K → c K = c<br />

m A m m<br />

mit den Normierungen c A<br />

(∅)=0 für die leere Koalition ∅<br />

sowie c A<br />

(K 0<br />

)= G für die große Koalition K 0<br />

und mit ℘ als Potenzmengen-Operator<br />

<br />

<br />

mit Werten c A<br />

(K m<br />

) für jede <strong>der</strong> insgesamt 2 N kombinatorisch möglichen<br />

Koalitionen K m<br />

, die sich aus Akteuren des Supply Webs bilden lassen<br />

Interpretation: Gewinn/Verlust, den die Akteure aus <strong>der</strong> Koalition K m<br />

beim Defektieren, also außerhalb <strong>der</strong> großen Koalition K 0<br />

auf sich allein gestellt und somit aus eigener Kraft realisieren können<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 18 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (4/7)<br />

<br />

Vorschrift für die Verteilungsfunktion v G in Abhängigkeit von c A<br />

mittels spieltheoretischer Lösungskonzepte spezifiziert<br />

<br />

z.B. Ermittlungsvorschrift für den SHAPLEY-Wert<br />

<br />

Informationsprämisse:<br />

die charakteristische Funktion c A<br />

ist für alle kombinatorisch<br />

möglichen Koalitionen „gegeben“<br />

v 3<br />

<br />

v G<br />

L vG<br />

v 2<br />

<br />

v G<br />

d<strong>an</strong>n lässt sich eine Lösung des<br />

reduzierten Verteilungsproblems<br />

(Verteilungsergebnis) ohne größere<br />

Schwierigkeiten berechnen<br />

v G.3<br />

ˆ0<br />

v G.2<br />

v G.1<br />

( )<br />

v = v ,v ,v<br />

G G.1 G.2 G.3<br />

⎛v<br />

⎞<br />

<br />

G.1<br />

v = L = v = v<br />

G<br />

⎜<br />

⎜⎝v<br />

⎠⎟<br />

T<br />

G v G.2 G<br />

v 1<br />

G.3<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 19 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (5/7)<br />

<br />

betriebswirtschaftliche Bewertung<br />

c A : realitätsferne Informationsprämisse<br />

c A<br />

(∅)=0 und c A (K 0<br />

)= G<br />

stehen von vornherein fest<br />

z.B. für N=10: 1.022 Koalitionen<br />

<br />

<br />

„belastbare“ Wert-Informationen c A<br />

(K m<br />

) für 2 N -2 Außenseiter-<br />

Koalitionen K m<br />

stehen in <strong>der</strong> Realität kaum jemals zur Verfügung<br />

Fehler dritter Art (MASON/MITROFF):<br />

ein falsch gestelltes („gegebenes“) Problem wird „richtig“ gelöst<br />

<br />

v G : Ermittlungsvorschriften oftmals intuitiv nicht verständlich,<br />

z.B. für den SHAPLEY-Wert<br />

<br />

<br />

axiomatische Fundierung „weit weg“ vom betriebswirtschaftlichen<br />

Realproblem, stattdessen „teleologisch“ auf Eindeutigkeit fixiert<br />

alternatives R<strong>an</strong>domisierungsschema wirkt artifiziell<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 20 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (6/7)<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>an</strong> eine spieltheoretische Modellierung und Lösung<br />

des generischen Verteilungsproblems / Fairnessproblems aus BWL-Sicht<br />

<br />

Rationalitäts<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

Explikation von H<strong>an</strong>dlungsspielräumen für Verteilungsergebnisse<br />

konsistent vereinbar mit Annahmen zur Rationalität <strong>der</strong> Akteure<br />

<br />

Existenz- und Eindeutigkeits<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

genau eine Problemlösung als „Tribut“ <strong>an</strong> die betriebliche Praxis<br />

<br />

Anfor<strong>der</strong>ung minimaler Koalitionskenntnisse<br />

<br />

Einschränkung <strong>der</strong> Informationsprämisse auf möglichst wenige<br />

Außenseiter-Koalitionen und „glaubhaft“ be<strong>an</strong>spruchbare Gewinn<strong>an</strong>teile<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 21 / 56


