Wirtschaftswoche Ausgabe vom 2014-05-26 (Vorschau)
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22<br />
<strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong>|Deutschland €5,00<br />
2 2<br />
4 1 98065 8<strong>05</strong>008<br />
Serie: Zukunft der Industrie<br />
Die Jagd nach dem Superding<br />
Die vier Ringe im Krieg<br />
Audi stellt sich seiner NS-Geschichte<br />
Lebensversicherung<br />
im Zins-Tief<br />
Abschließen? Halten? Kündigen?<br />
Schweiz CHF 8,20 | Österreich €5,30 | Benelux€5,30 | Griechenland€6,00 | GroßbritannienGBP 5,40 | Italien€6,00 | Polen PLN27,50 | Portugal€6,10 | Slowakei €6,10 | Spanien€6,00 | TschechischeRep.CZK 200,- | Ungarn FT 2000,-<br />
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Einblick<br />
Was schafft Inflation? Wie wird die Währung weich?<br />
Die Europäische Zentralbank sucht nach neuen<br />
Wunderwaffen für den Euro-Sieg. Von Roland Tichy<br />
Die Zero-Zins-Zauberei<br />
FOTO: HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Die neueste Zauberformel des<br />
Geldmagiers Mario Draghi heißt<br />
„negativer Zinssatz“. Vereinfacht:<br />
Wer zukünftig Geld spart<br />
oder anlegt, wird nicht mehr mit Zinsen<br />
belohnt, sondern mit einer Strafgebühr,<br />
dem negativen Zinssatz, abkassiert. Bei<br />
solchem Teufelswerk braucht man schon<br />
einen starken Zaubertrank, der die Menschen<br />
zum Mitmachen verführt. Denn<br />
freiwillig trägt niemand sein Erspartes zur<br />
Bank, damit es dort weniger wird. Deshalb<br />
schwören Draghi und seine Geldzauberer<br />
aus der Europäischen Zentralbank<br />
(EZB) seit Monaten die Fachwelt auf einen<br />
raffinierteren Plan ein, der voraussichtlich<br />
auf der nächsten Sitzung des<br />
Zentralbankrats am 5. Juni – passend<br />
nach der Europawahl – vorgestellt wird.<br />
Dann wird voraussichtlich der Leitzins<br />
von derzeit 0,25 Prozent auf 0,1 Prozent gesenkt.<br />
Dann rutschen die Zinsen; für Sparbuch<br />
oder Tagesgeld gibt’s dann auch nur<br />
noch wenige Cent knapp über der Nulllinie<br />
– noch kein Nullzinssatz, aber auch kein<br />
Anreiz mehr zum Sparen. Der harte Negativzinssatz<br />
ist für jene 100 Milliarden vorgesehen,<br />
die die Banken bei der EZB parken,<br />
weil sie vorübergehend dafür keine Abnehmer<br />
finden. Dafür könnte dann eine<br />
Strafgebühr von 0,1 Prozent kassiert werden.<br />
Offiziell wird das damit begründet,<br />
dass die Banken ja schließlich Kredite an<br />
die Wirtschaft vergeben sollten, statt völlig<br />
risikolos Geld bei der EZB anzulegen.<br />
Die geheime Hoffnung der EZB-Geldkünstler<br />
ist aber eine andere – die Banken<br />
sollen stattdessen etwa italienische Staatsanleihen<br />
kaufen oder ihr Geld in New York,<br />
Südamerika oder sonstwo anlegen. Wenn<br />
sie Staatsanleihen der südeuropäischen<br />
Pleitestaaten kaufen, helfen sie deren Regierungen,<br />
die ständig weiter wachsende<br />
Staatsverschuldung zu finanzieren. Ebenso<br />
chic ist es, wenn sie Euro in Dollar oder<br />
Real tauschen: Das drückt den Wechselkurs<br />
des Euro, und das wünschen sich die<br />
Wirtschaftspolitiker in ganz Europa. Denn<br />
ein niedriger Euro-Kurs verbilligt Exporte<br />
und verteuert Importe. Das stützt die europäische<br />
Exportwirtschaft – und importiert<br />
Inflation, wenn Rohstoffe, Energie und<br />
Konsumgüter bezahlt werden müssen.<br />
Und genau darauf will Draghi hinaus:<br />
Nichts fürchtet er so sehr wie stabile Preise.<br />
Die EZB hat eine zweiprozentige Geldentwertung<br />
als Normalfall definiert; derzeit<br />
schrumpft die Kaufkraft des Geldes in<br />
Deutschland aber nur um 1,3 Prozent. Die<br />
Preise steigen derzeit nur bei Immobilien;<br />
hier bläht sich eine gewaltige Immoblase<br />
auf. Stabile Preise sind der Feind der Finanzminister,<br />
die ihren gewaltigen Schuldeneisberg<br />
vor sich herschieben: Ein kräftiger<br />
Schuss Inflation, und der Gegenwert<br />
der Staatsverschuldung schmilzt dahin.<br />
Der ganze EZB-Zauber aber kann über<br />
eine Tatsache nicht hinwegtäuschen: Die<br />
Wirtschaft in den südeuropäischen Krisenländern<br />
braucht keine Kredite: weil sie zu<br />
wenig Geschäfte und Geschäftsideen hat,<br />
und das kann noch so viel geldpolitische<br />
Magie nicht ändern. Die EZB versucht darüber<br />
hinwegzutäuschen, dass die<br />
schlechte Verfassung und ausbleibende<br />
Reformen die Wirtschaft in Italien und<br />
Frankreich in die Knie zwingt – nicht ein<br />
paar Zehntelprozent an Zinsen. Seine Zauberkunststücke<br />
aber peitschen das Geldsystem<br />
weiter in die Unseriosität, mit seinem<br />
billigen Geld schummeln sich die<br />
Regierungen in Rom und Paris an Reformen<br />
vorbei. Schon 1967 kämpfte der damalige<br />
Wirtschaftsminister der Großen Koalition,<br />
Karl Schiller, für die Zinssenkung<br />
mit dem Argument: „Die Pferde müssen<br />
saufen.“ Ob es eine „Inflation nach Maß“<br />
geben kann, titelte damals zweifelnd „Der<br />
Spiegel“. Bald galoppierte die Inflation.<br />
Nicht die Pferde.<br />
CHEFWECHSEL BEI DER WIWO<br />
Im Herbst wird Miriam Meckel die Chefredaktion<br />
der WirtschaftsWoche übernehmen.<br />
Meckel ist Direktorin des Instituts<br />
für Medien- und Kommunikationsmanagement<br />
der Universität St. Gallen und als frühere<br />
Sprecherin des Ministerpräsidenten<br />
von Nordrhein-Westfalen bekannt geworden<br />
(siehe Seite 16). Bitte übertragen Sie das<br />
mir entgegengebrachte Vertrauen auf meine<br />
Nachfolgerin.<br />
n<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 5<br />
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Überblick<br />
Menschen der Wirtschaft<br />
8 Seitenblick Netflix – der Angstgegner<br />
10 Siemens: Tausende Jobs fallen weg<br />
11 Mobilfunk: Vierter Anbieter für Deutschland<br />
gesucht | IBM: Heimlicher Jobabbau<br />
12 Interview: Hongkongs Vize Carrie Lam über<br />
eine Start-up-Initiative der Sonderzone<br />
13 Strenesse: Rettung in Sicht | Beuys-Sammlung:<br />
Machtkampf um Kunstschatz | Drei<br />
Fragen zur Zuwanderung<br />
14 Kalte Progression: Mehr Transparenz<br />
gefordert | Taxi I: Mittel gegen Mindestlohn |<br />
Taxi II: Protesttag gegen Uber<br />
16 Chefsessel | Start-up Marita Huurinainen<br />
18 Chefbüro Norbert Walter-Borjans,<br />
Finanzminister von Nordrhein-Westfalen<br />
Politik&Weltwirtschaft<br />
20 Außenhandel Warum das TTIP-<br />
Abkommen Jobs und Wohlstand schafft<br />
28 Interview: Barbara Hendricks Die Umwelt-<br />
und Bauministerin über bezahlbares<br />
Wohnen und die Endlagersuche<br />
32 Russland Die Gaslieferungen nach China<br />
sind für Moskau ein schlechtes Geschäft<br />
33 Saudi-Arabien Das Königshaus steht vor<br />
einer Zerreißprobe<br />
36 Forum Rafael Seligmann über die Schwäche<br />
des Westens<br />
37 Global Briefing | Berlin intern<br />
Titel Was tun mit der Police?<br />
Bei Lebensversicherungen drohen<br />
ab dem Sommer harte Einschnitte,<br />
die Niedrigzinsen fordern ihren<br />
Tribut. Höchste Zeit für einen Vertrags-Check:Abschließen?<br />
Halten?<br />
Kündigen? Wir zeigen, was Ihnen<br />
am meisten bringt. Seite 78<br />
Die Erblast der Auto Union<br />
Die VW-Tochter Audi hat die NS-Vergangenheit aufgearbeitet. Die<br />
Forschung belegt: Der frühere Vorstandschef Richard Bruhn (2. v. r.)<br />
setzte KZ-Häftlinge skrupellos als Zwangsarbeiter ein. Seite 44<br />
Der Volkswirt<br />
38 Kommentar | New Economics<br />
39 Deutschland-Konjunktur<br />
40 Nachgefragt: Axel Honneth Der Direktor<br />
des Frankfurter Instituts für Sozialforschung<br />
über die Folgen von Ungleichheit<br />
42 Denkfabrik Rolf Langhammer über die Folgen<br />
einer Zinsfreigabe für Chinas Wirtschaft<br />
Unternehmen&Märkte<br />
44 Audi Der neue Blick des Autobauers auf<br />
seine dunkle NS-Vergangenheit<br />
50 Deutsche Bank Wer ist Colin Fan, der Chef<br />
der umstrittenen Investmentsparte?<br />
52 Interview: Stephanie Mair-Huydts Die Chefin<br />
des größten deutschen Reisebuchverlags<br />
MairDuMont entdeckt chinesische Touristen<br />
54 ThyssenKrupp Endet der Verkauf der<br />
U-Boot-Töchter in einer deutsch-französischen<br />
Allianz?<br />
55 Burger King Dem umstrittenen Franchisenehmer<br />
Ergün Yildiz droht der Rauswurf<br />
56 Veolia Der französische Versorger leidet<br />
unter seinen Problemen in Deutschland<br />
58 Serie Zukunft der Industrie (III) Konzerne<br />
suchen mit Start-ups den großen Erfolg<br />
Technik&Wissen<br />
64 Raumfahrt Die Tage der Internationalen<br />
Raumstation sind gezählt. Unternehmen<br />
auf der ganzen Welt arbeiten daran,<br />
Forschung im All preiswerter zu machen<br />
Auf der Kippe<br />
Das Transatlantische<br />
Freihandelsabkommen TTIP<br />
ist als Ökokiller in Verruf<br />
geraten. Nun wollen Politiker<br />
und Unternehmer – wie<br />
Evelyn Dornseif – die Vorteile<br />
für Arbeitsplätze und<br />
Wohlstand herausstreichen.<br />
Seite 20<br />
TITELILLUSTRATION: CHRISTOPH NIEMANN<br />
6 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nr. 22, <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong><br />
Teure Reise ins Weltall<br />
Diese Woche fliegt ein deutscher Astronaut zur<br />
Internationalen Raumstation ISS. Dabei ließe sich<br />
deutlich billiger im All forschen. Seite 64<br />
68 Stammzellen Ein Kind starb durch eine<br />
dubiose Zelltherapie. Doch die Drahtzieher<br />
machen weiter<br />
69 Valley Talk<br />
Management&Erfolg<br />
70 Top-Manager Wie die neue Wirtschaftselite<br />
tickt. Ein Psychogramm<br />
76 China Warum deutsche Führungsmethoden<br />
bei Chinesen nicht funktionieren<br />
FOTOS: SZ PHOTO, ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, NASA, WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
WiWo Green<br />
Der Wert der Natur<br />
Mit Hochdruck arbeiten Ökonomen an<br />
der Formel für grünes Wachstum | Plus:<br />
Exklusiv-Ranking der nachhaltigsten<br />
Marken | Was grüne Versicherungen<br />
taugen | Preisgekrönte Öko-Pioniere<br />
(Start auf der Rückseite)<br />
Gesunde Paranoia<br />
Aufgeschreckt von den Erfolgen junger<br />
Unternehmen in den USA, richten<br />
Manager wie Stefan Jaroch von Bayer<br />
bei deutschen Konzernen Brutstätten<br />
für Gründer ein – in der Hoffnung, einen<br />
Milliarden-Coup zu landen. Seite 58<br />
Geld&Börse<br />
78 Lebensversicherung Bei Vertragsende oder<br />
vorzeitigem Ausstieg drohen Einbußen. Der<br />
Vertrags-Check zeigt, was jetzt am meisten<br />
bringt: abschließen, halten oder kündigen<br />
86 Anwaltsranking Öffentliche Aufträge über<br />
400 Milliarden Euro werden jährlich vergeben<br />
– ein reiches Feld für Vergaberechtler<br />
88 US-Aktien Anleger wetten auf ein Comeback<br />
von Ex-Börsenstar Cisco. Zu Recht?<br />
90 Steuern und Recht Frist Steuererklärung |<br />
Erstattungszinsen | Werbungskosten bei<br />
Leerstand | Haft für Kurspusher | Urlaubsanspruch<br />
in der Pflegezeit | Elterngeld<br />
92 Geldwoche Kommentar: Anlegerschutz im<br />
Graumarkt | Trend der Woche: Gold | Dax-<br />
Aktien: ThyssenKrupp | Hitliste: Internet-<br />
Unternehmen | Aktien: Nestlé, Gazprom |<br />
Anleihe: Polen | Zertifikat: Banken Short|<br />
Investmentfonds: DWS Global Value |<br />
Chartsignal: Internet-Aktien | Relative Stärke:<br />
Defensive Aktien schieben sich vor<br />
Perspektiven&Debatte<br />
98 Garten Die neue Generation Gartenmöbel<br />
sieht aus wie fürs Wohnzimmer gemacht<br />
102 Kost-Bar<br />
Rubriken<br />
5 Einblick, 104 Leserforum,<br />
1<strong>05</strong> Firmenindex | Impressum, 106 Ausblick<br />
n Lesen Sie Ihre WirtschaftsWoche<br />
weltweit auf iPad oder iPhone:<br />
Diese Woche unter anderem mit<br />
einem Video von der Internationalen<br />
Raumstation. Ein<br />
interaktiver Test zeigt Ihnen,<br />
ob Sie aus Ihrer Lebensversicherung<br />
jetzt<br />
lieber aussteigen sollten.<br />
wiwo.de/apps<br />
n Europawahlen Die 28 EU-Staaten<br />
wählen ein neues Parlament,<br />
Deutschland ist am Sonntag dran.<br />
Ergebnisse und Analysen finden Sie<br />
auf wiwo.de/europawahlen<br />
facebook.com/<br />
wirtschaftswoche<br />
twitter.com/<br />
wiwo<br />
plus.google.com/<br />
+wirtschaftswoche<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 7<br />
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Seitenblick<br />
NETFLIX<br />
Der Angstgegner<br />
Der weltweit größte Video-on-Demand-Anbieter<br />
Netflix startet zum Jahresende in Deutschland.<br />
Das Unternehmen eilt von Erfolg zu Erfolg, stößt<br />
aber in jüngster Zeit auch auf Kritik.<br />
Erst Amerika, jetzt Europa<br />
Länder, in denen Netflix verfügbar ist (orange) oder im Herbst startet (gelb)<br />
48 Mio.<br />
2,2Milliarden Stunden lang sind die<br />
Filme und Serien insgesamt, die der amerikanische<br />
Internet-Riese Netflix seinen Kunden in 41 Ländern Monat<br />
für Monat überträgt. Damit ist er das größte Videoon-Demand-Unternehmen<br />
der Welt. Im Herbst wird es<br />
noch mehr, dann startet Netflix auch in Deutschland,<br />
Österreich, Frankreich, Luxemburg, Belgien und der<br />
Schweiz. Das Monatsabo dürfte wie in Holland 8,99 Euro<br />
kosten. In Deutschland trifft Netflix auf Anbieter wie<br />
Maxdome, eine Tochter der TV-Gruppe ProSiebenSat.1.<br />
60000Mitarbeiter, 9000<br />
Läden und sechs Milliarden Euro Umsatz machten<br />
das US-Unternehmen Blockbuster Video im Jahr 2004<br />
zur weltgrößten Videothekenkette – bis Netflix begann,<br />
Videos übers Internet anzubieten. 2010 meldete<br />
Blockbuster Insolvenz an. Netflix dagegen wächst<br />
und produziert inzwischen selbst Filme und Serien.<br />
„The Square“ wurde sogar für den Oskar nominiert.<br />
Die Serie „House of Cards“ mit Hollywood-Star<br />
Kevin Spacey (Foto) als skrupelloser Politiker Frank<br />
Underwood gewann drei Emmys und einen Golden<br />
Globe. Die Deutschlandrechte dafür liegen derzeit<br />
allerdings beim Pay-TV-Sender Sky.<br />
Maxdome<br />
(ProSiebenSat.1)<br />
Rest<br />
(u.a. Unitymedia und<br />
Kabel Deutschland)<br />
Watchever (Vivendi)<br />
Sky<br />
Videoload (Telekom)<br />
Nutzer hat Netflix weltweit<br />
Schon jetzt umkämpft<br />
Marktanteile von Online-Videotheken in Deutschland (2013)<br />
12<br />
4<br />
8<br />
11<br />
36<br />
%<br />
12<br />
17<br />
iTunes<br />
(Apple)<br />
Lovefilm/Prime<br />
(Amazon)<br />
28Prozent des US-Internet-Verkehrs wird<br />
von Netflix verursacht. Kürzlich schloss das Unternehmen<br />
einen umstrittenen Deal mit dem US-Kabelbetreiber<br />
Comcast: Gegen einen Millionenbetrag jagt er<br />
die Videodaten von Netflix bevorzugt durchs Internet.<br />
Kritiker sehen darin den ersten großen Verstoß gegen<br />
die Netzneutralität, wonach alle Daten gleichberechtigt<br />
durchs Netz geleitet werden sollen. thomas.stoelzel@wiwo.de<br />
Zeitstrahl<br />
Unterzeile bla blub<br />
Gründung als Online-<br />
Videothek mit<br />
Postversand von DVDs<br />
1997<br />
Erstmals Abonnement<br />
für unbegrenzten<br />
Videoverleih<br />
Quelle: xxxThomson Reuters, GfK, Sandvine, Netflix, eigene Recherche<br />
Börsengang<br />
1998 1999 2000 2001 2002<br />
8 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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3Mrd.$<br />
Auf allen Bildschirmen<br />
Mit diesen Geräten können Zuschauer Netflix nutzen<br />
gibt Netflix <strong>2014</strong> für Produktion<br />
oder Lizenzierung von Inhalten aus<br />
Smartphones<br />
Tablets<br />
Spielekonsolen<br />
PCs<br />
Blu-Ray-Spieler<br />
Set-Top-<br />
Boxen<br />
Internet-fähige<br />
TV-Geräte<br />
Netflix-Umsatz<br />
in Millionen Dollar<br />
0<br />
2001 2013<br />
5000<br />
4000<br />
3000<br />
2000<br />
1000<br />
Größter Datenverursacher<br />
Anteile am Internet-Verkehr in<br />
Nordamerika<br />
28 %<br />
17 %<br />
3 % 1 %<br />
Netflix YouTube iTunes Facebook<br />
Heute ein Börsenstar<br />
Der Netflix-Kurs im Vergleich<br />
Indexiert: seit 2 Jahren<br />
(= 100)<br />
Netflix<br />
Nasdaq 100<br />
2012 2013 <strong>2014</strong><br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
100<br />
Mio.$<br />
kostete die Produktion der<br />
Serie „House of Cards“ mit<br />
Hollywood-Star Kevin Spacey<br />
(Foto). Zudem produziert<br />
Netflix auch die Serien „Lilyhammer“,<br />
„Orange is the New<br />
Black“ und „Hemlock Grove“<br />
Einführung von Video-<br />
Streaming<br />
Angebot auf Spielekonsolen<br />
und TV-<br />
Set-Top-Boxen<br />
Start auf iPhone und<br />
iPad, Kanada wird<br />
erster Auslandsmarkt<br />
Serie „House of Cards“<br />
ist die erste Eigenproduktion<br />
im Programm<br />
Netflix bezahlt Provider<br />
für Highspeed-<br />
Internet<br />
2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />
FOTO: DDP IMAGES/INTERTOPICS/LMK MEDIA<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 9<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
Düstere Aussichten<br />
für Mitarbeiter<br />
Siemens-Chef Kaeser<br />
SIEMENS<br />
Jobabbau nach Jobabbau<br />
Im IT-Konzern sind Insidern zufolge rund<br />
10 000 Arbeitsplätze gefährdet. Eine Folge<br />
des geplanten Umbaus. Besonders hart<br />
trifft es Erlangen.<br />
Erst vor knapp einem Jahr hatte Siemens-Chef<br />
Joe Kaeser ein „Bekenntnis zum Standort<br />
Erlangen“ abgelegt. Für rund 500 Millionen Euro<br />
wollte der Konzern in der fränkischen Stadt<br />
einen Campus bauen. Immerhin beschäftigt das<br />
Unternehmen dort 25 000 Mitarbeiter, weitere<br />
20 000 in der Region und damit mehr als an jedem<br />
anderen Ort. Doch jetzt dürfte Erlangen <strong>vom</strong><br />
geplanten Stellenabbau im Konzern besonders<br />
betroffen sein.<br />
Er wolle Siemens in den nächsten Monaten von<br />
den bürokratischen Fesseln befreien, kündigte Kaeser<br />
vor zwei Wochen an. Durch diesen Befreiungsschlag<br />
fallen 10 000 Jobs weg, wie ein Insider des<br />
Münchner Technologieriesen sagt. Gewerkschaftsvertreter<br />
befürchten, dass Siemens vor allem in der<br />
Verwaltung Stellen streicht. Besonders betroffen ist<br />
demnach Erlangen. Von hier aus steuert Siemens<br />
zurzeit noch sein Industrie- und Energiegeschäft<br />
sowie die Sparte der Medizintechnik.<br />
Der Siemens-Chef will das Unternehmen zu<br />
alter Stärke zurückführen und rund eine Milliarde<br />
Euro sparen. Die vier Sektoren ersetzt er durch<br />
neun Geschäftsdivisionen. Das Energiegeschäft<br />
steuert der Konzern künftig aus den USA. Dort sieht<br />
Kaeser die größten Geschäftschancen. Der renditestarken<br />
Medizintechniksparte gibt der Manager<br />
mehr Freiheiten. Sie soll ein Unternehmen im Unternehmen<br />
werden – späterer Börsengang nicht<br />
ausgeschlossen.<br />
Mit einem Jobabbau rechnet die IG Metall auch<br />
in der Konzernzentrale in München. In der bayrischen<br />
Hauptstadt arbeiten rund 8000 Mitarbeiter.<br />
In den goldenen Zeiten Mitte der Achtzigerjahre<br />
waren es 50 000.<br />
Die Kürzungen beim Personal dürften das Betriebsklima<br />
stark belasten, zumal schon Kaesers<br />
Vorgänger Peter Löscher ein Sparprogramm aufgelegt<br />
hatte. Allein dadurch verschwanden 15 000 Arbeitsplätze.<br />
Sollte Siemens im Übernahmepoker<br />
um den französischen Rivalen Alstom den Zuschlag<br />
erhalten, drohen weitere Streichaktionen,<br />
besonders in der Transportsparte, die die Hochgeschwindigkeitszüge<br />
wie den ICE baut.<br />
Die Gespräche der Konzernleitung mit den Vertretern<br />
der Arbeitnehmer über den bevorstehenden<br />
Jobabbau im Konzern haben schon begonnen.<br />
Zu den Details wollte sich Siemens auf Anfrage<br />
nicht äußern.<br />
matthias.kamp@wiwo.de | München<br />
Ungleichgewicht<br />
Umsatz und Mitarbeiter<br />
im globalen Vergleich<br />
Europa, Afrika, Nahost<br />
Umsatz<br />
Anteil am<br />
(in Milliarden €) Gesamtumsatz<br />
(in Prozent)<br />
39,9 53<br />
Mitarbeiter<br />
220000<br />
Asien, Australien<br />
Umsatz<br />
Mitarbeiter<br />
64000<br />
Amerika<br />
Umsatz<br />
Anteil am<br />
Gesamtpersonal<br />
61<br />
15,1 20<br />
Mitarbeiter<br />
78000<br />
Quelle:Siemens<br />
18<br />
20,9 28<br />
22<br />
Anteil<br />
Anteil<br />
10 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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TELEFÓNICA/E-PLUS<br />
Neuer Mobilfunker gesucht<br />
Eigentlich sind die Aufgaben<br />
klar verteilt: Die Wettbewerbshüter<br />
der EU prüfen, ob bei einer<br />
Megafusion eine dominante<br />
Marktposition entsteht. Die<br />
Bundesnetzagentur legt die<br />
Spielregeln auf den Märkten<br />
fest und vergibt Frequenzen.<br />
Doch bei der Prüfung der Fusion<br />
zwischen den Mobilfunkbetreibern<br />
Telefónica und<br />
E-Plus entwirft die EU-Kommission<br />
ein völlig neues Regelwerk,<br />
ohne dass die Bundesnetzagentur<br />
einschreitet. Stein<br />
des Anstoßes sind die Auflagen,<br />
Keine Verbindung zur Netzagentur<br />
EU-Kommissar Almunia<br />
mit denen EU-Wettbewerbskommissar<br />
Joaquín Almunia<br />
die Marktmacht der verbleibenden<br />
drei großen Mobilfunkbetreiber<br />
beschränken will.<br />
So plant er Starthilfen für einen<br />
neuen, vierten Mobilfunkanbieter,<br />
damit der mit Billigtarifen<br />
die etablierten Anbieter<br />
angreifen kann. Neben Frequenzen<br />
soll der Neuling von<br />
einer fusionierten Telefónica-<br />
E-Plus-Gruppe auch Standorte<br />
für Funkmasten, rund 200<br />
Shops sowie ein Callcenter für<br />
Kundenservice bekommen. Bis<br />
zum 31. Dezember <strong>2014</strong> hat<br />
Telefónica Zeit, Verträge mit<br />
einem Neuling vorzulegen.<br />
Noch aber ist kein Interessent<br />
bekannt. Falls keiner auftaucht,<br />
sollen quasi als Plan B Mobilfunkanbieter<br />
wie United Internet<br />
und Freenet, die kein eigenes<br />
Netz besitzen, weitere<br />
Zugriffsrechte bekommen.<br />
Bei den Konkurrenten stoßen<br />
die EU-Pläne auf Widerstand.<br />
Sie befürchten eine Regulierung<br />
durch die Hintertür. „Die<br />
Auflagen schädigen alle Netzbetreiber“,<br />
heißt es. Bleibe es bei<br />
den Auflagen, wolle man juristisch<br />
dagegen vorgehen.<br />
juergen.berke@wiwo.de<br />
Aufgeschnappt<br />
Fix auferstanden 1953 tauchten<br />
sie zum ersten Mal auf: Fix<br />
und Foxi – die deutsche Antwort<br />
auf Micky Maus. Das letzte Comic-Heft<br />
erschien 2010. Jetzt<br />
will Stefan Piëch, Neffe des VW-<br />
Patriarchen Ferdinand Piëch<br />
und Chef des Münchner Unternehmens<br />
YFE, die beiden Füchse<br />
auferstehen lassen. YFE hat<br />
von Alexandra Kauka, der Witwe<br />
des Fix- und Foxi-Erfinders Rolf<br />
Kauka, alle Rechte gekauft und<br />
plant Fix-und-Foxi-Filme.<br />
Abdecken statt aufdecken New<br />
Yorks Polizisten müssen sich mit<br />
Spraydosen bewaffnen und sollen<br />
die Graffitis in der Stadt unkenntlich<br />
machen. „Spray ums<br />
Graffiti ein Quadrat und fülle es<br />
dann aus“, lautet der Einsatzbefehl.<br />
Kritiker monieren: Die<br />
Cops sollten lieber Verbrechen<br />
aufdecken.<br />
IBM DEUTSCHLAND<br />
Heimlich<br />
gekürzt<br />
Ohne Aufsehen hat der amerikanische<br />
IT-Giganten IBM in<br />
Deutschland schleichend Arbeitsplätze<br />
abgebaut. Zwischen<br />
2007 und 2013 fielen 3700 Stellen<br />
weg, das sind rund 18 Prozent<br />
in sieben Jahren. Beschäftigte<br />
IBM 2007 hierzulande<br />
noch rund 20 600 Mitarbeiter,<br />
waren es 2013 nur noch 16 900.<br />
Die Zahlen ergeben sich aus<br />
dem Handelsregister und gelten<br />
für die 17 IBM-Gesellschaften<br />
in Deutschland. Aus der<br />
Deutschland-Zentrale des Konzerns<br />
heißt es dazu auf Anfrage<br />
nur: „Wir veröffentlichen<br />
keine Beschäftigtenzahlen auf<br />
Länderebene.“<br />
Ende Mai 2012, vor genau<br />
zwei Jahren, tauchten Gerüchte<br />
auf, IBM wolle in Deutschland<br />
bis zu 40 Prozent seiner damals<br />
angeblich 20000 Mitarbeiter<br />
abbauen. IBM-Deutschland-<br />
Chefin Martina Koederitz<br />
dementierte die Behauptung<br />
erst einen Monat später. Inzwischen<br />
ist klar: Schon damals<br />
beschäftigte der IT-Riese in<br />
Deutschland nicht einmal mehr<br />
20 000 Mitarbeiter.<br />
michael.kroker@wiwo.de<br />
Sonntagsshopping<br />
Am Wochenende bestellen die Deutschen im Internet, Mails checken sie lieber unter der Woche<br />
Ostermontag<br />
Sonntag<br />
Feiertag Sonntag<br />
Sonntag Sonntag<br />
100<br />
FOTO: IAMGO/IPON, LAIF/REPORTERS, PR<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
*Suchanfragen im Verhältnis zum Höchstwertvon Ebay (= 100); Quelle: Google<br />
Höhe der Suchanfragen bei Google*<br />
21. April 27. April 1. Mai 4. Mai<br />
11. Mai 18. Mai<br />
@<br />
Amazon<br />
Zalando<br />
Ebay<br />
GMX<br />
Web.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 11<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
FLOSKELCHECK<br />
Rente<br />
mit 63<br />
Hurra, hurra, es ist ein...<br />
Rentenpaket. Eine schwere<br />
Geburt. 170 Milliarden Euro<br />
schwer. Ein echter Brocken,<br />
der von Geburtshelferin<br />
Andrea Nahles stolz und mit<br />
extra viel Getöse präsentiert<br />
wurde. Wie ein Automechaniker,<br />
der sagt: „Ich kriege<br />
zwar Ihre Bremse nicht repariert,<br />
dann mache ich Ihnen<br />
wenigstens die Hupe lauter.“<br />
Bundesfinanzminister Wolfgang<br />
Schäuble dagegen steht<br />
das lichte Resthaar zu<br />
Berge. Schließlich ist die<br />
„Rente mit 63“ eine Sackgasse<br />
auf dem Weg zur<br />
Sanierung der Staatsfinanzen.<br />
„Rente mit 93“<br />
wäre da schon eher ein<br />
Schritt in die richtige<br />
Richtung. Und schließlich<br />
gibt es genug Jobs, die man<br />
machen kann, bis man auf<br />
dem Friedhof liegt:Präsident<br />
des Weltfußballverbandes<br />
Fifa oder Papst – obwohl:<br />
Mittlerweile gehen ja sogar<br />
die in Rente.<br />
DER FLOSKELCHECKER<br />
Hans Gerzlich, 47, Diplom-<br />
Ökonom, ehemaliger Marketing-Referent<br />
und heute<br />
Wirtschaftskabarettist und<br />
Bürocomedian.<br />
INTERVIEW Carrie Lam<br />
»Fördermittel auch für<br />
ausländische Gründer«<br />
Hongkongs Vize-Regierungschefin will Start-ups<br />
anlocken, plant ein Steuerabkommen mit<br />
Deutschland und erwägt Einreisebeschränkungen.<br />
Frau Lam, in Hongkong wuchs<br />
die Wirtschaft im ersten<br />
Quartal so schwach wie seit<br />
zwei Jahren nicht mehr. Verlieren<br />
Sie Ihre Wettbewerbsvorteile<br />
gegenüber China?<br />
Wieso? Wir erwarten für dieses<br />
Jahr ein Plus von drei bis vier<br />
Prozent, das ist doch nicht<br />
schlecht. Wir hängen natürlich<br />
stark an Exporten, die wegen<br />
der niedrigen Nachfrage aus<br />
den USA und Europa zuletzt<br />
schwach ausgefallen sind. Von<br />
der Nähe zu China hingegen<br />
profitieren wir seit der Wiedervereinigung<br />
1997 sehr stark:Wir<br />
nutzen das Festland für die Produktion,<br />
und Festland-Unternehmen<br />
gehen über Hongkong<br />
auf den Weltmarkt.<br />
Investoren lassen im billigeren<br />
China produzieren. Warum<br />
sollten sie über Hongkong<br />
exportieren oder dort ihre<br />
Asien-Zentrale einrichten?<br />
Sie haben ja recht, wir sind eine<br />
Service-Ökonomie und kein<br />
Produktionsstandort. Aber wir<br />
sind weltweit Nummer eins bei<br />
Lufttransporten und haben eine<br />
effiziente Logistikbranche.<br />
Und wir helfen Unternehmen<br />
mit Rechtsdienstleistungen.<br />
Die Rechtssicherheit in China<br />
hat sich verbessert. Und wer<br />
ein Problem mit chinesischen<br />
Plagiatoren hat, muss sie auf<br />
dem Festland verklagen.<br />
In Hongkong sprechen wir<br />
selbstverständlich Englisch,<br />
was auf dem Festland nicht so<br />
verbreitet ist. Wir haben nach<br />
Tokio den größten Finanzplatz<br />
in Asien und führen bei Börsengängen<br />
auf dem Kontinent. Zudem<br />
profitieren wir von der Öffnung<br />
des chinesischen Markts:<br />
Zum einen genießen Produkte<br />
aus Hongkong bevorzugten Zugang<br />
zum chinesischen Markt.<br />
Zum anderen reisen viele Touristen<br />
aus China zu uns.<br />
Chinas Touristen sehen Hongkong<br />
als Outlet-Laden und<br />
fallen in Heerscharen ein.<br />
Sicher ist es nicht einfach, wenn<br />
50 Millionen Touristen in eine<br />
Stadt mit 7,2 Millionen Einwohnern<br />
kommen. Wir verstehen<br />
DIE ANWERBERIN<br />
Lam, 57, ist seit 2012<br />
Chief Secretary und damit<br />
Nummer zwei in der<br />
Regierung von Chinas<br />
Sonderverwaltungszone<br />
Hongkong.<br />
die Schwierigkeiten und denken<br />
über Anpassungen nach.<br />
Sie wollen die Einreisen aus<br />
China begrenzen?<br />
Das überlegen wir in der Regierung,<br />
eine Entscheidung steht<br />
noch aus.<br />
Hongkong will zur Oase für<br />
Start-ups werden, die Asien<br />
erobern wollen. Was planen Sie?<br />
Das beginnt mit dem Bildungssystem,<br />
das wir stark internationalisiert<br />
haben. Bis zu einem<br />
Fünftel der Studierenden in<br />
staatlich geförderten Bachelor-<br />
Fächern kommen aus dem Ausland,<br />
bei Master-Abschlüssen<br />
gibt es keine Quoten mehr. Absolventen<br />
erlauben wir den Aufenthalt<br />
für zwölf Monate, auch<br />
wenn sie keinen Job haben. Es<br />
gibt in Hongkong zudem viele<br />
Kapitalgeber für kleine und<br />
mittlere Unternehmen, die gern<br />
auch Start-ups helfen.<br />
Hongkong zählt zu den teuersten<br />
Städten der Welt. Wie<br />
sollen sich klamme Start-ups<br />
das Leben hier leisten?<br />
Gründern bieten wir Startfinanzierungen<br />
in Technologieparks,<br />
die Fördermittel haben wir erst<br />
kürzlich wieder aufgestockt –<br />
und sie sind auch für ausländische<br />
Gründer offen.<br />
Hoffen Sie auf eine stärkere<br />
Kooperation mit deutschen<br />
Unternehmen?<br />
Mit Deutschland planen wir ein<br />
Doppelbesteuerungsabkommen.<br />
Im Juni werden die Verhandlungen<br />
mit dem Finanzministerium<br />
beginnen. Ein<br />
Dutzend EU-Länder hat schon<br />
solch ein Abkommen.<br />
Im Jahr 2047 endet der Vertrag,<br />
der die politische Koexistenz<br />
der politischen Systeme<br />
von Hongkong und der Volksrepublik<br />
China festschreibt.<br />
Wird das Festland dann so<br />
liberal und demokratisch wie<br />
Hongkong oder Hongkong<br />
so autoritär wie China?<br />
Sie dürfen nicht erwarten, dass<br />
ich Ihnen darauf eine Antwort<br />
gebe. China hat selbst zu entscheiden,<br />
wie es sein System<br />
reformieren will.<br />
florian.willershausen@wiwo.de<br />
ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER; FOTO: DDP IMAGES/EYEPRESS<br />
12 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Pluta und Strehle (rechts)<br />
DREI FRAGEN...<br />
...zur Zuwanderung<br />
FOTOS: ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PHOTOTHEK/THOMAS KÖHLER, LAIF/HANS-CHRISTIAN PLAMBECK<br />
STRENESSE<br />
Rettung in Sicht<br />
Die Chancen auf eine Rettung<br />
des Nördlinger Modeunternehmens<br />
Strenesse steigen. „Bei<br />
der Sanierung ist Strenesse auf<br />
einem guten Weg“, sagt Restrukturierungsvorstand<br />
Michael<br />
Pluta. „Nach unseren Planungen<br />
werden wir im kommenden<br />
BEUYS-SAMMLUNG<br />
»Kalte<br />
Enteignung«<br />
In dieser Woche bekommt die<br />
nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin<br />
Hannelore<br />
Kraft königlichen Besuch:<br />
Willem Alexander und Máxima<br />
aus den Niederlanden besuchen<br />
einen Unternehmergipfel<br />
auf Schloss Moyland bei Kleve,<br />
nahe der niederländischen<br />
Grenze. Was der royale Besuch<br />
wohl nicht mitbekommen wird:<br />
welcher Machtkampf sich in<br />
der Stiftung Museum Schloss<br />
Moyland abspielt, deren Kuratorium<br />
Kraft qua Amt vorsitzt.<br />
Die Stiftung, gegründet 1990<br />
<strong>vom</strong> Land, den Brüdern und<br />
Beuys-Sammlern Hans und<br />
Franz Joseph van der Grinten<br />
sowie der Schlosseigner-Familie<br />
Geschäftsjahr, das im Juli beginnt,<br />
bereits schwarze Zahlen<br />
schreiben.“ Daher stehe das<br />
Unternehmen bei der Suche<br />
nach Investoren nicht unter<br />
Zeitdruck. Mitte April hatte<br />
Strenesse Insolvenz in Eigenverwaltung<br />
beantragt. „Im Rahmen<br />
der Sanierung mussten wir<br />
uns von rund 40 der insgesamt<br />
140 Mitarbeiter in der Zentrale<br />
trennen“, sagt Vorstandschef<br />
Luca Strehle. „Weitere Einschnitte<br />
sind derzeit aber nicht<br />
geplant, auch im Verkauf wird<br />
es keinen Stellenabbau geben.“<br />
Allerdings will Strenesse das<br />
Vertriebsnetz straffen. Neben<br />
einigen Shops stehen manche<br />
der 14 Outlets zur Disposition.<br />
In München verhandelt Strenesse<br />
über einen neuen Standort.<br />
Und an einer geplanten<br />
Neueröffnung in Berlin halten<br />
Strehle und Pluta fest. Zudem<br />
wollen sie in Wachstum investieren.<br />
„Priorität hat dabei der<br />
Ausbau des Online-Geschäfts“,<br />
so Strehle, „aber auch die Expansion<br />
nach China ist im Gespräch.“<br />
Derzeit werde ein Partner<br />
gesucht. „In den nächsten<br />
zwölf Monaten wollen wir dort<br />
einsteigen.“<br />
henryk.hielscher@wiwo.de,<br />
nele hansen<br />
Schlossherrn im Visier<br />
Ministerpräsidentin Kraft<br />
über privaten Stiftern“. Gerhard<br />
van der Grinten, Stiftersohn<br />
und Sprecher des Stiftungsvorstands,<br />
wird noch deutlicher:<br />
„Das ist der Versuch einer kalten<br />
Enteignung.“<br />
manfred.engeser@wiwo.de<br />
Ingo Kramer<br />
61, BDA-Präsident,<br />
Vorstand<br />
der Stiftung der<br />
Deutschen<br />
Wirtschaft<br />
von Steengracht, hütet einen<br />
wahren Kunstschatz: rund 6500<br />
Originalwerke von Joseph Beuys<br />
und rund 200 000 Archivalien<br />
des weltberühmten Künstlers.<br />
Doch seit Monaten tobt ein<br />
juristischer Kleinkrieg zwischen<br />
Familie van der Grinten<br />
und der Landesregierung, der<br />
auch die Staatsanwaltschaft<br />
Kleve und den Landtag beschäftigt.<br />
Hinter juristischen<br />
Scharmützeln etwa um das<br />
rechtmäßige Versenden von Tagesordnungen<br />
vermuten mit<br />
den Vorgängen Vertraute einen<br />
perfiden Plan: Entgegen offiziellen<br />
Beteuerungen wolle die<br />
Landesregierung die Stiftung<br />
bewusst schwächen, um mittelfristig<br />
die Beuys-Werke von<br />
Moyland nach Düsseldorf zu<br />
holen.<br />
FDP-Fraktions-Vize Ralf Witzel<br />
kritisiert „das bedenkliche<br />
Vorgehen des Landes gegenn<br />
Herr Kramer, mehr Menschen<br />
denn je ziehen derzeit<br />
nach Deutschland. Ist der<br />
Mangel an Fachkräften behoben?<br />
So schön dieser Boom gerade<br />
ist: Die Gefahr ist noch lange<br />
nicht gebannt, denn der richtige<br />
Fachkräftemangel kommt<br />
erst noch in fünf bis zehn Jahren.<br />
Deswegen müssen wir<br />
uns kontinuierlich weiter bemühen,<br />
alle Möglichkeiten für<br />
den Arbeitsmarkt auszuschöpfen.<br />
n Mit der deutschen Zuwanderungspolitik<br />
