26.05.2014 Aufrufe

Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-05-26 (Vorschau)

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22<br />

<strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong>|Deutschland €5,00<br />

2 2<br />

4 1 98065 8<strong>05</strong>008<br />

Serie: Zukunft der Industrie<br />

Die Jagd nach dem Superding<br />

Die vier Ringe im Krieg<br />

Audi stellt sich seiner NS-Geschichte<br />

Lebensversicherung<br />

im Zins-Tief<br />

Abschließen? Halten? Kündigen?<br />

Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />

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Einblick<br />

Was schafft Inflation? Wie wird die Währung weich?<br />

Die Europäische Zentralbank sucht nach neuen<br />

Wunderwaffen für den Euro-Sieg. Von Roland Tichy<br />

Die Zero-Zins-Zauberei<br />

FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Die neueste Zauberformel des<br />

Geldmagiers Mario Draghi heißt<br />

„negativer Zinssatz“. Vereinfacht:<br />

Wer zukünftig Geld spart<br />

oder anlegt, wird nicht mehr mit Zinsen<br />

belohnt, sondern mit einer Strafgebühr,<br />

dem negativen Zinssatz, abkassiert. Bei<br />

solchem Teufelswerk braucht man schon<br />

einen starken Zaubertrank, der die Menschen<br />

zum Mitmachen verführt. Denn<br />

freiwillig trägt niemand sein Erspartes zur<br />

Bank, damit es dort weniger wird. Deshalb<br />

schwören Draghi und seine Geldzauberer<br />

aus der Europäischen Zentralbank<br />

(EZB) seit Monaten die Fachwelt auf einen<br />

raffinierteren Plan ein, der voraussichtlich<br />

auf der nächsten Sitzung des<br />

Zentralbankrats am 5. Juni – passend<br />

nach der Europawahl – vorgestellt wird.<br />

Dann wird voraussichtlich der Leitzins<br />

von derzeit 0,25 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt.<br />

Dann rutschen die Zinsen; für Sparbuch<br />

oder Tagesgeld gibt’s dann auch nur<br />

noch wenige Cent knapp über der Nulllinie<br />

– noch kein Nullzinssatz, aber auch kein<br />

Anreiz mehr zum Sparen. Der harte Negativzinssatz<br />

ist für jene 100 Milliarden vorgesehen,<br />

die die Banken bei der EZB parken,<br />

weil sie vorübergehend dafür keine Abnehmer<br />

finden. Dafür könnte dann eine<br />

Strafgebühr von 0,1 Prozent kassiert werden.<br />

Offiziell wird das damit begründet,<br />

dass die Banken ja schließlich Kredite an<br />

die Wirtschaft vergeben sollten, statt völlig<br />

risikolos Geld bei der EZB anzulegen.<br />

Die geheime Hoffnung der EZB-Geldkünstler<br />

ist aber eine andere – die Banken<br />

sollen stattdessen etwa italienische Staatsanleihen<br />

kaufen oder ihr Geld in New York,<br />

Südamerika oder sonstwo anlegen. Wenn<br />

sie Staatsanleihen der südeuropäischen<br />

Pleitestaaten kaufen, helfen sie deren Regierungen,<br />

die ständig weiter wachsende<br />

Staatsverschuldung zu finanzieren. Ebenso<br />

chic ist es, wenn sie Euro in Dollar oder<br />

Real tauschen: Das drückt den Wechselkurs<br />

des Euro, und das wünschen sich die<br />

Wirtschaftspolitiker in ganz Europa. Denn<br />

ein niedriger Euro-Kurs verbilligt Exporte<br />

und verteuert Importe. Das stützt die europäische<br />

Exportwirtschaft – und importiert<br />

Inflation, wenn Rohstoffe, Energie und<br />

Konsumgüter bezahlt werden müssen.<br />

Und genau darauf will Draghi hinaus:<br />

Nichts fürchtet er so sehr wie stabile Preise.<br />

Die EZB hat eine zweiprozentige Geldentwertung<br />

als Normalfall definiert; derzeit<br />

schrumpft die Kaufkraft des Geldes in<br />

Deutschland aber nur um 1,3 Prozent. Die<br />

Preise steigen derzeit nur bei Immobilien;<br />

hier bläht sich eine gewaltige Immoblase<br />

auf. Stabile Preise sind der Feind der Finanzminister,<br />

die ihren gewaltigen Schuldeneisberg<br />

vor sich herschieben: Ein kräftiger<br />

Schuss Inflation, und der Gegenwert<br />

der Staatsverschuldung schmilzt dahin.<br />

Der ganze EZB-Zauber aber kann über<br />

eine Tatsache nicht hinwegtäuschen: Die<br />

Wirtschaft in den südeuropäischen Krisenländern<br />

braucht keine Kredite: weil sie zu<br />

wenig Geschäfte und Geschäftsideen hat,<br />

und das kann noch so viel geldpolitische<br />

Magie nicht ändern. Die EZB versucht darüber<br />

hinwegzutäuschen, dass die<br />

schlechte Verfassung und ausbleibende<br />

Reformen die Wirtschaft in Italien und<br />

Frankreich in die Knie zwingt – nicht ein<br />

paar Zehntelprozent an Zinsen. Seine Zauberkunststücke<br />

aber peitschen das Geldsystem<br />

weiter in die Unseriosität, mit seinem<br />

billigen Geld schummeln sich die<br />

Regierungen in Rom und Paris an Reformen<br />

vorbei. Schon 1967 kämpfte der damalige<br />

Wirtschaftsminister der Großen Koalition,<br />

Karl Schiller, für die Zinssenkung<br />

mit dem Argument: „Die Pferde müssen<br />

saufen.“ Ob es eine „Inflation nach Maß“<br />

geben kann, titelte damals zweifelnd „Der<br />

Spiegel“. Bald galoppierte die Inflation.<br />

Nicht die Pferde.<br />

CHEFWECHSEL BEI DER WIWO<br />

Im Herbst wird Miriam Meckel die Chefredaktion<br />

der WirtschaftsWoche übernehmen.<br />

Meckel ist Direktorin des Instituts<br />

für Medien- und Kommunikationsmanagement<br />

der Universität St. Gallen und als frühere<br />

Sprecherin des Ministerpräsidenten<br />

von Nordrhein-Westfalen bekannt geworden<br />

(siehe Seite 16). Bitte übertragen Sie das<br />

mir entgegengebrachte Vertrauen auf meine<br />

Nachfolgerin.<br />

n<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 5<br />

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Überblick<br />

Menschen der Wirtschaft<br />

8 Seitenblick Netflix – der Angstgegner<br />

10 Siemens: Tausende Jobs fallen weg<br />

11 Mobilfunk: Vierter Anbieter für Deutschland<br />

gesucht | IBM: Heimlicher Jobabbau<br />

12 Interview: Hongkongs Vize Carrie Lam über<br />

eine Start-up-Initiative der Sonderzone<br />

13 Strenesse: Rettung in Sicht | Beuys-Sammlung:<br />

Machtkampf um Kunstschatz | Drei<br />

Fragen zur Zuwanderung<br />

14 Kalte Progression: Mehr Transparenz<br />

gefordert | Taxi I: Mittel gegen Mindestlohn |<br />

Taxi II: Protesttag gegen Uber<br />

16 Chefsessel | Start-up Marita Huurinainen<br />

18 Chefbüro Norbert Walter-Borjans,<br />

Finanzminister von Nordrhein-Westfalen<br />

Politik&Weltwirtschaft<br />

20 Außenhandel Warum das TTIP-<br />

Abkommen Jobs und Wohlstand schafft<br />

28 Interview: Barbara Hendricks Die Umwelt-<br />

und Bauministerin über bezahlbares<br />

Wohnen und die Endlagersuche<br />

32 Russland Die Gaslieferungen nach China<br />

sind für Moskau ein schlechtes Geschäft<br />

33 Saudi-Arabien Das Königshaus steht vor<br />

einer Zerreißprobe<br />

36 Forum Rafael Seligmann über die Schwäche<br />

des Westens<br />

37 Global Briefing | Berlin intern<br />

Titel Was tun mit der Police?<br />

Bei Lebensversicherungen drohen<br />

ab dem Sommer harte Einschnitte,<br />

die Niedrigzinsen fordern ihren<br />

Tribut. Höchste Zeit für einen Vertrags-Check:Abschließen?<br />

Halten?<br />

Kündigen? Wir zeigen, was Ihnen<br />

am meisten bringt. Seite 78<br />

Die Erblast der Auto Union<br />

Die VW-Tochter Audi hat die NS-Vergangenheit aufgearbeitet. Die<br />

Forschung belegt: Der frühere Vorstandschef Richard Bruhn (2. v. r.)<br />

setzte KZ-Häftlinge skrupellos als Zwangsarbeiter ein. Seite 44<br />

Der Volkswirt<br />

38 Kommentar | New Economics<br />

39 Deutschland-Konjunktur<br />

40 Nachgefragt: Axel Honneth Der Direktor<br />

des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />

über die Folgen von Ungleichheit<br />

42 Denkfabrik Rolf Langhammer über die Folgen<br />

einer Zinsfreigabe für Chinas Wirtschaft<br />

Unternehmen&Märkte<br />

44 Audi Der neue Blick des Autobauers auf<br />

seine dunkle NS-Vergangenheit<br />

50 Deutsche Bank Wer ist Colin Fan, der Chef<br />

der umstrittenen Investmentsparte?<br />

52 Interview: Stephanie Mair-Huydts Die Chefin<br />

des größten deutschen Reisebuchverlags<br />

MairDuMont entdeckt chinesische Touristen<br />

54 ThyssenKrupp Endet der Verkauf der<br />

U-Boot-Töchter in einer deutsch-französischen<br />

Allianz?<br />

55 Burger King Dem umstrittenen Franchisenehmer<br />

Ergün Yildiz droht der Rauswurf<br />

56 Veolia Der französische Versorger leidet<br />

unter seinen Problemen in Deutschland<br />

58 Serie Zukunft der Industrie (III) Konzerne<br />

suchen mit Start-ups den großen Erfolg<br />

Technik&Wissen<br />

64 Raumfahrt Die Tage der Internationalen<br />

Raumstation sind gezählt. Unternehmen<br />

auf der ganzen Welt arbeiten daran,<br />

Forschung im All preiswerter zu machen<br />

Auf der Kippe<br />

Das Transatlantische<br />

Freihandelsabkommen TTIP<br />

ist als Ökokiller in Verruf<br />

geraten. Nun wollen Politiker<br />

und Unternehmer – wie<br />

Evelyn Dornseif – die Vorteile<br />

für Arbeitsplätze und<br />

Wohlstand herausstreichen.<br />

Seite 20<br />

TITELILLUSTRATION: CHRISTOPH NIEMANN<br />

6 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nr. 22, <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong><br />

Teure Reise ins Weltall<br />

Diese Woche fliegt ein deutscher Astronaut zur<br />

Internationalen Raumstation ISS. Dabei ließe sich<br />

deutlich billiger im All forschen. Seite 64<br />

68 Stammzellen Ein Kind starb durch eine<br />

dubiose Zelltherapie. Doch die Drahtzieher<br />

machen weiter<br />

69 Valley Talk<br />

Management&Erfolg<br />

70 Top-Manager Wie die neue Wirtschaftselite<br />

tickt. Ein Psychogramm<br />

76 China Warum deutsche Führungsmethoden<br />

bei Chinesen nicht funktionieren<br />

FOTOS: SZ PHOTO, ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, NASA, WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

WiWo Green<br />

Der Wert der Natur<br />

Mit Hochdruck arbeiten Ökonomen an<br />

der Formel für grünes Wachstum | Plus:<br />

Exklusiv-Ranking der nachhaltigsten<br />

Marken | Was grüne Versicherungen<br />

taugen | Preisgekrönte Öko-Pioniere<br />

(Start auf der Rückseite)<br />

Gesunde Paranoia<br />

Aufgeschreckt von den Erfolgen junger<br />

Unternehmen in den USA, richten<br />

Manager wie Stefan Jaroch von Bayer<br />

bei deutschen Konzernen Brutstätten<br />

für Gründer ein – in der Hoffnung, einen<br />

Milliarden-Coup zu landen. Seite 58<br />

Geld&Börse<br />

78 Lebensversicherung Bei Vertragsende oder<br />

vorzeitigem Ausstieg drohen Einbußen. Der<br />

Vertrags-Check zeigt, was jetzt am meisten<br />

bringt: abschließen, halten oder kündigen<br />

86 Anwaltsranking Öffentliche Aufträge über<br />

400 Milliarden Euro werden jährlich vergeben<br />

– ein reiches Feld für Vergaberechtler<br />

88 US-Aktien Anleger wetten auf ein Comeback<br />

von Ex-Börsenstar Cisco. Zu Recht?<br />

90 Steuern und Recht Frist Steuererklärung |<br />

Erstattungszinsen | Werbungskosten bei<br />

Leerstand | Haft für Kurspusher | Urlaubsanspruch<br />

in der Pflegezeit | Elterngeld<br />

92 Geldwoche Kommentar: Anlegerschutz im<br />

Graumarkt | Trend der Woche: Gold | Dax-<br />

Aktien: ThyssenKrupp | Hitliste: Internet-<br />

Unternehmen | Aktien: Nestlé, Gazprom |<br />

Anleihe: Polen | Zertifikat: Banken Short|<br />

Investmentfonds: DWS Global Value |<br />

Chartsignal: Internet-Aktien | Relative Stärke:<br />

Defensive Aktien schieben sich vor<br />

Perspektiven&Debatte<br />

98 Garten Die neue Generation Gartenmöbel<br />

sieht aus wie fürs Wohnzimmer gemacht<br />

102 Kost-Bar<br />

Rubriken<br />

5 Einblick, 104 Leserforum,<br />

1<strong>05</strong> Firmenindex | Impressum, 106 Ausblick<br />

n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />

weltweit auf iPad oder iPhone:<br />

Diese Woche unter anderem mit<br />

einem Video von der Internationalen<br />

Raumstation. Ein<br />

interaktiver Test zeigt Ihnen,<br />

ob Sie aus Ihrer Lebensversicherung<br />

jetzt<br />

lieber aussteigen sollten.<br />

wiwo.de/apps<br />

n Europawahlen Die 28 EU-Staaten<br />

wählen ein neues Parlament,<br />

Deutschland ist am Sonntag dran.<br />

Ergebnisse und Analysen finden Sie<br />

auf wiwo.de/europawahlen<br />

facebook.com/<br />

wirtschaftswoche<br />

twitter.com/<br />

wiwo<br />

plus.google.com/<br />

+wirtschaftswoche<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 7<br />

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Seitenblick<br />

NETFLIX<br />

Der Angstgegner<br />

Der weltweit größte Video-on-Demand-Anbieter<br />

Netflix startet zum Jahresende in Deutschland.<br />

Das Unternehmen eilt von Erfolg zu Erfolg, stößt<br />

aber in jüngster Zeit auch auf Kritik.<br />

Erst Amerika, jetzt Europa<br />

Länder, in denen Netflix verfügbar ist (orange) oder im Herbst startet (gelb)<br />

48 Mio.<br />

2,2Milliarden Stunden lang sind die<br />

Filme und Serien insgesamt, die der amerikanische<br />

Internet-Riese Netflix seinen Kunden in 41 Ländern Monat<br />

für Monat überträgt. Damit ist er das größte Videoon-Demand-Unternehmen<br />

der Welt. Im Herbst wird es<br />

noch mehr, dann startet Netflix auch in Deutschland,<br />

Österreich, Frankreich, Luxemburg, Belgien und der<br />

Schweiz. Das Monatsabo dürfte wie in Holland 8,99 Euro<br />

kosten. In Deutschland trifft Netflix auf Anbieter wie<br />

Maxdome, eine Tochter der TV-Gruppe ProSiebenSat.1.<br />

60000Mitarbeiter, 9000<br />

Läden und sechs Milliarden Euro Umsatz machten<br />

das US-Unternehmen Blockbuster Video im Jahr 2004<br />

zur weltgrößten Videothekenkette – bis Netflix begann,<br />

Videos übers Internet anzubieten. 2010 meldete<br />

Blockbuster Insolvenz an. Netflix dagegen wächst<br />

und produziert inzwischen selbst Filme und Serien.<br />

„The Square“ wurde sogar für den Oskar nominiert.<br />

Die Serie „House of Cards“ mit Hollywood-Star<br />

Kevin Spacey (Foto) als skrupelloser Politiker Frank<br />

Underwood gewann drei Emmys und einen Golden<br />

Globe. Die Deutschlandrechte dafür liegen derzeit<br />

allerdings beim Pay-TV-Sender Sky.<br />

Maxdome<br />

(ProSiebenSat.1)<br />

Rest<br />

(u.a. Unitymedia und<br />

Kabel Deutschland)<br />

Watchever (Vivendi)<br />

Sky<br />

Videoload (Telekom)<br />

Nutzer hat Netflix weltweit<br />

Schon jetzt umkämpft<br />

Marktanteile von Online-Videotheken in Deutschland (2013)<br />

12<br />

4<br />

8<br />

11<br />

36<br />

%<br />

12<br />

17<br />

iTunes<br />

(Apple)<br />

Lovefilm/Prime<br />

(Amazon)<br />

28Prozent des US-Internet-Verkehrs wird<br />

von Netflix verursacht. Kürzlich schloss das Unternehmen<br />

einen umstrittenen Deal mit dem US-Kabelbetreiber<br />

Comcast: Gegen einen Millionenbetrag jagt er<br />

die Videodaten von Netflix bevorzugt durchs Internet.<br />

Kritiker sehen darin den ersten großen Verstoß gegen<br />

die Netzneutralität, wonach alle Daten gleichberechtigt<br />

durchs Netz geleitet werden sollen. thomas.stoelzel@wiwo.de<br />

Zeitstrahl<br />

Unterzeile bla blub<br />

Gründung als Online-<br />

Videothek mit<br />

Postversand von DVDs<br />

1997<br />

Erstmals Abonnement<br />

für unbegrenzten<br />

Videoverleih<br />

Quelle: xxxThomson Reuters, GfK, Sandvine, Netflix, eigene Recherche<br />

Börsengang<br />

1998 1999 2000 2001 2002<br />

8 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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3Mrd.$<br />

Auf allen Bildschirmen<br />

Mit diesen Geräten können Zuschauer Netflix nutzen<br />

gibt Netflix <strong>2014</strong> für Produktion<br />

oder Lizenzierung von Inhalten aus<br />

Smartphones<br />

Tablets<br />

Spielekonsolen<br />

PCs<br />

Blu-Ray-Spieler<br />

Set-Top-<br />

Boxen<br />

Internet-fähige<br />

TV-Geräte<br />

Netflix-Umsatz<br />

in Millionen Dollar<br />

0<br />

2001 2013<br />

5000<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

Größter Datenverursacher<br />

Anteile am Internet-Verkehr in<br />

Nordamerika<br />

28 %<br />

17 %<br />

3 % 1 %<br />

Netflix YouTube iTunes Facebook<br />

Heute ein Börsenstar<br />

Der Netflix-Kurs im Vergleich<br />

Indexiert: seit 2 Jahren<br />

(= 100)<br />

Netflix<br />

Nasdaq 100<br />

2012 2013 <strong>2014</strong><br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

100<br />

Mio.$<br />

kostete die Produktion der<br />

Serie „House of Cards“ mit<br />

Hollywood-Star Kevin Spacey<br />

(Foto). Zudem produziert<br />

Netflix auch die Serien „Lilyhammer“,<br />

„Orange is the New<br />

Black“ und „Hemlock Grove“<br />

Einführung von Video-<br />

Streaming<br />

Angebot auf Spielekonsolen<br />

und TV-<br />

Set-Top-Boxen<br />

Start auf iPhone und<br />

iPad, Kanada wird<br />

erster Auslandsmarkt<br />

Serie „House of Cards“<br />

ist die erste Eigenproduktion<br />

im Programm<br />

Netflix bezahlt Provider<br />

für Highspeed-<br />

Internet<br />

2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />

FOTO: DDP IMAGES/INTERTOPICS/LMK MEDIA<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 9<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

Düstere Aussichten<br />

für Mitarbeiter<br />

Siemens-Chef Kaeser<br />

SIEMENS<br />

Jobabbau nach Jobabbau<br />

Im IT-Konzern sind Insidern zufolge rund<br />

10 000 Arbeitsplätze gefährdet. Eine Folge<br />

des geplanten Umbaus. Besonders hart<br />

trifft es Erlangen.<br />

Erst vor knapp einem Jahr hatte Siemens-Chef<br />

Joe Kaeser ein „Bekenntnis zum Standort<br />

Erlangen“ abgelegt. Für rund 500 Millionen Euro<br />

wollte der Konzern in der fränkischen Stadt<br />

einen Campus bauen. Immerhin beschäftigt das<br />

Unternehmen dort 25 000 Mitarbeiter, weitere<br />

20 000 in der Region und damit mehr als an jedem<br />

anderen Ort. Doch jetzt dürfte Erlangen <strong>vom</strong><br />

geplanten Stellenabbau im Konzern besonders<br />

betroffen sein.<br />

Er wolle Siemens in den nächsten Monaten von<br />

den bürokratischen Fesseln befreien, kündigte Kaeser<br />

vor zwei Wochen an. Durch diesen Befreiungsschlag<br />

fallen 10 000 Jobs weg, wie ein Insider des<br />

Münchner Technologieriesen sagt. Gewerkschaftsvertreter<br />

befürchten, dass Siemens vor allem in der<br />

Verwaltung Stellen streicht. Besonders betroffen ist<br />

demnach Erlangen. Von hier aus steuert Siemens<br />

zurzeit noch sein Industrie- und Energiegeschäft<br />

sowie die Sparte der Medizintechnik.<br />

Der Siemens-Chef will das Unternehmen zu<br />

alter Stärke zurückführen und rund eine Milliarde<br />

Euro sparen. Die vier Sektoren ersetzt er durch<br />

neun Geschäftsdivisionen. Das Energiegeschäft<br />

steuert der Konzern künftig aus den USA. Dort sieht<br />

Kaeser die größten Geschäftschancen. Der renditestarken<br />

Medizintechniksparte gibt der Manager<br />

mehr Freiheiten. Sie soll ein Unternehmen im Unternehmen<br />

werden – späterer Börsengang nicht<br />

ausgeschlossen.<br />

Mit einem Jobabbau rechnet die IG Metall auch<br />

in der Konzernzentrale in München. In der bayrischen<br />

Hauptstadt arbeiten rund 8000 Mitarbeiter.<br />

In den goldenen Zeiten Mitte der Achtzigerjahre<br />

waren es 50 000.<br />

Die Kürzungen beim Personal dürften das Betriebsklima<br />

stark belasten, zumal schon Kaesers<br />

Vorgänger Peter Löscher ein Sparprogramm aufgelegt<br />

hatte. Allein dadurch verschwanden 15 000 Arbeitsplätze.<br />

Sollte Siemens im Übernahmepoker<br />

um den französischen Rivalen Alstom den Zuschlag<br />

erhalten, drohen weitere Streichaktionen,<br />

besonders in der Transportsparte, die die Hochgeschwindigkeitszüge<br />

wie den ICE baut.<br />

Die Gespräche der Konzernleitung mit den Vertretern<br />

der Arbeitnehmer über den bevorstehenden<br />

Jobabbau im Konzern haben schon begonnen.<br />

Zu den Details wollte sich Siemens auf Anfrage<br />

nicht äußern.<br />

matthias.kamp@wiwo.de | München<br />

Ungleichgewicht<br />

Umsatz und Mitarbeiter<br />

im globalen Vergleich<br />

Europa, Afrika, Nahost<br />

Umsatz<br />

Anteil am<br />

(in Milliarden €) Gesamtumsatz<br />

(in Prozent)<br />

39,9 53<br />

Mitarbeiter<br />

220000<br />

Asien, Australien<br />

Umsatz<br />

Mitarbeiter<br />

64000<br />

Amerika<br />

Umsatz<br />

Anteil am<br />

Gesamtpersonal<br />

61<br />

15,1 20<br />

Mitarbeiter<br />

78000<br />

Quelle:Siemens<br />

18<br />

20,9 28<br />

22<br />

Anteil<br />

Anteil<br />

10 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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TELEFÓNICA/E-PLUS<br />

Neuer Mobilfunker gesucht<br />

Eigentlich sind die Aufgaben<br />

klar verteilt: Die Wettbewerbshüter<br />

der EU prüfen, ob bei einer<br />

Megafusion eine dominante<br />

Marktposition entsteht. Die<br />

Bundesnetzagentur legt die<br />

Spielregeln auf den Märkten<br />

fest und vergibt Frequenzen.<br />

Doch bei der Prüfung der Fusion<br />

zwischen den Mobilfunkbetreibern<br />

Telefónica und<br />

E-Plus entwirft die EU-Kommission<br />

ein völlig neues Regelwerk,<br />

ohne dass die Bundesnetzagentur<br />

einschreitet. Stein<br />

des Anstoßes sind die Auflagen,<br />

Keine Verbindung zur Netzagentur<br />

EU-Kommissar Almunia<br />

mit denen EU-Wettbewerbskommissar<br />

Joaquín Almunia<br />

die Marktmacht der verbleibenden<br />

drei großen Mobilfunkbetreiber<br />

beschränken will.<br />

So plant er Starthilfen für einen<br />

neuen, vierten Mobilfunkanbieter,<br />

damit der mit Billigtarifen<br />

die etablierten Anbieter<br />

angreifen kann. Neben Frequenzen<br />

soll der Neuling von<br />

einer fusionierten Telefónica-<br />

E-Plus-Gruppe auch Standorte<br />

für Funkmasten, rund 200<br />

Shops sowie ein Callcenter für<br />

Kundenservice bekommen. Bis<br />

zum 31. Dezember <strong>2014</strong> hat<br />

Telefónica Zeit, Verträge mit<br />

einem Neuling vorzulegen.<br />

Noch aber ist kein Interessent<br />

bekannt. Falls keiner auftaucht,<br />

sollen quasi als Plan B Mobilfunkanbieter<br />

wie United Internet<br />

und Freenet, die kein eigenes<br />

Netz besitzen, weitere<br />

Zugriffsrechte bekommen.<br />

Bei den Konkurrenten stoßen<br />

die EU-Pläne auf Widerstand.<br />

Sie befürchten eine Regulierung<br />

durch die Hintertür. „Die<br />

Auflagen schädigen alle Netzbetreiber“,<br />

heißt es. Bleibe es bei<br />

den Auflagen, wolle man juristisch<br />

dagegen vorgehen.<br />

juergen.berke@wiwo.de<br />

Aufgeschnappt<br />

Fix auferstanden 1953 tauchten<br />

sie zum ersten Mal auf: Fix<br />

und Foxi – die deutsche Antwort<br />

auf Micky Maus. Das letzte Comic-Heft<br />

erschien 2010. Jetzt<br />

will Stefan Piëch, Neffe des VW-<br />

Patriarchen Ferdinand Piëch<br />

und Chef des Münchner Unternehmens<br />

YFE, die beiden Füchse<br />

auferstehen lassen. YFE hat<br />

von Alexandra Kauka, der Witwe<br />

des Fix- und Foxi-Erfinders Rolf<br />

Kauka, alle Rechte gekauft und<br />

plant Fix-und-Foxi-Filme.<br />

Abdecken statt aufdecken New<br />

Yorks Polizisten müssen sich mit<br />

Spraydosen bewaffnen und sollen<br />

die Graffitis in der Stadt unkenntlich<br />

machen. „Spray ums<br />

Graffiti ein Quadrat und fülle es<br />

dann aus“, lautet der Einsatzbefehl.<br />

Kritiker monieren: Die<br />

Cops sollten lieber Verbrechen<br />

aufdecken.<br />

IBM DEUTSCHLAND<br />

Heimlich<br />

gekürzt<br />

Ohne Aufsehen hat der amerikanische<br />

IT-Giganten IBM in<br />

Deutschland schleichend Arbeitsplätze<br />

abgebaut. Zwischen<br />

2007 und 2013 fielen 3700 Stellen<br />

weg, das sind rund 18 Prozent<br />

in sieben Jahren. Beschäftigte<br />

IBM 2007 hierzulande<br />

noch rund 20 600 Mitarbeiter,<br />

waren es 2013 nur noch 16 900.<br />

Die Zahlen ergeben sich aus<br />

dem Handelsregister und gelten<br />

für die 17 IBM-Gesellschaften<br />

in Deutschland. Aus der<br />

Deutschland-Zentrale des Konzerns<br />

heißt es dazu auf Anfrage<br />

nur: „Wir veröffentlichen<br />

keine Beschäftigtenzahlen auf<br />

Länderebene.“<br />

Ende Mai 2012, vor genau<br />

zwei Jahren, tauchten Gerüchte<br />

auf, IBM wolle in Deutschland<br />

bis zu 40 Prozent seiner damals<br />

angeblich 20000 Mitarbeiter<br />

abbauen. IBM-Deutschland-<br />

Chefin Martina Koederitz<br />

dementierte die Behauptung<br />

erst einen Monat später. Inzwischen<br />

ist klar: Schon damals<br />

beschäftigte der IT-Riese in<br />

Deutschland nicht einmal mehr<br />

20 000 Mitarbeiter.<br />

michael.kroker@wiwo.de<br />

Sonntagsshopping<br />

Am Wochenende bestellen die Deutschen im Internet, Mails checken sie lieber unter der Woche<br />

Ostermontag<br />

Sonntag<br />

Feiertag Sonntag<br />

Sonntag Sonntag<br />

100<br />

FOTO: IAMGO/IPON, LAIF/REPORTERS, PR<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

*Suchanfragen im Verhältnis zum Höchstwertvon Ebay (= 100); Quelle: Google<br />

Höhe der Suchanfragen bei Google*<br />

21. April 27. April 1. Mai 4. Mai<br />

11. Mai 18. Mai<br />

@<br />

Amazon<br />

Zalando<br />

Ebay<br />

GMX<br />

Web.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 11<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

FLOSKELCHECK<br />

Rente<br />

mit 63<br />

Hurra, hurra, es ist ein...<br />

Rentenpaket. Eine schwere<br />

Geburt. 170 Milliarden Euro<br />

schwer. Ein echter Brocken,<br />

der von Geburtshelferin<br />

Andrea Nahles stolz und mit<br />

extra viel Getöse präsentiert<br />

wurde. Wie ein Automechaniker,<br />

der sagt: „Ich kriege<br />

zwar Ihre Bremse nicht repariert,<br />

dann mache ich Ihnen<br />

wenigstens die Hupe lauter.“<br />

Bundesfinanzminister Wolfgang<br />

Schäuble dagegen steht<br />

das lichte Resthaar zu<br />

Berge. Schließlich ist die<br />

„Rente mit 63“ eine Sackgasse<br />

auf dem Weg zur<br />

Sanierung der Staatsfinanzen.<br />

„Rente mit 93“<br />

wäre da schon eher ein<br />

Schritt in die richtige<br />

Richtung. Und schließlich<br />

gibt es genug Jobs, die man<br />

machen kann, bis man auf<br />

dem Friedhof liegt:Präsident<br />

des Weltfußballverbandes<br />

Fifa oder Papst – obwohl:<br />

Mittlerweile gehen ja sogar<br />

die in Rente.<br />

DER FLOSKELCHECKER<br />

Hans Gerzlich, 47, Diplom-<br />

Ökonom, ehemaliger Marketing-Referent<br />

und heute<br />

Wirtschaftskabarettist und<br />

Bürocomedian.<br />

INTERVIEW Carrie Lam<br />

»Fördermittel auch für<br />

ausländische Gründer«<br />

Hongkongs Vize-Regierungschefin will Start-ups<br />

anlocken, plant ein Steuerabkommen mit<br />

Deutschland und erwägt Einreisebeschränkungen.<br />

Frau Lam, in Hongkong wuchs<br />

die Wirtschaft im ersten<br />

Quartal so schwach wie seit<br />

zwei Jahren nicht mehr. Verlieren<br />

Sie Ihre Wettbewerbsvorteile<br />

gegenüber China?<br />

Wieso? Wir erwarten für dieses<br />

Jahr ein Plus von drei bis vier<br />

Prozent, das ist doch nicht<br />

schlecht. Wir hängen natürlich<br />

stark an Exporten, die wegen<br />

der niedrigen Nachfrage aus<br />

den USA und Europa zuletzt<br />

schwach ausgefallen sind. Von<br />

der Nähe zu China hingegen<br />

profitieren wir seit der Wiedervereinigung<br />

1997 sehr stark:Wir<br />

nutzen das Festland für die Produktion,<br />

und Festland-Unternehmen<br />

gehen über Hongkong<br />

auf den Weltmarkt.<br />

Investoren lassen im billigeren<br />

China produzieren. Warum<br />

sollten sie über Hongkong<br />

exportieren oder dort ihre<br />

Asien-Zentrale einrichten?<br />

Sie haben ja recht, wir sind eine<br />

Service-Ökonomie und kein<br />

Produktionsstandort. Aber wir<br />

sind weltweit Nummer eins bei<br />

Lufttransporten und haben eine<br />

effiziente Logistikbranche.<br />

Und wir helfen Unternehmen<br />

mit Rechtsdienstleistungen.<br />

Die Rechtssicherheit in China<br />

hat sich verbessert. Und wer<br />

ein Problem mit chinesischen<br />

Plagiatoren hat, muss sie auf<br />

dem Festland verklagen.<br />

In Hongkong sprechen wir<br />

selbstverständlich Englisch,<br />

was auf dem Festland nicht so<br />

verbreitet ist. Wir haben nach<br />

Tokio den größten Finanzplatz<br />

in Asien und führen bei Börsengängen<br />

auf dem Kontinent. Zudem<br />

profitieren wir von der Öffnung<br />

des chinesischen Markts:<br />

Zum einen genießen Produkte<br />

aus Hongkong bevorzugten Zugang<br />

zum chinesischen Markt.<br />

Zum anderen reisen viele Touristen<br />

aus China zu uns.<br />

Chinas Touristen sehen Hongkong<br />

als Outlet-Laden und<br />

fallen in Heerscharen ein.<br />

Sicher ist es nicht einfach, wenn<br />

50 Millionen Touristen in eine<br />

Stadt mit 7,2 Millionen Einwohnern<br />

kommen. Wir verstehen<br />

DIE ANWERBERIN<br />

Lam, 57, ist seit 2012<br />

Chief Secretary und damit<br />

Nummer zwei in der<br />

Regierung von Chinas<br />

Sonderverwaltungszone<br />

Hongkong.<br />

die Schwierigkeiten und denken<br />

über Anpassungen nach.<br />

Sie wollen die Einreisen aus<br />

China begrenzen?<br />

Das überlegen wir in der Regierung,<br />

eine Entscheidung steht<br />

noch aus.<br />

Hongkong will zur Oase für<br />

Start-ups werden, die Asien<br />

erobern wollen. Was planen Sie?<br />

Das beginnt mit dem Bildungssystem,<br />

das wir stark internationalisiert<br />

haben. Bis zu einem<br />

Fünftel der Studierenden in<br />

staatlich geförderten Bachelor-<br />

Fächern kommen aus dem Ausland,<br />

bei Master-Abschlüssen<br />

gibt es keine Quoten mehr. Absolventen<br />

erlauben wir den Aufenthalt<br />

für zwölf Monate, auch<br />

wenn sie keinen Job haben. Es<br />

gibt in Hongkong zudem viele<br />

Kapitalgeber für kleine und<br />

mittlere Unternehmen, die gern<br />

auch Start-ups helfen.<br />

Hongkong zählt zu den teuersten<br />

Städten der Welt. Wie<br />

sollen sich klamme Start-ups<br />

das Leben hier leisten?<br />

Gründern bieten wir Startfinanzierungen<br />

in Technologieparks,<br />

die Fördermittel haben wir erst<br />

kürzlich wieder aufgestockt –<br />

und sie sind auch für ausländische<br />

Gründer offen.<br />

Hoffen Sie auf eine stärkere<br />

Kooperation mit deutschen<br />

Unternehmen?<br />

Mit Deutschland planen wir ein<br />

Doppelbesteuerungsabkommen.<br />

Im Juni werden die Verhandlungen<br />

mit dem Finanzministerium<br />

beginnen. Ein<br />

Dutzend EU-Länder hat schon<br />

solch ein Abkommen.<br />

Im Jahr 2047 endet der Vertrag,<br />

der die politische Koexistenz<br />

der politischen Systeme<br />

von Hongkong und der Volksrepublik<br />

China festschreibt.<br />

Wird das Festland dann so<br />

liberal und demokratisch wie<br />

Hongkong oder Hongkong<br />

so autoritär wie China?<br />

Sie dürfen nicht erwarten, dass<br />

ich Ihnen darauf eine Antwort<br />

gebe. China hat selbst zu entscheiden,<br />

wie es sein System<br />

reformieren will.<br />

florian.willershausen@wiwo.de<br />

ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: DDP IMAGES/EYEPRESS<br />

12 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Weniger Läden, mehr online<br />

Pluta und Strehle (rechts)<br />

DREI FRAGEN...<br />

...zur Zuwanderung<br />

FOTOS: ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PHOTOTHEK/THOMAS KÖHLER, LAIF/HANS-CHRISTIAN PLAMBECK<br />

STRENESSE<br />

Rettung in Sicht<br />

Die Chancen auf eine Rettung<br />

des Nördlinger Modeunternehmens<br />

Strenesse steigen. „Bei<br />

der Sanierung ist Strenesse auf<br />

einem guten Weg“, sagt Restrukturierungsvorstand<br />

Michael<br />

Pluta. „Nach unseren Planungen<br />

werden wir im kommenden<br />

BEUYS-SAMMLUNG<br />

»Kalte<br />

Enteignung«<br />

In dieser Woche bekommt die<br />

nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin<br />

Hannelore<br />

Kraft königlichen Besuch:<br />

Willem Alexander und Máxima<br />

aus den Niederlanden besuchen<br />

einen Unternehmergipfel<br />

auf Schloss Moyland bei Kleve,<br />

nahe der niederländischen<br />

Grenze. Was der royale Besuch<br />

wohl nicht mitbekommen wird:<br />

welcher Machtkampf sich in<br />

der Stiftung Museum Schloss<br />

Moyland abspielt, deren Kuratorium<br />

Kraft qua Amt vorsitzt.<br />

Die Stiftung, gegründet 1990<br />

<strong>vom</strong> Land, den Brüdern und<br />

Beuys-Sammlern Hans und<br />

Franz Joseph van der Grinten<br />

sowie der Schlosseigner-Familie<br />

Geschäftsjahr, das im Juli beginnt,<br />

bereits schwarze Zahlen<br />

schreiben.“ Daher stehe das<br />

Unternehmen bei der Suche<br />

nach Investoren nicht unter<br />

Zeitdruck. Mitte April hatte<br />

Strenesse Insolvenz in Eigenverwaltung<br />

beantragt. „Im Rahmen<br />

der Sanierung mussten wir<br />

uns von rund 40 der insgesamt<br />

140 Mitarbeiter in der Zentrale<br />

trennen“, sagt Vorstandschef<br />

Luca Strehle. „Weitere Einschnitte<br />

sind derzeit aber nicht<br />

geplant, auch im Verkauf wird<br />

es keinen Stellenabbau geben.“<br />

Allerdings will Strenesse das<br />

Vertriebsnetz straffen. Neben<br />

einigen Shops stehen manche<br />

der 14 Outlets zur Disposition.<br />

In München verhandelt Strenesse<br />

über einen neuen Standort.<br />

Und an einer geplanten<br />

Neueröffnung in Berlin halten<br />

Strehle und Pluta fest. Zudem<br />

wollen sie in Wachstum investieren.<br />

„Priorität hat dabei der<br />

Ausbau des Online-Geschäfts“,<br />

so Strehle, „aber auch die Expansion<br />

nach China ist im Gespräch.“<br />

Derzeit werde ein Partner<br />

gesucht. „In den nächsten<br />

zwölf Monaten wollen wir dort<br />

einsteigen.“<br />

henryk.hielscher@wiwo.de,<br />

nele hansen<br />

Schlossherrn im Visier<br />

Ministerpräsidentin Kraft<br />

über privaten Stiftern“. Gerhard<br />

van der Grinten, Stiftersohn<br />

und Sprecher des Stiftungsvorstands,<br />

wird noch deutlicher:<br />

„Das ist der Versuch einer kalten<br />

Enteignung.“<br />

manfred.engeser@wiwo.de<br />

Ingo Kramer<br />

61, BDA-Präsident,<br />

Vorstand<br />

der Stiftung der<br />

Deutschen<br />

Wirtschaft<br />

von Steengracht, hütet einen<br />

wahren Kunstschatz: rund 6500<br />

Originalwerke von Joseph Beuys<br />

und rund 200 000 Archivalien<br />

des weltberühmten Künstlers.<br />

Doch seit Monaten tobt ein<br />

juristischer Kleinkrieg zwischen<br />

Familie van der Grinten<br />

und der Landesregierung, der<br />

auch die Staatsanwaltschaft<br />

Kleve und den Landtag beschäftigt.<br />

Hinter juristischen<br />

Scharmützeln etwa um das<br />

rechtmäßige Versenden von Tagesordnungen<br />

vermuten mit<br />

den Vorgängen Vertraute einen<br />

perfiden Plan: Entgegen offiziellen<br />

Beteuerungen wolle die<br />

Landesregierung die Stiftung<br />

bewusst schwächen, um mittelfristig<br />

die Beuys-Werke von<br />

Moyland nach Düsseldorf zu<br />

holen.<br />

FDP-Fraktions-Vize Ralf Witzel<br />

kritisiert „das bedenkliche<br />

Vorgehen des Landes gegenn<br />

Herr Kramer, mehr Menschen<br />

denn je ziehen derzeit<br />

nach Deutschland. Ist der<br />

Mangel an Fachkräften behoben?<br />

So schön dieser Boom gerade<br />

ist: Die Gefahr ist noch lange<br />

nicht gebannt, denn der richtige<br />

Fachkräftemangel kommt<br />

erst noch in fünf bis zehn Jahren.<br />

Deswegen müssen wir<br />

uns kontinuierlich weiter bemühen,<br />

alle Möglichkeiten für<br />

den Arbeitsmarkt auszuschöpfen.<br />

n Mit der deutschen Zuwanderungspolitik<br />

sind Sie unzufrieden?<br />

Programme wie die Blue Card<br />

für hoch Qualifizierte sind ein<br />

guter Anfang. Aber wir brauchen<br />

viel mehr Zuwanderung<br />

von Fachkräften ohne Studium.<br />

Da herrscht mir in der Politik<br />

zum Teil immer noch zu<br />

sehr eine Lieber-nicht-Haltung.<br />

Ich wünsche mir mehr<br />

Mut zum Aufbruch. Dazu gehört,<br />

dass wir die, die hier<br />

sind, intensiver fördern. Wer<br />

kein Deutsch lernt, kann nicht<br />

kommunizieren. Aber das ist<br />

im Leben wie im Beruf unerlässlich.<br />

n Wo hapert es sonst noch?<br />

Zuallererst in der Schule. Jeder<br />

Jugendliche braucht<br />

Schulabschluss und Ausbildung<br />

– jeder! Allerdings sind<br />

Jahr für Jahr rund 18 Prozent<br />

der Schulabgänger ohne Abschluss<br />

oder nicht ausbildungsfähig.<br />

Das ist ein bildungspolitisches,<br />

ökonomisches<br />

und soziales Armutszeugnis.<br />

Vom Idealzustand<br />

sind wir sträflich weit entfernt.<br />

max.haerder@wiwo.de I Berlin<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 13<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

STEUER<br />

Bericht<br />

eingefordert<br />

Zusatzeinnahmen ausweisen<br />

Steuerpräsident Holznagel<br />

Der Bund der Steuerzahler<br />

drängt auf mehr Transparenz<br />

bei der kalten Progression,<br />

nachdem sich Union und SPD<br />

in der vergangenen Legislaturperiode<br />

darauf geeinigt hatten,<br />

regelmäßig über die Entwicklung<br />

der staatlichen Zusatzeinnahmen<br />

zu informieren. „Dieser<br />

Bericht muss in diesem Jahr<br />

auch tatsächlich durch die<br />

Regierung vorgelegt werden“,<br />

fordert Rainer Holznagel,<br />

Präsident des Bundes der Steuerzahler.<br />

Zudem sollte der Arbeitskreis<br />

Steuerschätzungen künftig die<br />

Einnahmen aufgrund der kalten<br />

Progression separat ausweisen,<br />

so Holznagel.<br />

Der Einkommensteuertarif<br />

müsse automatisch alle zwei<br />

Jahre mindestens entsprechend<br />

der Inflation angepasst werden.<br />

„Sollte die politische Situation<br />

es erfordern, dass die Anpassung<br />

einmal ausgesetzt werden<br />

muss, ist das Parlament gezwungen,<br />

darüber zu debattieren“,<br />

sagt Holznagel. „Wenn<br />

aber die finanzielle Not so groß<br />

ist, erwarte ich, dass dann auch<br />

die Diäten und Gehälter der Abgeordneten<br />

und Regierungsmitglieder<br />

nicht automatisch<br />

steigen.“<br />

henning.krumrey@wiwo.de | Berlin<br />

<strong>26</strong>.<strong>05</strong>. Ägypten Am Montag beginnt die zweitägige Wahl<br />

des Präsidenten. Es gilt als ausgemacht, dass der<br />

frühere Verteidigungsminister<br />

und<br />

ehemalige Armeechef<br />

Abdel Fatah al-Sisi die<br />

Abstimmung gewinnt.<br />

Einziger Gegenkandidat<br />

ist der linke Politiker<br />

Hamdin Sabahi.<br />

EZB Die Notenbank-Konferenz der Europäischen<br />

Zentralbank (EZB) diskutiert in Portugal über die<br />

„Geldpolitik in einer sich verändernden Finanzwelt“.<br />

Darüber reden EZB-Präsident Mario Draghi,<br />

EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />

und Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem.<br />

27.<strong>05</strong>. EU-Gipfel Die Staats- und Regierungschefs der<br />

EU-Länder sprechen am Dienstag in Brüssel über<br />

die Folgen der Wahl zum Europäischen Parlament.<br />

Opel Das Landgericht Darmstadt verhandelt über<br />

die Klage des Bochumer Opel-Betriebsratschefs<br />

Rainer Einenkel. Er wirft dem Aufsichtsrat vor, dieser<br />

habe ihn nicht nicht korrekt über die Pläne für<br />

das Bochumer Werk informiert.<br />

Ärztetag Die 250 Delegierten der 17 Ärztekammern<br />

beraten in Düsseldorf über die Gesundheitspolitik.<br />

Als Gastredner kommt Bundesgesundheitsminister<br />

Hermann Gröhe (CDU).<br />

28.<strong>05</strong>. Konjunktur Die Bundesagentur für Arbeit berichtet<br />

am Mittwoch, wie sich der Arbeitsmarkt im Mai<br />

entwickelt hat. Im April hatte sie 2,943 Millionen<br />

Erwerbslose registriert, so wenig wie zuletzt vor<br />

22 Jahren. Die Arbeitslosenquote sank von 7,1 auf<br />

6,8 Prozent. Außerdem veröffentlicht die Gesellschaft<br />

für Konsumforschung (GfK) ihren Konsumklima-Index.<br />

Im April hatte er sich gegenüber März<br />

nicht verändert.<br />

TAXI II<br />

Protesttag<br />

gegen Uber<br />

Seit Travis Kalanick mit seinem<br />

Start-up Uber Limousinen samt<br />

Chauffeur per Smartphone-<br />

App vermittelt, schlägt ihm der<br />

Hass der Taxifahrer entgegen.<br />

Noch mehr entzürnt hat sie der<br />

vor Kurzem in Berlin gestartete<br />

Dienst Uber Pop, über den fast<br />

jeder Autobesitzer Mitfahrer suchen<br />

kann. Ob das Angebot<br />

TOP-TERMINE VOM <strong>26</strong>.<strong>05</strong>. BIS 01.06.<br />

TAXI I<br />

Mindestlohn<br />

aushebeln<br />

Nach den Schlachtereien versucht<br />

auch das Taxigewerbe,<br />

den gesetzlichen Mindestlohn<br />

per Tarifvertrag zu umgehen.<br />

Die Gewerkschaft Verdi und der<br />

Deutsche Taxi- und Mietwagenverband<br />

(BZP) könnten im Juli<br />

Gespräche über einen Tarifvertrag<br />

aufnehmen. „Wir haben<br />

unsere Bereitschaft zu Verhandlungen<br />

signalisiert“, heißt es bei<br />

Verdi. Der Verdi-Bundesvorstand<br />

ist informiert. Käme es zu<br />

einer Einigung, müssten Taxibetriebe<br />

den Stundenlohn von<br />

8,50 Euro nicht schon <strong>vom</strong> 1. Januar<br />

2015 an zahlen. Denn Abweichungen<br />

<strong>vom</strong> Mindestlohn<br />

nach unten sind per Tarifvertrag<br />

erlaubt, sofern er bis Ende<br />

2016 geschlossen wird.<br />

Voraussetzung ist, dass sich<br />

der Unternehmensverband<br />

BZP auch als Arbeitgeberverband<br />

formiert. Darüber will<br />

der BZP laut Geschäftsführer<br />

Thomas Grätz auf einer Mitgliederversammlung<br />

Anfang<br />

Juni entscheiden. Bei Verdi<br />

heißt es, Abweichungen <strong>vom</strong><br />

Mindestlohn seien allerdings<br />

nur denkbar, wenn dafür Zuschläge<br />

bei Nacht- und Feiertagsdiensten<br />

sowie Arbeitszeiten<br />

tariflich geregelt würden.<br />

max.haerder@wiwo.de | Berlin<br />

überhaupt zulässig ist, prüfen<br />

derzeit die Berliner Behörden.<br />

Die Taxifahrer wollen sich damit<br />

aber nicht abfinden. „Am<br />

11. Juni wird es einen Aktionstag<br />

der Taxiverbände in Berlin<br />

geben“, sagt Thomas Grätz, Geschäftsführer<br />

des Deutschen<br />

Taxi- und Mietwagenverbandes.<br />

Sie schließen sich damit ihren<br />

Kollegen in London an, die<br />

auch gegen Uber demonstrieren.<br />

Mit Taxiverbänden in Paris,<br />

Mailand, Lissabon und São<br />

Paulo wollen die Deutschen sogar<br />

einen weltweiten Protesttag<br />

organisieren. Zudem bereitet<br />

der Deutsche Taxiverband eine<br />

Klage gegen Uber vor.<br />

oliver.voss@wiwo.de<br />

Taxifahrer sehen rot<br />

Demofahrt in Berlin geplant<br />

FOTO: WAZ FOTOPOOL/VOLKER HARTMANN, GETTY IMAGES/ANADOLU, MARCO URBAN<br />

14 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft<br />

CHEFSESSEL<br />

START-UP<br />

WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Miriam Meckel, 46, wird<br />

am 1. Oktober Chefredakteurin<br />

der WirtschaftsWoche.<br />

Sie folgt auf Roland Tichy, 58,<br />

der als Geschäftsführer zum<br />

neuen Unternehmen DvH<br />

Ventures wechselt, das in digitale<br />

Geschäftsfelder investieren<br />

soll. Tichy habe seit<br />

2007 die Marktführerschaft<br />

der WirtschaftsWoche weiter<br />

ausgebaut, sagte Verleger<br />

Dieter von Holtzbrinck<br />

(rechts). „Mit seinen publizistischen<br />

Kommentaren zur<br />

Wirtschaftspolitik hat er Debatten<br />

angestoßen, welche<br />

die Bedeutung marktwirtschaftlichen<br />

Handels immer<br />

wieder hervorgehoben haben.“<br />

Meckel ist derzeit Direktorin<br />

des Instituts für Medien-<br />

und Kommunikationsmanagement<br />

der Universität<br />

St. Gallen. Ihre journalistische<br />

Karriere startete sie<br />

1990 in unterschiedlichen<br />

Nachrichten- und Magazinformaten<br />

für die Sender<br />

WDR, RTL und Vox. Später<br />

war sie Sprecherin der nordrhein-westfälischen<br />

Regierung<br />

und deren Staatssekretärin<br />

für Europa. „Mit Miriam<br />

Meckel konnten wir nicht nur<br />

eine exzellente Journalistin,<br />

sondern auch eine engagierte<br />

Grenzgängerin zwischen Politik,<br />

Wirtschaft und Wissenschaft<br />

gewinnen“,sagte Gabor<br />

Steingart, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Verlagsgruppe<br />

Handelsblatt, in der die<br />

WirtschaftsWoche erscheint.<br />

CELESIO<br />

Marc Owen, 54, übernimmt<br />

am 16. Juli den Vorstandsvorsitz<br />

des Stuttgarter Pharmahändlers<br />

Celesio, am selben Tag wird<br />

Alain Vachon dort Finanzvorstand.<br />

Beide Manager kommen<br />

<strong>vom</strong> amerikanischen Gesundheitskonzern<br />

McKesson, der im<br />

Februar Celesio übernommen<br />

hat. Sie lösen Marion Helmes,<br />

48, ab, die derzeit beide Posten<br />

innehat und danach Celesio<br />

kurzfristig noch berät.<br />

SCHOLZ & FRIENDS<br />

Martin Pross, 48, Kreativchef<br />

und Vorstand der Scholz &<br />

Friends Group, verlässt die Werbeagentur<br />

nach 18 Jahren, um<br />

sich selbstständig zu machen.<br />

Ein herber Verlust für die Berliner,<br />

denn Pross sorgte maßgeblich<br />

dafür, dass die Agentur bei<br />

Werbewettbewerben regelmäßig<br />

Preise abräumte.<br />

MALLORCA<br />

785 Millionen<br />

Euro haben Ausländer 2013 auf den Balearen einschließlich Mallorca<br />

investiert. Das ist historischer Rekord – und gegenüber dem<br />

Vorjahr ein Anstieg von 196 Prozent. In ganz Spanien erhöhten<br />

sich die Auslandsinvestitionen 2013 um 8,8 Prozent auf 15,8<br />

Milliarden Euro. Davon kamen 63 Prozent aus den Niederlanden.<br />

MARITA HUURINAINEN<br />

Pelze und Pantoffeln<br />

Fakten zum Unternehmen<br />

Kosten ein Paar Schuhe kostet<br />

etwa 200 Euro<br />

Umsatz im Vorjahr 45 000 Euro,<br />

dieses Jahr 100 000 Euro<br />

Finanzierung durch ein finnisches<br />

Programm bis zu 100 000 Euro<br />

Mit Mode hatte Andreas Jank lange Zeit wenig am Hut. Der<br />

32-Jährige arbeitete acht Jahre lang in London als Investmentbanker<br />

bei der Citigroup. „Im Zuge der Finanzkrise wurde ich desillusioniert<br />

und wollte lieber etwas Handfestes machen“, sagt Jank. Da<br />

lernte er durch eine Freundin die Finnin Marita Huurinainen<br />

kennen. Die Designerin bereitete sich auf einen Auftritt in der<br />

Fernsehshow „Dragons’ Den“ vor, in der Gründer potenziellen Investoren<br />

ihre Geschäftsidee vorstellen. Huurinainen gestaltet ausgefallene<br />

Schuhe und Pelzmode – aber ihr fehlte es an kaufmännischem<br />

Wissen. Das konnte Jank bieten. Vor anderthalb Jahren<br />

stieg er mit 50 000 Euro in die Firma ein und zog nach Helsinki.<br />

Seither läuft das Geschäft.<br />

„Wir haben jetzt schon so viel Umsatz wie im Vorjahr“, sagt Jank.<br />

Verkauft wird die Mode online sowie in Boutiquen in acht Ländern.<br />

Die wichtigsten Märkte sind Japan, Russland und die USA.<br />

In Deutschland gibt es die Schuhe mit der Holzsohle in Berlin und<br />

München. „Bei Pelzen bieten wir eine ökologische und ethische<br />

Alternative“, sagt Jank. Die Felle von Füchsen,Waschbären und<br />

Mardern kauft er bei Jägern<br />

ein, die sie bisher<br />

weggeworfen haben.<br />

Auch Nerze beschafft er<br />

sich so. „Die sind aus<br />

Pelzfarmen ausgebrochen<br />

und werden gejagt,<br />

weil sie das ökologische<br />

Gleichgewicht stören.“<br />

oliver.voss@wiwo.de<br />

FOTOS: PR (2), BILDAGENTUR ONLINE/UNIVERSAL IMAGE GROUP<br />

16 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />

Norbert Walter-Borjans<br />

Finanzminister von Nordrhein-Westfalen<br />

Der Konferenztisch kommt aus<br />

dem Knast, der Schreibtisch<br />

auch. „Sie waren wesentlich<br />

günstiger als Möbel aus dem<br />

Fachgeschäft“, sagt Norbert<br />

Walter-Borjans, 61, Nordrhein-<br />

Westfalens Finanzminister. Die<br />

Gefängnisschreinerei in Münster<br />

hat sie vor zwei Jahren nach<br />

seinen Entwürfen gebaut. Die<br />

alten Tische konnte er ohnehin<br />

nie leiden. Sie stammten von<br />

seinem Vorvorvorvorgänger<br />

360 Grad<br />

In unseren App-<br />

<strong>Ausgabe</strong>n finden<br />

Sie an dieser<br />

Stelle ein interaktives<br />

360°-Bild<br />

Heinz Schleußer und waren<br />

aus Eiche. „Aber ich bin kein<br />

Eichenfan“, sagt der Sohn eines<br />

Schreiners, „ich möchte auch<br />

nicht in einem Eichensarg<br />

beerdigt<br />

werden.“ Die neuen<br />

Möbel sind aus Buche.<br />

Vom Schreibtisch<br />

aus kann der<br />

Minister direkt in den<br />

Düsseldorfer Hofgarten<br />

schauen. Ein bisschen<br />

Grün hat er sich ins Büro<br />

geholt – einen Ficus-Baum, der<br />

sich prächtiger entwickelt als<br />

der Landeshaushalt. „Ich habe<br />

einen grünen Daumen“, freut<br />

sich der SPD-Politiker, der seit<br />

Juli 2010 Finanzminister ist, seit<br />

Hannelore Kraft mit einer rotgrünen<br />

Koalition regiert. Inzwischen<br />

leitet er auch<br />

die Finanzministerkonferenz.<br />

Im Wandschrank<br />

gegenüber<br />

der Fensterfront liegenBücher<br />

und Kekse<br />

– aber keine Steuer-CDs,<br />

wie Walter-<br />

Borjans versichert. Er<br />

ist berüchtigt für seine Jagd auf<br />

Steuersünder und den Ankauf<br />

von CDs mit Steuerdaten. Davon<br />

zeugt die Karikatur, die im<br />

Regal hinter dem Schreibtisch<br />

steht. Vor dem Schreibtisch<br />

lagert auf einer Säule ein bearbeiteter<br />

Stein aus weißem Marmor.<br />

„Ich bin Hobbybildhauer“,<br />

sagt Walter-Borjans. Jeden<br />

zweiten Sommer besucht er einen<br />

Künstlerkurs in der Toskana.<br />

„Die Arbeit an den Steinen<br />

macht den Kopf frei“, sagt der<br />

Politiker und Diplom-Volkswirt,<br />

„und abends gibt es ein<br />

Fläschchen Wein.“<br />

hermann.olbermann@wiwo.de<br />

FOTO: DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

18 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»Auf Augenhöhe mit<br />

dem Chlorhühnchen«<br />

FREIHANDEL | Das europäisch-amerikanische TTIP-Abkommen ist als Ökokiller in Verruf<br />

geraten. Gerade für Mittelständler geht es um weniger Kosten und mehr Arbeitsplätze.<br />

Regierung und Wirtschaft gehen jetzt in die Offensive. Ein verspäteter Rettungsversuch.<br />

sen sich bei ebm-pabst allein 15 Entwickler<br />

mit der US-Zertifizierung beschäftigen.<br />

Deshalb ist Hundsdörfer für TTIP. Er hofft,<br />

dass dann eine Prüfung ausreicht und das<br />

Ergebnis auch im anderen Land gilt. „Wir<br />

können viel Geld besser in die Entwicklung<br />

neuer Produkte stecken, damit hier Jobs sichern<br />

und unsere Wettbewerbsposition<br />

auf dem amerikanischen Markt stärken“,<br />

schwärmt Hundsdörfer.<br />

Sein plötzliches TTIP-Engagement sei<br />

überfällig, sagt der Mittelständler selbstkritisch.<br />

Zu lange habe man das Feld den<br />

Angstmachern überlassen, „jetzt müssen<br />

wir dem Chlorhühnchen auf Augenhöhe<br />

begegnen“. Diese Einsicht dämmert inzwischen<br />

vielen Wirtschaftsbossen. Zu lange<br />

glaubte man, das Freihandelsabkommen<br />

sei ein politischer Selbstläufer. Schließlich<br />

lebt Deutschland ja <strong>vom</strong> Welthandel. Und<br />

TTIP soll noch mehr Wohlstand schaffen,<br />

zwischen 0,5 und 0,8 Prozent mehr BIP – je<br />

nach Studie. Allerdings sind derartige abstrakte<br />

Daten viel zu fern von den Wohlstandsbürgern,<br />

die sich ganz konkrete Sorgen<br />

um ihre Gesundheit machen.<br />

Fünf Jahre lebte Rainer Hundsdörfer<br />

in Connecticut, auf halber<br />

Strecke zwischen New York und<br />

Boston. Nie fürchtete der heute<br />

56-Jährige, sich beim Essen zu<br />

vergiften oder sich am Toaster einen elektrischen<br />

Schlag zu holen. Im Gegenteil,<br />

Hundsdörfer war beeindruckt von den hohen<br />

Verbraucherstandards. Im Restaurant<br />

fand er auf der Speisekarte neben den Gerichten<br />

Angaben zur Kalorienzahl, im Supermarkt<br />

imponierten ihm die detaillierten<br />

Angaben zu den Zutaten und Herstellungsverfahren<br />

der Lebensmittel.<br />

Heute, in Mulfingen im Hohenlohekreis,<br />

reibt sich Hundsdörfer erstaunt die Augen<br />

angesichts der Angstdebatte um das geplante<br />

Freihandelsabkommen zwischen<br />

der EU und den USA (TTIP). Ob in der Zeitung,<br />

im Radio, im Fernsehen – überall begegnen<br />

ihm Sorgen über Genmais, Chlorhühnchen<br />

und miese Umwelt- und Verbraucherstandards<br />

der USA, die über den<br />

Atlantik zu schwappen drohen. „Die meisten<br />

Menschen hier haben leider keine Ahnung<br />

von Amerika“, sagt Hundsdörfer und<br />

ergänzt: „Umgekehrt leider auch nicht.“<br />

Die Lebensqualität in den USA sei jedenfalls<br />

nicht schlechter, versichert er und will<br />

sich nun in die Debatte einmischen.<br />

Auch aus beruflich-wirtschaftlichen<br />

Gründen. Hundsdörfer ist Geschäftsführer<br />

von ebm-pabst, einem mittelständischen<br />

Unternehmen, das Ventilatoren herstellt.<br />

Für Kühlschränke, für Sitzbelüftungen<br />

oder auch für LED-Scheinwerfer. Alle Produkte<br />

müssen zertifiziert werden und erhalten<br />

dann das europäische CE-Prüfzeichen.<br />

Leider haben die USA, ein wichtiger<br />

Absatzmarkt, andere Normen. Also müskönnten<br />

vor allem einkommensschwache<br />

Bevölkerungsgruppen profitieren, da die<br />

Lebensmittelpreise in den USA wesentlich<br />

günstiger seien“, erklärt der Präsident des<br />

Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.<br />

„Empfänger von Sozialhilfe wären<br />

wahrscheinlich glücklich darüber, was sie<br />

in einem amerikanischen Supermarkt alles<br />

kaufen könnten.“<br />

KULTURELLE VIELFALT<br />

Die Konsequenz daraus ist klar: mehr über<br />

die Vorteile reden. Dazu rief Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel (SPD) am<br />

vorigen Mittwoch einen Beirat ins Leben.<br />

Die 20-köpfige Expertentruppe vereint nicht<br />

nur die Hauptnutznießer, sondern auch<br />

Skeptiker wie die Kirchen, Verbraucher- und<br />

Naturschützer sowie die Gewerkschaften.<br />

Edda Müller, Vorsitzende von Transparency<br />

International Deutschland, schlug in<br />

der Sitzung vor, zunächst mal eine Liste all<br />

jener Standards aufzustellen, die nicht<br />

durch TTIP verändert würden. So ließen<br />

sich manche Ängste nehmen. Hubert Weiger,<br />

der Vorsitzende des Bundes für Umwelt<br />

und Naturschutz (BUND), will zusammen<br />

mit Müller und einigen Mitstreitern<br />

diese Sammlung bis zur nächsten Sitzung<br />

in sechs bis acht Wochen vorlegen. Etliche<br />

Punkte dafür hat er bereits im Kopf. „Die<br />

Vielfalt des nicht patentierten Saatguts“ gehöre<br />

ebenso dazu wie „die kulturelle Vielfalt<br />

der Landnutzung“. In Europa sei die<br />

Landwirtschaft „bäuerlich geprägt, wir haben<br />

hier keine Farm-Strukturen“.<br />

„Wir müssen den Amerikanern klarmachen,<br />

dass unsere Lebensweise und die<br />

Vielfalt in Europa nicht zur Disposition stehen“,<br />

verlangt Anton Börner, Präsident<br />

KRITIK IST „IRRATIONAL“<br />

Das bisherige TTIP-PR-Desaster ist für den<br />

Münchner Professor Hans-Werner Sinn ein<br />

Musterbeispiel der Public-Choice-Theorie.<br />

Sie erklärt, warum sich kleine engagierte<br />

Interessengruppen zum Nachteil einer<br />

schweigenden Mehrheit durchsetzen können.<br />

Offensichtlich sei dies hiesigen Hühnermästern<br />

und anderen Lebensmittelherstellern<br />

gelungen. „Viele, die deren Argumente<br />

übernehmen, wissen wahrscheinlich<br />

gar nicht, worüber sie reden“, sagt Sinn.<br />

Er findet die Kritik irrational: „Tatsächlich »<br />

FOTO: ANDREAS KÖRNER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

20 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Globale Physik<br />

ebm-pabst-Chef<br />

Rainer Hundsdörfer<br />

hofft auf die gegenseitige<br />

Anerkennung<br />

von Zertifikaten:<br />

„Die naturwissenschaftlichen<br />

Gesetze<br />

sind überall gleich,<br />

nur die Zulassungsverfahren<br />

sind<br />

anders – und in den<br />

USA zehnmal teurer<br />

als in Deutschland“<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 21<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel,<br />

Dienstleistungen (BGA). „Es<br />

steht nicht zur Debatte, dass sich die Amerikaner<br />

durchsetzen und auf dem Pariser<br />

Platz, auf den Champs-Élysées oder auf der<br />

Piazza Navona eine Rodeo-Show aufführen.“<br />

Vielmehr gehe es um die prägende<br />

Vorherrschaft westlicher Werte, „ob unsere<br />

Gesellschaft, die durch Freiheit, Individuum<br />

und Persönlichkeitsrechte geprägt ist,<br />

künftig die gesellschaftlichen Normen<br />

setzt. Sonst droht die Gefahr, dass totalitär<br />

geprägte Gesellschaften die globale Zukunft<br />

bestimmen. Diese Chance, eine freiheitliche<br />

Weltordnung zu prägen und zu erhalten,<br />

sollte man nicht durch kleinliche<br />

Debatten über Chlorhühnchen gefährden.“<br />

BRÄSIGE KÖRPERSCHAFTEN<br />

Plötzlich melden sich Interessengruppen zu<br />

Wort, die man beim transatlantischen Freihandel<br />

nicht auf der Rechnung hatte. Die<br />

Krankenkassen, die manchmal als etwas<br />

bräsige öffentliche Körperschaften auffallen,<br />

haben sich auf die Seite der Liberalisierung<br />

geschlagen. Ihr Spitzenverband der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung (GKV) bat bereits<br />

EU-Handelskommissar Karel De Gucht<br />

um Hilfe: Die Prüfverfahren für Implantate,<br />

Prothesen und andere Medizinprodukte seien<br />

auf dem alten Kontinent zu lasch. Die<br />

amerikanische Zulassungsstelle FDA arbeite<br />

dagegen vorbildlich. Sie veröffentliche<br />

Daten zur Sicherheit etwa von künstlichen<br />

Herzklappen oder Stents bei verengten Blutgefäßen.<br />

Träten vermehrt Komplikationen<br />

auf, würden Einschränkungen verhängt und<br />

veröffentlicht. Der GKV-Spitzenverband argumentiert:<br />

„Besonders der Marktzugang<br />

und die Überwachung sind nach unserer<br />

Auffassung in den USA besser und transparenter<br />

geregelt als in Europa.“<br />

Die Ärzte, die sonst oft mehr Freiheiten<br />

in der Berufsausübung und Bezahlung fordern,<br />

stellen sich vehement gegen eine Öffnung<br />

des Marktes. „Die Verhandlungen<br />

sind für unseren Beruf äußerst problematisch“,<br />

klagt der Präsident der Bundesärztekammer<br />

(BÄK), Frank Ulrich Montgomery.<br />

Standards für ärztliches Handwerk würden<br />

abgesenkt, zudem erwartet er Vorgaben für<br />

Behandlungen – zum Beispiel, wie eine<br />

Mund-Kiefer-Spalte zu operieren sei. Auch<br />

bei der Schönheitschirurgie drohten enge<br />

Normen. Unsinn sei es auch, etwa neben<br />

den Chirotherapeuten, die Ärzte sein müssen,<br />

den Chiropractor als Berufsstand zu<br />

etablieren. „Ein arztgleicher Beruf macht<br />

keinen Sinn“, verteidigt Montgomery. Und<br />

er warnt vor dem Kapitalismus im weißen<br />

Bayrische Ventile für das Bellagio in Las Vegas<br />

Schlimmer als die Zölle sind die bürokratischen Hürden für Bertram Kawlath:<br />

„In meinem Geschäft zählen Handling and Speed.“ Wegen der Grenzhürden denkt<br />

der Mittelständler darüber nach, in den USA eine zweite Produktion aufzubauen<br />

Deutschlands wichtigste Partner<br />

DiefünfgrößtenHandelspartner Deutschlands<br />

(inMilliarden Euro)<br />

Frankreich<br />

USA<br />

Großbritannien<br />

Niederlande<br />

China<br />

100,2<br />

64,0<br />

88,4<br />

48,5<br />

75,7<br />

47,1<br />

71,0<br />

89,2<br />

67,0<br />

73,6<br />

Stand 2013; Zahlen gerundet;<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

Exporte nach<br />

Importe aus<br />

Kittel. „Amerikanische Investoren könnten<br />

reihenweise Kliniken, medizinische Versorgungszentren<br />

oder Apotheken aufkaufen.“<br />

Umso mehr wirbt die Wirtschaft nun für<br />

das Abkommen. Auch DIHK-Präsident<br />

Eric Schweitzer sitzt aus Überzeugung im<br />

TTIP-Beirat. „Ziel von TTIP ist die Annäherung<br />

industrieller Standards und Zollverfahren,<br />

nicht aber die Senkung von Verbraucherschutzstandards.“<br />

Für Schweitzer<br />

ist die Debatte ein klarer Fall von Fehlinformation.<br />

Politik, Wirtschaft, Medien und<br />

auch die Vertreter der Zivilgesellschaft seien<br />

daher gefragt, die Ziele des Abkommens<br />

„klarer zu kommunizieren und so bestehende<br />

Verunsicherung bei den Verbrauchern<br />

aufzulösen“. Viele Menschen wüssten<br />

nicht, „wie viele Formalitäten und damit<br />

verbundene Kosten deutsche Unternehmen<br />

im transatlantischen Handel bewältigen<br />

müssen. Die deutsche Wirtschaft<br />

FOTOS: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

22 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Die Aufregung um den Investitionsschutz<br />

versteht der Mittelständler auch<br />

nicht: „Investitionen sind Vertrauenssache.<br />

Sie bedürfen des Vertrauensschutzes.<br />

Das war in der Bundesrepublik immer so.<br />

Das haben wir bereits in 131 Abkommen<br />

geregelt. Und jetzt soll das 132. die Welt<br />

verändern?“<br />

Transatlantische Blockade fürs Trampolin<br />

In Deutschland hat Evelyn Dornseif bei den Hüpfgeräten einen Marktanteil von rund<br />

50 Prozent. Amerika würde sie reizen. „Aber ich komme gar nicht erst rein“, sagt die<br />

Hudora-Chefin, weil die Kosten für die zusätzliche Zertifizierung viel zu hoch sind<br />

und insbesondere der Mittelstand haben<br />

daher hohe Erwartungen an TTIP.“<br />

So wie Bertram Kawlath aus Ingolstadt.<br />

Der Bayer warb Anfang Mai bei Bundeswirtschaftsminister<br />

Sigmar Gabriel leidenschaftlich<br />

für das transatlantische Abkommen.<br />

Kawlath stellt etwa 1,5 Millionen verschiedene<br />

Ventiltypen her, ein Viertel des<br />

Umsatzes macht er in den USA. Vor dem<br />

berühmten Hotel Bellagio in Las Vegas<br />

zum Beispiel regeln seine Ventile die bis zu<br />

150 Meter hohen Wasserspiele. Aber: „Um<br />

unsere Produkte auch in die USA liefern zu<br />

können, mussten wir buchstäblich Zehntausende<br />

von technischen Zeichnungen<br />

ändern“, so Kawlath, „um uns an die Vielzahl<br />

technischer Normen anzupassen.“ Inzwischen<br />

überlege er wegen der Zusatzkosten,<br />

in den USA eine zweite Produktion<br />

aufzubauen. Diese Arbeitsplätze könnten<br />

dann in Deutschland fehlen – ohne TTIP.<br />

Europas wichtigste Partner<br />

DiefünfgrößtenHandelspartner der EU<br />

(inMilliarden Euro)<br />

USA<br />

Schweiz<br />

China<br />

Russland<br />

Türkei<br />

Norwegen<br />

288,2<br />

196,0<br />

169,6<br />

94,3<br />

148,3<br />

280,0<br />

119,8<br />

206,5<br />

77,8<br />

90,0<br />

Stand 2013; Zahlen gerundet;<br />

Quelle: Eurostat<br />

Exporte nach<br />

Importe aus<br />

BESONDERS DREIST<br />

Offenbar ist den TTIP-Gegnern der grundgesetzliche<br />

Schutz von Eigentum und Investitionen<br />

wurscht. Grünen-Fraktionschef<br />

Anton Hofreiter stellte sich am vergangenen<br />

Mittwoch auf die Wiese vor dem<br />

Reichstag, um TTIP einmal mehr zu verdammen.<br />

„Besonders dreist“ fand er, dass<br />

Vattenfall derzeit die Bundesrepublik auf<br />

3,5 Milliarden Euro Schadensersatz wegen<br />

des Ausstiegs aus der Kernkraft verklage.<br />

Immerhin hatte der Energieversorger – wie<br />

die anderen – über viele Jahre Milliarden<br />

Euro in die früher gewünschte Atomkraft<br />

investiert, die nun aus politischen Gründen<br />

à fonds perdu sind. Es klang, als möchte<br />

Hofreiter in Zukunft nur noch entschädigungslos<br />

enteignen.<br />

EU-Handelskommissar De Gucht ahnte<br />

von Anfang an: „Wir sollten uns nicht der<br />

Illusion hingeben, dass dieser Prozess<br />

einfach werden wird“, sagte er im Frühjahr<br />

2013, ein Vierteljahr vor dem Startschuss<br />

der Gespräche. „Wir können starken Gegenwind<br />

erwarten.“ Der Belgier, der die<br />

Verhandlungen mit den Amerikanern<br />

für die 28 EU-Mitgliedstaaten führt, konnte<br />

allerdings nicht mit einer derart steifen<br />

Brise rechnen. Nichtregierungsorganisationen<br />

(NGO) aller Couleur, aber auch<br />

Parteien wie die Linke, die Grünen und<br />

die AfD haben sich auf TTIP eingeschossen.<br />

Die NGO Campact sammelte in kurzer<br />

Zeit 470 000 Unterschriften gegen<br />

das Abkommen. Der BUND hat 96 Kandidaten<br />

für das Europäische Parlament<br />

dazu bewogen, sich als Gegner von TTIP<br />

zu outen. Obwohl es gar nicht um Chlorhühnchen<br />

geht (siehe Seite <strong>26</strong>), dominiert<br />

die Furcht vor den chemisch gereinigten<br />

Viechern die Debatte in den sozialen<br />

Netzwerken.<br />

Die Propaganda des Antilagers zeigt Wirkung:<br />

In Deutschland ist die öffentliche<br />

Meinung gekippt, bevor die Verhandler<br />

überhaupt einen konkreten Vorschlag auf<br />

den Tisch legten. Angst vor der Globalisierung<br />

vermischt sich mit Antiamerikanismus.<br />

Selbst Wirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel bedauert mittlerweile, dass „die<br />

Debatte nicht ordentlich läuft“.<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 23<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

KANADA<br />

Testlauf für TTIP<br />

Während die Verhandlungen zu<br />

TTIP noch laufen, hat die EU-Kommission<br />

ein ähnliches Abkommen<br />

mit Kanada auf den Weg gebracht.<br />

Lässt nichts übrig Schaufelbagger<br />

beim Abbau von kanadischem Ölsand<br />

Die politische Einigung über das Comprehensive<br />

and Economic Trade Agreement<br />

(Ceta) steht seit dem 18. Oktober vergangenen<br />

Jahres. Jetzt werden noch die Einzelheiten<br />

diskutiert, schon Ende 2015<br />

könnten 99 Prozent aller Zolltarifpositionen<br />

zwischen der EU und Kanada fallen.<br />

Ebenso wie bei TTIP soll zudem der Zugang<br />

zu öffentlichen Aufträgen für Unternehmen<br />

beiderseits des Atlantiks erleichtert<br />

werden. Gleichzeitig werden nach<br />

dem Willen der Verhandlungsführer die<br />

Standards zum geistigen Eigentum angepasst<br />

und der in Europa geschätzte<br />

Schutz von Herkunftsangaben – etwa für<br />

Champagner oder Parma-Schinken –<br />

anerkannt. Zudem soll der Dienstleistungsverkehr<br />

liberalisiert und die gegenseitige<br />

Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />

festgeschrieben werden.<br />

Der Handel soll dank Ceta noch besser<br />

laufen. 2013 betrugen die Exporte der EU<br />

nach Kanada 31 Milliarden Euro, die<br />

Importe von dort lagen bei 27 Milliarden<br />

Euro.<br />

Die Chancen für deutsche Unternehmen<br />

sieht Mark Heinzel, Referatsleiter<br />

Nord- und Lateinamerika beim DIHK, insbesondere<br />

im Bereich<br />

der erneuerbaren Energien<br />

und des Maschinenbaus.<br />

Aber auch die<br />

Firmen aus dem Partnerland<br />

werden nicht zu<br />

kurz kommen, sagt er:<br />

„Insbesondere im Bergbausektor<br />

und im Bereich<br />

Rohstoff und<br />

Energie sind kanadische<br />

Firmen weltweit<br />

aufgestellt.“<br />

Die Details werden<br />

wie bei TTIP unter Ausschluss<br />

der Öffentlichkeit<br />

verhandelt. Deutsche<br />

Parlamentarier<br />

beklagen, keinen Einblick<br />

in die Vorgänge zu<br />

haben. Selbst die europäischen<br />

Volksvertreter müssen während<br />

dieser Phase lediglich über den Stand der<br />

Verhandlungen unterrichtet werden. Erst<br />

wenn das Abkommen fertiggestellt ist,<br />

werden sie um Zustimmung gebeten. Ob<br />

auch die nationalen Parlamente ratifizieren<br />

müssen, prüft derzeit EU-Handelskommissar<br />

Karel De Gucht noch.<br />

Besonderer Streitpunkt ist wie bei TTIP<br />

der Investitionsschutz: Unternehmen<br />

könnten Staaten vor Schiedsgerichten auf<br />

Schadensersatz verklagen, wenn sie ihre<br />

durch das Handelsabkommen geschaffenen<br />

Rechte beeinträchtigt sähen. Die<br />

Idee ist nicht neu – in Entwicklungsländern<br />

werden so Unternehmen vor politischen<br />

Risiken geschützt. Auch Ceta sieht<br />

den Schutz vor direkten und indirekten<br />

Enteignungen vor. Was genau darunter zu<br />

verstehen ist, ist noch unklar.<br />

DER STAAT SOLL ENTSCHÄDIGEN<br />

Aufsehen erregt hatte hierzulande die<br />

Klage des Stromversorgers Vattenfall bei<br />

einem internationalen Schiedsgericht. Die<br />

Bundesrepublik soll das Unternehmen<br />

wegen der Energiewende entschädigen.<br />

Kritiker befürchten durch Ceta eine Flut<br />

ähnlicher Fälle. Pikant dabei: Nicht nur<br />

kanadische Unternehmen, auch US-amerikanische<br />

Firmen mit Sitz in Kanada hätten<br />

dann ein Klagerecht. Auch deshalb<br />

gilt Ceta als Testlauf für das Freihandelsabkommen<br />

mit den USA. Das deutsche<br />

Wirtschaftsministerium setzte sich zumindest<br />

bei TTIP zuletzt nicht mehr für<br />

Investitionsschutzklauseln ein.<br />

Mark Heinzel <strong>vom</strong><br />

DIHK beunruhigt das<br />

nicht: „Ich habe Vertrauen<br />

in den Rechtsstaat<br />

Kanada, dort ist<br />

ein Investitionsschutzabkommen<br />

nicht zwingend notwendig.“<br />

Den Vorteil<br />

des Abkommens definiert<br />

er so: „Die<br />

Hauptbedeutung ist,<br />

dass wir gemeinsam<br />

Normen und Standards<br />

setzen und dadurch<br />

mit unserer<br />

Spitzentechnologie<br />

auf lange Zeit strategische<br />

Positionen besetzen<br />

können.“<br />

julia schulte | politik@wiwo.de<br />

Europadominiert<br />

Anteileanden weltweitenExporten<br />

(inProzent)<br />

Europäische Union, gesamt: 32,4<br />

EU ohne<br />

Deutschland<br />

Andere Länder<br />

24,5<br />

41,5<br />

Deutschland<br />

7,9<br />

17,4<br />

Stand 2012; * Brasilien, Russland, Indien, China;<br />

Quelle: WTO<br />

»<br />

BRIC-Länder*<br />

8,7<br />

USA<br />

Ökonomen prognostizieren vor allem<br />

jenen Branchen, die in Deutschland ohnehin<br />

gut aufgestellt sind, große Gewinne. Eine<br />

Studie des britischen Centre for Economic<br />

Policy Research (CEPR) sieht bei den<br />

Exporten von Automobilbauern einen Anstieg<br />

von 40 Prozent, in der Chemie von<br />

neun Prozent und im Maschinenbau zwischen<br />

sechs und zwölf Prozent.<br />

Vor allem aus dem Automobil- und Maschinenbau<br />

engagieren sich nun Unternehmer<br />

pro TTIP. Und zwar Mittelständler,<br />

die nicht wie die Konzerne mit großen<br />

Werken in Spartanburg (BMW), Tuscaloosa<br />

(Daimler) oder Chattanooga (VW) vor<br />

Ort sind und leichter mit den unterschiedlichen<br />

Standards umgehen können.<br />

Jens Kieselstein, der mit 33 Mitarbeitern<br />

in Chemnitz Maschinen für Schweiß-, Auto-<br />

und Medizindrähte herstellt, kann<br />

nicht so einfach ein zusätzliches Werk in<br />

den USA aufziehen. Er muss mit dem Risiko<br />

leben, dass er manchmal gar nicht weiß,<br />

ob der jeweils zuständige US-Zöllner nun<br />

zwei oder vier Prozent Abgabe festlegt. Gelegentlich<br />

muss Kieselstein einen Broker<br />

für die Zollabfertigung einschalten.<br />

Tatsächlich herrscht in den USA selbst<br />

ein Wirrwarr von unterschiedlichen Vorschriften.<br />

Statt staatlicher Regeln gebe es<br />

viele private Richtlinien und Standards,<br />

nach denen sich Inspektoren richteten,<br />

sagt Ulrich Ackermann <strong>vom</strong> Verband<br />

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />

(VDMA). Von der Ebene der Bundesstaaten<br />

hinunter bis zu einzelnen Countys.<br />

Auf TTIP hofft deshalb auch die Alfred H.<br />

Schütte GmbH aus Köln, Weltmarktführer<br />

für industrielle Schleifmaschinen. Wegen<br />

des Wusts an unterschiedlichen Normen<br />

müsse er bei Exporten in die USA mit<br />

»<br />

FOTO: CORBIS/AVID NUNUK<br />

24 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

NAHRUNGSMITTEL<br />

Die Schlacht ums<br />

gute Essen<br />

Lebensmittelgesetze sind in Europa<br />

anders als in den USA. Wie sie genau<br />

aussehen, ist kaum zu durchdringen.<br />

US-amerikanische Fleischhersteller legen<br />

geschlachtete Hühnchen in chlorhaltige<br />

Desinfektionsbäder oder besprühen sie<br />

mit hoch dosierter Chlorlösung. Das finden<br />

die meisten Europäer widerlich. Und<br />

so avancierten die Chlorhühnchen und ihr<br />

möglicher Import zum Inbegriff aller Übel,<br />

die Verbrauchern durch die TTIP-Verhandlungen<br />

drohen könnten.<br />

Tatsächlich ist eine solche<br />

Chlorbehandlung für Fleisch in<br />

Europa nicht zulässig.<br />

Jüngst konterte EU-Handelskommissar<br />

Karel De Gucht auf<br />

einer Tagung in München allerdings,<br />

er wisse gar nicht, worüber<br />

die Europäer sich aufregten:<br />

Schließlich werde hier der<br />

verzehrfertig geschnibbelte Tütensalat<br />

ebenfalls mit Chlorwasser gewaschen.<br />

Wer blickt noch durch? Ob Salat in Europa<br />

mit Chlor gewaschen wird, weiß selbst<br />

EU-Kommissar De Gucht nicht so genau<br />

Foto-Galerie<br />

Was die einen am<br />

Essen der anderen<br />

ekelt, lesen und<br />

sehen Sie in der<br />

App-<strong>Ausgabe</strong><br />

CHLORDUSCHE FÜR EU-SALAT?<br />

Tatsächlich ist Tütensalat mindestens so<br />

empfindlich wie rohes Hackfleisch, was<br />

den Befall mit Keimen angeht, bestätigt<br />

Bernhard Trierweiler. Er ist Fachmann für<br />

die sogenannte Nacherntebehandlung<br />

am Max Rubner-Institut – dem Bundesforschungsinstitut<br />

für Ernährung und Lebensmittel<br />

– in Karlsruhe. Dass Tütensalat<br />

allerdings mit Chlorwasser gewaschen<br />

werde, sei ihm neu: „In Deutschland ist<br />

das nicht gestattet.“ Und für den Rest von<br />

Europa ist ihm nicht bekannt, dass dies<br />

eine übliche Methode sei. Zwar sei in vielen<br />

EU-Ländern eine milde Chlorbehandlung<br />

des Trinkwassers erlaubt. Doch ist<br />

der Chlorgehalt laut Trierweiler dann sehr<br />

gering.<br />

Den Widerspruch aufzulösen und die<br />

tatsächliche Rechtslage herauszufinden<br />

ist eine Sisyphusaufgabe – wie so oft im<br />

europäischen Lebensmittelrecht. So verweisen<br />

bei der vermeintlich simplen Frage<br />

„wird Salat in der EU mit Chlorwasser<br />

gewaschen“ verschiedenste Behörden<br />

und Forschungsinstitute aufeinander,<br />

erklären sich für unkundig oder nicht zuständig<br />

– oder schicken seitenweise<br />

nichtssagendes Info-Material, etwa über<br />

Lebensmittelsicherheit im Allgemeinen.<br />

Die Vertretung der EU-Kommission in<br />

Berlin wird schließlich fündig: Der Einsatz<br />

von Chlor zur Desinfizierung von<br />

Obst und Gemüse muss in der<br />

EU genehmigt werden, wofür jedes<br />

Land selbst zuständig ist.<br />

So verbieten Österreich und Dänemark<br />

das Chlorieren des Salat-Waschwassers.<br />

Belgien und<br />

Frankreich gestatten es in sehr<br />

geringem Maße. Die Dosis sei<br />

aber viel niedriger als bei der<br />

US-Chlordusche für Hühnchen, ordnet<br />

ein Mitarbeiter der Bundesvereinigung<br />

der Deutschen Ernährungsindustrie ein.<br />

Auf Nachfrage in De Guchts Büro heißt<br />

es nun: Es gehe nur um das Auswaschen<br />

der Tüten mit Chlor. Da war wohl selbst<br />

der EU-Kommissar nicht ganz korrekt informiert.<br />

Die Frage, ob die Chlordusche von<br />

Fleisch oder Salat aber sinnvoll – oder im<br />

Gegenteil gesundheitsschädlich ist –<br />

bleibt offen. Die meisten Verbraucher<br />

wünschen sich jedoch eine Kennzeichnung.<br />

Denn anders als die Amerikaner<br />

fürchten sich Europäer weniger vor<br />

Keimen als vor Chemikalien im Essen.<br />

susanne.kutter@wiwo.de<br />

Nackt-Parade Schlacht-Hühnchen dürfen<br />

in Europa auf keinen Fall ins Chlorbad.<br />

Verbraucher finden das widerlich<br />

»<br />

vier bis fünf Prozent Mehrkosten rechnen,<br />

sagt Geschäftsführer Carl Welcker. In<br />

Deutschland müssten beispielsweise die<br />

Notabschaltknöpfe an seinen Maschinen<br />

in 1,10 bis 1,30 Meter Höhe montiert sein,<br />

in den USA dagegen in 0,90 bis 1,10 Meter<br />

Höhe. Viele Normen seien historisch gewachsen,<br />

einige seien hingegen durchaus<br />

mit protektionistischen Absichten eingeführt<br />

– das gelte für alle Länder. Nun seien<br />

„Abrüstungsverhandlungen“ dringend<br />

notwendig, sagt Welcker.<br />

FEST ENTSCHLOSSEN<br />

Die Friedensdividende, die ein transatlantisches<br />

Freihandelsabkommen mit sich<br />

bringt, könnte das Einkommen eines Vierpersonenhaushalts<br />

im Jahr um 500 Euro<br />

steigern, schätzt die EU-Kommission. Sie<br />

hält Millionen neue Jobs in der europäischen<br />

Exportindustrie für möglich.<br />

Aber wie viel politischer Wille herrscht in<br />

den USA, das Projekt voranzutreiben? Präsident<br />

Barack Obama bekräftigte jüngst:<br />

„Wir sind fest entschlossen, das transatlantische<br />

Freihandelsabkommen TTIP abzuschließen.“<br />

Erste Zweifel daran kamen allerdings<br />

auf, als sie bei ihrem Vorschlag für<br />

Zollsenkungen weit hinter den Europäern<br />

zurückblieben, die für 90 Prozent aller Güter<br />

die Grenz-Kosten komplett streichen<br />

wollen.<br />

Und kommt es wirklich zu einer gegenseitigen<br />

Anerkennung von Sicherheits-,<br />

Umwelt- oder Gesundheitsstandards? Für<br />

Evelyn Dornseif ist die Frage entscheidend,<br />

ob sie überhaupt am amerikanischen Markt<br />

Fuß fassen kann. Mit ihrer Firma Hudora ist<br />

sie hierzulande Marktführerin bei Freizeittrampolins.<br />

Jedes zweite Hüpfgerät in deutschen<br />

Gärten stammt von ihr. In den USA<br />

liegt ihr Marktanteil bei null. „Ich komme<br />

gar nicht erst rein“, sagt Dornseif, „weil die<br />

Kosten für die Sicherheitsprüfung nach US-<br />

Standard viel zu hoch für uns sind.“<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />

Handelskommissar De Gucht nennen das<br />

Jahr 2015 als Zieldatum. Doch das ist optimistisch.<br />

Vergangene Woche trafen sich<br />

die Unterhändler in den USA, im September<br />

wird Handelskommissar De Gucht mit<br />

dem US-Unterhändler den Zwischenstand<br />

begutachten. Dann wird es erst mal eine<br />

Pause geben, bis sich mit der neuen EU-<br />

Kommission auch ein neuer Handelskommissar<br />

in die Materie eingearbeitet hat.<br />

Und ob der das Projekt mit demselben Ehrgeiz<br />

verfolgt, muss sich erst noch zeigen. n<br />

christian.ramthun@wiwo.de | Berlin, henning krumrey,<br />

cordula tutt, silke wettach | Brüssel<br />

FOTOS: ACTION PRESS/WIKTOR DABKOWSKI, VARIO IMAGES/ULRICH BAUMGARTEN<br />

<strong>26</strong> Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»Das Leben ist<br />

kein Ponyhof«<br />

INTERVIEW | Barbara Hendricks Die Ministerin für Umwelt und<br />

Bau über Sozialwohnungen, aufgegebene Dörfer, den<br />

freiwilligen Verzicht fürs Klima und das Ende der Atom-Ära.<br />

Frau Hendricks, Sie sind Anfang des<br />

Jahres in Berlin umgezogen. Haben Sie<br />

dabei etwas von zunehmender<br />

Wohnungsnot in der Stadt gespürt?<br />

Ich habe lange mit zwei Abgeordnetenkolleginnen,<br />

die nun nicht mehr im Bundestag<br />

sind, in einer WG gewohnt. Seit fünf<br />

Jahren gehört mir eine kleine Wohnung am<br />

Prenzlauer Berg, die bisher vermietet war.<br />

Nun bin ich eingezogen. Mein Umzug war<br />

also unproblematisch.<br />

Die Mietpreise steigen in Boomstädten<br />

und Vierteln wie dem Prenzlauer Berg,<br />

gleichzeitig wird dort mehr gebaut. Der<br />

Markt funktioniert also. Warum greift die<br />

Regierung mit der Mietpreisbremse ein?<br />

Weil Wohnraum bezahlbar bleiben muss.<br />

Die Mieten steigen, weil immer häufiger<br />

bei Wiedervermietungen ein richtig großer<br />

Schluck aus der Pulle genommen wird. Bei<br />

diesen Exzessen setzt die Mietpreisbremse<br />

an. Sie erlaubt bei Wiedervermietungen<br />

nur Mietsteigerungen um bis zu zehn Prozent<br />

über dem ortsüblichen Vergleichswert.<br />

In einigen Städten – in Hamburg,<br />

München, an der Rhein-Main-Schiene von<br />

Düsseldorf bis Frankfurt – herrscht in der<br />

Tat Wohnungsmangel.<br />

Dagegen wären schnellere Baugenehmigungen<br />

das bessere Mittel.<br />

Gegen den Mangel an Wohnungen hilft<br />

nur Neubau. Aber auch der muss bezahlbar<br />

bleiben. Nehmen Sie Münster, eine beliebte<br />

Unistadt mit enormem Zuzug: Da<br />

verdienen viele Menschen gut, aber nicht<br />

alle, gerade Studenten nicht. Auch für die<br />

muss neu und preiswert gebaut werden.<br />

Was können Sie als Bundesbauministerin<br />

überhaupt erreichen?<br />

518 Millionen Euro bekommen die Länder<br />

jedes Jahr von uns zur Förderung des sozialen<br />

Wohnungsbaus. Damit müssen sie<br />

verantwortungsvoll umgehen.<br />

Was sie nicht immer tun. Einige Länder<br />

zahlen mit dem Geld Schulden ab.<br />

Die Verantwortung wird sehr unterschiedlich<br />

wahrgenommen, das stimmt. Vorbildlich<br />

läuft es in NRW, Hamburg und Bayern.<br />

Berlin nutzt das Geld auch endlich wieder<br />

verstärkt zum sozialen Bauen. Sachsen-<br />

Anhalt hat damit eher Altschulden getilgt.<br />

Wie effektiv ist so ein Programm dann?<br />

Mir wäre mehr Neubau lieber, aber aus<br />

Sicht mancher Länder sind andere Ziele<br />

vernünftig. Sachsen-Anhalt braucht eben<br />

kaum neue Wohnungen. Wir können das<br />

Geld nicht nur an einzelne Länder geben.<br />

Das verhindert der Föderalismus.<br />

Wie kann man die Entstehung von<br />

Ghettos in Sozialblocks verhindern?<br />

FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

28 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Die trostlosen Großsiedlungen der Siebzigerjahre<br />

haben nicht funktioniert. Wenn<br />

heute neu geplant wird, dann ist das eine<br />

Kombination aus frei vermieteten und sozial<br />

geförderten Einheiten. So ergibt sich<br />

eine Mischung. Der soziale Wohnungsbau<br />

richtet sich an breite Schichten, allein in<br />

Düsseldorf hätte jeder zweite Haushalt<br />

Recht auf eine Sozialwohnung. Als Familie<br />

mit zwei Kindern ist man schnell dabei.<br />

Können Sie dieses Umdenken bei der<br />

Planung und Genehmigung fördern?<br />

Der Bund wird in dieser Wahlperiode Flächen<br />

für den Wohnungsbau zu verbilligten<br />

Preisen abgeben. Das können frühere Kasernen<br />

sein oder alte Gleisanlagen. Bei<br />

Grundstücksverkäufen soll die Bundesanstalt<br />

für Immobilienaufgaben bis zu einem<br />

Wert von 100 Millionen Euro auf Höchstpreise<br />

verzichten können – zugunsten des<br />

Wohnungsbaus.<br />

An vielen Stellen boomt das Land, anderswo<br />

in Kleinstädten und Dörfern verfallen<br />

Häuser. Was sollte die Politik tun?<br />

Diese enorme Wanderung ist unsere große<br />

Herausforderung. Wir können das kaum beeinflussen.<br />

Ich glaube aber, dass kleinere<br />

Städte langfristig als Zentren profitieren<br />

BLUMEN UND BETON<br />

Hendricks, 62, ist Bundesministerin für<br />

Umwelt und Bau – und damit auch für die<br />

Sicherheit und Abwicklung der Atomkraftwerke<br />

zuständig. Seit 20 Jahren sitzt die<br />

promovierte Lehrerin für die SPD im Bundestag.<br />

Sie war Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium<br />

und Schatzmeisterin ihrer<br />

Partei. Hendricks ist außerdem Mitglied des<br />

Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />

können, gerade wenn die Dörfer schrumpfen.<br />

Wir müssen dafür sorgen, dass Grundbedürfnisse<br />

so lange wie möglich sichergestellt<br />

sind: die medizinische Versorgung, der<br />

Verkauf von Lebensmitteln oder der Nahverkehr.<br />

Da gibt es kreative Lösungen. Nur steuern<br />

oder umkehren können wir die Entwicklung<br />

nicht. Es wird aufgegebene Dörfer und<br />

Siedlungen geben, Fachleute sprechen von<br />

Wüstungen. Dem müssen wir uns stellen.<br />

In der Umweltpolitik sind die großen<br />

Schlachten hingegen geschlagen. Was<br />

bleibt außer geschicktem Verhandeln<br />

und Verwalten – etwa bei CO 2 -Abgasen,<br />

energiesparenden Geräten oder dem<br />

Getränkepfand?<br />

Klimaschutz ist eine große Aufgabe, der ich<br />

mich intensiv widme. Wir müssen für die<br />

UN-Klimakonferenz im Herbst 2015 in Paris<br />

Impulse geben. Dafür müssen wir national<br />

überzeugend Energieeffizienz und Klimaschutz<br />

vorleben.<br />

Und Sie müssen international sehr<br />

mühsam verhandeln...<br />

Das Leben ist kein Ponyhof. Zuerst müssen<br />

wir das uns selbst gesetzte Klimaschutzziel<br />

bis 2020 – 40 Prozent weniger CO 2 -Emissionen<br />

gegenüber 1990 – erreichen. Dafür<br />

müssen wir Überzeugungsarbeit leisten.<br />

Wer soll welchen Beitrag leisten?<br />

Alle energie- und emissionsintensiven Sektoren<br />

müssen mehr tun: bei der Gebäudedämmung,<br />

im Verkehrssektor, in der Industrie,<br />

der Landwirtschaft, der Stromproduktion.<br />

Wenn wir uns heute einfach mit<br />

dem Erreichten zufriedengäben, würden<br />

wir 2020 bei 33 Prozent Einsparung landen.<br />

Das reicht nicht – das sieht auch die Kanzlerin<br />

so. Deshalb wird es hierzu im Herbst<br />

auch einen Kabinettsbeschluss der Koalition<br />

geben. Wir bereiten ihn gerade vor.<br />

International ist die Bereitschaft geringer.<br />

Ich habe vor Kurzem meinen chinesischen<br />

Kollegen getroffen. Der sagte mir: Wir »<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

wollen den Klimaschutz nicht wegen<br />

der UN, sondern weil er für die Gesundheit<br />

unserer Bevölkerung notwendig ist. Diese<br />

Bereitschaft in vielen Ländern müssen wir<br />

nutzen. Von Deutschland wird international<br />

eine Vorreiterrolle erwartet. Was wir<br />

können, müssen wir tun.<br />

Bedeutet Klimaschutz für uns Verzicht?<br />

Wir müssen auf nichts verzichten, was unseren<br />

Lebensstandard senkt. Wir werden<br />

jedenfalls niemandem vorschreiben, wie er<br />

zu leben hat. Jeder muss selber abwägen,<br />

was ihm wichtiger ist: dickes Auto oder<br />

Sprit sparen? Atomstrom oder Ökostrom?<br />

Fliegen oder Zugfahren? Diese Verantwortung<br />

will ich niemandem abnehmen.<br />

Als Einschränkung empfinden Bürger die<br />

Pfandvorgaben für Getränkeverpackungen.<br />

Werden Sie für einen höheren Anteil an<br />

Mehrwegflaschen kämpfen?<br />

Der Umweltvorteil von Mehrweg ist klar erwiesen.<br />

Trotzdem versuchen Teile der Getränkeindustrie<br />

und Discounter, Mehrweg<br />

mit Dumpingpreisen für Einweg zu verdrängen.<br />

Bei Mineralwasser zeigt das Wirkung,<br />

bei Bier ist der Mehrweganteil durch<br />

das Pfand weiter stabil. Wir wollen Mehrwegflaschen<br />

über eine Kennzeichnung am<br />

Supermarktregal sichtbarer machen. Dann<br />

wäre für die Verbraucher leichter erkennbar,<br />

welche Getränke in Einweg- und welche<br />

in Mehrwegverpackungen stecken.<br />

Die Energiewende gelingt kaum ohne<br />

mehr Effizienz. Wie wollen Sie erreichen,<br />

dass Energie effizienter eingesetzt wird?<br />

Die Menschen vergleichen ihre Energierechnung.<br />

Wenn sie die Kosten für Energie<br />

etwa im letzten Herbst mit denen <strong>vom</strong><br />

Herbst 2012 vergleichen, dann werden sie<br />

selbst entscheiden, wie sie damit umgehen,<br />

dass Energie teurer geworden ist. Viele<br />

werden überlegen, wo sie sparen können.<br />

Wird Energie teurer, fällt es auf. Bei<br />

anderen alltäglichen Dingen ist das anders.<br />

Kauft jemand im Jahr drei statt wie sonst<br />

zwei Paar Schuhe, weiß er das am Jahresende<br />

wahrscheinlich schon gar nicht mehr.<br />

Soll die hohe Stromrechnung die<br />

Menschen zur Sparsamkeit motivieren?<br />

Nein, ausschlaggebend ist, dass man beim<br />

Strom vergleichen kann – auch zwischen<br />

Anbietern.<br />

Zur Energiewende gehört die Abwicklung<br />

der Kernkraft. Muss der Staat Verantwortung<br />

übernehmen fürs sichere und<br />

geordnete Ende der Atom-Ära?<br />

Die Versorger haben die Verantwortung für<br />

den sicheren Betrieb in der Restlaufzeit.<br />

Dazu gehören der Rückbau und die sichere<br />

Entsorgung der Kraftwerke. Das müssen<br />

»Es werden Dörfer<br />

aufgegeben.<br />

Dem müssen wir<br />

uns stellen«<br />

die Versorger bezahlen. Wir sind für die Bestimmung<br />

eines Endlagers verantwortlich.<br />

Hier geht es nur schrittchenweise voran.<br />

Anders geht es auch nicht bei einer solchen<br />

Jahrhundertaufgabe. Für den hoch radioaktiven<br />

Müll brauchen wir ein Endlager,<br />

das die größtmögliche Sicherheit für einen<br />

unvorstellbar langen Zeitraum gewährleistet.<br />

Die neue Endlagerkommission hat am<br />

Donnerstag erstmals getagt. Bis Ende 2016<br />

soll sie Kriterien entwickeln, nach denen<br />

dieses Endlager gesucht wird. Die Suche<br />

wird wohl erst im Jahr 2031 abgeschlossen<br />

sein. Danach erst kann es mit der Planung<br />

und dem Bau weitergehen. Wenn ich es<br />

realistisch sehe, kann mit der Einlagerung<br />

des Mülls nicht vor 2<strong>05</strong>0 begonnen werden.<br />

Wichtig ist, dass jeder Schritt in diesem<br />

Prozess offen und transparent erfolgt.<br />

Der Rumpelstart der Kommission war<br />

nicht vielversprechend.<br />

Das waren Anlaufschwierigkeiten. Jetzt<br />

haben wir zwei Vorsitzende für die Kommission,<br />

und die Umweltverbände sind<br />

mit an Bord. Da war viel Überzeugungsarbeit<br />

nötig. Die andere Schwierigkeit ist<br />

noch, neben Baden-Württemberg und<br />

Schleswig-Holstein ein drittes Bundesland<br />

zu finden, das Castor-Behälter zwischenlagert.<br />

Die kommen ab 2015 aus Frankreich<br />

und Großbritannien von der Wiederaufarbeitung<br />

zurück. Ich bin zuversichtlich,<br />

dass die Länder diese Frage zeitnah<br />

klären. Schließlich sind sie gegenüber der<br />

Bundeskanzlerin im Wort. Atomrechtlich<br />

wären wir in der Lage, einen Standort zu<br />

bestimmen.<br />

Müsste man Anwohnern der Atomkraftwerke<br />

sagen, dass bei ihnen in der Nachbarschaft<br />

noch länger als eine Generation<br />

Atommüll zwischengelagert wird?<br />

Bis ein Endlager zur Verfügung steht, müssen<br />

überirdische Zwischenlager an den<br />

Standorten bestehen. Diese werden nur<br />

genehmigt, wenn sie sicher sind. Verantwortungsvolle<br />

Politik ist, das Endlager zu<br />

finden und in einigen Jahrzehnten stark<br />

strahlende Abfälle dorthin zu bringen.<br />

Zurzeit scheint manchen Menschen das<br />

geplante Freihandelsabkommen TTIP mit<br />

den USA eher als Bedrohung. Sehen Sie<br />

deutsche Umweltstandards in Gefahr?<br />

Im Prinzip ist es vernünftig, wenn beide<br />

Seiten Handelshemmnisse im Bereich<br />

technischer Vorschriften durch ein Abkommen<br />

beseitigen. Verbraucher machen<br />

sich aber Sorgen um ihre Lebensmittel und<br />

um die Umwelt. Das muss berücksichtigt<br />

werden, sonst klappt es nicht.<br />

Soll sich Europa stärker gentechnisch<br />

veränderter Nahrung öffnen?<br />

Aus meiner Sicht wird es eine solche Öffnung<br />

nicht geben. Wir als Bundesregierung<br />

sind gerade dabei, innerhalb Europas<br />

nationale Gentechnik-Anbauverbote zu ermöglichen.<br />

Deutlicher kann man nicht<br />

machen, dass wir das nicht wollen.<br />

Das könnte als Erfolg der SPD durchgehen,<br />

die CDU lehnt Gentechnik weniger<br />

ab. Auch sonst zeigt die Regierung sozialdemokratische<br />

Handschrift. Warum hängen<br />

Sie bei Umfragen um die 25 Prozent?<br />

Ich weiß es nicht, aber ich neige nicht zum<br />

Fatalismus. Wir werden anständige Arbeit<br />

abliefern und dafür werben. Und bei den<br />

nächsten Wahlen werden wir besser abschneiden<br />

als beim letzten Mal.<br />

An welchem Ziel wollen Sie nach vier<br />

Jahren als Ministerin gemessen werden?<br />

Erstens müssen Umweltschutz und Stadtplanung<br />

besser verzahnt werden. Grüne<br />

Städte sind lebenswerte Städte. Wir können<br />

zweitens den demografischen Wandel<br />

zwar nicht beeinflussen. Aber ich will die<br />

Folgen gestalten, wenn die Menschen von<br />

den Dörfern in größere Städte wandern.<br />

Drittens: Ich will den nationalen Plan zum<br />

Hochwasserschutz umsetzen. Starten wir<br />

2015, wird es ohnehin noch zehn bis zwölf<br />

Jahre dauern, ehe alle Menschen in flutgefährdeten<br />

Gebieten besser geschützt sind.<br />

Und schließlich: Wir müssen unsere<br />

Klimaschutzziele erreichbar machen. n<br />

cordula.tutt@wiwo.de | Berlin, max haerder | Berlin<br />

FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

30 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Fremde Freunde<br />

RUSSLAND | Um unabhängiger von Europa zu werden, will Moskau<br />

mehr Gas nach China liefern – und geht auf Dumpingpreise ein.<br />

Ganz zum Schluss dieser erwartungsreichen<br />

Reise durfte Gazprom-Chef<br />

Alexej Miller doch noch verkünden,<br />

womit niemand mehr gerechnet hatte: Der<br />

staatliche Gaskonzern hat sich nach zehnjährigen<br />

Verhandlungen mit China auf einen<br />

Gasliefervertrag verständigt. Neben<br />

Exporten in EU-Märkte, in denen Gazprom<br />

das Gros seines Profits macht, wird der<br />

Kreml-Konzern in den kommenden 30<br />

Jahren bis zu 38 Milliarden Kubikmeter pro<br />

anno an das chinesische Energieunternehmen<br />

CNPC liefern – in etwa so viel, wie die<br />

Bundesrepublik jährlich aus Russland importiert.<br />

Für Kremlchef Wladimir Putin ist das ein<br />

gewaltiger Erfolg. Nach innen wie außen<br />

kann er nun die Botschaft verkünden:<br />

Wenn der Westen mit Sanktionen droht<br />

und von russischer Energie loskommen<br />

will, dann handeln wir Russen eben mit<br />

China. Als „größten Gasvertrag seit Sowjetzeiten“<br />

bezeichnete Putin den Vertrag, dessen<br />

Umsatzvolumen in Moskau auf 400<br />

Milliarden Dollar geschätzt wird.<br />

Einen Block bilden beide Staaten dennoch<br />

nicht. Zwar stimmen die Länder im<br />

UN-Sicherheitsrat oft gemeinsam ab, doch<br />

bei einer Resolution zur Krim-Annexion<br />

enthielt sich Peking. Auch die butterweich<br />

formulierte Erklärung von Shanghai lässt<br />

nicht den Schluss zu, China billige die russische<br />

Annexion der Halbinsel Krim oder<br />

regionale Referenden über die Unabhängigkeit.<br />

„China und Russland verbinden<br />

keine gemeinsamen Werte. Beide Länder<br />

arbeiten nur punktuell zusammen, sofern<br />

es ihnen nützt“, sagt Politologe Martin<br />

Dimitrow von der Tulane-Universität in<br />

den USA.<br />

Politisch wie kulturell bleiben sich Bär<br />

und Drache fremd. Die Ansiedlung chinesischer<br />

Unternehmen im russischen<br />

Grenzgebiet ist streng quotiert. Hohe Zölle<br />

quer durch die Sektoren zeigen, dass Russland<br />

den Wettbewerb mit China scheut.<br />

Nur beim Öl läuft es wie geschmiert. Das<br />

Handelsvolumen belief sich 2013 auf 90<br />

Milliarden Dollar, fast so viel wie mit<br />

Deutschland.<br />

Bis 2020 wollen Russland und China Waren<br />

im Wert von 200 Milliarden Dollar austauschen,<br />

wozu vor allem die vor einem<br />

Jahr geschlossenen Öllieferverträge im<br />

Wert von 270 Milliarden Dollar bis 2038<br />

beitragen könnten. Bei seinem Besuch in<br />

Shanghai unterzeichnete Putin insgesamt<br />

49 Abkommen, darunter für den Bau einer<br />

Eisenbahnbrücke über den Grenzfluss<br />

Bis 2020 soll<br />

der Handel auf<br />

200 Milliarden<br />

Dollar steigen<br />

Wem nutzt der Deal mehr? Gazprom-Chef Miller, Präsident Putin, Parteichef Xi Jinping<br />

und CNPC-Chef Zhou Jiping bei Vertragsabschluss (von links nach rechts)<br />

Amur und die gemeinsame Konstruktion<br />

eines Langstreckenjets.<br />

Pragmatisch sieht China auch den Gasdeal,<br />

der auch wegen der niedrigen Preisvorstellungen<br />

der Chinesen ein Jahrzehnt<br />

lang in der Schwebe war. Auf die Preisformel<br />

wollte Konzernchef Miller mit Verweis<br />

auf „kommerzielle Geheimnisse“ nicht<br />

eingehen, Analysten der Moskauer Bank<br />

VTB Capital gehen aber von 350 Dollar pro<br />

1000 Kubikmeter aus – ein Abschlag von 20<br />

Prozent zum Preis, den derzeit die Europäer<br />

zahlen. China hat also die missliche Lage<br />

der Russen gut dazu genutzt, den Preis<br />

nach unten zu drücken.<br />

SAUBERE ALTERNATIVE<br />

Kenner Chinas werten den Deal auch als<br />

Zeichen, dass die Volksrepublik den Kampf<br />

gegen die Luftverschmutzung ernster nehmen<br />

will. Der Smog in den Städten treibt<br />

die Menschen zunehmend zu Protesten<br />

auf die Straße. Es hat sich inzwischen herumgesprochen,<br />

dass ein Großteil der für<br />

die Lunge gefährlichen Schadstoffpartikel<br />

aus Kohlekraftwerken stammt. Erdgas aus<br />

Sibirien wäre dazu eine sauberere Alternative.<br />

Anfang des Jahres hat Peking seine<br />

Zielvorgabe zum Gasverbrauch erhöht.<br />

Langfristig, schätzt man beim Mercator-Institut<br />

für China-Studien in Berlin, könnte<br />

China ein Drittel seines Bedarfes mit russischem<br />

Erdgas decken.<br />

Bis dahin ist der Weg noch weit: Bislang<br />

führt praktisch jede Pipeline der Russen in<br />

den Westen, wo gerade mit der deutschen<br />

Wirtschaft seit den Siebzigerjahren enge<br />

Lieferbeziehungen bestehen. Nur einen<br />

Teil der China-Exporte könnte Gazprom in<br />

verflüssigter Form verschiffen – und schon<br />

dafür fehlen die Kapazitäten. In den Aufbau<br />

der Infrastruktur muss Gazprom 55<br />

Milliarden Dollar stecken. Beobachter halten<br />

Putins Energieminister Alexander Nowak<br />

daher für einen Optimisten, wenn er<br />

erste Lieferungen schon „in vier bis sechs<br />

Jahren“ verspricht.<br />

Zumal die dafür nötigen Felder noch angezapft<br />

werden müssen. Das Gas für Europa<br />

stammt vor allem aus Nordsibirien. Von<br />

dort führen keine Leitungen zur viele Tausend<br />

Kilometer entfernten chinesischen<br />

Grenze. Darum wird Gazprom neue Vorkommen<br />

wie Kowykta nordwestlich des<br />

Baikalsees entwickeln müssen. So gesehen,<br />

ist China zwar ein neuer Markt, aber<br />

keiner, an den man das für Europa bestimmte<br />

Gas umleiten könnte.<br />

n<br />

philipp.mattheis@wiwo.de | Shanghai,<br />

florian willershausen<br />

FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA<br />

32 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTO: REUTERS/FAYEZ NURELDINE/POOL<br />

Stockendes Projekt<br />

SAUDI-ARABIEN | Die Zukunft der Erdöleinnahmen ist ungewiss,<br />

und das Königshaus steht vor einer Zerreißprobe.<br />

Hoffnung auf den Nachwuchs Der zum Thronfolger designierte Königsbruder Prinz Muqrin<br />

mit einem der vielen Prinzen aus der Urenkelgeneration der Dynastie<br />

Es war bezeichnend, womit die arabischen<br />

Ölmonarchien in den vergangenen<br />

Tagen für Schlagzeilen in<br />

Deutschland gesorgt haben. Das winzige<br />

Katar will mit acht Milliarden Euro als<br />

größter Anteilseigner bei der Deutschen<br />

Bank einsteigen – und das große Saudi-<br />

Arabien macht als bedeutendster nichtwestlicher<br />

Kunde deutscher Waffenexporte<br />

von sich reden. Der Unterschied: Katar<br />

mit seinen 280 000 Untertanen und seinen<br />

immensen Erdgas- und Ölvorkommen<br />

weiß kaum noch, wo es sein Geld investieren<br />

soll. Die saudische Königsfamilie verfügt<br />

über wesentlich mehr Erdöl als Katar,<br />

muss aber 21 Millionen Landeskinder in<br />

einem Land von der sechsfachen Größe<br />

Deutschlands ruhig halten.<br />

Das kostet viel Geld, und das ist – seit der<br />

Erdölpreis stagniert – auch für die Saudis<br />

ein knappes Gut. Saudi-Arabien ist mit einer<br />

täglichen Erdölförderung von ungefähr<br />

zwölf Millionen Barrel nicht nur weltweit<br />

größter Erdölproduzent, sondern hat mit<br />

mehr als 60 Milliarden Dollar im Jahr den<br />

fünftgrößten Militärhaushalt der Welt. Ein<br />

Zeichen für Stabilität ist das nicht.<br />

Dabei hat die hochgerüstete saudische<br />

Armee kaum gleichwertige Feinde jenseits<br />

ihrer Landesgrenzen. Ein Land- oder Seekrieg<br />

mit dem Iran ist schon aus geografischen<br />

Gründen schwer vorstellbar. Und Israel,<br />

mit dem sich die Saudis formal seit<br />

Die meisten<br />

Ölvorkommen<br />

liegen in einer<br />

unsicheren Region<br />

Jahrzehnten im Krieg befinden, ohne dass<br />

je ein Schuss gefallen ist? „Wir rechnen<br />

Saudi-Arabien nicht wirklich zu unseren<br />

Feinden“, hört man aus dem Außenministerium<br />

in Jerusalem. Warum also gibt das<br />

Königreich dann weit über zehn Prozent<br />

seines Bruttoinlandprodukts für Waffen<br />

und Soldaten aus?<br />

WAFFEN FÜR EINEN BÜRGERKRIEG<br />

Ganz eindeutig: Panzer und selbst Flugzeuge<br />

sind potenzielle Bürgerkriegswaffen,<br />

sollte es zum Aufstand im Land kommen.<br />

Im Satellitenstaat Bahrain war dergleichen<br />

schon vor drei Jahren zu besichtigen: Die<br />

Bürgerbewegung in der mit Saudi-Arabien<br />

eng verbündeten Minimonarchie wurde<br />

von Panzern niedergeworfen, die von den<br />

saudischen Herrschern über die 25 Kilometer<br />

lange Brücke in den kleinen Inselstaat<br />

befohlen wurden.<br />

Die Unruhen in Bahrain waren aus dem<br />

Gegensatz zwischen den sunnitischen<br />

Herrschern und einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit<br />

entstanden – aus<br />

Sicht der saudischen Herrscher extrem bedrohlich:<br />

Sie selber sind ebenfalls Sunniten<br />

und begründen ihren mittelalterlichen<br />

Absolutismus vor allem mit religiösen<br />

Argumenten. Etwa 15 Prozent ihrer Untertanen<br />

bekennen sich aber zur schiitischen<br />

Variante des Islam, und diese Schiiten leben<br />

vor allem im Nordosten um die Hafenstadt<br />

Dammam. Ausgerechnet hier sind<br />

die gewaltigen Ölvorkommen konzentriert,<br />

und ohne die Hafenanlagen von<br />

Dammam könnte das Land kaum noch<br />

Erdöl exportieren.<br />

Ein bedrohliches Szenario ist das für alle<br />

Erdölverbraucher auf dem Globus. Nicht<br />

nur, weil die Saudis derzeit mehr als 13 Prozent<br />

des weltweit geförderten Rohöls produzieren.<br />

Nach den Zahlen der Energieagentur<br />

EIA, einer staatlichen Behörde in<br />

Washington, liegt auch nach den neuen<br />

Funden und Erschließungen in Nordamerika<br />

ein Fünftel aller bekannten und wirtschaftlich<br />

nutzbaren Erdölreserven der<br />

Welt unter saudischem Boden. „Allein das<br />

saudische Feld Ghawar mit etwa 70 Milliarden<br />

Barrel unter der Erde enthält mehr<br />

Erdöl als die bekannten Reserven in irgendeinem<br />

Land der Erde“, schreiben die<br />

amerikanischen Experten. Die ungeheure<br />

Ballung des saudischen Erdölschatzes wäre<br />

im Fall innerer Unruhen eine Schwäche:<br />

Über die Hälfte der saudischen Reserven<br />

liegen in nur acht Lagerstätten, allesamt im<br />

politisch potenziell unzuverlässigen Nordosten<br />

des großen Landes.<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 33<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

»<br />

Das saudische Königshaus bekämpft die<br />

Gefahr mit je zwei unfriedlichen und friedlichen<br />

Methoden. Unfriedlich sind die militärische<br />

Aufrüstung und die brutale Unterdrückung<br />

von Terroristen und Dissidenten<br />

im eigenen Land. In den vergangenen<br />

Wochen wurden mehrere liberal gestimmte<br />

Blogger in Dschidda und Riad ins Gefängnis<br />

gesperrt – so etwas passierte viele<br />

Jahre nur mit den Sympathisanten des radikalislamistischen<br />

Terrorismus.<br />

Friedlich, aber teuer ist die Besänftigung<br />

der Bevölkerung durch soziale Wohltaten.<br />

„Und wegen dieser ganzen Sozialleistungen<br />

gibt es so viele junge Saudis, die unterhalb<br />

von Führungspositionen keine Jobs<br />

annehmen wollen“, berichtet ein europäischer<br />

Manager mit langer Erfahrung in der<br />

Wirtschaftsmetropole Dschidda. Offiziell<br />

liegt die Arbeitslosenquote konstant bei etwas<br />

über zehn Prozent – bei den saudischen<br />

Staatsbürgern ist sie mit Sicherheit<br />

deutlich höher, weil es unter den sechs Millionen<br />

Ausländern im Königreich kaum Arbeitslose<br />

gibt.<br />

Die großzügige Sozialpolitik – dazu gehören<br />

nicht nur Altersrenten und Kindergeld,<br />

sondern auch sehr hohe Beamtengehälter<br />

und halb verschenkte Kredite für<br />

junge Familien – behindert das große Projekt,<br />

mit dem König Abdullah das Land<br />

modernisieren und <strong>vom</strong> Erdöl unabhängig<br />

machen wollte. Weil es an Humankapital<br />

mangelt, scheint die 2010 proklamierte<br />

Entwicklung von sechs neuen, hochmodernen<br />

„economic citys“ zu stocken. Vom<br />

saudischen Staat dominierte Konzerne wie<br />

der Chemie- und Metallproduzent Sabic<br />

investieren lieber im Ausland als im eigenen<br />

Land. Auch reiche saudische Privatleute<br />

stecken ihr Geld nur verhalten in die<br />

großartigen königlichen Projekte zum Aufbau<br />

von Spezialchemie, Fahrzeugbau und<br />

Tourismus: Sie interessieren sich viel eher<br />

für die Investitionsmöglichkeiten an den<br />

Börsen der Industrieländer. Auf der anderen<br />

Seite beziffern sich die ausländischen<br />

Investitionen im Königreich nach offiziellen<br />

Angaben auf 240 Milliarden Dollar, weniger<br />

als beispielsweise in Polen.<br />

WIRD AUCH DAS ÖL KNAPP?<br />

Damit bleibt es auf absehbare Zeit bei der<br />

Abhängigkeit <strong>vom</strong> Erdöl, und dabei können<br />

sich die Saudis nicht wohlfühlen. Die<br />

klügeren unter den Beratern der saudischen<br />

Prinzen und Minister beschäftigen<br />

sich mit Studien amerikanischer Erdölingenieure<br />

über den geologisch bedingten<br />

Rückgang der Ausbeute auf den Ölfeldern<br />

Auf dem Weg in moderne Zeiten Saudische Industriekonzerne wie der Chemiegigant Sabic<br />

aus Riad investieren oft lieber in der weiten Welt als zu Hause<br />

in der arabischen Wüste. Eine in der Fachwelt<br />

viel zitierte Studie der texanischen Beratungsfirma<br />

Platt hatte schon 2006 prognostiziert,<br />

die saudische Erdölförderung<br />

werde ohne Erschließung neuer Quellen<br />

schon bald um sechs bis acht Prozent im<br />

Jahr zurückgehen. Das war sicher übertrieben,<br />

aber von zwei bis drei Prozent Rückgang<br />

sprechen auch Mitarbeiter des saudischen<br />

Ölministeriums.<br />

Die neuen Techniken, mit denen die USA<br />

und Kanada heute ihre Ölförderung gewaltig<br />

steigern, machen aus geologischen<br />

Gründen im arabischen Wüstensand keinen<br />

Unterschied. Nach Informationen des<br />

US-Magazins „Bloomberg Businessweek“<br />

haben die staatlichen saudischen Finanzplaner<br />

mindestens 20 Milliarden Dollar weniger<br />

Öleinnahmen in den kommenden<br />

fünf Jahren eingeplant. Ob darunter der gigantische<br />

Militärhaushalt leiden wird, die<br />

spendable Sozialpolitik oder der Aufbau<br />

der Wirtschaftsstädte – das wissen wohl<br />

nur die allerhöchsten Kreise. Oder werden<br />

die gar ihrer eigenen Familie Geld entziehen,<br />

den 2000 engen und 15000 weitläufigen<br />

Verwandten des Königs, die dank Öl<br />

Die Öleinnahmen<br />

werden bis 2019<br />

um 20 Milliarden<br />

Dollar sinken<br />

und Absolutismus bisher in Saus und Braus<br />

leben?<br />

Das entscheidet prinzipiell nur der Herrscher.<br />

Doch König Abdullah wird in diesem<br />

Sommer 90 Jahre alt, und seine zunehmende<br />

Hinfälligkeit lässt sich nicht mehr vertuschen.<br />

Abdullah hat in 19 Jahren an der<br />

Macht – erst als Vertreter des schwer kranken<br />

Königs Fahd, seit 20<strong>05</strong> als Monarch –<br />

das in vielem rückständige Land vorsichtig<br />

modernisiert:An der neuen King Abdullah<br />

University for Science und Technology<br />

sind die Geschlechtergrenzen weitgehend<br />

aufgehoben. Es gibt seit ein paar Jahren<br />

Kommunalwahlen für nicht besonders<br />

einflussreiche Stadträte, und in der Hauptstadt<br />

hat der König eine Art beratendes<br />

Parlament mit von ihm selber ernannten<br />

Mitgliedern einberufen. Das alles gegen<br />

lautstarken Widerstand von Konservativen<br />

aus Königshaus und Geistlichkeit. Auf der<br />

anderen Seite des politischen Spektrums<br />

fordern vor allem Blogger in sozialen<br />

Medien weiter reichende Reformen.<br />

Doch die werden seit ein paar Monaten<br />

unterdrückt wie kaum je zuvor. Raif Badawi,<br />

Gründer eines Internet-Forums zur<br />

Diskussion der Rolle der Religion im Königreich,<br />

wurde Anfang Mai zu zehn Jahren<br />

Haft, 1000 Peitschenhieben und einer hohen<br />

Geldstrafe verurteilt. Wie die Bloggerin<br />

Eman al-Nafjan im Internet-Portal Al-Monitor<br />

berichtet, ist jetzt der Jurist Waleed<br />

Abulkhair verhaftet worden, der vergeblich<br />

versucht hatte, Badawi vor Gericht zu vertreten.<br />

Die Anklage gegen Abulkhair lautet<br />

unter anderem auf Beleidigung der Justiz<br />

und Untreue gegenüber dem König.<br />

FOTO: REUTERS/FAISAL AL NASSER<br />

34 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Nur der Monarch könnte wohl diesen<br />