2 St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem (7/7)<br />

<br />

Intelligibilitäts- und Kommunizierbarkeits<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

die Lösung für das generische Verteilungsproblem und<br />

das zugrunde liegende Lösungskonzept sollen<br />

intuitiv verständlich und somit leicht kommunizierbar sein<br />

intersubjektiv nachvollziehbar und kritisch diskutierbar<br />

<br />

Akzeptabilitäts<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

<br />

Explikation <strong>der</strong> „guten Gründe“<br />

durch die sich ein Verteilungsergebnis als fair rechtfertigen lässt und<br />

die somit die Akzeptabilität des Verteilungsergebnisses v G<br />

stützen<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 22 / 56


Agenda<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

<br />

<br />

<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

<br />

Exkurs (optional): Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 23 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Überblick (1/2)<br />

<br />

Lösungsziel: Überwindung<br />

<br />

<br />

des Realitätsdefekts <strong>der</strong> Informationsprämisse für Funktionen c A<br />

des Intelligibilitätsdefekts <strong>der</strong> Vorschriften für Funktionen v G<br />

<br />

Lösungs<strong>an</strong>satz auf <strong>der</strong> Basis des τ-Werts:<br />

<br />

<br />

<br />

1980 von TIJS eingeführt und mit DRIESSEN weiterentwickelt<br />

zunächst auf Kosten-Verteilungsprobleme fokussiert<br />

in <strong>der</strong> BWL für Gewinn-Verteilungsprobleme neuartig<br />

<br />

Lösungsidee:<br />

schrittweises, „rationales“ Einschränken des Lösungsraums N ≥0<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 24 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Überblick (2/2)<br />

<br />

<strong>an</strong>stelle des „technischen“ Denk- und Argumentations<strong>an</strong>satzes<br />

<br />

ein Lösungskonzept aus <strong>der</strong> Perspektive seiner formalen<br />

Eigenschaften („Axiome“) und Berechenbarkeit zu <strong>an</strong>alysieren<br />

<br />

ein betriebswirtschaftlich motiviertes Rechtfertigungsprogramm<br />

für spieltheoretische Lösungskonzepte<br />

<br />

<br />

<br />

ausgehend vom Realproblem <strong>der</strong> Verteilung von Effizienzgewinnen<br />

in Supply Webs<br />

ein Lösungskonzept schrittweise und nachvollziehbar so entwickeln,<br />

dass es sich aus plausiblen Anfor<strong>der</strong>ungen / guten Gründen „ergibt“<br />

<br />

Rekonstruktion des „<strong>an</strong> sich“ bek<strong>an</strong>nten τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

aus <strong>an</strong>wendungsorientierter betriebswirtschaftlicher Perspektive<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 25 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (1/11)<br />

<br />

Bedingung individueller Rationalität<br />

<br />

<br />

<br />

je<strong>der</strong> Akteur A n erhält mindestens denjenigen Anteil v G.n<br />

am zu verteilenden Effizienzgewinn G, den er durch „Defektieren“<br />

außerhalb <strong>der</strong> großen Koalition aus eigener Kraft realisieren könnte<br />

∀<br />

({ })<br />

n= 1,...,N: v ≥ c A = c<br />

G.n A n n<br />

schränkt im Normalfall mit c n ≥ 0 für alle Akteure A n<br />

N<br />

den Lösungsraum zumindest auf den „1. Quadr<strong>an</strong>ten“ ein<br />

Konzept vollständiger Rationalität: „homo oeconomicus“<br />

≥0<br />

<br />

<br />

keine sozialen Präferenzen: Neideffekte, Gleichheitsvorliebe …<br />

unbeschränkte Informationserhebungs- und -verarbeitungskapazität<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 26 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (2/11)<br />

v 3<br />

v 2<br />

Einschränkung des<br />

Lösungsraums<br />

durch die<br />

Bedingung<br />

individueller Rationalität<br />

c ≥ 0<br />

3<br />

c ≥ 0<br />

2<br />

ˆ0<br />

c ≥ 0<br />

1<br />

v 1<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 27 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (3/11)<br />