sind Sie unzufrieden?<br />
Programme wie die Blue Card<br />
für hoch Qualifizierte sind ein<br />
guter Anfang. Aber wir brauchen<br />
viel mehr Zuwanderung<br />
von Fachkräften ohne Studium.<br />
Da herrscht mir in der Politik<br />
zum Teil immer noch zu<br />
sehr eine Lieber-nicht-Haltung.<br />
Ich wünsche mir mehr<br />
Mut zum Aufbruch. Dazu gehört,<br />
dass wir die, die hier<br />
sind, intensiver fördern. Wer<br />
kein Deutsch lernt, kann nicht<br />
kommunizieren. Aber das ist<br />
im Leben wie im Beruf unerlässlich.<br />
n Wo hapert es sonst noch?<br />
Zuallererst in der Schule. Jeder<br />
Jugendliche braucht<br />
Schulabschluss und Ausbildung<br />
– jeder! Allerdings sind<br />
Jahr für Jahr rund 18 Prozent<br />
der Schulabgänger ohne Abschluss<br />
oder nicht ausbildungsfähig.<br />
Das ist ein bildungspolitisches,<br />
ökonomisches<br />
und soziales Armutszeugnis.<br />
Vom Idealzustand<br />
sind wir sträflich weit entfernt.<br />
max.haerder@wiwo.de I Berlin<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 13<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
STEUER<br />
Bericht<br />
eingefordert<br />
Zusatzeinnahmen ausweisen<br />
Steuerpräsident Holznagel<br />
Der Bund der Steuerzahler<br />
drängt auf mehr Transparenz<br />
bei der kalten Progression,<br />
nachdem sich Union und SPD<br />
in der vergangenen Legislaturperiode<br />
darauf geeinigt hatten,<br />
regelmäßig über die Entwicklung<br />
der staatlichen Zusatzeinnahmen<br />
zu informieren. „Dieser<br />
Bericht muss in diesem Jahr<br />
auch tatsächlich durch die<br />
Regierung vorgelegt werden“,<br />
fordert Rainer Holznagel,<br />
Präsident des Bundes der Steuerzahler.<br />
Zudem sollte der Arbeitskreis<br />
Steuerschätzungen künftig die<br />
Einnahmen aufgrund der kalten<br />
Progression separat ausweisen,<br />
so Holznagel.<br />
Der Einkommensteuertarif<br />
müsse automatisch alle zwei<br />
Jahre mindestens entsprechend<br />
der Inflation angepasst werden.<br />
„Sollte die politische Situation<br />
es erfordern, dass die Anpassung<br />
einmal ausgesetzt werden<br />
muss, ist das Parlament gezwungen,<br />
darüber zu debattieren“,<br />
sagt Holznagel. „Wenn<br />
aber die finanzielle Not so groß<br />
ist, erwarte ich, dass dann auch<br />
die Diäten und Gehälter der Abgeordneten<br />
und Regierungsmitglieder<br />
nicht automatisch<br />
steigen.“<br />
henning.krumrey@wiwo.de | Berlin<br />
<strong>26</strong>.<strong>05</strong>. Ägypten Am Montag beginnt die zweitägige Wahl<br />
des Präsidenten. Es gilt als ausgemacht, dass der<br />
frühere Verteidigungsminister<br />
und<br />
ehemalige Armeechef<br />
Abdel Fatah al-Sisi die<br />
Abstimmung gewinnt.<br />
Einziger Gegenkandidat<br />
ist der linke Politiker<br />
Hamdin Sabahi.<br />
EZB Die Notenbank-Konferenz der Europäischen<br />
Zentralbank (EZB) diskutiert in Portugal über die<br />
„Geldpolitik in einer sich verändernden Finanzwelt“.<br />
Darüber reden EZB-Präsident Mario Draghi,<br />
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso<br />
und Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem.<br />
27.<strong>05</strong>. EU-Gipfel Die Staats- und Regierungschefs der<br />
EU-Länder sprechen am Dienstag in Brüssel über<br />
die Folgen der Wahl zum Europäischen Parlament.<br />
Opel Das Landgericht Darmstadt verhandelt über<br />
die Klage des Bochumer Opel-Betriebsratschefs<br />
Rainer Einenkel. Er wirft dem Aufsichtsrat vor, dieser<br />
habe ihn nicht nicht korrekt über die Pläne für<br />
das Bochumer Werk informiert.<br />
Ärztetag Die 250 Delegierten der 17 Ärztekammern<br />
beraten in Düsseldorf über die Gesundheitspolitik.<br />
Als Gastredner kommt Bundesgesundheitsminister<br />
Hermann Gröhe (CDU).<br />
28.<strong>05</strong>. Konjunktur Die Bundesagentur für Arbeit berichtet<br />
am Mittwoch, wie sich der Arbeitsmarkt im Mai<br />
entwickelt hat. Im April hatte sie 2,943 Millionen<br />
Erwerbslose registriert, so wenig wie zuletzt vor<br />
22 Jahren. Die Arbeitslosenquote sank von 7,1 auf<br />
6,8 Prozent. Außerdem veröffentlicht die Gesellschaft<br />
für Konsumforschung (GfK) ihren Konsumklima-Index.<br />
Im April hatte er sich gegenüber März<br />
nicht verändert.<br />
TAXI II<br />
Protesttag<br />
gegen Uber<br />
Seit Travis Kalanick mit seinem<br />
Start-up Uber Limousinen samt<br />
Chauffeur per Smartphone-<br />
App vermittelt, schlägt ihm der<br />
Hass der Taxifahrer entgegen.<br />
Noch mehr entzürnt hat sie der<br />
vor Kurzem in Berlin gestartete<br />
Dienst Uber Pop, über den fast<br />
jeder Autobesitzer Mitfahrer suchen<br />
kann. Ob das Angebot<br />
TOP-TERMINE VOM <strong>26</strong>.<strong>05</strong>. BIS 01.06.<br />
TAXI I<br />
Mindestlohn<br />
aushebeln<br />
Nach den Schlachtereien versucht<br />
auch das Taxigewerbe,<br />
den gesetzlichen Mindestlohn<br />
per Tarifvertrag zu umgehen.<br />
Die Gewerkschaft Verdi und der<br />
Deutsche Taxi- und Mietwagenverband<br />
(BZP) könnten im Juli<br />
Gespräche über einen Tarifvertrag<br />
aufnehmen. „Wir haben<br />
unsere Bereitschaft zu Verhandlungen<br />
signalisiert“, heißt es bei<br />
Verdi. Der Verdi-Bundesvorstand<br />
ist informiert. Käme es zu<br />
einer Einigung, müssten Taxibetriebe<br />
den Stundenlohn von<br />
8,50 Euro nicht schon <strong>vom</strong> 1. Januar<br />
2015 an zahlen. Denn Abweichungen<br />
<strong>vom</strong> Mindestlohn<br />
nach unten sind per Tarifvertrag<br />
erlaubt, sofern er bis Ende<br />
2016 geschlossen wird.<br />
Voraussetzung ist, dass sich<br />
der Unternehmensverband<br />
BZP auch als Arbeitgeberverband<br />
formiert. Darüber will<br />
der BZP laut Geschäftsführer<br />
Thomas Grätz auf einer Mitgliederversammlung<br />
Anfang<br />
Juni entscheiden. Bei Verdi<br />
heißt es, Abweichungen <strong>vom</strong><br />
Mindestlohn seien allerdings<br />
nur denkbar, wenn dafür Zuschläge<br />
bei Nacht- und Feiertagsdiensten<br />
sowie Arbeitszeiten<br />
tariflich geregelt würden.<br />
max.haerder@wiwo.de | Berlin<br />
überhaupt zulässig ist, prüfen<br />
derzeit die Berliner Behörden.<br />
Die Taxifahrer wollen sich damit<br />
aber nicht abfinden. „Am<br />
11. Juni wird es einen Aktionstag<br />
der Taxiverbände in Berlin<br />
geben“, sagt Thomas Grätz, Geschäftsführer<br />
des Deutschen<br />
Taxi- und Mietwagenverbandes.<br />
Sie schließen sich damit ihren<br />
Kollegen in London an, die<br />
auch gegen Uber demonstrieren.<br />
Mit Taxiverbänden in Paris,<br />
Mailand, Lissabon und São<br />
Paulo wollen die Deutschen sogar<br />
einen weltweiten Protesttag<br />
organisieren. Zudem bereitet<br />
der Deutsche Taxiverband eine<br />
Klage gegen Uber vor.<br />
oliver.voss@wiwo.de<br />
Taxifahrer sehen rot<br />
Demofahrt in Berlin geplant<br />
FOTO: WAZ FOTOPOOL/VOLKER HARTMANN, GETTY IMAGES/ANADOLU, MARCO URBAN<br />
14 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft<br />
CHEFSESSEL<br />
START-UP<br />
WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Miriam Meckel, 46, wird<br />
am 1. Oktober Chefredakteurin<br />
der WirtschaftsWoche.<br />
Sie folgt auf Roland Tichy, 58,<br />
der als Geschäftsführer zum<br />
neuen Unternehmen DvH<br />
Ventures wechselt, das in digitale<br />
Geschäftsfelder investieren<br />
soll. Tichy habe seit<br />
2007 die Marktführerschaft<br />
der WirtschaftsWoche weiter<br />
ausgebaut, sagte Verleger<br />
Dieter von Holtzbrinck<br />
(rechts). „Mit seinen publizistischen<br />
Kommentaren zur<br />
Wirtschaftspolitik hat er Debatten<br />
angestoßen, welche<br />
die Bedeutung marktwirtschaftlichen<br />
Handels immer<br />
wieder hervorgehoben haben.“<br />
Meckel ist derzeit Direktorin<br />
des Instituts für Medien-<br />
und Kommunikationsmanagement<br />
der Universität<br />
St. Gallen. Ihre journalistische<br />
Karriere startete sie<br />
1990 in unterschiedlichen<br />
Nachrichten- und Magazinformaten<br />
für die Sender<br />
WDR, RTL und Vox. Später<br />
war sie Sprecherin der nordrhein-westfälischen<br />
Regierung<br />
und deren Staatssekretärin<br />
für Europa. „Mit Miriam<br />
Meckel konnten wir nicht nur<br />
eine exzellente Journalistin,<br />
sondern auch eine engagierte<br />
Grenzgängerin zwischen Politik,<br />
Wirtschaft und Wissenschaft<br />
gewinnen“,sagte Gabor<br />
Steingart, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />
der Verlagsgruppe<br />
Handelsblatt, in der die<br />
WirtschaftsWoche erscheint.<br />
CELESIO<br />
Marc Owen, 54, übernimmt<br />
am 16. Juli den Vorstandsvorsitz<br />
des Stuttgarter Pharmahändlers<br />
Celesio, am selben Tag wird<br />
Alain Vachon dort Finanzvorstand.<br />
Beide Manager kommen<br />
<strong>vom</strong> amerikanischen Gesundheitskonzern<br />
McKesson, der im<br />
Februar Celesio übernommen<br />
hat. Sie lösen Marion Helmes,<br />
48, ab, die derzeit beide Posten<br />
innehat und danach Celesio<br />
kurzfristig noch berät.<br />
SCHOLZ & FRIENDS<br />
Martin Pross, 48, Kreativchef<br />
und Vorstand der Scholz &<br />
Friends Group, verlässt die Werbeagentur<br />
nach 18 Jahren, um<br />
sich selbstständig zu machen.<br />
Ein herber Verlust für die Berliner,<br />
denn Pross sorgte maßgeblich<br />
dafür, dass die Agentur bei<br />
Werbewettbewerben regelmäßig<br />
Preise abräumte.<br />
MALLORCA<br />
785 Millionen<br />
Euro haben Ausländer 2013 auf den Balearen einschließlich Mallorca<br />
investiert. Das ist historischer Rekord – und gegenüber dem<br />
Vorjahr ein Anstieg von 196 Prozent. In ganz Spanien erhöhten<br />
sich die Auslandsinvestitionen 2013 um 8,8 Prozent auf 15,8<br />
Milliarden Euro. Davon kamen 63 Prozent aus den Niederlanden.<br />
MARITA HUURINAINEN<br />
Pelze und Pantoffeln<br />
Fakten zum Unternehmen<br />
Kosten ein Paar Schuhe kostet<br />
etwa 200 Euro<br />
Umsatz im Vorjahr 45 000 Euro,<br />
dieses Jahr 100 000 Euro<br />
Finanzierung durch ein finnisches<br />
Programm bis zu 100 000 Euro<br />
Mit Mode hatte Andreas Jank lange Zeit wenig am Hut. Der<br />
32-Jährige arbeitete acht Jahre lang in London als Investmentbanker<br />
bei der Citigroup. „Im Zuge der Finanzkrise wurde ich desillusioniert<br />
und wollte lieber etwas Handfestes machen“, sagt Jank. Da<br />
lernte er durch eine Freundin die Finnin Marita Huurinainen<br />
kennen. Die Designerin bereitete sich auf einen Auftritt in der<br />
Fernsehshow „Dragons’ Den“ vor, in der Gründer potenziellen Investoren<br />
ihre Geschäftsidee vorstellen. Huurinainen gestaltet ausgefallene<br />
Schuhe und Pelzmode – aber ihr fehlte es an kaufmännischem<br />
Wissen. Das konnte Jank bieten. Vor anderthalb Jahren<br />
stieg er mit 50 000 Euro in die Firma ein und zog nach Helsinki.<br />
Seither läuft das Geschäft.<br />
„Wir haben jetzt schon so viel Umsatz wie im Vorjahr“, sagt Jank.<br />
Verkauft wird die Mode online sowie in Boutiquen in acht Ländern.<br />
Die wichtigsten Märkte sind Japan, Russland und die USA.<br />
In Deutschland gibt es die Schuhe mit der Holzsohle in Berlin und<br />
München. „Bei Pelzen bieten wir eine ökologische und ethische<br />
Alternative“, sagt Jank. Die Felle von Füchsen,Waschbären und<br />
Mardern kauft er bei Jägern<br />
ein, die sie bisher<br />
weggeworfen haben.<br />
Auch Nerze beschafft er<br />
sich so. „Die sind aus<br />
Pelzfarmen ausgebrochen<br />
und werden gejagt,<br />
weil sie das ökologische<br />
Gleichgewicht stören.“<br />
oliver.voss@wiwo.de<br />
FOTOS: PR (2), BILDAGENTUR ONLINE/UNIVERSAL IMAGE GROUP<br />
16 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Menschen der Wirtschaft | Chefbüro<br />
Norbert Walter-Borjans<br />
Finanzminister von Nordrhein-Westfalen<br />
Der Konferenztisch kommt aus<br />
dem Knast, der Schreibtisch<br />
auch. „Sie waren wesentlich<br />
günstiger als Möbel aus dem<br />
Fachgeschäft“, sagt Norbert<br />
Walter-Borjans, 61, Nordrhein-<br />
Westfalens Finanzminister. Die<br />
Gefängnisschreinerei in Münster<br />
hat sie vor zwei Jahren nach<br />
seinen Entwürfen gebaut. Die<br />
alten Tische konnte er ohnehin<br />
nie leiden. Sie stammten von<br />
seinem Vorvorvorvorgänger<br />
360 Grad<br />
In unseren App-<br />
<strong>Ausgabe</strong>n finden<br />
Sie an dieser<br />
Stelle ein interaktives<br />
360°-Bild<br />
Heinz Schleußer und waren<br />
aus Eiche. „Aber ich bin kein<br />
Eichenfan“, sagt der Sohn eines<br />
Schreiners, „ich möchte auch<br />
nicht in einem Eichensarg<br />
beerdigt<br />
werden.“ Die neuen<br />
Möbel sind aus Buche.<br />
Vom Schreibtisch<br />
aus kann der<br />
Minister direkt in den<br />
Düsseldorfer Hofgarten<br />
schauen. Ein bisschen<br />
Grün hat er sich ins Büro<br />
geholt – einen Ficus-Baum, der<br />
sich prächtiger entwickelt als<br />
der Landeshaushalt. „Ich habe<br />
einen grünen Daumen“, freut<br />
sich der SPD-Politiker, der seit<br />
Juli 2010 Finanzminister ist, seit<br />
Hannelore Kraft mit einer rotgrünen<br />
Koalition regiert. Inzwischen<br />
leitet er auch<br />
die Finanzministerkonferenz.<br />
Im Wandschrank<br />
gegenüber<br />
der Fensterfront liegenBücher<br />
und Kekse<br />
– aber keine Steuer-CDs,<br />
wie Walter-<br />
Borjans versichert. Er<br />
ist berüchtigt für seine Jagd auf<br />
Steuersünder und den Ankauf<br />
von CDs mit Steuerdaten. Davon<br />
zeugt die Karikatur, die im<br />
Regal hinter dem Schreibtisch<br />
steht. Vor dem Schreibtisch<br />
lagert auf einer Säule ein bearbeiteter<br />
Stein aus weißem Marmor.<br />
„Ich bin Hobbybildhauer“,<br />
sagt Walter-Borjans. Jeden<br />
zweiten Sommer besucht er einen<br />
Künstlerkurs in der Toskana.<br />
„Die Arbeit an den Steinen<br />
macht den Kopf frei“, sagt der<br />
Politiker und Diplom-Volkswirt,<br />
„und abends gibt es ein<br />
Fläschchen Wein.“<br />
hermann.olbermann@wiwo.de<br />
FOTO: DOMINIK PIETSCH FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
18 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»Auf Augenhöhe mit<br />
dem Chlorhühnchen«<br />
FREIHANDEL | Das europäisch-amerikanische TTIP-Abkommen ist als Ökokiller in Verruf<br />
geraten. Gerade für Mittelständler geht es um weniger Kosten und mehr Arbeitsplätze.<br />
Regierung und Wirtschaft gehen jetzt in die Offensive. Ein verspäteter Rettungsversuch.<br />
sen sich bei ebm-pabst allein 15 Entwickler<br />
mit der US-Zertifizierung beschäftigen.<br />
Deshalb ist Hundsdörfer für TTIP. Er hofft,<br />
dass dann eine Prüfung ausreicht und das<br />
Ergebnis auch im anderen Land gilt. „Wir<br />
können viel Geld besser in die Entwicklung<br />
neuer Produkte stecken, damit hier Jobs sichern<br />
und unsere Wettbewerbsposition<br />
auf dem amerikanischen Markt stärken“,<br />
schwärmt Hundsdörfer.<br />
Sein plötzliches TTIP-Engagement sei<br />
überfällig, sagt der Mittelständler selbstkritisch.<br />
Zu lange habe man das Feld den<br />
Angstmachern überlassen, „jetzt müssen<br />
wir dem Chlorhühnchen auf Augenhöhe<br />
begegnen“. Diese Einsicht dämmert inzwischen<br />
vielen Wirtschaftsbossen. Zu lange<br />
glaubte man, das Freihandelsabkommen<br />
sei ein politischer Selbstläufer. Schließlich<br />
lebt Deutschland ja <strong>vom</strong> Welthandel. Und<br />
TTIP soll noch mehr Wohlstand schaffen,<br />
zwischen 0,5 und 0,8 Prozent mehr BIP – je<br />
nach Studie. Allerdings sind derartige abstrakte<br />
Daten viel zu fern von den Wohlstandsbürgern,<br />
die sich ganz konkrete Sorgen<br />
um ihre Gesundheit machen.<br />
Fünf Jahre lebte Rainer Hundsdörfer<br />
in Connecticut, auf halber<br />
Strecke zwischen New York und<br />
Boston. Nie fürchtete der heute<br />
56-Jährige, sich beim Essen zu<br />
vergiften oder sich am Toaster einen elektrischen<br />
Schlag zu holen. Im Gegenteil,<br />
Hundsdörfer war beeindruckt von den hohen<br />
Verbraucherstandards. Im Restaurant<br />
fand er auf der Speisekarte neben den Gerichten<br />
Angaben zur Kalorienzahl, im Supermarkt<br />
imponierten ihm die detaillierten<br />
Angaben zu den Zutaten und Herstellungsverfahren<br />
der Lebensmittel.<br />
Heute, in Mulfingen im Hohenlohekreis,<br />
reibt sich Hundsdörfer erstaunt die Augen<br />
angesichts der Angstdebatte um das geplante<br />
Freihandelsabkommen zwischen<br />
der EU und den USA (TTIP). Ob in der Zeitung,<br />
im Radio, im Fernsehen – überall begegnen<br />
ihm Sorgen über Genmais, Chlorhühnchen<br />
und miese Umwelt- und Verbraucherstandards<br />
der USA, die über den<br />
Atlantik zu schwappen drohen. „Die meisten<br />
Menschen hier haben leider keine Ahnung<br />
von Amerika“, sagt Hundsdörfer und<br />
ergänzt: „Umgekehrt leider auch nicht.“<br />
Die Lebensqualität in den USA sei jedenfalls<br />
nicht schlechter, versichert er und will<br />
sich nun in die Debatte einmischen.<br />
Auch aus beruflich-wirtschaftlichen<br />
Gründen. Hundsdörfer ist Geschäftsführer<br />
von ebm-pabst, einem mittelständischen<br />
Unternehmen, das Ventilatoren herstellt.<br />
Für Kühlschränke, für Sitzbelüftungen<br />
oder auch für LED-Scheinwerfer. Alle Produkte<br />
müssen zertifiziert werden und erhalten<br />
dann das europäische CE-Prüfzeichen.<br />
Leider haben die USA, ein wichtiger<br />
Absatzmarkt, andere Normen. Also müskönnten<br />
vor allem einkommensschwache<br />
Bevölkerungsgruppen profitieren, da die<br />
Lebensmittelpreise in den USA wesentlich<br />
günstiger seien“, erklärt der Präsident des<br />
Münchner ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.<br />
„Empfänger von Sozialhilfe wären<br />
wahrscheinlich glücklich darüber, was sie<br />
in einem amerikanischen Supermarkt alles<br />
kaufen könnten.“<br />
KULTURELLE VIELFALT<br />
Die Konsequenz daraus ist klar: mehr über<br />
die Vorteile reden. Dazu rief Bundeswirtschaftsminister<br />
Sigmar Gabriel (SPD) am<br />
vorigen Mittwoch einen Beirat ins Leben.<br />
Die 20-köpfige Expertentruppe vereint nicht<br />
nur die Hauptnutznießer, sondern auch<br />
Skeptiker wie die Kirchen, Verbraucher- und<br />
Naturschützer sowie die Gewerkschaften.<br />
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency<br />
International Deutschland, schlug in<br />
der Sitzung vor, zunächst mal eine Liste all<br />
jener Standards aufzustellen, die nicht<br />
durch TTIP verändert würden. So ließen<br />
sich manche Ängste nehmen. Hubert Weiger,<br />
der Vorsitzende des Bundes für Umwelt<br />
und Naturschutz (BUND), will zusammen<br />
mit Müller und einigen Mitstreitern<br />
diese Sammlung bis zur nächsten Sitzung<br />
in sechs bis acht Wochen vorlegen. Etliche<br />
Punkte dafür hat er bereits im Kopf. „Die<br />
Vielfalt des nicht patentierten Saatguts“ gehöre<br />
ebenso dazu wie „die kulturelle Vielfalt<br />
der Landnutzung“. In Europa sei die<br />
Landwirtschaft „bäuerlich geprägt, wir haben<br />
hier keine Farm-Strukturen“.<br />
„Wir müssen den Amerikanern klarmachen,<br />
dass unsere Lebensweise und die<br />
Vielfalt in Europa nicht zur Disposition stehen“,<br />
verlangt Anton Börner, Präsident<br />
KRITIK IST „IRRATIONAL“<br />
Das bisherige TTIP-PR-Desaster ist für den<br />
Münchner Professor Hans-Werner Sinn ein<br />
Musterbeispiel der Public-Choice-Theorie.<br />
Sie erklärt, warum sich kleine engagierte<br />
Interessengruppen zum Nachteil einer<br />
schweigenden Mehrheit durchsetzen können.<br />
Offensichtlich sei dies hiesigen Hühnermästern<br />
und anderen Lebensmittelherstellern<br />
gelungen. „Viele, die deren Argumente<br />
übernehmen, wissen wahrscheinlich<br />
gar nicht, worüber sie reden“, sagt Sinn.<br />
Er findet die Kritik irrational: „Tatsächlich »<br />
FOTO: ANDREAS KÖRNER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
20 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Globale Physik<br />
ebm-pabst-Chef<br />
Rainer Hundsdörfer<br />
hofft auf die gegenseitige<br />
Anerkennung<br />
von Zertifikaten:<br />
„Die naturwissenschaftlichen<br />
Gesetze<br />
sind überall gleich,<br />
nur die Zulassungsverfahren<br />
sind<br />
anders – und in den<br />
USA zehnmal teurer<br />
als in Deutschland“<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 21<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel,<br />
Dienstleistungen (BGA). „Es<br />
steht nicht zur Debatte, dass sich die Amerikaner<br />
durchsetzen und auf dem Pariser<br />
Platz, auf den Champs-Élysées oder auf der<br />
Piazza Navona eine Rodeo-Show aufführen.“<br />
Vielmehr gehe es um die prägende<br />
Vorherrschaft westlicher Werte, „ob unsere<br />
Gesellschaft, die durch Freiheit, Individuum<br />
und Persönlichkeitsrechte geprägt ist,<br />
künftig die gesellschaftlichen Normen<br />
setzt. Sonst droht die Gefahr, dass totalitär<br />
geprägte Gesellschaften die globale Zukunft<br />
bestimmen. Diese Chance, eine freiheitliche<br />
Weltordnung zu prägen und zu erhalten,<br />
sollte man nicht durch kleinliche<br />
Debatten über Chlorhühnchen gefährden.“<br />
BRÄSIGE KÖRPERSCHAFTEN<br />
Plötzlich melden sich Interessengruppen zu<br />
Wort, die man beim transatlantischen Freihandel<br />
nicht auf der Rechnung hatte. Die<br />
Krankenkassen, die manchmal als etwas<br />
bräsige öffentliche Körperschaften auffallen,<br />
haben sich auf die Seite der Liberalisierung<br />
geschlagen. Ihr Spitzenverband der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung (GKV) bat bereits<br />
EU-Handelskommissar Karel De Gucht<br />
um Hilfe: Die Prüfverfahren für Implantate,<br />
Prothesen und andere Medizinprodukte seien<br />
auf dem alten Kontinent zu lasch. Die<br />
amerikanische Zulassungsstelle FDA arbeite<br />
dagegen vorbildlich. Sie veröffentliche<br />
Daten zur Sicherheit etwa von künstlichen<br />
Herzklappen oder Stents bei verengten Blutgefäßen.<br />
Träten vermehrt Komplikationen<br />
auf, würden Einschränkungen verhängt und<br />
veröffentlicht. Der GKV-Spitzenverband argumentiert:<br />
„Besonders der Marktzugang<br />
und die Überwachung sind nach unserer<br />
Auffassung in den USA besser und transparenter<br />
geregelt als in Europa.“<br />
Die Ärzte, die sonst oft mehr Freiheiten<br />
in der Berufsausübung und Bezahlung fordern,<br />
stellen sich vehement gegen eine Öffnung<br />
des Marktes. „Die Verhandlungen<br />
sind für unseren Beruf äußerst problematisch“,<br />
klagt der Präsident der Bundesärztekammer<br />
(BÄK), Frank Ulrich Montgomery.<br />
Standards für ärztliches Handwerk würden<br />
abgesenkt, zudem erwartet er Vorgaben für<br />
Behandlungen – zum Beispiel, wie eine<br />
Mund-Kiefer-Spalte zu operieren sei. Auch<br />
bei der Schönheitschirurgie drohten enge<br />
Normen. Unsinn sei es auch, etwa neben<br />
den Chirotherapeuten, die Ärzte sein müssen,<br />
den Chiropractor als Berufsstand zu<br />
etablieren. „Ein arztgleicher Beruf macht<br />
keinen Sinn“, verteidigt Montgomery. Und<br />
er warnt vor dem Kapitalismus im weißen<br />
Bayrische Ventile für das Bellagio in Las Vegas<br />
Schlimmer als die Zölle sind die bürokratischen Hürden für Bertram Kawlath:<br />
„In meinem Geschäft zählen Handling and Speed.“ Wegen der Grenzhürden denkt<br />
der Mittelständler darüber nach, in den USA eine zweite Produktion aufzubauen<br />
Deutschlands wichtigste Partner<br />
DiefünfgrößtenHandelspartner Deutschlands<br />
(inMilliarden Euro)<br />
Frankreich<br />
USA<br />
Großbritannien<br />
Niederlande<br />
China<br />
100,2<br />
64,0<br />
88,4<br />
48,5<br />
75,7<br />
47,1<br />
71,0<br />
89,2<br />
67,0<br />
73,6<br />
Stand 2013; Zahlen gerundet;<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt<br />
Exporte nach<br />
Importe aus<br />
Kittel. „Amerikanische Investoren könnten<br />
reihenweise Kliniken, medizinische Versorgungszentren<br />
oder Apotheken aufkaufen.“<br />
Umso mehr wirbt die Wirtschaft nun für<br />
das Abkommen. Auch DIHK-Präsident<br />
Eric Schweitzer sitzt aus Überzeugung im<br />
TTIP-Beirat. „Ziel von TTIP ist die Annäherung<br />
industrieller Standards und Zollverfahren,<br />
nicht aber die Senkung von Verbraucherschutzstandards.“<br />
Für Schweitzer<br />
ist die Debatte ein klarer Fall von Fehlinformation.<br />
Politik, Wirtschaft, Medien und<br />
auch die Vertreter der Zivilgesellschaft seien<br />
daher gefragt, die Ziele des Abkommens<br />
„klarer zu kommunizieren und so bestehende<br />
Verunsicherung bei den Verbrauchern<br />
aufzulösen“. Viele Menschen wüssten<br />
nicht, „wie viele Formalitäten und damit<br />
verbundene Kosten deutsche Unternehmen<br />
im transatlantischen Handel bewältigen<br />
müssen. Die deutsche Wirtschaft<br />
FOTOS: DIETER MAYR FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, ROBERT POORTEN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
22 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Die Aufregung um den Investitionsschutz<br />
versteht der Mittelständler auch<br />
nicht: „Investitionen sind Vertrauenssache.<br />
Sie bedürfen des Vertrauensschutzes.<br />
Das war in der Bundesrepublik immer so.<br />
Das haben wir bereits in 131 Abkommen<br />
geregelt. Und jetzt soll das 132. die Welt<br />
verändern?“<br />
Transatlantische Blockade fürs Trampolin<br />
In Deutschland hat Evelyn Dornseif bei den Hüpfgeräten einen Marktanteil von rund<br />
50 Prozent. Amerika würde sie reizen. „Aber ich komme gar nicht erst rein“, sagt die<br />
Hudora-Chefin, weil die Kosten für die zusätzliche Zertifizierung viel zu hoch sind<br />
und insbesondere der Mittelstand haben<br />
daher hohe Erwartungen an TTIP.“<br />
So wie Bertram Kawlath aus Ingolstadt.<br />
Der Bayer warb Anfang Mai bei Bundeswirtschaftsminister<br />
Sigmar Gabriel leidenschaftlich<br />
für das transatlantische Abkommen.<br />
Kawlath stellt etwa 1,5 Millionen verschiedene<br />
Ventiltypen her, ein Viertel des<br />
Umsatzes macht er in den USA. Vor dem<br />
berühmten Hotel Bellagio in Las Vegas<br />
zum Beispiel regeln seine Ventile die bis zu<br />
150 Meter hohen Wasserspiele. Aber: „Um<br />
unsere Produkte auch in die USA liefern zu<br />
können, mussten wir buchstäblich Zehntausende<br />
von technischen Zeichnungen<br />
ändern“, so Kawlath, „um uns an die Vielzahl<br />
technischer Normen anzupassen.“ Inzwischen<br />
überlege er wegen der Zusatzkosten,<br />
in den USA eine zweite Produktion<br />
aufzubauen. Diese Arbeitsplätze könnten<br />
dann in Deutschland fehlen – ohne TTIP.<br />
Europas wichtigste Partner<br />
DiefünfgrößtenHandelspartner der EU<br />
(inMilliarden Euro)<br />
USA<br />
Schweiz<br />
China<br />
Russland<br />
Türkei<br />
Norwegen<br />
288,2<br />
196,0<br />
169,6<br />
94,3<br />
148,3<br />
280,0<br />
119,8<br />
206,5<br />
77,8<br />
90,0<br />
Stand 2013; Zahlen gerundet;<br />
Quelle: Eurostat<br />
Exporte nach<br />
Importe aus<br />
BESONDERS DREIST<br />
Offenbar ist den TTIP-Gegnern der grundgesetzliche<br />
Schutz von Eigentum und Investitionen<br />
wurscht. Grünen-Fraktionschef<br />
Anton Hofreiter stellte sich am vergangenen<br />
Mittwoch auf die Wiese vor dem<br />
Reichstag, um TTIP einmal mehr zu verdammen.<br />
„Besonders dreist“ fand er, dass<br />
Vattenfall derzeit die Bundesrepublik auf<br />
3,5 Milliarden Euro Schadensersatz wegen<br />
des Ausstiegs aus der Kernkraft verklage.<br />
Immerhin hatte der Energieversorger – wie<br />
die anderen – über viele Jahre Milliarden<br />
Euro in die früher gewünschte Atomkraft<br />
investiert, die nun aus politischen Gründen<br />
à fonds perdu sind. Es klang, als möchte<br />
Hofreiter in Zukunft nur noch entschädigungslos<br />
enteignen.<br />
EU-Handelskommissar De Gucht ahnte<br />
von Anfang an: „Wir sollten uns nicht der<br />
Illusion hingeben, dass dieser Prozess<br />
einfach werden wird“, sagte er im Frühjahr<br />
2013, ein Vierteljahr vor dem Startschuss<br />
der Gespräche. „Wir können starken Gegenwind<br />
erwarten.“ Der Belgier, der die<br />
Verhandlungen mit den Amerikanern<br />
für die 28 EU-Mitgliedstaaten führt, konnte<br />
allerdings nicht mit einer derart steifen<br />
Brise rechnen. Nichtregierungsorganisationen<br />
(NGO) aller Couleur, aber auch<br />
Parteien wie die Linke, die Grünen und<br />
die AfD haben sich auf TTIP eingeschossen.<br />
Die NGO Campact sammelte in kurzer<br />
Zeit 470 000 Unterschriften gegen<br />
das Abkommen. Der BUND hat 96 Kandidaten<br />
für das Europäische Parlament<br />
dazu bewogen, sich als Gegner von TTIP<br />
zu outen. Obwohl es gar nicht um Chlorhühnchen<br />
geht (siehe Seite <strong>26</strong>), dominiert<br />
die Furcht vor den chemisch gereinigten<br />
Viechern die Debatte in den sozialen<br />
Netzwerken.<br />
Die Propaganda des Antilagers zeigt Wirkung:<br />
In Deutschland ist die öffentliche<br />
Meinung gekippt, bevor die Verhandler<br />
überhaupt einen konkreten Vorschlag auf<br />
den Tisch legten. Angst vor der Globalisierung<br />
vermischt sich mit Antiamerikanismus.<br />
Selbst Wirtschaftsminister Sigmar<br />
Gabriel bedauert mittlerweile, dass „die<br />
Debatte nicht ordentlich läuft“.<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 23<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
KANADA<br />
Testlauf für TTIP<br />
Während die Verhandlungen zu<br />
TTIP noch laufen, hat die EU-Kommission<br />
ein ähnliches Abkommen<br />
mit Kanada auf den Weg gebracht.<br />
Lässt nichts übrig Schaufelbagger<br />
beim Abbau von kanadischem Ölsand<br />
Die politische Einigung über das Comprehensive<br />
and Economic Trade Agreement<br />
(Ceta) steht seit dem 18. Oktober vergangenen<br />
Jahres. Jetzt werden noch die Einzelheiten<br />
diskutiert, schon Ende 2015<br />
könnten 99 Prozent aller Zolltarifpositionen<br />
zwischen der EU und Kanada fallen.<br />
Ebenso wie bei TTIP soll zudem der Zugang<br />
zu öffentlichen Aufträgen für Unternehmen<br />
beiderseits des Atlantiks erleichtert<br />
werden. Gleichzeitig werden nach<br />
dem Willen der Verhandlungsführer die<br />
Standards zum geistigen Eigentum angepasst<br />
und der in Europa geschätzte<br />
Schutz von Herkunftsangaben – etwa für<br />
Champagner oder Parma-Schinken –<br />
anerkannt. Zudem soll der Dienstleistungsverkehr<br />
liberalisiert und die gegenseitige<br />
Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />
festgeschrieben werden.<br />
Der Handel soll dank Ceta noch besser<br />
laufen. 2013 betrugen die Exporte der EU<br />
nach Kanada 31 Milliarden Euro, die<br />
Importe von dort lagen bei 27 Milliarden<br />
Euro.<br />
Die Chancen für deutsche Unternehmen<br />
sieht Mark Heinzel, Referatsleiter<br />
Nord- und Lateinamerika beim DIHK, insbesondere<br />
im Bereich<br />
der erneuerbaren Energien<br />
und des Maschinenbaus.<br />
Aber auch die<br />
Firmen aus dem Partnerland<br />
werden nicht zu<br />
kurz kommen, sagt er:<br />
„Insbesondere im Bergbausektor<br />
und im Bereich<br />
Rohstoff und<br />
Energie sind kanadische<br />
Firmen weltweit<br />
aufgestellt.“<br />
Die Details werden<br />
wie bei TTIP unter Ausschluss<br />
der Öffentlichkeit<br />
verhandelt. Deutsche<br />
Parlamentarier<br />
beklagen, keinen Einblick<br />
in die Vorgänge zu<br />
haben. Selbst die europäischen<br />
Volksvertreter müssen während<br />
dieser Phase lediglich über den Stand der<br />
Verhandlungen unterrichtet werden. Erst<br />
wenn das Abkommen fertiggestellt ist,<br />
werden sie um Zustimmung gebeten. Ob<br />
auch die nationalen Parlamente ratifizieren<br />
müssen, prüft derzeit EU-Handelskommissar<br />
Karel De Gucht noch.<br />
Besonderer Streitpunkt ist wie bei TTIP<br />
der Investitionsschutz: Unternehmen<br />
könnten Staaten vor Schiedsgerichten auf<br />
Schadensersatz verklagen, wenn sie ihre<br />
durch das Handelsabkommen geschaffenen<br />
Rechte beeinträchtigt sähen. Die<br />
Idee ist nicht neu – in Entwicklungsländern<br />
werden so Unternehmen vor politischen<br />
Risiken geschützt. Auch Ceta sieht<br />
den Schutz vor direkten und indirekten<br />
Enteignungen vor. Was genau darunter zu<br />
verstehen ist, ist noch unklar.<br />
DER STAAT SOLL ENTSCHÄDIGEN<br />
Aufsehen erregt hatte hierzulande die<br />
Klage des Stromversorgers Vattenfall bei<br />
einem internationalen Schiedsgericht. Die<br />
Bundesrepublik soll das Unternehmen<br />
wegen der Energiewende entschädigen.<br />
Kritiker befürchten durch Ceta eine Flut<br />
ähnlicher Fälle. Pikant dabei: Nicht nur<br />
kanadische Unternehmen, auch US-amerikanische<br />
Firmen mit Sitz in Kanada hätten<br />
dann ein Klagerecht. Auch deshalb<br />
gilt Ceta als Testlauf für das Freihandelsabkommen<br />
mit den USA. Das deutsche<br />
Wirtschaftsministerium setzte sich zumindest<br />
bei TTIP zuletzt nicht mehr für<br />
Investitionsschutzklauseln ein.<br />
Mark Heinzel <strong>vom</strong><br />
DIHK beunruhigt das<br />
nicht: „Ich habe Vertrauen<br />
in den Rechtsstaat<br />
Kanada, dort ist<br />
ein Investitionsschutzabkommen<br />
nicht zwingend notwendig.“<br />
Den Vorteil<br />
des Abkommens definiert<br />
er so: „Die<br />
Hauptbedeutung ist,<br />
dass wir gemeinsam<br />
Normen und Standards<br />
setzen und dadurch<br />
mit unserer<br />
Spitzentechnologie<br />
auf lange Zeit strategische<br />
Positionen besetzen<br />
können.“<br />
julia schulte | politik@wiwo.de<br />
Europadominiert<br />
Anteileanden weltweitenExporten<br />
(inProzent)<br />
Europäische Union, gesamt: 32,4<br />
EU ohne<br />
Deutschland<br />
Andere Länder<br />
24,5<br />
41,5<br />
Deutschland<br />
7,9<br />
17,4<br />
Stand 2012; * Brasilien, Russland, Indien, China;<br />
Quelle: WTO<br />
»<br />
BRIC-Länder*<br />
8,7<br />
USA<br />
Ökonomen prognostizieren vor allem<br />
jenen Branchen, die in Deutschland ohnehin<br />
gut aufgestellt sind, große Gewinne. Eine<br />
Studie des britischen Centre for Economic<br />
Policy Research (CEPR) sieht bei den<br />
Exporten von Automobilbauern einen Anstieg<br />
von 40 Prozent, in der Chemie von<br />
neun Prozent und im Maschinenbau zwischen<br />
sechs und zwölf Prozent.<br />
Vor allem aus dem Automobil- und Maschinenbau<br />
engagieren sich nun Unternehmer<br />
pro TTIP. Und zwar Mittelständler,<br />
die nicht wie die Konzerne mit großen<br />
Werken in Spartanburg (BMW), Tuscaloosa<br />
(Daimler) oder Chattanooga (VW) vor<br />
Ort sind und leichter mit den unterschiedlichen<br />
Standards umgehen können.<br />
Jens Kieselstein, der mit 33 Mitarbeitern<br />
in Chemnitz Maschinen für Schweiß-, Auto-<br />
und Medizindrähte herstellt, kann<br />
nicht so einfach ein zusätzliches Werk in<br />
den USA aufziehen. Er muss mit dem Risiko<br />
leben, dass er manchmal gar nicht weiß,<br />
ob der jeweils zuständige US-Zöllner nun<br />
zwei oder vier Prozent Abgabe festlegt. Gelegentlich<br />
muss Kieselstein einen Broker<br />
für die Zollabfertigung einschalten.<br />
Tatsächlich herrscht in den USA selbst<br />