Spuk beenden, aber danach sieht es zurzeit<br />

nicht aus. Der zögerliche Reformer Abdullah<br />

gibt offenbar krankheitshalber die Zügel<br />

der Macht langsam aus der Hand. Sein<br />

Kronprinz, Verteidigungsminister Prinz<br />

Salman, ist mit 78 Jahren wegen einer Demenzerkrankung<br />

aus der Öffentlichkeit<br />

verschwunden. Abdullah hat es aber gerade<br />

noch geschafft, einen Nach-Nachfolger<br />

zu küren: Der ehemalige Geheimdienstchef<br />

Prinz Muqrin ist seit Februar stellvertretender<br />

Ministerpräsident und damit<br />

ranghöchster Politiker nach dem König. Bis<br />

heute zirkulieren im Land Fotos des jungen<br />

Prinzen Muqrin als Kampfpilot der saudischen<br />

Luftwaffe. Vom Image her ist der<br />

heute 70-Jährige also viel moderner als seine<br />

fünf älteren Halbbrüder, die seit 1952 als<br />

Könige herrschten.<br />

ANGEBORENES MANKO<br />

Doch für seine vielen Hundert Neffen und<br />

Großneffen ist Muqrin ein Außenseiter, der<br />

seinen Aufstieg nur der Tatsache verdankt,<br />

dass er fast alle seiner zumeist viel älteren<br />

44 Halbbrüder überlebt hat. Dabei hat<br />

Muqrin als Sohn einer im Nachbarland Jemen<br />

geborenen Nebenfrau des Staatsgründers<br />

Ibn Saud ein angeborenes Manko gegenüber<br />

den vielen Neffen, die alle über ihre<br />

Mütter und Großmütter mit den großen<br />

Familien der saudischen Stammesgesellschaft<br />

verwandt sind. Und seine bisherige<br />

Laufbahn prädestiniert ihn auch nicht gerade<br />

zum Modernisierer von Wirtschaft<br />

und Gesellschaft. Muqrin, der letzte Rüstige<br />

unter den greisen Brüdern, sorgt für eine<br />

Zerreißprobe in der Welt der saudischen<br />

Paläste.<br />

Politische Opposition von Bloggern lässt<br />

sich mit Muqrins Geheimdienstmethoden<br />

allerdings unterdrücken. Jedenfalls, solange<br />

die Öleinnahmen fließen – aber auch<br />

das ist unsicher – weil Saudi-Arabien einen<br />

gigantisch wachsenden Anteil seiner Ölproduktion<br />

selbst verbraucht. Von 2002 bis<br />

2012 hat der staatliche Erdölmonopolist<br />

Aramco seine Fördermengen um knapp 30<br />

Prozent gesteigert. Gleichzeitig aber ist der<br />

Erdölverbrauch im Land kontinuierlich<br />

um insgesamt 76 Prozent gestiegen. Analysten<br />

des Bankkonzerns Citigroup haben<br />

diese beiden Wachstumskurven schlicht<br />

extrapoliert. Danach wäre das Königreich<br />

„schon 2030 ein Netto-Importeur von Erdöl“.<br />

Wenn es 2030 noch ein Königreich ist,<br />

wie wir es kennen. Muqrin, der letzte der<br />

vielen Brüder, wäre dann 86 Jahre alt. n<br />

hansjakob.ginsburg@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 35<br />

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Politik&Weltwirtschaft<br />

Der verzagte Westen<br />

FORUM | Moskaus aggressives Auftreten hat die große Schwäche der Politiker in Washington, Berlin<br />

und im gesamten westlichen Bündnis enthüllt: Sie haben kein Selbstbewusstsein, keinen Stolz auf die<br />

eigenen Werte und keine Visionen. Das war einmal ganz anders. Von Rafael Seligmann<br />

Die Hilflosigkeit des Westens angesichts<br />

der russischen Expansionspolitik<br />

ist das Ergebnis<br />

von Einfallslosigkeit und fehlender<br />

Entschlossenheit der transatlantischen<br />

Demokratien. Den Ländern<br />

der EU und der Nato mangelt es an<br />

Träumen, wie sie einst beispielsweise<br />

Martin Luther King hegte. Pastor King<br />

verkündete 1963 seinen Traum von<br />

einem freien Amerika, frei von allen<br />

Formen der Rassendiskriminierung.<br />

King sprach vor einer Viertelmillion<br />

Anhänger, die nach Washington marschiert<br />

waren. Um Träume wahr zu<br />

machen, das wusste King, muss man<br />

eine kritische Menschenmasse zu ihrer<br />

Durchsetzung gewinnen.<br />

DAS WÄREN DIE VORBILDER<br />

Mein Traum ist, dass in den USA ein<br />

Präsident wie Ronald Reagan (Amtszeit<br />

1981 bis 1989) amtierte, in London<br />

die Premierministerin Margaret Thatcher (1979 bis 1990) und<br />

in Rom Papst Johannes Paul II. (1978 bis 20<strong>05</strong>), der als polnischer<br />

Erzbischof unter der russischen Dominanz gelitten hatte. In diese<br />

Reihe gehört auch Helmut Kohl (1982 bis 1998). Dessen Nachfolgerin<br />

in der CDU und als Bundeskanzlerin, Angela Merkel, besitzt<br />

eine hohe Durchsetzungskraft, doch bleibt die Frage offen, ob die<br />

pragmatische Ingenieurin der Macht Visionen besitzt oder ob sie<br />

es mit ihrem sozialdemokratischen Vorvorvorgänger Helmut<br />

Schmidt hält, der politische Visionäre am liebsten<br />

zum Arzt geschickt hätte. Er war überzeugt, dass<br />

Träumer ihn beim schnörkellosen Durchregieren<br />

stören würden.<br />

Schmidt sollte es mittlerweile besser wissen,<br />

denn er selbst wurde von Helmut Kohl aus dem<br />

Amt gedrängt, der politische Träume hegte. Denn<br />

als sich 1989 die Gelegenheit zur Wiedervereinigung<br />

bot, setzte Kohl diese mit überwältigender<br />

Tatkraft, gekoppelt mit diplomatischem Geschick,<br />

gegen die europäischen Partner um, die sich dermaßen<br />

vor einem geeinten Deutschland fürchteten,<br />

dass sie sich eine fortgesetzte Zersplitterung<br />

der größten Wirtschaftsmacht auf ihrem Kontinent<br />

wünschten. Kohl war zu seiner erfolgreichen Politik<br />

in der Lage, weil er als deutscher Patriot – ein No-<br />

Word in Nachkriegsdeutschland – nicht aufgehört<br />

hatte, von einem einigen Vaterland zu träumen.<br />

Die Richtung war klar Politische Führer Margaret<br />

Thatcher, Helmut Kohl, Ronald Reagan (von links)<br />

Seligmann, 66, ist Sachbuchautor,<br />

Romancier,<br />

Politikwissenschaftler<br />

und Herausgeber der<br />

Zeitschrift „Jewish Voice<br />

from Germany“<br />

Barack Obama ist als mächtigster<br />

Politiker des Westens unfähig, von einem<br />

entschlossenen Block der Demokratien<br />

zu träumen, weil ihm das<br />

Trauma der gescheiterten Militärmissionen<br />

in Irak und Afghanistan noch<br />

immer den Schlaf raubt. Und ähnlich<br />

wie dem Amerikaner ergeht es den<br />

meisten westlichen Regierungschefs.<br />

TRAUMATA STATT TRAUM<br />

Die westeuropäischen Spitzenpolitiker<br />

fürchten, eine Eskalation in Osteuropa<br />

könnte zur militärischen<br />

Auseinandersetzung mit Moskau<br />

führen. Die Vision eines demokratischen<br />

Europas <strong>vom</strong> Atlantik bis zum<br />

Ural ist ihnen abhanden gekommen.<br />

Damit unterscheiden sie sich von<br />

US-Präsident Ronald Reagan. Dieser<br />

war überzeugt, dass politisch und<br />

wirtschaftlich freie Länder den Kommunismus<br />

ohne Krieg niederzwingen<br />

würden – und konnte seine Vision umsetzen.<br />

Die eigene traumatische Konfrontationsangst verleitet die westlichen<br />

Politiker dazu, Moskau für genauso konfliktscheu zu halten,<br />

wie sie selbst sind. Sie glauben darum, Putin werde sich mit Teilzielen<br />

wie der Krim oder der Ostukraine zufriedengeben. Sie ignorieren,<br />

dass Russlands Präsident Wladimir Putin in Wirklichkeit<br />

die russischen Minderheiten nutzt, um das Sowjetimperium in alter<br />

Größe zu restaurieren. Zudem wird immer wieder auf den Außenhandel<br />

mit Russland verwiesen, insbesondere<br />

auf die Energieimporte. Dabei besitzen die Volkswirtschaften<br />

der EU und Nordamerikas gegenüber<br />

Russland eine dermaßen überlegene Wirtschaftskraft,<br />

dass der Kreml im Falle einer politisch-ökonomischen<br />

Auseinandersetzung auf mittlere Dauer<br />

unterlegen wäre.<br />

Der Tiefschlaf des Westens wird aber enden, sobald<br />

Putins Revisionismus die baltischen Staaten<br />

trifft, die Mitglieder der EU und der Nato sind. Je<br />

eher die westlichen Gesellschaften und ihre Regierungen<br />

ihre Furcht überwinden und zu einer rationalen<br />

Interessenwahrnehmung zurückkehren, desto<br />

besser für alle Seiten. Denn eine Existenz ohne<br />

Visionen und Selbstbewusstsein reizt die Gegenseite<br />

lediglich zur Konfrontation. Daher ist die beste<br />

Friedensstrategie eine Interessenpolitik mit realistischen<br />

Träumen – in Washington wie in Berlin. n<br />

FOTOS: ULLSTEIN BILD/KUCHARZ, PICTURE-ALLIANCE/DPA<br />

36 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTOS: JOHANN SEBASTIAN KOPP, WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, REUTERS/THOMAS PETER<br />

BRÜSSEL | Zu Hause<br />

ist einfach alles besser<br />

– nicht nur beim<br />

Essen, sondern<br />

auch bei der Wahl.<br />

Von Silke Wettach<br />

Ferne Heimat,<br />

schlaffes Brot<br />

Mit sechs Jahren, wenige<br />

Wochen vor meinem ersten<br />

Schultag, zog ich<br />

nach Griechenland. Damals<br />

habe ich mich oft<br />

gefragt, warum meine Eltern<br />

ein Land ausgesucht hatten, in dem<br />

sich die Süßigkeiten auf Schokolade der<br />

Marke „Lacta“ beschränkten, die nach<br />

Staub schmeckte. Besucher aus der<br />

Heimat bemaß ich fortan daran, wie viel<br />

Milchschokolade sie mitbrachten. Gummibärchen<br />

interessierten mich nicht.<br />

Jahrzehnte später lebe ich in einem<br />

Land, in dem Chocolatiers die Pralinen<br />

mit der Hand machen. Für manch anderen<br />

scheint Belgien essenstechnisch<br />

allerdings Wünsche offen zu lassen. So<br />

bekennt sich EU-Kommissar Günther<br />

Oettinger dazu, aus Schwaben Schwarzund<br />

Graubrot mitzubringen. Auch deutsche<br />

Kollegen in Brüssel mäkeln am belgischen<br />

Brot herum. Als „irgendwie gewöhnungsbedürftig“<br />

beschreibt es eine<br />

Radio-Kollegin. „Je ferner die Heimat,<br />

desto schlaffer das Brot“, schreibt ein<br />

Magazin-Journalist im Internet.<br />

Man könnte es Thesenjournalismus<br />

nennen. Oder eine dumpfe Sehnsucht<br />

nach Gewohntem. Die Sehnsucht danach<br />

ist in Europa stärker verbreitet, als wir uns<br />

eingestehen wollen – und beschränkt sich<br />

nicht nur aufs Essen. Die Europawahl etwa<br />

kann in den 28 Mitgliedstaaten nicht an<br />

einem Tag stattfinden, weil keiner von seiner<br />

Gewohnheit abrückt. Briten und Niederländer<br />

haben bereits am Donnerstag<br />

ihr Kreuzchen gemacht, finden Wahlen<br />

dort doch nie sonntags statt. Den Wahltag<br />

dort oder bei uns zu verschieben wäre<br />

aber wohl schlimmer, als Sechsjährigen<br />

die Süßigkeiten zu nehmen.<br />

Silke Wettach ist Brüssel-Korrespondentin<br />

der WirtschaftsWoche.<br />

BERLIN INTERN | Um den Wirtschaftsflügel der Union<br />

zu besänftigen, wird das Rentenpaket noch einmal<br />

150 Millionen Euro im Jahr teurer. Generationengerechter<br />

wird es dadurch nicht. Von Henning Krumrey<br />

Die Koalition packt ein<br />

Persönlicher und zugleich brisanter<br />

hätte der Abend nicht beginnen<br />

können. Gastgeber Hubertus<br />

Pellengahr, Geschäftsführer der<br />

Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />

(INSM), hält für den frischen Großvater<br />

ein kleines Präsent bereit, aber auch eine<br />

Mahnung: „Ihre Enkeltochter wird die Folgen<br />

Ihres politischen Handelns spüren.“<br />

Der Opa in Ausbildung heißt Peer<br />

Steinbrück und schaut etwas gequält. Tochter<br />

Anna hat ihm das Problem der Generationengerechtigkeit<br />

in die Wiege gelegt. Schon<br />

Zum Schreien Das Renten-Ja auch von<br />

Steinbrück schockt die junge Generation<br />

ist man mitten in der Debatte über das Rentenpaket,<br />

das die Koalitionsfraktionen morgens<br />

geschnürt haben. Abends vertritt der<br />

frühere Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat<br />

auf Einladung der INSM und der WirtschaftsWoche<br />

„Steinbrücks Standpunkt“.<br />

Die Pläne könnten gefährlich werden,<br />

gibt der Gast unumwunden zu. „Das Problem<br />

ist der Paketcharakter“, verweist<br />

Steinbrück etwas umständlich auf die Kostentreiber:<br />

Mütterrente, Rente mit 63, höhere<br />

Zahlungen bei Berufsunfähigkeit –<br />

macht 160 Milliarden Euro extra bis 2030.<br />

Was Union und SPD in ihren Wahlprogrammen<br />

aufgeschrieben hätten, sei kaum bezahlbar.<br />

„Die Addition der beiden Wunschzettel<br />

kann an der normativen Kraft des<br />

Faktischen scheitern“, sagt der Finanzexperte.<br />

Würde die Koalition auch noch die<br />

versprochene Lebensleistungsrente als<br />

Mindestausstattung für jeden Senior liefern,<br />

blieben nur drei Möglichkeiten: Beiträge<br />

rauf, Rentenniveau runter oder Bundeszuschuss<br />

höher, was Steuererhöhungen<br />

erforderte. Das käme aber erst „bestimmt<br />

nach 2017“. Da steht nämlich die nächste<br />

Bundestagswahl an, aber das sagt Steinbrück<br />

mit Rücksicht auf die Kollegen nicht.<br />

Das Rentenpaket stärke die soziale Gerechtigkeit,<br />

begründet er seine Zustimmung.<br />

Ihn besorgen „die Fliehkräfte in unserer<br />

Gesellschaft“. Er wende sich „gegen ein<br />

vulgäres Verständnis von Marktwirtschaft“.<br />

Wer die Debatte über die Gerechtigkeitslücken<br />

im Rentenpaket „nicht hilfreich“ genannt<br />

habe, lässt WiWo-Chefredakteur<br />

Roland Tichy den Gast raten. „Das war bestimmt<br />

eine SPD-Politikerin“, mutmaßt der<br />

Genosse. „Es war Angela Merkel“, lautet<br />

die Lösung, und Steinbrück lacht: „Na,<br />

dann habe ich ja richtig gelegen.“<br />

Dem Wirtschaftsflügel der Union haben<br />

die Koalitionsspitzen das Ja zum Paket<br />

noch etwas erleichtert. Mit der „Flexi-Rente“<br />

können Arbeitnehmer über die Pensionierung<br />

hinaus angestellt werden – auf<br />

Zeit, auch mehrmals hintereinander. „Erstmals“<br />

sei es gelungen, befristete Arbeitsverträge<br />

flexibler zu gestalten, freut sich<br />

Michael Fuchs, Unions-Fraktionsvize für<br />

Wirtschaft. Zudem zählen freiwillige Zahlungen<br />

als Selbstständiger nun wie Arbeitslosigkeit<br />

zu jenen 45 Beitragsjahren, die<br />

man für die Rente mit 63 braucht. Macht<br />

aber wieder 150 Millionen Euro pro Jahr.<br />

Zwar nennen etliche Unions-Wirtschaftspolitiker<br />

das Rentenpaket „eine große<br />

Scheiße“ – aber stimmten dennoch zu.<br />

Der Osnabrücker CDU-MdB Mathias<br />

Middelberg kann dagegen dem verkorksten<br />

Gesetz sogar einen politischen Vorteil<br />

abgewinnen: „Ein gewisses Quantum an<br />

Nöl-Masse ist gar nicht schlecht“, frohlockt<br />

der Vorsitzende der niedersächsischen<br />

Landesgruppe der Union. „Das ist das<br />

Milchpulver, um die schwächelnde Zwergpartei<br />

FDP wieder aufzupäppeln.“<br />

In dem kleinen Präsent für die Enkelin,<br />

sinniert Großvater Steinbrück beim Rausgehen,<br />

sei vielleicht Schokolade drin. „Die<br />

fress ich dann jetzt alleine.“ Recht hat der<br />

fürsorgliche Opa. Schokolade wäre nicht<br />

gesund fürs Baby – wenn auch längst nicht<br />

so schädlich wie das Rentenpaket.<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 37<br />

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Der Volkswirt<br />

KOMMENTAR | Im Ranking der<br />

wettbewerbsfähigsten Nationen<br />

rückt Deutschland vor – aber wohl<br />

nur für kurze Zeit. Von Bert Losse<br />

Star auf Abruf<br />

Jedes Jahr im Frühjahr<br />

kommt das International<br />

Institute for Management<br />

Development (IMD) aus<br />

Lausanne mit einem dicken<br />

Wälzer auf den Markt. Seit 1989<br />

analysiert die Schweizer Business<br />

School mit Akribie die<br />

Wettbewerbsfähigkeit von rund<br />

60 Staaten; dafür werden 4300<br />

internationale Geschäftsleute<br />

befragt und die Länder nach<br />

über 300 ökonomischen und<br />

politischen Kriterien bewertet.<br />

Die gute Nachricht lautet:<br />

Deutschland zählt zu den Aufsteigern<br />

und rückt gegenüber<br />

dem Vorjahr um drei Ränge auf<br />

Platz 6 vor. Laut Studie sind wir<br />

weltweit Spitze bei der Produktivität<br />

von Arbeitnehmern und Betrieben,<br />

nirgendwo sonst ist der<br />

Mittelstand so stark. Auch für die<br />

politische Stabilität und die Finanzierungsbedingungen<br />

der<br />

Wirtschaft gibt es gute Noten.<br />

Doch leider könnte es ein Erfolg<br />

mit geringer Halbwertzeit<br />

sein. Die Studie berücksichtigt<br />

nur Daten und politische Vorgaben<br />

bis Ende 2013. „Im<br />

nächsten Jahr dürften sich die<br />

wirtschaftspolitischen Entscheidungen<br />

der deutschen Regierung<br />

negativ auf die Platzierung<br />

im Länderranking auswirken“,<br />

sagt IMD-Direktor Arturo Bris im<br />

Interview mit der WirtschaftsWoche*<br />

– und hat dabei vor allem<br />

den Mindestlohn, die Rente mit<br />

63 und die drastisch steigenden<br />

Energiekosten im Blick. Auch<br />

langfristig ist der Wettbewerbsexperte<br />

eher skeptisch: „In<br />

den nächsten 10 bis 20 Jahren<br />

werden die Energiepreise in<br />

Deutschland vier Mal so hoch<br />

sein wie in den USA. Das hält<br />

kein Industrieland aus.“ Dabei<br />

braucht die EU das ökonomische<br />

Kraftzentrum Deutschland mehr<br />

denn je. In vielen Problemländern<br />

ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unverändert niedrig. Spanien<br />

arbeitet sich im Ranking<br />

zwar um sechs Ränge nach oben<br />

(Rang 39). Griechenland, das<br />

viele doch auf gutem Wege<br />

wähnten, rutscht aber nochmals<br />

um drei Plätze ab und liegt nun<br />

auf Rang 57 – hinter Staaten wie<br />

Peru und Jordanien. Das chronisch<br />

reformresistente Italien<br />

macht es auf Rang 46 (minus<br />

zwei Ränge) nicht viel besser.<br />

Euro-Zone Mittelmaß<br />

Rankingder Wettbewerbsfähigkeit<br />

Rang<br />

1. USA<br />

2. Schweiz<br />

3. Singapur<br />

4. Hongkong<br />

5. Schweden<br />

6. Deutschland<br />

.<br />

Quelle: IMD, World Competitiveness<br />

Scoreboard<br />

RangimVorjahr<br />

(1)<br />

(2)<br />

(5)<br />

(3)<br />

(4)<br />

(9)<br />

27. Frankreich (28)<br />

.<br />

39. Spanien<br />

(45)<br />

.<br />

46. Italien<br />

(44)<br />

.<br />

57. Griechenland (54)<br />

Diese Ergebnisse zeigen zweierlei.<br />

Die ökonomische Krise Europas<br />

ist noch lange nicht vorbei.<br />

Nach innen geht die Schere immer<br />

weiter auseinander – und<br />

nach außen verlieren wir als<br />

Wirtschaftsblock an Boden gegenüber<br />

Asien und den USA.<br />

Den Kampf für die europäische<br />

Wettbewerbsfähigkeit – also für<br />

überfällige Strukturreformen–<br />

sollten das neu gewählte EU-<br />

Parlament und die künftige EU-<br />

Kommission daher als ihre dringlichste<br />

Aufgabe betrachten.<br />

* Das Interview lesen Sie unter<br />

wiwo.de\bris<br />

NEW ECONOMICS<br />

Radikale Umkehr<br />

In einem neuen Buch attackiert der US-Ökonom<br />

William Easterly die klassische Entwicklungshilfe – weil<br />

sie zu einer Kumpanei mit Despoten ausarten kann.<br />

In vielen Entwicklungsländern<br />

hat sich in den vergangenen<br />

20 Jahren die ökonomische<br />

Lage für die Menschen<br />

verbessert. Doch noch immer<br />

ist Armut in rund 40 Staaten der<br />

Welt ein Massenproblem. Mehr<br />

als 870 Millionen Menschen leiden<br />

Hunger, so die Welternährungsorganisation<br />

FAO. Woran<br />

liegt das? Machen vielleicht<br />

auch die vielen Entwicklungshilfeorganisationen<br />

etwas<br />

falsch?<br />

Ja, meint der US-Ökonom<br />

William Easterly. In seinem<br />

neuen Buch „The Tyranny of<br />

Experts: Economists, Dictators,<br />

and the Forgotten Rights of the<br />

Poor“ fordert er eine radikale<br />

Umkehr <strong>vom</strong> derzeitigen Modell<br />

der Entwicklungshilfe. Sie<br />

basiere auf der Illusion, Armut<br />

sei allein ein technisches Problem,<br />

das Technokraten und<br />

Ökonomen mithilfe etwa von<br />

Düngemitteln, mehr Antibiotika<br />

und Impfungen oder besserer<br />

Ernährung lösen könnten.<br />

Diese Sichtweise aber vernebele<br />

das Recht der Menschen auf<br />

politische und wirtschaftliche<br />

Freiheit, argumentiert Easterly.<br />

Stattdessen kusche die Entwicklungshilfegemeinde<br />

vor Tyrannen<br />

und Diktatoren, die dank<br />

der wohlmeinenden technischen<br />

Hilfe aus dem Westen in<br />

ihrer Macht nurbestärkt würden.<br />

Dabei seien Autokraten,<br />

die den Menschen weder politische<br />

noch gesellschaftliche<br />

Freiheit<br />

gewährten, Teil des<br />

Problems. Nur ein<br />

neues Entwicklungsmodell,<br />

das auch<br />

staatliche Machtstrukturen<br />

infrage<br />

stelle, kann laut Easterly<br />

das Armutsproblem<br />

lösen.<br />

Eine provozierende These,<br />

die ein Stück weit imperialistisch<br />

anmutet. Doch das ist<br />

nicht Easterlys Doktrin. Der<br />

Professor für Wirtschaftswissenschaften<br />

an der New York University<br />

gilt als einer der profiliertesten<br />

Kritiker westlicher<br />

Entwicklungshilfepolitik. Er war<br />

viele Jahre bei der Weltbank tätig.<br />

Dort flog er 2001 raus, weil er<br />

die eigene Organisation und ihre<br />

Arbeit in den Entwicklungsländern<br />

als ineffektiv kritisierte.<br />

Die Weltbank halte in ihrer<br />

Charta gar fest, das Wort „Demokratie“<br />

in Zusammenhang<br />

mit Entwicklungshilfeprojekten<br />

nicht zu verwenden, wettert<br />

Easterly. Das sei an Selbstzensur<br />

nicht zu überbieten.<br />

Der Ökonom analysiert in seinem<br />

(in Deutschland noch nicht<br />

erschienenen) Buch aktuelle<br />

Hilfsprojekte, etwa in Uganda<br />

und Äthiopien, und zeigt auf, wie<br />

dort von der Weltbank finanzierte<br />

Hilfsprojekte Menschenrechte<br />

missachten. Easterly argumentiert<br />

dabei nicht gegen Entwicklungshilfe<br />

per se. Doch er wehrt<br />

sich dagegen, dass die Idee der<br />

individuellen Freiheit – in autokratischen<br />

Gesellschaften als<br />

„westliche Werte“ diffamiert –<br />

von den Geberstaaten nicht offensiv<br />

genug vertreten wird. Das<br />

ursprüngliche Prinzip internationaler<br />

Hilfsorganisationen –<br />

ohne Demokratie keine Hilfe –<br />

sei in Vergessenheit geraten.<br />

Lesenswert!<br />

angela.hennersdorf@wiwo.de<br />

William Easterly<br />

The Tyranny of<br />

Experts. Economists,<br />

Dictators, and the<br />

Forgotten Rights of<br />

the Poor<br />

Basic Books <strong>2014</strong>, 416<br />

Seiten, 18,96 Dollar<br />

FOTOS: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR<br />

38 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />

Wirtschaft wächst auch<br />

im zweiten Quartal<br />

Das war ein echter Traumstart:<br />

Um 0,8 Prozent ist die deutsche<br />

Wirtschaft zwischen Januar und<br />

März im Vergleich zum Vorquartal<br />

gewachsen, vor allem<br />

dank einer kräftigen Binnennachfrage.<br />

Damit blieb<br />

Deutschland die Konjunkturlokomotive<br />

im Euro-Raum, der<br />

insgesamt nur um mickrige 0,2<br />

Prozent zulegte.<br />

Doch ganz so gut wird es im<br />

weiteren Verlauf des Jahres<br />

nicht weitergehen. Im zweiten<br />

Quartal dürfte das deutsche<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

zwar um 0,5 Prozent gegenüber<br />

der Vorperiode zulegen, zwischen<br />

Juli und September<br />

könnten es dann aber nur noch<br />

0,3 Prozent sein. Das signalisiert<br />

der <strong>vom</strong> Institut für Wirtschaftsforschung<br />

in Halle<br />

(IWH) exklusiv für die WirtschaftsWoche<br />

erstellte BIP-<br />

Flash-Indikator. In das Konjunkturbarometer<br />

gehen rund<br />

160 Einzelindikatoren ein.<br />

„Der Aufschwung wird sich<br />

im zweiten und dritten Quartal<br />

fortsetzen, wenngleich etwas<br />

weniger dynamisch“, resümieren<br />

die IWH-Ökonomen in ihrer<br />

Analyse für die Wirtschafts-<br />

Woche. Mit ein Grund dafür:<br />

Das hohe Wirtschaftswachstum<br />

zu Jahresbeginn war wetterbedingt<br />

überzeichnet – das Ausbleiben<br />

von Frost und Schnee<br />

führte dazu, dass die typische<br />

Dynamik lässt etwas nach<br />

konjunkturelle Frühjahrsbelebung<br />

schlicht früher einsetzte.<br />

Es sei etwa „zu berücksichtigen,<br />

dass die Bauproduktion auch<br />

aufgrund des ungewöhnlich<br />

milden Winters so hoch war<br />

und im Folgequartal mit einem<br />

entsprechend niedrigeren Zuwachs<br />

zu rechnen ist“, schreiben<br />

die Ökonomen. Hinzu<br />

kommen globale Wachstumsrisiken:<br />

„Alles in allem haben<br />

sich die weltweiten konjunkturellen<br />

Aussichten in den letzten<br />

Monaten etwas eingetrübt“, so<br />

das IWH. Der Welthandel habe<br />

seit Dezember nicht mehr zugelegt.<br />

In Europa verschlechtere<br />

der russisch-ukrainische Konflikt<br />

die Aussichten.<br />

bert.losse@wiwo.de<br />

640<br />

630<br />

4<br />

3<br />

BIP-Niveau 2<br />

620<br />

2<br />

610<br />

0,5 0,3<br />

1<br />

600<br />

0<br />

590<br />

Veränderung gegenüber<br />

Prognose<br />

Vorquartal 3<br />

–1<br />

580<br />

–2<br />

Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 1<br />

570<br />

2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />

–3<br />

1<br />

saison- und arbeitstäglich bereinigter Verlauf; 2 in Milliarden Euro; 3 in Prozent;<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt; Prognose: IWH<br />

Industrie schaltet<br />

Gang zurück<br />

Die deutsche Industrie hat einen<br />

leichten Dämpfer hinnehmen<br />

müssen. Der <strong>vom</strong> Londoner<br />

Forschungsinstitut Markit<br />

erhobene Einkaufsmanagerindex<br />

sank im Mai um 1,2 auf<br />

52,9 Zähler. Der Frühindikator<br />

liegt damit aber immer noch<br />

deutlich über der Marke von<br />

50 Punkten, ab der gemeinhin<br />

Expansion einsetzt. Der Index<br />

für den Dienstleistungssektor<br />

kletterte überraschend um<br />

1,7 auf 56,4 Punkte – stärkster<br />

Anstieg seit fast drei Jahren.<br />

Die Erzeugerpreise in Deutschland<br />

sind im April auf Jahressicht<br />

um 0,9 Prozent gesunken.<br />

Gegenüber dem Vormonat kosteten<br />

gewerbliche Produkte 0,1<br />

Prozent weniger. Besonders<br />

stark reduzierten sich die Preise<br />

für Metalle (minus 4,6 Prozent)<br />

und Getreidemehl (minus 13,1<br />

Prozent). Teurer wurden hingegen<br />

Investitionsgüter (plus 0,4<br />

Prozent gegenüber Vorjahr).<br />

Volkswirtschaftliche<br />

Gesamtrechnung<br />

Real. Bruttoinlandsprodukt<br />

Privater Konsum<br />

Staatskonsum<br />

Ausrüstungsinvestitionen<br />

Bauinvestitionen<br />

Sonstige Anlagen<br />

Ausfuhren<br />

Einfuhren<br />

Arbeitsmarkt,<br />

Produktion und Preise<br />

2012 2013<br />

Durchschnitt<br />

0,7<br />

0,8<br />

1,0<br />

–4,0<br />

–1,4<br />

3,4<br />

3,2<br />

1,4<br />

0,5<br />

0,9<br />

0,7<br />

–2,4<br />

0,1<br />

3,0<br />

0,8<br />

0,9<br />

2012 2013<br />

Durchschnitt<br />

I/13<br />

0,0<br />

0,3<br />

0,2<br />

–1,4<br />

–1,5<br />

–0,9<br />

–1,0<br />

–0,5<br />

Januar<br />

<strong>2014</strong><br />

II/13 III/13 IV/13<br />

Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />

Industrieproduktion 1<br />

Auftragseingänge 1<br />

Einzelhandelsumsatz 1<br />

Exporte 2<br />

ifo-Geschäftsklimaindex<br />

Einkaufsmanagerindex<br />

GfK-Konsumklimaindex<br />

Verbraucherpreise 3<br />

Erzeugerpreise 3<br />

Importpreise 3<br />

Arbeitslosenzahl 4<br />

Offene Stellen 4<br />

Beschäftigte 4, 5<br />

–0,9<br />

–4,2<br />

0.1<br />

3,3<br />

1<strong>05</strong>,0<br />

46,7<br />

5,9<br />

2,0<br />

2,0<br />

2,1<br />

2896<br />

478<br />

29006<br />

–0,3<br />

2,5<br />

0,2<br />

–0,2<br />

106,9<br />

50,6<br />

6,5<br />

1,5<br />

–0,1<br />

–2,5<br />

2950<br />

435<br />

29381<br />

0,4<br />

0,1<br />

1,9<br />

2,3<br />

110,6<br />

56,3<br />

7,6<br />

1,3<br />

–1,1<br />

–2,3<br />

2912<br />

443<br />

29629<br />

0,6<br />

0,9<br />

0,7<br />

–1,3<br />

111,3<br />

54,8<br />

8,2<br />

1,2<br />

–0,9<br />

–2,7<br />

2911<br />

444<br />

29693<br />

–0,5<br />

–2,8<br />

0,1<br />

–1,8<br />

110,7<br />

53,7<br />

8,5<br />

1,0<br />

–0,9<br />

–3,3<br />

2897<br />

446<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

111,2<br />

54,1<br />

8,5<br />

1,3<br />

–0,9<br />

–<br />

2872<br />

448<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

52,9<br />

8,5<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

5,1<br />

3,1<br />

–1,1<br />

1,9<br />

6,7<br />

7,1<br />

37,1<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–2,5<br />

3,2<br />

1,5<br />

1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />

Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />

alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />

0,7<br />

0,6<br />

–0,4<br />

0,5<br />

1,7<br />

1,6<br />

2,4<br />

1,9<br />

Februar<br />

<strong>2014</strong><br />

0,3<br />

0,2<br />

1,2<br />

0,1<br />

2,1<br />

1,4<br />

0,2<br />

0,8<br />

März<br />

<strong>2014</strong><br />

0,4<br />

–0,1<br />

0,0<br />

1,4<br />

1,4<br />

1,2<br />

2,7<br />

0,6<br />

April<br />

<strong>2014</strong><br />

I/14<br />

0,8<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Mai<br />

<strong>2014</strong><br />

Letztes Quartal<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

2,5<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

3,2<br />

2,1<br />

4,1<br />

2,7<br />

Letzter Monat<br />

zum Vorjahr<br />

in Prozent<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 39<br />

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Der Volkswirt<br />

NACHGEFRAGT Axel Honneth<br />

»Der Markt ist nur ein Instrument«<br />

Warum ist Ungleichheit schlecht? Welche Freiheit wollen wir? Antworten<br />

auf Fragen, die Bestseller-Ökonom Thomas Piketty offengelassen hat.<br />

Herr Honneth, in Amerika<br />

macht ein Buch des Ökonomen<br />

Thomas Piketty Furore. Auf einen<br />

Nenner gebracht: Leistung<br />

lohnt sich doch nicht, weil der<br />

Reichtum der Reichen schneller<br />

wächst als die Einkommen<br />

der arbeitenden Bevölkerung.<br />

Leider verrät uns Piketty nicht,<br />

warum soziale Ungleichheit<br />

überhaupt ein Problem ist.<br />

Können Sie uns helfen?<br />

Wir müssen unterscheiden. Ungleichheit<br />

als solche, also die<br />

Diskrepanz zwischen niedrigen<br />

Einkommen und riesigen Vermögen,<br />

schadet der sozialen Integration.<br />

Der Blick auf leistungslos<br />

Begüterte vermittelt<br />

vielen Bürgern das Gefühl, dass<br />

die eigene Anstrengung nicht<br />

ausreichend bestätigt und anerkannt<br />

wird. Wenn sich solche<br />

Gefühle zu Lebenseinstellungen<br />

und Mentalitäten verhärten,<br />

ist das schädlich für die Gesellschaft.<br />

In einer zweiten<br />

Hinsicht ist Ungleichheit ein<br />

Problem, wenn Lebenslagen<br />

geschaffen werden, die es einigen<br />

Schlechtergestellten nahezu<br />

unmöglich machen, noch an<br />

politischen Prozessen teilzunehmen<br />

oder kulturelle Errungenschaften<br />

zu genießen. Das<br />

ist in einigen westlichen Gesellschaften<br />

erkennbar der Fall.<br />

Leistung lohnt sich nicht,<br />

Aufstieg ist unmöglich – was<br />

steht mit dem meritokratischen<br />

Prinzip auf dem Spiel?<br />

DER SOZIALPHILOSOPH<br />

Honneth, 64, ist Direktor des legendären<br />

Instituts für Sozialforschung<br />

in Frankfurt/Main („Kritische<br />

Theorie“). Mit seiner „Theorie<br />

der Anerkennung“ unterläuft<br />

er systematisch die Lehre <strong>vom</strong><br />

nutzengetriebenen Homo oeconomicus.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

„Das Recht der Freiheit“ (2011)<br />

und als Herausgeber: „Der Wert<br />

des Marktes“ (<strong>2014</strong>).<br />

Eine der großen Legitimationsgrundlagen<br />

moderner Gesellschaften.<br />

Schließlich war das<br />

Bürgertum im 18. Jahrhundert<br />

angetreten, die Reichtumsbildung<br />

von der Herkunft zu entkoppeln<br />

und abhängig zu machen<br />

von der individuellen<br />

Leistung. Seither gehört das<br />

meritokratische Prinzip zu den<br />

Grundpfeilern unserer Sozialordnung.<br />

Wenn nun laufend<br />

neue Nachweise dafür erbracht<br />

werden, dass es verletzt wird<br />

und dass seine Verletzung begründete,<br />

auf einem gesunden<br />

Gerechtigkeitssinn basierende<br />

Stimmungen des Neides und<br />

der Empörung hervorruft, dann<br />

scheint mir das auf eine Sozialkrise<br />

hinzudeuten.<br />

Sozialkrise? Heute? Vor 150<br />

Jahren hatten Schlechtergestellte<br />

Hunger. Heute Anspruch<br />

auf 750 Euro im Monat.<br />

Die Erfahrung von Ungleichheit<br />

kennt weder historische noch<br />

absolute Maßstäbe. Es geht immer<br />

um relative Deprivation,<br />

um Ungleichheit im Vergleich<br />

zu den Bessergestellten in einer<br />

Sozialgemeinschaft.<br />

Ist die Ungleichheit des Bessergestellten<br />

Bill Gates ein Problem?<br />

Die eines Öloligarchen?<br />

Oder sind beide Ungleichheiten<br />

gleichermaßen problematisch?<br />

Beide sind problematisch,<br />

wenn auch nicht gleichermaßen.<br />

Mancher Reichtum verdankt<br />

sich dubiosen Quellen, ist<br />

moralisch verwerflich. So etwas<br />

hat es immer gegeben; so etwas<br />

wird es immer geben. Philosophisch<br />

interessanter ist der Fall<br />

von Bill Gates. Er verdankt die<br />

Masse seines Reichtums gesellschaftlichen<br />

Voraussetzungen,<br />

die wir alle – die amerikanischen<br />

Bürger – geschaffen haben.<br />

Ein Verdienst aber, der auf<br />

der Basis gemeinsamer Errungenschaften<br />

erworben wird<br />

und solche Maße annimmt, ist<br />

problematisch.<br />

Warum? Der berühmte Gerechtigkeitsgrundsatz<br />

des Philosophen<br />

John Rawls lautet: Materielle<br />

Ungleichheit ist prima,<br />

solange sie Kooperativleistungen<br />

erzeugt, die auch den<br />

Schlechtergestellten nützen.<br />

Ist der Reichtum von Bill Gates<br />

also nur deshalb problematisch,<br />

weil nicht mehr alle von<br />

der Ungleichheit profitieren?<br />

Nein. Auch aus anderen Gründen.<br />

Rawls arbeitet mit der Vorstellung,<br />

dass nur ökonomische<br />

Anreize Leistungen erzeugen,<br />

und sitzt damit den Grundannahmen<br />

der herrschenden<br />

Wirtschaftstheorie auf. Als seien<br />

Märkte nur Anreizsysteme<br />

und nicht auch Koordinationsmechanismen<br />

für die Abstimmung<br />

ökonomischer Interessen.<br />

Der Markt stellt in guter<br />

Weise Informationen darüber<br />

bereit, welche Bedürfnisse und<br />

Interessen es gibt...<br />

FOTOS: BILDFOLIO/UTE SCHMIDT, CORBIS/HULTON-DEUTSCH COLLECTION<br />

40 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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...und ist deshalb kein Zwillingsbruder<br />

des Kapitalismus?<br />

So ist es. Karl Marx hat die beiden<br />

Begriffe – Marktwirtschaft<br />

und Kapitalismus – nahezu synthetisiert.<br />

Der Markt hatte die<br />

soziale Gestalt des Kapitalismus<br />

angenommen – und sollte<br />

durch den Plan überwunden<br />

werden. Inzwischen haben wir<br />

die Erfahrung gemacht, dass<br />

der Plan als alternatives Steuerungsmedium<br />

zur Bedürfnisbefriedigung<br />

nicht taugt. Deshalb<br />

müssen wir heraustreten<br />

aus der Marx’schen Entgegensetzung,<br />

um überhaupt wieder<br />

über alternative Gestaltungsformen<br />

unseres Wirtschaftssystems<br />

nachdenken zu können.<br />

Wie könnte das gehen?<br />

Ich denke, man muss den Begriff<br />

des Kapitalismus <strong>vom</strong> Instrument<br />

des Marktes entkoppeln.<br />

Um erst mal wieder einen Einblick<br />

zu gewinnen in die bloße<br />

Instrumenthaftigkeit des Marktes.<br />

Um uns ganz neu mit Fragen<br />

beschäftigen zu können wie: An<br />

welchen Orten unseres Zusammenlebens<br />

halten wir den Markt<br />

für wichtig? In welche sozialen<br />

Formen wollen wir ihn einbetten?<br />

In welchen Konstellationen<br />

wollen wir ihn als Steuerungsinstrument<br />

zur Geltung kommen<br />

lassen – und in welchen nicht?<br />

Und – an welchen Stellen ist<br />

der Markt fehl am Platze?<br />

Die meisten von uns sind wohl<br />

der Überzeugung, dass der<br />

Markt weder im Bereich der Bildung<br />

noch der Kindererziehung<br />

oder der Gesundheitsversorgung<br />

dominant sein sollte.<br />

Auch würde ich darüber nachdenken,<br />

ob die Versorgung mit<br />

Wohnraum ein nur dem Markt<br />

zu unterstellendes Gut sein soll.<br />

Das Entscheidende ist aber, sozusagen<br />

vorgängig, die Rückgewinnung<br />

unserer Fantasie. Dass<br />

wir nicht immer schon so tun,<br />

als sei der Markt, wo er existiert,<br />

immer richtig am Platz – ohne<br />

zum Beispiel historisch zu prüfen,<br />

ob er institutionell dort<br />

auch immer schon richtig am<br />

Platze war. Das heißt, wir haben<br />

gar nicht mehr den gedanklichen<br />

Horizont, um uns Zeiten<br />

vorzustellen, in denen bestimmte<br />

Bereiche des gesellschaftlichen<br />

Zusammenlebens<br />

nicht <strong>vom</strong> Markt, sondern <strong>vom</strong><br />

Staat, von der Religion oder von<br />

anderen zivilgesellschaftlichen<br />

Kräften gesteuert wurden.<br />

Wie konnte es dazu kommen?<br />

Offenbar haben wir uns einschüchtern<br />

lassen <strong>vom</strong> Bankrott<br />

des Plan-Sozialismus. Seither<br />

können wir uns nur noch<br />

marktgängige Lösungen vorstellen.<br />

Dadurch haben wir das<br />

Gespür verloren für die Vielfältigkeit<br />

unserer Freiheiten. Wir<br />

haben uns durch die Dominanz<br />

Reizfigur Adam Smith Eigennutz<br />

als Quelle des Wohlstands<br />

eines Modells von Freiheit – der<br />

rechtlich verbürgten, individuellen<br />

Freiheit – blind machen<br />

lassen für ihre multiplen Dimensionen.<br />

Von welchen Freiheiten<br />

sprechen Sie?<br />

Von Freiheiten, die wir in persönlichen<br />

Beziehungen genießen<br />

oder auch als Staatsbürger<br />

in der demokratischen Willensbildung.<br />

Von Freiheiten also,<br />

die sich ausdrücklich nicht mithilfe<br />

des Marktbegriffs erschließen<br />

lassen. Es sind Freiheiten,<br />

die wir nicht für uns je selbst erreichen,<br />

sondern nur gemeinsam<br />

verwirklichen können.<br />

Zum Beispiel?<br />

Freundschaften verlangen ein<br />

ungezwungenes Zusammenspiel<br />

von zwei Personen. Und<br />

die Freiheit, die in der demokratischen<br />

Willensbildung zum<br />

Tragen kommen soll, ist eine<br />

des sich wechselseitigen Ergänzens<br />

der eigenen Meinungsbil-<br />

dung in der Sphäre der Öffentlichkeit.<br />

Eine soziale Freiheit.<br />

Eine Freiheit, die ein Wir verlangt,<br />

kein Ich.<br />

Wie kommt es, dass ausgerechnet<br />

der Markt, auf dem sich<br />

zwei Menschen ja geradezu<br />

beispielhaft begegnen, zum<br />

Zentrum einer Theorie<br />

individueller Eigeninteressen<br />

werden konnte?<br />

Gute Frage. Wahrscheinlich ist<br />

Adam Smith dafür verantwortlich<br />

– ausgerechnet! Denn Smith<br />

war ja derjenige, der seine Bäcker<br />

und Händler stets mit<br />

reichlich Sympathie für seine<br />

Mitbürger ausgestattet<br />

»Wir müssen die<br />

dominante<br />

Theorie der VWL<br />

in Einzelteile<br />

zerlegen« Axel Honneth<br />

hat. Gleichwohl neigt er im<br />

„Wohlstand der Nationen“ zu<br />

Formulierungen, die seinen eigenen<br />

Beschreibungen zuwiderlaufen.<br />

Das könnte also schon<br />

die Quelle sein. Denn an Smith’s<br />

Vorstellung des Eigeninteresses<br />

haftet sich schon bald die Idee<br />

des Homo oeconomicus – als sei<br />

der Wirtschaftsbürger, den<br />

Smith uns vorgestellt habe, rein<br />

auf sich gestellt, auf die Mehrung<br />

seines Nutzes aus. Schon<br />

Marx kann dann nicht mehr sehen,<br />

dass der Markt als Ort des<br />

Austauschs auf einer Reihe von<br />

sozialen Einstellungen fußt.<br />

Und am Ende dieser Entwicklung<br />

steht dann die ehemalige<br />

britische Premierministerin<br />

Margaret Thatcher, für die es<br />

„keine Gesellschaft, nur Individuen“<br />

gab...<br />

Ich glaube, die ganze Disziplin<br />

der Volkswirtschaft ist in eine<br />

Sackgasse gelaufen.<br />

Wie auch mit der Gegenüberstellung<br />

von „Markt“ und<br />

„Staat“, die es historisch ja nie<br />

gegeben hat?<br />

Die Ökonomen haben schon<br />

sehr früh mit dem Gegensatz<br />

von „Staat“ und „Markt“ operiert.<br />

Und suggeriert, dass der<br />

beste Markt ein von staatlichen<br />

Einflüssen und Voraussetzungen<br />

freier Markt ist. Ein Zerrbild,<br />

das bis heute in unseren Köpfen<br />

herumspukt. Als müsse es keine<br />

staatlichen, rechtlichen, kulturellen<br />

und bildungsmäßigen<br />

Voraussetzungen geben, bevor<br />

ein Markt auch nur halbwegs<br />

angemessen funktionieren<br />

kann. Es ist mir ein Rätsel, wie<br />

man überhaupt auf so einen Gedanken<br />

kommen kann. Und ein<br />

noch größeres, dass der Gedanke<br />

bis heute wirkmächtig ist.<br />

In welchen Hinsichten ist der<br />

Markt ein sozialer Ort?<br />

Das haben bereits Sozialwissenschaftler<br />

wie Émile Durkheim,<br />

Albert Hirschman, Karl<br />

Polanyi, Amitai Etzioni gezeigt.<br />

Dass sich auf dem Markt nicht<br />

nur eigennutzorientierte Akteure<br />

begegnen. Dass der Markt<br />

Machtsymmetrie voraussetzt,<br />

also auf freien Verträgen basiert,<br />

die ungezwungen und<br />

nicht aus purer Not geschlossen<br />

werden – ein Grundsatz, der<br />

heute erkennbar oft verletzt<br />

wird. Dass der Markt umso besser<br />

funktioniert, je größer das<br />

Einverständnis unter den<br />

Marktakteuren ist, das<br />

heißt:Man muss sich wechselseitig<br />

schon anerkannt haben,<br />

den anderen für zuverlässig<br />

und rechtschaffen halten,<br />

ihm jedenfalls keine Absicht zur<br />

Täuschung unterstellen, um<br />

überhaupt mit ihm in ein Geschäft<br />

eintreten zu können.<br />

Kurzum...<br />

...wir müssen das wirtschaftstheoretisch<br />

Dominante in seine<br />

Einzelteile zerlegen. Uns einer<br />

reichen Tradition des Marktdenkens<br />

entsinnen. Und fantasievoll<br />

darüber nachdenken,<br />

wie anders wir den Markt gestalten<br />

wollen, wo wir ihn zur<br />

Geltung bringen, wo begrenzen<br />

wollen – an welchen Stellen er<br />

Gutes leistet und an welchen<br />

Stellen nicht.<br />

n<br />

dieter.schnaas@wiwo.de | Berlin<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 41<br />

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Der Volkswirt<br />

DENKFABRIK | Chinas Regierung will die Zinsen für Spareinlagen freigeben. Ob die<br />

Bürger auf die höheren Zinsen mit mehr oder weniger Ersparnis reagieren, ist nicht nur<br />

für das Reich der Mitte von großer Bedeutung. Es wird Rückwirkungen für die gesamte<br />

Weltwirtschaft haben, die von Chinas Sparern lebt. Von Rolf Langhammer<br />

Sparen auf Chinesisch<br />

Seit Jahren ist in China<br />

eine auf den ersten<br />

Anschein paradoxe<br />

Situation zu beobachten:<br />

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt<br />

(BIP), sparen die<br />

privaten Haushalte dort doppelt<br />

bis dreimal so viel wie in<br />

Japan, Südkorea, den USA<br />

oder Frankreich. Dabei deckelt<br />

die Regierung in Peking die Depositenzinsen,<br />

lässt keinen<br />

Wettbewerb zwischen Banken<br />

zu und beschert Sparern eine<br />

negative Realrendite. Diese sogenannte<br />

finanzielle Repression<br />

verteilt die Einkommen von<br />

den Haushalten zu den staatseigenen<br />

Betrieben, Provinzen<br />

und Kommunen um, die sich<br />

günstig verschulden können.<br />

Nun aber hat die Kommunistische<br />

Partei angekündigt, dass<br />

die Zeit der Zinsdeckelung bald<br />

zu Ende geht.<br />

ZWEI EFFEKTE<br />

Ob die Bürger auf den zu erwartenden<br />

Zinsanstieg mit mehr<br />

oder weniger Sparleistungen<br />

reagieren, ist nicht nur für die<br />

chinesische Wirtschaft wichtig,<br />

sondern auch für das Ausland.<br />

Denn bislang fließt ein Teil der<br />

chinesischen Ersparnisse dorthin<br />

(etwa zwei bis drei Prozent<br />

des chinesischen BIPs) und finanziert<br />

die Defizite in den<br />

Staatshaushalten des Westens.<br />

Grundsätzlich bestimmen<br />

zwei Effekte die Reaktion der<br />

Sparer auf veränderte Sparzinsen:<br />

der Einkommens- und der<br />

Preiseffekt. Beim Einkommenseffekt<br />

wird auf ein bestimmtes<br />

Ziel hin gespart, etwa eine Eigentumswohnung.<br />

Sparer haben<br />

einen kurzen Zeithorizont<br />

(also eine hohe Zeitpräferenz)<br />

und schränken bei höheren Habenzinsen<br />

ihre Sparleistung ein,<br />

da sie pro Spareinheit höhere<br />

Erträge erhalten. Beim Preiseffekt<br />

hingegen dominiert das Vorsorgemotiv.<br />

Wer heute mehr spart,<br />

kann sich später mehr leisten. Der<br />

Zeithorizont ist länger, die Zeitpräferenz<br />

niedriger. Dominiert<br />

diese Sicht, sparen die Bürger<br />

mehr.<br />

Weltbankstudien zeigen, dass<br />

in ärmeren Entwicklungsländern<br />

nach dem Ende der finanziellen<br />

Repression meist der Einkommenseffekt<br />

dominiert, während in<br />

fortgeschritteneren Ländern der<br />

Preiseffekt vorherrscht. Das deckt<br />

sich mit der Beobachtung, dass in<br />

»Ein Teil der<br />

chinesischen<br />

Ersparnisse<br />

finanziert die<br />

Defizite in den<br />

Staatshaushalten<br />

des Westens«<br />

armen Ländern die Zeitpräferenzrate<br />

höher ist als in reicheren Ländern,<br />

getreu dem chinesischen<br />

Sprichwort: Der Reiche kümmert<br />

sich um die Zukunft, der Arme um<br />

die Gegenwart. Ebenfalls Einfluss<br />

auf die Stärke von Einkommensund<br />

Preiseffekt haben der Bildungsstand,<br />

die Effizienz des Kapitalmarkts<br />

sowie kulturelle Faktoren.<br />

Welcher Effekt aber wird in China<br />

dominieren? Dass die Chinesen<br />

bislang trotz finanzieller Repression<br />

viel sparten, spricht für die Dominanz<br />

des Einkommenseffekts.<br />

Die Bürger nahmen die niedrigen<br />

Wohin mit dem Geld? Beratung<br />

bei einer chinesischen Bank<br />

quote der privaten Haushalte<br />

demnächst sinkt, zumal die Älteren<br />

überwiegend entsparen. Für<br />

rückläufige Sparleistungen spricht<br />

auch das 2011 in Kraft getretene<br />

neue Sozialversicherungsgesetz,<br />

das verschiedene Sicherungssysteme<br />

zusammenfasst und eine<br />

Grundsicherung für die städtische<br />

und ländliche Bevölkerung bereits<br />

ab dem Jahr 2015 anstrebt.<br />

Doch es gibt auch Argumente,<br />

die für eine höhere Sparleistung<br />

und damit für die Dominanz des<br />

Preiseffektes sprechen. So werden<br />

die Sparprodukte in China<br />

vielfältiger. Die privaten Haushal-<br />

Realzinsen zum Anlass, mehr Geld<br />

auf die hohe Kante zu legen, um<br />

ihre konkreten Sparziele zu erreichen.<br />

Nun könnten sie angesichts<br />

steigender Zinsen ihre Sparleistungen<br />

verringern. Hinzu kommt,<br />

dass die Ersparnisse aus dem Erwerbseinkommen<br />

gebildet werden.<br />

Beide Größen entwickeln<br />

sich parallel zueinander. In den<br />

nächsten Jahren wird der Anteil<br />

der Erwerbstätigen in China relativ<br />

zum Anteil der nicht mehr aktiven<br />

Bevölkerung sinken. Die demografische<br />

Verschiebung, die bereits<br />

1990 einsetzte, hat in den vergangenen<br />

Jahren an Fahrt gewonnen.<br />

Das spricht dafür, dass die Sparte<br />

werden wohlhabender, und<br />

die Lebenserwartung nimmt zu.<br />

Das erweitert den Zeithorizont<br />

und senkt die Zeitpräferenz. Die<br />

Bürger könnten sich daher zunehmend<br />

<strong>vom</strong> Zielsparer zum<br />

Vorsorgesparer entwickeln.<br />

KULTURELLER EINFLUSS<br />

Zudem sprechen spezielle kulturelle<br />

und demografische Bedingungen<br />

für eine steigende Sparquote<br />

in China. Untersuchungen<br />

zeigen, dass schrumpfende Familiengrößen,<br />

eine geringere<br />

Kinderzahl und vor allem der<br />

Männerüberschuss die Sparneigung<br />

beflügeln. Letzterer verschärft<br />

den Wettbewerb um<br />

Frauen auf dem Heiratsmarkt,<br />

der teilweise über die Vermögenspositionen<br />

der männlichen<br />

Kandidaten ausgetragen wird.<br />

Das zwingt die Eltern von Söhnen<br />

zu höheren Sparanstrengungen.<br />

Auch die Eltern von Töchtern<br />

müssen sparen, vor allem für<br />

sich selbst. Denn in China ist es<br />

Konvention, dass nicht die Töchter,<br />

sondern die Söhne für die Eltern<br />

im Alter sorgen.<br />

Ob die Chinesen auf den erwarteten<br />

Anstieg der Einlagenzinsen<br />

mit mehr oder weniger<br />

Sparleistung reagieren, ist daher<br />

offen. Fest steht hingegen,<br />

dass eine freiere Zinsbildung die<br />

Kapitalströme effizienter lenkt,<br />

als staatliche Zinsdiktate es vermögen.<br />

Das spricht dafür, dass<br />

Chinas Wirtschaft durch die<br />

Freigabe der Zinsen langfristig<br />

eine stabilere Basis erhält.<br />

Rolf J. Langhammer ist<br />

Wissenschaftler am Institut für<br />

Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.<br />

Bis August 2012 war der<br />

Handels- und Globalisierungsexperte<br />

Vizepräsident des IfW.<br />

FOTOS: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, CORBIS/IMAGINECHINA<br />

42 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Für Führer, Volk<br />

und Firma<br />

AUDI | Nach Enthüllungen der WirtschaftsWoche stellt<br />

sich die VW-Tochter nun ihrer NS-Vergangenheit.<br />

Wegen der skrupellosen Ausbeutung von KZ-Häftlingen<br />

und Zwangsarbeitern wird in Ingolstadt der Audi-<br />

Gründervater Richard Bruhn <strong>vom</strong> Sockel gestoßen.<br />

Martin Löwenberg ist jetzt 89.<br />

Ein Schlaganfall, den er im<br />

vergangenen Jahr erlitt, erschwert<br />

ihm das Sprechen.<br />

Aber die Erinnerungen<br />

sind klar. Wegen seines jüdischen Vaters<br />

habe er unter den Nazis als „wehrunwürdig“<br />

gegolten, erzählt der gebürtige Breslauer,<br />

der heute in einem Münchner Altenheim<br />

lebt. 1943 kam er ins KZ. Der Grund:<br />

Löwenberg hatte einem Zwangsarbeiter<br />

Lebensmittelkarten zugesteckt.<br />

Zwangsarbeiter war er dann bald selbst.<br />

„Mit Hacke und Spaten“ musste der damals<br />

18-Jährige im tschechischen Leitmeritz<br />

die Stollen eines ehemaligen Kalkbergwerks<br />

erweitern. Die wurden zur unterirdischen<br />

Fabrik ausgebaut. „Wir führten<br />

Sprengungen durch, dabei haben sich<br />

Felswände unkontrolliert gelöst“, sagt Löwenberg.<br />

Doch er habe „es noch gut“ gehabt:<br />

„Ich gehörte zu denen, die in Baracken<br />

schlafen durften“ – außerhalb der<br />

Stollen. Viele andere der unterernährten<br />

KZ-Häftlinge verbrachten die Nacht unter<br />

Tage auf nassem Gestein. Kam Löwenberg<br />

mit seiner Kolonne „morgens ins Bergwerk<br />

zurück, haben wir zuerst die Leichen auf<br />

Loren gepackt und hinaus befördert“.<br />

Auch Bohumil Kos hat die Hölle von<br />

Leitmeritz durchlitten. Der heute 90-Jährige<br />

aus Revnice bei Prag war als politischer<br />

Häftling im KZ Theresienstadt interniert.<br />

In den nah gelegenen Stollen musste er<br />

Bahngleise verlegen. Nur knapp hat er<br />

Hunger, Kälte und die Grausamkeit der SS-<br />

Aufseher überlebt: „Ich weiß nicht, warum.<br />

Ich frage mich das oft.“ Als Tscheche sei er<br />

nicht der größten Gefahr ausgesetzt gewesen:<br />

„Ganz unten in der Lagerhierarchie<br />

standen die Juden. Die Aufseher durften<br />

sie erschlagen, wenn sie Lust dazu hatten.<br />

Um uns Tschechen zu töten, brauchte man<br />

einen Grund.“ Völlig abgemagert und infiziert<br />

mit Typhus und Tuberkulose, wurde<br />

Kos im Frühjahr 1945 befreit.<br />

JAHRZEHNTELANG AUSGEBLENDET<br />

69 Jahre später will Audi Löwenberg und<br />

Kos kennenlernen. Denn die VW-Premiummarke<br />

entdeckt gerade ihre Historie<br />

neu. Hinter dem Rüstungsprojekt in Leitmeritz,<br />

wo Tausende KZ-Häftlinge den Tod<br />

fanden, steckte der zweitgrößte Autobauer<br />

des Dritten Reiches, die Auto Union. Aus<br />

dem sächsischen Autohersteller – entstanden<br />

aus der Fusion von Audi, Wanderer,<br />

Horch und DKW – war mit Kriegsbeginn<br />

1939 ein Rüstungskonzern geworden. Der<br />

produzierte im Zeichen der vier Auto-Union-Ringe<br />

nun Panzermotoren und Torpedos.<br />

Aus der 1949 in Ingolstadt neu gegründeten<br />

Auto Union AG wurde 1985 Audi.<br />

Jahrzehntelang blendete die Volkswagen-Tochter<br />

Audi das dunkelste Kapitel ihrer<br />

über 100-jährigen Firmengeschichte<br />

aus. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche<br />

über die Verstrickung der Auto Union<br />

in das NS-Regime (Heft 39/2010) ließ der<br />

Konzern in den vergangenen vier Jahren<br />

seine Kriegshistorie aufarbeiten.<br />

Fazit der 500-Seiten-Studie, die an diesem<br />

Montag als Buch erscheint: „Die Auto<br />

Union ließ sich aus kriegswirtschaftlichen<br />

Interessen heraus in skandalösem Maße in<br />

den KZ-Komplex einbinden“. Die „moralische<br />

Verantwortung für die Zustände in<br />

Leitmeritz, wo 18 000 KZ-Häftlinge eingesetzt<br />

wurden, von denen 4500 den Tod fanden“,<br />

stehe „außer Frage“.<br />

»<br />

Tief im KZ-Komplex<br />

2010 berichtete die WirtschaftsWoche<br />

über das wahre Ausmaß der Zwangsarbeit<br />

beim Audi-Vorgänger Auto Union.<br />

Daraufhin beauftragte der Konzern Audi-Historiker<br />

Martin Kukowski und den<br />

Chemnitzer Geschichtsprofessor Rudolf<br />

Boch mit einer Studie. Sie belastet Auto<br />

Union und den damaligen Chef schwer:<br />

44 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Dem Regime ganz nah<br />

Adolf Hitler 1937 bei<br />

der Autoschau in<br />

Berlin mit Auto-Union-<br />

Vorstandschef Richard<br />

Bruhn (2. von rechts)<br />

und den Auto-Union-<br />

Vorständen Carl Hahn<br />

(links) und William<br />

Werner (rechts)<br />

»Die Auto Union ließ sich aus kriegswirtschaftlichen<br />

Interessen heraus<br />

in einem skandalösen Maße in den KZ-<br />

Komplex einbinden«<br />

»Die moralische Verantwortung (des<br />

Auto-Union-Vorstandes) für die Zustände<br />

in Leitmeritz, wo 18 000 KZ-Häftlinge<br />

eingesetzt wurden, von denen 4500<br />

den Tod fanden, steht außer Frage«<br />

»Bis in die letzten Kriegswochen betrieben<br />

die Auto-Union-Vorstände (…)<br />

den Einsatz tausender Zwangsarbeiter<br />

und KZ-Häftlinge mit List und<br />

sichtlichem Eifer«<br />

»Der Vorstand ließ NS-Fanatikern<br />

und ihren Mitläufern<br />

allerhand Freiraum, ihren<br />

Rassenhass auszuleben«<br />

»Nur das nahe Kriegsende verhinderte<br />

einen noch umfänglicheren KZ-Häftlings-Einsatz.<br />

Entsprechende Planungen<br />

lagen bereits vor«<br />

Martin Kukowski, Rudolf Boch:<br />

„Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz<br />

bei der Auto Union AG<br />

Chemnitz im Zweiten Weltkrieg“,<br />

Franz Steiner Verlag <strong>2014</strong>, 75 Euro<br />

FOTO: SZ PHOTO/SCHERL, STEINER-VERLAG<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 45<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Bohumil Kos war Häftling im KZ<br />

Theresienstadt und Zwangsarbeiter<br />

im nahe gelegenen Leitmeritz. Dort<br />

entstand eine Untertagefabrik für<br />

Auto Union<br />

Martin Löwenberg musste wie Kos<br />

ab 1944 als KZ-Häftling in Leitmeritz<br />

die Stollen des früheren Kalkbergwerks<br />

zur Produktionsstätte für Auto<br />

Union ausbauen<br />

»<br />

Audi will nun auf Überlebende des Nazi-<br />

Terrors zugehen, die Darstellung in eigenen<br />

Museen überarbeiten, sich an KZ-Gedenkstätten<br />

engagieren – und den bislang<br />

verehrten, durch die Studie aber stark belasteten<br />

Gründervater Richard Bruhn <strong>vom</strong><br />

Sockel stoßen (siehe Interview Seite 49).<br />

Eine Audi-Rentenkasse mit seinem Namen<br />

soll umbenannt werden. Auch hat Audi<br />

schon die Ingolstädter Stadtverwaltung<br />

vorgewarnt: „Es wird wohl darum gehen,<br />

ob die Bruhnstraße umbenannt wird“, sagt<br />

Oberbürgermeister Christian Lösel. Sobald<br />

der Stadt die Audi-Studie vorliege, würden<br />

Ältestenrat und Stadtrat eingeschaltet.<br />

Für die Studie erforschten der Chemnitzer<br />

Geschichtsprofessor Rudolf Boch und<br />

Audi-Historiker Martin Kukowski, wie die<br />

Auto Union zu einem der eifrigsten Ausbeuter<br />

von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen<br />

wurde. Ihr Werk birgt eine Fülle<br />

neuer Erkenntnisse – und viel Zündstoff.<br />

Denn die erschreckenden Zustände bei<br />

Auto Union beschränkten sich nicht auf<br />

Leitmeritz, wo Auto Union 1944 und 1945<br />

Panzermotoren baute. Neben diesem Außenlager<br />

des KZ Flossenbürg hatte die SS<br />

für die Auto Union in Zwickau und an anderen<br />

Standorten sechs weitere KZ-Außenlager<br />

eingerichtet. Die „Initiative zum<br />

Produktionseinsatz von KZ-Häftlingen<br />

ging“, so schreiben Kukowski und Boch,<br />

„<strong>vom</strong> Vorstand aus“.<br />

Für die 18 000 KZ-Häftlinge, die die Leitmeritzer<br />

Stollen zu Produktionsstätten<br />

umbauten, aber nicht in der Motorenproduktion<br />

eingesetzt wurden, sei Auto Union<br />

moralisch, aber nicht rechtlich verantwortlich,<br />

so die Studie. Denn diese Häftlinge<br />

unterstanden der SS. Direkt unterstellt waren<br />

der Auto Union aber weitere 3700 KZ-<br />

Häftlinge und rund 16 500 Zwangsarbeiter.<br />

Die Zahlen sind Stichtagsbetrachtungen.<br />

Wegen der hohen Sterblichkeit der Arbeiter<br />

war die Fluktuation groß und das tatsächliche<br />

Ausmaß der Zwangsarbeit deshalb<br />

weitaus größer.<br />

ENTSCHEIDUNG IM VW-VORSTAND<br />

Gemessen an der Zahl von rund 50 000<br />

Konzern-Mitarbeitern 1944, war der Anteil<br />

der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge bei<br />

Auto Union vergleichsweise hoch und stieg<br />

gegen Kriegsende steil an. „Auf dem Weg in<br />

die Riege der schwerst belasteten Rüstungskonzerne<br />

wie Flick oder I.G. Farben<br />

kam das Kriegsende dem Auto-Union-<br />

Konzern zuvor“, so die Studie. „Nur das nahe<br />

Kriegsende verhinderte einen noch umfänglicheren<br />

KZ-Häftlings-Einsatz. Entsprechende<br />

Planungen lagen bereits vor.“<br />

Audi ist der letzte der deutschen Autobauer,<br />

der sich in dieser Form der Vergangenheit<br />

stellt. Daimler hatte 1986 und 1994<br />

den Anfang gemacht (siehe Kasten rechts).<br />

20 Jahre später folgt nun das VW-Flaggschiff<br />

aus Bayern. Konsequenzen hat das nicht<br />

nur für Deutschlands beliebtesten Arbeitgeber,<br />

als der Audi oft in WirtschaftsWoche-<br />

Rankings brilliert, sondern auch für die<br />

Konzernmutter in Wolfsburg. Im März<br />

stand die NS-Studie auf der Tagesordnung<br />

von Vorstandssitzungen bei Audi und VW.<br />

Audi-Chef Rupert Stadler ließ danach<br />

Texte im schicken Ingolstädter Markenmuseum<br />

„museum mobile“ ändern. Dort bekennt<br />

sich Audi nun dazu, dass es „in den<br />

KZ-Außenlagern beim Auto-Union-Konzern<br />

gut dreieinhalbtausend Produktionshäftlinge“<br />

gab. Vor gut einer Woche hat Audi<br />

entschieden, auf die KZ-Gedenkstätte<br />

Flossenbürg zuzugehen, „um die Zwangsarbeitergeschichte<br />

rund um das KZ-Außenlager<br />

Leitmeritz aufzuarbeiten“. „Aktionen<br />

gegen das Vergessen“ sollen Audi-<br />

Azubis die Vergangenheit näher bringen.<br />

„Wir setzen auf Aufklärung“, sagt Stadler:<br />

„Mit der Studie haben wir uns sehr verantwortungsvoll<br />

gezeigt.“<br />

Schmerzhaft wird für viele Audianer die<br />

nun unvermeidliche Entweihung des großen<br />

Vorbilds Richard Bruhn (1886–1964).<br />

Noch beim 100. Audi-Jubiläum vor fünf<br />

Jahren stellte Stadler den Vor- und Nachkriegschef<br />

von Auto Union in die erste Reihe<br />

der Audi-Helden: „Diejenigen, die die<br />

Geschicke der Marke lenkten und voranbrachten,<br />

zeichneten sich durch Mut und<br />

Tatkraft aus. Durch Pioniergeist und visionären<br />

Weitblick. Durch Lust auf Innovation<br />

und auf neueste Technologien. Das galt<br />

für (Audi-Gründer) August Horch ebenso<br />

wie später für Richard Bruhn. (...) Und natürlich<br />

auch für (VW-Aufsichtsratschef)<br />

Prof. Dr. Ferdinand Piëch und (VW-Vor-<br />

FOTO: NIKOLA TACEVSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, SIMON KOY FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

46 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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standschef) Prof. Dr. Martin Winterkorn.“<br />

Bruhn führte die Auto Union von 1932 bis<br />

1945 und nach der Neugründung von 1949<br />

bis 1956. Bis 1958 war er Chef des Aufsichtsrates.<br />

1953 erhielt Bruhn das Große<br />

Verdienstkreuz der Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Nun jedoch holt Audi das Vorbild <strong>vom</strong><br />

Podest. Die selbst in Auftrag gegebene Studie<br />

lässt keine andere Wahl:<br />

Arisierung: Die Auto-Union-Führung, so<br />

heißt es in der Studie, „schaute sich einen<br />

ihren Zwecken dienlichen und zur Arisierung<br />

anstehenden Betrieb aus und setzte<br />

dann alle Mittel daran, ihn unter Ausschaltung<br />

der Alteigentümer möglichst günstig<br />

zu erwerben“. Wenn es ihr nutzte, prangerte<br />

die Auto-Union-Spitze in Briefen aktiv<br />

die „jüdische Versippung“ der anvisierten<br />

Unternehmen an. Die Historiker halten es<br />

für „wahrscheinlich, dass Bruhn ohne moralische<br />

Skrupel“ handelte, und vermissen<br />

einen „Restanstand“. Für ausländische<br />

Übernahmen kamen der Auto Union die<br />

Eroberungsfeldzüge Hitlers gerade recht,<br />

stellt die Studie heraus: „Die Auto Union<br />

folgte im Kleinen den Handlungsmaximen<br />

der deutschen Besatzungspolitik.“<br />

Zwangsarbeit: Bruhn forderte offensiv<br />

Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge <strong>vom</strong> NS-<br />

Regime. „Durchaus mit Stolz“, so Kukowski<br />

und Boch, „berichtete der Vorstand 1944<br />

dem Aufsichtsrat, dass das Unternehmen<br />

bald auf 50000 Beschäftigte anwachsen<br />

werde.“ Zu diesem Zeitpunkt war jeder<br />

dritte Mitarbeiter ein Zwangsarbeiter. Die<br />

Historiker stellen fest:„Die Führungsspitze<br />

mochte (ab Sommer 1944) den Krieg im innersten<br />

Zirkel für verloren erachten und eine<br />

Evakuierung der Unternehmensspitze<br />

nach Süddeutschland in Erwägung ziehen.<br />

All dies hinderte sie nicht daran (…) den<br />

Einsatz tausender Zwangsarbeiter und KZ-<br />

Häftlinge mit List und sichtlichem Eifer bis<br />

in die letzten Kriegswochen zu betreiben.“<br />

Muss man Bruhn mildernde Umstände<br />

zugutehalten? Kaum: Ab 1942, so die Studie,<br />

seien die Auto-Union-Entscheidungen<br />

fast ausschließlich ihm anzulasten: „Der<br />

Vorstand muss synonym mit Bruhn verstanden<br />

werden, dem einzigen verbliebenen<br />

regulären Vorstandsmitglied.“<br />

Viele Unternehmen in der NS-Zeit verhielten<br />

sich ähnlich, zeigen andere Studien.<br />

Die Zahl der Arbeitssklaven stieg, je<br />

mehr Männer an die Kriegsfronten mussten.<br />

Angebote der NS-Behörden, in den<br />

meist Rüstungsgüter produzierenden Unternehmen<br />

Ausländer aus besetzten Ländern<br />

und Kriegsgefangene einzusetzen,<br />

konnten die Manager schwer ablehnen.<br />

Kukowski und Boch verweisen dennoch<br />

auf „Handlungsspielräume“ der Unternehmen<br />

insbesondere beim Einsatz von KZ-<br />

Häftlingen, „weil der NS-Staat nicht vornehmlich<br />

mit Zwang, sondern mit ökonomischen<br />

Anreizen agierte. Die Unternehmen<br />

konnten die Spielräume nutzen, entweder<br />

zum Wohl der eigenen Bilanz oder<br />

der <strong>vom</strong> Regime Entrechteten. (…) Ein direkter<br />

Zwang zum Einsatz von KZ-Häftlingen<br />

bestand nicht.“ Opel, damals Marktführer<br />

vor Auto Union, kam fast gänzlich<br />

ohne Zwangsarbeit durchs Dritte Reich.<br />

Kukowski und Boch sehen die Auto-Union-Elite<br />

im böhmischen Leitmeritz, das<br />

heute Litomerice heißt, in der Verantwortung:<br />

Nur anfänglich hatten dort Rüstungsminister<br />

Albert Speer und die SS das Sagen,<br />

später übernahmen Bruhn und Kollegen<br />

„die Führungsrolle“. Sie kannten die Gefährlichkeit<br />

der Stollen: Im Sommer 1944<br />

warnten die Bergbaubehörden vor Gefahren<br />

für die Arbeiter. Dennoch galt „die Sorge<br />

der Auto-Union-Führung weniger den<br />

Zuständen auf der Baustelle als dem zügigen<br />

Baufortschritt und der Unversehrtheit<br />

des Maschinenparks“, entnehmen die Historiker<br />

alten Vorstandspapieren.<br />

Dabei habe es „Gewaltexzesse“ gegeben:<br />

„Der Vorstand ließ NS-Fanatikern und ihren<br />

Mitläufern allerhand Freiraum, ihren<br />

Rassenhass auszuleben.“ Es gab „ein<br />

schweres moralisches Versagen“ des Managements.<br />

Bruhn ist das krasse Gegenteil<br />

eines Oskar Schindler, der mit seinem Unternehmen<br />

subversiv Juden vor der Gaskammer<br />

rettete. Leitmeritz, ein Außenlager<br />

des KZ Flossenbürg, hatte aufgrund der<br />

hohen Todesraten ein viel genutztes Krematorium,<br />

das noch zu besichtigen ist.<br />

Politische Haltung: „Über Regime-Nähe<br />

bedarf es bei Auto Union keiner Diskussion“,<br />

so die Studie. Sie war „fest in das NS-<br />

Regime eingebunden“, der Ausbau zum internationalen<br />

Rüstungskonzern „eigeninitiiert“.<br />

Bruhn hielt „engste Beziehungen“<br />

zur NSDAP, war seit 1933 Mitglied, später<br />

Wehrwirtschaftsführer und als einer der<br />

führenden Rüstungsmanager monatelang<br />

häufiger bei Speer und Adolf Hitler in Berlin<br />

als in seinem Chemnitzer Büro.<br />

Auto-Union-Vorstand William Werner<br />

war laut NS-Studie „ein Nazi“, wobei ungeklärt<br />

sei, ob „Mitläufer oder Überzeugungstäter“.<br />

Andere Führungskräfte bekannten<br />

sich als „begeisterte Nationalsozialisten“,<br />

waren mit Hitlers Stellvertreter<br />

Rudolf Hess befreundet, wurden auf persönliche<br />

Weisung des Führers in die »<br />

KONZERNE IM DRITTEN REICH<br />

Massiv profitiert<br />

Der Umgang deutscher Unternehmen<br />

mit ihrer NS-Zeit.<br />

Daimler ließ 1986 als erster Konzern<br />

durch externe Historiker die NS-Zeit<br />

aufarbeiten. Der Autobauer beschäftigte<br />

in großem Stil Zwangsarbeiter.<br />

Volkswagen engagierte 1986 Hans<br />

Mommsen. VW setzte nahezu überall in<br />

der Produktion Zwangsarbeiter ein.<br />

Für die Deutsche Bank beleuchtete der<br />

Historiker Harold James 1995 die Nazi-<br />

Periode. James nannte die Haltung der<br />

damaligen Banker „willfährig“.<br />

BASF, Bayer, Hoechst öffneten in den<br />

Neunzigerjahren ihre Archive. Insgesamt<br />

beschäftigte die frühere I.G.<br />

Farben über 80 000 Zwangsarbeiter.<br />

Die Deutsche Lufthansa ließ 1999 den<br />

Bochumer Historiker Lutz Budraß eine<br />

Studie verfassen über ihre Beteiligung<br />

beim Aufbau der Luftwaffe. Offiziell erschienen<br />

ist das Werk nicht. Aber die<br />

Fluglinie verschickt es auf Anfrage.<br />

Krupp wurde <strong>vom</strong> Historiker Werner<br />

Abelshauser durchleuchtet, der 2002<br />

publizierte. Krupp galt als NS-Musterbetrieb<br />

und beschäftigte zeitweise über<br />

75 000 Zwangsarbeiter.<br />

Bertelsmann beauftragte Saul Friedländer,<br />

der seine Studie 2002 vorlegte.<br />

Der heutige Medienriese profitierte<br />

massiv <strong>vom</strong> Nazi-Regime.<br />

Die Industriellenfamilie Quandt ließ den<br />

Bonner Historiker Joachim Scholtyseck<br />

2011 aufdecken, wie sich Günther<br />

Quandt von 1933 bis 1945 bereicherte.<br />

Oetker öffnete sich 2007 nach dem Tod<br />

von Patriarch Rudolf-August Oetker, der<br />

in der Waffen-SS war, Historikern.<br />

Deren Erkenntnisse erschienen 2013.<br />

Bosch hat laut dem 2013 erschienenen<br />

Buch von Johannes Bähr geschätzt<br />

20 000 Zwangsarbeiter beschäftigt.<br />

Adidas lässt die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte<br />

auch seine Vorgeschichte<br />

im Dritten Reich erforschen.<br />

Siemens öffnete seine Archive Historikern,<br />

eine große Studie steht noch aus.<br />

juergen.salz@wiwo.de, rüdiger kiani-kress,<br />

peter steinkirchner, andreas wildhagen<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 47<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

|1|<br />

|2|<br />

|3|<br />

»<br />

NSDAP aufgenommen oder hatten eine<br />

„Herrenmenschenperspektive“.<br />

Bruhn führte seinen Erfolg auf seine<br />

„kerngesunde Rasse“ zurück. „Bisweilen“,<br />

so die Studie, „übermannte ihn die Rührung<br />

über den eigenen Aufstieg aus einfachen<br />

Verhältnissen.“ Nahe liegt die – nicht<br />

beweisbare– Vermutung, dass die Stollen in<br />

Leitmeritz nicht zufällig „Richard“ hießen,<br />

sondern den Namen des Chefs trugen.<br />

Im Image-Film „Deutsche Siege in drei<br />

Erdteilen“ von 1937 verklärte Bruhn vor<br />

der Hakenkreuzfahne die Rennsport-Erfolge<br />

der Auto Union als „getreues Spiegelbild<br />

der politischen Entwicklung unseres Vaterlandes“.<br />

Bald nach Kriegsbeginn 1939<br />

schrieb er an seinen kaufmännischen Direktor:<br />

„Nachdem der Polenschreck erledigt<br />

ist, wollen wir alle an die Arbeit. Wenn<br />

der Engländer uns daran hindern wird,<br />

werden wir ihm allerdings an die Gurgel<br />

gehen, und Sie können sich darauf verlassen:<br />

Die Auto Union wird dabei mittelbar<br />

sehr mitwirken.“<br />

AUFGESETZTE OPFERHALTUNG<br />

Nach 1945 klang das dann alles ganz<br />

anders. Kukowski attestiert Bruhn und<br />

seinen Vorstandskollegen eine „in der<br />

Nachkriegszeit eingenommene Opferhaltung“,<br />

die „aufgesetzt“ gewesen sei.<br />

Audi hinterfragte diese Haltung<br />

bislang nicht. 2000 beteiligte<br />

sich der Konzern an den Dr.-<br />

Richard-Bruhn-Wochen in<br />

Bruhns Geburtsort, dem schleswig-holsteinischen<br />

Cismar. Ausgestellt<br />

wurden dabei Devotionalien<br />

wie Bruhns Bundesverdienstkreuz<br />

.<br />

Fotos<br />

Unsere App zeigt<br />

beeindruckende<br />

Bilder des Auto-<br />

Union-Zwangsarbeiter-Bergwerks<br />

1 | Mai-Umzug bei Auto Union mit den Vorständen<br />

Werner, Bruhn und Huschke (v. l.)<br />

2 | „Richard“-Stollen der Auto Union in<br />

Leitmeritz – hier starben 4500 KZ-Häftlinge<br />

3 | Panzermotoren-Produktion bei Auto<br />

Union 1943<br />

Nun geht das Unternehmen auf Distanz.<br />

Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch ist<br />

„sehr betroffen über das Ausmaß der Verstrickungen<br />

der damaligen Auto-Union-<br />

Führung in das System der Zwangsarbeit<br />

und Sklavenarbeit. Dieses Ausmaß war mir<br />

nicht bewusst. Wir begrüßen seitens des<br />

Betriebsrats die Studie und haben jetzt<br />

Fakten und Informationen, was damals<br />

wirklich geschehen ist.“<br />

Daher will der Audi-Betriebsrat „nicht<br />

nur Erinnerungsarbeit leisten“, sondern arbeitet<br />

an einem Konzept für ein Auszubildenden-Projekt<br />

gegen Rechtsradikalismus<br />

und Nationalismus. Dafür will Mosch den<br />

Vorstand gewinnen. Zudem kündigt er an:<br />

„Ich werde im Aufsichtsrat der Pensionskasse<br />

eine Umbenennung vorschlagen,<br />

um Bruhn aus dem Namen ,Dr.-Richard-<br />

Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der AUTO<br />

UNION‘ zu streichen.“<br />

Änderungen sind auch auf der Audi-<br />

Homepage fällig, wo Bruhn noch als „Vater<br />

der Auto Union“ und Mann mit<br />

„honorigem Namen“ geehrt<br />

wird: „Mit großer Umsicht gestaltete<br />

er das Unternehmen zu einem<br />

der führenden Kraftfahrzeugkonzerne<br />

im damaligen<br />

Deutschen Reich.“<br />

Einen klugen Maßstab für den<br />

Umgang heutiger Manager mit<br />

den NS-Verstrickungen ihrer Unternehmen<br />

hat der frühere Daimler-Finanzchef<br />

Manfred Gentz formuliert, der vor 15 Jahren<br />

den Beitrag der Wirtschaft zur Zwangsarbeiterentschädigung<br />

im Rahmen der<br />

Stiftung Erinnerung, Verantwortung und<br />

Zukunft einsammelte: „Die Firmengeschichte<br />

1933 bis 1945 tabulos zu beschreiben<br />

gehört für mich zur Firmenhygiene.“<br />

BEFANGENER AUTOR?<br />

Ob Audi das nun geleistet hat, wird das Urteil<br />

der Historiker über die neue Studie zeigen.<br />

Kritiker werden sich daran stören,<br />

dass Mitautor Kukowski Audi-Mitarbeiter<br />

ist. Ohne direkten Bezug zum aktuellen Fall<br />

sagt Martin Schulze Wessel, Geschichtsprofessor<br />

an der Universität München und<br />

Vorsitzender des Verbandes der Historiker<br />

und Historikerinnen Deutschlands: „Wenn<br />

ein Unternehmen eine Studie zur eigenen<br />

Geschichte in Auftrag gibt und daran einen<br />

Mitarbeiter mitschreiben lässt, steht immer<br />

der Verdacht der Befangenheit im<br />

Raum.“ Das könne nicht im Interesse des<br />

Unternehmens sein: „Nur Forschung, die<br />

wissenschaftlichen Kriterien gerecht wird,<br />

kann glaubwürdige Antworten geben.“<br />

Co-Autor Boch widerspricht: „Ich sehe<br />

das nicht so, dass die Unabhängigkeit nicht<br />

gegeben ist. Ich habe mir vertraglich zusichern<br />

lassen, dass uns keiner reinredet.“<br />

Audis neues Bekenntnis zur NS-Geschichte<br />

kann auch wirtschaftliche Folgen<br />

für das Unternehmen haben. Wenn die<br />

nach dem Krieg in Ingolstadt gegründete<br />

Auto Union juristisch als Rechtsnachfolgerin<br />

der alten Auto Union gilt, könnten<br />

Überlebende des Nazi-Terrors oder ihre<br />

Nachfahren Schadensersatzforderungen<br />

FOTOS: UNTERNEHMENSARCHIV AUDI AG, ARCHIV PAMÁTNÍKU TEREZÍN<br />

48 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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INTERVIEW Thomas Frank<br />

»Der Verantwortung bewusst«<br />

Der Leiter von Audi Tradition will die Rolle von Auto-Union-Chef<br />

Richard Bruhn in der NS-Zeit neu bewerten.<br />

gegen Audi geltend machen. Die Studie<br />

stellt klar: Nach dem Krieg sei die alte Auto<br />

Union in Ostdeutschland zwar aufgelöst<br />

worden. Doch die „Auto Union AG Ingolstadt<br />

ist der Rechtsnachfolger, Auto Union<br />

GmbH Ingolstadt der Produktionsnachfolger<br />

der Auto Union“.<br />

Betriebsratschef Mosch will sich daher<br />

„beim Thema Entschädigungsleistungen<br />

für frühere Auto-Union-Zwangsarbeiter<br />

rückversichern“. Der VW-Konzern hat 1998<br />

bereits einen eigenen Entschädigungsfonds<br />

für Zwangsarbeiter eingerichtet und<br />

sich später auch an den Entschädigungszahlungen<br />

der Stiftungsinitiative der deutschen<br />

Wirtschaft beteiligt. Damit sei, so<br />

bislang die Sicht von Volkswagen, auch das<br />

Unrecht bei Auto Union abgegolten. Unlogisch<br />

daran erscheint, dass VW das wahre<br />

Ausmaß der Zwangsarbeit bei Auto Union<br />

um die Jahrtausendwende noch gar nicht<br />

kannte.<br />

Dass sich Audi nie am Entschädigungsfonds<br />

der deutschen Wirtschaft beteiligt<br />

hat, stößt bei der Stiftung Bayerische Gedenkstätten,<br />

die unter anderem für die Gedenkstätten<br />

Flossenbürg und Leitmeritz<br />

zuständig ist, auf Unverständnis: „Die Auto<br />

Union war einer der großen Nutzer von<br />

Zwangsarbeit, sei es durch zivile Zwangsarbeiter<br />

oder durch KZ-Häftlinge“, sagt Stiftungshistoriker<br />

Ulrich Fritz. „Umso erstaunlicher<br />

ist es, dass Audi, wo man sich<br />

gern auf die technische Tradition der Auto<br />

Union beruft, nicht selbstständig Mitglied<br />

der Stiftungsinitiative geworden ist und damit<br />

Verantwortung auch für diesen Teil der<br />

Firmenhistorie anerkennt.“<br />

n<br />

harald.schumacher@wiwo.de,<br />

martin.seiwert@wiwo.de | New York<br />

Herr Frank, wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />

der Untersuchung „Kriegswirtschaft<br />

und Arbeitseinsatz bei der Auto<br />

Union im Zweiten Weltkrieg“?<br />

Die Studie macht uns bewusst, wie die<br />

Maschinerie im Dritten Reich funktioniert<br />

hat und welche Menschenrechtsverletzungen<br />

bei den Marken, aus denen<br />

die heutige Audi AG hervorgegangen ist,<br />

begangen wurden. Wir und nachfolgende<br />

Generationen müssen dafür sorgen,<br />

dass sich so etwas nicht wiederholt.<br />

Daimler, VW und andere<br />

Konzerne haben vor<br />

rund 20 Jahren die<br />

Verstrickungen in NS-<br />

Kriegswirtschaft und<br />

Zwangsarbeit untersucht<br />

– warum Audi<br />

erst jetzt?<br />

Wir haben das Thema<br />

bereits in den Achtzigerjahren<br />

diskutiert<br />

und reflektiert. Nach<br />

der Wende konnte Audi<br />

erstmals Originalakten<br />

einsehen und in einem<br />

Forschungsauftrag erschließen.<br />

Zwischenzeitlich<br />

hörten wir, es<br />

gebe ein Habilitationsprojekt<br />

an der TU<br />

Chemnitz und verzichteten<br />

zunächst auf eine<br />

eigene Forschungsarbeit.<br />

Als das nicht realisiert<br />

wurde, haben wir<br />

2010 die Zwangsarbeiterstudie angestoßen.<br />

Ein wichtiger Impuls hierzu war<br />

auch die Berichterstattung der WirtschaftsWoche<br />

im September 2010.<br />

Welche Konsequenzen wird Audi nun<br />

aus der Studie ziehen?<br />

Wir wollen unseren Auszubildenden die<br />

Thematik in Diskussionsrunden und an<br />

historischen Stätten näher bringen. Es<br />

gibt auch ein Azubi-Projekt zur Spurensuche<br />

rund um das ehemalige KZ-Außenlager<br />

Kochendorf, einen Workshop<br />

mit Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau<br />

DER TRADITIONS-PFLEGER<br />

Frank, 58, ist seit 1998 Leiter der<br />

Audi Tradition. Die Gesellschaft<br />

kümmert sich um die Bewahrung<br />

und Darstellung der über 100-jährigen<br />

Geschichte des Autoherstellers<br />

und seiner Schwestermarken.<br />

oder Zeitzeugen-Lesungen. Zudem fließt<br />

die Studie ein in die Präsentation des<br />

„museum mobile“ in Ingolstadt und in<br />

das August Horch Museum in Zwickau.<br />

Bei der 100-Jahr-Feier wurde Richard<br />

Bruhn noch als einer der Väter der Auto<br />

Union geehrt. Muss er nach der Lektüre<br />

der Studie neu bewertet werden?<br />

Seine Leistungen für das Unternehmen<br />

nach dem Krieg sind unbestritten. Die<br />

Zusammenhänge im Dritten Reich müssen<br />

natürlich neu betrachtet werden.<br />

Darüber sind sich<br />

Unternehmen und<br />

Betriebsrat im Klaren.<br />

In Ingolstadt ist eine<br />

Straße nach Bruhn<br />

benannt. Gibt es da<br />

Handlungsbedarf?<br />

Die Stadt kennt die<br />

Ergebnisse der Studie.<br />

Wir wissen aber<br />

noch nicht, wie sie entscheidet.<br />

Zahlt Audi nun nachträglich<br />

mehr Geld in<br />

den Zwangsarbeiter-<br />

Entschädigungsfonds<br />

der deutschen Wirtschaft<br />

ein?<br />

VW hat sich als Konzernobergesellschaft<br />

und damit auch für die<br />

deutschen Töchter im<br />

Rahmen der Stiftung<br />

„Erinnerung Verantwortung<br />

Zukunft“ engagiert<br />

und gezeigt, dass die heutigen<br />

Unternehmen sich ihrer Verantwortung<br />

bewusst sind.<br />

Gibt es im Konzern noch Überlegungen,<br />

den Namen der Auto Union zu nutzen –<br />

etwa für eine Volkswagen-Holding?<br />

Dazu gibt es keine Überlegungen.<br />

Wie viel Auto Union steckt heute in der<br />

Marke Audi?<br />

Die Auto Union mit ihrer zentralen<br />

Marke DKW ist einer der Grundpfeiler<br />

der heutigen Audi AG.<br />

franz.rother@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 49<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Der Mann mit dem Stahlkern<br />

DEUTSCHE BANK | Mit einer Kapitalerhöhung stärkt Deutschlands Branchenprimus seine umstrittenste<br />

Sparte, das Investmentbanking. Wie tickt ihr Chef Colin Fan, dem nun eine Schlüsselrolle zufällt?<br />

Ausgesucht höflich bedankt er sich<br />

am Ende für das Gespräch, lächelt<br />

freundlich und schiebt noch eine<br />

Floskel hinterher: Man müsse sich bald<br />

wiedersehen. Und dann freue er sich darauf,<br />

die Erfolge des Kulturwandels bei der<br />

Deutschen Bank demonstrieren zu können.<br />

Der Händedruck ist warm, das blütenweiße<br />

Hemd mit den Doppelmanschetten<br />

elegant, der marineblaue Anzug sitzt<br />

perfekt. Colin Fan verlässt den Raum in der<br />

Great Winchester Street Nr. 1, dem Sitz der<br />

Bank in London, entspannt.<br />

Er kann aber auch anders: „Ich habe die<br />

Geduld verloren. Zu prahlen, indiskret<br />

oder vulgär zu sein ist nicht in Ordnung“,<br />

wendet sich Fan, der seit zwei Jahren gemeinsam<br />

mit dem Australier Robert Rankin<br />

an der Spitze des Investmentbankings<br />

steht, in einer Videobotschaft an seine Untergebenen.<br />

Das gelte für jede Art der Kommunikation,<br />

die auch nur ansatzweise als<br />

unprofessionell angesehen werden könne:<br />

„Hört auf. Jetzt sofort“, sagt der 41-Jährige<br />

abgehackt, starrt unbewegt in die Kamera,<br />

sein Kopf wird nah herangezoomt, die Szene<br />

hat etwas Bedrohliches. Die Botschaft<br />

ist klar: Wir hier in London meinen es ernst<br />

mit dem Kulturwandel.<br />

SEHR AMERIKANISCH<br />

Wohl kein Zufall: Das Video drang an die Öffentlichkeit,<br />

kurz bevor die Deutsche Bank<br />

eine Megakapitalerhöhung von acht Milliarden<br />

Euro beschloss, die vor allem der Stärkung<br />

des Investmentbankings dienen soll.<br />

Anders als viele europäische Rivalen setzt<br />

die Deutsche Bank nicht nur weiter auf diesen<br />

Bereich, sondern schaltet sogar auf Angriff,<br />

um den großen Wall-Street-Häusern,<br />

die besser kapitalisiert sind, Paroli zu bieten.<br />

„Wir werden die einzige wirklich globale<br />

Investmentbank mit Sitz in Europa sein“,<br />

prophezeit Co-Vorstandschef Anshu Jain.<br />

Der neue Großaktionär der Bank,<br />

Scheich Hamad bin Jassim al-Thani (genannt<br />

„HBJ“) aus Katar, soll diese Strategie<br />

ausdrücklich befürworten, ist in Londoner<br />

Bankenkreisen zu hören. Damit kommt<br />

Fan künftig eine Schlüsselrolle zu. Wie tickt<br />

der Mann, der die umstrittenste, aber künftig<br />

noch wichtigere Sparte von Deutschlands<br />

größtem Geldhaus leitet?<br />

Wenig Schmeichelhaftes fällt einem Mitarbeiter<br />

ein, der anonym bleiben will: „Wie<br />

man ihn knackt? Keine Ahnung. Er ist<br />

glatt. Man kommt nicht an ihn ran.“ Es sei<br />

sogar unklar, ob er eine sportliche Leidenschaft<br />

habe. Fan wirke stets sehr amerikanisch,<br />

er könne eine Stunde lang reden, ohne<br />

wirklich etwas zu sagen. Abgesehen von<br />

der Tatsache, dass er verheiratet ist und<br />

vier Kinder hat, ist über Fans Privatleben<br />

kaum etwas bekannt.<br />

Fan und sein Vorgänger Jain kennen sich<br />

nicht nur schon lange, sondern schätzen<br />

Schlüsselposition in London<br />

Investmentbanker Fan wird von<br />

manchen bereits als Kandidat<br />

für die Bankspitze gehandelt<br />

FOTOS: MAURITIUS IMAGES/ALAMY, REUTERS/DANNY MOLOSHOK<br />

50 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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sich auch sehr. Es wird schnell klar, dass<br />

Fan seinen Chef für äußerst integer und<br />

moralisch hält. Deshalb gilt er auch als eines<br />

der treuesten Mitglieder von „Anshu’s<br />

Army“. Beide haben US-Universitäten besucht,<br />

sprechen die Sprache der internationalen<br />

Finanzmärkte und haben keine<br />

Angst vor intellektuellen Wortgefechten.<br />

So sagt Fan über den Führungsstil seines<br />

Chefs: „Er kontrolliert die, die an ihn berichten,<br />

nicht bis ins kleinste Detail, aber er<br />

stellt ihnen durchaus bohrende Fragen. Es<br />

geht ihm darum, möglichst viel über ein<br />

Thema zu erfahren. Und er will auch sicherstellen,<br />

dass sein Gesprächspartner<br />

selbst über das Thema gut informiert ist.<br />

Das ist fair, und es motiviert.“<br />

KARRIERESPRUNG MIT 28 JAHREN<br />

Dem Vernehmen nach soll auch Fans Frau<br />

große Stücke auf Jain halten und ihn als<br />

charmant, warm und liebenswürdig bezeichnen<br />

– einfach einen, den man zu einer<br />

Dinnerparty mitnehmen würde.<br />

Im persönlichen Gespräch wirkt der<br />

Banker, der in China geboren wurde, in Kanada<br />

aufwuchs und perfekt Mandarin<br />

spricht, ganz anders als der roboterartige<br />

Mann, der auf dem Video zu sehen ist. Er<br />

lacht immer wieder auf und wählt gelegentlich<br />

auch eine recht plastische Ausdrucksweise<br />

– was seine Presseadjutanten<br />

später wieder zu entschärfen wissen.<br />

Eigentlich wollte der junge Colin Arzt<br />

werden, stellte bei einem Praktikum bei einem<br />

Kardiologen jedoch fest, dass Entscheidungen<br />

über Leben und Tod nicht<br />

seine Sache sind. Nach dem Studium der<br />

Geschichte und Naturwissenschaften in<br />

Harvard ging er an die Wall Street.<br />

Wie Jain startete Fan seine Karriere bei<br />

der Investmentbank Merrill Lynch, sein<br />

erster Job war der Handel mit hoch riskanten<br />

Kreditprodukten aus Lateinamerika.<br />

Später wechselte er dann zur UBS und 1998<br />

als Händler zur Deutschen Bank, wo er unter<br />

anderem in New York und Hongkong<br />

arbeitete und schon mit 28 Jahren zum Managing<br />

Director befördert wurde.<br />

Zehn Jahre später holte ihn Jain nach<br />

London und übertrug ihm gemeinsam mit<br />

dem damaligen Starhändler Boaz Weinstein<br />

die Leitung des Handels mit Kreditprodukten.<br />

Mit hochkomplexen Wetten an<br />

den Kreditmärkten setzte Weinstein das<br />

Kapital der Bank aufs Spiel. 2009 ging er<br />

und gründete einen Hedgefonds. Überflieger<br />

Fan blieb und machte Karriere.<br />

In Fachkreisen wird Fan sehr geschätzt<br />

und gilt manchen gar als möglicher<br />

»<br />

Defizitärer Hochrisiko-Trakt<br />

So tickt die Investmentsparte der Deutschen Bank,<br />

die künftig eine wichtigere Rolle spielen soll<br />

Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden<br />

Paul Achleitner und dem Co-Vorstandschef<br />

Anshu Jain sind zwei der<br />

drei mächtigsten Führungspersonen<br />

der Deutschen Bank lupenreine<br />

Investmentbanker.<br />

Trotzdem bringt das Geschäftmit<br />

privaten und gewerblichen Kunden<br />

den großen Gewinn (in Millionen Euro)...<br />

...während das Investmentbanking<br />

Geld verbrennt, rechnet man die interne<br />

Bad Bank hinzu, deren Schrottgeschäfte<br />

zumeist aus dem Investmentbanking<br />

stammen (Verlust in Millionen<br />

Euro).<br />

2012 2013<br />

2012 2013<br />

Ein Grund für die Defizite im Investmentbanking ist die<br />

horrende Höhe der Boni für die dortigen Mitarbeiter<br />

Variable Vergütung insgesamt<br />

(in Millionen Euro)*<br />

2253<br />

2190<br />

Paul Achleitner<br />

+1519<br />

–32<br />

2012 2013 2012 2013<br />

Dagegen müssen sich die Mitarbeiter der Privat-und<br />

Firmenkunden-Sparte mit viel geringeren Boni zufriedengeben.<br />

Variable Vergütung insgesamt<br />

(in Millionen Euro)<br />

Pro Mitarbeiter<br />

(in Euro)<br />

*einschließlich interne Bad Bank mit Altlasten; Quelle: fairesearch, Unternehmen, eigene Berechnung<br />

Anshu Jain<br />

+1555<br />

–243<br />

72346 76877<br />

Pro Mitarbeiter<br />

(inEuro)<br />

<strong>26</strong>2 310<br />

5759 6624<br />

2012 2013 2012 2013<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 51<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

»<br />

Kandidat für die Bankspitze. „Er ist bekannt<br />

dafür, dass er nach der Finanzkrise<br />

dazu beitrug, im Kreditprodukte-Geschäft<br />

der Bank aufzuräumen und beim Vorstoß<br />

in die Schwellenländer eine führende Rolle<br />

einzunehmen“, lobte das „Wall Street Journal“.<br />

Der US-Sender CNN nennt ihn „einen<br />

der vielversprechendsten Investmentbanker<br />

seiner Generation“.<br />

PRIORITÄT FÜR BROT UND BUTTER<br />

Das Fachblatt „Financial News“ nahm ihn<br />

einst in seine Liste der 40 wichtigsten Investmentbanker<br />

unter 40 Jahren auf und<br />

hob dabei die Vielseitigkeit Fans hervor,<br />

der in vielen verschiedenen Anlageklassen<br />

erfahren ist. Da er in Nordamerika, Asien<br />

und Europa gearbeitet hat, repräsentiert er<br />

wie kaum ein anderer Manager das internationale<br />

Gesicht der Bank.<br />

Wertvoll ist er in dieser Hinsicht auch für<br />

Jain, der das Asiengeschäft fördern möchte.<br />

Dabei hilft nicht nur, dass Fan in Hongkong<br />

gearbeitet hat und fließend Mandarin<br />

spricht, sondern auch seine chinesische<br />

Herkunft: „Sie sind dort einfach begeistert,<br />

wenn sie ihn sehen“, sagt ein hochrangiger<br />

Deutschbanker. Selbst Kritiker räumen ein:<br />

„Leute wie Fan und Rankin repräsentieren<br />

die internationale Dimension der Deutschen<br />

Bank, sonst wäre sie nichts anderes<br />

als eine europäische Investmentbank.“<br />

Nun kommt für Fan<br />

die Bewährungsprobe<br />

an der Spitze des Investmentbankings.<br />

Weil<br />

Wettbewerber wie die<br />

schweizerische UBS und<br />

die britische Barclays<br />

Bank sich weitgehend<br />

»Unser Ruf ist<br />

alles. Denkt<br />

genau darüber<br />

nach, was ihr<br />

sagt«<br />

daraus zurückziehen,<br />

sieht Jain die Chance,<br />

neue Kunden und größere<br />

Marktanteile zu gewinnen.<br />

Doch es gibt Zweifler, auch unter<br />

den Investoren. Sie fragen sich, ob die Bank<br />

mit dieser Strategie aufs falsche Pferd setzt,<br />

schließlich ziehen sich Barclays und UBS ja<br />

aus gutem Grund zurück.<br />

Denn die niedrigen Zinsen sind für den<br />

Anleihehandel schlecht, der traditionell zu<br />

den Stärken der Deutschen Bank gehört.<br />

Die Reduzierung des außerbörslichen<br />

Handels mit Derivaten drückt ebenso auf<br />

die Gewinnmargen wie die Tatsache, dass<br />

Investoren heute weniger komplexe Finanzprodukte<br />

als früher kaufen.<br />

Zudem hat sich seit der Finanzkrise die<br />

Regulierung verschärft, auch die Deutsche<br />

Bank trägt dem Rechnung. So wurde der<br />

Eigenhandel dichtgemacht und der physische<br />

Handel mit Rohstoffen komplett eingestellt.<br />

„Wir müssen den einfachen Finanzprodukten,<br />

unserem Brot-und-Butter-Geschäft,<br />

Priorität einräumen“, sagt<br />

Fan. Doch damit verdient man nicht so gut.<br />

Zurzeit schwächelt das Investmentbanking,<br />

im laufenden zweiten Quartal hat<br />

sich noch keine Besserung eingestellt.<br />

Der unabhängige Analyst Dieter Hein<br />

von fairesearch in Frankfurt ist zudem der<br />

Ansicht, dass die Deutsche Bank mit Bilanztricks<br />

das wahre Ausmaß der Krise im<br />

Investmentbanking verschleierte, indem<br />

sie 2012 eine Bad Bank gründete, die Non<br />

Core Operations Unit (NCOU): „Dieser Bereich<br />

besteht zum allergrößten Teil aus Geschäft,<br />

das ursprünglich das Investmentbanking<br />

zu verantworten hat, jetzt aber<br />

Milliardenverluste erzielt.“ Zusammengerechnet<br />

haben Investmentbanking und die<br />

Bad Bank 2012 einen Verlust von 32 Millionen<br />

Euro und 2013 gar ein Minus von 243<br />

Millionen Euro erzielt (siehe Grafik Seite<br />

51). „Im ersten Quartal <strong>2014</strong> hat die Bank<br />

erneut Geschäfte der Investmentbank mit<br />

einem Verlust von 191 Millionen Euro an<br />

NCOU abgegeben.“<br />

Damit die Gewinnmaschine der Vergangenheit<br />

wieder läuft, soll Fan nun auch dafür<br />

sorgen, dass sich alte<br />

Fehler nicht wiederholen.<br />

Es laufen Ermittlungen<br />

wegen des Verdachts<br />

auf Manipulationen<br />

von Referenzzinsen<br />

sowie Devisenund<br />

Goldkursen.<br />

Fans Videobotschaft,<br />

die am 25. April an alle<br />

im Investmentbanking<br />

ging, lässt dazu an<br />

Deutlichkeit nichts zu<br />

wünschen übrig. „Unser<br />

Ruf ist alles. Denkt genau darüber nach,<br />

was ihr sagt und wie ihr es sagt“, so sein Appell<br />

an die Truppen in den Handelsräumen,<br />

Devisen- und Analystenabteilungen.<br />

Wer dem zuwiderhandle müsse mit „ernsten<br />

Konsequenzen“ rechnen, warnt Fan,<br />

bevor er abrupt <strong>vom</strong> Bildschirm verschwindet.<br />

Fan gilt als Mann mit Stahlkern, der aber<br />

jene souveräne Lässigkeit ausstrahlt, die<br />

man von Harvard-Absolventen wie ihm erwartet.<br />

Berufsanfängern gibt er gern auf<br />

den Weg: „Das Glück begünstigt den Mutigen.“<br />

Er wird es brauchen.<br />

n<br />

Investmentbanking-Chef Colin Fan<br />

yvonne.esterhazy@wiwo.de | London<br />

»Ich liebe<br />

das«<br />

INTERVIEW | Stephanie Mair-Huydts<br />

Die Chefin von MairDuMont<br />

will Deutschlands größten<br />

Reisebuchverlag zum<br />

Medienhaus wandeln und<br />

China erobern.<br />

Frau Mair-Huydts, im Buchhandel stehen<br />

Reiseführer regalmeterweise, aber<br />

braucht man heutzutage wirklich noch<br />

gedrucktes Material, wenn man wegfährt?<br />

Offenbar mehr denn je. Wir haben selbst<br />

den Markt vor fünf Jahren nicht so optimistisch<br />

eingeschätzt. Aber in diesem Zeitraum<br />

gab es im Printbereich nach Angaben<br />

von Media Control jährliche Marktzuwächse<br />

von sechs Prozent.<br />

Wie erklären Sie sich das?<br />

Apps, Bücher, Internet – der Leser nutzt alle<br />

Wege, sich zu informieren, und nimmt<br />

am Ende immer noch was Gedrucktes mit.<br />

Wie wird sich der Markt in Deutschland in<br />

den kommenden fünf Jahren entwickeln?<br />

Der Reiseführermarkt Print wächst weiter<br />

moderat. Momentan haben wir mehr als<br />

50 Prozent Marktanteil und streben 60 Prozent<br />

an. Der digitale Markt ist schwerer abzugrenzen,<br />

da spielt MairDuMont auf dem<br />

gleichen Terrain wie Google, Tripadvisor<br />

und andere internationale Player. Wir wollen<br />

unseren Digitalumsatz mit E-Books,<br />

Apps, Mediaumsätzen, E-Commerce und<br />

Inhalte-Vertrieb stark ausbauen.<br />

Wie verändert das Internet Ihr Geschäft?<br />

Es ist durch den technischen Wandel vielfältiger,<br />

aber auch komplexer geworden.<br />

Inwiefern?<br />

Wir müssen uns zum Medienhaus wandeln.<br />

In den vergangenen fünf Jahren haben<br />

wir für die Vernetzung von Print und<br />

Online technische Strukturen und Datenbanken<br />

aufgebaut und dafür einen siebenstelligen<br />

Betrag investiert. Aber die Technik<br />

nützt nichts, wenn nicht auch die Mitarbeiter<br />

vernetzt denken. Wenn wir etwa in einem<br />

Reiseführer einen Aussichtspunkt auf<br />

einem Berg in China beschreiben, müssen<br />

Mitarbeiter und Autor im Kopf haben, dass<br />

dieser auch geocodiert werden muss –<br />

nicht leicht ohne genaue Adresse. Auch die<br />

Öffnungs-Angabe zu einer Kirche in Griechenland<br />

„den Schlüssel können Sie im<br />

52 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTO: DENIZ SAYLAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

DIE REISEFÜHRERIN<br />

Mair-Huydts, 51, ist Enkelin von Gründer<br />

Kurt Mair und seit 2010 Sprecherin der Geschäftsführung<br />

von MairDuMont. Der Marktführer<br />

für deutschsprachige Reiseführer mit<br />

Sitz in Ostfildern bei Stuttgart setzt mit 400<br />

Mitarbeitern 100 Millionen Euro um. Zu den<br />

Marken zählen Marco Polo, Baedeker, Falk<br />

und DuMont. Die promovierte Ökonomin ist<br />

verheiratet und hat zwei Kinder.<br />

ten wir leider in den vergangenen Jahren<br />

Stellen streichen. Zu besten Zeiten hatten<br />

wir 100 Kartografen, heute sind es noch 22.<br />

Wir müssen uns dem schrumpfenden<br />

Markt anpassen.<br />

Und wo wollen Sie stattdessen wachsen?<br />

In Deutschland wird das Erobern weiterer<br />

Marktanteile schwieriger. Darum sind wir<br />

vor drei Jahren nach England gegangen. Es<br />

ist nicht so einfach, Fuß zu fassen in einem<br />

Markt ohne Buchpreisbindung, dominiert<br />

von Lonely Planet und Dorling Kindersley.<br />

Aber wir haben es dort mit unserer Marke<br />

Marco Polo auf Platz drei geschafft. Unser<br />

Sommer bis Sonnenuntergang in der Taverne<br />

gegenüber abholen“ ist nicht ganz<br />

einfach in eine Datenbankstruktur zu<br />

übersetzen.<br />

Amazon hat angekündigt, ein eigenes<br />

Verlagsgeschäft aufzubauen. Macht Ihnen<br />

diese Ankündigung Angst?<br />

Nein. In unserem Segment Reiseinformation<br />

geht es nur zu einem ganz kleinen Teil<br />

darum, Informationen digital und online<br />

verfügbar zu machen. Unser Know-how<br />

liegt darin, die richtige Mischung aus Text,<br />

Bildern, Karten und Grafiken für den Reisenden<br />

zusammenzustellen, und dies immer<br />

aktuell zu vielen Destinationen.<br />

Wo sehen Sie denn negative Tendenzen<br />

und Herausforderungen?<br />

Der Bereich Kartografie ist rückläufig, auch<br />

wenn wir jedes Jahr immer noch fünf Millionen<br />

Karten verkaufen. Aber die Leute<br />

kaufen heute kaum mehr einen Shell Autoatlas,<br />

wie wir ihn auch verlegen, sondern<br />

verlassen sich auf das Navigationsgerät.<br />

Das ist zwar ein Fehler, wenn man sich verfährt<br />

(lacht), aber das ist Fakt. In diesem<br />

Bereich, der unsere Keimzelle war, mussneuestes<br />

Abenteuer heißt China. Das stellt<br />

uns vor ganz spezielle Herausforderungen.<br />

Vor welche denn?<br />

Wir machen im Rahmen eines Joint Ventures<br />

mit der Beijing Publishing Group Reisebücher<br />

von Chinesen für Chinesen auf<br />

Chinesisch – da muss man lernen, mit<br />

Kontrollverlust zu leben. Zudem setzen die<br />

Chinesen beim Reisen andere Schwerpunkte.<br />

Shopping interessiert sie sehr. Drei<br />

warme Mahlzeiten am Tag sind wichtiger<br />

als das Hotelzimmer. Und bei Besichtigungen<br />

gibt es andere Ziele: So pilgern Chinesen<br />

gern zum Schweizer Berg Titlis. Auf<br />

dem hatte der Turner Donghua Li die Eingebung,<br />

bei Olympia in Atlanta 1996 Gold<br />

zu gewinnen. Er hatte im Fels die Konturen<br />

einer sitzenden Buddha-Statue erkannt –<br />

und siegte tatsächlich. Deutsche Touristen<br />

interessiert das eher weniger.<br />

Aber wenn das alles in China auf<br />

Chinesisch stattfindet, wofür brauchen<br />

die Chinesen MairDuMont?<br />

Weil wir das Know-how haben für den Aufbau<br />

von Datenbanken, die Konzeption von<br />

Reiseführern und den Aufbau einer Marke.<br />

Wir hoffen auch auf Geschäfte mit chinesischen<br />

Tourismusämtern, die ihre Destination<br />

für europäische Kunden promoten<br />

wollen. Wir können helfen, die richtigen<br />

Wege und Produkte zu finden und zu gestalten.<br />

Auf den Web-Sites mit unseren<br />

deutsch- und englischsprachigen Produkten<br />

können wir etwa das „chinesische Hawaii“,<br />

die Insel Hainan, europäischen Touristen<br />

näher bringen. Diesen Marktzugang<br />

bietet ein chinesischer Anbieter nicht.<br />

Was raten Sie jungen Frauen, die Karriere<br />

machen wollen?<br />

Auch mit Kindern möglichst voll weiterzuarbeiten.<br />

Ich habe nach den Geburten meiner<br />

Kinder kaum pausiert. Der typische<br />

Halbtagsjob ist schwierig für die Karriere.<br />

Wohin fahren Sie, wenn Sie privat reisen,<br />

und recherchieren Sie dabei auch?<br />

Ja, ich mache mir Notizen, aber die bleiben<br />

privat. Mit der Familie fahren wir jedes Jahr<br />

an die Nordküste der Bretagne. Große Wellen,<br />

raues Wetter, viel Wind und Hummer<br />

zu kleinen Preisen, das finde ich klasse. Ich<br />

mag aber auch Fernreisen mit meinem<br />

Mann. Dieses Jahr sind wir nach Angola zu<br />

unserem Entwicklungshilfeprojekt Joint<br />

Aid Management gefahren. Wir haben einen<br />

Brunnen eingeweiht, und als ich die<br />

jubelnden Kinder mit Wasser nass gespritzt<br />

habe, war das einer der schönsten<br />

Momente meines Lebens – ganz ohne Reiseführer.<br />

n<br />

katja marjan | unternehmen@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 53<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Lautlose Avancen<br />

THYSSENKRUPP | Endet der Versuch des Ruhrkonzerns, U-Boot-<br />

Werften zu verkaufen, in einer Allianz mit Frankreichs Werft DCNS?<br />

ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Ulrich<br />

Lehner ist so weit zufrieden mit<br />

seinem Konzernlenker Heinrich Hiesinger.<br />

„Wir sind auf dem richtigen Weg“,<br />

sagte er vor Kurzem, als der schwer gebeutelte<br />

Konzern zum ersten Mal seit zwei Jahren<br />

einen, wenn auch kleinen Quartalsgewinn<br />

verkündete. „Aber“, so erhob Lehner<br />

den Zeigefinger, „wir dürfen uns nicht zurücklehnen.<br />

Das wäre fatal.“<br />

Das weiß auch Konzernchef Hiesinger –<br />

und mehr, als ihm lieb sein kann. Denn<br />

während weiter die Stahlwerke in Amerika<br />

die Zahlen verhageln, muss der 53-Jährige<br />

eine neue Herkulesaufgabe angehen: den<br />

völligen Umbau der Marinesparte mit ihren<br />

Kriegsschiffen sowie den High-Tech-<br />

U-Booten, die wegen ihrer Lautlosigkeit<br />

bei Militärs besonders begehrt sind.<br />

Dabei ist der Ex-Siemens-Manager ein<br />

Getriebener, dem nun ein Streit mit der<br />

Bundesregierung droht. Auf Druck des<br />

schwedischen Finanzinvestors Cevian, der<br />

15 Prozent an ThyssenKrupp hält, will Hiesinger<br />

nämlich Teile der Maritim-Sparte<br />

verkaufen. Bevorzugter Käufer ist der<br />

schwedische Rüstungskonzern Saab, der<br />

sich 1992 seiner Autotochter entledigte<br />

und heute vor allem als Kampfjethersteller<br />

dem Eurofighter Konkurrenz macht.<br />

Doch offenbar hat Hiesinger den Geldregen<br />

ohne Berlin geplant. Denn auf seiner<br />

Verkaufsliste stehen ausgerechnet die beiden<br />

U-Boot-Werften, die ThyssenKrupp<br />

über seine Kieler Tochter HDW in Malmö<br />

und Karlskrona in Schweden baut. Eine<br />

Absichtserklärung ist unterschrieben,<br />

mehr aber nicht.<br />

ARGWOHN DER BUNDESREGIERUNG<br />

Die Angelegenheit stockt, weil Beamte im<br />

Bundesverteidigungsministerium fürchten,<br />

dass sensibles Know-how zwischen den<br />

schwedischen und deutschen Thyssen-<br />

Krupp-Werften hin- und hergeschoben<br />

wurde – und nun in ausländische Hände gelangen<br />

könnte. Im Zentrum des Argwohns<br />

stehen die U-Boote mit dem lautlosen<br />

Brennstoffzellenantrieb, die ThyssenKrupp<br />

in seinen Werften in Deutschland baut. Die<br />

Technik unterliegt höchster Geheimhaltung<br />

und wurde mit Steuergeldern gefördert.<br />

Zwar bauen die ThyssenKrupp-Werften in<br />

Unterwasser-Deals ThyssenKrupp will die<br />

U-Boot-Geschäfte in Kiel neu ordnen<br />

Malmö und Karlskrona U-Boote mit anderem<br />

Antrieb. Und die Essener beteuern,<br />

dass ihre Kieler Töchter gegenüber den<br />

Schwestern in Schweden das Betriebsgeheimnis<br />

hüten.<br />

Doch in Berlin stößt das Versprechen auf<br />

Skepsis. „Es steht zu vermuten, dass die<br />

schwedischen ThyssenKrupp-Manager einen<br />

recht guten Einblick in die Brennstoffzellentechnik<br />

haben“, sagt ein Rüstungspolitiker<br />

aus Berlin. Bestärkt wird die Zurückhaltung,<br />

weil ThyssenKrupp-Großaktionäre<br />

es nicht bei einem Verkauf der schwedischen<br />

Werften belassen wollen, sondern<br />

offenbar mehr anstreben.<br />

Ob der Verkauf der beiden Werften in<br />

Schweden, die ThyssenKrupp nach Angaben<br />

aus Investorkreisen gut zwei Milliarden<br />

Euro bringen könnten, noch in diesem<br />

Jahr über die Bühne geht, dazu will<br />

sich im Konzern niemand äußern. Zwar ist<br />

eine offizielle Zustimmung des Bundessicherheitsrates,<br />

eines für Rüstungsgeschäfte<br />

zuständigen Sonderausschusses des<br />

Bundeskabinetts, für das mögliche Geschäft<br />

mit Saab nach Ansicht von ThyssenKrupp<br />

nicht nötig, da der Konzern bestreitet,<br />

dass es einen Know-how-Abfluss<br />

zwischen der Kieler und der Malmöer<br />

Werft gibt. Aber in Essen wird bestätigt,<br />

dass sich Thyssen und die Bundesregierung<br />

wegen des Deals „im ständigen Kontakt“<br />

befinden. Der angestrebte Verkauf ist<br />

zu komplex: Nicht nur, dass der Kaufpreis<br />

und der Umgang mit den Patenten bis<br />

heute völlig offen ist. Es geht mittlerweile<br />

um mehr. Die Probleme haben auch wieder<br />

die französische Werftengruppe<br />

DCNS die Fühler ausstrecken lassen.<br />

Schon einmal, vor drei Jahren, waren<br />

Emissäre aus St. Nazaire an der Loire-Mündung<br />

in der ThyssenKrupp-Zentrale vorstellig<br />

geworden, um eine Zusammenlegung<br />

des deutschen U-Boot-Baus mit der<br />

DCNS-Marinesparte anzuregen. Vorbild<br />

war der deutsch-französische Rüstungskonzern<br />

EADS (heute Airbus). Die Gespräche<br />

scheiterten an der Frage, wer das Sagen<br />

im Unternehmen haben soll.<br />

Der Druck, Geld in die Kasse zu bekommen,<br />

könnte den ThyssenKrupp-Chef ins<br />

Nachdenken bringen, so das Kalkül der<br />

Franzosen. Eine Kooperation der HDW mit<br />

DCNS, so heißt es im ThyssenKrupp-Umfeld,<br />

sei wieder denkbar. Wenn das auch im<br />

Konzern offiziell nicht bestätigt wird, sagt<br />

ein französischer Unterhändler: „Wir wollen<br />

ThyssenKrupp noch einmal für den alten<br />

Plan begeistern.“<br />

n<br />

andreas.wildhagen@wiwo.de<br />

FOTO: DDP IMAGES/DAVID HECKER<br />

54 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Russischer<br />

Schlüssel<br />

BURGER KING | Ohne Rauswurf<br />

des umstrittenen Franchisenehmers<br />

Ergün Yildiz droht die<br />

Wiedergutmachungskampagne<br />

ins Leere zu laufen.<br />

FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, SZ PHOTO/ROBERT HAAS<br />