<br />

Effizienzbedingung<br />

<br />

<strong>der</strong> Effizienzgewinn G ist auf die große Koalition<br />

K 0 = {A 1 ,…,A N } aller Akteure exakt aufzuteilen<br />

N<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

v<br />

n<br />

=<br />

G<br />

<br />

es wäre irrational, weniger<br />

als den Effizienzgewinn zu<br />

verteilen wegen Verlusts<br />

<strong>der</strong> PARETO-Optimalität<br />

G<br />

v 3<br />

G<br />

v 2<br />

<br />

es wäre unzulässig, mehr<br />

als den Effizienzgewinn zu<br />

verteilen<br />

Hyperebene<br />

effizienter<br />

Verteilungen<br />

<br />

ergibt eine Hyperebene<br />

im N-dimensionalen Lösungsraum<br />

G<br />

v 1<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 28 / 56


3 Das Lösungskonzept des<br />

τ-Werts … (4/11)<br />

v 3<br />

Effizienzbedingung<br />

Effizienzbedingung<br />

und<br />

individuelle<br />

Rationalität<br />

Einschränkung des<br />

Lösungsraums<br />

durch die<br />

Bedingung<br />

individueller Rationalität<br />

und<br />

durch die<br />

Effizienzbedingung<br />

c ≥ 0<br />

1<br />

G<br />

c ≥ 0<br />

3<br />

c ≥ 0<br />

2<br />

c ≥ 0<br />

c ≥ 0<br />

3<br />

3<br />

G<br />

c ≥ 0<br />

c ≥ 0<br />

2<br />

1<br />

G<br />

© Zelewski:<br />

„Modellierung von Fairness“<br />

19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 29 / 56<br />

v 1<br />

v 2


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (5/11)<br />

<br />

Rationalitätsbedingung für maximal zurechenbare Gewinn<strong>an</strong>teile<br />

<br />

je<strong>der</strong> Akteur A n erhält höchstens den Betrag,<br />

um den <strong>der</strong> Effizienzgewinn <strong>der</strong> Marginalkoalition MK n = K 0 \{A n }<br />

durch den Eintritt des Akteurs A n in die große Koalition K 0<br />

bis zum Erreichen des Effizienzgewinns G steigen würde<br />

∀<br />

( ) ( )<br />

( ) { }<br />

n = 1,...,N : v = c K − c K \ A = G−<br />

c MK<br />

n.max A 0 A 0 n A n<br />

<br />

stellt eine beson<strong>der</strong>e Form kollektiver Rationalität dar<br />

<br />

rationales „Konzessionsverhalten“<br />

aller Akteure aus <strong>der</strong> Marginalkoalition<br />

<br />

ergibt eine obere Grenze OG o<strong>der</strong> einen Idealpunkt im Lösungsraum<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 30 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (6/11)<br />

<br />

Rationalitätsbedingung für minimal zuzurechnende Gewinn<strong>an</strong>teile<br />

<br />

je<strong>der</strong> Akteur A n erhält mindestens denjenigen Betrag, mit dem er<br />

durch Gründung wenigstens einer Außenseiterkoalition AK n.q<br />

mit q=1,…,Q n glaubhaft zu drohen vermag<br />

<br />

charakterisiert das Drohpotenzial eines Akteurs A n<br />

<br />

Seitenzahlungen: <strong>der</strong> Akteur A n zahlt allen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong>n A m<br />

aus seiner Außenseiterkoalition jeweils denjenigen Betrag,<br />

den sie in <strong>der</strong> großen Koalition bestenfalls erzielen könnten<br />

<br />

<br />

Seitenzahlungen v m.max<br />

aus dem bereits eingeführten Idealpunkt<br />

es gibt für Akteure A m<br />

(m≠n) keinen rationalen Grund, in <strong>der</strong> großen<br />

Koalition K 0<br />

zu verbleiben, weil sie in <strong>der</strong> Außenseiterkoalition<br />

niemals schlechter, oftmals sogar besser gestellt werden als in K 0<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 31 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (7/11)<br />

<br />

<br />

<strong>der</strong> residuale Gewinn<strong>an</strong>teil verbleibt dem „<strong>an</strong>führenden“ Akteur A n<br />

negative Residualgewinne stellen keine glaubhaften Drohungen dar<br />

∀<br />

a<br />

n<br />

n = 1,...,N : v = max<br />

n.min<br />

({ } ) { }<br />

{ 0,a ,b }<br />

n<br />

⎧<br />

⎫<br />

c ({ A<br />

A n}<br />

AKn.q) = cA ( AKn.q)<br />

− v ...<br />

m.max<br />

max⎪<br />

∑<br />

= ⎨<br />

⎪<br />

m∈( IN {}<br />

n.q\ n )<br />

⎬<br />

∅⊂AK ⊂A ∧<br />

n.q<br />

{ An}<br />

⊂AK<br />

⎪⎩<br />

n.q<br />

⎪⎭<br />

n<br />

( ) { }<br />

b = c A AK = c A für AK = A<br />

n A n n.q A n n.q n<br />

<br />

ergibt eine untere Grenze UG o<strong>der</strong> Drohpunkt im Lösungsraum<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 32 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (8/11)<br />