ein Wirrwarr von unterschiedlichen Vorschriften.<br />
Statt staatlicher Regeln gebe es<br />
viele private Richtlinien und Standards,<br />
nach denen sich Inspektoren richteten,<br />
sagt Ulrich Ackermann <strong>vom</strong> Verband<br />
Deutscher Maschinen- und Anlagenbau<br />
(VDMA). Von der Ebene der Bundesstaaten<br />
hinunter bis zu einzelnen Countys.<br />
Auf TTIP hofft deshalb auch die Alfred H.<br />
Schütte GmbH aus Köln, Weltmarktführer<br />
für industrielle Schleifmaschinen. Wegen<br />
des Wusts an unterschiedlichen Normen<br />
müsse er bei Exporten in die USA mit<br />
»<br />
FOTO: CORBIS/AVID NUNUK<br />
24 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
NAHRUNGSMITTEL<br />
Die Schlacht ums<br />
gute Essen<br />
Lebensmittelgesetze sind in Europa<br />
anders als in den USA. Wie sie genau<br />
aussehen, ist kaum zu durchdringen.<br />
US-amerikanische Fleischhersteller legen<br />
geschlachtete Hühnchen in chlorhaltige<br />
Desinfektionsbäder oder besprühen sie<br />
mit hoch dosierter Chlorlösung. Das finden<br />
die meisten Europäer widerlich. Und<br />
so avancierten die Chlorhühnchen und ihr<br />
möglicher Import zum Inbegriff aller Übel,<br />
die Verbrauchern durch die TTIP-Verhandlungen<br />
drohen könnten.<br />
Tatsächlich ist eine solche<br />
Chlorbehandlung für Fleisch in<br />
Europa nicht zulässig.<br />
Jüngst konterte EU-Handelskommissar<br />
Karel De Gucht auf<br />
einer Tagung in München allerdings,<br />
er wisse gar nicht, worüber<br />
die Europäer sich aufregten:<br />
Schließlich werde hier der<br />
verzehrfertig geschnibbelte Tütensalat<br />
ebenfalls mit Chlorwasser gewaschen.<br />
Wer blickt noch durch? Ob Salat in Europa<br />
mit Chlor gewaschen wird, weiß selbst<br />
EU-Kommissar De Gucht nicht so genau<br />
Foto-Galerie<br />
Was die einen am<br />
Essen der anderen<br />
ekelt, lesen und<br />
sehen Sie in der<br />
App-<strong>Ausgabe</strong><br />
CHLORDUSCHE FÜR EU-SALAT?<br />
Tatsächlich ist Tütensalat mindestens so<br />
empfindlich wie rohes Hackfleisch, was<br />
den Befall mit Keimen angeht, bestätigt<br />
Bernhard Trierweiler. Er ist Fachmann für<br />
die sogenannte Nacherntebehandlung<br />
am Max Rubner-Institut – dem Bundesforschungsinstitut<br />
für Ernährung und Lebensmittel<br />
– in Karlsruhe. Dass Tütensalat<br />
allerdings mit Chlorwasser gewaschen<br />
werde, sei ihm neu: „In Deutschland ist<br />
das nicht gestattet.“ Und für den Rest von<br />
Europa ist ihm nicht bekannt, dass dies<br />
eine übliche Methode sei. Zwar sei in vielen<br />
EU-Ländern eine milde Chlorbehandlung<br />
des Trinkwassers erlaubt. Doch ist<br />
der Chlorgehalt laut Trierweiler dann sehr<br />
gering.<br />
Den Widerspruch aufzulösen und die<br />
tatsächliche Rechtslage herauszufinden<br />
ist eine Sisyphusaufgabe – wie so oft im<br />
europäischen Lebensmittelrecht. So verweisen<br />
bei der vermeintlich simplen Frage<br />
„wird Salat in der EU mit Chlorwasser<br />
gewaschen“ verschiedenste Behörden<br />
und Forschungsinstitute aufeinander,<br />
erklären sich für unkundig oder nicht zuständig<br />
– oder schicken seitenweise<br />
nichtssagendes Info-Material, etwa über<br />
Lebensmittelsicherheit im Allgemeinen.<br />
Die Vertretung der EU-Kommission in<br />
Berlin wird schließlich fündig: Der Einsatz<br />
von Chlor zur Desinfizierung von<br />
Obst und Gemüse muss in der<br />
EU genehmigt werden, wofür jedes<br />
Land selbst zuständig ist.<br />
So verbieten Österreich und Dänemark<br />
das Chlorieren des Salat-Waschwassers.<br />
Belgien und<br />
Frankreich gestatten es in sehr<br />
geringem Maße. Die Dosis sei<br />
aber viel niedriger als bei der<br />
US-Chlordusche für Hühnchen, ordnet<br />
ein Mitarbeiter der Bundesvereinigung<br />
der Deutschen Ernährungsindustrie ein.<br />
Auf Nachfrage in De Guchts Büro heißt<br />
es nun: Es gehe nur um das Auswaschen<br />
der Tüten mit Chlor. Da war wohl selbst<br />
der EU-Kommissar nicht ganz korrekt informiert.<br />
Die Frage, ob die Chlordusche von<br />
Fleisch oder Salat aber sinnvoll – oder im<br />
Gegenteil gesundheitsschädlich ist –<br />
bleibt offen. Die meisten Verbraucher<br />
wünschen sich jedoch eine Kennzeichnung.<br />
Denn anders als die Amerikaner<br />
fürchten sich Europäer weniger vor<br />
Keimen als vor Chemikalien im Essen.<br />
susanne.kutter@wiwo.de<br />
Nackt-Parade Schlacht-Hühnchen dürfen<br />
in Europa auf keinen Fall ins Chlorbad.<br />
Verbraucher finden das widerlich<br />
»<br />
vier bis fünf Prozent Mehrkosten rechnen,<br />
sagt Geschäftsführer Carl Welcker. In<br />
Deutschland müssten beispielsweise die<br />
Notabschaltknöpfe an seinen Maschinen<br />
in 1,10 bis 1,30 Meter Höhe montiert sein,<br />
in den USA dagegen in 0,90 bis 1,10 Meter<br />
Höhe. Viele Normen seien historisch gewachsen,<br />
einige seien hingegen durchaus<br />
mit protektionistischen Absichten eingeführt<br />
– das gelte für alle Länder. Nun seien<br />
„Abrüstungsverhandlungen“ dringend<br />
notwendig, sagt Welcker.<br />
FEST ENTSCHLOSSEN<br />
Die Friedensdividende, die ein transatlantisches<br />
Freihandelsabkommen mit sich<br />
bringt, könnte das Einkommen eines Vierpersonenhaushalts<br />
im Jahr um 500 Euro<br />
steigern, schätzt die EU-Kommission. Sie<br />
hält Millionen neue Jobs in der europäischen<br />
Exportindustrie für möglich.<br />
Aber wie viel politischer Wille herrscht in<br />
den USA, das Projekt voranzutreiben? Präsident<br />
Barack Obama bekräftigte jüngst:<br />
„Wir sind fest entschlossen, das transatlantische<br />
Freihandelsabkommen TTIP abzuschließen.“<br />
Erste Zweifel daran kamen allerdings<br />
auf, als sie bei ihrem Vorschlag für<br />
Zollsenkungen weit hinter den Europäern<br />
zurückblieben, die für 90 Prozent aller Güter<br />
die Grenz-Kosten komplett streichen<br />
wollen.<br />
Und kommt es wirklich zu einer gegenseitigen<br />
Anerkennung von Sicherheits-,<br />
Umwelt- oder Gesundheitsstandards? Für<br />
Evelyn Dornseif ist die Frage entscheidend,<br />
ob sie überhaupt am amerikanischen Markt<br />
Fuß fassen kann. Mit ihrer Firma Hudora ist<br />
sie hierzulande Marktführerin bei Freizeittrampolins.<br />
Jedes zweite Hüpfgerät in deutschen<br />
Gärten stammt von ihr. In den USA<br />
liegt ihr Marktanteil bei null. „Ich komme<br />
gar nicht erst rein“, sagt Dornseif, „weil die<br />
Kosten für die Sicherheitsprüfung nach US-<br />
Standard viel zu hoch für uns sind.“<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel und<br />
Handelskommissar De Gucht nennen das<br />
Jahr 2015 als Zieldatum. Doch das ist optimistisch.<br />
Vergangene Woche trafen sich<br />
die Unterhändler in den USA, im September<br />
wird Handelskommissar De Gucht mit<br />
dem US-Unterhändler den Zwischenstand<br />
begutachten. Dann wird es erst mal eine<br />
Pause geben, bis sich mit der neuen EU-<br />
Kommission auch ein neuer Handelskommissar<br />
in die Materie eingearbeitet hat.<br />
Und ob der das Projekt mit demselben Ehrgeiz<br />
verfolgt, muss sich erst noch zeigen. n<br />
christian.ramthun@wiwo.de | Berlin, henning krumrey,<br />
cordula tutt, silke wettach | Brüssel<br />
FOTOS: ACTION PRESS/WIKTOR DABKOWSKI, VARIO IMAGES/ULRICH BAUMGARTEN<br />
<strong>26</strong> Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»Das Leben ist<br />
kein Ponyhof«<br />
INTERVIEW | Barbara Hendricks Die Ministerin für Umwelt und<br />
Bau über Sozialwohnungen, aufgegebene Dörfer, den<br />
freiwilligen Verzicht fürs Klima und das Ende der Atom-Ära.<br />
Frau Hendricks, Sie sind Anfang des<br />
Jahres in Berlin umgezogen. Haben Sie<br />
dabei etwas von zunehmender<br />
Wohnungsnot in der Stadt gespürt?<br />
Ich habe lange mit zwei Abgeordnetenkolleginnen,<br />
die nun nicht mehr im Bundestag<br />
sind, in einer WG gewohnt. Seit fünf<br />
Jahren gehört mir eine kleine Wohnung am<br />
Prenzlauer Berg, die bisher vermietet war.<br />
Nun bin ich eingezogen. Mein Umzug war<br />
also unproblematisch.<br />
Die Mietpreise steigen in Boomstädten<br />
und Vierteln wie dem Prenzlauer Berg,<br />
gleichzeitig wird dort mehr gebaut. Der<br />
Markt funktioniert also. Warum greift die<br />
Regierung mit der Mietpreisbremse ein?<br />
Weil Wohnraum bezahlbar bleiben muss.<br />
Die Mieten steigen, weil immer häufiger<br />
bei Wiedervermietungen ein richtig großer<br />
Schluck aus der Pulle genommen wird. Bei<br />
diesen Exzessen setzt die Mietpreisbremse<br />
an. Sie erlaubt bei Wiedervermietungen<br />
nur Mietsteigerungen um bis zu zehn Prozent<br />
über dem ortsüblichen Vergleichswert.<br />
In einigen Städten – in Hamburg,<br />
München, an der Rhein-Main-Schiene von<br />
Düsseldorf bis Frankfurt – herrscht in der<br />
Tat Wohnungsmangel.<br />
Dagegen wären schnellere Baugenehmigungen<br />
das bessere Mittel.<br />
Gegen den Mangel an Wohnungen hilft<br />
nur Neubau. Aber auch der muss bezahlbar<br />
bleiben. Nehmen Sie Münster, eine beliebte<br />
Unistadt mit enormem Zuzug: Da<br />
verdienen viele Menschen gut, aber nicht<br />
alle, gerade Studenten nicht. Auch für die<br />
muss neu und preiswert gebaut werden.<br />
Was können Sie als Bundesbauministerin<br />
überhaupt erreichen?<br />
518 Millionen Euro bekommen die Länder<br />
jedes Jahr von uns zur Förderung des sozialen<br />
Wohnungsbaus. Damit müssen sie<br />
verantwortungsvoll umgehen.<br />
Was sie nicht immer tun. Einige Länder<br />
zahlen mit dem Geld Schulden ab.<br />
Die Verantwortung wird sehr unterschiedlich<br />
wahrgenommen, das stimmt. Vorbildlich<br />
läuft es in NRW, Hamburg und Bayern.<br />
Berlin nutzt das Geld auch endlich wieder<br />
verstärkt zum sozialen Bauen. Sachsen-<br />
Anhalt hat damit eher Altschulden getilgt.<br />
Wie effektiv ist so ein Programm dann?<br />
Mir wäre mehr Neubau lieber, aber aus<br />
Sicht mancher Länder sind andere Ziele<br />
vernünftig. Sachsen-Anhalt braucht eben<br />
kaum neue Wohnungen. Wir können das<br />
Geld nicht nur an einzelne Länder geben.<br />
Das verhindert der Föderalismus.<br />
Wie kann man die Entstehung von<br />
Ghettos in Sozialblocks verhindern?<br />
FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
28 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Die trostlosen Großsiedlungen der Siebzigerjahre<br />
haben nicht funktioniert. Wenn<br />
heute neu geplant wird, dann ist das eine<br />
Kombination aus frei vermieteten und sozial<br />
geförderten Einheiten. So ergibt sich<br />
eine Mischung. Der soziale Wohnungsbau<br />
richtet sich an breite Schichten, allein in<br />
Düsseldorf hätte jeder zweite Haushalt<br />
Recht auf eine Sozialwohnung. Als Familie<br />
mit zwei Kindern ist man schnell dabei.<br />
Können Sie dieses Umdenken bei der<br />
Planung und Genehmigung fördern?<br />
Der Bund wird in dieser Wahlperiode Flächen<br />
für den Wohnungsbau zu verbilligten<br />
Preisen abgeben. Das können frühere Kasernen<br />
sein oder alte Gleisanlagen. Bei<br />
Grundstücksverkäufen soll die Bundesanstalt<br />
für Immobilienaufgaben bis zu einem<br />
Wert von 100 Millionen Euro auf Höchstpreise<br />
verzichten können – zugunsten des<br />
Wohnungsbaus.<br />
An vielen Stellen boomt das Land, anderswo<br />
in Kleinstädten und Dörfern verfallen<br />
Häuser. Was sollte die Politik tun?<br />
Diese enorme Wanderung ist unsere große<br />
Herausforderung. Wir können das kaum beeinflussen.<br />
Ich glaube aber, dass kleinere<br />
Städte langfristig als Zentren profitieren<br />
BLUMEN UND BETON<br />
Hendricks, 62, ist Bundesministerin für<br />
Umwelt und Bau – und damit auch für die<br />
Sicherheit und Abwicklung der Atomkraftwerke<br />
zuständig. Seit 20 Jahren sitzt die<br />
promovierte Lehrerin für die SPD im Bundestag.<br />
Sie war Staatssekretärin im Bundesfinanzministerium<br />
und Schatzmeisterin ihrer<br />
Partei. Hendricks ist außerdem Mitglied des<br />
Zentralkomitees der deutschen Katholiken.<br />
können, gerade wenn die Dörfer schrumpfen.<br />
Wir müssen dafür sorgen, dass Grundbedürfnisse<br />
so lange wie möglich sichergestellt<br />
sind: die medizinische Versorgung, der<br />
Verkauf von Lebensmitteln oder der Nahverkehr.<br />
Da gibt es kreative Lösungen. Nur steuern<br />
oder umkehren können wir die Entwicklung<br />
nicht. Es wird aufgegebene Dörfer und<br />
Siedlungen geben, Fachleute sprechen von<br />
Wüstungen. Dem müssen wir uns stellen.<br />
In der Umweltpolitik sind die großen<br />
Schlachten hingegen geschlagen. Was<br />
bleibt außer geschicktem Verhandeln<br />
und Verwalten – etwa bei CO 2 -Abgasen,<br />
energiesparenden Geräten oder dem<br />
Getränkepfand?<br />
Klimaschutz ist eine große Aufgabe, der ich<br />
mich intensiv widme. Wir müssen für die<br />
UN-Klimakonferenz im Herbst 2015 in Paris<br />
Impulse geben. Dafür müssen wir national<br />
überzeugend Energieeffizienz und Klimaschutz<br />
vorleben.<br />
Und Sie müssen international sehr<br />
mühsam verhandeln...<br />
Das Leben ist kein Ponyhof. Zuerst müssen<br />
wir das uns selbst gesetzte Klimaschutzziel<br />
bis 2020 – 40 Prozent weniger CO 2 -Emissionen<br />
gegenüber 1990 – erreichen. Dafür<br />
müssen wir Überzeugungsarbeit leisten.<br />
Wer soll welchen Beitrag leisten?<br />
Alle energie- und emissionsintensiven Sektoren<br />
müssen mehr tun: bei der Gebäudedämmung,<br />
im Verkehrssektor, in der Industrie,<br />
der Landwirtschaft, der Stromproduktion.<br />
Wenn wir uns heute einfach mit<br />
dem Erreichten zufriedengäben, würden<br />
wir 2020 bei 33 Prozent Einsparung landen.<br />
Das reicht nicht – das sieht auch die Kanzlerin<br />
so. Deshalb wird es hierzu im Herbst<br />
auch einen Kabinettsbeschluss der Koalition<br />
geben. Wir bereiten ihn gerade vor.<br />
International ist die Bereitschaft geringer.<br />
Ich habe vor Kurzem meinen chinesischen<br />
Kollegen getroffen. Der sagte mir: Wir »<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
wollen den Klimaschutz nicht wegen<br />
der UN, sondern weil er für die Gesundheit<br />
unserer Bevölkerung notwendig ist. Diese<br />
Bereitschaft in vielen Ländern müssen wir<br />
nutzen. Von Deutschland wird international<br />
eine Vorreiterrolle erwartet. Was wir<br />
können, müssen wir tun.<br />
Bedeutet Klimaschutz für uns Verzicht?<br />
Wir müssen auf nichts verzichten, was unseren<br />
Lebensstandard senkt. Wir werden<br />
jedenfalls niemandem vorschreiben, wie er<br />
zu leben hat. Jeder muss selber abwägen,<br />
was ihm wichtiger ist: dickes Auto oder<br />
Sprit sparen? Atomstrom oder Ökostrom?<br />
Fliegen oder Zugfahren? Diese Verantwortung<br />
will ich niemandem abnehmen.<br />
Als Einschränkung empfinden Bürger die<br />
Pfandvorgaben für Getränkeverpackungen.<br />
Werden Sie für einen höheren Anteil an<br />
Mehrwegflaschen kämpfen?<br />
Der Umweltvorteil von Mehrweg ist klar erwiesen.<br />
Trotzdem versuchen Teile der Getränkeindustrie<br />
und Discounter, Mehrweg<br />
mit Dumpingpreisen für Einweg zu verdrängen.<br />
Bei Mineralwasser zeigt das Wirkung,<br />
bei Bier ist der Mehrweganteil durch<br />
das Pfand weiter stabil. Wir wollen Mehrwegflaschen<br />
über eine Kennzeichnung am<br />
Supermarktregal sichtbarer machen. Dann<br />
wäre für die Verbraucher leichter erkennbar,<br />
welche Getränke in Einweg- und welche<br />
in Mehrwegverpackungen stecken.<br />
Die Energiewende gelingt kaum ohne<br />
mehr Effizienz. Wie wollen Sie erreichen,<br />
dass Energie effizienter eingesetzt wird?<br />
Die Menschen vergleichen ihre Energierechnung.<br />
Wenn sie die Kosten für Energie<br />
etwa im letzten Herbst mit denen <strong>vom</strong><br />
Herbst 2012 vergleichen, dann werden sie<br />
selbst entscheiden, wie sie damit umgehen,<br />
dass Energie teurer geworden ist. Viele<br />
werden überlegen, wo sie sparen können.<br />
Wird Energie teurer, fällt es auf. Bei<br />
anderen alltäglichen Dingen ist das anders.<br />
Kauft jemand im Jahr drei statt wie sonst<br />
zwei Paar Schuhe, weiß er das am Jahresende<br />
wahrscheinlich schon gar nicht mehr.<br />
Soll die hohe Stromrechnung die<br />
Menschen zur Sparsamkeit motivieren?<br />
Nein, ausschlaggebend ist, dass man beim<br />
Strom vergleichen kann – auch zwischen<br />
Anbietern.<br />
Zur Energiewende gehört die Abwicklung<br />
der Kernkraft. Muss der Staat Verantwortung<br />
übernehmen fürs sichere und<br />
geordnete Ende der Atom-Ära?<br />
Die Versorger haben die Verantwortung für<br />
den sicheren Betrieb in der Restlaufzeit.<br />
Dazu gehören der Rückbau und die sichere<br />
Entsorgung der Kraftwerke. Das müssen<br />
»Es werden Dörfer<br />
aufgegeben.<br />
Dem müssen wir<br />
uns stellen«<br />
die Versorger bezahlen. Wir sind für die Bestimmung<br />
eines Endlagers verantwortlich.<br />
Hier geht es nur schrittchenweise voran.<br />
Anders geht es auch nicht bei einer solchen<br />
Jahrhundertaufgabe. Für den hoch radioaktiven<br />
Müll brauchen wir ein Endlager,<br />
das die größtmögliche Sicherheit für einen<br />
unvorstellbar langen Zeitraum gewährleistet.<br />
Die neue Endlagerkommission hat am<br />
Donnerstag erstmals getagt. Bis Ende 2016<br />
soll sie Kriterien entwickeln, nach denen<br />
dieses Endlager gesucht wird. Die Suche<br />
wird wohl erst im Jahr 2031 abgeschlossen<br />
sein. Danach erst kann es mit der Planung<br />
und dem Bau weitergehen. Wenn ich es<br />
realistisch sehe, kann mit der Einlagerung<br />
des Mülls nicht vor 2<strong>05</strong>0 begonnen werden.<br />
Wichtig ist, dass jeder Schritt in diesem<br />
Prozess offen und transparent erfolgt.<br />
Der Rumpelstart der Kommission war<br />
nicht vielversprechend.<br />
Das waren Anlaufschwierigkeiten. Jetzt<br />
haben wir zwei Vorsitzende für die Kommission,<br />
und die Umweltverbände sind<br />
mit an Bord. Da war viel Überzeugungsarbeit<br />
nötig. Die andere Schwierigkeit ist<br />
noch, neben Baden-Württemberg und<br />
Schleswig-Holstein ein drittes Bundesland<br />
zu finden, das Castor-Behälter zwischenlagert.<br />
Die kommen ab 2015 aus Frankreich<br />
und Großbritannien von der Wiederaufarbeitung<br />
zurück. Ich bin zuversichtlich,<br />
dass die Länder diese Frage zeitnah<br />
klären. Schließlich sind sie gegenüber der<br />
Bundeskanzlerin im Wort. Atomrechtlich<br />
wären wir in der Lage, einen Standort zu<br />
bestimmen.<br />
Müsste man Anwohnern der Atomkraftwerke<br />
sagen, dass bei ihnen in der Nachbarschaft<br />
noch länger als eine Generation<br />
Atommüll zwischengelagert wird?<br />
Bis ein Endlager zur Verfügung steht, müssen<br />
überirdische Zwischenlager an den<br />
Standorten bestehen. Diese werden nur<br />
genehmigt, wenn sie sicher sind. Verantwortungsvolle<br />
Politik ist, das Endlager zu<br />
finden und in einigen Jahrzehnten stark<br />
strahlende Abfälle dorthin zu bringen.<br />
Zurzeit scheint manchen Menschen das<br />
geplante Freihandelsabkommen TTIP mit<br />
den USA eher als Bedrohung. Sehen Sie<br />
deutsche Umweltstandards in Gefahr?<br />
Im Prinzip ist es vernünftig, wenn beide<br />
Seiten Handelshemmnisse im Bereich<br />
technischer Vorschriften durch ein Abkommen<br />
beseitigen. Verbraucher machen<br />
sich aber Sorgen um ihre Lebensmittel und<br />
um die Umwelt. Das muss berücksichtigt<br />
werden, sonst klappt es nicht.<br />
Soll sich Europa stärker gentechnisch<br />
veränderter Nahrung öffnen?<br />
Aus meiner Sicht wird es eine solche Öffnung<br />
nicht geben. Wir als Bundesregierung<br />
sind gerade dabei, innerhalb Europas<br />
nationale Gentechnik-Anbauverbote zu ermöglichen.<br />
Deutlicher kann man nicht<br />
machen, dass wir das nicht wollen.<br />
Das könnte als Erfolg der SPD durchgehen,<br />
die CDU lehnt Gentechnik weniger<br />
ab. Auch sonst zeigt die Regierung sozialdemokratische<br />
Handschrift. Warum hängen<br />
Sie bei Umfragen um die 25 Prozent?<br />
Ich weiß es nicht, aber ich neige nicht zum<br />
Fatalismus. Wir werden anständige Arbeit<br />
abliefern und dafür werben. Und bei den<br />
nächsten Wahlen werden wir besser abschneiden<br />
als beim letzten Mal.<br />
An welchem Ziel wollen Sie nach vier<br />
Jahren als Ministerin gemessen werden?<br />
Erstens müssen Umweltschutz und Stadtplanung<br />
besser verzahnt werden. Grüne<br />
Städte sind lebenswerte Städte. Wir können<br />
zweitens den demografischen Wandel<br />
zwar nicht beeinflussen. Aber ich will die<br />
Folgen gestalten, wenn die Menschen von<br />
den Dörfern in größere Städte wandern.<br />
Drittens: Ich will den nationalen Plan zum<br />
Hochwasserschutz umsetzen. Starten wir<br />
2015, wird es ohnehin noch zehn bis zwölf<br />
Jahre dauern, ehe alle Menschen in flutgefährdeten<br />
Gebieten besser geschützt sind.<br />
Und schließlich: Wir müssen unsere<br />
Klimaschutzziele erreichbar machen. n<br />
cordula.tutt@wiwo.de | Berlin, max haerder | Berlin<br />
FOTO: WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
30 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Fremde Freunde<br />
RUSSLAND | Um unabhängiger von Europa zu werden, will Moskau<br />
mehr Gas nach China liefern – und geht auf Dumpingpreise ein.<br />
Ganz zum Schluss dieser erwartungsreichen<br />
Reise durfte Gazprom-Chef<br />
Alexej Miller doch noch verkünden,<br />
womit niemand mehr gerechnet hatte: Der<br />
staatliche Gaskonzern hat sich nach zehnjährigen<br />
Verhandlungen mit China auf einen<br />
Gasliefervertrag verständigt. Neben<br />
Exporten in EU-Märkte, in denen Gazprom<br />
das Gros seines Profits macht, wird der<br />
Kreml-Konzern in den kommenden 30<br />
Jahren bis zu 38 Milliarden Kubikmeter pro<br />
anno an das chinesische Energieunternehmen<br />
CNPC liefern – in etwa so viel, wie die<br />
Bundesrepublik jährlich aus Russland importiert.<br />
Für Kremlchef Wladimir Putin ist das ein<br />
gewaltiger Erfolg. Nach innen wie außen<br />
kann er nun die Botschaft verkünden:<br />
Wenn der Westen mit Sanktionen droht<br />
und von russischer Energie loskommen<br />
will, dann handeln wir Russen eben mit<br />
China. Als „größten Gasvertrag seit Sowjetzeiten“<br />
bezeichnete Putin den Vertrag, dessen<br />
Umsatzvolumen in Moskau auf 400<br />
Milliarden Dollar geschätzt wird.<br />
Einen Block bilden beide Staaten dennoch<br />
nicht. Zwar stimmen die Länder im<br />
UN-Sicherheitsrat oft gemeinsam ab, doch<br />
bei einer Resolution zur Krim-Annexion<br />
enthielt sich Peking. Auch die butterweich<br />
formulierte Erklärung von Shanghai lässt<br />
nicht den Schluss zu, China billige die russische<br />
Annexion der Halbinsel Krim oder<br />
regionale Referenden über die Unabhängigkeit.<br />
„China und Russland verbinden<br />
keine gemeinsamen Werte. Beide Länder<br />
arbeiten nur punktuell zusammen, sofern<br />
es ihnen nützt“, sagt Politologe Martin<br />
Dimitrow von der Tulane-Universität in<br />
den USA.<br />
Politisch wie kulturell bleiben sich Bär<br />
und Drache fremd. Die Ansiedlung chinesischer<br />
Unternehmen im russischen<br />
Grenzgebiet ist streng quotiert. Hohe Zölle<br />
quer durch die Sektoren zeigen, dass Russland<br />
den Wettbewerb mit China scheut.<br />
Nur beim Öl läuft es wie geschmiert. Das<br />
Handelsvolumen belief sich 2013 auf 90<br />
Milliarden Dollar, fast so viel wie mit<br />
Deutschland.<br />
Bis 2020 wollen Russland und China Waren<br />
im Wert von 200 Milliarden Dollar austauschen,<br />
wozu vor allem die vor einem<br />
Jahr geschlossenen Öllieferverträge im<br />
Wert von 270 Milliarden Dollar bis 2038<br />
beitragen könnten. Bei seinem Besuch in<br />
Shanghai unterzeichnete Putin insgesamt<br />
49 Abkommen, darunter für den Bau einer<br />
Eisenbahnbrücke über den Grenzfluss<br />
Bis 2020 soll<br />
der Handel auf<br />
200 Milliarden<br />
Dollar steigen<br />
Wem nutzt der Deal mehr? Gazprom-Chef Miller, Präsident Putin, Parteichef Xi Jinping<br />
und CNPC-Chef Zhou Jiping bei Vertragsabschluss (von links nach rechts)<br />
Amur und die gemeinsame Konstruktion<br />
eines Langstreckenjets.<br />
Pragmatisch sieht China auch den Gasdeal,<br />
der auch wegen der niedrigen Preisvorstellungen<br />
der Chinesen ein Jahrzehnt<br />
lang in der Schwebe war. Auf die Preisformel<br />
wollte Konzernchef Miller mit Verweis<br />
auf „kommerzielle Geheimnisse“ nicht<br />
eingehen, Analysten der Moskauer Bank<br />
VTB Capital gehen aber von 350 Dollar pro<br />
1000 Kubikmeter aus – ein Abschlag von 20<br />
Prozent zum Preis, den derzeit die Europäer<br />
zahlen. China hat also die missliche Lage<br />
der Russen gut dazu genutzt, den Preis<br />
nach unten zu drücken.<br />
SAUBERE ALTERNATIVE<br />
Kenner Chinas werten den Deal auch als<br />
Zeichen, dass die Volksrepublik den Kampf<br />
gegen die Luftverschmutzung ernster nehmen<br />
will. Der Smog in den Städten treibt<br />
die Menschen zunehmend zu Protesten<br />
auf die Straße. Es hat sich inzwischen herumgesprochen,<br />
dass ein Großteil der für<br />
die Lunge gefährlichen Schadstoffpartikel<br />
aus Kohlekraftwerken stammt. Erdgas aus<br />
Sibirien wäre dazu eine sauberere Alternative.<br />
Anfang des Jahres hat Peking seine<br />
Zielvorgabe zum Gasverbrauch erhöht.<br />
Langfristig, schätzt man beim Mercator-Institut<br />
für China-Studien in Berlin, könnte<br />
China ein Drittel seines Bedarfes mit russischem<br />
Erdgas decken.<br />
Bis dahin ist der Weg noch weit: Bislang<br />
führt praktisch jede Pipeline der Russen in<br />
den Westen, wo gerade mit der deutschen<br />
Wirtschaft seit den Siebzigerjahren enge<br />
Lieferbeziehungen bestehen. Nur einen<br />
Teil der China-Exporte könnte Gazprom in<br />
verflüssigter Form verschiffen – und schon<br />
dafür fehlen die Kapazitäten. In den Aufbau<br />
der Infrastruktur muss Gazprom 55<br />
Milliarden Dollar stecken. Beobachter halten<br />
Putins Energieminister Alexander Nowak<br />
daher für einen Optimisten, wenn er<br />
erste Lieferungen schon „in vier bis sechs<br />
Jahren“ verspricht.<br />
Zumal die dafür nötigen Felder noch angezapft<br />
werden müssen. Das Gas für Europa<br />
stammt vor allem aus Nordsibirien. Von<br />
dort führen keine Leitungen zur viele Tausend<br />
Kilometer entfernten chinesischen<br />
Grenze. Darum wird Gazprom neue Vorkommen<br />
wie Kowykta nordwestlich des<br />
Baikalsees entwickeln müssen. So gesehen,<br />
ist China zwar ein neuer Markt, aber<br />
keiner, an den man das für Europa bestimmte<br />
Gas umleiten könnte.<br />
n<br />
philipp.mattheis@wiwo.de | Shanghai,<br />
florian willershausen<br />
FOTO: PICTURE-ALLIANCE/DPA<br />
32 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTO: REUTERS/FAYEZ NURELDINE/POOL<br />
Stockendes Projekt<br />
SAUDI-ARABIEN | Die Zukunft der Erdöleinnahmen ist ungewiss,<br />
und das Königshaus steht vor einer Zerreißprobe.<br />
Hoffnung auf den Nachwuchs Der zum Thronfolger designierte Königsbruder Prinz Muqrin<br />
mit einem der vielen Prinzen aus der Urenkelgeneration der Dynastie<br />
Es war bezeichnend, womit die arabischen<br />
Ölmonarchien in den vergangenen<br />
Tagen für Schlagzeilen in<br />
Deutschland gesorgt haben. Das winzige<br />
Katar will mit acht Milliarden Euro als<br />
größter Anteilseigner bei der Deutschen<br />
Bank einsteigen – und das große Saudi-<br />
Arabien macht als bedeutendster nichtwestlicher<br />
Kunde deutscher Waffenexporte<br />
von sich reden. Der Unterschied: Katar<br />
mit seinen 280 000 Untertanen und seinen<br />
immensen Erdgas- und Ölvorkommen<br />
weiß kaum noch, wo es sein Geld investieren<br />
soll. Die saudische Königsfamilie verfügt<br />
über wesentlich mehr Erdöl als Katar,<br />
muss aber 21 Millionen Landeskinder in<br />
einem Land von der sechsfachen Größe<br />
Deutschlands ruhig halten.<br />
Das kostet viel Geld, und das ist – seit der<br />
Erdölpreis stagniert – auch für die Saudis<br />
ein knappes Gut. Saudi-Arabien ist mit einer<br />
täglichen Erdölförderung von ungefähr<br />
zwölf Millionen Barrel nicht nur weltweit<br />
größter Erdölproduzent, sondern hat mit<br />
mehr als 60 Milliarden Dollar im Jahr den<br />
fünftgrößten Militärhaushalt der Welt. Ein<br />
Zeichen für Stabilität ist das nicht.<br />
Dabei hat die hochgerüstete saudische<br />
Armee kaum gleichwertige Feinde jenseits<br />
ihrer Landesgrenzen. Ein Land- oder Seekrieg<br />
mit dem Iran ist schon aus geografischen<br />
Gründen schwer vorstellbar. Und Israel,<br />
mit dem sich die Saudis formal seit<br />
Die meisten<br />
Ölvorkommen<br />
liegen in einer<br />
unsicheren Region<br />
Jahrzehnten im Krieg befinden, ohne dass<br />
je ein Schuss gefallen ist? „Wir rechnen<br />
Saudi-Arabien nicht wirklich zu unseren<br />
Feinden“, hört man aus dem Außenministerium<br />
in Jerusalem. Warum also gibt das<br />
Königreich dann weit über zehn Prozent<br />
seines Bruttoinlandprodukts für Waffen<br />
und Soldaten aus?<br />
WAFFEN FÜR EINEN BÜRGERKRIEG<br />
Ganz eindeutig: Panzer und selbst Flugzeuge<br />
sind potenzielle Bürgerkriegswaffen,<br />
sollte es zum Aufstand im Land kommen.<br />
Im Satellitenstaat Bahrain war dergleichen<br />
schon vor drei Jahren zu besichtigen: Die<br />
Bürgerbewegung in der mit Saudi-Arabien<br />
eng verbündeten Minimonarchie wurde<br />
von Panzern niedergeworfen, die von den<br />
saudischen Herrschern über die 25 Kilometer<br />
lange Brücke in den kleinen Inselstaat<br />
befohlen wurden.<br />
Die Unruhen in Bahrain waren aus dem<br />
Gegensatz zwischen den sunnitischen<br />
Herrschern und einer schiitischen Bevölkerungsmehrheit<br />
entstanden – aus<br />
Sicht der saudischen Herrscher extrem bedrohlich:<br />
Sie selber sind ebenfalls Sunniten<br />
und begründen ihren mittelalterlichen<br />
Absolutismus vor allem mit religiösen<br />
Argumenten. Etwa 15 Prozent ihrer Untertanen<br />
bekennen sich aber zur schiitischen<br />
Variante des Islam, und diese Schiiten leben<br />
vor allem im Nordosten um die Hafenstadt<br />
Dammam. Ausgerechnet hier sind<br />
die gewaltigen Ölvorkommen konzentriert,<br />
und ohne die Hafenanlagen von<br />
Dammam könnte das Land kaum noch<br />
Erdöl exportieren.<br />
Ein bedrohliches Szenario ist das für alle<br />
Erdölverbraucher auf dem Globus. Nicht<br />
nur, weil die Saudis derzeit mehr als 13 Prozent<br />
des weltweit geförderten Rohöls produzieren.<br />
Nach den Zahlen der Energieagentur<br />
EIA, einer staatlichen Behörde in<br />
Washington, liegt auch nach den neuen<br />
Funden und Erschließungen in Nordamerika<br />
ein Fünftel aller bekannten und wirtschaftlich<br />
nutzbaren Erdölreserven der<br />
Welt unter saudischem Boden. „Allein das<br />
saudische Feld Ghawar mit etwa 70 Milliarden<br />
Barrel unter der Erde enthält mehr<br />
Erdöl als die bekannten Reserven in irgendeinem<br />
Land der Erde“, schreiben die<br />
amerikanischen Experten. Die ungeheure<br />
Ballung des saudischen Erdölschatzes wäre<br />
im Fall innerer Unruhen eine Schwäche:<br />
Über die Hälfte der saudischen Reserven<br />
liegen in nur acht Lagerstätten, allesamt im<br />
politisch potenziell unzuverlässigen Nordosten<br />
des großen Landes.<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 33<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
Das saudische Königshaus bekämpft die<br />
Gefahr mit je zwei unfriedlichen und friedlichen<br />
Methoden. Unfriedlich sind die militärische<br />
Aufrüstung und die brutale Unterdrückung<br />
von Terroristen und Dissidenten<br />
im eigenen Land. In den vergangenen<br />
Wochen wurden mehrere liberal gestimmte<br />
Blogger in Dschidda und Riad ins Gefängnis<br />
gesperrt – so etwas passierte viele<br />
Jahre nur mit den Sympathisanten des radikalislamistischen<br />
Terrorismus.<br />
Friedlich, aber teuer ist die Besänftigung<br />
der Bevölkerung durch soziale Wohltaten.<br />
„Und wegen dieser ganzen Sozialleistungen<br />
gibt es so viele junge Saudis, die unterhalb<br />
von Führungspositionen keine Jobs<br />
annehmen wollen“, berichtet ein europäischer<br />
Manager mit langer Erfahrung in der<br />
Wirtschaftsmetropole Dschidda. Offiziell<br />
liegt die Arbeitslosenquote konstant bei etwas<br />
über zehn Prozent – bei den saudischen<br />
Staatsbürgern ist sie mit Sicherheit<br />
deutlich höher, weil es unter den sechs Millionen<br />
Ausländern im Königreich kaum Arbeitslose<br />
gibt.<br />
Die großzügige Sozialpolitik – dazu gehören<br />
nicht nur Altersrenten und Kindergeld,<br />
sondern auch sehr hohe Beamtengehälter<br />
und halb verschenkte Kredite für<br />
junge Familien – behindert das große Projekt,<br />
mit dem König Abdullah das Land<br />
modernisieren und <strong>vom</strong> Erdöl unabhängig<br />
machen wollte. Weil es an Humankapital<br />
mangelt, scheint die 2010 proklamierte<br />
Entwicklung von sechs neuen, hochmodernen<br />
„economic citys“ zu stocken. Vom<br />
saudischen Staat dominierte Konzerne wie<br />
der Chemie- und Metallproduzent Sabic<br />
investieren lieber im Ausland als im eigenen<br />
Land. Auch reiche saudische Privatleute<br />
stecken ihr Geld nur verhalten in die<br />
großartigen königlichen Projekte zum Aufbau<br />
von Spezialchemie, Fahrzeugbau und<br />
Tourismus: Sie interessieren sich viel eher<br />
für die Investitionsmöglichkeiten an den<br />
Börsen der Industrieländer. Auf der anderen<br />
Seite beziffern sich die ausländischen<br />
Investitionen im Königreich nach offiziellen<br />
Angaben auf 240 Milliarden Dollar, weniger<br />
als beispielsweise in Polen.<br />
WIRD AUCH DAS ÖL KNAPP?<br />
Damit bleibt es auf absehbare Zeit bei der<br />
Abhängigkeit <strong>vom</strong> Erdöl, und dabei können<br />
sich die Saudis nicht wohlfühlen. Die<br />
klügeren unter den Beratern der saudischen<br />
Prinzen und Minister beschäftigen<br />
sich mit Studien amerikanischer Erdölingenieure<br />
über den geologisch bedingten<br />
Rückgang der Ausbeute auf den Ölfeldern<br />
Auf dem Weg in moderne Zeiten Saudische Industriekonzerne wie der Chemiegigant Sabic<br />
aus Riad investieren oft lieber in der weiten Welt als zu Hause<br />
in der arabischen Wüste. Eine in der Fachwelt<br />
viel zitierte Studie der texanischen Beratungsfirma<br />
Platt hatte schon 2006 prognostiziert,<br />
die saudische Erdölförderung<br />
werde ohne Erschließung neuer Quellen<br />
schon bald um sechs bis acht Prozent im<br />
Jahr zurückgehen. Das war sicher übertrieben,<br />
aber von zwei bis drei Prozent Rückgang<br />
sprechen auch Mitarbeiter des saudischen<br />
Ölministeriums.<br />
Die neuen Techniken, mit denen die USA<br />
und Kanada heute ihre Ölförderung gewaltig<br />
steigern, machen aus geologischen<br />
Gründen im arabischen Wüstensand keinen<br />
Unterschied. Nach Informationen des<br />
US-Magazins „Bloomberg Businessweek“<br />
haben die staatlichen saudischen Finanzplaner<br />