Wenigstens an der Autobahn A 1<br />

zwischen Hamm und Hagen<br />

scheint die Welt von Burger King<br />

noch in Ordnung sein. An der Raststätte<br />

Lichtendorf wurde gerade eine neue Filiale<br />

eröffnet – zusätzlich zum Restaurant auf<br />

der gegenüberliegenden Seite der A1.<br />

Es ist ein kleiner Lichtblick für den krisengeplagten<br />

Deutschland-Chef Andreas Bork.<br />

Doch ein Anruf in der Raststätte zeigt, wie<br />

verunsichert die Betreiber nach den Berichten<br />

über geschundene Mitarbeiter und<br />

umetikettierte Salate sind. „In welcher<br />

Fahrtrichtung befindet sich denn die neue<br />

Filiale?“ Antwort: „Wir sagen gar nichts. Für<br />

Auskünfte müssen Sie in München anrufen.“<br />

Dort, in der deutschen Burger-King-Zentrale,<br />

arbeitet Bork seit zwei Wochen im<br />

Krisenmodus. In einem Werbespot entschuldigt<br />

er sich derzeit persönlich für die<br />

Versäumnisse und versucht so, dass Vertrauen<br />

der Kunden zurückzugewinnen.<br />

Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter<br />

Wallraff einem Millionenpublikum im<br />

Fernsehen von Darmkeimen in der Küche<br />

berichtet hatte, brach über Burger King ein<br />

Shitstorm herein, wie ihn selten ein Unternehmen<br />

in Deutschland erlebte.<br />

Doch noch zweifeln viele Kunden von<br />

Burger King, ob Bork wirklich reinen Tisch<br />

macht, wie er im Fernsehen suggeriert. Die<br />

Kritik zielt auf Ergün Yildiz, den Miteigentümer<br />

der Yi-Ko-Holding, die in Deutschland<br />

90 Burger-Buden betreibt. Zwar<br />

wich Yildiz auf Borks Drängen aus<br />

der Yi-Ko-Geschäftsführung, und<br />

Bork riss die Kontrolle über dessen Filialen<br />

an sich. Yildiz hatte Verträge<br />

selbstherrlich außer<br />

Kraft gesetzt und Betriebsräte<br />

schikaniert.<br />

Gleichwohl ist Yildiz weiter<br />

Miteigentümer der Yi-<br />

Ko-Holding, was vielen Kunden<br />

übel aufstößt. Auf der<br />

Facebook-Seite von Burger King stehen<br />

viele Kommentare wie dieser: „Komplette<br />

Kündigung des Vertrages mit Yi-Ko, alles<br />

andere ist Augenwischerei.“<br />

Dass Burger King bei Mängeln zu einer<br />

harten Gangart fähig ist, weiß Willi Otto<br />

Andresen. Ihm hat der Konzern 2011 die<br />

Lizenz für seine zwei Restaurants in Hamburg<br />

entzogen, unter anderem wegen<br />

„falscher Lagerung von Bürsten“ oder<br />

„Roststellen an Regalböden“. Andresen geht<br />

dagegen vor und fordert von Burger King<br />

116723 Euro Schadensersatz. Am Mittwoch<br />

muss das Münchner Oberlandesgericht<br />

entscheiden, wann vermeintliche Hygienemängel<br />

den Rauswurf rechtfertigen. Im Vergleich<br />

zu den Missständen bei Yi-Ko lege<br />

der Burgerriese zweierlei Maßstäbe an, kritisiert<br />

Andresen: „Es ist ein Witz, dass sie<br />

nicht so hart durchgreifen wie bei mir.“<br />

INTENSIVE GESPRÄCHE<br />

Deutschland-Chef Bork weiß, dass er sich<br />

angreifbar macht, solange Yildiz als Yi-Ko-<br />

Miteigentümer über 90 Burger-King-<br />

Filialen schwebt. Zwar wurden einige<br />

seiner fragwürdigen Vorgaben zurückgenommen,<br />

etwa möglichst wenig unverkaufte<br />

Burger wegzuwerfen. „Es gibt<br />

keine Vorgaben mehr, wie viele Produkte<br />

maximal entsorgt werden<br />

dürfen“, sagt Bork. Zudem<br />

wird Yi-Ko ab Juni nach Tarif<br />

Auf Demutstour<br />

Deutschland-Chef Bork<br />

bezahlen. Bork versucht auch, alle anderen<br />

Franchisenehmer, die das noch nicht tun,<br />

zur Zahlung von Tariflöhnen zu überreden.<br />

Aber damit dürfte es nicht getan sein. „Es<br />

stand auch die Option im Raum, alle Franchiseverträge<br />

der Yi-Ko zu kündigen“, sagt<br />

Bork. „Doch dann hätte eine große Gefahr<br />

für 3000 Arbeitsplätze bestanden.“ Allerdings<br />

sind die Pläne damit noch nicht <strong>vom</strong><br />

Tisch. „Wir schauen uns verschiedene Szenarien<br />

an“, sagt Bork. Es gebe auch schon<br />

Anfragen von Interessenten für die Burger-<br />

Läden der Yi-Ko.<br />

Die Schlüsselrolle bei einer möglichen<br />

Trennung von Yildiz spielt Alexander Kolobov.<br />

Der Russe steht nicht<br />

nur für den zweiten Teil<br />

des Holdingnamens Yi-<br />

Ko, sondern hat vor allem<br />

auch den bis zu 100 Millionen<br />

Euro schweren Kauf<br />

der 90 Filialen von der<br />

Im Krisenmodus<br />

Burger King prüft<br />

verschiedene<br />

Szenarien für umstrittene<br />

Filialen<br />

Interview<br />

In unseren App-<br />

<strong>Ausgabe</strong>n lesen<br />

Sie ein Interview<br />

mit Burger-King-<br />

Deutschland-Chef<br />

Andreas Bork<br />

Burger-King-Zentrale finanziert.<br />

Seine Familie betreibt<br />

in Russland Schokoladniza,<br />

die größte Kaffeehauskette des<br />

Landes, die dort erfolgreicher als Starbucks<br />

ist. Zudem hat Kolobov Burger King in<br />

Russland groß gemacht. Wie Kolobov in<br />

Deutschland ohne seinen Kompagnon Yildiz<br />

weitermachen könnte, wird nun geplant.<br />

„Wir haben uns sehr intensiv mit<br />

Herrn Kolobov unterhalten“, sagt Bork.<br />

„Entscheidungen werden nicht ohne sein<br />

Mitwirken passieren, und er begleitet die<br />

Veränderungen aktiv und positiv.“ n<br />

oliver.voss@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 55<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Schnell anpassen<br />

VEOLIA | Den französischen Versorger drücken enorme Schulden –<br />

auch wegen Problemen in Deutschland. Doch gegen<br />

den Umbaukurs des Vorstandschefs formiert sich Widerstand.<br />

Als Antoine Frérot das Wort ergreift,<br />

spricht der Chef des französischen<br />

Versorgers Veolia viel von „Erneuerung<br />

durch neues Wachstum“. In seinem<br />

Rücken sprießt taufrisches Grün auf einer<br />

Videoprojektion. Die Rede vor der Hauptversammlung<br />

in Paris ist Verteidigung und<br />

Werben zugleich. Frérot steht in der<br />

Schusslinie wegen seines Konzernumbaus,<br />

der in den Büchern und an der Börse bisher<br />

den Erfolg vermissen lässt. Ein Putsch<br />

gegen ihn ist erst wenige Wochen her. Und<br />

auch nun lautet die erste Frage eines Aktionärs:<br />

„Sind Sie in der Lage, das Unternehmen<br />

zu führen?“<br />

Veolia bezeichnet sich mit einem Umsatz<br />

von zuletzt 22,3 Milliarden Euro als<br />

weltgrößten Umweltdienstleister. Der Aktienkurs<br />

des Konzerns mit den Bereichen<br />

Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft und<br />

Energie liegt allerdings nur bei rund 13 Euro.<br />

Er ist zwar binnen eines Jahres<br />

um 40 Prozent gestiegen – aber<br />

noch weit entfernt von seinem Vorkrisenhoch<br />

von 62 Euro. Ursache<br />

dafür sind unter anderem Probleme<br />

auf dem nach Frankreich wichtigsten<br />

Markt Deutschland.<br />

TEURE ABSCHREIBUNGEN<br />

So war das Minus von 135 Millionen<br />

Euro im Vorjahr – 2012 gab es<br />

noch einen Gewinn von 404 Millionen<br />

Euro – auch einer 150 Millionen<br />

Euro teuren Wertberichtigung<br />

auf das Abfallgeschäft in Deutschland<br />

geschuldet. Angesichts sinkender<br />

Erlöse in diesem Bereich<br />

stellte sich der Kauf des Entsorgers<br />

Sulo 2007 für 1,45 Milliarden Euro<br />

als völlig überzogen heraus.<br />

Zudem kehrte Veolia 2013 den<br />

Berliner Wasserbetrieben nach<br />

jahrelangem Streit den Rücken. Die<br />

Hauptstadtbürger und das Bundeskartellamt<br />

hatten Veolia und<br />

den Essener RWE-Konzern, der<br />

seine Anteile bereits 2012 an die<br />

Stadt zurückgegeben hatte, für unverhältnismäßig<br />

hohe Wassergebühren<br />

verantwortlich gemacht.<br />

Die Trennung brachte Veolia zwar einmalig<br />

gut 600 Millionen Euro ein. Jedoch fehlen<br />

damit in Deutschland künftig Einnahmen<br />

von jährlich 50 bis 60 Millionen Euro.<br />

Der Vertrag sollte bis 2028 laufen.<br />

Frérot steuert seit gut zwei Jahren einen<br />

Umbaukurs. So hat er die Zahl der Märkte,<br />

in denen Veolia aktiv ist, um die Hälfte auf<br />

rund 40 reduziert. Durch den Verkauf zahlreicher<br />

Aktivitäten in diesen Märkten<br />

drückte er die Schuldenlast auf zwölf Milliarden<br />

Euro. Sie war infolge der ungezügelten<br />

Expansionslust seines Vorgängers Henri<br />

Proglio, heute Chef des Energiekonzerns<br />

EdF, auf astronomische 21 Milliarden Euro<br />

angewachsen. Allerdings sank auch der<br />

Umsatz von 2011 noch 29,6 Milliarden Euro<br />

auf zuletzt 22,3 Milliarden.<br />

Putschversuch und Misstrauensvotum<br />

Umstrittener Veolia-Chef Frérot<br />

„Vor der europäischen Schuldenkrise<br />

war das rapide Wachstum von Veolia möglich.<br />

Nach der Krise nicht mehr. Ich musste<br />

Veolia schnell an die veränderten Verhältnisse<br />

anpassen“, betont Frérot im Gespräch<br />

mit der WirtschaftsWoche. „Das wahre Ziel<br />

für den Umbau unserer Gruppe ist es, sie<br />

anzupassen an einen grundlegend veränderten<br />

konjunkturellen Kontext. Er hat sich<br />

sehr schnell verändert, und das dauerhaft.“<br />

Branchenexperten geben dem 55-jährigen<br />

Bauingenieur nur teilweise recht. „Es<br />

stimmt, dass Frérot gute Arbeit geleistet<br />

hat, die Bilanz wieder in Ordnung zu bringen.<br />

Das war die höchste Priorität, als er<br />

den Posten übernahm“, sagt ein Analyst.<br />

„Was allerdings die Performance angeht,<br />

sehen wir noch nicht genügend Anzeichen<br />

für einen Turn-around.“ Frérot handle in<br />

Buchhaltermanier, kritisieren andere.<br />

KRACH IM AUFSICHTSRAT<br />

Im ersten Quartal <strong>2014</strong> sank der Umsatz erneut,<br />

diesmal durch den milden Winter<br />

und daher niedrigere Einnahmen vor allem<br />

im Heimatmarkt Frankreich. Seither<br />

gibt es Spekulationen über einen Zusammenschluss<br />

mit Konkurrent Suez Environnement<br />

– was beide vehement bestreiten.<br />

Nachdem ein Versuch, Frérot zu stürzen,<br />

im Februar im Aufsichtsrat scheiterte,<br />

trat der Vertreter des Rüstungskonzerns<br />

Dassault (sechs<br />

Prozent der Aktien) wutentbrannt<br />

aus dem Kontrollgremium aus. Die<br />

französische Staatsbank Caisse des<br />

Dépôts (CDC), mit fast neun Prozent<br />

größter Aktionär, enthielt sich<br />

der Stimme. CDC und Frérot liegen<br />

vor allem beim Management der<br />

ehemaligen Verkehrssparte Veolias<br />

über Kreuz, Transdev, an der beide<br />

je zur Hälfte beteiligt sind.<br />

Auch der Versicherer Groupama<br />

(5,2 Prozent der Aktien) entzog<br />

Frérot das Vertrauen und enthielt<br />

sich beim Votum über den Chef.<br />

Die Aktionärsversammlung bestätigte<br />

ihn dennoch für weitere<br />

vier Jahre in Personalunion als<br />

Aufsichtsratschef und CEO. Grund<br />

dafür war vermutlich auch die<br />

Warnung von Veolia-Finanzchef<br />

Philippe Capron, es sei „dramatisch<br />

für ein Unternehmen, das so<br />

einen großen Transformationsprozess<br />

durchläuft, den Piloten mitten<br />

im Flug auszutauschen“.<br />

„<strong>2014</strong> wird Veolia wieder wachsen“,<br />

verspricht Frérot. „Mag sein,<br />

FOTOS: LAIF/REA, PR<br />

56 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Aktien-Info Veolia<br />

ISINFR0000124141<br />

Indexiert: 1.1.2011 =100<br />

110<br />

100<br />

Veolia Environnement<br />

90<br />

Suez Environnement<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />

Veolia Suez<br />

Umsatz 2013 (in Mrd. €)<br />

Mitarbeiter<br />

Präsent in ... Ländern<br />

Operatives Ergebnis 2013 (in Mio.€)<br />

Umsatzrendite (in %)<br />

Eigenkapitalquote (in %)<br />

Aktueller Börsenkurs (in €)<br />

Börsenwert(in Mrd. €)<br />

Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />

Dividendenrendite (in %)<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Quelle: Thomson Reuters<br />

22,3<br />

200000<br />

48<br />

490,5<br />

2,2<br />

22,6<br />

13,4<br />

7,4<br />

19,8<br />

5,2<br />

14,6<br />

79000<br />

70<br />

1184<br />

8,1<br />

18,6<br />

14,6<br />

7,5<br />

20,6<br />

4,4<br />

Hoch<br />

Die Veolia-Aktie ist kurstechnisch angeschlagen. Zwar<br />

zahlt das Unternehmen eine stabile Dividende, doch die<br />

Bewertung ist bereits vergleichsweise hoch. Die Aktie<br />

bleibt eine Wette darauf, dass der Konzernumbau gelingt<br />

und das Unternehmen die Schuldenlast weiter senken kann.<br />

INTERVIEW Etienne Petit<br />

»Arbeit für Jahrzehnte«<br />

Veolias Deutschland-Chef will <strong>vom</strong> Atomausstieg in der<br />

Bundesrepublik profitieren.<br />

Herr Petit, Veolia hat den Rückbau von<br />

Atomkraftwerken als einen seiner künftigen<br />

Wachstumssektoren identifiziert.<br />

In Deutschland tut sich da ein großer<br />

Markt auf. Werden Sie dabei sein?<br />

In Deutschland ist dieses Potenzial sehr<br />

groß – das ist ein Markt, der auf Jahrzehnte<br />

hin Arbeit verspricht. Veolia kann<br />

dort sein gesamtes Know-how in Sachen<br />

Entsorgung, Abwasser und Energie einbringen.<br />

Noch gibt es keine konkreten<br />

Projekte für uns, wir führen zunächst<br />

Gespräche mit möglichen Partnern.<br />

Welche Partner brauchen Sie?<br />

Das kommt auf das jeweilige Kraftwerk<br />

und seinen Betreiber an. Klar ist, dass<br />

Veolia sich nicht um die Entsorgung von<br />

Uran kümmern wird oder um den Reaktorkern.<br />

So etwas können spezialisierte<br />

Nuklearunternehmen besser. Wir haben<br />

andere Stärken, etwa die Dekontamina-<br />

Diskussionen war, lag an dem von Berlin<br />

1999 gewählten Teilprivatisierungsmodell.<br />

Das muss man nicht dramatisieren.<br />

Aber Ihnen wurde vorgeworfen, die<br />

Gebühren in die Höhe zu treiben.<br />

Gefühlsmäßig sind Gebühren ja praktisch<br />

immer zu hoch. Aber objektiv stiegen sie<br />

in Berlin nach der Teilprivatisierung viel<br />

langsamer als vorher – und auch viel langsamer,<br />

als es unter rein kommunaler Regie<br />

geplant war. Wir haben unsere Lektion<br />

gelernt:Wir sind Dienstleister – es ist nicht<br />

unser Ziel, Unternehmen und Anlagen zu<br />

besitzen. Wir kümmern uns um die Mitarbeiter,<br />

optimieren den Betrieb und den<br />

Energieverbrauch, reduzieren Wasserverluste<br />

und so weiter – als Partner der kommunalen<br />

Eigentümer. Beim Netzerwerb<br />

können wir über Finanzierungspartner<br />

unterstützen, etwa deutsche Fonds, die an<br />

sicheren Langfristanlagen interessiert<br />

dass es Aktionäre gibt, die nicht mit der<br />

Strategie einverstanden sind. Aber sobald<br />

über sie entschieden ist, kann ein Chef sie<br />

nicht alle sechs Monate ändern.“ 750 Millionen<br />

Euro Kosten will Frérot bis Ende<br />

2015 einsparen.<br />

Zu den Wachstumsfeldern zählt er die<br />

Aufbereitung von Abwasser bei der Schiefergasgewinnung<br />

in den USA und den<br />

Rückbau stillgelegter Atomkraftwerke unter<br />

anderem in Deutschland. Letzteres ist<br />

ein riesiger Markt: Die Energieriesen E.On,<br />

RWE, Vattenfall und EnBW haben insgesamt<br />

etwa 35 Milliarden Euro dafür zurückgelegt,<br />

die bis 2022 stillgelegten Kernkraftwerke<br />

zu demontieren (siehe Wirtschafts-<br />

Woche 21/<strong>2014</strong> und Interview rechts).<br />

In den kommenden Jahren soll zudem die<br />

Abhängigkeit von Versorgungsverträgen mit<br />

Kommunen drastisch sinken. Wenngleich<br />

langfristige Abkommen mit städtischen Versorgern<br />

als sichere Bank erscheinen, sollen<br />

Verträge mit Industrieunternehmen für Abwasseraufbereitung,<br />

Abfallentsorgung und<br />

Verbesserung der Energieeffizienz künftig<br />

die Hälfte der Umsätze sichern. Diese Strategiewende<br />

ist auch eine Lehre aus den Problemen<br />

in Deutschland.<br />

n<br />

karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />

tion von radioaktiv belastetem Wasser<br />

aus Kühl- und Sekundärkreisläufen.<br />

Um welches Auftragsvolumen geht es?<br />

Insgesamt geht es in diesem Markt um<br />

enorme Summen. Allein die Kosten für<br />

die Stilllegung eines Kraftwerks und die<br />

Vorbereitung auf den Rückbau erreichen<br />

schnell dreistellige Millionenbeträge.<br />

Nach dem erzwungenen Ausstieg bei<br />

den Berliner Wasserbetrieben 2013 hat<br />

Veolia angekündigt, seine Dienste verstärkt<br />

Industrieunternehmen anzubieten.<br />

Ein Rückzug aus den Kommunen?<br />

Zunächst muss man sagen, dass die Partnerschaft<br />

mit Berlin eine Erfolgsgeschichte<br />

war – für beide. Dass die Zusammenarbeit<br />

Gegenstand kritischer<br />

DER DEUTSCHLAND-STATTHALTER<br />

Petit, 47, ist seit 2013 Veolia-Landeschef.<br />

Zuvor war er stellvertretender Direktor und<br />

Finanzchef für Europa. Deutschland ist<br />

nach Frankreich der zweitwichtigste Markt<br />

für Veolia, das hierzulande mit den Bereichen<br />

Abfall, Wasser und Energie rund zwei<br />

Milliarden Euro umsetzt.<br />

sind. Unser Part sind dann technische<br />

und kaufmännische Dienstleistungen, die<br />

den operativen Betrieb sicherstellen.<br />

Die Hinwendung zur Industrie ist also<br />

kein Rückzug?<br />

Im Gegenteil. Eine Stadt existiert noch in<br />

200 Jahren, bei einem Unternehmen ist<br />

das nicht so sicher. Verträge mit Kommunen<br />

haben teils jahrzehntelange<br />

Laufzeiten, bei der Industrie sind sie<br />

meist deutlich kürzer. Wir wollen in wenigen<br />

Jahren ein Gleichgewicht erreichen<br />

zwischen kommunalen und Industriekunden.<br />

In der Entsorgung machen<br />

wir schon 80 Prozent des Geschäfts mit<br />

Industrie- und Gewerbekunden.<br />

karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 57<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

Die Jagd nach der<br />

Milliardenidee<br />

SERIE ZUKUNFT DER INDUSTRIE (III) | Deutsche Konzerne versuchen<br />

mit klangvollen Start-up-Brutkästen, den großen Coup zu landen.<br />

Doch das ist leichter geplant als gemacht.<br />

Selbst Klaus Wowereit kann noch Eröffnungen<br />

feiern. Vor zwei Wochen<br />

weihte Berlins Regierender Bürgermeister<br />

den sogenannten CoLaborator ein.<br />

In den schicken Räumen mit den stylishen<br />

grünen Sitzecken sieht es aus wie in einer<br />

Werbeagentur, doch entscheidend sind die<br />

hochmodernen Labore, in die sich Startups<br />

einmieten können.<br />

Gegründet hat den sogenannten<br />

Inkubator, zu<br />

Deutsch: Brutkasten, Bayer.<br />

„Das ist ein wichtiges Element<br />

unserer Innovationsstrategie“,<br />

sagt der Leiter des<br />

CoLaborators, Stefan Jaroch.<br />

Der Leverkusener Pharmaund<br />

Chemiekonzern betreibt<br />

seit zwei Jahren in San Francisco<br />

solch ein Gründer-Labor.<br />

Nun will er junge Gründer<br />

auch in den Berliner<br />

Wedding locken. Den ersten<br />

hat Bayer sogar schon aus<br />

dem Silicon Valley losgeeist:<br />

Robert Pytela hat seit 1988 an<br />

der University of California in<br />

San Francisco geforscht und<br />

schon zwei Unternehmen<br />

gegründet. Der 59-Jährige ist<br />

Spezialist für die Entwicklung<br />

von Antikörpern zur Krebsdiagnostik. Seine<br />

erste Firma verkaufte er für 170 Millionen<br />

Dollar an Abcam, den Weltmarktführer<br />

für Antikörper aus Großbritannien. Seine<br />

zweite schnappte sich der Schweizer<br />

Pharmariese Roche. Bei Pytelas dritter Firma,<br />

Calico, könnte irgendwann vielleicht<br />

Bayer zum Zug kommen.<br />

Die Leverkusener unternehmen derzeit<br />

einiges, um sich frühzeitig den Zugriff auf<br />

Innovationen zu sichern. So hat Bayer<br />

ebenfalls in Berlin ein Accelerator-Programm<br />

gestartet, für das noch bis Ende des<br />

Monats fünf Start-ups gesucht werden. Ein<br />

Accelerator ist ein Beschleuniger: Aussichtsreiche<br />

Start-ups erhalten 50 000 Euro<br />

Die Zukunft<br />

der Industrie<br />

Teil 1<br />

15 Technologien für<br />

Deutschlands Wohlstand<br />

Teil 2<br />

Blick in die Zukunftslabors<br />

der Konzerne<br />

Teil 3<br />

Wie sich Unternehmen<br />

mit Start-ups agil halten<br />

Teil 4<br />

Deutschlands Position in<br />

der Spitzenforschung<br />

Startgeld, Beratung, Büroflächen und „Kaffee<br />

inklusive“, um sich zu entwickeln. Im<br />

Gegenzug erhält Bayer die Option, Anteile<br />

an den Unternehmen zu erwerben.<br />

Mit seiner Start-up-Offensive ist Bayer<br />

nicht allein. Der Blick in die USA, wo anscheinend<br />

wie am Fließband neue Milliardenunternehmen<br />

und Milliardäre entstehen,<br />

macht die hiesigen Konzernchefs<br />

nervös und weckt<br />

Begehrlichkeiten. Um bei<br />

dem Milliardenspiel nicht abseits<br />

zu stehen, hat sich eine<br />

ganze Reihe von ihnen entschieden,<br />

in die Gründeraufzucht<br />

einzusteigen.<br />

Die Deutsche Telekom, Allianz,<br />

Pro7 oder die Commerzbank<br />

haben zu diesem<br />

Zweck Accelerator-Programme<br />

und Inkubatoren für<br />

Gründer ins Leben gerufen.<br />

Sie veranstalten regelmäßig<br />

Castings für Start-ups und locken<br />

Gründer mit Geld, Büroräumen<br />

und Geschäftskontakten.<br />

Im Gegenzug hoffen<br />

sie möglichst früh Zugriff auf<br />

neue Geschäftsideen zu erlangen,<br />

um sich gegen Wettbewerber<br />

zu wappnen oder<br />

später selbst das dicke Geld zu verdienen.<br />

Für deutsche Konzerne ist die Einbindung<br />

von Start-ups – neben der Einrichtung<br />

von Zukunftslabors – ein wichtiges Instrument,<br />

um sich für die Zukunft zu wappen.<br />

Statt von der Digitalisierung überrollt<br />

zu werden, hoffen die etablierten Unternehmen,<br />

so das berühmte „next big thing“,<br />

das nächste große Ding, im eigenen Haus<br />

auszubrüten. Oder sie trachten danach, auf<br />

diese Weise potenzielle Wettbewerber im<br />

Vorfeld auszubremsen.<br />

„Wir versuchen so, Ideen, die uns gefährlich<br />

werden könnten, rechtzeitig zu erkennen“,<br />

sagt Marc Stilke, Chef von Immobilienscout24.<br />

Das Internet-Portal hat es<br />

selbst vorexerziert und den Verlagen Geschäft<br />

mit den Immobilienanzeigen geraubt,<br />

die jahrzehntelang die Wochenendausgaben<br />

mit gut bezahlten Anzeigen füllten.<br />

Heute läuft das Geschäft fast nur noch<br />

im Internet, und Immobilienscout24 ist<br />

mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent<br />

klarer Marktführer.<br />

Trotzdem weiß Stilke, dass er sich auf der<br />

dominanten Position nicht ausruhen kann.<br />

Er attestiert sich eine „gesunde Paranoia“:<br />

Was Internet und Immobilienscout24 mit<br />

den Zeitungen gemacht haben, könne ihm<br />

auch schnell selbst passieren. Aus diesem<br />

Grund hat der 47-Jährige in der Zentrale am<br />

Berliner Ostbahnhof einen Inkubator für<br />

Start-ups namens You-is-now gegründet.<br />

Vorbild für die etablierten Konzerne ist<br />

die Firma Rocket Internet in der Berliner<br />

Johannisstraße, die sich als „größten Inkubator<br />

der Welt“ bezeichnet. 2007 von den<br />

drei deutschen Brüdern Oliver, Marc und<br />

Alexander Samwer gegründet, spuckt die<br />

Start-up-Fabrik fast monatlich neue Firmen<br />

aus, vielfach Kopien amerikanischer<br />

Start-ups. Bisher berühmtestes Unternehmen<br />

ist der Online-Händler Zalando.<br />

TRÄNENREICHES ENDE<br />

Der Erfolg von Rocket Internet hat inzwischen<br />

eine wahre „Inkubatorenschwemme“<br />

entstehen lassen, über die in der Branche<br />

kritisch diskutiert wird. Vor allem in<br />

der Großindustrie ist ein regelrechter Wettlauf<br />

um aussichtsreiche Start-ups ausgebrochen.<br />

Als zum Beispiel der Firmengründer<br />

Korbinian Weisser in einem Branchenportal<br />

seine Smartphone-App Qlearning<br />

vorstellte, die Studenten Lernmaterialien<br />

bietet, hatte er wenige Stunden später<br />

eine Mail von der Deutschen Telekom im<br />

Postfach. Wenn er Geld brauche, sollte<br />

man sich doch mal treffen.<br />

Heute arbeitet Weisser mit seinem Team<br />

im Hub:raum. So heißt der Inkubator, den<br />

die Telekom in Berlin im früheren Fernamt<br />

1, der einst größten Telefon-Vermittlungsstelle<br />

Europas, eingerichtet hat.<br />

Main Inkubator nennt dagegen die Commerzbank<br />

ihr Start-up-Treibhaus in Frankfurt.<br />

Im vergangenen Monat traf sich erstmals<br />

ein Investmentkomitee, um die Kandidaten<br />

zu sichten. Die ersten Start-ups<br />

sollen in der zweiten Jahreshälfte in das rote<br />

Backsteingebäude einziehen.<br />

„Wir suchen Milliardenunternehmen“,<br />

sagt Marius Sewing, Leiter des Microsoft<br />

Ventures Accelerators. Auch der US-Softwareriese<br />

hat im November die Jagd auf<br />

deutsche Gründer eröffnet. Dazu hat er<br />

»<br />

FOTO: WERNER SCHÜRING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

58 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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BAYER<br />

CoLaborator<br />

Stefan Jaroch<br />

Im Inkubator CoLaborator können sich<br />

sechs Start-ups einmieten. Nur im<br />

Accelerator-Programm gibt Bayer Geld<br />

und erhält dafür ein Recht auf Anteile<br />

Geld für Start-ups 50 000 Euro<br />

Firmenanteile für Bayer Verhandelbar<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 59<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

ihre sieben bestehenden Start-ups konzentrieren.<br />

Von den kürzlich noch 250 Mitarbeitern<br />

werden derzeit laut Epic nur noch<br />

200 weiter beschäftigt. Im März hatte Peric<br />

noch drei Neugründungen angekündigt,<br />

nun soll in diesem Jahr lediglich ein weiteres<br />

Start-up hinzukommen.<br />

Dabei ist ProSiebenSat1 durchaus erfolgreich<br />

und zu einem der wichtigsten deutschen<br />

Player im Online-Geschäft aufgestiegen.<br />

Der Umsatz der Sparte stieg von<br />

335 auf 484 Millionen Euro und macht fast<br />

ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus.<br />

Um unabhängiger <strong>vom</strong> Werbegeschäft<br />

zu werden, setzt die Gruppe auf Werbung:<br />

ProSiebenSat1 erhält Anteile an den Jungunternehmen<br />

oder deren Umsatz und gewährt<br />

ihnen im Gegenzug Werbeplätze.<br />

„Das ist unser Zaubertrank“, sagt ProSiebenSat1-Digitalchef<br />

Christian Wegner. Die<br />

Start-ups macht er damit in Kürze bei einem<br />

Millionenpublikum bekannt. Mit 48<br />

Start-ups hat ProSiebenSat1 inzwischen<br />

solche Deals, darunter bekannte Namen<br />

wie Zalando oder der Brillen-Online-<br />

Händler Mister Spex. Im Rahmen des 2013<br />

gestarteten Accelerator-Programms hat<br />

sich die Gruppe noch an 20 weiteren Startups<br />

je fünf Prozent gesichert.<br />

»<br />

in seiner neuen Hauptstadtrepräsentanz<br />

Unter den Linden ein Accelerator-<br />

Programm gestartet – und bietet den Rauchern<br />

unter den Gründern einen Balkon<br />

mit spektakulärem Blick <strong>vom</strong> Brandenburger<br />

Tor bis zum Alexanderplatz. Die ersten<br />

neun Teams haben gerade erfolgreich einen<br />

Crashkurs bei Microsoft beendet, Microsoft-Deutschland-Vorstand<br />

Peter Jaeger<br />

wettet gar, dass schon eines dieser Startups<br />

zum Milliardenunternehmen wird.<br />

Doch wie groß sind die Chancen der<br />

Großunternehmen wirklich, mihilfe von<br />

Start-ups das ganz große Ding zu finden?<br />

Wenn die Konzerne ihren Erfolg an Internet-Firmen<br />

wie Twitter messen, werden<br />

viele ihrer Versuche „tränenreich“ enden,<br />

prophezeit Ciaran O’Leary, Partner beim<br />

Risikokapitalgeber Earlybird. Er kritisiert<br />

den „Tsunami“ an Start-up-Programmen<br />

und warnt, besonders gute Gründerteams<br />

würden oft nicht direkt bei einem Konzern<br />

andocken wollen.<br />

„So einfach wie das Auflegen ist es, die<br />

Programme wieder dichtzumachen, wenn<br />

ein Vorstand oder die Strategie wechselt“,<br />

sagt O’Leary. So hat Bertelsmann gerade<br />

AXEL SPRINGER<br />

Plug & Play<br />

Jörg Rheinboldt<br />

In das Accelerator-Programm werden<br />

drei Mal pro Jahr bis zu zehn Start-ups<br />

aufgenommen<br />

Geld für Start-ups 25 000 Euro<br />

Firmenanteile für Springer 5 Prozent<br />

geförderte Start-ups bisher <strong>26</strong><br />

sein 2012 gegründetes „Innovation Lab“<br />

Bevation stillgelegt. Von den sieben Unternehmen<br />

sind zwei schon wieder <strong>vom</strong> Netz.<br />

Wie schwer die Firmengründung am<br />

Fließband sein kann, zeigt auch der Inkubator<br />

Epic Companies. Den hatte der TV-<br />

Konzern ProSiebenSat1 vor einem Jahr in<br />

Berlin gegründet und den Ex-Rocket-Manager<br />

Mato Peric als Leiter und Partner gewonnen.<br />

Mit zwei weiteren Ex-Rocket-Managern<br />

sollte Peric jedes Jahr mindestens<br />

fünf Start-ups aufbauen.<br />

Doch damit ist erst einmal Schluss. Der<br />

Großteil der Epic-Mitarbeiter soll sich auf<br />

KLEINER KRIEG<br />

Doch noch so viel Zaubertrank von den<br />

Konzernen sorgt nicht dafür, dass die Konkurrenz<br />

schläft. Überall, wo ein Start-up<br />

Neues entwickelt, tobt im Handumdrehen<br />

der Wettbewerb. Zu den Start-ups von Immobilienscout24<br />

etwa gehört auch Cleanagents,<br />

eine Online-Plattform, die Reinigungskräfte<br />

vermittelt. Ein lukratives Geschäft,<br />

findet auch Google und hat mit anderen<br />

Investoren 38 Millionen Dollar in die<br />

US-Plattform Homejoy gesteckt, die seit<br />

diesem Monat auch in Deutschland aktiv<br />

ist. Zudem brachte Rocket Internet im<br />

März sein Putzportal Helpling in den vier<br />

größten deutschen Städten an den Markt.<br />

Dafür brauchte Cleanagents ein halbes<br />

Jahr. „Das ist jetzt ein kleiner Krieg“, sagt<br />

Cleanagents-Gründer Sergiej Rewiakin.<br />

Hier zeigt sich ein Grundproblem der<br />

unternehmenseigenen Start-up-Brutkästen.<br />

Zwar sind sie nicht in komplexe Entscheidungsstrukturen<br />

von Konzernabteilungen<br />

eingebunden und können deshalb<br />

relativ autonom und flexibel agieren. Mit<br />

langjährigen lupenreinen Start-up-Fabriken<br />

wie Rocket Internet können sie aber<br />

trotzdem nur schwer mithalten.<br />

Denn statt zu klotzen, glauben viele Konzernlenker,<br />

bei Start-ups kleckern zu kön-<br />

FOTO: PR<br />

60 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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nen, und das in mehrerlei Hinsicht. Sie<br />

stellen meist nur kleine Summen zur Anschubfinanzierung<br />

sowie ein paar Büroplätze<br />

zur Verfügung. Dafür erhalten sie jedoch<br />

nur eine kleine Minderheitsbeteiligung,<br />

die ihnen zu wenig Einfluss auf die<br />

Geschäftsentwicklung ermöglicht.<br />

„Man wundert sich, wer alles Inkubatoren<br />

gründet, ohne viel Geld, Infrastruktur<br />

oder eigene Erfahrung“, sagt ein früherer<br />

hochrangiger Rocket-Manager. Ein anderer<br />

Seriengründer und Investor bei zahlreichen<br />

Start-ups geht sogar noch einen<br />

Schritt weiter und behauptet: „Die wirklich<br />

guten Gründer gehen nicht zu einem Unternehmen.“<br />

Die Schwierigkeiten einiger Konzerne<br />

scheinen die These zu stützen. So ist die<br />

Start-up-Offensive beim Lebensmittelriesen<br />

Rewe vertrocknet. „Wir wollen innerhalb<br />

der kommenden Monate eine Art Inkubator<br />

für Start-up-Unternehmen aufbauen“,<br />

hatte Rewe-Chef Alain Caparros<br />

vor einem Jahr angekündigt. Zwar hat Rewe<br />

zuletzt in den Rocket-Internet-Online-<br />

Möbelhändler Home24 investiert und weitere<br />

Beteiligungen angekündigt. Ein Inkubator<br />

ist jedoch kein Thema mehr.<br />

Berlin schlägt Bayern<br />

Investitionen in IT-Start-ups nach Bundesländern<br />

(in Millionen Euro)<br />

Berlin<br />

Bayern<br />

Hamburg<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Brandenburg<br />

Baden-Württemberg<br />

136,2<br />

123,4<br />

45,7<br />

34,2<br />

13,3<br />

15,0<br />

12,1<br />

12,5<br />

9,4<br />

2,8<br />

8,6<br />

23,7<br />

2013<br />

2012<br />

Quelle: Bitkom<br />

Auch der Münchner Versicherungskonzern<br />

Allianz verkündete vor Monaten Großes.<br />

„Good-bye, Tarnkappenmodus“, twitterte<br />

die Assekuranz cool, als sie im vergangenen<br />

August ihr Beschleunigungsprogramm<br />

für Start-ups startete. Der Allianz<br />

Digital Accelerator soll „Projekte, die<br />

unser Kerngeschäft beeinflussen“, identifizieren.<br />

Doch bislang konnte die Allianz<br />

keine Start-ups präsentieren, die das Geschäft<br />

des Konzerns „in der Breite voranbringen“.<br />

Das liege auch an einem Missverständnis,<br />

sagen die Münchner. „Ich ärgere mich<br />

selbst manchmal über unseren Namen“,<br />

sagt Sebastian Sieglerschmidt, Direktor im<br />

Allianz-Accelerator. „Denn wir sind kein<br />

klassisches Accelerator-Programm, sondern<br />

helfen Start-ups, schneller mit der Allianz<br />

zusammenzukommen.“ Vier solche<br />

Kooperationen gebe es.<br />

Die zahlreichen Accelerator- und Inkubator-Programme<br />

unterscheiden sich<br />

enorm – bei den Bezeichnungen und den<br />

Bedingungen. Welche davon Unternehmen<br />

und Start-ups Mehrwert bieten und<br />

wie nachhaltig der Boom ist, werden die<br />

kommenden zwei, drei Jahre zeigen. „Immer<br />

mehr Unternehmen machen solche<br />

Angebote, das scheint Mode zu sein“, sagt<br />

Peter Borchers, Chef des Telekom-Inkubators<br />

Hub:raum. In manchen Fällen sei eher<br />

die Marketingabteilung der Treiber meint<br />

Borchers. „Der eine oder andere wird womöglich<br />

auch wieder aufgeben.“<br />

Die Deutsche Telekom zählt zu den Unternehmen,<br />

die von der überschäumenden<br />

Risikokapital- und Start-up-Kultur in den<br />

USA besonders gebeutelt sind. So sorgt der<br />

kostenlose, erst fünf Jahre alte Message-»<br />

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Unternehmen&Märkte<br />

DEUTSCHE TELEKOM<br />

Hub:raum<br />

Peter Borchers<br />

Die Telekom fördert in ihrem Inkubator<br />

Hub:raum bis zu zehn Startups.<br />

Im Accelerator-Programm gibt<br />

es kein Geld und keine Anteile<br />

Geld für Start-ups bis 300 000 Euro<br />

Firmenanteile für Telekom<br />

10 bis 15 Prozent<br />

geförderte Start-ups bisher 42<br />

»<br />

Dienst WhatsApp dafür, dass immer<br />

mehr Kunden Abstand von der SMS nehmen.<br />

Dadurch gehen den Bonnern wertvolle<br />

Einnahmen verloren, während sich<br />

Facebook als Konzernmutter der beliebten<br />

Smartphone-App über noch mehr Nutzer<br />

freuen kann. Der Deutschen Telekom<br />

bleibt deshalb nur, selbst neue Ideen ausbrüten<br />

zu lassen.<br />

Allerdings ist Telekom-Inkubator-Chef<br />

Borchers realistisch genug, um keine zu<br />

hohen Erwartungen an seine derzeit neun<br />

Schützlinge zu schüren: „Wenn ein Super-<br />

Start-up dabei sein sollte, wäre das spitze,<br />

aber das kann man nicht planen.“ Er wolle<br />

vielmehr ein gutes Portfolio in der Breite<br />

aufbauen. Pro Jahr werden in seinem Inkubator<br />

zehn bis zwölf Start-ups mit jeweils<br />

bis zu 300 000 Euro finanziert, im Gegenzug<br />

erhält die Telekom 10 bis 15 Prozent<br />

der Firmenanteile. Das zusätzlich angebotene<br />

Accelerator-Programm hat Borchers<br />

jetzt umgestellt. Statt wie bislang einmal im<br />

Jahr zu einem festgelegten Zeitpunkt können<br />

nun permanent Start-ups neu aufgenommen<br />

werden. Damit reagiert die Telekom<br />

auf die bisherigen Erfahrungen seit<br />

dem Start 2012 und die gewachsene Accelerator-Konkurrenz.<br />

Geld und Anteile fließen<br />

dort aber nicht. „Wir wollen nicht ganz<br />

viele Drei- oder Fünf-Prozent-Beteiligungen<br />

haben“, sagt Borchers.<br />

ProSieben oder Axel Springer arbeiten<br />

dagegen nach dem Schrotflintenprinzip.<br />

Sie geben Start-ups jeweils 25 000 Euro und<br />

sichern sich damit fünf Prozent an den Firmen.<br />

Damit spielen die beiden Mediengiganten<br />

nicht selten mit der Finanznot der<br />

Kandidaten. Denn unter Umständen sind<br />

25 000 Euro für fünf Prozent am eigenen<br />

Start-up ein hoher Preis, den die Gründer<br />

bezahlen müssen. „Für das bisschen Geld<br />

würde man eigentlich keine Unternehmensanteile<br />

abgeben“, sagt Jascha Chong<br />

Luna, Gründer von Eyeglass24, einem Online-Spezialisten<br />

für Brillengläser.<br />

Wochenlang diskutierte Luna mit seinen<br />

Mitgründern daher den Schritt. Er bereut<br />

den Deal mit ProSiebenSat1 aber nicht. Für<br />

Eyeglass24 sei die Rechnung aufgegangen,<br />

da er durch den Accelerator Kontakte zu Investoren<br />

fand und somit eine wesentlich höhere<br />

und bessere Bewertung seines Startups<br />

bei der nächsten Finanzierungsrunde<br />

erzielt. Das gelingt jedoch nicht immer, weiß<br />

auch Sieglerschmidt <strong>vom</strong> Allianz-Accelerator.<br />

„Wenn sich ein strategischer Investor zu<br />

früh beteiligt, kann das der Wertentwicklung<br />

des Start-ups sogar schaden“, sagt Sieglerschmidt,<br />

der einst selbst einen Online-Modeshop<br />

mit Rocket Internet gegründet hat.<br />

Auch deswegen hat sich die Allianz gegen<br />

ein Beteiligungsmodell entschieden.<br />

ALTER SACK WARTET AUF ANRUF<br />

Trotzdem sind auch diese Start-up-Programme<br />

der Konzerne bei Gründern gefragt.<br />

Einige betreiben gar ein regelrechtes<br />

Accelerator-Hopping. Get2Play, eine Online-Seite<br />

zum Instrumentenlernen, war<br />

erst bei Pro7 und dann bei Springer. Das<br />

Hundehalter-Portal Leinentausch wurde<br />

bis März dieses Jahres von Immobilientausch<br />

gefördert und ist im Anschluss<br />

ebenfalls in Springers Start-up-Wohngemeinschaft<br />

gewechselt.<br />

In dem Springer-Gründerlabor liegen<br />

die alte und neue Medienwelt ganz dicht<br />

beieinander. Direkt hinter der Eingangstür<br />

liegt eine Holzpalette, auf der sich meterhoch<br />

Druckerzeugnisse aus Deutschlands<br />

größtem Verlagshaus stapeln, doch für<br />

„Bild“, „Welt“ und „Morgenpost“ interessiert<br />

sich hier keiner. Lediglich <strong>vom</strong> „Bitcoin-Magazin“,<br />

das über die gleichnamige<br />

Cyberwährung berichtet, sind nur noch<br />

drei Exemplare übrig.<br />

Die Wände des Zukunftslabors sind mit<br />

absurden oder ordinären Graffitisprüchen<br />

eines Künstlers bedeckt, der hier zuvor sein<br />

Atelier hatte. „Alter Sack wartet auf Anruf“<br />

lautet einer der Sprüche. Als Chefscout für<br />

seine Start-ups hat Springer Jörg Rheinboldt<br />

engagiert. Er hatte einst gemeinsam<br />

mit den Samwer-Brüdern die Auktionsplattform<br />

Alando mitgegründet und sie<br />

später an Ebay verkauft. Danach hatten die<br />

Samwer-Brüder begonnen, weitere Firmen<br />

aufzuziehen. Rheinboldt blieb fünf Jahre<br />

Chef von Ebay in Deutschland. Nun gibt er<br />

sein Wissen an Gründer weiter und versucht<br />

zu erahnen, welche Geschäftsideen<br />

Axel Springer helfen könnten.<br />

Idealerweise bieten diese Ideen Synergien<br />

mit bestehenden Geschäften. Aus<br />

Sicht der Unternehmen ist das vielfach ein<br />

wichtiges Entscheidungskriterium für ein<br />

Start-up. So sind bei Springer beispielsweise<br />

gerade die Gründer des Start-ups Adincon<br />

eingezogen, sie wollen die Platzierung<br />

von Werbeanzeigen auf Internet-Seiten op-<br />

FOTO: PR<br />

62 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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timieren. An den Tischen daneben entwickeln<br />

die Gründer von SnapClip eine Plattform<br />

zur Videobearbeitung.<br />

Telekom-Manager Borchers wiederum<br />

fördert die Gründer von Vigour. Das Startup<br />

entwickelt eine Technologie, um Videos<br />

oder Medieninhalte einfacher auf verschiedenen<br />

Gerätetypen anzuzeigen, <strong>vom</strong><br />

Handy bis zum Fernsehen. Oder das Startup<br />

Reputami, das Bewertungen von Hotels<br />

oder Restaurants analysiert. „Es hilft auch<br />

uns, wenn beispielsweise die Vertriebler<br />

von T-Systems solch ein tolles, junges Produkt<br />

mit zu den Kunden nehmen können“,<br />

sagt Borchers. Die Start-ups wiederum bekommen<br />

durch die Telekom schneller und<br />

leichter Zugang zu Kunden.<br />

Von diesem Geben und Nehmen profitieren<br />

beide Seiten, junge Gründer und alteingesessene<br />

Unternehmen. Deshalb will<br />

die Bundesregierung den Schulterschluss<br />

fördern. „Die deutschen Unternehmen<br />

müssen Start-ups nicht als Bedrohung sehen,<br />

sondern als Partner“, predigt Tobias<br />

Kollmann, der für Wirtschaftsminister Sigmar<br />

Gabriel den Beirat junge digitale Wirtschaft<br />

leitet. In ihm sitzen Gründer und IT-<br />

Experten. Allerdings sollten sich Unternehmen<br />

bewusst sein, wie aufwendig die Entwicklung<br />

eines langfristig erfolgreichen<br />

Start-up-Programms ist, meint der Professor<br />

für Betriebswirtschafslehre, Wirtschaftsinformatik<br />

und insbesondere<br />

E-Business sowie E-Entrepreneurship an<br />

der Universität Duisburg-Essen in Essen.<br />

Mancher Vorstand glaube, man müssen<br />

nur den Mitarbeiter, der sowieso immer in<br />

Turnschuhen rumläuft, mit der Betreuung<br />

der Start-ups beauftragen, ätzt Ulrich<br />

Schmitz, Technikchef bei Axel Springer, gegen<br />

die eigene Zunft. Der Verlag sieht sich<br />

derzeit in Deutschland als Vorreiter der Digitalisierung,<br />

etwa indem er seine Top-Manager<br />

medienwirksam ins Silicon Valley<br />

schickt und sie in einer Wohngemeinschaft<br />

in der US-Internet-Hochburg unterbringt.<br />

IN FÜNF ODER SECHS JAHREN<br />

Neben dem Waldschratbart-Look für<br />

„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann hat<br />

Axel Springer in dem amerikanischen IT-<br />

Mekka auch einen erfahrenen Partner für<br />

seine Start-up-Aktivitäten gefunden: Der<br />

Konzern-Inkubator Plug & Play investiert<br />

dort seit Jahren in Start-ups und betreibt<br />

nun den hiesigen Accelerator mit Springer<br />

gemeinsam. Dies sei zwar „nicht der alleinige<br />

Heilsbringer für die Digitalisierung“,<br />

sagt Axel-Springer-Manager Rheinboldt.<br />

Aber ein Baustein von vielen. „Strategisch<br />

wesentlich wichtiger ist für uns der Kauf<br />

von Unternehmen, die schon gezeigt haben,<br />

dass sie erfolgreich sind“, sagt Springer-Manager<br />

Schmitz. Das sei berechenbarer<br />

als die Frühphaseninvestments.<br />

Doch auch bei diesen Wetten auf neue<br />

digitale Trends lagen Konzerne in den vergangenen<br />

Jahren oft genug daneben. So<br />

hat die Deutsche Telekom gerade die Plattform<br />

Musicload aufgegeben, die Apples<br />

iTunes-Store Paroli bieten sollte. Das zu<br />

RTL gehörende soziale Netzwerk Werkennt-wen<br />

schließt am 1. Juni. Beim Netzwerk<br />

Lokalisten, das ProSiebenSat.1 vor<br />

sechs Jahren für einen zweistelligen Millionenbetrag<br />

kaufte, bleiben die Nutzer weg.<br />

„Frühestens im fünften oder sechsten<br />

Jahr sieht man, welche Modelle wirklich<br />

funktionieren“, sagt Investor O’Leary. Daher<br />

müssten nun auch die Unternehmen<br />

erst einmal beweisen, ob sie mit ihren neuen<br />

Start-up-Spielplätzen einen so langen<br />

Atem haben.<br />

n<br />

oliver.voss@wiwo.de<br />

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Technik&Wissen<br />

Sinnsuche im All<br />

RAUMFAHRT | Diese Woche fliegt der wohl letzte deutsche Astronaut zur Internationalen<br />

Raumstation ISS. Denn die Tage des milliardenschweren Prestigeprojekts sind<br />

gezählt. Und das ist gut. Forschung im Weltall geht – dank visionärer Unternehmer –<br />

bald anders und günstiger.<br />

Es gibt wohl kaum einen spektakuläreren<br />

Arbeitsplatz als den<br />

von Alexander Gerst: gut 400 Kilometer<br />

über der Erde, 28 000 Kilometer<br />

pro Stunde schnell.<br />

Dennoch hat der deutsche Astronaut auf<br />

der Internationalen Raumstation ISS einen<br />

ziemlichen Routinejob. An einem typischen<br />

Tag wird er Punkt 6 Uhr geweckt und<br />

muss als Erstes den Sitz zweier Sensoren<br />

auf Brust und Stirn überprüfen, die seine<br />

Körpertemperatur bestimmen. Um 6.15<br />

Uhr steht die Morgentoilette auf dem<br />

Dienstplan, um 6.35 Uhr ein Urintest. Es<br />

folgt das Frühstück. Anschließend Besprechungen,<br />

weitere Experimente, eine Pressekonferenz,<br />

Fitnesstraining, noch mehr<br />

Experimente, noch mehr Besprechungen.<br />

Schließlich um 21.20 Uhr muss Gerst die<br />

beiden Sensoren noch einmal checken.<br />

Zehn Minuten später heißt es: Licht aus.<br />

166 Tage lang wird das so gehen, sofern<br />

Gerst wie geplant am Mittwochabend als<br />

dritter Deutscher zur ISS aufbricht. Der<br />

promovierte Geophysiker wird dann die<br />

Arbeit von Thomas Reiter und Hans Schlegel<br />

fortsetzen. Wie seine Vorgänger wird er<br />

Experimente zur Materialforschung und<br />

Plasmaphysik durchführen, zum Erdmagnetfeld<br />

und zur Suche nach kosmischen<br />

Teilchen. Und er wird – im Dienste der Medizin<br />

– selbst zum Versuchskaninchen.<br />

Ob ihm ein weiterer deutscher Astronaut<br />

folgen wird, ist indes fraglich: Die Raumstation<br />

ist angezählt. Mindestens 80 Milliarden<br />

Euro haben die 14 westlichen ISS-<br />

Staaten seit Anfang der Neunzigerjahre in<br />

Planung, Aufbau und Betrieb des Außenpostens<br />

investiert. Die <strong>Ausgabe</strong>n verteilen<br />

sich zwar auf viele Jahre und viele Partner,<br />

trotzdem geraten die Anhänger der Station<br />

zunehmend in Erklärungsnot: Hoffnungen,<br />

die Industrie würde auf der ISS experimentieren,<br />

haben sich nicht erfüllt. Und<br />

der Erkenntnisfortschritt durch die Grundlagenforschung<br />

wird nur langsam sichtbar.<br />

Vor allem die Europäer tun sich schwer,<br />

Geld für den weiteren Betrieb aufzubringen.<br />

Die Russen drohen sogar, ganz auszusteigen:<br />

Verärgert über Sanktionen im Zuge<br />

der Ukraine-Krise, hat der stellvertretende<br />

Ministerpräsident Dmitri Rogosin<br />

vergangene Woche angekündigt, 2020 den<br />

Geldhahn zuzudrehen. Er ist einer der rus-<br />

80 Milliarden<br />

Euro haben Bau und<br />

Betrieb der ISS bis<br />

heute verschlungen<br />

sischen Top-Politiker, denen die Europäische<br />

Union die Einreise verboten hat.<br />

Die Raumstation taugt damit womöglich<br />

bald nicht mehr länger als Symbol der<br />

friedlichen internationalen Kooperation.<br />

Ursprünglich ein Produkt des Kalten Krieges,<br />

ausgeheckt von US-Präsident Ronald<br />

Reagan, hat die Station im Laufe ihrer Geschichte<br />

Russen, Amerikaner, Kanadier, Japaner<br />

und Europäer zusammengeschweißt.<br />

Sogar für den Friedensnobelpreis<br />

soll sie schon im Gespräch gewesen<br />

sein. Doch das ist Geschichte.<br />

Neue Ideen sind gefragt. Die Forschung<br />

im All muss billiger, effizienter, schneller<br />

werden. Aufblasbare Raumstationen, umgebaute<br />

Touristenflieger und winzige Forschungssatelliten<br />

könnten ihren Teil dazu<br />

beitragen. Hinter diesen Konzepten stecken<br />

visionäre Unternehmer, die Pioniergeist<br />

mit Pragmatismus verbinden. Etwas,<br />

was den großen staatlichen Raumfahrtagenturen<br />

zu fehlen scheint.<br />

KÖLSCH FÜR JEDEN DEUTSCHEN<br />

Alexander Gerst wird sich all diese Diskussionen<br />

nicht anmerken lassen, wenn er<br />

Mittwoch in seine Sojus-Kapsel klettert.<br />

Sechs Stunden soll der Flug zur ISS dauern,<br />

fast sechs Monate der Aufenthalt an Bord.<br />

Während dieser Zeit wird er mit voraussichtlich<br />

mehr als 100 Experimenten in<br />

Berührung kommen. Hauptsächlich geht<br />

es dabei um Grundlagenforschung – getrieben<br />

von Neugier, mit offenem Ergebnis,<br />

ohne absehbaren Nutzen. Es kann dabei<br />

das nächste Wundermaterial, die nächste<br />

Wunderpille, gar der nächste Nobelpreis<br />

herausspringen. Etwa wenn die Physiker<br />

mithilfe des 8,5 Tonnen schweren Alpha-<br />

Magnet-Spektrometers herausfinden, warum<br />

nach dem Urknall die Antimaterie verschwand<br />

– wäre das nicht passiert, gäbe es<br />

uns heute nicht.<br />

Die Forschung kann aber genauso gut im<br />

Sande verlaufen.<br />

„Für uns ist das Engagement auf der ISS<br />

vergleichbar mit Investitionen in den Teilchenbeschleuniger<br />

Cern oder andere<br />

Großforschung. Es ist eine grundsätzliche<br />

Entscheidung“, rechtfertigt Volker Schmid<br />

die <strong>Ausgabe</strong>n für die Station. Er leitet die<br />

Fachgruppe ISS beim Deutschen Zentrum<br />

FOTOS: NASA (7), LAIF/POLARIS/CNP, AGENTUR FOCUS, SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />

64 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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6.00 Wecken<br />

6.15 Körperpflege 6.50 Frühstück<br />

7.30 Teambesprechung<br />

ISS<br />

Arbeitsalltag<br />

eines<br />

Astronauten<br />

9.00 Experimente<br />

20.30 Freizeit<br />

17.30 Fitnesstraining Wartungsarbeiten<br />

für Luft- und Raumfahrt (DLR). Bisher hat<br />

Deutschland etwa 3,5 Milliarden Euro investiert.<br />

Die jährlichen Betriebsausgaben<br />

belaufen sich – <strong>vom</strong> Management bis hin<br />

zum Transport der Astronauten – auf rund<br />

130 Millionen Euro. „Die ISS kostet somit<br />

jeden Bürger ein Glas Kölsch oder eine Tasse<br />

Kaffee im Jahr“, rechnet Schmid vor.<br />

KALTES PLASMA GEGEN MIKROBEN<br />

Die Ergebnisse der jahrelangen Forschung,<br />

zumindest die handfesten, sind dennoch<br />

überschaubar: So bauen sich in der Schwerelosigkeit<br />

unvermeidlich die Knochen eines<br />

Menschen ab. Aßen Astronauten mehr<br />

Kochsalz, verschlimmerte sich das Problem<br />

bei einigen von ihnen. Sollte sich der<br />

Effekt bestätigen, würde das für eine kochsalzarme<br />

Diät bei alten und bettlägerigen<br />

Menschen sprechen. Versuche auf der ISS<br />

haben zu einer besonders leichten und widerstandsfähigen<br />

Titan-Aluminium-Legierung<br />

geführt. Turbinenschaufeln aus dem<br />

neuen Material könnten den Kerosinverbrauch<br />

in Düsentriebwerken deutlich senken<br />

und so die Emissionen verringern.<br />

Besonders beeindruckend – aber auch<br />

völlig unkalkulierbar – sind die zufälligen<br />

Funde, die Abfallprodukte der Raumfahrt:<br />

Seit 2001 experimentiert das Max-Planck-<br />

Institut für extraterrestrische Physik in Garching<br />

beispielsweise mit kalten Plasmen –<br />

einem verdünnten Gemisch aus neutralen<br />

und geladenen Atomen sowie Molekülen.<br />

Auf der ISS untersuchten die Forscher damit<br />

Kristalle. Auf der Erde erkannten sie<br />

später, dass kaltes Plasma Wunden desinfiziert,<br />

ohne die Haut zu schädigen. Sogar<br />

Mikroben, die gegen Antibiotika resis-<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 65<br />

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Technik&Wissen<br />

Die Sternenflotte der Privaten<br />

Forschen<br />

Der Raumgleiter des Start-ups Swiss<br />

Space Systems setzt Forschungssatelliten<br />

in 80 Kilometer Höhe aus. Von<br />

dort steigen sie aus eigener Kraft ins All.<br />

Liefern<br />

Das Raumschiff Dragon des US-Unternehmens<br />

SpaceX hat schon dreimal<br />

Nachschub zur ISS gebracht – deutlich<br />

preiswerter als einst das Spaceshuttle.<br />

Reisen<br />

Ab 2017 will der US-Konzern Boeing<br />

der russischen Sojus-Kapsel Konkurrenz<br />

machen: Sein Raumschiff CST-100 soll<br />

bis zu sieben Astronauten zur ISS fliegen.<br />

»<br />

tent geworden sind, werden getötet.<br />

Nun soll ein tragbares Gerät zur Wunddesinfektion<br />

entwickelt werden. „Da ist enorm<br />

viel Potenzial vorhanden“, sagt Schmid.<br />

Ein anderer Traum ist dagegen weitgehend<br />

geplatzt. In den Anfangstagen der ISS<br />

hofften Raumfahrtmanager, die Industrie<br />

würde auf der Station forschen und produzieren.<br />

„Das war damals sehr optimistisch“,<br />

sagt Schmid. Heute ist klar: Die Planung eines<br />

Weltraumexperiments mit allen nötigen<br />

Genehmigungen dauert vielen Forschungsabteilungen<br />

zu lange, die Ergebnisse<br />

sind zu unberechenbar, der Ausflug<br />

ins All gilt als zu teuer – obwohl das DLR<br />

mitunter sogar Transport und Betrieb auf<br />

der Station übernimmt.<br />

SONNYBOY OHNE GITARRE<br />

Nur zwei industriegetriebene Versuche<br />

stehen auf Gersts Experimentierplan: Der<br />

Raumfahrtkonzern Airbus Defence and<br />

Space will ein per Funk kommunizierendes<br />

Sensornetzwerk testen, das künftig im europäischen<br />

Forschungsmodul Columbus<br />

der ISS, aber auch in anderen extremen<br />

Umgebungen arbeiten soll.<br />

Der Schweizer Textilhersteller<br />

Schoeller will gemeinsam mit<br />

den Hohenstein Instituten und<br />

der Berliner Charité die Geruchsentwicklung<br />

seiner Funktionstextilien<br />

von Astronauten<br />

beurteilen lassen – eine Art<br />

Gütesiegel, das sich gut fürs<br />

Marketing nutzen lässt.<br />

Video<br />

In unseren App-<br />

<strong>Ausgabe</strong>n finden<br />

Sie Zeitrafferaufnahmen<br />

<strong>vom</strong> Blick aus<br />

der ISS<br />

Im Kampf um Aufmerksamkeit – und<br />

mehr Steuergelder – rücken daher andere<br />

Aspekte in den Mittelpunkt: Bildung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit. Gerst hat sich in den<br />

vergangenen Monaten zu einem Sonnyboy<br />

und Werbeträger für die Raumfahrt gemausert.<br />

Gitarre spielen und singen wie<br />

sein kanadischer Kollege Chris Hadfield<br />

will er zwar nicht, dessen Version des David-Bowie-Songs<br />

„Space Oddity“ im Internet<br />

millionenfach abgerufen wurde. Aber<br />

Bildungsthemen haben es ihm angetan.<br />

Mehrere Schülerexperimente, Live-Schalten<br />

und Fotoaktionen sind während seiner<br />

Mission geplant. „Ich empfinde es als meine<br />

Verpflichtung, der kommenden Generation<br />

zu zeigen, was wir am Weltall haben“,<br />

sagt Gerst. Er wird das größtenteils in<br />

seiner Freizeit erledigen. „Rein rechnerisch<br />

stehen uns pro Flugperiode nur zwei<br />

Stunden für Bildung zur Verfügung“, sagt<br />

Schmid. „Die Wissenschaft bleibt stets im<br />

Vordergrund.“<br />

Das Trommeln für die Station ist dringend<br />

erforderlich. Vor allem Italien und<br />

Frankreich haben ihre finanzielle Unterstützung<br />

zuletzt deutlich zurückgefahren;<br />

Deutschland, das bislang<br />

41 Prozent der europäischen<br />

<strong>Ausgabe</strong>n schulterte, hat seinen<br />

Anteil auf 50 Prozent erhöht.<br />

Trotzdem müssen die laufenden<br />

<strong>Ausgabe</strong>n für die ISS um 30 Prozent<br />

gedrückt werden, unter anderem<br />

bei der Betreuung der<br />

Forscher, ebenso bei den Experimenten.<br />

Und wie es nach 2015 weitergeht,<br />

ist derzeit noch offen. Eine weitere<br />

Milliarde Euro wird bis 2020 benötigt.<br />

„Noch sind wir nicht ganz am Ziel, aber ich<br />

bin zuversichtlich“, sagte Jean-Jacques Dordain,<br />

Chef der Europäischen Weltraumorganisation<br />

ESA, Anfang des Jahres bei einem<br />

Besuch des europäischen Raumfahrtkontrollzentrums<br />

in Darmstadt. „Allerdings<br />

müssen wir dieses Jahr unbedingt eine Lösung<br />

finden, andernfalls bekommen wir ein<br />

großes Problem.“<br />

RAUMMODUL ZUM AUFBLASEN<br />

Volker Schmid plädiert jedenfalls dafür, die<br />

ISS „zu nutzen, zu nutzen, zu nutzen, so<br />

lange wie möglich“. Dennoch machen sich<br />

die Raumfahrtagenturen bereits Gedanken,<br />

was nach der Station kommen könnte.<br />

Sicher scheint: Die Zeit der Mammutprojekte<br />

im All ist vorbei. Neue Forschungseinrichtungen<br />

müssen kleiner, modularer,<br />

flexibler sein.<br />

Eine mögliche Lösung kommt <strong>vom</strong> US-<br />

Hotelmagnaten Robert Bigelow. Seit Juli<br />

2006 lässt der Amerikaner bereits einen<br />

unbemannten Testballon um die Erde kreisen:<br />

Genesis I ist im Grunde ein überdimensionaler,<br />

zylindrischer Schwimmflügel<br />

– ein aufblasbarer Prototyp, der von einer<br />

mehrlagigen Kunststoffhülle gegen Einschläge<br />

von Asteroiden geschützt wird. Die<br />

leichte, unkomplizierte Konstruktion lässt<br />

sich deutlich günstiger transportieren und<br />

betreiben als die ISS mit ihrer Spannweite<br />

von mittlerweile 110 Metern.<br />

»<br />

FOTOS: PR (2), ACTION PRESS, GETTY IMAGES/AFP<br />

66 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Technik&Wissen<br />

»<br />

Die Idee dafür hat Bigelow Ende der<br />

Neunziger der US-Raumfahrtbehörde Nasa<br />

abgekauft, die dem Konzept damals wenig<br />

abgewinnen konnte. Nun dreht er es ihr<br />

wieder an: 17,8 Millionen Dollar zahlt sie<br />

an seine Firma, um ab kommendem Jahr<br />

ein aufblasbares Modul an der ISS testen<br />

zu können. Dort soll der knapp drei Meter<br />

dicke Anbau namens Beam zwei Jahre lang<br />

beweisen, dass er der kosmischen Strahlung,<br />

dem ständigen Bombardement<br />

durch Mikrometeoriten und den Temperaturschwankungen<br />

im All trotzen kann.<br />

Bewährt sich Beam, will Bigelow 2017 eine<br />

eigene Station starten. BA 330 soll 14<br />

Meter lang sein, Platz für sechs Astronauten<br />

bieten und über einen mehr als doppelt<br />

so großen Innenraum verfügen wie<br />

das aktuelle ISS-Modul der Amerikaner –<br />

bei nur 30 Prozent mehr Gewicht. 25 Millionen<br />

Dollar soll es kosten, ein Drittel der<br />

Station zwei Monate lang zu mieten. Angeblich<br />

haben bereits mehrere Staaten,<br />

Biotech-Unternehmen und Universitäten<br />

Interesse bekundet.<br />

Noch muss Bigelow aber warten. Ihm<br />

fehlen schlicht die Raketen, um Menschen<br />

zu solch einer Station zu transportieren:<br />

Seit dem Ende der amerikanischen Shuttle-Flüge<br />

im Juli 2011 können einzig die<br />

russischen Sojus-Raketen Astronauten zur<br />

ISS bringen. Gut 70 Millionen Dollar zahlen<br />

die Amerikaner derzeit für jede Mitfluggelegenheit<br />

in den dreisitzigen Kapseln.<br />

Künftig soll der Transport günstiger und<br />

unabhängig von den Russen werden. Seit<br />

2010 unterstützt die Nasa daher US-Firmen<br />

bei der Entwicklung eines eigenen Raumschiffs.<br />

Drei Konzepte sind derzeit im Rennen,<br />

darunter der Shuttle-ähnliche Dream<br />

Chaser der Sierra Nevada Corporation, einem<br />

mittelständischen Luft- und Raumfahrtunternehmen,<br />

sowie eine Kapsel für<br />

bis zu sieben Astronauten, die der Boeing-<br />

Konzern gemeinsam mit Bigelow Aerospace<br />

entwickelt.<br />

70 Millionen<br />

Dollar kostet Gersts<br />

Flug mit der Sojus-<br />

Kapsel zur ISS<br />

MINISATELLITEN AUS DER SCHWEIZ<br />

Am weitesten fortgeschritten ist das kalifornische<br />

Unternehmen SpaceX mit seinem<br />

Raumtransporter Dragon. Hinter dem<br />

Unternehmen steckt der Multiunternehmer<br />

Elon Musk, der bereits mit PayPal die<br />

Finanzbranche und mit Tesla Motors die<br />

Autoindustrie aufgemischt hat. Die unbemannte<br />

Variante der Dragon-Kapsel transportiert<br />

seit Mai 2012 Fracht zur Raumstation;<br />

die Version für bis zu sieben Astronauten<br />

soll 2015 erstmals abheben. SpaceX<br />

peilt dann einen Startpreis von 140 Millionen<br />

Dollar für das Raumschiff an – oder 20<br />

Millionen Dollar pro Astronaut, sofern die<br />

Kapsel voll besetzt ist.<br />

Noch billiger könnte es werden, wenn<br />

den Forschern wenige Minuten Schwerelosigkeit<br />

für ihre Experimente genügen:<br />

Raumschiffe, die zahlungskräftige Touristen<br />

auf einer Parabelbahn an die Grenze<br />

zum Weltall und wieder zurück bringen<br />

sollen, eignen sich auch für wissenschaftliche<br />

Versuche. Die Firma Virgin Galactic<br />

des britischen Unternehmers Richard<br />

Branson hat ihr SpaceShipTwo zum Beispiel<br />

bereits an die Nasa vermietet.<br />

Die ersten Flüge des Raumfahrzeugs, das<br />

seit vielen Jahren in der Mojave-Wüste entwickelt<br />

wird, sollen der Forschung gewidmet<br />

sein. Vier bis fünf Minuten Schwerelosigkeit<br />

verspricht Virgin Galactic – zu einem<br />

Preis von etwa 1,2 Millionen Dollar.<br />

Der Himmelsstürmer<br />

Gerst, 38, startet am 28. Mai als dritter<br />

deutscher Astronaut zur Raumstation<br />

ISS. Seit 2009 bereitet er sich auf die<br />

sechsmonatige Mission vor.<br />

Noch muss das SpaceShipTwo allerdings<br />

beweisen, dass es überhaupt 100 Kilometer<br />

Höhe erreichen kann.<br />

Vielleicht zeigen aber auch die Schweizer<br />

dem Rest der Welt, wie es gut und günstig<br />

funktioniert: Pascal Jaussi, ehemaliger<br />

Testpilot der Schweizer Luftwaffe, will mit<br />

seinem Unternehmen Swiss Space Systems<br />

(S3) komplett auf experimentierende Astronauten<br />

verzichten und stattdessen besonders<br />

billige Forschungssatelliten ins All<br />

schicken. Hierzu soll ein umgebauter Airbus<br />

A300 ein Shuttle auf zehn Kilometer<br />

Höhe transportieren. Das Raumfahrzeug<br />

klinkt sich aus, zündet sein Triebwerk, klettert<br />

auf 80 Kilometer und setzt dort Minisatelliten<br />

aus. Die steigen aus eigener Kraft in<br />

ihre Umlaufbahn, Flugzeug und Shuttle<br />

landen wieder und lassen sich erneut nutzen.<br />

„Wir werden ein Startsystem etablieren,<br />

das nur ein Viertel so viel kostet wie aktuelle<br />

Raketen“, sagt S3-Kommunikationsleiter<br />

Grégoire Loretan.<br />

Einer der ersten Kunden ist die schweizerisch-israelische<br />

Firma Spacepharma,<br />

die ab 2018 insgesamt 28 Starts anpeilt. In<br />

ihren nur fünf Kilogramm schweren Satelliten<br />

lassen sich chemische Verbindungen<br />

synthetisieren, Genfunktionen testen, Viren<br />

auf ihre Gefährlichkeit untersuchen –<br />

immer im Hinblick auf neue Impfstoffe<br />

und Medikamente. Etwa 350000 Dollar soll<br />

solch ein Experiment kosten. Bis zu 540 Tage<br />

kann ein Satellit im All bleiben.<br />

ROBOTER ODER MENSCH?<br />

Automatische Systeme werden künftig<br />

aber auch auf großen Raumstationen, egal,<br />

ob starr oder aufblasbar, eine wichtigere<br />

Rolle spielen. Schon heute experimentiert<br />

die Nasa in der ISS mit einem Robonauten<br />

– einem Torso, der mit seinen Armen, Fingern,<br />

Augen zunehmend anspruchsvolle<br />

Aufgaben übernehmen soll.<br />

Alexander Gerst hat dennoch keine<br />

Angst um seinen Job. „Es wäre natürlich<br />

blöd, teuer, unnütz, wenn Menschen Aufgaben<br />

verrichten, die Roboter genauso gut<br />

erledigen könnten“, sagt der Geophysiker.<br />

Den Entdeckergeist, die Inspiration, die<br />

Faszination der Raumfahrt können Maschinen<br />

in seinen Augen allerdings nicht<br />

vermitteln – dafür braucht es den Menschen<br />

mit seinen Erinnerungen, mit seinen<br />

Abenteuern, notfalls auch mit seiner Gitarre<br />

und seinen Liedern. „Die Robotik eröffnet<br />

der Raumfahrt neue Möglichkeiten“,<br />

sagt der 38-Jährige, „die Menschen aber,<br />

die geben ihr den Sinn.“<br />

n<br />

alexander stirn | technik@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 67<br />

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Technik&Wissen<br />

Spritze ins Gehirn<br />

GESUNDHEIT | Ein Kind starb durch eine dubiose Stammzellbehandlung<br />

des Düsseldorfer Unternehmens XCell. Nun ist eine<br />

Ärztin angeklagt. Doch der Medizin-Krimi geht weiter.<br />

Geschäft mit der Hoffnung<br />

Stammzellen müssen<br />

sich erst noch bewähren<br />

Der Ex-Chef<br />

verdient weiter mit<br />

seiner gefährlichen<br />

Masche<br />

Was die Forscher versprechen, ist<br />

fantastisch: Künftig sollen Stammzellen<br />

fast jedes Leiden heilen. Die<br />

Zellen mit der ungeheuren Regenerationskraft<br />

sollen zum Jungbrunnen für altersschwache<br />

Herzen, Gehirne oder Gelenke<br />

werden. Kaum eine andere medizinische<br />

Methode weckt derzeit so viele Hoffnungen<br />

– gerade bei schwer kranken Menschen<br />

und Eltern behinderter Kindern.<br />

Genau auf diese verzweifelte Patientengruppe<br />

hatte es die Düsseldorfer Firma<br />

XCell Center GmbH abgesehen. Sie hatte<br />

sich von 2007 bis 2010 in zwei katholischen<br />

Kliniken in Köln und Düsseldorf eingemietet.<br />

Für Zehntausende von Euro versprachen<br />

der Firmengründer Cornelis Kleinbloesem<br />

und sein Ärzteteam Heilung von<br />

zahlreichen schweren Krankheiten.<br />

Damit war der niederländische Geschäftsmann<br />

seiner Zeit weit voraus. Denn<br />

seriöse Forscher betonen auch heute noch,<br />

dass sich die meisten Stammzelltherapien<br />

in einem frühen experimentellen Stadium<br />

befinden – und damit Jahre von einer regulären<br />

Standardbehandlung entfernt sind.<br />

Weil XCell aber in einer rechtlichen Grauzone<br />

agierte, konnten die Behörden das<br />

Unternehmen erst im Jahr 2010 schließen,<br />

als zwei Kinder schwere körperliche Schäden<br />

durch die Injektion von Stammzellen<br />

ins Gehirn davontrugen – und ein weiteres<br />

starb (die WiWo berichtete mehrfach).<br />

Das Unheimliche daran: Während die<br />

Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nun gegen<br />

die behandelnde Ärztin Anklage erhoben<br />

hat (Aktenzeichen 4KLS 6/14), bleibt<br />

Ex-Chef Kleinbloesem unbehelligt. Noch<br />

bedenklicher: Er bietet die lebensgefährlichen<br />

Eingriffe am Gehirn weiterhin an.<br />

Bei seiner zweiten Firma, der Cells4-<br />

Health mit Hauptsitz im schweizerischen<br />

Zug, fährt der gelernte Pharmazeut unverdrossen<br />

dieselbe Masche: Auf der Homepage<br />

offeriert er Stammzelltherapien, zu<br />

Preisen von 13 145 Euro fürs Knie bis zu<br />

38 445 Euro am Rückenmark. Und auch die<br />

Behandlung von Hirnschäden steht wieder<br />

auf der Liste: 27 445 Euro kostet das Spritzen<br />

von Stammzellen ins Hirn. Genau deswegen<br />

wurde XCell geschlossen und die<br />

Ärztin nun angeklagt. Als Behandlungsorte<br />

sind der Libanon, der Oman und Indien<br />

genannt. Auf Nachfrage der Wirtschafts-<br />

Woche, warum er diese Therapie weiter<br />

anwendet, antwortete Kleinbloesem nicht.<br />

Es scheint schier unmöglich, dem Mann<br />

das Handwerk zu legen. Auch im Fall XCell<br />

ist es für Staatsanwalt Christoph Kumpa<br />

schwierig, die Chefs – Kleinbloesem und<br />

seine leitenden Ärzte – auf die Anklagebank<br />

zu bekommen. Denn anders als die<br />

nun angeklagte Chirurgin kann Kumpa die<br />

eigentlich Verantwortlichen der dubiosen<br />

Firma nicht direkt mit den fatalen Eingriffen<br />

in Zusammenhang bringen. Um sie<br />

ebenfalls dingfest zu machen, müssen die<br />

Strafverfolger sämtliche alten Patientenakten<br />

durchsehen. Nur wenn sie zeigen können,<br />

dass auch diese Herren die gefährlichen<br />

Behandlungen am Hirn durchführten<br />

oder sie deren Gefahren bei der Aufklärung<br />

der Patienten kleinredeten, können<br />

sie gegen sie Anklage erheben.<br />

Kumpa hat aber ein Problem: Ihm fehlen<br />

Zeit und Fachkenntnis, um die Akten selbst<br />

durchzuarbeiten. Deshalb hat er die Ärztekammer<br />

Nordrhein um Hilfe gebeten. Die<br />

ließ sich <strong>vom</strong> Insolvenzverwalter der pleitegegangenen<br />

XCell die Akten aushändigen<br />

und lagerte sie ein. Dirk Schulenburg,<br />

Justiziar der Ärztekammer, war damals<br />

selbst dabei und weiß: „Es geht um 13 000<br />

Patientenakten.“ Weil die Kammer ein großes<br />

Interesse habe, den Fall aufzuklären,<br />

werde sie Amtshilfe leisten.<br />

OHNE RÜCKSICHT AUF VERLUSTE<br />

XCell-Gründer Kleinbloesem scheint es<br />

nicht zu scheren, dass die Therapien, die er<br />

anbietet, weder erprobt noch zugelassen,<br />

sondern mitunter lebensgefährlich sind. Es<br />

ist nun schon sein dritter Anlauf. Schon vor<br />

seinem Ausflug nach Deutschland hatte er<br />

mit der damals in den Niederlanden beheimateten<br />

Cells4Health genau dasselbe Konzept<br />

verfolgt. Ein eigens verabschiedetes<br />

Gesetz vermasselte ihm damals allerdings<br />

das Geschäft in seinem Heimatland – bevor<br />

Menschen zu Schaden kamen.<br />

Einziger Trost für die Menschen, denen<br />

XCell noch Geld schuldet: Wie der Anwalt<br />

eines Geschäftspartners bestätigt, kommt<br />

das noble Privatanwesen des Ex-Firmenchefs<br />

in Kürze unter den Hammer. Der Lebemann<br />

residierte im noblen Städtchen<br />

Meerbusch vor den Toren Düsseldorfs –<br />

ganz in der Nähe der Moderatorin Verona<br />

Pooth, womit er sich gerne brüstete. n<br />

susanne.kutter@wiwo.de<br />

FOTO: RAINER FROMM<br />

68 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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VALLEY TALK | Darf ein Konzernchef Kunden warnen,<br />

wenn der Staat Produkte aus Gründen der nationalen<br />

Sicherheit manipuliert hat? Von Matthias Hohensee<br />

Ethisches Dilemma<br />

FOTO: JEFFREY BRAVERMAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

Cisco-Chef John Chambers ist für<br />

seine rhetorischen Künste berühmt.<br />

Bei Reden steht er nie auf<br />

dem Podium, sondern schreitet<br />

durch die Reihen seiner Zuhörer. Da er als<br />

Legastheniker keinen Teleprompter nutzen<br />

kann, hält er seine Vorträge aus dem<br />

Gedächtnis, was umso eindrucksvoller<br />

wirkt. Das Publikum gewinnt schnell den<br />

Eindruck, der Fortschritt der Zivilisation<br />

hänge <strong>vom</strong> Wohl Ciscos ab. Das ist mehr<br />

als Show. Der Konzern ist der wichtigste<br />

Internet-Ausrüster, den größten Teil des<br />

Datenverkehrs steuern seine Produkte.<br />

Chambers weicht auch kritischen Fragen<br />

von Journalisten nicht aus. Er versucht so<br />

offen zu sein, wie es für ihn als Chef eines<br />

der größten börsennotierten Konzerne der<br />

Welt möglich ist. Doch bei der Frage, die ich<br />

ihm jüngst stellte, musste selbst er einräumen,<br />

sie nicht beantworten zu können.<br />

Mehr noch: dass es schier unmöglich sei,<br />

darauf überhaupt eine Antwort zu geben.<br />

Auslöser war die Enthüllung des Journalisten<br />

Glenn Greenwald, dass die US-<br />

Lauschbehörde NSA womöglich Produkte<br />

von Cisco auf dem Weg zum Kunden abgefangen<br />

und manipuliert habe. Indizien sind<br />

Fotos von Edward Snowden. Ob dies tatsächlich<br />

geschehen ist oder ob die NSA ihr<br />

Können nur zu Trainingszwecken demonstrierte,<br />

scheint selbst Cisco bislang nicht<br />

herausgefunden zu haben. Aber es veranlasste<br />

Chambers, sich bei US-Präsident<br />

Barack Obama zu beschweren und höflich,<br />

aber bestimmt auf die Gefahren für die<br />

Weltwirtschaft hinzuweisen, wenn jemand<br />

die Lieferkette manipuliere.<br />

Worauf ich Chambers fragte, welche Interessen<br />

er zuerst wahren müsse: die seiner<br />

Kunden oder die seines Heimatlandes. Der<br />

Dienst am Kunden hat für US-Firmen fast<br />

religiösen Charakter. Cisco ist als eines der<br />

Urgesteine des Silicon Valley stolz auf seine<br />

amerikanischen Wurzeln. Für einen Sekundenbruchteil<br />

rang Chambers um Fassung.<br />

Um dann zu betonen, Cisco verstehe sich<br />

als internationales Unternehmen. Und ja,<br />

auch China sei ein Kernmarkt.<br />

Die Frage war gemein. Aber sie illustriert<br />

das ethische Dilemma, wenn einflussreiche<br />

Unternehmen zum Instrument der Politik<br />

werden, egal, ob in der Ukraine-Krise oder<br />

unter dem Deckmantel der Terrorabwehr.<br />

Darf ein Konzern Kunden warnen, wenn der<br />

Staat das erworbene Produkt aus Gründen<br />

nationaler Sicherheit manipuliert hat? Die<br />

Diskussion darüber muss geführt werden.<br />

Und sie wird kommen. Immerhin erwägt<br />

auch der NSA-Untersuchungsausschuss<br />

des Bundestages, die Chefs der wichtigsten<br />

US-Internet-Konzerne als Zeugen zu laden.<br />

DEN MOTOR NICHT ABWÜRGEN<br />

Für Cisco steht viel auf dem Spiel. Der Konzern<br />

will einer der ganz großen Anbieter im<br />

„Internet of everything“ werden (siehe Seite<br />

88). In diesem Szenario wird das Internet<br />

allgegenwärtig, dringt via Sensoren und<br />

Funkverbindungen in alle Lebensbereiche<br />

und Branchen ein – ein Hunderte von<br />

Milliarden Dollar schweres Geschäft für die<br />

nächsten Jahrzehnte.<br />

Das allgegenwärtige Internet kann sein<br />

Potenzial nur entfalten, wenn seine Infrastruktur<br />

vor kriminellem und staatlichem<br />

Missbrauch geschützt wird. Es wäre fatal,<br />

warnt Chambers, wenn das Internet fragmentiert<br />

und in politische Interessenszonen<br />

unterteilt werde. Doch die US-Regierung<br />

beharrt darauf, dass ihre Spionage nur<br />

der Terrorabwehr diene, nicht aber wirtschaftlichen<br />

Zwecken. Da Innovationsfähigkeit<br />

aber immer wichtiger für den Wohlstand<br />

und damit die Sicherheit von Staaten<br />

wird, lässt sich die Grenze immer schwerer<br />

ziehen. China scheint da schon lange<br />

keinen Unterschied mehr zu machen.<br />

Immerhin hat niemand Interesse daran,<br />

den nächsten großen Wachstumsmotor des<br />

Internets abzuwürgen. Aber wie schnell er<br />

künftig weiterlaufen wird, liegt momentan<br />

in den Händen der Politik.<br />

Der Autor ist WirtschaftsWoche-Korrespondent<br />

im Silicon Valley und beobachtet<br />

von dort seit Jahren die Entwicklung der<br />

wichtigsten US-Technologieunternehmen.<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 69<br />

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Management&Erfolg<br />

Außen weich, innen hart<br />

FÜHRUNGSKRÄFTE | Lange zuhören, zügig entscheiden, mehr Zeit für die Familie statt für<br />

gesellschaftliche Auftritte und morgens auch mal mit der U-Bahn ins Büro: Junge<br />

Vorstände unterscheiden sich deutlich von den alten Alphatieren der Deutschland AG.<br />

Wie die neue Wirtschaftselite tickt – ein Psychogramm deutscher Chefetagen.<br />

Ob er sie mal etwas fragen<br />

dürfe, will der junge Berater<br />

wissen. Ana-Cristina Grohnert<br />

sitzt da gerade in der<br />

Cafeteria ihres Arbeitgebers<br />

am Standort Eschborn vor den Toren<br />

Frankfurts und unterhält sich mit Kollegen<br />

bei einem Cappuccino. Klar, sagt Grohnert,<br />

46, Bankenexpertin und als Personalchefin<br />

bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY<br />

verantwortlich für rund 8000 Mitarbeiter.<br />

Und nimmt sich Zeit für ein spontanes<br />

Gespräch mit dem Endzwanziger aus dem<br />

Kreditbereich. Wie es denn im Unternehmen<br />

um die Familienförderung bestellt<br />

sei, will der junge Kollege wissen. Und<br />

beklagt, dass man im Kollegenkreis viel<br />

zu oft maile, statt kurz ins Nachbarbüro<br />

rüberzugehen und direkt miteinander zu<br />

sprechen. Grohnert stimmt zu, bedauert,<br />

dass auch ihr das nicht immer möglich sei.<br />

Ob sie denn keinen Blog zu Personalthemen<br />

habe oder twittere, will der junge<br />

Mann von der gestandenen Managerin<br />

wissen. „Dann kann jeder nachlesen, was<br />

Sie beschäftigt.“<br />

Den Namen des jungen Kollegen hat<br />

Grohnert nicht behalten, aber seine Empfehlung<br />

blieb hängen. „Ich denke nicht in<br />

Hierarchien, man muss flexibel im Geist<br />

sein, um Innovationen aufnehmen zu können,<br />

neue Produkte und neue Lösungen zu<br />

finden“, sagt die Top-Managerin. „Wer<br />

nicht zuhört, kann nicht mehr bestehen als<br />

Führungskraft.“<br />

Grohnerts Konsequenz aus dem Gespräch<br />

mit dem Kollegen: „My first time on<br />

twitter“, ist ein paar Wochen später auf dem<br />

sozialen Netzwerk zu lesen. Grohnerts Post<br />

<strong>vom</strong> 6. März, ein „erster leiser Anfang“.<br />

Seitdem twittert die Top-Managerin mit<br />

Klarnamen, Position und Foto. „Ich twittere<br />

aber nicht frei von der Leber weg“, sagt<br />

Grohnert. Statt Bilder von sich oder ihrer<br />

Familie postet sie lieber ein Foto ihres Gepäcks<br />

am Ende einer langen Dienstreise<br />

(„Goodbye NYC. Ich freue mich jetzt wieder<br />

auf Frankfurt.“). Vor allem aber Links zu<br />

Themen, die ihr wichtig sind: über Work-<br />

Life-Balance („Bringt die Kinder mit ins<br />

Büro“), über die Motivation von Mitarbeitern,<br />

die Vorstellungen der Generation Y<br />

(„will viele Freiheiten und fordert damit<br />

Unternehmen heraus“). Oder die Frage, ob<br />

und wie man das Smartphone am Wochenende<br />

nutzen solle.<br />

„Und über einen Blog“, sagt die Mutter<br />

dreier schulpflichtiger Kinder, die etwa die<br />

Hälfte der Woche auf Dienstreisen unterwegs<br />

ist, aber auch mal ein Meeting verlässt,<br />

um mit ihren Kindern zu telefonieren,<br />

„denke ich jetzt auch noch nach.“<br />

Glück und Kontakte<br />

Welche Faktoren junge CEOs für ihre Karriere<br />

verantwortlich machen*<br />

25%<br />

Glück<br />

25%<br />

Netzwerke/Unterstützung<br />

9%<br />

Umstrukturierungen, personelle<br />

Verschiebungen im Unternehmen<br />

6%<br />

Internationale Tätigkeit<br />

Sichtbarkeit durch vorstandsoder<br />

aufsichtsratsnahe Tätigkeit<br />

6%<br />

2%<br />

Erfahrung in verschiedenen<br />

Branchen und Positionen<br />

19%<br />

Andere<br />

*Mehrfachnennungen möglich;<br />

Quelle:KienbaumExecutive Consultants/Haniel<br />

Aufgeschlossen für die neuesten Möglichkeiten<br />

digitaler Kommunikation, stets<br />

ein offenes Ohr für Sorgen und Anregungen<br />

von Mitarbeitern und Familie, 80-Stunden-<br />

Wochen, die Hälfte der Woche auf Dienstreise:<br />

Für Grohnert ist das Alltag. Die 46-Jährige<br />

ist seit zweieinhalb Jahren Mitglied der<br />

Geschäftsführung der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

EY, verantwortet<br />

dort Organisationsentwicklung und Personalmanagement,<br />

betreut außerdem<br />

Mandanten aus der Finanzbranche.<br />

FREI VON ALTEN ROLLENBILDERN<br />

„Meine Familie und mein Beruf sind mir<br />

wichtig. Beide verlangen Zeit und Energie,<br />

aber ich nehme sie nicht als Belastung oder<br />

Arbeit wahr“, sagt Grohnert. „Ein schlechtes<br />

Gewissen gegenüber der Familie habe ich<br />

nicht. Ich habe über die Jahre gelernt, mich<br />

frei von diesem Rollenbild zu machen.“<br />

Sich lösen von tradierten Vorstellungen:<br />

Das gilt nicht nur für Grohnert und ihr<br />

Selbstbild als Frau in einer noch immer<br />

mehrheitlich von Männern dominierten<br />

Welt der Top-Manager. Ob Männlein oder<br />

Weiblein, Grohnert steht für eine neue Generation<br />

von Führungskräften, die die Vorstandsetagen<br />

der wichtigsten deutschen<br />

Unternehmen erobert haben. Und der viel<br />

zitierten Deutschland AG gerade endgültig<br />

den Garaus machen.<br />

Vorbei die Zeiten, in denen kantige, mitunter<br />

selbstherrliche Patriarchen mit dicken<br />

Zigarren, manchmal noch dickeren<br />

Bäuchen, stets spitzen Ellbogen und livriertem<br />

Chauffeur in Kungelrunden, verschanzt<br />

hinter dicken Türen eichegetäfelter<br />

Konferenzräume, über das Wohl und Wehe<br />

eines Unternehmens entschieden, in dem<br />

FOTO: JOHN WILDGOOSE<br />

70 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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sie Jahrzehnte ihres Arbeitslebens verbracht<br />

hatten. Alphatiere wie Hilmar Kopper,<br />

Jürgen Großmann, Kajo Neukirchen<br />

oder Jürgen Schrempp, die über viele Jahre<br />

die Geschicke von Dickschiffen wie Deutscher<br />

Bank, RWE, Metallgesellschaft und<br />

DaimlerChrysler lenkten, eher auf Konfrontation<br />

statt Ausgleich setzten und lieber laut<br />

polternd auf Entscheidung beharrten, als<br />

sich durch kleinlautes Zurückrudern einem<br />

Weichei-Vorwurf auszusetzen. So jedenfalls<br />

die Klischees über den Führungsstil der<br />

Vorväter. Die Nachfolger geben sich smart.<br />

ANA-CRISTINA GROHNERT, 46<br />

Unternehmen EY<br />

Position Vorstand Personal<br />

Stationen Trainee bei Preussag,<br />

erste Führungsverantwortung<br />

mit 30 Jahren bei ABB, seit drei Jahren<br />

im EY-Vorstand<br />

Motto „Habe gelernt, mich von<br />

traditionellen Rollenbildern zu befreien“<br />

Eine neue Generation von Führungskräften<br />

hat das Ruder übernommen. Sie bestimmt<br />

geräuschlos, aber selbstbewusst<br />

den Kurs milliardenschwerer Konzerne,<br />

entscheidet über den Einsatz von Millionen<br />

von Mitarbeitern. Selbstbewusst, durchsetzungsstark,<br />

machtbewusst sind die Neuen<br />

an der Spitze. Fleißig, bestens ausgebildet<br />

und international verdrahtet, kommunikationsstark<br />

und neuen Technologien gegenüber<br />

so aufgeschlossen, dass sie einen Flug<br />

im Internet lieber schnell selbst umbuchen,<br />

statt mit großer Geste einen Mitarbeiter<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 71<br />

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Management&Erfolg<br />

»<br />

damit zu behelligen. Sie sind teamorientiert<br />

statt ichfixiert, unprätentiös und pragmatisch,<br />

stellen die Belange der Familie im<br />

Zweifel über die Karriere. Sie rauchen<br />

kaum, trinken Alkohol allenfalls in Maßen<br />

und achten auf eine gesunde Ernährung.<br />

Sind in der Familie unter der Woche fürs<br />

Frühstückmachen zuständig und sonntags<br />

für den Gang zum Bäcker, gehen frühmorgens<br />

regelmäßig joggen oder trainieren gar<br />

für den nächsten Marathon. Krawatte und<br />

Manschettenknöpfe bleiben immer öfter<br />

im Schrank, der protzige Chronograf am<br />

Handgelenk weicht einer Uhr, der man zumindest<br />

nicht ansieht, wie teuer sie war.<br />

Statt einer dicken Limousine wählen sie einen<br />

familientauglichen Kombi als Dienstwagen,<br />

statt einem Assistenten ihre dicke<br />

Aktentasche aufzubürden, tragen sie das<br />

Nötigste in einem Rucksack selbst von Termin<br />

zu Termin – wie etwa Deutsche-Bank-<br />

Co-Chef Anshu Jain. Traditionellen Netzwerken<br />

wie den Rotariern bleiben sie ebenso<br />

fern wie gesellschaftlichen Laufstegen<br />

bei den Iffezheimer Galopprenntagen oder<br />

den Bayreuther Festspielen. Lieber machen<br />

sie mit Frau und Kindern eine Radtour ins<br />

Grüne oder gehen mit ein paar Kumpels<br />

aus Jugendtagen zum Kicken auf die Wiese.<br />

Es sind auch Klischees. Nur andere: Die<br />

<strong>vom</strong> Gutmenschen im Chefbüro.<br />

SCHEU AUS SELBSTSCHUTZ<br />

„Die jungen Vorstände sind auch durch die<br />

modernen Kommunikationstools ständig<br />

live im Job und haben kaum noch Gelegenheit,<br />

Zeit mit Menschen zu verbringen, mit<br />

denen sie wenig verbindet“, sagt Personalberater<br />

Stefan Fischhuber, Partner bei<br />

Kienbaum Executive Consultants. „Sie suchen<br />

weniger die Öffentlichkeit, wollen<br />

Privatsphäre und Familie schützen.“<br />

Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie<br />

von Kienbaum und Haniel. Das Beratungsunternehmen<br />

und der Familienmischkonzern<br />

wollten wissen: Wie ticken die neuen<br />

Chefs? Wie verlaufen heute typische Karrierewege<br />

solcher Spitzenkräfte? Welche<br />

Netzwerke nutzen sie für ihren Aufstieg? Wie<br />

gehen sie mit Rückschlägen um, wie kommunizieren<br />

sie mit ihren Mitarbeitern? Was<br />

beschäftigt sie in ihrer Freizeit? Welche Rolle<br />

spielt die Familie, welche Pläne haben sie<br />

nach dem Berufsleben?<br />

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten,<br />

haben Kienbaum und Haniel dieser<br />

Generation neuer Führungskräfte auf den<br />

Zahn gefühlt: 76 Frauen und Männer standen<br />

Rede und Antwort – sie hatten allesamt<br />

ihr 50. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />

Unzufriedene Partner<br />

Wie Top-Manager und ihre Lebensgefährten<br />

ihre Work-Life-Balance beurteilen (in Prozent)<br />

62<br />

41<br />

Zufrieden<br />

25<br />

36<br />

Könnte<br />

besser sein<br />

Quelle: Kienbaum Executive Search/Haniel<br />

STEPHAN BORCHERT, 44<br />

Unternehmen Celesio<br />

5 4<br />

Unzufrieden<br />

Position Vorstand Marketing/Vertrieb<br />

Stationen Einstieg bei Peek & Cloppenburg,<br />

Wechsel erst zu Roland Berger<br />

nach Asien, leitet dann das Esprit-Asien-<br />

Geschäft, wechselt in die Führungsebene<br />

von Douglas und 2011 zu Celesio<br />

Motto „Vorbilder sind wichtig“<br />

Top-Manager<br />

Lebenspartner<br />

8<br />

19<br />

Keine<br />

Angaben<br />

und waren vor ihrem 45. Geburtstag Mitglied<br />

eines Vorstands oder der Geschäftsführung<br />

einer börsennotierten Aktiengesellschaft<br />

oder eines großen Familienunternehmens<br />

geworden.<br />

Herausgekommen ist ein Sittengemälde<br />

der Top-Etage der deutschen Wirtschaft:<br />

Die jungen Spitzenmanager sind größtenteils<br />

in Familien aufgewachsen, in denen<br />

mindestens ein Elternteil akademisch gebildet<br />

ist. Rund zwei Drittel der Befragten sind<br />

der Ansicht, dass sich das Führungsverhalten<br />

verändert hat, zu ihren Kernwerten zählen<br />

sie Klarheit, Integrität und den respektvollen<br />

Umgang mit Menschen. Sie definieren<br />

sich und andere über ihre Fähigkeit, zu<br />

kommunizieren und im Team zu führen. 68<br />

Prozent beschreiben geordnete Familienverhältnisse<br />

als sehr wichtig für die berufliche<br />

Karriere, Familie steht für nahezu alle<br />

jungen Top-Manager ganz oben auf der<br />

Prioritätenliste. 61 Prozent der Befragten<br />

treiben mindestens einmal wöchentlich<br />

Sport, bevorzugt Joggen oder Radfahren,<br />

und mehr als 90 Prozent sind Nichtraucher.<br />

ÜBERKOMMENE VASALLENTREUE<br />

„Kaminkarrieren, Vasallentreue und unreflektierte<br />

Loyalität zu Unternehmen über<br />

Jahrzehnte sind überkommene Werte“, sagt<br />

Kienbaum-Berater Fischhuber. Für die<br />

Karriere ist Wechselbereitschaft heute die<br />

bessere Wahl. Nur 21 Prozent der jüngeren<br />

Vorstände haben sich nach traditionellem<br />

Muster in einem Unternehmen über Jahre<br />

emporgearbeitet, der weit überwiegende<br />

Teil mindestens einmal den Arbeitgeber<br />

gewechselt. Gleichzeitig suchen und brauchen<br />

die neuen Führungskräfte die Stabilität<br />

der Familie. „Ich bin erstaunt“, sagt Berater<br />

Fischhuber, „wie wertekonservativ<br />

die jungen Manager da sind.“<br />

Dabei lässt sich diese Haltung auch ökonomisch<br />

stichhaltig erklären: Den familiären<br />

Rückhalt zu gefährden und damit neben<br />

der beruflichen Belastung eine weitere<br />

Baustelle zu schaffen können und wollen<br />

sie sich nicht erlauben.<br />

Alles in allem also ein Schwenk von der<br />

Generation Alpha zur Generation Weichei<br />

oder Biedermann? Oder anders formuliert:<br />

Geht Karriere heute auch in nett?<br />

Einerseits ja. Doch die Generation Clever<br />

& smart mag herzlicher sein im Ton als<br />

viele ihrer Vorgänger. Unter der gefälligen<br />

Oberfläche aber stecken knallharte, konsequente<br />

Entscheider, stets dem Wohl des<br />

Unternehmens verpflichtet, dem sie sich<br />

gerade verschrieben haben.<br />

„Auf diesen Personen lastet riesige Verantwortung.<br />

Neben dem persönlichen Erfolgsdruck<br />

gibt es überall massive Veränderungen,<br />

alle Branchen sind globaler und<br />

schneller geworden. Auf ihren Schultern<br />

lasten riesige Erwartungen“, sagen Haniel-<br />

Personaldirektor Sticksel und Kienbaum-<br />

Geschäftsführer Fischhuber. „Jede Generation<br />

bringt den Phänotyp an Führungskräf-<br />

72 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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FOTOS: PICTURE ALLIANCE/DPA/SEBASTIAN KAHNERT, FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

ten hervor, der gerade nötig ist. Der neue<br />

Führungsstil ist keine Sozialromantik, sondern<br />

die Basis des wirtschaftlichen Erfolgs<br />

der Zukunft.“<br />

Olaf Koch hat es vorgemacht. Als der<br />

Mann mit dem kantigen, kahlrasierten<br />

Schädel vor gut zweieinhalb Jahren, mit<br />

damals gerade mal 41 Jahren, den Vorstandsvorsitz<br />

beim Handelskonzern Metro<br />

übernimmt, ist er der jüngste CEO eines<br />

Dax-Konzerns.<br />

Wie sein Vorgänger Eckhard Cordes will<br />

Koch das Online-Geschäft stärken, mehr<br />

Eigenmarken entwickeln und das lukrative<br />

Cash & Carry-Geschäft weiter ausbauen.<br />

Weshalb er gerade, als einziger deutscher<br />

Top-Manager, zu Putins Wirtschaftsgipfel<br />

nach Sankt Petersburg fuhr. Doch mehr Gemeinsamkeiten<br />

mit seinem einstigen Mentor<br />

sucht man vergeblich. „Es reicht nicht,<br />

wenn der Vorstand ein paar Folien aufmalt<br />

und das als die neue Weisheit verkündet“,<br />

sagt Koch, als er Ende März 2012 die Bilanzzahlen<br />

für 2011 bekannt gibt. Koch wünscht<br />

sich kontroverse Diskussionen im Unternehmen,<br />

in die möglichst viele Mitarbeiter<br />

einbezogen werden müssten. Und geht direkt<br />

nach Amtsantritt mit gutem Beispiel<br />

voran – so, wie er es in einem Brief angekündigt<br />

hatte, den er noch vor seinem offiziellen<br />

Amtsantritt an alle damals rund<br />

280 000 Mitarbeiter verschickt hatte.<br />

Koch führt in den ersten drei Monaten<br />

seiner Amtszeit Gespräche mit mehr als<br />

300 Top-Managern des Konzerns, sucht<br />

den Kontakt zu Marktleitern und Verkäufern.<br />

„Veränderungen kann ich nur durch<br />

engen Kontakt zur Basis steuern, nicht<br />

über Zahlen und Verwaltungsanweisungen“,<br />

sagt Koch. „Die Wahrheit lerne ich<br />

nur im Laden auf der Fläche und beim<br />

Kunden – bei den Menschen also.“<br />

OLAF KOCH, 43<br />

Unternehmen Metro<br />

Position CEO<br />

Stationen Top-Jobs bei Daimler und<br />

Permira, Gründer eines Start-ups für IT-<br />

Schulungen und -Bücher. Kommt durch<br />

Ex-Daimler-Kollegen und Vorgänger<br />

Eckhard Cordes zur Metro<br />

Motto „Kontakt zur Basis ist wichtiger<br />

als Zahlen auf Folien schreiben“<br />

EXKURSION AN DIE BASIS<br />

Dafür nimmt sich Koch auch immer wieder<br />

Zeit. So wie neulich, als er eineinhalb<br />

Tage in drei Märkten verbrachte, um mit<br />

Abteilungsleitern und Storemanagern zu<br />

reden und abtrünnige Kunden kennenzulernen.<br />

Ergebnis der Exkursion an die Basis:<br />

die Einführung italienischer und spanischer<br />

Spezialitäten, für deren Präsentation<br />

Koch in den Märkten 100 Quadratmeter<br />

frei räumen lässt, um „die Waren mit Liebe<br />

und Intensität zu inszenieren“. Also genau<br />

so akribisch, wie er seinem Job nachgeht:<br />

„Aus ist mein Blackberry nie“, sagt Koch,<br />

„zur Not bin ich immer erreichbar.“<br />

Das Wochenende aber hat er für Frau<br />

und Kinder reserviert, die in Stuttgart leben,<br />

während er in Düsseldorf arbeitet.<br />

„Ich will meine Kinder groß werden sehen“,<br />

sagt Koch, der den Nachwuchs auch mal<br />

zum Schlagzeugunterricht oder zum Kita-<br />

Fest begleitet. „Das gehört für mich dazu,<br />

das ist für mich das Leben.“<br />

Genauso wie der Griff zu seiner alten<br />

E-Gitarre, um „dilettantisch, aber lautstark“<br />

Rock’n’Roll-Riffs zu üben. Oder sich<br />

mit ein paar alten Kumpels zum Fußball<br />

oder Handball zu treffen.<br />

Auch Personalerin Grohnert achtet bei<br />

allem beruflichen Ehrgeiz darauf, den<br />

Draht zu ihrer Familie nie zu verlieren.<br />

Wenn sie, wie neulich, nach einem<br />

14-Stunden-Arbeitstag kurz nach 20 Uhr<br />

ihren kleinen, silbermetallicfarbenen Koffer<br />

in einem schlichten Hotelzimmer abstellt,<br />

klappt sie, obwohl der Magen knurrt,<br />

noch ein letztes Mal an diesem Tag ihren<br />

Laptop auf und geht ins Internet. Es surrt<br />

ein wenig, bis sich die Verbindung aufgebaut<br />

hat, als sie plötzlich ein riesiges Auge<br />

auf dem Bildschirm anstarrt: Sohn Julius<br />

hat sich ebenfalls eingewählt, neben ihm<br />

sitzt Schwester Amelie – los geht der Videochat<br />

zwischen Mutter und Kindern. Der<br />

Neunjährige erzählt seiner Mutter <strong>vom</strong><br />

Hockeytraining in der Schule, die 14-jährige<br />

Tochter hält ein selbst gemaltes Bild vor<br />

die Kamera: „Sieht cool aus, kannst die Linien<br />

noch etwas mehr verwischen“, empfiehlt<br />

Mama Grohnert, bevor sie sich zum<br />

Essen verabschiedet. „Antwortest du mir<br />

noch, wenn ich dir jetzt was schreibe?“, will<br />

Tochter Amelie wissen. „Ja, klar“, sagt die<br />

Mama, „ich hab dich dabei, immer.“<br />

Auch Marcus Vitt kann sich ein Leben<br />

ohne elektronische Helferlein schlecht vorstellen:<br />

„Ich wäre froh, es gäbe eine Kombination<br />

aus Blackberry und iPhone, am besten<br />

mit einer Tastatur auf der Rückseite“,<br />

sagt der Banker, der mit 35 Jahren Vorstand<br />

und mit 44 Chef der Privatbank Donner &<br />

Reuschel in Hamburg wurde. „Ich bin nur<br />

zwei Stunden im Jahr off, ich kenne keine<br />

Trennung von Geschäft und Privatem,<br />

denn wir leben und arbeiten in unserer<br />

Klientel.“<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 73<br />

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Management&Erfolg<br />

»<br />

Ob per Smartphone oder im Vier-Augen-Gespräch:<br />

Vitt will Anteil nehmen am<br />

Leben seiner Mitarbeiter, ermutigt sie, zu<br />

ihm zu kommen – auch mit Angelegenheiten,<br />

mit denen er seine Vorgesetzten früher<br />

nicht behelligt hätte. Egal, ob es um eine<br />

knifflige berufliche Entscheidung geht, ob<br />

es den Verlust eines Angehörigen zu betrauern<br />

gilt. Oder ob er einer kranken Kollegin<br />

kurzfristig einen dringend benötigten<br />

Termin bei einer Arzt-Koryphäe verschafft.<br />

„Bis eine gute Lösung da ist, bleibe ich<br />

sehr hartnäckig“, sagt Vitt. „Ich bin kreativ<br />

und das ist ein großes Geschenk.“<br />

Eigenschaften, die er schon früh bewies<br />

– ob als Pfadfinder, Klassensprecher oder<br />

oberster Messdiener in der Kirchengemeinde<br />

seiner Heimatstadt Siegen. Dass<br />

damit schon der Grundstein für seine spätere<br />

steile Karriere gelegt war, würde Vitt<br />

nie behaupten – und befindet sich damit in<br />

bester Gesellschaft seiner erfolgreichen Altersgenossen:<br />

Laut der Kienbaum-Haniel-<br />

Studie haben zwar 59 Prozent der befragten<br />

Vorstände gezielt auf eine überdurchschnittliche<br />

Karriere hingearbeitet, 46 Prozent<br />

haben dieses Ziel auch schon in ihrer<br />

Schul- oder Studentenzeit fest ins Auge genommen.<br />

Aber 47 Prozent haben erst im<br />

Job die oberste Führungsebene als Ziel<br />

ausgemacht. Und seien sich dabei klar darüber<br />

gewesen, dass sie sich auf dem Weg<br />

dorthin nicht nur auf ihr Können allein verlassen<br />

dürfen (siehe Grafik Seite 70): „Ich<br />

hatte keinen Master-Karriereplan, habe<br />

nicht am Reißbrett strategisch geplant“, bestätigt<br />

Banker Vitt. „Ich habe das gemacht,<br />

wo ich gestalten konnte, was viel Freude<br />

macht, und hatte natürlich auch Glück.“<br />

Etwa als Projektleiter bei der Einführung<br />

der deutschen Terminbörse – die bekam<br />

später einen hohen Stellenwert, auch für<br />

seine Karriere. „Ich hatte immer begeisterte<br />

Chefs, die Spaß an mir hatten, weil ich<br />

nicht stromlinienförmig war, sondern öfter<br />

mit neuen Ideen um die Ecke kam.“<br />

MIT CHUZPE ZUM ERFOLG<br />

So wie in seiner Zeit bei der BFG-Bank, als<br />

er mit Anfang 20 unaufgefordert Verbesserungsvorschläge<br />

direkt in die Zentrale<br />

nach Frankfurt schickte – von umfassenden<br />

Marketingkonzepten bis hin zu einer<br />

Software für Anlageberater, die Vitt selbst<br />

entwickelt hatte. Die wurde tatsächlich<br />

bundesweit in allen BFG-Filialen eingeführt<br />

– Vitts Lohn: eine Sonderprämie in<br />

Höhe von 8000 Mark.<br />

Wie schwer es sein kann, sein eigenes<br />

Geld zu verdienen, hat Stephan Borchert<br />

spätestens im Nachwuchsprogramm des<br />

Modehändlers Peek & Cloppenburg erfahren.<br />

„Den ganzen Tag in einem Laden zu<br />

stehen und zu verkaufen – das ist harte Arbeit“,<br />

erinnert sich der heutige Marketingvorstand<br />

beim Pharmagroßhändler Celesio.<br />

Parallel zum Trainee-Programm bei<br />

P&C studiert er Wirtschaft – dazu hatte ihn<br />

eine frühere Lehrerin durch einen Klassenbesuch<br />

der Börse Düsseldorf inspiriert.<br />

Weil ihm sein erster Chef bei Peek & Cloppenburg<br />

rät, seinen Horizont zu erweitern,<br />

MARCUS VITT, 47<br />

Unternehmen Donner & Reuschel<br />

Position Vorstandssprecher<br />

Stationen Machte durch Projekte für<br />

die Deutsche Terminbörse früh auf<br />

sich aufmerksam, wurde mit 35 Vorstand<br />

der Donner Bank<br />

Motto „Bleib hartnäckig, bis eine gute<br />

Lösung gefunden ist“<br />

wechselt Borchert zu Roland Berger, den er<br />

als „Charismatiker und hochintelligenten<br />

Netzwerker“ kennen- und schätzen lernt.<br />

„Solche Vorbilder und Mentoren“, sagt Borchert,<br />

„sind wichtig.“<br />

Grohnerts Karriereturbo war ebenfalls<br />

ganz oben angesiedelt: Sie arbeitete seit einigen<br />

Jahren bei ABB, als sie 1998 mit ihrem<br />

ersten Kind Amelie schwanger war.<br />

Und ein damaliger Top-Manager eigens ihretwegen<br />

aus Schweden angeflogen kam,<br />

um die werdende Mutter zu überzeugen,<br />

weiter an ihrem Projekt zu arbeiten. Trotz<br />

Kind. Also kam Baby Amelie einfach mit –<br />

auch auf Dienstreisen.<br />

Heute macht sie sich selbst stark dafür,<br />

dass Mitarbeiter unabhängig von Geschlecht,<br />

sexueller Orientierung, Hautfarbe,<br />

Religion oder Herkunft so eingesetzt und<br />

gefördert werden, wie es ihren Talenten entspricht<br />

– als Personalchefin bei EY und als<br />

Vorstandsvorsitzende bei der Charta der<br />

Vielfalt, einem Zusammenschluss von 2000<br />

Unternehmen mit insgesamt sieben Millionen<br />

Mitarbeitern und Bundeskanzlerin Angela<br />

Merkel als Schirmherrin. „Ich habe in<br />

meiner Laufbahn gelernt, Menschen offen<br />

zu begegnen“, sagt Grohnert. „Ich bin ein<br />

Freigeist, kann immer wieder von anderen<br />

Leuten lernen“, auf jeder Ebene.<br />

„Ich brauche den Schutz der Hierarchie<br />

nicht“, bestätigt auch Bankchef Vitt, „ich<br />

bin praktisch, nah am Mitarbeiter und<br />

Kunden – und fahre auch viel und gerne<br />

mit der U-Bahn.“<br />

VERZICHT AUF STATUSSYMBOLE<br />

Metro-Chef Koch legt auf klassische Statussymbole<br />

ebenfalls keinen Wert. Leibwächter?<br />

Hält er für unnötige Relikte aus der<br />

Zeit, als die RAF noch eine wirkliche Bedrohung<br />

für Politiker, Spitzenmanager und<br />

ihre Familien war. Auch auf einen eigenen<br />

Chauffeur verzichtet er, bedient sich bei<br />

Bedarf aus dem konzerneigenen Fahrerpool.<br />

Oder setzt sich bei Dienstreisen einfach<br />

selbst ans Steuer.<br />

Eine Haltung, die ihm den Abschied von<br />

der jetzigen Position einst leichter machen<br />

könnte. Was er nach dem Top-Job bei der<br />

Metro machen will? „Anderswo im Leben<br />

noch mal einen Beitrag leisten“ möchte<br />

Koch – also etwa jungen Leuten als Business<br />

Angel beistehen. Oder, ganz einfach,<br />

die Fußballmannschaft seines Sohnes betreuen.<br />

Das habe ihm – in der Zeit zwischen<br />

seinen Jobs bei Autobauer Mercedes und<br />

Wagniskapitalgeber Permira – schließlich<br />

schon einmal „tierisch Spaß gemacht“. n<br />

claudia.toedtmann@wiwo.de, manfred.engeser@wiwo.de<br />

FOTO: VISUM/ANDREAS MUELLER<br />

74 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Management&Erfolg<br />

»Regeln helfen kaum«<br />

INTERVIEW | Ma Jianhong Warum deutsche und chinesische<br />

Kollegen oder Geschäftspartner so oft aneinander vorbeireden.<br />

Und was Tiger, die Bibel und teurer Rotwein damit zu tun haben.<br />

DER BRÜCKENBAUER<br />

Ma, 52, lehrt an der Zhejiang-Universität<br />

in Hangzhou Psychologie und berät<br />

Unternehmen im Umgang mit chinesischen<br />

Mitarbeitern.<br />

Professor Ma, Manager ausländischer<br />

Unternehmen in China klagen oft darüber,<br />

wie anstrengend es ist, chinesische<br />

Mitarbeiter zu führen. Ist das wirklich so<br />

schwer?<br />

Führung von Mitarbeitern funktioniert<br />

in China grundlegend anders, als ausländische<br />

Manager es gewohnt sind.<br />

Managementsysteme, die im Westen sehr<br />

erfolgreich sind, versagen oft in China,<br />

wenn sie nicht an die hiesige Kultur<br />

angepasst werden.<br />

Können Sie ein Beispiel nennen?<br />

Das fängt schon bei scheinbar banalen<br />

Dingen an: Wir haben zum Beispiel oft<br />

gehört, dass chinesische Mitarbeiter<br />

mit den Computerprogrammen von SAP<br />

nicht gut zurechtkommen. Chinesen sind<br />

damit nicht sehr glücklich – weil wir parallel<br />

denken.<br />

Parallel denken – was meinen Sie damit?<br />

Die Kognitionspsychologie unterscheidet<br />

zwischen zwei Prozessen: dem Treffen einer<br />

Entscheidung und ihrer Implementierung.<br />

Gerade die Deutschen verwenden<br />

sehr viel Zeit darauf, im Vorfeld zu planen,<br />

auf dieser Basis eine Entscheidung zu treffen<br />

und diese dann auch exakt so umzusetzen.<br />

Chinesen dagegen planen nicht gern,<br />

sie probieren lieber aus und treffen die Entscheidung<br />

irgendwann unterwegs. Chinesen<br />

wollen sich einfach alle Möglichkeiten<br />

so lange wie möglich offenhalten. Bei einem<br />

System wie SAP funktioniert das genauso<br />

wenig wie zum Beispiel im Einkauf.<br />

Warum?<br />

Ein Einkäufer von General Electric hat sich<br />

einmal beklagt, von chinesischen Geschäftspartnern<br />

nie einen klaren Preis für<br />

ein Produkt oder eine Dienstleistung genannt<br />

zu bekommen. Das chinesische Unternehmen<br />

habe versucht, die endgültige<br />

Festlegung so lange wie möglich hinauszuzögern.<br />

Manchmal nennen Chinesen in<br />

Verhandlungen auch einfach zwei Preise<br />

oder machen den Preis <strong>vom</strong> jeweiligen Kunden<br />

abhängig. Für Westler ist dieses Verhalten<br />

verwirrend und wirkt intransparent.<br />

Woher kommt diese Mentalität?<br />

Von den unterschiedlichen kulturellen<br />

Wurzeln. Während der Westen von der Bibel<br />

geprägt ist, hatten die Chinesen Yi<br />

Qing, das „Buch der Wandlungen“. Alles ist<br />

demnach im Prozess begriffen und wird<br />

nicht festgelegt. Das hängt direkt mit der<br />

Frage zusammen, wie viel Unsicherheit eine<br />

Kultur erträgt. In China ist dieser Faktor<br />

sehr hoch, in Deutschland wohl extrem<br />

niedrig. Wenn ein Westler einen Tiger<br />

sieht, studiert er erst genau das Verhalten<br />

des Tieres und überlegt dann, was zu tun<br />

ist. Wir Chinesen setzen uns erst mal auf<br />

den Rücken des Tigers und probieren, ob<br />

man auf ihm reiten kann.<br />

Und wie kriege ich chinesische Mitarbeiter<br />

eines deutschen Chemieunternehmens<br />

dazu, Schutzbrillen zu tragen?<br />

Wenn die Schutzbrillen so gestaltet sind,<br />

dass man sie gerne aufsetzt, ist schon viel<br />

gewonnen. Auch drastische Warnhinweise<br />

können helfen. Aber Regeln nützen wenig.<br />

Für Chinesen haben sich in den letzten 30<br />

Jahren so viele Regeln verändert, sie messen<br />

ihnen keine große Bedeutung zu –<br />

selbst einem Krankenwagen mit Blaulicht<br />

wird kaum Platz gemacht.<br />

Denken alle Asiaten so?<br />

Dieses Denken ist originär chinesisch.<br />

Japan ist anders, Indonesien auch. Indonesische<br />

Arbeiter sind fast nur am Prozess<br />

interessiert und kümmern sich wenig um<br />

Resultate. Die Arbeit muss Spaß machen.<br />

Mit mehr Geld für Überstunden können<br />

Sie keinen Indonesier locken. Aber fast jeder<br />

Chinese – <strong>vom</strong> Wanderarbeiter zum<br />

Manager – leistet freiwillig Überstunden,<br />

wenn er dafür mehr Geld bekommt.<br />

Leiden Chinesen deshalb auch unter<br />

Stress und Burn-out?<br />

Solche Erkrankungen nehmen definitiv zu,<br />

besonders bei jungen Uni-Absolventen.<br />

Wer heiraten will, muss eine Eigentumswohnung<br />

vorweisen können, das verlangen<br />

die Schwiegereltern in spe. Die Leute<br />

müssen also sehr viel Geld in kurzer<br />

Zeit heranschaffen. Sie vergessen völlig,<br />

dass Arbeit auch Spaß machen kann.<br />

Sie hassen ihren Job, machen aber trotzdem<br />

Überstunden. Vielen macht das<br />

extrem zu schaffen. Andere nehmen Jobs<br />

an, die sie völlig unterfordern und einengen,<br />

nur weil sie bei den Eltern einen<br />

hohen Stellenwert haben.<br />

Was tun chinesische Unternehmen denn<br />

dagegen?<br />

Psychotherapie wird von vielen Chinesen<br />

mit Verrücktheit und Gesichtsverlust<br />

gleichgesetzt. Aber inzwischen bieten viele<br />

Arbeitgeber sogenannte Employee Assistance<br />

Programms an. Psychologen kümmern<br />

sich in den Unternehmen um überlastete<br />

Mitarbeiter oder versuchen, sie aus<br />

ihrer sozialer Isolation zu holen, unter der<br />

viele dieser Einzelkindergeneration leiden.<br />

Dieser Generation wird auch oft extremer<br />

Materialismus vorgeworfen. Zu Recht?<br />

Materialismus ist leider stark korreliert<br />

mit sogenanntem Workalism, also einer<br />

Arbeitswut, die aber nicht mit Freude<br />

an der Arbeit verbunden ist. Diese Menschen<br />

merken irgendwann, dass zwar ihr<br />

Einkommen steigt, nicht aber ihr Glücksempfinden.<br />

Diesen Mangel versuchen sie<br />

dann oft durch teure Statussymbole zu<br />

kompensieren.<br />

Indem sie teure Autos fahren und dicke<br />

Uhren oder Designerkleidung westlicher<br />

Luxusmarken tragen?<br />

Oder teuren Rotwein trinken, um ihre<br />

Zugehörigkeit zur Elite zu demonstrieren<br />

– obwohl der Wein ihnen gar nicht<br />

schmeckt.<br />

n<br />

philipp.mattheis@wiwo.de | Shanghai<br />

FOTO: PR<br />

76 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse<br />

Aus der Reserve gelockt<br />

LEBENSVERSICHERUNG | Das Wehklagen der Versicherer über die niedrigen Zinsen<br />

zeigt Wirkung. Schon bald könnten Versicherte bei Vertragsende oder vorzeitigem<br />

Ausstieg noch weniger bekommen als heute. Zeit für einen Vertrags-Check:<br />

Abschließen? Halten? Kündigen? Wir zeigen, was Ihnen am meisten bringt.<br />

Der Mann ist Sauerländer, und<br />

die sind nicht gerade für südländische<br />

Wutausbrüche berüchtigt.<br />

Doch die Allianz, die<br />

habe ihn „bis aufs Blut gereizt“,<br />

sagt Hans Berges. Auslöser war die<br />

Schlussabrechnung seiner Lebensversicherung,<br />

in die er 21 Jahre eingezahlt hatte<br />

– völlig undurchsichtig fand er diese, und<br />

mehr Geld als die angekündigten 28 025<br />

Euro hatte er ohnehin erwartet.<br />

Andere hätten das alles womöglich<br />

schulterzuckend hingenommen. Berges<br />

nicht. Er vertiefte sich ins Kleingedruckte<br />

des Vertrags, ackerte sich durch Geschäftsberichte<br />

und alte Bescheide der Allianz,<br />

versuchte, die vielen Einzelposten seiner<br />

Abrechnung zu entschlüsseln. Unter dem<br />

Strich stand am Ende, dass er 656 Euro zu<br />

wenig bekommen hätte – 2,3 Prozent der<br />

Auszahlungssumme, nicht viel. Doch ihm<br />

gehe es weniger um das Geld als ums Prinzip,<br />

sagt Berges, der früher bereits von der<br />

HDI Lebensversicherung rund 1140 Euro<br />

Nachzahlung ertrotzt hatte. Mit Unterstützung<br />

der Verbraucherzentrale Hamburg<br />

und des Bunds der Versicherten verklagte<br />

er die Allianz auf Nachzahlung. Sie habe<br />

nicht gesetzeskonform gerechnet, sagt er.<br />

Versicherer legen das Geld ihrer Kunden<br />

an den Finanzmärkten an. Gewinne und<br />

Zinsen gehören zum Großteil den Kunden.<br />

Über deren Verteilung aber gibt es immer<br />

wieder Streit. Im Lauf des Verfahrens zwischen<br />

Berges und seinem Versicherer kam<br />

heraus, dass die Allianz Kunden zwar – wie<br />

vorgeschrieben – an entstandenen, aber<br />

noch nicht realisierten Kursgewinnen beteiligt,<br />

dafür aber andere, erst zum Vertragsende<br />

auszuzahlende Überschüsse<br />

kürzt. Das hatten sich Kunden wie Berges<br />

anders vorgestellt. Diese Praxis sei „rechtlich<br />

möglich“, sagt Felix Hufeld, Versicherungs-Chefaufseher<br />

der Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).<br />

Bei Prozessen wie dem zwischen Berges<br />

und der Allianz müssen Versicherer Zahlen<br />

auf den Tisch legen. In der Regel aber behalten<br />

sie für sich, in welchen Töpfen das<br />

Geld der Kunden landet, was jeder Topf zur<br />

Auszahlung beiträgt und welche Spielräume<br />

sie bei Reserven und Überschüssen<br />

nutzen. Undurchsichtigkeit scheint Methode<br />

bei dem Vorsorgeprodukt, das rein<br />

Anleger sollten<br />

jetzt entscheiden,<br />

ab Juli drohen<br />

neue Regeln<br />

statistisch jeder Deutsche, <strong>vom</strong> Kleinkind<br />

bis zum Greis, abgeschlossen hat – 87 Millionen<br />

Policen gibt es hierzulande.<br />

Immer weniger vertrauen der Lebensversicherung.<br />

Ein Grund: Nach 20 Jahren<br />

bekommen Versicherte zum Vertragsende<br />

rund 30 Prozent weniger ausgezahlt als<br />

noch vor zehn Jahren. Ein Ende der Abwärtsspirale<br />

ist nicht in Sicht. Im Gegenteil:<br />

Die Versicherer rüsten sich bereits für weitere<br />

Einschnitte. Aktuell bekommen Neukunden<br />

nur noch 1,75 Prozent Zins garantiert<br />

– aber nicht auf alles, was sie eingezahlt<br />

haben, sondern nur auf den sogenannten<br />

Sparanteil, der nach Abzug der<br />

Kosten des Versicherers übrig bleibt. Je<br />

nach Vertrag und Anbieter liegt der zwischen<br />

60 und 80 Prozent der eingezahlten<br />

Beiträge. Im kommenden Jahr könnte der<br />

Garantiezins auf 1,25 Prozent fallen.<br />

DER STREIT UM DIE RESERVEN<br />

Klar, noch erhalten die meisten Kunden<br />

mehr als nur den garantierten Zins. Dieses<br />

Jahr werden den Versicherten im Schnitt<br />

3,4 Prozent auf ihren Sparanteil gutgeschrieben,<br />

bei 15 Prozent Kosten wären<br />

dies immerhin noch 2,9 Prozent Rendite –<br />

mehr, als die meisten anderen sicheren<br />

Anlagen bringen.<br />

Doch es wird weniger werden. Regierung<br />

und Finanzaufsicht wollen die Ansprüche,<br />

die Versicherte bei Kündigung<br />

oder Vertragsende haben, drastisch senken.<br />

Voraussichtlich ab dem Sommer sollen<br />

Versicherte, deren Verträge auslaufen,<br />

nicht mehr an Bewertungsreserven beteiligt<br />

werden. Diese Reserven sind Kursgewinne,<br />

die bislang nur in den Büchern stehen,<br />

weil die dazugehörigen Papiere nicht<br />

verkauft wurden. So soll weniger Geld von<br />

Versicherern abfließen und das System Lebensversicherung<br />

stabiler werden.<br />

Tatsächlich habe das Vorhaben für viele<br />

Versicherte aber einen „Hallo-wach-Effekt“,<br />

sagt Stefanie Kühn, Honorarfinanzberaterin<br />

aus Grafing. Die würden nun ihre<br />

Verträge hervorkramen und kritisch<br />

durchleuchten. Aus gutem Grund: Bei rascher<br />

Kündigung könnten sie von den Vorteilen<br />

der alten Regelung profitieren.<br />

Solange die Zinsen unten bleiben, dürften<br />

Lebensversicherungen immer weniger<br />

abwerfen – allein schon deshalb, weil<br />

»<br />

ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />

78 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Auf Schrumpfkurs<br />

Wie viel Rendite Versicherer schaffen, was<br />

Kunden zum Vertragsende bekommen<br />

(in Prozent pro Jahr)<br />

Nettorendite des Versicherers1<br />

Beitragsrendite der Kunden2 6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