<br />

Integritätsbedingung für jeden Lösungspunkt L vG<br />

im Lösungsraum<br />

⎛ v<br />

v<br />

v ⎞<br />

⎛ ⎞ ⎛ ⎞ ⎛ ⎞<br />

G.1 1.min<br />

1.max<br />

⎟⎟<br />

L ... UG ... OG ...<br />

= v<br />

G<br />

∧ = ∧ =<br />

⎜ v v v<br />

⎝ ⎜⎝ G.N⎠ ⎟ ⎜⎝ N.min ⎠⎟<br />

⎝⎜ N.max ⎠<br />

⎟⎠⎟<br />

⎛ N N N<br />

⎞<br />

→ v ≤ v = G ≤ v ∧ UG≤OG<br />

⎜<br />

∑ n.min ∑ G.n ∑ n.max<br />

⎜⎝n= 1 n= 1 n=<br />

1<br />

⎠⎟<br />

<br />

<br />

<br />

sichert die Existenz des τ-Werts<br />

durch Einschränkung auf die Klasse aller quasi-bal<strong>an</strong>cierten Spiele<br />

bedeutet keine wesentliche inhaltliche Einschränkung,<br />

weil die o.a. Quasi-Bal<strong>an</strong>ciertheit im Normalfall immer erfüllt ist<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 33 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (9/11)<br />

<br />

<strong>der</strong> Teil UG ≤ OG besitzt den Charakter<br />

einer Stabilitätsbedingung<br />

<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>nfalls – d.h. bei v n.min > v n.max für mindestens<br />

einen Akteur A n – wäre es irrational<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Marginalkoalition MK n ,<br />

<strong>an</strong> den Akteur A n mehr (v n.min ) als denjenigen Betrag zu zahlen,<br />

um den <strong>der</strong> Effizienzgewinn <strong>der</strong> Gesamtkoalition<br />

durch den Eintritt des Akteurs A n vermin<strong>der</strong>n würde (v n.max )<br />

aus <strong>der</strong> Perspektive des Akteurs A n ,<br />

von <strong>der</strong> Marginalkoalition MK n weniger (v n.max ) zu erhalten,<br />

als er durch seine bestmögliche Außenseiterkoalition AK n.q<br />

selbst realisieren könnte (v n.min )<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 34 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (10/11)<br />

<br />

<strong>der</strong> Teil<br />

∑ ∑ ∑<br />

N N N<br />

v ≤ v = G ≤ v<br />

n= 1 n.min n= 1 G.n n=<br />

1 n.max<br />

grenzt ökonomisch „unsinnige“ Konstellationen aus<br />

<br />

<strong>der</strong> insgesamt zu verteilende Effizienzgewinn G reicht nicht aus,<br />

um die Minimal<strong>an</strong>sprüche v n.min<br />

aller Akteure A n<br />

aus <strong>der</strong> großen Koalition K 0<br />

zu decken<br />

G<br />

N<br />

< ∑ =<br />

n 1<br />

v<br />

n.min<br />

es ist noch nicht einmal möglich, den Drohpunkt UG zu realisieren!<br />

<br />

<strong>der</strong> insgesamt zu verteilende Effizienzgewinn G ist größer,<br />

als es zur Deckung <strong>der</strong> Maximal<strong>an</strong>sprüche v n.max<br />

aller Akteure A n<br />

aus <strong>der</strong> großen Koalition K 0<br />

erfor<strong>der</strong>lich wäre<br />

G<br />

N<br />

> ∑ =<br />

n 1<br />

v<br />

n.max<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 35 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

sukzessives Eingrenzen des τ-Werts (11/11)<br />

<br />

Proportionalitätsbedingung als Fairness-Kriterium i.e.S.<br />

<br />

je größer die Verh<strong>an</strong>dlungsstärke eines Akteurs A n ist<br />

<br />

hinsichtlich seiner „Beitragsleistung“ v n.max<br />

beim Eintritt in die Marginalkoalition MK n<br />

<br />

positiver Netzwerkeffekt<br />

+/−<br />

+/−<br />

<br />

hinsichtlich seines „Drohpotenzials“ v n.min<br />

<strong>der</strong> Bildung einer besser stellenden<br />

+/−<br />

+/−<br />

Außenseiterkoalition AK n.q<br />

<br />

negativer Netzwerkeffekt<br />

<br />

desto größer ist <strong>der</strong> zugerechnete Anteil v G.n am Effizienzgewinn G<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 36 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Ermittlung des τ-Werts (1/4)<br />