mindestens 20 Milliarden Dollar weniger<br />
Öleinnahmen in den kommenden<br />
fünf Jahren eingeplant. Ob darunter der gigantische<br />
Militärhaushalt leiden wird, die<br />
spendable Sozialpolitik oder der Aufbau<br />
der Wirtschaftsstädte – das wissen wohl<br />
nur die allerhöchsten Kreise. Oder werden<br />
die gar ihrer eigenen Familie Geld entziehen,<br />
den 2000 engen und 15000 weitläufigen<br />
Verwandten des Königs, die dank Öl<br />
Die Öleinnahmen<br />
werden bis 2019<br />
um 20 Milliarden<br />
Dollar sinken<br />
und Absolutismus bisher in Saus und Braus<br />
leben?<br />
Das entscheidet prinzipiell nur der Herrscher.<br />
Doch König Abdullah wird in diesem<br />
Sommer 90 Jahre alt, und seine zunehmende<br />
Hinfälligkeit lässt sich nicht mehr vertuschen.<br />
Abdullah hat in 19 Jahren an der<br />
Macht – erst als Vertreter des schwer kranken<br />
Königs Fahd, seit 20<strong>05</strong> als Monarch –<br />
das in vielem rückständige Land vorsichtig<br />
modernisiert:An der neuen King Abdullah<br />
University for Science und Technology<br />
sind die Geschlechtergrenzen weitgehend<br />
aufgehoben. Es gibt seit ein paar Jahren<br />
Kommunalwahlen für nicht besonders<br />
einflussreiche Stadträte, und in der Hauptstadt<br />
hat der König eine Art beratendes<br />
Parlament mit von ihm selber ernannten<br />
Mitgliedern einberufen. Das alles gegen<br />
lautstarken Widerstand von Konservativen<br />
aus Königshaus und Geistlichkeit. Auf der<br />
anderen Seite des politischen Spektrums<br />
fordern vor allem Blogger in sozialen<br />
Medien weiter reichende Reformen.<br />
Doch die werden seit ein paar Monaten<br />
unterdrückt wie kaum je zuvor. Raif Badawi,<br />
Gründer eines Internet-Forums zur<br />
Diskussion der Rolle der Religion im Königreich,<br />
wurde Anfang Mai zu zehn Jahren<br />
Haft, 1000 Peitschenhieben und einer hohen<br />
Geldstrafe verurteilt. Wie die Bloggerin<br />
Eman al-Nafjan im Internet-Portal Al-Monitor<br />
berichtet, ist jetzt der Jurist Waleed<br />
Abulkhair verhaftet worden, der vergeblich<br />
versucht hatte, Badawi vor Gericht zu vertreten.<br />
Die Anklage gegen Abulkhair lautet<br />
unter anderem auf Beleidigung der Justiz<br />
und Untreue gegenüber dem König.<br />
FOTO: REUTERS/FAISAL AL NASSER<br />
34 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Nur der Monarch könnte wohl diesen<br />
Spuk beenden, aber danach sieht es zurzeit<br />
nicht aus. Der zögerliche Reformer Abdullah<br />
gibt offenbar krankheitshalber die Zügel<br />
der Macht langsam aus der Hand. Sein<br />
Kronprinz, Verteidigungsminister Prinz<br />
Salman, ist mit 78 Jahren wegen einer Demenzerkrankung<br />
aus der Öffentlichkeit<br />
verschwunden. Abdullah hat es aber gerade<br />
noch geschafft, einen Nach-Nachfolger<br />
zu küren: Der ehemalige Geheimdienstchef<br />
Prinz Muqrin ist seit Februar stellvertretender<br />
Ministerpräsident und damit<br />
ranghöchster Politiker nach dem König. Bis<br />
heute zirkulieren im Land Fotos des jungen<br />
Prinzen Muqrin als Kampfpilot der saudischen<br />
Luftwaffe. Vom Image her ist der<br />
heute 70-Jährige also viel moderner als seine<br />
fünf älteren Halbbrüder, die seit 1952 als<br />
Könige herrschten.<br />
ANGEBORENES MANKO<br />
Doch für seine vielen Hundert Neffen und<br />
Großneffen ist Muqrin ein Außenseiter, der<br />
seinen Aufstieg nur der Tatsache verdankt,<br />
dass er fast alle seiner zumeist viel älteren<br />
44 Halbbrüder überlebt hat. Dabei hat<br />
Muqrin als Sohn einer im Nachbarland Jemen<br />
geborenen Nebenfrau des Staatsgründers<br />
Ibn Saud ein angeborenes Manko gegenüber<br />
den vielen Neffen, die alle über ihre<br />
Mütter und Großmütter mit den großen<br />
Familien der saudischen Stammesgesellschaft<br />
verwandt sind. Und seine bisherige<br />
Laufbahn prädestiniert ihn auch nicht gerade<br />
zum Modernisierer von Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Muqrin, der letzte Rüstige<br />
unter den greisen Brüdern, sorgt für eine<br />
Zerreißprobe in der Welt der saudischen<br />
Paläste.<br />
Politische Opposition von Bloggern lässt<br />
sich mit Muqrins Geheimdienstmethoden<br />
allerdings unterdrücken. Jedenfalls, solange<br />
die Öleinnahmen fließen – aber auch<br />
das ist unsicher – weil Saudi-Arabien einen<br />
gigantisch wachsenden Anteil seiner Ölproduktion<br />
selbst verbraucht. Von 2002 bis<br />
2012 hat der staatliche Erdölmonopolist<br />
Aramco seine Fördermengen um knapp 30<br />
Prozent gesteigert. Gleichzeitig aber ist der<br />
Erdölverbrauch im Land kontinuierlich<br />
um insgesamt 76 Prozent gestiegen. Analysten<br />
des Bankkonzerns Citigroup haben<br />
diese beiden Wachstumskurven schlicht<br />
extrapoliert. Danach wäre das Königreich<br />
„schon 2030 ein Netto-Importeur von Erdöl“.<br />
Wenn es 2030 noch ein Königreich ist,<br />
wie wir es kennen. Muqrin, der letzte der<br />
vielen Brüder, wäre dann 86 Jahre alt. n<br />
hansjakob.ginsburg@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 35<br />
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Politik&Weltwirtschaft<br />
Der verzagte Westen<br />
FORUM | Moskaus aggressives Auftreten hat die große Schwäche der Politiker in Washington, Berlin<br />
und im gesamten westlichen Bündnis enthüllt: Sie haben kein Selbstbewusstsein, keinen Stolz auf die<br />
eigenen Werte und keine Visionen. Das war einmal ganz anders. Von Rafael Seligmann<br />
Die Hilflosigkeit des Westens angesichts<br />
der russischen Expansionspolitik<br />
ist das Ergebnis<br />
von Einfallslosigkeit und fehlender<br />
Entschlossenheit der transatlantischen<br />
Demokratien. Den Ländern<br />
der EU und der Nato mangelt es an<br />
Träumen, wie sie einst beispielsweise<br />
Martin Luther King hegte. Pastor King<br />
verkündete 1963 seinen Traum von<br />
einem freien Amerika, frei von allen<br />
Formen der Rassendiskriminierung.<br />
King sprach vor einer Viertelmillion<br />
Anhänger, die nach Washington marschiert<br />
waren. Um Träume wahr zu<br />
machen, das wusste King, muss man<br />
eine kritische Menschenmasse zu ihrer<br />
Durchsetzung gewinnen.<br />
DAS WÄREN DIE VORBILDER<br />
Mein Traum ist, dass in den USA ein<br />
Präsident wie Ronald Reagan (Amtszeit<br />
1981 bis 1989) amtierte, in London<br />
die Premierministerin Margaret Thatcher (1979 bis 1990) und<br />
in Rom Papst Johannes Paul II. (1978 bis 20<strong>05</strong>), der als polnischer<br />
Erzbischof unter der russischen Dominanz gelitten hatte. In diese<br />
Reihe gehört auch Helmut Kohl (1982 bis 1998). Dessen Nachfolgerin<br />
in der CDU und als Bundeskanzlerin, Angela Merkel, besitzt<br />
eine hohe Durchsetzungskraft, doch bleibt die Frage offen, ob die<br />
pragmatische Ingenieurin der Macht Visionen besitzt oder ob sie<br />
es mit ihrem sozialdemokratischen Vorvorvorgänger Helmut<br />
Schmidt hält, der politische Visionäre am liebsten<br />
zum Arzt geschickt hätte. Er war überzeugt, dass<br />
Träumer ihn beim schnörkellosen Durchregieren<br />
stören würden.<br />
Schmidt sollte es mittlerweile besser wissen,<br />
denn er selbst wurde von Helmut Kohl aus dem<br />
Amt gedrängt, der politische Träume hegte. Denn<br />
als sich 1989 die Gelegenheit zur Wiedervereinigung<br />
bot, setzte Kohl diese mit überwältigender<br />
Tatkraft, gekoppelt mit diplomatischem Geschick,<br />
gegen die europäischen Partner um, die sich dermaßen<br />
vor einem geeinten Deutschland fürchteten,<br />
dass sie sich eine fortgesetzte Zersplitterung<br />
der größten Wirtschaftsmacht auf ihrem Kontinent<br />
wünschten. Kohl war zu seiner erfolgreichen Politik<br />
in der Lage, weil er als deutscher Patriot – ein No-<br />
Word in Nachkriegsdeutschland – nicht aufgehört<br />
hatte, von einem einigen Vaterland zu träumen.<br />
Die Richtung war klar Politische Führer Margaret<br />
Thatcher, Helmut Kohl, Ronald Reagan (von links)<br />
Seligmann, 66, ist Sachbuchautor,<br />
Romancier,<br />
Politikwissenschaftler<br />
und Herausgeber der<br />
Zeitschrift „Jewish Voice<br />
from Germany“<br />
Barack Obama ist als mächtigster<br />
Politiker des Westens unfähig, von einem<br />
entschlossenen Block der Demokratien<br />
zu träumen, weil ihm das<br />
Trauma der gescheiterten Militärmissionen<br />
in Irak und Afghanistan noch<br />
immer den Schlaf raubt. Und ähnlich<br />
wie dem Amerikaner ergeht es den<br />
meisten westlichen Regierungschefs.<br />
TRAUMATA STATT TRAUM<br />
Die westeuropäischen Spitzenpolitiker<br />
fürchten, eine Eskalation in Osteuropa<br />
könnte zur militärischen<br />
Auseinandersetzung mit Moskau<br />
führen. Die Vision eines demokratischen<br />
Europas <strong>vom</strong> Atlantik bis zum<br />
Ural ist ihnen abhanden gekommen.<br />
Damit unterscheiden sie sich von<br />
US-Präsident Ronald Reagan. Dieser<br />
war überzeugt, dass politisch und<br />
wirtschaftlich freie Länder den Kommunismus<br />
ohne Krieg niederzwingen<br />
würden – und konnte seine Vision umsetzen.<br />
Die eigene traumatische Konfrontationsangst verleitet die westlichen<br />
Politiker dazu, Moskau für genauso konfliktscheu zu halten,<br />
wie sie selbst sind. Sie glauben darum, Putin werde sich mit Teilzielen<br />
wie der Krim oder der Ostukraine zufriedengeben. Sie ignorieren,<br />
dass Russlands Präsident Wladimir Putin in Wirklichkeit<br />
die russischen Minderheiten nutzt, um das Sowjetimperium in alter<br />
Größe zu restaurieren. Zudem wird immer wieder auf den Außenhandel<br />
mit Russland verwiesen, insbesondere<br />
auf die Energieimporte. Dabei besitzen die Volkswirtschaften<br />
der EU und Nordamerikas gegenüber<br />
Russland eine dermaßen überlegene Wirtschaftskraft,<br />
dass der Kreml im Falle einer politisch-ökonomischen<br />
Auseinandersetzung auf mittlere Dauer<br />
unterlegen wäre.<br />
Der Tiefschlaf des Westens wird aber enden, sobald<br />
Putins Revisionismus die baltischen Staaten<br />
trifft, die Mitglieder der EU und der Nato sind. Je<br />
eher die westlichen Gesellschaften und ihre Regierungen<br />
ihre Furcht überwinden und zu einer rationalen<br />
Interessenwahrnehmung zurückkehren, desto<br />
besser für alle Seiten. Denn eine Existenz ohne<br />
Visionen und Selbstbewusstsein reizt die Gegenseite<br />
lediglich zur Konfrontation. Daher ist die beste<br />
Friedensstrategie eine Interessenpolitik mit realistischen<br />
Träumen – in Washington wie in Berlin. n<br />
FOTOS: ULLSTEIN BILD/KUCHARZ, PICTURE-ALLIANCE/DPA<br />
36 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTOS: JOHANN SEBASTIAN KOPP, WERNER SCHUERING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, REUTERS/THOMAS PETER<br />
BRÜSSEL | Zu Hause<br />
ist einfach alles besser<br />
– nicht nur beim<br />
Essen, sondern<br />
auch bei der Wahl.<br />
Von Silke Wettach<br />
Ferne Heimat,<br />
schlaffes Brot<br />
Mit sechs Jahren, wenige<br />
Wochen vor meinem ersten<br />
Schultag, zog ich<br />
nach Griechenland. Damals<br />
habe ich mich oft<br />
gefragt, warum meine Eltern<br />
ein Land ausgesucht hatten, in dem<br />
sich die Süßigkeiten auf Schokolade der<br />
Marke „Lacta“ beschränkten, die nach<br />
Staub schmeckte. Besucher aus der<br />
Heimat bemaß ich fortan daran, wie viel<br />
Milchschokolade sie mitbrachten. Gummibärchen<br />
interessierten mich nicht.<br />
Jahrzehnte später lebe ich in einem<br />
Land, in dem Chocolatiers die Pralinen<br />
mit der Hand machen. Für manch anderen<br />
scheint Belgien essenstechnisch<br />
allerdings Wünsche offen zu lassen. So<br />
bekennt sich EU-Kommissar Günther<br />
Oettinger dazu, aus Schwaben Schwarzund<br />
Graubrot mitzubringen. Auch deutsche<br />
Kollegen in Brüssel mäkeln am belgischen<br />
Brot herum. Als „irgendwie gewöhnungsbedürftig“<br />
beschreibt es eine<br />
Radio-Kollegin. „Je ferner die Heimat,<br />
desto schlaffer das Brot“, schreibt ein<br />
Magazin-Journalist im Internet.<br />
Man könnte es Thesenjournalismus<br />
nennen. Oder eine dumpfe Sehnsucht<br />
nach Gewohntem. Die Sehnsucht danach<br />
ist in Europa stärker verbreitet, als wir uns<br />
eingestehen wollen – und beschränkt sich<br />
nicht nur aufs Essen. Die Europawahl etwa<br />
kann in den 28 Mitgliedstaaten nicht an<br />
einem Tag stattfinden, weil keiner von seiner<br />
Gewohnheit abrückt. Briten und Niederländer<br />
haben bereits am Donnerstag<br />
ihr Kreuzchen gemacht, finden Wahlen<br />
dort doch nie sonntags statt. Den Wahltag<br />
dort oder bei uns zu verschieben wäre<br />
aber wohl schlimmer, als Sechsjährigen<br />
die Süßigkeiten zu nehmen.<br />
Silke Wettach ist Brüssel-Korrespondentin<br />
der WirtschaftsWoche.<br />
BERLIN INTERN | Um den Wirtschaftsflügel der Union<br />
zu besänftigen, wird das Rentenpaket noch einmal<br />
150 Millionen Euro im Jahr teurer. Generationengerechter<br />
wird es dadurch nicht. Von Henning Krumrey<br />
Die Koalition packt ein<br />
Persönlicher und zugleich brisanter<br />
hätte der Abend nicht beginnen<br />
können. Gastgeber Hubertus<br />
Pellengahr, Geschäftsführer der<br />
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft<br />
(INSM), hält für den frischen Großvater<br />
ein kleines Präsent bereit, aber auch eine<br />
Mahnung: „Ihre Enkeltochter wird die Folgen<br />
Ihres politischen Handelns spüren.“<br />
Der Opa in Ausbildung heißt Peer<br />
Steinbrück und schaut etwas gequält. Tochter<br />
Anna hat ihm das Problem der Generationengerechtigkeit<br />
in die Wiege gelegt. Schon<br />
Zum Schreien Das Renten-Ja auch von<br />
Steinbrück schockt die junge Generation<br />
ist man mitten in der Debatte über das Rentenpaket,<br />
das die Koalitionsfraktionen morgens<br />
geschnürt haben. Abends vertritt der<br />
frühere Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat<br />
auf Einladung der INSM und der WirtschaftsWoche<br />
„Steinbrücks Standpunkt“.<br />
Die Pläne könnten gefährlich werden,<br />
gibt der Gast unumwunden zu. „Das Problem<br />
ist der Paketcharakter“, verweist<br />
Steinbrück etwas umständlich auf die Kostentreiber:<br />
Mütterrente, Rente mit 63, höhere<br />
Zahlungen bei Berufsunfähigkeit –<br />
macht 160 Milliarden Euro extra bis 2030.<br />
Was Union und SPD in ihren Wahlprogrammen<br />
aufgeschrieben hätten, sei kaum bezahlbar.<br />
„Die Addition der beiden Wunschzettel<br />
kann an der normativen Kraft des<br />
Faktischen scheitern“, sagt der Finanzexperte.<br />
Würde die Koalition auch noch die<br />
versprochene Lebensleistungsrente als<br />
Mindestausstattung für jeden Senior liefern,<br />
blieben nur drei Möglichkeiten: Beiträge<br />
rauf, Rentenniveau runter oder Bundeszuschuss<br />
höher, was Steuererhöhungen<br />
erforderte. Das käme aber erst „bestimmt<br />
nach 2017“. Da steht nämlich die nächste<br />
Bundestagswahl an, aber das sagt Steinbrück<br />
mit Rücksicht auf die Kollegen nicht.<br />
Das Rentenpaket stärke die soziale Gerechtigkeit,<br />
begründet er seine Zustimmung.<br />
Ihn besorgen „die Fliehkräfte in unserer<br />
Gesellschaft“. Er wende sich „gegen ein<br />
vulgäres Verständnis von Marktwirtschaft“.<br />
Wer die Debatte über die Gerechtigkeitslücken<br />
im Rentenpaket „nicht hilfreich“ genannt<br />
habe, lässt WiWo-Chefredakteur<br />
Roland Tichy den Gast raten. „Das war bestimmt<br />
eine SPD-Politikerin“, mutmaßt der<br />
Genosse. „Es war Angela Merkel“, lautet<br />
die Lösung, und Steinbrück lacht: „Na,<br />
dann habe ich ja richtig gelegen.“<br />
Dem Wirtschaftsflügel der Union haben<br />
die Koalitionsspitzen das Ja zum Paket<br />
noch etwas erleichtert. Mit der „Flexi-Rente“<br />
können Arbeitnehmer über die Pensionierung<br />
hinaus angestellt werden – auf<br />
Zeit, auch mehrmals hintereinander. „Erstmals“<br />
sei es gelungen, befristete Arbeitsverträge<br />
flexibler zu gestalten, freut sich<br />
Michael Fuchs, Unions-Fraktionsvize für<br />
Wirtschaft. Zudem zählen freiwillige Zahlungen<br />
als Selbstständiger nun wie Arbeitslosigkeit<br />
zu jenen 45 Beitragsjahren, die<br />
man für die Rente mit 63 braucht. Macht<br />
aber wieder 150 Millionen Euro pro Jahr.<br />
Zwar nennen etliche Unions-Wirtschaftspolitiker<br />
das Rentenpaket „eine große<br />
Scheiße“ – aber stimmten dennoch zu.<br />
Der Osnabrücker CDU-MdB Mathias<br />
Middelberg kann dagegen dem verkorksten<br />
Gesetz sogar einen politischen Vorteil<br />
abgewinnen: „Ein gewisses Quantum an<br />
Nöl-Masse ist gar nicht schlecht“, frohlockt<br />
der Vorsitzende der niedersächsischen<br />
Landesgruppe der Union. „Das ist das<br />
Milchpulver, um die schwächelnde Zwergpartei<br />
FDP wieder aufzupäppeln.“<br />
In dem kleinen Präsent für die Enkelin,<br />
sinniert Großvater Steinbrück beim Rausgehen,<br />
sei vielleicht Schokolade drin. „Die<br />
fress ich dann jetzt alleine.“ Recht hat der<br />
fürsorgliche Opa. Schokolade wäre nicht<br />
gesund fürs Baby – wenn auch längst nicht<br />
so schädlich wie das Rentenpaket.<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 37<br />
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Der Volkswirt<br />
KOMMENTAR | Im Ranking der<br />
wettbewerbsfähigsten Nationen<br />
rückt Deutschland vor – aber wohl<br />
nur für kurze Zeit. Von Bert Losse<br />
Star auf Abruf<br />
Jedes Jahr im Frühjahr<br />
kommt das International<br />
Institute for Management<br />
Development (IMD) aus<br />
Lausanne mit einem dicken<br />
Wälzer auf den Markt. Seit 1989<br />
analysiert die Schweizer Business<br />
School mit Akribie die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von rund<br />
60 Staaten; dafür werden 4300<br />
internationale Geschäftsleute<br />
befragt und die Länder nach<br />
über 300 ökonomischen und<br />
politischen Kriterien bewertet.<br />
Die gute Nachricht lautet:<br />
Deutschland zählt zu den Aufsteigern<br />
und rückt gegenüber<br />
dem Vorjahr um drei Ränge auf<br />
Platz 6 vor. Laut Studie sind wir<br />
weltweit Spitze bei der Produktivität<br />
von Arbeitnehmern und Betrieben,<br />
nirgendwo sonst ist der<br />
Mittelstand so stark. Auch für die<br />
politische Stabilität und die Finanzierungsbedingungen<br />
der<br />
Wirtschaft gibt es gute Noten.<br />
Doch leider könnte es ein Erfolg<br />
mit geringer Halbwertzeit<br />
sein. Die Studie berücksichtigt<br />
nur Daten und politische Vorgaben<br />
bis Ende 2013. „Im<br />
nächsten Jahr dürften sich die<br />
wirtschaftspolitischen Entscheidungen<br />
der deutschen Regierung<br />
negativ auf die Platzierung<br />
im Länderranking auswirken“,<br />
sagt IMD-Direktor Arturo Bris im<br />
Interview mit der WirtschaftsWoche*<br />
– und hat dabei vor allem<br />
den Mindestlohn, die Rente mit<br />
63 und die drastisch steigenden<br />
Energiekosten im Blick. Auch<br />
langfristig ist der Wettbewerbsexperte<br />
eher skeptisch: „In<br />
den nächsten 10 bis 20 Jahren<br />
werden die Energiepreise in<br />
Deutschland vier Mal so hoch<br />
sein wie in den USA. Das hält<br />
kein Industrieland aus.“ Dabei<br />
braucht die EU das ökonomische<br />
Kraftzentrum Deutschland mehr<br />
denn je. In vielen Problemländern<br />
ist die Wettbewerbsfähigkeit<br />
unverändert niedrig. Spanien<br />
arbeitet sich im Ranking<br />
zwar um sechs Ränge nach oben<br />
(Rang 39). Griechenland, das<br />
viele doch auf gutem Wege<br />
wähnten, rutscht aber nochmals<br />
um drei Plätze ab und liegt nun<br />
auf Rang 57 – hinter Staaten wie<br />
Peru und Jordanien. Das chronisch<br />
reformresistente Italien<br />
macht es auf Rang 46 (minus<br />
zwei Ränge) nicht viel besser.<br />
Euro-Zone Mittelmaß<br />
Rankingder Wettbewerbsfähigkeit<br />
Rang<br />
1. USA<br />
2. Schweiz<br />
3. Singapur<br />
4. Hongkong<br />
5. Schweden<br />
6. Deutschland<br />
.<br />
Quelle: IMD, World Competitiveness<br />
Scoreboard<br />
RangimVorjahr<br />
(1)<br />
(2)<br />
(5)<br />
(3)<br />
(4)<br />
(9)<br />
27. Frankreich (28)<br />
.<br />
39. Spanien<br />
(45)<br />
.<br />
46. Italien<br />
(44)<br />
.<br />
57. Griechenland (54)<br />
Diese Ergebnisse zeigen zweierlei.<br />
Die ökonomische Krise Europas<br />
ist noch lange nicht vorbei.<br />
Nach innen geht die Schere immer<br />
weiter auseinander – und<br />
nach außen verlieren wir als<br />
Wirtschaftsblock an Boden gegenüber<br />
Asien und den USA.<br />
Den Kampf für die europäische<br />
Wettbewerbsfähigkeit – also für<br />
überfällige Strukturreformen–<br />
sollten das neu gewählte EU-<br />
Parlament und die künftige EU-<br />
Kommission daher als ihre dringlichste<br />
Aufgabe betrachten.<br />
* Das Interview lesen Sie unter<br />
wiwo.de\bris<br />
NEW ECONOMICS<br />
Radikale Umkehr<br />
In einem neuen Buch attackiert der US-Ökonom<br />
William Easterly die klassische Entwicklungshilfe – weil<br />
sie zu einer Kumpanei mit Despoten ausarten kann.<br />
In vielen Entwicklungsländern<br />
hat sich in den vergangenen<br />
20 Jahren die ökonomische<br />
Lage für die Menschen<br />
verbessert. Doch noch immer<br />
ist Armut in rund 40 Staaten der<br />
Welt ein Massenproblem. Mehr<br />
als 870 Millionen Menschen leiden<br />
Hunger, so die Welternährungsorganisation<br />
FAO. Woran<br />
liegt das? Machen vielleicht<br />
auch die vielen Entwicklungshilfeorganisationen<br />
etwas<br />
falsch?<br />
Ja, meint der US-Ökonom<br />
William Easterly. In seinem<br />
neuen Buch „The Tyranny of<br />
Experts: Economists, Dictators,<br />
and the Forgotten Rights of the<br />
Poor“ fordert er eine radikale<br />
Umkehr <strong>vom</strong> derzeitigen Modell<br />
der Entwicklungshilfe. Sie<br />
basiere auf der Illusion, Armut<br />
sei allein ein technisches Problem,<br />
das Technokraten und<br />
Ökonomen mithilfe etwa von<br />
Düngemitteln, mehr Antibiotika<br />
und Impfungen oder besserer<br />
Ernährung lösen könnten.<br />
Diese Sichtweise aber vernebele<br />
das Recht der Menschen auf<br />
politische und wirtschaftliche<br />
Freiheit, argumentiert Easterly.<br />
Stattdessen kusche die Entwicklungshilfegemeinde<br />
vor Tyrannen<br />
und Diktatoren, die dank<br />
der wohlmeinenden technischen<br />
Hilfe aus dem Westen in<br />
ihrer Macht nurbestärkt würden.<br />
Dabei seien Autokraten,<br />
die den Menschen weder politische<br />
noch gesellschaftliche<br />
Freiheit<br />
gewährten, Teil des<br />
Problems. Nur ein<br />
neues Entwicklungsmodell,<br />
das auch<br />
staatliche Machtstrukturen<br />
infrage<br />
stelle, kann laut Easterly<br />
das Armutsproblem<br />
lösen.<br />
Eine provozierende These,<br />
die ein Stück weit imperialistisch<br />
anmutet. Doch das ist<br />
nicht Easterlys Doktrin. Der<br />
Professor für Wirtschaftswissenschaften<br />
an der New York University<br />
gilt als einer der profiliertesten<br />
Kritiker westlicher<br />
Entwicklungshilfepolitik. Er war<br />
viele Jahre bei der Weltbank tätig.<br />
Dort flog er 2001 raus, weil er<br />
die eigene Organisation und ihre<br />
Arbeit in den Entwicklungsländern<br />
als ineffektiv kritisierte.<br />
Die Weltbank halte in ihrer<br />
Charta gar fest, das Wort „Demokratie“<br />
in Zusammenhang<br />
mit Entwicklungshilfeprojekten<br />
nicht zu verwenden, wettert<br />
Easterly. Das sei an Selbstzensur<br />
nicht zu überbieten.<br />
Der Ökonom analysiert in seinem<br />
(in Deutschland noch nicht<br />
erschienenen) Buch aktuelle<br />
Hilfsprojekte, etwa in Uganda<br />
und Äthiopien, und zeigt auf, wie<br />
dort von der Weltbank finanzierte<br />
Hilfsprojekte Menschenrechte<br />
missachten. Easterly argumentiert<br />
dabei nicht gegen Entwicklungshilfe<br />
per se. Doch er wehrt<br />
sich dagegen, dass die Idee der<br />
individuellen Freiheit – in autokratischen<br />
Gesellschaften als<br />
„westliche Werte“ diffamiert –<br />
von den Geberstaaten nicht offensiv<br />
genug vertreten wird. Das<br />
ursprüngliche Prinzip internationaler<br />
Hilfsorganisationen –<br />
ohne Demokratie keine Hilfe –<br />
sei in Vergessenheit geraten.<br />
Lesenswert!<br />
angela.hennersdorf@wiwo.de<br />
William Easterly<br />
The Tyranny of<br />
Experts. Economists,<br />
Dictators, and the<br />
Forgotten Rights of<br />
the Poor<br />
Basic Books <strong>2014</strong>, 416<br />
Seiten, 18,96 Dollar<br />
FOTOS: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR<br />
38 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
KONJUNKTUR DEUTSCHLAND<br />
Wirtschaft wächst auch<br />
im zweiten Quartal<br />
Das war ein echter Traumstart:<br />
Um 0,8 Prozent ist die deutsche<br />
Wirtschaft zwischen Januar und<br />
März im Vergleich zum Vorquartal<br />
gewachsen, vor allem<br />
dank einer kräftigen Binnennachfrage.<br />
Damit blieb<br />
Deutschland die Konjunkturlokomotive<br />
im Euro-Raum, der<br />
insgesamt nur um mickrige 0,2<br />
Prozent zulegte.<br />
Doch ganz so gut wird es im<br />
weiteren Verlauf des Jahres<br />
nicht weitergehen. Im zweiten<br />
Quartal dürfte das deutsche<br />
Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />
zwar um 0,5 Prozent gegenüber<br />
der Vorperiode zulegen, zwischen<br />
Juli und September<br />
könnten es dann aber nur noch<br />
0,3 Prozent sein. Das signalisiert<br />
der <strong>vom</strong> Institut für Wirtschaftsforschung<br />
in Halle<br />
(IWH) exklusiv für die WirtschaftsWoche<br />
erstellte BIP-<br />
Flash-Indikator. In das Konjunkturbarometer<br />
gehen rund<br />
160 Einzelindikatoren ein.<br />
„Der Aufschwung wird sich<br />
im zweiten und dritten Quartal<br />
fortsetzen, wenngleich etwas<br />
weniger dynamisch“, resümieren<br />
die IWH-Ökonomen in ihrer<br />
Analyse für die Wirtschafts-<br />
Woche. Mit ein Grund dafür:<br />
Das hohe Wirtschaftswachstum<br />
zu Jahresbeginn war wetterbedingt<br />
überzeichnet – das Ausbleiben<br />
von Frost und Schnee<br />
führte dazu, dass die typische<br />
Dynamik lässt etwas nach<br />
konjunkturelle Frühjahrsbelebung<br />
schlicht früher einsetzte.<br />
Es sei etwa „zu berücksichtigen,<br />
dass die Bauproduktion auch<br />
aufgrund des ungewöhnlich<br />
milden Winters so hoch war<br />
und im Folgequartal mit einem<br />
entsprechend niedrigeren Zuwachs<br />
zu rechnen ist“, schreiben<br />
die Ökonomen. Hinzu<br />
kommen globale Wachstumsrisiken:<br />
„Alles in allem haben<br />
sich die weltweiten konjunkturellen<br />
Aussichten in den letzten<br />
Monaten etwas eingetrübt“, so<br />
das IWH. Der Welthandel habe<br />
seit Dezember nicht mehr zugelegt.<br />
In Europa verschlechtere<br />
der russisch-ukrainische Konflikt<br />
die Aussichten.<br />
bert.losse@wiwo.de<br />
640<br />
630<br />
4<br />
3<br />
BIP-Niveau 2<br />
620<br />
2<br />
610<br />
0,5 0,3<br />
1<br />
600<br />
0<br />
590<br />
Veränderung gegenüber<br />
Prognose<br />
Vorquartal 3<br />
–1<br />
580<br />
–2<br />
Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland 1<br />
570<br />
2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />
–3<br />
1<br />
saison- und arbeitstäglich bereinigter Verlauf; 2 in Milliarden Euro; 3 in Prozent;<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt; Prognose: IWH<br />
Industrie schaltet<br />
Gang zurück<br />
Die deutsche Industrie hat einen<br />
leichten Dämpfer hinnehmen<br />
müssen. Der <strong>vom</strong> Londoner<br />
Forschungsinstitut Markit<br />
erhobene Einkaufsmanagerindex<br />
sank im Mai um 1,2 auf<br />
52,9 Zähler. Der Frühindikator<br />
liegt damit aber immer noch<br />
deutlich über der Marke von<br />
50 Punkten, ab der gemeinhin<br />
Expansion einsetzt. Der Index<br />
für den Dienstleistungssektor<br />
kletterte überraschend um<br />
1,7 auf 56,4 Punkte – stärkster<br />
Anstieg seit fast drei Jahren.<br />
Die Erzeugerpreise in Deutschland<br />
sind im April auf Jahressicht<br />
um 0,9 Prozent gesunken.<br />
Gegenüber dem Vormonat kosteten<br />
gewerbliche Produkte 0,1<br />
Prozent weniger. Besonders<br />
stark reduzierten sich die Preise<br />
für Metalle (minus 4,6 Prozent)<br />
und Getreidemehl (minus 13,1<br />
Prozent). Teurer wurden hingegen<br />
Investitionsgüter (plus 0,4<br />
Prozent gegenüber Vorjahr).<br />
Volkswirtschaftliche<br />
Gesamtrechnung<br />
Real. Bruttoinlandsprodukt<br />
Privater Konsum<br />
Staatskonsum<br />
Ausrüstungsinvestitionen<br />
Bauinvestitionen<br />
Sonstige Anlagen<br />
Ausfuhren<br />
Einfuhren<br />
Arbeitsmarkt,<br />
Produktion und Preise<br />
2012 2013<br />
Durchschnitt<br />
0,7<br />
0,8<br />
1,0<br />
–4,0<br />
–1,4<br />
3,4<br />
3,2<br />
1,4<br />
0,5<br />
0,9<br />
0,7<br />
–2,4<br />
0,1<br />
3,0<br />
0,8<br />
0,9<br />
2012 2013<br />
Durchschnitt<br />
I/13<br />
0,0<br />
0,3<br />
0,2<br />
–1,4<br />
–1,5<br />
–0,9<br />
–1,0<br />
–0,5<br />
Januar<br />
<strong>2014</strong><br />
II/13 III/13 IV/13<br />
Veränderung zum Vorquartal in Prozent<br />
Industrieproduktion 1<br />
Auftragseingänge 1<br />
Einzelhandelsumsatz 1<br />
Exporte 2<br />
ifo-Geschäftsklimaindex<br />
Einkaufsmanagerindex<br />
GfK-Konsumklimaindex<br />
Verbraucherpreise 3<br />
Erzeugerpreise 3<br />
Importpreise 3<br />
Arbeitslosenzahl 4<br />
Offene Stellen 4<br />
Beschäftigte 4, 5<br />
–0,9<br />
–4,2<br />
0.1<br />
3,3<br />
1<strong>05</strong>,0<br />
46,7<br />
5,9<br />
2,0<br />
2,0<br />
2,1<br />
2896<br />
478<br />
29006<br />
–0,3<br />
2,5<br />
0,2<br />
–0,2<br />
106,9<br />
50,6<br />
6,5<br />
1,5<br />
–0,1<br />
–2,5<br />
2950<br />
435<br />
29381<br />
0,4<br />
0,1<br />
1,9<br />
2,3<br />
110,6<br />
56,3<br />
7,6<br />
1,3<br />
–1,1<br />
–2,3<br />
2912<br />
443<br />
29629<br />
0,6<br />
0,9<br />
0,7<br />
–1,3<br />
111,3<br />
54,8<br />
8,2<br />
1,2<br />
–0,9<br />
–2,7<br />
2911<br />
444<br />
29693<br />
–0,5<br />
–2,8<br />
0,1<br />
–1,8<br />
110,7<br />
53,7<br />
8,5<br />
1,0<br />
–0,9<br />
–3,3<br />
2897<br />
446<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
111,2<br />
54,1<br />
8,5<br />
1,3<br />
–0,9<br />
–<br />
2872<br />
448<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
52,9<br />
8,5<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
5,1<br />
3,1<br />
–1,1<br />
1,9<br />
6,7<br />
7,1<br />
37,1<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–2,5<br />
3,2<br />
1,5<br />
1 Volumen, produzierendes Gewerbe, Veränderung zum Vormonat in Prozent; 2 nominal, Veränderung zum Vormonat in<br />
Prozent; 3 Veränderung zum Vorjahr in Prozent; 4 in Tausend, saisonbereinigt; 5 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte;<br />
alle Angaben bis auf Vorjahresvergleiche saisonbereinigt; Quelle: Thomson Reuters<br />
0,7<br />
0,6<br />
–0,4<br />
0,5<br />
1,7<br />
1,6<br />
2,4<br />
1,9<br />
Februar<br />
<strong>2014</strong><br />
0,3<br />
0,2<br />
1,2<br />
0,1<br />
2,1<br />
1,4<br />
0,2<br />
0,8<br />
März<br />
<strong>2014</strong><br />
0,4<br />
–0,1<br />
0,0<br />
1,4<br />
1,4<br />
1,2<br />
2,7<br />
0,6<br />
April<br />
<strong>2014</strong><br />
I/14<br />
0,8<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Mai<br />
<strong>2014</strong><br />
Letztes Quartal<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
2,5<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,0<br />
3,2<br />
2,1<br />
4,1<br />
2,7<br />
Letzter Monat<br />
zum Vorjahr<br />
in Prozent<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 39<br />
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Der Volkswirt<br />
NACHGEFRAGT Axel Honneth<br />
»Der Markt ist nur ein Instrument«<br />
Warum ist Ungleichheit schlecht? Welche Freiheit wollen wir? Antworten<br />
auf Fragen, die Bestseller-Ökonom Thomas Piketty offengelassen hat.<br />
Herr Honneth, in Amerika<br />
macht ein Buch des Ökonomen<br />
Thomas Piketty Furore. Auf einen<br />
Nenner gebracht: Leistung<br />
lohnt sich doch nicht, weil der<br />
Reichtum der Reichen schneller<br />
wächst als die Einkommen<br />
der arbeitenden Bevölkerung.<br />
Leider verrät uns Piketty nicht,<br />
warum soziale Ungleichheit<br />
überhaupt ein Problem ist.<br />
Können Sie uns helfen?<br />
Wir müssen unterscheiden. Ungleichheit<br />
als solche, also die<br />
Diskrepanz zwischen niedrigen<br />
Einkommen und riesigen Vermögen,<br />
schadet der sozialen Integration.<br />
Der Blick auf leistungslos<br />
Begüterte vermittelt<br />
vielen Bürgern das Gefühl, dass<br />
die eigene Anstrengung nicht<br />
ausreichend bestätigt und anerkannt<br />
wird. Wenn sich solche<br />
Gefühle zu Lebenseinstellungen<br />
und Mentalitäten verhärten,<br />
ist das schädlich für die Gesellschaft.<br />
In einer zweiten<br />
Hinsicht ist Ungleichheit ein<br />
Problem, wenn Lebenslagen<br />
geschaffen werden, die es einigen<br />
Schlechtergestellten nahezu<br />
unmöglich machen, noch an<br />
politischen Prozessen teilzunehmen<br />
oder kulturelle Errungenschaften<br />
zu genießen. Das<br />
ist in einigen westlichen Gesellschaften<br />
erkennbar der Fall.<br />
Leistung lohnt sich nicht,<br />
Aufstieg ist unmöglich – was<br />
steht mit dem meritokratischen<br />
Prinzip auf dem Spiel?<br />
DER SOZIALPHILOSOPH<br />
Honneth, 64, ist Direktor des legendären<br />
Instituts für Sozialforschung<br />
in Frankfurt/Main („Kritische<br />
Theorie“). Mit seiner „Theorie<br />
der Anerkennung“ unterläuft<br />
er systematisch die Lehre <strong>vom</strong><br />
nutzengetriebenen Homo oeconomicus.<br />
Zuletzt erschienen:<br />
„Das Recht der Freiheit“ (2011)<br />
und als Herausgeber: „Der Wert<br />
des Marktes“ (<strong>2014</strong>).<br />
Eine der großen Legitimationsgrundlagen<br />
moderner Gesellschaften.<br />
Schließlich war das<br />
Bürgertum im 18. Jahrhundert<br />
angetreten, die Reichtumsbildung<br />
von der Herkunft zu entkoppeln<br />
und abhängig zu machen<br />
von der individuellen<br />
Leistung. Seither gehört das<br />
meritokratische Prinzip zu den<br />
Grundpfeilern unserer Sozialordnung.<br />
Wenn nun laufend<br />
neue Nachweise dafür erbracht<br />
werden, dass es verletzt wird<br />
und dass seine Verletzung begründete,<br />
auf einem gesunden<br />
Gerechtigkeitssinn basierende<br />
Stimmungen des Neides und<br />
der Empörung hervorruft, dann<br />
scheint mir das auf eine Sozialkrise<br />
hinzudeuten.<br />
Sozialkrise? Heute? Vor 150<br />
Jahren hatten Schlechtergestellte<br />
Hunger. Heute Anspruch<br />
auf 750 Euro im Monat.<br />
Die Erfahrung von Ungleichheit<br />
kennt weder historische noch<br />
absolute Maßstäbe. Es geht immer<br />
um relative Deprivation,<br />
um Ungleichheit im Vergleich<br />
zu den Bessergestellten in einer<br />
Sozialgemeinschaft.<br />
Ist die Ungleichheit des Bessergestellten<br />
Bill Gates ein Problem?<br />
Die eines Öloligarchen?<br />
Oder sind beide Ungleichheiten<br />
gleichermaßen problematisch?<br />