04 <strong>05</strong> 06 07 08 09 10 11 12 133 143<br />

1 auf die Kapitalanlagen inklusive Einmaleffekte; 2 ausgezahlte<br />

Rendite bei 1200 Euro Jahresbeitrag und nach 20 Jahren Laufzeit;<br />

3 teilweise Schätzung; Quelle: GDV, Map-Report, Assekurata<br />

Alte Schätze<br />

Wie viel Jahreszins auf den Sparanteil*<br />

Versicherer Neukunden garantiert haben<br />

(in Prozent pro Jahr)<br />

86 94 00 04 07 12<br />

* Beiträge abzüglich Kosten; Quelle: GDV<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 79<br />

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Geld&Börse<br />

VERSICHERUNGS-CHINESISCH<br />

Zwischen den Zeilen<br />

Versicherer verwirren mit sperrigen Begriffen und massenhaft Zahlen. Wie Sie Ihren Bescheid richtig lesen,<br />

auf welche Details es ankommt.<br />

1 Leistungsübersicht<br />

Sie zeigt zum Stichtag („Stand 01.06.“)<br />

was gezahlt wird, wenn der Versicherte<br />

bis Vertragsende durchhält, wenn<br />

er vorzeitig kündigt oder falls er stirbt.<br />

1<br />

2 Garantierte Kapitalleistung 2<br />

Ergebnis aus den mit dem Garantiezins 3<br />

verzinsten Beiträgen. Angelegt und verzinst<br />

wird nur der Sparanteil der Beiträ-<br />

4<br />

ge. Der bleibt übrig, nachdem Vertriebsund<br />

Verwaltungskosten abgezogen wurden.<br />

Bei guten Versicherern werden 80<br />

5<br />

Prozent der Einzahlungen als Sparanteil<br />

angelegt und verzinst, bei teuren nur 60.<br />

Was garantiert ist, hat der Kunde sicher,<br />

wenn er den Vertrag bis zur Fälligkeit<br />

(2020) behält. Die Police hier wurde zum<br />

1. Januar <strong>2014</strong> gekündigt, die Auszahlung<br />

( 6 Deckungskapital, 65 688 Euro) ist<br />

darum niedriger als die 2 garantierte<br />

Kapitalleistung (79 878 Euro).<br />

3 Überschussbeteiligung<br />

Erwirtschaften Versicherer mit Kapitalanlagen<br />

mehr als den Garantiezins, gibt es<br />

für den Kunden noch etwas oben drauf.<br />

Von den Zinsüberschüssen müssen sie<br />

mindestens 90 Prozent an die Kunden<br />

auszahlen, hier ist das die 3 garantierte<br />

Leistung aus Überschussbeteiligung.<br />

Von Gewinnen, die darüber hinaus entstehen,<br />

wenn der Versicherer etwa die Verträge<br />

günstiger führt als zuvor berechnet,<br />

fließen maximal 75 Prozent in die Überschussbeteiligung.<br />

Aus Überschüssen,<br />

die den Kunden zustehen, speisen sie<br />

auch die Zinszusatzreserve. Die Branche<br />

bunkert dort aktuell 13,3 Milliarden Euro.<br />

Jetzt ausgezahlte Verträge profitieren davon<br />

nicht. Wenn weitere Überschüsse<br />

bleiben, dürfen die Versicherer ihr Grundkapital<br />

mit mindestens vier Prozent verzinsen.<br />

Das passiert derzeit selten.<br />

6<br />

7 Bewertungsreserven<br />

Sie entstehen durch Kursgewinne auf die<br />

<strong>vom</strong> Versicherer gehaltenen Wertpapiere.<br />

In unserem Fall sind die Bewertungsreserven,<br />

die der Kunde bekommt, zwischen<br />

dem 1. Juni 2013 und 1. Januar <strong>2014</strong> von<br />

6629 auf 4896 Euro geschrumpft. Ob das<br />

in Ordnung geht, kann nur die Aufsicht<br />

BaFin nachrechnen. Tipp: Wenn Sie Ihren<br />

Versicherer nach dem „Sockelbetrag“ und<br />

dem „volatilen Anteil an den Bewertungsreserven“<br />

fragen, kann er sie nicht mit<br />

pauschal zu niedrigen Werten abspeisen.<br />

4 Mögliche künftige Leistung<br />

aus Überschussanteilen<br />

Garantiert dem Kunden gutgeschrieben<br />

wird ein Teil der jährlichen Überschüsse,<br />

7<br />

den Rest hält der Versicherer bis Vertragsende<br />

in der Kasse. Diese Leistung<br />

wird oft auch Schlussgewinn genannt.<br />

Dessen Höhe ist nicht gesetzlich geregelt.<br />

Verträge mit hohem Garantiezins haben<br />

oft magere Schlussgewinne, die bei Kündigung<br />

wegfallen können.<br />

5 Leistung bei Rückkauf<br />

Die Summe bekommen Kunden, die<br />

kündigen, zum Stichtag. Hier sind 64 530<br />

Euro garantiert, der Rest sind unverbindliche<br />

Beteiligungen an Überschüssen.<br />

heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt<br />

80 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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»<br />

viele hochverzinste Papiere, in die die<br />

Versicherer Kundengelder gesteckt haben,<br />

demnächst auslaufen. Das spricht meist<br />

dagegen, eine neue Police abzuschließen<br />

und oft für eine schnelle Kündigung. Hohe<br />

Garantiezinsen und Steuervorteile aus Altverträgen<br />

dagegen sind Argumente dafür,<br />

bis zum Schluss durchzuhalten.<br />

Die WirtschaftsWoche skizziert deshalb<br />

Probleme und Chancen der Lebensversicherung<br />

und zeigt Vorsorgesparern, wie sie<br />

handeln sollen. Je nach Vertrag liefern wir<br />

die Antwort auf die zentrale Frage: Abschließen?<br />

Halten? Oder Kündigen?<br />

ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />

GERINGERE AUSZAHLUNG DROHT<br />

Seit 2008 müssen Kunden, die ausgezahlt<br />

werden, zur Hälfte an den zuvor aufgelaufenen<br />

Bewertungsreserven beteiligt werden.<br />

Das Bundesverfassungsgericht hatte<br />

gefordert, dass Versicherer bei Auszahlungen<br />

auch aufgelaufene, aber nicht realisierte<br />

Gewinne einbeziehen müssten (1 BvR<br />

80/95): Es sollten alle „Vermögenswerte<br />

angemessen berücksichtigt werden“, die<br />

„mit den gezahlten Versicherungsprämien<br />

gebildet worden sind“.<br />

Das soll nun nicht mehr gelten. Die geplante<br />

„Korrektur der Auszahlung von Bewertungsreserven<br />

ist zwingend erforderlich“,<br />

sagt Versicherungsaufseher Hufeld,<br />

die aktuelle Praxis, sei eine „himmelschreiende<br />

Ungerechtigkeit“ gegenüber allen,<br />

deren Verträge noch weiter laufen, die also<br />

heute noch nicht von den Kursgewinnen<br />

profitieren.<br />

Es geht nicht um Peanuts, sondern um<br />

rund 70 Milliarden Euro, die in den Büchern<br />

der Versicherer stehen. Dass die Bewertungsreserven<br />

so anschwollen, ist auch<br />

eine Folge der Finanzkrise: Seit Anfang<br />

2008 sind die Zinsen und damit die Renditen<br />

festverzinslicher Wertpapiere massiv<br />

gesunken; die Jahresrendite einer zehnjährigen<br />

Bundesanleihe hat sich gedrittelt.<br />

Damit sind früher gekaufte Anleihen, die<br />

Versicherer im Bestand haben, wertvoller<br />

geworden. Eine 2008 emittierte Bundesanleihe<br />

mit zehn Jahren Laufzeit notiert aktuell<br />

bei etwa 116 Prozent. Lebensversicherer<br />

haben 90 Prozent ihrer Kapitalanlagen in<br />

festverzinsliche Papiere gesteckt, insgesamt<br />

715 Milliarden Euro.<br />

Versicherer und Finanzaufsicht halten es<br />

für falsch, ausscheidende Kunden an diesen<br />

Kursgewinnen zu beteiligen. Ihr Argument:<br />

Versicherer würden Anleihen bis<br />

Laufzeitende halten. Anleihen werden<br />

dann zu 100 Prozent zurückgezahlt, die<br />

Kursgewinne gehen also wieder auf null.<br />

Wem gehören die<br />

70 Milliarden<br />

Reserven aus<br />

Kursgewinnen?<br />

Die Beteiligung der Kunden an den temporären<br />

Kursgewinnen würde daher zulasten<br />

verbleibender Kunden, „der Solidargemeinschaft“,<br />

wie Hufeld sagt, gehen. Denn<br />

das jetzt ausgeschüttete Geld verbleibe<br />

nicht für spätere Auszahlungen im Topf.<br />

Das ist im Prinzip richtig. Nur entspricht<br />

die Regel den Vorgaben des Verfassungsgerichts:<br />

Die Bewertungsreserven sind keine<br />

Fata Morgana, die gehaltenen Anleihen<br />

sind wertvoller geworden. Manche Versicherer<br />

verkaufen solche Anleihen zudem<br />

durchaus, um Kursgewinne zu realisieren<br />

und das Kundengeld in andere, noch aussichtsreichere<br />

Anlagen zu stecken.<br />

AUFSEHER STÜTZEN VERSICHERER<br />

Wenn ihre Anlagemanager nicht verkaufen,<br />

ist das Teil der Anlagepolitik. Die Reserven<br />

gibt es trotzdem. Die eigentliche<br />

Frage ist daher, ob ausscheidende Kunden<br />

auf ihnen zustehendes Geld verzichten,<br />

um damit die Rendite nachfolgender Versicherter<br />

aufzubessern. Heinrich Schradin,<br />

Professor am Institut für Versicherungswissenschaft<br />

der Uni Köln, hat dafür etwas übrig:<br />

„Eine Lebensversicherung funktioniert<br />

generationenübergreifend. Ihre Stärke ist<br />

nicht die Rendite, sondern die Glättung<br />

von Ertragsschwankungen.“<br />

Noch ist die Reform nicht beschlossen,<br />

ein Gesetzentwurf könnte spätestens im<br />

Juli kommen. Die BaFin, vor allem interessiert<br />

an stabilen Versicherern, unterstützt<br />

die Branche. Schon 20<strong>05</strong> hatten sie und die<br />

Regierung sich gegen die Kundenbeteiligung<br />

an den Reserven ausgesprochen.<br />

Diese würde „die finanzielle Stabilität der<br />

Versicherungsunternehmen und somit<br />

auch die Belange der Versicherten stark gefährden“.<br />

Die Aufsicht sei von der alten Maxime<br />

„Schutz der Kunden durch Schutz der<br />

Anbieter“ geprägt, sagt Professor Schradin,<br />

der die BaFin berät. Problematisch ist dieses<br />

Rollenverständnis, weil Kunden zwar<br />

sicher stabile Versicherer wollen – aber<br />

eben auch hohe Leistungen.<br />

Hermann Weinmann, Professor für Finanzdienstleistungen<br />

und Corporate Finance<br />

an der Hochschule Ludwigshafen,<br />

glaubt nicht, dass alle Versicherer geschützt<br />

werden müssen: „Finanzstarke Lebensversicherer,<br />

beispielsweise die Allianz,<br />

können auch weiterhin ihre Versicherten<br />

an den Bewertungsreserven beteiligen.“<br />

Besser als eine pauschale Branchenlösung<br />

sei eine Fallentscheidung, bei der finanzschwache<br />

Versicherer die Ausschüttung<br />

verringern oder aussetzen könnten. Die<br />

»<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 81<br />

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Geld&Börse<br />

»<br />

Versicherungsbranche habe aber kein<br />

Interesse daran, da so finanzschwache Wackelkandidaten<br />

bekannt würden.<br />

Die Allianz etwa hätte eine Gesetzesänderung<br />

nicht nötig. Ihre Kapitalanlagen<br />

warfen 5,5 Prozent ab. Auch ohne Einmaleffekte<br />

aus Verkäufen von Papieren waren<br />

es noch 5,0 Prozent. Das lag vor allem daran,<br />

dass der Dax gut lief und die Allianz ihre<br />

Aktienquote 2013 von 7,9 auf 10,2 Prozent<br />

der Kapitalanlagen hochgefahren hat.<br />

Der Garantiezins<br />

dürfte auf<br />

1,25 Prozent fallen<br />

AUS DER SUBSTANZ GEZAHLT<br />

Wegen der niedrigen Zinsen fällt es vielen<br />

anderen Versicherern schwer, die garantierten<br />

Renditen noch zu erwirtschaften.<br />

Kunden, die etwa 1999 unterschrieben haben,<br />

müssen sie garantiert vier Prozent auf<br />

den Sparanteil überweisen (siehe Grafik<br />

Seite 79). Weil einige Versicherer allein mit<br />

Dividenden und Zinsen die vier Prozent<br />

nicht erreichen, müssen sie Vermögenswerte<br />

verkaufen. Das geht eine Weile lang<br />

gut. Doch wenn renditestarke Anlagealternativen<br />

fehlen, geht den Lebensversicherern<br />

irgendwann die Puste aus.<br />

Reichen die Kapitalerträge eines Versicherers<br />

nicht, um seine Auszahlungen zu<br />

decken, ist das kurzfristig kein Drama. Versicherer<br />

bauen in fetten Jahren einen Puffer<br />

auf. Im Extremfall, wenn Versicherer<br />

keine Erträge mehr erzielen, könnten sie<br />

ihre Versicherten nur noch aus diesem Puffer<br />

bedienen. Wie gut ein Versicherer vorgesorgt<br />

hat, zeigt sich daran, wie lange der<br />

Puffer dann halten würde. 2009 bis 2011<br />

konnten die zwölf größten Lebensversicherer<br />

diesen Wert noch steigern. 2012<br />

sank er: Nun würde der Puffer im Schnitt<br />

nur noch 1,87 Jahre reichen (siehe Tabelle<br />

Seite 84). Unterstellt wird dabei, dass aus<br />

dem Puffer die jährliche Gutschrift, das<br />

heißt der Garantiezins plus zusätzlich geleistete<br />

Überschüsse, gezahlt wird.<br />

Schwach ist etwa die Generali. Ihr Puffer<br />

würde nur für 0,8 Jahre reichen. Schlimmer<br />

noch: Die laufenden Kapitalerträge der<br />

Tochter des italienischen Konzerns brachten<br />

2013 nur 3,0 Prozent Rendite, wenn<br />

Einmaleffekte wie die aus dem Verkauf von<br />

Kapitalanlagen mit Gewinn herausgerechnet<br />

werden. Erst solche Gewinne verhalfen<br />

Generali zu einer Nettoverzinsung von 4,1<br />

Prozent, also noch knapp oberhalb des<br />

höchsten Garantiezinses von 4,0 Prozent.<br />

In Zukunft wird es für Generali schwerer,<br />

die Rendite über Verkäufe aufzustocken.<br />

Der Grund ist simpel: Sie hat weniger Kapitalanlagen,<br />

deren Kurse über den Bilanzwerten<br />

stehen. Die Bewertungsreserven<br />

sind von 3,1 Milliarden Euro 2012 auf 1,7<br />

Milliarden Euro Ende 2013 geschmolzen.<br />

Auch bei HDI Leben sieht es düster aus.<br />

Bei 2,2 Milliarden Euro Kundenbeiträgen im<br />

Jahr erzielte der Versicherer nur sechs Millionen<br />

Euro Gewinn. 97,5 Prozent des Überschusses<br />

musste HDI zuvor an die Kunden<br />

ausschütten, um die gesetzlichen Auflagen<br />

zu erfüllen. Dass so wenig hängen bleibt,<br />

»<br />

ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />

Kündigen oder durchhalten?<br />

Sie zweifeln an Ihrer Kapitallebensversicherung? Wir zeigen, ob Sie bleiben oder gehen sollten<br />

Enthält Ihr Vertrag unverzichtbaren Risikoschutz (hohe Todesfallleistung, Berufsunfähigkeitsrente)?<br />

Nein<br />

Ja<br />

Suchen Sie Angebote für separate Policen mit diesem Risikoschutz.<br />

Prüfen Sie, ob Sie heute eine vergleichbare Police bekommen könnten!<br />

Wann haben Sie Ihre Police abgeschlossen?<br />

Ja<br />

Ist ein Neuabschluss zu tragbaren<br />

Konditionenmöglich?<br />

Nein<br />

Vor20<strong>05</strong><br />

VonAnfang 20<strong>05</strong> bis Ende 2007 Seit Anfang 2008<br />

Nicht kündigen! Fragen Sie, ob Sie unrentable Verträge<br />

beitragsfreistellen können, ohne den Risikoschutz zu verlieren<br />

Vertrag endet<br />

2017 oder<br />

später<br />

Vertrag endet<br />

vor 2017 und<br />

läuftseit<br />

wenigstens<br />

12 Jahren<br />

Prüfen Sie Ihre Widerrufsbelehrung!<br />

Fehlt oder fehlerhaft<br />

In Ordnung<br />

Erfragen Sie bei Ihrem Versicherer den Rückkaufswertbei Kündigung zum nächstmöglichen<br />

Zeitpunkt inklusive Bewertungsreserven** und die voraussichtliche Ablaufleistung zum<br />

Vertragsende ohne Bewertungsreserven<br />

Versicherer muss Beiträge plus Zinsen<br />

minus Abzüge für Risikoschutz erstatten<br />

Rückkaufswertist höher als die Summe<br />

aus noch zu zahlenden Beiträgen plus<br />

Ablaufleistung ohne Bewertungsreserven<br />

Rückkaufswertist niedriger als die Summe<br />

aus den noch zu zahlenden Beiträgen plus<br />

Ablaufleistung ohne Bewertungsreserven<br />

Nicht kündigen! Auszahlung auf<br />

einen Schlag steuerfrei, hohe<br />

Zinsen*sind garantiert<br />

Widerruf attraktiv!<br />

Schnelle Kündigung vorteilhaft!<br />

Schnelle Kündigung lohnt nicht!<br />

*bei Abschluss vor Juli 1986: 3,0 Prozent auf Beiträge minus Kosten, Juli 1986 bis Juni 1994: 3,5 Prozent, Juli 1994 bis Juni 2000: 4,0 Prozent, Juli 2000 bis Ende 2003: 3,25 Prozent, Januar bis Dezember<br />

2004: 2,75 Prozent; ** bislang muss Ihr Versicherer Sie bei Kündigung oder Vertragsende zur Hälfte an erzielten, aber nicht realisierten Kursgewinnen (Bewertungsreserven) beteiligen.<br />

Diese Beteiligung könnte bald abgeschafftwerden; Quelle: eigene Recherchen<br />

82 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 83<br />

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Geld&Börse<br />

»<br />

liegt auch an den hohen Verwaltungsund<br />

Vertriebskosten der HDI Leben.<br />

Die Schere zwischen guten und schlechten<br />

Anbietern wird sich weiter öffnen. Dazu<br />

trägt auch die Regulierung infolge der<br />

Finanzkrise bei. Versicherer müssen heute,<br />

wenn sie in riskantere und damit ertragreichere<br />

Anlagen gehen, mehr Kapital zurücklegen.<br />

Schwache Versicherer können<br />

sich das nicht leisten und werden in sichere<br />

Anlagen getrieben, die wenig Ertrag<br />

bringen. Damit können sie aber keine Puffer<br />

aufbauen – ein Teufelskreis.<br />

Schon jetzt warnt die BaFin, ihre Prognosen<br />

zu der Wirkung anhaltender Niedrigzinsen<br />

zeigten, „dass sich die wirtschaftliche<br />

Lage der Unternehmen im Jahr 2017<br />

noch einmal verschärfen würde“. Eine weitere<br />

Absenkung der Überschussbeteiligung<br />

und damit des Geldes, das Anleger über<br />

den Garantiezins hinaus bekommen,<br />

könnte daher „erforderlich oder sogar unvermeidbar“<br />

sein.<br />

Ergo, Allianz oder Axa wollen das Problem<br />

mit Policen lösen, die Kunden zum<br />

Laufzeitende nur noch den Erhalt der Beiträge,<br />

aber keine Mindestverzinsung garantieren.<br />

Das Risiko, dass die Kapitalanlagen<br />

der Versicherer floppen, wird weitgehend<br />

auf den Kunden überwälzt. Dafür soll<br />

es im Idealfall mehr Rendite geben.<br />

GEHEN ODER BLEIBEN?<br />

Finanzberaterin Kühn aus Grafing, kennt<br />

sie, die dicken Versicherungsordner. Einige<br />

Kunden haben acht Lebensversicherungen<br />

– für Kühn ist das Alltag. Da ist das<br />

Nürnberger Ärztepaar mit vier Kindern,<br />

das immerhin auf ein Vollzeit- und ein Teilzeit-Einkommen<br />

kommt, die laufenden<br />

Versicherungsbeiträge aber trotzdem<br />

kaum stemmen kann. „Das Paar hat über<br />

Jahre 1300 Euro in mehrere Policen eingezahlt,<br />

jeden Monat“, sagt Kühn. „Kein Wunder,<br />

dass das Familienbudget so eng wurde,<br />

dass der Kauf eines Hauses unmöglich erscheint.“<br />

Solchen Kunden, denen Vertreter<br />

zu viele Policen aufgeschwatzt haben, rät<br />

sie oft zur Kündigung.<br />

Der Zeitpunkt für eine Überprüfung der<br />

eigenen Verträge ist günstig. Die mögliche<br />

Abschaffung der Kundenbeteiligung an<br />

den Bewertungsreserven kann für eine<br />

schnelle Kündigung sprechen. Unser Grafik<br />

(siehe Seite 82) zeigt, wie zweifelnde<br />

Kunden vorgehen sollten.<br />

Entscheidend sind relevante Informationen<br />

zum Vertrag (siehe Seite 80). Kunden<br />

ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />

Zahlen lügen nicht: Die Reserven schmelzen langsam ab<br />

Wie gut die zwölf größten Lebensversicherer für eine lang andauernde Niedrigzinsphase gerüstet sind. Die aufgeführten Anbieter repräsentie<br />

Lebensversicherer<br />

Nürnberger<br />

Bayern-Vers.<br />

Württembergische<br />

Allianz<br />

R+V AG<br />

Cosmos<br />

Debeka<br />

Ergo<br />

Generali<br />

AachenMünchener<br />

Zurich Dt. Herold<br />

HDI<br />

Laufende Verzinsung<br />

der Kapitalanlagen<br />

(in Prozent)<br />

ohne<br />

Einmaleffekte 1<br />

2013 2012<br />

– 3,9<br />

4,0 3,6<br />

k.A. 6 k.A. 6<br />

5,0 4,2<br />

– 4,0<br />

k.A. 6 k.A. 6<br />

– 4,8<br />

k.A. 6 k.A. 6<br />

3,0 3,5<br />

k.A. 6 k.A. 6<br />

– k.A. 6<br />

3,6 3,8<br />

mit<br />

Einmaleffekten 1<br />

2013 2012<br />

– 4,0<br />

4,4 4,6<br />

5,1 4,5<br />

5,5 5,0<br />

– 4,3<br />

3,7 3,8<br />

– 4,8<br />

3,9 4,1<br />

4,1 4,2<br />

4,3 4,0<br />

– 4,6<br />

4,6 4,5<br />

Bewertungsreserven<br />

(in Mrd.<br />

Euro)<br />

2013 2012<br />

– 1,6<br />

2,1 3,1<br />

1,6 3,2<br />

22,1 29,5<br />

– 5,8<br />

0,4 0,6<br />

– 5,0<br />

3,7 5,2<br />

1,7 3,1<br />

1,2 2,0<br />

– 3,6<br />

1,3 2,3<br />

in Prozent<br />

der Kapitalanlagen<br />

2013 2012<br />

– 12,3<br />

9,7 14,6<br />

6,3 12,5<br />

13,8 19,7<br />

– 14,6<br />

3,8 8,3<br />

– 13,3<br />

9,4 13,2<br />

4,3 8,2<br />

5,5 9,4<br />

– 12,1<br />

6,7 11,6<br />

Anteil<br />

Zinspapiere<br />

an<br />

Bewertungsreserven<br />

2<br />

2013 (2012)<br />

(7)<br />

7<br />

5<br />

5<br />

(7)<br />

4<br />

(4)<br />

5<br />

4<br />

7<br />

(4)<br />

7<br />

Was der Versicherer verteilen<br />

kann (Überschuss) 3<br />

4 =hoch,7 =mittel,5 =niedrig; 1 Einmaleffekte: Gewinne und Verluste ausAnlageverkäufen sowie Zu- und Abschreibungen; 2 im Vergleich zum Branchendurchschnitt; 3 Kapitalerträge ober<br />

durch zu hoch angesetzte Kostenfür Verwaltungund Vertrieb sowie Risiken (Berufsunfähigkeit,Tod); das Verhältnis vonÜberschuss zu Beiträgen zeigt, wie gut der Versicherer wirtschaftet;<br />

laufende Auszahlungund die Schlussgewinnbeteiligung gebunden ist; 5 ein Wert vonbeispielsweise 2,0 besagt,dassder Versicherer seine laufende Überschussbeteiligung zwei Jahre langaus<br />

desto finanzstärkerist der Versicherer;Werte unter 2,0 sind rot, Werte über2,0 grün markiert; 6 keine AngabenimGeschäftsbericht; Quelle: Geschäftsberichte derVersicherer,Prof. Hermann<br />

(in Mio.<br />

Euro)<br />

2013<br />

–<br />

320<br />

313<br />

3376<br />

–<br />

514<br />

–<br />

403<br />

290<br />

607<br />

–<br />

244<br />

(in Prozent<br />

der Beiträge)<br />

2013 2012<br />

– 14,4<br />

12,8 14,5<br />

15,2 11,7<br />

20,6 17,2<br />

– 11,7<br />

16,6 17,2<br />

– 21,8<br />

13,1 6,9<br />

6,6 8,0<br />

13,3 12,0<br />

– 9,2<br />

11,0 11,1<br />

Freie Mittel<br />

für Überschussbeteiligungen<br />

4<br />

(in Mio. Euro)<br />

2013<br />

–<br />

608<br />

551<br />

5120<br />

–<br />

229<br />

–<br />

447<br />

314<br />

296<br />

–<br />

202<br />

2012<br />

902<br />

587<br />

577<br />

4411<br />

1632<br />

273<br />

744<br />

479<br />

461<br />

211<br />

222<br />

123<br />

Wie lange die<br />

freien Mittel<br />

reichen<br />

(Bilanzpuffer<br />

in Jahren) 5<br />

2013<br />

–<br />

3,4<br />

2,5<br />

2,7<br />

–<br />

1,6<br />

–<br />

1,2<br />

0,8<br />

1,4<br />

–<br />

1,4<br />

2012<br />

3,2<br />

3,1<br />

2,9<br />

2,6<br />

2,4<br />

2,1<br />

1,3<br />

1,3<br />

1,0<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,8<br />

84 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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sollten unverbindlich fragen, wie viel sie<br />

denn bei Kündigung jetzt bekämen. Versicherer<br />

lieben derartige Anfragen naturgemäß<br />

nicht. Ein WirtschaftsWoche-Leser,<br />

der vier Wochen vergeblich auf Antwort gewartet<br />

hatte, bekam die Zahlen erst nach<br />

einem Brief an den Vorstand.<br />

Wer fragt, was<br />

ihm zusteht,<br />

bekommt nur<br />

selten Antwort<br />

DER TRICK MIT DER KÜNDIGUNG<br />

Mauert der Versicherer, sollte der Kunde<br />

erst einmal kündigen. Er kann die Kündigung<br />

im Zweifel später zurückziehen – bis<br />

wann, teilt ihm der Versicherer mit. Wer<br />

monatlich Beiträge zahlt, kann zum Monatsende<br />

mit vierwöchiger Frist kündigen.<br />

Dann muss der Versicherer die Police abrechnen.<br />

Nicht immer aber liefern die Daten,<br />

die der Versicherer mit der Kündigungsbestätigung<br />

schickt, ein vollständiges<br />

Bild. Die Allianz etwa wies bei einem zum<br />

1. April gekündigten Vertrag Anfang März<br />

eine Auszahlung von nur rund 104 000 Euro<br />

aus. In der Abschlussrechnung zehn Tage<br />

vor der Auszahlung waren es auf einmal<br />

114 000 Euro.<br />

Dabei bleiben sollten Kunden, wenn der<br />

Versicherer kontinuierlich überdurchschnittliche<br />

Rendite liefert. Allenfalls bei<br />

solchen Anbietern sollten Vorsorgesparer,<br />

die sich das langfristige Sparen in Eigenregie<br />

partout nicht zutrauen, heute noch einen<br />

Vertrag abschließen. Unsere Daten zu<br />

den zwölf größten Versicherern und das<br />

jährliche Finsinger-Rating zur Lebensversicherung<br />

(WirtschaftsWoche 40/2013)<br />

bieten Orientierung. Policen, die vor 20<strong>05</strong><br />

abgeschlossen wurden, sind nach zwölf<br />

Jahren steuerfrei, ihre Erträge nach Steuern<br />

sind mit vergleichbar sicheren Anlagen<br />

nicht zu schlagen. Wichtig: Sichert eine Police<br />

Risiken ab, kann auch das gegen eine<br />

Kündigung sprechen. Versicherte können<br />

ihren Vertrag oft aber auch beitragsfrei stellen,<br />

also nichts mehr einzahlen. Auf den<br />

Risikoschutz müssen sie nicht verzichten,<br />

wenn sie entweder Abschläge in Kauf nehmen<br />

oder extra nur noch für den Todesfalloder<br />

Berufsunfähigkeitsschutz zahlen.<br />

Das frei gewordene Monatsbudget können<br />

Aussteiger auf eigene Faust anlegen.<br />

Bewährt hat sich das regelmäßige Sparen<br />

in verschiedenen Anlageklassen. Vorsorgesparer<br />

können monatlich je 30 Prozent ihrer<br />

Anlagesumme in Aktien und Anleihen,<br />

25 Prozent in Gold und 15 Prozent auf ein<br />

Tagesgeldkonto einzahlen. Die Depotanteile<br />

werden jährlich wieder angepasst. Mit<br />

passenden Indexfonds sind solche Ratensparpläne<br />

kostengünstig.<br />

Wem das zu aufwendig ist, der kann auf<br />

Mischfonds ausweichen. Gute Fonds überholen<br />

Lebensversicherungen auf längere<br />

Sicht locker. Der Kapital Plus aus der Allianz-Fondsschmiede<br />

Allianz Global Investors<br />

hat bei monatlich 100 Euro Einzahlung<br />

über 20 Jahre 46 081 Euro Endstand erreicht.<br />

Nach Abzug aller Kosten, aber vor<br />

Steuern sind das 6,1 Prozent pro Jahr.<br />

Klar, eine Garantieverzinsung wie die<br />

Lebensversicherung bieten solche Strategien<br />

nicht. Doch deren Bedeutung für die<br />

langfristige Geldanlage wird ohnehin überschätzt.<br />

So schwanken Aktienkurse kurzund<br />

mittelfristig stark, der Langfristtrend<br />

am Aktienmarkt geht aber schon deutlich<br />

stabiler nach oben. Die garantierte Minirendite<br />

bei Neuabschluss einer Lebensversicherung<br />

bringt Vorsorgesparern wenig.<br />

So wenig, dass sie im Zweifel darauf verzichten<br />

können.<br />

n<br />

niklas.hoyer@wiwo.de, martin gerth,<br />

heike schwerdtfeger | Frankfurt<br />

ren etwa 60 Prozent des deutschen Marktes<br />

Stärken(+) / Schwächen (–), die sich in<br />

Niedrigzinsphasen besonders stark auswirken<br />

– hohe Kosten, + hohe freie Mittel<br />

+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />

+ hoher Anteil Fondspolicen<br />

+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />

+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />

+ hoher Anteil Risikolebensversicherung<br />

+ niedrige Kosten, + gute Kapitalanlage<br />

– niedriger Anteil Fondspolicen<br />

– mäßige Kapitalanlageergebnisse<br />

– mäßige Kapitalanlageergebnisse<br />

– hohe Kosten<br />

– hohe Kosten, – hohe Altgarantien<br />

halb der Garantieverzinsung+interne Überschüsse<br />

4 Teil der Überschuss-Rückstellungen, der nichtdurch die<br />

den freien Mitteln finanzieren kann; je höher der Faktor,<br />

Weinmann (Hochschule Ludwigshafen)<br />

Niedrigzins-<br />

Risiko für<br />

Anleger<br />

7<br />

5<br />

7<br />

5<br />

5<br />

7<br />

7<br />

7<br />

4<br />

4<br />

7<br />

4<br />

Wie gut ist mein Versicherer?<br />

Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick<br />

Hermann Weinmann, Wirtschaftsprofessor<br />

an der Hochschule Ludwigshafen, hat für<br />

die WirtschaftsWoche Daten zur Leistungsfähigkeit<br />

der größten Versicherer ausgewertet.<br />

Sie haben etwa 60 Prozent Marktanteil.<br />

Soweit veröffentlicht, sind die Zahlen von<br />

2013, ansonsten 2012.<br />

Laufende Verzinsung: Diese Verzinsung ist<br />

um Einmaleffekte aus Verkauf von Wertpapieren<br />

bereinigt und zeigt, was Versicherer<br />

pro Jahr aus Kapitalanlagen ziehen. Generali<br />

etwa schaffte 3,0 Prozent – weniger als<br />

die 3,1 Prozent, die die Branche Kunden im<br />

Schnitt garantiert.<br />

Bewertungsreserven: Sie entstehen, wenn<br />

der aktuelle Marktwert von Wertpapieren<br />

höher ist als der Wert, mit dem die Versicherer<br />

sie in ihren Büchern stehen haben.<br />

Um magere Renditen bei Zinspapieren auszugleichen,<br />

können Versicherer einen Teil<br />

dieser Reserven durch Verkäufe heben. So<br />

machen sie Geld flüssig, das sie an Kunden<br />

auszahlen könnten.<br />

Überschuss: Mit den Kapitalerträgen<br />

muss der Versicherer mindestens die<br />

garantierten Leistungen finanzieren. Was<br />

darüber hinaus bleibt plus eingesparte<br />

Kosten, kann der Versicherer zusätzlich an<br />

die Kunden ausschütten. Versicherer, die<br />

sauber kalkulieren und kostengünstig<br />

arbeiten, schaffen hohe Überschüsse. Für<br />

die Finanzkraft des Versicherers ist die<br />

Quote Überschuss/Beitragseinnahmen<br />

entscheidend.<br />

Freie Mittel: Versicherer bilden für zukünftig<br />

fällige Überschussbeteiligungen<br />

Rückstellungen. Das Geld stammt aus dem<br />

Kapitalanlagetopf. Erwirtschaftet der<br />

Versicherer mehr, als er den Versicherten<br />

schuldet, kann er freie Rückstellungen<br />

aufbauen.<br />

Bilanzpuffer: Je höher die freien Rückstellungen<br />

im Verhältnis zu den im Folgejahr<br />

fälligen Überschussbeteiligungen sind,<br />

desto länger kann ein Versicherer eine<br />

Flaute auf dem Zinsmarkt aussitzen.<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 85<br />

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Geld&Börse<br />

Am Boden Auftragsvergabe für Berliner<br />

Flughafen Ursache für Milliardenfiasko<br />

Tückische Details<br />

TOP-ANWÄLTE | Öffentliche Aufträge über 400 Milliarden Euro<br />

werden jährlich vergeben – ein reiches Feld für Vergaberechtler.<br />

Der Baukonzern Hochtief und sein<br />

Anwalt Jürgen Leinemann von Leinemann<br />

Partner waren sich schon<br />

vor sieben Jahren einig: Das ambitionierte<br />

Bauprojekt des künftigen Berliner Flughafens<br />

BER konnte mit der neuen Planung<br />

der Flughafengesellschaft nicht gut gehen.<br />

Nachdem Hochtief und drei andere Bieter<br />

ihre Angebote als Generalunternehmer für<br />

das neue Terminal über je rund eine Milliarde<br />

Euro abgegeben hatten, entschied<br />

sich die Flughafengesellschaft um.<br />

Sie wollte das Projekt auf eigene Faust<br />

und ohne Generalunternehmer durchziehen<br />

– um Geld zu sparen. Den Bau des Terminals<br />

wollte sie in einzelne Gewerke aufteilen,<br />

das Ganze sollte dann nur noch 650<br />

Millionen Euro kosten. „Dass diese Zahl<br />

unrealistisch ist, war von Anfang an klar,<br />

denn die Baukosten des vergleichbaren<br />

Terminal Zwei am Münchner Flughafen<br />

betrugen 1,2 Milliarden Euro“, sagt Leinemann.<br />

„Fachleute rieben sich schon damals<br />

die Augen.“<br />

Im Auftrag von Hochtief klagte Vergaberechtler<br />

Leinemann gegen die nachträgliche<br />

Aufhebung der Generalunternehmer-<br />

Ausschreibung und die Verkleinerung des<br />

Budgets – aber ohne Erfolg. „Die Kehrtwende<br />

bei der Auftragsvergabe war die Ursache<br />

des jetzigen Riesenfiaskos“, urteilt<br />

Leinemann rückblickend. „Die Flughafengesellschaft<br />

legte los, ohne nachzudenken,<br />

und hat jetzt alle Schnittstellenrisiken<br />

selbst am Hals“, so der Berliner Jurist. Wer<br />

diese Risiken nicht managen kann, braucht<br />

einen Generalunternehmer.<br />

Das Vergaberecht, das erst Ende der<br />

Neunzigerjahre in Kraft trat, ist ein lukratives<br />

Tummelfeld für Anwälte. Die EU hat es<br />

initiiert, indem sie europaweit geltende<br />

Vorschriften für sämtliche Auftragsvergaben<br />

der öffentlichen Hand erließ. So wollte Brüssel<br />

Korruption und Vetternwirtschaft zulasten<br />

der Steuerzahler bekämpfen. „Ab dann<br />

war Schluss mit den Direktvergaben von<br />

Aufträgen an die Freunde des Bürgermeisters“,<br />

sagt Ute Jasper, Vergaberechtlerin bei<br />

der Kanzlei Heuking Kühn in Düsseldorf.<br />

Ausgeschrieben werden muss im Prinzip<br />

heute alles, von der Bleistift-Beschaffung<br />

Vergaberecht soll<br />

Korruption und<br />

Vetternwirtschaft<br />

eindämmen<br />

für Grundschulen über Putzaufträge für öffentliche<br />

Gebäude bis hin zu milliardenschweren<br />

Infrastrukturprojekten: Ein dicker<br />

Brocken war zuletzt etwa der Ausbau<br />

der A 1 zwischen Bremen und Hamburg<br />

auf bis zu acht Spuren, inklusive Betreiberkonzession<br />

für 30 Jahre. Wer hier den Zuschlag<br />

bekommt, baut die Autobahn zunächst<br />

auf eigene Kosten aus und darf sich<br />

dann seine Milliarden über die Lkw-Maut<br />

wieder hereinholen.<br />

GIGANTISCHE KATALOGE<br />

Für derartige Projekte erstellen die Auftraggeber<br />

dann gigantische Anforderungskataloge.<br />

Allein das Vergabeverfahren dauere<br />

oft zwei Jahre, sagt Leinemann. Konsortien<br />

aus Bauunternehmen, Betreibern, Banken,<br />

und Investoren werden gebildet – und jedes<br />

Mitglied braucht eigene Verträge. Bis<br />

zu 15 Köpfe zählende Anwälteteams sind<br />

am Start. Außer Vergaberechtlern mischen<br />

Bankrechtexperten, Arbeits- und Versicherungsrechtler<br />

und – sicher ist sicher – auch<br />

Insolvenzprofis mit.<br />

Kassiert ein Bieter dann eine Absage, sind<br />

manche wegen des Riesenaufwands, den sie<br />

bereits betrieben haben, durchaus geneigt,<br />

per Überprüfungsverfahren gegen eine Absage<br />

anzugehen. Die Aussichten, hier noch<br />

etwas zu reißen, sind jedoch nicht gerade<br />

rosig: „Die Chancen eines Angriffs auf ein<br />

Vergabeverfahren liegen bei eins zu sieben –<br />

gegen den Angreifer“, weiß Leinemann.<br />

„Besonders viele Vergaberechtsklagen<br />

gibt es in Deutschland, Österreich und in<br />

Schweden“, sagt Jan Endler von der Law<br />

Firm Linklaters. Typische Fehler von Behörden,<br />

die eine Vergabe angreifbar machen,<br />

sind zum Beispiel:<br />

n Unterlagen werden nicht alle zum selben<br />

Zeitpunkt kopiert und an die Bieter<br />

verteilt.<br />

n Die Bekanntmachung im Amtsblatt wird<br />

im laufenden Verfahren geändert, wenn<br />

beispielsweise aus einem 5000-Quadratmeter-Reinigungsauftrag<br />

einer für 7000<br />

wird, weil noch Räume eines Nebengebäudes<br />

hinzukommen.<br />

n Ein Vertrag mit einem erfolgreichen Bieter<br />

wird nachträglich geändert, der Auftrag<br />

aber nicht erneut ausgeschrieben.<br />

Der Teufel steckt im Detail. „Es reicht,<br />

wenn auf Seite 4000 eine Unterschrift fehlt<br />

oder auf Seite 3500 zwei Schaltschränke einer<br />

Klimaanlage vergessen wurden“, sagt<br />

Leinemann. Angreifbar wird eine Vergabe<br />

FOTOS: CORBIS/YANNICK TYLLE, HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (4)<br />

86 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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25 Top-Kanzleien in Deutschland: Vergaberecht<br />

Welche Anwälte die Jury Auftraggebern und Unternehmen empfiehlt<br />

Nr. Kanzlei<br />

1 Allen & Overy LLP<br />

2 Baker & McKenzie<br />

3 Beiten Burkhardt<br />

4 Bird & Bird<br />

5 Boesen Rechtsanwälte<br />

6 Brandi Rechtsanwälte<br />

7 CBH Rechtsanwälte<br />

8 CMS Hasche Sigle<br />

9 FPS Rechtsanwälte & Notare<br />

10 Freshfields Bruckhaus Deringer<br />

11 Gleiss Lutz<br />

12 Görg Rechtsanwälte<br />

13 Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />

14 Heussen<br />

15 HFK Rechtsanwälte LLP<br />

16 Hogan Lovells<br />

17 Kapellmann und Partner Rechtsanwälte<br />

18 Leinemann Partner Rechtsanwälte<br />

19 Linklaters<br />

20 Müller-Wrede und Partner<br />

21 Noerr<br />

22 Orrick Herrington & Sutcliffe<br />

23 PricewaterhouseCoopers Legal<br />

24 Redeker Sellner Dahs<br />

25 RWP Rechtsanwälte<br />

Quelle: WirtschaftsWoche <strong>2014</strong><br />

Name, Vorname<br />

Otting, Olaf<br />

Gabriel, Marc<br />

Polster, Julian; Rechten, Stephan<br />

Byok, Jan; Höfler, Heiko<br />

Boesen, Arnold; Upleger, Martin<br />

Dippel, Martin<br />

Hertwig, Stefan<br />

Heuvels, Klaus; Höß, Stefan<br />

Rosenkötter, Annette<br />

Prieß, Hans-Joachim<br />

Neun, Andreas<br />

Horn, Lutz<br />

Hattenhauer, Daniela; Jasper, Ute; Kamphausen, Peter<br />

Völlink, Uwe-Carsten<br />

Franke, Horst<br />

Schweda, Marc; Eggers, Jan Christian<br />

Kulartz, Hans-Peter; Kus, Alexander<br />

Leinemann, Ralf<br />

Endler, Jan<br />

Müller-Wrede, Malte<br />

Wagner, Olav<br />

Krohn, Wolfram<br />

Kleinhenz, Bernhardine; Hausmann, Friedrich Ludwig<br />

Glahs, Heike; Reidt, Olaf<br />

Antweiler, Clemens<br />

METHODIK<br />

Preis-Vergabe<br />

Die Auswahl der Top-Kanzleien zum<br />

Vergaberecht und den einzelnen<br />

Koryphäen basiert auf drei Schritten:<br />

Im ersten Schritt wurden aus Datenbanken<br />

und Expertengesprächen Kanzleien<br />

und Anwälte mit positiven Bewertungen<br />

herausgefiltert. Die dabei gefundenen<br />

66 Kanzleien und 138 Anwälte wurden<br />

in einem zweiten Schritt von 20 Experten<br />

führender Wirtschaftskanzleien bewertet.<br />

60 Anwälte aus 35 Kanzleien<br />

qualifizierten sich, die wiederum von einer<br />

neutralen Jury aus Wissenschaft,<br />

Publizistik und Praxis beurteilt wurden.<br />

Die Jury entschied nach vier Kriterien:<br />

nachweisbare Erfolge, langjährige Erfahrung,<br />

Stärke des Teams und Spezialisierung.<br />

Die 25 Kanzleien und deren<br />

Anwälte, die dabei die höchsten Punktzahlen<br />

erreichten, sind in der nebenstehenden<br />

Tabelle aufgeführt.<br />

DIE JURY<br />

Meinrad Dreher ist Wirtschaftsrechtprofessor<br />

an der<br />

Uni Mainz und im Vorstand<br />

des Forums Vergabe<br />

selbst dann, wenn eine „Bankbürgschaft<br />

einer Bank“ statt „einer europäischen<br />

Bank“ verlangt wird.<br />

Seit knapp zwei Jahren müssen Regierungen<br />

auch Verteidigungsaufträge europaweit<br />

ausschreiben. Die Zeiten, in denen<br />

militärische Beschaffungsaufträge nur mit<br />

Haus- und Hoflieferanten abgewickelt<br />

wurden, sollen vorbei sein. Anschaffungen<br />

von Panzern für die Bundeswehr müssen<br />

ebenso ausgeschrieben werden wie die<br />

Wartungsverträge für ihre IT.<br />

Anwälte verdienen gut an den Vergabeverfahren.<br />

Partner der Kanzleien berechnen<br />

pro Stunde 280 bis 450 Euro, angestellte<br />

Anwälte zwischen 190 und 300 Euro.<br />

Zu ihren häufigsten Kunden zählen die<br />

Unternehmen der Pharma- und der Baubranche<br />

sowie Reinigungsfirmen. Auch<br />

Ministerien und Behörden wappnen sich<br />

vor Gericht vorsichtshalber mit Advokaten.<br />

Im Gesundheitssektor müssen sich nicht<br />

nur Krankenhäuser, die der öffentlichen<br />

Hand gehören, sondern auch privatisierte,<br />

die öffentliche Gelder bekommen, an die<br />

Vergaberechts-Spielregeln halten. Auch<br />

gesetzliche Krankenkassen wie die AOK<br />

müssen für Medikamente und Prothesen<br />

in Ausschreibungsverfahren detaillierte<br />

Vorgaben machen. „Insgesamt werden<br />

rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

ausgeschrieben“, rechnet Jasper vor –<br />

weit über 400 Milliarden Euro jährlich.<br />

AUFTRAG NACH QUOTE<br />

Neuen Stoff für Streitereien produziert die<br />

Politik reichlich. In den ersten Bundesländern<br />

sind nicht mehr nur Preise und Qualität<br />

für die Vergabe von Aufträgen entscheidend,<br />

sondern auch weiche Faktoren.<br />

Etwa die, ob Unternehmen Mindestlohn<br />

bezahlen oder ob sie Frauen fördern.<br />

Da stellen sich Fragen, die kein Gesetzgeber<br />

beantwortet. Wann kann man von<br />

Frauenförderung sprechen, fragt etwa Anwältin<br />

Ute Jasper: „Reicht ein Girls-Day<br />

einmal im Jahr oder muss das Unternehmen<br />

Frauen in Management-Funktionen<br />

nachweisen?“<br />

n<br />

claudia.toedtmann@wiwo.de<br />

Hans-Peter Müller ist im<br />

Bundeswirtschaftsministerium<br />

für die Weiterentwicklung<br />

des Vergaberechts zuständig<br />

Holger Franz ist Justiziar<br />

der Wohnungsgesellschaft<br />

Gagfah Group<br />

Alexandra Genten ist Leiterin<br />

der Konzern-Rechtsabteilung<br />

der Energieversorgungs- und<br />

Verkehrsgesellschaft Aachen<br />

Mark von Wietersheim ist<br />

Geschäftsführer des Vergabe-<br />

Netzwerks Forum Vergabe<br />

Achim Schunder ist Leiter<br />

der Zeitschriftenniederlassung<br />

des Verlags C.H.Beck<br />

Roland Tichy ist<br />

Chefredakteur der<br />

WirtschaftsWoche<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 87<br />

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Geld&Börse | Barron’s<br />

Endlos-Schleife<br />

IT-AKTIEN | Anleger lieben glanzvolle Comebacks gefallener Börsenstars.<br />

Leider ist oft nicht viel Substanz hinter den Geschichten.<br />

Ciscos Hardware austauschbar; alle Hardware<br />

würde dann über eine Art Allzweck-<br />

Software eingerichtet und gemanagt. Die<br />

Vorreiterrolle haben Jungunternehmen<br />

wie Cumulus, auch VM-Ware will in die Lücke<br />

stoßen; sie alle bedrohen langfristig<br />

Ciscos Pfründe. Chambers meint, Cisco<br />

könne mit neuen Paketlösungen, die möglichst<br />

viele der in den IT-Abteilungen von<br />

Unternehmen erforderlichen Funktionen<br />

abdecken, sowohl Arista als auch Softwareanbieter<br />

wie Cumulus auf Abstand halten;<br />

mit General Motors hat Cisco bereits einen<br />

Vertrag zur Lieferung einer derartigen<br />

Rundum-Paketlösung geschlossen.<br />

Die Wall Street tickt wie Hollywood:<br />

Sie liebt eingängige Geschichten.<br />

Wie im Kino freuen<br />

wir Anleger uns besonders, wenn<br />

darin ein alter Bekannter auftaucht. Die<br />

10 000 Mal geschriebene Geschichte <strong>vom</strong><br />

„überraschenden Comeback“ – wir lieben<br />

sie. Anfang Mai wurde sie von Cisco aufgewärmt.<br />

Cisco – neben Microsoft und Intel<br />

der größte Börsenhit der Neunzigerjahre –<br />

hatte anlässlich seiner jüngsten Quartalszahlen<br />

Folgendes verkündet: Seine notorischen<br />

Absatzprobleme bei Network-Switches,<br />

zu Deutsch etwa: Netzwerkknoten,<br />

auf die fast ein Drittel des Umsatzes entfällt,<br />

ließen nach; für die nächsten Quartale<br />

sei aber mit einer Erholung zu rechnen.<br />

Am nächsten Tag stieg die Aktie um<br />

sechs Prozent. Cisco konnte auch die Erwartungen<br />

der Analysten für das dritte<br />

Quartal schlagen. Müßig zu sagen: Nach<br />

dem langen Niedergang waren diese Erwartungen<br />

niedrig gewesen. Laut Cisco<br />

wird der Umsatz im aktuellen Quartal fast<br />

drei Prozentpunkte besser ausfallen als die<br />

zuvor erwarteten minus fünf Prozent. Zwei<br />

Prozent Umsatzminus waren also Grund<br />

genug für die Freudensprünge der Aktie.<br />

Schuld am schwindenden Geschäft war<br />

laut Cisco-Chef John Chambers die Einführung<br />

neuer, billigerer, Produkte – auch das<br />

ein Phänomen, das wir schon gut von<br />

früher kennen. Das wichtigste neue Produkt<br />

ist die Nexus-9000-Switch-Serie. Damit<br />

will Cisco dem neuen Konkurrenten<br />

Arista, der demnächst an die Börse gehen<br />

will, den Rang ablaufen. Arista verkaufte im<br />

vergangenen Quartal Switches für 117 Millionen<br />

Dollar. Das ist etwa die Hälfte des<br />

Cisco-Umsatzes in diesem Bereich. Aktuelle<br />

Cisco-Umsatzzahlen für die 9000er-Serie<br />

sind zwar keine bekannt, aber Chambers<br />

sagt, die Anzahl der Kunden sei in diesem<br />

Quartal von knapp 90 auf 175 gestiegen,<br />

was ein „erheblicher Markterfolg“ sei.<br />

NEUE WETTBEWERBER<br />

Auch diesen Teil des Skriptes kennen wir<br />

schon: Cisco schwächelt, neue Konkurrenten<br />

drängen ins Geschäft; Cisco fängt sich,<br />

drängt sie aus dem Markt und wächst wieder<br />

– wenn auch weniger als in der letzten<br />

Wiederholung. Aber Hauptsache, Cisco<br />

behauptet seine „führende Marktstellung“.<br />

Prompt korrigierten denn auch die Analysten<br />

ihre Prognosen allesamt nach<br />

oben. Immerhin: Die Dividendenrendite<br />

liegt inzwischen bei<br />

3,2 Prozent, deutlich höher also<br />

als in früheren Cisco-Zyklen.<br />

Arista ist nur einer von einem<br />

halben Dutzend neuer Konkurrenten,<br />

die das IT-Netzwerk von<br />

Grund auf verändern könnten.<br />

Softwaredefinierten Netzen gehört<br />

die Zukunft. Dabei würde<br />

Die beste<br />

Geschichte aus<br />

der aktuellen<br />

<strong>Ausgabe</strong> von<br />

dem führenden<br />

amerikanischen<br />

Magazin für<br />

Geldanleger.<br />

NOCH FALLHÖHE<br />

Cisco-Fans hoffen, dass sich die neue, softwaredefinierte<br />

Netzwerktechnologie als eine<br />

der vielen Cisco-Episoden erweist, in<br />

denen ein innovativer Senkrechtstarter<br />

versucht, den Riesen herauszufordern –<br />

und scheitert. Vermutlich wird Nexus Ciscos<br />

Absatz von Switches kurzfristig tatsächlich<br />

treiben; ob es zu nachhaltigem Umsatzwachstum<br />

beitragen kann, ist eine andere<br />

Frage. Immerhin: Cisco ist im Vergleich<br />

zu anderen IT-Stars nicht teuer. Derzeit<br />

wird die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />

(KGV) von zwölf auf Basis<br />

der Gewinnschätzungen für die kommenden<br />

zwölf Monate gehandelt.<br />

Andere Papiere der Branche haben mehr<br />

Fallhöhe. IT-Experte Mark Mahaney von<br />

RBC Capital berichtet, die Kurse der Internet-Aktien<br />

in seinem Anlageuniversum<br />

hätten seit ihren Höchstständen allesamt<br />

50 Prozent oder mehr nachgegeben. Wir<br />

befänden uns „in einem der trübsten Quartale<br />

seit 15 Jahren“. Kurse gäben selbst<br />

dann nach, wenn die Unternehmen wieder<br />

bessere Ergebnisse ablieferten. Billig ist<br />

dennoch anders: Facebook etwa wird noch<br />

immer zum 41-Fachen des für <strong>2014</strong> erwarteten<br />

Gewinns gehandelt.<br />

Citigroup-Analyst Mark May zog zeitgleich<br />

zur Verteidigung Amazons zu Felde.<br />

May meint, Anleger, die sich zur Zeit ihres<br />

52-Wochen-Hochs bei 408 Dollar für die<br />

Amazon-Aktie begeistern konnten,<br />

sollten sie jetzt, nach <strong>26</strong> Prozent<br />

Rückgang, erst recht lieben.<br />

Aber so tickt die Börse nicht.<br />

Aktien sind entweder in – und die<br />

Kurse steigen, oder eben nicht.<br />

Und bei Amazon könnte in diesem<br />

Quartal bis zu eine halbe<br />

Milliarde Dollar Verlust anfallen.<br />

„Günstig“ ist also relativ. n<br />

tiernan ray | geld@wiwo.de<br />

ILLUSTRATION: TOM MACKINGER<br />

88 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.14 WirtschaftsWoche<br />

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Geld&Börse | Steuern und Recht<br />

IMMOBILIEN<br />

Mietersuche<br />

senkt Steuer<br />

LOHN- UND EINKOMMENSTEUER<br />

Der Fiskus will es wissen<br />

Wer seine Erklärung bis 2. Juni abgeben muss, wer sich noch Zeit lassen kann.<br />

Dieses Jahr haben Steuerzahler zwei Tage mehr<br />

Zeit, um ihre Steuererklärung zu erledigen. Der<br />

letzte Abgabetermin 31. Mai fällt auf einen Samstag.<br />

Daher ist der folgende Montag, der 2. Juni,<br />

der Stichtag. Die Frist gilt für alle, die eine Steuererklärung<br />

abgeben müssen, weil sie bestimmte<br />

steuerliche Vergünstigungen nutzen, etwa das<br />

Ehegattensplitting mit Steuerklasse V oder IV mit<br />

Faktor. Auch eingetragene Lohnsteuerfreibeträge<br />

(außer Behinderten-Pauschbetrag und Kinderfreibeträge)<br />

führen zur Abgabepflicht. Diese<br />

greift außerdem für Selbstständige und Freiberufler,<br />

deren Einkommen im vergangenen Jahr<br />

8130 Euro (Ledige) oder 16 <strong>26</strong>0 Euro (Verheiratete)<br />

überschritten hat. Auch Ex-Ehepartner,<br />

die Unterhalt beziehen, Arbeitnehmer, deren<br />

Nebeneinkünfte 410 Euro jährlich übersteigen,<br />

sowie Elterngeldbezieher müssen ihre Unterlagen<br />

bis Ende Mai einreichen. Mehr Zeit bleibt,<br />

wenn Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein<br />

unterstützen. Dann gilt erst das Jahresende als<br />

Abgabefrist. Wer seine Steuererklärung selbst<br />

machen will, aber mehr Zeit braucht, kann einen<br />

Antrag auf Fristverlängerung stellen. Ein Brief an<br />

das Finanzamt (samt Steuernummer und Steuer-Identifikationsnummer)<br />

mit der Bitte um<br />

zwei oder drei Monate Aufschub und einer kurzen<br />

Begründung (fehlende Unterlagen, Erkrankung<br />

oder längere Abwesenheit) reicht meist.<br />

Finanzbeamte freuen sich über den Hinweis,<br />

dass bei einem gewährten Fristaufschub keine<br />

schriftliche Nachricht nötig ist.<br />

Abseits der Metropolen, passiert<br />

es immer wieder, dass eine<br />

Wohnung nach dem Auszug eines<br />

Mieters leer steht. Bemüht<br />

sich der Eigentümer darum, sie<br />

wieder zu vermieten, darf er<br />

Kosten, die in der Zeit des Leerstands<br />

anfallen, weiter als Werbungskosten<br />

von anderen Vermietungseinkünften<br />

abziehen<br />

und so seine Steuerlast senken.<br />

Zu den anrechenbaren Kosten<br />

zählen etwa Abschreibungen,<br />

<strong>Ausgabe</strong>n für die Mietersuche<br />

wie Zeitungsannoncen sowie<br />

die Darlehenszinsen für den<br />

Wohnungskredit.<br />

Finanzämter müssen den<br />

Abzug selbst dann anerkennen,<br />

wenn der Eigentümer zweigleisig<br />

fährt und etwa wegen finanzieller<br />

Schwierigkeiten auch<br />

den Verkauf der Wohnung anstrebt.<br />

Der Bundesfinanzhof<br />

verlangt aber, dass er in diesem<br />

Fall „nachweislich und ernsthaft“<br />

weiterhin Mieter sucht. In<br />

dem Fall, den die Richter entschieden<br />

haben, hatte sich der<br />

Eigentümer jedoch fünf Jahre<br />

hauptsächlich um Käufer bemüht.<br />

Ihm wurde der Abzug<br />

nachträglicher Darlehenszinsen<br />

gestrichen (IX R 37/12).<br />

Nachträgliche Darlehenszinsen<br />

zahlt der Eigentümer, wenn der<br />

Verkaufspreis den Kredit nicht<br />

kompletttilgt.<br />

RECHT EINFACH | Fahrrad<br />

Das schöne Wetter lockt zum<br />

Fahrradfahren. Manche<br />

Spritztour endet allerdings vor<br />

dem Richtertisch.<br />

§<br />

Helm. Eine Fahrradfahrerin<br />

aus Schleswig-Holstein raste<br />

in eine plötzlich geöffnete<br />

Autotür und flog im hohen<br />

Bogen über die Straße. Vor Gericht<br />

bekam sie jedoch nur einen<br />

um 20 Prozent geminderten Anspruch<br />

auf Schadensersatz und<br />

Schmerzensgeld zugesprochen.<br />

Grund: Sie hatte keinen Helm ge-<br />

tragen (Oberlandesgericht Schleswig-Holstein,<br />

7 U 11/12). Die Revision<br />

vor dem Bundesgerichtshof<br />

läuft. Nicht alle Gerichte urteilen<br />

so. Ein helmloser Rennradfahrer<br />

blieb in Niedersachsen von Abzügen<br />

verschont. Die dortigen Richter<br />

verwiesen darauf, dass es keine gesetzliche<br />

Helmpflicht gebe (Oberlandesgericht<br />

Celle, 14 U 113/13).<br />

Flasche. Ein Radler aus Rheinland-<br />

Pfalz fuhr nachts extreme Schlangenlinien.<br />

Der Alko-Test fiel mit<br />

2,44 Promille eindeutig aus. Die<br />

Verkehrsbehörde lud daraufhin<br />

zum Idiotentest. Die Schnapsnase<br />

erschien nicht: Da er keinen Führerschein<br />

habe, mache der Test keinen<br />

Sinn. Das dann verhängte Fahrradverbot<br />

war rechtens. Sein<br />

Verhalten lasse auf „Ungeeignetheit“<br />

für Fahrzeuge aller Art schließen<br />

(Oberverwaltungsgericht<br />

Rheinland-Pfalz, 10 A 10284/12).<br />

Abschleppen. Ein Münsteraner<br />

stellte sein Rad auf einem Gehweg<br />

beim Hauptbahnhof ab. 70<br />

Zentimeter ragte das Rad in den<br />

sechs Meter breiten Gehweg. Zu<br />

viel, befanden Ordnungshüter,<br />

und brachten das Fahrrad zu einer<br />

Sammelstelle. Der Besitzer<br />

verklagte die Stadt. Zu Recht.<br />

Auch Rollstühle und Kinderwagen,<br />

so die Richter, wären noch<br />

vorbei gekommen. Das Abschleppen<br />

sei rechtswidrig gewesen<br />

(Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen,<br />

5 A 2239/08).<br />

FOTOS: ALIMDI, GETTY IMAGES/LOOK, PR<br />

90 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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AKTIEN-MANIPULATION<br />

Tricksereien schützen vor Strafe nicht<br />

Ende 2012 hat die Deutsche<br />

Börse ein Segment des Aktienhandels<br />

geschlossen, in dem<br />

zahlreiche Titel notiert waren,<br />

in die Anleger immer wieder<br />

mit falschen Erfolgsmeldungen<br />

und Empfehlungen per Telefon,<br />

Internet-Meldungen und Fax<br />

gelockt wurden. Die Drahtzieher<br />

hatten sich die Schrottaktien<br />

vorher billig besorgt. „Scalping“<br />

heißt diese Technik:<br />

Anleger werden angelockt,<br />

dann werden wertlose Aktien<br />

zu hohen Kursen bei ihnen abgeladen.<br />

Staatsanwälte und<br />

Aufseher sind dagegen vorgegangen,<br />

als die Masche ausuferte.<br />

Der Bundesgerichtshof bestätigte<br />

jetzt die Haftstrafen für<br />

Anlagebetrüger, die die Aktie<br />

von De Beira Goldfields manipuliert<br />

hatten (1 StR 106/13 i).<br />

Die Richter stellten klar, dass<br />

die Täter einer Bestrafung nicht<br />

durch Tricks entkommen.<br />

„Es schützt sie nicht, wenn sie<br />

etwa kursbeeinflussende Informationen<br />

gar nicht selbst veröffentlichen,<br />

sondern eine Public-Relations-Agentur<br />

damit<br />

beauftragen“, sagt Alexander<br />

Honrath, Partner in der Kanzlei<br />

Heisse Kursawe Eversheds.<br />

Für Kurspusher gelten auch<br />

keine Berufsprivilegien wie eine<br />

verkürzte Verjährung,die Journalisten<br />

in Anspruch nehmen<br />

PFLEGEZEIT<br />

Urlaubsanspruch bleibt<br />

Wer unbezahlten Urlaub<br />

nimmt, verliert in dem Jahr<br />

nicht zwangsläufig auch alle<br />

normalen Urlaubstage. Arbeitgeber<br />

dürfen nicht in jedem Fall<br />

den gesetzlichen Anspruch kürzen,<br />

entschied das Bundesarbeitsgericht<br />

im Fall einer Krankenschwester.<br />

Sie hatte von<br />

Januar bis September 2011 unbezahlten<br />

Sonderurlaub für die<br />

Pflege von Angehörigen genommen<br />

und das Arbeitsverhältnis<br />

zu Ende September gekündigt.<br />

Vom Arbeitgeber<br />

SCHNELLGERICHT<br />

verlangte sie, dass er 15 Tage Erholungsurlaub<br />

auszahlt, die ihr<br />

als Teilzeitkraft für das Jahr 2011<br />

zustanden. Die Richter entschieden<br />

zugunsten der Frau.<br />

Für die Elternzeit oder den<br />

Wehrdienst gebe es zwar schon<br />

spezielle Regeln, durch die der<br />

gesetzliche Urlaubsanspruch<br />

gekürzt werden darf. Für den<br />

Fall einer Pflegezeit seien sie<br />

aber noch nicht eingeführt<br />

worden. Daher hat die Klägerin<br />

Anspruch auf das Geld (9 AZR<br />

678/12).<br />

dürfen, wenn sie ihre Sorgfaltspflichten<br />

erfüllen. „Die längere<br />

Verjährung ist ein Nachteil für<br />

die Täter, hilft aber geschädigten<br />

Aktionären nicht“, sagt Honrath.<br />

Werden die Täter nach den<br />

Normen des Wertpapierhandelsgesetzes<br />

verurteilt, könnten<br />

Aktionäre daraus nicht automatisch<br />

einen Anspruch geltend<br />

machen, so der BGH.<br />

Scalping-Täter müssten<br />

ebenso wie Finanzanalysten eigene<br />

Wertpapierpositionen offenlegen.<br />

Dies gelte nicht erst<br />

ab bestimmten Meldeschwellen,<br />

sondern immer, sobald sie<br />

Aktien oder Derivate auf die Aktien<br />

halten, die sie empfehlen.<br />

ELTERNGELD<br />

China-Lohn<br />

zählt nicht<br />

Seit Januar 2011 wird bei der<br />

Berechnung des Elterngeldes<br />

nur das im Inland versteuerte<br />

Einkommen berücksichtigt. Eine<br />

Lehrerin, die an einer deutschen<br />

Schule in China gearbeitet<br />

hatte, hat keinen Anspruch<br />

auf mehr Elterngeld. Es half ihr<br />

nicht, dass ihre Tochter im November<br />

2010 und damit kurz<br />

vor der Gesetzesänderung geboren<br />

wurde (Bundessozialgericht,<br />

B 10 EG 2/14 R).<br />

STEUERTRICK<br />

MARC KÜRTEN<br />

ist Steuer-<br />

Fachanwalt<br />

und Berater<br />

der Vereinigten<br />

Lohnsteuerhilfe.<br />

n Herr Kürten, Steuerzahler<br />

können das Finanzamt zur<br />

Geldanlage nutzen. Wie?<br />

Bekommen Steuerzahler eine<br />

Erstattung, muss das Finanzamt<br />

Zinsen zahlen, wenn der<br />

Bescheid 15 Monate nach Ende<br />

des Jahres oder später ergeht.<br />

Für weitere volle Monate<br />

je 0,5 Prozent Zinsen.<br />

n Wie nutzen Steuerzahler<br />

die Regel zu ihren Gunsten?<br />

Wer nicht zur Abgabe einer<br />

Steuererklärung verpflichtet<br />

ist, zum Beispiel viele Alleinstehende<br />

mit Steuerklasse I,<br />

kann noch vier Jahre nach Ende<br />

eines Jahres eine Steuererklärung<br />

abgeben: Die Erklärung<br />

für 2013 also bis 2017.<br />

Das Finanzamt müsste auf Erstattungen<br />

für jeden vollen<br />

Monat nach dem 1.4.2015<br />

Zinsen zahlen. Und sechs Prozent<br />

Zins pro Jahr sind derzeit<br />

schon sehr attraktiv.<br />

n Gibt es einen Haken?<br />

Das Finanzamt wird nicht mitspielen,<br />

wenn es ein System<br />

erkennt. Nutzt jemand diese<br />

Regel aus, kann dies eine unzulässige<br />

Steuergestaltung<br />

sein. Außerdem müssen Steuerzahler<br />

auf die Erstattungszinsen<br />

Steuern zahlen.<br />

KRANKENKASSE HAT DREI WOCHEN ZEIT<br />

§<br />

Eine Krankenkasse muss einen Antrag zum Einsatz<br />

eines künstlichen Kniegelenks innerhalb von<br />

drei Wochen entscheiden. Sie kann dem Patienten<br />

auch mitteilen, warum es länger dauert. Sonst gilt die<br />

beantragte Operation als genehmigt (Sozialgericht<br />

Dessau-Roßlau, S 21 KR 282/13).<br />

ADOPTION FÜR LEBENSPARTNER ERLEICHTERT<br />

§<br />

Wer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />

lebt, kann künftig auch ein Adoptivkind des Partners<br />

nachträglich adoptieren. Bisher ging das nur bei<br />

seinem leiblichen Kind. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />

<strong>vom</strong> vergangenen Jahr ändert<br />

die Bundesregierung jetzt das entsprechende Gesetz.<br />

GEWERKSCHAFTSMITGLIEDER BEVORZUGT<br />

§<br />

Eine Erholungsbeihilfe von 200 Euro durfte der<br />

Autobauer Opel 2010 Mitgliedern der IG Metall<br />

zahlen. Nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter,<br />

die zur Opel-Rettung auf Lohn verzichtet hatten, klagten<br />

vergeblich gegen die Ungleichbehandlung (Bundesarbeitsgericht,<br />

4 AZR 50/13).<br />

BIKINIBILD NUR MIT ZUSTIMMUNG<br />

§<br />

Steht eine Frau im Bikini am Strand zufällig neben<br />

einem Prominenten, darf ein Foto nur mit ihrer Zustimmung<br />

veröffentlicht werden. Schadensersatz gibt<br />

es nicht, obwohl sich auch ein wenig schmeichelhafter<br />

Text auf sie bezog: „Star A. in pikanter Frauen-Begleitung“<br />

(Oberlandesgericht Karlsruhe, 6 U 55/13).<br />

n Klappt es trotzdem?<br />

Oft drohen Finanzämter, dass<br />

sie auch bei freiwilliger Steuererklärung<br />

Verspätungszuschläge<br />

festsetzen können. In<br />

der Praxis habe ich das aber<br />

nie erlebt. Rechtlich hat das<br />

Finanzamt dafür auch keine<br />

Handhabe. Meine Klienten haben<br />

Erstattung und Zins stets<br />

bekommen. Bei wiederholter<br />

sehr später Abgabe dürfte es<br />

aber Probleme geben.<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 Redaktion: heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt, niklas hoyer<br />

91<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

KOMMENTAR | Berlin verbessert<br />

den Anlegerschutz am Graumarkt.<br />

Für Entwarnung ist es aber noch zu<br />

früh. Von Martin Gerth<br />

Sanfte Peitsche<br />

Der Titel der SM-<br />

Schmonzette „50<br />

Shades of Grey“<br />

passt zum grauen<br />

Kapitalmarkt, auf dem, anders<br />

als an Börsen, weitgehend unbeaufsichtigt<br />

Finanzprodukte<br />

verkauft werden. Dort reicht die<br />

Farbpalette von halbwegs seriös<br />

über zweifelhaft bis zu betrügerisch.<br />

Bisher konnten Anleger<br />

kaum zwischen diesen Graustufen<br />

unterscheiden. Es wird viel<br />

versprochen, etwa zweistellige<br />

Renditen, aber kaum etwas offengelegt.<br />

Betrüger haben leichtes<br />

Spiel. Investments im Graumarkt<br />

bringen Anlegern daher<br />

meist schmerzhafte Verluste.<br />

Jetzt schwingt Finanzminister<br />

Wolfgang Schäuble mit einem<br />

neuen Aktionsplan die Peitsche<br />

staatlicher Regulierung. Das<br />

dürfte Anlagebetrügern – zumindest<br />

auf den ersten Blick –<br />

Angst einjagen.<br />

Wie viel der Aktionsplan wert<br />

ist, muss die Praxis zeigen. Beispiel:<br />

Nicht nur geschlossene<br />

Fonds (Beteiligungen, die das<br />

Geld vieler Anleger bündeln und<br />

in Unternehmungen packen) fallen<br />

laut Plan unter die staatliche<br />

Regulierung, sondern auch Kapitalanlagen,<br />

die wirtschaftlich<br />

betrachtet gleichwertig seien.<br />

Gleichwertig ist ein dehnbarer<br />

Begriff. Bisher ist es Betrügern<br />

immer gelungen, ein Vehikel zu<br />

finden, das anders als die regulierten<br />

Produkte ist.<br />

Spannend bleibt die Rolle der<br />

Finanzaufsicht. Bisher konnten<br />

sich die Aufseher beim Graumarkt<br />

auf Formalien zurückziehen<br />

(„wir kontrollieren nur, ob<br />

ein Prospekt vollständig ist“) –<br />

und nichts tun. Das geht nun<br />

nicht mehr. Schäuble hat ihnen<br />

ein großes Aufgabenpaket geschnürt:<br />

Sie müssen Werbe- und<br />

Vertriebsverbote durchsetzen<br />

oder Sonderprüfungen initiieren.<br />

Fragt sich, wie die Aufseher<br />

das schaffen sollen; personell<br />

und mit dem nötigen Biss.<br />

Zudem offenbart der Aktionsplan<br />

Lücken. Beispiel: Es fehlen<br />

Vorschriften über Verträge, die<br />

Anleger und Anbieter von Beteiligungen<br />

schließen. Bei geschlossenen<br />

Fonds führt diese<br />

Gesetzeslücke dazu, dass der<br />

Fondsinitiator sich und seine Getreuen<br />

mit großem Einfluss ausstatten<br />

kann. Die Anleger tragen<br />

das Verlustrisiko, können aber<br />

nicht mitreden, etwa darüber,<br />

wie ein Fonds zu sanieren ist.<br />

Es gibt auch Positives im Aktionsplan.<br />

So müssen Graumarktanbieter<br />

personelle Verflechtungen<br />

im Umfeld der Beteiligung<br />

offenlegen. So soll verhindert<br />

werden, dass der Fondsinitiator<br />

Freunde und Verwandte mit<br />

Aufträgen versorgt, die die Kosten<br />

hoch treiben.<br />

SCHUTZ FÜR PENDLER<br />

Neben vielen nützlichen Vorschriften,<br />

enthält Schäubles<br />

Paket auch Skurriles. So dürfen<br />

Graumarktanbieter nicht mehr –<br />

wie zuletzt der heute insolvente<br />

Windparkfinanzierer Prokon –<br />

mit Anzeigen in Straßenbahnen<br />

werben. Für Graumarktprodukte<br />

soll nur noch in Medien mit<br />

Schwerpunkt Wirtschaft geworben<br />

werden, bei denen den Lesern<br />

bestimmte Vorkenntnisse<br />

zu unterstellen seien.<br />

Es drängen sich Fragen auf:<br />

Sind Anleger, die Straßenbahn<br />

fahren, dümmer als solche, die<br />

sich auf einem Börsenportal verirren?<br />

Müssen sie daher besser<br />

geschützt werden als andere?<br />

Klar ist: Aus Vorsicht einen Bogen<br />

um Graumarktangebote zu<br />

machen, kann nicht dumm sein.<br />

TREND DER WOCHE<br />

Metall für den Krisenfall<br />

Der Goldpreis driftet weiter ab – es sei denn, die<br />

Turbulenzen in Russland und China werden heftiger.<br />

Licht am Ende des Tunnels?<br />

Rekordförderung (hier Mine<br />

in Mali) drückt Goldpreis<br />

Zwei Wochen lang, als er bis auf<br />

1392 Dollar stieg, hat der Goldpreis<br />

auf die Ukraine-Krise reagiert.<br />

Seitdem geben die Notierungen<br />

für das Edelmetall<br />

wieder nach, denn derzeit gibt<br />

es mehr Argumente, die gegen<br />

Gold sprechen als dafür:<br />

n Die Minenproduktion läuft<br />

auf vollen Touren. Inklusive Altgold<br />

dürfte das Goldangebot in<br />

diesem Jahr noch über den<br />

4390 Tonnen von 2013 liegen.<br />

n Die Verkaufswelle physisch<br />

hinterlegter Goldfonds (2013:<br />

865 Tonnen) ist zwar ausgelaufen,<br />

die Schmucknachfrage in<br />

den Schwellenländern stabil,<br />

doch die Käufe von Barren und<br />

Münzen gehen zurück, im ersten<br />

Quartal um fast 40 Prozent.<br />

n Niedrige Inflationsraten, die<br />

Rückführung der US-Anleihekäufe<br />

und das hohe Niveau bei<br />

Aktien und Anleihen lassen<br />

Gold unattraktiv erscheinen.<br />

n Die europäischen Notenbanken<br />

haben zwar gerade festgelegt,<br />

auf absehbare Zeit keine<br />

größeren Goldbestände zu verkaufen.<br />

Dass die Notenbankkäufe<br />

(die seit 2013 rückläufig<br />

sind) deshalb wieder anziehen,<br />

zeichnet sich aber nicht ab.<br />

Insgesamt ist es gut möglich,<br />

dass der Goldpreis bis Jahresende<br />

in Richtung 1200 Dollar abdriftet.<br />

Sollten jedoch die Unsicherheiten<br />

in Russland und in<br />

China stärker als erwartet auf<br />

die Weltkonjunktur durchschlagen<br />

und die amerikanische Notenbank<br />

wieder auf vollen Expansionsmodus<br />

schalten, kann<br />

sich der Goldpreis schneller als<br />

erwartet erholen.<br />

Trends der Woche<br />

Entwicklung der wichtigsten Finanzmarkt-Indikatoren<br />

Stand: 22.5.<strong>2014</strong> / 18.00 Uhr aktuell seit einer Woche 1 seit einem Jahr 1<br />

Dax 30 9720,91 +0,7 +13,9<br />

MDax 16490,97 +0,9 +15,7<br />

Euro Stoxx 50 3187,63 +0,8 +12,4<br />

S&P 500 1894,37 +1,3 +14,4<br />

Euro in Dollar 1,3668 +0,1 +5,8<br />

Bund-Rendite (10 Jahre) 1 1,35 +0,02 2 –0,01 2<br />

US-Rendite (10 Jahre) 1 2,54 +0,04 2 +0,62 2<br />

Rohöl (Brent) 3 110,73 +1,5 +7,9<br />

Gold 4 1298,50 ±0 –7,8<br />

Kupfer 5 6945,50 –0,1 –7,1<br />

1<br />

in Prozent; 2 in Prozentpunkten; 3 in Dollar pro Barrel; 4 in Dollar pro Feinunze,<br />

umgerechnet 950,73 Euro; 5 in Dollar pro Tonne; Quelle: vwd group<br />

FOTOS: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, BLOOMBERG NEWS/SIMON DAWSON, BLOOMBERG NEWS/JOHN RIZZO<br />

92 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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DAX-AKTIEN<br />

Stahl-Spekulation läuft<br />

Nach 8,3 Milliarden Euro Verlust in drei Jahren hat<br />

ThyssenKrupp nun die Chance auf echte Gewinne.<br />

HITLISTE<br />

Nur 15 Millionen Euro netto<br />

hat ThyssenKrupp in der ersten<br />

Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs<br />

(bis September)<br />

verdient. Und doch steckt in<br />

diesem aus 21 Milliarden Euro<br />

Umsatz schwer erarbeiteten<br />

Minigewinn die Chance für<br />

die Wende der Thyssen-Aktie.<br />

Operativ kommt der Stahlund<br />

Industriekonzern voran,<br />

der Auftragseingang steigt.<br />

Sogar das große Sorgenkind,<br />

das Stahlwerk in Brasilien,<br />

verringert seine Verluste. Ein<br />

Risiko bleiben die Edelstahltöchter<br />

VDM und Terni. Sie<br />

könnten bei einem ungünstigen<br />

Verkauf Thyssen dreistellige<br />

Millionenabschreibungen bescheren.<br />

Indes, so klamm, wie<br />

noch vor Kurzem, ist Thyssen<br />

nicht mehr: Die Schulden wurden<br />

binnen drei Monaten von<br />

5,3 auf 4,0 Milliarden gesenkt,<br />

dazu kam eine Kreditlinie über<br />

zwei Milliarden. Thyssen muss<br />

das Edelstahlgeschäft nicht<br />

verschleudern – und hat so<br />

die Chance auf den ersten<br />

Gewinnabschluss nach drei<br />

Verlustjahren.<br />

Wow! 19 747 Prozent<br />

plus für Amazon seit<br />

dem Börsengang 1997<br />

INTERNET-AKTIEN<br />

Kassenfüller<br />

Vergleichbare Kursgewinne wie mit Amazon wären<br />

mit den Aktien von Alibaba wohl nicht zu erzielen.<br />

Dax<br />

Kurs Kursent- Gewinn KGV Börsen- Dividen-<br />

(€) wicklung pro Aktie (€) wert den-<br />

1 Woche 1 Jahr <strong>2014</strong> 2015 2015<br />

(Mio. €) rendite<br />

(%) 1<br />

Dax 9720,91 +0,7 +13,9<br />

Aktie<br />

Stand: 22.5.<strong>2014</strong> / 18.00 Uhr<br />

Adidas 77,55 –1,8 –11,5 4,33 5,08 15 16225 1,93<br />

Allianz 121,90 –0,6 +0,1 13,57 13,97 9 55580 4,35<br />

BASF NA 83,00 –0,2 +10,1 5,92 6,49 13 76234 3,25<br />

Bayer NA 102,85 –0,5 +20,3 6,10 6,91 15 85<strong>05</strong>2 2,04<br />

Beiersdorf 73,46 –0,6 +3,9 2,56 2,84 <strong>26</strong> 18512 0,95<br />

BMW St 89,34 +1,4 +21,8 8,68 9,17 10 57532 2,91<br />

Commerzbank 11,42 +2,0 +36,5 0,71 1,08 11 13002 -<br />

Continental 168,55 +3,9 +64,5 12,59 14,41 12 33711 1,48<br />

Daimler 67,52 +2,3 +35,9 5,93 6,83 10 72208 3,33<br />

Deutsche Bank 30,36 –1,2 –18,4 3,47 4,21 7 30949 2,47<br />

Deutsche Börse 53,94 –2,8 +13,0 3,84 4,24 13 10410 3,89<br />

Deutsche Post <strong>26</strong>,80 +2,2 +30,0 1,71 1,91 14 32396 2,99<br />

Deutsche Telekom 12,42 –5,3 +31,2 0,63 0,68 18 55<strong>26</strong>1 4,03<br />

E.ON 13,84 +6,7 +3,8 0,94 0,99 14 27694 4,34<br />

Fresenius Med.C. St 47,71 –1,2 –11,5 3,64 4,02 12 14673 1,61<br />

Fresenius SE&Co 108,00 –3,6 +12,1 6,34 7,17 15 24374 1,16<br />

Heidelberg Cement St 60,73 –0,4 +2,7 4,01 5,04 12 11387 0,99<br />

Henkel Vz 84,23 +0,2 +7,3 4,29 4,68 18 34221 1,45<br />

Infineon 8,67 +1,1 +31,0 0,41 0,53 16 9369 1,38<br />

K+S NA <strong>26</strong>,13 –1,2 –20,4 1,36 1,49 18 5001 0,96<br />

Lanxess 51,18 –4,2 –12,7 2,56 3,64 14 4258 0,98<br />

Linde 152,60 +0,1 –0,5 8,10 9,09 17 28330 1,97<br />

Lufthansa 18,32 +2,4 +11,2 1,90 3,01 6 8424 -<br />

Merck 125,35 +1,7 +1,5 9,22 9,53 13 8100 1,52<br />

Münchener Rückv. 158,95 +1,9 +7,7 17,17 17,64 9 28506 4,56<br />

RWE St 28,62 +9,5 +2,9 2,37 2,<strong>26</strong> 13 17310 3,49<br />

SAP 54,41 –1,8 –12,2 3,42 3,73 15 66843 2,02<br />

Siemens 95,19 –1,3 +19,4 6,73 7,49 13 83862 3,15<br />

ThyssenKrupp 21,94 –0,3 +40,2 0,54 1,18 19 11285 -<br />

Volkswagen Vz. 190,85 +1,7 +10,6 21,95 24,65 8 88466 2,13<br />

1<br />

berechnet mit der zuletzt gezahlten Dividende<br />

Der chinesische Internet-<br />

Händler Alibaba peilt die erste<br />

Augustwoche an für sein Debüt<br />

an der Wall Street. Das<br />

könnte eng werden, die Stimmung<br />

gegenüber Internet-Aktien<br />

droht zu kippen (siehe<br />

Chartsignal Seite 97). Nicht<br />

auszuschließen, dass der Börsengang<br />

vertagt oder Abstriche<br />

beim Börsenerlös gemacht<br />

werden müssen. Etwa 20 Milliarden<br />

Dollar sollen zwölf Prozent<br />

der Aktien einbringen.<br />

Alibaba käme damit auf einen<br />

Die weltweit erfolgreichsten Neuemissionen von<br />

Internet-Unternehmen<br />

Unternehmen<br />

Amazon.com<br />

14.5.97<br />

ASOS 3.10.01<br />

Tencent Holdings 4.6.04<br />

Nacer 29.10.02<br />

REA Group 1.12.99<br />

Ebay 23.9. 98<br />

Yahoo 11.4.96<br />

Baidu<br />

4.8 <strong>05</strong><br />

Netflix 22.5.<strong>05</strong><br />

Kakaku.com 9.10.03<br />

Vipshop 23.3.03<br />

Ctrip.com 9.12.12<br />

GungHo Online 9.3.<strong>05</strong><br />

Tagdes<br />

Börsengangs<br />

Emissionsbetrag<br />

in Mio.<br />

Dollar<br />

54,0<br />

0,3<br />

229,4<br />

36,7<br />

4,9<br />

63,0<br />

33,8<br />

27,0<br />

94,9<br />

20,7<br />

71,5<br />

84,6<br />

11,5<br />

Kursentwicklung<br />

seit<br />

Emission<br />

in Prozent<br />

Marktwert von 165 Milliarden<br />

Dollar. Selbst wenn alles glattgeht:<br />

Atemberaubende Gewinne,<br />

wie sie mit Amazon seit dem<br />

Börsengang zu holen waren, sind<br />

nicht drin. Der US-Online-Händler<br />

sammelte im Mai 1997 nur<br />

54 Millionen Dollar ein und trat<br />

dann seinen Siegeszug an. Alibaba<br />

aber ist schon groß. Der Börsengang<br />

wirkt eher wie ein Kassenfüller<br />

für die Großaktionäre<br />

Softbank (37 Prozent), Yahoo (24<br />

Prozent) sowie Unternehmensgründer<br />

Jack Ma (7,5 Prozent).<br />

Unternehmen<br />

Tagdes<br />

Börsengangs<br />

Emissionsbetrag<br />

in Mio.<br />

Dollar<br />

Kursentwicklung<br />

seit<br />

Emission<br />

in Prozent<br />

+19747<br />

+19040<br />

+14292<br />

+12986<br />

+9074<br />

+6827<br />

+6068<br />

My EG Service<br />

F5 Networks<br />

NetEase<br />

Resaas Serv.<br />

VeriSign<br />

Iliad<br />

PChome Online<br />

16.1.07<br />

3.6.99<br />

29.6.06<br />

2.2.11<br />

29.1.01<br />

30.1.04<br />

24.1.<strong>05</strong><br />

3,9<br />

30,0<br />

69,8<br />

1,3<br />

42,0<br />

151,4<br />

7,8<br />

+2012<br />

+1952<br />

+1724<br />

+1404<br />

+1279<br />

+1247<br />

+1146<br />

+5633 Google 18.8.04 1916,4 +1142<br />

+4565<br />

+2988<br />

+2360<br />

+2214<br />

StartToday<br />

Centratama<br />

Priceline.com<br />

M3<br />

11.12.07<br />

1.11.01<br />

29.3.99<br />

16.9.04<br />

29,3<br />

1,2<br />

160,0<br />

56,8<br />

+1134<br />

+1132<br />

+1085<br />

+1080<br />

+2100 Quelle: Bloomberg; Stand: 19. Mai <strong>2014</strong><br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 93<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

AKTIE Nestlé<br />

So stark wie Siemens<br />

und BASF zusammen<br />

Süße Rendite Dividende seit<br />

Jahrzehnten nur erhöht<br />

Auf den ersten Blick hat der<br />

Schweizer Nahrungsmittelkonzern<br />

derzeit einen schweren<br />

Stand: Mit der geplanten<br />

Fusion der niederländischen<br />

Master Blenders (Jacobs) und<br />

der amerikanischen Mondelez<br />

(ehemals Kraft) entsteht ein<br />

starker Konkurrent auf dem lukrativen<br />

Kaffeemarkt. Dennoch<br />

geben Nestlé-Aktien ein<br />

Signal zur Fortsetzung der langen<br />

Hausse – zu Recht.<br />

Mit 92 Milliarden Schweizer<br />

Franken (CHF) Jahresumsatz<br />

ist Nestlé der größte Nahrungsmittelhersteller<br />

der Welt. Bis<br />

zur Mitte des Jahrhunderts, so<br />

rechnen die Zukunftsforscher<br />

des Club of Rome, wird sich<br />

der weltweite Nahrungsmittelbedarf<br />

verdoppeln. Vor allem<br />

in den Schwellenländern steigt<br />

der Bedarf. Nestlé macht hier<br />

schon jetzt die Hälfte seines<br />

Geschäfts und wächst jährlich<br />

um bis zu neun Prozent. 2013<br />

musste Nestlé zwar Rückschläge<br />

hinnehmen, weil Währungen<br />

wie der brasilianische Real<br />

oder der mexikanische Peso an<br />

Wert verloren; derzeit aber erholen<br />

sich diese Währungen.<br />

Das stabile Nahrungsmittelgeschäft<br />

ergänzt Nestlé durch<br />

Zukäufe in der Sparte Gesundheitsprodukte.<br />

Die Marktforscher<br />

von Euromonitor rechnen<br />

bei Spezialnahrung in<br />

Zukunft mit doppelt so hohen<br />

Wachstumsraten wie bei klassischen<br />

Nahrungsmitteln. Mit<br />

dem amerikanischen Biotechniker<br />

CDI erforscht Nestlé die Zusammenhänge<br />

von Ernährung<br />

und Krankheiten; von Danone<br />

könnte Nestlé das Geschäft mit<br />

medizinischer Ernährung kaufen.<br />

Ziel wäre die personalisierte<br />

Nahrung: Ernährung gegen Massenkrankheiten<br />

wie Diabetes<br />

oder Alzheimer. Henri Nestlé,<br />

der das Unternehmen 1866<br />

gründete, war Apotheker. Nestlé<br />

geht zurück zu den Wurzeln.<br />

Seit dem Konzernumbau<br />

2011/12 ist Nestlé nicht nur auf<br />

Wachstumskurs, die Nettomargen<br />

(Reingewinn <strong>vom</strong> Umsatz)<br />

ziehen an und liegen über zehn<br />

Prozent. 15 Milliarden CHF dürfte<br />

Nestlé in diesem Jahr aus dem<br />

laufenden Geschäft holen. Selbst<br />

in Jahren der schweren Krise<br />

2008/09 schafften die Schweizer<br />

Cash-Flows in zweistelliger Milliardenhöhe.<br />

Mit 63 Milliarden CHF hat<br />

Nestlé etwa so viel Eigenkapital<br />

in der Bilanz wie die (durchaus<br />

solventen) Industriekonzerne<br />

Siemens und BASF zusammen.<br />

Aktionäre profitieren davon: Seit<br />

mehreren Jahrzehnten steigt die<br />

Nestlé-Dividende, ausgefallen ist<br />

sie noch nie.<br />

Nestlé<br />

ISIN:CH0038863350<br />

75<br />

65<br />

55<br />

45<br />

50-Tage-Linie<br />

200-Tage-Linie<br />

35<br />

2009 10 11 12 13 14<br />

Kurs/Stoppkurs (in CHF): 70,80/60,18<br />

KGV2013/<strong>2014</strong>: 22,6/20,4<br />

Dividendenrendite (in %): 3,1<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Quelle: Thomson Reuters<br />

Hoch<br />

AKTIE Gazprom<br />

Alles eine Frage des<br />

Gaspreises<br />

Dass die Sanktionsdrohungen<br />

der Europäischen Union (EU)<br />

gegenüber Russland zu einer<br />

energiepolitischen Neuausrichtung<br />

beim wichtigsten<br />

Energielieferanten der EU führen<br />

werden, bestätigte sich in<br />

der vergangenen Woche in Peking.<br />

Im Rahmen des Staatsbesuchs<br />

des russischen Präsidenten<br />

Wladimir Putin in<br />

China kam es nach zehnjährigen<br />

Verhandlungen zum Abschluss<br />

des langfristigen, insgesamt<br />

400 Milliarden Dollar<br />

schweren chinesisch-russischen<br />

Gasdeals (siehe auch<br />

Seite 32). Vereinbart wurde,<br />

dass der russische Staatskonzern<br />

Gazprom durch eine<br />

neue, 22 Milliarden Dollar teure<br />

Pipeline von 2018 an über<br />

einen Zeitraum von 30 Jahren<br />

jährlich 38 Milliarden Kubikmeter<br />

Gas nach China liefert.<br />

Das wäre etwa ein Fünftel der<br />

Menge, die Gazprom derzeit<br />

nach Europa liefert. Auch zwischen<br />

Russen und Chinesen<br />

war letztlich alles eine Frage<br />

des Preises. Gazprom wollte<br />

einen Preis durchsetzen, der<br />

sich an den Lieferkontrakten<br />

in Europa orientiert. Dieser lag<br />

2013 im Schnitt bei 380,50<br />

Dollar pro 1000 Kubikmeter.<br />

Die Chinesen wollten aber<br />

Gas gehabt<br />

Schalke-Profi Julian Draxler<br />

nicht mehr zahlen als für Gasimporte<br />

aus Asien, aktuell etwa<br />

335 bis 350 Dollar. Irgendwo in<br />

der Mitte wird man sich getroffen<br />

haben. Zwar hat sich China<br />

selbst zum Ziel gesetzt, die eigene<br />

Erdgasproduktion bis 2020<br />

auf 420 Milliarden Kubikmeter<br />

zu steigern. Doch das wäre gegenüber<br />

2013 eine Steigerung<br />

um mehr als 150 Prozent und<br />

dürfte kaum zu realisieren sein.<br />

Weil niemand russische Aktien<br />

mag, könnte gerade jetzt<br />

der Zeitpunkt zum Einstieg gekommen<br />

sein. Gazprom ist eine<br />

politische Aktie, aber eine sehr<br />

preisgünstige.<br />

Gazprom<br />

ISIN:US3682872078<br />

22<br />

18<br />

50-Tage-Linie<br />

200-Tage-Linie<br />

14<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

20<strong>05</strong> 2010 14<br />

Kurs/Stoppkurs (inEuro): 6,13/4,60<br />

KGV2013/<strong>2014</strong>: 2,7/3,0<br />

Dividendenrendite (inProzent): 5,2<br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

Hoch<br />

Quelle: Thomson Reuters<br />

FOTOS: GLOW IMAGES, SVEN SIMON, LAIF/LOOP IMAGES/PAWEL LIBERA, MAURITIUS IMAGES/ALAMY<br />

94 Redaktion: Geldwoche+Zertifikate: Frank Doll, Anton Riedl<br />

Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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ZERTIFIKATE Banken Short<br />

Utopisch anmutende<br />

Prognosen<br />

Banken im Zwielicht Zentralen<br />

von HSBC und Barclays London<br />

Ausgerechnet das umstrittene<br />

Investmentbanking will die<br />

Deutsche Bank mit dem Geld<br />

stärken, das sie durch ihre<br />

jüngste Kapitalerhöhung hereinbekommt.<br />

Dabei wird das<br />

Geschäft um Wertpapiere wegen<br />

schärferer Vorschriften<br />

und steigender Anforderungen<br />

an die eigenen Mittel immer<br />

schwieriger; riskant ist es<br />

ohnehin (siehe auch Seite 50).<br />

Kein Wunder, dass die Aktie<br />

der Deutschen Bank unter<br />

Druck bleibt.<br />

Aus ganz Europa kommen<br />

Warnsignale. Der Gewinn der<br />

britischen HSBC sank im ersten<br />

Quartal um ein Fünftel,<br />

Zwei gegen die Bank<br />

jetzt laufen Ermittlungen der<br />

EU-Kommission wegen Zinsmanipulation<br />

an. Konkurrentin<br />

Barclays verdiente im Investmentbanking<br />

nur noch halb so<br />

viel wie im Vorjahr; die Credit<br />

Suisse muss 2,6 Milliarden Dollar<br />

Strafe in einem Steuerstreit<br />

mit dem US-Justizministerium<br />

bezahlen. Ebenfalls ins Visier<br />

der US-Fahnder ist die französische<br />

BNP geraten.<br />

Die Aussichten sind alles andere<br />

als rosig. Commerzbank-<br />

Chef Martin Blessing warnt vor<br />

einem „herausfordernden Jahr“.<br />

Seine Bank kann zwar das Volumen<br />

des Kerngeschäfts erhöhen,<br />

wegen wachsender regulatorischer<br />

Auflagen und extrem<br />

niedriger Zinsen kommen die<br />

Erträge jedoch nicht hinterher.<br />

Geht es nach den Prognosen<br />

der Analysten, sollen europäische<br />

Banken in diesem Jahr 30<br />

Prozent mehr verdienen. Angesichts<br />

der realen Ergebnisse<br />

mutet das utopisch an. Mit<br />

Shortzertifikaten können Anleger<br />

auf Rückschläge setzen.<br />

Zertifikate auf einen Rückgang europäischer Bankaktien<br />

(Branchenindex Stoxx 600 Banken, aktuell 197 Punkte)<br />

Shortzertifikat mit moderatem Hebel Faktorzertifikat mit erhöhtem Hebel<br />

Kurs (Euro)<br />

Stoppkurs (Euro)<br />

1,21<br />

0,96<br />

3,18<br />

2,48<br />

Funktion<br />

Wandelt Kursverluste im Bankenindex<br />

mit 1,6-fachem Hebel in Gewinne um;<br />

Beispiel: Sinkt der Index in drei Wochen<br />

um 10 Prozent, gewinnt das Zertifikat<br />

rund 16 Prozent; keine Laufzeitgrenze;<br />

Achtung: Kursgewinne im<br />

Index ergeben 1,6-fache Kursverluste<br />

im Zertifikat; steigt der Bankenindex<br />

wider Erwarten bis zur Knockout-<br />

Schwelle (aktuell 310,35 Punkte),<br />

kommt es zum Totalverlust<br />

Wandelt tägliche Kursverluste im<br />

Bankenindex mit vierfachem<br />

Hebel in Gewinne um; Beispiel:<br />

Sinkt der Index an einem Tag um 2<br />

Prozent, steigt das Zertifikat um<br />

rund 8 Prozent; keine Laufzeitgrenze;<br />

Achtung: tägliche Indexgewinne<br />

ergeben vierfache Kursverluste<br />

im Zertifikat; in Seitwärtsphasen<br />

des Index sind leichte<br />

Kursverluste möglich<br />

Kauf-Verkaufs-<br />

Spanne (Prozent)<br />

0,8<br />

0,6<br />

Emittentin Commerzbank (0,9 Prozent = geringes Ausfallrisiko)<br />

(Ausfallprämie)<br />

ISIN<br />

Chance/Risiko<br />

DE000CM54A80<br />

8/7<br />

DE000CZ328U1<br />

10/9<br />

Quelle: Banken, Thomson Reuters<br />

ANLEIHE Polen<br />

Dollar aus<br />

dem Osten<br />

Ertragreiches Land Agrarwirtschaft<br />

im Norden Polens<br />

Polen ist ein zuverlässiger<br />

Schuldner. Die Ratingagentur<br />

Standard & Poor’s bewertet<br />

polnische Staatsanleihen mit<br />

der Note A. Das ist mittlerer<br />

Investmentgrade, also eine<br />

ziemlich sichere Anlage. Das<br />

Problem für Polen-Anleger:<br />

Die polnische Währung Zloty<br />

schwankt erheblich. In den<br />

vergangenen vier Jahren etwa<br />

hat sie gegenüber dem Euro<br />

vorübergehend bis zu 15 Prozent<br />

verloren. Eine Alternative<br />

wären polnische Staatsanleihen,<br />

die in Euro notieren. Die<br />

allerdings bringen wenig:<br />

Papiere mit Laufzeit bis 2022<br />

etwa (ISIN XS0282701514)<br />

werfen gerade 1,8 Prozent Jahresrendite<br />

ab.<br />

Fast das Doppelte, nämlich<br />

3,4 Prozent Jahresrendite,<br />

bringen polnische Staatsanleihen,<br />

die in Dollar notieren.<br />

Dass sie als Fremdwährungsanleihen<br />

<strong>vom</strong> Rating eine Stufe<br />

tiefer angesiedelt sind (A-),<br />

sollte bei einer Weltwährung<br />

wie dem Dollar kein Nachteil<br />

sein; vor allem, da die europäische<br />

Notenbank derzeit alle<br />

Hebel in Bewegung setzt,<br />

den Euro nicht überschießen<br />

zu lassen, und damit indirekt<br />

den Dollar stabilisiert. In einem<br />

Depot aus internationalen<br />

Anleihen ist der Dollar eine<br />

Kernwährung – und<br />

Staatsanleihen aus Polensind<br />

dafür interessante Papiere.<br />

Seit Polen vor zehn Jahren<br />

der EU beigetreten ist, blüht<br />

das Land auf. Um 49 Prozent<br />

ist das Bruttoinlandsprodukt<br />

seitdem insgesamt gestiegen.<br />

Mit seinen fast 40 Millionen<br />

Menschen ist Polen die größte<br />

Wirtschaft der neuen EU-Mitglieder<br />

in Mittel- und Osteuropa.<br />

Einerseits ist Polen über<br />

einen lebhaften Handel besonders<br />

eng mit der deutschen<br />

Wirtschaft verflochten;<br />

das ist angesichts der deutschen<br />

Stärke ein Vorteil. Andererseits<br />

ist Polen eine Drehscheibe in<br />

die Länder der ehemaligen<br />

Sowjetunion. Das ist derzeit angesichts<br />

der Ukraine-Krise ein<br />

Risikofaktor. Ein Handelskrieg<br />

der EU mit Russland würde, so<br />

rechnen die Volkswirte der polnischen<br />

Großbank PKO hoch,<br />

das Wachstum um 0,3 bis 0,6<br />

Prozentpunkte drücken. Immerhin,<br />

selbst dann sollten gut<br />

zwei Prozent plus beim Inlandsprodukt<br />

bleiben. Dabei hat die<br />

Ukraine-Krise für Polen sogar<br />

einen Vorteil: Sie dürfte die proeuropäischen<br />

Kräfte stärken<br />

und Premier Donald Tusk helfen,<br />

im Land so bald wie möglich<br />

den Euro einzuführen.<br />

Finanziell ist Polen dafür reif.<br />

Die Inflation pendelt wie in<br />

Westeuropa zwischen ein und<br />

zwei Prozent;die Neuverschuldung<br />

dürfte in diesem Jahr dank<br />

Verzicht auf Gehaltserhöhungen<br />

im öffentlichen Dienst auf<br />

rund drei Prozent der Wirtschaftsleistung<br />

sinken. Und bei<br />

den Staatsschulden (gemessen<br />

am Inlandsprodukt) steht Polen<br />

mit 57 Prozent sogar besser da<br />

als Deutschland mit 78 Prozent.<br />

Kurs (%) 111,03<br />

Kupon (%) 5,00<br />

Rendite (%) 3,41<br />

Laufzeit bis 23. März 2022<br />

Währung<br />

Dollar<br />

ISIN<br />

US857524AB80<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 95<br />

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Geld&Börse | Geldwoche<br />

FONDS DWS Global Value<br />

Warten auf einen neuen<br />

Einstiegszeitpunkt<br />

Aus der Masse hervor<br />

Nippon Telegraph mit Potenzial<br />

Fondsmanager Peter Steffen<br />

sucht für den DWS Global Value<br />

weltweit nach unterbewerteten<br />

Aktien mit Nachholpotenzial.<br />

Die sind am Markt<br />

gerade rar. „Es ist heute<br />

schwieriger, passende Aktien<br />

zu finden, als noch vor vier,<br />

fünf Jahren“, sagt Steffen.<br />

„Aber natürlich gibt es sie.“<br />

Vor allem in den Branchen<br />

Telekommunikation und Gesundheitswesen<br />

sieht Steffen<br />

Chancen. Die japanische Nippon<br />

Telegraph & Telephone<br />

(NTT) hat er als größte Position<br />

in seinem Fonds aufgenommen.<br />

Aber auch große<br />

US-Technologieunternehmen<br />

liegen in seinem Portfolio, wie<br />

etwa Microsoft. Internet-Werte<br />

dagegen passen trotz Kurskorrektur<br />

nicht in sein Anlageprofil.<br />

Denn Steffen sucht<br />

nach soliden Werten, die Dividenden<br />

zahlen oder die<br />

zum Beispiel ein niedriges<br />

Kurs-Umsatz-Verhältnis aufweisen.<br />

Vor allem aber setzt er<br />

auf Unternehmen mit einem<br />

aktionärsfreundlichen Management,<br />

das etwa durch Aktienrückkäufe<br />

die Kurse<br />

stärkt. Seine etwas defensivere<br />

Strategie zahlt sich im Vergleich<br />

zur Konkurrenz aus:<br />

Sein Fonds ist weniger anfällig<br />

für Schwankungen.<br />

Das Fondsvermögen <strong>vom</strong><br />

Global Value liegt bei 490 Millionen<br />

Euro. Etwa zehn Prozent<br />

davon hält Fondsmanager<br />

Peter Steffen gerade in bar:<br />

„Das ist der Tatsache geschuldet,<br />

dass einige meiner Aktien<br />

2013 ihre Zielwerte so weit<br />

übertroffen haben, dass ich verkaufen<br />

musste.“ Ersatz für die<br />

Renditebringer hat er noch<br />

nicht gefunden. Zwar liegen in<br />

seinem Fonds im Schnitt nur 30<br />

bis 40 Aktien, trotzdem wartet<br />

er auf einen besseren Einstiegszeitpunkt.<br />

Denn die Luft ist raus, vor allem<br />

Industrie- und Finanzwerte<br />

hält Steffen für überbewertet.<br />

Seine Beteiligungen an Versicherungen<br />

und einigen Banken<br />

hat er seit Jahresanfang von etwa<br />

20 Prozent des Fondsvermögens<br />

auf nun 15 Prozent abgebaut.<br />

„Für das laufende Jahr bin<br />

ich relativ vorsichtig, was die<br />

Kursentwicklungen angeht. Ich<br />

erwarte keinen Crash, aber eine<br />

Korrektur, nachdem der Bullenmarkt<br />

einen historisch langen<br />

Zyklus von fünf Jahren erreicht<br />

hat.“ Im laufenden Jahr dürfte es<br />

schwierig werden, die Wertsteigerung<br />

des Fonds von 2013 zu<br />

wiederholen. Sechs Prozent<br />

plus für die meisten seiner Aktien<br />

dürften aber drin sein,<br />

rechnet Steffen vor.<br />

DWS Global Value<br />

ISIN:LU0133414606<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

MSCI WorldValue Index<br />

80<br />

2011 <strong>2014</strong><br />

Chance<br />

Risiko<br />

Niedrig<br />

auf 100 umbasiert; Quelle:Bloomberg<br />

Hoch<br />

Die besten internationalen Aktienfonds<br />

Wie die erfolgreichsten Portfolio-Manager abgeschnitten haben<br />

Fondsname<br />

ISIN<br />

Wertentwicklung<br />

in Prozent<br />

seit 3<br />

Jahren 1<br />

seit einem<br />

Jahr<br />

Volatilität<br />

2<br />

in<br />

Prozent<br />

Die Gewinner unter den volumenstärksten Fonds<br />

DWS Global Value<br />

Edmond de Rothschild Global Value<br />

C&P Funds Classix<br />

Blackrock Global SmallCap<br />

GAM Star Worldwide Equity USD<br />

Schoellerbank Aktienfonds<br />

Templeton Global Euro<br />

Templeton Global USD<br />

StarCapital Starpoint EUR<br />

Templeton Growth Inc. USD<br />

DB Platinum CROCI World R1C-E<br />

Templeton Growth Euro<br />

Nordea-1 Global Stable Equity<br />

Acatis Aktien Global<br />

ACM Bernstein Global Value USD<br />

Schroder ISF Global Smaller Companies<br />

3 Banken Global Stock-Mix<br />

Gottlieb Daimler Aktienfonds DWS<br />

Franklin Global Small-Mid Cap Growth<br />

Investec GSF Global Strategic Equity<br />

SEB Global Chance/Risk<br />

Goldman Sachs Global Small Cap Core<br />

Noris-Fonds<br />

Fidelity World<br />

Fondis EUR<br />

Standard Life Investments Global<br />

RWS-Aktienfonds<br />

Convest 21 VL EUR<br />

Allianz Strategie Wachstum Plus<br />

3 Banken Value Aktienstrategie<br />

Robeco Global Stars Equities<br />

Raiffeisen Global Aktien<br />

UniValueFonds Global<br />

Candriam Equities L Sustainable World<br />

Fidelity Portfolio Selector Growth<br />

DWS Akkumula<br />

Vontobel Sustainable Global Leaders<br />

Schoellerbank Aktienfonds Value<br />

MFS Meridian Global Concentrated<br />

Fidelity Selection Internationale<br />

Newton Managed GBP<br />

DWS Concept Winton Global Equity<br />

LU0133414606<br />

FR0010616201<br />

LU0113798341<br />

LU0<strong>05</strong>4578231<br />

IE00B0HF2Z67<br />

AT000061<strong>26</strong>84<br />

LU0029873410<br />

LU0029864427<br />

LU0114997082<br />

US8801991048<br />

LU0332018422<br />

LU0114760746<br />

LU0278529986<br />

DE0009781740<br />

LU0124673897<br />

LU0240877869<br />

AT0000950449<br />

DE0009769901<br />

LU0144644332<br />

LU0345770993<br />

LU0122113094<br />

LU02453300<strong>05</strong><br />

DE0008492356<br />

LU0115769746<br />

DE0008471020<br />

LU015274<strong>26</strong>30<br />

DE0009763300<br />

DE0009769638<br />

DE0009797274<br />

AT0000VALUE6<br />

LU0387754996<br />

AT0000859525<br />

LU01<strong>26</strong>315885<br />

LU0113400328<br />

LU0<strong>05</strong>6886475<br />

DE0008474024<br />

LU0848325295<br />

AT0000913942<br />

LU0219441572<br />

LU0103193743<br />

GB0006780984<br />

LU0708389316<br />

11,20<br />

9,77<br />

8,06<br />

11,76<br />

9,22<br />

10,81<br />

11,69<br />

11,38<br />

3,89<br />

13,18<br />

11,66<br />

12,69<br />

11,78<br />

8,02<br />

7,78<br />

9,37<br />

10,56<br />

8,65<br />

12,81<br />

12,07<br />

10,43<br />

12,75<br />

6,59<br />

9,76<br />

10,62<br />

11,45<br />

3,87<br />

10,68<br />

10,88<br />

9,64<br />

10,84<br />

10,28<br />

10,96<br />

11,37<br />

9,88<br />

7,36<br />

–<br />

10,85<br />

13,86<br />

9,36<br />

10,06<br />

–<br />

17,02<br />

15,32<br />

13,85<br />

12,86<br />

12,33<br />

11,88<br />

11,56<br />

11,53<br />

10,94<br />

10,72<br />

10,47<br />

10,09<br />

10,09<br />

9,59<br />

9,38<br />

9,35<br />

9,16<br />

8,93<br />

8,90<br />

8,85<br />

8,83<br />

8,79<br />

8,65<br />

8,64<br />

8,31<br />

8,25<br />

8,15<br />

8,15<br />

7,91<br />

7,77<br />

7,68<br />

7,58<br />

7,57<br />

7,57<br />

7,51<br />

7,48<br />

7,47<br />

7,37<br />

7,06<br />

6,92<br />

6,88<br />

6,86<br />

10,48<br />

13,21<br />

12,34<br />

11,61<br />

11,35<br />

10,76<br />

12,04<br />

11,95<br />

11,70<br />

11,40<br />

10,27<br />

11,15<br />

9,04<br />

11,15<br />

11,55<br />

10,97<br />

12,25<br />

13,00<br />

9,00<br />

12,04<br />

12,60<br />

11,51<br />

16,00<br />

11,22<br />

10,63<br />

11,99<br />

13,21<br />

10,60<br />

11,19<br />

–<br />

10,90<br />

12,00<br />

9,63<br />

8,58<br />

10,83<br />

11,09<br />

–<br />

8,62<br />

10,45<br />

11,<strong>05</strong><br />

9,64<br />

–<br />

Die Sieger bei den kleinen Portfolios<br />

Quantex Global Value CHF<br />

Sparinvest Global Small Cap Value<br />

PPF LPActive Value EUR<br />

Morgan Stanley Global Opportunity<br />

Allianz Global Intellectual Capital<br />

DWS Zukunftsstrategie Aktien<br />

StarCapital Priamos<br />

Invesco Global Smaller Companies<br />

LI0042<strong>26</strong>7281<br />

LU0<strong>26</strong>4925131<br />

LU0434213525<br />

LU<strong>05</strong>52385295<br />

IE0008479408<br />

DE0009848077<br />

LU0137341359<br />

LU0607512778<br />

22,68<br />

12,38<br />

8,99<br />

8,92<br />

11,30<br />

12,16<br />

4,20<br />

12,38<br />

32,63<br />

18,72<br />

18,24<br />

17,71<br />

17,58<br />

17,48<br />

14,04<br />

13,82<br />

13,31<br />

10,20<br />

14,82<br />

13,<strong>26</strong><br />

14,83<br />

10,85<br />

11,90<br />

11,98<br />

1 jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet); 2 je höher die Jahresvolatilität<br />

(Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;<br />

Quelle: Morningstar; Stand: 20. Mai <strong>2014</strong><br />

FOTO: F1ONLINE<br />

96 Redaktion Fonds: Sebastian Kirsch<br />

Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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CHARTSIGNAL<br />

Netzabsturz<br />

Wie im Jahr 2000 gehen die Kurse von kleinen und<br />

großen Internet-Aktien jetzt wieder den Bach runter.<br />

Neben Biotech- waren Internet-Aktien<br />

die Anlegerlieblinge<br />

2013. Doch im März <strong>2014</strong><br />

stoppte ihr Höhenflug. Die<br />

Aktienkurse von Schwergewichten<br />

wie Amazon, Google,<br />

Priceline und Netflix kamen<br />

stark unter Druck. Mitunter<br />

Totalabstürze erlebten kleiner<br />

kapitalisierte Internet-Unternehmen.<br />

So verlor etwa<br />

Cloud-Aktie Salesforce gegenüber<br />

ihrem Hoch über 40 Prozent,<br />

im Bereich Social Media<br />

stach Twitter heraus mit einem<br />

Kursminus von 55 Prozent.<br />

In den großen Marktbarometern<br />

wie Dow Jones, S&P<br />

500 und Nasdaq Composite<br />

ist der Crash dieser Trendaktien<br />

allerdings noch nicht abzulesen.<br />

Der Volatilitätsindex<br />

für den S&P 500 bewegt sich<br />

nach wie vor in der Nähe seines<br />

52-Wochen-Tiefs. Geringe<br />

Werte signalisieren ein hohes<br />

Maß an Sorglosigkeit unter<br />

den Anlegern. Analysten raten<br />

bereits wieder zum Kauf<br />

von Google, Amazon und Co.<br />

Doch die Charttechnik mahnt<br />

zur Vorsicht. Ein Blick auf den<br />

Kursverlauf des Indexfonds<br />

Power Shares Nasdaq Internet<br />

(PNQI) zeigt die Ausbildung einer<br />

Schulter-Kopf-Schulter-Formation,<br />

die eine Trendwende<br />

anzeigt. Mit dem Fall unter die<br />

Nackenlinie im April war diese<br />

Formation abgeschlossen (1).<br />

Unterstützt von der steigenden<br />

200-Tage-Linie, kam es im<br />

PNQI noch zu zwei kurzfristigen<br />

Kursaufschwüngen, die allerdings<br />

jeweils an der Nackenlinie<br />

stoppten (2, 3). Ein<br />

weiterer Kursaufschwung endete<br />

am Widerstand der zwischenzeitlich<br />

unterschrittenen<br />

200-Tage-Linie und an der bis<br />

2012 zurückgehenden Aufwärtstrendlinie<br />

T1 (4). Die Aufwärtskräfte<br />

aus der immer noch<br />

steigenden 200-Tage-Linie lassen<br />

allmählich nach. Die Aufwärtsdynamik<br />

ist gebrochen.<br />

Es gibt Aktien, die nach einem<br />

starken Kursrückgang eine<br />

gute Kaufgelegenheit bieten.<br />

Internet-Aktien, die stark emotional<br />

getrieben sind, gehören<br />

nicht dazu. Ist der Hype vorbei,<br />

etabliert sich bei ihnen meist<br />

ein langfristiger Abwärtstrend.<br />

Der Hype ist vorbei<br />

Bei Internet-Aktien ist die Aufwärtsdynamik gebrochen,esdroht ein<br />

langfristiger Abwärtstrend<br />

75<br />

70<br />

65<br />

60<br />

55<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

Power Shares Nasdaq Internet ETF*<br />

*inDollar; Quelle: Thomson Reuters<br />

T1<br />

Kopf<br />

Schulter Schulter<br />

2 3<br />

Nackenlinie 1 4<br />

50-Tage-Linie<br />

200-Tage-Linie<br />

2012 2013<br />

<strong>2014</strong><br />

RELATIVE STÄRKE<br />

Ein paar Prozente extra<br />

Stabile Gewinne und eine angemessene Bewertung<br />

machen defensive Aktienklassiker interessant.<br />

Für die WirtschaftsWoche-Favoriten<br />

Air Liquide (Industriegase),<br />

BAT (Tabak) und Anheuser-Busch<br />

(Bier) zeigt der<br />

grüne Trendpfeil nach oben.<br />

Trotz wackliger Börse sind die<br />

Gewinnaussichten der defensiven<br />

Klassiker vielversprechend.<br />

Dass die Gewinnbewertung<br />

(KGV) etwa um ein<br />

Drittel über der des Gesamtmarkts<br />

liegt, muss nicht abschrecken.<br />

Im langjährigen Vergleich<br />

haben Air Liquide und<br />

BAT ihren durchschnittlichen<br />

Aufpreis gerade erreicht, sind<br />

also nicht heiß gelaufen. Etwas<br />

teurer ist derzeit Anheuser-<br />

Busch. Kein Wunder, denn der<br />

in Südamerika stark vertretene<br />

Braukonzern sollte bei der bevorstehenden<br />

Fußball-WM ein<br />

bis zwei Prozent <strong>vom</strong> Jahresumsatz<br />

als Extra-Geschäft holen.<br />

Wer schlägt den Index?<br />

Die innerhalb der vergangenen drei Monate am stärksten<br />

gestiegenen und gefallenen Aktien 1<br />

Rang Aktie Index Kurs 2 Kursentwicklung Relative Trend 3<br />

(€) (in Prozent) Stärke<br />

3 Monate 1 Jahr<br />

(in Prozent)<br />

Gewinner<br />

1 Nordex TecDax 14,75 +44,42 +144,69 45,0<br />

2 Dialog Semic. NA (GB) TecDax 21,28 +31,48 +67,10 31,3<br />

3 Fielmann MDax 102,65 +17,39 +29,10 16,8<br />

4 Air Liquide (FR) Stoxx50 1<strong>05</strong>,90 +6,71 +19,77 16,6 4<br />

5 Nemetschek TecDax 65,23 +17,76 +45,38 16,6<br />

6 BG Group (GB) Stoxx50 1250,50 +11,90 +1,09 13,3<br />

7 Brit. Am. Tobacco (GB) Stoxx50 3603,50 +13,23 -3,96 12,8 4<br />

8 Banco Santander (ES) Stoxx50 7,33 +13,86 +47,74 12,4<br />

9 KUKA MDax 40,35 +10,85 +9,35 11,3 4<br />

10 Total (FR) Stoxx50 51,89 +12,23 +30,79 11,2<br />

11 Krones MDax 69,61 +10,23 +<strong>26</strong>,27 9,8 4<br />

12 ThyssenKrupp Dax 22,01 +9,23 +40,73 9,4 4<br />

13 Unilever N.V. (NL) Stoxx50 31,76 +9,90 -3,04 9,2<br />

14 Anh.-Busch Inbev (BE) Stoxx50 81,25 +8,83 +9,38 8,8 4<br />

15 Symrise MDax 38,35 +8,87 +18,86 8,1 4<br />

16 Deutsche Euroshop MDax 35,66 +9,22 +4,48 7,9<br />

17 Unilever plc. (GB) Stoxx50 <strong>26</strong>76,00 +8,16 -7,24 7,7 5<br />

18 K+S NA Dax <strong>26</strong>,15 +9,<strong>05</strong> -20,37 7,6 5<br />

19 Infineon Dax 8,66 +9,04 +30,85 7,6<br />

20 Klöckner & Co. SE MDax 12,22 +6,17 +23,86 7,5 4<br />

21 Royal Dutch Shell (GB) Stoxx50 2374,50 +6,84 +4,93 7,4<br />

22 Gagfah (LU) MDax 11,97 +7,84 +16,21 7,4<br />

23 Novartis (CH) Stoxx50 80,<strong>05</strong> +7,59 +8,69 6,3<br />

24 Hugo Boss NA MDax 103,35 +6,02 +19,91 5,9 4<br />

Verlierer<br />

152 SMA Solar Technol. TecDax 27,96 -32,31 +14,10 -33,0<br />

151 LPKF Laser&El. TecDax 14,50 -24,48 +22,<strong>26</strong> -24,7<br />

150 Drägerwerk TecDax 74,58 -23,59 -25,72 -24,4<br />

149 Südzucker MDax 15,<strong>26</strong> -23,01 -42,39 -22,9 5<br />

148 Osram Licht MDax 38,74 -21,01 - -21,8<br />

147 Wincor Nixdorf MDax 45,34 -20,84 +3,74 -21,8<br />

146 SGL Carbon MDax 23,68 -20,22 -17,57 -20,9<br />

145 BB Biotech (CH) TecDax 119,<strong>05</strong> -18,<strong>26</strong> +22,48 -20,1<br />

144 Vodafone (GB) Stoxx50 2<strong>05</strong>,45 -18,57 +4,39 -17,4 5<br />

1<br />

aus Dax, MDax, TecDax und Stoxx Europe 50 im Vergleich zum Stoxx Europe 600;<br />

2<br />

bei GB in Pence, bei CH in Franken; 3 Änderung um mindestens fünf Ränge; 22.5.<strong>2014</strong>,<br />

13:00 Uhr<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 97<br />

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Perspektiven&Debatte<br />

Draußen vor der Tür<br />

GARTEN | Repräsentieren im Wohnzimmer genügt nicht. Die neueste Generation<br />

luxuriöser Gartenmöbel greift die Formensprache hochwertiger Wohnzimmermöbel<br />

auf und darf dank neuer Materialien bei Sonne und Regen im Freien verbleiben.<br />

Alles muss raus. Sofas, Leuchten,<br />

Teppiche und Sessel. Der<br />

Garten der Deutschen, der<br />

stets eher mit akkuraten Rasenkanten,<br />

ergiebiger Herbsternte<br />

von Johannisbeeren und Bohnen<br />

und Gartenzwergen in Verbindung gebracht<br />

wird, wandelt sich zur Kulturlandschaft.<br />

Aufwendig gestaltete Möbel statt<br />

einheitlicher Sonnenliege in wahlweise<br />

Weiß mit bunter Polsterauflage oder leichtem<br />

Alugestell auf den Terrassen und in<br />

den Gärten Stühle oder Tische, die aussehen,<br />

als hätte man sie gerade aus dem<br />

Wohnzimmer gezerrt. Der Markt für edle<br />

Outdoor-Möbel wächst mit zweistelligen<br />

Wachstumsraten. Qualität ist gefragt auf<br />

Veranden und Balkonen, mehr Qualität,<br />

mehr Farbe, mehr Lebensgefühl.<br />

Laut Statistik geben die Deutschen mittlerweile<br />

so viel Geld für Outdoor-<br />

Möbel aus wie für ihre Wohnung:<br />

im Schnitt 200 Euro. Das klingt<br />

nicht nach viel, in der Summe ergibt<br />

sich aber ein Milliardenmarkt.<br />

Der Spezialmöbelbereich verspricht<br />

einen Lichtblick für den Möbelmarkt,<br />

der seit mehr als zehn Jahren<br />

seitwärts tendiert. 2002 betrug sein<br />

Umsatz rund 30 Milliarden Euro. 2012<br />

setzte der deutsche Handel gerade eine<br />

Milliarde mehr um. Wachstum sieht anders<br />

aus. Ein Dutzend Hersteller ist daher<br />

auf den Zug der wetterfesten Sofas, der<br />

lichtunempfindlichen Sessel und UV-resistenten<br />

Teppiche, der abgeschirmten<br />

Leuchten und exklusiven Outdoor-Küchen<br />

aufgesprungen. Und kaum ein Monat vergeht<br />

ohne Produktneuheiten.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

Nun hat Flötotto ein von dem renommierten<br />

Designer Stefan Diez entworfenes<br />

Sofa im Chesterfield-Look lanciert.<br />

„Couch“, verkündet der Hersteller des<br />

sachlich benamten Stücks, der in den letzten<br />

Jahren nicht etwa durch sein Gartenprogramm<br />

aufgefallen wäre, eigne sich für<br />

drinnen und draußen. Die textile Hülle ist<br />

wasserabweisend und UV-beständig, der<br />

fluffige Kern mit Schaumflocken und<br />

Kunststoffkugeln gefüllt.<br />

Angefangen hat die Vermöblung<br />

des Draußen vor einem<br />

halben Dutzend Jahren mit<br />

aufgemotzten Grills. Vermehrt<br />

standen kleine Gourmetküchen<br />

auf Terrassen<br />

und Balkonen. Echte und<br />

selbst ernannte Profis warfen<br />

ihre Kohle- und Elektrogeräte<br />

auf den Müll und feuerten fortan<br />

mit Gas.<br />

Wenn sich das Leben schon draußen<br />

abspielte, wie sonst nur im Urlaub an<br />

der Adria und auf Malle, dann bitte mit allen<br />

Annehmlichkeiten Mitteleuropas. Wer<br />

1. Es bleibe Licht<br />

Wohnzimmerheimeligkeit auf der Terrasse<br />

mit der Stehleuchte von Royal Botania<br />

2. Einfach mal liegen bleiben<br />

Teppich „Defined“ von Cane-Line darf auch<br />

im Regen draußen bleiben<br />

3. Thron des Gartens<br />

Aus Polyethylen gefertigter Flechtsessel<br />

„Calyx“ von Kenneth Coponbue<br />

FOTOS: PR<br />

98 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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32<br />