Theorem, bewiesen von TIJS 1981:<br />

<br />

es existiert genau eine Vorschrift für die Verteilungsfunktion v G<br />

<br />

zur Ermittlung <strong>der</strong> Gewinn<strong>an</strong>teile v G.n für alle Akteure A n<br />

<br />

die den vor<strong>an</strong>stehend eingeführten 6 Bedingungen genügt<br />

<br />

<strong>der</strong> τ-Wert v τ = (v 1. τ ,…, v N. τ ) T<br />

<br />

<strong>der</strong> sich wie folgt numerisch ermitteln lässt … <br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 37 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Ermittlung des τ-Werts (2/4)<br />

∀<br />

v<br />

n = 1,...,N :<br />

n. τ<br />

normierte Verh<strong>an</strong>dlungsstärken<br />

zu verteilen<strong>der</strong> Effizienzgewinn<br />

⎧⎪ v<br />

v<br />

N<br />

N<br />

n.max<br />

n.min<br />

α i i G + β i i G ; falls v ≠ v<br />

∑<br />

N<br />

N<br />

n.max ∑<br />

n= 1 n=<br />

1<br />

⎪ ∑v<br />

v<br />

n.max ∑ n.min<br />

= ⎨ n= 1 n=<br />

1<br />

⎪⎪⎪⎪⎪<br />

= =<br />

n.min<br />

⎪<br />

⎪⎩<br />

v v ; falls v v<br />

n.max n.min n.max n.min<br />

n= 1 n=<br />

1<br />

N<br />

∑<br />

N<br />

∑<br />

mit:<br />

Gewichtungen <strong>der</strong> Verh<strong>an</strong>dlungsstärken<br />

Son<strong>der</strong>fall<br />

α<br />

N N N N<br />

∑ ∑ ∑ ∑<br />

G−<br />

v v v −G v<br />

n.min n.max n.max n.min<br />

n= 1 n= 1 n= 1 n=<br />

1<br />

= i<br />

β =<br />

N N N N<br />

v − v<br />

G<br />

v − v<br />

∑ ∑ ∑ ∑<br />

n.max n.min n.max n.min<br />

n= 1 n= 1 n= 1 n=<br />

1<br />

i<br />

G<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 38 / 56


3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Ermittlung des τ-Werts (3/4)<br />

kompaktere, aber äquivalente Darstellungsweise des τ-Werts als<br />

• diejenige Linearkombination aus Idealpunkt OG und Drohpunkt UG<br />

• die im Lösungsraum auf <strong>der</strong> Hyperebene <strong>der</strong> Effizienzbedingung liegt<br />

∀<br />

mit :<br />

( γ)<br />

n = 1,...,N : v = γ • v + 1−<br />

• v<br />

n. τ<br />

n.max n.min<br />

γ<br />

⎧⎪<br />

⎪<br />

⎨<br />

⎪<br />

⎪⎩<br />

N<br />

∑<br />

G−<br />

N<br />

∑<br />

n=<br />

1<br />

= v −<br />

v<br />

N<br />

∑<br />

n.max<br />

n= 1 n=<br />

1<br />

n.min<br />

v<br />

n.min<br />

N<br />

∑<br />

; falls v ≠ v<br />

N<br />

n.max<br />

n= 1 n=<br />

1<br />

0 ∨ 1 ; falls v = v<br />

N<br />

∑<br />

∑<br />

N<br />

∑<br />

n.max<br />

n= 1 n=<br />

1<br />

n.min<br />

n.min<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 39 / 56


X<br />

3 Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Ermittlung des τ-Werts (4/4)<br />