Beide sind problematisch,<br />
wenn auch nicht gleichermaßen.<br />
Mancher Reichtum verdankt<br />
sich dubiosen Quellen, ist<br />
moralisch verwerflich. So etwas<br />
hat es immer gegeben; so etwas<br />
wird es immer geben. Philosophisch<br />
interessanter ist der Fall<br />
von Bill Gates. Er verdankt die<br />
Masse seines Reichtums gesellschaftlichen<br />
Voraussetzungen,<br />
die wir alle – die amerikanischen<br />
Bürger – geschaffen haben.<br />
Ein Verdienst aber, der auf<br />
der Basis gemeinsamer Errungenschaften<br />
erworben wird<br />
und solche Maße annimmt, ist<br />
problematisch.<br />
Warum? Der berühmte Gerechtigkeitsgrundsatz<br />
des Philosophen<br />
John Rawls lautet: Materielle<br />
Ungleichheit ist prima,<br />
solange sie Kooperativleistungen<br />
erzeugt, die auch den<br />
Schlechtergestellten nützen.<br />
Ist der Reichtum von Bill Gates<br />
also nur deshalb problematisch,<br />
weil nicht mehr alle von<br />
der Ungleichheit profitieren?<br />
Nein. Auch aus anderen Gründen.<br />
Rawls arbeitet mit der Vorstellung,<br />
dass nur ökonomische<br />
Anreize Leistungen erzeugen,<br />
und sitzt damit den Grundannahmen<br />
der herrschenden<br />
Wirtschaftstheorie auf. Als seien<br />
Märkte nur Anreizsysteme<br />
und nicht auch Koordinationsmechanismen<br />
für die Abstimmung<br />
ökonomischer Interessen.<br />
Der Markt stellt in guter<br />
Weise Informationen darüber<br />
bereit, welche Bedürfnisse und<br />
Interessen es gibt...<br />
FOTOS: BILDFOLIO/UTE SCHMIDT, CORBIS/HULTON-DEUTSCH COLLECTION<br />
40 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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...und ist deshalb kein Zwillingsbruder<br />
des Kapitalismus?<br />
So ist es. Karl Marx hat die beiden<br />
Begriffe – Marktwirtschaft<br />
und Kapitalismus – nahezu synthetisiert.<br />
Der Markt hatte die<br />
soziale Gestalt des Kapitalismus<br />
angenommen – und sollte<br />
durch den Plan überwunden<br />
werden. Inzwischen haben wir<br />
die Erfahrung gemacht, dass<br />
der Plan als alternatives Steuerungsmedium<br />
zur Bedürfnisbefriedigung<br />
nicht taugt. Deshalb<br />
müssen wir heraustreten<br />
aus der Marx’schen Entgegensetzung,<br />
um überhaupt wieder<br />
über alternative Gestaltungsformen<br />
unseres Wirtschaftssystems<br />
nachdenken zu können.<br />
Wie könnte das gehen?<br />
Ich denke, man muss den Begriff<br />
des Kapitalismus <strong>vom</strong> Instrument<br />
des Marktes entkoppeln.<br />
Um erst mal wieder einen Einblick<br />
zu gewinnen in die bloße<br />
Instrumenthaftigkeit des Marktes.<br />
Um uns ganz neu mit Fragen<br />
beschäftigen zu können wie: An<br />
welchen Orten unseres Zusammenlebens<br />
halten wir den Markt<br />
für wichtig? In welche sozialen<br />
Formen wollen wir ihn einbetten?<br />
In welchen Konstellationen<br />
wollen wir ihn als Steuerungsinstrument<br />
zur Geltung kommen<br />
lassen – und in welchen nicht?<br />
Und – an welchen Stellen ist<br />
der Markt fehl am Platze?<br />
Die meisten von uns sind wohl<br />
der Überzeugung, dass der<br />
Markt weder im Bereich der Bildung<br />
noch der Kindererziehung<br />
oder der Gesundheitsversorgung<br />
dominant sein sollte.<br />
Auch würde ich darüber nachdenken,<br />
ob die Versorgung mit<br />
Wohnraum ein nur dem Markt<br />
zu unterstellendes Gut sein soll.<br />
Das Entscheidende ist aber, sozusagen<br />
vorgängig, die Rückgewinnung<br />
unserer Fantasie. Dass<br />
wir nicht immer schon so tun,<br />
als sei der Markt, wo er existiert,<br />
immer richtig am Platz – ohne<br />
zum Beispiel historisch zu prüfen,<br />
ob er institutionell dort<br />
auch immer schon richtig am<br />
Platze war. Das heißt, wir haben<br />
gar nicht mehr den gedanklichen<br />
Horizont, um uns Zeiten<br />
vorzustellen, in denen bestimmte<br />
Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Zusammenlebens<br />
nicht <strong>vom</strong> Markt, sondern <strong>vom</strong><br />
Staat, von der Religion oder von<br />
anderen zivilgesellschaftlichen<br />
Kräften gesteuert wurden.<br />
Wie konnte es dazu kommen?<br />
Offenbar haben wir uns einschüchtern<br />
lassen <strong>vom</strong> Bankrott<br />
des Plan-Sozialismus. Seither<br />
können wir uns nur noch<br />
marktgängige Lösungen vorstellen.<br />
Dadurch haben wir das<br />
Gespür verloren für die Vielfältigkeit<br />
unserer Freiheiten. Wir<br />
haben uns durch die Dominanz<br />
Reizfigur Adam Smith Eigennutz<br />
als Quelle des Wohlstands<br />
eines Modells von Freiheit – der<br />
rechtlich verbürgten, individuellen<br />
Freiheit – blind machen<br />
lassen für ihre multiplen Dimensionen.<br />
Von welchen Freiheiten<br />
sprechen Sie?<br />
Von Freiheiten, die wir in persönlichen<br />
Beziehungen genießen<br />
oder auch als Staatsbürger<br />
in der demokratischen Willensbildung.<br />
Von Freiheiten also,<br />
die sich ausdrücklich nicht mithilfe<br />
des Marktbegriffs erschließen<br />
lassen. Es sind Freiheiten,<br />
die wir nicht für uns je selbst erreichen,<br />
sondern nur gemeinsam<br />
verwirklichen können.<br />
Zum Beispiel?<br />
Freundschaften verlangen ein<br />
ungezwungenes Zusammenspiel<br />
von zwei Personen. Und<br />
die Freiheit, die in der demokratischen<br />
Willensbildung zum<br />
Tragen kommen soll, ist eine<br />
des sich wechselseitigen Ergänzens<br />
der eigenen Meinungsbil-<br />
dung in der Sphäre der Öffentlichkeit.<br />
Eine soziale Freiheit.<br />
Eine Freiheit, die ein Wir verlangt,<br />
kein Ich.<br />
Wie kommt es, dass ausgerechnet<br />
der Markt, auf dem sich<br />
zwei Menschen ja geradezu<br />
beispielhaft begegnen, zum<br />
Zentrum einer Theorie<br />
individueller Eigeninteressen<br />
werden konnte?<br />
Gute Frage. Wahrscheinlich ist<br />
Adam Smith dafür verantwortlich<br />
– ausgerechnet! Denn Smith<br />
war ja derjenige, der seine Bäcker<br />
und Händler stets mit<br />
reichlich Sympathie für seine<br />
Mitbürger ausgestattet<br />
»Wir müssen die<br />
dominante<br />
Theorie der VWL<br />
in Einzelteile<br />
zerlegen« Axel Honneth<br />
hat. Gleichwohl neigt er im<br />
„Wohlstand der Nationen“ zu<br />
Formulierungen, die seinen eigenen<br />
Beschreibungen zuwiderlaufen.<br />
Das könnte also schon<br />
die Quelle sein. Denn an Smith’s<br />
Vorstellung des Eigeninteresses<br />
haftet sich schon bald die Idee<br />
des Homo oeconomicus – als sei<br />
der Wirtschaftsbürger, den<br />
Smith uns vorgestellt habe, rein<br />
auf sich gestellt, auf die Mehrung<br />
seines Nutzes aus. Schon<br />
Marx kann dann nicht mehr sehen,<br />
dass der Markt als Ort des<br />
Austauschs auf einer Reihe von<br />
sozialen Einstellungen fußt.<br />
Und am Ende dieser Entwicklung<br />
steht dann die ehemalige<br />
britische Premierministerin<br />
Margaret Thatcher, für die es<br />
„keine Gesellschaft, nur Individuen“<br />
gab...<br />
Ich glaube, die ganze Disziplin<br />
der Volkswirtschaft ist in eine<br />
Sackgasse gelaufen.<br />
Wie auch mit der Gegenüberstellung<br />
von „Markt“ und<br />
„Staat“, die es historisch ja nie<br />
gegeben hat?<br />
Die Ökonomen haben schon<br />
sehr früh mit dem Gegensatz<br />
von „Staat“ und „Markt“ operiert.<br />
Und suggeriert, dass der<br />
beste Markt ein von staatlichen<br />
Einflüssen und Voraussetzungen<br />
freier Markt ist. Ein Zerrbild,<br />
das bis heute in unseren Köpfen<br />
herumspukt. Als müsse es keine<br />
staatlichen, rechtlichen, kulturellen<br />
und bildungsmäßigen<br />
Voraussetzungen geben, bevor<br />
ein Markt auch nur halbwegs<br />
angemessen funktionieren<br />
kann. Es ist mir ein Rätsel, wie<br />
man überhaupt auf so einen Gedanken<br />
kommen kann. Und ein<br />
noch größeres, dass der Gedanke<br />
bis heute wirkmächtig ist.<br />
In welchen Hinsichten ist der<br />
Markt ein sozialer Ort?<br />
Das haben bereits Sozialwissenschaftler<br />
wie Émile Durkheim,<br />
Albert Hirschman, Karl<br />
Polanyi, Amitai Etzioni gezeigt.<br />
Dass sich auf dem Markt nicht<br />
nur eigennutzorientierte Akteure<br />
begegnen. Dass der Markt<br />
Machtsymmetrie voraussetzt,<br />
also auf freien Verträgen basiert,<br />
die ungezwungen und<br />
nicht aus purer Not geschlossen<br />
werden – ein Grundsatz, der<br />
heute erkennbar oft verletzt<br />
wird. Dass der Markt umso besser<br />
funktioniert, je größer das<br />
Einverständnis unter den<br />
Marktakteuren ist, das<br />
heißt:Man muss sich wechselseitig<br />
schon anerkannt haben,<br />
den anderen für zuverlässig<br />
und rechtschaffen halten,<br />
ihm jedenfalls keine Absicht zur<br />
Täuschung unterstellen, um<br />
überhaupt mit ihm in ein Geschäft<br />
eintreten zu können.<br />
Kurzum...<br />
...wir müssen das wirtschaftstheoretisch<br />
Dominante in seine<br />
Einzelteile zerlegen. Uns einer<br />
reichen Tradition des Marktdenkens<br />
entsinnen. Und fantasievoll<br />
darüber nachdenken,<br />
wie anders wir den Markt gestalten<br />
wollen, wo wir ihn zur<br />
Geltung bringen, wo begrenzen<br />
wollen – an welchen Stellen er<br />
Gutes leistet und an welchen<br />
Stellen nicht.<br />
n<br />
dieter.schnaas@wiwo.de | Berlin<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 41<br />
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Der Volkswirt<br />
DENKFABRIK | Chinas Regierung will die Zinsen für Spareinlagen freigeben. Ob die<br />
Bürger auf die höheren Zinsen mit mehr oder weniger Ersparnis reagieren, ist nicht nur<br />
für das Reich der Mitte von großer Bedeutung. Es wird Rückwirkungen für die gesamte<br />
Weltwirtschaft haben, die von Chinas Sparern lebt. Von Rolf Langhammer<br />
Sparen auf Chinesisch<br />
Seit Jahren ist in China<br />
eine auf den ersten<br />
Anschein paradoxe<br />
Situation zu beobachten:<br />
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt<br />
(BIP), sparen die<br />
privaten Haushalte dort doppelt<br />
bis dreimal so viel wie in<br />
Japan, Südkorea, den USA<br />
oder Frankreich. Dabei deckelt<br />
die Regierung in Peking die Depositenzinsen,<br />
lässt keinen<br />
Wettbewerb zwischen Banken<br />
zu und beschert Sparern eine<br />
negative Realrendite. Diese sogenannte<br />
finanzielle Repression<br />
verteilt die Einkommen von<br />
den Haushalten zu den staatseigenen<br />
Betrieben, Provinzen<br />
und Kommunen um, die sich<br />
günstig verschulden können.<br />
Nun aber hat die Kommunistische<br />
Partei angekündigt, dass<br />
die Zeit der Zinsdeckelung bald<br />
zu Ende geht.<br />
ZWEI EFFEKTE<br />
Ob die Bürger auf den zu erwartenden<br />
Zinsanstieg mit mehr<br />
oder weniger Sparleistungen<br />
reagieren, ist nicht nur für die<br />
chinesische Wirtschaft wichtig,<br />
sondern auch für das Ausland.<br />
Denn bislang fließt ein Teil der<br />
chinesischen Ersparnisse dorthin<br />
(etwa zwei bis drei Prozent<br />
des chinesischen BIPs) und finanziert<br />
die Defizite in den<br />
Staatshaushalten des Westens.<br />
Grundsätzlich bestimmen<br />
zwei Effekte die Reaktion der<br />
Sparer auf veränderte Sparzinsen:<br />
der Einkommens- und der<br />
Preiseffekt. Beim Einkommenseffekt<br />
wird auf ein bestimmtes<br />
Ziel hin gespart, etwa eine Eigentumswohnung.<br />
Sparer haben<br />
einen kurzen Zeithorizont<br />
(also eine hohe Zeitpräferenz)<br />
und schränken bei höheren Habenzinsen<br />
ihre Sparleistung ein,<br />
da sie pro Spareinheit höhere<br />
Erträge erhalten. Beim Preiseffekt<br />
hingegen dominiert das Vorsorgemotiv.<br />
Wer heute mehr spart,<br />
kann sich später mehr leisten. Der<br />
Zeithorizont ist länger, die Zeitpräferenz<br />
niedriger. Dominiert<br />
diese Sicht, sparen die Bürger<br />
mehr.<br />
Weltbankstudien zeigen, dass<br />
in ärmeren Entwicklungsländern<br />
nach dem Ende der finanziellen<br />
Repression meist der Einkommenseffekt<br />
dominiert, während in<br />
fortgeschritteneren Ländern der<br />
Preiseffekt vorherrscht. Das deckt<br />
sich mit der Beobachtung, dass in<br />
»Ein Teil der<br />
chinesischen<br />
Ersparnisse<br />
finanziert die<br />
Defizite in den<br />
Staatshaushalten<br />
des Westens«<br />
armen Ländern die Zeitpräferenzrate<br />
höher ist als in reicheren Ländern,<br />
getreu dem chinesischen<br />
Sprichwort: Der Reiche kümmert<br />
sich um die Zukunft, der Arme um<br />
die Gegenwart. Ebenfalls Einfluss<br />
auf die Stärke von Einkommensund<br />
Preiseffekt haben der Bildungsstand,<br />
die Effizienz des Kapitalmarkts<br />
sowie kulturelle Faktoren.<br />
Welcher Effekt aber wird in China<br />
dominieren? Dass die Chinesen<br />
bislang trotz finanzieller Repression<br />
viel sparten, spricht für die Dominanz<br />
des Einkommenseffekts.<br />
Die Bürger nahmen die niedrigen<br />
Wohin mit dem Geld? Beratung<br />
bei einer chinesischen Bank<br />
quote der privaten Haushalte<br />
demnächst sinkt, zumal die Älteren<br />
überwiegend entsparen. Für<br />
rückläufige Sparleistungen spricht<br />
auch das 2011 in Kraft getretene<br />
neue Sozialversicherungsgesetz,<br />
das verschiedene Sicherungssysteme<br />
zusammenfasst und eine<br />
Grundsicherung für die städtische<br />
und ländliche Bevölkerung bereits<br />
ab dem Jahr 2015 anstrebt.<br />
Doch es gibt auch Argumente,<br />
die für eine höhere Sparleistung<br />
und damit für die Dominanz des<br />
Preiseffektes sprechen. So werden<br />
die Sparprodukte in China<br />
vielfältiger. Die privaten Haushal-<br />
Realzinsen zum Anlass, mehr Geld<br />
auf die hohe Kante zu legen, um<br />
ihre konkreten Sparziele zu erreichen.<br />
Nun könnten sie angesichts<br />
steigender Zinsen ihre Sparleistungen<br />
verringern. Hinzu kommt,<br />
dass die Ersparnisse aus dem Erwerbseinkommen<br />
gebildet werden.<br />
Beide Größen entwickeln<br />
sich parallel zueinander. In den<br />
nächsten Jahren wird der Anteil<br />
der Erwerbstätigen in China relativ<br />
zum Anteil der nicht mehr aktiven<br />
Bevölkerung sinken. Die demografische<br />
Verschiebung, die bereits<br />
1990 einsetzte, hat in den vergangenen<br />
Jahren an Fahrt gewonnen.<br />
Das spricht dafür, dass die Sparte<br />
werden wohlhabender, und<br />
die Lebenserwartung nimmt zu.<br />
Das erweitert den Zeithorizont<br />
und senkt die Zeitpräferenz. Die<br />
Bürger könnten sich daher zunehmend<br />
<strong>vom</strong> Zielsparer zum<br />
Vorsorgesparer entwickeln.<br />
KULTURELLER EINFLUSS<br />
Zudem sprechen spezielle kulturelle<br />
und demografische Bedingungen<br />
für eine steigende Sparquote<br />
in China. Untersuchungen<br />
zeigen, dass schrumpfende Familiengrößen,<br />
eine geringere<br />
Kinderzahl und vor allem der<br />
Männerüberschuss die Sparneigung<br />
beflügeln. Letzterer verschärft<br />
den Wettbewerb um<br />
Frauen auf dem Heiratsmarkt,<br />
der teilweise über die Vermögenspositionen<br />
der männlichen<br />
Kandidaten ausgetragen wird.<br />
Das zwingt die Eltern von Söhnen<br />
zu höheren Sparanstrengungen.<br />
Auch die Eltern von Töchtern<br />
müssen sparen, vor allem für<br />
sich selbst. Denn in China ist es<br />
Konvention, dass nicht die Töchter,<br />
sondern die Söhne für die Eltern<br />
im Alter sorgen.<br />
Ob die Chinesen auf den erwarteten<br />
Anstieg der Einlagenzinsen<br />
mit mehr oder weniger<br />
Sparleistung reagieren, ist daher<br />
offen. Fest steht hingegen,<br />
dass eine freiere Zinsbildung die<br />
Kapitalströme effizienter lenkt,<br />
als staatliche Zinsdiktate es vermögen.<br />
Das spricht dafür, dass<br />
Chinas Wirtschaft durch die<br />
Freigabe der Zinsen langfristig<br />
eine stabilere Basis erhält.<br />
Rolf J. Langhammer ist<br />
Wissenschaftler am Institut für<br />
Weltwirtschaft (IfW) in Kiel.<br />
Bis August 2012 war der<br />
Handels- und Globalisierungsexperte<br />
Vizepräsident des IfW.<br />
FOTOS: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, CORBIS/IMAGINECHINA<br />
42 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Für Führer, Volk<br />
und Firma<br />
AUDI | Nach Enthüllungen der WirtschaftsWoche stellt<br />
sich die VW-Tochter nun ihrer NS-Vergangenheit.<br />
Wegen der skrupellosen Ausbeutung von KZ-Häftlingen<br />
und Zwangsarbeitern wird in Ingolstadt der Audi-<br />
Gründervater Richard Bruhn <strong>vom</strong> Sockel gestoßen.<br />
Martin Löwenberg ist jetzt 89.<br />
Ein Schlaganfall, den er im<br />
vergangenen Jahr erlitt, erschwert<br />
ihm das Sprechen.<br />
Aber die Erinnerungen<br />
sind klar. Wegen seines jüdischen Vaters<br />
habe er unter den Nazis als „wehrunwürdig“<br />
gegolten, erzählt der gebürtige Breslauer,<br />
der heute in einem Münchner Altenheim<br />
lebt. 1943 kam er ins KZ. Der Grund:<br />
Löwenberg hatte einem Zwangsarbeiter<br />
Lebensmittelkarten zugesteckt.<br />
Zwangsarbeiter war er dann bald selbst.<br />
„Mit Hacke und Spaten“ musste der damals<br />
18-Jährige im tschechischen Leitmeritz<br />
die Stollen eines ehemaligen Kalkbergwerks<br />
erweitern. Die wurden zur unterirdischen<br />
Fabrik ausgebaut. „Wir führten<br />
Sprengungen durch, dabei haben sich<br />
Felswände unkontrolliert gelöst“, sagt Löwenberg.<br />
Doch er habe „es noch gut“ gehabt:<br />
„Ich gehörte zu denen, die in Baracken<br />
schlafen durften“ – außerhalb der<br />
Stollen. Viele andere der unterernährten<br />
KZ-Häftlinge verbrachten die Nacht unter<br />
Tage auf nassem Gestein. Kam Löwenberg<br />
mit seiner Kolonne „morgens ins Bergwerk<br />
zurück, haben wir zuerst die Leichen auf<br />
Loren gepackt und hinaus befördert“.<br />
Auch Bohumil Kos hat die Hölle von<br />
Leitmeritz durchlitten. Der heute 90-Jährige<br />
aus Revnice bei Prag war als politischer<br />
Häftling im KZ Theresienstadt interniert.<br />
In den nah gelegenen Stollen musste er<br />
Bahngleise verlegen. Nur knapp hat er<br />
Hunger, Kälte und die Grausamkeit der SS-<br />
Aufseher überlebt: „Ich weiß nicht, warum.<br />
Ich frage mich das oft.“ Als Tscheche sei er<br />
nicht der größten Gefahr ausgesetzt gewesen:<br />
„Ganz unten in der Lagerhierarchie<br />
standen die Juden. Die Aufseher durften<br />
sie erschlagen, wenn sie Lust dazu hatten.<br />
Um uns Tschechen zu töten, brauchte man<br />
einen Grund.“ Völlig abgemagert und infiziert<br />
mit Typhus und Tuberkulose, wurde<br />
Kos im Frühjahr 1945 befreit.<br />
JAHRZEHNTELANG AUSGEBLENDET<br />
69 Jahre später will Audi Löwenberg und<br />
Kos kennenlernen. Denn die VW-Premiummarke<br />
entdeckt gerade ihre Historie<br />
neu. Hinter dem Rüstungsprojekt in Leitmeritz,<br />
wo Tausende KZ-Häftlinge den Tod<br />
fanden, steckte der zweitgrößte Autobauer<br />
des Dritten Reiches, die Auto Union. Aus<br />
dem sächsischen Autohersteller – entstanden<br />
aus der Fusion von Audi, Wanderer,<br />
Horch und DKW – war mit Kriegsbeginn<br />
1939 ein Rüstungskonzern geworden. Der<br />
produzierte im Zeichen der vier Auto-Union-Ringe<br />
nun Panzermotoren und Torpedos.<br />
Aus der 1949 in Ingolstadt neu gegründeten<br />
Auto Union AG wurde 1985 Audi.<br />
Jahrzehntelang blendete die Volkswagen-Tochter<br />
Audi das dunkelste Kapitel ihrer<br />
über 100-jährigen Firmengeschichte<br />
aus. Nach Recherchen der WirtschaftsWoche<br />
über die Verstrickung der Auto Union<br />
in das NS-Regime (Heft 39/2010) ließ der<br />
Konzern in den vergangenen vier Jahren<br />
seine Kriegshistorie aufarbeiten.<br />
Fazit der 500-Seiten-Studie, die an diesem<br />
Montag als Buch erscheint: „Die Auto<br />
Union ließ sich aus kriegswirtschaftlichen<br />
Interessen heraus in skandalösem Maße in<br />
den KZ-Komplex einbinden“. Die „moralische<br />
Verantwortung für die Zustände in<br />
Leitmeritz, wo 18 000 KZ-Häftlinge eingesetzt<br />
wurden, von denen 4500 den Tod fanden“,<br />
stehe „außer Frage“.<br />
»<br />
Tief im KZ-Komplex<br />
2010 berichtete die WirtschaftsWoche<br />
über das wahre Ausmaß der Zwangsarbeit<br />
beim Audi-Vorgänger Auto Union.<br />
Daraufhin beauftragte der Konzern Audi-Historiker<br />
Martin Kukowski und den<br />
Chemnitzer Geschichtsprofessor Rudolf<br />
Boch mit einer Studie. Sie belastet Auto<br />
Union und den damaligen Chef schwer:<br />
44 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Dem Regime ganz nah<br />
Adolf Hitler 1937 bei<br />
der Autoschau in<br />
Berlin mit Auto-Union-<br />
Vorstandschef Richard<br />
Bruhn (2. von rechts)<br />
und den Auto-Union-<br />
Vorständen Carl Hahn<br />
(links) und William<br />
Werner (rechts)<br />
»Die Auto Union ließ sich aus kriegswirtschaftlichen<br />
Interessen heraus<br />
in einem skandalösen Maße in den KZ-<br />
Komplex einbinden«<br />
»Die moralische Verantwortung (des<br />
Auto-Union-Vorstandes) für die Zustände<br />
in Leitmeritz, wo 18 000 KZ-Häftlinge<br />
eingesetzt wurden, von denen 4500<br />
den Tod fanden, steht außer Frage«<br />
»Bis in die letzten Kriegswochen betrieben<br />
die Auto-Union-Vorstände (…)<br />
den Einsatz tausender Zwangsarbeiter<br />
und KZ-Häftlinge mit List und<br />
sichtlichem Eifer«<br />
»Der Vorstand ließ NS-Fanatikern<br />
und ihren Mitläufern<br />
allerhand Freiraum, ihren<br />
Rassenhass auszuleben«<br />
»Nur das nahe Kriegsende verhinderte<br />
einen noch umfänglicheren KZ-Häftlings-Einsatz.<br />
Entsprechende Planungen<br />
lagen bereits vor«<br />
Martin Kukowski, Rudolf Boch:<br />
„Kriegswirtschaft und Arbeitseinsatz<br />
bei der Auto Union AG<br />
Chemnitz im Zweiten Weltkrieg“,<br />
Franz Steiner Verlag <strong>2014</strong>, 75 Euro<br />
FOTO: SZ PHOTO/SCHERL, STEINER-VERLAG<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 45<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Bohumil Kos war Häftling im KZ<br />
Theresienstadt und Zwangsarbeiter<br />
im nahe gelegenen Leitmeritz. Dort<br />
entstand eine Untertagefabrik für<br />
Auto Union<br />
Martin Löwenberg musste wie Kos<br />
ab 1944 als KZ-Häftling in Leitmeritz<br />
die Stollen des früheren Kalkbergwerks<br />
zur Produktionsstätte für Auto<br />
Union ausbauen<br />
»<br />
Audi will nun auf Überlebende des Nazi-<br />
Terrors zugehen, die Darstellung in eigenen<br />
Museen überarbeiten, sich an KZ-Gedenkstätten<br />
engagieren – und den bislang<br />
verehrten, durch die Studie aber stark belasteten<br />
Gründervater Richard Bruhn <strong>vom</strong><br />
Sockel stoßen (siehe Interview Seite 49).<br />
Eine Audi-Rentenkasse mit seinem Namen<br />
soll umbenannt werden. Auch hat Audi<br />
schon die Ingolstädter Stadtverwaltung<br />
vorgewarnt: „Es wird wohl darum gehen,<br />
ob die Bruhnstraße umbenannt wird“, sagt<br />
Oberbürgermeister Christian Lösel. Sobald<br />
der Stadt die Audi-Studie vorliege, würden<br />
Ältestenrat und Stadtrat eingeschaltet.<br />
Für die Studie erforschten der Chemnitzer<br />
Geschichtsprofessor Rudolf Boch und<br />
Audi-Historiker Martin Kukowski, wie die<br />
Auto Union zu einem der eifrigsten Ausbeuter<br />
von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen<br />
wurde. Ihr Werk birgt eine Fülle<br />
neuer Erkenntnisse – und viel Zündstoff.<br />
Denn die erschreckenden Zustände bei<br />
Auto Union beschränkten sich nicht auf<br />
Leitmeritz, wo Auto Union 1944 und 1945<br />
Panzermotoren baute. Neben diesem Außenlager<br />
des KZ Flossenbürg hatte die SS<br />
für die Auto Union in Zwickau und an anderen<br />
Standorten sechs weitere KZ-Außenlager<br />
eingerichtet. Die „Initiative zum<br />
Produktionseinsatz von KZ-Häftlingen<br />
ging“, so schreiben Kukowski und Boch,<br />
„<strong>vom</strong> Vorstand aus“.<br />
Für die 18 000 KZ-Häftlinge, die die Leitmeritzer<br />
Stollen zu Produktionsstätten<br />
umbauten, aber nicht in der Motorenproduktion<br />
eingesetzt wurden, sei Auto Union<br />
moralisch, aber nicht rechtlich verantwortlich,<br />
so die Studie. Denn diese Häftlinge<br />
unterstanden der SS. Direkt unterstellt waren<br />
der Auto Union aber weitere 3700 KZ-<br />
Häftlinge und rund 16 500 Zwangsarbeiter.<br />
Die Zahlen sind Stichtagsbetrachtungen.<br />
Wegen der hohen Sterblichkeit der Arbeiter<br />
war die Fluktuation groß und das tatsächliche<br />
Ausmaß der Zwangsarbeit deshalb<br />
weitaus größer.<br />
ENTSCHEIDUNG IM VW-VORSTAND<br />
Gemessen an der Zahl von rund 50 000<br />
Konzern-Mitarbeitern 1944, war der Anteil<br />
der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge bei<br />
Auto Union vergleichsweise hoch und stieg<br />
gegen Kriegsende steil an. „Auf dem Weg in<br />
die Riege der schwerst belasteten Rüstungskonzerne<br />
wie Flick oder I.G. Farben<br />
kam das Kriegsende dem Auto-Union-<br />
Konzern zuvor“, so die Studie. „Nur das nahe<br />
Kriegsende verhinderte einen noch umfänglicheren<br />
KZ-Häftlings-Einsatz. Entsprechende<br />
Planungen lagen bereits vor.“<br />
Audi ist der letzte der deutschen Autobauer,<br />
der sich in dieser Form der Vergangenheit<br />
stellt. Daimler hatte 1986 und 1994<br />
den Anfang gemacht (siehe Kasten rechts).<br />
20 Jahre später folgt nun das VW-Flaggschiff<br />
aus Bayern. Konsequenzen hat das nicht<br />
nur für Deutschlands beliebtesten Arbeitgeber,<br />
als der Audi oft in WirtschaftsWoche-<br />
Rankings brilliert, sondern auch für die<br />
Konzernmutter in Wolfsburg. Im März<br />
stand die NS-Studie auf der Tagesordnung<br />
von Vorstandssitzungen bei Audi und VW.<br />
Audi-Chef Rupert Stadler ließ danach<br />
Texte im schicken Ingolstädter Markenmuseum<br />
„museum mobile“ ändern. Dort bekennt<br />
sich Audi nun dazu, dass es „in den<br />
KZ-Außenlagern beim Auto-Union-Konzern<br />
gut dreieinhalbtausend Produktionshäftlinge“<br />
gab. Vor gut einer Woche hat Audi<br />
entschieden, auf die KZ-Gedenkstätte<br />
Flossenbürg zuzugehen, „um die Zwangsarbeitergeschichte<br />
rund um das KZ-Außenlager<br />
Leitmeritz aufzuarbeiten“. „Aktionen<br />
gegen das Vergessen“ sollen Audi-<br />
Azubis die Vergangenheit näher bringen.<br />
„Wir setzen auf Aufklärung“, sagt Stadler:<br />
„Mit der Studie haben wir uns sehr verantwortungsvoll<br />
gezeigt.“<br />
Schmerzhaft wird für viele Audianer die<br />
nun unvermeidliche Entweihung des großen<br />
Vorbilds Richard Bruhn (1886–1964).<br />
Noch beim 100. Audi-Jubiläum vor fünf<br />
Jahren stellte Stadler den Vor- und Nachkriegschef<br />
von Auto Union in die erste Reihe<br />
der Audi-Helden: „Diejenigen, die die<br />
Geschicke der Marke lenkten und voranbrachten,<br />
zeichneten sich durch Mut und<br />
Tatkraft aus. Durch Pioniergeist und visionären<br />
Weitblick. Durch Lust auf Innovation<br />
und auf neueste Technologien. Das galt<br />
für (Audi-Gründer) August Horch ebenso<br />
wie später für Richard Bruhn. (...) Und natürlich<br />
auch für (VW-Aufsichtsratschef)<br />
Prof. Dr. Ferdinand Piëch und (VW-Vor-<br />
FOTO: NIKOLA TACEVSKI FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, SIMON KOY FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
46 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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standschef) Prof. Dr. Martin Winterkorn.“<br />
Bruhn führte die Auto Union von 1932 bis<br />
1945 und nach der Neugründung von 1949<br />
bis 1956. Bis 1958 war er Chef des Aufsichtsrates.<br />
1953 erhielt Bruhn das Große<br />
Verdienstkreuz der Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Nun jedoch holt Audi das Vorbild <strong>vom</strong><br />
Podest. Die selbst in Auftrag gegebene Studie<br />
lässt keine andere Wahl:<br />
Arisierung: Die Auto-Union-Führung, so<br />
heißt es in der Studie, „schaute sich einen<br />
ihren Zwecken dienlichen und zur Arisierung<br />
anstehenden Betrieb aus und setzte<br />
dann alle Mittel daran, ihn unter Ausschaltung<br />
der Alteigentümer möglichst günstig<br />
zu erwerben“. Wenn es ihr nutzte, prangerte<br />
die Auto-Union-Spitze in Briefen aktiv<br />
die „jüdische Versippung“ der anvisierten<br />
Unternehmen an. Die Historiker halten es<br />
für „wahrscheinlich, dass Bruhn ohne moralische<br />
Skrupel“ handelte, und vermissen<br />
einen „Restanstand“. Für ausländische<br />
Übernahmen kamen der Auto Union die<br />
Eroberungsfeldzüge Hitlers gerade recht,<br />
stellt die Studie heraus: „Die Auto Union<br />
folgte im Kleinen den Handlungsmaximen<br />
der deutschen Besatzungspolitik.“<br />
Zwangsarbeit: Bruhn forderte offensiv<br />
Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge <strong>vom</strong> NS-<br />
Regime. „Durchaus mit Stolz“, so Kukowski<br />
und Boch, „berichtete der Vorstand 1944<br />
dem Aufsichtsrat, dass das Unternehmen<br />
bald auf 50000 Beschäftigte anwachsen<br />
werde.“ Zu diesem Zeitpunkt war jeder<br />
dritte Mitarbeiter ein Zwangsarbeiter. Die<br />
Historiker stellen fest:„Die Führungsspitze<br />
mochte (ab Sommer 1944) den Krieg im innersten<br />
Zirkel für verloren erachten und eine<br />
Evakuierung der Unternehmensspitze<br />
nach Süddeutschland in Erwägung ziehen.<br />
All dies hinderte sie nicht daran (…) den<br />
Einsatz tausender Zwangsarbeiter und KZ-<br />
Häftlinge mit List und sichtlichem Eifer bis<br />
in die letzten Kriegswochen zu betreiben.“<br />
Muss man Bruhn mildernde Umstände<br />
zugutehalten? Kaum: Ab 1942, so die Studie,<br />
seien die Auto-Union-Entscheidungen<br />
fast ausschließlich ihm anzulasten: „Der<br />
Vorstand muss synonym mit Bruhn verstanden<br />
werden, dem einzigen verbliebenen<br />
regulären Vorstandsmitglied.“<br />
Viele Unternehmen in der NS-Zeit verhielten<br />
sich ähnlich, zeigen andere Studien.<br />
Die Zahl der Arbeitssklaven stieg, je<br />
mehr Männer an die Kriegsfronten mussten.<br />
Angebote der NS-Behörden, in den<br />
meist Rüstungsgüter produzierenden Unternehmen<br />
Ausländer aus besetzten Ländern<br />
und Kriegsgefangene einzusetzen,<br />
konnten die Manager schwer ablehnen.<br />
Kukowski und Boch verweisen dennoch<br />
auf „Handlungsspielräume“ der Unternehmen<br />
insbesondere beim Einsatz von KZ-<br />
Häftlingen, „weil der NS-Staat nicht vornehmlich<br />
mit Zwang, sondern mit ökonomischen<br />
Anreizen agierte. Die Unternehmen<br />
konnten die Spielräume nutzen, entweder<br />
zum Wohl der eigenen Bilanz oder<br />
der <strong>vom</strong> Regime Entrechteten. (…) Ein direkter<br />
Zwang zum Einsatz von KZ-Häftlingen<br />
bestand nicht.“ Opel, damals Marktführer<br />
vor Auto Union, kam fast gänzlich<br />
ohne Zwangsarbeit durchs Dritte Reich.<br />
Kukowski und Boch sehen die Auto-Union-Elite<br />
im böhmischen Leitmeritz, das<br />
heute Litomerice heißt, in der Verantwortung:<br />
Nur anfänglich hatten dort Rüstungsminister<br />
Albert Speer und die SS das Sagen,<br />
später übernahmen Bruhn und Kollegen<br />
„die Führungsrolle“. Sie kannten die Gefährlichkeit<br />
der Stollen: Im Sommer 1944<br />
warnten die Bergbaubehörden vor Gefahren<br />
für die Arbeiter. Dennoch galt „die Sorge<br />
der Auto-Union-Führung weniger den<br />
Zuständen auf der Baustelle als dem zügigen<br />
Baufortschritt und der Unversehrtheit<br />
des Maschinenparks“, entnehmen die Historiker<br />
alten Vorstandspapieren.<br />
Dabei habe es „Gewaltexzesse“ gegeben:<br />
„Der Vorstand ließ NS-Fanatikern und ihren<br />
Mitläufern allerhand Freiraum, ihren<br />
Rassenhass auszuleben.“ Es gab „ein<br />
schweres moralisches Versagen“ des Managements.<br />
Bruhn ist das krasse Gegenteil<br />
eines Oskar Schindler, der mit seinem Unternehmen<br />
subversiv Juden vor der Gaskammer<br />
rettete. Leitmeritz, ein Außenlager<br />
des KZ Flossenbürg, hatte aufgrund der<br />
hohen Todesraten ein viel genutztes Krematorium,<br />
das noch zu besichtigen ist.<br />
Politische Haltung: „Über Regime-Nähe<br />
bedarf es bei Auto Union keiner Diskussion“,<br />
so die Studie. Sie war „fest in das NS-<br />
Regime eingebunden“, der Ausbau zum internationalen<br />
Rüstungskonzern „eigeninitiiert“.<br />
Bruhn hielt „engste Beziehungen“<br />
zur NSDAP, war seit 1933 Mitglied, später<br />
Wehrwirtschaftsführer und als einer der<br />
führenden Rüstungsmanager monatelang<br />
häufiger bei Speer und Adolf Hitler in Berlin<br />
als in seinem Chemnitzer Büro.<br />
Auto-Union-Vorstand William Werner<br />
war laut NS-Studie „ein Nazi“, wobei ungeklärt<br />
sei, ob „Mitläufer oder Überzeugungstäter“.<br />
Andere Führungskräfte bekannten<br />
sich als „begeisterte Nationalsozialisten“,<br />
waren mit Hitlers Stellvertreter<br />
Rudolf Hess befreundet, wurden auf persönliche<br />
Weisung des Führers in die »<br />
KONZERNE IM DRITTEN REICH<br />
Massiv profitiert<br />
Der Umgang deutscher Unternehmen<br />
mit ihrer NS-Zeit.<br />
Daimler ließ 1986 als erster Konzern<br />
durch externe Historiker die NS-Zeit<br />
aufarbeiten. Der Autobauer beschäftigte<br />
in großem Stil Zwangsarbeiter.<br />
Volkswagen engagierte 1986 Hans<br />
Mommsen. VW setzte nahezu überall in<br />
der Produktion Zwangsarbeiter ein.<br />
Für die Deutsche Bank beleuchtete der<br />
Historiker Harold James 1995 die Nazi-<br />
Periode. James nannte die Haltung der<br />
damaligen Banker „willfährig“.<br />
BASF, Bayer, Hoechst öffneten in den<br />
Neunzigerjahren ihre Archive. Insgesamt<br />
beschäftigte die frühere I.G.<br />
Farben über 80 000 Zwangsarbeiter.<br />
Die Deutsche Lufthansa ließ 1999 den<br />
Bochumer Historiker Lutz Budraß eine<br />
Studie verfassen über ihre Beteiligung<br />
beim Aufbau der Luftwaffe. Offiziell erschienen<br />
ist das Werk nicht. Aber die<br />
Fluglinie verschickt es auf Anfrage.<br />
Krupp wurde <strong>vom</strong> Historiker Werner<br />
Abelshauser durchleuchtet, der 2002<br />
publizierte. Krupp galt als NS-Musterbetrieb<br />
und beschäftigte zeitweise über<br />
75 000 Zwangsarbeiter.<br />
Bertelsmann beauftragte Saul Friedländer,<br />
der seine Studie 2002 vorlegte.<br />
Der heutige Medienriese profitierte<br />
massiv <strong>vom</strong> Nazi-Regime.<br />
Die Industriellenfamilie Quandt ließ den<br />
Bonner Historiker Joachim Scholtyseck<br />
2011 aufdecken, wie sich Günther<br />
Quandt von 1933 bis 1945 bereicherte.<br />
Oetker öffnete sich 2007 nach dem Tod<br />
von Patriarch Rudolf-August Oetker, der<br />
in der Waffen-SS war, Historikern.<br />
Deren Erkenntnisse erschienen 2013.<br />
Bosch hat laut dem 2013 erschienenen<br />
Buch von Johannes Bähr geschätzt<br />
20 000 Zwangsarbeiter beschäftigt.<br />
Adidas lässt die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte<br />
auch seine Vorgeschichte<br />
im Dritten Reich erforschen.<br />
Siemens öffnete seine Archive Historikern,<br />
eine große Studie steht noch aus.<br />
juergen.salz@wiwo.de, rüdiger kiani-kress,<br />
peter steinkirchner, andreas wildhagen<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 47<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