Prozent<br />

kaufen hochwertige<br />

Gartenausstattung<br />

50<br />

Prozent<br />

der Privathaushalte haben<br />

einen Garten<br />

18<br />

Milliarden<br />

Euro Umsatz brachte<br />

2013 der Gartenmarkt<br />

sitzt schon gerne auf Bierbänken, wenn es<br />

Loungemöbel gibt? Kein Wunder, dass aktuelle<br />

Outdoor-Kollektionen Camouflage<br />

betreiben. Sie tarnen sich als kuschelige,<br />

elegante Stücke, sind aber eigentlich wetterfeste<br />

Kerle. Royalbotania etwa gestaltete<br />

die 180 Zentimeter hohe Outdoor-Leuchte<br />

„3D floorlamp“ aus pulverbeschichtetem<br />

Aluminium.<br />

Sie ist wasserfest und übersteht angeblich<br />

sogar einen Schauer. Trotz ihrer Größe<br />

macht die floorlamp auch im Wohnzim-<br />

Nach der Schlacht<br />

Sofa „Rayn“ für Entspannung im Freien<br />

gestaltet von Philippe Starck für Dedon<br />

Diese können auf der Terrasse stehen –<br />

oder eben in der Wohnung. Und damit bei<br />

langen Sommerabenden nicht die Füße<br />

einfrieren, bieten viele Hersteller inzwischen<br />

wetterfeste Teppiche an.<br />

Früher standen in Parks und Gärten nur<br />

Bänke aus Teak, die mit viel Stahl eine Renaissance<br />

erfahren und filigraner geworden<br />

sind, dann folgten Betontröge und Sessel<br />

aus Eternit wie 1954 der legendäre<br />

„Loop“ von Willy Guhl, der an ein schwebendes<br />

Stück Gummi erinnert. Schließ-<br />

mer eine gute Figur. Dazu passen die<br />

schlichten Zwei- und Dreisitzer der „Suite<br />

Collection“ von Fischer Möbel, Loungesessel<br />

aus elektropoliertem Edelstahl und mit<br />

wasserabweisenden Bezugsstoffen, die<br />

sich aus einigen Modulen zu immer neuen<br />

Kombinationen zusammenstellen lassen. »<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 99<br />

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Perspektiven&Debatte<br />

1<br />

2<br />

1. Atmosphärische Erhellung<br />

Leselicht „Solar“ von Flötotto<br />

2. Sitzungsort für den Familienrat<br />

„Swingrest“ von Dedon bietet Platz für<br />

mehr als zwei Personen<br />

3. Weiches Polster für Sitzenbleiber<br />

Verwitterungsbeständiges Sofa „Couch“<br />

von Flötotto<br />

3<br />

»<br />

lich rollten wetterfeste Kunstfasern den<br />

Markt auf. Outdoor-Pionier Dedon führte<br />

vor, wie sich daraus ganze Kollektionen<br />

von Liegen und Sitzen, Beistelltischen und<br />

Loungemöbeln gestalten lassen. Dazu kamen<br />

waschbare, beziehungsweise wetterfeste<br />

Stoffe.<br />

Dahinter verbarg sich eine kleine Materialrevolution.<br />

Normalerweise zerlegt UV-<br />

Strahlung in Verbindung mit Feuchtigkeit,<br />

Sauerstoff und Luftverunreinigungen selbst<br />

die härtesten Materialien. Kunststoff wird<br />

spröde und bricht, unbehandeltes Holz<br />

und Stoffe bleichen aus. Hilfe versprechen<br />

Nano-Pigmente aus Titandioxid. Sie absorbieren<br />

Strahlung – ähnlich einer Sonnenschutzcreme.<br />

Einen anderen Weg wählte<br />

Hersteller Dickson mit „Sunbrella“, einem<br />

Gewebe aus 100 Prozent Acryl, dessen Fasern<br />

die Farbpigmente umschließen und so<br />

vor Sonnenlicht schützen. Optional ist die<br />

Oberfläche des Stoffes wasserabweisend.<br />

ALLE WETTER!<br />

Angesichts der neuen Lust am heimischen<br />

Draußensein rüstet selbst mancher Baumarkt<br />

mit Stücken für den gehobenen Anspruch<br />

auf. So wie die Leuchtenindustrie<br />

im Winterhalbjahr Umsatz macht, ist jetzt<br />

Hauptsaison für Gartenmöbel. Angefeuert<br />

durch den milden Winter, erobern die<br />

Deutschen ihre grünen Oasen.<br />

Das führt zwangsläufig zu ästhetischen<br />

Wucherungen. Garten- und Terrassenfreunde<br />

wuchten Mega-Strandkörbe, Lümmelbetten<br />

in Form überdimensionaler<br />

Muscheln und Hängeliegen ins Freie:<br />

Queen’s Garden bietet mit dem „Cocoon-<br />

Loungebett“ unter einem faltbaren Sonnensegel<br />

nach eigener Angabe einen<br />

„traumhaften Platz zum Entspannen“, nur<br />

nicht auf französischen Balkonen. Rund<br />

zweieinhalb auf anderthalb Meter muss<br />

man schon bereitstellen, sonst vermittelt<br />

das gute Stück vor allem eines: Platzangst.<br />

Die kollektive Erweiterung der Wohnsphäre<br />

hat ihren Preis. Manche Stücke kosten so<br />

viel wie ein gebrauchter Kleinwagen: mehrere<br />

Tausend Euro.<br />

„Draußen ist das neue drinnen“, behaupten<br />

Trendscouts – eine Entwicklung, die<br />

<strong>vom</strong> kaum noch vorhersehbaren Wetter im<br />

Frühsommer nicht gestoppt wird. Gastgeber<br />

verschieben den Repräsentationsbereich<br />

aus Wohnküche und Esstisch ein<br />

Stück ins Grüne. Der Wunsch nach dem<br />

Wohngarten hat die gleichen Wurzeln wie<br />

das Public Viewing von Fußball-Großereignissen.<br />

So wie Fleece-Jacke und Wander-Look<br />

dank hoher Funktionalität längst<br />

im Büro angekommen sind, verschieben<br />

sich einmal mehr die Grenzen zwischen<br />

in- und outdoor, weil wir alle Städter geworden<br />

sind.<br />

AUSZEIT IM HEIMISCHEN GRÜN<br />

Der Wohngarten bietet eine kleine Auszeit,<br />

ähnlich dem Urban Gardening, das mit unaufgefordert<br />

bepflanzten Ecken am Straßenrand<br />

kleine Gegenwelten schaffen will.<br />

Zurück zur Natur heißt Entschleunigen,<br />

Handy still stellen, zumindest für einen<br />

Augenblick. Einfach mal abhängen in der<br />

kostenfreien grünen Lounge, die nichts<br />

mehr besitzt von der ästhetischen Langeweile<br />

vor allem nützlicher, leichter und<br />

funktionaler Gartenliegen aus recyceltem<br />

Kunststoff. Weil Städter zunehmend vernetzt<br />

sind und auf Abruf arbeiten, nutzen<br />

wir eben jede sich bietende Auszeit: Powernapping<br />

im Grünen, Strandbar am heimischen<br />

Fluss, Sekundenschläfer in der<br />

S-Bahn, runterkommen auf der eigenen<br />

Terrasse. Draußen sein im eigenen Reich<br />

ist die kleine Revolte gegen die 24-Stunden-Gesellschaft.<br />

n<br />

oliver herwig | perspektiven@wiwo.de<br />

FOTOS: PR<br />

100 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Perspektiven&Debatte | Kost-Bar<br />

ALLES ODER NICHTS?<br />

INGO BURMESTER<br />

Geschäftsführer der<br />

Robinson Club GmbH<br />

Cabrio oder SUV?<br />

Am liebsten Motorrad.<br />

Schaltung oder Automatik?<br />

Lieber ein wenig Arbeit, dafür<br />

aber die volle Kontrolle.<br />

Apartment oder Villa?<br />

Irgendetwas dazwischen ist<br />

das Richtige.<br />

Handaufzug oder Automatik?<br />

Für Handaufzug bin ich leider<br />

zu vergesslich...<br />

Fitnessstudio oder<br />

Waldlauf?<br />

Am besten beides, wenn die<br />

Zeit reicht.<br />

Buch oder DVD?<br />

Eine Zeitung oder Zeitschrift<br />

ist die goldene Mitte.<br />

Paris oder London?<br />

Paris hat die schönere<br />

Sprache und das bessere<br />

Wetter und Essen.<br />

Maßschuhe oder Sneakers?<br />

Meine Füße sind so groß, dass<br />

ich nur wenig Wahl habe.<br />

Perlen oder Diamanten?<br />

Ist beides verzichtbar.<br />

Mountainbike oder<br />

Rennrad?<br />

Ab in die Berge...<br />

Berge oder Meer?<br />

Und ich brauche doch das<br />

Wasser.<br />

Stadt oder Land?<br />

Immer dicht an der Stadt oder<br />

sogar mittendrin.<br />

AUSSTELLUNG IN FRANKFURT<br />

Flucht vor sich selbst<br />

MUSIKFESTIVAL<br />

Ostseejazz<br />

Ihre Ursprünge hatte das Festival<br />

Jazz Baltica in einer Scheune<br />

in Salzau, nun sind die Musiker<br />

im Yachtclub, in der Evers-<br />

Werft oder auf der Open-Air-<br />

Bühne am Timmendorfer<br />

Strand und in Husum zu hören.<br />

Vom <strong>26</strong>. bis 29. Juni sind dieses<br />

Jahr neben Musikern aus skandinavischen<br />

Ländern auch internationale<br />

Gäste wie Percussionist<br />

Trilok Gurtu oder das<br />

Soul-Jazz-Kollektiv Incognito<br />

zu Gast. Des Weiteren konzertiert<br />

Posaunist Nils Wogram,<br />

und am 28. trifft die NDR-Big-<br />

Band auf Geir Lysnes New Circle.<br />

Tickets unter jazzbaltica.de<br />

THE NEW YORKER<br />

David Foster Wallace’ 1996<br />

veröffentlichter Roman „Unendlicher<br />

Spaß“ ist eine Parabel<br />

auf die Leere im Innern der westlichen<br />

Kultur. Die Frankfurter<br />

Kunsthalle Schirn übernimmt<br />

mit ihrer Ausstellung „Unendlicher<br />

Spaß“ <strong>vom</strong> 5. Juni bis 7.<br />

September Titel und Diagnose<br />

des Romans. Die Räume der<br />

Schau, die Werke von 18 zeitgenössischen<br />

Künstlern versammelt,<br />

sind wie in einem Labyrinth<br />

miteinander verbunden.<br />

Installationen, Filme, Plastiken,<br />

Gemälde oder Performances<br />

handeln davon, wie das moderne<br />

Ich unter dem Druck der<br />

Selbstoptimierung in Zerstreuungen<br />

flüchtet. So porträtiert<br />

sich der italienische Künstler<br />

Maurizio Cattelan mit seiner<br />

Wand-Installation „Spermini“<br />

(Bild) als „mehrköpfigen Genschwarm“,<br />

der den Anspruch<br />

auf Individualität konterkariert.<br />

schirn-kunsthalle.de<br />

„Let’s look at projected earnings for the next quarter.“<br />

MAURIZIO CATTELAN: SPERMINI, 1997 COURTESY THE ARTIST UND COLLECTION OF MARGARET AND DANIEL LOEB © MAURIZIO CATTELAN; FOTO: PR; CARTOON: DAVID BORCHART/CONDÉ NAST PUBLICATIONS/WWW.CARTOONBANK.COM<br />

102 Redaktion: thorsten.firlus@wiwo.de<br />

Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Leserforum<br />

Ganz in Blau Das deutsche WM-Team im Dreiteiler von Hugo Boos<br />

Perspektiven&Debatten<br />

Fern wie der Himmel, tief wie das<br />

Meer, klar wie der Geist – über die<br />

Modefarbe Blau. Heft 21/<strong>2014</strong><br />

In weiter Ferne<br />

Hervorragend wie die WirtschaftsWoche<br />

ihre Leser auf das<br />

Fußballspektakel in Brasilien<br />

einstimmt – und das ganz in<br />

Blau. Bundestrainer Jogi Löw<br />

und seinen Mannen scheint<br />

diese Farbe auf dem Foto richtig<br />

Mut, ja geradezu martialische<br />

Gewissheit ins Gesicht geschrieben<br />

zu haben. Das alles<br />

wird der Schwabe auch brauchen,<br />

denn seine schwammigen<br />

Aussagen zu seinem WM-<br />

Kader und während der<br />

Vorbereitungszeit passen so gar<br />

nicht zur Strahlkraft dieser Farbe.<br />

Da vermisse ich in diesem<br />

sehr intelligent und informativ<br />

geschriebenen Artikel doch den<br />

kleinen Seitenhieb: Blau sei keine<br />

Farbe, sondern ein Zustand.<br />

Blau als „Farbe der Ferne“?<br />

Winfried Barsch<br />

via E-Mail<br />

Unternehmen&Märkte<br />

Stromkonzerne wollen die Risiken<br />

des Ausstiegs dem Staat aufbürden.<br />

Heft 21/<strong>2014</strong><br />

Aus heiterem Himmel<br />

Mit der Laufzeitverlängerung<br />

hatte die Merkel-Regierung<br />

seinerzeit die Brennelementesteuer<br />

eingeführt, um zusätzliche<br />

Gewinne abzuschöpfen.<br />

Danach hat sie mit der Stilllegungsverfügung<br />

aus heiterem<br />

Himmel eine Quasi-Enteignung<br />

verfügt und über die unbegrenzt<br />

steigenden Mengen unplanbaren<br />

EEG-Flackerstroms<br />

den vorhandenen Kraftwerkspark<br />

entwertet, das heißt,<br />

in die Geschäfte der Unternehmen<br />

eingegriffen und deren<br />

missliche Lage maßgeblich mit<br />

verschuldet.<br />

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff<br />

St. Wendel (Saarland)<br />

Unternehmen&Märkte<br />

Pleitebanken: Die Bad Banks laufen<br />

besser, die guten Teile schlechter als<br />

geplant. Heft 21/<strong>2014</strong><br />

Alle Ziele erreicht<br />

Ihr Artikel „Lebendiger Müll“<br />

trifft in zwei wesentlichen Punkten<br />

Aussagen, die sich aus Sicht<br />

der Hypo Real Estate (HRE) anders<br />

darstellen: Das seinerzeit<br />

von der Depfa (und der pbb<br />

Deutsche Pfandbriefbank)<br />

an die FMS Wertmanagement<br />

übertragene Portfolio bestand<br />

überwiegend aus Krediten und<br />

Wertpapieren mit guter Bonität;<br />

für den kleineren ausfallgefährdeten<br />

Teil hatte die HRE bereits<br />

Kreditrisikovorsorge gebildet<br />

und diese mit an die FMS<br />

Wertmanagement übertragen.<br />

Aus diesem Portfolio muss man<br />

Zinserträge erwirtschaften. Seit<br />

der Übertragung hat die HRE<br />

die operative Stabilität sichergestellt<br />

und die weitere Restrukturierung<br />

der Depfa erfolgreich<br />

betrieben. Das verbliebene<br />

Kernportfolio wurde auf 34 Milliarden<br />

Euro fast halbiert, 1,59<br />

Milliarden Euro an die FMS<br />

Wertmanagement gezahlt<br />

und als Beihilfegegenleistung<br />

95 Millionen Euro an die Bundesanstalt<br />

für Finanzmarktstabilisierung<br />

abgeführt. Die<br />

Deutsche Pfandbriefbank ist<br />

entgegen Ihrer Darstellung profitabel<br />

und hat alle Planungsziele<br />

erreicht – das Vorsteuerergebnis<br />

der letzten dreieinhalb<br />

Jahre addiert sich auf rund<br />

700 Millionen Euro. Sie gehört<br />

wieder zu den größten Spezialfinanzierern<br />

und hat der Immobilienwirtschaft<br />

und der öffentlichen<br />

Hand Kredite in Höhe<br />

von rund <strong>26</strong> Milliarden Euro<br />

bereitgestellt. Sie ist außerdem<br />

einer der größten Pfandbriefemittenten<br />

und refinanziert<br />

sich vollständig ohne Garantien<br />

des Bundes.<br />

Manuela Better<br />

Vorstandsvorsitzende<br />

Hypo Real Estate Holding AG<br />

Management&Erfolg<br />

Managementautor Reinhard Sprenger<br />

über die Interpretation von Wertschätzung.<br />

Heft 20/<strong>2014</strong><br />

Konsens gebrochen<br />

Reinhard Sprengers Thesen folgend,<br />

den Begriff der Wertschätzung<br />

neu zu definieren, würde<br />

bedeuten, mit einem Grundkonsens<br />

der Mitmenschlichkeit<br />

zu brechen, der besagt: So wie<br />

die Würde jedes Menschen unantastbar<br />

ist, so ist es auch sein<br />

Wert als Mensch. Sie sind nicht<br />

„ein Preis in einem Tauschgeschäft,<br />

um den gekämpft werden<br />

muss“, sondern sie sind bedingungslos<br />

zu schätzen und zu<br />

schützen. Diese Errungenschaft<br />

einer humanen Gesellschaft in<br />

der Unternehmenskultur zu<br />

pflegen bedeutet mitnichten,<br />

„blutleer auf die Bewertung des<br />

Leistungsbeitrags eines Mitarbeiters<br />

zu verzichten“. Sie bedeutet<br />

vielmehr zu beherzigen,<br />

dass der Wert eines Menschen<br />

und der ökonomische Wert<br />

seiner Arbeitsleistung zwei<br />

verschiedene Paar Schuhe<br />

sind.<br />

Dr. med. Barbara Sieger<br />

Tübingen<br />

Geld&Börse<br />

Wie deutsche Steuerfahnder<br />

Schwarzgeld-Anleger jagen.<br />

Heft 20/<strong>2014</strong><br />

Unsägliche Praxis<br />

Mit Genugtuung habe ich den<br />

Artikel gelesen. Endlich mal eine<br />

staatliche Behörde, die keine<br />

Steuern verschleudert und dem<br />

(ehrlichen) Steuerzahler sowie<br />

dem Gemeinwohl einen substanziellen<br />

Gegenwert generiert.<br />

Die mit der unsäglichen Praxis<br />

der Steuerkriminellen aufräumt.<br />

Niemand, der aktiv und vorsätzlich<br />

Straftaten begeht, sollte Anspruch<br />

auf Strafminderung seitens<br />

des Staates nach eigenem<br />

Belieben haben.<br />

Michael Bäßler<br />

Remseck am Neckar<br />

(Baden-Württemberg)<br />

Einblick<br />

Chefredakteur Roland Tichy über<br />

das bizarre Staatsverständnis der<br />

großen Koalition. Heft 19/<strong>2014</strong><br />

Elektrisierend<br />

Im ersten Absatz präsentieren<br />

Sie die rasante Entwicklung des<br />

Steueraufkommens im Zeitraum<br />

von 20<strong>05</strong> bis 2015 – konkret<br />

von 450 Milliarden auf 650<br />

Milliarden Euro, und das, obwohl<br />

heftige Krisen uns in dieser<br />

Zeitspanne schüttelten.<br />

Wohin versickern die vielen<br />

Milliarden? Da müssten doch<br />

einzelne Bereiche im Geld<br />

schwimmen? Aber das Gegenteil<br />

ist der Fall: Allenthalben hören<br />

wir von jährlichen Kürzungen<br />

der Mittel. Das muss doch<br />

die staatlichen Stellen elektrisieren,<br />

die von Amts wegen für<br />

Kontrolle und Analyse verantwortlich<br />

sind.<br />

Werner Lorek<br />

Thale (Sachsen-Anhalt)<br />

Leserbriefe geben die Meinung des<br />

Schreibers wieder, die nicht mit der<br />

Redaktionsmeinung übereinstimmen<br />

muss. Die Redaktion behält sich vor,<br />

Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />

WirtschaftsWoche<br />

Postfach 10 54 65<br />

40045 Düsseldorf<br />

E-Mail: leserforum@wiwo.de<br />

Bei Zuschriften per E-Mail bitten wir<br />

um Angabe Ihrer Postadresse.<br />

FOTO: HUGO BOSS<br />

104 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Firmenindex<br />

Hervorgegangen aus<br />

DER DEUTSCHE VOLKSWIRT<br />

Gegründet 19<strong>26</strong><br />

Pflichtblatt der Wertpapierbörsen in<br />

Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart<br />

40045 Düsseldorf, Postfach 1<strong>05</strong>465,<br />

(für Briefe)<br />

40213 Düsseldorf, Kasernenstraße 67,<br />

(für Pakete, Päckchen und Frachtsendungen)<br />

Fon (0211) 887–0, E-Mail wiwo@wiwo.de<br />

REDAKTION<br />

Chefredakteur Roland Tichy<br />

Stellvertretende Chefredakteure Henning Krumrey,<br />

Franz W. Rother<br />

Geschäftsführende Redakteurin/Chefin <strong>vom</strong> Dienst<br />

Angela Kürzdörfer<br />

Creative Director/Leiter Produktentwicklung Holger Windfuhr<br />

Chefreporter Dieter Schnaas<br />

Chefreporter international Florian Willershausen<br />

Menschen der Wirtschaft Hermann J. Olbermann;<br />

Thomas Stölzel, Oliver Voß<br />

Politik & Weltwirtschaft Konrad Handschuch; Bert Losse,<br />

Jens Konrad Fischer, Malte Fischer, Hans Jakob Ginsburg<br />

Unternehmen & Märkte Reinhold Böhmer, Stephanie Heise;<br />

Jürgen Berke, Mario Brück, Nele Hansen, Henryk Hielscher,<br />

Rüdiger Kiani-Kreß, Michael Kroker, Peter Steinkirchner,<br />

Reporter: Anke Henrich, Hans-Jürgen Klesse, Jürgen Salz,<br />

Harald Schumacher, Dr. Andreas Wildhagen, Management:<br />

Julia Leendertse*<br />

Technik & Wissen Lothar Kuhn; Thomas Kuhn, Dieter Dürand<br />

(Dossiers), Wolfgang Kempkens (Autor)*, Susanne Kutter,<br />

Andreas Menn, Jürgen Rees<br />

Management & Erfolg Manfred Engeser; Lin Freitag, Kristin Schmidt,<br />

Claudia Tödtmann<br />

Geld & Börse Hauke Reimer; Christof Schürmann, Frank Doll,<br />

Martin Gerth, Stefan Hajek, Niklas Hoyer, Sebastian Kirsch,<br />

Dr. Anton Riedl<br />

Perspektiven & Debatte Thorsten Firlus-Emmrich;<br />

Dr. Christopher Schwarz (Reporter)<br />

Green Economy/Autoren Lothar Kuhn; Dieter Dürand (Konzeption<br />

und Koordination), Susanne Kutter, Benjamin Reuter*, Martin Roos*,<br />

Daniel Schönwitz*<br />

Layout Svenja Kruse (stv. AD); Beate Clever, Karin Heine,<br />

Claudia Immig, Horst Mügge, Juliane Reyes Nova* (Green Economy)<br />

Bildredaktion Silke Eisen; Lena Flamme, Patrick Schuch<br />

Syndication wiwo-foto.de<br />

Bildbearbeitung Uwe Schmidt<br />

Informationsgrafik Anna Tabea Hönscheid, Konstantin Megas,<br />

Carsten Stollmann, Gerd Weber<br />

Schlussredaktion Martina Bünsow; Dieter Petzold<br />

Produktion Markus Berg, Ute Jansen, Petra Jeanette Schmitz<br />

BÜROS<br />

Berlin Henning Krumrey; Dr. Christian Ramthun, Max Haerder,<br />

Christian Schlesiger, Dieter Schnaas, Cordula Tutt (Autorin)<br />

Askanischer Platz 3, 10963 Berlin,<br />

Fon (030) 61686–121, Fax (030) 61686–170<br />

Brüssel Silke Wettach*, 13b, Av. de Tervuren, B-1040 Bruxelles,<br />

Fon (00322) 2346452, Fax (00322)2346459<br />

E-Mail silke.wettach@wiwo.de<br />

Frankfurt<br />

Melanie Bergermann (Reporterin), Florian Zerfaß<br />

Unternehmen & Märkte Mark Fehr, Cornelius Welp,<br />

Politik & Weltwirtschaft Angela Hennersdorf<br />

Geld & Börse Hauke Reimer; Annina Reimann, Heike Schwerdtfeger<br />

Eschersheimer Landstraße 50, 60322 Frankfurt<br />

Fon (069) 2424–4903, Fax (069) 2424594903<br />

London Yvonne Esterházy*, 1 Mansel Road,<br />

London SW19 4AA, Fon (0044) 2089446985,<br />

E-Mail yvonne.esterhazy@wiwo.de<br />

München Matthias Kamp, Nymphenburger Straße 14,<br />

80335 München, Fon (089) 545907–28, Fax (0211) 887–978718<br />

New York Martin Seiwert, 44 Wall Street, 7 th floor, Suite 702,<br />

New York, NY 100<strong>05</strong>, Fon (001) 6465900672<br />

E-Mail martin.seiwert@wiwo.de<br />

Paris Karin Finkenzeller*, 21 Boulevard de la Chapelle,<br />

75010 Paris, Fon (0033) 695929240<br />

E-Mail karin.finkenzeller@wiwo.de<br />

São Paulo Alexander Busch*, R. Otavio de Moraes<br />

Dantas, N.° 15, apto. 04 – Vila Marina, CEP 04012–110<br />

São Paulo, Brasilien, Fon/Fax (0<strong>05</strong>511) 50281112,<br />

E-Mail alexander.busch@wiwo.de<br />

Shanghai Philipp Mattheis*, 100 Changshu Lu, No 2/App. 1<strong>05</strong>,<br />

200040 Shanghai,<br />

Fon (0086137) 64118414,<br />

E-Mail philipp.mattheis@wiwo.de<br />

Silicon Valley Matthias Hohensee*, 809 B Cuesta Drive # 147,<br />

Mountain View, CA 94040,<br />

Fon (001650) 9629110,<br />

E-Mail matthias.hohensee@wiwo.de<br />

Tokio Martin Fritz*, c/o Foreign Correspondents’ Club of Japan<br />

Yurakucho Denki North Building 20F, Yurakucho 1–7–1, Chiyoda-ku,<br />

100–0006 Tokyo, Japan<br />

Fon/Fax (008150) 36435446,<br />

E-Mail martin.fritz@wiwo.de<br />

(*Freie/r Mitarbeiter/in)<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong> i.S.d.P.<br />

Konrad Handschuch (Politik&Weltwirtschaft, Der Volkswirt),<br />

Reinhold Böhmer (Unternehmen&Märkte), Hauke Reimer<br />

(Geld&Börse), Manfred Engeser (Management&Erfolg),<br />

Thorsten Firlus (Perspektiven&Debatte), Hermann J. Olbermann<br />

(Menschen der Wirtschaft), Lothar Kuhn (Technik&Wissen,<br />

Green Economy)<br />

ONLINE<br />

Leitung Franziska Bluhm<br />

Chefs <strong>vom</strong> Dienst Dr. Silke Fredrich; Daniel Rettig<br />

Redaktion Rebecca Eisert, Stephan Happel, Ferdinand Knauß, Saskia<br />

Littmann, Meike Lorenzen, Tim Roman Rahmann, Andreas Toller<br />

E-Mail online@wiwo.de<br />

VERLAG<br />

Handelsblatt GmbH<br />

(Verleger im Sinne des Presserechts)<br />

Geschäftsführung Jörg Mertens, Claudia Michalski, Gabor Steingart<br />

Abonnement/Vertriebsservice<br />

Kundenservice WirtschaftsWoche<br />

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Jahresabonnement Inland 258,00 Euro, bei vierteljährlicher Zahlung<br />

65,00 Euro. Vorzugspreis für Schüler und Studenten Inland (gegen<br />

Nachweis) 169,00 Euro, bei vierteljährlicher Zahlung 45,90 Euro.<br />

Abopreis Ausland 321,90 Euro, für Schüler und Studenten<br />

(gegen Nachweis) 232,90 Euro, zuzüglich MwSt. in den EU-Ländern.<br />

Luftpostzuschläge auf Anfrage.<br />

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Die Mitglieder der folgenden Verbände/Vereine erhalten die<br />

WirtschaftsWoche im Rahmen ihres Mitgliedsbeitrages geliefert:<br />

Bundesverband deutscher Volks- und Betriebswirte e.V. (bdvb);<br />

studentische Mitglieder des Bundesverbandes der Börsenvereine an<br />

Deutschen Hochschulen (BVH); EWH – Europäischer Wirtschaftsverband<br />

für Handelsvermittlung und Vertrieb e.V.; Young Professionals<br />

des BME – Bundesverband Materialwirtschaft; Einkauf und Logistik<br />

e.V., b.b.h. – Bundesverband selbstständiger Buchhalter und Bilanzbuchhalter<br />

Die Mitglieder der folgenden Verbände/Vereine erhalten die<br />

WirtschaftsWoche zum Mitglieds-Sonderpreis:<br />

BDIVWA; Landesarchitektenkammern; VDE – Verband der Elektrotechnik,<br />

Elektronik, Informationstechnik e.V.<br />

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Druck Prinovis Nürnberg GmbH, Breslauer Straße 300,<br />

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vertrieben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift<br />

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Printed in Germany.<br />

ISSN 0042–8582.<br />

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Die Angaben bezeichnen den<br />

Anfang des jeweiligen Artikels<br />

A<br />

ABB............................................................. 70<br />

Abcam......................................................... 58<br />

Adidas..........................................................47<br />

Adincon....................................................... 58<br />

Air Liquide....................................................97<br />

Airbus.......................................................... 54<br />

Alando......................................................... 58<br />

Alibaba.........................................................93<br />

Allianz....................................................58, 78<br />

Alstom......................................................... 10<br />

Amazon............................................52, 88, 93<br />

Anheuser-Busch Inbev..................................97<br />

Arista...........................................................88<br />

Audi....................................................... 44, 49<br />

Axa.............................................................. 78<br />

B<br />

Barclays.......................................................95<br />

Barclays Bank.............................................. 50<br />

BASF......................................................47, 94<br />

BAT..............................................................97<br />

Bayer..................................................... 47, 58<br />

Beijing Publishing Group............................... 52<br />

Roland Berger.............................................. 70<br />

Bertelsmann...........................................47, 58<br />

BFG-Bank.....................................................70<br />

BNP.............................................................95<br />

Bosch...........................................................47<br />

Burger King.................................................. 55<br />

C<br />

Caisse des dépôts.........................................56<br />

Calico...........................................................58<br />

Celesio.........................................................70<br />

Cells4Health.................................................68<br />

Cisco......................................................69, 88<br />

Cleanagents................................................. 58<br />

CNN.............................................................50<br />

CNPC........................................................... 32<br />

Comcast.........................................................8<br />

Commerzbank.............................................. 58<br />

Credit Suisse................................................ 95<br />

D<br />

Daimler............................................ 44, 47, 49<br />

DaimlerChrysler............................................70<br />

Danone........................................................ 94<br />

Dassault.......................................................56<br />

DCNS........................................................... 54<br />

Deutsche Bank........................... 47, 50, 70, 95<br />

Deutsche Lufthansa......................................47<br />

Deutsche Telekom........................................58<br />

Donner & Reuschel.......................................70<br />

Dorling Kindersley.........................................52<br />

Dr.-Richard-Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der<br />

AUTO UNION................................................ 44<br />

DvH Ventures............................................... 16<br />

E<br />

E.On.............................................................56<br />

EADS........................................................... 54<br />

Earlybird.......................................................58<br />

Ebay.............................................................58<br />

ebm-pabst....................................................20<br />

EnBW...........................................................56<br />

Epic Companies............................................58<br />

E-Plus.......................................................... 11<br />

Ergo............................................................. 78<br />

EY................................................................70<br />

Eyeglass24...................................................58<br />

F<br />

Facebook..................................................... 88<br />

G<br />

Gazprom................................................ 32, 94<br />

Generali....................................................... 78<br />

Get2Play...................................................... 58<br />

Google......................................................... 52<br />

Groupama.................................................... 56<br />

H<br />

HDI Lebensversicherung............................... 78<br />

HDW............................................................ 54<br />

Heisse Kursawe Eversheds............................91<br />

Helpling....................................................... 58<br />

Heuking Kühn...............................................86<br />

Hochtief.......................................................86<br />

Hoechst....................................................... 47<br />

Homejoy.......................................................58<br />

HSBC........................................................... 95<br />

Hudora.........................................................20<br />

Marita Huurinainen.......................................16<br />

I<br />

IBM..............................................................11<br />

Immobilienscout24.......................................58<br />

K<br />

Kienbaum Executive Consultants...................70<br />

Krupp...........................................................47<br />

L<br />

Leinemann Partner....................................... 86<br />

Leinentausch................................................58<br />

Linklaters..................................................... 86<br />

Lonely Planet................................................52<br />

M<br />

MairDuMont................................................. 52<br />

Maxdome....................................................... 8<br />

McKesson.................................................... 16<br />

Media Control...............................................52<br />

Metallgesellschaft........................................ 70<br />

Metro...........................................................70<br />

Microsoft................................................58, 96<br />

Mister Spex.................................................. 58<br />

Musicload.................................................... 58<br />

N<br />

Nestlé.......................................................... 94<br />

Netflix............................................................ 8<br />

Nippon Telegraph & Telephone..................... 96<br />

O<br />

Oetker..........................................................47<br />

P<br />

Peek & Cloppenburg..................................... 70<br />

Permira........................................................70<br />

ProSiebenSat.1.........................................8, 58<br />

Q<br />

Qlearning..................................................... 58<br />

R<br />

Reputami..................................................... 58<br />

Rewe............................................................58<br />

Roche.......................................................... 58<br />

Rocket Internet............................................ 58<br />

RWE.......................................................56, 70<br />

S<br />

Saab............................................................ 54<br />

Schokoladniza.............................................. 55<br />

Scholz&Friends............................................ 16<br />

Alfred H. Schütte.......................................... 20<br />

Siemens..................................... 10, 47, 54, 94<br />

SnapClip...................................................... 58<br />

Softbank...................................................... 93<br />

Strenesse.....................................................13<br />

Suez Environnement..................................... 56<br />

Sulo............................................................. 56<br />

T<br />

Telefónica.................................................... 11<br />

ThyssenKrupp.........................................54, 93<br />

Transdev...................................................... 56<br />

Tripadvisor................................................... 52<br />

U<br />

Uber.............................................................14<br />

UBS............................................................. 50<br />

V<br />

Vattenfall......................................................56<br />

Veolia.....................................................56, 57<br />

Verlagsgruppe Handelsblatt.......................... 16<br />

Vigour.......................................................... 58<br />

Volkswagen...................................... 44, 47, 49<br />

W<br />

Wer-kennt-wen.............................................58<br />

WhatsApp.................................................... 58<br />

X<br />

XCell............................................................ 68<br />

Y<br />

Yahoo...........................................................93<br />

YFE.............................................................. 11<br />

Yi-Ko-Holding...............................................55<br />

Z<br />

Zalando........................................................58<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 1<strong>05</strong><br />

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Ausblick<br />

„Wir werden die einzige wirklich<br />

globale Investmentbank<br />

mit Sitz in Europa sein.“<br />

Anshu Jain<br />

Co-Vorstandschef der Deutschen<br />

Bank, über die Kapitalerhöhung<br />

„Natürlich kann man<br />

die deutsch-amerikanischen<br />

Beziehungen nicht ohne<br />

Herz betreiben, sie brauchen<br />

auch Verstand und Interesse.“<br />

Thomas de Maizière<br />

Bundesinnenminister (CDU)<br />

„Keine Finanzinstitution,<br />

unabhängig von ihrer Größe<br />

und ihrer globalen Reichweite,<br />

steht über dem Gesetz.“<br />

Eric Holder<br />

US-Justizminister, zur Strafe gegen<br />

die Bank Credit Suisse wegen Beihilfe<br />

zur Steuerhinterziehung<br />

„Eine Entflechtung, wie<br />

sie bei Strom – und Gasnetzen<br />

durchgesetzt wurde, muss<br />

ernsthaft erwogen werden.“<br />

Sigmar Gabriel<br />

Bundeswirtschaftsminister (SPD),<br />

über Google<br />

„Im Moment ist<br />

kein freier Posten da.“<br />

Ulrich Lehner<br />

Chef des Telekom-Aufsichtsrats,<br />

zum Vorschlag eines Aktionärs,<br />

den amerikanischen Ex-Agenten<br />

Edward Snowden wegen seiner<br />

technischen Kenntnisse ins<br />

Kontrollgremium zu wählen<br />

„Ursprung ist die<br />

blanke Geldgier eines Profifußballvereins,<br />

der in Gestalt<br />

seines Managers den Hals nicht<br />

voll kriegen konnte.“<br />

„Es gibt im 21. Jahrhundert<br />

nicht den Bierdeckel, auf dem<br />

wir tanzen können.“<br />

Wolfgang Schäuble<br />

Bundesfinanzminister (CDU), in<br />

Anspielung auf den früheren<br />

CDU-Politiker Friedrich Merz, der<br />

eine Steuererklärung forderte,<br />

die auf einen Bierdeckel passt<br />

Christian Ude<br />

Ex-Oberbürgermeister von München<br />

(SPD), über den Ex-Präsidenten<br />

von Bayern München, Uli Hoeneß,<br />

der wegen Steuerhinterziehung<br />

zu einer Haftstrafe verurteilt wurde<br />

„Fußball ist schon<br />

ein sehr<br />

kapitalistischer Sport.“<br />

„Ich denke, dass jeder Europäer,<br />

jeder gebildete und<br />

zivilisierte Mensch nicht anders<br />

kann, als Deutschland<br />

zu lieben. Ein Land, das ein<br />

Vorbild ist an Disziplin,<br />

Gemeinsinn, Effizienz und<br />

Freiheit. Das ist das<br />

Deutschland, das ich liebe und<br />

das viele Italiener als<br />

Modell ansehen.“<br />

Hans-Joachim Watzke<br />

Geschäftsführer des börsennotierten<br />

Fußballbundesligisten<br />

Borussia Dortmund<br />

„Die Hälfte seiner<br />

Arbeitszeit sollte sich<br />

ein Vorstandschef mit seinen<br />

Mitarbeitern beschäftigen.“<br />

Rüdiger Grube<br />

Vorstandsvorsitzender der<br />

Deutschen Bahn,<br />

über Personalführung<br />

Silvio Berlusconi<br />

Italiens Ex-Ministerpräsident<br />

„Der nächste Präsident der<br />

Europäischen Kommission<br />

steht hier auf dieser Bühne und<br />

Sie reden gerade mit ihm.“<br />

Martin Schulz<br />

Spitzenkandidat der<br />

Sozialdemokraten bei den<br />

Europa-Wahlen, im Wahlkampf<br />

„Ich bin ein Mann<br />

des Konsenses.“<br />

Jean-Claude Juncker<br />

Spitzenkandidat der Europäischen<br />

Volkspartei (EVP)<br />

»Wenn eines Tages Öl<br />

und Gas erschöpft sind, werden<br />

wir nicht wieder zurück<br />

auf unsere Kamele steigen.«<br />

Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani<br />

Scheich und Ex-Ministerpräsident des Golfstaates Katar, der sechs Prozent an<br />

der Deutschen Bank übernimmt und damit größter Aktionär wird<br />

„Eher ja. Aber ich<br />

möchte jetzt nicht an einen<br />

Lügendetektor<br />

angeschlossen werden.“<br />

Dietmar Hopp<br />

Gründer des Softwarekonzerns SAP,<br />

auf die Frage, ob er alles<br />

wieder so machen würde<br />

„Berlin! Was dort wächst,<br />

ist im Weltmaßstab<br />

betrachtet Bonsai.“<br />

Wolfgang Reitzle<br />

Ex-Vorstandsvorsitzender des<br />

Münchner Dax-Konzerns Linde,<br />

zur Gründerszene in Berlin<br />

ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER<br />

106 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Einblick<br />

Politik ohne Ehrgeiz<br />

Berlin ist mit sich selbst beschäftigt. Gut so. Das<br />

schafft Freiraum für Eigeninitiative. Von Lothar Kuhn<br />

TITELILLUSTRATION: DMITRI BROIDO; FOTO: JOHANN SEBASTIAN KOPP FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />

SSeit knapp einem halben Jahr werkelt in Berlin die große Koalition unter<br />

Bundeskanzlerin Angela Merkel – der ehemaligen Umweltministerin.<br />

Bisher ist nicht erkennbar, was diese Regierung in Sachen Umwelt erreichen<br />

will. Im Koalitionsvertrag taucht das Thema nur als Unterunterpunkt<br />

auf. Bei der derzeit heftig diskutierten Energiewende geht es nur noch um<br />

die Kosten für die Stromkunden. Das ursprüngliche Ziel, den Kohlendioxidausstoß<br />

zu senken und damit die Erderwärmung zu verlangsamen, scheint die Politik<br />

nicht mehr recht zu interessieren. Auf die Klimabilanz für 2013 folgte jedenfalls keine<br />

Reaktion, obwohl die CO 2 -Emissionen in Deutschland erneut gestiegen sind. Auch <strong>vom</strong><br />

„Sofortprogramm für den Klimaschutz“ fehlt jede Spur, das die bisher noch wenig präsente<br />

Umweltministerin Barbara Hendricks bereits Anfang des Jahres versprochen hat.<br />

Nicht nur beim Klima ist der Handlungsdruck groß: Viele deutsche Städte leiden unter<br />

Feinstaub, in Stuttgart, München oder Berlin überschreitet die Belastung regelmäßig<br />

die Grenzwerte. Der Flächenverbrauch ist weiter zu hoch. Die Recyclingquoten etwa für<br />

Hausmüll stagnieren statt zu steigen. Eigentlich genug zu tun für Hendricks.<br />

SELBST IST DER BÜRGER – UND DER UNTERNEHMER<br />

Doch die Politik scheint vor allem um sich selbst zu kreisen. Kein Wunder, dass immer<br />

weniger Menschen interessiert, was in Berlin passiert. Stattdessen werden sie selbst aktiv.<br />

So wie der Berliner Johannes Weber. Er hat einen Holzkasten entwickelt, in der Hobbyimker<br />

Bienen auf dem Balkon halten können. Er leistet so einen Beitrag gegen das Bienensterben<br />

und hat dafür gerade einen der begehrten GreenTec Awards erhalten (siehe Seite 14).<br />

Oder wie Bosch. Der Autozulieferer baut ein eigenes Sammelsystem für gebrauchte Produkte<br />

auf und verkauft die wiederaufbereiteten Starter und Bremsen (siehe Seite 10). Oder<br />

wie Coca-Cola. Der Konzern will künftig in Deutschland nur noch Plastikflaschen aus nachwachsenden<br />

Rohstoffen einsetzen statt aus fossilem Erdöl. Das ist ein Schritt in Richtung Bioökonomie,<br />

die der Natur einen ganz anderen Wert in der Wirtschaft geben will (siehe Seite 6).<br />

All das ist erst der Anfang. Der Trend zu Selbstverantwortung und Eigeninitiative könnte<br />

unsere gesamte Wirtschaftsordnung umkrempeln, wenn Bestseller-Autor Jeremy<br />

Rifkin recht behält (siehe Seite 24). Seine Prognose: Künftig entwerfen wir Produkte selbst<br />

am Computer und fertigen sie mit 3-D-Druckern. Wohnung und Autos teilen wir mit<br />

anderen. Gemeinsinn löst das Streben nach Gewinn ab.<br />

Und die Politik? Die kommt bei Rifkin gar nicht mehr vor.<br />

■<br />

Überblick<br />

4 Trends Strategien gegen Hunger |<br />

Schwimmende Windräder | Möbel<br />

aus Pappe | Nachhaltigkeitsportale<br />

für Verbraucher | Kraftwerk to go<br />

SCHWERPUNKT: BIOÖKONOMIE<br />

6 Wirtschaftswachstum Eine<br />

neue Wohlstandsformel setzt auf<br />

die Produktivkraft der Natur<br />

10 Rohstoffe Konzerne wie Apple<br />

bauen Materialkreisläufe auf<br />

12 Biotechnik Pflanzen ersetzen<br />

klimaschädliches Erdöl<br />

14 GreenTec Awards Preisgekrönte<br />

Ökopioniere<br />

18 Grafik Wie neueste Technik Schiffe<br />

sauberer und sparsamer macht<br />

20 Geld Was taugen grüne Hausratpolicen<br />

und alternative Krankenkassen?<br />

22 Ranking Die nachhaltigsten Marken<br />

24 Denkbar Kapitalismus am Ende?<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 3<br />

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Trends<br />

Salat-Zaun Immer mehr Städter bauen wie in Frankfurt Gemüse an<br />

WELTERNÄHRUNG<br />

Verschwenden beenden<br />

Farmen in der Stadt und neue Techniken für die Pflanzenzüchtung sollen helfen,<br />

die Menschheit satt zu machen. Dabei gäbe es genug Lebensmittel.<br />

Gut sieben Milliarden Menschen leben auf der<br />

Erde, fast ein Siebtel hungert. Zwar ist die<br />

Welternährungsorganisation FAO optimistisch,<br />

den Hunger nicht nur eindämmen,<br />

sondern ganz überwinden zu können. Doch<br />

Wissenschaftler der University of Minnesota<br />

bezweifeln das. Ihren Studien zufolge steigen<br />

die Erträge von Reis, Mais, Weizen und Sojabohnen<br />

nicht stark genug an, um die wachsende<br />

Nahrungsnachfrage zu stillen. Bereits<br />

2<strong>05</strong>0 müssten Bauern doppelt so viel ernten<br />

wie heute – 100 Prozent mehr. Bei der derzeitigen<br />

Entwicklung lassen sich die Erträge<br />

den Forschern zufolge bis dahin aber nur<br />

um rund 67 Prozent erhöhen.<br />

Um dem Problem Herr zu werden, gibt es<br />

zurzeit drei große Trends: In vielen Metropolen<br />

hat sich Urban Farming durchgesetzt.<br />

Stadtbewohner bauen Obst und Gemüse vor<br />

ihrer Haustür an, statt es von weit her heranzuschaffen.<br />

Zweitens wollen Pflanzenforscher<br />

Mais und andere Feldfrüchte auch mithilfe<br />

der Gentechnik so umzüchten, dass die Ernte<br />

wächst. Allerdings sind gentechnisch veränderte<br />

Pflanzen, die heute vor allem in Schwellen-<br />

und Entwicklungsländern zum Einsatz<br />

kommen, in Europa höchst umstritten.<br />

KORREKTUR MIT WIRKUNG<br />

Für die FAO ist das Hauptproblem nicht der<br />

Mangel an Lebensmitteln, sondern die<br />

Verschwendung. Jedes Jahr werden rund 1,3<br />

Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen<br />

– ungefähr ein Drittel der globalen<br />

Produktion. Allein in Deutschland sind es<br />

einer Studie der Universität Stuttgart zufolge<br />

elf Millionen Tonnen, die Unternehmen und<br />

Privathaushalte jährlich verderben lassen<br />

(siehe Grafik). Dabei würden oft schon kleine<br />

Korrekturen der Verschwendung entgegenwirken:<br />

bessere Produktionsplanung in der<br />

Industrie, genaueres Wissen über Abnahmemengen<br />

bei Großverbrauchern sowie ein vernünftiger<br />

Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten<br />

– und eine größere Wertschätzung von<br />

Lebensmitteln bei uns allen.<br />

Kampf dem Verderb<br />

Haushalte werfen die meisten<br />

Lebensmittel weg... (in Prozent)<br />

Hotel,<br />

Kliniken,<br />

Schulen<br />

etc.<br />

Handel<br />

17<br />

Nahrungsmittelindustrie<br />

Gesamt:<br />

11 Millionen<br />

Tonnen pro<br />

Jahr<br />

...am meisten verschwenden sie<br />

Gemüse und Obst (in Prozent)<br />

<strong>26</strong><br />

Gemüse<br />

18<br />

Obst<br />

15<br />

Backwaren<br />

Speisereste<br />

Milchprodukte<br />

Getränke<br />

Fleisch und Fisch<br />

Teigwaren<br />

Sonstiges<br />

12<br />

87653<br />

17<br />

5<br />

Quelle: UniversitätStuttgart<br />

61<br />

Haushalte<br />

4 Redaktion: martin.roos@wiwo.de, benjamin reuter<br />

Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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OFFSHORE-WINDRÄDER<br />

Freischwimmer<br />

Bisher wiegen Fundamente für Offshore-<br />

Windanlagen rund 1000 Tonnen und werden<br />

von Maschinen in den Meeresboden<br />

gerammt. Die Gründung der Meereskraftwerke<br />

stört nicht nur lärmempfindliche<br />

Schweinswale, sie macht auch rund ein<br />

Viertel der Kosten einer Windanlage auf<br />

hoher See aus. In einer ehemaligen Werft<br />

in Stralsund arbeitet das Dresdner Unternehmen<br />

Gicon an einem schwimmenden<br />

Fundament, das am Meeresgrund mit<br />

Kabeln verankert wird. Es soll 670 Tonnen<br />

wiegen und kann von Schleppern samt<br />

Windturbine aufs Meer gezogen werden.<br />

Die einfache Installation senkt laut Gicon<br />

die Kosten von Offshore-Windstrom auf 10<br />

Cent je Kilowattstunde gegenüber 11 bis<br />

15 Cent heute. Auch in Norwegen und<br />

Japan sind schwimmende Fundamente im<br />

Test. Ein weiterer Vorteil: Sie lassen sich<br />

auch montieren, wo das Meer zu tief ist,<br />

um sie in den Boden zu rammen.<br />

MÖBEL<br />

Pappkameraden<br />

Es war ein Berliner, der in den Sechzigerjahren das wohl seltsamste Material<br />

für Möbel entdeckte. Der renommierte Produktdesigner Peter Raacke brachte<br />

damals einen Sessel und einen Tisch aus Wellpappe auf den Markt. Als ihren<br />

größten Vorteil pries er deren geringes Gewicht. Die Idee geriet in Vergessenheit.<br />

Doch nun gewinnt sie neue Anhänger – diesmal begeistern sich Designer<br />

vor allem aus ökologischen Gründen für das Material. Zum Beispiel die des<br />

Berliner Unternehmens Stange Design. Dessen Stühle, Kommoden und<br />

Zeitungsständer (siehe Bild rechts) bestehen fast vollständig aus recyceltem<br />

Papier, das mit speziellen Papierfasern<br />

stabil und haltbar gemacht wird. Zum Beweis<br />

der Robustheit versammelte der<br />

Möbelhersteller schon einmal eine ganze<br />

Schulklasse auf einem Bett. Die Möbel sind<br />

preiswert. Die Schlafstatt kostet 130 Euro<br />

und lässt sich komplett recyceln. Ein<br />

Schweizer Hersteller bietet Särge aus Papier<br />

an. Seine Peace Boxes verrotten mit der Zeit.<br />

Auch die Braunschweiger Marcus Anlauff<br />

und Ludwig Prüßas setzen mit ihrem Startup<br />

Kartoni auf den grünen Rohstoff. Sie<br />

bauen Tischkicker aus Pappe. Sie kosten 80<br />

Euro und sollen sogar Wutanfälle aushalten.<br />

FOTOS: CORBIS/F1ONLINE, STANGE-DESIGN, JAHRESZEITENVERLAG/CHRISTIAN TEUBNER<br />

DIGITALE RATGEBER<br />

Gute Ware –<br />

schlechte Ware<br />

Vom Joghurt über Fisch bis zum T-Shirt – mittlerweile<br />

befindet sich auf fast jedem Produkt eine Angabe, wo<br />

es herkommt. Dagegen fehlen weiterhin Informationen<br />

über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten<br />

und die Umweltverträglichkeit der verwendeten Materialien.<br />

Mehrere Initiativen im Internet wollen auch<br />

dort jetzt Transparenz schaffen. Zum Beispiel die<br />

Web-Seite provenance.it aus Großbritannien. Nutzer<br />

und Unternehmen können auf der Plattform Informationen<br />

eingeben, ob Arbeiter vernünftig bezahlt<br />

werden und Rohstoffe aus ökologischem Anbau<br />

stammen. Das US-Start-up sourcemap.com stellt die<br />

Lieferketten internationaler Konzerne auf interaktiven<br />

Karten dar. In Deutschland klärt die Verbraucherzentrale<br />

auf lebensmittelklarheit.de über Inhaltsstoffe<br />

und Herkunft viel gekaufter Produkte auf.<br />

140<br />

Millionen Tonnen Plastikmüll<br />

schwimmen im Meer – das ist<br />

dreieinhalbmal so viel wie die<br />

Menge des Kunststoffs PET,<br />

die jährlich für die Herstellung<br />

von Flaschen, Folien<br />

und Textilfasern verwendet<br />

wird. Den Müll einzusammeln<br />

ist schwierig – 70 Prozent<br />

treiben nicht an der Oberfläche,<br />

sondern in der Tiefe.<br />

60<br />

Prozent der deutschen Maschinen-<br />

und Anlagenbauer<br />

halten Nachhaltigkeit bei der<br />

Produktentwicklung für nicht<br />

so wichtig. Erst eine Minderheit,<br />

nämlich 35 Prozent, berücksichtigt<br />

explizit grüne<br />

Kriterien – so das Ergebnis<br />

einer aktuellen PwC-Studie.<br />

GADGETS<br />

Kraftwerk<br />

to go<br />

Wer sein Smartphone aufladen will, hat<br />

dafür bisher zwei Möglichkeiten: Er steckt<br />

es an eine Steckdose oder füllt seinen Akku<br />

über ein tragbares Ladegerät. Jetzt kommt<br />

eine neue Variante hinzu. Das britische<br />

Unternehmen Intelligent Energy, ein Spezialist<br />

für mobile Energiespeicher, hat eine<br />

tragbare Brennstoffzelle mit dem Namen<br />

Upp entwickelt. Das Gerät produziert aus<br />

Wasserstoff und Sauerstoff Strom, der<br />

unterwegs Laptops und Smartphones aufladen<br />

kann. Ein Sicherheitszertifikat hat das<br />

Upp, das so groß wie eine Taschenlampe ist<br />

und rund 140 Euro kosten soll, gerade erhalten.<br />

Den Wasserstoff liefern Kapseln, die<br />

das Unternehmen vertreibt. Eine Füllung<br />

soll einen Handyakku fünf Mal aufladen<br />

können. Kürzlich hat auch das schwedische<br />

Unternehmen myFC mit dem PowerTrekk<br />

einen handlichen Brennstoffzellen-Lader<br />

auf den Markt gebracht. Er nutzt mit einem<br />

Spezialsalz gefüllte Kartuschen. Das Salz<br />

reagiert mit Wasser und erzeugt dabei<br />

Wasserstoff für die Brennstoffzellen. Auch<br />

er kostet rund 140 Euro.<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 5<br />

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Schwerpunkt Bioökonomie<br />

Inventur der Natur<br />

WIRTSCHAFTSWACHSTUM | Vermüllte Meere, vergiftete Böden, Millionen Umwelttote:<br />

Ist der Preis für unseren Wohlstand die Zerstörung der Erde? Oder lässt sich der<br />

Teufelskreis durchbrechen? Forscher entwickeln Modelle, die das Kapital der Ökosysteme<br />

bewahren und Elektroautos wie Energiewende als grüne Irrtümer entlarven.<br />

740<br />

Mrd. Euro<br />

Wert der naturbelassenen<br />

Flächen<br />

in Deutschland<br />

E<br />

s ist der 1. Mai. Auf dem Marienplatz<br />

vor dem Münchner Rathaus fordern<br />

Gewerkschaftsfunktionäre und Hunderte<br />

ihrer Mitglieder höhere Löhne<br />

und bessere Renten. Sie schwenken<br />

Fahnen, blasen in Trillerpfeifen, entrollen<br />

Transparente. Im Kern geht es an diesem Traditionstag<br />

der Arbeiterbewegung seit Jahrzehnten immer<br />

um dieselbe Frage: Wie verteilt sich das erzielte<br />

Wirtschaftswachstum auf Löhne und Kapital?<br />

Die Natur hat hier keiner im<br />

Sinn. Ganz anders die bunte<br />

Schar, die zur gleichen Stunde<br />

wenige Kilometer entfernt am<br />

Rande des Olympiageländes<br />

durch einen Gemeinschaftsgarten<br />

zieht.<br />

Die Erwachsenen jeden Alters<br />

und Kinder basteln Samenbomben,<br />

um Wildkräuter<br />

auszusäen, bepflanzen Beete<br />

und bestaunen einen frisch<br />

aufgestellten Bienenstock. Ihr Anliegen: Sie wollen zumindest<br />

einen kleinen Beitrag zum Erhalt der ökologischen<br />

Vielfalt in der Stadt leisten.<br />

Man kann sie als grüne Schwärmer belächeln. Doch<br />

Vordenker eines ökologischen Wirtschaftsmodells wie<br />

der Inder Pavan Sukhdev, ehemaliger Top-Manager<br />

der Deutschen Bank, oder Ernst Ulrich von Weizsäcker,<br />

einer der Präsidenten des Club of Rome, halten die<br />

Umweltaktivisten für die kommende ökonomische<br />

Avantgarde. Denn zumindest instinktiv haben sie begriffen,<br />

welch enormen Beitrag die Natur für unser<br />

Wohlergehen leistet. Doch während Arbeit und Kapital<br />

mächtige Bataillone ins Gefecht schicken, um ihre Interessen<br />

zu wahren, mangelt es ihr an Fürsprechern.<br />

Schlimmer noch: Der Wert der Natur wird weitgehend<br />

ignoriert – und es fehlt das Bewusstsein, wie dramatisch<br />

schnell das herrschende Wirtschaftsmodell<br />

unsere Lebensgrundlagen zerstört.<br />

Doch welches Konzept könnte an dessen Stelle treten?<br />

Wie lassen sich Ökonomie und Ökologie versöh-<br />

Die Umwelt ist<br />

ebenso wichtig<br />

wie Arbeit<br />

und Kapital<br />

Manager, Politiker und Forscher überall auf der Welt<br />

nach der Formel für grünes Wachstum, die das einlöst.<br />

Schon das Beispiel der Bienenstöcke illustriert, was<br />

auf dem Spiel steht. Es geht nicht um Romantik, nicht<br />

darum, ob es auf Wiesen und Feldern summt und<br />

brummt. Vielmehr sind 90 Prozent aller Blütenpflanzen<br />

weltweit – Birnen, Tomaten, Raps, Erdbeeren – auf<br />

die Befruchtung durch die Insekten angewiesen. Sonst<br />

tragen sie keine Früchte. Doch überall sterben die Bienen,<br />

schlagen Imker Alarm. Bestimmte Wirkstoffe in<br />

Pflanzenschutzmitteln raffen<br />

die Völker dahin, so der Verdacht.<br />

Wird das Sterben nicht<br />

gestoppt, gerät nicht weniger<br />

als die Ernährung der Weltbevölkerung<br />

in Gefahr.<br />

Wegen dieser Bedeutung<br />

sind bei den diesjährigen<br />

GreenTec Awards, die vorbildliche<br />

grüne Innovationen küren,<br />

gleich zwei Bienenprojekte<br />

ausgezeichnet worden: das in<br />

München und ein Bienenstock für Hobbyimker, der<br />

aussieht wie ein Blumenkasten und sich auf jeden Balkon<br />

hängen lässt (siehe Seite 16).<br />

Die Mehrzahl der Menschen missachtet das Naturkapital,<br />

weil es wie Luft nichts kostet oder der Preis unbekannt<br />

ist. Wirtschaftswissenschaftler sprechen von<br />

der ökonomischen Unsichtbarkeit der Natur. Was aber<br />

anscheinend umsonst ist, kann nicht, so die Logik, in<br />

Kosten-Nutzen-Betrachtungen eingehen und wird wenig<br />

geschätzt.<br />

REICHTUM DER BIOSPHÄRE<br />

Forscher wollen das ändern und beginnen, den Wert<br />

der Natur zu erfassen – in Form von Dienstleistungen<br />

eines Ökosystems. Die ersten Zahlen, die sie präsentieren,<br />

geben einen Eindruck davon, welchen Reichtum<br />

365<br />

die Biosphäre für uns schafft.<br />

Mrd. Dollar<br />

Die Bestäubungsleistung der Bienen schätzen Wissenschaftler<br />

zum Beispiel global auf jährlich 365 Milliar-<br />

Wert der jährlichen<br />

Bestäubung durch<br />

den Dollar. Diese Leistung taucht in keiner Unternehmensbilanz<br />

auf. Für die naturbelassenen Flächen in Bienen weltweit nen? Mit Hochdruck suchen verantwortungsbewusste<br />

»<br />

ILLUSTRATIONEN: MARTIN HAAKE<br />

6 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 7<br />

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Schwerpunkt Bioökonomie<br />

»<br />

Deutschland, rund zehn Prozent des Staatsgebiets,<br />

haben Forscher einen Wert von 740 Milliarden Euro im<br />

Jahr errechnet. Die Naturreservate versorgen uns mit<br />

Sauerstoff, reinigen Grundwasser, schaffen fruchtbare<br />

Böden und bieten Pflanzen und Tieren Rückzugsgebiete.<br />

Das Problem: Viele Leistungen lassen sich kaum bestimmen.<br />

Wie will ein Ökonom zum Beispiel den Erholungswert<br />

und den Lärmschutz von Parks bewerten?<br />

Dennoch wäre unser Leben ohne diese Funktionen<br />

merklich ärmer.<br />

Für den Hallenser Umweltökonomen Bernd Hansjürgens,<br />

der im Auftrag der Bundesregierung gerade<br />

das Naturkapital Deutschlands erfasst, ist klar: „Wir<br />

müssen die Leistungen der Natur bei der Bemessung<br />

des Wohlstands künftig in gleicher Weise berücksichtigen<br />

wie Arbeit und Kapital.“ Kurzum: Ein neuer ökonomischer<br />

Dreiklang ist notwendig.<br />

Unterbleibt das, droht eine Öko-Apokalypse. Ex-<br />

Banker Sukhdev tadelt vor allem die großen Konzerne<br />

Jährlich sterben sieben Millionen<br />

Menschen an verdreckter Luft<br />

für ihre Untätigkeit. Die 3000 größten haben nach seiner<br />

Schätzung allein 2010 Natur- und Umweltschäden<br />

in Höhe von 2,15 Billionen Dollar verursacht. Das entsprach<br />

immerhin etwa einem Siebtel der Wirtschaftsleistung<br />

der USA im gleichen Jahr. Die Zerstörungen zu<br />

reparieren überließen sie weitgehend der Allgemeinheit,<br />

kritisiert er. „Das kann so nicht weitergehen.“<br />

EXTREM VERSEUCHTE BÖDEN<br />

Tut es aber doch. China zum Beispiel erkauft sich seinen<br />

bei uns bewunderten Wirtschaftsboom äußerst<br />

teuer: 60 Prozent seines Grundwassers sind inzwischen<br />

ungenießbar und fast ein Fünftel seiner Böden<br />

extrem mit Schadstoffen verseucht. Und gerade erst<br />

hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermittelt,<br />

dass weltweit jährlich rund sieben Millionen Menschen<br />

an verdreckter Luft sterben.<br />

Gefährdet sind auch Stadtbewohner in Europa, wo<br />

die WHO jährlich knapp 280 000 Todesfälle durch<br />

Smog registriert. In Deutschland atmen die Bewohner<br />

von Berlin, Essen, Krefeld und Gelsenkirchen die am<br />

stärksten belastete Luft.<br />

In Furcht erregendem Tempo werden inzwischen<br />

selbst abgelegene Regionen der Weltmeere Opfer skrupelloser<br />

Wohlstandsmehrung. Zwei Mal durchquerte<br />

der australische Sportsegler Ivan Macfadyen den Pazifischen<br />

Ozean von Melbourne über Japan, Hawaii und<br />

die USA zurück nach Australien. Vor zehn Jahren umkreisten<br />

ihn auf seinem wochenlangen Törn Fischund<br />

Vögelschwärme im Überfluss. Dieses Mal war alles<br />

50<br />

Prozent<br />

aller Medikamente<br />

basieren auf<br />

Pflanzenwirkstoffen<br />

800<br />

Mrd. Dollar<br />

Wert aller<br />

pflanzlichen und<br />

tierischen Rohstoffe<br />

920600<br />

Euro<br />

Wert eines<br />

Korallenriffs pro<br />

Hektar und Jahr<br />

anders. Nur selten begegneten ihm Tiere; oft war das<br />

Wasser leer und die Luft gespenstisch still.<br />

Meeresbiologen kennen den Grund für das Verschwinden<br />

von Delfinen, Seeschildkröten und Albatrossen:<br />

Gigantische Mengen an Plastikmüll treiben in<br />

den Weiten der See. Die Tiere halten die Fetzen für<br />

Nahrung, fressen sie oder füttern ihren Nachwuchs damit.<br />

Ein tödlicher Irrtum, der viele das Leben kostet.<br />

ENTTARNTE GRÜNE MYTHEN<br />

Selbst manches Gut, das es vermeintlich im Überfluss<br />

gibt, trägt längst mächtig dazu bei, den Planeten zu zerstören<br />

– zum Beispiel Sand. Er steckt in verarbeiteter<br />

Form unter anderem in Solarzellen, Mikroprozessoren,<br />

Glas, Kosmetika und vor allem in Beton. Die Wüsten<br />

der Erde sind zwar voller Sand. Doch weil dort der<br />

Wind die Körner rund geschliffen hat, haften sie nicht<br />

aneinander. Deshalb muss beispielsweise das Wüsten-<br />

Emirat Dubai für seinen Bauboom Sand von den Meeresböden<br />

Australiens einführen. Der Abbau zerstört<br />

die Lebensräume von Fischen und Meerestieren.<br />

Längst zählt Sand zu den weltweit begehrtesten Rohstoffen.<br />

Die Kehrseite: Wegen der enormen Nachfrage<br />

wurde bereits die Hälfte der weltweiten Strände weggebaggert<br />

– ebenso viele unbewohnte Inseln.<br />

Es ist also höchste Zeit, Umweltschäden und Ressourcenverbrauch<br />

bei der Produktion von Gütern<br />

gründlich zu erfassen. Die Megainventur hat noch einen<br />

Vorteil. Sie entlarvt so manchen grünen Mythos.<br />

So zeigt der Chemiker und Umweltforscher Friedrich<br />

Schmidt-Bleek in seinem gerade erschienenen<br />

Buch „Grüne Lügen“, dass vermeintlich segensreiche<br />

Entwicklungen wie die Energiewende oder Elektroautos<br />

der Natur bei genauer Betrachtung mehr schaden<br />

als nutzen. Der 81-jährige Mitgründer des renommierten<br />

Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, der<br />

heute das Faktor 10-Institut in Paris leitet, gibt sich darin<br />

zornig wie ein junger Rebell.<br />

Um die Umweltbelastung eines Produkts lückenlos<br />

zu messen, schnallt er ihm einen ökologischen Rucksack<br />

auf. Er wiegt umso schwerer, je mehr natürliche<br />

Ressourcen – Rohstoffe, Wasser, Luft und Fläche – in<br />

dem Produkt stecken. Und zwar von der Herstellung<br />

bis zur Entsorgung. Zudem erfasst Schmidt-Bleek den<br />

materiellen Fußabdruck, den es während seines Lebens<br />

hinterlässt. Er bewertet außerdem, wie viel nützliche<br />

Dienste es in dieser Zeit leistet. Erst beide Größen<br />

zusammen erlauben seiner Meinung nach Aussagen<br />

darüber, wie stark Produkte und die mit ihnen verbundene<br />

Dienstleistungen die Natur belasten.<br />

Konkret: Ein Kleinwagen verbraucht zwar weniger<br />

Ressourcen als eine Limousine. Transportiert er aber<br />

immer nur den Fahrer, das größere Auto aber regelmäßig<br />

mehrere Personen, dreht sich die Bilanz zugunsten<br />

der Limousine.<br />

Eine krass irreführende Bilanz sieht Schmidt-Bleek<br />

bei der Elektromobilität. Alle starrten nur auf den<br />

Schadstoffausstoß, kritisiert er. Dabei steckten in den<br />

ILLUSTRATIONEN: MARTIN HAAKE<br />

8 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Elektromotoren und Batterien Stoffe wie Lithium, Kobalt,<br />

Neodym und Dysprosium. Deren Vorkommen<br />

seien sehr begrenzt;um sie zu gewinnen, würden riesige<br />

Mengen Wasser benötigt und es würden ganze<br />

Landstriche beim Abbau zerstört. „Die vermeintlich<br />

positive Wirkung schlägt in einen negativen Effekt für<br />

die Ökosphäre um“, schreibt der Forscher.<br />

Für „grüne Augenwischerei“ hält er auch Teile der<br />

Energiewende. Dort würden etwa die Fotovoltaik oder<br />

die Gebäudedämmung als Erfolge verklärt, weil sie anscheinend<br />

den CO 2 -Ausstoß senken. Doch sowohl Solarmodule<br />

wie Dämmplatten seien extrem materialintensive<br />

Güter. Würde hineingerechnet, wie viel Kohlendioxid<br />

bei ihrer Herstellung und Entsorgung frei<br />

würden, bliebe <strong>vom</strong> Jubel nichts mehr übrig.<br />

ÜBERDRUSS AM ÜBERFLUSS<br />

Was aber tun, um unseren Wohlstand auf eine umweltverträgliche<br />

Basis zu stellen und die Plünderung des<br />

Planeten zu stoppen? Eine Lösung könnte sein, weniger<br />

und anders zu konsumieren. Die Bereitschaft<br />

wächst dazu, wie Meinungsforscher herausgefunden<br />

haben. Vor allem Jüngere fühlen einen Überdruss am<br />

Überfluss. Doch mehr noch als durch Verzicht würde<br />

die Umwelt profitieren, wenn die Nutzung statt der Besitz<br />

eines Produkts in den Mittelpunkt rückte.<br />

Ein einfaches Beispiel macht das klar. Würden sich<br />

in einer Neubausiedlung die Bewohner wenige Bohrmaschinen<br />

teilen, um Dübel für Lampen, Gardinen<br />

und Bilder zu setzen, bliebe der materielle Fußabdruck<br />

der Geräte überschaubar. Schafft sich hingegen jeder<br />

eine eigene Maschine an, die dann jahrelang ungenutzt<br />

im Keller lagert, erhöht das den Ressourcenverbrauch<br />

und die Umweltbelastung um ein Vielfaches.<br />

Vordenker wie Schmidt-Bleek oder der Club-of-<br />

Rome-Präsident von Weizsäcker setzen aber vor allem<br />

auf ein anderes Mittel: eine Revolution der Ressourcenproduktivität.<br />

Verkürzt gesagt, wollen sie jede Ein-<br />

Forscher wollen die Ressourceneffizienz<br />

ums Fünffache steigern<br />

heit Wohlstand künftig mit mindestens 80 Prozent weniger<br />

Rohstoffen, Naturdienstleistungen und Energie<br />

erzeugen. Schmidt-Bleck nennt das die Dematerialisierung<br />

der Produktion.<br />

Zwei zentrale Instrumente auf diesem Weg zu einer<br />

Effizienzrevolution sind der Umstieg auf nachwachsende<br />

Rohstoffe und die ständige Neunutzung schon<br />

gewonnener Ressourcen per Recycling. Welche faszinierenden<br />

Möglichkeiten diese Technologien bieten,<br />

lesen Sie auf den folgenden Seiten.<br />

■<br />

dieter.duerand@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 9<br />

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Schwerpunkt Bioökonomie<br />

ROHSTOFFE<br />

Die Neumacher<br />

Apple will alte Rechner zurück, Bosch sammelt kaputte<br />

Bremsenteile, Philips setzt auf Altplastik im Küchengerät –<br />

wie Konzerne den Abfall abschaffen wollen.<br />

K<br />

ein anderes EU-Land sammelt so akribisch<br />

Müll wie die Bundesrepublik. Und dennoch:<br />

Nur rund die Hälfte der Plastikflaschen,<br />

Verpackungen und Bauteile für Elektronikgeräte<br />

wird in Deutschland zu Material für neue<br />

Produkte. Immer noch landen mehr als zwei Millionen<br />

Tonnen Kunststoff jährlich in Verbrennungsanlagen<br />

und sind für die Weiternutzung verloren. Auch die Deponien<br />

wachsen im Land der Recycler und Trenner<br />

unvermindert an; 2030 werden ihre Kapazitäten ausgeschöpft<br />

sein. Bis heute häufen sich zunehmende Mengen<br />

an Keramik, Bauschutt und auch Glas aus dem<br />

Hausmüll auf den Halden. Die Verschwendung von<br />

wertvollen Rohstoffen ist enorm.<br />

Und das hat für die Unternehmen finanzielle Folgen.<br />

Bis 2030 wird sich die Nachfrage nach Erz und Quarz,<br />

aus denen unter anderem Metall und Glas hergestellt<br />

wird, mehr als verdoppeln. Das hat die Unternehmensberatung<br />

Accenture errechnet. Die Nachfrage<br />

nach Erdöl und Erdgas, die auch als Grundstoffe der<br />

Chemieindustrie dienen, wird um 30 Prozent steigen.<br />

Da die Ressourcen begrenzt sind, drohen Unternehmen<br />

künftig starke Preissprünge. Den Ausweg aus der<br />

Knappheitsfalle sehen Experten im Aufbau einer<br />

Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet: Schluss mit der Einweg-Ökonomie.<br />

Rohstoffe und Materialien müssen in<br />

neuen Produkten Wiederverwendung finden.<br />

Dieses Konzept ist auch als Cradle-to-Cradle bekannt<br />

(von der Wiege zur Wiege) und wurde maßgeblich<br />

<strong>vom</strong> deutschen Chemiker Michael Braungart entwickelt.<br />

Braungart lehrt an der Twente-Universität im<br />

niederländischen Enschede und leitet das Deutsche<br />

Umweltinstitut in Hamburg. Er kritisiert: Das seit Jahren<br />

betriebene Recycling sei in Wahrheit nur ein<br />

Downcycling. Mit wenigen Ausnahmen landeten wiedergewonnene<br />

Rohstoffe nicht in neuen, gleichwertigen<br />

Produkten, sondern in Parkbänken oder Schallschutzwänden.<br />

„Stattdessen“, fordert er, „müssen Produkte<br />

künftig in Stoffkreisläufen funktionieren.“<br />

Das Potenzial der Idee ist gewaltig. Allein deutsche<br />

Unternehmen würden, wenn sie gebrauchte statt neu<br />

gewonnene Rohstoffe nutzen würden, laut der Unternehmensberatung<br />

McKinsey 70 bis 170 Milliarden Euro<br />

pro Jahr an Materialkosten sparen. Europaweit wären<br />

es mehr als 400 Milliarden. Deswegen „muss es das<br />

Ziel sein, bei einer wachsenden Weltwirtschaft weniger<br />

Ressourcen zu verbrauchen“, glaubt Martin Stuchtey,<br />

Direktor des McKinsey-Nachhaltigkeitsinstituts.<br />

GIGANTEN STEIGEN EIN<br />

Dem Berater zufolge könnten heute bereits zehn Prozent<br />

der globalen Materialströme im Kreislauf geführt<br />

werden. Wie das zu schaffen ist, will nun eine Gruppe<br />

von Unternehmen herausfinden, die sich vor wenigen<br />

Wochen beim Weltwirtschaftsforum in Davos zusammengeschlossen<br />

hat. Darunter befinden sich Giganten<br />

wie der indische Mischkonzern Kingfisher, Philips,<br />

Coca-Cola und der Umweltdienstleister Veolia.<br />

Dahinter steckt ein neuer Trend: Nicht mehr staatliche<br />

Initiativen treiben das Bemühen um geschlossene<br />

Stoffkreisläufe voran, sondern Unternehmen. So hat<br />

Lisa Jackson, Umweltchefin des IT-Riesen Apple, kürzlich<br />

eine Kreislaufwirtschaft als Fernziel ausgerufen.<br />

„Dafür müssen wir unsere eigenen Produkte künftig<br />

lückenlos wieder einsammeln“, sagt sie. Aluminium<br />

aus dem Gehäuse, das Glas des Displays, die Kunststoffe<br />

und Seltenen Erden aus dem Innenleben der Produkte<br />

– all das will Apple künftig wiederhaben und in<br />

neue Rechner und Handys stecken. Kunden sollen<br />

ausgediente Geräte in den Apple-Läden abgeben.<br />

»<br />

ILLUSTRATION: MARTIN HAAKE<br />

10 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Schwerpunkt Bioökonomie<br />

»<br />

Andere Unternehmen sind schon weiter. Der US-<br />

Teppichfliesenhersteller Interface stattet Büroräume<br />

mit Bodenbelag aus, der zu 100 Prozent aus recyceltem<br />

Nylon besteht – einem Kunststoffgarn, das sich unter<br />

anderem aus alten Fischernetzen gewinnen lässt.<br />

Wenn die Teppiche abgelaufen sind, nimmt sie Interface<br />

zurück, zerlegt sie in ihre Bestandteile und verarbeitet<br />

diese zu neuen Teppichen. „Um die gesamte<br />

Teppichproduktion umzustellen, fehlt uns aber das<br />

Altmaterial“, sagt Lindsey Parnell, Europachef des Unternehmens.<br />

Noch sind die weltweiten Sammelsysteme<br />

für Nylongarn zu löchrig. Aber Interface arbeitet<br />

derzeit mit anderen Unternehmen an einem Sammelsystem,<br />

um die Stoffströme zu schließen.<br />

PROBLEMFALL MISCHMATERIALIEN<br />

Bis zur perfekten Kreislaufwirtschaft gilt es noch eine<br />

Reihe von Problemen zu lösen: Wiederverwertetes<br />

Plastik lässt sich zum Beispiel kaum einfärben und<br />

wird deshalb meist ins Innere von Geräten eingebaut.<br />

Trotz dieser Einschränkung will das niederländische<br />

Elektronikunternehmen Philips den Anteil an recycelten<br />

Kunststoffen in seinen Produkten von heute zwei<br />

auf zehn Prozent 2015 steigern. Philips-CEO Frans van<br />

Houten ist überzeugt: „Materialkreisläufe zu schaffen<br />

und das Problem der Ressourcenknappheit zu lösen<br />

macht uns wettbewerbsfähiger.“<br />

Ein weitere Hürde auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft<br />

ist die Vielfalt der Materialien. „Es gibt heute<br />

gut 500 Kunststoffarten mit vielen Untergruppen, die<br />

sich vermischt kaum wiederverwerten lassen“, sagt<br />

McKinsey-Experte Stuchtey. Die Unternehmen sollten<br />

versuchen, sich auf gemeinsame Materialstandards zu<br />

einigen und weniger unreine Plastiksorten einzusetzen.<br />

Auch Mischmaterialien aus Papier, Metall und<br />

Kunststoff wie Tetra-Paks sind bis heute nur zu geringen<br />

Teilen wiederverwertbar. Um auch diese sogenannten<br />

Verbundmaterialien in den Stoffkreislauf zurückzuführen,<br />

hat das Bielefelder Start-up Saperatec<br />

eine spezielle Flüssigkeit entwickelt, die die Bestandteile<br />

in einer Art Wasserbad auftrennt (siehe Seite 16).<br />

Wiederverwertung bedeutet aber nicht zwangsläufig,<br />

jedes Produkt in seine Bestandteile zu zerlegen. So<br />

sammelt Bosch pro Jahr 11 000 gebrauchte Autoteile<br />

wieder ein, darunter Starter und Bremsenteile, und bereitet<br />

sie wieder auf. Der dänische Windanlagenbauer<br />

Vestas nimmt alte Windturbinen zurück, rüstet sie auf<br />

und verkauft sie günstig in Entwicklungsländer. Dort<br />

tun sie weitere 20 Jahre Dienst. Das zeigt: Der Kampf<br />

gegen den Müll beginnt weit vor der Tonne.<br />

■<br />

benjamin.reuter@wiwo.de<br />

BIOTECHNIK<br />

Phänomenale<br />

Metamorphose<br />

Weg <strong>vom</strong> klimaschädlichen Erdöl, hin zu Rohstoffen<br />

<strong>vom</strong> Acker: Bakterien und Enzyme produzieren schon<br />

heute massenweise Plastiktüten und Trinkflaschen.<br />

Bio schlägt Öl<br />

Kunststoffe ausbiologischhergestellter<br />

Bernsteinsäure<br />

belasten dieUmwelt<br />

deutlich weniger<br />

Energieverbrauch*<br />

97,7 -64,4 %<br />

Biobernsteinsäure<br />

Bernsteinsäure<br />

aus Erdöl<br />

CO 2 -Emission**<br />

7,1<br />

Biobernsteinsäure<br />

Bernsteinsäure<br />

aus Erdöl<br />

34,7<br />

-102,5 %<br />

-0,18<br />

* in MJ/kg Bernsteinsäure;<br />

** in kg C0 2/kg Bernsteinsäure;<br />

Quelle: BioAmber,<br />

Sarnia/Kanada<br />

Kreislaufwirtschaft spart Materialkosten<br />

von 400 Milliarden Euro<br />

W<br />

enn Biotechniker träumen, sieht die Welt<br />

so aus: Baumartige Reaktoren säumen<br />

die Straßen der energieautarken Zukunftsstadt.<br />

Die Gebilde sammeln mit<br />

überdimensionalen, grammofonartigen Trichtern<br />

Sonnenlicht ein. Sie nutzen dessen Energie, um Kohlendioxid<br />

per Fotosynthese – ähnlich wie Pflanzen –<br />

höchst effizient direkt in Kunststoffe, Kosmetika oder<br />

Biosprit umzuwandeln. Mit dem Treibstoff betanken<br />

die Menschen ihre Autos und heizen ihre Häuser. Die<br />

Karossen der Fahrzeuge bestehen nicht mehr aus<br />

Blech, sondern aus nachwachsenden Biokunststoffen,<br />

produziert mit 3-D-Druckern. Diese Minifabriken haben<br />

selbst im Kinderzimmer Einzug gehalten. Altes<br />

Spielzeug verkaufen die Kinder nicht mehr auf dem<br />

Flohmarkt, sie verwerten es zu Hause wieder: Ruck,<br />

zuck schreddern sie ihre alten Spielfiguren und stellen<br />

neue Bauklötze aus dem Kunststoff her. Auch der ist zu<br />

100 Prozent Bio – aus nachwachsenden Rohstoffen.<br />

Die Vision einer durch und durch biobasierten Welt<br />

stammt von Ralf Kindervater. Ein Künstler hat sie in<br />

Form von Dioramen für den Chef der baden-württembergischen<br />

Landesfördergesellschaft Biopro gestaltet.<br />

Kindervater will klarmachen, wohin die Reise geht:<br />

weg <strong>vom</strong> fossilen und endlichen Erdöl, das auch noch<br />

klimaschädlich ist – hin zu nachwachsenden Rohstoffen<br />

und biotechnischen Produktionsprozessen. „Nur<br />

so werden die mehr als sieben Milliarden Menschen<br />

gut und gesund leben können“, sagt er.<br />

Diese Zukunft hat bereits begonnen. Schon heute<br />

produzieren Fabriken Tausende Tonnen Biokunststoffe,<br />

energieeffizienter und mit viel weniger Abfallprodukten<br />

als dies mit der klassischen Erdölchemie jemals<br />

möglich wäre. Auch die Kosten sinken, je besser<br />

die Techniker die Verfahren beherrschen.<br />

PLASTIKTÜTEN AUS ZUCKERROHR<br />

An innovativen Methoden wie der künstlichen Fotosynthese<br />

tüfteln Forscher weltweit zwar noch herum.<br />

Doch gentechnisch veränderte Mikroorganismen wie<br />

Hefen oder Bakterien produzieren bereits viele Vitamine<br />

und Futtermittelzusätze. Ein Drittel der neuesten<br />

Medikamente wird biotechnisch hergestellt. Und Biokatalysatoren,<br />

die Enzyme, sind aus modernen Waschund<br />

Spülmitteln nicht mehr wegzudenken. Sie rücken<br />

12 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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ILLUSTRATION: MARTIN HAAKE<br />

schon bei niedrigen Temperaturen Flecken und Speiseresten<br />

effektiver zu Leibe als klassische Waschsubstanzen,<br />

die die Abwässer belasten. Hier spart Biotechnik<br />

nicht nur Energie, sie schont auch die Umwelt.<br />

Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen produziert<br />

NatureWorks, ein gemeinsames Unternehmen<br />

des US-Agrarkonzerns Cargill und des thailändischen<br />

Unternehmens PTT Global Chemical, in seinem Werk<br />

in Nebraska in den USA bereits in großem Maßstab:<br />

Bei 150 000 Tonnen liegt die Kapazität pro Jahr. Ein<br />

zweites, gleich großes Werk soll in Thailand ab 2015<br />

Polymilchsäure (PLA) aus Zuckerrohr oder Stärke aus<br />

Cassava herstellen. Damit ist das Unternehmen der<br />

größte Hersteller von Bioplastik weltweit. Und immer<br />

mehr Markenartikler verwenden das Material.<br />

Eine ähnliche Erfolgsgeschichte zeichnet sich bei<br />

der Bernsteinsäure ab. Die Grundsubstanz für Plastiktüten<br />

oder Mulchfolie lässt sich ebenfalls aus Rohstoffen<br />

<strong>vom</strong> Acker herstellen. Der niederländische Chemiekonzern<br />

DSM hat mit dem französischen Stärkehersteller<br />

Roquette eine Produktionsanlage aufgebaut,<br />

ebenso der deutsche Chemieriese BASF in einer spanischen<br />

Dependance. Der Essener Stahl- und Technologiekonzern<br />

ThyssenKrupp investierte 2013 über 20<br />

Millionen Euro in eine Bioplastikanlage auf dem Gelände<br />

des Ex-DDR-Chemiekombinats Leuna.<br />

Das Schöne an der Bernsteinsäure: Sie lässt sich bald<br />

auch aus biologischen Abfallstoffen herstellen, etwa<br />

aus Pflanzenteilen, die bei der Stärkeherstellung übrig<br />

bleiben. Alle Hersteller arbeiten an solchen Verfahren.<br />

Denn essbare Rohstoffe wie Stärke oder Zucker zu<br />

Plastik zu verarbeiten, kann nur ein Zwischenschritt<br />

sein, das wissen die Bioökonomie-Verfechter. Jedenfalls<br />

solange Menschen an Hunger leiden.<br />

Einen serienreifen Ausweg aus dieser Tank- oder-<br />

Teller-Debatte hat das schweizerische Chemieunternehmen<br />

Clariant erworben, als es die Münchner Südchemie<br />

übernahm. Deren Demonstrationsanlage in<br />

Straubing ist europaweit einzigartig: Sie erzeugt jährlich<br />

1000 Tonnen Bioethanol aus Stroh statt aus Zucker.<br />

Immerhin ein Anfang – bei 20 Millionen Tonnen<br />

Kunststoffen, die pro Jahr in Deutschland entstehen.<br />

COCA-COLA BLITZT AB<br />

Von der schönen neuen Biotech-Welt, wo Autos quasi<br />

an den Bäumen wachsen, ist die Menschheit trotzdem<br />

noch ein ganzes Stück entfernt. Vor allem außerhalb<br />

der Felder Medizin, Ernährung und Treibstoffe verläuft<br />

die biologische Transformation nur sehr schleppend,<br />

stellte der von der Bundesregierung einberufene Bioökonomierat<br />

jüngst frustriert fest.<br />

Der Grund: Noch sind die fossilen Rohstoffquellen<br />

nicht erschöpft. Weil die Industrie seit über 100 Jahren<br />

ihre Prozesse und Abläufe auf das Rohöl hin optimiert<br />

hat, sehen Vertreter klassischer Industriezweige die<br />

Biotechnik eher als Konkurrenz denn als Chance. Gerade<br />

in Deutschland als weltweit führendem Chemiestandort<br />

haben die Biotechnologen es deshalb oft<br />

schwer. Das weiß auch Coca-Cola-Manager Klaus Peter<br />

Stadler. Er ist in Deutschland für das Umweltmanagement<br />

des Brause-Riesen zuständig und sucht hier<br />

seit Jahren nach einem Hersteller von Biokunststoff für<br />

seine PET-Flaschen. Denn Coca-Cola hat sich vorge-<br />

Bayern machen aus Stroh<br />

1000 Tonnen Biosprit pro Jahr<br />

nommen, seinen gesamten Flaschenpark auf Bioplastik<br />

umzustellen. PlantBottle heißt das Projekt.<br />

Doch Stadler blitzte bei allen europäischen Plastikherstellern<br />

ab. Lieber wollten sie ihr PET auf Rohölbasis<br />

noch günstiger anbieten als auf Bioproduktion umzustellen.<br />

Um wirklich innovative Wege zu gehen, ist<br />

der Leidensdruck noch nicht groß genug.<br />

■<br />

susanne.kutter@wiwo.de<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 13<br />

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Ökopioniere<br />

Bienen für jeden Balkon<br />

GREENTEC AWARDS | Sie revolutionieren die Wasserversorgung, machen Flughäfen sauberer und<br />

versorgen Millionen Menschen mit grüner Energie: die Sieger des größten Umweltpreises in Europa.<br />

Preisgekrönte<br />

Projekte<br />

Elektrisch und damit<br />

sauber rollt am<br />

Frankfurter Flughafen<br />

eine mit Solarmodulen<br />

ausgestattete<br />

Passagiertreppe<br />

an Jets heran (oben);<br />

Younicos testet<br />

Großbatterien als<br />

Ökostrompuffer<br />

(Mitte); fast so<br />

energieeffizient wie<br />

ein Passivhaus ist<br />

die Elektronikfabrik<br />

von Weidmüller in<br />

Detmold<br />

AUTOMOBILITÄT CONTINENTAL<br />

Bisher muss Naturkautschuk aus tropischen Ländern<br />

über große Entfernungen transportiert werden, bevor<br />

er hierzulande zu Autoreifen verarbeitet wird. Bis zu<br />

40 Prozent eines Pneus bestehen aus dem nachwachsenden<br />

Rohstoff. Fraunhofer-Forscher und die<br />

Reifenexperten des Autozulieferers Continental haben<br />

nun eine Alternative zu langen Transportwegen gefunden:<br />

Löwenzahn. Dessen Milch soll künftig den<br />

Kautschuk liefern.<br />

BAUEN TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN<br />

Rund 200 000 Brücken gibt es in Deutschland, schätzt<br />

Manfred Curbach, Professor für Massivbau an der<br />

Technischen Universität Dresden. Viele von ihnen sind<br />

baufällig und müssten in den nächsten Jahren aufwendig<br />

saniert oder gar erneuert werden. Doch dazu fehlt<br />

dem Staat das Geld. Curbach hat daher einen Beton<br />

mit Carboneinlage entwickelt, der altersschwache<br />

Überführungen über mehrere Jahrzehnte kostengünstig<br />

stabilisieren kann. Den Werkstoff, der nur einen<br />

Zentimeter dick ist, sprühen die Bauarbeiter einfach<br />

auf. In den feuchten Beton legen sie dann Netze aus<br />

stabilisierenden Carbonfasern. Hörsäle und Kaufhäuser<br />

wurden mit dem Beton aus Dresden bereits saniert.<br />

ENERGIE YOUNICOS<br />

Wind- und Solaranlagen liefern mal wenig, mal viel<br />

Strom. Wird die Energie gerade nicht gebraucht, können<br />

die Batteriesysteme des Berliner Unternehmens<br />

Younicos sie speichern. Mit dem norddeutschen Energieversorger<br />

Wemag baut es gerade einen Akku aus<br />

mehr als 25 000 einzelnen Lithium-Ionen-Zellen. Deren<br />

Kapazität reicht, um bei Flaute gut 12 000 Haushalte<br />

eine Stunde mit Strom zu versorgen. Noch wichtiger:<br />

Die Großbatterie stabilisiert das Stromnetz.<br />

KOMMUNIKATION LICHTBLICK UND BVB<br />

Der Fußballverein Borussia Dortmund bietet unter<br />

dem Label Strom09 (benannt nach dem Gründungsjahr<br />

des Vereins 1909) in Kooperation mit dem Ökostromanbieter<br />

Lichtblick aus Hamburg einen eigenen<br />

Tarif an. Er ist zwar nicht günstiger als herkömmliche<br />

Stromtarife. Doch für Fans dürfte im Vordergrund stehen,<br />

dass ihr Verein der Anbieter ist und er Extras wie<br />

Schlüsselanhänger, Taschen und einen speziellen Rabatt<br />

oben drauf gibt. Für jeden der 71 Punkte, die der<br />

BVB in dieser Saison holte, bekommen Kunden – derzeit<br />

3000 Haushalte – eine Kilowattstunde geschenkt.<br />

LIFESTYLE BIOSTROHHALME<br />

Bisher bestanden Strohhalme aus Kunststoff. Jetzt gibt<br />

es Biostrohhalme, gefertigt aus den Stängeln von Roggen.<br />

Biolandwirte säen das Getreide Ende September<br />

aus, düngen und schützen es vor Schädlingen, ohne<br />

Chemie einzusetzen. Im Sommer wird geerntet. Anschließend<br />

lässt der Anbieter bio-strohhalme.com die<br />

Halme von den Ähren befreien, zuschneiden und reinigen.<br />

Dessen Gründer Dominik Wagner hat bereits<br />

200 000 Biotrinkhalme aus Stroh verkauft. Nach Gebrauch<br />

können die Halme auf den Kompost.<br />

LUFTFAHRT E-PORT AN<br />

Auf dem Frankfurter Flughafen helfen 3000 Busse,<br />

Hubwagen, Schlepper und andere Fahrzeuge, bis zu<br />

1500 Jets pro Tag abzufertigen. Die Fahrzeuge verbrauchen<br />

jährlich 11,5 Millionen Liter Sprit. Um diese<br />

Menge zu reduzieren, erproben die Lufthansa, die<br />

»<br />

FOTOS: PR<br />

14 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Ökopioniere<br />

zess nun wirtschaftlicher machen. Sie haben ein Verfahren<br />

entwickelt, um Verunreinigungen aus dem<br />

Meerwasser zu holen, bevor es entsalzt wird. Die Methode<br />

spart bis zu 90 Prozent Energie gegenüber der<br />

herkömmlichen Technik. Das Konzept wurde in Berlin<br />

bereits getestet, bald soll es im Nahen Osten zum Einsatz<br />

kommen.<br />

Gala in Grün<br />

13 Unternehmen,<br />

Erfinder und<br />

Nachhaltigkeitsprojekte<br />

erhielten<br />

Anfang Mai<br />

in München<br />

bei einer festlichen<br />

Preisverleihung<br />

mit Hunderten<br />

Gästen ihre Green-<br />

Tec Awards<br />

»<br />

GREENTEC AWARDS<br />

Wie die Sieger<br />

gewählt werden<br />

Die Gewinner der GreenTec<br />

Awards bestimmt eine Jury aus<br />

mehr als 60 Unternehmern,<br />

Forschern und Ingenieuren. In<br />

einem ersten Schritt ermittelt<br />

sie aus allen eingesandten Bewerbungen<br />

jeweils zwei Projekte<br />

in jeder Kategorie für die<br />

Endauswahl. Über einen weiteren<br />

Finalisten entscheidet eine<br />

öffentliche Online-Abstimmung<br />

im Internet. Welcher der drei<br />

Finalisten schließlich den<br />

Award gewinnt, beschließt die<br />

Jury bei einer Sitzung. Die Bewerbungsphase<br />

für die Awards,<br />

die im Mai 2015 in Berlin verliehen<br />

werden, läuft noch bis zum<br />

1. August <strong>2014</strong>. Weitere Informationen<br />

zur Bewerbung erhalten<br />

Sie unter: www.greentecawards.com/wettbewerb/<br />

bewerbung-2015<br />

Betreibergesellschaft des Flughafens, Fraport, und<br />

das Land Hessen Beladefahrzeuge und Schlepper mit<br />

Elektroantrieb. Sie sind wartungsärmer und stoßen<br />

keine Abgase aus. Sollte das Projekt gelingen, könnten<br />

auch andere Flughäfen die Fahrzeuge einsetzen.<br />

PRODUKTION WEIDMÜLLER<br />

Fabriken sind Energiefresser – nicht bei Weidmüller.<br />

Der Hersteller von Elektronik und elektrischer Verbindungstechnik<br />

zum Beispiel für Züge, betreibt am Heimatstandort<br />

Detmold seine eigene Fabrik der Zukunft.<br />

Der Mittelständler nutzt die Abwärme der 70 Kunststoffspritzmaschinen,<br />

20 Montageautomaten und anderer<br />

Anlagen, um die Halle für 150<br />

Mitarbeiter und ein Nebengebäude zu<br />

heizen. Das senkt den Energieverbrauch<br />

auf umgerechnet 22 Kilowattstunden<br />

Strom pro Quadratmeter im<br />

Jahr. Damit erreicht das Gebäude fast<br />

Passivhausstandard.<br />

RECYCLING SAPERATEC<br />

Das Unternehmen Saperatec aus Bielefeld<br />

hat ein Verfahren entwickelt, um<br />

bisher schwer wiederverwertbare Verbundmaterialien<br />

zu recyceln – darunter<br />

Getränkekartons, Solarzellen, Verpackungen<br />

und Batterien. Saperatec<br />

trennt die unterschiedlichen Materialien<br />

wie Kunststoffe und Metalle in den<br />

Produkten in speziellen Flüssigkeiten.<br />

Danach lassen sie sich sortenrein wiederverwerten.<br />

Eine erste Pilotanlage<br />

läuft seit Februar. Nun will Saperatec<br />

die Technik vermarkten.<br />

START-UP AKVOLUTION<br />

800 Millionen Menschen haben keinen<br />

Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wer<br />

an der Küste lebt, für den wäre entsalzenes<br />

Meerwasser eine Alternative. Das<br />

von drei Studenten der Technischen<br />

Universität Berlin gegründete Start-up<br />

Akvolution will den Entsalzungspro-<br />

WASSER ATB UMWELTTECHNOLOGIEN<br />

Sechs Prozent der deutschen Haushalte haben keinen<br />

Anschluss an das Kanalnetz. Für diese Zielgruppe haben<br />

die Ingenieure von ATB aus Porta Westfalica eine<br />

energieeffiziente Kleinkläranlage entwickelt, die fünf<br />

Mal weniger Strom verbraucht als herkömmliche Anlagen<br />

und Sickergruben ersetzt kann. Das Besondere:<br />

Das Verfahren benötigt deutlich weniger Wasser, was<br />

die Pumpen und das Gebläse entlastet.<br />

URBANISIERUNG DANFOSS<br />

Viele Chinesen heizen ihre Wohnungen mit Kohleenergie,<br />

bereitgestellt über ein Fernwärmenetz. Die<br />

Folge: starke Luftverschmutzung und ein enormer<br />

Ausstoß an klimaschädlichem CO 2 . Das dänische<br />

Technikunternehmen Danfoss hat nun in der 1,6-Millionen-Stadt<br />

Anshan im Nordosten Chinas ein Stahlwerk<br />

angezapft, um mit der Abwärme aus der Produktion<br />

Häuser zu heizen. Das Projekt soll mehr als<br />

170 000 Tonnen Kohle pro Jahr einsparen – auf die ganze<br />

Stadt und die Umgebung ausgerollt, könnte es das<br />

Vierfache sein. Dann würde die Stahlheizung rund 100<br />

Millionen Euro pro Jahr an Brennstoffkosten sparen.<br />

WISSENSPREIS BALKONBIENEN<br />

Imkern in der Stadt liegt im Trend. Über 500 Hobby-<br />

Bienenhalter soll es allein in Berlin geben. Sie halten<br />

die Völker in ihren Gärten oder auf Flachdächern. Wer<br />

beides nicht besitzt, muss jetzt aber nicht mehr auf das<br />

Imkern verzichten – dank der Bienenbox. Sie lässt sich<br />

wie ein Blumenkasten an den Balkon hängen. Entwickelt<br />

hat das Ganze der Hobbyimker Johannes Weber<br />

aus Berlin, der dafür den von der ProSieben-Fernsehsendung<br />

Galileo gestifteten Wissenspreis erhielt. Rund<br />

35 Kilogramm Honig soll ein Bienenvolk pro Jahr in<br />

dem Holzkasten produzieren – und so einen Beitrag zu<br />

einem intakten Ökosystem in der Stadt leisten.<br />

WWF SONDERPREIS O’PFLANZT IS!<br />

Gemüse in der Stadt anzubauen, ist inzwischen zu einer<br />

weltweiten Bewegung geworden. Auch in München<br />

liegen Stadtfarmen im Trend. Im zentral gelegenen<br />

Stadtteil Schwabing gärtnern seit 2012 auf mehr<br />

als 3000 Quadratmeter mehrere Dutzend Münchner<br />

aller Altersstufen. Neuerdings haben die Stadtgärtner<br />

auch ein Bienenvolk angesiedelt. Jeder Bürger und regelmäßig<br />

auch Schulklassen können sich bei Führungen<br />

über das Imkern und die Rolle von Bienen für das<br />

Ökosystem informieren.<br />

■<br />

benjamin.reuter@wiwo.de<br />

FOTO: GREENTEC AWARDS/AGENCY PEOPLE IMAGE/MICHAEL TINNEFELD<br />

16 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Innovation<br />

Öko-Kurfür Ozeanriesen<br />

SCHIFFFAHRT | Solar-Segler,Sprit ausSeewasser,Frachter<br />

ohne Mannschaft –mit einerWelle grüner Technologienwollen<br />

Forscher undReederSchiffesauber, sicher undsparsam<br />

machen.Die Zeit drängt.OhneGegenmaßnahmenwürde<br />

dieSeefahrt2<strong>05</strong>0zehnProzent derglobalen<br />

CO 2 -Emissionenverursachen.Heute sind es drei Prozent.<br />

Helikopter-Landeplatz<br />

Brücke<br />

Wind undSolar<br />

In unterschiedlichsten Varianten<br />

beleben Schiffsbauer Segel als<br />

grünen undpreiswertenHilfsantrieb;<br />

Solarzellen liefern<br />

Strom fürElektromotoren<br />

unddie Bordversorgung.<br />

Magnetische Pflaster<br />

Schließen provisorisch<br />

Löcher in der Bordwand<br />

Rettungsring<br />

Eine ArtSchwimmreifen,<br />

der gekenterte Schiffe<br />

wieder aufrichtet<br />

Segel<br />

Solarzellen<br />

Radar<br />

Flüssiggas-Tank<br />

Autopilot<br />

AlternativeTreibstoffe<br />

EinewichtigeMaßnahme istder Umstieg<br />

<strong>vom</strong>besonders schadstoffhaltigen Schweröl<br />

auf Flüssig-oderBiogas. Sie setzen bei<br />

derVerbrennung viel wenigerCO 2,Schwefel<br />

undRußpartikelfrei. US-Forschern<br />

desNaval Research Laboratory istesnach<br />

eigenen Angaben sogar gelungen,<br />

ausSalzwasserWasserstoffzugewinnen,<br />

derdas Schiff antreibt.<br />

Quelle:eigene Recherchen<br />

Luftblasen<br />

am Rumpf<br />

Strömungsoptimierte Anstriche, Propeller<br />

und Ruder sowie ein Luftblasenschleier<br />

am Rumpf senken den Treibstoffverbrauch<br />

18 Redaktion: dieter.duerand@wiwo.de<br />

Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Rettungstechniken<br />

Kentertein Schiffoder schlägt es leck,geraten<br />

nichtnur Menschenleben in Gefahr.Auslaufendes<br />

Öl undimMeertreibendeLadungtöten Tiere und<br />

verschmutzenStrände. NeuesteKonstruktionen<br />

sollen dasverhindern.<br />

Satellit<br />

Unbemannte Schiffe<br />

Fraunhofer-Forscherund Ingenieure<br />

des MotorenbauersRolls-Royce<br />

wollen Tanker undFrachterfernsteuern.<br />

EinAutopilothältsie auf Kurs,<br />

überwachtvon Land.<br />

Schiff<br />

Boje<br />

Wind- und Sonnenenergie<br />

liefern sauberen Strom<br />

Anker<br />

Rettungsanker<br />

EinHubschrauber wirft einen<br />

Faltschirm ab, der das Schiff<br />

an Ortund Stelle hält<br />

Barge<br />

Betrieben mit Flüssiggas<br />

liefertihr Generator Strom<br />

NützlicheAbgase<br />

Siemens undMAN setzen auf Techniken,<br />

dieaus den heißen Abgasender Schiffsdiesel<br />

Bordstromproduzieren.Oder sie<br />

nutzen dieAbwärme,umauf KreuzfahrtschiffenMeer-<br />

in Trinkwasserumzuwandeln<br />

unddie Kabinenzubeheizen.<br />

Steuerzentrale<br />

an Land<br />

SaubererStrom<br />

In Häfen sollen Schiffe künftigihreDieselaggregate<br />

ausstellen können.Bordstrom beziehen siestattdessen<br />

über eine SteckdoseanLandoder über eine Barge,<br />

diewährenddes Aufenthaltssauberen Strom erzeugt.<br />

Neue Antriebe<br />

In der EntwicklungsindSchiffe,die reinelektrisch<br />

angetrieben werden.Oder Hybridlösungen,<br />

beidenen der Wind dieDieselmotoren unterstützt.<br />

Eine Marktprognosesagtfür 2024Umsätze<br />

von7,3 Milliarden Dollar voraus.<br />

Flettner-Rotor<br />

Wind dreht einen Zylinder,<br />

der den Antrieb unterstützt<br />

Batterien<br />

Solarsegel<br />

Module erzeugen Strom und<br />

nutzen zusätzlich den Wind<br />

Winddrachen<br />

Bei günstigem Wind hilftein<br />

Drache, das Schiff zu ziehen<br />

ILLUSTRATION: CYPRIAN LOTHRINGER<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 19<br />

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Geld<br />

Anständig absichern<br />

VORSORGE | Auch Versicherungen sollen endlich nachhaltig werden.<br />

Wir haben uns die attraktivsten Konzepte auf dem Markt angesehen und bewertet –<br />

von grünen Hausratpolicen bis zu alternativen Krankenkassen.<br />

M<br />

arie-Luise Meinhold<br />

hätte es bei der Allianz<br />

weit bringen können.<br />

Die promovierte<br />

Wirtschafts- und Naturwissenschaftlerin<br />

bekleidete mehrere<br />

Führungspositionen und galt als<br />

eine der talentiertesten Nachwuchsmanagerinnen.<br />

Doch dann<br />

stieg sie aus und machte ihr eigenes<br />

Ding: Meinhold rief vor zwei<br />

Jahren den Ver.de Versicherungsverein<br />

auf Gegenseitigkeit ins Leben,<br />

der Konzepte für nachhaltige<br />

Versicherungen entwickelt.<br />

Die 43-Jährige beschäftigt sich<br />

schon seit Studienzeiten mit dem<br />

Thema Nachhaltigkeit. Sie hofft,<br />

jetzt auf diesem Weg zu schaffen,<br />

was ihr bei der Allianz versagt<br />

blieb: Die Versicherungsbranche<br />

ein Stück grüner zu machen.<br />

Mit diesem Ziel steht Meinhold<br />

nicht allein. Auch andere Entrepreneure<br />

konzipieren derzeit neue<br />

Versicherungskonzepte, zudem<br />

bieten etablierte Konzerne immer<br />

häufiger Tarife für nachhaltig orientierte<br />

Kunden an. Schon länger<br />

versprechen einige Lebensversicherer,<br />

das Geld der Kunden in Aktien<br />

und Anleihen ökologisch vorbildlicher<br />

Unternehmen zu investieren.<br />

Neuerdings sind auch in<br />

anderen Versicherungssparten, etwa<br />

bei Kranken- oder Hausratpolicen,<br />

nachhaltige Alternativen am<br />

Markt oder stehen kurz vor der<br />

Einführung. Damit wollen auch<br />

Versicherer das wachsende Segment<br />

nachhaltig orientierter Kunden gezielt ansprechen.<br />

Aber wie sehen die Konzepte aus? Und für wen<br />

sind sie geeignet?<br />

Wir haben uns die interessantesten Modelle angeschaut.<br />

Als Pilotprojekt hat Ver.de-Gründerin Meinhold<br />

eine grüne Hausratversicherung entwickelt. „Wer<br />

eine umweltfreundliche Ersatzanschaffung tätigt, bekommt<br />

von uns einen Zuschlag von 20 Prozent“, erklärt<br />

sie das Konzept. Geht etwa die Waschmaschine wegen<br />

Nach einem Schadensfall<br />

bezuschusst eine<br />

Assekuranz umweltfreundliche<br />

Neugeräte<br />

eines Wasserschadens kaputt, besteht<br />

der Anreiz, ein energiesparendes<br />

Nachfolgegerät zu kaufen.<br />

Ein weiterer Pfeiler des Konzepts:<br />

Die Beiträge der Kunden,<br />

die nicht zur Schadensregulierung<br />

ausgegeben werden, sollen auf<br />

Konten nachhaltiger Geldhäuser<br />

wie der GLS Bank oder Triodos<br />

fließen. „Dadurch stellen wir sicher,<br />

dass das Geld sinnvoll eingesetzt<br />

wird – zum Beispiel für Kredite<br />

an Unternehmen aus nachhaltigen<br />

Branchen“, erklärt Meinhold.<br />

Auf dem Markt ist die Police aber<br />

noch nicht. „Wir suchen derzeit Investoren,<br />

die Startkapital zur Verfügung<br />

stellen“, berichtet Meinhold.<br />

Eine Million Euro von Stiftungen<br />

und vermögenden Privatleuten<br />

sei bereits in der Kasse.<br />

Einen anderen Weg geht Marcus<br />

Reichenberg – neben Meinhold<br />

der zweite Entrepreneur, dessen<br />

Start-up bereits bekannt ist. Auch<br />

der Gründer von Greensurance im<br />

bayrischen Weilheim hat ein Konzept<br />

für nachhaltige Sachversicherungen<br />

entwickelt. Doch bei ihm<br />

erhalten ökologisch handelnde<br />

Kunden im Schadensfall nicht<br />

mehr Geld, sondern sie zahlen von<br />

vorneherein weniger. „Wir können<br />

versicherungsmathematisch<br />

nachweisen, dass Menschen mit<br />

nachhaltigem Lebensstil ein geringeres<br />

Risiko für den Versicherer<br />

darstellen“, sagt Reichenberg, dessen<br />

elfköpfiges Team aus Naturwissenschaftlern<br />

und Versicherungsmathematikern<br />

besteht. Der Grund: Solche Ökobewegte<br />

verhalten sich in der Regel verantwortungsbewusster<br />

und verursachen somit weniger Schäden.<br />

Die Lehre daraus: Assekuranzen könnten einen<br />

nachhaltigen Lebensstil mit niedrigeren Prämien belohnen,<br />

ohne um ihre Gewinne fürchten zu müssen.<br />

Um Versicherte korrekt einzustufen, hat Greensurance<br />

ein Ökopunktesystem entwickelt, das deren<br />

Lebensweise bewertet. Details dazu will Reichenberg<br />

ILLUSTRATION: FRANCESCO BONGIORNI<br />

20 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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noch nicht verraten. „Wir führen derzeit intensive Gespräche<br />

mit mehreren großen Versicherern, die Interesse<br />

haben, solche Tarife anzubieten.“ Er hofft, spätestens<br />

im Herbst loslegen zu können. In Eigenregie bietet<br />

Greensurance bereits Haftpflichtversicherungen für<br />

mehrere Berufsgruppen an.<br />

Sein Konzept, glaubt Reichenberg, sei für alle Sachversicherungen<br />

geeignet – neben Hausratpolicen und<br />

Haftpflichtversicherungen zum Beispiel im Kfz-Bereich:<br />

Hier gäbe es nicht nur Rabatte für Wenigfahrer<br />

mit Garage und langjähriger Fahrpraxis, sondern auch<br />

für Besitzer von Ökoautos. „Wer einen Wagen mit niedrigem<br />

Spritverbrauch hat, zahlt bei unserem Konzept<br />

weniger als ein Sportwagenbesitzer“, sagt Reichenberg.<br />

Bei klassischen Tarifen fließt der Verbrauch allenfalls<br />

teilweise und auf Umwegen in die Kalkulation der Prämie<br />

ein, etwa über den Fahrzeugtyp.<br />

Wie bei der Hausratversicherung gilt laut Reichenberg<br />

auch hier: Da nachhaltige Kunden im Schnitt weniger<br />

Schäden verursachen, rechnet sich eine solche<br />

Prämienpolitik auch für die Assekuranzen.<br />

BONUS FÜR DEFENSIVES FAHREN<br />

Eine denkbare Weiterentwicklung des Greensurance-<br />

Modells wären Policen, die eine umweltschonende<br />

Fahrweise belohnen. Dafür müssten Kunden eine<br />

Blackbox installieren, die Daten zum Fahrstil aufzeichnet<br />

und an den Versicherer übermittelt.<br />

Technisch ist dies möglich: Seit Anfang des Jahres<br />

bietet die Sparkassen-Direktversicherung in Deutschland<br />

den ersten Telematik-Tarif an. Der soll allerdings<br />

keine spritsparende, sondern eine sichere Fahrweise<br />

belohnen. Wer selten stark bremst oder beschleunigt,<br />

mit niedrigem Durchschnittstempo unterwegs ist und<br />

nicht bei Dunkelheit fährt, kann einen Prämienrabatt<br />

von bis zu fünf Prozent erhalten.<br />

Der Spritverbrauch spielt hier keine Rolle. Doch das<br />

Modell lässt sich in diese Richtung weiterentwickeln.<br />

Kritiker monieren aber, dass die Technik noch nicht<br />

ausgereift ist. „Ein Telematik-Tarif, der zielsicher eine<br />

umweltschonende Fahrweise honoriert, ist deshalb<br />

noch Zukunftsmusik“, sagt Reichenberg.<br />

Nachhaltige Krankenversicherer unterscheiden sich<br />

vor allem in zwei Dingen von der Konkurrenz. Sie werben<br />

damit, besonders bereitwillig und umfassend alternative<br />

Behandlungsmethoden zu bezahlen, etwa<br />

Homöopathie, chinesische Medizin oder Yogakurse<br />

für Schwangere. Und sie investieren Rücklagen nach<br />

nachhaltigen Kriterien. Mit diesem Konzept werben<br />

zum Beispiel die gesetzliche BKK advita (Slogan:<br />

„Nachhaltig gesund“) oder die private Barmenia.<br />

Doch während die Assekuranzen bereitwillig über<br />

sanfte Medizin informieren, geben sie sich beim Thema<br />

Geldanlage zugeknöpft. Sie liefern zwar allgemeine<br />

Angaben zu finanzierten Projekten. So führt die Barmenia<br />

etwa Kraftwerke zur Stromerzeugung aus regenerativen<br />

Quellen auf. Doch eine detaillierte Auflistung<br />

der Investments verweigern sie. Wer also jenseits<br />

alternativer Medizin eine umfassend nachhaltige<br />

Krankenkasse sucht, der sollte vor dem Abschluss diese<br />

Angaben zur Kapitalanlage unbedingt einfordern.<br />

Offener zeigen sich die Anbieter nachhaltiger Lebens-<br />

und Rentenversicherungen. So stellt der Verein<br />

für alternative Versorgungskonzepte (VAV) im Internet<br />

einen detaillierten Anlagebericht für die von ihm entwickelte<br />

Police transparente bereit, welche die Assekuranzen<br />

Neue Leben, Volkswohl Bund und Stuttgarter<br />

vertreiben. Demnach wurde in das Gesundheitszentrum<br />

St. Pauli, eine Fachklinik für Suchtkranke der Jugendhilfe<br />

und mehrere nachhaltige Wohnimmobilien<br />

in Gneven bei Schwerin investiert. Auch Solarparks<br />

und Fonds wie der Gerling Responsibility oder der Dr.<br />

Hoeller prime values income gehören zum Portfolio.<br />

WINDRÄDER IM PORTFOLIO<br />

Marktführer oeco capital nennt zahlreiche Beispiele<br />

für aktuelle Investments – etwa Aktien der Windradhersteller<br />

Vestas und Nordex oder des Solarzulieferers<br />

SMA. Allerdings stuft oeco capital auch Genossenschaftsinstitute<br />

wie die DZ Bank pauschal als nachhaltig<br />

ein und investiert deshalb kräftig in deren Anleihen.<br />

Ökofundamentalisten unter den Anlegern dürfte<br />

das nicht gefallen. Doch die breite Streuung sorgt für<br />

mehr Stabilität – je kleiner das Anlageuniversum, desto<br />

größer ist schließlich das Schwankungsrisiko. Auch<br />

deshalb erhielt oeco capital beim jüngsten Lebensversicherungsrating<br />

der WirtschaftsWoche fünf von fünf<br />

Sternen (Heft 40/2013). Wer trotz niedriger Zinsen, unter<br />

denen die Lebensversicherer besonders leiden, eine<br />

Police abschließen will, ist also bei oeco capital gut<br />

aufgehoben – vorausgesetzt, er ist bereit, Abstriche in<br />

Sachen Nachhaltigkeit hinzunehmen.<br />

■<br />

daniel schönwitz | technik@wiwo.de<br />

Alternativen – nicht nur für Fundis<br />

Unkonventionelle Angebote und Konzepte in verschiedenen<br />

Versicherungssparten (Auswahl)<br />

Anbieter<br />

Greensurance 1<br />

Ver.de 2<br />

Konzept (Schwerpunkt)<br />

Sachversicherung<br />

Prämienrabatt für Kunden mit<br />

nachhaltigem Lebensstil<br />

Bonus für ökologische Neuanschaffungen<br />

(Hausrat)<br />

Informationen<br />

www.greensurance.de<br />

www.unser-ver.de<br />

Krankenversicherung<br />

BKK advita (gesetzlich)<br />

Barmenia (privat) 3<br />

Zahlt für alternative Medizin<br />

Zahlt für alternative Medizin/Investiert<br />

in grüne Projekte<br />

www.advita-bkk.de<br />

www.barmenia.de<br />

Lebensversicherung<br />

Oeco Capital<br />

transparente<br />

Geldanlage nach nachhaltigen Kriterien<br />

Geldanlage nach nachhaltigen Kriterien<br />

www.oeco-capital.de<br />

www.transparente.de<br />

1 bislang: Haftpflichtversicherungen für bestimmte Berufsgruppen, weitere Angebote (etwa<br />

Hausrat- oder Kfz-Versicherungen) <strong>2014</strong> geplant; 2 Versicherungsverein befindet sich „in<br />

Gründung“, Markteintritt <strong>2014</strong> geplant; 3 Tarife: Barmenia einsA expert+, VZN+, VENU, AN+,<br />

BKKNV; Quelle: eigene Recherche<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 21<br />

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Marken<br />

Angriff der Namenlosen<br />

RANKING | Ein gutes ökologisches Image wird zum Wettbewerbsfaktor. Wer das als<br />

Markenartikler ignoriert und nur auf Tradition setzt, fällt schnell in der Gunst der<br />

Kunden. Einige renommierte Unternehmen haben das bitter zu spüren bekommen.<br />

<br />

Die Aufsteiger<br />

Postbank, Audi und<br />

Deutsche Telekom haben<br />

ihren grünen Ruf am<br />

stärksten verbessert<br />

<br />

Die Absteiger<br />

Miele, E.On und dm haben<br />

am deutlichsten Ansehen<br />

in Sachen Nachhaltigkeit<br />

verspielt<br />

W<br />

as ist es nicht beschimpft und gescholten<br />

worden: als rücksichtsloser Klimakiller, als<br />

lärmende Partikelschleuder, als unersättlicher<br />

Landschaftszerstörer – das Auto. Und<br />

jetzt das. Gleich zwei Automarken haben sich an die<br />

Spitze des Nachhaltigkeitsrankings der Münchner<br />

Werbeagentur Serviceplan gesetzt. Mit BMW und Audi<br />

sogar zwei deutsche Premiummarken, die für PS-starke<br />

Edellimousinen, Coupés und Geländewagen stehen.<br />

Dennoch gelten sie den Kunden nun als grün.<br />

Und ziehen so am japanischen Rivalen Toyota vorbei,<br />

der dank sparsamer Hybridantriebe lange ein besseres<br />

Ansehen genoss. Das Duo hat selbst die langjährige<br />

Nummer eins im Ranking der nachhaltigen Marken –<br />

den Babynahrungshersteller Hipp – abgehängt.<br />

„Bei BMW haben die beiden neuen Elektromobile i3<br />

und i8 für einen Schub beim Image gesorgt“, erklärt Ronald<br />

Focken, Geschäftsführer der Serviceplan Gruppe.<br />

Bei Audi lobten die für das Ranking befragten Kunden,<br />

die Marke stehe für einen geringen Kohlendioxid-Ausstoß,<br />

für Leichtbau und dafür, ein guter Arbeitgeber zu<br />

sein. „Das ist das Ergebnis vieler kommunikativer Einzelmaßnahmen“,<br />

meint Focken.<br />

Hinter dem Durchmarsch der beiden Automarken<br />

steckt ein Bedeutungswandel des Begriffs Nachhaltigkeit.<br />

Gefragt, was sie sich unter diesem schwammigen<br />

Schlagwort vorstellen würden, nannten die rund 8000<br />

an der Studie beteiligten Verbraucher am häufigsten:<br />

Zukunftsfähigkeit – also Antworten zu liefern für Bedrohungen<br />

wie Klimawandel oder demografischer<br />

Wandel. Auch die Verantwortung gegenüber nachfolgenden<br />

Generationen, Ressourcenschonung sowie die<br />

Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem<br />

waren Themen, die besonders häufig auftauchten.<br />

EFFEKT DER SCHLECKER-PLEITE<br />

Das bedeutet: Wer sich als Markenartikler nur auf seine<br />

Tradition verlässt, verliert an Ansehen. Das mussten<br />

in diesem Jahr Marken wie Miele, Lindt & Sprüngli und<br />

Dr. Oetker erleben. Ihre Imagewerte sanken kräftig.<br />

Auch Energieerzeuger E.On ließ Federn. Die Kunden<br />

trauen ihm keinen konstruktiven Beitrag zur Energiewende<br />

zu. „Und Drogerieketten wie dm konnten sich<br />

vergangenes Jahr leicht gegen den schlechten Ruf<br />

Schleckers abheben“, so Focken. Mittlerweile profitieren<br />

sie kaum noch von diesem Effekt. Umgekehrt profitierten<br />

Postbank und Deutsche Telekom davon, dass<br />

sie ihre grünen Initiativen besser verkauft haben.<br />

FOTOS: IMAGO/SCHWÖRER, IPON/STEFAN BONESS, PICTURE-ALLIANCE/DPA (3), MAURITIUS/ALAMY<br />

22 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Wer dagegen bei Nachhaltigkeit schwächelt, verliert<br />

beim Kunden – so der langjährige Champion Hipp, in<br />

dessen Babynahrung gentechnisch verändertes Gemüse<br />

auftauchte, oder Toyota, dessen Qualitätsimage<br />

durch mehrere Rückrufaktionen litt. Umgekehrt können<br />

neue Marken Nachhaltigkeit strategisch nutzen,<br />

um etablierte Wettbewerber anzugreifen.<br />

Kurzum: Nachhaltigkeit wird zum wichtigen Erfolgsfaktor<br />

im Marketing, weil sie messbar Loyalität und<br />

Zahlungsbereitschaft der Kunden beeinflusst.<br />

Insgesamt zeigt die Imagestudie, die mehr als 100<br />

Unternehmen bewertete (siehe Tabelle), eine erfreuliche<br />

Entwicklung. „Die Firmen haben sich fast durchweg<br />

in der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit<br />

verbessert“, sagt Katrin Meyer-Schönherr, Geschäftsführerin<br />

von Facit Research. Das Unternehmen<br />

führte die Befragung für Serviceplan durch. In sozialen<br />

Fragen sind die Werte stabil geblieben.<br />

AUFSTIEG DER EIGENMARKEN<br />

Zum ersten Mal untersuchten die Marktforscher, wie<br />

Supermarktketten mit ihren Bioeigenmarken den<br />

etablierten Markenartiklern Umsatz streitig machen<br />

können. Alle Einzelhändler, von Tengelmann über<br />

Edeka und Rewe bis hin zu den Discountern, haben<br />

derartige Handelsmarken im Sortiment, die sie unter<br />

eigener Regie produzieren lassen und die lange nur als<br />

gesichtslose No-Names galten. Mittlerweile packen die<br />

Kunden sie immer häufiger in ihren Einkaufswagen,<br />

auch weil sie diese Müslis, Marmeladen und Joghurts<br />

als tatsächlich nachhaltig empfinden. „Nur Lidl und<br />

Aldi Nord hinken hier noch hinterher“, sagt Focken. Bei<br />

Aldi Süd dagegen geben sogar 22 Prozent der befragten<br />

Kunden an, mindestens einmal pro Woche eine Bioeigenmarke<br />

zu kaufen. Bei Rewe sind es 17 Prozent.<br />

Die Verbraucher zeigen zudem eine erstaunliche<br />

Zahlungsbereitschaft für Bioprodukte. Bei der Wahl<br />

zwischen der traditionellen Eigenmarke der Handelskette,<br />

der Bioeigenmarke oder einer Markenmilch<br />

entschieden sich die Befragten stets für die Ökomilch.<br />

„Klassische Herstellermarken ohne Bio werden ihre<br />

Premiumpreise immer schwerer durchsetzen können“,<br />

meint Focken. Die Konsumenten, die nicht auf ihr<br />

Geld achten müssten, würden am liebsten Bio kaufen.<br />

Das gilt besonders für die Stammkunden klassischer<br />

Supermärkte. Die Markenartikler laufen dort Gefahr,<br />

Umsatz an die grünen Newcomer zu verlieren.<br />

Schwierig wird es auch für Luxusmarken: Prada,<br />

Montblanc und Rolex haben großen Nachholbedarf,<br />

ihr Engagement für grüne und soziale Werte zu kommunizieren<br />

– falls es existiert. Besonders Modemarken<br />

erreichten nur mittelmäßige Imagewerte. Mehr als die<br />

Hälfte der Kunden erwartet von ihnen mehr Einsatz.<br />

„Wie Qualität wird Nachhaltigkeit für Luxusmarken<br />

zum Hygienefaktor“, betont Marketingexperte Franz-<br />

Rudolf Esch, Professor an der EBS-Universität in<br />

Oestrich-Winkel. „Ohne sie geht es nicht mehr“. ■<br />

lothar.kuhn@wiwo.de<br />

Spritfresser vor Babykost<br />

Das Nachhaltigkeitsimage verschiedener Marken. Ein Wert unter<br />

60 gilt als kritisch, ein Wert zwischen 60 und 70 als bedenklich.<br />

Rang Marke<br />

Bewertung Rang Marke<br />

Bewertung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

25<br />

<strong>26</strong><br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

34<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

41<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

Audi<br />

BMW<br />

Hipp<br />

Frosta<br />

Milupa<br />

Bärenmarke<br />

Bosch<br />

Alete<br />

Coppenrath & Wiese<br />

Landliebe<br />

dm-Drogeriemarkt<br />

Bauknecht<br />

Volkswagen<br />

Toyota<br />

Ehrmann<br />

Tchibo<br />

Ernstings Family<br />

Miele<br />

AEG<br />

Nordsee<br />

Iglo<br />

Otto<br />

Zott*<br />

McCain<br />

Danone<br />

Thomas Cook<br />

Wrigley<br />

Maggi<br />

Lindt & Sprüngli<br />

Obi<br />

Alltours<br />

Siemens<br />

Mercedes-Benz (Daimler)<br />

Storck<br />

Volks- & Raiffeisenbanken<br />

FTI<br />

Haribo<br />

R+V<br />

LG<br />

Dr.Oetker<br />

TUI<br />

DER (Touristik)<br />

Dirk Rossmann<br />

Knorr<br />

Milka<br />

ING-DIBA<br />

Esprit<br />

Ford<br />

ITS Reisen<br />

Wagner<br />

Kaufland<br />

Bauhaus<br />

<strong>2014</strong><br />

77,0<br />

75,6<br />

74,2<br />

73,6<br />

73,3<br />

72,6<br />

71,7<br />

70,9*<br />

70,9 1<br />

70,6<br />

70,5<br />

70,5<br />

70,2<br />

69,2<br />

69,1<br />

68,6<br />

68,6<br />

68,5<br />

68,5<br />

68,5<br />

68,3<br />

68,2<br />

68,2<br />

67,9<br />

67,9<br />

67,6<br />

67,6<br />

66,8<br />

66,7<br />

66,3 1<br />

66,3<br />

66,2<br />

66,0<br />

66,0<br />

65,8<br />

65,6<br />

65,6<br />

65,4<br />

65,4<br />

65,3<br />

65,2<br />

65,0<br />

64,6<br />

64,6<br />

64,5<br />

64,5<br />

64,4<br />

64,4<br />

64,1<br />

63,9<br />

63,8<br />

63,8<br />

2013<br />

70,1<br />

70,4<br />

77,9<br />

69,6<br />

73,0<br />

70,6<br />

69,4<br />

74,5<br />

70,6<br />

69,6<br />

74,6<br />

66,4<br />

67,8<br />

72,6<br />

69,3<br />

66,0<br />

65,6<br />

74,8<br />

66,9<br />

64,0<br />

67,1<br />

63,0<br />

67,6<br />

66,1<br />

67,1<br />

65,6<br />

65,3<br />

69,8<br />

61,0<br />

65,2<br />

65,0<br />

66,5<br />

67,0<br />

60,5<br />

64,2<br />

68,4<br />

61,4<br />

64,2<br />

69,1<br />

63,4<br />

65,7<br />

65,7<br />

68,6<br />

61,8<br />

63,7<br />

61,8<br />

63,1<br />

65,8<br />

63,1<br />

64,2<br />

62,1<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

93<br />

94<br />

95<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

100<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

Edeka<br />

AXA<br />

Real<br />

Molkerei Alois Müller<br />

Kaisers/Tengelmann<br />

P&C<br />

C&A<br />

Renault<br />

Hornbach<br />

Hagebau*<br />

Ferrero<br />

Müller Drogerie<br />

Rewe<br />

Generali<br />

Samsung<br />

EnBw<br />

Toom<br />

Ergo<br />

Gothaer<br />

Opel<br />

Penny<br />

Mars<br />

Deutsche Telekom<br />

RWE<br />

1+1 Internet<br />

Sparkasse<br />

Postbank<br />

Allianz<br />

HDI-Gerling<br />

Galeria Kaufhof<br />

Netto<br />

E-Plus<br />

Vattenfall<br />

Zurich<br />

Karstadt<br />

Subway<br />

Lidl<br />

Wiesenhof<br />

Commerzbank AG<br />

Aldi Süd<br />

Burger King<br />

Targobank<br />

McDonald’s<br />

Aldi Nord<br />

Telefónica Germany (O2)<br />

UniCredit Bank AG<br />

E.On<br />

Kentucky Fried Chicken<br />

Deutsche Bank AG<br />

Vodafone D2<br />

H+M<br />

KIK<br />

<strong>2014</strong><br />

63,4<br />

63,4<br />

63,2<br />

63,2<br />

63,0<br />

62,9<br />

62,8<br />

62,8<br />

62,7<br />

62,6<br />

62,4<br />

62,3<br />

62,3<br />

62,3<br />

62,1<br />

62,1<br />

61,9<br />

61,8<br />

61,8<br />

61,6<br />

61,6<br />

61,5<br />

61,2<br />

60,9<br />

60,8<br />

60,8<br />

60,3<br />

60,2<br />

60,0<br />

59,7<br />

59,3<br />

59,2<br />

59,2<br />

59,1<br />

59,1<br />

58,8<br />

58,8<br />

58,8<br />

58,4<br />

58,4<br />

58,0<br />

57,4<br />

57,2<br />

56,5<br />

56,1<br />

55,9<br />

55,4<br />

55,0<br />

54,4<br />

53,0<br />

52,6<br />

49,3<br />

2013<br />

63,3<br />

58,4<br />

61,0<br />

59,1<br />

61,6<br />

64,5<br />

60,1<br />

63,7<br />

64,8<br />

61,9<br />

63,9<br />

61,5<br />

58,2<br />

64,2<br />

59,8<br />

58,9<br />

56,6<br />

60,8<br />

57,2<br />

58,1<br />

63,1<br />

55,6<br />

57,2<br />

57,3<br />

62,7<br />

53,9<br />

60,9<br />

59,0<br />

58,9<br />

55,1<br />

55,6<br />

55,2<br />

59,0<br />

55,4<br />

56,2<br />

53,7<br />

61,3<br />

53,1<br />

54,3<br />

52,5<br />

59,5<br />

52,3<br />

54,3<br />

55,2<br />

57,5<br />

60,0<br />

57,2<br />

56,2<br />

56,5<br />

52,0<br />

44,2<br />

* neu im Ranking; ■ = die fünf größten Aufsteiger; ■ = die fünf größten Absteiger; Quelle: Serviceplan<br />

WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 23<br />

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Denkbar<br />

Jeremys Gratis-Welt<br />

SYSTEMWECHSEL | Steht der Kapitalismus vor dem Aus? Nicht ganz. Aber er<br />

wird massiv an Bedeutung verlieren, sagt der amerikanische Bestsellerautor Jeremy Rifkin<br />

in seinem neuen Buch voraus. Hier die fünf gewagtesten Thesen.<br />

D<br />

as Zeitalter des Kapitalismus<br />

geht zu Ende.“ Provokant beginnt<br />

Jeremy Rifkin, US-Ökonom,<br />

Bestsellerautor und Berater<br />

internationaler Konzerne, sein neues<br />

Buch. Der 69-jährige Visionär ist darin<br />

nicht etwa zu einem linken Theoretiker<br />

konvertiert. Vielmehr beschreibt er, wie<br />

ein bald allgegenwärtiges Internet die<br />

Wirtschaftsordnung untergräbt und auf<br />

den Kopf stellt. In „The Zero Marginal Cost<br />

Society“ – zu Deutsch etwa: Die Umsonst-<br />

Gesellschaft – entwickelt Rifkin, basierend<br />

auf Zeitgeist und technischen Trends, einen<br />

Zukunftsentwurf der Welt – und stellt<br />

dazu fünf ambitionierte Thesen auf:<br />

1 ARBEIT VERSCHWINDET<br />

Zentrale Bedeutung hat für ihn das Internet<br />

der Dinge: Alle Gegenstände des Alltags<br />

– Autos, Haushaltsgeräte oder auch<br />

Kleidung – sind künftig mit Sensoren ausgestattet<br />

und übertragen Daten ins Internet.<br />

Umgekehrt lassen sie sich darüber<br />

steuern. Intelligente Selbstorganisation<br />

zum Beispiel der Produktion verdrängt<br />

den Menschen. „Fabriken ohne Arbeiter<br />

sind schon heute Realität“, schreibt Rifkin.<br />

2 JEDER WIRD ZUM FABRIKANTEN<br />

Rifkin sieht die Vorboten dieser Entwicklung<br />

in der Kulturindustrie. So sei es Dank<br />

des Internets und günstiger Rechner und Kameras<br />

möglich, Videos, Fotos und Texte für extrem wenig<br />

Geld zu produzieren und im Internet zu publizieren.<br />

Ähnliches bahne sich nun in der realen Welt an. Jedermann<br />

könne am Computer eigene Produkte kreieren<br />

und auf 3-D-Druckern für sehr wenig Geld und mit wenig<br />

Aufwand herstellen. Entweder für den Eigengebrauch.<br />

Oder er vermarktet sie via Internet. Wenn Produktionskosten<br />

aber derart purzeln, werde jeder<br />

Mensch irgendwann zum Fabrikanten, so Rifkin.<br />

3 KOSTEN FÜR STROM UND VERKEHR SINKEN<br />

Wer früher einen Freund anrief, der auf einem anderen<br />

Kontinent lebte, zahlte sich dumm und dämlich. Heute<br />

hingegen kostet die globale Kommunikation via Web<br />

fast nichts. Eine ähnliche Entwicklung sieht Rifkin bei<br />

Gemeinsinn<br />

löst das<br />

Streben nach<br />

Gewinn ab<br />

Jeremy Rifkin<br />

The Zero Marginal<br />

Cost Society,<br />

356 Seiten, Verlag<br />

Palgrave Macmillan,<br />

19,95 Euro<br />

der Stromerzeugung und der Mobilität<br />

heraufziehen. Solaranlagen und Windräder<br />

würden immer billiger und hätten<br />

keine Brennstoffkosten. Die Anlagen<br />

lieferten elektrische Energie künftig fast<br />

umsonst. Und auch die Kosten für Mobilität<br />

würden rapide sinken, wenn Autos,<br />

Züge und Flugzeuge erst einmal autonom<br />

verkehrten. Ein Effekt: Waren<br />

und Materialien könnten sehr preiswert<br />

transportiert werden, auch das verbillige<br />

die Produktion.<br />

4 TEILEN STATT BESITZEN<br />

Schon heute verzichten Millionen Menschen<br />

weltweit aufs eigene Auto und<br />

mieten sich lieber bei Bedarf eines.<br />

Oder sie überlassen ihre Wohnung zeitweise<br />

anderen und nutzen Büros gemeinsam.<br />

Rifkin ist überzeugt: Der<br />

Trend, Produkte mit anderen zu teilen,<br />

wird sich in den nächsten Jahren enorm<br />

verstärken. Und das ist erst der Anfang<br />

einer viel weitreichenderen Entwicklung.<br />

Künftig würden sich Gleichgesinnte<br />

im Internet zusammenfinden<br />

und etwa ihr eigenes Auto konstruieren.<br />

Science-Fiction? Keineswegs. Der<br />

erste Wagen, dessen Einzelteile beinahe<br />

alle aus dem 3-D-Drucker kamen,<br />

entstand Anfang des Jahres in Kanada.<br />

5 KOLLEKTIVE VERDRÄNGEN UNTERNEHMEN<br />

Wenn künftig aber fast alles umsonst ist, wie Rifkin<br />

glaubt, was wird dann aus den Unternehmen? Ohne<br />

ausreichende Gewinne können sie kaum überleben.<br />

Rifkin erwartet, dass die Privatwirtschaft in ihrer heutigen<br />

Form massiv an Bedeutung verliert. An ihre Stelle<br />

treten, so seine Prognose, Zusammenschlüsse, die<br />

nicht auf Gewinn aus sind: Vereine, Non-Profit-Organisationen,<br />

Projekte von Ehrenamtlichen. Rifkin nennt<br />

sie „Collaborative Commons“ (in etwa „kooperierende<br />

Allgemeinheit“). Sie stellten künftig den Großteil aller<br />

Produkte her. Dass der Kapitalismus in den nächsten<br />

40 Jahren völlig verschwindet, glaubt der Vordenker indes<br />

nicht. Mit den Collaborative Commons erwachse<br />

ihm aber ein sehr ernsthafter Rivale.<br />

■<br />

benjamin.reuter@wiwo.de<br />

FOTO: ARCHIV-KLAR/RETO KLAR<br />

24 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />

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Elite<br />

ELITE<br />

Report extra: XXX?<br />

REPORTextra<br />

XXX: XXXX<br />

Ausgezeichnete<br />

Vermögensverwalter<br />

PORTRAITS AUS DEM ELITE REPORT <strong>2014</strong><br />

Sonderveröffentlichung des Verlagshauses KASTNER AG<br />

www.elitereport.de


Inhaltsverzeichnis<br />

3 Editorial / Impressum<br />

4 Der Test des Elite Report <strong>2014</strong><br />

6 Berenberg Bank<br />

8 Haspa Private Banking<br />

10 Donner & Reuschel AG<br />

12 Bremer Landesbank<br />

14 Weberbank Actiengesellschaft<br />

16 HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

18 Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />

20 BHF-BANK Aktiengesellschaft<br />

22 Bethmann Bank AG<br />

24 SVS – SeniorenVermögenSchutz<br />

25 Metzler Private Banking<br />

<strong>26</strong> Bank Schilling & Co AG<br />

28 Performance IMC<br />

30 DZ Privatbank<br />

32 Südwestbank AG<br />

34 Fürst Fugger Privatbank KG<br />

36 Deutsche Oppenheim Family Office AG<br />

38 HypoVereinsbank Unicredit Group<br />

40 Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />

42 DJE Kapital AG<br />

44 PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />

46 Huber, Reuss & Kollegen<br />

48 Bankhaus Herzogpark<br />

49 FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />

50 BV & P Vermögen AG<br />

51 IBB Internationales Bankhaus Bodensee<br />

52 Value-Holdings Vermögensmanagement GmbH<br />

53 Raiffeisen Salzburg Private Banking<br />

54 Schoellerbank AG<br />

56 Volksbank Vorarlberg Private Banking<br />

58 Hypo Landesbank Vorarlberg<br />

60 Bankhaus Jungholz<br />

61 Vermögensausschreibung<br />

62 Wergen & Partner<br />

64 Maerki Baumann & Co. AG, Privatbank<br />

66 Centrum Bank AG<br />

68 LGT Group<br />

70 Lorbeer für die Besten / Zu guter Letzt<br />

Die ausgezeichneten Vermögens verwalter – von Nord nach Süd.<br />

An diesen Finanzplätzen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein befinden sich<br />

die Zentralen – natürlich sind sie meist auch an weiteren Orten vertreten.<br />

Hamburg<br />

Berenberg<br />

DONNER & REUSCHEL<br />

Haspa Private Banking<br />

Bremen<br />

Bremer Landesbank<br />

Düsseldorf<br />

Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />

HSBC Trinkaus & Burkhardt<br />

Frankfurt<br />

Bethmann Bank<br />

BHF-BANK<br />

Metzler Private Banking<br />

Mannheim<br />

Performance IMC<br />

Berlin<br />

Weberbank<br />

Hammelburg<br />

Bank Schilling<br />

Augsburg<br />

Fürst Fugger Privatbank<br />

München<br />

Bankhaus Herzogpark<br />

DJE Kapital AG<br />

FIDUKA<br />

Huber, Reuss & Kollegen<br />

HypoVereinsbank<br />

Merck Finck & Co<br />

PSM Vermögensverwaltung<br />

VALUE-HOLDINGS<br />

Deutsche Oppenheim FO<br />

Luxemburg<br />

DZ Privatbank<br />

Kempten<br />

BV & P Vermögen AG<br />

Stuttgart<br />

SÜDWESTBANK<br />

Friedrichshafen<br />

IBB Int. Bankhaus Bodensee<br />

Zürich<br />

Maerki Baumann & Co.<br />

Wergen & Partner<br />

Salzburg<br />

Raiffeisen Salzburg<br />

Schoellerbank<br />

Vaduz<br />

Centrum Bank<br />

LGT Group<br />

Rankweil<br />

Volksbank Vorarlberg<br />

Bregenz<br />

Hypo Landesbank Vorarlberg<br />

Jungholz<br />

Bankhaus Jungholz


Editorial<br />

Ohne Zuverlässigkeit<br />

kein Vertrauen<br />

Wer Vermögen hat, hat es nicht leicht. Er wird umringt, umworben<br />

und ist gefährdet. Ein wachsendes Heer nur vordergründig<br />

gut meinender Finanzspezialisten macht Jagd auf<br />

die Vermögenden. Und damit wachsen die Risiken enorm.<br />

Vermeintliche Berater sind eigentlich nur Verkäufer. Echte<br />

Beratung mit Tiefgang ist dem Vertriebsprofi fremd. Die<br />

familiäre Situation des Kunden ist Provisionsjägern egal,<br />

ebenso wie dessen Bedürfnisse. Von<br />

Akkuratesse also keine Spur. Statt<br />

eines seriösen sinnvollen Konzepts<br />

gibt es widersprüchliche Ratschläge.<br />

Hans-Kaspar v. Schönfels,<br />

Chefredakteur Elite Report<br />

Aber gerade die grundlegenden Fragen<br />

sind es, die präzise beantwortet<br />

werden müssen, um einer Vermögensverwaltung<br />

die nötige Pass -<br />

form zu geben. Verantwortung für<br />

Kunde und Kapital sieht deutlich<br />

anders aus. Es sind diese Interessenkonflikte,<br />

die das Vermögen kräftig versalzen und dabei<br />

gute Gewürze ausschließen. Viele Vermögensorientierte<br />

erkennen erst später die Gefahren, nämlich dann, wenn sie<br />

rote Zahlen, also Lehrgeld, zu beklagen haben. Besonders<br />

Senioren leiden unter Missbrauch ihres Vermögens, nicht<br />

selten werden sie krank. Vermögen, egal ob klein oder groß,<br />

bedeutet immer eine große Verantwortung. Zunächst für<br />

den Inhaber und seine Familie selbst und natürlich auch<br />

für den beauftragten Vermögensverwalter. Damit die vielschichtige<br />

Pflicht nicht zur erdrückenden Last wird, filtern<br />

wir Jahr für Jahr die Besten der Branche für Sie heraus. Seit<br />

elf Jahren gibt es den Elite Report, dieses Orien tierungs -<br />

magazin mit der Positivliste. Anhand eines umfangreichen<br />

Bündels von 45 Überprüfungsparametern und der vielen<br />

Testberichte von echten Kunden und erfahrenen Experten<br />

ermittelt eine fachkundige Jury alljährlich die Besten der<br />

Besten – die Elite.<br />

Damit ist ein Grundelement des Verbraucherschutzes für<br />

Vermögende entstanden. Der Report führt zu den verantwortungsbereiten<br />

und zuverlässigen Könnern, zu den ehr -<br />

lichen Vermögensverwaltern mit Charakter. Und wir werden<br />

weiter in den Seniorenvermögenschutz investieren, damit<br />

Sicherheit und Zuverlässigkeit entstehen. Getreu unserem<br />

Redaktionsmotto: Unser bester Freund ist unser Leser. Unser<br />

zweitbester ist der, der unserem erstbesten hilfreich zur<br />

Seite steht und sein Vermögen schützt und mehrt.<br />

Impressum<br />

ELITE REPORT extra ist eine Sonderveröffentlichung der Elite Report Edition, die im Verlag KASTNER AG – das medienhaus, Wolnzach erscheint.<br />

Chefredaktion: Hans-Kaspar v. Schönfels & Re v. Schönfels; Art Direction & Realisation: Falk v. Schönfels; Fotonachweis: Titel: Daniel Schvarcz;<br />

Falk v. Schönfels www.fluctibus.com, Belleroche Pho to archiv www.belleroche.de; Daniel Schvarcz www.d-s-photo.com; andere Bildrechte (Portraits und<br />

Gebäude) mit Genehmigung der jeweiligen Vermögensverwalter. Druck: appl druck GmbH & Co. KG, Wemding Auflage: circa 1.000.000 Exemplare;<br />

beigelegt dem Handels blatt 2. Mai <strong>2014</strong>, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung F.A.S. 18. Mai <strong>2014</strong> und der WirtschaftsWoche am <strong>26</strong>. Mai <strong>2014</strong>.<br />

Unser Verleger, Professor h.c. Eduard Kastner, dankt den hier genannten Vermö gens verwaltern. Denn ohne ihre Be teiligung an den Herstellungs- und<br />

Beilege kosten hätte diese Sonderveröffent lichung nicht re alisiert werden können. Anschrift: Elite Report Redaktion, Nigerstr. 4 / II, D-81675 München,<br />

Tel: 089 / 470 36 48, redaktion@elitereport.de, www.elitereport.de<br />

EDITORIAL<br />

3


Fehler erkennen – Zukunft verbessern<br />

Der Test des Elite Report <strong>2014</strong>:<br />

Braucht Ihr Vermögen einen<br />

neuen Betreuer?<br />

Krisen, Veränderungen, Unsicherheiten: Jetzt sind intensive<br />

Gespräche mit Ihrem Berater notwendig, um drohende<br />

Risiken zu erkennen und das Vermögen neu auszurichten.<br />

Die Null-Zins-Zeit hält an. Leider. Damit fallen vertraute<br />

An la gethemen als Renditebringer aus. Sie tragen zur Auszehrung<br />

des Vermögens bei. Nur wirtschaftlicher Weitblick<br />

und seriöse Analysen können helfen, Gefahren <strong>vom</strong> Vermö -<br />

gen abzuwenden und nötige Gewinne zu produzieren. Vermögenserhalt<br />

verlangt aktualisierte Disziplin. Diese Situa -<br />

tion – liebe Leserinnen und Leser – muss jetzt erfasst und<br />

lösungsorientiert konsequent geklärt werden. Notfalls ist ein<br />

neuer Vermögensverwalter zu suchen und zu mandatie ren.<br />

Betreuungspausen und Gefahrenverdrängung können<br />

teuer werden.<br />

Doch auf welchen Vermögensverwalter ist Verlass?<br />

Das beantwortet sich leider nicht von ganz allein. Auch<br />

findet man die Antwort nicht schnell. Man muss sich nämlich<br />

erst auf um fang reiche De tail-Recherchen und hunderte<br />

von Testbesuchen einlassen, da zu knapp tausend Er fah -<br />

rungs be richte aus der Praxis auswerten und Be schwer den<br />

sowie Kun den beu rtei lun gen bis hin zu Image-Be wer tun gen<br />

sammeln und nach Aus sagen bestimmen. Wir müssen 45<br />

Kri te rien im Über blick einzeln be rück sichtigen. Natürlich<br />

analysieren wir auch Ver mö gens anlage kon zepte, Aus schrei -<br />

bungs vor schläge und Er trägnis auf stel lun gen. Mit Fach leu -<br />

ten fördern wir so ganz systematisch klare Kon turen zu tage.<br />

Wei tere Beo bach tungen und vertraulich eingeholte In for ma -<br />

tio nen bei kompetenten Markt ex perten runden das zu ge -<br />

winnende Bild ab.<br />

Doch um gleich eingangs unserer Kriterienliste das wohl<br />

wichtigste Datenpaket aussagekräftig zu mach en, haben wir<br />

mit in Bankenprüfung erfahrenen Wirt schaft s prü fern die<br />

Geschäftsberichte durchforstet. Wir wissen, wie die Zah len<br />

des Unternehmens sind. Denn, wer tief rot seine Bilanzen<br />

färbt, ist auch nicht immer der Zuver lässigste. Wer an der<br />

4 ELITE REPORT extra


Wand steht und ums Überleben kämpft, macht vielleicht<br />

auch lange Finger. Immer wieder hatten wir unseren Blick in<br />

die Jahresberichte versenkt, um an hand des gebotenen Zahlenspiels<br />

den Dau men zu heben und eine Ent warnung<br />

äußern zu können. Wir haben aus der Fülle der unterschiedlichen<br />

Unter neh menszahlen die Be stä ti gung gefunden, wie<br />

wichtig die Ertragsstabilität und die innere Prosperität sind.<br />

In einigen Fällen konnte man im Vergleich zu den Ver mö -<br />

gens v er wal tungs-Ergebnissen gute Begründungen herleiten.<br />

Der normale Überprüfungsprozess begann mit einer groß en<br />

Flut von diesmal 342 Adressen. Sie alle boten ihren Service<br />

in einer – wie auch immer gearteten – Vermögensverwaltung<br />

als Dienst leis tung an. Da der Begriff aber nicht fest -<br />

gelegt ist, nehmen wir unsere Kri terien der kompakten,<br />

trans parenten Ve rant wor tungs über nahme, die Vermö gen<br />

ab 400.000 Euro be wirt schaf tet. Die große Zahl der Fonds -<br />

verkäufer, Ver sicherungs ver treter oder Mak ler fiel deshalb<br />

schon bei der ers ten Sich tung heraus. Übrig blieben also im<br />

gesamten Aus wer tungs feld nur 112 Anbieter, die dann konsequent<br />

unter die Lupe gelegt wurden. Wichtige Eckpunkte<br />

für das Prüf pro gramm lieferten wieder einmal die Leser als<br />

Tester ehrenhalber, die Pro fitester, die Ausschrei bungs ange -<br />

bote und ein umfangreiches Bündel von Ein zelre cherchen.<br />

Diese vielschichtigen Eindrücke wurden dann um die Er -<br />

geb nisse der Leumundsbefragungen bei se riö sen Insidern<br />

erweitert. Des Weiteren kamen Fehler-Analysen der Be -<br />

schwer de führer und Kläger hinzu. Am Ende durften wir<br />

wieder einmal in nahezu 600 Depots blicken, um auch die<br />

Leis tungs stärke schwarz auf weiß zu erfassen. Um es kurz<br />

zu machen, aus 112 Ver mögensverwaltern blieben nach<br />

Ab schluss der Bewer tungsrunden nur 43 empfehlenswerte<br />

Ver mögens ver walter übrig, die Elite nämlich zuzüglich<br />

zweier Son der preise. Das sind in etwa 50 Pro zent oder nur<br />

15 Prozent von den 342.<br />

»Tadeln ist leicht, deshalb versuchen sich viele darin.<br />

Mit Verstand loben ist schwer, darum tun es wenige.«<br />

Anselm Feuerbach<br />

Wieder einmal trugen unsere Leser als Tester praxisnah zur<br />

Beurteilung bei. Auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön,<br />

denn dieser Einsatz ist eine wichtige Stütze für un se -<br />

re Arbeit. Liefern sie doch Beratungserlebnisse, die ungeschminkte<br />

Realität und erleichtern damit die Trennung der<br />

Spreu <strong>vom</strong> Wei zen. 148 Leser nahmen in den Beratungs -<br />

zimmern Platz. Sie suchten Betreuung für ihr Vermögen von<br />

600.000 bis 18 Millionen Euro. Unter ihnen befanden sich<br />

20 potenzielle Erben, die von ihren Eltern dazu ermuntert<br />

worden waren, eigene Erfah run gen zur Un ter schied lichkeit<br />

der Vermögensverwalter einzuholen. Alle hatten von uns<br />

je fünf Adressen erhalten, so dass 740 Einzelbewertungen<br />

gewonnen wurden.<br />

❒<br />

Testen Sie mit<br />

Wenn Sie einen neuen Vermögensverwalter suchen, dann sind<br />

wir sehr an Ihren Eindrücken und Erfahrungen interessiert.<br />

Wir würden Sie gerne als Tester ehrenhalber begleiten. Sie<br />

erhalten von uns fünf Adressen, die Sie bewerten. Dafür geben<br />

wir Ihnen wertvolle Tipps, die Ihre Position gegenüber<br />

dem Vermögensverwalter vorteilhaft verstärkt. Interessiert?<br />

Rufen Sie uns in der Redaktion an.<br />

Analysieren und Helfen<br />

Jahr für Jahr erhalten wir Hilferufe und Briefe von Lesern, die<br />

schlechte Erfahrungen mit ihren Vermögensverwaltern<br />

gemacht haben. Im vergangenen Jahr waren es fast 300 Mitteilungen.<br />

Besonders Senioren beklagten sich, 80 von ihnen<br />

haben wir geholfen, 30 Fälle gingen zu Gericht. Wir analysieren<br />

diese Schilderungen und Dokumente, um herauszufinden,<br />

wer welche Fehler zu verantworten hat. Danach sprechen<br />

wir mit den Vermögensverwaltern und entwickeln tatkräftig<br />

gemeinsam eine akzeptable Kulanzlösung. Erst wenn alle<br />

Bemühungen versagen, suchen wir einen geeigneten Anwalt<br />

zur Überprüfung. Sieht er gute Möglichkeiten zum Schadensausgleich,<br />

kann der Beschwerde führende Leser mit ihm in<br />

Verbindung treten.<br />

Übrigens: Es gibt keinen Auto ma tis mus, dass Ver mö gens -<br />

schäden im mer nur <strong>vom</strong> Vermögens ver wal ter zu ver ant -<br />

worten sind. Wir haben in über 72 Gesprächen mit unseren<br />

Le sern groben Leichtsinn bis hin zu hochriskanten Fehl -<br />

einschätzungen seitens der Vermögenden selbst er kannt. Hier<br />

konnte unser Con trol ling-Team mit seinen Analysen neue<br />

sichere Wege anlegen. Knapp 100 vermögende Leser baten<br />

uns, ihre Erträgnis aufstellung zu interpretieren. Wir kamen<br />

uns wie Dol met scher vor, von den Perfor m ance ergebnissen<br />

einmal ganz zu schweigen.<br />

Der Vermögensverwaltungsvertrag<br />

Wohltuend, lieber Leser, ist immer der saubere klar mit<br />

»Leitplanken« versehene Vermögensverwaltungsweg. Etwaige<br />

Pro visionen werden von seriösen Häusern immer auf den Tisch<br />

gelegt, auch das jeweilige Beratungs- und Be treuungshonorar<br />

ist auszuhandeln. Es wird in den Ver trä gen festgehalten. Vermögensverwaltung<br />

ist also immer mehr als nur eine kurz zeitige<br />

Honorarberatung. Die ganz heitliche Betreuung schließt je<br />

nach Modell alle Leistungen ein. Wer ohne Vermögensverwaltungsvertrag<br />

sein Kapital bewirtschaften lässt, lebt generell<br />

gefährlich. Sich nur depot- oder anlagemäßig beraten zu<br />

lassen, kann riskant sein. Der Kunde darf sich nicht wundern,<br />

dass er zum Abladeplatz von Provisionsbringern wird und der<br />

Verkäufer noch nicht einmal Verantwortung dafür übernimmt.<br />

Auch Beratungsprotokolle und die <strong>vom</strong> Verbraucherschutz<br />

erzwungenen Pflichten führen zu keinem besseren Vermögensschutz.<br />

Denn diese Texte zu verstehen ist dem Laien fast<br />

unmöglich. Anders ist es eben mit einem Ver mögens ver wal -<br />

tungs vertrag, der die Verantwortlichkeit und Honorarfrage<br />

deutlich vereinbart.<br />

ELITE REPORT extra<br />

5


Berenberg hat sich in den letzten 15 Jahren von einer eher auf Norddeutschland fokussierten Privatbank zu einer auch<br />

international beachteten Adresse mit 1.150 Mitarbeitern und 17 Standorten in Europa und den USA entwickelt.<br />

Berenberg:<br />

»Analytische Kompetenz ist gefragt«<br />

Berenberg-Chef Dr. Hans-Walter Peters über Tradition und Aufbruch, Kultur und Expertenwissen<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Peters, Berenberg<br />

ist Deutschlands älteste Bank<br />

und zugleich eine der dynamischsten<br />

Banken in Europa. Ist das nicht ein<br />

Widerspruch?<br />

Dr. Hans-Walter Peters: Nein, überhaupt<br />

nicht! Wenn ein Unternehmen<br />

fast 425 Jahre existiert, dann muss<br />

man immer offen sein für Veränderung.<br />

Wenn man nur starr an seinem<br />

Geschäftsmodell festhält, kann ein<br />

Unternehmen nicht überleben. Konstanz<br />

ist hingegen bei der Führung des<br />

Unternehmens wichtig. Bei uns hat<br />

es seit 1590 lediglich 38 persönlich<br />

haftende Gesellschafter gegeben – und<br />

auch meine beiden Partner und ich<br />

sind alle schon seit über 20 Jahren<br />

»Berenberger«.<br />

Ist diese Offenheit für Veränderungen<br />

das Erfolgsrezept von Berenberg?<br />

Dr. Hans-Walter Peters: Als mittelgroße,<br />

inhabergeführte Bank müssen Sie immer<br />

überlegen, welches Geschäftsmodell<br />

richtig für Sie ist. Wir agieren chancenorientiert.<br />

Wenn wir sehen, dass<br />

Märkte nicht gut bearbeitet werden,<br />

dann stoßen wir in solche Lücken vor,<br />

sofern es zu unserer strategischen Ausrichtung<br />

passt. Ein gutes Beispiel hierfür<br />

ist der Abbau von Aktienanalysten,<br />

den viele Banken in letzter Zeit vornehmen.<br />

Wir bauen unser Research mit<br />

renommierten Analysten aus und gewinnen<br />

durch erstklassige Leistungen –<br />

in Verbindung mit exzellentem Service<br />

– neue Kunden. Neben einer hohen<br />

Professionalität ist heute insbesondere<br />

analytische Kompetenz gefragt, zu -<br />

nehmend auch im Private Banking. Sie<br />

steht am Beginn jeder Investition.<br />

Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der<br />

persönlich haftenden Gesellschafter<br />

Kann eine Bank wie Berenberg denn<br />

überhaupt an die Qualität von Großbanken<br />

anknüpfen?<br />

Dr. Hans-Walter Peters: Unser Ziel ist es<br />

– und muss es sein! –, zu den Besten zu<br />

gehören. Nur wenn unsere Kunden<br />

Geld verdienen, verdienen auch wir;<br />

und nur dann hat unsere Bank eine<br />

Zukunft. Deshalb investieren wir stark<br />

in Qualität und Know-how und haben<br />

in den letzten Jahren das zweitgrößte<br />

Aktienresearch einer deutschen Bank<br />

aufgebaut. Wir verfügen über einen<br />

der bes ten Banken-Volkswirte in Europa<br />

und seit Herbst 2013 über einen der<br />

renommiertesten Anlagestrategen.<br />

Wie schaffen Sie es, hochkarätige Mitarbeiter<br />

zum Beispiel von den internationalen<br />

Großbanken zu bekommen?<br />

Dr. Hans-Walter Peters: Bei uns ist jeder<br />

einzelne Mitarbeiter wichtig. Keiner<br />

kann sich verstecken, es kommt auf<br />

jeden Einzelnen an. Und wenn jemand<br />

hervorragende Leistungen erbringt,<br />

bleibt das nicht verborgen; die Moti -<br />

va tion ist somit eine ganz andere, als<br />

es in großen Organisationen der Fall ist.<br />

Zudem gewähren wir unseren Mitarbeitern<br />

mehr Gestaltungsspielraum, als<br />

dies in komplexen Strukturen möglich<br />

ist. Gute Ideen werden bei uns somit<br />

schneller umgesetzt. Auch das macht<br />

den Erfolg und die Anziehungs kraft von<br />

Berenberg aus. Dabei haben wir natürlich<br />

ständig das Risiko im Blick, denn<br />

als persönlich haftende Gesellschafter<br />

sind wir uns unserer besonderen Verantwortung<br />

immer bewusst.<br />

Stichwort Verantwortung: Kulturwandel<br />

und Werte sind derzeit häufig gebrauchte<br />

Schlagworte – gerade in der<br />

Bankenbranche. Wie beschreiben Sie<br />

die Kultur von Berenberg?<br />

Dr. Hans-Walter Peters: Was Berenberg<br />

ausmacht, sind drei Dinge: Wir sind integer,<br />

verlässlich und verantwortungsvoll.<br />

Wir erbringen mit motivierten<br />

und sehr engagierten Mitarbeitern<br />

erstklassige Dienstleistungen für unse -<br />

re Kunden, deren Interessen wir stets<br />

in den Mittelpunkt unseres Handelns<br />

stellen. Das ist unsere bis heute gül tige<br />

DNA. Und darum brauchen wir auch<br />

nicht über einen Kulturwandel nachzudenken.<br />

Herr Dr. Peters, wir danken Ihnen für<br />

dieses Gespräch!<br />

6 ELITE REPORT extra


Erfolgreiches Portfolio Management<br />

in herausfordernden Märkten<br />

Vermögensstrukturierung in Zeiten niedriger Zinsen, hoher Volatilitäten und schwankender Korrelationen<br />

Die Komplexität von Anlageentscheidungen<br />

hat seit einigen Jahren deutlich<br />

zugenommen, was einerseits mit den<br />

historisch niedrigen Zinsen und ande -<br />

r er seits mit hohen Volatilitäten sowie<br />

den schwankenden Wechselbeziehungen<br />

der Vermögensklassen untereinander<br />

(Korrelationen) zu erklären ist.<br />

So besteht derzeit aufgrund der in fast<br />

allen entwickelten Volkswirtschaften<br />

vorherrschenden Niedrigzinsen oftmals<br />

zwischen den erzielbaren Ren -<br />

diten auf verzinsliche Anlagen und den<br />

Renditeforderungen institutioneller<br />

und privater Kunden eine erhebliche<br />

Diskrepanz. Daneben zerstörte die ho -<br />

he Volatilität vielfach die verfügbaren<br />

Risikobudgets, und – ganz wichtig für<br />

ausgewogene Port folios – typische Korrelationsmuster<br />

an den Kapitalmärkten<br />

wurden immer mal wieder zumindest<br />

zeitweise außer Kraft gesetzt.<br />

In den Stressphasen der 2008/09-er Finanzkrise<br />

wiesen Aktien und Staatsanleihen<br />

noch eine negative Korrela tion<br />

auf, das heißt fallenden Aktienkursen<br />

standen steigende Staatsanleihenkurse<br />

gegenüber. Die Wertverluste der einen<br />

Anlagekategorie konnten somit durch<br />

die Wertgewinne der anderen Anlageka -<br />

tegorie kompensiert werden. In jüngster<br />

Zeit verkehrte sich hingegen häufiger<br />

temporär dieser statistische Zusammenhang.<br />

Dadurch, dass die meis ten<br />

großen Notenbanken in den letz ten<br />

Jahren den Kapitalmärkten vermehrt<br />

Liquidität zugeführt haben, kam es öfter<br />

zu Marktphasen, in denen Aktien<br />

und Staatsanleihen in die gleiche Richtung<br />

tendierten. So geschehen als in der<br />

jüngeren Vergangenheit gerade durch<br />

die fallenden Zinsen und Renditen die<br />

Anleihen- und Aktienmärkte regelrecht<br />

befeuert wurden oder aber als unter den<br />

Marktteilnehmern Angst aufkam, dass<br />

der lange Zyklus scheinbar unbegrenzt<br />

zur Verfügung stehender Liquidität zu<br />

Ende gehen könnte, und insbesondere<br />

Aktien und Staatsanleihen in der Folge<br />

gleichzeitig an Wert einbüßten.<br />

Stefan Keitel,<br />

Global Chief Investment Officer<br />

Strategische Ertragsoptimierung<br />

innerhalb der Anlageklassen<br />

Um der großen Herausforderung im<br />

Tiefzinsumfeld gerecht zu werden, sollten<br />

Anleger neben grundsätzlichen<br />

Streu ungserfordernissen eine strategische<br />

Ertragsoptimierung innerhalb der<br />

Anlageklassen anstreben. Im Segment<br />

der Aktien sollte der Schwerpunkt auf<br />

dividendenstarke Titel gelegt werden,<br />

die sich auch durch eine Dividendenkontinuität<br />

auszeichnen und als langfristige<br />

Alternative für die weniger gewordenen<br />

attraktiven Anlagemöglichkeiten<br />

im Anleihesegment zu sehen<br />

sind. Bei den Anleihen bieten sich zur<br />

Optimierung selektiv die schwankungs -<br />

anfälligeren, dafür aber im Vergleich zu<br />

anderen Zinsanlagen höher rentier -<br />

lichen und <strong>vom</strong> Zinszyklus unabhän -<br />

gigeren Hochzins- und Schwellenländeranleihen<br />

an. Im Segment der alter -<br />

na tiven Anlagen liefern Hedgefonds<br />

in puncto Ertragsoptimierung kaum<br />

Mehr werte, da die erwartete Rendite<br />

aufgrund der oftmals zu hohen Kos ten<br />

nicht selten auf Geldmarktniveau<br />

schrumpft. Ähnliches trifft auf Rohstoffe<br />

zu, bei denen Anleger immer wieder<br />

in neue Kontrakte investieren müssen,<br />

sodass häufig die Roll-Kosten die<br />

Renditen spürbar schmälern. Offene<br />

Immobilienfonds sind mit Blick auf die<br />

geänderten Rahmenbedingungen eher<br />

kritisch zu sehen. Somit verbleiben als<br />

Alternativen die nicht liquiden Anlageklassen<br />

Private Equity und die Infrastrukturanlagen,<br />

wobei jeder einzelne<br />

Investor prüfen muss, ob diese Investments<br />

zum Beispiel wegen der mangelnden<br />

Übertragbarkeit, der Langfris -<br />

tigkeit und häufig geringeren Transparenz<br />

für ihn geeignet sind.<br />

Die Bedeutung der taktischen<br />

Vermögenssteuerung hat zugenommen<br />

Bleibt noch die Frage hinsichtlich des<br />

Umgangs mit den Korrelationsschwankungen.<br />

Klar ist, dass eine langfristige<br />

Ausrichtung des Gesamtportfolios und<br />

dessen Diversifikation über mehrere<br />

Anlageklassen auch in Niedrigzins pha -<br />

sen sinnvoll ist. Für ein erfolgreiches<br />

Portfoliomanagement ist es heut zu tage<br />

aber auch ebenso wichtig, bei sich temporär<br />

verändernden Marktg e ge ben hei -<br />

ten von den unter strategisch em Blickwinkel<br />

festgelegten neutralen Gewichtungen<br />

auch kurzfristig abzuweichen,<br />

sprich das Portfolio entsprechend taktisch<br />

zu bewirtschaften.<br />

❑<br />

Berenberg<br />

Neuer Jungfernstieg 20<br />

D-20354 Hamburg<br />

Telefon +49(0)40/350 60 513<br />

www.berenberg.de<br />

Standorte:<br />

Hamburg, Bielefeld, Braunschweig,<br />

Bremen, Düsseldorf, Frankfurt,<br />

München, Stuttgart, Boston, Genf,<br />

London, Luxemburg, New York,<br />

Paris, Shanghai, Wien, Zürich<br />

ELITE REPORT extra<br />

7


Haspa Private Banking:<br />

Wertentwicklung und Risikomaß<br />

sind zwei Seiten derselben Medaille<br />

Von Jörg Ludewig, Generalbevollmächtigter der Hamburger Sparkasse<br />

Der legendäre Sprecher der Deutschen<br />

Bank, Hermann Josef Abs, hatte die<br />

Gabe, Zusammenhänge mit verblüf -<br />

fender Einfachheit auf den Punkt bringen<br />

zu können. Einmal wurde er auf<br />

die ver lockenden Renditeversprechen<br />

von Wett bewerbern angesprochen.<br />

Seine Antwort lautete: »Auch ich kann<br />

Ihnen jede Verzinsung bieten, wenn<br />

Sie im Gegenzug auf die Rückzahlung<br />

des Kapitals verzichten.«<br />

Treffender kann man nicht zum Ausdruck<br />

bringen, dass Chancen und Risiken<br />

zwei Seiten derselben Medaille sind<br />

und dass Performance, also die Wertentwicklung,<br />

nicht das alleinige Maß<br />

für den Erfolg einer Kapitalanlage sein<br />

sollte. Keine Frage, wer Geld anlegt,<br />

erwartet eine angemessene Rendite.<br />

Aber was ist angemessen? An welchen<br />

Bezugspunkten soll man das bemessen?<br />

Und welche Anlagezeiträume sollte<br />

man dabei zugrunde legen?<br />

Die Performance ist unzweifelhaft eine<br />

wichtige Kennziffer zur Erfolgsbeur -<br />

teilung von Kapitalanlagen. Aber sie ist<br />

nicht die einzige. Ihre Bewertung muss<br />

stets im Lichte des eingegangenen<br />

Ri si kos vorgenommen werden. Denn<br />

je ge wagter die Anlagestrategie, desto<br />

größer auch die Gefahr, dass es mal<br />

abwärts geht.<br />

In den vergangenen zwei Jahren wäre<br />

es im Nachhinein betrachtet ein Leichtes<br />

gewesen, sein Vermögen um 50 Prozent<br />

zu steigern. Man hätte das Kapital<br />

nur in einem Index-Papier anlegen<br />

müssen, das die Zusammensetzung<br />

des Aktienindex DAX 1 zu 1 abbildet.<br />

Da der DAX 2012 und 2013 um jeweils<br />

rund 25 Prozent zulegte, wäre dieses<br />

Vor gehen reich belohnt worden. Aber<br />

kann man Anlegern, selbst wenn sie<br />

risiko bereit sind, wirklich empfehlen,<br />

alles auf eine Karte zu setzen? In der<br />

Regel wohl kaum.<br />

Unter Inkaufnahme hoher Risiken, so<br />

lehrte es schon Hermann Josef Abs, ist<br />

jede Rendite möglich, aber eben auch<br />

jeder Verlust. Man stelle sich vor, der<br />

DAX wäre im besagten 2-Jahres-Zeitraum<br />

um 50 Prozent abgestürzt und das<br />

Anlagekapital hätte sich halbiert. Rein<br />

rechnerisch hätte das bedeutet, dass der<br />

Anleger in der Folgezeit ein Plus von<br />

100 Prozent hätte erwirtschaf ten müssen,<br />

um diesen Verlust wieder wettzumachen.<br />

Manche haben auf diese Weise schon<br />

viel Lehrgeld bezahlt. Das hängt auch<br />

damit zusammen, dass Verluste viel<br />

stärkere Emotionen auslösen als Gewinne.<br />

Im Bemühen, eine Fehlspeku -<br />

lation möglichst schnell auszugleichen,<br />

wird dann leicht der nächste Fehler gemacht.<br />

Performance als Glücksspiel –<br />

das ist das Gegenteil dessen, was eine<br />

gute Vermögensverwaltung ausmacht.<br />

Wer die absolute Wertentwicklung in<br />

kurzen Zeiträumen zum Maß aller Dinge<br />

erhebt, wird auf lange Sicht keine<br />

zufriedenstellenden Anlageergebnisse<br />

erreichen. Vermögensverwaltung ist<br />

nicht Sprint, sondern Langstreckenlauf.<br />

Und ob ein Vermögensverwalter sein<br />

Handwerk versteht, muss er nicht nur<br />

in guten, sondern vor allem in schlechten<br />

Zeiten unter Beweis stellen.<br />

Wenn alle Anlageklassen steigen, was<br />

allerdings nur selten vorkommt, kann<br />

man nicht allzu viel falsch machen. Der<br />

gute Vermögensverwalter ist vielmehr<br />

dann gefordert, wenn es an den Märkten<br />

seitwärts oder abwärts geht. Man<br />

braucht ihn also nicht, um Top-Per for -<br />

mance zu erwirtschaften. Seine Haupt -<br />

aufgabe sollte sein, Risiken so zu glätten,<br />

dass der Kunde auch in schwierigen<br />

Marktphasen ruhig schlafen kann.<br />

Mit dieser Philosophie hat das Haspa<br />

Private Banking in den vergangenen<br />

Jahren viele neue Kunden gewonnen.<br />

Auch die Tatsache, dass wir <strong>vom</strong> Elite<br />

Report elf Mal in Folge als Bester Vermögensverwalter<br />

ausgezeichnet wur-<br />

8 ELITE REPORT extra


den, ist im Wesentlichen wohl darauf<br />

zurückzuführen, dass wir das Sicherheitsbedürfnis<br />

unserer Kunden sehr<br />

ernst nehmen. Wir lassen uns nicht<br />

an kurzfristigen Erfolgen messen, sondern<br />

an der langfristigen und nachhal -<br />

tigen Mehrung der uns anvertrauten<br />

Kundenvermögen. Erhebungen bestä -<br />

tigen, dass das auch unter reinen Performance-Aspekten<br />

ein höchst erfolgreicher<br />

Weg ist.<br />

Dazu ein paar Zahlen. Über einen Zeitraum<br />

von fast 20 Jahren hat ein konservatives<br />

Mandat des Haspa Private<br />

Banking mit einer Aktienquote von<br />

maximal 30 Prozent eine jahresdurchschnittliche<br />

Wertentwicklung nach<br />

Kosten von gut 4 Prozent erzielt. Im<br />

gleichen Zeitraum erzielte die ausgewo -<br />

gene Strategie mit einer Aktienquote<br />

von maximal 60 Prozent eine Durch -<br />

schnitts rendite nach Kosten von etwa<br />

6 Prozent pro Jahr.<br />

Es ist wenig überraschend, dass die hö -<br />

here Aktienquote auch zu einer höheren<br />

Durchschnittsrendite geführt hat.<br />

Aktien sind nun einmal auf lange Sicht<br />

bessere Ertragslieferanten<br />

als Anleihen. Wer<br />

gänzlich auf Aktien verzichtet,<br />

wird zum Beispiel<br />

in der aktuellen extremen<br />

Niedrigzinsphase<br />

kaum in der Lage sein,<br />

einen Inflationsausgleich<br />

zu erwirtschaften.<br />

Andererseits muss man<br />

klar feststellen, dass die<br />

stärkere Gewichtung von Aktien auch<br />

mit einer höheren Schwankungsanfälligkeit<br />

verbunden ist. Das belegen die<br />

Jahresauswertungen unserer Kunden-<br />

Depots. Bei den konservativ ausgerichteten<br />

Depots mit niedriger Aktien quote<br />

lag das Ertragsspektrum im Laufe von<br />

zwei Jahrzehnten zwischen plus 11,4<br />

Prozent und minus 6,2 Prozent im Krisenjahr<br />

2008. Bei den ausgewogenen<br />

Depots mit höherer Aktienquote waren<br />

die Ausschläge mit plus 18,9 und minus<br />

12,7 Prozent deutlich stärker.<br />

Jörg Ludewig,<br />

Generalbevollmächtigter<br />

der Haspa<br />

Höhere Renditeerwartungen haben also<br />

einen Preis. Dieser Preis ist, dass der<br />

Kunde größere Schwankungen und damit<br />

eine geringere Planbarkeit<br />

in Kauf zu nehmen<br />

hat. Auf lange Sicht<br />

kann sich das zwar auszahlen,<br />

wie der Performance-Vorsprung<br />

unserer<br />

Kunden-Depots mit<br />

höheren Aktienquoten<br />

beweist. Das setzt allerdings<br />

voraus, dass einem<br />

Kunden die höheren Aus -<br />

schläge keine schlaflosen<br />

Nächte bereiten, und er nicht kurzfris -<br />

tige Gewinne, sondern eine langfristig<br />

po sitive Wertentwicklung anstrebt.<br />

Wir im Haspa Private Banking legen<br />

größten Wert darauf, in intensiven Kundengesprächen<br />

herauszufinden, welches<br />

Risikomaß für einen Kunden das<br />

Richtige ist. Die Anlagestrategie sollte<br />

nicht nur eine Frage der Renditeerwartungen<br />

sein. Sie muss auch den individuellen<br />

Sicherheitsbedürfnissen des<br />

Kunden entsprechen. Nur dann, wenn<br />

beides in einer vernünftigen Balance ist,<br />

können über längere Zeiträume zufriedenstellende<br />

Anlageergebnisse erzielt<br />

werden.<br />

Jörg Ludewig<br />

Haspa Private Banking<br />

Hohe Beratungskompetenz, Kontinuität,<br />

sorgfältige Systematik und Transparenz:<br />

Das sind die Markenkernwerte, mit<br />

denen sich das Haspa Private Banking in<br />

den vergangenen Jahren weit über Hamburg<br />

hinaus einen Namen gemacht und<br />

Kunden aus ganz Deutschland gewonnen<br />

hat. Bei aller Professionalität steht<br />

beim Haspa Private Banking die Kunden -<br />

orientierung im Mittelpunkt. Kunden<br />

wollen nicht belehrt, sondern bestmöglich<br />

informiert und beraten werden.<br />

Dazu bedarf es erfahrener Berater, die<br />

auch komplexe Sachverhalte verständlich<br />

darstellen können.<br />

Das Haspa Private Banking beschäftigt<br />

mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, allesamt hochqua -<br />

lifiziert und zumeist seit Jahrzehnten mit<br />

der Beratung von Vermögenskunden vertraut.<br />

Darüber hinaus kann das Private<br />

Banking auf ein breites bankinternes Expertennetzwerk<br />

zurückgreifen, darunter<br />

die hauseigene Kapitalmarktanalyse.<br />

Das Haspa Private Banking verfolgt einen<br />

ganzheitlichen Beratungsansatz, der alle<br />

Vermögensbestandteile berücksichtigt.<br />

Viele Kunden sind oder waren Unternehmer,<br />

verfügen auch über Beteiligungsvermögen<br />

und Grundbesitz. Im Zuge einer<br />

sorgfältigen Risikoabwägung ist es unabdingbar,<br />

diese immobilen Werte bei der<br />

strategischen Ausrichtung eines Kapitalvermögens<br />

zu berücksichtigen. Als Kerndienstleistung<br />

wird deshalb auch angeboten,<br />

alle Vermögenswerte systematisch<br />

zu erfassen und einer gründlichen Analyse<br />

im Hinblick auf Rendite, Risiko, Liquidität<br />

und Steuern zu unterziehen.<br />

Das, was zählt in der Vermögensverwaltung,<br />

ist Vertrauen. Das Haspa Private<br />

Banking ist ein Geschäftszweig der Hamburger<br />

Sparkasse, die auf eine mehr als<br />

186-jährige Tradition zurückblickt. Sie<br />

ist stets unabhängig geblieben und die<br />

führende Privat- und Mittelstandsbank<br />

sowie der größte Immobilienfinanzierer<br />

in der Metropolregion Hamburg.<br />

Ihr Kontakt zum<br />

Haspa Private Banking:<br />

Hamburger Sparkasse AG<br />

Bereich Private Banking<br />

Adolphsplatz 3<br />

D-20457 Hamburg<br />

Tel.: +49(0)40/3579 32 32<br />

Mehr Informationen zum Leis tungsspektrum<br />

und zur Beratungsphilosophie s o -<br />

wie Videointerviews mit Ex per ten des<br />

Haspa Private Banking fin den Sie im<br />

Internet:<br />

www.privatebanking.haspa.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

9


Die Finanzmarktkrise und die aktuelle Zentralbankpolitik haben dazu geführt, dass es risikolose Anlagen nicht mehr gibt.<br />

Selbst der reale Kapitalerhalt ist zur Herausforderung geworden. Ein Dilemma für die Anleger. Denn laut Jörg Laser,<br />

Mitglied des Vorstands Bankhaus DONNER & REUSCHEL, wird das über Jahre noch so bleiben.<br />

DONNER & REUSCHEL:<br />

Gibt es noch risikolose Anlagen?<br />

Fragen an Jörg Laser<br />

Elite Report extra: Herr Laser, wieso gibt<br />

es keine risikolosen Anlagen mehr?<br />

Jörg Laser: Die Verschuldungskrise wird<br />

offensichtlich dadurch gelöst, dass<br />

vermeintlich sichere Anlagen, wie beispielsweise<br />

Staatsanleihen, dauerhaft<br />

niedrig verzinst werden und nicht einmal<br />

mehr die Inflationsrate decken. Anders<br />

als in der Vergangenheit werden<br />

somit diese sicheren An lagen einen<br />

realen Wertverlust verzeichnen.<br />

Was bedeutet das für den Anleger?<br />

Jörg Laser: Umdenken. Dieses Umfeld<br />

ist für Generationen von Anlegern völlig<br />

neu. Es zwingt zu einem anderen<br />

Umgang mit dem Risiko.<br />

Risiko ist aber nicht das, was Anleger<br />

insbesondere nach der Finanzkrise eingehen<br />

wollen.<br />

Jörg Laser: Genau. Dies ändert trotzdem<br />

nichts an der Realität, erfordert aber<br />

eine sehr sensible Auseinandersetzung<br />

des Beraters mit seinen Kunden, um<br />

das akzeptable Risiko zu ermitteln. Hier<br />

ist Einfühlungsvermögen in die Perspektive<br />

des Kunden gefragt.<br />

Jörg Laser, Mitglied des Vorstands<br />

Bankhaus DONNER & REUSCHEL<br />

Nun sagt man den Banken nicht ge -<br />

rade viel Einfühlungsvermögen nach.<br />

Jörg Laser: Wichtig ist, dass die Bank die<br />

Grundvoraussetzungen für eine ob jek -<br />

tive Beratung schafft. Das heißt ganz<br />

klar: Es darf keine Produktvor gaben<br />

geben. Der Berater muss die Freiheit<br />

haben, dem Kunden genau zuzuhören<br />

und sich in ihn hineinzuversetzen.<br />

Risiko ist absolut indivi duell und subjektiv.<br />

Gemeinsam müssen Berater und<br />

Kunde herausfinden, welches Risiko<br />

der Anleger tragen kann und will.<br />

Trotzdem muss der Anleger seine Risikobereitschaft<br />

erhöhen.<br />

Jörg Laser: Ja, zwingend. Aus dem ri -<br />

si ko losen Zins ist ein zinsloses Risiko<br />

ge worden. Und deshalb ist ein aktives<br />

Risikomanagement der Vermögens an -<br />

lage das wichtigste Instrument, was<br />

eine Vermögensverwaltung zur Ver fü -<br />

gung stellen muss.<br />

Und wie sieht so ein Risikomanagement<br />

aus?<br />

Jörg Laser: Wichtig sind insbesondere<br />

drei Punkte: Ein systematischer Ansatz,<br />

um Risiken entgegenzutreten. Ein klares<br />

Regelwerk und schließlich konsequente<br />

Disziplin in der Umsetzung.<br />

Das klingt kompliziert.<br />

Jörg Laser: Für einen einzelnen Anleger<br />

ist so eine stringente Umsetzung kaum<br />

möglich. So eine Strategie erfordert viel<br />

Erfahrung und die Überwachung der<br />

Märkte ist ein Fulltime-Job. Wir haben<br />

dafür unseren D&R Markt-Navigator<br />

entwickelt, der uns sehr gut durch die<br />

turbulenten Märkte der vergangenen<br />

Jahre geführt hat. Große Abwärtsbewegungen<br />

konnten wir dadurch vermeiden<br />

und haben trotzdem gute Renditen<br />

für unsere Kunden erzielt.<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

10 ELITE REPORT extra


Chancen nutzen – Risiken minimieren<br />

Wichtig ist eine Geldanlage, die flexibel auf die Märkte reagiert.<br />

Die die Chancen nutzt und gleichzeitig die Risiken minimiert.<br />

Der D&R Markt-Navigator macht genau das – mit Erfolg. Nach<br />

unserer Sys t ematik wird die Aktienquote den Trends und Bewegungen<br />

an den Märkten ent sprech end zwischen 0 Prozent und<br />

100 Prozent ausgesteuert. Dabei entsprechen 100 Prozent immer<br />

Ihrer persön lichen maximalen Aktienquote. Auch fundamentale<br />

Kenn zahlen wie Unter neh mensgewinne oder Konjunkturdaten<br />

fließen in die aktuelle Be wer tung ein. Sobald sich an diesen Trends<br />

und Daten etwas ändert, gibt der DONNER & REUSCHEL Markt-<br />

Navi ga tor uns ein Signal: Bei negativen Signalen verringern wir<br />

Ihre Aktienquote zeitnah und begrenzen so die Verluste. Bei<br />

positiven Signalen erhöhen wir die Aktienquote, sodass Ertrags -<br />

chancen genutzt werden.<br />

Nachvollziehbar wird der Erfolg un serer Strategie in diesem Chart.<br />

Beispielsweise fielen die Kurse im August und September 2011 recht<br />

deutlich – der DAX verlor in diesem Zeitraum über 29 Prozent. Beim<br />

Durch brechen unserer festgelegten Marke wurden die Verkaufsignale<br />

umgesetzt. So konnten wir für unsere Kunden die Abwärtsbewegung<br />

des Marktes konsequent abschneiden und die Verluste<br />

auf 7 Prozent begrenzen. Als sich die Märkte wieder erholten,<br />

steiger ten wir sukzessive die Ak tienquote. Natürlich gibt es auch<br />

Marktphasen, in der unsere Strategie ihre Vor züge nicht voll entfalten<br />

kann. Besonders bewährt hat sich dieser Ansatz bei längerfristig<br />

fallenden und steigenden Märkten. Bei längeren Phasen mit<br />

Seit wärts bewegungen oder schnell wechselnden Kursausschlägen<br />

sind die Renditen nicht so hoch wie bei Ver gleichsdepots (Benchmarks).<br />

Hier ist Geduld gefragt. Denn sobald sich eine Trendwende<br />

abzeichnet, kommt die Strategie wieder voll zum Zuge – auf lange<br />

Sicht stellt sich der deutliche Mehrwert unseres Ansatzes ein.<br />

Bankhaus DONNER & REUSCHEL<br />

Privatbank seit 1798<br />

Ballindamm 27, D-20095 Hamburg<br />

Tel.: +49 (0) 40 / 30 217-55 00<br />

Fax: +49 (0) 40 / 30 217-56 99<br />

Friedrichstraße 18, D-80801München<br />

Tel.: +49 (0) 89 / 23 95-55 00<br />

Fax: +49 (0) 89 / 23 95-18 21<br />

www.donner-reuschel.de<br />

Wertentwicklung indexiert (3.01.2011 = 100)<br />

140<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

1<strong>05</strong><br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

D&R Aktien-Vermögensverwaltung im Vergleich zum EURO STOXX 50 Performance Index<br />

AQ: 50%<br />

AQ: 40%<br />

AQ: 75 %<br />

AQ: 25%<br />

Aktienquote (AQ): 100%<br />

AQ: 37%<br />

AQ: 78% AQ: 24%<br />

AQ:100%<br />

AQ: 18%<br />

AQ: 40%<br />

AQ: 10%<br />

AQ: 77%<br />

AQ: 25% AQ: 50%<br />

3.1.2011<br />

3.3.2011<br />

3.5.2011<br />

3.7.2011<br />

3.9.2011<br />

3.11.2011<br />

3.1.2012<br />

3.3.2012<br />

3.5.2012<br />

3.7.2012<br />

D&R Aktienvermögens -<br />

verwaltung<br />

AQ: 80%<br />

AQ:100%<br />

AQ: 50%<br />

AQ: 37%<br />

3.9.2012<br />

AQ: 96%<br />

AQ: 92% AQ:100%<br />

EURO STOXX 50 Performance Index<br />

3.11.2012<br />

3.1.2013<br />

3.3.2013<br />

3.5.2013<br />

3.7.2013<br />

3.9.2013<br />

3.11.2013<br />

3.1.<strong>2014</strong><br />

28.2.<strong>2014</strong><br />

140<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

1<strong>05</strong><br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

70<br />

ELITE REPORT extra<br />

11


Bremer Landesbank:<br />

Anlagenotstand oder Luxusproblem?<br />

Private Investoren in Zeiten historisch niedriger Zinsen. Gibt es wirklich keine Alternative zur Zinsanlage?<br />

Oder sind Sachwerte doch die bessere Lösung?<br />

Interview mit Folker Hellmeyer und Andreas Ott<br />

Elite Report extra: Herr Ott, die Zinsen<br />

sind unverändert auf einem historisch<br />

niedrigen Niveau. Haben wir einen Anlagenotstand?<br />

Andreas Ott: Das kommt auf die Sichtweise<br />

an. Wer ausschließlich auf der<br />

Suche nach einer hoch rentierlichen,<br />

risikoarmen Zinsanlage ist, der kann<br />

derzeit sicherlich von einem Anlage -<br />

notstand sprechen. Und daran wird<br />

sich auch kurzfristig nichts ändern. Für<br />

diejenigen Anleger, die jedoch bereit<br />

sind, auch andere Assetklassen in Betracht<br />

zu ziehen, wie beispielsweise die<br />

Aktie, gibt es viele interessante Möglichkeiten.<br />

Hier tut sich der deutsche<br />

Privatanleger allerdings nach wie vor<br />

sehr schwer – für mich unverständlich,<br />

da diese Assetklasse langfristig betrachtet<br />

unverändert erfolgreich ist.<br />

Insofern würde ich eher von einem<br />

Entscheidungsnotstand sprechen.<br />

Herr Ott, was begründet Ihre Sicht auf<br />

die Dinge?<br />

Andreas Ott: Laut einem aktuellen Bundesbankbericht<br />

verfügen die Deutschen<br />

über ein Geldvermögen in Höhe von<br />

rund fünf Billionen Euro. Davon ent -<br />

fallen annähernd 45 Prozent auf Bar -<br />

be stände, Gelder auf Einlagenkonten<br />

und festverzinsliche Wertpapiere.<br />

Lediglich 5,5 Prozent sind in Aktien<br />

in vestiert. Anders als im angelsächs i -<br />

sch en Raum, wo die Aktie fester Bestandteil<br />

der Vermögensanlage und vor<br />

allem der Altersvorsorge ist, verfügen<br />

wir Deutsche über keine ausgeprägte<br />

Aktienkultur. Für diese ablehnende Haltung<br />

zahlen wir in Niedrigzinsphasen<br />

wie derzeit einen hohen Preis und erkaufen<br />

uns die vermeintliche Sicher -<br />

heit mit realen Vermögensverlusten.<br />

Herr Hellmeyer, können Sie unseren<br />

Lesern erklären, warum die internationalen<br />

Zentralbanken eine derart massive<br />

Politik der Niedrigzinsen betreiben?<br />

Folker Hellmeyer: Diese Niedrigzinspolitik<br />

ist sowohl Ausdruck der Stabilisierung<br />

der öffentlichen Haushalte als<br />

auch der Weltwirtschaft nach der größten<br />

Krise seit 1929-32. Es handelt sich<br />

maßgeblich um eine Verschuldungskrise.<br />

Um die Schulden refinanzierbar<br />

zu halten, bedarf es eines politisch induzierten<br />

niedrigen Zinsniveaus. Eine<br />

derartige Repression war bereits nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich,<br />

um die Staatsverschuldung der USA<br />

zu reduzieren und die Weltwirtschaft<br />

erfolgreich wiederzubeleben.<br />

Halten Sie diesen Kurs nach wie vor für<br />

richtig? Und wie ist Ihre Zinserwartung<br />

für die nächsten zwölf Monate?<br />

Folker Hellmeyer: Ich bin fest davon<br />

überzeugt, dass dieser Politikansatz<br />

weiter fortgeschrieben wird. Im Hinblick<br />

auf die Konsequenzen, die eine<br />

Abkehr von diesem Politikansatz mit<br />

potenziellen fiskalischen und realwirt -<br />

schaftlichen Verwerfungen mit sich<br />

brächte, ist der aktuelle Weg vorzuziehen.<br />

Wenn solch eine unorthodoxe<br />

Politik verfolgt wird, kommt es darauf<br />

an, dass strukturelle Maßnahmen im<br />

Rahmen der Kosmetik der finanziellen<br />

Repression umgesetzt werden. Diese<br />

Regel hat die Eurozone befolgt, die USA<br />

und Japan bisher nicht. Im Rahmen der<br />

konjunkturellen Erholung werden die<br />

inflationären Kräfte stärker zunehmen<br />

als bisher <strong>vom</strong> Markt antizipiert. Ergo<br />

sehe ich einen Anstieg des nominalen<br />

Zinsniveaus um bis zu 0,8 Prozent am<br />

langen Ende des Kapitalmarktes. Im<br />

ersten Quartal 2015 wird es dann auch<br />

am Geldmarkt eng. Die Repression<br />

bleibt bezüglich der steigenden Infla -<br />

tion erhalten.<br />

Sind Sachwerte und Diversifikation<br />

immer noch die richtigen Antworten<br />

auf das Problem?<br />

Andreas Ott: Eindeutig ja! Dabei verstehen<br />

wir unter Diversifikation nicht<br />

nur die arithmetische Aufteilung des<br />

verfügbaren Vermögens auf verschiedene<br />

Anlagen. Vielmehr geht es darum,<br />

dass der Investor sich mit mögli -<br />

ch en Alternativen auseinandersetzt<br />

und dabei sein definiertes Chance-Risikoprofil<br />

be rücksichtigt. Dieser Aspekt<br />

ist insofern sehr relevant, da Anleger<br />

sich bei ihrer Anlageentscheidung oftmals<br />

nur von der Höhe des Coupons<br />

leiten lassen. Wo das endet, haben wir<br />

jüngst im Fall von Prokon gesehen.<br />

Total verluste drohen. Ein guter Vermögensverwalter<br />

hilft dabei, solche<br />

Fehler zu vermeiden.<br />

Wo sehen Sie auch Risiken einer übertriebenen<br />

Flucht in Sachwerte?<br />

Andreas Ott: Zunächst einmal möchte<br />

ich klarstellen, dass Sachwerte nicht<br />

12 ELITE REPORT extra


isikolos sind. Bestes Beispiel hierfür ist<br />

die von vielen deutschen Anlegern<br />

hoch geschätzte Anlage in Gold. Hier<br />

kam es im letzten Jahr zu erheblichen<br />

Kursschwankungen. Neben solchen<br />

Kursrisiken muss man auch das Risiko<br />

der Liquidierbarkeit berücksichtigen.<br />

Wer in Immobilien, unternehmerische<br />

Beteiligungen, Kunst und Antiquitäten<br />

oder vielleicht auch in wohlklingende<br />

grüne Renditeobjekte wie Wald inves -<br />

tiert, muss wissen, dass die Veräußerung<br />

seines Anlagegutes unter Umstän -<br />

den sehr lange dauert oder nur mit<br />

hohen Abschlägen möglich ist. Hier<br />

hilft ein finanzplanerisches Vermögens -<br />

kon zept, das neben einer Vermögens -<br />

planung immer auch eine Liquiditätsplanung<br />

enthält. Das alles sollte aber<br />

keinesfalls dazu führen, dass man die<br />

Chan cen dieser Anlagen ignoriert.<br />

Im Rahmen einer breiten Portfolio aus -<br />

richtung waren Investments in Schwellenländer<br />

immer mit auf der Empfehlungsliste.<br />

Jetzt gab es jüngst erheb liche<br />

Turbulenzen. Wie bewerten Sie die Lage,<br />

Herr Hellmeyer?<br />

Folker Hellmeyer: Ich bin entspannt.<br />

Es gibt spezifische Probleme in einigen<br />

Schwellenländern, die ernst zu nehmen<br />

sind. Das gilt für Venezuela,<br />

Argentinien, Thailand und die Türkei.<br />

In der Breite sind wir mit einer vollständig<br />

anderen Situation als in den<br />

90er Jahren kon frontiert. Die Schwellenländer<br />

haben überwiegend aktive<br />

Handelsbilanzen und drastisch er höhte<br />

Devisenreserven. Die weltwirtschaft -<br />

liche Erholung wird im laufenden Jahr<br />

auch dort Raum greifen. Das Thema<br />

hat für mich die Qualität eines »Sturmes<br />

im Wasserglas«.<br />

Folker Hellmeyer, Chefanalyst (links), Andreas Ott, Leiter Geschäftsfeld Privatkunden, Bremer Landesbank<br />

Sie glauben also weiter an das Poten zial<br />

der Schwellenländer. Gilt das für alle<br />

Länder gleichermaßen oder sehen Sie<br />

qualitative Unterschiede?<br />

Folker Hellmeyer: Eine differenzierte<br />

Sichtweise ist erforderlich. Dort wo es<br />

markante politische Probleme gibt,<br />

gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Die<br />

Schwer gewichte China und Brasilien<br />

sehe ich als unproblematisch an. Grund -<br />

sätzlich wird das Wachstum der »Emerging<br />

Markets« weiter sehr viel dynamischer<br />

sein (5 bis 6 Prozent) als das der<br />

Industrienationen (1,5 bis 2,5 Prozent).<br />

Herr Ott, Sie haben ein beobachtetes<br />

Anlegerverhalten angesprochen. Gilt<br />

das für alle Kundengruppen beziehungsweise<br />

Kundentypen?<br />

Andreas Ott: Das ist schon sehr unterschiedlich.<br />

Natürlich ist das Anlage -<br />

verhalten auch ein Ergebnis von Alter,<br />

Lebensphase und Erfahrungen. Bei<br />

unternehmerisch geprägten Anlegern<br />

ist die Risikobereitschaft tendenziell<br />

hö her, da sie es gewohnt sind, mit<br />

Risiken umzugehen. Zudem sind sie<br />

oft entschlussfreudiger.<br />

Viele ältere Kunden fühlen sich in der<br />

aktuellen Situation oft hilflos und<br />

ohne Orientierung. Wie begegnen Sie<br />

diesen Kunden in der Bremer Landesbank?<br />

Andreas Ott: Das trifft sicherlich nicht<br />

auf alle älteren Kunden zu, ist aber<br />

tendenziell richtig. Bei der Bremer<br />

Landesbank widmen wir diesen Kunden<br />

viel Aufmerksamkeit und begegnen<br />

ihnen mit Einfühlungsvermögen<br />

und Zugewandtheit. Oft steht hier der<br />

Vermögensschutz vor einer Rendite -<br />

erwartung. Das respektieren wir, sagen<br />

dann aber auch immer sehr klar, wie<br />

eine realistische Erwartungshaltung<br />

aussehen sollte und was dementsprechend<br />

nicht geht. Entscheidend im Umgang<br />

mit älteren Kunden ist die moralische<br />

Integrität des Vermögensverwalters,<br />

der die Unbedarftheit dieser Kunden<br />

nicht zu seinem Vorteil ausnutzt.<br />

»Auf Anstand und Ehre« ist daher für<br />

die Bremer Landesbank ein Versprechen,<br />

auf das sich unsere älteren Kunden<br />

verlassen können.<br />

Hand aufs Herz: Können Sie jetzt noch<br />

ruhigen Gewissens einen Einstieg in den<br />

Aktienmarkt empfehlen? Wo sehen Sie<br />

auf Sicht der nächsten zwölf Monate die<br />

größten Gefahrenpotenziale?<br />

Folker Hellmeyer: Ich empfehle seit<br />

Mitte 2009 Aktien und halte auch jetzt<br />

daran fest. Nach meiner Analyse hat<br />

diese Hausse mindestens Luft bis Mitte<br />

2015. Dann müssen wir uns den Zustand<br />

der Weltwirtschaft im Verhältnis<br />

zur Bewertung der Aktienmärkte kri -<br />

tischer ansehen. Gefahrenpotenzial ist<br />

fraglos gegeben, ob der geopolitischen<br />

Risiken oder beispielsweise dem Bankenstresstest.<br />

Deswegen reden wir von<br />

begründeter Zuversicht. Für Euphorie<br />

ist kein Raum.<br />

Herr Ott, teilen Sie die Sicht Ihres Chefanalysten?<br />

Andreas Ott: Das tue ich. Denn was<br />

wäre die Alternative? Im Kern geht es<br />

um die grundsätzliche innere Haltung,<br />

ob ein Kunde eine positive Zukunftsprognose<br />

hat und zwar für alle Lebensbereiche,<br />

oder ob er eher zu den Untergangspropheten<br />

gehört. Den Optimis -<br />

ten rate ich zu einer offenen, zugleich<br />

auch kritischen Auseinandersetzung<br />

mit den Chancen und Risiken einer<br />

Aktienanlage. Dabei helfen wir gerne.<br />

Herr Ott, Herr Hellmeyer, vielen Dank<br />

für dieses Gespräch!<br />

Bremer Landesbank<br />

Kreditanstalt Oldenburg<br />

– Girozentrale –<br />

Domshof <strong>26</strong>, D-28195 Bremen<br />

Tel.: +49(0)421/332 30 00<br />

www.bremerlandesbank.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

13


Weberbank:<br />

Berliner Privatbank<br />

festigt Spitzenplatz<br />

»Zeit für ein Gespräch.« Das ist im Hause Weberbank die<br />

Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dies belegt<br />

nicht zuletzt seit langem das nun schon traditionell sehr gute<br />

Abschneiden beim Elite Report: Die Weberbank erreichte<br />

unter den besten Vermögensverwaltern<br />

<strong>2014</strong> im sechsten Jahr in Folge<br />

die Höchstnote »summa cum laude«.<br />

Zur »Elite der Vermögensverwalter «<br />

zählt sie noch viel länger.<br />

Die erfolgreiche Bank hat sich damit<br />

schon seit vielen Jahren einen<br />

guten Ruf über Berlin hinaus erarbeitet.<br />

Zur Philosophie der Weberbank<br />

zählt die Hochachtung vor<br />

dem, was Menschen aufgebaut und<br />

geleistet haben. Ihre Wertvorstellungen<br />

und Anlagestrategien waren<br />

und sind durch diese Haltung geprägt.<br />

Doch Hochachtung gegen -<br />

über den Kunden bedeutet für die<br />

Weberbank keineswegs Stillstand:<br />

Sie stellt ihre Entscheidungen tagtäglich<br />

auf den Prüfstand und optimiert<br />

dort, wo sich Chancen bieten.<br />

Auch deshalb sagen immer mehr<br />

Menschen: »Weberbank. Meine Privatbank«.<br />

Dabei legt die Weberbank<br />

Wert auf Nachhaltigkeit in der Kundenbeziehung. Gerade<br />

deswegen ist sie besonders stolz, Kunden auch in der zweiten<br />

und dritten Generation zu begleiten. Im Elite Report<br />

rangiert die Weberbank seit Jahren als eine der führenden<br />

Die Weberbank-Villa in Berlin<br />

Privatbanken Deutschlands. Insbesondere die individuelle<br />

Beratung durch die Weberbank wird hervorgehoben. So<br />

heißt es im aktuellen Elite Report <strong>2014</strong> wörtlich: »Menschlich<br />

und fachlich äußerst angenehm, die Gespräche gehen<br />

gut strukturiert voran. Solidität und<br />

Präzision werden als Leitplanken<br />

sichtbar. Kein Einzelaspekt geht<br />

verloren.« Die Redaktion zieht daraus<br />

den Schluss: »Es gibt sie, die<br />

sicheren Wege durch die Finanzwelt<br />

und durch das Gestrüpp der<br />

Geldan la gen. Bei Weber setzt man<br />

auf die Erfahrungswerte und auf<br />

ein solides Wissen. Damit schickt<br />

man die Kunden eben nicht auf<br />

Abenteuerreise hinein in die riskante<br />

Spekulation. Ganz im Gegenteil:<br />

Diese stabile Privatbank verliert<br />

nie die Ziele des Kunden aus<br />

den Augen und pflastert für ihn<br />

entsprechend sichere Pfade. Was<br />

Kunden wünschen, welche Ängste<br />

sie haben und welche Ziele sie<br />

ansteuern wollen… All diese Informationen<br />

werden hier systematisch<br />

gut beim Kunden gewonnen und<br />

finden ihren Niederschlag in klar<br />

gegliederten Konzepten. Man weiß,<br />

Ehrlichkeit und Transparenz ist die Grundlage der Dienstleistung,<br />

vor allem, wenn es um das Privatvermögen geht.<br />

Bei der Weberbank ist man immer aufmerksam und sehr<br />

kundenorientiert.«<br />

❑<br />

14 ELITE REPORT extra


Zeit für ein Gespräch<br />

Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

Pünktlich zum Wechsel der Jahreszeit<br />

stehen sie in den Regalen, die neuen<br />

Modetrends. Wie in der Mode zeigen<br />

sich allerdings auch in der Finanzbranche<br />

Phänomene, die vermeintlich gerade<br />

hip und schick sind. Sich nach den<br />

neuesten Trends zu richten, macht es<br />

möglich, aufzufallen und sich als innovativ<br />

zu präsentieren, ohne dabei ein<br />

zu großes Risiko einzugehen – man<br />

geht ja mit der Zeit.<br />

Der Trend zur Technisierung steht dabei<br />

auch bei vielen Banken im Fokus,<br />

indem sie etwa die Filialen mit bunten<br />

Bildschirmen ausschmücken oder in<br />

der Beratung statt auf Papier alles auf<br />

dem iPad zeigen. Aber ist es das wirklich?<br />

Zeichnet sich eine gute, moderne<br />

Beratung dadurch aus, das Ergebnis<br />

hochauflösend digital zu präsentieren?<br />

Im Fußball, so wissen wir dank Otto<br />

Rehhagel, ist modern, wer gewinnt.<br />

Wer würde widersprechen? Übertragen<br />

auf die Anlageberatung heißt das: Modern<br />

ist, wer passgenaue Lösungen für<br />

individuelle Bedürfnisse bietet – eine<br />

Binsenweisheit. Dabei gehört der umfassende<br />

Zugang natürlich zum Angebot<br />

– selbstverständlich auch online.<br />

Vor allem steht am Anfang aber das<br />

persönliche Gespräch. Nur miteinander<br />

zu reden ermöglicht es, eine Vertrauensbeziehung<br />

entstehen zu lassen. Das<br />

gilt in der Beratung wie bei Freundschaften.<br />

Klaus Siegers, Vorstandsvorsitzender<br />

der Weberbank Actiengesellschaft<br />

Die digitale Vernetzung ermöglicht es,<br />

beispielsweise über soziale Netzwerke<br />

wie Facebook, Freunden und Bekannten<br />

unkompliziert und schnell Informationen<br />

zukommen zu lassen. Das ist<br />

wahrlich überaus praktisch. Doch enge<br />

Freunde trifft man doch lieber individuell<br />

zu einem persönlichen Gespräch.<br />

Ganz ohne Ablenkung. Im Gegenteil:<br />

Das Telefon auszustellen ist eine wertschätzende<br />

Geste und Bestandteil einer<br />

angenehmen Gesprächsatmosphäre.<br />

Nicht ohne Grund finden überall im<br />

Lande so viele Veranstaltungen statt.<br />

Ob bei großen Sommerfesten oder im<br />

intimeren Rahmen beim Dinner – es<br />

zählt, sich Zeit zu nehmen und sich<br />

durch den persönlichen Austausch kennenzulernen,<br />

bestehende Beziehungen<br />

zu pflegen und neue aufzubauen.<br />

Dabei geht es niemals um Technikverweigerung.<br />

Wenn die Grundlage gelegt<br />

ist, bieten sich heute in allen Teilen der<br />

Wirtschaft Möglichkeiten, die es zu<br />

nutzen gilt. Sei es als Produzent, In -<br />

frastrukturanbieter oder Dienstleister.<br />

Entscheidend ist bei der Technik wie<br />

bei allen Trends: Dient die Umsetzung<br />

der Lösungsqualität, oder ist sie nur<br />

Show und lenkt von der eigentlichen<br />

Leistung ab?<br />

❑<br />

Weberbank Actiengesellschaft<br />

Stammhaus Berlin<br />

Hohenzollerndamm 134<br />

D-14199 Berlin<br />

Tel.: +49(0)30/897 98-0<br />

www.weberbank.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

15


HSBC Trinkaus & Burkhardt AG:<br />

Bestens vernetzt für Ihr Vermögen<br />

Ein unternehmerischer Hintergrund ist die häufigste Ursache<br />

für die Anhäufung großer Vermögen. Viele Eigner mittelständischer<br />

Unternehmen haben auch privat einen großen<br />

finanziellen Handlungsspielraum. Der mittelständische<br />

Unternehmer erwartet heutzutage von seiner Bank, sowohl<br />

seine private Vermögenssituation betreuen zu können, als<br />

auch für seine unternehmerischen Aktivitäten – finanzierungsseitig<br />

und im internationalen Kontext – Lösungen<br />

anbieten zu können.<br />

Vermögende Unternehmerfamilien ge hören seit je zu den<br />

Kunden von HSBC Trinkaus. Die Bank hat ein fundiertes<br />

Verständnis für die Bedürfnisse des Mittelstands und seiner<br />

Akteure und kennt deren Geschäftsmodelle.<br />

Die Bilanzstärke<br />

und Finanzierungskraft der Bank<br />

macht sie zu einem verlässlichen<br />

Partner, der über die Erfahrung und<br />

Kapazitäten verfügt, geeignete Lösungen<br />

sowohl im geschäftlichen<br />

Bereich als auch für das private Vermögensmanagement<br />

anzubieten.<br />

HSBC Trinkaus hat sich in ihrer nun<br />

fast 230-jährigen Geschichte als<br />

kri senfest erwiesen. Gleiches gilt<br />

für die HSBC – eine der kapitalstärksten<br />

Banken weltweit – in<br />

ihren bald 150 Jahren Bestehen.<br />

Für HSBC Trinkaus hat die Rating-Agentur Fitch mehrfach<br />

das Rating »AA-« mit stabilem Ausblick bestätigt. Damit<br />

verfügt sie über die beste Bewertung einer privaten Geschäftsbank<br />

in Deutschland.<br />

Die Bank konnte sich in der jüngsten Finanzkrise gut behaupten<br />

und ist auf Wachstumskurs. HSBC Trinkaus will<br />

sich in Deutschland als führende Bank für international<br />

tätige Großkunden und Mittelständler etablieren. Im Geschäft<br />

mit vermögenden Privatkunden zählt HSBC Trinkaus<br />

nach Assets under Management (AuM) zu den Top-5-<br />

Anbietern in Deutschland und ist eine der profitabelsten<br />

Adressen.<br />

Aus der auf Wachstum ausgerichteten Strategie der Bank<br />

geht das klare Signal hervor, dass HSBC Trinkaus ein leis -<br />

tungsfähiger und vertrauenswürdiger Partner ist, der mit<br />

seinen langjährigen Mitarbeitern für seine Kunden da ist.<br />

In den gemeinsamen Besuchen des Firmenkundenbereichs<br />

und des Private Banking können Eigentümerfamilien mittelständischer<br />

Unternehmen von den Vorzügen eines koor -<br />

dinierten Vorgehens überzeugt werden. Vielfach ist deren<br />

Vermögenssituation aufgrund der vielschichtigen Verpflichtungen<br />

sehr komplex. Finanzierungslösungen jeglicher<br />

Art werden nachgefragt. Dann ist es hilfreich, wenn<br />

eine Bank alles aus einer Hand anbieten kann.<br />

In den Gesprächen mit den Kunden<br />

wird Eines mehr als deutlich: Durch<br />

die dauerhaft niedrigen Zinsen bieten<br />

klassische Anlageformen, wie<br />

deutsche Staatsanleihen, derzeit<br />

und auf mittlere Sicht keinen realen<br />

Vermögenserhalt. Gefragt sind also<br />

Alternativen, die oftmals im internationalen<br />

Umfeld zu finden sind:<br />

Neuemissionen von Unternehmensund<br />

Währungsanleihen sowie neue,<br />

kreative Investmentlösungen.<br />

HSBC Trinkaus ist im deutschen<br />

Markt durch den Zugang zum globalen<br />

Netzwerk der HSBC einzigartig<br />

positioniert, vermögende Kunden zu Anlagechancen der<br />

weltweiten Märkte zu beraten. Bei der Analyse der Wirtschafts-<br />

und Kapitalmärkte nutzt HSBC Trinkaus die Expertise<br />

der gesamten HSBC-Gruppe. Aufstrebende Märkte<br />

spielen, neben den etablierten Anlageregionen, für die Investmentstrategie<br />

nach wie vor eine wichtige Rolle und das<br />

durch alle Anlageklassen. Dabei erfordert die Komplexität<br />

und Dynamik der Weltwirtschaft ein hohes Maß an Kompetenz<br />

in der Beratung.<br />

Der Blick über Bereichs- und Ländergrenzen hinweg ist<br />

der Überzeugung von HSBC Trinkaus nach ein zeitgemäßes<br />

Private Banking.<br />

❑<br />

16 ELITE REPORT extra


»Wir haben ein ausgeprägtes Verständnis<br />

für die Bedürfnisse von Unternehmern«<br />

Interview mit Oliver Plaack, Leiter Vermögende Privatkunden, HSBC Trinkaus<br />

Elite Report extra: HSBC Trinkaus wächst<br />

und nähert sich ihrer Mehrheitsgesellschafterin<br />

HSBC an. Was haben Ihre<br />

Kunden davon?<br />

Oliver Plaack: Durch eine führende Stellung<br />

der HSBC nicht nur in den etablier -<br />

ten Märkten, sondern auch in den<br />

schnell wachsenden Volkswirtschaften<br />

eröffnen wir unseren Kunden Investi -<br />

tionschancen weltweit. Südkorea, Brasilien<br />

und die Türkei sind, wenn Sie so<br />

wollen, nur einen Schreibtisch entfernt.<br />

Persönliche Betreuung, Größe<br />

und globale Präsenz schließen sich dabei<br />

keinesfalls aus. Im Gegenteil: Kunden<br />

der HSBC haben über einen Ansprechpartner<br />

Zugang zu den Aktivitäten<br />

in 75 Ländern auf fünf Kontinenten.<br />

Unsere Kapazitäten und Ressourcen erlauben<br />

es uns, komplexe Vermögen zu<br />

verwalten und ein hohes Niveau unserer<br />

Dienstleistung zu garantieren. Unsere<br />

Anlagestrategien basieren auf ausgereiften<br />

Empfehlungen von Portfoliostrategen,<br />

die auf ein globales Research<br />

zurückgreifen. Bei der Auswahl der aussichtsreichsten<br />

Produkte jeder Anlageklasse<br />

kommt die gesamte Expertise<br />

der HSBC-Analysten zum Tragen.<br />

Mit der ausgerufenen Wachstumsinitiative<br />

konzentriert sich die Bank verstärkt<br />

auf den Ausbau des Firmenkundenbereichs.<br />

Erwarten Sie auch einen Anschub<br />

für das Private Banking-Geschäft?<br />

Oliver Plaack, Leiter Vermögende Privatkunden,<br />

HSBC Trinkaus<br />

Oliver Plaack: Ganz klar, ja. Die Eigen -<br />

tümer von ebendiesen umsatzstarken<br />

mittelständischen Unternehmen, wie<br />

sie in der Wachstumsinitiative im Fokus<br />

stehen, verfügen nicht selten auch<br />

privat über große Vermögen. Wir fassen<br />

Firmen als Unternehmerfamilien auf<br />

und haben ein ausgeprägtes Verständnis<br />

für die Bedürfnisse von Unternehmern,<br />

sowohl was ihre privaten als<br />

auch ihre geschäftlichen Finanzangelegenheiten<br />

betrifft.<br />

Unternehmer sehen sich mit vielen Aufgaben<br />

konfrontiert: Wie bringe ich Vermögen<br />

und Familie unter einen Hut?<br />

Wie kann ich den Anforderungen der<br />

jungen Nachfolger gerecht werden? Im<br />

geschäftlichen Umfeld sieht ein Großteil<br />

von ihnen die zukünftigen Wachstumschancen<br />

im Ausland, was eine intensive<br />

Beschäftigung mit der Globa -<br />

lisierung in all ihren Facetten erfordert.<br />

Gefragt ist eine Bank mit internatio -<br />

nalen Kompetenzen, Zugang zu den<br />

Wachs tumsregionen und einem tiefen<br />

Verständnis für internationale Zusammenhänge.<br />

Viele Unternehmerfamilien sind seit der<br />

Finanzkrise verunsichert, was die Beratung<br />

ihrer Vermögen angeht. Was überzeugt<br />

sie heutzutage?<br />

Oliver Plaack: Die Stärke der Bankbilanz<br />

wird für Unternehmer ein immer<br />

wichtigeres Entscheidungskriterium<br />

bei der Auswahl einer Bank. Mit uns haben<br />

Kunden einen starken verlässlichen<br />

Partner an ihrer Seite, der – um es<br />

deutlich zu sagen – auch noch in zehn<br />

Jahren für sie da sein wird. Von den anstehenden<br />

Solvenzprüfungen der EZB<br />

haben wir nichts zu befürchten. Auch<br />

die Kostenbelastung durch die verschärften<br />

regulatorischen Anforderungen<br />

bringt uns nicht in Bedrängnis. Dazu<br />

haben wir eine besonders hohe Kontinuität<br />

unter den Beratern.<br />

Gibt es Vorbehalte bei Eigentümern und<br />

Managern, Privatvermögen und Fir men -<br />

angelegenheiten durch die gleiche Bank<br />

betreuen zu lassen?<br />

Oliver Plaack: Unternehmer sehen<br />

durchaus Vorteile darin, ihre geschäftlichen<br />

und privaten Finanzangelegenheiten<br />

bei einer Bank zu bündeln. Wir<br />

schaffen es, den Lebenszyklus des Unternehmers<br />

und seines Unternehmens<br />

in der Beratung ganzheitlich zu berücksichtigen.<br />

Das entspricht auch zunehmend<br />

der Erwartungshaltung mittelständischer<br />

Unternehmer. Sie wollen<br />

eine Bank, die sowohl ihre unternehmerischen<br />

Aktivitäten begleiten kann,<br />

als auch ihr privates Vermögen managt.<br />

Unserer festen Überzeugung nach ist<br />

dieses geschäftsübergreifende, ganzheitliche<br />

Angebot aus einer Hand ein<br />

wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Betreuung<br />

anspruchsvoller Kunden – sowohl<br />

im Firmen- als auch im Privatkundenbereich.<br />

Vielen Dank für dieses Gespräch!<br />

HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />

Königsallee 21/23<br />

D-40212 Düsseldorf<br />

Tel.: +49(0)211/910 44 40<br />

www.hsbctrinkaus.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

17


Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät (GS&P):<br />

Das Reinheitsgebot<br />

als Grundlage<br />

Family Office Dienstleistungen ebenso wie die Klärung<br />

notarieller oder steuerlicher Sachverhalte. Somit ist eine fundierte<br />

und umfassende Beratung in jeglichen finanziellen<br />

Angelegenheiten über einen koordinierenden, zentralen<br />

Ansprechpartner stets gewährleistet.<br />

Eine besondere Beachtung findet bei GS&P die Risikosteuerung<br />

der Kapitalanlagen, um die Vermögenssubstanz möglichst<br />

zu schützen. Dazu bedienen sich die Finanzexperten<br />

ihrer eigens entwickelten und seit Jahren bewährten Ab -<br />

sicherungsstrategie.<br />

Die Geschäftsführung von GS&P: Wolfgang Hemker,<br />

Hans-Otto Trümper und Walter Sommer (v.l.n.r)<br />

Mit ihren Dienstleistungen wendet sich GS&P an Anleger,<br />

die außerhalb des Bankensystems eine ausschließlich honorarbasierte<br />

und individuelle Vermögensverwaltung ohne<br />

Interessenkonflikte suchen. Ganz bewusst beschränken sich<br />

die Vermögensverwalter dabei auf die traditionellen Anlageformen<br />

Aktien, Renten und Liquidität. Damit ist das im Hause<br />

gepflegte Reinheitsgebot beschrieben.<br />

Bei den Aktieninvestitionen stehen Unternehmen im Vor -<br />

der grund, die sich durch ein funktionierendes und belastbares<br />

Geschäftsmodell, solide Bilanzrelationen und organisch<br />

erwirtschaftete Dividenden auszeichnen. Zer tifikate -<br />

strukturen oder intransparente Produkte wie geschlossene<br />

Beteiligungen jeglicher Art werden konsequent gemieden.<br />

Der Elite Report resümiert in seiner Bewertung: »Insgesamt<br />

gesehen darf dieser Vermögensverwalter, egal, ob konserva -<br />

tiv oder mehr chancenorientiert, nicht übersehen werden.<br />

Die Menschen überzeugen, wie die Ergebnisse.«<br />

Losgelöst davon nutzt GS&P bei Bedarf sein Netzwerk an<br />

kundigen Ansprechpartnern, um Lösungen für komplexe<br />

vermögensrelevante Überlegungen zu bieten. Dazu ge hören<br />

Bei den Düsseldorfern wird auf strukturierte und arbeits -<br />

teilige Prozesse größten Wert gelegt. Die jederzeitige Ansprechbarkeit<br />

der 28 Mitarbeiter gewährleistet eine unmittelbare<br />

Umsetzung der persönlichen Anlageziele eines jeden<br />

Mandanten und fördert ein tiefes Vertrauensverhältnis miteinander<br />

als einen wesentlichen Bestandteil der Unternehmenskultur.<br />

GS&P glänzt bei den Investmentthemen: Börsennotierte<br />

Familienunternehmen, internationale Nahrungsmittelwerte<br />

sowie auch bei den deutschen Aktien. Die zugehörigen Fonds<br />

GS&P Family Business, GS&P Deutschland aktiv und OP Food<br />

belegen ihren Erfolg durch mehr fache Fondsauszeichnungen<br />

renommierter Agenturen.<br />

❑<br />

Die Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät<br />

(GS&P) wurde 1986 in Düsseldorf gegründet und verwaltet<br />

Wertpapiervermögen für private und institutionelle Investoren<br />

ab einer Größenordnung von einer Million Euro. Mit dieser nun<br />

mehr 28-jährigen Historie gehört sie zu den ältesten und<br />

renommiertesten bankenunabhängigen Vermögensverwaltern<br />

in Deutschland und wurde erneut mit der Note »summa cum<br />

laude« ausgezeichnet und zählt damit seit Jahren zur »Elite der<br />

Vermögensverwalter«.<br />

18 ELITE REPORT extra


Konzentration auf wenige, qualitativ hochwertige Grundzutaten<br />

Waren Anleger in den letzten Jahren<br />

sehr auf die latenten Risiken fokussiert,<br />

die eine Anlage am Kapitalmarkt mit<br />

sich bringt, so ist momentan festzustellen,<br />

dass vermehrt Chancen gesucht<br />

werden, die vor dem Hintergrund des<br />

Marktumfeldes diskutiert und mit Bedacht<br />

abgewogen werden müssen. Die<br />

Herausforderung für den Vermögensverwalter<br />

besteht nun darin, Kunden -<br />

interessen und Chancen abzugleichen<br />

und gleichzeitig die Risiken nicht aus<br />

dem Blick zu verlieren.<br />

Wie für eine geschmacksintensive Sauce,<br />

die während des Kochens reduziert<br />

wird, müssen auch im Portfolio alle potenziellen<br />

Chancen, die sich am Markt<br />

bieten, nach und nach reduziert werden,<br />

um anschließend eine Essenz der<br />

wirklich belastbaren Möglichkeiten im<br />

Anlagekonzept wiederzufinden. Dabei<br />

ist es von grundlegender Bedeutung<br />

und ein Hauptbestandteil unserer Ar -<br />

beit als Vermögensverwalter, ein detailliertes<br />

Verständnis für den Kunden<br />

zu erlangen und in stetigem Dialog mit<br />

ihm zu stehen. Vergleichbar mit dem<br />

Koch, der in der Küche erst mit seiner<br />

Arbeit beginnt, nachdem beim Gast<br />

ausführlich in Erfahrung gebracht wurde,<br />

was er sich wünscht und ob es eventuell<br />

Besonderheiten zu beachten gilt.<br />

Erst dann kann mit dem Kochen begonnen<br />

werden.<br />

In der Küche ist es ebenfalls sehr wichtig,<br />

sich auf einige wenige, aber qualitativ<br />

hochwertige Grundzutaten zu<br />

konzentrieren. Bei Grossbötzl, Schmitz<br />

& Partner stellen diese Grundzutaten<br />

beispielsweise unsere Kernkompetenzen<br />

Familienunternehmen, Nahrungsmittelaktien<br />

und deutsche Aktien dar.<br />

Ohne diese Zutaten verlässt kein Gericht<br />

die Küche.<br />

Die<br />

Reduktion<br />

Bei alledem ist es wichtig, auch nur diejenigen<br />

Chancen zu nutzen, die belastbar<br />

und nachvollziehbar sind. Wie bei<br />

Geschmacksexperimenten des Kochs<br />

gilt sonst: Sie können funktionieren<br />

oder aber den Esser an den Rand seiner<br />

Leidensfähigkeit führen. Bei GS&P beschränken<br />

wir uns daher auf verständliche,<br />

aber handwerklich solide und<br />

wie derholbare Rezepte.<br />

Hierzu gehört unter anderem auch, das<br />

Portfolio nicht möglichst bunt zusammenzuwürfeln,<br />

sondern Anlagen zu erwerben,<br />

die sich ergänzen und in der<br />

Summe die Risiken minimieren und die<br />

Chancen maximieren. Zuverlässigkeit<br />

und langfristiger Werterhalt einer Lebensleistung<br />

sind die Ziele, die systematisch<br />

verfolgt werden müssen. Dafür<br />

ist es zuweilen auch notwendig, ausreichend<br />

Geduld aufzubringen. Sie dürfen<br />

nicht der kurzfristigen Jagd nach ver -<br />

meint lichen Chancen zum Opfer fallen.<br />

Die Nutzung von Chancen ist jedoch<br />

nur die eine Seite. Letztendlich geht es<br />

darum, Gelegenheiten vor allem vernünftig<br />

zu nutzen. Sei es über die Identifizierung<br />

von Megatrends, über langfristig,<br />

nachhaltige Investmentthemen<br />

oder über gesunde Unternehmen mit<br />

attraktiven Zukunftsaussichten, guten<br />

Kennzahlen und stabilen Dividenden.<br />

Um diese Ziele zu erreichen, müssen<br />

die sich bietenden Möglichkeiten belastbar,<br />

transparent und von hoher<br />

Qualität sein, damit sie unserer gründlichen<br />

Prüfung standhalten.<br />

In der Summe führen diese Zutaten bei<br />

gleichzeitiger Reduktion zu qualitativ<br />

hochwertigen Portfolios, die auch kritische<br />

Gourmets zu überzeugen in der<br />

Lage sind.<br />

❑<br />

Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />

Vermögensverwaltersozietät GmbH<br />

Königsallee 60 G<br />

D-40212 Düsseldorf<br />

Tel.: +49(0)211/136 99 0<br />

www.gsp-d.com<br />

ELITE REPORT extra<br />

19


Zentrale der BHF-BANK in Frankfurt am Main<br />

Die BHF-BANK zeichnet sich durch eine dauerhaft hohe Bera -<br />

tungsqualität aus − und zwar jederzeit, an jedem Ort. Deshalb<br />

sind alle Aktivitäten des Hauses eng miteinander<br />

verbunden. Vor allem der systematischen Verzahnung von<br />

Private Banking, Asset Management und Corporate Finance<br />

misst die Bank große Bedeutung zu. Sie deckt das gesamte<br />

Spektrum der Bankdienstleistungen ab, die ein sehr vermögender<br />

Privatkunde, sei es als Privatperson oder im Rahmen<br />

seiner unternehmerischen Aktivitäten, benötigt.<br />

Hochqualifizierter Beratungsansatz<br />

und umfassendes Leistungsspektrum<br />

Der Beratungsansatz der BHF-BANK trägt den für ihre Kunden<br />

besonders wichtigen Aspekten Kontinuität und Sicherheit<br />

uneingeschränkt Rechnung. Erbschafts-, Nachfolge- und<br />

Stiftungsberatung sind deshalb zentrale Kompetenzfelder<br />

des Hauses. Zugleich werden den Kunden weltweit neue<br />

Anlagekategorien und Produkte erschlossen. Besondere<br />

Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem professionellen<br />

Investmentprozess zu. Dieser schafft die Voraussetzung,<br />

eine dem individuellen Risikoprofil des Kunden entsprechende<br />

Performance zu erzielen. Kernelemente hierbei<br />

sind die strategische Vermögensstrukturierung und die sich<br />

anschließende taktische Asset Allocation. Neben klassischen<br />

Investments wie Aktien und Renten berücksichtigt die Bank<br />

in der Vermögensverwaltung auch vielfältige Formen alternativer<br />

Anlagen wie Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien<br />

sowie unternehmerische Beteiligungen<br />

und Hedge-Fonds.<br />

Die BHF-BANK hat sich zum Ziel gesetzt, anspruchsvollen höchst -<br />

vermögenden Privatkunden individuelle Beratungsdienstleistungen<br />

auf qualitativ höchstem Niveau anzubieten. Sie ist eine der größten<br />

Privat banken Deutschlands und verbindet traditionelle Privatbank -<br />

werte mit hoher Finanzkraft und einem umfassenden Beratungs-<br />

Know-how. Auf der Grundlage eines vollständig auf das Beratungs -<br />

geschäft konzentrierten Geschäftsmodells und einer starken Wettbewerbsposition<br />

auf dem deutschen Heimatmarkt begleitet sie<br />

ihre Kunden weltweit und erschließt für sie die Anlagechancen der<br />

in ter nationalen Märkte. Die BHF-BANK hat sich als moderne<br />

Privatbank für herausragende, oftmals international aktive Unternehmerfamilien<br />

und als Architektin für sehr große Vermögen<br />

einen Namen gemacht.<br />

BHF-BANK:<br />

Die moderne Privatbank für<br />

mittelständische Unternehmerfamilien<br />

BHF-BANK Aktiengesellschaft<br />

Bockenheimer Landstraße 10<br />

D-60323 Frankfurt am Main<br />

Tel.: +49(0)69/718-4004<br />

www.bhf-bank.com<br />

Für sehr große Privatvermögen verfügt<br />

das international aufgestellte Family Office<br />

der BHF-BANK über effiziente Steuerungsinstrumente,<br />

die eine unternehmerische Führung des<br />

Vermögens erlauben. Das Global Family Office bietet für Anlagevermögen<br />

über 30 Millionen Euro auch für Privatkunden<br />

das gesamte Dienstleistungsangebot für institutionelle<br />

Anleger an. So klärt es für seine Kunden Steuer- und Rechtsfragen,<br />

berät bei Domizilierungsentscheidungen sowie bei<br />

der Managerselektion und stellt Reporting- und Controlling-<br />

Dienstleistungen für alle Assetklassen zur Verfügung.<br />

Internationalität<br />

Die BHF-BANK verbindet Privatbankkultur mit einer weltweiten<br />

Perspektive. Dabei kann die Bank auf eine lange<br />

Tradition zurückblicken: Bereits seit den frühen 70er-Jahren<br />

ist sie mit Tochtergesellschaften in Luxemburg und in der<br />

Schweiz vertreten. Mit Client Associates, einem der führenden<br />

Family Offices in Indien, wurde 2006 eine Partnerschaft<br />

geschlossen, die der Bank Zugang zum prosperierenden<br />

indischen Markt verschafft. Über eine Repräsentanz in Abu<br />

Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate,<br />

erschließt das Frankfurter Privatbankhaus seinen Kunden<br />

zudem die Möglichkeit, von der Wachstumsdynamik des<br />

Nahen Ostens zu profitieren, und erschafft darüber hinaus<br />

eine Begegnungsplattform zwischen arabischen und deutschen<br />

Unternehmerfamilien.<br />

Eine ausgezeichnete Beratung, ihre starke Präsenz auf dem<br />

deutschen Heimatmarkt verbunden mit gezieltem inter -<br />

nationalem Wachstum und einem breiten<br />

Portfolio innovativer Dienstleistungen<br />

und Produkte machen die BHF-BANK<br />

zum idealen Partner für die Strukturierung,<br />

Anlage und Steuerung sehr großer<br />

Vermögen.<br />

❑<br />

20 ELITE REPORT extra


Von Björn H. Robens, Sprecher des Vorstands der BHF-BANK<br />

Vermögensverwaltung in unsicheren Zeiten<br />

Vermögensinhaber wurden in den vergangenen<br />

Jahren vor vielfältige Herausforderungen<br />

gestellt. Zur Stimu lie rung<br />

der Konjunktur und Begrenzung systemischer<br />

Ri siken haben die Notenbanken<br />

der Industrieländer die Leitzinsen auf<br />

historische Tiefs gesenkt und die Märkte<br />

über unkonventionelle geldpoli tische<br />

Maßnahmen mit Liquidität geflutet. In<br />

der EWU konnte auf diese Weise der zunehmenden<br />

marktseitigen Differenzierung<br />

der Boni täten staatlicher Schuldner<br />

und steigenden Refinanzierungskosten<br />

Einhalt geboten werden. Gleichzeitig<br />

wurde hierdurch trotz eines schwachen<br />

Wachstums und einer rückläufigen<br />

Kreditvergabe tätigkeit in der Peripherie<br />

ein drastischer Anstieg der Vermögenspreise<br />

bewirkt. Die derzeit ersichtlichen<br />

Verwerfungen in vielen Schwellenländern<br />

geben einen Vorgeschmack auf die<br />

Folgen einer mittelfristig anstehenden<br />

Liquiditätsverknappung im Finanzsys -<br />

tem. Vermögen langfristig zu sichern<br />

und zu mehren wird daher auch in den<br />

kommenden Jahren anhaltender Unwägbarkeiten<br />

die zentrale Herausforderung<br />

für Vermögensinhaber sein.<br />

Die Zeiten einer planbaren Vermögensmehrung<br />

gehören der Vergangenheit<br />

an. Aktienmärkte legen nicht mehr jähr -<br />

lich mit konstant zweistelligem Wachstum<br />

wie in den 80er und 90er Jahren zu.<br />

Und auch Rentenanlagen bieten angesichts<br />

historisch niedriger Zins niveaus<br />

keine attraktive, kalkulierbare Verzinsung<br />

und dienen damit nicht mehr in<br />

vergleichbarem Maße als Risikopuffer<br />

im Port foliokontext. Trend umbrüche<br />

und phasenweise starke Schwan kungen<br />

über alle Anlageklassen beherrschen das<br />

Bild, und die Anzahl sowie die Auswirkungen<br />

nicht antizipierbarer Markteingriffe<br />

haben sichtlich zugenommen. Die<br />

Finanzmärkte sind abhängig geworden<br />

von einer Geldpolitik, die mehr denn je<br />

darauf bedacht ist, den Folgen struktureller<br />

Probleme und regulatorischer Versäumnisse<br />

mit höchst unkonventionellen<br />

Maßnahmen zu begegnen – mit<br />

noch unge wis sem Ausgang. Auf diese<br />

Weise hat sich die Entwicklung an den<br />

Björn H. Robens,<br />

Sprecher des<br />

Vorstands<br />

der BHF-BANK<br />

Finanzmärkten zusehends von den realwirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten abgekoppelt.<br />

Künstlich niedrig gehaltene<br />

Realzinsen verein fachen eine reale Entwertung<br />

von Staatsschulden und er -<br />

mög lichen, die Kosten der Neu ver schul -<br />

dung zu reduzieren. Die Bepreisung von<br />

Kreditri siken wird dadurch verzerrt, es<br />

kommt zu Fehlallokation von Kapital:<br />

Anleger gehen oftmals Risiken ein, die<br />

sie nicht verstehen oder streng genommen<br />

nicht tragen können.<br />

Deutlich wird dies an den teils panik -<br />

artigen Entwicklungen der Finanz- und<br />

Devisenmärkte ausgewählter Schwellen -<br />

länder in den vergangenen Monaten.<br />

Nicht nur haben diese erneut eine<br />

Dis kussion über die Folgen der lockeren<br />

US-Geldpolitik entfacht. Sie haben auch<br />

offenbart, dass Kapitalströme über Jahre<br />

hinweg in strukturell schwache Länder<br />

geflossen sind, die im Vergleich zu den<br />

Niedrigzinsen der Industrie länder mit<br />

attraktiveren Zinsen und der Chance auf<br />

Währungsaufwertungen gelockt und<br />

damit die Entstehung innen- und außenwirtschaftlicher<br />

Ungleichgewichte begünstigt<br />

haben. Der mit der graduellen<br />

Rückführung der lockeren US-Geldpo -<br />

litik einhergehende Renditeanstieg in<br />

vielen Schwellen ländern seit Mitte 2013<br />

dreht diese Entwicklung nun um: Der<br />

US-Dollarraum wird für internationale<br />

Anleger aus Risikogesichtspunkten wieder<br />

attraktiver. Die Kapitalabflüsse mit<br />

der unmittel baren Folge abwertender<br />

Währungen und steigender Renditen<br />

setzen ins besondere Schwellenländer<br />

mit großen Leistungsbilanzdefiziten<br />

unter Zugzwang. Drastische Zinserhöh -<br />

ungen und die Gefahr einer kräftigen<br />

Kon junk turabkühlung sind die Folge.<br />

Dieses erneut von Unwägbarkeiten ge -<br />

präg te Marktumfeld bringt große He -<br />

rausforderungen für die Vermögensanlage<br />

mit sich. Die wichtigste Aufgabe des<br />

Vermögensverwalters besteht darin, die<br />

ihm anvertrauten Kundengelder nicht<br />

nur real zu sichern, sondern auch langfristig<br />

ohne Inkaufnahme unkal kulier -<br />

barer Risiken zu mehren. In einem Umfeld<br />

historisch niedriger Zinsen kommt<br />

der richtigen Asset Allocation und einem<br />

ausgefeilten Selektions prozess eine besondere<br />

Bedeutung zu.<br />

Fazit<br />

Auch aktuell haben (geld-)politische Entscheidungen<br />

immense Auswirkungen<br />

auf die Entwicklungen an den internationalen<br />

Finanzmärkten. Erneut prägen<br />

Unsicherheit und unvermittelte Trendwechsel<br />

in einzelnen Anlagesegmenten<br />

das Geschehen an den Finanzmärkten.<br />

Politische Risiken und schwer anti zi pier -<br />

bare Markteingriffe erhöhen die Un be -<br />

rechenbarkeit der Märkte. Für konser -<br />

vative Anleger, die ihr Vermögen sich ern<br />

und langfristig mehren wollen, sind neben<br />

einer dynamischen Asset Allocation<br />

ein effektives Risikomanagement, eine<br />

schnelle Reaktionsfähigkeit und kon -<br />

sequente Entscheidungen für den dauer -<br />

haften Erfolg bei der Vermögensanlage<br />

maßgeblich.<br />

❑<br />

ELITE REPORT extra<br />

21


Bethmann Bank:<br />

Echtes<br />

Private Banking<br />

Die Bethmann Bank zählt zu den größten Anbietern von<br />

Priva te Banking in Deutschland. Als einziges Kreditinstitut<br />

vergleichbarer Größe widmet sie sich ausschließlich der Bera -<br />

tung vermögender Privatkunden. Dabei steht die Bethmann<br />

Bank für echte Werte: Klarheit, Leistung und Persönlichkeit.<br />

Sie entwickelt klar verständliche und individuelle Anlagelösungen,<br />

die sich konsequent an den individuellen Wünschen<br />

und Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren. Sie bietet<br />

transparente Honorarmodelle ohne versteckte Kosten<br />

und Provisionen. Sie setzt auf eine kontinuierliche persönliche<br />

Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Und sie verfolgt<br />

eine nachhaltige Wertsteigerung, um das Vermögen der<br />

Kunden zu erhalten und zu mehren.<br />

Im deutschen Bankenmarkt besitzt die Bethmann Bank<br />

ein einzigartiges Profil: Sie ist Teil der internationalen ABN<br />

AMRO-Gruppe und damit in der Lage, die Exklusivität einer<br />

mehr als 300 Jahre alten und regional verwurzelten Privatbank<br />

mit dem globalen Netzwerk und der Kapitalkraft eines<br />

starken internationalen Finanzkonzerns zu verbinden. In<br />

Deutschland ist die Bethmann Bank mit zehn Niederlassungen<br />

in allen großen Wirtschaftszentren präsent und beschäftigt<br />

rund 410 Mitarbeiter.<br />

Das Kerngeschäft der Bethmann Bank ist die vielfach ausgezeichnete<br />

Vermögensverwaltung: Sie folgt dem Grundsatz<br />

der Nachhaltigkeit und lässt die Qualität sowie die Transparenz<br />

der Geldanlagen permanent von einem unabhängigen<br />

Nachhaltigkeitsbeirat überprüfen.<br />

Die Vermögensverwaltung ist dem Leistungsversprechen,<br />

Werte kontinuierlich zu mehren, in den vergangenen Jahren<br />

trotz eines schwierigen Marktumfeldes mit ihrer sehr<br />

guten Performance gerecht geworden.<br />

Darüber hinaus betreut die Bethmann Bank ihre Kunden<br />

auch intensiv in der Anlageberatung: Eine traditionell hohe<br />

Wertpapierkompetenz, Unabhängigkeit in der Produktauswahl,<br />

individuelle Lösungen und transparente Gebührenmodelle<br />

bilden den Kern des Angebots. Hinzu kommen ergänzende<br />

Leistungen, von der Vermögensplanung über die<br />

Erbschafts- und Nachfolgeplanung bis zum Stiftungsmanagement.<br />

Soziales Engagement ist ein fester Bestandteil der Bethmann<br />

Bank. Sie versteht sich als Teil der Gesellschaft und betätigt<br />

sich deshalb vielseitig im Rahmen sozialer und karitativer<br />

Projekte, in der Förderung von Kunst und Kultur sowie in<br />

der Wissensvermittlung.<br />

Die Historie der Bethmann Bank reicht bis ins Jahr 1712<br />

zurück. Die Privatbank ist eine der ältesten Banken Deutschlands<br />

und finanzierte bereits Goethes Italienreise und den<br />

Bau des Eiffelturms. Sie unterstützte junge Unternehmen<br />

wie Siemens und Krupp bei ihrer Gründung. Doch die Bethmann<br />

Bank ist nie stehen geblieben. Sie hat sich den wechselnden<br />

Anforderungen ihrer Kunden immer wieder angepasst<br />

– bis zum heutigen Tag.<br />

Die heutige Bethmann Bank entstand durch den Zusammen -<br />

schluss der traditionsreichen Privatbankhäuser Delbrück,<br />

Bethmann, Maffei und LGT Bank Deutschland unter dem<br />

Dach der ABN AMRO. Ende 2013 beschleunigte die Bethmann<br />

Bank ihr Wachstumstempo und erwarb die deutschen Private<br />

Banking-Aktivitäten der Credit Suisse. Nach Abschluss<br />

der Transaktion im Jahresverlauf <strong>2014</strong> wird die Bethmann<br />

Bank die größte reine Privatbank in Deutschland sein. ❑<br />

Stammhaus Bethmannhof in Frankfurt am Main<br />

22 ELITE REPORT extra


Größe kombiniert mit Beratung nach echten Werten<br />

»Klarheit, Leistung, Persönlichkeit«<br />

Stephan Isenberg, Vorstandsmitglied der Bethmann Bank, über Kundenbedürfnisse,<br />

die Bedeutung von Größe und echtes Private Banking.<br />

Elite Report extra: Herr Isenberg, im<br />

Private Banking wird stets über die<br />

Kundenbedürfnisse gesprochen. Doch<br />

was wünschen Kunden heute wirklich?<br />

Stephan Isenberg: Die Kunden wünschen<br />

einen kompetenten und verlässlichen<br />

Partner. Mehr noch: Viele sind<br />

sogar darauf angewiesen. Die Gründe<br />

liegen auf der Hand: Das Tempo an den<br />

Finanzmärkten hat deutlich angezogen,<br />

zugleich kommen immer mehr<br />

Produkte auf den Markt. Wer nicht Experte<br />

ist, kann kaum noch den Über -<br />

blick behalten. Deshalb sind wir ein<br />

ausmachbarer Ansprechpartner für<br />

unsere Kunden – und zwar in jeder<br />

Hinsicht. Natürlich geht es darum, vertraulich<br />

über finanzielle Ziele und die<br />

Steuerung des Vermögens zu sprechen.<br />

Doch es gibt viele weitere Themen,<br />

über die wir uns mit unseren Kunden<br />

austauschen. Natürlich muss die Performance<br />

stimmen, denn auch daran<br />

werden wir gemessen.<br />

Was bedeutet das konkret für Ihre tägliche<br />

Arbeit?<br />

Stephan Isenberg: Für uns sind Kunden<br />

nicht nur Inhaber von Vermögenswerten.<br />

Sie sind vor allem Menschen mit<br />

ganz persönlichen Erfahrungen, Wünschen<br />

und Perspektiven. Da ist Geld in<br />

erster Linie ein Mittel zum Zweck. Wir<br />

entwickeln gemeinsam klare und verständliche<br />

Anlagekonzepte, die eine<br />

nachhaltige Wertsteigerung ermöglichen.<br />

Dabei beraten wir konsequent<br />

produktunabhängig. So können unsere<br />

Kunden sicher sein, dass wir gar nicht<br />

erst in Interessenkonflikte geraten, sondern<br />

individuell passende Empfehlungen<br />

geben. Wir arbeiten mit trans -<br />

parenten Honorarmodellen, die keine<br />

versteckten Kosten oder Provisionen<br />

enthalten. All dies lässt sich in drei<br />

Worten zusammenfassen: Klarheit,<br />

Leistung und Persönlichkeit – das sind<br />

Stephan Isenberg,<br />

Vorstandsmitglied der Bethmann Bank<br />

die Werte, die dem Private Banking der<br />

Bethmann Bank zugrunde liegen.<br />

Damit das kein Lippenbekenntnis bleibt:<br />

Wie stellen Sie sicher, dass Sie diese Leis -<br />

tungen auch wirklich bieten können?<br />

Stephan Isenberg: Eine wichtige Voraussetzung<br />

für echtes Private Banking<br />

ist: kritische Größe. Das bedeutet,<br />

einen Schwellenwert von mindestens<br />

20 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen<br />

zu erreichen. Die Bethmann<br />

Bank verwaltet derzeit rund 25 Milliarden<br />

Euro, nach der Integration der<br />

deutschen Private Banking-Aktivitäten<br />

der Credit Suisse im Sommer <strong>2014</strong> werden<br />

es rund 34 Milliarden Euro sein.<br />

Weshalb ist diese Größe wichtig? Nur<br />

dann können sich Privatbanken auch<br />

auf stark schwankenden Märkten in -<br />

ten siv um ihre Kunden kümmern, anstatt<br />

sich mit sich selbst befassen zu<br />

müssen. Gute Erträge und konsequente<br />

Kostenkontrolle machen krisenfest<br />

und dauerhaft leistungsstark – und das<br />

ist die Voraussetzung für eine konti -<br />

nuierliche Kundenbeziehung. Dank un -<br />

serer Größe können wir zudem auch<br />

lokal eine hohe Beratungsqualität bieten:<br />

Spezialistenteams wie Vermögensplaner<br />

oder Kreditspezialisten geben<br />

direkt vor Ort umfassende und persönliche<br />

Beratung. Das kann heute kaum<br />

noch eine Privatbank gewährleisten.<br />

Apropos Größe: Welche Rolle spielt dabei<br />

die ABN AMRO?<br />

Stephan Isenberg: Die Bethmann Bank<br />

ist in die ABN AMRO-Gruppe eingebunden,<br />

eine der kapitalstärksten Banken<br />

in Europa. Die ABN AMRO verfolgt ein<br />

konservatives Geschäftsmodell und ein<br />

sehr moderates Risikoprofil. Daraus resultiert<br />

für unsere Kunden ein hohes<br />

Maß an Sicherheit und Solidität. Hinzu<br />

kommen globale Investmentmöglichkeiten.<br />

Denn wir nutzen die Zugänge<br />

zu den weltweiten Märkten, die das<br />

Netzwerk der ABN AMRO bietet.<br />

Profitieren die Kunden denn wirklich<br />

von dieser Aufstellung?<br />

Stephan Isenberg: Die Zahlen sprechen<br />

für sich: Die Vermögensverwaltung der<br />

Bethmann Bank weist seit Jahren über<br />

alle Risikoprofile hinweg eine sehr erfreuliche<br />

Performance auf. Das ist auch<br />

ein Grund für das anhaltend hohe Vertrauen<br />

unserer Kunden. Die Kombination<br />

aus Größe und Beratung nach echten<br />

Werten, die wir unseren Kunden<br />

bieten, ist einzigartig in Deutschland.<br />

Genau das meinen wir, wenn wir von<br />

»echtem Private Banking« sprechen.<br />

Herr Isenberg, wir bedanken uns für<br />

dieses Gespräch!<br />

Bethmann Bank<br />

Bethmannstraße 7-9<br />

D-60311 Frankfurt am Main<br />

Tel.: +49(0)69/2177 22 22<br />

www.bethmannbank.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

23


SVS – SeniorenVermögenSchutz:<br />

»Mehr Sicherheit für unsereinen –<br />

seriöser Seniorenschutz«<br />

Von Dr. Thomas Goppel<br />

Wer ein Leben lang hart gearbeitet hat, in vielem Verzicht<br />

geübt und gespart hat »auf Teufel komm raus!«, um in den<br />

letzten Jahren seines Daseins abgesichert zu leben, also Vorsorge<br />

getroffen hat, will am Ende nicht blank dastehen. Trotz<br />

all solcher Umsicht und weitsichtiger Planung droht oft das<br />

Aus, weil der programmierte Haushälter schließlich doch<br />

pro visionsorientierten, verantwortungslosen Geldhaien,<br />

leichtfertigen Bankern oder allzu oberflächlich ratenden<br />

Verkäufern aufgesessen ist.<br />

Finanzielle Verluste und Pleiten, die als<br />

Folge nicht ausbleiben, zerstören nicht<br />

nur das Selbstwertgefühl, sondern auch<br />

das Vertrauen in andere Institutionen und<br />

Unternehmen. Die Dunkelziffer, wie viele<br />

unter uns Senioren an solchen Folgen<br />

körperlich und seelisch leiden, ernsthaft<br />

daran erkranken, ist groß und am Ende<br />

wohl nie aufgehellt.<br />

Die Elite Report Redaktion ist dem gesellschaftlichen<br />

Szenario rund um die<br />

Vermögensanlagen der Senioren seit Jahren<br />

auf der Spur, erforscht es und mahnt<br />

nachhaltige Besserungen an. Noch immer hat sich allerdings<br />

nicht herumgesprochen, dass die Sicherheit für Senioren<br />

und ihre Anlagen ein hohes Gut ist, dem sich der seriöse Vermögensverwalter<br />

zu verschreiben hat. Der Druck auf Banken<br />

und Berater will erhöht sein. Die betreute Kundschaft<br />

muss sich zusammentun.<br />

Dr. Thomas Goppel, MdL,<br />

Staatsminister a.D.<br />

So ist der SeniorenVermögenSchutz entstanden, hat sich<br />

zum Ziel gesetzt, seriösen Verbraucherschutz zügig zu prüfen<br />

und weiterzuentwickeln. Wir machen das nicht allein,<br />

sondern versuchen, uns in Gesellschaft und Politik so zu verankern,<br />

dass unsere Anregungen und Empfehlungen auch<br />

gehört und befolgt werden. Wenn Sie als mögliche Kundschaft<br />

es so wollen, dann stimmt die Schlussfolgerung, dass<br />

wir uns um ein besonderes Vier-Augen-Prinzip bemühen.<br />

Wir, die Fachleute und die poli tischen Gesprächspartner in<br />

der Gesellschaft, installieren miteinander ein Frühwarn -<br />

system für die Fälle, in denen die Konditionen für Ihre Anlagen<br />

ins Wanken geraten.<br />

Wenn Sie sich da mit engagieren wollen, Interesse<br />

haben, mit uns zur »frühen Prüfstelle«<br />

für Vermögensanlagen und ihre Seriosität zu<br />

gehören, nehmen Sie über die Elite Report<br />

Redaktion Kontakt mit uns auf.<br />

Obwohl bundesweit zeitweise unterwegs, hier<br />

einige Stationen, die den politisch und sozial<br />

engagierten Menschen beschreiben:<br />

Dr. Thomas Goppel ist seit 1974 Mitglied des<br />

Bayerischen Landtages und hat nicht nur als<br />

Staatssekretär sondern auch als Staatsminis -<br />

ter für Wissenschaft und Kunst, für Bundesund<br />

Europa-Angelegenheiten und für Landes -<br />

entwicklung und Umweltfragen 20 Jahre Akzente gesetzt.<br />

Seit 2012 ist er Vorsitzender im Landes denkmal-Rat.<br />

Um den erfahrenen Dr. Thomas Goppel hat sich bereits ein<br />

praxiserfahrenes Team gebildet, das im Rahmen eines<br />

gemein nützigen Vereins das Thema Vermögenschutz zügig<br />

strukturiert, um eine zuverlässig schützende Hand für<br />

Senioren auszubreiten. Unterstützt wird der SVS von einem<br />

kompetenten Fach- und einem Rechtsbeirat. Nähere<br />

Auskunft über den jeweiligen Entwicklungsstand erhalten<br />

Sie unter Telefonnummer 089 / 470 36 48.<br />

❑<br />

24 ELITE REPORT extra


Metzler Private Banking:<br />

Das Stiefkind der Deutschen: Die Aktie<br />

Keine Frage: Die Deutschen sind fleißige Anleger – aber legen sie auch »richtig« an? Unter »richtig« verstehen wir in diesem<br />