G<br />

v 3<br />

τ-Wert<br />

X<br />

Idealpunkt OG<br />

v 2<br />

G<br />

v 3.max<br />

Drohpunkt<br />

UG<br />

X<br />

v 2.min<br />

X<br />

v 2.max<br />

X<br />

X<br />

Hyperebene<br />

Hyperebene<br />

effizienter effizienter<br />

Verteilungen<br />

Verteilungen<br />

für für den den<br />

Effizienzgewinn EffizienzgewinnG<br />

v 3.min<br />

X<br />

v 1<br />

v 1.min<br />

v 1.max<br />

G


Agenda<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

<br />

<br />

<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

Exkurs: Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 41 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (1/7)<br />

<br />

Anwendungsbeispiel in enger Anlehnung <strong>an</strong><br />

<br />

CURIEL (1997), S. 1 ff.<br />

FROMEN (2004), S. 35 f., 83 f., 106 (in Verbindung mit S. 247), 123 u. 131<br />

<br />

Inst<strong>an</strong>z des generischen Verteilungsproblems mit<br />

5 Akteuren A 1 ,...,A 5<br />

Effizienzgewinn G in <strong>der</strong> Höhe von 100 T€<br />

<br />

im Folgenden als Supply-Web-Verteilungsspiel bezeichnet<br />

<br />

Koalitionen:<br />

große Koalition K 0 = {A 1 ,...,A 5 }<br />

<br />

2 5 -1 = 31 Koalitionen K m<br />

5 Marginalkoalitionen MK n = K 0 \{A n }<br />

15 Außenseiterkoalitionen AK n.q je Akteur A n mit q=1,…Q n und Q n =15,<br />

also insgesamt 75 Außenseiterkoalitionen<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 42 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (2/7)<br />

Werte c A<br />

(K m<br />

) <strong>der</strong> charakteristischen Funktion c A<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 43 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (3/7)<br />

Werte c A<br />

(K m<br />

) <strong>der</strong> charakteristischen Funktion c A<br />

für alle Marginalkoalitionen MK n<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 44 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für<br />

den τ-Wert (4/7)<br />

Drohpotenziale c A<br />

(AK n.q<br />

) <strong>der</strong><br />

Außenseiterkoalitionen AK n.q<br />

zur Berechnung dieser Drohpotenziale<br />

werden „indirekt“ doch alle Werte <strong>der</strong><br />

charakteristischen Funktion c A benötigt,<br />

sofern nicht von vornherein<br />

einzelne Außenseiterkoalitionen<br />

ausgeschlossen werden können:<br />

• nicht-maßgebliche Akteure<br />

• unwesentliche Außenseiterkoalitionen<br />

© Zelewski:<br />

„Modellierung von Fairness“<br />

19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 45 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (5/7)<br />

Komponenten v n.max<br />

<strong>der</strong> oberen Grenze OG<br />

für den τ-Wert<br />

exemplarische<br />

Komponente v 5.min<br />

<strong>der</strong> unteren Grenze UG<br />

für den τ-Wert<br />

5.min 5 5<br />

{ } { 0,10,10}<br />

v = max 0,a ,b = = 10<br />

wegen:<br />

( ) ({ })<br />

a = c AK = c A = 10<br />

b<br />

5 5.1 5<br />

5<br />

⎧⎪<br />

⎫<br />

c( AK5.q ) vm.max<br />

q 2,...,15<br />

⎪<br />

= max⎨ − ∑<br />

= ⎬<br />

⎪<br />

m∈( IN 5.q \{}<br />

⎩<br />

5 )<br />

⎪⎭<br />

⎧20 −10,30 −20,35 −25,45 −35,40 − (10 + 20),45 − (10 + 25),55 − (10 + 35), ⎫<br />

⎪ ⎪<br />

= max ⎨55 − (20 + 25),65 − (20 + 35),70 − (23 + 35),65 −(10 + 20 + 25), ⎬ = 10<br />

⎪75 − (10 + 20 + 35),80 − (10 + 25 + 35),90 − (20 + 25 + 35)<br />

⎪<br />

⎩<br />

⎭<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 46 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (6/7)<br />

v τ = 1 / 23 • (170,340,425,625,740)<br />

Komponenten v n.τ<br />

des τ-Werts für das Supply-Web-Verteilungsspiel<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 47 / 56