|1|<br />
|2|<br />
|3|<br />
»<br />
NSDAP aufgenommen oder hatten eine<br />
„Herrenmenschenperspektive“.<br />
Bruhn führte seinen Erfolg auf seine<br />
„kerngesunde Rasse“ zurück. „Bisweilen“,<br />
so die Studie, „übermannte ihn die Rührung<br />
über den eigenen Aufstieg aus einfachen<br />
Verhältnissen.“ Nahe liegt die – nicht<br />
beweisbare– Vermutung, dass die Stollen in<br />
Leitmeritz nicht zufällig „Richard“ hießen,<br />
sondern den Namen des Chefs trugen.<br />
Im Image-Film „Deutsche Siege in drei<br />
Erdteilen“ von 1937 verklärte Bruhn vor<br />
der Hakenkreuzfahne die Rennsport-Erfolge<br />
der Auto Union als „getreues Spiegelbild<br />
der politischen Entwicklung unseres Vaterlandes“.<br />
Bald nach Kriegsbeginn 1939<br />
schrieb er an seinen kaufmännischen Direktor:<br />
„Nachdem der Polenschreck erledigt<br />
ist, wollen wir alle an die Arbeit. Wenn<br />
der Engländer uns daran hindern wird,<br />
werden wir ihm allerdings an die Gurgel<br />
gehen, und Sie können sich darauf verlassen:<br />
Die Auto Union wird dabei mittelbar<br />
sehr mitwirken.“<br />
AUFGESETZTE OPFERHALTUNG<br />
Nach 1945 klang das dann alles ganz<br />
anders. Kukowski attestiert Bruhn und<br />
seinen Vorstandskollegen eine „in der<br />
Nachkriegszeit eingenommene Opferhaltung“,<br />
die „aufgesetzt“ gewesen sei.<br />
Audi hinterfragte diese Haltung<br />
bislang nicht. 2000 beteiligte<br />
sich der Konzern an den Dr.-<br />
Richard-Bruhn-Wochen in<br />
Bruhns Geburtsort, dem schleswig-holsteinischen<br />
Cismar. Ausgestellt<br />
wurden dabei Devotionalien<br />
wie Bruhns Bundesverdienstkreuz<br />
.<br />
Fotos<br />
Unsere App zeigt<br />
beeindruckende<br />
Bilder des Auto-<br />
Union-Zwangsarbeiter-Bergwerks<br />
1 | Mai-Umzug bei Auto Union mit den Vorständen<br />
Werner, Bruhn und Huschke (v. l.)<br />
2 | „Richard“-Stollen der Auto Union in<br />
Leitmeritz – hier starben 4500 KZ-Häftlinge<br />
3 | Panzermotoren-Produktion bei Auto<br />
Union 1943<br />
Nun geht das Unternehmen auf Distanz.<br />
Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch ist<br />
„sehr betroffen über das Ausmaß der Verstrickungen<br />
der damaligen Auto-Union-<br />
Führung in das System der Zwangsarbeit<br />
und Sklavenarbeit. Dieses Ausmaß war mir<br />
nicht bewusst. Wir begrüßen seitens des<br />
Betriebsrats die Studie und haben jetzt<br />
Fakten und Informationen, was damals<br />
wirklich geschehen ist.“<br />
Daher will der Audi-Betriebsrat „nicht<br />
nur Erinnerungsarbeit leisten“, sondern arbeitet<br />
an einem Konzept für ein Auszubildenden-Projekt<br />
gegen Rechtsradikalismus<br />
und Nationalismus. Dafür will Mosch den<br />
Vorstand gewinnen. Zudem kündigt er an:<br />
„Ich werde im Aufsichtsrat der Pensionskasse<br />
eine Umbenennung vorschlagen,<br />
um Bruhn aus dem Namen ,Dr.-Richard-<br />
Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der AUTO<br />
UNION‘ zu streichen.“<br />
Änderungen sind auch auf der Audi-<br />
Homepage fällig, wo Bruhn noch als „Vater<br />
der Auto Union“ und Mann mit<br />
„honorigem Namen“ geehrt<br />
wird: „Mit großer Umsicht gestaltete<br />
er das Unternehmen zu einem<br />
der führenden Kraftfahrzeugkonzerne<br />
im damaligen<br />
Deutschen Reich.“<br />
Einen klugen Maßstab für den<br />
Umgang heutiger Manager mit<br />
den NS-Verstrickungen ihrer Unternehmen<br />
hat der frühere Daimler-Finanzchef<br />
Manfred Gentz formuliert, der vor 15 Jahren<br />
den Beitrag der Wirtschaft zur Zwangsarbeiterentschädigung<br />
im Rahmen der<br />
Stiftung Erinnerung, Verantwortung und<br />
Zukunft einsammelte: „Die Firmengeschichte<br />
1933 bis 1945 tabulos zu beschreiben<br />
gehört für mich zur Firmenhygiene.“<br />
BEFANGENER AUTOR?<br />
Ob Audi das nun geleistet hat, wird das Urteil<br />
der Historiker über die neue Studie zeigen.<br />
Kritiker werden sich daran stören,<br />
dass Mitautor Kukowski Audi-Mitarbeiter<br />
ist. Ohne direkten Bezug zum aktuellen Fall<br />
sagt Martin Schulze Wessel, Geschichtsprofessor<br />
an der Universität München und<br />
Vorsitzender des Verbandes der Historiker<br />
und Historikerinnen Deutschlands: „Wenn<br />
ein Unternehmen eine Studie zur eigenen<br />
Geschichte in Auftrag gibt und daran einen<br />
Mitarbeiter mitschreiben lässt, steht immer<br />
der Verdacht der Befangenheit im<br />
Raum.“ Das könne nicht im Interesse des<br />
Unternehmens sein: „Nur Forschung, die<br />
wissenschaftlichen Kriterien gerecht wird,<br />
kann glaubwürdige Antworten geben.“<br />
Co-Autor Boch widerspricht: „Ich sehe<br />
das nicht so, dass die Unabhängigkeit nicht<br />
gegeben ist. Ich habe mir vertraglich zusichern<br />
lassen, dass uns keiner reinredet.“<br />
Audis neues Bekenntnis zur NS-Geschichte<br />
kann auch wirtschaftliche Folgen<br />
für das Unternehmen haben. Wenn die<br />
nach dem Krieg in Ingolstadt gegründete<br />
Auto Union juristisch als Rechtsnachfolgerin<br />
der alten Auto Union gilt, könnten<br />
Überlebende des Nazi-Terrors oder ihre<br />
Nachfahren Schadensersatzforderungen<br />
FOTOS: UNTERNEHMENSARCHIV AUDI AG, ARCHIV PAMÁTNÍKU TEREZÍN<br />
48 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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INTERVIEW Thomas Frank<br />
»Der Verantwortung bewusst«<br />
Der Leiter von Audi Tradition will die Rolle von Auto-Union-Chef<br />
Richard Bruhn in der NS-Zeit neu bewerten.<br />
gegen Audi geltend machen. Die Studie<br />
stellt klar: Nach dem Krieg sei die alte Auto<br />
Union in Ostdeutschland zwar aufgelöst<br />
worden. Doch die „Auto Union AG Ingolstadt<br />
ist der Rechtsnachfolger, Auto Union<br />
GmbH Ingolstadt der Produktionsnachfolger<br />
der Auto Union“.<br />
Betriebsratschef Mosch will sich daher<br />
„beim Thema Entschädigungsleistungen<br />
für frühere Auto-Union-Zwangsarbeiter<br />
rückversichern“. Der VW-Konzern hat 1998<br />
bereits einen eigenen Entschädigungsfonds<br />
für Zwangsarbeiter eingerichtet und<br />
sich später auch an den Entschädigungszahlungen<br />
der Stiftungsinitiative der deutschen<br />
Wirtschaft beteiligt. Damit sei, so<br />
bislang die Sicht von Volkswagen, auch das<br />
Unrecht bei Auto Union abgegolten. Unlogisch<br />
daran erscheint, dass VW das wahre<br />
Ausmaß der Zwangsarbeit bei Auto Union<br />
um die Jahrtausendwende noch gar nicht<br />
kannte.<br />
Dass sich Audi nie am Entschädigungsfonds<br />
der deutschen Wirtschaft beteiligt<br />
hat, stößt bei der Stiftung Bayerische Gedenkstätten,<br />
die unter anderem für die Gedenkstätten<br />
Flossenbürg und Leitmeritz<br />
zuständig ist, auf Unverständnis: „Die Auto<br />
Union war einer der großen Nutzer von<br />
Zwangsarbeit, sei es durch zivile Zwangsarbeiter<br />
oder durch KZ-Häftlinge“, sagt Stiftungshistoriker<br />
Ulrich Fritz. „Umso erstaunlicher<br />
ist es, dass Audi, wo man sich<br />
gern auf die technische Tradition der Auto<br />
Union beruft, nicht selbstständig Mitglied<br />
der Stiftungsinitiative geworden ist und damit<br />
Verantwortung auch für diesen Teil der<br />
Firmenhistorie anerkennt.“<br />
n<br />
harald.schumacher@wiwo.de,<br />
martin.seiwert@wiwo.de | New York<br />
Herr Frank, wie bewerten Sie die Ergebnisse<br />
der Untersuchung „Kriegswirtschaft<br />
und Arbeitseinsatz bei der Auto<br />
Union im Zweiten Weltkrieg“?<br />
Die Studie macht uns bewusst, wie die<br />
Maschinerie im Dritten Reich funktioniert<br />
hat und welche Menschenrechtsverletzungen<br />
bei den Marken, aus denen<br />
die heutige Audi AG hervorgegangen ist,<br />
begangen wurden. Wir und nachfolgende<br />
Generationen müssen dafür sorgen,<br />
dass sich so etwas nicht wiederholt.<br />
Daimler, VW und andere<br />
Konzerne haben vor<br />
rund 20 Jahren die<br />
Verstrickungen in NS-<br />
Kriegswirtschaft und<br />
Zwangsarbeit untersucht<br />
– warum Audi<br />
erst jetzt?<br />
Wir haben das Thema<br />
bereits in den Achtzigerjahren<br />
diskutiert<br />
und reflektiert. Nach<br />
der Wende konnte Audi<br />
erstmals Originalakten<br />
einsehen und in einem<br />
Forschungsauftrag erschließen.<br />
Zwischenzeitlich<br />
hörten wir, es<br />
gebe ein Habilitationsprojekt<br />
an der TU<br />
Chemnitz und verzichteten<br />
zunächst auf eine<br />
eigene Forschungsarbeit.<br />
Als das nicht realisiert<br />
wurde, haben wir<br />
2010 die Zwangsarbeiterstudie angestoßen.<br />
Ein wichtiger Impuls hierzu war<br />
auch die Berichterstattung der WirtschaftsWoche<br />
im September 2010.<br />
Welche Konsequenzen wird Audi nun<br />
aus der Studie ziehen?<br />
Wir wollen unseren Auszubildenden die<br />
Thematik in Diskussionsrunden und an<br />
historischen Stätten näher bringen. Es<br />
gibt auch ein Azubi-Projekt zur Spurensuche<br />
rund um das ehemalige KZ-Außenlager<br />
Kochendorf, einen Workshop<br />
mit Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau<br />
DER TRADITIONS-PFLEGER<br />
Frank, 58, ist seit 1998 Leiter der<br />
Audi Tradition. Die Gesellschaft<br />
kümmert sich um die Bewahrung<br />
und Darstellung der über 100-jährigen<br />
Geschichte des Autoherstellers<br />
und seiner Schwestermarken.<br />
oder Zeitzeugen-Lesungen. Zudem fließt<br />
die Studie ein in die Präsentation des<br />
„museum mobile“ in Ingolstadt und in<br />
das August Horch Museum in Zwickau.<br />
Bei der 100-Jahr-Feier wurde Richard<br />
Bruhn noch als einer der Väter der Auto<br />
Union geehrt. Muss er nach der Lektüre<br />
der Studie neu bewertet werden?<br />
Seine Leistungen für das Unternehmen<br />
nach dem Krieg sind unbestritten. Die<br />
Zusammenhänge im Dritten Reich müssen<br />
natürlich neu betrachtet werden.<br />
Darüber sind sich<br />
Unternehmen und<br />
Betriebsrat im Klaren.<br />
In Ingolstadt ist eine<br />
Straße nach Bruhn<br />
benannt. Gibt es da<br />
Handlungsbedarf?<br />
Die Stadt kennt die<br />
Ergebnisse der Studie.<br />
Wir wissen aber<br />
noch nicht, wie sie entscheidet.<br />
Zahlt Audi nun nachträglich<br />
mehr Geld in<br />
den Zwangsarbeiter-<br />
Entschädigungsfonds<br />
der deutschen Wirtschaft<br />
ein?<br />
VW hat sich als Konzernobergesellschaft<br />
und damit auch für die<br />
deutschen Töchter im<br />
Rahmen der Stiftung<br />
„Erinnerung Verantwortung<br />
Zukunft“ engagiert<br />
und gezeigt, dass die heutigen<br />
Unternehmen sich ihrer Verantwortung<br />
bewusst sind.<br />
Gibt es im Konzern noch Überlegungen,<br />
den Namen der Auto Union zu nutzen –<br />
etwa für eine Volkswagen-Holding?<br />
Dazu gibt es keine Überlegungen.<br />
Wie viel Auto Union steckt heute in der<br />
Marke Audi?<br />
Die Auto Union mit ihrer zentralen<br />
Marke DKW ist einer der Grundpfeiler<br />
der heutigen Audi AG.<br />
franz.rother@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 49<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Der Mann mit dem Stahlkern<br />
DEUTSCHE BANK | Mit einer Kapitalerhöhung stärkt Deutschlands Branchenprimus seine umstrittenste<br />
Sparte, das Investmentbanking. Wie tickt ihr Chef Colin Fan, dem nun eine Schlüsselrolle zufällt?<br />
Ausgesucht höflich bedankt er sich<br />
am Ende für das Gespräch, lächelt<br />
freundlich und schiebt noch eine<br />
Floskel hinterher: Man müsse sich bald<br />
wiedersehen. Und dann freue er sich darauf,<br />
die Erfolge des Kulturwandels bei der<br />
Deutschen Bank demonstrieren zu können.<br />
Der Händedruck ist warm, das blütenweiße<br />
Hemd mit den Doppelmanschetten<br />
elegant, der marineblaue Anzug sitzt<br />
perfekt. Colin Fan verlässt den Raum in der<br />
Great Winchester Street Nr. 1, dem Sitz der<br />
Bank in London, entspannt.<br />
Er kann aber auch anders: „Ich habe die<br />
Geduld verloren. Zu prahlen, indiskret<br />
oder vulgär zu sein ist nicht in Ordnung“,<br />
wendet sich Fan, der seit zwei Jahren gemeinsam<br />
mit dem Australier Robert Rankin<br />
an der Spitze des Investmentbankings<br />
steht, in einer Videobotschaft an seine Untergebenen.<br />
Das gelte für jede Art der Kommunikation,<br />
die auch nur ansatzweise als<br />
unprofessionell angesehen werden könne:<br />
„Hört auf. Jetzt sofort“, sagt der 41-Jährige<br />
abgehackt, starrt unbewegt in die Kamera,<br />
sein Kopf wird nah herangezoomt, die Szene<br />
hat etwas Bedrohliches. Die Botschaft<br />
ist klar: Wir hier in London meinen es ernst<br />
mit dem Kulturwandel.<br />
SEHR AMERIKANISCH<br />
Wohl kein Zufall: Das Video drang an die Öffentlichkeit,<br />
kurz bevor die Deutsche Bank<br />
eine Megakapitalerhöhung von acht Milliarden<br />
Euro beschloss, die vor allem der Stärkung<br />
des Investmentbankings dienen soll.<br />
Anders als viele europäische Rivalen setzt<br />
die Deutsche Bank nicht nur weiter auf diesen<br />
Bereich, sondern schaltet sogar auf Angriff,<br />
um den großen Wall-Street-Häusern,<br />
die besser kapitalisiert sind, Paroli zu bieten.<br />
„Wir werden die einzige wirklich globale<br />
Investmentbank mit Sitz in Europa sein“,<br />
prophezeit Co-Vorstandschef Anshu Jain.<br />
Der neue Großaktionär der Bank,<br />
Scheich Hamad bin Jassim al-Thani (genannt<br />
„HBJ“) aus Katar, soll diese Strategie<br />
ausdrücklich befürworten, ist in Londoner<br />
Bankenkreisen zu hören. Damit kommt<br />
Fan künftig eine Schlüsselrolle zu. Wie tickt<br />
der Mann, der die umstrittenste, aber künftig<br />
noch wichtigere Sparte von Deutschlands<br />
größtem Geldhaus leitet?<br />
Wenig Schmeichelhaftes fällt einem Mitarbeiter<br />
ein, der anonym bleiben will: „Wie<br />
man ihn knackt? Keine Ahnung. Er ist<br />
glatt. Man kommt nicht an ihn ran.“ Es sei<br />
sogar unklar, ob er eine sportliche Leidenschaft<br />
habe. Fan wirke stets sehr amerikanisch,<br />
er könne eine Stunde lang reden, ohne<br />
wirklich etwas zu sagen. Abgesehen von<br />
der Tatsache, dass er verheiratet ist und<br />
vier Kinder hat, ist über Fans Privatleben<br />
kaum etwas bekannt.<br />
Fan und sein Vorgänger Jain kennen sich<br />
nicht nur schon lange, sondern schätzen<br />
Schlüsselposition in London<br />
Investmentbanker Fan wird von<br />
manchen bereits als Kandidat<br />
für die Bankspitze gehandelt<br />
FOTOS: MAURITIUS IMAGES/ALAMY, REUTERS/DANNY MOLOSHOK<br />
50 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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sich auch sehr. Es wird schnell klar, dass<br />
Fan seinen Chef für äußerst integer und<br />
moralisch hält. Deshalb gilt er auch als eines<br />
der treuesten Mitglieder von „Anshu’s<br />
Army“. Beide haben US-Universitäten besucht,<br />
sprechen die Sprache der internationalen<br />
Finanzmärkte und haben keine<br />
Angst vor intellektuellen Wortgefechten.<br />
So sagt Fan über den Führungsstil seines<br />
Chefs: „Er kontrolliert die, die an ihn berichten,<br />
nicht bis ins kleinste Detail, aber er<br />
stellt ihnen durchaus bohrende Fragen. Es<br />
geht ihm darum, möglichst viel über ein<br />
Thema zu erfahren. Und er will auch sicherstellen,<br />
dass sein Gesprächspartner<br />
selbst über das Thema gut informiert ist.<br />
Das ist fair, und es motiviert.“<br />
KARRIERESPRUNG MIT 28 JAHREN<br />
Dem Vernehmen nach soll auch Fans Frau<br />
große Stücke auf Jain halten und ihn als<br />
charmant, warm und liebenswürdig bezeichnen<br />
– einfach einen, den man zu einer<br />
Dinnerparty mitnehmen würde.<br />
Im persönlichen Gespräch wirkt der<br />
Banker, der in China geboren wurde, in Kanada<br />
aufwuchs und perfekt Mandarin<br />
spricht, ganz anders als der roboterartige<br />
Mann, der auf dem Video zu sehen ist. Er<br />
lacht immer wieder auf und wählt gelegentlich<br />
auch eine recht plastische Ausdrucksweise<br />
– was seine Presseadjutanten<br />
später wieder zu entschärfen wissen.<br />
Eigentlich wollte der junge Colin Arzt<br />
werden, stellte bei einem Praktikum bei einem<br />
Kardiologen jedoch fest, dass Entscheidungen<br />
über Leben und Tod nicht<br />
seine Sache sind. Nach dem Studium der<br />
Geschichte und Naturwissenschaften in<br />
Harvard ging er an die Wall Street.<br />
Wie Jain startete Fan seine Karriere bei<br />
der Investmentbank Merrill Lynch, sein<br />
erster Job war der Handel mit hoch riskanten<br />
Kreditprodukten aus Lateinamerika.<br />
Später wechselte er dann zur UBS und 1998<br />
als Händler zur Deutschen Bank, wo er unter<br />
anderem in New York und Hongkong<br />
arbeitete und schon mit 28 Jahren zum Managing<br />
Director befördert wurde.<br />
Zehn Jahre später holte ihn Jain nach<br />
London und übertrug ihm gemeinsam mit<br />
dem damaligen Starhändler Boaz Weinstein<br />
die Leitung des Handels mit Kreditprodukten.<br />
Mit hochkomplexen Wetten an<br />
den Kreditmärkten setzte Weinstein das<br />
Kapital der Bank aufs Spiel. 2009 ging er<br />
und gründete einen Hedgefonds. Überflieger<br />
Fan blieb und machte Karriere.<br />
In Fachkreisen wird Fan sehr geschätzt<br />
und gilt manchen gar als möglicher<br />
»<br />
Defizitärer Hochrisiko-Trakt<br />
So tickt die Investmentsparte der Deutschen Bank,<br />
die künftig eine wichtigere Rolle spielen soll<br />
Mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden<br />
Paul Achleitner und dem Co-Vorstandschef<br />
Anshu Jain sind zwei der<br />
drei mächtigsten Führungspersonen<br />
der Deutschen Bank lupenreine<br />
Investmentbanker.<br />
Trotzdem bringt das Geschäftmit<br />
privaten und gewerblichen Kunden<br />
den großen Gewinn (in Millionen Euro)...<br />
...während das Investmentbanking<br />
Geld verbrennt, rechnet man die interne<br />
Bad Bank hinzu, deren Schrottgeschäfte<br />
zumeist aus dem Investmentbanking<br />
stammen (Verlust in Millionen<br />
Euro).<br />
2012 2013<br />
2012 2013<br />
Ein Grund für die Defizite im Investmentbanking ist die<br />
horrende Höhe der Boni für die dortigen Mitarbeiter<br />
Variable Vergütung insgesamt<br />
(in Millionen Euro)*<br />
2253<br />
2190<br />
Paul Achleitner<br />
+1519<br />
–32<br />
2012 2013 2012 2013<br />
Dagegen müssen sich die Mitarbeiter der Privat-und<br />
Firmenkunden-Sparte mit viel geringeren Boni zufriedengeben.<br />
Variable Vergütung insgesamt<br />
(in Millionen Euro)<br />
Pro Mitarbeiter<br />
(in Euro)<br />
*einschließlich interne Bad Bank mit Altlasten; Quelle: fairesearch, Unternehmen, eigene Berechnung<br />
Anshu Jain<br />
+1555<br />
–243<br />
72346 76877<br />
Pro Mitarbeiter<br />
(inEuro)<br />
<strong>26</strong>2 310<br />
5759 6624<br />
2012 2013 2012 2013<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 51<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
»<br />
Kandidat für die Bankspitze. „Er ist bekannt<br />
dafür, dass er nach der Finanzkrise<br />
dazu beitrug, im Kreditprodukte-Geschäft<br />
der Bank aufzuräumen und beim Vorstoß<br />
in die Schwellenländer eine führende Rolle<br />
einzunehmen“, lobte das „Wall Street Journal“.<br />
Der US-Sender CNN nennt ihn „einen<br />
der vielversprechendsten Investmentbanker<br />
seiner Generation“.<br />
PRIORITÄT FÜR BROT UND BUTTER<br />
Das Fachblatt „Financial News“ nahm ihn<br />
einst in seine Liste der 40 wichtigsten Investmentbanker<br />
unter 40 Jahren auf und<br />
hob dabei die Vielseitigkeit Fans hervor,<br />
der in vielen verschiedenen Anlageklassen<br />
erfahren ist. Da er in Nordamerika, Asien<br />
und Europa gearbeitet hat, repräsentiert er<br />
wie kaum ein anderer Manager das internationale<br />
Gesicht der Bank.<br />
Wertvoll ist er in dieser Hinsicht auch für<br />
Jain, der das Asiengeschäft fördern möchte.<br />
Dabei hilft nicht nur, dass Fan in Hongkong<br />
gearbeitet hat und fließend Mandarin<br />
spricht, sondern auch seine chinesische<br />
Herkunft: „Sie sind dort einfach begeistert,<br />
wenn sie ihn sehen“, sagt ein hochrangiger<br />
Deutschbanker. Selbst Kritiker räumen ein:<br />
„Leute wie Fan und Rankin repräsentieren<br />
die internationale Dimension der Deutschen<br />
Bank, sonst wäre sie nichts anderes<br />
als eine europäische Investmentbank.“<br />
Nun kommt für Fan<br />
die Bewährungsprobe<br />
an der Spitze des Investmentbankings.<br />
Weil<br />
Wettbewerber wie die<br />
schweizerische UBS und<br />
die britische Barclays<br />
Bank sich weitgehend<br />
»Unser Ruf ist<br />
alles. Denkt<br />
genau darüber<br />
nach, was ihr<br />
sagt«<br />
daraus zurückziehen,<br />
sieht Jain die Chance,<br />
neue Kunden und größere<br />
Marktanteile zu gewinnen.<br />
Doch es gibt Zweifler, auch unter<br />
den Investoren. Sie fragen sich, ob die Bank<br />
mit dieser Strategie aufs falsche Pferd setzt,<br />
schließlich ziehen sich Barclays und UBS ja<br />
aus gutem Grund zurück.<br />
Denn die niedrigen Zinsen sind für den<br />
Anleihehandel schlecht, der traditionell zu<br />
den Stärken der Deutschen Bank gehört.<br />
Die Reduzierung des außerbörslichen<br />
Handels mit Derivaten drückt ebenso auf<br />
die Gewinnmargen wie die Tatsache, dass<br />
Investoren heute weniger komplexe Finanzprodukte<br />
als früher kaufen.<br />
Zudem hat sich seit der Finanzkrise die<br />
Regulierung verschärft, auch die Deutsche<br />
Bank trägt dem Rechnung. So wurde der<br />
Eigenhandel dichtgemacht und der physische<br />
Handel mit Rohstoffen komplett eingestellt.<br />
„Wir müssen den einfachen Finanzprodukten,<br />
unserem Brot-und-Butter-Geschäft,<br />
Priorität einräumen“, sagt<br />
Fan. Doch damit verdient man nicht so gut.<br />
Zurzeit schwächelt das Investmentbanking,<br />
im laufenden zweiten Quartal hat<br />
sich noch keine Besserung eingestellt.<br />
Der unabhängige Analyst Dieter Hein<br />
von fairesearch in Frankfurt ist zudem der<br />
Ansicht, dass die Deutsche Bank mit Bilanztricks<br />
das wahre Ausmaß der Krise im<br />
Investmentbanking verschleierte, indem<br />
sie 2012 eine Bad Bank gründete, die Non<br />
Core Operations Unit (NCOU): „Dieser Bereich<br />
besteht zum allergrößten Teil aus Geschäft,<br />
das ursprünglich das Investmentbanking<br />
zu verantworten hat, jetzt aber<br />
Milliardenverluste erzielt.“ Zusammengerechnet<br />
haben Investmentbanking und die<br />
Bad Bank 2012 einen Verlust von 32 Millionen<br />
Euro und 2013 gar ein Minus von 243<br />
Millionen Euro erzielt (siehe Grafik Seite<br />
51). „Im ersten Quartal <strong>2014</strong> hat die Bank<br />
erneut Geschäfte der Investmentbank mit<br />
einem Verlust von 191 Millionen Euro an<br />
NCOU abgegeben.“<br />
Damit die Gewinnmaschine der Vergangenheit<br />
wieder läuft, soll Fan nun auch dafür<br />
sorgen, dass sich alte<br />
Fehler nicht wiederholen.<br />
Es laufen Ermittlungen<br />
wegen des Verdachts<br />
auf Manipulationen<br />
von Referenzzinsen<br />
sowie Devisenund<br />
Goldkursen.<br />
Fans Videobotschaft,<br />
die am 25. April an alle<br />
im Investmentbanking<br />
ging, lässt dazu an<br />
Deutlichkeit nichts zu<br />
wünschen übrig. „Unser<br />
Ruf ist alles. Denkt genau darüber nach,<br />
was ihr sagt und wie ihr es sagt“, so sein Appell<br />
an die Truppen in den Handelsräumen,<br />
Devisen- und Analystenabteilungen.<br />
Wer dem zuwiderhandle müsse mit „ernsten<br />
Konsequenzen“ rechnen, warnt Fan,<br />
bevor er abrupt <strong>vom</strong> Bildschirm verschwindet.<br />
Fan gilt als Mann mit Stahlkern, der aber<br />
jene souveräne Lässigkeit ausstrahlt, die<br />
man von Harvard-Absolventen wie ihm erwartet.<br />
Berufsanfängern gibt er gern auf<br />
den Weg: „Das Glück begünstigt den Mutigen.“<br />
Er wird es brauchen.<br />
n<br />
Investmentbanking-Chef Colin Fan<br />
yvonne.esterhazy@wiwo.de | London<br />
»Ich liebe<br />
das«<br />
INTERVIEW | Stephanie Mair-Huydts<br />
Die Chefin von MairDuMont<br />
will Deutschlands größten<br />
Reisebuchverlag zum<br />
Medienhaus wandeln und<br />
China erobern.<br />
Frau Mair-Huydts, im Buchhandel stehen<br />
Reiseführer regalmeterweise, aber<br />
braucht man heutzutage wirklich noch<br />
gedrucktes Material, wenn man wegfährt?<br />
Offenbar mehr denn je. Wir haben selbst<br />
den Markt vor fünf Jahren nicht so optimistisch<br />
eingeschätzt. Aber in diesem Zeitraum<br />
gab es im Printbereich nach Angaben<br />
von Media Control jährliche Marktzuwächse<br />
von sechs Prozent.<br />
Wie erklären Sie sich das?<br />
Apps, Bücher, Internet – der Leser nutzt alle<br />
Wege, sich zu informieren, und nimmt<br />
am Ende immer noch was Gedrucktes mit.<br />
Wie wird sich der Markt in Deutschland in<br />
den kommenden fünf Jahren entwickeln?<br />
Der Reiseführermarkt Print wächst weiter<br />
moderat. Momentan haben wir mehr als<br />
50 Prozent Marktanteil und streben 60 Prozent<br />
an. Der digitale Markt ist schwerer abzugrenzen,<br />
da spielt MairDuMont auf dem<br />
gleichen Terrain wie Google, Tripadvisor<br />
und andere internationale Player. Wir wollen<br />
unseren Digitalumsatz mit E-Books,<br />
Apps, Mediaumsätzen, E-Commerce und<br />
Inhalte-Vertrieb stark ausbauen.<br />
Wie verändert das Internet Ihr Geschäft?<br />
Es ist durch den technischen Wandel vielfältiger,<br />
aber auch komplexer geworden.<br />
Inwiefern?<br />
Wir müssen uns zum Medienhaus wandeln.<br />
In den vergangenen fünf Jahren haben<br />
wir für die Vernetzung von Print und<br />
Online technische Strukturen und Datenbanken<br />
aufgebaut und dafür einen siebenstelligen<br />
Betrag investiert. Aber die Technik<br />
nützt nichts, wenn nicht auch die Mitarbeiter<br />
vernetzt denken. Wenn wir etwa in einem<br />
Reiseführer einen Aussichtspunkt auf<br />
einem Berg in China beschreiben, müssen<br />
Mitarbeiter und Autor im Kopf haben, dass<br />
dieser auch geocodiert werden muss –<br />
nicht leicht ohne genaue Adresse. Auch die<br />
Öffnungs-Angabe zu einer Kirche in Griechenland<br />
„den Schlüssel können Sie im<br />
52 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTO: DENIZ SAYLAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
DIE REISEFÜHRERIN<br />
Mair-Huydts, 51, ist Enkelin von Gründer<br />
Kurt Mair und seit 2010 Sprecherin der Geschäftsführung<br />
von MairDuMont. Der Marktführer<br />
für deutschsprachige Reiseführer mit<br />
Sitz in Ostfildern bei Stuttgart setzt mit 400<br />
Mitarbeitern 100 Millionen Euro um. Zu den<br />
Marken zählen Marco Polo, Baedeker, Falk<br />
und DuMont. Die promovierte Ökonomin ist<br />
verheiratet und hat zwei Kinder.<br />
ten wir leider in den vergangenen Jahren<br />
Stellen streichen. Zu besten Zeiten hatten<br />
wir 100 Kartografen, heute sind es noch 22.<br />
Wir müssen uns dem schrumpfenden<br />
Markt anpassen.<br />
Und wo wollen Sie stattdessen wachsen?<br />
In Deutschland wird das Erobern weiterer<br />
Marktanteile schwieriger. Darum sind wir<br />
vor drei Jahren nach England gegangen. Es<br />
ist nicht so einfach, Fuß zu fassen in einem<br />
Markt ohne Buchpreisbindung, dominiert<br />
von Lonely Planet und Dorling Kindersley.<br />
Aber wir haben es dort mit unserer Marke<br />
Marco Polo auf Platz drei geschafft. Unser<br />
Sommer bis Sonnenuntergang in der Taverne<br />
gegenüber abholen“ ist nicht ganz<br />
einfach in eine Datenbankstruktur zu<br />
übersetzen.<br />
Amazon hat angekündigt, ein eigenes<br />
Verlagsgeschäft aufzubauen. Macht Ihnen<br />
diese Ankündigung Angst?<br />
Nein. In unserem Segment Reiseinformation<br />
geht es nur zu einem ganz kleinen Teil<br />
darum, Informationen digital und online<br />
verfügbar zu machen. Unser Know-how<br />
liegt darin, die richtige Mischung aus Text,<br />
Bildern, Karten und Grafiken für den Reisenden<br />
zusammenzustellen, und dies immer<br />
aktuell zu vielen Destinationen.<br />
Wo sehen Sie denn negative Tendenzen<br />
und Herausforderungen?<br />
Der Bereich Kartografie ist rückläufig, auch<br />
wenn wir jedes Jahr immer noch fünf Millionen<br />
Karten verkaufen. Aber die Leute<br />
kaufen heute kaum mehr einen Shell Autoatlas,<br />
wie wir ihn auch verlegen, sondern<br />
verlassen sich auf das Navigationsgerät.<br />
Das ist zwar ein Fehler, wenn man sich verfährt<br />
(lacht), aber das ist Fakt. In diesem<br />
Bereich, der unsere Keimzelle war, mussneuestes<br />
Abenteuer heißt China. Das stellt<br />
uns vor ganz spezielle Herausforderungen.<br />
Vor welche denn?<br />
Wir machen im Rahmen eines Joint Ventures<br />
mit der Beijing Publishing Group Reisebücher<br />
von Chinesen für Chinesen auf<br />
Chinesisch – da muss man lernen, mit<br />
Kontrollverlust zu leben. Zudem setzen die<br />
Chinesen beim Reisen andere Schwerpunkte.<br />
Shopping interessiert sie sehr. Drei<br />
warme Mahlzeiten am Tag sind wichtiger<br />
als das Hotelzimmer. Und bei Besichtigungen<br />
gibt es andere Ziele: So pilgern Chinesen<br />
gern zum Schweizer Berg Titlis. Auf<br />
dem hatte der Turner Donghua Li die Eingebung,<br />
bei Olympia in Atlanta 1996 Gold<br />
zu gewinnen. Er hatte im Fels die Konturen<br />
einer sitzenden Buddha-Statue erkannt –<br />
und siegte tatsächlich. Deutsche Touristen<br />
interessiert das eher weniger.<br />
Aber wenn das alles in China auf<br />
Chinesisch stattfindet, wofür brauchen<br />
die Chinesen MairDuMont?<br />
Weil wir das Know-how haben für den Aufbau<br />
von Datenbanken, die Konzeption von<br />
Reiseführern und den Aufbau einer Marke.<br />
Wir hoffen auch auf Geschäfte mit chinesischen<br />
Tourismusämtern, die ihre Destination<br />
für europäische Kunden promoten<br />
wollen. Wir können helfen, die richtigen<br />
Wege und Produkte zu finden und zu gestalten.<br />
Auf den Web-Sites mit unseren<br />
deutsch- und englischsprachigen Produkten<br />
können wir etwa das „chinesische Hawaii“,<br />
die Insel Hainan, europäischen Touristen<br />
näher bringen. Diesen Marktzugang<br />
bietet ein chinesischer Anbieter nicht.<br />
Was raten Sie jungen Frauen, die Karriere<br />
machen wollen?<br />
Auch mit Kindern möglichst voll weiterzuarbeiten.<br />
Ich habe nach den Geburten meiner<br />
Kinder kaum pausiert. Der typische<br />
Halbtagsjob ist schwierig für die Karriere.<br />
Wohin fahren Sie, wenn Sie privat reisen,<br />
und recherchieren Sie dabei auch?<br />
Ja, ich mache mir Notizen, aber die bleiben<br />
privat. Mit der Familie fahren wir jedes Jahr<br />
an die Nordküste der Bretagne. Große Wellen,<br />
raues Wetter, viel Wind und Hummer<br />
zu kleinen Preisen, das finde ich klasse. Ich<br />
mag aber auch Fernreisen mit meinem<br />
Mann. Dieses Jahr sind wir nach Angola zu<br />
unserem Entwicklungshilfeprojekt Joint<br />
Aid Management gefahren. Wir haben einen<br />
Brunnen eingeweiht, und als ich die<br />
jubelnden Kinder mit Wasser nass gespritzt<br />
habe, war das einer der schönsten<br />
Momente meines Lebens – ganz ohne Reiseführer.<br />
n<br />
katja marjan | unternehmen@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 53<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Lautlose Avancen<br />
THYSSENKRUPP | Endet der Versuch des Ruhrkonzerns, U-Boot-<br />
Werften zu verkaufen, in einer Allianz mit Frankreichs Werft DCNS?<br />
ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Ulrich<br />
Lehner ist so weit zufrieden mit<br />
seinem Konzernlenker Heinrich Hiesinger.<br />
„Wir sind auf dem richtigen Weg“,<br />
sagte er vor Kurzem, als der schwer gebeutelte<br />
Konzern zum ersten Mal seit zwei Jahren<br />
einen, wenn auch kleinen Quartalsgewinn<br />
verkündete. „Aber“, so erhob Lehner<br />
den Zeigefinger, „wir dürfen uns nicht zurücklehnen.<br />
Das wäre fatal.“<br />
Das weiß auch Konzernchef Hiesinger –<br />
und mehr, als ihm lieb sein kann. Denn<br />
während weiter die Stahlwerke in Amerika<br />
die Zahlen verhageln, muss der 53-Jährige<br />
eine neue Herkulesaufgabe angehen: den<br />
völligen Umbau der Marinesparte mit ihren<br />
Kriegsschiffen sowie den High-Tech-<br />
U-Booten, die wegen ihrer Lautlosigkeit<br />
bei Militärs besonders begehrt sind.<br />
Dabei ist der Ex-Siemens-Manager ein<br />
Getriebener, dem nun ein Streit mit der<br />
Bundesregierung droht. Auf Druck des<br />
schwedischen Finanzinvestors Cevian, der<br />
15 Prozent an ThyssenKrupp hält, will Hiesinger<br />
nämlich Teile der Maritim-Sparte<br />
verkaufen. Bevorzugter Käufer ist der<br />
schwedische Rüstungskonzern Saab, der<br />
sich 1992 seiner Autotochter entledigte<br />
und heute vor allem als Kampfjethersteller<br />
dem Eurofighter Konkurrenz macht.<br />
Doch offenbar hat Hiesinger den Geldregen<br />
ohne Berlin geplant. Denn auf seiner<br />
Verkaufsliste stehen ausgerechnet die beiden<br />
U-Boot-Werften, die ThyssenKrupp<br />
über seine Kieler Tochter HDW in Malmö<br />
und Karlskrona in Schweden baut. Eine<br />
Absichtserklärung ist unterschrieben,<br />
mehr aber nicht.<br />
ARGWOHN DER BUNDESREGIERUNG<br />
Die Angelegenheit stockt, weil Beamte im<br />
Bundesverteidigungsministerium fürchten,<br />
dass sensibles Know-how zwischen den<br />
schwedischen und deutschen Thyssen-<br />
Krupp-Werften hin- und hergeschoben<br />
wurde – und nun in ausländische Hände gelangen<br />
könnte. Im Zentrum des Argwohns<br />
stehen die U-Boote mit dem lautlosen<br />
Brennstoffzellenantrieb, die ThyssenKrupp<br />
in seinen Werften in Deutschland baut. Die<br />
Technik unterliegt höchster Geheimhaltung<br />
und wurde mit Steuergeldern gefördert.<br />
Zwar bauen die ThyssenKrupp-Werften in<br />
Unterwasser-Deals ThyssenKrupp will die<br />
U-Boot-Geschäfte in Kiel neu ordnen<br />
Malmö und Karlskrona U-Boote mit anderem<br />
Antrieb. Und die Essener beteuern,<br />
dass ihre Kieler Töchter gegenüber den<br />
Schwestern in Schweden das Betriebsgeheimnis<br />
hüten.<br />
Doch in Berlin stößt das Versprechen auf<br />
Skepsis. „Es steht zu vermuten, dass die<br />
schwedischen ThyssenKrupp-Manager einen<br />
recht guten Einblick in die Brennstoffzellentechnik<br />
haben“, sagt ein Rüstungspolitiker<br />
aus Berlin. Bestärkt wird die Zurückhaltung,<br />
weil ThyssenKrupp-Großaktionäre<br />
es nicht bei einem Verkauf der schwedischen<br />
Werften belassen wollen, sondern<br />
offenbar mehr anstreben.<br />
Ob der Verkauf der beiden Werften in<br />
Schweden, die ThyssenKrupp nach Angaben<br />
aus Investorkreisen gut zwei Milliarden<br />
Euro bringen könnten, noch in diesem<br />
Jahr über die Bühne geht, dazu will<br />
sich im Konzern niemand äußern. Zwar ist<br />
eine offizielle Zustimmung des Bundessicherheitsrates,<br />
eines für Rüstungsgeschäfte<br />
zuständigen Sonderausschusses des<br />
Bundeskabinetts, für das mögliche Geschäft<br />
mit Saab nach Ansicht von ThyssenKrupp<br />
nicht nötig, da der Konzern bestreitet,<br />
dass es einen Know-how-Abfluss<br />
zwischen der Kieler und der Malmöer<br />
Werft gibt. Aber in Essen wird bestätigt,<br />
dass sich Thyssen und die Bundesregierung<br />
wegen des Deals „im ständigen Kontakt“<br />