Kontext: in Bezug auf die Einschätzung des mit der Kapitalanlage verbundenen Risikos. Zu den Risiken elementarer Natur<br />

zählen wir politische Risiken, Deflation und Inflation. Und Letztere schaffte es in einer Umfrage des Allensbach-Instituts vor<br />

etwa anderthalb Jahren auf Platz zwei der größten Ängste der deutschen Bevölkerung. Der Studie zufolge hat rund die Hälfte<br />

der Deutschen Angst vor steigenden Preisen.<br />

Von Frank Naab, Leiter des Portfoliomanagements<br />

Die Aufteilung des privaten Geldvermögens<br />

in Deutschland legt aber den<br />

Schluss nahe, dass sich die Bundesbürger<br />

viel stärker vor einer Deflation<br />

fürchten. So liegt der Anteil, der in Aktien,<br />

also in Substanzvermögen, angelegt<br />

wird und somit unter einer Deflation<br />

besonders leiden dürfte, lediglich<br />

bei 5 Prozent. Wenn man dazu die indirekt<br />

über Versicherungen, Pensionsgelder<br />

und Investmentfonds angelegten<br />

Gelder addiert, erhöht sich diese<br />

Quote auf immer noch magere 10 Prozent.<br />

Hingegen beträgt die Quote, die<br />

direkt oder indirekt in Bankguthaben<br />

und Anleihen, also in Nominalanlagen<br />

gehalten wird und die in inflationären<br />

Phasen stark in Mitleidenschaft ge -<br />

zogen werden dürfte, bei circa 75 Prozent.<br />

Es ist geradezu paradox: Die<br />

Deutschen setzen sich bei ihrer Geldanlage<br />

jenem Risiko am stärksten aus,<br />

wovor sie sich am meisten fürchten!<br />

Dieser Umstand mutet schon fast mys -<br />

teriös an. Oder ist etwa die Inflation als<br />

solche ein Mysterium?<br />

Frank Naab, Leiter des Portfoliomanagements<br />

im Metzler Private Banking<br />

Auf den ersten Blick ist Inflation ein<br />

Krisenaspekt, von dem die Deutschen<br />

bisher weitgehend verschont geblieben<br />

sind. So sank die durchschnittliche<br />

Inflationsrate in Deutschland von 2,6<br />

Prozent im Jahr 2008 auf 1,5 Prozent<br />

im vergangenen Jahr. Trotz einer höheren<br />

gefühlten Preissteigerungsrate, die<br />

nach Einschätzung von Experten im<br />

Jahr 2013 bei 2,2 Prozent lag, scheinen<br />

somit die Ängste vor einer »Geldschwemme«<br />

weitgehend unbegründet.<br />

Allerdings fragen wir uns, ob die niedrigen<br />

Raten der Vergangenheit auch<br />

für die Zukunft angenommen werden<br />

können. Hieran sind durchaus Zweifel<br />

angebracht.<br />

Dies gilt umso mehr, als unter Ökonomen<br />

eine höhere Inflation ohnehin<br />

schon salonfähig geworden ist. So<br />

sprach der Chefökonom des Internationalen<br />

Währungsfonds (IWF), Olivier<br />

Blanchard, im Herbst vergangenen Jahres<br />

in einem Interview mit dem »Handelsblatt«<br />

davon, dass die Wohlstandskosten<br />

von einer zwei- oder vierprozentigen<br />

Inflation gleich niedrig seien.<br />

Bereits für die Verbraucher mag diese<br />

Ansicht befremdlich wirken. Für Kapitalanleger<br />

– und insbesondere für den<br />

»Durchschnittsdeutschen« mit seiner<br />

hohen Gewichtung von Bankguthaben<br />

und Anleihen in seinem Finanzvermögen<br />

– macht es aber sehr wohl einen<br />

Unterschied, ob die Inflation 2 Prozent<br />

oder 4 Prozent beträgt. Die infolge der<br />

anhaltend niedrigen Zinsen bereits bei<br />

einer Preissteigerung von 2 Prozent einsetzende<br />

schleichende »Enteignung«<br />

scheint das Anlageverhalten des fleißigen<br />

deutschen Sparers bisher zwar<br />

kaum zu beeinflussen, aber spätestens<br />

bei einer Inflationsrate von 4 Prozent<br />

sollte die Erkenntnis reifen, dass es in<br />

Zei ten der finanziellen Repression ohne<br />

eine angemessene Dotierung gerade<br />

von Aktien kaum möglich ist, real po -<br />

sitive Renditen zu erzielen. Damit es<br />

künftig heißt: Die Deutschen sparen<br />

fleißig – und richtig!<br />

❑<br />

Das Haus Metzler in Frankfurt-Bonames<br />

Metzler Private Banking<br />

Große Gallusstraße 18<br />

60311 Frankfurt am Main<br />

Tel.: +49(0)69/2104 46 42<br />

www.metzler.com<br />

ELITE REPORT extra<br />

25


Unsere Stärke liegt seit jeher in der direkten Nähe zu unseren Kunden und in der persönlichen Beratung.<br />

Wir sind in der Region verwurzelt und ziehen daraus unsere Kraft.<br />

Die Bank Schilling & Co Aktiengesellschaft wurde 1923 in<br />

Hammelburg/Bayern gegründet und ist seither eine fami -<br />

liengeführte Privatbank. Mit rund 350 Mitarbeitern in der<br />

Unternehmensgruppe sind die Privatbankiers an 14 Filialstandorten<br />

und drei Geschäftsstellen in Bayern, Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz und Thüringen präsent.<br />

Durch die Beraterinnen und Berater mit regionalen Wurzeln<br />

an den Filialstandorten pflegt das Bankhaus die Nähe und<br />

die Verbindungen zu ihren Kunden und Geschäfts partnern<br />

und versteht sich dabei auch als Netzwerkpartner.<br />

Die Kernkompetenz liegt in der unabhängigen<br />

Vermögensbetreuung von Privatpersonen,<br />

Unternehmen, Familien<br />

und Stiftungen. Individuell und ganzheitlich<br />

werden die Kunden bei der Anlage<br />

ihres Vermögens, bei Finanzierungsfragen,<br />

bei dem Kauf und Verkauf von<br />

Immobilien sowie in den Bereichen Vorsorge-<br />

und Risikomanagement betreut.<br />

Stil des Hauses ist es, dass man als Kunde<br />

der Privatbank auch von einem Unternehmer<br />

betreut wird. Vorstände und<br />

Inhaber selbst sind Partner in vielen<br />

Kundengesprächen und versuchen so,<br />

den Stil des Hauses über die nächsten Jahre<br />

zu bewahren und weiterzureichen.<br />

Standorte:<br />

Stammhaus Hammelburg,<br />

Aschaffenburg, Bad Brückenau,<br />

Bad Kissingen, Bad Neustadt,<br />

Bad Salzungen, Bamberg, Darmstadt,<br />

Frankfurt, Fulda, Gelnhausen,<br />

Meiningen, Schweinfurt, Wiesbaden,<br />

Würzburg.<br />

Tochtergesellschaften:<br />

Dr. Schmitt GmbH Würzburg<br />

– Versicherungsmakler –<br />

Dr. Schmitt Leasing GmbH<br />

Dr. Schmitt Immobilien GmbH<br />

Bank Schilling & Co<br />

Aktiengesellschaft<br />

Am Marktplatz 10<br />

D-97762 Hammelburg<br />

Tel.: +49(0)9732/904114<br />

www.bankschilling.de<br />

info@bankschilling.de<br />

Diese Kontinuität ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil,<br />

den viele Kunden schätzen.<br />

Nicht nur die Worte Exklusivität, Stabilität und Unabhängigkeit<br />

als Leitgedanken, sondern der eigene Aufbau des<br />

Familienunternehmens von Generation zu Generation haben<br />

die Vermögensverwaltung geprägt. Im Hause Schilling spürt<br />

man die besondere Kultur eines Familienunternehmens, die<br />

sich durch die Verantwortungsübernahme ergibt. Schnelligkeit<br />

und kurze Entscheidungswege werden hier gelebt.<br />

Hochmotivierte und erfahrene Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter findet der Kunde<br />

in der exklusiven Privatbank. Objektiv<br />

und mit exzellentem fachlichen Knowhow<br />

begleiten die Berater die Kunden des<br />

Hauses. Durch nachhaltiges sowie unabhängiges<br />

Wirken und Qualitätsarbeit stärken<br />

sie die Kundenbindung.<br />

Das Vermögen soll erhalten und in Ruhe<br />

gemehrt und eben nicht durch Spekula -<br />

tion gefährdet werden. Aus diesem Grund<br />

setzt das Haus seit vielen Jahren aus -<br />

schließlich auf konservative Werte. Diese,<br />

vielleicht nach außen hin erscheinend<br />

ländliche Einstellung, hat das Haus seit<br />

vielen Jahren geprägt und ist ein Attribut,<br />

was viele verbundene Kunden des Hauses<br />

schätzen.<br />

<strong>26</strong> ELITE REPORT extra


Bank Schilling & Co Aktiengesellschaft:<br />

Sinn und Gespür<br />

für Wertebeständigkeit<br />

Die Vorstände des Bankhauses Schilling über die Unternehmensphilosophie der Bank<br />

Die Vorstände (v.l.n.r.): Matthias Busch, Dr. Hubert-Ralph Schmitt und Aloys Tilly (©druschel photodesign)<br />

Die Berater des Bankhauses Schilling<br />

sind nicht sich selbst, im Kern nicht der<br />

Bank, sondern im Sinne der Bank ausschließlich<br />

dem Kunden verpflichtet.<br />

Unabhängigkeit – Best Advice<br />

Als Privatbank in Familienbesitz sind<br />

wir bei den Anlagen, die wir empfehlen,<br />

unabhängig. Unabhängigkeit ist<br />

unser höchstes Gut. So sind unsere<br />

kom petenten Beraterinnen und Be -<br />

rater grundsätzlich frei in ihren Entscheidungen<br />

und können optimal auf<br />

die Wünsche ihrer Kunden eingehen.<br />

Unserem Bekenntnis zur unabhängigen<br />

Beratung folgen wir konsequent –<br />

der bewusste Verzicht auf eigene Produkte<br />

sorgt dabei für die notwendige<br />

Objektivität. Der Produktauswahl unter<br />

qualitativen Gesichtspunkten liegt<br />

ein intensives Research zugrunde.<br />

Partnerschaftliche Beziehungen<br />

Wir legen sehr großen Wert auf eine<br />

persönliche und partnerschaftliche Be -<br />

ziehung zu unseren Kunden und Geschäftspartnern.<br />

Verantwortung, Ehrlichkeit<br />

und Transparenz sind die<br />

Grundlagen einer soliden Beziehung –<br />

und die Prinzipien unserer Beratung.<br />

Als inhabergeführte, unabhängige Privatbank<br />

ist unser Arbeiten von Kontinuität<br />

und Zuverlässigkeit geprägt.<br />

Viele unserer Kunden- und Geschäftsbeziehungen<br />

bestehen seit Generationen<br />

und haben dadurch die notwen -<br />

dige Stabilität – Stabilität ist für uns<br />

einer der wichtigsten Faktoren für die<br />

Gewährleistung von Qualität.<br />

Die Begleitung durch ein und denselben<br />

Berater über Jahre hinweg ist für<br />

uns eine Selbstverständlichkeit. Sie finden<br />

im Bankhaus Schilling sowohl in<br />

der Unternehmensführung, als auch<br />

im Mitarbeiterstamm Kontinuität. Die<br />

Treue unserer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter entspricht diesem Vertrauensprozess.<br />

Dabei steht die Arbeit in<br />

Teams immer im Vordergrund.<br />

Sinn und Gespür für<br />

Wertebeständigkeit<br />

Selbstverständlich wollen wir für unsere<br />

Kunden gute Anlageerfolge er -<br />

zie len – jedoch nicht zu jedem Preis.<br />

Risiko und Chance müssen in einem<br />

angemessenen Verhältnis stehen. Wir<br />

verstehen uns als Privatbankiers ganz<br />

modern mit Gespür für Wertebeständigkeit,<br />

denn Kontinuität durch nachhaltiges<br />

Wirtschaften ist untrennbar<br />

mit der Geschichte der Privatbank<br />

Bank Schilling verbunden. Das Ergebnis<br />

dieses kontinuierlichen Entwicklungsprozesses<br />

über Jahrzehnte heißt<br />

Erfahrung.<br />

Wir sind der Meinung, dass unsere<br />

Kunden konservativ ausgerichtete Anlageziele<br />

nur dann erreichen können,<br />

wenn der Aufbau des Portfolios eine<br />

konstante Wertentwicklung ermöglicht.<br />

Hierbei setzen wir ein breit<br />

diversifiziertes Portfolio mit Investitionen<br />

in verschiedenen Anlageklassen,<br />

Branchen und Regionen ein. Das Ziel ist<br />

es, Risiken zu minimieren und einen<br />

möglichst konstanten Ertrag für den<br />

Anleger zu generieren.<br />

Tradition und Wissen<br />

Wir verfolgen eine geradezu beharr -<br />

liche Geradlinigkeit in der Geschäftspolitik.<br />

Dennoch ist es unser Wille, uns<br />

ständig weiter zu entwickeln, ohne<br />

dabei unsere traditionellen Wurzeln zu<br />

verlieren. Auch in der Zukunft wollen<br />

wir die immer weiter wachsenden<br />

Anforderungen schnell und möglichst<br />

unbürokratisch zur Zufriedenheit unserer<br />

Kunden lösen. Tradiertes Wissen<br />

und eine fundierte Ausbildung sind die<br />

Grundlagen für beste Ergebnisse.<br />

Maßgeschneiderte Lösungen<br />

In unserer Unabhängigkeit und der<br />

daraus resultierenden Anpassungsfähigkeit<br />

an die Bedürfnisse unserer<br />

Geschäftspartner liegt die größte Stärke<br />

unseres Hauses. Wir streben danach,<br />

das Mosaik an Möglichkeiten zu erkennen,<br />

zu analysieren und zum Bes ten für<br />

unsere Mandanten zu gestalten.<br />

Die entsprechenden Lösungsvorschläge<br />

für unsere Kunden werden auf die<br />

jeweilige Lebensphase sowie die persönlichen<br />

und beruflichen Ziele abgestimmt.<br />

Im Bankhaus Schilling gibt es<br />

keine Standardlösungen – in der in -<br />

dividuellen Konzeption sehen wir unseren<br />

Betreuungsansatz.<br />

❑<br />

ELITE REPORT extra<br />

27


Performance IMC Vermögensverwaltung AG:<br />

Kundennah, leistungsorientiert<br />

und unabhängig<br />

Die Performance IMC Vermögensverwaltung AG vereinigt Transparenz und Leistung<br />

Seit geraumer Zeit erhielt die Elite Report Redaktion posi tive<br />

Hinweise von Lesern und entsprechende Erträgnisaufstellungen.<br />

Natürlich stellten wir dieses Haus sofort unter Beobachtung<br />

und prüften es ausgiebig. Auf Anhieb kam das<br />

Mannheimer Unternehmen in die Goldene Pyramide der Ausgezeichneten,<br />

zählt also damit zu den empfehlenswerten<br />

Häusern. Doch nicht nur in puncto Beratungssystematik, Vermögensverwaltungskonzept<br />

und Stil überzeugte die Performance<br />

IMC sondern auch in der Leistung. Dieser bank en -<br />

un ab hängige Vermögensverwalter nimmt darin sogar einen<br />

Spitzenplatz ein.<br />

So urteilte die Report Jury: »Ein aktiver Vermögensverwalter,<br />

ein Spezialist für äußerst durchdachte Strategien. Und<br />

am Ende steht der Erfolg, denn dieses Haus macht im mer<br />

eine ansehnliche Performance weit über dem Durchschnitt<br />

der Konkurrenz,« weiter steht im Elite Report <strong>2014</strong> über die<br />

Performance IMC, die bundesweit das Vermögen von Privatkunden,<br />

Institutionen und Stiftungen verwaltet: »Diese<br />

inhabergeführte und bankenunabhängige Aktiengesellschaft<br />

ist der Inbegriff, wie Fachwissen und konsequente Diversifikation<br />

gepaart mit striktem Risikomanagement Solidität<br />

ebenso produziert wie zügigen Vermögenszuwachs.«<br />

Eine ansehnliche Zahl anspruchsvoller Privatkunden aber<br />

auch institutioneller Kunden fühlt sich bestens betreut. Vor<br />

allem werden die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden sorgfältig<br />

ermittelt und als tragendes Fundament im jeweili gen<br />

Vermögensverwaltungskonzept berücksichtigt. Es ist diese<br />

Sorgfalt, die den sehr gut wachsenden Erfolg plausibel<br />

macht. Die Redaktion hat mit ihren Tests eine vorbildliche<br />

Kundenorientierung festgestellt. Sie fand damit bestätigt,<br />

was die eingangs erwähnten Tippgeber – unsere Leser – bereits<br />

lobten.<br />

Die engagierten Mannheimer Vermögensverwalter, die auch<br />

bundesweit ihre Kunden betreuen, wissen, dass verkaufende<br />

Berater out sind und nichts in einer seriösen Vermögensverwaltung<br />

zu suchen haben. Sie sind gefährlich. Denn<br />

sie beschädigen den Vermögensverwalter und den Kunden<br />

zugleich. Kurzfristig mögen diese »Vertriebsgenies« ja ihre<br />

Bank etwas reicher machen, aber mittel- und langfristig gesehen<br />

dürften die Kunden dann schnell das Weite suchen.<br />

Hier im Mannheimer Team weiß man dagegen, dass ein gu -<br />

ter Vermögensverwalter immer im Dienst des Kunden steht,<br />

ihn also möglichst immer etwas reicher macht, ohne dabei<br />

verhungern zu müssen. Damit sind die wettbewerbsfähigen<br />

Honorare schon kurz angesprochen.<br />

Eine immer größere werdende Bedeutung haben die Be ra -<br />

tungs mandate für Investmentfonds. So zeigt sich die Per for -<br />

mance IMC für die Anlagestrategien der Saphir-Fondsfamilie<br />

seit 2007 verantwortlich, die 2011 um einen Publikumsfonds<br />

erweitert wurde, der eine sehr interessante Entwicklung vorweisen<br />

kann und im direkten Vergleich mit In vestmentfonds<br />

bekannter Anbieter zu überzeugen weiß.<br />

❑<br />

28 ELITE REPORT extra


Persönlich und transparent<br />

Andreas Müller erläutert die Besonderheiten seines Unternehmens und lädt Investoren ein,<br />

sich mit der Performance IMC zu beschäftigen.<br />

Elite Report extra: Herr Müller, was<br />

unterscheidet Ihr Unternehmen von<br />

anderen Häusern?<br />

Andreas Müller: Wir fokussieren uns als<br />

mittelständisches Unternehmen auf unsere<br />

beiden Kernkompetenzen Kunden -<br />

beratung und Portfolio-Management.<br />

Außerdem streben wir keine banküb -<br />

lichen Umsatzmargen an, die uns zu<br />

einem Produktverkauf zwingen würden.<br />

Am Ende zahlen sich für uns daher<br />

nur wirklich langfristige Kunden be -<br />

ziehung aus, was unmittelbar zu einer<br />

Zielkonformität zwischen unseren Man -<br />

danten und uns führt.<br />

Was erwarten Ihre Mandaten?<br />

Andreas Müller: Bereits vor einigen<br />

Jahren haben wir institutionelle Strukturen<br />

im Unternehmen geschaffen und<br />

Investitionen in unsere Infrastruktur<br />

vorgenommen, die die hohe Qualität<br />

unserer Dienstleistung ermöglichen.<br />

So können wir für unsere Mandanten<br />

die Nachhaltigkeit und ein hohes Maß<br />

an Transparenz sicherstellen, die diese<br />

erwarten.<br />

Was verstehen Sie unter Transparenz?<br />

Andreas Müller: Wir sprechen mit allen<br />

Mandanten, deren Portfolios kon se -<br />

quent nach dem Grundsatz der Diver -<br />

sifikation aufgebaut sind, persönlich<br />

und sehr direkt über Risiken. Anhand<br />

der Dokumentation unserer Strategien,<br />

die wir seit bis zu 14 Jahren verwalten,<br />

zeigen wir ungeschönt die erreichten<br />

Ergebnisse. Unabhängig davon, dass<br />

nur wenige Häuser derart lange echte<br />

historische Daten vor weisen können,<br />

wollen wir uns mit dieser Offenheit<br />

nicht nur <strong>vom</strong> Wettbewerb differenzieren,<br />

sondern einen echten Mehrwert<br />

für unsere Man dan ten schaffen.<br />

Sie beschreiben Ihr Unternehmen als<br />

kundennah, wie meinen Sie das?<br />

Andreas Müller: Zunächst bedeutet<br />

Kun dennähe für uns, dass wir jederzeit<br />

persönlich ansprechbar sind. Ich meine<br />

damit tatsächlich alle Mitarbeiter, inklusive<br />

dem Vorstand. Außerdem ha ben<br />

wir mit »Vermögensverwaltung im<br />

Dialog« ein neues Konzept umgesetzt,<br />

bei dem unsere Kunden sich direkt mit<br />

dem Portfolio-Management austau -<br />

sch en kön nen, das heißt sie erfahren<br />

aus erster Hand, wie wir aktuelle Entwicklungen<br />

einschätzen und welche In -<br />

ves t ment ent schei dungen wir treffen.<br />

Kundenähe bedeutet ebenfalls für uns,<br />

dass wir an meh reren Standorten Büros<br />

besitzen, wie in München, Frankfurt,<br />

Bonn oder Berlin.<br />

Sicher werden wir in den kommenden<br />

Monaten zusätz liche Bü ros er öff nen,<br />

um die geogra phi sche Nä he zu unseren<br />

Kunden sicherzustellen und selbstverständlich<br />

werden wir weiterhin mit groß -<br />

em Engagement versuchen, konstant<br />

hervorragende Er gebnisse zu erzie len.<br />

Wie definieren Sie Erfolg?<br />

Andreas Müller: Bei jedem Mandat<br />

spielen zwei wesentliche Faktoren eine<br />

Rolle, die angestrebte oder prognos -<br />

ti zierte Rendite und die Risikobereitschaft<br />

des Kunden. Beides hängt untrennbar<br />

miteinander zusammen. Der<br />

Erfolg ist also die Leistung zu erbringen,<br />

die unsere Mandanten von uns erwar -<br />

ten. Damit ist erst der Erfolg unserer<br />

Kunden unser Erfolg.<br />

Herr Müller, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch!<br />

Die Performance IMC Vermögensverwaltung AG aus Mannheim zählt zu den<br />

erfolg reichen unabhängigen Vermögensexperten in Deutschland. Neben<br />

Privatkunden erhalten institutionelle In vestoren, Stiftungen und Familienverbünde<br />

die professionellen Dienstleistungen des mehrfach ausgezeichneten<br />

Vermögensverwalters, der unverändert inhabergeführt und unabhängig von<br />

Vorgaben Dritter ist. Andreas Müller gründete die Performance IMC Ver -<br />

mögensverwaltung AG 2000 in Mannheim, die er gemeinsam mit seinem<br />

Vor standskollegen Michael Stegmüller leitet.<br />

Michael Stegmüller<br />

Performance IMC Vermögensverwaltung AG<br />

Augustaanlage 32, D-68165 Mannheim<br />

Tel.: +49(0)621/ 401712-30<br />

www.performance-imc.de<br />

Andreas Müller<br />

Der Hauptsitz der Gesellschaft ist in Mannheim. Bundesweit bestehen weitere Standorte in:<br />

Berlin, Bonn, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg und München.<br />

ELITE REPORT extra<br />

29


DZ PRIVATBANK und VR-PrivateBanking:<br />

»Frischer Wind<br />

und neue Qualitäten«<br />

Die DZ PRIVATBANK ist das Kompetenzcenter für Private<br />

Banking der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken<br />

Raiffeisenbanken. Sie verfügt über sieben deutsche<br />

Standorte und ist zudem international an den Finanzzentren<br />

in Luxemburg, der Schweiz und in Singapur vertreten<br />

sowie darüber hinaus durch ihre Einbindung in die DZ<br />

BANK Gruppe und in die WGZ Bank Gruppe an allen bedeutenden<br />

Finanzplätzen für in- und ausländische Firmenkunden.<br />

Besondere Kundennähe erreicht die DZ PRIVAT-<br />

BANK über die 13.500 Bankstellen der rund 1.100 deutschen<br />

Volksbanken Raiffeisenbanken. Das schafft eine einzigar -<br />

tige Verbindung von lokaler Nähe und nationaler und internationaler<br />

Kompetenz.<br />

Zentrale der<br />

DZ PRIVATBANK<br />

in Luxemburg<br />

»Frischen Wind und neue Qualitäten« bringe die DZ PRIVAT -<br />

BANK mit ihrem einzigartigen Antritt in die Vermögensverwaltungsbranche<br />

ein, so schreibt der Elite Report.<br />

Be sonders honorieren die unabhängigen Tester dabei die<br />

Themen Risikoaufklärung und Transparenz in der Beratung.<br />

Dem Kunden werde immer reiner Wein eingeschenkt. Der<br />

auf den genossenschaftlichen Werten basierende Ansatz<br />

von VR-PrivateBanking mit seiner tiefen Verwurzelung in<br />

der Genossenschaftlichen FinanzGruppe spricht offenkundig<br />

nicht nur die richtigen Werte wie Vertrauen und<br />

Sicherheit an. Vor allem die nachweisliche Kompetenz, die<br />

unabhängige und ganzheitliche Beratung und die daraus<br />

resultierenden Ergebnisse überzeugen die Kunden.<br />

Mit Werten gestalten<br />

Exklusives Private Banking und genossenschaftliche Werte<br />

widersprechen sich nicht – im Gegenteil. Sie ergänzen sich.<br />

Das beweisen die Volksbanken Raiffeisenbanken und ihr<br />

Private Banking-Spezialist DZ PRIVATBANK, die mit ihrem<br />

gemeinsamen Angebot einen werteorientierten Anspruch<br />

verfolgen: Private-Banking für Menschen, denen Performance,<br />

Qualität und Leistung wichtig sind, die aber mit<br />

ihrem Vermögen mehr anstreben als »nur« seine bloße Vermehrung.<br />

VR-PrivateBanking richtet sich an vermögende<br />

Privatkunden, die »mit Werten gestalten« wollen.<br />

Anleger, die dieses Angebot schätzen, streben nicht Ren dite<br />

um jeden Preis an. Sie suchen eine nachhaltig stabile, risikosensible<br />

und langfristig werterhaltende Anlage. Auch<br />

nichtfinanzielle Werte wie gesellschaftliche und ökolo gi -<br />

sche Verantwortung spielen eine große Rolle. Und die Kunden<br />

fordern mehr denn je von ihrer Bank Glaubwürdigkeit<br />

und Transparenz. Natürlich erwartet auch der »neue« Private-Banking-Kunde<br />

kompetente Beratung und Betreuung,<br />

die Marktchancen nutzt und Vermögen nicht nur sichert,<br />

sondern stetig vermehrt.<br />

Werteorientierung und Leistung<br />

Viele Banken versprechen inzwischen Kundenorientierung<br />

und Offenheit. Doch es geht um mehr als nur um schöne<br />

Worte. Glaubwürdigkeit entsteht durch Leistung und Transparenz.<br />

Die DZ PRIVATBANK beweist nun schon zum wiederholten<br />

Mal auch stellvertretend für die genossenschaftliche<br />

Bankengruppe in Deutschland, dass beides möglich<br />

ist und schafft so die Basis für eine nachhaltige Kunden -<br />

beziehung. Im genossenschaftlichen Private Banking kombinieren<br />

DZ PRIVATBANK und die Volksbanken Raiffeisenbanken<br />

ihre jeweiligen Stärken und schaffen so ein im<br />

Markt einmaliges, von lokaler Nähe und internationaler<br />

Kompetenz geprägtes Angebot, das die Erwartungen vermögender<br />

Privatkunden ganzheitlich abdeckt – und dabei<br />

den neuen Wunsch nach einer werteorientierten und nachhaltigen<br />

Vermögensbetreuung perfekt erfüllt.<br />

❑<br />

30 ELITE REPORT extra


Ein Gespräch mit Richard Manger, Vorstand Private Banking der DZ PRIVATBANK<br />

Elite Report extra: Herr Manger, was sind<br />

die Gründe für die jüngsten Erfolge des<br />

genossenschaftlichen Private Banking?<br />

Richard Manger, Vorstand Private Banking<br />

der DZ PRIVATBANK<br />

Richard Manger: Kurz und prägnant:<br />

Glaubwürdigkeit und Leistung. Unsere<br />

Kunden honorieren, dass wir wirklich<br />

anderes Private Banking anbieten und<br />

dennoch – oder besser eben deswegen –<br />

nachhaltig erfolgreich für sie arbeiten.<br />

Wir bieten Private Banking, das die<br />

Werteerwartungen der Kunden ernst<br />

nimmt, das nicht allein auf Rendite abzielt,<br />

sondern auch berücksichtigt, wie<br />

die Anlage- und Ertragsziele erreicht<br />

werden. Denn die vermögenden Kunden<br />

von heute wollen verantwortlich<br />

handeln, auch in Vermögensfragen.<br />

Verantwortliches Handeln versprechen<br />

heute aber viele Banken.<br />

Richard Manger: Die Kundenerwartung<br />

hat sich grundlegend verändert, darauf<br />

haben sich die Banken mit ihrer Kommunikation<br />

eingestellt. Aber gerade in<br />

Vermögensfragen bedarf es mehr als<br />

nur schöner Worte und Bilder. Vertrauensaufbau<br />

ist ein langwieriger Prozess,<br />

der nur mit wirklich glaubwürdigen<br />

Leistungen erfolgreich ist. Dass VR-<br />

PrivateBanking tatsächlich einzigartig<br />

ist und dabei objektiv überzeugen<br />

kann, belegen neben vielen zufriedenen<br />

Kunden und guten Performancezahlen<br />

die unabhängigen Urteile des<br />

Elite Report und anderer Markttests.<br />

Darauf sind wir stolz, denn die Erfolge<br />

sind keine Glückstreffer, sondern wiederholte<br />

Bestätigung langfristig herausragender<br />

Leistung.<br />

Wertebasierte<br />

Spitzenleistung<br />

Jenseits der genossenschaftlichen Werte:<br />

Was macht Ihr Angebot aus?<br />

Richard Manger: Drei Worte: Lokal.<br />

Na tional. International. Wir bringen<br />

die weltweit führenden Finanzplätze<br />

mit ih ren jeweiligen Spezialitäten und<br />

Standortvorteilen, mit hervorragend<br />

aus gebildeten Mitarbeitern und höchs -<br />

ter Servicequalität, gewissermaßen<br />

bis vor die Haustür und verbinden dies<br />

mit der Marktnähe der Berater in den<br />

13.500 Bankstellen der Volksbanken<br />

Raiffeisenbanken. Das ergibt eine ein -<br />

malige Kundennähe. Privat- und Fir -<br />

men kun den können sich vor Ort in<br />

ihrer Genossenschaftsbank, aber auch<br />

in einer unserer sieben bundesweiten<br />

Niederlassungen und in den Auslandsstandorten<br />

beraten und betreuen lassen.<br />

Wie geht das praktisch und konkret?<br />

Richard Manger: Erste Anlaufstelle ist in<br />

der Regel die Bank vor Ort. Der Berater<br />

des Kunden nimmt die Wünsche und<br />

Erwartungen auf und zieht dann je<br />

nach Komplexität und Bedarf die Spezialisten<br />

aus den Niederlassungen oder<br />

den Auslandsstandorten der DZ PRIVAT -<br />

BANK hinzu. Dieser Team an satz hat<br />

sich gerade im Vermögens management<br />

mit seinen vielen Facetten als sinnvoll<br />

und erfolgreich durch ge setzt. Und wir<br />

verfolgen ein Kom pe tenz konzept: Die<br />

DZ PRIVATBANK als Private-Banking-<br />

Kompetenzcenter der Volksbanken<br />

Raiff eisenbanken bün delt Fachwissen<br />

und stellt bei Bedarf hochspezialisiertes<br />

Know-how, zum Beispiel im Portfolio -<br />

ma nagement, in der Finanz- und Vorsorgeplanung<br />

insbesondere für Unternehmer<br />

oder dem Stiftungs- und Immo -<br />

bilienmanagement, zur Verfügung. VR-<br />

PrivateBanking vereint die für den<br />

Kun denerfolg erforderlichen Kompetenzen,<br />

Standorte und Marktzugänge<br />

unter einem Dach und kombiniert<br />

dabei die jeweiligen Stärken der Partner<br />

im Sinne des Kundenerfolgs. Ich denke,<br />

das ist ein einmaliges Konzept auf<br />

einem starken Fundament.<br />

Vielen Dank für dieses Gespräch!<br />

Standorte:<br />

Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg,<br />

Hannover, Luxemburg, Nürnberg,<br />

München, Singapur, Stutt gart, Zürich<br />

Als Teil der Genossenschaftlichen<br />

Fi nanz Grup pe vor Ort in einem der dichtesten<br />

Bankservice-Netze Europas.<br />

Mitarbeiter: 1.120<br />

Private Banking Vorstand:<br />

Richard Manger<br />

Leistungsspektrum:<br />

Vermögensverwaltung,<br />

Anlagebe ratung, Family Office,<br />

Finanz- und Vorsorgeplanung,<br />

Immobilienmanagement,<br />

Stiftungsmanagement,<br />

Währungsanlagen,<br />

Währungsfinanzierungen,<br />

Fondskonzepte<br />

www.dz-privatbank.com<br />

www.vr-privatebanking.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

31


Südwestbank AG:<br />

Vermögen in den besten Händen<br />

Für die Kunden – von Mensch zu Mensch<br />

Interview mit Dr. Wolfgang Kuhn und Manfred Mühlheim<br />

Es gab schon bessere Zeiten, um Geld gewinnbringend zu<br />

investieren. Das extrem niedrige Zinsniveau macht den<br />

Anlegern ebenso zu schaffen wie die Schnelllebigkeit der Kapitalmärkte.<br />

Dabei geht es vor allem um eines: den Vermögenserhalt.<br />

Denn nach Abzug aller Kosten und unter Berücksichtigung<br />

der Inflation steht unterm Strich nicht zwingend<br />

ein Plus. Was gestern noch vielversprechend war, kann morgen<br />

schon zu erheblichen Verlusten führen. Ohne fundiertes<br />

Hintergrundwissen und ausführliche Analyse geht es deshalb<br />

nicht. Wer die Zeit dafür nicht selbst aufbringen kann, sollte<br />

auf eine professionelle Vermögensverwaltung setzen. Und<br />

von der langjährigen Erfahrung der Experten profitieren.<br />

Elite Report extra hat sich von der Südwestbank<br />

genauer erklären lassen, wo -<br />

rauf es bei der Vermögensverwaltung<br />

ankommt. Vorstandssprecher Dr. Wolfgang<br />

Kuhn und Manfred Mühlheim,<br />

Direktor und Bereichsleiter Asset Management,<br />

geben Antworten.<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Kuhn, herzlichen<br />

Glückwunsch. Die Südwestbank<br />

gehört auch <strong>2014</strong> wieder zu den besten<br />

Vermögensverwaltungen.<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Danke. In diesem<br />

Jahr ist uns mit der Bestnote »summa<br />

cum laude« sogar der Aufstieg in den<br />

Olymp der Vermögensverwalter gelungen.<br />

Wir sind die einzige Bank in<br />

Baden-Württemberg, die das von sich<br />

behaupten kann. Das macht uns stolz,<br />

aber wir werden uns auf dem Erreichten<br />

keinesfalls ausruhen. Qualität ist<br />

für uns eine Grundeinstellung.<br />

Das schreiben sich auch andere auf die<br />

Fahne. Was unterscheidet die Südwestbank<br />

von anderen Banken?<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Wir leben diesen<br />

Qualitätsanspruch jeden Tag. Wir arbeiten<br />

ständig daran, unsere Berater<br />

noch besser zu qualifizieren. Dabei<br />

geht es um das fachliche Know-how,<br />

Dr. Wolfgang Kuhn, Sprecher des Vorstandes<br />

(links) und Manfred Mühlheim, Bereichsleiter<br />

Asset Management, Südwestbank AG<br />

aber auch um die Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Der Elite Report lobt uns ausdrücklich<br />

als »menschlich anständig,<br />

professionell und immer fair«. Das<br />

zeigt doch, dass wir auf dem richtigen<br />

Weg sind. Wir fragen regelmäßig unsere<br />

Kunden, wie zufrieden sie mit uns<br />

sind. So wissen wir, was sie beschäftigt<br />

und an welchen Stellschrauben wir<br />

drehen müssen. Sie sollen die Gewiss -<br />

heit haben: Ihr Vermögen ist bei der<br />

Südwestbank in den besten Händen.<br />

Als Privatbank sind Sie unabhängig von<br />

Konzerninteressen. Wie können Ihre<br />

Kunden davon profitieren?<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Das ist richtig. Was<br />

viele gar nicht wissen: Die Südwestbank<br />

ist die größte wirklich unabhängige<br />

Privatbank Deutschlands. Das<br />

heißt, unsere Kunden bekommen bei<br />

uns die Produkte, die am besten in ihr<br />

Portfolio passen. Ganz unabhängig von<br />

der Fondsgesellschaft oder sonstigen<br />

Verpflichtungen. Der Kunde profitiert<br />

bei uns außerdem von unseren profunden<br />

Kenntnissen der Finanzmärkte,<br />

unserer Schnelligkeit, unserer Erfahrung,<br />

von unserer Zuverlässigkeit<br />

und unserem Fingerspitzengefühl. Diese<br />

Kombination findet er bei keiner<br />

anderen Bank.<br />

Herr Mühlheim, was machen Sie und Ihr<br />

Team konkret besser als andere?<br />

Manfred Mühlheim: Wir bleiben uns<br />

selbst treu und jagen nicht den kurzfristigen<br />

Gewinnen hinterher. Denn<br />

das geht erfahrungsgemäß schnell<br />

nach hinten los. Vielmehr befolgen wir<br />

strikt externe Standards und interne<br />

Richtlinien. Für unsere Kunden bedeutet<br />

das: Transparenz, Planungssicherheit<br />

und Minimierung des Risikos. Diese<br />

Strategie bewährt sich nun schon<br />

seit vielen Jahren.<br />

Das klingt recht rational, wie gewichten<br />

Sie den persönlichen Umgang mit Ihren<br />

Kunden?<br />

Manfred Mühlheim: Vertrauen und<br />

Verlässlichkeit sind die wichtigsten<br />

Währungen in der Vermögensverwal-<br />

32 ELITE REPORT extra


tung. Bei uns arbeiten Menschen für<br />

Menschen. Immer weniger Anleger<br />

sind bereit, sich auf historische Fact -<br />

sheets auf dem Papier zu verlassen. Ein<br />

persönliches Gespräch und das Vertrauen<br />

auf einen Händedruck haben<br />

Gewicht und sind ein Versprechen, an<br />

das man glaubt. Stabilität für das Vermögen<br />

unserer Kunden ist unser Credo<br />

– das gibt uns eine authentische<br />

Positionierung.<br />

Wie sieht eine professionelle Vermögens -<br />

verwaltung bei der Südwestbank in der<br />

Praxis aus?<br />

Manfred Mühlheim: Der persönliche<br />

Kontakt mit dem Kunden vor Ort ist<br />

wie erwähnt unverzichtbar. In einem<br />

ersten Gespräch werden zunächst die<br />

Rahmendaten abgesteckt: Wie sieht<br />

es aus mit der Risikobereitschaft, den<br />

persönlichen Renditeerwartungen und<br />

dem Anlagehorizont? Auch der Li qui -<br />

ditätsbedarf und steuerliche The men<br />

werden berücksichtigt. Dann kann die<br />

passende Anlagestrategie ausgewählt<br />

und erläutert werden. Wichtig ist<br />

uns außerdem die Transparenz beim<br />

Thema Honorar: Der Kunde soll jederzeit<br />

wissen, wofür er bezahlt und wie<br />

viel. Hier kann er zwischen erfolgs -<br />

abhängiger Vergütung und einem<br />

fixen Hono rarsatz wählen. Wir reporten<br />

dann vier teljährlich, sind aber bei<br />

Fragen und Anregungen jederzeit erreichbar.<br />

Ihre Kunden haben sicher hohe Erwartungen<br />

an Sie. Wie werden Sie ihnen gerecht?<br />

Manfred Mühlheim: Nüchtern betrach -<br />

tet, muss das Ergebnis stimmen, denn<br />

daran werden wir gemessen. In den<br />

vergangenen Jahren haben wir überdurchschnittliche<br />

Renditen erzielt. Das<br />

liegt nicht zuletzt an unserem aktiven<br />

Portfoliomanagement und einer konsequenten<br />

Risikosteuerung. Wir haben<br />

stets das langfristige Wachstum vor Augen.<br />

Das optimale Rendite-Risiko-Verhältnis<br />

für jeden Kunden zu erreichen<br />

und größere Verluste zu vermeiden,<br />

ist sicherlich eine Herausforderung,<br />

unterscheidet aber letztendlich eine<br />

gute Vermögensverwaltung von einer<br />

weniger guten.<br />

Herr Dr. Kuhn, warum brauchen Anleger<br />

eine professionelle Vermögensverwaltung?<br />

Was kann sie, was der Privat in -<br />

vestor nicht kann?<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Ganz einfach:<br />

Professionelle Vermögensverwalter be -<br />

schäf tigen sich den ganzen Tag über<br />

mit nichts anderem als damit, das Geld<br />

ihrer Kunden zu sichern und größere<br />

Verluste zu vermeiden. Danach gibt es<br />

die Chance, das Vermögen zu vermehren.<br />

Die Kollegen aus dem Asset Management<br />

kennen die Kapitalmärkte wie<br />

ihre Westentasche, entdecken daher<br />

Trends, aber auch Gefahren, die einzelne<br />

Anlagen bergen. Das kann nur ein<br />

Experte leisten. Oder einfach gesagt: Sie<br />

ziehen sich einen schmerzenden Zahn<br />

ja auch nicht selbst. Das ist zwar theoretisch<br />

sicherlich möglich, ich empfehle<br />

aber den Gang zum Zahnarzt.<br />

Welche ist die richtige Strategie, um<br />

Vermögen zu erhalten und im Idealfall<br />

auch noch zu vermehren?<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Nun, ich denke, die<br />

eine richtige Strategie gibt es nicht.<br />

Vielmehr muss ein Vermögensverwalter<br />

auf seinen Kunden eingehen und<br />

abklären, welcher Anlagetyp er ist. Wir<br />

bei der Südwestbank bieten fünf verschiedene<br />

Anlagestrategien, von konservativ<br />

bis hin zu dynamisch. Sie unterscheiden<br />

sich vor allem durch den<br />

Die Südwestbank-Zentrale in Stuttgart<br />

Das Team der Vermögensverwaltung im Hause der Südwestbank AG<br />

Anteil an Aktien, die erfahrungsgemäß<br />

das höhere Risiko bergen, aber auch<br />

die besseren Chancen ermöglichen.<br />

Um es kurz zu machen: Fast alles ist<br />

möglich.<br />

Wie hoch muss ein Vermögen sein, um<br />

Kunde bei der Südwestbank zu werden?<br />

Dr. Wolfgang Kuhn: Wir sind breit aufgestellt,<br />

das heißt, unser Haus ist für<br />

alle Zielgruppen da. Ob ein Student, der<br />

überwiegend unser kostenloses Online -<br />

banking nutzt; eine junge Familie, die<br />

wir auf dem Weg ins Eigenheim begleiten;<br />

ein Mittelständler, der mit unserer<br />

Hilfe ins Ausland exportiert oder<br />

eben ein vermögender Privatkunde, der<br />

seine Geldanlagen von uns verwalten<br />

lässt – die Südwestbank ist die richtige<br />

Adresse. Für alles andere, das wir nicht<br />

selbst anbieten, haben wir Tochter -<br />

unternehmen oder qualifizierte Partner<br />

an unserer Seite. So gibt es eigentlich<br />

kaum etwas, was wir nicht können.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

SÜDWESTBANK AG<br />

Rotebühlstraße 125<br />

D-70178 Stuttgart<br />

Tel.: 0800 /30 30 888 (kostenfrei)<br />

www.suedwestbank.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

33


Fürst Fugger Privatbank:<br />

Vermögensverwaltung<br />

mit jahrhundertelanger Tradition<br />

528 Jahre Tradition: Das ist die Fürst Fugger Privatbank. Stolz kann das Haus aus der Fugger-Stadt Augsburg auf viele<br />

Erfolge zurückblicken. Klar, dass in diesen langen Jahren aber auch schwie rige Zeiten zu bewältigen waren. Die<br />

Finanzkrise seit 2008 ist die jüngste Herausforderung, die die Bank mit ihren Kunden gut gemeistert hat. Das sieht die<br />

Bank auch als Beweis dafür, dass das Geschäftsmodell mit konservativen Grundsätzen in der Anlagepolitik und Solidität<br />

im Handeln gerade auch in schwierigen Phasen robust und stabil ist.<br />

Die Fürst Fugger Privatbank zählt seit neun Jahren zur Elite<br />

der Vermögensverwalter und seit 2009 erhielt das Augsburger<br />

Traditionshaus regelmäßig die Höchstnote »summa cum<br />

laude«. Im aktuellen Elite Report <strong>2014</strong> lobt die Redaktion:<br />

»Vermögenserhalt ist in wirtschaftlich unsicheren Zeiten das<br />

A und O. Wie man das in dieser kleinen Privatbank sicherstellt,<br />

ist vorbildlich. Man geht mit dem Kunden direkt gemeinsam<br />

in die Bestimmung der Rahmen bedingungen, so<br />

dass dann bei gleichzeitiger Betrachtung der Risiken eine Anlagerichtung<br />

sichtbar wird. Es gilt nicht, Risiken einzugehen,<br />

sondern schon aus der Tra di tion heraus will man die Kontinuität<br />

und die Nach hal tigkeit als Ziel im Auge behalten. Dabei<br />

geht man bei der Vermögensstrukturierung nicht von einem<br />

zentralen Strukturierungsansatz aus, sondern folgt dem<br />

de zen tralen, individuell angepassten Weg. Der Kunde kann<br />

somit mit seinem Berater in engem Kontakt er kennen, wie<br />

passgenau seine Wünsche berücksichtigt wurden. Natürlich<br />

werden beide nicht alleine gelassen, sondern von einer zentralen<br />

Stelle, die das Risiko ma na gement betreibt, unterstützt.<br />

Diese gemeinsame Vermö gens ver wal tungs kultur<br />

ist kein kalter Prozess, sondern menschlich angenehm,<br />

offen und anständig. Pri vat bank eben.<br />

Und die Performance kann sich in der<br />

Tat sehen lassen. Sie liegt weit über der<br />

Marke, die nur für Vermögenserhalt<br />

steht. Und noch etwas: Diese kleine Privatbank<br />

ist auch über die klare Ver mö -<br />

gens ver wal tung hinaus ein betreuender<br />

Beratungspartner. Zum Netz werk<br />

gehören anerkannte Experten der unterschiedlichsten<br />

Disziplinen.«<br />

Die Wurzeln der Fürst Fugger Privatbank<br />

gehen immerhin ins Jahr 1486<br />

zurück. Der Augsburger Rat sprach<br />

erstmals von der »Bank des Ulrich Fugger«.<br />

So wurde das Handelshaus der Augsburger Kaufmanns -<br />

familie Fugger erstmalig als Bank tituliert. Zu der Zeit prägte<br />

Fugger auch Geld. – Heute und morgen kümmert sich die<br />

Bank sehr erfolgreich um die Vermögen ihrer Kunden und<br />

bietet viele weitere Bankdienstleistungen an. Der Name Fugger<br />

steht auch 528 Jahre nach dem Entstehen der Bank für<br />

die geniale Verbindung von Kaufmanns- und Bankiers -<br />

tätigkeit sowie ein damals wie heute beispielloses Wirtschaftsimperium.<br />

Das Betätigungsfeld der Fugger erstreckte<br />

sich einst von Augsburg über die ganze Welt. Fast alle<br />

Finanzgelegenheiten der weltlichen und geistlichen Gesellschaft<br />

wurden seinerzeit über das Haus Fugger in Augsburg<br />

und dessen zahlreiche europäische Niederlassungen ab -<br />

gewickelt.<br />

Die heutige Privatbank entstand 1954 durch S.D. Carl Friedrich<br />

Fürst Fugger-Babenhausen als selbständige Kommanditgesellschaft.<br />

Seit dem Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung<br />

im Jahr 1999 gehört sie zur Nürnberger Versicherungsgruppe<br />

und konzentriert sich heute auf das Privatkundengeschäft.<br />

Die Fuggerbank gilt in der Vermögenverwaltung als<br />

Partner für anspruchsvolle, vermögende Privatkunden, die<br />

überwiegend sicherheitsorientiert sind und ausdrücklich<br />

Wert auf erfahrene, individuelle, unabhängige Beratung<br />

legen. Ihren Kunden garantiert sie hohe Beraterkontinuität<br />

und ausgezeichnete Beratungsqualität zu fairen Konditionen.<br />

Basierend auf persönlichen Gesprächen werden im Rahmen<br />

einer ganzheitlichen Vermögensplanung individuelle<br />

Anlageentscheidungen mit dem Kunden erarbeitet. Die Port -<br />

folios werden mit den besten Investments<br />

des Marktes, und nur in Ausnahmefällen<br />

mit hauseigenen Produk -<br />

ten bestückt. Eine individuelle Vermögensverwaltung<br />

bietet die Fug ger bank<br />

ab 250.000 Euro, eine Fondsvermögensverwaltung<br />

ab 25.000 Euro an.<br />

Fugger ist am Stammsitz Augsburg<br />

sowie in den fünf Niederlassungen<br />

Köln, Mannheim, München, Nürnberg<br />

und Stuttgart kompetenter Anbieter<br />

von sämtlichen Bankdienstleistungen<br />

für Privatkunden. Das Spektrum reicht<br />

von strategischer Finanzplanung über<br />

individuelle Ver mögensberatung und -verwaltung bis hin<br />

zum Family Office. Geeignete Kreditinstrumente, Immobilien<br />

sowie sachwertorientierte Produkte runden das Angebot<br />

ab. Für große Vermögen ist auch die Begleitung besonderer<br />

Kunst- und Antiquitäten-Investments ein gern genutztes<br />

Serviceangebot. Besondere Expertise hat das Haus in Fragen<br />

der Erbschaftsoptimierung. Und auch die Beratung über<br />

Stiftungskonzepte gilt als kompetent und fundiert. ❑<br />

34 ELITE REPORT extra


Dr. Martin Fritz im Interview<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Fritz, der<br />

deutsche Leitindex DAX hat in den letzten<br />

fünf Jahren um mehr als 150 Prozent<br />

zugelegt. Haben Ihre Kunden von dieser<br />

Entwicklung profitiert?<br />

Dr. Martin Fritz: Unsere Kunden sind<br />

mehrheitlich konservativ und haben<br />

daher im Regelfall keine reinen Aktien -<br />

depots. Auch mit unseren ausgewogenen<br />

und defensiven Depots dürfen sie<br />

sich aber über Zuwächse von über 50<br />

Prozent in diesem Zeitraum freuen.<br />

Worauf führen Sie die Tatsache zurück,<br />

dass weite Teile der Bevölkerung überhaupt<br />

nicht an dieser Entwicklung par -<br />

ti zipieren, sondern während der nun<br />

schon lange anhaltenden Niedrigzinsphase<br />

negative Renditen nach Steuern<br />

und Inflation in Kauf nehmen, indem sie<br />

ihr Geld ausschließlich in gering ver -<br />

zinste Sicht-, Termin- oder Spareinlagen<br />

anlegen?<br />

Dr. Martin Fritz: Die Gründe für diese<br />

Risikoaversion sind vielschichtig. Da<br />

sind die Enttäuschungen, die breite Bevölkerungsschichten<br />

mit der Telekom -<br />

aktie erlebt haben, das Platzen der Aktienblase<br />

am Neuen Markt, die Erfah -<br />

rungen der Finanzmarktkrise und nicht<br />

zuletzt die negativen Effekte einer ausufernden<br />

Regulierung, mit der eigentlich<br />

die Beratungsqualität verbessert<br />

werden sollte, im Ergebnis aber oft der<br />

gegenteilige Effekt erzielt wurde.<br />

Was genau verstehen Sie unter den<br />

nega tiven Effekten der Regulierung?<br />

Dr. Martin Fritz: Nun, viele Banken sind<br />

dazu übergegangen, das Produktan -<br />

gebot für bestimmte Kundengruppen<br />

stark einzuschränken, weil sie aufgrund<br />

der enormen Aufwände für die<br />

Beratungsdokumentation mit diesen<br />

Kunden ansonsten keine Erträge mehr<br />

generieren würden. Bei denjenigen<br />

Kun den, die noch beraten werden, konzentrieren<br />

sich die Berater oft derart<br />

darauf, ja keine formalen Fehler zu<br />

begehen, dass der Dialog mit dem Kunden<br />

darunter leidet und der eigentliche<br />

Zweck des Beratungsgesprächs, nämlich<br />

der vertrauensvolle und offene Austausch<br />

von Informationen, auf deren<br />

Dr. Martin Fritz, persönlich haftender<br />

Gesellschafter der Fürst Fugger Privatbank<br />

Basis eine für den Kunden geeignete<br />

Anlageempfehlung erarbeitet werden<br />

kann, viel zu kurz kommt.<br />

Regulierung wirkt<br />

nicht nur positiv<br />

Wie geht Ihr Haus mit dieser Problematik<br />

um?<br />

Dr. Martin Fritz: Wir werden uns aus der<br />

Anlageberatung nicht verabschieden,<br />

denn sie stellt eine Kernkompetenz unseres<br />

Hauses dar. Der Großteil unserer<br />

Kunden hat sich aber dazu entschieden,<br />

uns das Mandat für eine Vermögensverwaltung<br />

zu erteilen, auch weil sie dadurch<br />

den für sie selbst ebenso wie für<br />

den Berater belastenden Aufwand der<br />

Beratungsdokumentation bei jeder Investitionsentscheidung<br />

vermeiden.<br />

Stellt die Reduzierung der Anlageentscheidung<br />

auf die Auswahl zwischen vier<br />

Vermögensverwaltungsstrategien nicht<br />

auch eine Einschränkung gegenüber<br />

einer prinzipiell breiter angelegten Anlageberatung<br />

dar?<br />

Dr. Martin Fritz: Der Kunde ist bei uns<br />

nicht auf die Auswahl zwischen fünf<br />

Standardstrategien beschränkt. Er kann<br />

vielmehr mit seinem Berater eine in -<br />

dividuelle Vermögensverwaltungsstrategie<br />

vereinbaren, die exakt auf seine<br />

persönlichen Anliegen und Bedürfnisse<br />

zugeschnitten ist. Dies bedingt jedoch<br />

eine vorherige umfassende und sorg -<br />

fältige Analyse, für die wir uns sehr viel<br />

Zeit nehmen.<br />

Apropos Zeit: Die Fokussierung auf die<br />

Vermögensverwaltung ist für Ihr Haus<br />

doch auch unter Kostengesichtspunkten<br />

interessant, sie ersparen sich so die zeitlichen<br />

Aufwände, die bei der Anlage -<br />

beratung bei jeder einzelnen Investi -<br />

tionsentscheidung anfallen würden.<br />

Dr. Martin Fritz: Zeitersparnis gegen -<br />

über dem Kunden stellt für uns keine<br />

Motivation bei der Festlegung unserer<br />

Vertriebsstrategie dar, im Gegenteil:<br />

Wir gestalten unsere Prozesse so, dass<br />

durch die weitgehende Eliminierung<br />

unnötiger und ineffektiver administrativer<br />

Aufwände so viel Zeit wie möglich<br />

für den Kunden bleibt. Das gilt auch für<br />

die Vermögensverwaltung. Die Zeiten<br />

und Aufwände, die wir dadurch ein -<br />

sparen, dass wir beispielsweise keine<br />

Beratungsprotokolle erstellen müssen,<br />

nutzen wir für die Erstellung umfangreicher<br />

und aussagekräftiger Reporting -<br />

unterlagen und vor allem für regelmäßige<br />

Feedbackgespräche mit unseren<br />

Kunden.<br />

Legen die Kunden denn überhaupt<br />

Wert auf diesen laufenden Austausch?<br />

Schließ lich haben sie Ihnen doch ein<br />

Mandat übertragen.<br />

Dr. Martin Fritz: Ja, unsere Kunden<br />

suchen definitiv den Austausch mit<br />

uns, und wir sind darüber sehr froh.<br />

Denn nur so können wir rechtzeitig erkennen,<br />

wenn sich beispielsweise die<br />

persönliche Rendite/Risikopräferenz<br />

eines Kunden geändert hat und daher<br />

die Anpassung der Vermögensverwaltungsstrategie<br />

erforderlich ist. Unsere<br />

wichtigsten Assets in Bezug auf unsere<br />

Kundenbeziehungen sind Vertrauen<br />

und Zufriedenheit, beides kann nachhaltig<br />

nur durch einen regelmäßigen<br />

Dialog erarbeitet und bewahrt werden.<br />

Wir danken Ihnen für das Gespräch!<br />

Fürst Fugger Privatbank KG<br />

Maximilianstraße 38<br />

D-86150 Augsburg<br />

Tel.: +49(0)821/32 010<br />

www.fuggerbank.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

35


Deutsche Oppenheim Family Office AG:<br />

Leistungsorientierung,<br />

Risikokompetenz und Integrität<br />

Nach ihrem erfolgreichen Start 2013 zeigt sich die Stärke<br />

der Deutsche Oppenheim Family Office AG gerade bei den<br />

fortwährenden Herausforderungen an den Kapitalmärkten.<br />

Mandanten profitieren von den Leistungen einer mehrfach<br />

preisgekrönten Vermögensstrategie.<br />

Fusionen sind nicht immer leicht umzusetzen. Wenn aber<br />

zwei Teams so perfekt zusammenpassen, dann lohnt jede<br />

Mühe: Mit dem 2013 vollzogenen Zusammenschluss von<br />

Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH und Wilhelm von<br />

Finck Deutsche Family Office AG ging ein in Deutschland<br />

einzigartiges Family Office an den Start. Der diskrete Finanz -<br />

dienstleister betreut von drei Standorten aus komplexe Vermögen<br />

für Familien und ausgewählte Institutionen. Gerade<br />

in Zeiten der »Financial Repression« zeigt sich die Stärke<br />

eines Family Office, das auf Basis strategischer Vermögenskonzepte,<br />

verknüpft mit Risikokompetenz und Kapitalmarkterfahrung,<br />

ausgezeichnete Ergebnisse erzielt. Der Vorstand<br />

besteht aus einem erfahrenen Führungsteam, dessen<br />

Mitglieder schon früher als Vorstände oder Geschäftsführer<br />

der Vorgängerunternehmen tätig waren und so die Kontinuität<br />

sichern: Stefan Freytag, Klaus Kuder, Dr. Markus Küppers<br />

und Andreas Pichler.<br />

Sitz der Deutsche Oppenheim Family Office AG in Grasbrunn bei München<br />

Bei großen Familienvermögen geht es vorrangig um den realen<br />

Vermögenserhalt – ähnliches gilt für Stiftungen. Ein<br />

wichtiger Eckpfeiler ist deshalb die Strategische Asset<br />

Allokation mit einer weltweit aktiven Gesamtvermögenssteuerung.<br />

Hier kann die Deutsche Oppenheim Family<br />

Office AG überdurchschnittliche Renditen auch bei hohen<br />

Sicherheitsbedürfnissen nachweisen – wie die jüngste Aus -<br />

zeichnung im Elite Report als einer der besten Ver mögens -<br />

verwalter erneut zeigte. Die umfassende Begleitung in Immobilienfragen<br />

ist ein weiterer Leistungsbaustein – gerade<br />

für große Familien mit manchmal unübersicht lichen Immobilienbeständen<br />

und anstehenden Investitionsent -<br />

scheidungen.<br />

Gefragt sind die hochqualifizierten »Family-Officer« auch bei<br />

sogenannten Wendepunkten wie einem zu regelnden Vermögensübergang<br />

auf die nächste Generation, Cash-Events<br />

aus Veräußerungen bei Beteiligungs- oder Immo bilien in vest -<br />

ments oder Erbschaften verbunden mit der He raus forderung<br />

einer Neustrukturierung des Vermögens. Hinzu kommen<br />

manchmal auch Konstellationen, denen sich große Vermögen<br />

im Laufe der Zeit ausgesetzt sehen: Komplexe Vermögensstrukturen<br />

verschlechtern nicht selten die Transparenz<br />

(Struktur, Rendite und Cashflow) mit gefährlichen Folgen<br />

für den Erhalt des Vermögens. Hier helfen die Berater, die<br />

jeweils passenden strategischen Lösungen zu erarbeiten und<br />

diese administrativ umzusetzen. Beim Reporting und Controlling<br />

macht sich die Nutzung eigenentwickelter und<br />

hochspezialisierter technischer Plattformen bezahlt: Sie<br />

sichern ein Höchstmaß an Datendiskretion, denn Vertraulichkeit,<br />

Unabhängigkeit und eine Beratung ohne Interessenkonflikte<br />

sind wichtige Leistungsversprechen für die<br />

Kunden.<br />

Die Deutsche Oppenheim Family Office AG betreut deutlich<br />

mehr als zehn Milliarden Euro an Vermögen für einen überschaubaren<br />

Mandantenkreis. Über die Zugehörigkeit zum Bereich<br />

Asset & Wealth Management der Deutschen Bank wird<br />

die Deutsche Oppenheim Family Office neben dem Bankhaus<br />

Sal. Oppenheim zur dritten Säule des Leis tungs an ge botes.<br />

Ferner bedeutet dies nicht nur Sicherheit und Stabilität, sondern<br />

auch den Zugang zum globalen Netzwerk einer weltweit<br />

aufgestellten Universalbank, was gerade für globale<br />

Vermögensstrategien unschätzbare Vorteile bringt. ❑<br />

36 ELITE REPORT extra


Fragen an den Vorstand der Deutsche Oppenheim Family Office AG<br />

Elite Report extra: Meine Herren, ein<br />

vermögensverwaltendes Family Office<br />

dürfte in diesen Tagen reichlich zu tun<br />

haben. Wie sehen Sie die derzeitige<br />

Wirtschaftslage?<br />

Andreas Pichler: In der Tat ist in diesen<br />

Monaten volatiler Finanzmärkte höchs -<br />

te Aufmerksamkeit geboten, wenn<br />

man als »Family Officer« die Hauptaufgabe<br />

hat, das Vermögen von Mandanten<br />

real und nach Kosten zu erhalten.<br />

Wir sehen die Wirtschaftslage international<br />

und national durchaus positiv.<br />

Weltweit rechnet man <strong>2014</strong> mit einem<br />

Wachstum von 3,2 Prozent. Und dies<br />

bei einer immer noch sehr überschaubaren<br />

Inflationserwartung. Dennoch<br />

gibt es auf den Finanzmärkten große<br />

Unsicherheiten, die hochprofessionelles<br />

Management und aktive Risikosteuerung<br />

verlangen. Man muss die<br />

Märkte jetzt täglich beobachten, um<br />

die einmal mit den Mandanten vereinbarte<br />

individuelle Strategie auch taktisch<br />

richtig umzusetzen.<br />

Wie können Investoren am Kapitalmarkt<br />

hier noch den Spagat zwischen<br />

langfristigem Realkapitalerhalt und<br />

Minimierung kurzfristiger Kursrisiken<br />

erfolgreich erfüllen?<br />

Stefan Freytag: Vielleicht kann man das<br />

am Beispiel unseres Stiftungsfonds<br />

»WvF Rendite und Sicherheit« klarmachen:<br />

Um ihren Stiftungszweck zu erfüllen,<br />

müssen Stiftungen jedes Jahr<br />

einen gewissen Ertrag erzielen. Die<br />

Substanz darf nicht angegriffen werden.<br />

Gleichzeitig sehen die Anlage richt -<br />

li nien meist vor, dass 70 Prozent des<br />

liquiden Vermögens in Anleihen an -<br />

gelegt werden müssen. Und das mit<br />

möglichst geringem Risiko. Für einen<br />

Stiftungs manager ist das schon rein<br />

Der Vorstand der Deutschen Oppenheim Family Office AG:<br />

(v.l.n.r.) Stefan Freytag, Dr. Markus Küppers, Klaus Kuder und Andreas Pichler<br />

zeitlich eine fast unlösbare Aufgabe.<br />

Nur wer sich laufend mit dem gesamten<br />

internationalen Anleihespektrum<br />

beschäftigt, die richtigen Diver si fi ka -<br />

tions elemente für böse politische Überraschungen<br />

kennt und dann auch noch<br />

auf den Aktienmärkten zuhause ist,<br />

kann trotz der Kosten für Risikomanagement<br />

jährliche Renditen von über<br />

drei Prozent erzielen.<br />

In Deutschland gibt es seit Jahren viel<br />

Kritik an den so genannten »Super -<br />

reichen«. Wie sind Ihre Erfahrungen mit<br />

dieser speziellen Mandantschaft?<br />

Klaus Kuder: Diese Klischees vernachlässigen<br />

den Hintergrund, wie diese<br />

Vermögen in der Regel entstanden sind.<br />

Es handelt sich fast immer um langfris -<br />

tig über Generationen aufgebautes<br />

Ver mö gen aus unternehmerischer Tä -<br />

tig keit. Dahinter stehen meist verantwortungsbewusste<br />

Unternehmer, die<br />

Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen<br />

und erhalten haben. Unternehmer,<br />

die zukunftsorientiert denken und<br />

Deutsche Oppenheim<br />

Family Office AG<br />

Keferloh 1a, D-85630 Grasbrunn<br />

Tel.: +49(0)89/45 6916 0<br />

www.deutsche-oppenheim.de<br />

nicht selten mit ihrem Vermögen für<br />

schwierige Zeiten haften. Zudem sehen<br />

wir bei vielen unserer Mandanten ein<br />

soziales, kulturelles und umweltbe -<br />

zogenes Engagement, beispielsweise<br />

durch Stiftungen.<br />

Es geht bei Family Offices ja nicht nur<br />

um die Vermögensverwaltung, sondern<br />

um die gesamte Vermögenssteuerung.<br />

Dr. Markus Küppers: Absolut! Ein über<br />

Generationen aufgebautes und zwi -<br />

sch en den Familiengesellschaftern auf -<br />

ge teil tes Vermögen ist meist sehr komplex<br />

und verlangt im Laufe der Zeit<br />

im mer mehr eine professionelle Ge -<br />

samt steu er ung. Was erfolgreiche Un te -<br />

r neh mer in ihrem eigenen Betrieb mit<br />

Bravour praktizieren, die strategische<br />

Ausrichtung und Steuerung, vernachlässigen<br />

sie nicht selten im privaten Bereich<br />

– schon aus Zeitgründen. Ein professionelles<br />

Family Office kann solche<br />

komplexen Vermögen analysieren –<br />

von den Gesellschafts verträgen über<br />

die liquiden Anlagen bis hin zu Betei -<br />

ligungen und Immobilien mit ihren<br />

Finanzierungen – und dann gemeinsam<br />

mit den Mandanten eine langfristige<br />

Strategie entwick eln, die sehr indivi -<br />

duell auf dessen Ziele und Rahmen be -<br />

dingungen abgestimmt ist.<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

ELITE REPORT extra<br />

37


Interview mit Jürgen Danzmayr und Dr. Bernhard Brinker<br />

HypoVereinsbank Private Banking:<br />

Zuverlässigkeit stärkt die Partnerschaft<br />

Die HypoVereinsbank mit ihrem durchdachten Private Banking hat neue Qualitätsstandards in der<br />

Vermögensverwaltung gesetzt. Grund genug, die Verantwortlichen zu befragen.<br />

Dr. Bernhard Brinker und Jürgen Danzmayr, Leiter Private Banking der HypoVereinsbank<br />

Elite Report extra: Herr Danzmayr, Sie<br />

blicken auf vierzig Jahre Erfahrung in<br />

der Vermögensverwaltung zurück. Was<br />

hat sich im Private Banking verändert?<br />

Jürgen Danzmayr: Zuletzt ist das Markt -<br />

umfeld für Vermögensverwaltungen<br />

und ihre Kunden nicht einfacher geworden.<br />

Realer Vermögenserhalt ist nur<br />

mehr unter Inkaufnahme höherer Risiken<br />

darstellbar. Wir sprechen in diesem<br />

Zusammenhang in erster Linie von<br />

Wertschwankungsrisiken, zum Bei spiel<br />

durch die stärkere Gewichtung von<br />

Aktien in einem Portefeuille. Voraussetzung<br />

für eine über die Jahre hinweg<br />

angemessene Rendite ist daher mehr<br />

denn je ein professionelles Risikomanagement.<br />

Indem wir diesem Aspekt<br />

eine hohe Bedeutung beimessen, sind<br />

wir für unsere Kunden ein zuverlässiger<br />

Partner.<br />

…und was ist für die Kunden besonders<br />

wichtig?<br />

Jürgen Danzmayr: Wichtig ist die persönliche<br />

Betreuung vor Ort. Im Private<br />

Banking der HypoVereinsbank kümmern<br />

sich an 46 Standorten von Sylt<br />

bis Garmisch-Partenkirchen mehr als<br />

200 Berater um unsere Kunden. Unser<br />

Engagement ist diszipliniert an den<br />

Kundenbedürfnissen ausgerichtet.<br />

Im Zentrum dieser Beratungskultur<br />

steht die absolute Orientierung am Kunden<br />

durch eine professionelle Bedarfsanalyse,<br />

die Umsetzung unserer Investment-Strategie,<br />

unser aktives Informationsmanagement<br />

und indivi duelle Anlagelösungen.<br />

Wichtig ist in diesem<br />

Zusammenhang auch, dass unsere Entscheidungen<br />

für den Kunden trans -<br />

parent und nachvollziehbar dargestellt<br />

werden.<br />

Herr Dr. Brinker, wenn Ihr Kollege Ende<br />

Juni in seine Heimat Österreich zurückkehrt,<br />

übernehmen Sie die Leitung. Wie<br />

wollen Sie die Kunden auf die sichere<br />

und lukrative Seite bringen?<br />

Dr. Bernhard Brinker: Nun, zunächst<br />

freue ich mich, ein gut bestelltes Haus<br />

übernehmen zu können. Wir sind im<br />

Private Banking hervorragend aufgestellt<br />

– deshalb steht die Kontinuität im<br />

Vordergrund, vor allem was unser Geschäftsmodell,<br />

die Beratungsphilosophie<br />

und die Beziehung unserer Kunden<br />

zu ihren Betreuern angeht. Mit<br />

unseren maßgeschneiderten Lösungen<br />

wollen wir unsere Kunden auch weiter -<br />

hin überzeugen. Im Interesse unserer<br />

Kunden müssen wir unsere An lage stra -<br />

tegien und -empfehlungen kontinuierlich<br />

hinterfragen und sicherstellen,<br />

dass die individuellen An lageziele unserer<br />

Kunden immer höchste Priorität<br />

haben. Ein disziplinierter Umgang mit<br />

Chancen und Risiken ist in der Vermögensverwaltung<br />

unerlässlich. Unsere<br />

Leistungen vertragen keine Nachlässigkeiten<br />

– darauf werden wir auch weiter -<br />

hin intensiv achten.<br />

Was kann ein Kunde erwarten, wenn<br />

er zu Ihnen kommt?<br />

Dr. Bernhard Brinker: Grundlage un -<br />

seres ganzheitlichen und hochindi vi -<br />

duellen Beratungsangebots ist eine um -<br />

fas sende Bedarfsanalyse. Wir nennen<br />

das den 360°-Beratungsansatz, der die<br />

Lebens- und Vermögenssituation sowie<br />

alle Einzel-Investments unter Risiko-,<br />

Rendite- und Liquiditätsaspekten analy -<br />

siert und somit den Kunden in den Mittelpunkt<br />

unseres Handelns stellt. Auf<br />

dieser Basis entwickeln wir dann eigens<br />

eine für den Kunden angepasste An la -<br />

ge strategie.<br />

Jürgen Danzmayr: Eine individuelle Ver -<br />

mögensverwaltung kann einen wert -<br />

vollen Beitrag im Rahmen einer gesamt -<br />

38 ELITE REPORT extra


Neben Relationship-Managern spielen<br />

auch Spezialisten eine ergänzende<br />

Rolle. Warum?<br />

Jürgen Danzmayr: Im HVB Private Banking<br />

unterstützen Spezialisten für Finanzierungs-<br />

und Immobilienmanagement<br />

unsere Kundenbetreuer vor Ort.<br />

Ebenso verfügen wir über Experten für<br />

Vorsorge und Versicherung sowie für<br />

die Finanzplanung, die beispielsweise<br />

zu Beginn einer jeden Kundenbeziehung<br />

von uns aktiv angeboten wird.<br />

Wichtig ist auch eine sorgfältige, stra -<br />

te gisch durchdachte Nachfolgeplanung,<br />

um Vermögen ohne nennens -<br />

werte Substanzverluste auf die nächste<br />

Generation übertragen zu können. Aufgrund<br />

der zunehmenden Zahl an Vermögenden,<br />

die keine Hinterbliebenen<br />

mehr haben, gewinnt auch das Stiftungsthema<br />

immer mehr an Bedeutung.<br />

Dafür haben wir bundesweit<br />

rund 25 zertifizierte Erb- und Stiftungs -<br />

manager, die bestehende Stiftungen<br />

und potenzielle Neu-Stifter zum Ziel<br />

führen. Im Hinblick auf die Anzahl der<br />

betreuten Stiftungen sind wir am deutschen<br />

Markt führend.<br />

haft betrachteten Vermögensallokation<br />

leisten und dem Anleger ein ganzes<br />

Stück »Arbeit« abnehmen. Entscheidend<br />

sind neben den sachlichen Kriterien wie<br />

Erfahrung und Leistungs nach weis des<br />

Vermögensverwalters auch individuelle<br />

Kriterien, wie eine vertrauensvolle Beziehung<br />

zwischen Kunden und Vermögensverwalter.<br />

Die Beratung mit notwendigem<br />

Tiefgang muss alle Teile des<br />

Vermögens sowie spezielle Wünsche<br />

und Ziele des Kunden mit einbeziehen.<br />

Anders lässt sich ein verantwortlicher<br />

Umgang mit dem Kapital des Kunden<br />

nicht sicherstellen.<br />

Dr. Bernhard Brinker: Außerdem bieten<br />

wir noch Spezialisten-Know-how in<br />

Form von Beratungsleistungen »rund<br />

um die Immobilie«, zum Beispiel die<br />

Begleitung von An- und Verkäufen, wie<br />

auch die Beratung zu Renovierungsmaßnahmen.<br />

Auch zu zwei »Liebhaber -<br />

themen« bieten wir entsprechende<br />

Services: So stehen wir kunstaffinen<br />

Pri vate Banking-Kunden in allen Fragen<br />

rund um die Kunst zur Seite: Wir bieten<br />

kompetente, persönliche und un -<br />

abhängige Beratung beginnend mit der<br />

Anschaffung von Kunstgegenständen,<br />

über die Werterhaltung bis hin zur<br />

Über tragung oder Veräußerung. Vor<br />

kurzem haben wir außerdem unsere<br />

Palette an Spezialdienstleistungen noch<br />

erweitert und unterstützen Liebhaber<br />

von Classic-Cars bei der Suche nach geeigneten<br />

Modellen, bei der Bewertung<br />

und Veräußerung eines Fahrzeugs. Zudem<br />

bieten wir Marktanalysen, vermitteln<br />

Kontakte zu Oldtimer- und Marken-Clubs<br />

sowie bei Bedarf mögliche<br />

Experten für eine Restaurierung.<br />

Das Sicherheitsbedürfnis der vermögenden<br />

Privatkunden ist in den letzten<br />

Jahren nochmal deutlich gestiegen.<br />

Wie schaffen Sie Vertrauen in Solidität<br />

und Stärke Ihres Instituts?<br />

Jürgen Danzmayr: Die Eigenkapitalausstattung<br />

ist ein ganz entscheidender<br />

Baustein für die Stabilität einer<br />

Bank. Die HypoVereinsbank verfügt<br />

über eine Kernkapitalquote von über<br />

20 Prozent. Damit liegt sie im nationalen<br />

wie im internationalen Vergleich<br />

auf einem hervorragenden Niveau. Wir<br />

können unseren Kunden die Gewiss -<br />

heit geben, von einer soliden und kerngesunden<br />

deutschen Bank betreut zu<br />

werden. Aber über diese harten Faktoren<br />

hinaus werben wir um das Vertrauen<br />

unserer Kunden, indem wir diesen<br />

nachvollziehbar darlegen, wofür<br />

unser Haus im Private Banking steht<br />

und warum es sich lohnt, unser Kunde<br />

zu sein beziehungsweise zu werden.<br />

Was raten Sie Ihren Kunden bei der<br />

Vermögensanlage?<br />

Dr. Bernhard Brinker: Das hängt natürlich<br />

immer von den individuellen Bedürfnissen,<br />

Erfahrungen und Zielen der<br />

entsprechenden Kunden ab. Allgemein<br />

betrachtet ist das Zinsniveau aktuell zu<br />

niedrig, um Anlegern mit »sicheren«<br />

Investments unter Berücksichtigung<br />

von Steuern und Kosten einen realen<br />

Wert erhalt ihres Vermögens zu ermöglichen.<br />

Wer Vermögen real erhalten<br />

will, sollte daher Sach- und Substanzwerte<br />

wie Aktien und Immobilien in<br />

der Vermögensverwaltung berücksichtigen.<br />

Das bedeutet aber auch, die damit<br />

verbundenen Schwankungen und<br />

eventuelle Verlustrisiken zu akzeptieren.<br />

Unerlässlich ist in jedem Fall ein<br />

aktives Risikomanagement und eine<br />

ausgewogene Streuung in der Vermögensstrukturierung.<br />

Herr Danzmayr, Herr Dr. Brinker, wir<br />

danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

HypoVereinsbank Private Banking ist auf die Beratung vermögender Kunden spezialisiert<br />

und betreut aktuell 46.000 Kunden mit einem Volumen von rund 35 Milliarden Euro. Damit<br />

gehört Hypo Vereinsbank Privat Banking zu den führenden Anbietern für vermögende<br />

Kunden. Dabei setzt die Bank vor allem auf regionale Nähe. Mit 46 Standorten von Sylt<br />

bis Garmisch-Partenkirchen verfügt HypoVereinsbank Privat Banking über das dichteste<br />

Betreuungsnetz für Private Banking Kunden in Deutschland. Alle Anschriften und Telefon -<br />

nummern finden Sie hier unter »Kontakt«: www.hypovereinsbank.de/privatebanking<br />

HypoVereinsbank Private Banking<br />

Kardinal-Faulhaber-Straße 1<br />

D-80333 München<br />

Tel.: +49(0)89/378-228 39<br />

oder +49(0)89/378-29578<br />

www.hvb.de/privatebanking<br />

ELITE REPORT extra<br />

39


Merck Finck & Co, Privatbankiers:<br />

»Wir füllen Freiheit<br />

mit dem richtigen Inhalt«<br />

Interview mit Thomas Kemming über Innovationen in der Finanzbranche und über die Freude an der Arbeit.<br />

Elite Report extra: Herr Kemming, welche<br />

Geheimtipps können Sie uns nach<br />

der Erfahrung der Finanzkrise geben?<br />

Thomas Kemming: Soweit ich weiß,<br />

sagte Tucholsky einmal: »Erfahrung<br />

heißt gar nichts. Man kann seine Sache<br />

auch 35 Jahre schlecht machen.« Wenn<br />

er damit völlig daneben läge, hätte die<br />

Finanzbranche heute eine bessere Reputation.<br />

Machen wir es konkret: Was sollte ein<br />

Anleger denn im Portfolio haben?<br />

Thomas Kemming: Das ist immer noch<br />

abstrakt gefragt. Konkret lässt sich die<br />

Der Stammsitz von Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />

in der Pacellistraße in München<br />

Frage nur beantworten, wenn ich mir<br />

die Situation eines bestimmten Anlegers<br />

anschaue – seine individuelle Risikoneigung,<br />

seine jeweiligen Ziele, seine<br />

Wünsche und Bedürfnisse.<br />

… was eine Binsenweisheit ist.<br />

Thomas Kemming: Das ist überhaupt<br />

nicht so trivial, wie es klingt. Noch immer<br />

ist es in der Branche nicht selbstverständlich,<br />

dass Berater ihrem Gegen -<br />

über erst einmal zuhören. Kunden bekommen<br />

dann eine Palette von Finanzprodukten<br />

vor die Nase gehalten, bevor<br />

sie überhaupt ausgeredet haben.<br />

Sie machen uns neugierig darauf, woher<br />

Ihr Haus seinen Umsatz bezieht.<br />

Thomas Kemming: (lacht) Es ist doch<br />

völlig in Ordnung, wenn ein Geschäftsmann<br />

an einer Leistung verdient, hinter<br />

der er 100-prozentig steht. Die Frage<br />

ist bloß: Interessiert er sich dafür,<br />

was seine Kunden wollen? Ich skizziere<br />

Ihnen ein Beispiel. Ein Investmentfonds<br />

ist ein völlig solides Finanzinstrument.<br />

Natürlich gibt es bessere Fonds und weniger<br />

gute – das wissen wir. Trotzdem<br />

gibt es Menschen, die damit von vornherein<br />

nichts anfangen können. Da sollte<br />

ein Berater nicht so lange auf seinen<br />

Kunden einreden, bis er nachgibt. Die<br />

Kunst besteht darin, einen anderen<br />

Weg zu finden, damit der Anleger zu<br />

seinem gewünschten Ziel gelangt.<br />

Ach so, der Weg ist das Ziel?<br />

Thomas Kemming: Nein, das Ziel ist<br />

das Ziel. Aber es muss Spaß machen,<br />

dorthin zu kommen. Bleiben wir doch<br />

beim Beispiel Aktienfonds. Nach Ansicht<br />

von Merck Finck & Co brauchen<br />

solide Aktieninvestments einen langen<br />

Atem. Schnelles Trading ist in aller Regel<br />

nichts für Privatanleger. Die Gründe<br />

für Aktien sind ja die gleichen geblieben:<br />

Ich bin flexibler, bekomme attraktive<br />

Dividenden – bei den richtigen<br />

Titeln zumindest – und bin am Erfolg<br />

von Unternehmen beteiligt.<br />

Das klingt nun doch verkäuferisch.<br />

Thomas Kemming: Das A und O ist<br />

eben, ob der Anleger Ri siken erkennt<br />

und rechtzeitig agiert. Bei einem Fonds<br />

übernimmt das der Fondsmanager für<br />

ihn. Das möchte aber der eine oder andere<br />

nicht. Zum Beispiel, weil er nicht<br />

will, dass ein Teil des Ertrags in eine<br />

Provision fließt. Wir haben nun versucht,<br />

eine Anlage möglichkeit zu finden,<br />

die die Vorteile eines Aktienfonds<br />

aufweist, aber von Grund auf anders<br />

konzipiert ist.<br />

Und wie lautet Ihre Alternative zur<br />

Fonds lösung?<br />

Thomas Kemming: Wir haben ein Konzept<br />

entwickelt, das wir »trend-optimierte<br />

globale Aktienstrategie« nennen<br />

– abgekürzt auch »TOGA«. Dabei<br />

handelt es sich um eine regelbasierte<br />

Aktienanlagestrategie mit einer flexi -<br />

blen Aktienquote zwischen nahezu<br />

0 und 100 Prozent.<br />

Welche Kundengruppe haben Sie dabei<br />

im Blick?<br />

Thomas Kemming: Die Strategie richtet<br />

sich an Anleger, die eine mittel- bis<br />

langfristige, aktienbasierte Anlagestrategie<br />

suchen. Anders gesagt: Wer einen<br />

Anlagehorizont von vier Jahren oder<br />

mehr für sinnvoll hält, findet in TOGA<br />

ein passendes Anlagemodell. Dabei ist<br />

die Allokation unabhängig von fun da -<br />

mentalen Analysen und wird nach<br />

einem festen Regelwerk automatisch<br />

angepasst. In einer Broschüre haben<br />

wir es verdichtet zu dem Satz »eine<br />

transparente Auswahlstrategie, die für<br />

Sie die Kontrolle behält«.<br />

40 ELITE REPORT extra


Worin genau besteht die Transparenz?<br />

Thomas Kemming: Die Allokation des<br />

Depots basiert auf der Auswahl von<br />

Titeln nach dem Modell der Relativen<br />

Stärke. Damit ist es möglich, die Werte<br />

mit dem stärksten Aufwärtstrend innerhalb<br />

einer Gruppe zu identifizieren.<br />

Jeden Monat ist dann eine Anpassung<br />

möglich. Entscheidend für das Ergebnis<br />

ist ein Maximum an Investment -<br />

dis zi plin und eine sinnvolle Risikover -<br />

tei lung. Und, wie gesagt, wir bieten<br />

hier be wusst keinen Fonds an: Der<br />

Kunde kann völlig transparent alle<br />

Investi ti o nen nachverfolgen, die wir<br />

für ihn durch geführt haben, und zahlt<br />

im Schnitt niedrigere Gebühren als<br />

bei Fonds.<br />

Gut, aber wenn die Aktienmärkte schwä -<br />

ch eln – was passiert dann mit Ihrer Aktienstrategie?<br />

Thomas Kemming: Ein übergeord ne -<br />

ter Indikator im Regelwerk signalisiert<br />

uns, wenn es Zeit ist, die Inves -<br />

titionsquote zu senken und sich auf<br />

Markt schwä ch en vorzubereiten. Wir<br />

redu zie ren also das Risiko, in fallenden<br />

Märkten Gewin ne wieder herzugeben<br />

be zie hungs weise höhere Ver -<br />

luste zu er lei den. Tech nisch gesprochen,<br />

kommen in fallenden Märk ten<br />

regelbasiert unter anderem Short-ETFs<br />

zum Einsatz. Das hat zwei Gründe:<br />

Erstens werden teilweise die Risiken<br />

des Ak tienbestandes kompensiert<br />

(wir sprechen hier nicht von einer<br />

Totalab sicherung).<br />

Hat die Strategie auch einen »Haken«?<br />

Thomas Kemming: Die Vokabel passt<br />

nicht. Jedes Finanzinstrument birgt<br />

neben Chancen auch Risiken. Aktienanlagen<br />

sind nun einmal mit allgemeinen<br />

Marktrisiken verbunden und mit<br />

spezifischen unternehmerischen Risiken.<br />

Oder anders gesagt: Auch eine Optimierungsstrategie<br />

kann Effekte erzielen,<br />

die sie gerade vermeiden soll. Deshalb<br />

sind wir ja auch ein Vermögensverwalter<br />

und kein Supermarkt: Unsere<br />

Kunden sollen sich keine Produkte aus<br />

dem Regal holen, sondern mit ihrem<br />

Berater besprechen, was »passt«. Entscheidend<br />

ist immer die individuelle<br />

Situation.<br />

Thomas Kemming, Chef-Anlagestratege bei<br />

Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />

Wie reagieren Ihre Kunden auf das neue<br />

Angebot?<br />

Thomas Kemming: Eine andere Antwort<br />

als »sehr gut« werden Sie von mir<br />

nicht erwarten. Aber es stimmt: Banken<br />

behaupten gerne von sich, dass sie innovativ<br />

sind. Unsere Kunden spiegeln<br />

uns dieses auch wider; sie nehmen uns<br />

nicht als Produktverkäufer wahr, sondern<br />

als Konzeptionäre. Das ist für mich<br />

der beste Beweis, dass wir mit einem<br />

Konzept ins Schwarze getroffen haben.<br />

Eine Schwalbe macht noch keinen<br />

Sommer.<br />

Thomas Kemming: Das stimmt. Und<br />

weil wir gerade so ausführlich über die<br />

Aktienseite geredet haben, gebe ich<br />

Ihnen ein Beispiel für die Anleiheseite;<br />

dort haben wir erst im letzten Jahr den<br />

Triathlon-Fonds auf den Weg gebracht.<br />

(Daran sehen Sie übrigens auch, dass<br />

wir nichts gegen Fondslösungen haben.)<br />

Hier stand am Anfang die Über legung,<br />

wie man Rentenanlagen etwas reiz -<br />

vollerer machen kann. Es bleibt ja dabei,<br />

dass Renten unglaublich beliebt<br />

sind, weil sie als sehr sicher gelten, aber<br />

gleichzeitig kaum Rendite abwerfen.<br />

Das Triathlon-Modell kombiniert also<br />

ein Renten-Basis-Investment mit einem<br />

Derivate-Baustein und Bonus-Zertifi ka -<br />

ten, die zum Einsatz kommen, wenn es<br />

der Markt sinnvoll ermöglicht. Wie über -<br />

all, gibt es natürlich auch hier Chan cen<br />

und Risiken, daher möchte ich an der<br />

Stelle nicht weiter ins Detail gehen.<br />

Bei Merck Finck & Co wird einiges bewegt,<br />

wie es scheint.<br />

Thomas Kemming: Absolut. Und das ist<br />

der einzige Weg, wie man heute Kunden<br />

begeistern kann. Von daher kann<br />

ich nur sagen: Ich bin froh, in einem<br />

Haus zu arbeiten, das die Freiheit zum<br />

Entwickeln von Konzepten bietet. Das<br />

Ganze für Kunden, die einen ständig<br />

herausfordern – sonst würde es keinen<br />

Spaß machen.<br />

Herr Kemming, vielen Dank für für<br />

dieses Gespräch!<br />

Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />

Pacellistraße 16<br />

D-80333 München<br />

Tel.: +49(0)89/2104-0<br />

www.merckfinck.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

41


DJE KAPITAL AG:<br />

Ohne durchdachte<br />

Analysen keine Strategien<br />

Interview mit Dr. Jens Ehrhardt, Dr. Jan Ehrhardt und Uwe Adamla<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Ehrhardt,<br />

endlich lernen wir auch Ihren Sohn Jan<br />

kennen. Wir wissen von ihm, dass er den<br />

seit 11 Jahren erfolgreichen Fonds DJE –<br />

Dividende & Substanz managt. Was<br />

kann Jan besser als Sie?<br />

Dr. Jens Ehrhardt: Mein Sohn ist außerordentlich<br />

strukturiert in seiner Denkweise<br />

und agiert weniger nach Emo -<br />

tionen und nutzt umfangreiches tech -<br />

nisches Material für seine Analysen. Mit<br />

dem DJE – Dividende & Substanz-Fonds<br />

meines Vaters zur Arbeit und sein Fleiß<br />

haben mich am meisten geprägt. Ich<br />

denke, ein hoher persönlicher Einsatz<br />

lohnt sich.<br />

Herr Dr. Ehrhardt, Sie besuchen die entscheidenden<br />

Finanzplätze selbst und<br />

verwerten Ihre Erkenntnisse in Ihren<br />

Strategien. Auf was muss sich der Vermögende<br />

einstellen? Wo erscheinen<br />

Chancen? Wo lauern Risiken? Was ist an<br />

Reformen zu erwarten?<br />

wegs als ungünstig erwiesen. Auch<br />

wenn die Anleger in Zukunft mehr Volatilität<br />

aushalten müssen, sind Depots<br />

mit soliden Aktien wahrscheinlich die<br />

beste Vermögenserhaltungs- und -mehrungsstrategie.<br />

Politisch werden sich<br />

Vermögende zunehmend auf Steuer -<br />

erhöhungen einstellen müssen. Besonders<br />

die in den USA geführte Diskus -<br />

sion um die Ungleichverteilung von<br />

Einkommen und Vermögen wird zu<br />

Steuererhöhungen zwingen. Besonders<br />

die Bemessungsgrundlage (die de facto<br />

zu sehr niedrigen US-Steuersätzen<br />

führt) dürfte verändert werden. Auch in<br />

Deutschland führt die kalte Progres sion<br />

permanent zu Steuererhöhungen – in<br />

den nächsten Jahren um circa 50 Milliarden<br />

Euro.<br />

Dr. Jens Ehrhardt Dr. Jan Ehrhardt Uwe Adamla<br />

hat er in über 10 Jahren Fondsmana ge -<br />

ment cir ca 10 Prozent Rendite pro Jahr<br />

erwirt schaftet, und das bei sehr be -<br />

grenz ter Vo latilität. Ich halte ihn für<br />

einen sehr engagierten und fähigen<br />

Fonds ma nager.<br />

Herr Dr. Jan Ehrhardt, was ist das Wichtigste,<br />

was Sie von Ihrem Vater gelernt<br />

haben?<br />

Dr. Jan Ehrhardt: Neben dem Privaten<br />

habe ich von meinem Vater natürlich<br />

auch beruflich sehr viel gelernt, da wir<br />

seit vielen Jahren zusammenarbeiten.<br />

Das Wichtigste sind wahrscheinlich gar<br />

nicht die fachlichen Details und Interpretationen<br />

von volkswirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen, sondern viel mehr<br />

seine ausgeprägte Leidenschaft zur Arbeit,<br />

die er mir von klein auf vorgelebt<br />

hat. Das ist ansteckend! Die Einstellung<br />

Dr. Jens Ehrhardt: Vermögende werden<br />

es in vielfacher Hinsicht in Zukunft<br />

schwieriger haben, ihr Vermögen zu<br />

mehren. Die Zinsen werden international<br />

tief bleiben, wenn auch leichte<br />

Erhöhungen in den USA näher sein<br />

können, als Optimisten erwarten. In<br />

Europa und Japan sind Zinserhöhungen<br />

aber kein Thema. Auch in den<br />

USA wird man Rücksicht auf die hohe<br />

Staatsverschuldung nehmen. Zudem<br />

würde ein zu starker Zins anstieg un -<br />

gewollt den Dollar nach oben treiben<br />

(schlecht für US-Exporte). In den nächs -<br />

ten Jahren zwingen relativ niedrige<br />

Zinsen für Anleihen die Anleger zu neh -<br />

mend in Aktien, so dass sich die Vola ti -<br />

lität des Vermögensbestandes zwangsläufig<br />

erhöhen wird. In der Ver gan -<br />

genheit haben sich hohe Aktienanteile<br />

besonders auf lange Sicht aber kei nes -<br />

Wenn Sie an das Thema Vermögens -<br />

aufbau denken, welche Fonds würden<br />

Sie als Basis-Investment einplanen?<br />

Dr. Jan Ehrhardt: Beim langfristigen<br />

Vermögensaufbau kommt man an dem<br />

Thema Dividende nicht vorbei. Dividendenzahlungen<br />

haben aus Sicht<br />

mehrerer Jahre aufgrund des Zinseszinseffektes<br />

einen derart großen Einfluss<br />

auf die Gesamtperformance eines<br />

Portfolios, dass ich als Basis-Investment<br />

unseren Dividendenfonds, den DJE –<br />

Dividende & Substanz, empfehle. Da rü -<br />

ber hinaus gehört beim Vermögens auf -<br />

bau auch ein Anleihenprodukt dazu.<br />

Mit geschicktem Management lässt<br />

sich auch in Phasen niedriger Zinsen<br />

eine vernünftige Rendite erwirtschaften,<br />

wie der DJE – Renten Global zeigt.<br />

Als drittes Basisinvestment würde ich<br />

einen flexiblen vermögensverwaltenden<br />

Fonds, wie den DJE Concept, einsetzen,<br />

der einen Teil des Portfolios<br />

schnell den jeweiligen Marktbedingun -<br />

gen anpasst und Chancen in unterschiedlichsten<br />

Bereichen nutzt.<br />

42 ELITE REPORT extra


Vermögende sind häufig im Senioren -<br />

alter und haben oft Angst vor einzelnen<br />

Aktienwerten. Sie jedoch bündeln Aktien<br />

in Ihren Fonds. Welche Fonds würden<br />

Sie als tragende Beimischung in einem<br />

auf Sicherheit bedachten Vermögen<br />

sehen, um nicht nur den stabilen Wert<br />

im Depot zu haben, sondern auch von<br />

pros perierenden Märkten zu profitieren?<br />

Dr. Jens Ehrhardt: Aktien wurden in<br />

der Vergangenheit als risikoreich, festverzinsliche<br />

Papiere als risikoarm angesehen.<br />

Angesichts der oft schlechten<br />

Qualität von Anleihen und den beträchtlichen<br />

Kursrisiken bei längeren<br />

Laufzeiten (wenn die Zinsen auch nur<br />

etwas steigen), sind Anleihen heute<br />

renditeschwach und risikoreich gegen -<br />

über früher renditestark und risiko -<br />

arm. Um die Risiken am Aktienmarkt<br />

zu streuen, sind Fonds, die oft eine sehr<br />

große Anzahl von Einzelaktien im Porte -<br />

feuille haben, eine Strategie zur Verminderung<br />

der Risiken. Ich denke, dass<br />

Fonds für amerikanische Value-Aktien<br />

trotz his torisch gesehen hoher Bewertung<br />

wegen relativ niedriger Zinsen<br />

aussichtsreich bleiben. Japanische<br />

Fonds haben zwar in diesem Jahr mit<br />

zweistelligen Kursrückgängen enttäuscht,<br />

auf längere Sicht könnten (wäh -<br />

rungsgesicherte) japanische Aktienfonds<br />

aber besonders interessant sein.<br />

Für sehr defensive Anleger empfehle ich<br />

unseren sehr erfolgreichen DJE – Zins &<br />

Dividende Fonds. Auch Edelmetall-Ak -<br />

tienfonds sollten als kleinere Beimischung<br />

nicht vergessen werden.<br />

Die Berg- und Talfahrt an den Börsen<br />

flößt Furcht ein. Wie nehmen Sie den<br />

Kunden die Ängste?<br />

Dr. Jens Ehrhardt: Man kann den An -<br />

legern die Ängste nicht abnehmen.<br />

Ak tienanlage bedeutet zwangsläufig<br />

wesentlich erhöhte Volatilität. Die<br />

Alternative sind Anleihen, die am Ende<br />

nicht nur volatil, sondern besonders<br />

risikoreich sein können (Kursverluste<br />

bei langen Laufzeiten, Ausfälle bei<br />

schlechten Bonitäten). Man muss sich<br />

vor Augen halten, dass Aktien in den<br />

letzten 100 Jahren große Krisen am<br />

besten überwunden haben und ein<br />

Ver mögenserhalt hier aus historischer<br />

Perspektive am wahrscheinlichsten<br />

ist. Die erhöhte Volatilität ist, zugegeben,<br />

aber schwer auszuhalten, nicht<br />

nur für den Anleger, sondern auch für<br />

den Fondsmanager. Dies erfordert viel<br />

Erfahrung, um bei Zwischentiefs nicht<br />

im falschen Moment zu verkaufen.<br />

Herr Adamla: Was ist Ihre Aufgabe in<br />

der DJE Kapital AG?<br />

Uwe Adamla: Ich bin seit 1. April <strong>2014</strong><br />

zuständig für die Vermögensverwaltung<br />

der Privatkunden in Pullach und<br />

für die Niederlassungen und freue<br />

mich darauf, meine Erfahrung und<br />

Kompetenz aus mehr als zwei Jahrzehnten<br />

Vermögensverwaltung in die<br />

DJE Kapital AG einzubringen und die<br />

gute Arbeit meines langjährigen Vorgängers<br />

fortzusetzen.<br />

DJE Kapital AG<br />

Zentrale Pullach<br />

Pullacher Str. 24, D-82049 Pullach<br />

Tel.: +49(0)89/790 45 35 55<br />

Niederlassung Frankfurt a. M.<br />

Metzlerstr. 39, D-6<strong>05</strong>94 Frankfurt a.M.<br />

Tel.: +49(0)69/660 59 36 90<br />

Niederlassung Köln<br />

Hansaring 97, D-50670 Köln<br />

Tel.: +49(0)221/914 09 27 0<br />

www.dje.de<br />

Was sind Ihre Ziele in diesem Bereich?<br />

Uwe Adamla: Mein Ziel ist es, die DJE<br />

Vermögensverwaltung als eine führende<br />

Adresse für Privatkunden in Deutsch -<br />

land zu bewahren. Als familiengeführter<br />

Mittelstand schätze ich besonders,<br />

dass alle Voraussetzungen dafür im<br />

Hause DJE gegeben sind.<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

Fondsname<br />

Fondsprofil<br />

lfd. Jahr<br />

1 Jahr<br />

3 Jahre<br />

p.a.<br />

5 Jahre<br />

p.a.<br />

seit<br />

Auflage<br />

Auflagedatum<br />

Morningstar<br />

RatingTM<br />

Gesamt<br />

Aktienfonds<br />

DJE – Dividende<br />

& Substanz I (EUR)<br />

ISIN LU0159551042<br />

Der Anlageschwerpunkt des Fonds liegt auf<br />

internationalen dividenden- und sub stanz -<br />

star ken Aktien, wobei aktuell der Schwerpunkt<br />

auf europäischen und asia tischen<br />

Ak tien liegt.<br />

-1,91%<br />

2,08%<br />

5,19%<br />

11,68%<br />

198,31%<br />

27.01.2003<br />

✭✭✭✭<br />

Rentenfonds<br />

DJE – Renten<br />

Global I (EUR)<br />

ISIN LU015955<strong>05</strong>80<br />

Der Fonds investiert weltweit in Anleihen<br />

aller Art. Das Fondsmanagement legt Wert<br />

auf eine ausgewogene Misch ung an An -<br />

leihen mit dem Ziel eine angemessene Rendite<br />

zu erreichen.<br />

1,32%<br />

3,09%<br />

4,92%<br />

5,88%<br />

63,<strong>26</strong>%<br />

27.01.2003<br />

✭✭✭✭✭<br />

Mischfonds<br />

DJE Concept I (EUR)<br />

ISIN LU0124662932<br />

Der Fonds investiert frei von jeglichen Vorgaben<br />

weltweit in Aktien und Anleihen.<br />

Da bei kann er unterschiedliche Ri sikoprofile<br />

aus weisen, da er sowohl zu 100 % in Aktien<br />

als auch zu 100 % in Anleihen anlegen kann.<br />

-5,89%<br />

-0,24%<br />

4,98%<br />

13,93%<br />

119,09%<br />

06.04.2001<br />

✭✭✭✭✭<br />

ELITE REPORT extra<br />

43


Vermögensschutz zwischen Inflation und Deflation –<br />

Langjähriger Erfolg mit konservativer Strategie<br />

PSM: 160 Prozent Zuwachs seit 1999 bei geringsten Schwankungen!<br />

Die Senior Partner der PSM (Portfolio Strategie Management), der ältesten<br />

bankenunabhängigen Vermögensverwaltung in Deutschland seit 1965<br />

Die Kompetenz eines Vermögensverwalters zeigt sich nur in<br />

einem längerfristigen Zeitraum. Sehr wichtig ist die Frage:<br />

Konnte der Verwalter auch schwierige Zeiten erfolgreich<br />

meistern? Hier glänzt die PSM. Die ältes te bankenunabhängige<br />

Vermögensverwaltung in<br />

Deutschland ist mit diszipliniert<br />

konservativer Strategie<br />

auch eine der erfolg reichsten<br />

Verwaltungen im längerfristigen<br />

Vergleich. Werterhalt vor<br />

Wachstum bei allzu hohen Risiken,<br />

das war, ist und bleibt<br />

die oberste Maxime der Arbeit<br />

PSM Privatdepot Rendite<br />

<strong>26</strong>0,00<br />

240,00<br />

220,00<br />

200,00<br />

180,00<br />

160,00<br />

140,00<br />

120,00<br />

von PSM. Was nützen die tollsten kurzfristigen Gewinne,<br />

wenn sie nachher doch wieder dahin schmelzen? Die Anleger<br />

der PSM konnten bislang selbst in stürmischen Börsenzeiten<br />

stets ruhig schlafen und sollen dies auch in Zukunft<br />

100,00<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

tun können. Schließlich konnten die PSM-Strategen das Vermögen<br />

der Kunden trotz mehrfacher Krisen an den weltweiten<br />

Finanzmärkten nicht nur erhalten, sondern sogar<br />

dauerhaft und nachhaltig bei nur winzigen Schwankungen<br />

ausbauen.<br />

Besonders stolz ist die PSM auf die Auszeichnungen des<br />

Elite Report schon seit 20<strong>05</strong>. Für <strong>2014</strong> wurde PSM erneut mit<br />

der Bestnote »summa cum laude« ausgezeichnet.<br />

Die PSM ist ein defensiver und vorausblickender Verwalter,<br />

welcher das Vermögen der Kunden keinen hohen Risiken<br />

aussetzen will. Diese Sicht erwies sich als hervorragende<br />

Basis für die Entwicklung der Kundendepots in den schwierigen<br />

Börsenjahren seit der Jahrtausendwende. Mit fast 50<br />

Jahren Erfahrung, Disziplin<br />

und strategischem Weitblick<br />

hat PSM alle Voraussetzungen,<br />

um auch in den kommenden<br />

Jahren die Turbulenzen<br />

an den Märkten zu meis -<br />

tern und weiterhin erfolgreich<br />

für ihre Kunden tätig zu<br />

sein. Anleger, die ihr Vermögen<br />

mit sicherer, erfahrener und ruhiger Hand erhalten und<br />

bei guter Gelegenheit nachhaltig ausbauen wollen, ohne<br />

dabei den üblichen hohen Risiken ausgesetzt zu werden,<br />

sind bei PSM bestens aufgehoben.<br />

❑<br />

Die PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />

Langen v.d. Goltz, Dr. Prinz & Partner<br />

mit Hauptsitz in Grünwald bei<br />

München (gegründet 1965) ist<br />

die älteste ban ken unabhän -<br />

gige Verwaltung in Deutsch -<br />

land. Sie verwaltet individuelle<br />

Vermögen ab 1.000.000 Euro;<br />

ermöglicht den Zugang zu ihrem Knowhow<br />

aber auch schon für Vermögen ab<br />

100.000 Euro über die ein heit lichen<br />

PSM<br />

seit 1965<br />

Strategien: »Privatdepot Wachs tum oder<br />

Rendite«. Die Kun dendepots können<br />

bei verschiedenen Depotbanken<br />

geführt werden. Die von PSM<br />

umgesetzten Strategien führten<br />

seit 1999 bei diesen Depots zu<br />

einem Zuwachs von circa 160<br />

Pro zent (Wachstum) beziehungsweise<br />

150 Prozent (Rendite). Bemerkenswert<br />

da bei ist vor allem, dass PSM<br />

Kunden so gut wie keine nega tiven<br />

Schwan kungen aushalten mussten. PSM<br />

bietet also genau diejenige Sicherheit in<br />

unruhigen Zeiten, die sich viele Vermögensinhaber<br />

wünschen. Interessenten<br />

können kosten los eine ausführ liche<br />

Informationsbroschüre anfordern, die<br />

auch einen interessanten Einblick in die<br />

äußerst treff sichere Historie der PSM-<br />

Ein schätzun gen gibt. Ein guter und<br />

transparenter Beleg für die bislang sehr<br />

erfolgreichen Entscheidungen der PSM.<br />

44 ELITE REPORT extra


Die weltweite Überschuldungskrise ist<br />

immer noch ungelöst. Um ihr Vermögen<br />

zu schützen, müssen Anleger in den<br />

nächsten Jahren sehr wachsam und<br />

flexibel bleiben.<br />

Schon lange vor Ausbruch der aktu -<br />

ellen Überschuldungskrise erkannte<br />

PSM die immensen Probleme an den<br />

Finanzmärkten. In den Jahren 2000,<br />

2007 und 2011 hatte die PSM in Vorträgen<br />

und Publikationen immer wieder<br />

recht zeitig vor Über treibungen an<br />

den Aktienmärkten und den Risiken<br />

für Anleger durch die extremen Un -<br />

gleich gewichte in der Weltwirtschaft<br />

ge warnt. Dank dieser Vorsicht ent -<br />

wick el ten sich die Kundendepots in den<br />

Jahren seit der Jahrtausendwende ein -<br />

schließlich des beispiellosen Ak tien -<br />

crashs in 2008/2009 sehr erfolgreich.<br />

Die Kaufen-und-Halten-Strategie führt<br />

schon seit vielen Jahren nicht mehr<br />

zum Erfolg. Die Erfolgsstrategie muss<br />

heute mehr denn je lauten: Wer Aktien<br />

zum richtigen Zeitpunkt ge kauft hat,<br />

muss sie auch rechtzeitig wieder verkaufen,<br />

selbst wenn die Titel noch so<br />

gut scheinen. Nur so kann man Vermögen<br />

dauerhaft mehren und die Früchte<br />

seiner Arbeit ernten. Ferner gilt: Verlus -<br />

te begrenzen, solange sie noch klein<br />

sind. Nur wer diszipliniert handelt und<br />

seine Entscheidungen lau f end überprüft,<br />

wird langfristig er folgreich sein.<br />

Das beste Beispiel ist die japanische Börse.<br />

Wer im Jahre 1989 bei rund 40.000<br />

Punkten eingestiegen ist und nicht<br />

rechtzeitig verkauft hat, konn te bei<br />

einem heutigen Stand von etwa 15.000<br />

Punk ten im Nikkei-Index über 25 Jah re<br />

hinweg nur gewaltige Verluste anhäufen.<br />

Auf der anderen Seite konn ten<br />

erfahrene und disziplinierte Anleger<br />

mehrere star ke Zwischenerholungen<br />

nutzen. Die PSM-Er folgsstrategie lautet<br />

daher seit jeher: Es gibt Zeiten, in denen<br />

man voll in Ak tien investieren darf,<br />

und es gibt Zei ten, in welchen man sich<br />

defensiv ver halten muss, um sich kein<br />

allzu hohes Risiko ins De pot zu holen.<br />

Joachim Paul Schäfer:<br />

»Vermögenserhalt<br />

ist und bleibt<br />

das Thema Nr. 1«<br />

Vorhandene Li qui di tät nicht zu investieren<br />

mag schmerz lich sein, aber<br />

noch schmerzl icher kann ein In vest -<br />

ment zur fal schen Zeit werden. Trotz<br />

F i nanz krise und gewaltigen Problemen<br />

in der Welt wirt schaft: Mit einer gu ten<br />

Ge samt stra te gie kann ein guter Verwalter<br />

auch in schwierigen Zeiten Geld<br />

verdienen. Ein guter Verwalter fährt<br />

mit dem Ver mögen seiner Kunden<br />

jedoch kei ne Achterbahn. Denn was<br />

nützen die tollsten Gewinne in guten<br />

Zeiten, wenn sie in schlechten Zeiten<br />

wieder dahinschmelzen? Vergleichen<br />

Sie da her bei der Auswahl Ihres Verwalters<br />

längere Zeiträume von zehn<br />

oder mehr Jahren. Sind größ ere Rückschläge<br />

und längere Ver lust zeit räume<br />

da bei, so handelt es sich womöglich um<br />

eine zu risikoreiche Stra tegie.<br />

Die PSM ist als bankenunabhängiger<br />

Verwalter höchst flexibel und kann<br />

schnell agieren. Wenn die PSM-Partner<br />

meinen, dass Aktien stark über be wer -<br />

tet sind (wie zum Beispiel in 2000/ 2007)<br />

oder die weltwirtschaftliche Lage nicht<br />

für Aktien spricht (wie in 2011), dann<br />

können sie den Aktienanteil auf 0 Prozent<br />

senken, das Vermögen vorüber -<br />

gehend verzinslich par ken oder alternative<br />

Chancen an den Anleihen- und<br />

Rohstoffmärkten nut zen. So kann das<br />

Vermögen vor Schaden bewahrt werden,<br />

um es dann bei geringeren Risiken<br />

wieder auszubauen. Denn PSM will<br />

auch in den nächsten Jahren von den<br />

vielen Chancen profitieren, die sich aus<br />

Krisen und Problemen an den Finanzmärkten<br />

für erfahrene Investoren<br />

immer wieder neu ergeben. Vorsicht<br />

bleibt dabei aller dings Trumpf: In den<br />

nächs ten Jahren wird es sowohl Zeiten<br />

ge ben, in welchen man nur erstklassige,<br />

kurz laufen de Anleihen und Gold<br />

im Depot haben sollte, als auch Zeiten,<br />

in welchen man kräftige<br />

Erholungen an<br />

den Welt börsen nutzen<br />

kann – auch wenn<br />

diese vermutlich nicht<br />

dau er haft sein werden.<br />

PSM-Partner Joachim<br />

Paul Schäfer meint:<br />

»In dem zu erwartenden<br />

Spannungsfeld zwisch en inflato-<br />

Joachim Paul Schäfer<br />

rischen Er wartungen und deflato -<br />

rischen Kräften müssen Anleger sehr<br />

wachsam und flexibel bleiben. Der<br />

Erhalt des Vermögens ist heute mehr<br />

denn je eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.<br />

Wer sein Vermögen mit einer<br />

sicherheitsorientierten Strategie er -<br />

hal ten und langfristig mehren will,<br />

ist bei PSM goldrichtig. Besonders in<br />

den bevorstehenden turbulenten Börsenjahren<br />

wird das Know-how der PSM<br />

aus fast 50 Jahren einen wertvollen<br />

Beitrag für den Erhalt und Ausbau der<br />

Kundenvermögen leisten können.« ❑<br />

PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />

Langen v.d. Goltz, Dr. Prinz & Partner<br />

Nördliche Münchner Straße 5<br />

D-82031 Grünwald bei München<br />

Tel.: +49(0)89/649 44 90<br />

www.psm-vermoegen.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

45


Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung GmbH:<br />

Spezialrenten –<br />

die Lösung für das Zinsdilemma?<br />

Seit der Finanz- und Schuldenkrise und den massiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken bieten die Rentenmärkte<br />

nur sehr begrenzte Ertragschancen – und das wird auf Dauer so bleiben: Die maßgeblichen Notenbanken haben<br />

bereits signalisiert, dass sie ihre expansive Politik noch lange beibehalten wollen. Dieses aktuelle Zinsdilemma können<br />

Anleger beispielsweise mit sogenannten Spezialanleihen überbrücken.<br />

Von Friedrich Huber, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter<br />

Seit jeher bildete der Rentenmarkt das Fundament der Geldanlage:<br />

Mithilfe verzinslicher Wertpapiere, etwa Bundesanleihen<br />

oder US-Treasuries, sollte neben dem Erhalt der Kaufkraft<br />

ein realer Zusatzertrag erzielt werden. Üblich war, dass<br />

Anleihen guter Qualität jährliche Realrenditen von zwei bis<br />

drei Prozentpunkten erwirtschafteten. Diese Möglichkeit ist<br />

nach der Finanz- und Schuldenkrise und den massiven geldpolitischen<br />

Maßnahmen der Notenbanken verschwunden.<br />

Aktuell sind die realen Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen<br />

guter Bonitäten negativ, sie decken damit<br />

nicht einmal mehr den Kaufkraftverlust ab. Leider ist das<br />

kein temporäres Phänomen, denn die großen Notenbanken<br />

werden ihre expansive Politik nach eigenem Bekunden noch<br />

lange beibehalten.<br />

Alternativen sind rar gesät<br />

Gleichwohl sind Rentenpapiere wegen der guten Prognos -<br />

tizierbarkeit der Erträge für jede Vermögensallokation extrem<br />

wichtig. Da andere Asset-Klassen entweder deutlich<br />

risiko reicher oder illiquider sind, stellt sich die Frage, ob es<br />

innerhalb des Rentenmarktes Alternativen zu sicheren<br />

Staatsanleihen, Pfandbriefen oder Unternehmensan leihen<br />

erstklassiger Bonität gibt. Zwar bringen Staatsanleihen aus<br />

Peripherie- oder Schwellenländern teils attraktive Real -<br />

renditen, doch scheiden sie unseres Erachtens aus, da die<br />

Risiken politisch geprägt, daher nicht abzuschätzen sind<br />

und somit nicht ausreichend kompensiert werden.<br />

Rendite mit Sondersituationen<br />

Die Renditelücke bei Zinsanlagen lässt sich jedoch mit Hilfe<br />

von sogenannten Spezialrenten schließen. Darunter ver -<br />

stehen wir verzinsliche Wertpapiere, die aufgrund ihrer Bedingungen<br />

oder der Bewertung des Emittenten eine Fehlbeziehungsweise<br />

Unterbewertung aufweisen und somit überdurchschnitt<br />

liche Renditechancen bei kalkulier baren Risiken<br />

aufweisen. Meist treten sie in Marktsegmenten auf, die<br />

noch relativ jung und daher nur von wenigen Investoren<br />

entdeckt worden sind. Oder sie gehören Marktsegmenten an,<br />

die durch Vorgaben der Aufsichtsbehörden oder durch<br />

Anpassungsprozesse der Ratingagenturen deutlich verändert<br />

werden. In beiden Fällen bedeutet dies: Man muss sich auf<br />

die Suche nach Sondersituationen machen.<br />

Interessant: Hybridanleihen von Financials<br />

Ein ideales Umfeld existiert derzeit für Hybridanleihen euro -<br />

päischer Banken. Diese Nachranganleihen bilden neben den<br />

Aktien das Eigenkapital von Banken. Der Unterschied zu<br />

klassischen Anleihen ist, dass sie aufgrund von bestimmten<br />

Ausgestaltungsmerkmalen eigenkapitalfähig werden. Die<br />

Finanzkrise hat gezeigt, dass sich eine Bank im Krisenfall mit<br />

den bisherigen Instrumenten nicht sanieren lässt, ohne<br />

massive Verwerfungen an den Finanzmärkten zu riskieren<br />

beziehungsweise die Einlagen der Sparer zu gefährden. In<br />

der Folge hat die Bankenaufsicht die Regeln für die Eigenkapitalausstattung<br />

der Banken durch »Basel III« neu definiert.<br />

Dazu gehört auch, dass die neuen nachrangigen Bankan -<br />

leihen künftig andere Ausstattungsmerkmale haben müssen,<br />

um als Eigenkapital zu gelten.<br />

Banken wollen Nachranganleihen <strong>vom</strong> Markt nehmen<br />

Für alte Nachranganleihen sogenannte »Grandfather Bonds«<br />

gibt es diverse Übergangsfristen, die Investoren mit tief<br />

greifender Marktkenntnis nutzen können, um überdurchschnittliche<br />

Erträge zu generieren. Denn: Sobald die Anrechenbarkeit<br />

als Eigenkapital deutlich sinkt oder sogar wegfällt,<br />

werden die Banken versuchen, diese Anleihen vorzeitig<br />

<strong>vom</strong> Markt zu nehmen, da sie in der Regel höher verzinst<br />

werden und daher zu teuer sind. Entweder sie kaufen diese<br />

Wertpapiere über den Markt zurück oder sie nutzen bestimmte<br />

Kündigungsoptionen. In beiden Fällen winken den<br />

Anlegern überdurchschnitt liche Ertragsaussichten, während<br />

die Risiken durch die strikten Vorgaben (CRD4) der europäi-<br />

46 ELITE REPORT extra


schen Bankenkommission überschaubar sind. Voraussetzung<br />

ist, dass sich die Investoren in den Bedingungen der einzelnen<br />

Anleihen und den aufsichtsrechtlichen Änderungen gut<br />

auskennen.<br />

Die Versicherungsbranche ist der nächste Kandidat<br />

Ähnliche Gelegenheiten wird es in Zukunft auch bei Nach -<br />

ranganleihen von Versicherungen geben, denn für diese<br />

Branche werden die Eigenkapitalvorschriften unter »Solvency<br />

II« ebenfalls neu geregelt. Auch bei der Assekuranz werden<br />

die Anforderungen daran, wann Anleihen als Eigenkapital<br />

anrechenbar sind, neu geregelt – und natürlich wird es<br />

auch hier Übergangsfristen für die alten Anleihen geben. Bis<br />

jetzt sind für Solvency II nur die groben Rahmenbedingungen<br />

bekannt. Doch schon jetzt ist klar: Man muss sich intensiv<br />

und frühzeitig mit den regulatorischen Änderungen<br />

auseinandersetzen, um von der Anpassung zu profitieren.<br />

Von Blue Chips emittiert: Hybridanleihen von Corporates<br />

Auch außerhalb des Finanzbereichs sind Hybridanleihen<br />

äußerst attraktiv. Hauptsächlich große Konzerne wie Linde,<br />

Siemens, Volkswagen, OMV oder RWE nutzen diese Möglichkeit,<br />

um Eigenkapital zu gewinnen. Der Vorteil für die<br />

Unternehmen liegt auf der Hand: Die Bilanzstruktur verbessert<br />

sich, ohne dass die Aktionäre direkt darunter leiden beziehungsweise<br />

die Kapitalstruktur beeinträchtigt wird und<br />

dadurch sinken die durchschnittlichen Gesamtfinanzierungskosten.<br />

Aufgrund der Nach rangigkeit und der komplexen<br />

Ausgestaltung müssen die Konzerne für diese Anleihen<br />

höhere Zinsen als bei entsprechenden Senior-Anleihen zahlen.<br />

Zum Teil sind diese Risikoaufschläge äußerst attraktiv,<br />

zumal es sich bei den Emittenten häufig um Blue-Chip-Gesellschaften<br />

mit solider Bonität handelt.<br />

Ratingagenturen schaffen Sonderchancen<br />

Sonderchancen gibt es bei den Nach ranganleihen auch dank<br />

der großen Ratingagenturen. Diese geben vor, wie die Anleihebedingungen<br />

ausgestaltet werden müssen, damit die Emissionen<br />

eigenkapitalfähig werden. Ändern sich diese Anforderungen,<br />

können einige der Unternehmen ihre Anleihen<br />

nicht mehr dem Eigenkapital zurechnen und werden diese<br />

kündigen oder zurückzahlen. Eine solche Änderung gab es<br />

zuletzt Mitte 2013, was zu deutlichen Kursabschlägen auch<br />

bei Anleihen führte, die eigentlich gar nicht betroffen<br />

waren – eine gute Gelegenheit, um zu Unrecht abgestrafte<br />

Anleihen günstig zu erwerben und kurzfristig deutliche Kursgewinne<br />

zu erzielen.<br />

Hochzinsanleihen: Ein junger Markt in Europa<br />

Unterbewertete Papiere mit attraktiven Ertragschancen findet<br />

man auch bei den europäischen Hochzinsanleihen. Dieser<br />

Markt ist im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten sehr<br />

jung und teilweise noch sehr ineffizient. In der Anfangsphase<br />

vor rund zehn Jahren emittierten hauptsächlich Private-<br />

Equity-Unternehmen Hochzinsanleihen, um ihre feindlichen<br />

Übernahmen in Europa zu finanzieren.<br />

Friedrich Huber und Michael Reuss, Gründer und Geschäftsführer<br />

der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung<br />

Heute gehen eher Unternehmen an den Markt, die sich aufgrund<br />

der schwierigen Kreditversorgung in Europa eine weitere<br />

Finanzierungsquelle erschlie ßen und ihre Bankenabhängigkeit<br />

mini mieren wollen. Häufig müssen sie erhöhte Risikoprämien<br />

zahlen, da sie am Kapitalmarkt entweder noch<br />

un bekannt sind oder nicht regelmäßig Finanzkennziffern veröffentlichen<br />

möchten. Dies trifft besonders auf in haber ge führ -<br />

te, nicht börsennotierte Gesellschaften zu. Durch intensive<br />

Analyse – Geschäftsmodell, Bilanz, GuV-Rechnung – lassen<br />

sich fehlbewertete Anleihen ausfindig machen und die Er -<br />

tragschancen in einem breit diversifizierten Portfolio nutzen.<br />

Nutzen Sie die Kenntnisse der Spezialisten!<br />

Sie sehen, der Rentenmarkt bietet auch in einem Umfeld<br />

negativer Realverzinsung attraktive Chancen, die nicht unbedingt<br />

mit erhöhten Risiken erkauft werden müssen. Der<br />

große Unterschied zu früher ist, dass die Komplexität der<br />

Anleiheauswahl deutlich zugenommen hat. Hier können<br />

Ihnen unabhängige Vermögensverwalter mit entsprechenden<br />

Spezialkenntnissen mit Rat und Tat zur Seite stehen. ❑<br />

Huber, Reuss & Kollegen<br />

Die bankenunabhängige Vermögensverwaltung Huber, Reuss &<br />

Kollegen wurde im Jahr 2000 gegründet, um vermögende Personen,<br />

Familien, Stiftungen und institutionelle Investoren unabhängig<br />

und individuell zu betreuen. Derzeit beschäftigt das Unter -<br />

nehmen in München, Ingolstadt und Schonungen 24 Mit arbeiter,<br />

davon 17 Portfolio-Manager. Das verwaltete Vermögen der rund<br />

650 privaten und institutionellen Kunden beläuft sich auf über 1,2<br />

Milliarden Euro. Eine individuelle Vermögensverwaltung ist ab<br />

250.000 Euro möglich. Bei kleineren Vermögen wird eine Vermögensverwaltung<br />

über hauseigene Publikumsfonds angeboten.<br />

Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH<br />

Steinsdorfstraße 13, D-8<strong>05</strong>38 München<br />

Tel.: +49(0)89/2166 86 0<br />

www.hrkvv.de<br />

ELITE REPORT extra<br />

47


Bankhaus Herzogpark AG:<br />

Mit Tiefgang die<br />

Eisberge umschiffen<br />

Spätestens seit dem weltweit bekannten Untergang der<br />

Tit anic weiß jeder, dass der größere Teil des Eisbergs unterhalb<br />

der Wasserlinie liegt. Gleichzeitig sind für ein Schiff Lecks<br />

unterhalb der Wasserlinie besonders gefährlich. Diese Kenntnis<br />

lässt sich gut auf die Profession der Vermögensverwaltung<br />

übertragen.<br />

Gerlinde M. Englbrecht und Dr. Reiner Krieglmeier<br />

Vorstand Bankhaus Herzogpark AG<br />

Von Dr. Reiner Krieglmeier<br />

In der Vergangenheit sind<br />

die größten Vermögensverluste<br />

in der Regel durch<br />

Ereignisse eingetreten, die<br />

dem oberflächlichen Betrachter<br />

unsichtbar waren.<br />

Aus unserer langjährigen<br />

Erfahrung – unsere 10 Seniorbetreuer<br />

verfügen in<br />

der Summe über 150 Jahre<br />

Markterfahrung – haben<br />

wir gelernt, dass zur Beurteilung<br />

und Prognose der Märkte Tiefgang notwendig ist. Diese<br />

Markterfahrung kombiniert mit der Akkuratesse der wirtschaftsprüfenden<br />

Zunft soll dem Anleger das Gefühl geben,<br />

gut aufgehoben zu sein.<br />

Was heißt dies konkret im aktuellen Kapitalmarktumfeld?<br />

In unseren Kernmärkten Europa und USA sehen wir überwiegend<br />

positive Unternehmensergebnisse. Die meisten<br />

Firmen haben aus der Finanzkrise gelernt, sich entschuldet<br />

und behalten die Kosten im Griff. 20 von 30 Unternehmen<br />

im DAX werden die Dividende erhöhen. Auf den ersten Blick<br />

ist dies ein Kaufsignal für Aktien.<br />

Mit dem Kursanstieg in 2013 wurden sicherlich bereits im<br />

Vorgriff hohe Erwartungen in die Unternehmensergebnisse<br />

gesteckt. Historische Werte für das KGV können eventuell<br />

nicht mehr für die Zukunft gelten, weil wir noch nie eine<br />

Situation hatten, in der »sichere« Anlagen wie zum Beispiel<br />

kurzlaufende Bundesanleihen eine Rendite von 0 Prozent<br />

bringen. Durch die Repressionspolitik der EZB dürfte dieser<br />

Zustand noch mehrere Jahre andauern.<br />

Unerwartete poli tische Krisen sowie Unternehmenspleiten<br />

führen zu einem Schock auf den Märkten. Aufgrund der<br />

niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit sind diese im Vorfeld<br />

kaum zu sehen. Dieses Risiko kann deshalb kaum<br />

vermieden werden.<br />

Was ist allerdings mittelfristig entscheidend?<br />

Es wird wie immer der »Herdentrieb« der Anleger sein.<br />

Dabei sehen wir drei Wellen. In der ersten Welle 2009 bis<br />

2011 erfolgte eine Flucht in Immobilien und Gold. Überspitzt<br />

gesagt war es dabei gar nicht mehr entscheidend, welche<br />

Rendite die Immobilie bringt, sondern nur noch das Geld<br />

nicht mehr auf dem Konto zu haben aus schierer Angst, dass<br />

der Euro zusammenbricht.<br />

Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass nie Gold in<br />

einem Volumen produziert wurde, in welchem ETCs mit<br />

physischem Auslieferungsanspruch (!) gekauft wurden. Im<br />

Juli 2012 kam dann Draghi mit der Aussage »what ever it<br />

takes«. Der wieder gefundene Glaube in den Euro verursachte<br />

einen Kaufrausch auf Unternehmensanleihen, der in der<br />

Geschichte beispiellos ist. Bei der Zeichnung von Neuemissionen<br />

kam man sich als Anleger vor wie bei Technologiewerten<br />

in Zeiten des Neuen Marktes 1999 – 2001.<br />

Mit Tiefgang betrachtet, wirft das Thema<br />

folgende Fragen auf:<br />

❑ Sind diese guten Zahlen bei einem DAX-Anstieg von über<br />

25 Prozent in 2013 bereits in den Kursen enthalten?<br />

❑ Das Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) des DAX<br />

liegt mit 16 bereits über dem historischen<br />

Durchschnitt von 14. Ist der Markt bereits<br />

zu teuer?<br />

❑ Welches Ereignis kann zu einer spürbaren<br />

Korrektur führen?<br />

Wo geht nun die dritte Welle hin? Die DAX-Entwicklung in<br />

2013 gibt uns eine Vorahnung. Wir reden über hunderte von<br />

Milliarden Euro und auch US-Dollar. Eigentlich gibt es nur<br />

eine Anlageklasse, die diese Summen in kurzer Zeit aufnehmen<br />

kann. Das sind Aktien. Wer die Einzeltitelrisiken dabei<br />

Bankhaus Herzogpark AG<br />

Pienzenauerstr. 27<br />

D-81679 München<br />

Tel.:+ 49(0)89/540 4242 0<br />

www.herzogpark.eu<br />

vermindern will, kann auch kosten -<br />

günstig durch ETFs in die bedeutenden<br />

Indices gehen. Wichtig dabei ist, dass die<br />

ETFs direkt in Aktien investieren und<br />

die Wertentwicklung nicht nur durch<br />

Derivate nachbilden.<br />

❑<br />

48 ELITE REPORT extra


FIDUKA-Depotverwaltung GmbH:<br />

Weitblick und<br />

Vernunft sind Trumpf<br />

Interview mit Marco Herrmann und Thomas Knapp von der FIDUKA-Depotverwaltung<br />