4 Exkurs: ein Anwendungsbeispiel für den τ-Wert (7/7)<br />

die τ-Wert-Funktion verläuft<br />

• we<strong>der</strong> proportional<br />

zum Indikator v 5.max<br />

für die Verh<strong>an</strong>dlungsstärke<br />

des Akteurs A 5<br />

aufgrund des<br />

positiven Netzwerkeffekts,<br />

son<strong>der</strong>n lediglich unterproportional<br />

• noch proportional<br />

zum Indikator v 5.min<br />

für die Verh<strong>an</strong>dlungsstärke<br />

des Akteurs A 5<br />

aufgrund des<br />

negativen Netzwerkeffekts,<br />

son<strong>der</strong>n sogar überproportional<br />

exemplarischer Verlauf <strong>der</strong><br />

τ-Wert-Funktion für den Akteur A 5<br />

5.max 5.min<br />

( ) =<br />

f v ,v<br />

5. τ 5.max 5.min<br />

95 i v −10 i v<br />

85 + v −v<br />

5.max<br />

5.min<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 48 / 56


Agenda<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs<br />

als betriebswirtschaftliches Problem<br />

<br />

St<strong>an</strong>dard-Ansatz <strong>der</strong> kooperativen Spieltheorie<br />

als Lösung für das generische Verteilungsproblem<br />

<br />

Das Lösungskonzept des τ-Werts<br />

<br />

<br />

<br />

Exkurs (optional): Anwendungsbeispiel für den τ-Wert<br />

Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts<br />

© Zelewski: „Modellierung von Fairness“ 19.12.2007 in <strong>Essen</strong> 49 / 56


5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (1/7)<br />

<br />

charakteristische Eigenschaften des τ-Werts als Lösung<br />

für das Problem, den Effizienzgewinn eines Supply Webs<br />

auf dessen Partner „fair“ zu verteilen<br />

<br />

Kompromisslösung als Linearkombination zwischen<br />

<br />

<br />

Idealpunkt für die Beitragsleistungen / positiven Netzwerkeffekte<br />

Drohpunkt für die Drohpotenziale / negativen Netzwerkeffekte<br />

aller Akteure, die im Supply Web kooperieren<br />

<br />

Kompromiss entspricht intuitiven Fairnessverständnissen<br />

<br />

<br />

intuitiv einfachster Kompromiss „geradlinige“ Verbindung<br />

PARETO-optimaler Kompromiss Erfüllung <strong>der</strong> Effizienzbedingung<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (2/7)<br />

<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Rationalitäts<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

Explizierung von vier „vernünftigen“ Rationalitäts<strong>an</strong>nahmen<br />

Bedingung individueller Rationalität<br />

Bedingung kollektiver Rationalität hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> maximal zurechenbaren Gewinn<strong>an</strong>teile<br />

Bedingung kollektiver Rationalität hinsichtlich<br />

<strong>der</strong> minimal zuzurechenden Gewinn<strong>an</strong>teile<br />

„erste“ K<strong>an</strong>didaten<br />

Minimalitätsbedingung<br />

z.B. kritisiert durch<br />

FROMEN (2004)<br />

Effizienzbedingung im Sinne <strong>der</strong> PARETO-Optimalität<br />

<br />

<br />

sukzessives Einschränken <strong>der</strong> H<strong>an</strong>dlungsspielräume<br />

für „rational“ vertretbare Verteilungsergebnisse<br />

<strong>an</strong>greifbar durch Bezweifeln <strong>der</strong> Rationalitäts<strong>an</strong>nahmen<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (3/7)<br />

<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Existenz- und Eindeutigkeits<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

für jede Inst<strong>an</strong>z (Existenzaspekt) des generischen Verteilungsproblems<br />

gibt es genau eine Lösung (Eindeutigkeitsaspekt)<br />

Existenz<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung nur d<strong>an</strong>n nicht erfüllt, wenn in Son<strong>der</strong>fällen<br />

die zusätzliche Integritätsbedingung für quasi-bal<strong>an</strong>cierte<br />

(Verteilungs-) Spiele verletzt wird<br />

<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Anfor<strong>der</strong>ung minimaler Koalitionskenntnisse<br />

<br />

besser erfüllt als bei SHAPLEY-Wert und Nucleolus<br />

nur: große Koalition, Marginal- und Außenseiterkoalitionen<br />

Außenseiterkoalitionen können aber „indirekt“<br />

alle denkmöglichen Koalitionen umfassen<br />

Fortentwicklungen:<br />

• nicht-maßgebliche<br />

Akteure<br />

• unwesentliche<br />

Außenseiterkoalitionen<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (4/7)<br />