befinden. Der angestrebte Verkauf ist<br />
zu komplex: Nicht nur, dass der Kaufpreis<br />
und der Umgang mit den Patenten bis<br />
heute völlig offen ist. Es geht mittlerweile<br />
um mehr. Die Probleme haben auch wieder<br />
die französische Werftengruppe<br />
DCNS die Fühler ausstrecken lassen.<br />
Schon einmal, vor drei Jahren, waren<br />
Emissäre aus St. Nazaire an der Loire-Mündung<br />
in der ThyssenKrupp-Zentrale vorstellig<br />
geworden, um eine Zusammenlegung<br />
des deutschen U-Boot-Baus mit der<br />
DCNS-Marinesparte anzuregen. Vorbild<br />
war der deutsch-französische Rüstungskonzern<br />
EADS (heute Airbus). Die Gespräche<br />
scheiterten an der Frage, wer das Sagen<br />
im Unternehmen haben soll.<br />
Der Druck, Geld in die Kasse zu bekommen,<br />
könnte den ThyssenKrupp-Chef ins<br />
Nachdenken bringen, so das Kalkül der<br />
Franzosen. Eine Kooperation der HDW mit<br />
DCNS, so heißt es im ThyssenKrupp-Umfeld,<br />
sei wieder denkbar. Wenn das auch im<br />
Konzern offiziell nicht bestätigt wird, sagt<br />
ein französischer Unterhändler: „Wir wollen<br />
ThyssenKrupp noch einmal für den alten<br />
Plan begeistern.“<br />
n<br />
andreas.wildhagen@wiwo.de<br />
FOTO: DDP IMAGES/DAVID HECKER<br />
54 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Russischer<br />
Schlüssel<br />
BURGER KING | Ohne Rauswurf<br />
des umstrittenen Franchisenehmers<br />
Ergün Yildiz droht die<br />
Wiedergutmachungskampagne<br />
ins Leere zu laufen.<br />
FOTO: ARNE WEYCHARDT FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, SZ PHOTO/ROBERT HAAS<br />
Wenigstens an der Autobahn A 1<br />
zwischen Hamm und Hagen<br />
scheint die Welt von Burger King<br />
noch in Ordnung sein. An der Raststätte<br />
Lichtendorf wurde gerade eine neue Filiale<br />
eröffnet – zusätzlich zum Restaurant auf<br />
der gegenüberliegenden Seite der A1.<br />
Es ist ein kleiner Lichtblick für den krisengeplagten<br />
Deutschland-Chef Andreas Bork.<br />
Doch ein Anruf in der Raststätte zeigt, wie<br />
verunsichert die Betreiber nach den Berichten<br />
über geschundene Mitarbeiter und<br />
umetikettierte Salate sind. „In welcher<br />
Fahrtrichtung befindet sich denn die neue<br />
Filiale?“ Antwort: „Wir sagen gar nichts. Für<br />
Auskünfte müssen Sie in München anrufen.“<br />
Dort, in der deutschen Burger-King-Zentrale,<br />
arbeitet Bork seit zwei Wochen im<br />
Krisenmodus. In einem Werbespot entschuldigt<br />
er sich derzeit persönlich für die<br />
Versäumnisse und versucht so, dass Vertrauen<br />
der Kunden zurückzugewinnen.<br />
Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter<br />
Wallraff einem Millionenpublikum im<br />
Fernsehen von Darmkeimen in der Küche<br />
berichtet hatte, brach über Burger King ein<br />
Shitstorm herein, wie ihn selten ein Unternehmen<br />
in Deutschland erlebte.<br />
Doch noch zweifeln viele Kunden von<br />
Burger King, ob Bork wirklich reinen Tisch<br />
macht, wie er im Fernsehen suggeriert. Die<br />
Kritik zielt auf Ergün Yildiz, den Miteigentümer<br />
der Yi-Ko-Holding, die in Deutschland<br />
90 Burger-Buden betreibt. Zwar<br />
wich Yildiz auf Borks Drängen aus<br />
der Yi-Ko-Geschäftsführung, und<br />
Bork riss die Kontrolle über dessen Filialen<br />
an sich. Yildiz hatte Verträge<br />
selbstherrlich außer<br />
Kraft gesetzt und Betriebsräte<br />
schikaniert.<br />
Gleichwohl ist Yildiz weiter<br />
Miteigentümer der Yi-<br />
Ko-Holding, was vielen Kunden<br />
übel aufstößt. Auf der<br />
Facebook-Seite von Burger King stehen<br />
viele Kommentare wie dieser: „Komplette<br />
Kündigung des Vertrages mit Yi-Ko, alles<br />
andere ist Augenwischerei.“<br />
Dass Burger King bei Mängeln zu einer<br />
harten Gangart fähig ist, weiß Willi Otto<br />
Andresen. Ihm hat der Konzern 2011 die<br />
Lizenz für seine zwei Restaurants in Hamburg<br />
entzogen, unter anderem wegen<br />
„falscher Lagerung von Bürsten“ oder<br />
„Roststellen an Regalböden“. Andresen geht<br />
dagegen vor und fordert von Burger King<br />
116723 Euro Schadensersatz. Am Mittwoch<br />
muss das Münchner Oberlandesgericht<br />
entscheiden, wann vermeintliche Hygienemängel<br />
den Rauswurf rechtfertigen. Im Vergleich<br />
zu den Missständen bei Yi-Ko lege<br />
der Burgerriese zweierlei Maßstäbe an, kritisiert<br />
Andresen: „Es ist ein Witz, dass sie<br />
nicht so hart durchgreifen wie bei mir.“<br />
INTENSIVE GESPRÄCHE<br />
Deutschland-Chef Bork weiß, dass er sich<br />
angreifbar macht, solange Yildiz als Yi-Ko-<br />
Miteigentümer über 90 Burger-King-<br />
Filialen schwebt. Zwar wurden einige<br />
seiner fragwürdigen Vorgaben zurückgenommen,<br />
etwa möglichst wenig unverkaufte<br />
Burger wegzuwerfen. „Es gibt<br />
keine Vorgaben mehr, wie viele Produkte<br />
maximal entsorgt werden<br />
dürfen“, sagt Bork. Zudem<br />
wird Yi-Ko ab Juni nach Tarif<br />
Auf Demutstour<br />
Deutschland-Chef Bork<br />
bezahlen. Bork versucht auch, alle anderen<br />
Franchisenehmer, die das noch nicht tun,<br />
zur Zahlung von Tariflöhnen zu überreden.<br />
Aber damit dürfte es nicht getan sein. „Es<br />
stand auch die Option im Raum, alle Franchiseverträge<br />
der Yi-Ko zu kündigen“, sagt<br />
Bork. „Doch dann hätte eine große Gefahr<br />
für 3000 Arbeitsplätze bestanden.“ Allerdings<br />
sind die Pläne damit noch nicht <strong>vom</strong><br />
Tisch. „Wir schauen uns verschiedene Szenarien<br />
an“, sagt Bork. Es gebe auch schon<br />
Anfragen von Interessenten für die Burger-<br />
Läden der Yi-Ko.<br />
Die Schlüsselrolle bei einer möglichen<br />
Trennung von Yildiz spielt Alexander Kolobov.<br />
Der Russe steht nicht<br />
nur für den zweiten Teil<br />
des Holdingnamens Yi-<br />
Ko, sondern hat vor allem<br />
auch den bis zu 100 Millionen<br />
Euro schweren Kauf<br />
der 90 Filialen von der<br />
Im Krisenmodus<br />
Burger King prüft<br />
verschiedene<br />
Szenarien für umstrittene<br />
Filialen<br />
Interview<br />
In unseren App-<br />
<strong>Ausgabe</strong>n lesen<br />
Sie ein Interview<br />
mit Burger-King-<br />
Deutschland-Chef<br />
Andreas Bork<br />
Burger-King-Zentrale finanziert.<br />
Seine Familie betreibt<br />
in Russland Schokoladniza,<br />
die größte Kaffeehauskette des<br />
Landes, die dort erfolgreicher als Starbucks<br />
ist. Zudem hat Kolobov Burger King in<br />
Russland groß gemacht. Wie Kolobov in<br />
Deutschland ohne seinen Kompagnon Yildiz<br />
weitermachen könnte, wird nun geplant.<br />
„Wir haben uns sehr intensiv mit<br />
Herrn Kolobov unterhalten“, sagt Bork.<br />
„Entscheidungen werden nicht ohne sein<br />
Mitwirken passieren, und er begleitet die<br />
Veränderungen aktiv und positiv.“ n<br />
oliver.voss@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 55<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Schnell anpassen<br />
VEOLIA | Den französischen Versorger drücken enorme Schulden –<br />
auch wegen Problemen in Deutschland. Doch gegen<br />
den Umbaukurs des Vorstandschefs formiert sich Widerstand.<br />
Als Antoine Frérot das Wort ergreift,<br />
spricht der Chef des französischen<br />
Versorgers Veolia viel von „Erneuerung<br />
durch neues Wachstum“. In seinem<br />
Rücken sprießt taufrisches Grün auf einer<br />
Videoprojektion. Die Rede vor der Hauptversammlung<br />
in Paris ist Verteidigung und<br />
Werben zugleich. Frérot steht in der<br />
Schusslinie wegen seines Konzernumbaus,<br />
der in den Büchern und an der Börse bisher<br />
den Erfolg vermissen lässt. Ein Putsch<br />
gegen ihn ist erst wenige Wochen her. Und<br />
auch nun lautet die erste Frage eines Aktionärs:<br />
„Sind Sie in der Lage, das Unternehmen<br />
zu führen?“<br />
Veolia bezeichnet sich mit einem Umsatz<br />
von zuletzt 22,3 Milliarden Euro als<br />
weltgrößten Umweltdienstleister. Der Aktienkurs<br />
des Konzerns mit den Bereichen<br />
Wasser/Abwasser, Abfallwirtschaft und<br />
Energie liegt allerdings nur bei rund 13 Euro.<br />
Er ist zwar binnen eines Jahres<br />
um 40 Prozent gestiegen – aber<br />
noch weit entfernt von seinem Vorkrisenhoch<br />
von 62 Euro. Ursache<br />
dafür sind unter anderem Probleme<br />
auf dem nach Frankreich wichtigsten<br />
Markt Deutschland.<br />
TEURE ABSCHREIBUNGEN<br />
So war das Minus von 135 Millionen<br />
Euro im Vorjahr – 2012 gab es<br />
noch einen Gewinn von 404 Millionen<br />
Euro – auch einer 150 Millionen<br />
Euro teuren Wertberichtigung<br />
auf das Abfallgeschäft in Deutschland<br />
geschuldet. Angesichts sinkender<br />
Erlöse in diesem Bereich<br />
stellte sich der Kauf des Entsorgers<br />
Sulo 2007 für 1,45 Milliarden Euro<br />
als völlig überzogen heraus.<br />
Zudem kehrte Veolia 2013 den<br />
Berliner Wasserbetrieben nach<br />
jahrelangem Streit den Rücken. Die<br />
Hauptstadtbürger und das Bundeskartellamt<br />
hatten Veolia und<br />
den Essener RWE-Konzern, der<br />
seine Anteile bereits 2012 an die<br />
Stadt zurückgegeben hatte, für unverhältnismäßig<br />
hohe Wassergebühren<br />
verantwortlich gemacht.<br />
Die Trennung brachte Veolia zwar einmalig<br />
gut 600 Millionen Euro ein. Jedoch fehlen<br />
damit in Deutschland künftig Einnahmen<br />
von jährlich 50 bis 60 Millionen Euro.<br />
Der Vertrag sollte bis 2028 laufen.<br />
Frérot steuert seit gut zwei Jahren einen<br />
Umbaukurs. So hat er die Zahl der Märkte,<br />
in denen Veolia aktiv ist, um die Hälfte auf<br />
rund 40 reduziert. Durch den Verkauf zahlreicher<br />
Aktivitäten in diesen Märkten<br />
drückte er die Schuldenlast auf zwölf Milliarden<br />
Euro. Sie war infolge der ungezügelten<br />
Expansionslust seines Vorgängers Henri<br />
Proglio, heute Chef des Energiekonzerns<br />
EdF, auf astronomische 21 Milliarden Euro<br />
angewachsen. Allerdings sank auch der<br />
Umsatz von 2011 noch 29,6 Milliarden Euro<br />
auf zuletzt 22,3 Milliarden.<br />
Putschversuch und Misstrauensvotum<br />
Umstrittener Veolia-Chef Frérot<br />
„Vor der europäischen Schuldenkrise<br />
war das rapide Wachstum von Veolia möglich.<br />
Nach der Krise nicht mehr. Ich musste<br />
Veolia schnell an die veränderten Verhältnisse<br />
anpassen“, betont Frérot im Gespräch<br />
mit der WirtschaftsWoche. „Das wahre Ziel<br />
für den Umbau unserer Gruppe ist es, sie<br />
anzupassen an einen grundlegend veränderten<br />
konjunkturellen Kontext. Er hat sich<br />
sehr schnell verändert, und das dauerhaft.“<br />
Branchenexperten geben dem 55-jährigen<br />
Bauingenieur nur teilweise recht. „Es<br />
stimmt, dass Frérot gute Arbeit geleistet<br />
hat, die Bilanz wieder in Ordnung zu bringen.<br />
Das war die höchste Priorität, als er<br />
den Posten übernahm“, sagt ein Analyst.<br />
„Was allerdings die Performance angeht,<br />
sehen wir noch nicht genügend Anzeichen<br />
für einen Turn-around.“ Frérot handle in<br />
Buchhaltermanier, kritisieren andere.<br />
KRACH IM AUFSICHTSRAT<br />
Im ersten Quartal <strong>2014</strong> sank der Umsatz erneut,<br />
diesmal durch den milden Winter<br />
und daher niedrigere Einnahmen vor allem<br />
im Heimatmarkt Frankreich. Seither<br />
gibt es Spekulationen über einen Zusammenschluss<br />
mit Konkurrent Suez Environnement<br />
– was beide vehement bestreiten.<br />
Nachdem ein Versuch, Frérot zu stürzen,<br />
im Februar im Aufsichtsrat scheiterte,<br />
trat der Vertreter des Rüstungskonzerns<br />
Dassault (sechs<br />
Prozent der Aktien) wutentbrannt<br />
aus dem Kontrollgremium aus. Die<br />
französische Staatsbank Caisse des<br />
Dépôts (CDC), mit fast neun Prozent<br />
größter Aktionär, enthielt sich<br />
der Stimme. CDC und Frérot liegen<br />
vor allem beim Management der<br />
ehemaligen Verkehrssparte Veolias<br />
über Kreuz, Transdev, an der beide<br />
je zur Hälfte beteiligt sind.<br />
Auch der Versicherer Groupama<br />
(5,2 Prozent der Aktien) entzog<br />
Frérot das Vertrauen und enthielt<br />
sich beim Votum über den Chef.<br />
Die Aktionärsversammlung bestätigte<br />
ihn dennoch für weitere<br />
vier Jahre in Personalunion als<br />
Aufsichtsratschef und CEO. Grund<br />
dafür war vermutlich auch die<br />
Warnung von Veolia-Finanzchef<br />
Philippe Capron, es sei „dramatisch<br />
für ein Unternehmen, das so<br />
einen großen Transformationsprozess<br />
durchläuft, den Piloten mitten<br />
im Flug auszutauschen“.<br />
„<strong>2014</strong> wird Veolia wieder wachsen“,<br />
verspricht Frérot. „Mag sein,<br />
FOTOS: LAIF/REA, PR<br />
56 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Aktien-Info Veolia<br />
ISINFR0000124141<br />
Indexiert: 1.1.2011 =100<br />
110<br />
100<br />
Veolia Environnement<br />
90<br />
Suez Environnement<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
2011 2012 2013 <strong>2014</strong><br />
Veolia Suez<br />
Umsatz 2013 (in Mrd. €)<br />
Mitarbeiter<br />
Präsent in ... Ländern<br />
Operatives Ergebnis 2013 (in Mio.€)<br />
Umsatzrendite (in %)<br />
Eigenkapitalquote (in %)<br />
Aktueller Börsenkurs (in €)<br />
Börsenwert(in Mrd. €)<br />
Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
Dividendenrendite (in %)<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Quelle: Thomson Reuters<br />
22,3<br />
200000<br />
48<br />
490,5<br />
2,2<br />
22,6<br />
13,4<br />
7,4<br />
19,8<br />
5,2<br />
14,6<br />
79000<br />
70<br />
1184<br />
8,1<br />
18,6<br />
14,6<br />
7,5<br />
20,6<br />
4,4<br />
Hoch<br />
Die Veolia-Aktie ist kurstechnisch angeschlagen. Zwar<br />
zahlt das Unternehmen eine stabile Dividende, doch die<br />
Bewertung ist bereits vergleichsweise hoch. Die Aktie<br />
bleibt eine Wette darauf, dass der Konzernumbau gelingt<br />
und das Unternehmen die Schuldenlast weiter senken kann.<br />
INTERVIEW Etienne Petit<br />
»Arbeit für Jahrzehnte«<br />
Veolias Deutschland-Chef will <strong>vom</strong> Atomausstieg in der<br />
Bundesrepublik profitieren.<br />
Herr Petit, Veolia hat den Rückbau von<br />
Atomkraftwerken als einen seiner künftigen<br />
Wachstumssektoren identifiziert.<br />
In Deutschland tut sich da ein großer<br />
Markt auf. Werden Sie dabei sein?<br />
In Deutschland ist dieses Potenzial sehr<br />
groß – das ist ein Markt, der auf Jahrzehnte<br />
hin Arbeit verspricht. Veolia kann<br />
dort sein gesamtes Know-how in Sachen<br />
Entsorgung, Abwasser und Energie einbringen.<br />
Noch gibt es keine konkreten<br />
Projekte für uns, wir führen zunächst<br />
Gespräche mit möglichen Partnern.<br />
Welche Partner brauchen Sie?<br />
Das kommt auf das jeweilige Kraftwerk<br />
und seinen Betreiber an. Klar ist, dass<br />
Veolia sich nicht um die Entsorgung von<br />
Uran kümmern wird oder um den Reaktorkern.<br />
So etwas können spezialisierte<br />
Nuklearunternehmen besser. Wir haben<br />
andere Stärken, etwa die Dekontamina-<br />
Diskussionen war, lag an dem von Berlin<br />
1999 gewählten Teilprivatisierungsmodell.<br />
Das muss man nicht dramatisieren.<br />
Aber Ihnen wurde vorgeworfen, die<br />
Gebühren in die Höhe zu treiben.<br />
Gefühlsmäßig sind Gebühren ja praktisch<br />
immer zu hoch. Aber objektiv stiegen sie<br />
in Berlin nach der Teilprivatisierung viel<br />
langsamer als vorher – und auch viel langsamer,<br />
als es unter rein kommunaler Regie<br />
geplant war. Wir haben unsere Lektion<br />
gelernt:Wir sind Dienstleister – es ist nicht<br />
unser Ziel, Unternehmen und Anlagen zu<br />
besitzen. Wir kümmern uns um die Mitarbeiter,<br />
optimieren den Betrieb und den<br />
Energieverbrauch, reduzieren Wasserverluste<br />
und so weiter – als Partner der kommunalen<br />
Eigentümer. Beim Netzerwerb<br />
können wir über Finanzierungspartner<br />
unterstützen, etwa deutsche Fonds, die an<br />
sicheren Langfristanlagen interessiert<br />
dass es Aktionäre gibt, die nicht mit der<br />
Strategie einverstanden sind. Aber sobald<br />
über sie entschieden ist, kann ein Chef sie<br />
nicht alle sechs Monate ändern.“ 750 Millionen<br />
Euro Kosten will Frérot bis Ende<br />
2015 einsparen.<br />
Zu den Wachstumsfeldern zählt er die<br />
Aufbereitung von Abwasser bei der Schiefergasgewinnung<br />
in den USA und den<br />
Rückbau stillgelegter Atomkraftwerke unter<br />
anderem in Deutschland. Letzteres ist<br />
ein riesiger Markt: Die Energieriesen E.On,<br />
RWE, Vattenfall und EnBW haben insgesamt<br />
etwa 35 Milliarden Euro dafür zurückgelegt,<br />
die bis 2022 stillgelegten Kernkraftwerke<br />
zu demontieren (siehe Wirtschafts-<br />
Woche 21/<strong>2014</strong> und Interview rechts).<br />
In den kommenden Jahren soll zudem die<br />
Abhängigkeit von Versorgungsverträgen mit<br />
Kommunen drastisch sinken. Wenngleich<br />
langfristige Abkommen mit städtischen Versorgern<br />
als sichere Bank erscheinen, sollen<br />
Verträge mit Industrieunternehmen für Abwasseraufbereitung,<br />
Abfallentsorgung und<br />
Verbesserung der Energieeffizienz künftig<br />
die Hälfte der Umsätze sichern. Diese Strategiewende<br />
ist auch eine Lehre aus den Problemen<br />
in Deutschland.<br />
n<br />
karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />
tion von radioaktiv belastetem Wasser<br />
aus Kühl- und Sekundärkreisläufen.<br />
Um welches Auftragsvolumen geht es?<br />
Insgesamt geht es in diesem Markt um<br />
enorme Summen. Allein die Kosten für<br />
die Stilllegung eines Kraftwerks und die<br />
Vorbereitung auf den Rückbau erreichen<br />
schnell dreistellige Millionenbeträge.<br />
Nach dem erzwungenen Ausstieg bei<br />
den Berliner Wasserbetrieben 2013 hat<br />
Veolia angekündigt, seine Dienste verstärkt<br />
Industrieunternehmen anzubieten.<br />
Ein Rückzug aus den Kommunen?<br />
Zunächst muss man sagen, dass die Partnerschaft<br />
mit Berlin eine Erfolgsgeschichte<br />
war – für beide. Dass die Zusammenarbeit<br />
Gegenstand kritischer<br />
DER DEUTSCHLAND-STATTHALTER<br />
Petit, 47, ist seit 2013 Veolia-Landeschef.<br />
Zuvor war er stellvertretender Direktor und<br />
Finanzchef für Europa. Deutschland ist<br />
nach Frankreich der zweitwichtigste Markt<br />
für Veolia, das hierzulande mit den Bereichen<br />
Abfall, Wasser und Energie rund zwei<br />
Milliarden Euro umsetzt.<br />
sind. Unser Part sind dann technische<br />
und kaufmännische Dienstleistungen, die<br />
den operativen Betrieb sicherstellen.<br />
Die Hinwendung zur Industrie ist also<br />
kein Rückzug?<br />
Im Gegenteil. Eine Stadt existiert noch in<br />
200 Jahren, bei einem Unternehmen ist<br />
das nicht so sicher. Verträge mit Kommunen<br />
haben teils jahrzehntelange<br />
Laufzeiten, bei der Industrie sind sie<br />
meist deutlich kürzer. Wir wollen in wenigen<br />
Jahren ein Gleichgewicht erreichen<br />
zwischen kommunalen und Industriekunden.<br />
In der Entsorgung machen<br />
wir schon 80 Prozent des Geschäfts mit<br />
Industrie- und Gewerbekunden.<br />
karin.finkenzeller@wiwo.de | Paris<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 57<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
Die Jagd nach der<br />
Milliardenidee<br />
SERIE ZUKUNFT DER INDUSTRIE (III) | Deutsche Konzerne versuchen<br />
mit klangvollen Start-up-Brutkästen, den großen Coup zu landen.<br />
Doch das ist leichter geplant als gemacht.<br />
Selbst Klaus Wowereit kann noch Eröffnungen<br />
feiern. Vor zwei Wochen<br />
weihte Berlins Regierender Bürgermeister<br />
den sogenannten CoLaborator ein.<br />
In den schicken Räumen mit den stylishen<br />
grünen Sitzecken sieht es aus wie in einer<br />
Werbeagentur, doch entscheidend sind die<br />
hochmodernen Labore, in die sich Startups<br />
einmieten können.<br />
Gegründet hat den sogenannten<br />
Inkubator, zu<br />
Deutsch: Brutkasten, Bayer.<br />
„Das ist ein wichtiges Element<br />
unserer Innovationsstrategie“,<br />
sagt der Leiter des<br />
CoLaborators, Stefan Jaroch.<br />
Der Leverkusener Pharmaund<br />
Chemiekonzern betreibt<br />
seit zwei Jahren in San Francisco<br />
solch ein Gründer-Labor.<br />
Nun will er junge Gründer<br />
auch in den Berliner<br />
Wedding locken. Den ersten<br />
hat Bayer sogar schon aus<br />
dem Silicon Valley losgeeist:<br />
Robert Pytela hat seit 1988 an<br />
der University of California in<br />
San Francisco geforscht und<br />
schon zwei Unternehmen<br />
gegründet. Der 59-Jährige ist<br />
Spezialist für die Entwicklung<br />
von Antikörpern zur Krebsdiagnostik. Seine<br />
erste Firma verkaufte er für 170 Millionen<br />
Dollar an Abcam, den Weltmarktführer<br />
für Antikörper aus Großbritannien. Seine<br />
zweite schnappte sich der Schweizer<br />
Pharmariese Roche. Bei Pytelas dritter Firma,<br />
Calico, könnte irgendwann vielleicht<br />
Bayer zum Zug kommen.<br />
Die Leverkusener unternehmen derzeit<br />
einiges, um sich frühzeitig den Zugriff auf<br />
Innovationen zu sichern. So hat Bayer<br />
ebenfalls in Berlin ein Accelerator-Programm<br />
gestartet, für das noch bis Ende des<br />
Monats fünf Start-ups gesucht werden. Ein<br />
Accelerator ist ein Beschleuniger: Aussichtsreiche<br />
Start-ups erhalten 50 000 Euro<br />
Die Zukunft<br />
der Industrie<br />
Teil 1<br />
15 Technologien für<br />
Deutschlands Wohlstand<br />
Teil 2<br />
Blick in die Zukunftslabors<br />
der Konzerne<br />
Teil 3<br />
Wie sich Unternehmen<br />
mit Start-ups agil halten<br />
Teil 4<br />
Deutschlands Position in<br />
der Spitzenforschung<br />
Startgeld, Beratung, Büroflächen und „Kaffee<br />
inklusive“, um sich zu entwickeln. Im<br />
Gegenzug erhält Bayer die Option, Anteile<br />
an den Unternehmen zu erwerben.<br />
Mit seiner Start-up-Offensive ist Bayer<br />
nicht allein. Der Blick in die USA, wo anscheinend<br />
wie am Fließband neue Milliardenunternehmen<br />
und Milliardäre entstehen,<br />
macht die hiesigen Konzernchefs<br />
nervös und weckt<br />
Begehrlichkeiten. Um bei<br />
dem Milliardenspiel nicht abseits<br />
zu stehen, hat sich eine<br />
ganze Reihe von ihnen entschieden,<br />
in die Gründeraufzucht<br />
einzusteigen.<br />
Die Deutsche Telekom, Allianz,<br />
Pro7 oder die Commerzbank<br />
haben zu diesem<br />
Zweck Accelerator-Programme<br />
und Inkubatoren für<br />
Gründer ins Leben gerufen.<br />
Sie veranstalten regelmäßig<br />
Castings für Start-ups und locken<br />
Gründer mit Geld, Büroräumen<br />
und Geschäftskontakten.<br />
Im Gegenzug hoffen<br />
sie möglichst früh Zugriff auf<br />
neue Geschäftsideen zu erlangen,<br />
um sich gegen Wettbewerber<br />
zu wappnen oder<br />
später selbst das dicke Geld zu verdienen.<br />
Für deutsche Konzerne ist die Einbindung<br />
von Start-ups – neben der Einrichtung<br />
von Zukunftslabors – ein wichtiges Instrument,<br />
um sich für die Zukunft zu wappen.<br />
Statt von der Digitalisierung überrollt<br />
zu werden, hoffen die etablierten Unternehmen,<br />
so das berühmte „next big thing“,<br />
das nächste große Ding, im eigenen Haus<br />
auszubrüten. Oder sie trachten danach, auf<br />
diese Weise potenzielle Wettbewerber im<br />
Vorfeld auszubremsen.<br />
„Wir versuchen so, Ideen, die uns gefährlich<br />
werden könnten, rechtzeitig zu erkennen“,<br />
sagt Marc Stilke, Chef von Immobilienscout24.<br />
Das Internet-Portal hat es<br />
selbst vorexerziert und den Verlagen Geschäft<br />
mit den Immobilienanzeigen geraubt,<br />
die jahrzehntelang die Wochenendausgaben<br />
mit gut bezahlten Anzeigen füllten.<br />
Heute läuft das Geschäft fast nur noch<br />
im Internet, und Immobilienscout24 ist<br />
mit einem Anteil von mehr als 60 Prozent<br />
klarer Marktführer.<br />
Trotzdem weiß Stilke, dass er sich auf der<br />
dominanten Position nicht ausruhen kann.<br />
Er attestiert sich eine „gesunde Paranoia“:<br />
Was Internet und Immobilienscout24 mit<br />
den Zeitungen gemacht haben, könne ihm<br />
auch schnell selbst passieren. Aus diesem<br />
Grund hat der 47-Jährige in der Zentrale am<br />
Berliner Ostbahnhof einen Inkubator für<br />
Start-ups namens You-is-now gegründet.<br />
Vorbild für die etablierten Konzerne ist<br />
die Firma Rocket Internet in der Berliner<br />
Johannisstraße, die sich als „größten Inkubator<br />
der Welt“ bezeichnet. 2007 von den<br />
drei deutschen Brüdern Oliver, Marc und<br />
Alexander Samwer gegründet, spuckt die<br />
Start-up-Fabrik fast monatlich neue Firmen<br />
aus, vielfach Kopien amerikanischer<br />
Start-ups. Bisher berühmtestes Unternehmen<br />
ist der Online-Händler Zalando.<br />
TRÄNENREICHES ENDE<br />
Der Erfolg von Rocket Internet hat inzwischen<br />
eine wahre „Inkubatorenschwemme“<br />
entstehen lassen, über die in der Branche<br />
kritisch diskutiert wird. Vor allem in<br />
der Großindustrie ist ein regelrechter Wettlauf<br />
um aussichtsreiche Start-ups ausgebrochen.<br />
Als zum Beispiel der Firmengründer<br />
Korbinian Weisser in einem Branchenportal<br />
seine Smartphone-App Qlearning<br />
vorstellte, die Studenten Lernmaterialien<br />
bietet, hatte er wenige Stunden später<br />
eine Mail von der Deutschen Telekom im<br />
Postfach. Wenn er Geld brauche, sollte<br />
man sich doch mal treffen.<br />
Heute arbeitet Weisser mit seinem Team<br />
im Hub:raum. So heißt der Inkubator, den<br />
die Telekom in Berlin im früheren Fernamt<br />
1, der einst größten Telefon-Vermittlungsstelle<br />
Europas, eingerichtet hat.<br />
Main Inkubator nennt dagegen die Commerzbank<br />
ihr Start-up-Treibhaus in Frankfurt.<br />
Im vergangenen Monat traf sich erstmals<br />
ein Investmentkomitee, um die Kandidaten<br />
zu sichten. Die ersten Start-ups<br />
sollen in der zweiten Jahreshälfte in das rote<br />
Backsteingebäude einziehen.<br />
„Wir suchen Milliardenunternehmen“,<br />
sagt Marius Sewing, Leiter des Microsoft<br />
Ventures Accelerators. Auch der US-Softwareriese<br />
hat im November die Jagd auf<br />
deutsche Gründer eröffnet. Dazu hat er<br />
»<br />
FOTO: WERNER SCHÜRING FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
58 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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BAYER<br />
CoLaborator<br />
Stefan Jaroch<br />
Im Inkubator CoLaborator können sich<br />
sechs Start-ups einmieten. Nur im<br />
Accelerator-Programm gibt Bayer Geld<br />
und erhält dafür ein Recht auf Anteile<br />
Geld für Start-ups 50 000 Euro<br />
Firmenanteile für Bayer Verhandelbar<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 59<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
ihre sieben bestehenden Start-ups konzentrieren.<br />
Von den kürzlich noch 250 Mitarbeitern<br />
werden derzeit laut Epic nur noch<br />
200 weiter beschäftigt. Im März hatte Peric<br />
noch drei Neugründungen angekündigt,<br />
nun soll in diesem Jahr lediglich ein weiteres<br />
Start-up hinzukommen.<br />
Dabei ist ProSiebenSat1 durchaus erfolgreich<br />
und zu einem der wichtigsten deutschen<br />
Player im Online-Geschäft aufgestiegen.<br />
Der Umsatz der Sparte stieg von<br />
335 auf 484 Millionen Euro und macht fast<br />
ein Fünftel des Gesamtumsatzes aus.<br />
Um unabhängiger <strong>vom</strong> Werbegeschäft<br />
zu werden, setzt die Gruppe auf Werbung:<br />
ProSiebenSat1 erhält Anteile an den Jungunternehmen<br />
oder deren Umsatz und gewährt<br />
ihnen im Gegenzug Werbeplätze.<br />
„Das ist unser Zaubertrank“, sagt ProSiebenSat1-Digitalchef<br />
Christian Wegner. Die<br />
Start-ups macht er damit in Kürze bei einem<br />
Millionenpublikum bekannt. Mit 48<br />
Start-ups hat ProSiebenSat1 inzwischen<br />
solche Deals, darunter bekannte Namen<br />
wie Zalando oder der Brillen-Online-<br />
Händler Mister Spex. Im Rahmen des 2013<br />
gestarteten Accelerator-Programms hat<br />
sich die Gruppe noch an 20 weiteren Startups<br />
je fünf Prozent gesichert.<br />
»<br />
in seiner neuen Hauptstadtrepräsentanz<br />
Unter den Linden ein Accelerator-<br />
Programm gestartet – und bietet den Rauchern<br />
unter den Gründern einen Balkon<br />
mit spektakulärem Blick <strong>vom</strong> Brandenburger<br />
Tor bis zum Alexanderplatz. Die ersten<br />
neun Teams haben gerade erfolgreich einen<br />
Crashkurs bei Microsoft beendet, Microsoft-Deutschland-Vorstand<br />
Peter Jaeger<br />
wettet gar, dass schon eines dieser Startups<br />
zum Milliardenunternehmen wird.<br />
Doch wie groß sind die Chancen der<br />
Großunternehmen wirklich, mihilfe von<br />
Start-ups das ganz große Ding zu finden?<br />
Wenn die Konzerne ihren Erfolg an Internet-Firmen<br />
wie Twitter messen, werden<br />
viele ihrer Versuche „tränenreich“ enden,<br />
prophezeit Ciaran O’Leary, Partner beim<br />
Risikokapitalgeber Earlybird. Er kritisiert<br />
den „Tsunami“ an Start-up-Programmen<br />
und warnt, besonders gute Gründerteams<br />
würden oft nicht direkt bei einem Konzern<br />
andocken wollen.<br />
„So einfach wie das Auflegen ist es, die<br />
Programme wieder dichtzumachen, wenn<br />
ein Vorstand oder die Strategie wechselt“,<br />
sagt O’Leary. So hat Bertelsmann gerade<br />
AXEL SPRINGER<br />
Plug & Play<br />
Jörg Rheinboldt<br />
In das Accelerator-Programm werden<br />
drei Mal pro Jahr bis zu zehn Start-ups<br />
aufgenommen<br />
Geld für Start-ups 25 000 Euro<br />
Firmenanteile für Springer 5 Prozent<br />
geförderte Start-ups bisher <strong>26</strong><br />
sein 2012 gegründetes „Innovation Lab“<br />
Bevation stillgelegt. Von den sieben Unternehmen<br />
sind zwei schon wieder <strong>vom</strong> Netz.<br />
Wie schwer die Firmengründung am<br />
Fließband sein kann, zeigt auch der Inkubator<br />
Epic Companies. Den hatte der TV-<br />
Konzern ProSiebenSat1 vor einem Jahr in<br />
Berlin gegründet und den Ex-Rocket-Manager<br />
Mato Peric als Leiter und Partner gewonnen.<br />
Mit zwei weiteren Ex-Rocket-Managern<br />
sollte Peric jedes Jahr mindestens<br />
fünf Start-ups aufbauen.<br />
Doch damit ist erst einmal Schluss. Der<br />
Großteil der Epic-Mitarbeiter soll sich auf<br />
KLEINER KRIEG<br />
Doch noch so viel Zaubertrank von den<br />
Konzernen sorgt nicht dafür, dass die Konkurrenz<br />
schläft. Überall, wo ein Start-up<br />
Neues entwickelt, tobt im Handumdrehen<br />
der Wettbewerb. Zu den Start-ups von Immobilienscout24<br />
etwa gehört auch Cleanagents,<br />
eine Online-Plattform, die Reinigungskräfte<br />
vermittelt. Ein lukratives Geschäft,<br />
findet auch Google und hat mit anderen<br />
Investoren 38 Millionen Dollar in die<br />
US-Plattform Homejoy gesteckt, die seit<br />
diesem Monat auch in Deutschland aktiv<br />
ist. Zudem brachte Rocket Internet im<br />
März sein Putzportal Helpling in den vier<br />
größten deutschen Städten an den Markt.<br />
Dafür brauchte Cleanagents ein halbes<br />
Jahr. „Das ist jetzt ein kleiner Krieg“, sagt<br />
Cleanagents-Gründer Sergiej Rewiakin.<br />
Hier zeigt sich ein Grundproblem der<br />
unternehmenseigenen Start-up-Brutkästen.<br />
Zwar sind sie nicht in komplexe Entscheidungsstrukturen<br />
von Konzernabteilungen<br />
eingebunden und können deshalb<br />
relativ autonom und flexibel agieren. Mit<br />
langjährigen lupenreinen Start-up-Fabriken<br />
wie Rocket Internet können sie aber<br />
trotzdem nur schwer mithalten.<br />
Denn statt zu klotzen, glauben viele Konzernlenker,<br />
bei Start-ups kleckern zu kön-<br />
FOTO: PR<br />
60 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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nen, und das in mehrerlei Hinsicht. Sie<br />
stellen meist nur kleine Summen zur Anschubfinanzierung<br />
sowie ein paar Büroplätze<br />
zur Verfügung. Dafür erhalten sie jedoch<br />
nur eine kleine Minderheitsbeteiligung,<br />
die ihnen zu wenig Einfluss auf die<br />
Geschäftsentwicklung ermöglicht.<br />
„Man wundert sich, wer alles Inkubatoren<br />
gründet, ohne viel Geld, Infrastruktur<br />
oder eigene Erfahrung“, sagt ein früherer<br />
hochrangiger Rocket-Manager. Ein anderer<br />
Seriengründer und Investor bei zahlreichen<br />
Start-ups geht sogar noch einen<br />
Schritt weiter und behauptet: „Die wirklich<br />
guten Gründer gehen nicht zu einem Unternehmen.“<br />
Die Schwierigkeiten einiger Konzerne<br />
scheinen die These zu stützen. So ist die<br />
Start-up-Offensive beim Lebensmittelriesen<br />
Rewe vertrocknet. „Wir wollen innerhalb<br />
der kommenden Monate eine Art Inkubator<br />
für Start-up-Unternehmen aufbauen“,<br />
hatte Rewe-Chef Alain Caparros<br />
vor einem Jahr angekündigt. Zwar hat Rewe<br />
zuletzt in den Rocket-Internet-Online-<br />
Möbelhändler Home24 investiert und weitere<br />
Beteiligungen angekündigt. Ein Inkubator<br />
ist jedoch kein Thema mehr.<br />
Berlin schlägt Bayern<br />
Investitionen in IT-Start-ups nach Bundesländern<br />
(in Millionen Euro)<br />
Berlin<br />
Bayern<br />
Hamburg<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Brandenburg<br />
Baden-Württemberg<br />
136,2<br />
123,4<br />
45,7<br />
34,2<br />
13,3<br />
15,0<br />
12,1<br />
12,5<br />
9,4<br />
2,8<br />
8,6<br />
23,7<br />
2013<br />
2012<br />
Quelle: Bitkom<br />
Auch der Münchner Versicherungskonzern<br />
Allianz verkündete vor Monaten Großes.<br />
„Good-bye, Tarnkappenmodus“, twitterte<br />
die Assekuranz cool, als sie im vergangenen<br />
August ihr Beschleunigungsprogramm<br />
für Start-ups startete. Der Allianz<br />
Digital Accelerator soll „Projekte, die<br />
unser Kerngeschäft beeinflussen“, identifizieren.<br />
Doch bislang konnte die Allianz<br />
keine Start-ups präsentieren, die das Geschäft<br />
des Konzerns „in der Breite voranbringen“.<br />
Das liege auch an einem Missverständnis,<br />
sagen die Münchner. „Ich ärgere mich<br />
selbst manchmal über unseren Namen“,<br />
sagt Sebastian Sieglerschmidt, Direktor im<br />
Allianz-Accelerator. „Denn wir sind kein<br />
klassisches Accelerator-Programm, sondern<br />
helfen Start-ups, schneller mit der Allianz<br />
zusammenzukommen.“ Vier solche<br />
Kooperationen gebe es.<br />
Die zahlreichen Accelerator- und Inkubator-Programme<br />
unterscheiden sich<br />
enorm – bei den Bezeichnungen und den<br />
Bedingungen. Welche davon Unternehmen<br />
und Start-ups Mehrwert bieten und<br />
wie nachhaltig der Boom ist, werden die<br />
kommenden zwei, drei Jahre zeigen. „Immer<br />
mehr Unternehmen machen solche<br />
Angebote, das scheint Mode zu sein“, sagt<br />
Peter Borchers, Chef des Telekom-Inkubators<br />
Hub:raum. In manchen Fällen sei eher<br />
die Marketingabteilung der Treiber meint<br />
Borchers. „Der eine oder andere wird womöglich<br />
auch wieder aufgeben.“<br />
Die Deutsche Telekom zählt zu den Unternehmen,<br />
die von der überschäumenden<br />
Risikokapital- und Start-up-Kultur in den<br />
USA besonders gebeutelt sind. So sorgt der<br />
kostenlose, erst fünf Jahre alte Message-»<br />
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Unternehmen&Märkte<br />
DEUTSCHE TELEKOM<br />
Hub:raum<br />
Peter Borchers<br />
Die Telekom fördert in ihrem Inkubator<br />