Elite Report extra: Herr Herrmann, Herr<br />

Knapp, Sie führen eine der traditionsreichsten<br />

Vermögensverwaltungen im<br />

deutschsprachigen Raum. Was bedeutet<br />

das Erbe von André Kostolany und<br />

Gottfried Heller für Sie in Ihrer täglichen<br />

Arbeit?<br />

Marco Herrmann: Es ist uns Ansporn<br />

und Verpflichtung gleichermaßen!<br />

Einer seits geht es darum, zukünftige<br />

Entwicklungen an den Märkten konsequent,<br />

aber auch mit Gelassenheit<br />

und Augenmaß bereits heute auf zu -<br />

nehmen. Andererseits war es unseren<br />

prominenten Gründern immer wichtig,<br />

das Vermögen der Kunden ver läss -<br />

lich und verantwortungsbewusst durch<br />

die manchmal stürmischen Zeiten hindurch<br />

zu betreuen. Das ist und bleibt<br />

unsere dauerhafte Verpflichtung jetzt<br />

und zukünftig!<br />

Das prominenteste Zitat von Kostolany<br />

ist zweifellos der Ratschlag, Aktien unbesorgt<br />

zu kaufen, sich lange schlafen zu<br />

legen und dann reich wieder aufzuwachen.<br />

Ist das denn heute noch ein guter<br />

Ratschlag?<br />

Marco Herrmann: Schon damals war<br />

das ja nur ein Bild – kein Mensch<br />

schläft jahrelang (lacht)! Damals wie<br />

heute gilt: Die Aktienwerte, in die man<br />

investiert, sollten mit Weitblick und<br />

Vernunft ausgewählt werden und nicht<br />

aus einer spontanen Laune heraus. In<br />

der Folge sollte man aber seine Strategie<br />

nicht dauernd umschmeißen: »Hin<br />

und her macht Taschen leer!« Also: Von<br />

kleinen Tages- oder Wochenereignissen<br />

sollte man sich nicht konfus machen<br />

lassen, auf große Veränderungen aber<br />

zeitnah reagieren. Das wollte Kostolany<br />

damals sagen, und das gilt auch heute<br />

noch!<br />

Thomas Knapp und Marco Herrmann,<br />

FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />

Als Fiduka gegründet wurde, waren Sie<br />

eine der ersten in Deutschland. Wer sind<br />

heute Ihre Kunden?<br />

Thomas Knapp: Natürlich betreuen wir<br />

manche Familie heute bereits in dritter<br />

Generation! In den vergangenen Jahren<br />

konnten wir einen deutlichen Zugang<br />

von Unternehmen und institutionellen<br />

Kunden verzeichnen. Ein Schwerpunkt<br />

der letzten Jahre sind außerdem Stiftungen<br />

und kirchliche Organisationen.<br />

Früher waren zehnjährige Bundesanleihen<br />

für diese steuerbefreiten Institutionen<br />

ein gutes, häufig eigen ge -<br />

steuertes Investment. Die Rendite heutiger<br />

Bundesanleihen ist aber nicht<br />

ausreichend, weder zum Erhalt der<br />

Kauf kraft des Vermögens noch zur<br />

Erfüllung des »guten Zwecks«. Daher<br />

suchen diese Körperschaften unsere<br />

professionelle Hilfe: Eine bessere Rendite<br />

auf das betreute Vermögen, ohne<br />

die Schwankungsanfälligkeit der an -<br />

gelegten Gelder unangemessen auszuweiten.<br />

Der Wettbewerb ist seit Ihrer Gründung<br />

ja deutlich schärfer geworden. Andererseits<br />

haben sich auch die Kundenwünsche<br />

stärker fokussiert. Mit welchen<br />

Vorstellungen kommen die Kunden<br />

heute auf Sie zu?<br />

Thomas Knapp: Die Kunden, die zu<br />

uns kommen, suchen unsere banken -<br />

unabhängige Anlage-Expertise, die wir<br />

seit nunmehr 43 Jahren aufgebaut haben.<br />

Fiduka stand in diesen Jahrzehnten<br />

nie für kurzlebige Moden an den<br />

Ka pitalmärkten. Daher suchen unsere<br />

Kunden tatsächlich »Weitblick und Vernunft«,<br />

wie es auch unser »Claim« zum<br />

Ausdruck bringt. Ob der Privatier, der<br />

Unternehmer oder die Stiftung als neuer<br />

Kunde zu uns kommen: Es eint sie<br />

der Wunsch, in unsicheren Zeiten einen<br />

erfahrenen Partner an der Seite zu<br />

haben, dessen Zielrichtung auch durch<br />

unser Preismodell unterstützt wird:<br />

Wir haben nur dann wirklich Erfolg,<br />

wenn auch unsere Kunden bei der Vermögensverwaltung<br />

erfolgreich sind.<br />

Herr Herrmann, Herr Knapp, wir danken<br />

Ihnen für dieses Gespräch!<br />

Gründungsjahr 1971. Damit ist die Fiduka eine der traditionsreichsten<br />

unabhängigen Vermögensverwaltungen im deutschsprachigen Raum.<br />

Mit ihrem riskobewussten Anlagestil prägten André Kostolany und<br />

Gottfried Heller über Jahrzehnte die Geschicke der Fiduka. Heute verbindet<br />

das langjährig erfahrene Management und das professionelle<br />

Portfoliomanagement-Team moderne Ansätze der Portfolio-Strukturierung<br />

mit dem handwerklichen Können eines seit vielen Jahren mit<br />

»summa cum laude« ausgezeichneten seriösen Vermögensverwalters.<br />

Das Vermögen ihrer Kunden verwaltet Fiduka seit über 40 Jahren im<br />

Herzen von München. Die Kunden werden gerne persönlich vor Ort<br />

besucht und betreut. Bereits ab 250.000 Euro ist eine in dividuelle Vermögensverwaltung<br />

möglich.<br />

FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />

Kaufingerstraße 12<br />

80331 München<br />

Tel.:+ 49(0)89/2919 07-0<br />

www.fiduka.com<br />

ELITE REPORT extra<br />

49


Hausverbot für Interessenkonflikte<br />

BV & P Vermögen AG:<br />

Mit einem Konzept<br />

ohne List und Tücken<br />

Die BV&P Vermögen AG: (v.l.n.r) Michael Blanz, Anton Vetter, Klaus Bermann und Sascha Juric<br />

Elite Report extra: Herr Vetter, in der<br />

Vermögensverwaltungs-Szene sind Sie<br />

mit Ihrem Team eine positive Überraschung.<br />

Aus allen Teilen Deutschlands,<br />

der Schweiz und Österreich klopfen<br />

Vermögende bei Ihnen an. Wie schaffen<br />

Sie es, Ihre Kundschaft zu fesseln?<br />

Anton Vetter: Als bankenunabhängiges<br />

Haus können wir uns nur durch Glaubwürdigkeit<br />

und durch die Vermeidung<br />

teurer Interessenkonflikte von der teilweise<br />

namhaften Konkurrenz abheben.<br />

Ein Unternehmen unserer Größe muss<br />

in erster Linie durch Leistung überzeugen,<br />

und nicht durch leere Werbe -<br />

floskeln.<br />

Ihr Vergütungsmodell erfolgt auf Hono -<br />

rar basis. Wie transparent gestalten Sie<br />

die Kosten?<br />

Anton Vetter: Absolut transparent. Alles<br />

kommt auf den Tisch. Die Vergütung<br />

erfolgt ausschließlich durch die Kunden.<br />

So werden zum Beispiel alle Invest -<br />

mentfonds ohne <strong>Ausgabe</strong>aufschläge<br />

eingekauft. Und es ist für uns eine<br />

Selbstverständlichkeit, eventuell an -<br />

fallende Provisionen von Produktanbietern<br />

direkt an die Kunden weiter zu<br />

leiten. Mehr Transparenz geht nicht.<br />

Wir machen keine Geschäfte hinter<br />

dem Rücken unserer Kunden.<br />

Unsere Testkunden berichten, dass Sie<br />

sich viel Zeit nehmen, um sie zu ver -<br />

stehen und sie zu »ergründen«. Warum<br />

investieren Sie in diese Vorarbeit?<br />

Anton Vetter: Weil dies die Grundlage<br />

für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

ist. Nur wer fragt und die persönlichen<br />

Ziele und Vorstellungen der Kunden<br />

ermittelt, kann seriöse Antworten geben.<br />

Damit beginnt das Ausschalten<br />

von Risiken. Natürlich wird dann auch<br />

herausgeschält, welche Renditen langfristig<br />

realistisch erzielbar sind. Mit all<br />

diesen sensiblen Fragen entsteht so die<br />

Grundlage für eine positive Zusammenarbeit.<br />

Die entsprechenden Informationen<br />

helfen uns, den Kunden gut zu verstehen,<br />

um ihn auf die sichere Seite zu<br />

bringen. Und noch etwas: Wir er mit -<br />

teln ganz klar die Vorgaben, also Ge -<br />

bote und Verbote, quasi als unseren<br />

Marschbefehl. Der Kunde steht immer<br />

im Zentrum. Schließlich wollen wir<br />

Sicherheit und Vermögenserhalt für<br />

den Kunden.<br />

In Ihren Konzepten tauchen höchst<br />

selten Fertigprodukte oder Rezepte auf.<br />

Sind Sie ein Maßschneider?<br />

Anton Vetter: Das Bild stimmt. Um eine<br />

individuell ausgerichtete Vermögensverwaltung<br />

zu entwickeln, muss man<br />

den Kunden mit einbeziehen. Für ihn<br />

ist das Beste gerade gut genug. Deshalb<br />

wenden wir viel Zeit auf, um die Märkte<br />

und die sich daraus ergebenden<br />

Chan cen zu analysieren. Von einem<br />

puren Produkt-Absatz halten wir nichts.<br />

Das würde die Qualität unserer Arbeit<br />

sehr verwässern. Wir verwalten unter<br />

BV & P Vermögen AG<br />

Edisonstr. 5, D-87437 Kempten<br />

Tel.: +49(0)831/960780-0<br />

www.bv-partner.de<br />

anderem auch komplexe Vermögen,<br />

die einen sehr persönlichen Einsatz<br />

ver langen und dazu gibt es eine Palette<br />

begleitender Beratungspunkte, bis hinein<br />

in die komplizierte Thematik der<br />

Stiftung oder Nachfolgeregelungen.<br />

Hier brauchen unsere Partner ganz<br />

unterschiedliche, individuelle, seriös<br />

durchdachte Lösungen.<br />

Mit welchem Betrag kommt man bei<br />

Ihnen in den Genuss einer individuellen<br />

Vermögensverwaltung?<br />

Anton Vetter: Wir bieten die hochwertige<br />

individuelle Vermögensverwaltung<br />

ab 500.000 Euro an.<br />

Ihr Team überzeugt mit dem Einsatz<br />

von ETFs (börsennotierte Indexfonds).<br />

Welche Vorteile gibt es?<br />

Anton Vetter: ETFs sind sehr kostengünstig<br />

und man kann mit ihnen auf<br />

unkomplizierte Weise Wachstumsmärkte<br />

oder spezielle Themenfelder optimal<br />

abdecken. Das nötige Know-how<br />

zu ETFs und die strategische Intelligenz<br />

diese Produkte optimal zum Nutzen der<br />

Kunden einzusetzen ist bei BV& P Vermögen<br />

AG seit langem zu Hause. Und<br />

beides wird gepflegt, um auch in Zukunft<br />

gute Performance zu liefern.<br />

Und das BV&P-Team, aus welchen Fachleuten<br />

setzt es sich zusammen?<br />

Anton Vetter: Bei uns arbeiten Certified<br />

Financial Planner, European Financial<br />

Adviser, Certified Derivatives Manager<br />

oder Qualified Portfolio Manager sehr<br />

eng zusammen, und die Fortbildung<br />

bis hinein in die globalen Detail- As -<br />

pekte ist für alle selbstverständlich.<br />

Auch jahrzehntelange Erfahrung in<br />

der Finanzwelt braucht neben einem<br />

starken Engagement immer wieder<br />

eine Portion neue Ideen.<br />

Herr Vetter, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch!<br />

50 ELITE REPORT extra


IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />

Der besondere Vermögensverwalter<br />

<strong>vom</strong> Bodensee<br />

»Eine unserer Stärken ist, Nischenmärkte zu identifizieren und erfolgreich zu besetzen.«<br />

Mit gesundem Abstand zur Finanzmetropole Frankfurt am<br />

Main setzt die Internationales Bankhaus Bodensee AG aus<br />

Friedrichshafen bei der Vermögensverwaltung auf die Nähe<br />

zum Kunden und Unabhängigkeit ihrer Finanzprodukte. Die<br />

Privatbank ist ein in der Bodenseeregion führendes Kreditinstitut<br />

mit einem Netzwerk aus vermögenden Privatkunden,<br />

mittelständischen Unternehmen<br />

und regionalen Investoren. Seit der<br />

Grün dung 1996 ist die Bank ihren<br />

unternehmerischen Wurzeln treu<br />

ge blieben und gilt als besonders<br />

bo den ständig. »Wir kennen die<br />

Menschen in unserer Region und<br />

pflegen als persönliche Privatbank<br />

langjährige und vertrauensvolle<br />

Beziehungen zu unseren Kunden«,<br />

sagt Stephan Schnippe, Vorstandsmitglied<br />

der IBB AG. »Als typische Mittelstandsbank mit<br />

industriellem Hintergrund kümm ern wir uns neben den unternehmerischen<br />

Finanzfragen auch um die private Vermögensverwaltung<br />

unserer Kunden. Dabei garantieren wir eine<br />

individuelle und erstklassige Beratung – von einer Unternehmerbank<br />

für Unternehmer.«<br />

Für die Vermögensverwaltung entwickelt ein persönlicher<br />

Ansprechpartner je nach Renditeerwartung und Risiko -<br />

neigung die passende Anlagestrategie. »Wir setzen auf<br />

Be rater, die wie Unternehmer denken und damit die Ansprüche<br />

unserer Kunden ganz genau verstehen«, sagt Vorstandsmitglied<br />

Stephan Schnippe. »Bei uns stehen nicht die<br />

Produkte, sondern die Erwartungen unserer Kunden im Mittelpunkt.<br />

Da wir keine eigenen Finanzprodukte emittieren<br />

und auch nicht an andere Anbieter gebunden sind, können<br />

wir bei der Vermögensverwaltung völlig unabhängig und<br />

flexibel agieren.«<br />

Die Unabhängigkeit in der Beratung ist ein wichtiger<br />

Erfolgsfaktor der IBB AG. Bei der Entwicklung einer ganzheitlichen<br />

Anlagestrategie werden die Kompetenzen und<br />

Erfahrungen des gesamten Beraterteams mit dem Wissen<br />

unabhängiger Finanzexperten gebündelt. Individualität und<br />

Teamwork schließen sich dabei nicht aus. Schließlich setzt<br />

sich für die persönliche Beratung das gesamte Team ein und<br />

zieht bei Bedarf auch den Vorstand oder externe Experten<br />

hinzu. »Dadurch gelingt es uns, für unsere Kunden die<br />

(v.l.n.r.) Markus Rister, Leiter Vermögensmanagement,<br />

Stephan Schnippe, Mitglied des Vorstands und<br />

Joachim Hartel, Leiter Vermögensverwaltung,<br />

IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />

richtigen Trends zu identifizieren. So eröffnen wir ihnen<br />

neue An lagemöglichkeiten mit Augenmaß – vor Ort oder in<br />

attrak tiven Regionen der Welt.«<br />

Neben der Vermögensverwaltung unterstützt die IBB AG<br />

ihre Kunden im Rahmen der Friends & Family Investorengemeinschaften<br />

auch bei der Realisierung<br />

von maßgeschneiderten Sachwertanlagen.<br />

Dazu gehören Windkraftanlagen,<br />

Immobilien, Classic<br />

Cars sowie zunehmend andere un -<br />

ternehmerische Beteiligungen. »Ein<br />

geplan tes Investment muss nicht<br />

immer aus liquiden Mitteln finan -<br />

ziert werden. Unseren Kunden<br />

stehen wir bei der erfolgreichen<br />

Finanzierung als Vermögensberater<br />

und bei Bedarf auch als Co-Investor oder Moderator in der<br />

Geschäftsbeziehung mit anderen Investoren zur Seite«, sagt<br />

Stephan Schnippe. In finanziellen Fragen begleitet die Bank<br />

vermögende Familien, Erbengemeinschaften und größere<br />

Investorenkreise als langfristiger Partner.<br />

Die erneute Auszeichnung mit dem Prädikat »Elite der Vermögensverwalter«<br />

unterstreicht das Selbstverständnis der IBB<br />

AG als persönliche Privatbank für die Vermögensverwaltung.<br />

Mit der passenden Anlagestrategie und der entsprechenden<br />

Produktwahl fühlen sich die Kunden hier nicht nur gut aufgehoben,<br />

sondern auch besonders geborgen.<br />

❑<br />

Internationales Bankhaus Bodensee<br />

Aktiengesellschaft<br />

Albrechtstraße 20, D-88045 Friedrichshafen<br />

Tel.: +49(0)7541/304-322<br />

www.ibb-ag.com<br />

ELITE REPORT extra<br />

51


VALUE-HOLDINGS Vermögensmanagement GmbH:<br />

Value Investing in extremen<br />

Börsensituationen<br />

Interview mit Klaus Haller, geschäftsführender Gesellschafter<br />

Seit nunmehr gut 20 Jahren hat sich die VALUE-HOLDINGS<br />

Vermögensmanagement GmbH dem klassischen Value-Investing<br />

im Sinne eines Benjamin Graham oder Warren Buffet<br />

verschrieben. Auf Basis dieser Strategie konnte langfristig die<br />

durchschnittliche Entwicklung des deutschen Aktienmarktes<br />

(DAX) in der Anlage zu Gunsten der Kunden deutlich übertroffen<br />

werden. Extreme Börsenphasen führen hierbei zu temporären<br />

Performanceabweichungen. Wie es zu diesen Entwicklungen<br />

kommt, erläutert uns Klaus Haller, geschäftsführender<br />

Gesellschafter.<br />

Elite Report extra: Wie erreichen<br />

Sie mit Ihrem Investmentansatz<br />

diese hervorragende<br />

Performance?<br />

Klaus Haller: Grundlage für<br />

unseren erfolgreichen Investmentstil<br />

ist eine na he zu<br />

benchmarkunabhängige An -<br />

lagestrategie. Wir konzentrieren<br />

uns bei der Aktien -<br />

aus wahl in erster Linie an<br />

unserem Value-Modell, aus<br />

dem wir einen Fair-Value errechnen.<br />

Erst bei einer Unterbewertung von mindestens<br />

25 Prozent investieren wir in<br />

aussichtsreiche Papiere. Dabei spielt der<br />

jewei lige Indexstand oder das jeweilige<br />

Börsensegment (DAX, MDAX, etc.) nur<br />

eine unter geordnete Rolle bei unserer<br />

Investitionsentscheidung.<br />

Klaus Haller,<br />

geschäftsführender<br />

Gesellschafter<br />

Wie hat sich Ihre Performance in<br />

den letzten beiden Jahren entwickeln<br />

können?<br />

Klaus Haller: Durch unseren nachhal -<br />

tigen und langfristigen Ansatz finden<br />

wir unsere Value-Werte meist abseits<br />

der Index-Papiere. In extremen Börsenphasen<br />

wie den letzten beiden Jahren<br />

bauen Blue-Chips schnell eine deut liche<br />

Überbewertung auf. Kleine value-orientierte<br />

Anlagen benötigen unabhängig<br />

von der Indexentwicklung oft Zeit, um<br />

auf entsprechende Resonanz am Markt<br />

zu stoßen. Unabhängig davon konnten<br />

wir für unsere Mandanten eine sehr<br />

gute Performance erreichen. Die Entwicklung<br />

des DAX, auf isolierte Sicht des<br />

an gesprochenen Zeitraums,<br />

konnte nicht durchgängig<br />

erreicht werden. Wir sehen<br />

die erhöhte Bewertung der<br />

Märkte derzeit generell eher<br />

kritisch – die Entwicklung der<br />

Börsenkurse ist der gleichzeitigen<br />

Entwicklung der Un ter -<br />

nehmensgewinne weit vor -<br />

ausgelaufen. Wir erwarten in<br />

den nächsten Monaten wieder<br />

gute Kaufge legen hei ten<br />

und werden bei Unterschreitung unseres<br />

Sicherheitsabschlages wieder in interessante<br />

Titel in vestieren.<br />

VALUE-HOLDINGS<br />

Vermögensmanagement GmbH<br />

Landsberger Straße 478<br />

D-81241 München<br />

Tel.: +49(0)89/548 0197 0<br />

privatkunden@vhv-gmbh.de<br />

www.vhv-gmbh.de<br />

Wenn die Stimmung kippt und wir Ausverkäufe<br />

sehen, wie reagieren Sie?<br />

Klaus Haller: Gelassen – unsere Strategie<br />

ist auch hierauf ausgelegt. Diese<br />

spiegelt sich aktuell auch in einer erhöhten<br />

Cash-Quote in unserem Muster -<br />

portfolio wieder, da einige Werte beim<br />

Überschreiten des Fair-Values verkauft<br />

wurden. Wir sitzen derzeit quasi »in den<br />

Startlöchern« mit unserem Cash-Anteil.<br />

Durch den Abschlag zum Fair Value<br />

sind wir bei den restlichen Investments<br />

mit ausreichend Risikopuffer in unseren<br />

Werten ausgestattet. Zudem ist es<br />

oft so, dass vor allem die Blue-Chips, die<br />

zuvor Überbewertungen aufgebaut hatten,<br />

stark verlieren. Gerade in diesen<br />

Zeiten spielen unsere index un abhän gi -<br />

gen Werte ihre Stärke aus und reagieren<br />

weniger heftig oder sogar positiv, da<br />

gerade dann stabile werthaltige Aktien<br />

mit kontinuierlichem Ge schäfts modell<br />

gesucht sind.<br />

Wie profitiert Ihr Kunde davon?<br />

Klaus Haller: Value-Investing schafft in<br />

erster Linie Werterhalt und nachhal -<br />

tigen Zuwachs für unsere Kunden mit<br />

einer vernünftigen Langfristentwicklung.<br />

Wir erreichen mit unserem Ansatz<br />

eine schwankungsarme kontinuierliche<br />

Performance.<br />

Wie und in welchen Segmenten außer<br />

Aktien investieren Sie?<br />

Klaus Haller: Im Sinne unserer Kun den<br />

bedienen wir uns des gesamten Spektrums<br />

der substanzstarken und nachhaltigen<br />

Anlagemöglichkeiten im<br />

Markt, nicht nur Aktienengagements.<br />

Derzeit halten wir zum Beispiel bei Renten<br />

vor allem Unternehmensanleihen<br />

und teilweise Währungsanleihen. Dies<br />

auch aus strategischen Gründen, um<br />

den latenten Gefahren im Euro-Raum<br />

weiter Rechnung zu tragen. Daneben<br />

halten wir Gold weiterhin in der Allokation<br />

für interessant.<br />

Herr Haller, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch!<br />

52 ELITE REPORT extra


Raiffeisen Salzburg: Die überschaubare Regionalbank im<br />

Herzen Salzburgs bietet allumfassende Finanzkonzepte<br />

für vermögende Menschen.<br />

© Raiffeisenverband Salzburg<br />

Wer Wohlstand und finanzielle Unabhängigkeit anstrebt, braucht zeitgerecht einen erfolgreichen Finanzplan.<br />

Damit lassen sich Lebens- und Wohlstandsziele vermögender Menschen in der Zukunft zielsicher erreichen.<br />

Raiffeisen Salzburg Private Banking:<br />

Das Richtige<br />

rechtzeitig tun<br />

Ruhestands -<br />

planung<br />

Liquiditäts -<br />

planung<br />

Ihr Wohlstand<br />

in der Zukunft<br />

Vermögens -<br />

analyse und<br />

-optimierung<br />

Die Raiffeisen Salzburg Finanzplanung<br />

zeichnet sich durch einen ganzheitlichen<br />

Beratungsansatz aus<br />

Betriebliche<br />

Nachfolgeplanung<br />

Risikoanalyse<br />

und<br />

-absicherung<br />

Bewertung<br />

Immobilienvermögen<br />

Dir. Erich Ortner,<br />

Mitglied der<br />

Geschäftsleitung<br />

»Hochwertige und individuelle Finanzplanung«<br />

Was bedeuten für mich Wohlstand und finanzielle Un ab -<br />

hängigkeit? Lassen sich meine Lebensziele mit der ge wähl ten<br />

Vermögensstrategie erreichen? Sind meine Familie, ich und<br />

auch Schlüsselkräfte in meinem Unternehmen<br />

aus reich end gegen Un fälle<br />

mit Dauerfolgen, Erwerbsunfähigkeit,<br />

Krankheit, Todesfall etc. abgesichert?<br />

Was kann be zieh ungs weise muss ich<br />

jetzt schon mitbedenken, um mein Vermögen sinn voll und<br />

steueroptimiert an meine Kinder oder Nachfolger weiter -<br />

zugeben? Nutze ich alle finanziellen und steuer lichen Möglichkeiten,<br />

um mir ausreichend Kapital, Immobi lien und<br />

andere Sachwerte für meine Altersvorsorge auf zubauen? Die<br />

Raiff eisen Salzburg Finanzplanung liefert wohlhabenden<br />

Menschen mit komplexer Vermögensstruktur Antworten auf<br />

diese und andere brennende Fragen.<br />

Einzigartiger Service<br />

Speziell viel beschäftigte Menschen finden oft kaum Zeit,<br />

sich in hoher Quali tät mit so komplexen Themen wie jenen<br />

der Firmen- und Vermögensweitergabe oder der Pensionsvorsorge<br />

zu beschäftigen. Die Raiffeisen Salzburg Fi nanz -<br />

planung nimmt ihnen diese Themen ab. Die speziell dafür<br />

ausgebildeten Finanzplaner entwickeln für Kunden aus dem<br />

deutschsprachigen Raum höchst individuelle Gesamtlösungen,<br />

bei der die Erreichung ihrer Lebens- und Wohlstandsziele<br />

im Mittelpunkt stehen.<br />

»Wir setzen auf langfristige Kundenbeziehungen und<br />

bieten für komplexe Finanz- und Vermögensstruk tu -<br />

r en eine hochwertige und individuelle Finanzplanung,<br />

um Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern.«<br />

Erich Ortner, Direktor<br />

Wohlstand in der Zukunft<br />

Der Raiffeisen Salzburg Finanzplan bietet einen ganzheitli -<br />

ch en Überblick über den privaten und betrieblichen Ver mö -<br />

gens status inklusive aktueller Op ti -<br />

mie rungs potenziale und mög lich er<br />

Versorgungslücken bei Unfall, Krankheit,<br />

Ableben oder in der Pension. Ein<br />

ver ständ liches und nachvollziehbares<br />

Um setz ungs konzept mit konkreten Hand lungs empfeh lun -<br />

gen dient der Erfüllung von persönlichen Lebenszielen. ❑<br />

Raiffeisen Bankengruppe Salzburg<br />

◆ Mehr als 50 Prozent Marktanteil<br />

im Bundesland Salzburg<br />

◆ 140 Bankstellen<br />

◆ 3.100 Mitarbeiter<br />

◆ Größter privater Unternehmer in Salzburg<br />

◆ Kumulierte Bilanzsumme 2013 13,6 Milliarden Euro<br />

Raiffeisen Salzburg Private Banking<br />

Schwarzstraße 13-15, A-5020 Salzburg<br />

Tel. +43(0)662/88 86144 88<br />

E-Mail: private.banking@rvs.at<br />

www.privatebanking.at<br />

www.rvs.at<br />

www.raiffeisen-realitaeten.at<br />

ELITE REPORT extra<br />

53


Schoellerbank:<br />

Die Kernkompetenz ist und bleibt<br />

die Vermögensverwaltung<br />

Investieren statt Spekulieren<br />

tionelle Anleger ein Vermögen von<br />

8,9 Milliarden Euro.<br />

Heinz Mayer, Vorstandsmitglied,<br />

Bereich Asset Management und<br />

Vermögensverwaltung der Schoellerbank<br />

Aus Überzeugung für<br />

anspruchsvolle Kunden<br />

Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist<br />

eine der führenden Privatbanken Öster -<br />

reichs, die als Spezialist für anspruchsvolle<br />

Vermögensanlage gilt. Sie konzen -<br />

triert sich auf die Bereiche Vermögensanlageberatung,<br />

Vermögensverwaltung<br />

und Vorsorgemanagement. Ihre Anlage -<br />

philosophie definiert sich über das Motto<br />

»Investieren statt Spekulieren«.<br />

Die Schoellerbank ist mit 12 Stand -<br />

orten und 315 Mitarbeitern die einzige<br />

österreichweit vertretene Privatbank.<br />

Sie ver waltet für private und ins ti tu -<br />

Darauf kann man sich verlassen<br />

Die Schoellerbank beschreibt in ihrem<br />

Unternehmensleitbild den Kernwert<br />

des Unternehmens so: »Wir orientieren<br />

uns ausschließlich an den Bedürfnissen<br />

unserer Kunden.« Wie gut das der Bank<br />

gelingt, zeigen die hervorragenden<br />

Werte bei den regelmäßigen Kunden-<br />

Zufriedenheitsmessungen. Auch die Ergebnisse<br />

anonymer Bankentests weisen<br />

in die gleiche Richtung: Bestes Beispiel<br />

ist der Elite Report, der die Schoellerbank<br />

schon neun Mal mit dem Prädikat<br />

»summa cum laude« ausgezeichnet und<br />

sie für das Jahr <strong>2014</strong> zusammen mit<br />

sechs anderen Teilnehmern neuerlich<br />

auf Platz 1 des gesamten Teilnehmerfeldes<br />

gesetzt hat!<br />

Das Credo der Schoellerbank:<br />

Investieren statt Spekulieren<br />

Die Kernkompetenz der Schoellerbank<br />

ist ohne Frage die Vermögensverwaltung.<br />

Die Bank kann mit Stolz darauf<br />

verweisen, dass ihre Asset Manager bereits<br />

seit über 20 Jahren ihre jeweiligen<br />

Vergleichsmaßstäbe (Bench marks) längerfristig<br />

schlagen. Dabei ist das Erfolgsgeheimnis<br />

der Schoellerbank folgendermaßen<br />

zu beschreiben: »Inves -<br />

Franz Witt-Dörring,<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der Schoellerbank<br />

tieren statt Spekulieren«. Dieser Grundsatz<br />

ist in das Fleisch und Blut jedes<br />

Schoellerbank Vermögensmanagers<br />

über gegangen. Das Resultat: Die Bank<br />

hatte keinen einzigen Ausfall eines Veranlagungsproduktes<br />

in der Geschichte<br />

ihrer Vermögensverwaltung zu verzeichnen.<br />

Möglichkeiten für solche<br />

Ausfälle hätten sich in den letzten Jahren<br />

viele geboten – zu nennen sind hier<br />

etwa das Platzen der Internetblase im<br />

Jahr 2000 oder die US-Immobilienblase,<br />

die in die »Große Rezession« mündete.<br />

Dass es nicht dazu kam, ist dem äußerst<br />

strengen Bewertungsprozess zu verdanken.<br />

54 ELITE REPORT extra


Die zertifizierte Vermögensverwaltung<br />

Die Schoellerbank lässt sich die Per -<br />

formance der Vermögensverwaltung<br />

<strong>vom</strong> renommierten Wirtschaftsprüfer<br />

Deloitte zertifizieren. Der damit verbundene<br />

Aufwand ist es der Bank aber<br />

wert, denn der Performanceausweis<br />

sollte ordentlich und für jeder mann/<br />

-frau nachvollziehbar dokumentiert<br />

sein. Aus Sicht der Schoellerbank ist die<br />

Performance, die ein Vermögensverwalter<br />

für die Kunden unter dem Gesichtspunkt<br />

des individuellen Risikoprofiles<br />

des Anlegers erreichen kann,<br />

ein gewichtiger Punkt.<br />

Die Rolle der Aktien,<br />

in der Veranlagung<br />

Die Mehrzahl der Kunden der Vermögensverwaltung<br />

haben Depots mit<br />

einem gewissen Aktienanteil. Die<br />

Schoellerbank sieht eine Aktie nicht,<br />

wie vielfach dargestellt, als eine rein<br />

spekulative Anlageform. Im Gegenteil:<br />

Die Vermögensverwalter der Schoellerbank<br />

sind davon überzeugt, dass es<br />

sich bei Qualitätsaktien vor allem um<br />

eine langfristige Unternehmensbeteiligung<br />

handelt. Sachwerte, wie ausgesuchte<br />

Aktien, sollten aus Sicht der<br />

Schoellerbank-Experten einen festen<br />

Platz in jeder langfristig orientierten<br />

Geldanlage haben.<br />

Zumindest gilt dies für Anleger, die<br />

das höhere Wertschwankungsrisiko,<br />

welches mit Sachwerten meist verbunden<br />

ist, tragen können und wollen.<br />

Das Aktienteam der Schoellerbank<br />

nimmt sehr selektiv Aktien in<br />

die Vermögensverwaltungsportfolios<br />

ihrer Kunden auf. Diese sind handverlesen<br />

und müssen einen umfangreichen<br />

Bewertungsprozess durchlaufen,<br />

um die hohen Qualitätsansprüche der<br />

Schoellerbank zu erfüllen.<br />

Die Krux mit den Prognosen<br />

Dagegen unternimmt die Schoellerbank<br />

nicht den Versuch, Entwicklungen,<br />

wie etwa das Wachstum einer<br />

Volks wirtschaft oder den kurzfristigen<br />

Kursverlauf von Währungen, zu prognostizieren.<br />

Dadurch entsteht kein<br />

echter Mehrwert, was empirische Untersuchungen<br />

eindeutig belegen. Die<br />

Prioritäten im Investmentprozess sind<br />

auch keine Versuche, den Markt mit<br />

mathematischen Modellen, wie der<br />

»quantitativen Optimierung«, schlagen<br />

zu wollen. Vielmehr werden von Experten<br />

mit langjähriger Erfahrung<br />

bewährte Stimmungsindikatoren zur<br />

antizyklischen Positionierung herangezogen<br />

und mit einer detaillierten<br />

Fundamentalanalyse kombiniert.<br />

Beständigkeit in den Portfolios<br />

Manche Titel befinden sich seit Beginn<br />

der Vermögensverwaltung 1992 in den<br />

Portfolios. Langfristig zu investieren<br />

ist nach den Erfahrungen der Schoellerbank-Experten<br />

absolut notwendig.<br />

Dadurch gelang es in den letzten Jahren,<br />

anspruchsvolle Benchmarks, wie<br />

den MSCI-Weltindex inklusive Dividenden<br />

oder den Deutschen Rentenindex<br />

(REX), noch zu übertreffen. ❑<br />

Standorte der Schoellerbank<br />

Aktiengesellschaft<br />

A-6900 Bregenz<br />

Montfortstraße 3<br />

Tel.: +43(0)5574 /454 40<br />

A-6021 Innsbruck<br />

Museumstraße 5<br />

Tel.: +43(0)512/582 8170<br />

A-5027 Salzburg<br />

Makartplatz 3<br />

Tel.: +43(0)662/8684 2130<br />

Schwarzstraße 32<br />

Tel.: +43(0)662/8684 21<strong>26</strong> u. <strong>26</strong>02<br />

Sterneckstraße 7<br />

Tel.: +43(0)66/8684 2400<br />

A-1010 Wien<br />

Renngasse 3/Palais Rothschild<br />

Tel.: +43(0)1/53 47 10<br />

A-3100 St. Pölten<br />

Palais am Riemerplatz 1<br />

Tel.: +43(0)2742/3524130<br />

A-4020 Linz<br />

Schillerstraße 5<br />

Tel.: +43(0)732/6110 65<br />

A-4600 Wels<br />

Schmidtgasse 18<br />

Tel.: +43(0)7242/43 02 50<br />

A-8010 Graz<br />

Am Eisernen Tor 3<br />

Tel.: +43(0)316/821517<br />

A-9020 Klagenfurt<br />

Alter Platz 30/Palais Goëss<br />

Tel.: +43(0)463/59 <strong>05</strong>10<br />

A-9500 Villach<br />

Hauptplatz 7/Altes Stadtpalais<br />

Tel.: +43(0)4242/23410<br />

www.schoellerbank.at<br />

ELITE REPORT extra<br />

55


Volksbank Vorarlberg Gruppe – Private Banking:<br />

Gebündeltes Know-how für den<br />

langfristigen Anlageerfolg<br />

Die Volksbank Vorarlberg zählt seit fünf Jahren zu den besten Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum. Dieser<br />

Erfolg basiert insbesondere auf einer engen Zusammenarbeit der Abteilungen Private Banking, Advisory und Vermögensverwaltung.<br />

Dieses gebündelte Know-how bildet die Grundlage für den langfristigen Anlageerfolg unserer Kunden.<br />

Von Dr. Petra Stieger<br />

Die Volksbank Vorarlberg<br />

ist eine eingetragene Genossenschaft<br />

und befindet<br />

sich im Eigentum ihrer<br />

über 10.500 Mit glieder und<br />

Par tizipationsschein-In ha -<br />

ber. 1888 gegründet, ent wi -<br />

ck el te sie sich in den ver -<br />

gan ge nen Jahrzehnten dy -<br />

namisch und ist heute mit<br />

ihren 19 Filialen eine in<br />

Vor arlberg gut positio nierte<br />

Uni versalbank mit kon ti -<br />

nu ierlich wachsendem Marktanteil. Mit<br />

ihren 1997 gegründeten Tochterbanken<br />

in der Schweiz und Liechtenstein er -<br />

weiterte sich der Geschäftsfokus auf<br />

den Bodenseeraum.<br />

Dr. Petra Stieger<br />

Bereichsleiterin Wealth<br />

Management,<br />

Volksbank Vorarlberg<br />

Die Volksbank Vorarlberg versteht sich<br />

als Partner ihrer Kunden. Da der Umgang<br />

mit Geld vor allem<br />

ein Umgang mit Vertrauen<br />

ist, setzen unsere Mitarbei -<br />

terinnen und Mitarbeiter alles<br />

daran, das Beste aus dem<br />

Vermögen unserer Kun den<br />

zu machen und sind erst<br />

dann zufrieden, wenn auch<br />

unsere Kunden es sind. Dieser<br />

Anspruch prägt unser<br />

Denken und Handeln. Um<br />

dieser Verantwortung gerecht<br />

zu werden, bauen wir<br />

im Anlagegeschäft nicht auf den kurzfristigen<br />

Erfolg, sondern auf eine langfristige<br />

Vermögensentwicklung entsprechend<br />

der individuellen Bedürfnisse<br />

unserer Kunden. Um diese hohen Ansprüche<br />

zu erfüllen, arbeiten die drei<br />

Abteilungen Private Banking, Advisory<br />

und Vermögensverwaltung eng zusammen,<br />

um mit umfassender Kompetenz<br />

den langfristigen Anlageerfolg sicher zu -<br />

stellen.<br />

Private Banking: Zeit nehmen,<br />

Qualität genießen<br />

Im Private Banking gilt unsere volle<br />

Aufmerksamkeit der Individualität unserer<br />

Kunden. Nur wenn wir die Bedürfnisse<br />

und Wünsche, die Ziele sowie<br />

die Anlagepräferenzen unserer Kunden<br />

verstehen, können wir für diese maßgeschneiderte<br />

Veranlagungsstrategien<br />

erstellen. Dabei setzen wir die höchsten<br />

Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit<br />

und betrachten stets die Gesamtsituation,<br />

ohne uns auf Einzelaspekte<br />

oder eigene Produkte zu fokussieren.<br />

Gemessen wird unsere Leistung<br />

an dem uns entgegengebrachten Vertrauen,<br />

das wir täglich erleben, wenn<br />

56 ELITE REPORT extra


wir unsere Kunden als kompetenter<br />

Partner in Geldfragen begleiten dürfen.<br />

Den Grundstein einer jeden vertrauensvollen<br />

Partnerschaft bildet ein ausführliches<br />

Gespräch, in welchem die<br />

derzeitige Situation, die Wünsche und<br />

die persönlichen Ziele zusammengefasst<br />

werden. Diese ganzheitliche Beratung<br />

– bei uns »Kompass Beratung« genannt<br />

– liefert die Grundlage, um für<br />

unsere Kunden die passende Veranlagungsmöglichkeit<br />

zu definieren.<br />

Advisory und Vermögensverwaltung:<br />

Mehrwert durch Vernetzung<br />

Im Rahmen der übergreifenden Zusam -<br />

menarbeit unserer Abteilungen profitieren<br />

unsere Kunden direkt von unserer<br />

umfassenden Anlagekompetenz.<br />

Unser Ziel ist es, einen fortlaufenden<br />

Mehrwert sowie bestmögliche Erträge<br />

zu generieren – über aussagekräftige<br />

Zeiträume hinweg und in einem sich<br />

unablässig verändernden Marktumfeld.<br />

Als Ergebnis unserer integrativen Zusammenarbeit<br />

können wir unseren<br />

Kun den eine Palette an individuellen<br />

Anlagedienstleistungen anbieten:<br />

Aktives Beratungsmandat<br />

Unser aktives Beratungsmandat richtet<br />

sich an Kunden mit dem Wunsch nach<br />

hochwertiger Private Banking-Beratung<br />

(»Kompass Beratung«), welche über die<br />

klassische Anlageberatung hinausgeht.<br />

Zentrale Vertrauens- und Bezugsperson<br />

für unsere Kunden ist der Private Banker,<br />

wobei der Investitionsprozess stets<br />

von einem zusätzlichen Anlagespezialisten<br />

betreut wird. Der Berater kommt<br />

anlassbezogen und proaktiv mit attrak -<br />

tiven Anlagevorschlägen auf die Kunden<br />

zu und führt in regelmäßigen Abständen<br />

eine Portfolioanalyse durch.<br />

Dieses Mandat eignet sich für Anleger,<br />

die ihre Anlageentscheidungen selbst<br />

treffen und Vorschläge zur Portfolio-<br />

Optimierung erhalten möchten. Die<br />

Kunden erhalten ein modernes Performance-Reporting<br />

sowie Analysen und<br />

Ausblicke zu den Geschehnissen rund<br />

um die Kapitalmärkte.<br />

Vermögensverwaltung<br />

Bei der Vermögensverwaltung (diskretionäres<br />

Mandat) übertragen Kunden<br />

uns die Freiheit und die Verantwortung,<br />

im Rahmen einer gemeinsam<br />

fest gelegten Strategie, basierend auf<br />

ihren Risiko- und Ertragsbedürfnissen<br />

(Income, Balanced, Growth), Anlageent -<br />

scheidungen zu fällen und umzusetzen.<br />

Der Fokus liegt auf einer klaren Positionierung<br />

und dynamischen Gewichtung<br />

der Anlageklassen innerhalb der<br />

definierten Bandbreiten sowie einer aktiven<br />

Selektion innerhalb der Anlageklassen.<br />

Die Vermögensverwaltung ist<br />

überwiegend fondsbasiert und zielt auf<br />

eine kosteneffiziente und performance -<br />

orientierte Portfoliogestaltung ab. Die<br />

Portfolios werden laufend überprüft<br />

und auf taktischer Ebene an die Marktverhältnisse<br />

adaptiert. Gleichzeitig soll<br />

unser Wertsicherungskonzept das Vermögen<br />

unserer Kunden bei starken<br />

Kursverlusten schützen.<br />

Individualmandat<br />

Beim Individualmandat verwalten wir<br />

das Vermögen unserer Kunden nach<br />

den von diesen festgelegten Rahmenbedingungen<br />

(zum Beispiel Investment -<br />

quoten, Risikobereitschaft, Referenz -<br />

währung, etc.). Die Anlagen werden wie<br />

in der Vermögensverwaltung in einem<br />

klar definierten und strukturierten Selektionsprozess<br />

ausgewählt.<br />

Gemeinsames Ziel eint alle Abteilungen<br />

Schlussendlich eint das gemeinsame<br />

Ziel die Anstrengung aller zusammenarbeitenden<br />

Abteilungen: Für die Kunden<br />

den jeweils optimalen Anlageerfolg<br />

zu erzielen und sie in transparenter<br />

und fairer Art und Weise fortlaufend<br />

über diesen zu informieren.<br />

Neben dem Private Banking in Vorarlberg<br />

bietet die Volksbank Vorarlberg<br />

ihre ausgezeichnete Dienstleistung<br />

auch von den Standorten ihrer aus -<br />

ländisch en Tochtergesellschaften in der<br />

Schweiz und Liechtenstein an.<br />

Volksbank AG in der Schweiz (St. Margrethen und Basel)<br />

Die Volksbank AG (Schweiz) ist eine regional ausgerichtete<br />

Privat bank und fokussiert sich mit ihrem Leistungsangebot auf<br />

Kunden, denen exzellente Beratung und maßgeschneiderte<br />

Lösungen besonders wichtig sind.<br />

»Nach einer grundliegenden Analyse Ihrer Lebens- und Vermögenssituation<br />

planen wir ein ganzheitliches Private Banking-<br />

Konzept, das es Ihnen ermöglicht, Ihren Erfolg nachhaltig<br />

abzusi ch ern und zu genießen. Versprochen!«<br />

Dirk Urban, Geschäftsleitung Volksbank AG Schweiz<br />

Volksbank AG in Liechtenstein (Schaan)<br />

Die Volksbank AG hat in Liechtenstein im Jahre 1997 als<br />

klassisch es Private Banking-Unternehmen die Geschäftstätigkeit<br />

aufgenommen und ist seither in diesem Bereich für anspruchsvolle<br />

natio nale und internationale Kunden tätig.<br />

»Ihre Lebensplanung ist einzigartig. Ihre Finanzplanung sollte<br />

es auch sein. Nutzen Sie die Vermögensverwaltung und<br />

Finanzplanung der Volksbank AG auf höchstem Niveau für<br />

Ihre persön lichen Anlageziele.«<br />

Dr. Marco Nigsch, Private Banking Volksbank AG Liechtenstein<br />

Volksbank Vorarlberg e. Gen.<br />

Private Banking Vorarlberg<br />

Dr. Petra Stieger<br />

Tel.: +43(0)50/8824983<br />

www.private-banking.at<br />

Volksbank Vorarlberg e. Gen.<br />

Private Banking Kleinwalsertal<br />

Andreas Hammerer<br />

Tel.: +43(0)50/88<strong>26</strong>080<br />

www.private-banking.at<br />

Volksbank AG (Schweiz)<br />

Swiss Private Banking<br />

Dirk Urban<br />

Tel.: +41(0)71/7475633<br />

www.volksbank.ch<br />

Volksbank Liechtenstein<br />

Private Banking<br />

Stefan Wolf<br />

Tel.: +423/2390420<br />

www.volksbank.li<br />

ELITE REPORT extra<br />

57


Die vergangenen Jahre haben viele Banken vor Herausforderungen gestellt. Dass die Hypo Landesbank Vorarlberg ein<br />

solider und starker Partner ist, liegt vor allem an der risikobewussten Geschäftspolitik, die sich gerade in stürmischen<br />

Zeiten bewährt hat. Heute zählt die Vorarlberger Bank mit Sitz in Bregenz am Bodensee zu den erfolgreichsten Regionalbanken<br />

Österreichs.<br />

Hypo Landesbank Vorarlberg:<br />

Erfolgreiche Regionalbank<br />

mit solidem Fundament<br />

Dank ihrem stabilen Kundengeschäft, einem gesunden<br />

Kreditportfolio sowie dem konsequenten Kostenmanagement<br />

schließt die Hypo Vorarlberg das Jahr 2013 mit einem<br />

Ergebnis vor Steuern von 96,1 Millionen ab. Für Vorstand<br />

Dr. Johannes Hefel, zuständig für die Bereiche Privatkunden,<br />

Private Banking und Vermögensverwaltung, ist das<br />

zweitbeste Jahr in der Unternehmensgeschichte eine Bestätigung<br />

der nachhaltigen Strategie. 1897 <strong>vom</strong> Vorarlberger<br />

Landtag gegründet, steht bei der Hypo Vorarlberg auch<br />

heute noch das Kundengeschäft im Fokus. »Wir haben eine<br />

stabile Eigentümerstruktur und sind mit unserem soliden<br />

Geschäftsmodell, das auf organisches, maßvolles und risiko -<br />

bewusstes Wachstum ausgelegt ist, seit über 117 Jahren<br />

erfolg reich«, so Hefel. Neben ihrem Kernmarkt Vorarlberg<br />

ist die Bank mit Filialen in Wien, Graz und Wels auch in den<br />

großen Wirtschaftszentren Österreichs vertreten. Deutsche<br />

Kunden werden von Bregenz und Riezlern (Kleinwalsertal)<br />

aus betreut. Zudem ist die Hypo Vorarlberg an der Master -<br />

invest KAG – eine der führenden österreichischen Kapitalanlagegesellschaften<br />

– in Wien beteiligt.<br />

Tradition und nachhaltige Erfolgsstrategie<br />

Neben ihren traditionellen Geschäftsfeldern Unternehmens-<br />

und Wohnbaufinanzierung macht die Bank auch in<br />

der Vermögensverwaltung mit innovativen Produkten auf<br />

sich aufmerksam und zählt österreichweit zu den profiliertesten<br />

Private Banking-Anbietern. »Kompetenz und<br />

Transparenz bilden in der Vermögensverwaltung die Grundlagen,<br />

erfolgreiche Anlagestrategien orientieren sich aber<br />

immer an den individuellen und persönlichen Bedürfnissen<br />

der Kunden«, ist Hefel überzeugt. Als größtes Vorarlberger<br />

Institut beschäftigt die Bank über 700 Mitarbeiter, darunter<br />

rund 50 Private Banking Berater. Eigene Spezialistenteams<br />

im Asset Management beziehungsweise Treasury sorgen für<br />

zusätzliche Veranlagungskompetenz. Eine Reihe hauseigener<br />

Produkte bietet eine gute Ausgangslage, um daraus<br />

maßgeschneiderte Anlagestrategien zu entwickeln. Der<br />

Erfolg gibt der Bank recht: Inzwischen beträgt das Anlagevolumen<br />

der Kunden über 8 Milliarden Euro. Entsprechend<br />

ihren Grundsätzen Vertrauen, Transparenz und Qualität ist<br />

die Hypo Vorarlberg die einzige österreichische Bank, die<br />

ihre Vermögensverwaltung nach internationalen Standards<br />

– Global Investment Performance Standards (GIPS) – zertifizieren<br />

lässt.<br />

Neue Anlagestrategie nutzt Auf- und Abwärtstrends<br />

Gelebte Praxis in der Anlagepolitik der Vorarlberger Bank<br />

ist die Renditeoptimierung durch einen »Best-in-class-Ansatz«.<br />

Die Hypo Landesbank Vorarlberg geht auf die Anlagebedürfnisse<br />

der Kunden ein, so wurden neue Produkte<br />

mit hohem Renditepotenzial und tiefer Korrelation zu Aktien<br />

(Hypo IQ Maximum Return) sowie Anlageformen mit<br />

hohem Realwertbezug entwickelt. Die Einzelaktienstrategie<br />

ist eine Kombination aus zwei Drittel weltweiter Value<br />

Aktien und einem Drittel Momentum getriebener Aktien.<br />

Um die Chancenorientierung eines Anlegerportfolios zu verbessern,<br />

erstellt das Asset Management individuelle Asset-<br />

Allokations-Optimierungsvorschläge. Dabei wird die Zielformulierung<br />

des Kunden in Bezug auf Anlagerendite beziehungsweise<br />

-risiko berücksichtigt. Als Ergebnis werden<br />

optimale Portfolios gezeigt, die zu einer vorgegebenen Rendite<br />

das geringste Risiko aufweisen. Ein Implementierungsplan<br />

gibt an, in wie vielen Schritten die Anlagen aufgebaut<br />

werden sollen. Auf Kundenwunsch stellt die Vermögensverwaltung<br />

sicher, dass der Anlagemix stets flexibel<br />

an die aktuellen Marktchancen angepasst ist.<br />

❑<br />

Hauptsitz in Bregenz (Vorarlberg). Weitere Standorte gibt es unter anderem<br />

in Riezlern (Kleinwalsertal), Lech, Wien, Graz, Wels und St. Gallen (CH).<br />

58 ELITE REPORT extra


Langfristige Anlagestrategie<br />

mit kalkulierbaren Risiken<br />

Interview mit Dr. Johannes Hefel<br />

Ohne ein kalkulierbares Risiko einzugehen,<br />

wird es im aktuellen Niedrigzins -<br />

umfeld wohl keinem Anleger gelingen,<br />

real sein Vermögen zu erhalten. Vorstand<br />

Dr. Johannes Hefel, zuständig für<br />

Private Banking und Vermögensverwaltung<br />

– spricht im Interview über die<br />

Themen, die derzeit die Finanzmärkte<br />

bewegen und was die Hypo Vorarlberg<br />

den Anlegern empfiehlt.<br />

Elite Report extra: Womit hebt sich die<br />

Hypo Vorarlberg im Wettbewerb mit<br />

anderen Banken positiv ab?<br />

Johannes Hefel: Unsere Kernkompetenz<br />

liegt in der professionellen und lang -<br />

fristig partnerschaftlichen Betreuung.<br />

Die Berater hören in den Gesprächen<br />

sehr genau hin, erkennen die Wünsche<br />

der Kunden und können darauf hin individuelle<br />

Investmentlösungen anbieten.<br />

Wir machen außerdem die Erfahrung,<br />

dass die Kombination aus einer<br />

grundsoliden regionalen Universalbank<br />

und einer kompetenten, für die Kunden<br />

nach weislich erfolgreichen »Privatbank«<br />

mit einer sehr wettbewerbsfähigen Vermögensverwaltung<br />

immer stärker nachgefragt<br />

wird. Zudem ist die Hypo Vorarl -<br />

berg derzeit mit einem A1 Rating von<br />

Moody‘s die bestgeratete Uni ver salbank<br />

Österreichs.<br />

Was sind Ihre Pläne im Private Banking?<br />

Johannes Hefel: Aufbauend auf einem<br />

guten Fundament planen wir den Ausbau<br />

des Top-Bereichs im Anlagegeschäft<br />

mit Unternehmern und vermögenden<br />

Privatkunden (Wealth Management).<br />

Zu diesem Zweck wird das Team<br />

Wealth Management in Vorarlberg und<br />

Wien aufgestockt. Unser bisheriges<br />

Wachstum und das vorhandene Potenzial<br />

in Wien machten die Erweiterung<br />

sowie eine Veränderung des Standortes<br />

notwendig. Im vierten Quartal <strong>2014</strong><br />

werden wir unsere neuen Räumlichkeiten<br />

im sogenannten Zacherlhaus im<br />

ersten Bezirk in Wien beziehen.<br />

Welche Trends und Entwicklungen werden<br />

die Anleger <strong>2014</strong> beschäftigen?<br />

Johannes Hefel: Zwei große Themen bewegen<br />

im Moment die Kapitalmärkte:<br />

zum einen die Unsicherheit über die<br />

zukünftige Liquiditätszufuhr der Notenbanken<br />

(u.a. das Tapering der US-<br />

Fed) und zum anderen die Währungs -<br />

turbulenzen in den Schwellenländern<br />

der letzten Monate. Aufgrund der allgemeinen<br />

Schuldenproblematik werden<br />

die Zinsen noch länger auf einem<br />

tiefen Niveau bleiben und Staatsanleihen<br />

werfen nur sehr niedrige Renditen<br />

ab. Der Mangel an Anlagealternativen<br />

ist daher weiterhin das alles überragende<br />

Thema: Festverzinsliche Anlagen<br />

sind angesichts der extrem niedrigen<br />

Renditen und der dadurch gegebenen<br />

Kursrisiken wenig attraktiv. Anleger<br />

haben weiterhin mit negativen Realzinsen<br />

zu kämpfen.<br />

Wie stehen vor diesem Hintergrund die<br />

Chancen für Aktien?<br />

Johannes Hefel: Es ist nicht zu erwarten,<br />

dass <strong>2014</strong> noch einmal ein so gu -<br />

tes Jahr wie 2012 oder 2013 wird. Dennoch<br />

gehen wir von steigenden Kursen<br />

bis zum Jahresende aus – allerdings unter<br />

großen Schwankungen. Gegenüber<br />

festverzinslichen Anlageformen bergen<br />

Aktien zwar traditionsgemäß Risiken,<br />

bieten aber auch deutlich bessere Chan -<br />

cen. Dafür sprechen auch die grund -<br />

sätzlich positiven Wirtschaftsprognosen<br />

für die nächsten Monate. Ohne kalkulierte<br />

Risiken einzugehen – sprich in<br />

Aktien zu investieren – wird es in diesem<br />

Jahr kaum einem Anleger gelingen,<br />

im Niedrigzinsumfeld real sein<br />

Vermögen zu erhalten.<br />

Dr. Johannes Hefel,<br />

Vorstand der Hypo Landesbank Vorarlberg<br />

Was bedeuten diese Entwicklungen für<br />

den optimalen Anlage-Mix beziehungsweise<br />

die Gewichtung der Assetklassen?<br />

Johannes Hefel: Für europäische Aktien<br />

spricht ihre relativ günstige Bewertung.<br />

US-Aktien sind in Relation zu ihren europäischen<br />

Pendants bereits teuer geworden.<br />

Gefallen könnte den Inves -<br />

toren auch, dass sich die Margen euro -<br />

pä ischer Unternehmen im Gegensatz<br />

zu den USA nicht auf Rekordniveau befinden.<br />

Dass diese anziehen könnten,<br />

halte ich für durchaus wahrscheinlich.<br />

Wichtige Konjunkturindikatoren, wie<br />

das Verbrauchervertrauen oder Einkaufsmanagerindizes<br />

haben in jüngster<br />

Zeit kontinuierlich zugelegt und so für<br />

ein positives Sentiment gesorgt. Bei der<br />

Selektion bevorzugen wir günstig bewertete<br />

Branchen mit gutem Gewinnmomentum.<br />

Favoriten sind Rohstoffe<br />

(inkl. Öl), Automobil und Industrie. Bei<br />

den Rohstoffen sind die Investoren so<br />

unterinvestiert wie selten zuvor, daher<br />

haben Rohstoff-Fonds – insbesondere<br />

auch bei Gold – extreme Verluste im<br />

ver walteten Volumen hinnehmen müssen.<br />

Die westlichen Hedge-Fonds haben<br />

in noch nicht gekanntem Ausmaß Gold<br />

über ETFs verkauft. Da ein nochmaliger<br />

Verkauf in ähnlicher Größe mangels<br />

Masse praktisch ausgeschlossen ist, verbessert<br />

sich das Verhältnis zwischen Angebot<br />

und Nachfrage. Es dürften also<br />

Rohstoffe und Edelmetalle aus fundamentalen<br />

und markttechnischen Ge -<br />

sichtspunkten in diesem Jahr überdurchschnittlich<br />

gut abschneiden.<br />

Herr Dr. Hefel, wir danken Ihnen für das<br />

Gespräch!<br />

Vorarlberger Landes- und<br />

Hypothekenbank Aktiengesellschaft<br />

Hypo-Passage 1, A-6900 Bregenz<br />

Tel.: +43(0)50 414/10 00<br />

www.hypovbg.at<br />

ELITE REPORT extra<br />

59


Bankhaus Jungholz:<br />

Vermögensverwaltung im<br />

Niedrigzinsumfeld<br />

Über viele Jahre hinweg dienten<br />

Staatsanleihen Privatan legern und Vermögensverwaltern<br />

als solide Anlagen für<br />

realen Kapitalerhalt nach Steuern und Kos -<br />

ten. Sie halfen zudem als Basisinvestment Wert -<br />

schwan kungen im Port folio zu glätten. Nach dem<br />

deutlichen Zinsrückgang der letzten Jahre sind diese<br />

Zeiten leider vorbei. Ein realer Ka pi tal erhalt, also ein Anlageerfolg<br />

über der Inflationsrate, um Steuern und Kosten<br />

zu decken, mit eventuell kleineren Ausschüttungen, ist mit<br />

»sicheren« Staatsanleihen nicht mehr zu realisieren.<br />

Sicherheit, Transparenz und Fairness<br />

Das Niedrigzinsumfeld stellt uns als<br />

Vermögensverwalter deshalb vor eine<br />

neue Herausforderung. Wie kann in<br />

diesem Umfeld langfristig erfolgreich<br />

investiert werden?<br />

Als Vermögensverwalter sind wir dann<br />

erfolgreich, wenn unsere Kun den mit<br />

den erzielten Ergebnissen zufrieden<br />

sind. Es geht also letztlich nicht nur<br />

darum, eine bestimmte Rendite zu<br />

erwirtschaften, sondern auch um die<br />

Erwartungen unserer Kunden. Diese zu<br />

kennen und zu verstehen, ist für uns von entscheidender Bedeutung.<br />

Deshalb steht am Beginn einer Kundenbeziehung<br />

immer ein ausführliches Gespräch, in dem wir die Wünsche<br />

und Ziele unserer Kunden kennenlernen wollen. Entscheidend<br />

sind dabei nicht nur die Renditeerwartungen, sondern<br />

in besonderem Maße der Anlagehorizont und die persön -<br />

lichen Vermö gens an lageer fah run gen unserer Kunden.<br />

Sind diese Eckpunkte formuliert, schließen wir den Spannungsbogen<br />

zwischen Renditeerwartung und Risikotragfähigkeit.<br />

Eine maßgeschneiderte strategische Portfolioausrichtung<br />

auf Basis geeigneter Anlageklassen, zum Beispiel<br />

Renten, Aktien, Alternative Investments, Rohstoffe, wird gemeinsam<br />

festgelegt. Dieser entscheidende Schritt ist für<br />

einen Großteil des langfristigen Anlageerfolges verantwortlich.<br />

Dabei dürfen keine Fehler gemacht werden. Für uns ist<br />

entscheidend, die einmal eingeschlagene Anlage strategie<br />

langfristig beizubehalten. Auch in Phasen mit unvorhersehbaren<br />

Marktverwerfungen soll es nicht zu Kurzschlussreaktionen<br />

kommen, da damit der langfristige Anlageerfolg<br />

erheblich gefährdet werden kann. Unsere eigentliche Aufgabe<br />

als Vermögensverwalter sehen wir in der Umsetzung<br />

Johannes Gomig MBA, Vorstandsvorsitzender<br />

der Raiffeisenbank Reutte reg.Gen.m.b.H.<br />

und Andreas Kneidl (rechts), Leitung<br />

Portfoliomanagement Bankhaus Jungholz<br />

der Anlagestrategie. Wir nutzen Chancen<br />

am Markt, um die gesetzten Zie le zu<br />

erreichen und einen erkennbaren Mehrwert<br />

zu schaffen. Dafür ist ein hohes Maß<br />

an Flexi bilität in der Gewichtung der Anlageklassen<br />

ein Muss. Zudem setzen wir jede An -<br />

lageklasse aus mehreren Portfoliobausteinen zusammen.<br />

Am Beispiel der Anlageklasse »Renten«<br />

berücksichtigen wir sichere Staats-, Fremdwäh rungsund<br />

Unternehmensanleihen oder Emerging Market<br />

Bonds. Bei einem risikoreicheren Investment soll ein klarer<br />

Mehrwert erkennbar sein und das Gesamtrisiko des Portfolios<br />

vertretbar bleiben. Kurze Entscheidungswege sind<br />

dabei wichtig, um auf Marktveränderungen<br />

rasch reagieren zu können.<br />

Ein Erfolgsfaktor, der gerne übersehen<br />

wird, ist die Produktauswahl. Sie kann<br />

die Wertschwankungen des Portfolios<br />

teilweise reduzieren und für einen zusätzlichen<br />

Mehrwert sorgen. Zentrales<br />

Element ist für unser Haus dabei eine<br />

konsequente Produktunabhängigkeit.<br />

Wir selektieren für den Einsatz in den<br />

jeweiligen Anlageklassen die besten<br />

Produkte am Markt. Anlagesegmente,<br />

die ein spezielles Know-how oder eine breite Risikostreuung<br />

erfordern, können so optimal in die Strategie eingebunden<br />

werden.<br />

Es gibt beim Bankhaus Jungholz keine versteckten Kosten.<br />

Wir rechnen alle Vergütungen, die wir von Fonds- oder<br />

Zertifikategesellschaften erhalten, auf das Vermögensverwaltungshonorar<br />

an. Mit einem klar strukturierten Anlageprozess<br />

ist es uns auch in den schwierigen letzten Jahren<br />

gelun gen, erfolgreich zu investieren, ohne die Risiken aus<br />

dem Blick zu verlieren. Die Erwartungen unserer Kunden<br />

konnten wir damit voll erfüllen.<br />

❑<br />

Bankhaus Jungholz Private Banking Österreich<br />

Haus Nr. 20, A-6691, D-87491 Jungholz,<br />

Tel.: +43(0)5676/800-0<br />

Bankhaus Jungholz Private Banking Schweiz<br />

Post-Straße 6, CH-9000 St. Gallen<br />

Tel.: +41(0)71/228 41-00<br />

www.bankhaus-jungholz.com<br />

60 ELITE REPORT extra


Wolfgang und Alexander Etterer sowie Hans-Kaspar v. Schönfels bei<br />

der Entwicklung maßgeschneiderter Ausschreibungsstrategien<br />

Vermögensausschreibung<br />

Eine Dienstleistungsaufgabe<br />

Wer sich nicht zutraut, selbst einen guten Ver mög ens ver walter zu finden,<br />

lässt sein Vermögen als Dienst leis tungsaufgabe ausschreiben.<br />

Freundliche Beratungsgespräche bringen<br />

oft nicht den nötigen Tiefgang, verdecken<br />

nicht selten das Wesent liche.<br />

Und wenn man dann voller Vertrauen<br />

und Be geisterung für den Berater das<br />

Mandat vergibt, hat man bereits einige<br />

grobe Fehler mit nachhaltig nega tiver<br />

Auswirkung gemacht. Der Elite Report<br />

hat über die Jahre große Erfahrungen<br />

mit Vermögensaus schrei bun gen gemacht.<br />

Ausschreibungen kleinerer An -<br />

lage be trä ge bis etwa einer Million Euro<br />

wurden dabei im Rah men des »Leserservice«<br />

direkt über die Redaktion kos -<br />

ten los initiiert und durchgeführt. Ausschreibungen<br />

grö ß erer Anlagebeträge<br />

ab einer Million Euro wurden fach lich<br />

be gleitet: Ver mö gen von sehr vermögenden<br />

Privat per sonen, Unternehmerfamilien,<br />

Stiftungen, Kommunen oder<br />

Verbänden.<br />

Die Vorgehensweise:<br />

1. Auswahl wichtiger Vorüberlegungen,<br />

wie zum Beispiel:<br />

❑ Wie soll die Verwaltung des Gesamtvermögens<br />

konzipiert sein (Anlageprodukt,<br />

Anlagedepots, Spezial fonds, Mas -<br />

ter-Spezialfonds, etc.)?<br />

❑ Wie viele Vermögensverwalter sollen<br />

insgesamt eingesetzt wer den?<br />

❑ Einsatz von Spezialisten für das Management<br />

unterschiedlicher Anlageklassen<br />

oder Generalisten für das Gesamtvermögen?<br />

❑ Sollen Erträge überwiegend ausschüttenden<br />

oder the saurierenden Charakter<br />

aufweisen?<br />

2. Definition von weiteren Rahmenbedingungen,<br />

wie beispielsweise:<br />

Anlagebetrag, Anlagezweck, Anlage -<br />

regionen, Anlagezeitraum, Ertragserwartung,<br />

Renditeerwartung, Risiko trag -<br />

fäh igkeit, Referenzwährung, Definition<br />

einer Anlagerichtlinie, Steuerliche As -<br />

pekte, Information über Bestandsanlagen<br />

(Depotüber tra gun gen). Eine konkrete<br />

Nennung der gewünschten An la -<br />

ge klas sen, Anlageprodukte, Managementstile,<br />

etc. ist in dieser Anfragephase<br />

zu vermeiden. Je genauer dies definiert<br />

werden würde, desto größer ist die Gefahr,<br />

dass der Anbieter es dem Anfragesteller<br />

nur recht machen möchte. Sinn<br />

und Zweck einer Ver mö gens aus schrei -<br />

bung ist es, dass die Anbieter gefordert<br />

werden, ihr individuelles Verständnis<br />

und Können unter Beweis zu stellen.<br />

3. Erstellung professioneller Aus schrei -<br />

bungs unterlagen (individuelles Anforde -<br />

rungsprofil) und Versendung<br />

4. Auswertung der Angebote<br />

Nach etwa zwei bis drei Wochen erhält<br />

der Anleger die Angebotsunterlagen der<br />

jeweiligen Angebotsteilnehmer. Die eingegangenen<br />

Angebote werden dann sys -<br />

tematisch ausgewertet. Im Ergebnis stehen<br />

die Teilnehmer für die 2. Runde fest.<br />

5. Persönliche Gespräche mit interessanten<br />

Anbietern (2. Runde)<br />

Ziel dieser Gespräche ist, sich leistungsfähige<br />

und in teressante Angebote, die<br />

sich aus dem Vermögens aus schrei -<br />

bungs verfahren ergeben haben, persön -<br />

lich <strong>vom</strong> Anbieter erläutern zu lassen.<br />

6. Entscheidung: Festlegung des Ausschreibungsgewinners<br />

7. Vertragsverhandlungen/Vertragsgestaltung<br />

Ziel der Vertragsverhandlung/Vertragsgestaltung<br />

ist, die anlegerspezifischen<br />

Anlagerichtlinien fest im Ver trags werk<br />

mit den Anbietern zu verankern. Entscheidend<br />

ist ein Ver trags werk aus Sicht<br />

des Anlegers und nicht aus Sicht der beauftragten<br />

Dienstleister.<br />

8. Umsetzung (gegebenenfalls im Vorfeld<br />

Depotübertrag von Altbeständen)<br />

So profitiert der Anleger von einer unabhängigen<br />

Vermögensausschreibung:<br />

❑ Zunächst keine Bekanntgabe der Identität<br />

des Anlegers bei Un terstützung<br />

durch einen externen Berater.<br />

❑ Intensive Auseinandersetzung mit der<br />

zukünftigen Gestaltung des Vermögens.<br />

❑ Identifikation von Schwachstellen<br />

und Vorteilen durch Antworten der Anbieter<br />

auf die gleichen Fragestellungen.<br />

❑ Die Auswertung der Angebote ermöglicht<br />

dem An leger einen objektiven<br />

Überblick über die Qualität und Leis -<br />

tungsfähigkeit der jeweiligen Anlage -<br />

kon zep te der Vermögensverwalter. Somit<br />

ist der Anleger in der Lage, besser<br />

begründete Entscheidungen zu treffen<br />

und ein Gespür zu entwickeln, welcher<br />

An bie ter oder welches Konzept die Vorstellungen<br />

am geeignetsten erfüllt.<br />

❑ Know-how-Transfer durch Angebotsvergleiche<br />

und persönliche Gespräche.<br />

❑ Kennenlernen unterschiedlicher Managementstile<br />

und -konzepte.<br />

❑ Vorteile in der Verhandlung der Ge -<br />

samt kosten struk tur durch Einblick bei<br />

Wettbewerbern.<br />

❑ Integration individueller, akzeptierter<br />

Anlagericht li nien in das Vertragswerk.<br />

❑ Vertragswerk aus Sicht des Anlegers,<br />

nicht aus Sicht der Bank.<br />

❑ Konfliktpotenzial aufgrund falsch er<br />

Er wartungs hal tung vermeiden.<br />

❑ Gutes Gefühl bei der Vertragsunterschrift!<br />

❑<br />

ELITE REPORT extra<br />

61


Wergen & Partner Vermögensverwaltungs AG:<br />

Servicequalität mit<br />

klarer Anlagephilosophie<br />

Von Marco Huber<br />

Mit einem Spezialistennetzwerk wird die um fas sen de individuelle<br />

Betreuung gesteigert.<br />

In der Vermögensverwaltung hat der Begriff Kundenzufriedenheit<br />

verschiedenste Aspekte. Vordergründig denkt man<br />

natürlich zuerst an das Ergebnis, welches der Vermögensverwalter<br />

unter dem Strich mit dem Depot des Kunden<br />

erwirtschaftet hat. Doch selbst der beste Vermögensverwalter<br />

ist nicht davor gefeit, den Markt manchmal falsch einzuschätzen<br />

oder kurzfristigen Marktverwerfungen ausgesetzt<br />

zu sein, welche die Kundendepots zumindest für eine<br />

gewisse Zeit in die falsche Richtung entwickeln lassen. Die<br />

Wertentwicklung – für einen zufriedenen Kunden – muss<br />

sicher längerfristig überdurchschnittlich sein, doch in den<br />

schwierigen Phasen dazwischen ist es umso wichtiger, dass<br />

die Kundenbeziehung auf weiteren Eckpfei lern beruht.<br />

Genau hier kommen die Tugenden ins Spiel, welche eine<br />

Vermögensverwaltung auszeichnen.<br />

Als erstes ist die alt- und neubewährte Schweizer Servicequalität<br />

zu erwähnen. Der Kunde kann sich darauf verlassen,<br />

dass er eine seriöse, umfassende und individuelle Betreuung,<br />

basierend auf seiner Risikofähigkeit und Risikowilligkeit,<br />

erhält. Eine »vierundzwanzigstündige« Erreichbarkeit,<br />

auf den verschiedensten Kommunikationswegen,<br />

ist heutzutage elementar. Des Weiteren gilt es, Anfragen und<br />

Aufträge jeglicher Art unverzüglich zu bearbeiten. Das<br />

beinhaltet im Bedarfsfall auch ein unkompliziertes Einschalten<br />

von Spezialisten, wie zum Beispiel Steuerberater<br />

oder Anwälte. Diese können aus dem Netzwerk des Kunden<br />

oder Vermögensverwalters stammen.<br />

Neben der erwähnten Servicequalität verlangt der Kunde,<br />

für ein gesteigertes Zufriedenheitsgefühl, vermehrte Transparenz<br />

in der Zusammenarbeit:<br />

❑ Wie viel bezahle ich für meine Vermögensverwaltung<br />

genau?<br />

❑ Was für Rückvergütungen beziehungsweise<br />

»Kick backs« sind angefallen?<br />

❑ Werden diese zurückerstattet oder gehen sie in die<br />

Tasche des Vermögensverwalters und/oder der Bank?<br />

Trotz allem erwartet der Kunde eine gewisse Diskretion im<br />

Umgang mit seinem Vermögen, wie dies bei einem Arzt -<br />

besuch ja auch selbstverständlich ist. Nach wie vor ist der<br />

Persönlichkeitsschutz ein wichtiger Trumpf im Schweizer<br />

Vermögensverwaltungsgeschäft. Genau wie die Diskretion<br />

gehört auch das Thema Sicherheit für viele Anleger ganz<br />

oben auf die Prioritätenliste. Wie sicher ist mein Geld<br />

angelegt? Sind dies Einzeltitel oder aber Zertifikate und<br />

strukturierte Produkte? Ist die Kapitalisierung der Bank, bei<br />

welcher das Depot geführt wird, ausreichend, um auch<br />

eine weitere Finanzkrise zu überstehen?<br />

62 ELITE REPORT extra


(v.l.n.r) Marco Huber,<br />

Gabriela Müller Accaoui,<br />

Manfred Wergen,<br />

Tanja Hofmänner<br />

und Roland Rota,<br />

Wergen & Partner<br />

Vermögensverwaltung<br />

Nach den dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre ist<br />

die Sensibilität der Kunden in diesem Bereich sehr viel grösser<br />

geworden. Man traut nicht mehr jedem strukturierten<br />

Produkt, aber auch nicht mehr jedem Bankhaus ohne Renommee<br />

so einfach über den Weg. Dass die Schweiz kein<br />

EU-Mitgliedsland und politisch stabil ist, eine eigene<br />

Währung besitzt und aus Sicht der Staatsverschuldung ausgezeichnet<br />

dasteht, spricht nach wie vor für den Alpenstaat.<br />

Auch dieser Umstand hilft den Anlegern<br />

für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl<br />

und einen ruhigeren Schlaf. Zusätzlich<br />

will der Kunde wissen, wie sein Vermögen<br />

angelegt ist und wie nachhaltig die<br />

Zusammenarbeit mit seinem Vermögensverwalter<br />

ist. Ein stetiger Wechsel des Ansprechpartners<br />

kommt schlecht an – schliesslich kann man bei Beraterwechsel<br />

im Dreimonatsrhythmus kaum eine nachhaltige<br />

Vertrauensbasis schaffen. Über allem steht schlussendlich<br />

das Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und dem<br />

Vermögensverwalter. Kann ich mit meinem Berater offen<br />

und ehrlich diskutieren, und handelt er ausschliesslich in<br />

meinem Interesse? Weiss er über meine<br />

Lebenssituation Bescheid und lässt<br />

diese in die Anlagen mit einfliessen?<br />

Bekomme ich von ihm unabhängige<br />

Ratschläge und Meinungen zu hören?<br />

Wem gegenüber ist er verpflichtet?<br />

»Qualität beginnt damit, die<br />

Zufriedenheit des Kunden in das<br />

Zentrum des Denkens zu stellen.«<br />

John F. Akers<br />

Die erwähnte Vertrauensbasis und das<br />

Wissen um die Lebensumstände der<br />

Klientel sind auch ein wichtiger Grundstein<br />

für eine vollumfassende Beratung,<br />

welche neben dem klassischen Wertpapiergeschäft<br />

zunehmend auch Bereiche<br />

wie Direktanlagen, Immobilien<br />

oder Hilfestellungen im Bereich der<br />

Finanzplanung abdeckt. Wird der Vermögensverwalter<br />

dann auch als Tes ta -<br />

mentsvollstrecker eingesetzt, um das<br />

Vermögen professionell und nach den<br />

Kundenvorstellungen zu übergeben, ist<br />

dies sicher das Resultat einer qualitativ<br />

hochstehenden Leistung des Vermögensverwalters<br />

im Laufe der vielen Beratungsjahre<br />

mit einem Kunden. Dieses Qualitätsziel sollte<br />

von jedem Vermögensverwalter angestrebt werden. Die Kunden<br />

müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Berater<br />

das politische, wirtschaftliche aber auch steuerliche Umfeld<br />

von ihnen kennt und entsprechend zu handeln weiss. Aus<br />

diesem Grund können sich Vermögensverwalter nur auf<br />

wenige Märkte fokussieren, in welchen sie mit dem regulatorischen<br />

und steuerlichen Wissen bestens vertraut sind.<br />

Eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />

Vermögensverwalter und Spezialisten<br />

ist hier unabdingbar. Eine klare und<br />

transparente Anlagephilosophie umfasst<br />

vorwiegend die Investition in<br />

Direktanlagen und Einzeltitel. Fonds<br />

und ETFs sollten meist nur in den Märkten zum Einsatz<br />

kommen, wo es schwierig ist, gut mit Einzeltiteln zu arbeiten,<br />

wie zum Beispiel in den Emerging Markets oder bei speziellen<br />

Anlagethemen wie Wasser oder bei Wandelschuldverschreibungen.<br />

Was der Kunde in seinem Depot kennt und<br />

gut nachverfolgen kann, gibt ihm ein besseres Gefühl vor<br />

allem auch bei schwierigen Marktentwicklungen. Einen<br />

Handwerklich einwandfrei und präzise wie<br />

ein Uhrwerk: Die Servicequalität bei der<br />

Wergen & Partner Vermögensverwaltungs AG<br />

wichtigen Faktor bilden nach wie vor<br />

auch die Edelmetalle, welche hier nur<br />

in physischer Form und per Einzelverwahrung<br />

vollzogen werden sollte.<br />

Die Kunden müssen im Zentrum stehen,<br />

und ein enger Austausch sowohl in<br />

guten als auch in schlechten Zeiten<br />

ist die Grundlage für die Kundenzufriedenheit.<br />

Streng nach dem erwähnten<br />

Zitat von John F. Akers: »Qualität beginnt<br />

damit, die Zufriedenheit des Kunden<br />

in das Zentrum des Denkens zu<br />

stellen.«; nach gut schweizerischer Tradition<br />

und Tugend, jedoch basierend<br />

auf den neuesten Technologien. ❑<br />

Wergen & Partner<br />

Vermögensverwaltungs AG<br />

Bahnhofstrasse 12, CH-8001 Zürich<br />

Tel. +41 (0)44 / 289 88 93<br />

www.wergen.ch<br />

ELITE REPORT extra<br />

63


Maerki Baumann & Co. AG – Privatbank:<br />

»Eine Strapaze für Kopf und Füsse –<br />

die Suche nach Schweizer Qualität«<br />

Die Suche nach echter Schweizer Vermögensverwaltungsqualität<br />

ist schwierig geworden. Denn viele Bankhäuser sind<br />

derzeit vor allem mit sich selber beschäftigt. Unter dem Eindruck<br />

der angelsächsisch geprägten Globalisierung des Bankwesens<br />

wurden die Tugenden des Schweizer Private Banking<br />

teils arg strapaziert. Dazu zäh -<br />

len bedingungslose Kun den -<br />

orientierung, Professionalität,<br />

Zuverlässigkeit, aber auch Anstand<br />

und eine gewisse Bescheidenheit.<br />

Die Zürcher Privatbank<br />

Maerki Baumann &<br />

Co. AG ragt aus der Schweizer<br />

Bankenszene wohltuend heraus.<br />

Seit Generationen fühlt<br />

sich das unabhängige Familienunternehmen<br />

im Besitz der<br />

Zürcher Familie Syz vor allem<br />

dem Kunden verpflichtet. Die<br />

Bank empfiehlt sich als idealer Partner für vermögende<br />

Privatkunden, Family Offices und dank deren unternehmerisch<br />

geprägten Kultur gerade auch für Unternehmer und<br />

Freiberufler.<br />

Maerki Baumann hat die Weichen für die Zukunft mit der<br />

Umsetzung ihres innovativen Geschäftsmodells bereits vor<br />

Jahren gestellt. Über die Zusammenarbeit mit verlässlichen<br />

Partnerunternehmen und dem damit verbundenen Fremdbezug<br />

standardisierter Dienstleistungen bleibt die Unabhängigkeit<br />

im Kerngeschäft, der individuellen Anlagebe -<br />

ratung und Vermögensverwaltung, gewahrt. Die überschaubare<br />

Unternehmensgrösse und der damit verbundene<br />

»Boutique-Gedanke« schaffen beste Voraussetzungen für<br />

per sön liche Kundenbetreuung. Die Bank baut dabei stark auf<br />

die Standortvorteile des Finanzplatzes Schweiz, die Werte<br />

des Familienunternehmens und die Erfahrung ihrer kompetenten<br />

Mitarbeiter. Mit ihrem besonnenen Marktauftritt<br />

hebt sich Maerki Baumann von ihren Mitbewerbern ab und<br />

gewinnt damit Sympathien bei Vermögenden, welche die<br />

feine zurückhaltende Art schätzen.<br />

Das anspruchsvolle Marktumfeld hat auch Maerki Baumann<br />

gezwungen, vorhandene Potenziale zur Kostensenkung und<br />

Effizienzsteigerung zu realisieren. Die Privatbank ist aber<br />

dabei ihren hohen Ansprüchen hinsichtlich Dienstleis tungs -<br />

qualität stets treu geblieben. Die sehr solide Eigenkapital -<br />

basis von Maerki Baumann (die Bank verfügt über mehr als<br />

das Doppelte der regulatorisch geforderten Eigenmittel)<br />

ermöglicht die Fortführung des kundenorientierten Geschäftsmodells<br />

in Unabhängigkeit. Zusammen mit der langfristigen<br />

Orientierung der Eigentümer schafft dies beste Voraussetzungen<br />

für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />

Denn als nicht-börsennotiertes Familienunternehmen<br />

braucht Maerki Baumann keine Risiken zur Generierung<br />

übertriebener Renditen ein -<br />

zugehen. Mit dem Verzicht<br />

auf eigene Produkte unterstreicht<br />

die Bank, dass sie es<br />

mit der Kundenorientierung<br />

ernst meint.<br />

Die innere Intelligenz des<br />

Bank hauses wird nicht nur<br />

bei der Strukturierung des<br />

Vermögens deutlich, sondern<br />

ist schon im Beratungsgespräch<br />

spürbar. Der Kunde<br />

wird ernst genommen und<br />

fühlt sich geborgen. Der Kundenberater nimmt sich aus -<br />

giebig Zeit, um mit dem Kunden ein nachhaltiges An -<br />

lagekonzept zu entwickeln und dieses bei Bedarf an die<br />

veränderten Bedürfnisse anzupassen. Alle möglichen Risiken<br />

und zukünftigen Entscheidungspunkte werden in einer<br />

erfreulichen Dialogarbeit konstruktiv diskutiert und berücksichtigt.<br />

Am Ende wird nicht nur der Vermögensverwaltungsvertrag<br />

offen durchgearbeitet, sondern – und das ist ein<br />

weiterer Qualitätsnachweis – auch das klare Reporting. Die<br />

Bedeutung der Transparenz bei Maerki Baumann spiegelt<br />

sich schliesslich auch in den speziell für deutsche Steuerzahler<br />

angelegten Erträgnisaufstellungen wieder. Darüber<br />

freut sich dann sogar das Finanzamt.<br />

❑<br />

Informationen zum Unternehmen<br />

Die Privatbank Maerki Baumann & Co. AG mit Sitz in<br />

Zürich und Geschäftsstelle in Lugano wurde 1932 gegründet.<br />

Sie konzentriert sich seit Generationen auf ihre<br />

Kernkompetenzen in der Anlageberatung und Ver -<br />

mögensverwaltung. Gegenüber den Wettbewerbern<br />

differenziert sich Maerki Baumann als nicht-börsen -<br />

notiertes Familienunternehmen, das keine unangemessenen<br />

Risiken zur Generierung übertriebener Renditen<br />

einzugehen braucht. Die auf Unabhängigkeit und<br />

Sicherheit bedachte Anlagephilosophie zeigt sich etwa im<br />

Verzicht auf eigene Produkte und in der sehr soliden<br />

Eigenkapitalbasis. Maerki Baumann verwaltet derzeit<br />

rund 5.5 Milliarden Euro an Kundenvermögen.<br />

64 ELITE REPORT extra


Interview mit Dr. Stephan A. Zwahlen, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Zwahlen,<br />

während Ihre Konkurrenz Trübsal bläst,<br />

strahlen Sie Zuversicht aus. Freuen Sie<br />

sich auf die Zukunft?<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen: Auf jeden Fall.<br />

Zwar bedeuten facettenreichere Kundenbedürfnisse<br />

und zunehmende Regulierungsintensität<br />

eine grosse unternehmerische<br />

Herausforderung. Doch<br />

unsere überschaubare Grösse verleiht<br />

uns die nötige Agilität, um rasch und<br />

pragmatisch auf veränderte Kundenerwartungen<br />

beziehungsweise neue Rahmenbedingungen<br />

reagieren zu können.<br />

Der intensive Wettbewerb zwischen<br />

den Banken und Vermögensverwaltern<br />

erfordert mehr denn je, sich gegenüber<br />

dem Kunden mit Leistung, Qualität und<br />

persönlichem Engagement zu profilieren.<br />

Angesichts unserer grossen Kundennähe,<br />

direkter Entscheidungswege<br />

sowie flexibler Anlagelösungen sehen<br />

wir für unsere Privatbank vielversprechende<br />

Zukunftsperspektiven.<br />

Kämpfen Sie im gegenwärtigen Umfeld<br />

nicht mit dem Problem der kritischen<br />

Grösse?<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen: Die zu neh -<br />

men de Komplexität in der Kunden -<br />

betreuung fordert uns als kleineres<br />

In s titut zweifelsohne. So schlägt sich<br />

etwa die Umsetzung regulatorischer<br />

Anforderungen oft in höheren Fixkos -<br />

ten nieder. Im Interesse unserer Kun -<br />

dinnen und Kunden beschränken wir<br />

uns allerdings seit Jahren auf Teile der<br />

Wertschöpfungskette, mit denen wir<br />

einen eigenen Mehrwert schaffen. Dazu<br />

zählt in erster Linie die Erbringung<br />

umfassender Dienstleistungen in der<br />

Anlage beratung und Vermögensverwaltung.<br />

In anlageverwandten Bereichen<br />

wie Vorsorge, Recht oder Steuern<br />

arbeiten wir mit erstklassigen Fachleuten<br />

zusammen. Gerne verschaffen<br />

wir bei Bedarf auch unseren Kunden<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen,<br />

stellvertretender Vorsitzender der<br />

Geschäftsleitung, Maerki Baumann & Co. AG<br />

Zugang zu diesem bewährten Spezia -<br />

lis ten netz werk.<br />

Wie würden Sie Ihre Kultur als Privatbank<br />

bester Schweizer Art beschreiben?<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen: Dank des Verzichts<br />

auf eine Börsennotierung sind<br />

wir in erster Linie unseren Kunden verpflichtet.<br />

Rechenschaftspflichtig sind<br />

wir nicht einem anonymen Publikums -<br />

aktionär oder der Analystengemeinde,<br />

»Wir sind in erster Linie unseren<br />

Kunden verpflichtet«<br />

sondern einzig unserem langfristig<br />

orientierten Eigentümer. Dieses hohe<br />

Mass an Unabhängigkeit erlaubt es uns,<br />

von gewissen Geschäftspraktiken bewusst<br />

abzusehen und Interessenkonflikte<br />

zu vermeiden. So orientieren wir<br />

unsere Anlagetätigkeit an der Leitmaxime<br />

«Sicherheit vor Rendite» und verzichten<br />

auf das Angebot eigener Produkte.<br />

Stattdessen konzentrieren wir<br />

uns auf die professionelle Selektion geeigneter<br />

Finanzprodukte im Markt, welche<br />

wir für unsere Kunden zu individuellen<br />

Anlagelösung zusammenfüh ren.<br />

Die beschriebene Kultur ist doch eigentlich<br />

bedroht; denn überall wird über Gebühren<br />

und andere Quellen der eigene<br />

Profit zu steigern gesucht.<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen: Selbstverständ -<br />

lich trachten auch wir nach einer ange -<br />

messenen Eigenkapitalrendite, mit der<br />

unsere Dienstleistungen abgegolten<br />

werden. Dies jedoch nicht um jeden<br />

Preis – und schon gar nicht zum Schaden<br />

unseres Kunden. Eine Vertrauensbasis<br />

mit dem Kunden verlangt nach<br />

einem offenen und fairen Umgang. Darunter<br />

verstehen wir volle Transparenz<br />

hinsichtlich der von uns erbrachten<br />

Wertschöpfung sowie der <strong>vom</strong> Kunden<br />

zu tragenden Kosten. Dementsprech end<br />

verstehen wir uns nicht als Ver triebs -<br />

organisation mit einseitiger Renditeorientierung,<br />

sondern als aufrichtigen und<br />

verantwortungsvollen Dienstleister.<br />

Warum ist Ihre Privatbank an deutschen<br />

Vermögen interessiert?<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen: Das Geschäft<br />

mit deutscher Kundschaft hat bei<br />

Maerki Baumann seit Jahrzehnten Tra -<br />

dition. Es stellt – neben dem Schweizer<br />

Geschäft, welches rund Zweidrittel der<br />

verwalteten Kundenvermögen ausmacht<br />

– den wichtigsten Ertragspfeiler<br />

unserer Bank dar. Wir sind mit den<br />

anlageseitigen, rechtlichen und steuerlichen<br />

Gegebenheiten in Deutschland<br />

bestens vertraut und pflegen ausgezeichnete<br />

Kontakte. Schon seit Jahren<br />

zählt übrigens die professionelle<br />

Verwaltung deklarierter deutscher Kun -<br />

denvermögen zu unseren Kern kom pe -<br />

ten zen. Die Zufriedenheit unserer Kunden<br />

bestärkt uns darin, am Geschäft<br />

mit deutscher Kundschaft überzeugt<br />

festzuhalten und ist gleichzeitig die<br />

schönste Bestätigung für unsere Arbeit.<br />

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />

Maerki Baumann & Co. AG –<br />

Privatbank<br />

Hauptsitz Zürich<br />

Dreikönigstrasse 6<br />

CH-8002 Zürich<br />

Tel. +41(0)44/286 25 25<br />

Geschäftsstelle Lugano<br />

Contrada di Sassello 2<br />

CH-6900 Lugano<br />

Tel. +41(0)91/922 <strong>26</strong> 21<br />

info@maerki-baumann.ch<br />

www.maerki-baumann.ch<br />

ELITE REPORT extra<br />

65


Centrum Bank:<br />

Das Beratungszentrum<br />

für internationale Familien<br />

Giovanni Leonardo, CFA<br />

Chief Investment Officer, Mitglied der<br />

Geschäftsleitung der Centrum Bank<br />

Expertenwissen für komplexe Aufgaben<br />

Elite Report extra: Herr Dr. Marxer, die<br />

Centrum Bank gehört zu den wenigen Pri -<br />

vatbanken, die vollständig im Eigentum<br />

der Gründerfamilie stehen. Was spricht<br />

dafür, Kunde Ihrer Bank zu werden?<br />

Florian Marxer: Geld bei einer Bank<br />

anzulegen ist immer eine Frage des Vertrauens.<br />

Wir möchten unseren Kunden<br />

einen sehr persönlichen Service und<br />

Dienstleistungen auf höchstem Niveau<br />

erbringen. Ein Grossteil unseres Fami -<br />

lienvermögens ist in der Centrum Bank<br />

investiert. Wir sind nicht an kurzfris -<br />

tiger Gewinnmaximierung interessiert,<br />

sondern denken langfristig, wie dies in<br />

den meisten Familienunternehmen<br />

der Fall ist. Mein Vater, der mir vor drei<br />

Jahren das Verwaltungsratspräsidium<br />

übergab, hat dies immer vorgelebt. Diese<br />

Stabilität und Kontinuität, verbunden<br />

mit einer guten Kapitalausstattung, ist<br />

durchaus ein Vorteil, gerade in der<br />

heu tigen Zeit. Zudem sind wir bestrebt,<br />

Interessenkonflikte zu minimieren. Wir<br />

legen keine eigenen Produkte wie etwa<br />

Fonds auf, die wir in unsere Kundenportefeuilles<br />

geben, um doppelt zu verdienen.<br />

So haben wir eine grösstmög -<br />

liche Unabhängigkeit bei der Auswahl<br />

der am Markt verfügbaren Anlagen. Und<br />

momentan investieren wir erhebliche<br />

Vermögenswerte in die Optimierung<br />

und Modernisierung unseres Anlagepro -<br />

zesses. Hier kommt Giovanni Leonar do,<br />

unserem neuen Chief Investment Officer,<br />

eine ganz besondere Bedeutung zu.<br />

Herr Leonardo, was charakterisiert den<br />

Anlageprozess bei der Centrum Bank?<br />

Giovanni Leonardo: Wir basieren unsere<br />

Anlageentscheidungen und Empfehlungen<br />

auf der Symbiose von jüngsten<br />

wissenschaftlichen Erkenntnissen und<br />

der langjährigen Erfahrung unserer<br />

Anlageexperten. Im Grunde genommen<br />

geben wir unseren Kunden Zugang zu<br />

den Erkenntnissen grosser institutioneller<br />

Anleger. Pensionskassen und Stiftungen<br />

haben in den letzten Jahren die<br />

Methoden der Vermögensallokation<br />

mittels quantitativer Modelle optimiert<br />

und erreichen dadurch ein stabileres<br />

Resultat. Das Ziel einer risikoadäquaten<br />

und nachhaltigen Performance wird<br />

mittels massgeschneiderten Anlage -<br />

lösungen und Anlageempfehlungen für<br />

unsere Kunden erreicht. Denn so wie<br />

jeder Mensch anders ist, so sind auch<br />

seine Bedürfnisse und damit die für<br />

Dr. Florian Marxer, LL.M.<br />

Präsident des Verwaltungsrats der Centrum Bank,<br />

Partner bei Marxer & Partner Rechtsanwälte<br />

ihn passende Vermögensallokation verschieden.<br />

Was meinen Sie unter »verschiedene Bedürfnisse«?<br />

Jeder Kunde will doch sein<br />

Kapital vermehren.<br />

Giovanni Leonardo: Das ist schon richtig:<br />

Jeder von uns will sein Kapital<br />

ver meh ren, doch muss Rendite immer<br />

risi koadjustiert betrachtet werden. Jeder<br />

Mensch hat seine ganz individuelle<br />

Ri si kofähigkeit und Risikotoleranz.<br />

Risikofähigkeit sagt objektiv aus, in<br />

welch em Ausmass ein Kunde Verluste<br />

erleiden kann, ohne dass er seinen<br />

Lebensstil verändern muss. Risikoto -<br />

leranz be deutet die subjektive Unzufriedenheitsschwelle<br />

bei Vermögensverlusten.<br />

Diese beiden Werte liegen oft<br />

nicht beieinander. Um die richtigen Anlageentscheide<br />

oder -empfehlungen für<br />

den Kunden vornehmen zu können, gilt<br />

es, diese beiden Eckwerte genau zu er-<br />

66 ELITE REPORT extra


mitteln. Damit wir dies bestmöglich tun<br />

können, arbeiten wir in diesem Bereich<br />

mit Spezialisten aus dem Behavioural<br />

Finance zusammen. Es reicht einfach<br />

nicht aus, den Kunden einen Fragebogen<br />

ausfüllen zu lassen und ihn dann in<br />

eine von vier, fünf Risikokategorien zu<br />

pressen. Zudem verändert sich die Risikofähigkeit<br />

und -toleranz eines jeden<br />

Menschen über sein Leben hinweg.<br />

Inwiefern?<br />

Giovanni Leonardo: Es wird Sie sicher<br />

nicht überraschen, dass ein Rentner<br />

meist andere Ziele und Bedürfnisse hat<br />

als ein junger Familienvater. Für einen<br />

Rentner steht oft die Frage im Vordergrund,<br />

wie er sein Vermögen sichern<br />

und bestmöglich an die nächste Generation<br />

übertragen kann, während der<br />

junge Familienvater sich eher mit Fragen<br />

des Vermögensaufbaus beschäf -<br />

tigen wird. Aber es gibt natürlich auch<br />

ganz konträre Fälle: Jeder Kunde ist<br />

individuell.<br />

Der Begriff »Risiko« hat einen fahlen<br />

Beigeschmack.<br />

Giovanni Leonardo: Nun, Risiko bedeutet<br />

nicht Verlust, sondern die Chance<br />

auf einen Gewinn oder Verlust. Wir<br />

arbeiten in unserer Vermögensverwaltung<br />

mit den modernsten wissenschaft -<br />

lich fundierten Methoden, um mittels<br />

Risikomanagement die Wahrscheinlich -<br />

keit eines Erfolgs/Gewinns zu erhöhen.<br />

Ganz ohne Risiko können keine Ren -<br />

diten erwirtschaftet werden. Dieser<br />

Grundsatz gilt heute noch mehr als<br />

früher, als die Zinsen noch viel höher<br />

waren. Als Privatbank im Familienbesitz<br />

wollen wir für unsere Kunden nicht<br />

hohe Risiken eingehen, sondern vielmehr<br />

den Risikomix verbessern, um<br />

stabilere Renditen zu erwirtschaften.<br />

In Zeiten der grossen geopolitischen<br />

Verwerfungen und den damit einher -<br />

gehenden Krisen geht es uns nicht darum,<br />

Risiken zu erhöhen, sondern diese<br />

bestmöglich zu diversifizieren.<br />

Und wie gehen Sie vor?<br />

Giovanni Leonardo: Klassische Inves ti -<br />

tionsempfehlungen werden meist aufgrund<br />

persönlicher Erfahrung anhand<br />

traditioneller Muster und Erinnerungen<br />

vorgenommen. Dies, obwohl wir heute<br />

wissen, dass Menschen in Vermögensfragen<br />

meist zu emotional und intuitiv<br />

entscheiden. Komplexe Zusammen hän -<br />

ge werden simplifiziert, die Weiten des<br />

Anlageuniversums nicht hinreich end<br />

berücksichtigt. Nur die optimale Verbin -<br />

dung von intelligenten, vorausschauenden<br />

Mitarbeitern in einem erfolgreichen<br />

Team und von modernen, innovativen<br />

quantitativen Ansätzen kann genau diese<br />

Probleme entschärfen und den Anlageerfolg<br />

verbessern. Und dann haben<br />

viele Kunden Bedürfnisse, die über die<br />

übliche Anlageberatung und Vermögensverwaltung<br />

hinaus gehen.<br />

Was bedeutet das konkret, Herr Marxer?<br />

Florian Marxer: Unsere Erfahrung aus<br />

Kundengesprächen zeigt, dass immer<br />

wieder ein Bedürfnis nach Unterstützung<br />

bei Nachlassregelungen oder einer<br />

Strukturierung des Familienvermögens<br />

besteht. Bei einem Generationenwechsel<br />

möchte der Inhaber eines Familienunternehmens<br />

beispielsweise sicherstel -<br />

len, dass seine Kinder finanziell gleichbehandelt<br />

werden, dass aber die Unternehmensanteile<br />

gebündelt werden. Je<br />

nach Fallkonstellation können dafür<br />

liechtensteinische Unternehmensträger -<br />

stiftungen geeignet sein. Gerade vermögende<br />

Familien sind zudem oft mals sehr<br />

international: Familien mit glieder wohnen<br />

in verschiedenen Ländern und<br />

haben Vermögen in einer Vielzahl an<br />

Jurisdiktionen. Dies zieht erheb lichen<br />

rechtlichen und steuerlichen Beratungs -<br />

bedarf nach sich. Als Bank können wir<br />

solche Dienstleistungen nicht selbst<br />

anbieten, wohl aber können wir auf<br />

unsere Unternehmensgruppe zurück -<br />

greifen, die seit 1925 besteht, als mein<br />

Gross vater eine Anwaltskanzlei eröffnete.<br />

Gerade bei der Vermögensstrukturierung<br />

für internationale Fa mi lien haben<br />

wir uns im Laufe der Jahrzehnte ein erhebliches<br />

Know-how an ge eignet und<br />

auch in Deutschland ein grosses Netz<br />

an Ko operationspartnern – Anwälten,<br />

Steuerberatern, Wirt schafts prüfern –<br />

auf gebaut. Davon profitiert auch die<br />

Centrum Bank.<br />

Herr Dr. Marxer, Herr Leonardo, wir danken<br />

Ihnen für diese Ausführungen.<br />

Centrum Bank AG<br />

Kirchstrasse 3, FL-9490 Vaduz<br />

Tel.: +423 238 38 38<br />

Centrum Bank (Schweiz) AG<br />

Bellerivestrasse 42, CH-8034 Zürich<br />

Tel.: +41(0)44/233 3111<br />

www.centrumbank.com<br />

Sitz der Centrum Bank AG in Vaduz<br />

Sitz der Centrum Bank (Schweiz) AG in Zürich<br />

ELITE REPORT extra<br />

67


LGT Group:<br />

»Unsere Eigentümerstruktur ermöglicht es<br />

uns, in Generationen zu denken«<br />

Im Interview mit dem Elite Report erläutert<br />

S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein,<br />

CEO der LGT Group, die Besonderheiten<br />

einer familiengeführten Privatbank.<br />

Elite Report extra: Durchlaucht, die LGT<br />

gehört seit über 80 Jahren der Fürstenfamilie<br />

von Liechtenstein. Was ist das<br />

Spezielle an dieser Konstellation?<br />

S. D. Prinz Max von und zu Liechtenstein:<br />

Die LGT ist eine inhabergeführte<br />

Privatbank im traditionellen Sinn, wie<br />

es sie heute kaum mehr gibt. Unsere Eigentümerstruktur<br />

ermöglicht es uns, in<br />

Generationen zu denken. Dadurch planen,<br />

wirtschaften und handeln wir ausgesprochen<br />

langfristig. Bei einem börsennotierten<br />

Unternehmen, das alle<br />

drei Monate den Finanzmärkten Rechenschaft<br />

ablegen und laufend bessere<br />

Resultate vorweisen muss, ist die Versuchung<br />

gross, Gewinne kurzfristig zu<br />

maximieren und die Strategie immer<br />

wieder umzustellen. Das geht natürlich<br />

auf Kosten einer nachhaltigen Entwicklung.<br />

S. D. Prinz Max von und zu Liechtenstein,<br />

CEO der LGT Group<br />

Welchen Vorteil haben Ihre Kunden<br />

davon?<br />

Prinz Max: Zum einen profitieren unsere<br />

Kunden von der Stabilität, die diese<br />

Struktur bedingt: Stabilität, was das<br />

Institut und seine Geschäftstätigkeit im<br />

Allgemeinen anbelangt. Dadurch wissen<br />

die Kunden ihr Geld in sicheren<br />

Händen. Und auch Stabilität hinsichtlich<br />

des Managements und der Berater<br />

– denn unsere langfristige Unternehmensstruktur<br />

zieht grundsätzlich eher<br />

Mitarbeitende an, die loyal sind und<br />

selbst eine langfristige Perspektive<br />

suchen. Und welcher Kunde möchte<br />

schon gerne bei jedem Gespräch einem<br />

anderen Berater gegenübersitzen? Zum<br />

anderen sind viele unserer Kunden<br />

selbst Familienunternehmer. Wir können<br />

also von Unternehmer zu Unternehmer<br />

und von Familie zu Familie<br />

sprechen. Das gibt es im Private Banking<br />

nur noch ganz selten.<br />

Als eine von wenigen Privatbanken sind<br />

Sie auch stark international ausgerichtet.<br />

Was spricht für diese globale Positionierung?<br />

Prinz Max: Wir haben schon früh entschieden,<br />

uns breit aufzustellen, um<br />

nicht von einer bestimmten Region abhängig<br />

zu sein und um unseren Kunden<br />

Zugang zu den weltweit besten Investment<br />

Managern bieten zu können.<br />

Neben Österreich, Liechtenstein und<br />

der Schweiz haben wir daher auch in<br />

Hongkong, Singapur und Dubai eine<br />

starke Präsenz vor Ort.<br />

Ihre Familie ist selbst Kunde der Bank<br />

und lässt einen substanziellen Anteil des<br />

Anlagevermögens von der LGT verwalten.<br />

Welche Grundsätze gelten bei der<br />

Verwaltung Ihres Familienvermögens?<br />

Prinz Max: Als Anleger weiss unsere<br />

Familie, dass man Risiken eingehen<br />

muss, um vernünftige Renditen zu erzielen.<br />

Aber wir versuchen, die Risiken<br />

systematisch zu diversifizieren und diese<br />

überlegt einzugehen. Mit einem Teil<br />

des Vermögens probieren wir neue<br />

Sachen aus. Wenn diese erfolgreich<br />

sind, machen wir sie auch unseren<br />

Kunden zugänglich – wie zum Beispiel<br />

die Fürstliche Strategie. Ausserdem<br />

sind wir davon überzeugt, dass man ein<br />

Vermögen nur bewahren und lang -<br />

fristig vermehren kann, wenn man es<br />

global investiert und es auf möglichst<br />

viele Anlageklassen verteilt. Bei der Verwaltung<br />

unseres Familienvermögens<br />

war es uns zudem wichtig, einen subs -<br />

tanziellen Teil des Geldes in alternative<br />

Anlageklassen wie Private Equity und<br />

Hedge Funds zu legen. Nach diesem<br />

Grundsatz haben unsere Experten die<br />

Fürstliche Strategie aufgesetzt und so<br />

sieht sie bis heute aus.<br />

Alternative Anlagen gewinnen an Bedeutung<br />

Die Fürstliche Strategie der LGT investiert einen Teil des Geldes<br />

in alternative Anlageklassen. Diese gewinnen für Anleger<br />

weltweit immer mehr an Bedeutung. Eine aktuelle Studie der<br />

Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers<br />

(PwC) zur Zukunft des Asset Management<br />

zeigt, dass Investoren künftig vermehrt massgeschneiderte<br />

Lösungen suchen, die die Chance beinhalten, Mehrwert zu<br />

generieren und zugleich das Risiko im Portfolio zu kontrollieren.<br />

Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von alternativen Anlagen<br />

demnach stark ansteigen. Die LGT Capital Partners hat<br />

sich in den vergangenen Jahren als führender Anbieter von<br />

Lösungen für alternative Anlageklassen wie Private Equity,<br />

Hedge Funds und Insurance-Linked-Securities etabliert. An<br />

weltweit acht Niederlassungen mit insgesamt 300 Mitarbeitenden<br />

werden aktuell rund 45 Milliarden US-Dollar in solchen<br />

Lösungen verwaltet. Dank ihres globalen Netzwerks von<br />

Anlagemanagern haben die Kunden der LGT Zugang zu Anlagemöglichkeiten,<br />

die neuen Investoren oft nicht direkt zugänglich<br />

sind. Im Jahr 2013 wurde LGT Capital Partners bei<br />

den dritten »Awards for Excellence in Institutional Hedge<br />

Fund Management« der renommierten Wirtschaftszeitung<br />

Financial News zum »Best Fund of Hedge Funds Manager<br />

2013« gewählt.<br />

68 ELITE REPORT extra


Die Fürstliche Strategie ist das Flaggschiff der LGT<br />

Auf hohem Niveau ist auch die Expertise<br />

in der Asset Allokation – das Flaggschiff<br />

der LGT in diesem Bereich ist die<br />

Fürstliche Strategie. Was ist das Besondere<br />

daran?<br />

Dr. Florian Dürselen: Einzigartig ist die<br />

Konstellation, dass unsere Eigentümerfamilie<br />

einen substanziellen Anteil ihres<br />

Anlagevermögens nach diesem Ansatz<br />

investiert hat. Ihren Kunden bietet<br />

die LGT die Möglichkeit, Vermögenswerte<br />

nach der gleichen Strategie anzulegen.<br />

Sie haben damit Zugang zu<br />

einem Anlageuniversum, der Privatkunden<br />

in der Regel verwehrt bleibt.<br />

Ausserdem gibt es den Kunden mehr<br />

Sicherheit, dass ihre Interessen und die<br />

Interessen der Eigentümer der Bank<br />

übereinstimmen.<br />

Dr. Florian Dürselen, Geschäftsleitungsmitglied<br />

der LGT Bank (Schweiz) AG<br />

Herr Dr. Dürselen, warum ist die LGT Bank<br />

für Anleger aus Deutschland interessant?<br />

Dr. Florian Dürselen: Bedeutende Vermögen<br />

müssen gut diversifiziert sein,<br />

auch regional. Viele Vermögende wollen<br />

aus diesem Grund ihr Geld auch im<br />

Ausland anlegen. Die LGT Bank verfügt<br />

als internationale Privatbank über eine<br />

langjährige Erfahrung in der Betreuung<br />

vermögender Privatkunden und komplexer<br />

Familienvermögen und hat ihre<br />

Dienstleistungen auf die Bedürfnisse<br />

dieser Zielklientel zugeschnitten.<br />

Was spricht dabei gerade für Liechtenstein<br />

oder die Schweiz?<br />

Dr. Florian Dürselen: Die Schweiz und<br />

Liechtenstein sind für einen internationalen<br />

Anleger ein sicherer Hafen. Beide<br />

Länder verfügen mit dem Schweizer<br />

Franken über eine stabile Währung und<br />

zeichnen sich durch eine hohe politische<br />

und wirtschaftliche Stabilität aus.<br />

Das wird immer wichtiger. Länder wie<br />

Liechtenstein oder die Schweiz haben<br />

daher eine gute Ausgangslage. Ausserdem<br />

ist die Kompetenz und das Knowhow<br />

in der Vermögensverwaltung hierzulande<br />

auf einem sehr hohen Niveau.<br />

Herr Schubert, Sie sind bei der LGT Bank<br />

AG verantwortlich für das Privatkundengeschäft.<br />

Worauf legen Ihre Kunden in<br />

der Beratung besonderen Wert?<br />

Roland Schubert: Die Anforderungen<br />

an die Beratung haben sich in den letzten<br />

Jahren sehr verändert. Kunden<br />

wünschen heute eine viel intensivere<br />

Interaktion mit ihrem Berater und wollen<br />

Zusammenhänge sowie Risiken ihrer<br />

Vermögensanlage besser verstehen.<br />

Sie legen einen höheren Wert auf Transparenz<br />

und Nachvollziehbarkeit. Der<br />

Dialog mit einem erfahrenen Berater,<br />

der die Bedürfnisse der Kunden erfragt<br />

und richtig einordnet, über die tatsächlichen<br />

Risiken und Erfolgschancen aufklärt,<br />

ohne dabei in Fachausdrücke zu<br />

verfallen, ist ein besonderer Wert für<br />

unsere Kunden.<br />

Was ist das Besondere am Beratungsansatz<br />

der LGT?<br />

Roland Schubert: Zu Beginn einer Kundenbeziehung<br />

steht bei uns eine umfassende<br />

Analysephase und ein ausführlicher<br />

Dialog. Es geht darum, die<br />

Erwartungen, Risikobereitschaft und<br />

-einschätzung sowie die strategischen<br />

Ziele des Kunden zu verstehen. Alle Berater<br />

der LGT sind hierauf speziell geschult.<br />

Erst wenn wir die Bedürfnisse<br />

und Ziele des Kunden verstehen, erarbeiten<br />

wir eine für ihn passende Lösung.<br />

Besonders geschätzt wird von unseren<br />

Kunden der direkte Austausch<br />

und die Möglichkeit der intensiven<br />

Erörterung seiner Fragen mit Fachspezialisten.<br />

Roland Schubert, Geschäftsleitungsmitglied<br />

der LGT Bank AG, Vaduz<br />

Welche Anlagestrategien empfehlen Sie<br />

Ihren Kunden derzeit?<br />

Roland Schubert: Beim Erarbeiten einer<br />

individuellen Anlagestrategie denken<br />

wir in Szenarien und versuchen für unsere<br />

Kunden ein möglichst robustes<br />

Portfolio zusammenzustellen, das gegen<br />

verschiedene mögliche künftige<br />

Ereignisse gesichert ist. Dabei berücksichtigen<br />

wir die persönlichen Einschätzungen<br />

des Kunden – zum Beispiel<br />

ob er mit einer Inflation oder einer<br />

Deflation rechnet. In sogenannten<br />

»Strategiegesprächen« besprechen wir<br />

regelmässig die Vermögensstruktur auf<br />

möglichen Anpassungsbedarf hinsichtlich<br />

Asset Allokation und Auswahl<br />

der Manager.<br />

Durchlaucht, meine Herren, wir danken<br />

Ihnen für das Gespräch!<br />

Die LGT Group ist ein international tätiges,<br />

in Liechtenstein domiziliertes Private<br />

Banking und Asset Management<br />

Haus. Das Unternehmen ist seit über<br />

achtzig Jahren im Besitz des Fürstenhauses<br />

von Liechtenstein. Mit rund<br />

1900 Mitarbeitenden ist die LGT Group<br />

an mehr als 20 Standorten in Europa,<br />

Asien und dem Mittleren Osten präsent.<br />

Per 31. Dezember 2013 verwaltete die<br />

LGT Group Vermögenswerte von CHF<br />

110.7 Milliarden (USD 124.5 Milliarden).<br />

www.lgt.com<br />

LGT Bank AG<br />

Herrengasse 12, FL-9490 Vaduz<br />

Tel.: +423/2351122<br />

LGT Bank (Schweiz) AG<br />

Glärnischstrasse 36, CH-8022 Zürich<br />

Tel.: +41(0)44 / 250 8181<br />

www.lgt.com<br />

ELITE REPORT extra<br />

69


Lorbeer<br />

für die Besten<br />

Die Elite der Vermögensverwalter <strong>2014</strong><br />

»Gute Leistungen, Kompetenz und Kundenorientierung sind<br />

der Humus für gut funktionierende Finanzen und fördern den<br />

Wettbewerb.« Darauf wies der Baye rische Wirtschaftsstaatssekretär<br />

Franz Josef Pschierer hin und zeichnete die besten<br />

Dienstleister in der Münchner Residenz aus.<br />

Es gibt sie, die zuverlässigen Vermögensverwalter. Der Elite<br />

Re port hat sie nach langen Test- und Bewertungsanalysen<br />

heraus gefiltert und sie als Po sitiv liste veröffentlicht. Sie<br />

wur den beim Kon vent ge ehrt und ausgezeichnet. Die Fotos<br />

vermitteln Im pres sionen von der Veranstaltung – dem<br />

Branchen ereignis des Jahres – mit 200 Teilnehmern aus<br />

Deutsch land, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und<br />

Luxemburg. Der Freistaat Bayern lädt die Elite der Ver mö -<br />

gensverwalter im Rahmen seiner Finanzplatz-Initiative<br />

alljährlich zu einem Staatsempfang in den Max-Joseph-<br />

Saal der Münchner Residenz ein.<br />

❒<br />

(Alle Bildreihen immer v.l.n.r.) Artur Klauser, Dr. Johannes Hefel und Alfred Pfeiffer, Hypo Vorarlberg; Hans-Otto Trümper, Grossbötzl, Schmitz & Partner;<br />

Friedrich Huber, Christian Fischl und Michael Reuss, Huber, Reuss & Kollegen; Dr. Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG<br />

Roland Mandl, Bankhaus Metzler; Dr. Reiner Krieglmeier und Gerlinde Maria Englbrecht, Bankhaus Herzogpark; Johannes Gomig, Bankhaus Jungholz;<br />

Manfred Köstlmeier, HypoVereinsbank Unicredit Group und Thomas Diller, Value-Holdings Vermögensmanagement GmbH<br />

Uwe Fischer, Markus Ifmair und Dr. Martin Fritz, Fürst Fugger Privatbank KG; Erich Ortner, Raiffeisenverband Salzburg; Roland Rota, Wergen & Partner mit<br />

Dr. Stephan A. Zwahlen und Fritz Zwicky, Maerki Baumann & Co. AG; Markus Rister, IBB -Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />

Anton Vetter, BV & P Vermögen AG; Manfred Mühlheim, Tobias Haspel und Bernhard Kohnle, Südwestbank AG; Dr. Hubert-Ralph Schmitt, Bank Schilling;<br />

Richard Manger und Uwe Seeberger, DZ-Privatbank S.A.<br />

70<br />

ELITE REPORT extra


Zu guter Letzt<br />

(v.l.n.r.) Björn H. Robens, BHF-BANK, Manfred Wergen, Wergen & Partner, Jörg Ludewig, Haspa,<br />

Andreas Ott, Bremer Landesbank, Daniela Lohner Ammann, Centrum Bank, Dr. Hans-Walter Peters,<br />

Berenberg, Franz Witt-Dörring, Schoellerbank und Staatssekretär Franz Josef Pschierer<br />

Franz Josef Pschierer,<br />

Staatssekretär im Bayerischen<br />

Staatsministerium für Wirtschaft<br />

und Medien, Energie<br />

und Technologie<br />

Rainer Wörz und Willi Heigl, Merck Finck & Co; Klaus Siegers und Robert Heiduck, Weberbank mit<br />

Hans-Kaspar v. Schönfels, Chefredakteur Elite Report<br />

Marco Herrmann, Fiduka und die Sonderpreisträger Christian Hammes, Do Investment und Maximilian Prinz<br />

zu Sayn-Wittgenstein, 1st Capital Group; Jörg Laser und Prof. Dr. Laurenz Czempiel, Donner & Reuschel<br />

(v.l.n.r.) Gerhard Hamel, Dr. Petra Stieger und Patrick Schuchter, Volksbank Vorarlberg; Franz Mader,<br />

Bethmann Bank, Oliver Plaack, HSBC<br />

Michael Stegmüller, Performance IMC und Dr. Florian Dürselen, LGT Bank AG; Joachim Paul Schäfer,<br />

Erika Greimel, Jasminka Ilijeva und Ralf Borgsmüller, PSM Vermögensverwaltung<br />

Andreas Pichler und Stefan Freytag, Deutsche Oppenheim Family Office AG; Re v. Schönfels, Elite Report<br />

Redaktion und Ulrich Lingenthal, BHF-BANK AG<br />

Der Freistaat Bayern und insbesondere der<br />

Großraum München zählen zu den bedeutendsten<br />

Finanzplätzen Europas. Dies gilt für<br />

alle Bereiche der Finanzwirtschaft – für klassische<br />

Bank- und Versicherungsgeschäfte<br />

ebenso wie für Vermögensverwaltungsaktivitäten,<br />

Risikokapitalfinanzierungen oder<br />

Leasing- und Factoring-Lösungen.<br />

Dabei ist der Finanzplatz München über die<br />

gesamte Branche hinweg sowohl in der Breite<br />

als auch in der Spitze äußerst gut aufgestellt.<br />

Dies zeigt sich auch daran, dass viele herausragende<br />

Unternehmen des Finanzsektors<br />

ihren Hauptsitz in München und in Bayern<br />

haben.<br />

Sie alle repräsentieren einen Wirtschaftszweig,<br />

der nach wie vor zu den führenden<br />

Wachstumslokomotiven Bayerns zählt. Gerade<br />

auch in puncto Vermögensverwaltung<br />

gehen von München erhebliche Impulse aus.<br />

Das hohe Niveau ist unter anderem auf die<br />

Innovationskraft der in Bayern ansässigen<br />

Vermögensverwalter zurückzuführen. Ihnen<br />

gelingt es, Trends schnell zu erkennen beziehungsweise<br />

zu kreieren und bedarfsgerechte<br />

neue Produkte zu entwickeln, die Maßstäbe<br />

setzen. Dementsprechend stammten zum<br />

Beispiel auch der erste offene Immobilienfonds<br />

und der erste Geldmarktfonds Deutschlands<br />

aus München. Die hohe Qualität der<br />

am Finanzplatz München arbeitenden Vermögensverwalter<br />

zeigt sich auch in der Tatsache,<br />

dass viele von bayerischen Unternehmen<br />

gemanagte Fonds in den einschlägigen<br />

Performance-Bewertungen sehr gut abschneiden.<br />

Darauf vertrauen sowohl branchenfremde<br />

private und institutionelle Anleger<br />

als auch viele Fi nanzunternehmen selbst.<br />

Franz Josef Pschierer


Der seit 2004 jährlich erscheinende Elite Report wird unter dem Titel »Die Elite<br />

der Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum <strong>2014</strong>« in Kooperation mit<br />

dem »Handelsblatt« herausgegeben. Der Elite Report liefert die Details des Tests,<br />

die Adressen und Portraits der zu verlässigsten Vermögensverwalter im deutschsprachigen<br />

Raum sowie zahlreiche Beiträge als wertvolle Orientierungshilfe und<br />

Ratgeber rund um das Thema Vermögen und dessen Verwaltung.<br />

»Die Elite der Vermögensverwalter<br />

im deutschsprachigen Raum <strong>2014</strong>«<br />

Umfang: 144 Seiten, broschiert. Preis: 39,80 Euro –<br />

inklusive Porto, Verpackung und Mehrwertsteuer;<br />

Auslandsporto wird extra berechnet – Abonnenten<br />

des Handelsblatts erhalten 10 Euro Rabatt<br />

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