<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Intelligibilitäts- und Kommunizierbarkeits<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

zwei Eigenschaften des τ-Werts unterstützen die intuitive<br />

Nachvollziehbarkeit, dass er eine faire Gewinnverteilung leistet<br />

Kompromisslösung zwischen wi<strong>der</strong>streitenden Interessen<br />

Proportionalität zwischen Verh<strong>an</strong>dlungsstärke und Gewinn<strong>an</strong>teil<br />

<br />

Zust<strong>an</strong>dekommen des τ-Werts durch sukzessives Einschränken des<br />

Lösungsraums mithilfe von Rationalitäts- und Integritätsbedingungen<br />

leicht nachvollziehbar und somit auch gut kommunizierbar<br />

<br />

3 betriebswirtschaftlich plausible „Ankerpunkte“ für den τ-Wert<br />

Idealpunkt, Drohpunkt und Hyperebene <strong>der</strong> PARETO-Optimalität<br />

<br />

τ-Wert als leicht nachvollziehbare Linearkombination<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (5/7)<br />

<br />

Erfüllung <strong>der</strong> Akzeptabilitäts<strong>an</strong>for<strong>der</strong>ung<br />

<br />

<br />

in <strong>der</strong> Tat gibt es − neben Rationalität / Integrität − „gute Gründe“,<br />

eine Verteilung von Effizienzgewinnen als fair zu akzeptieren<br />

Anteil eines Akteurs am zu verteilenden Effizienzgewinn<br />

„in etwa“ proportional zu seiner Verh<strong>an</strong>dlungsstärke<br />

gemessen durch seine Beitragsleistung zum Zust<strong>an</strong>dekommen<br />

<strong>der</strong> großen Koalition als positiver Netzwerkeffekt und<br />

gemessen durch sein Drohpotenzial, das Zust<strong>an</strong>dekommen <strong>der</strong><br />

großen Koalition durch Gründung von mindestens einer<br />

Außenseiterkoalition zu verhin<strong>der</strong>n, als negativer Netzwerkeffekt<br />

<br />

Kompromisslösung zwischen den Interessen <strong>der</strong> Akteure<br />

m<strong>an</strong>ifestieren sich im Ideal- und im Drohpunkt<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (6/7)<br />

<br />

Vorzug gegenüber alternativen spieltheoretischen Lösungskonzepten<br />

wie z.B. SHAPLEY-Wert und Nucleolus<br />

die „guten Gründe“ für die Akzeptabilität als faires Verteilungsergebnis<br />

offen zu legen (Explizitheit) und<br />

unmittelbar zum Gegenst<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Berechnung des τ-Werts zu machen<br />

(Operationalisierung)<br />

<br />

Schwäche gegenüber <strong>an</strong><strong>der</strong>en spieltheoretischen Lösungskonzepten<br />

Explizitheit und präzise Operationalisierung laden zur Kritik ein<br />

• Gewinn<strong>an</strong>teile „notwendig“ ca. proportional zur Verh<strong>an</strong>dlungsstärke?<br />

• Verh<strong>an</strong>dlungsstärke „notwendig“ durch die o.a. positiven<br />

und negativen Netzwerkeffekte zu messen?<br />

nein!<br />

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5 Diskussion des τ-Wert-Lösungskonzepts (7/7)<br />

Fazit:<br />

<br />

<br />

Effizienzgewinne in Supply Webs lassen sich modellgestützt monetär ermitteln<br />

Effizienzgewinne lassen sich „fair“ auf die Partner eines Supply Webs verteilen<br />

<br />

mittels spieltheoretischer Konzepte<br />

<br />

<br />

<br />

Lösungen existieren<br />

Lösungen sind eindeutig<br />

Lösungen sind rational begründbar / kommunizierbar<br />

<br />

Voraussetzungen für die Konzept<strong>an</strong>wendung<br />

<br />

<br />

umf<strong>an</strong>greiches Datenmaterial über Koalitionen aus <strong>der</strong> Praxis<br />

Expertise zur Modellierung und Lösung realer bzw. formaler Probleme<br />

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Literaturhinweise (1/2)<br />

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