Hub:raum bis zu zehn Startups.<br />
Im Accelerator-Programm gibt<br />
es kein Geld und keine Anteile<br />
Geld für Start-ups bis 300 000 Euro<br />
Firmenanteile für Telekom<br />
10 bis 15 Prozent<br />
geförderte Start-ups bisher 42<br />
»<br />
Dienst WhatsApp dafür, dass immer<br />
mehr Kunden Abstand von der SMS nehmen.<br />
Dadurch gehen den Bonnern wertvolle<br />
Einnahmen verloren, während sich<br />
Facebook als Konzernmutter der beliebten<br />
Smartphone-App über noch mehr Nutzer<br />
freuen kann. Der Deutschen Telekom<br />
bleibt deshalb nur, selbst neue Ideen ausbrüten<br />
zu lassen.<br />
Allerdings ist Telekom-Inkubator-Chef<br />
Borchers realistisch genug, um keine zu<br />
hohen Erwartungen an seine derzeit neun<br />
Schützlinge zu schüren: „Wenn ein Super-<br />
Start-up dabei sein sollte, wäre das spitze,<br />
aber das kann man nicht planen.“ Er wolle<br />
vielmehr ein gutes Portfolio in der Breite<br />
aufbauen. Pro Jahr werden in seinem Inkubator<br />
zehn bis zwölf Start-ups mit jeweils<br />
bis zu 300 000 Euro finanziert, im Gegenzug<br />
erhält die Telekom 10 bis 15 Prozent<br />
der Firmenanteile. Das zusätzlich angebotene<br />
Accelerator-Programm hat Borchers<br />
jetzt umgestellt. Statt wie bislang einmal im<br />
Jahr zu einem festgelegten Zeitpunkt können<br />
nun permanent Start-ups neu aufgenommen<br />
werden. Damit reagiert die Telekom<br />
auf die bisherigen Erfahrungen seit<br />
dem Start 2012 und die gewachsene Accelerator-Konkurrenz.<br />
Geld und Anteile fließen<br />
dort aber nicht. „Wir wollen nicht ganz<br />
viele Drei- oder Fünf-Prozent-Beteiligungen<br />
haben“, sagt Borchers.<br />
ProSieben oder Axel Springer arbeiten<br />
dagegen nach dem Schrotflintenprinzip.<br />
Sie geben Start-ups jeweils 25 000 Euro und<br />
sichern sich damit fünf Prozent an den Firmen.<br />
Damit spielen die beiden Mediengiganten<br />
nicht selten mit der Finanznot der<br />
Kandidaten. Denn unter Umständen sind<br />
25 000 Euro für fünf Prozent am eigenen<br />
Start-up ein hoher Preis, den die Gründer<br />
bezahlen müssen. „Für das bisschen Geld<br />
würde man eigentlich keine Unternehmensanteile<br />
abgeben“, sagt Jascha Chong<br />
Luna, Gründer von Eyeglass24, einem Online-Spezialisten<br />
für Brillengläser.<br />
Wochenlang diskutierte Luna mit seinen<br />
Mitgründern daher den Schritt. Er bereut<br />
den Deal mit ProSiebenSat1 aber nicht. Für<br />
Eyeglass24 sei die Rechnung aufgegangen,<br />
da er durch den Accelerator Kontakte zu Investoren<br />
fand und somit eine wesentlich höhere<br />
und bessere Bewertung seines Startups<br />
bei der nächsten Finanzierungsrunde<br />
erzielt. Das gelingt jedoch nicht immer, weiß<br />
auch Sieglerschmidt <strong>vom</strong> Allianz-Accelerator.<br />
„Wenn sich ein strategischer Investor zu<br />
früh beteiligt, kann das der Wertentwicklung<br />
des Start-ups sogar schaden“, sagt Sieglerschmidt,<br />
der einst selbst einen Online-Modeshop<br />
mit Rocket Internet gegründet hat.<br />
Auch deswegen hat sich die Allianz gegen<br />
ein Beteiligungsmodell entschieden.<br />
ALTER SACK WARTET AUF ANRUF<br />
Trotzdem sind auch diese Start-up-Programme<br />
der Konzerne bei Gründern gefragt.<br />
Einige betreiben gar ein regelrechtes<br />
Accelerator-Hopping. Get2Play, eine Online-Seite<br />
zum Instrumentenlernen, war<br />
erst bei Pro7 und dann bei Springer. Das<br />
Hundehalter-Portal Leinentausch wurde<br />
bis März dieses Jahres von Immobilientausch<br />
gefördert und ist im Anschluss<br />
ebenfalls in Springers Start-up-Wohngemeinschaft<br />
gewechselt.<br />
In dem Springer-Gründerlabor liegen<br />
die alte und neue Medienwelt ganz dicht<br />
beieinander. Direkt hinter der Eingangstür<br />
liegt eine Holzpalette, auf der sich meterhoch<br />
Druckerzeugnisse aus Deutschlands<br />
größtem Verlagshaus stapeln, doch für<br />
„Bild“, „Welt“ und „Morgenpost“ interessiert<br />
sich hier keiner. Lediglich <strong>vom</strong> „Bitcoin-Magazin“,<br />
das über die gleichnamige<br />
Cyberwährung berichtet, sind nur noch<br />
drei Exemplare übrig.<br />
Die Wände des Zukunftslabors sind mit<br />
absurden oder ordinären Graffitisprüchen<br />
eines Künstlers bedeckt, der hier zuvor sein<br />
Atelier hatte. „Alter Sack wartet auf Anruf“<br />
lautet einer der Sprüche. Als Chefscout für<br />
seine Start-ups hat Springer Jörg Rheinboldt<br />
engagiert. Er hatte einst gemeinsam<br />
mit den Samwer-Brüdern die Auktionsplattform<br />
Alando mitgegründet und sie<br />
später an Ebay verkauft. Danach hatten die<br />
Samwer-Brüder begonnen, weitere Firmen<br />
aufzuziehen. Rheinboldt blieb fünf Jahre<br />
Chef von Ebay in Deutschland. Nun gibt er<br />
sein Wissen an Gründer weiter und versucht<br />
zu erahnen, welche Geschäftsideen<br />
Axel Springer helfen könnten.<br />
Idealerweise bieten diese Ideen Synergien<br />
mit bestehenden Geschäften. Aus<br />
Sicht der Unternehmen ist das vielfach ein<br />
wichtiges Entscheidungskriterium für ein<br />
Start-up. So sind bei Springer beispielsweise<br />
gerade die Gründer des Start-ups Adincon<br />
eingezogen, sie wollen die Platzierung<br />
von Werbeanzeigen auf Internet-Seiten op-<br />
FOTO: PR<br />
62 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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timieren. An den Tischen daneben entwickeln<br />
die Gründer von SnapClip eine Plattform<br />
zur Videobearbeitung.<br />
Telekom-Manager Borchers wiederum<br />
fördert die Gründer von Vigour. Das Startup<br />
entwickelt eine Technologie, um Videos<br />
oder Medieninhalte einfacher auf verschiedenen<br />
Gerätetypen anzuzeigen, <strong>vom</strong><br />
Handy bis zum Fernsehen. Oder das Startup<br />
Reputami, das Bewertungen von Hotels<br />
oder Restaurants analysiert. „Es hilft auch<br />
uns, wenn beispielsweise die Vertriebler<br />
von T-Systems solch ein tolles, junges Produkt<br />
mit zu den Kunden nehmen können“,<br />
sagt Borchers. Die Start-ups wiederum bekommen<br />
durch die Telekom schneller und<br />
leichter Zugang zu Kunden.<br />
Von diesem Geben und Nehmen profitieren<br />
beide Seiten, junge Gründer und alteingesessene<br />
Unternehmen. Deshalb will<br />
die Bundesregierung den Schulterschluss<br />
fördern. „Die deutschen Unternehmen<br />
müssen Start-ups nicht als Bedrohung sehen,<br />
sondern als Partner“, predigt Tobias<br />
Kollmann, der für Wirtschaftsminister Sigmar<br />
Gabriel den Beirat junge digitale Wirtschaft<br />
leitet. In ihm sitzen Gründer und IT-<br />
Experten. Allerdings sollten sich Unternehmen<br />
bewusst sein, wie aufwendig die Entwicklung<br />
eines langfristig erfolgreichen<br />
Start-up-Programms ist, meint der Professor<br />
für Betriebswirtschafslehre, Wirtschaftsinformatik<br />
und insbesondere<br />
E-Business sowie E-Entrepreneurship an<br />
der Universität Duisburg-Essen in Essen.<br />
Mancher Vorstand glaube, man müssen<br />
nur den Mitarbeiter, der sowieso immer in<br />
Turnschuhen rumläuft, mit der Betreuung<br />
der Start-ups beauftragen, ätzt Ulrich<br />
Schmitz, Technikchef bei Axel Springer, gegen<br />
die eigene Zunft. Der Verlag sieht sich<br />
derzeit in Deutschland als Vorreiter der Digitalisierung,<br />
etwa indem er seine Top-Manager<br />
medienwirksam ins Silicon Valley<br />
schickt und sie in einer Wohngemeinschaft<br />
in der US-Internet-Hochburg unterbringt.<br />
IN FÜNF ODER SECHS JAHREN<br />
Neben dem Waldschratbart-Look für<br />
„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann hat<br />
Axel Springer in dem amerikanischen IT-<br />
Mekka auch einen erfahrenen Partner für<br />
seine Start-up-Aktivitäten gefunden: Der<br />
Konzern-Inkubator Plug & Play investiert<br />
dort seit Jahren in Start-ups und betreibt<br />
nun den hiesigen Accelerator mit Springer<br />
gemeinsam. Dies sei zwar „nicht der alleinige<br />
Heilsbringer für die Digitalisierung“,<br />
sagt Axel-Springer-Manager Rheinboldt.<br />
Aber ein Baustein von vielen. „Strategisch<br />
wesentlich wichtiger ist für uns der Kauf<br />
von Unternehmen, die schon gezeigt haben,<br />
dass sie erfolgreich sind“, sagt Springer-Manager<br />
Schmitz. Das sei berechenbarer<br />
als die Frühphaseninvestments.<br />
Doch auch bei diesen Wetten auf neue<br />
digitale Trends lagen Konzerne in den vergangenen<br />
Jahren oft genug daneben. So<br />
hat die Deutsche Telekom gerade die Plattform<br />
Musicload aufgegeben, die Apples<br />
iTunes-Store Paroli bieten sollte. Das zu<br />
RTL gehörende soziale Netzwerk Werkennt-wen<br />
schließt am 1. Juni. Beim Netzwerk<br />
Lokalisten, das ProSiebenSat.1 vor<br />
sechs Jahren für einen zweistelligen Millionenbetrag<br />
kaufte, bleiben die Nutzer weg.<br />
„Frühestens im fünften oder sechsten<br />
Jahr sieht man, welche Modelle wirklich<br />
funktionieren“, sagt Investor O’Leary. Daher<br />
müssten nun auch die Unternehmen<br />
erst einmal beweisen, ob sie mit ihren neuen<br />
Start-up-Spielplätzen einen so langen<br />
Atem haben.<br />
n<br />
oliver.voss@wiwo.de<br />
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Technik&Wissen<br />
Sinnsuche im All<br />
RAUMFAHRT | Diese Woche fliegt der wohl letzte deutsche Astronaut zur Internationalen<br />
Raumstation ISS. Denn die Tage des milliardenschweren Prestigeprojekts sind<br />
gezählt. Und das ist gut. Forschung im Weltall geht – dank visionärer Unternehmer –<br />
bald anders und günstiger.<br />
Es gibt wohl kaum einen spektakuläreren<br />
Arbeitsplatz als den<br />
von Alexander Gerst: gut 400 Kilometer<br />
über der Erde, 28 000 Kilometer<br />
pro Stunde schnell.<br />
Dennoch hat der deutsche Astronaut auf<br />
der Internationalen Raumstation ISS einen<br />
ziemlichen Routinejob. An einem typischen<br />
Tag wird er Punkt 6 Uhr geweckt und<br />
muss als Erstes den Sitz zweier Sensoren<br />
auf Brust und Stirn überprüfen, die seine<br />
Körpertemperatur bestimmen. Um 6.15<br />
Uhr steht die Morgentoilette auf dem<br />
Dienstplan, um 6.35 Uhr ein Urintest. Es<br />
folgt das Frühstück. Anschließend Besprechungen,<br />
weitere Experimente, eine Pressekonferenz,<br />
Fitnesstraining, noch mehr<br />
Experimente, noch mehr Besprechungen.<br />
Schließlich um 21.20 Uhr muss Gerst die<br />
beiden Sensoren noch einmal checken.<br />
Zehn Minuten später heißt es: Licht aus.<br />
166 Tage lang wird das so gehen, sofern<br />
Gerst wie geplant am Mittwochabend als<br />
dritter Deutscher zur ISS aufbricht. Der<br />
promovierte Geophysiker wird dann die<br />
Arbeit von Thomas Reiter und Hans Schlegel<br />
fortsetzen. Wie seine Vorgänger wird er<br />
Experimente zur Materialforschung und<br />
Plasmaphysik durchführen, zum Erdmagnetfeld<br />
und zur Suche nach kosmischen<br />
Teilchen. Und er wird – im Dienste der Medizin<br />
– selbst zum Versuchskaninchen.<br />
Ob ihm ein weiterer deutscher Astronaut<br />
folgen wird, ist indes fraglich: Die Raumstation<br />
ist angezählt. Mindestens 80 Milliarden<br />
Euro haben die 14 westlichen ISS-<br />
Staaten seit Anfang der Neunzigerjahre in<br />
Planung, Aufbau und Betrieb des Außenpostens<br />
investiert. Die <strong>Ausgabe</strong>n verteilen<br />
sich zwar auf viele Jahre und viele Partner,<br />
trotzdem geraten die Anhänger der Station<br />
zunehmend in Erklärungsnot: Hoffnungen,<br />
die Industrie würde auf der ISS experimentieren,<br />
haben sich nicht erfüllt. Und<br />
der Erkenntnisfortschritt durch die Grundlagenforschung<br />
wird nur langsam sichtbar.<br />
Vor allem die Europäer tun sich schwer,<br />
Geld für den weiteren Betrieb aufzubringen.<br />
Die Russen drohen sogar, ganz auszusteigen:<br />
Verärgert über Sanktionen im Zuge<br />
der Ukraine-Krise, hat der stellvertretende<br />
Ministerpräsident Dmitri Rogosin<br />
vergangene Woche angekündigt, 2020 den<br />
Geldhahn zuzudrehen. Er ist einer der rus-<br />
80 Milliarden<br />
Euro haben Bau und<br />
Betrieb der ISS bis<br />
heute verschlungen<br />
sischen Top-Politiker, denen die Europäische<br />
Union die Einreise verboten hat.<br />
Die Raumstation taugt damit womöglich<br />
bald nicht mehr länger als Symbol der<br />
friedlichen internationalen Kooperation.<br />
Ursprünglich ein Produkt des Kalten Krieges,<br />
ausgeheckt von US-Präsident Ronald<br />
Reagan, hat die Station im Laufe ihrer Geschichte<br />
Russen, Amerikaner, Kanadier, Japaner<br />
und Europäer zusammengeschweißt.<br />
Sogar für den Friedensnobelpreis<br />
soll sie schon im Gespräch gewesen<br />
sein. Doch das ist Geschichte.<br />
Neue Ideen sind gefragt. Die Forschung<br />
im All muss billiger, effizienter, schneller<br />
werden. Aufblasbare Raumstationen, umgebaute<br />
Touristenflieger und winzige Forschungssatelliten<br />
könnten ihren Teil dazu<br />
beitragen. Hinter diesen Konzepten stecken<br />
visionäre Unternehmer, die Pioniergeist<br />
mit Pragmatismus verbinden. Etwas,<br />
was den großen staatlichen Raumfahrtagenturen<br />
zu fehlen scheint.<br />
KÖLSCH FÜR JEDEN DEUTSCHEN<br />
Alexander Gerst wird sich all diese Diskussionen<br />
nicht anmerken lassen, wenn er<br />
Mittwoch in seine Sojus-Kapsel klettert.<br />
Sechs Stunden soll der Flug zur ISS dauern,<br />
fast sechs Monate der Aufenthalt an Bord.<br />
Während dieser Zeit wird er mit voraussichtlich<br />
mehr als 100 Experimenten in<br />
Berührung kommen. Hauptsächlich geht<br />
es dabei um Grundlagenforschung – getrieben<br />
von Neugier, mit offenem Ergebnis,<br />
ohne absehbaren Nutzen. Es kann dabei<br />
das nächste Wundermaterial, die nächste<br />
Wunderpille, gar der nächste Nobelpreis<br />
herausspringen. Etwa wenn die Physiker<br />
mithilfe des 8,5 Tonnen schweren Alpha-<br />
Magnet-Spektrometers herausfinden, warum<br />
nach dem Urknall die Antimaterie verschwand<br />
– wäre das nicht passiert, gäbe es<br />
uns heute nicht.<br />
Die Forschung kann aber genauso gut im<br />
Sande verlaufen.<br />
„Für uns ist das Engagement auf der ISS<br />
vergleichbar mit Investitionen in den Teilchenbeschleuniger<br />
Cern oder andere<br />
Großforschung. Es ist eine grundsätzliche<br />
Entscheidung“, rechtfertigt Volker Schmid<br />
die <strong>Ausgabe</strong>n für die Station. Er leitet die<br />
Fachgruppe ISS beim Deutschen Zentrum<br />
FOTOS: NASA (7), LAIF/POLARIS/CNP, AGENTUR FOCUS, SCIENCE PHOTO LIBRARY<br />
64 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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6.00 Wecken<br />
6.15 Körperpflege 6.50 Frühstück<br />
7.30 Teambesprechung<br />
ISS<br />
Arbeitsalltag<br />
eines<br />
Astronauten<br />
9.00 Experimente<br />
20.30 Freizeit<br />
17.30 Fitnesstraining Wartungsarbeiten<br />
für Luft- und Raumfahrt (DLR). Bisher hat<br />
Deutschland etwa 3,5 Milliarden Euro investiert.<br />
Die jährlichen Betriebsausgaben<br />
belaufen sich – <strong>vom</strong> Management bis hin<br />
zum Transport der Astronauten – auf rund<br />
130 Millionen Euro. „Die ISS kostet somit<br />
jeden Bürger ein Glas Kölsch oder eine Tasse<br />
Kaffee im Jahr“, rechnet Schmid vor.<br />
KALTES PLASMA GEGEN MIKROBEN<br />
Die Ergebnisse der jahrelangen Forschung,<br />
zumindest die handfesten, sind dennoch<br />
überschaubar: So bauen sich in der Schwerelosigkeit<br />
unvermeidlich die Knochen eines<br />
Menschen ab. Aßen Astronauten mehr<br />
Kochsalz, verschlimmerte sich das Problem<br />
bei einigen von ihnen. Sollte sich der<br />
Effekt bestätigen, würde das für eine kochsalzarme<br />
Diät bei alten und bettlägerigen<br />
Menschen sprechen. Versuche auf der ISS<br />
haben zu einer besonders leichten und widerstandsfähigen<br />
Titan-Aluminium-Legierung<br />
geführt. Turbinenschaufeln aus dem<br />
neuen Material könnten den Kerosinverbrauch<br />
in Düsentriebwerken deutlich senken<br />
und so die Emissionen verringern.<br />
Besonders beeindruckend – aber auch<br />
völlig unkalkulierbar – sind die zufälligen<br />
Funde, die Abfallprodukte der Raumfahrt:<br />
Seit 2001 experimentiert das Max-Planck-<br />
Institut für extraterrestrische Physik in Garching<br />
beispielsweise mit kalten Plasmen –<br />
einem verdünnten Gemisch aus neutralen<br />
und geladenen Atomen sowie Molekülen.<br />
Auf der ISS untersuchten die Forscher damit<br />
Kristalle. Auf der Erde erkannten sie<br />
später, dass kaltes Plasma Wunden desinfiziert,<br />
ohne die Haut zu schädigen. Sogar<br />
Mikroben, die gegen Antibiotika resis-<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 65<br />
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Technik&Wissen<br />
Die Sternenflotte der Privaten<br />
Forschen<br />
Der Raumgleiter des Start-ups Swiss<br />
Space Systems setzt Forschungssatelliten<br />
in 80 Kilometer Höhe aus. Von<br />
dort steigen sie aus eigener Kraft ins All.<br />
Liefern<br />
Das Raumschiff Dragon des US-Unternehmens<br />
SpaceX hat schon dreimal<br />
Nachschub zur ISS gebracht – deutlich<br />
preiswerter als einst das Spaceshuttle.<br />
Reisen<br />
Ab 2017 will der US-Konzern Boeing<br />
der russischen Sojus-Kapsel Konkurrenz<br />
machen: Sein Raumschiff CST-100 soll<br />
bis zu sieben Astronauten zur ISS fliegen.<br />
»<br />
tent geworden sind, werden getötet.<br />
Nun soll ein tragbares Gerät zur Wunddesinfektion<br />
entwickelt werden. „Da ist enorm<br />
viel Potenzial vorhanden“, sagt Schmid.<br />
Ein anderer Traum ist dagegen weitgehend<br />
geplatzt. In den Anfangstagen der ISS<br />
hofften Raumfahrtmanager, die Industrie<br />
würde auf der Station forschen und produzieren.<br />
„Das war damals sehr optimistisch“,<br />
sagt Schmid. Heute ist klar: Die Planung eines<br />
Weltraumexperiments mit allen nötigen<br />
Genehmigungen dauert vielen Forschungsabteilungen<br />
zu lange, die Ergebnisse<br />
sind zu unberechenbar, der Ausflug<br />
ins All gilt als zu teuer – obwohl das DLR<br />
mitunter sogar Transport und Betrieb auf<br />
der Station übernimmt.<br />
SONNYBOY OHNE GITARRE<br />
Nur zwei industriegetriebene Versuche<br />
stehen auf Gersts Experimentierplan: Der<br />
Raumfahrtkonzern Airbus Defence and<br />
Space will ein per Funk kommunizierendes<br />
Sensornetzwerk testen, das künftig im europäischen<br />
Forschungsmodul Columbus<br />
der ISS, aber auch in anderen extremen<br />
Umgebungen arbeiten soll.<br />
Der Schweizer Textilhersteller<br />
Schoeller will gemeinsam mit<br />
den Hohenstein Instituten und<br />
der Berliner Charité die Geruchsentwicklung<br />
seiner Funktionstextilien<br />
von Astronauten<br />
beurteilen lassen – eine Art<br />
Gütesiegel, das sich gut fürs<br />
Marketing nutzen lässt.<br />
Video<br />
In unseren App-<br />
<strong>Ausgabe</strong>n finden<br />
Sie Zeitrafferaufnahmen<br />
<strong>vom</strong> Blick aus<br />
der ISS<br />
Im Kampf um Aufmerksamkeit – und<br />
mehr Steuergelder – rücken daher andere<br />
Aspekte in den Mittelpunkt: Bildung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit. Gerst hat sich in den<br />
vergangenen Monaten zu einem Sonnyboy<br />
und Werbeträger für die Raumfahrt gemausert.<br />
Gitarre spielen und singen wie<br />
sein kanadischer Kollege Chris Hadfield<br />
will er zwar nicht, dessen Version des David-Bowie-Songs<br />
„Space Oddity“ im Internet<br />
millionenfach abgerufen wurde. Aber<br />
Bildungsthemen haben es ihm angetan.<br />
Mehrere Schülerexperimente, Live-Schalten<br />
und Fotoaktionen sind während seiner<br />
Mission geplant. „Ich empfinde es als meine<br />
Verpflichtung, der kommenden Generation<br />
zu zeigen, was wir am Weltall haben“,<br />
sagt Gerst. Er wird das größtenteils in<br />
seiner Freizeit erledigen. „Rein rechnerisch<br />
stehen uns pro Flugperiode nur zwei<br />
Stunden für Bildung zur Verfügung“, sagt<br />
Schmid. „Die Wissenschaft bleibt stets im<br />
Vordergrund.“<br />
Das Trommeln für die Station ist dringend<br />
erforderlich. Vor allem Italien und<br />
Frankreich haben ihre finanzielle Unterstützung<br />
zuletzt deutlich zurückgefahren;<br />
Deutschland, das bislang<br />
41 Prozent der europäischen<br />
<strong>Ausgabe</strong>n schulterte, hat seinen<br />
Anteil auf 50 Prozent erhöht.<br />
Trotzdem müssen die laufenden<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für die ISS um 30 Prozent<br />
gedrückt werden, unter anderem<br />
bei der Betreuung der<br />
Forscher, ebenso bei den Experimenten.<br />
Und wie es nach 2015 weitergeht,<br />
ist derzeit noch offen. Eine weitere<br />
Milliarde Euro wird bis 2020 benötigt.<br />
„Noch sind wir nicht ganz am Ziel, aber ich<br />
bin zuversichtlich“, sagte Jean-Jacques Dordain,<br />
Chef der Europäischen Weltraumorganisation<br />
ESA, Anfang des Jahres bei einem<br />
Besuch des europäischen Raumfahrtkontrollzentrums<br />
in Darmstadt. „Allerdings<br />
müssen wir dieses Jahr unbedingt eine Lösung<br />
finden, andernfalls bekommen wir ein<br />
großes Problem.“<br />
RAUMMODUL ZUM AUFBLASEN<br />
Volker Schmid plädiert jedenfalls dafür, die<br />
ISS „zu nutzen, zu nutzen, zu nutzen, so<br />
lange wie möglich“. Dennoch machen sich<br />
die Raumfahrtagenturen bereits Gedanken,<br />
was nach der Station kommen könnte.<br />
Sicher scheint: Die Zeit der Mammutprojekte<br />
im All ist vorbei. Neue Forschungseinrichtungen<br />
müssen kleiner, modularer,<br />
flexibler sein.<br />
Eine mögliche Lösung kommt <strong>vom</strong> US-<br />
Hotelmagnaten Robert Bigelow. Seit Juli<br />
2006 lässt der Amerikaner bereits einen<br />
unbemannten Testballon um die Erde kreisen:<br />
Genesis I ist im Grunde ein überdimensionaler,<br />
zylindrischer Schwimmflügel<br />
– ein aufblasbarer Prototyp, der von einer<br />
mehrlagigen Kunststoffhülle gegen Einschläge<br />
von Asteroiden geschützt wird. Die<br />
leichte, unkomplizierte Konstruktion lässt<br />
sich deutlich günstiger transportieren und<br />
betreiben als die ISS mit ihrer Spannweite<br />
von mittlerweile 110 Metern.<br />
»<br />
FOTOS: PR (2), ACTION PRESS, GETTY IMAGES/AFP<br />
66 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Technik&Wissen<br />
»<br />
Die Idee dafür hat Bigelow Ende der<br />
Neunziger der US-Raumfahrtbehörde Nasa<br />
abgekauft, die dem Konzept damals wenig<br />
abgewinnen konnte. Nun dreht er es ihr<br />
wieder an: 17,8 Millionen Dollar zahlt sie<br />
an seine Firma, um ab kommendem Jahr<br />
ein aufblasbares Modul an der ISS testen<br />
zu können. Dort soll der knapp drei Meter<br />
dicke Anbau namens Beam zwei Jahre lang<br />
beweisen, dass er der kosmischen Strahlung,<br />
dem ständigen Bombardement<br />
durch Mikrometeoriten und den Temperaturschwankungen<br />
im All trotzen kann.<br />
Bewährt sich Beam, will Bigelow 2017 eine<br />
eigene Station starten. BA 330 soll 14<br />
Meter lang sein, Platz für sechs Astronauten<br />
bieten und über einen mehr als doppelt<br />
so großen Innenraum verfügen wie<br />
das aktuelle ISS-Modul der Amerikaner –<br />
bei nur 30 Prozent mehr Gewicht. 25 Millionen<br />
Dollar soll es kosten, ein Drittel der<br />
Station zwei Monate lang zu mieten. Angeblich<br />
haben bereits mehrere Staaten,<br />
Biotech-Unternehmen und Universitäten<br />
Interesse bekundet.<br />
Noch muss Bigelow aber warten. Ihm<br />
fehlen schlicht die Raketen, um Menschen<br />
zu solch einer Station zu transportieren:<br />
Seit dem Ende der amerikanischen Shuttle-Flüge<br />
im Juli 2011 können einzig die<br />
russischen Sojus-Raketen Astronauten zur<br />
ISS bringen. Gut 70 Millionen Dollar zahlen<br />
die Amerikaner derzeit für jede Mitfluggelegenheit<br />
in den dreisitzigen Kapseln.<br />
Künftig soll der Transport günstiger und<br />
unabhängig von den Russen werden. Seit<br />
2010 unterstützt die Nasa daher US-Firmen<br />
bei der Entwicklung eines eigenen Raumschiffs.<br />
Drei Konzepte sind derzeit im Rennen,<br />
darunter der Shuttle-ähnliche Dream<br />
Chaser der Sierra Nevada Corporation, einem<br />
mittelständischen Luft- und Raumfahrtunternehmen,<br />
sowie eine Kapsel für<br />
bis zu sieben Astronauten, die der Boeing-<br />
Konzern gemeinsam mit Bigelow Aerospace<br />
entwickelt.<br />
70 Millionen<br />
Dollar kostet Gersts<br />
Flug mit der Sojus-<br />
Kapsel zur ISS<br />
MINISATELLITEN AUS DER SCHWEIZ<br />
Am weitesten fortgeschritten ist das kalifornische<br />
Unternehmen SpaceX mit seinem<br />
Raumtransporter Dragon. Hinter dem<br />
Unternehmen steckt der Multiunternehmer<br />
Elon Musk, der bereits mit PayPal die<br />
Finanzbranche und mit Tesla Motors die<br />
Autoindustrie aufgemischt hat. Die unbemannte<br />
Variante der Dragon-Kapsel transportiert<br />
seit Mai 2012 Fracht zur Raumstation;<br />
die Version für bis zu sieben Astronauten<br />
soll 2015 erstmals abheben. SpaceX<br />
peilt dann einen Startpreis von 140 Millionen<br />
Dollar für das Raumschiff an – oder 20<br />
Millionen Dollar pro Astronaut, sofern die<br />
Kapsel voll besetzt ist.<br />
Noch billiger könnte es werden, wenn<br />
den Forschern wenige Minuten Schwerelosigkeit<br />
für ihre Experimente genügen:<br />
Raumschiffe, die zahlungskräftige Touristen<br />
auf einer Parabelbahn an die Grenze<br />
zum Weltall und wieder zurück bringen<br />
sollen, eignen sich auch für wissenschaftliche<br />
Versuche. Die Firma Virgin Galactic<br />
des britischen Unternehmers Richard<br />
Branson hat ihr SpaceShipTwo zum Beispiel<br />
bereits an die Nasa vermietet.<br />
Die ersten Flüge des Raumfahrzeugs, das<br />
seit vielen Jahren in der Mojave-Wüste entwickelt<br />
wird, sollen der Forschung gewidmet<br />
sein. Vier bis fünf Minuten Schwerelosigkeit<br />
verspricht Virgin Galactic – zu einem<br />
Preis von etwa 1,2 Millionen Dollar.<br />
Der Himmelsstürmer<br />
Gerst, 38, startet am 28. Mai als dritter<br />
deutscher Astronaut zur Raumstation<br />
ISS. Seit 2009 bereitet er sich auf die<br />
sechsmonatige Mission vor.<br />
Noch muss das SpaceShipTwo allerdings<br />
beweisen, dass es überhaupt 100 Kilometer<br />
Höhe erreichen kann.<br />
Vielleicht zeigen aber auch die Schweizer<br />
dem Rest der Welt, wie es gut und günstig<br />
funktioniert: Pascal Jaussi, ehemaliger<br />
Testpilot der Schweizer Luftwaffe, will mit<br />
seinem Unternehmen Swiss Space Systems<br />
(S3) komplett auf experimentierende Astronauten<br />
verzichten und stattdessen besonders<br />
billige Forschungssatelliten ins All<br />
schicken. Hierzu soll ein umgebauter Airbus<br />
A300 ein Shuttle auf zehn Kilometer<br />
Höhe transportieren. Das Raumfahrzeug<br />
klinkt sich aus, zündet sein Triebwerk, klettert<br />
auf 80 Kilometer und setzt dort Minisatelliten<br />
aus. Die steigen aus eigener Kraft in<br />
ihre Umlaufbahn, Flugzeug und Shuttle<br />
landen wieder und lassen sich erneut nutzen.<br />
„Wir werden ein Startsystem etablieren,<br />
das nur ein Viertel so viel kostet wie aktuelle<br />
Raketen“, sagt S3-Kommunikationsleiter<br />
Grégoire Loretan.<br />
Einer der ersten Kunden ist die schweizerisch-israelische<br />
Firma Spacepharma,<br />
die ab 2018 insgesamt 28 Starts anpeilt. In<br />
ihren nur fünf Kilogramm schweren Satelliten<br />
lassen sich chemische Verbindungen<br />
synthetisieren, Genfunktionen testen, Viren<br />
auf ihre Gefährlichkeit untersuchen –<br />
immer im Hinblick auf neue Impfstoffe<br />
und Medikamente. Etwa 350000 Dollar soll<br />
solch ein Experiment kosten. Bis zu 540 Tage<br />
kann ein Satellit im All bleiben.<br />
ROBOTER ODER MENSCH?<br />
Automatische Systeme werden künftig<br />
aber auch auf großen Raumstationen, egal,<br />
ob starr oder aufblasbar, eine wichtigere<br />
Rolle spielen. Schon heute experimentiert<br />
die Nasa in der ISS mit einem Robonauten<br />
– einem Torso, der mit seinen Armen, Fingern,<br />
Augen zunehmend anspruchsvolle<br />
Aufgaben übernehmen soll.<br />
Alexander Gerst hat dennoch keine<br />
Angst um seinen Job. „Es wäre natürlich<br />
blöd, teuer, unnütz, wenn Menschen Aufgaben<br />
verrichten, die Roboter genauso gut<br />
erledigen könnten“, sagt der Geophysiker.<br />
Den Entdeckergeist, die Inspiration, die<br />
Faszination der Raumfahrt können Maschinen<br />
in seinen Augen allerdings nicht<br />
vermitteln – dafür braucht es den Menschen<br />
mit seinen Erinnerungen, mit seinen<br />
Abenteuern, notfalls auch mit seiner Gitarre<br />
und seinen Liedern. „Die Robotik eröffnet<br />
der Raumfahrt neue Möglichkeiten“,<br />
sagt der 38-Jährige, „die Menschen aber,<br />
die geben ihr den Sinn.“<br />
n<br />
alexander stirn | technik@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 67<br />
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Technik&Wissen<br />
Spritze ins Gehirn<br />
GESUNDHEIT | Ein Kind starb durch eine dubiose Stammzellbehandlung<br />
des Düsseldorfer Unternehmens XCell. Nun ist eine<br />
Ärztin angeklagt. Doch der Medizin-Krimi geht weiter.<br />
Geschäft mit der Hoffnung<br />
Stammzellen müssen<br />
sich erst noch bewähren<br />
Der Ex-Chef<br />
verdient weiter mit<br />
seiner gefährlichen<br />
Masche<br />
Was die Forscher versprechen, ist<br />
fantastisch: Künftig sollen Stammzellen<br />
fast jedes Leiden heilen. Die<br />
Zellen mit der ungeheuren Regenerationskraft<br />
sollen zum Jungbrunnen für altersschwache<br />
Herzen, Gehirne oder Gelenke<br />
werden. Kaum eine andere medizinische<br />
Methode weckt derzeit so viele Hoffnungen<br />
– gerade bei schwer kranken Menschen<br />
und Eltern behinderter Kindern.<br />
Genau auf diese verzweifelte Patientengruppe<br />
hatte es die Düsseldorfer Firma<br />
XCell Center GmbH abgesehen. Sie hatte<br />
sich von 2007 bis 2010 in zwei katholischen<br />
Kliniken in Köln und Düsseldorf eingemietet.<br />
Für Zehntausende von Euro versprachen<br />
der Firmengründer Cornelis Kleinbloesem<br />
und sein Ärzteteam Heilung von<br />
zahlreichen schweren Krankheiten.<br />
Damit war der niederländische Geschäftsmann<br />
seiner Zeit weit voraus. Denn<br />
seriöse Forscher betonen auch heute noch,<br />
dass sich die meisten Stammzelltherapien<br />
in einem frühen experimentellen Stadium<br />
befinden – und damit Jahre von einer regulären<br />
Standardbehandlung entfernt sind.<br />
Weil XCell aber in einer rechtlichen Grauzone<br />
agierte, konnten die Behörden das<br />
Unternehmen erst im Jahr 2010 schließen,<br />
als zwei Kinder schwere körperliche Schäden<br />
durch die Injektion von Stammzellen<br />
ins Gehirn davontrugen – und ein weiteres<br />
starb (die WiWo berichtete mehrfach).<br />
Das Unheimliche daran: Während die<br />
Düsseldorfer Staatsanwaltschaft nun gegen<br />
die behandelnde Ärztin Anklage erhoben<br />
hat (Aktenzeichen 4KLS 6/14), bleibt<br />
Ex-Chef Kleinbloesem unbehelligt. Noch<br />
bedenklicher: Er bietet die lebensgefährlichen<br />
Eingriffe am Gehirn weiterhin an.<br />
Bei seiner zweiten Firma, der Cells4-<br />
Health mit Hauptsitz im schweizerischen<br />
Zug, fährt der gelernte Pharmazeut unverdrossen<br />
dieselbe Masche: Auf der Homepage<br />
offeriert er Stammzelltherapien, zu<br />
Preisen von 13 145 Euro fürs Knie bis zu<br />
38 445 Euro am Rückenmark. Und auch die<br />
Behandlung von Hirnschäden steht wieder<br />
auf der Liste: 27 445 Euro kostet das Spritzen<br />
von Stammzellen ins Hirn. Genau deswegen<br />
wurde XCell geschlossen und die<br />
Ärztin nun angeklagt. Als Behandlungsorte<br />
sind der Libanon, der Oman und Indien<br />
genannt. Auf Nachfrage der Wirtschafts-<br />
Woche, warum er diese Therapie weiter<br />
anwendet, antwortete Kleinbloesem nicht.<br />
Es scheint schier unmöglich, dem Mann<br />
das Handwerk zu legen. Auch im Fall XCell<br />
ist es für Staatsanwalt Christoph Kumpa<br />
schwierig, die Chefs – Kleinbloesem und<br />
seine leitenden Ärzte – auf die Anklagebank<br />
zu bekommen. Denn anders als die<br />
nun angeklagte Chirurgin kann Kumpa die<br />
eigentlich Verantwortlichen der dubiosen<br />
Firma nicht direkt mit den fatalen Eingriffen<br />
in Zusammenhang bringen. Um sie<br />
ebenfalls dingfest zu machen, müssen die<br />
Strafverfolger sämtliche alten Patientenakten<br />
durchsehen. Nur wenn sie zeigen können,<br />
dass auch diese Herren die gefährlichen<br />
Behandlungen am Hirn durchführten<br />
oder sie deren Gefahren bei der Aufklärung<br />
der Patienten kleinredeten, können<br />
sie gegen sie Anklage erheben.<br />
Kumpa hat aber ein Problem: Ihm fehlen<br />
Zeit und Fachkenntnis, um die Akten selbst<br />
durchzuarbeiten. Deshalb hat er die Ärztekammer<br />
Nordrhein um Hilfe gebeten. Die<br />
ließ sich <strong>vom</strong> Insolvenzverwalter der pleitegegangenen<br />
XCell die Akten aushändigen<br />
und lagerte sie ein. Dirk Schulenburg,<br />
Justiziar der Ärztekammer, war damals<br />
selbst dabei und weiß: „Es geht um 13 000<br />
Patientenakten.“ Weil die Kammer ein großes<br />
Interesse habe, den Fall aufzuklären,<br />
werde sie Amtshilfe leisten.<br />
OHNE RÜCKSICHT AUF VERLUSTE<br />
XCell-Gründer Kleinbloesem scheint es<br />
nicht zu scheren, dass die Therapien, die er<br />
anbietet, weder erprobt noch zugelassen,<br />
sondern mitunter lebensgefährlich sind. Es<br />
ist nun schon sein dritter Anlauf. Schon vor<br />
seinem Ausflug nach Deutschland hatte er<br />
mit der damals in den Niederlanden beheimateten<br />
Cells4Health genau dasselbe Konzept<br />
verfolgt. Ein eigens verabschiedetes<br />
Gesetz vermasselte ihm damals allerdings<br />
das Geschäft in seinem Heimatland – bevor<br />
Menschen zu Schaden kamen.<br />
Einziger Trost für die Menschen, denen<br />
XCell noch Geld schuldet: Wie der Anwalt<br />
eines Geschäftspartners bestätigt, kommt<br />
das noble Privatanwesen des Ex-Firmenchefs<br />
in Kürze unter den Hammer. Der Lebemann<br />
residierte im noblen Städtchen<br />
Meerbusch vor den Toren Düsseldorfs –<br />
ganz in der Nähe der Moderatorin Verona<br />
Pooth, womit er sich gerne brüstete. n<br />
susanne.kutter@wiwo.de<br />
FOTO: RAINER FROMM<br />
68 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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VALLEY TALK | Darf ein Konzernchef Kunden warnen,<br />
wenn der Staat Produkte aus Gründen der nationalen<br />
Sicherheit manipuliert hat? Von Matthias Hohensee<br />
Ethisches Dilemma<br />
FOTO: JEFFREY BRAVERMAN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
Cisco-Chef John Chambers ist für<br />
seine rhetorischen Künste berühmt.<br />
Bei Reden steht er nie auf<br />
dem Podium, sondern schreitet<br />
durch die Reihen seiner Zuhörer. Da er als<br />
Legastheniker keinen Teleprompter nutzen<br />
kann, hält er seine Vorträge aus dem<br />
Gedächtnis, was umso eindrucksvoller<br />
wirkt. Das Publikum gewinnt schnell den<br />
Eindruck, der Fortschritt der Zivilisation<br />
hänge <strong>vom</strong> Wohl Ciscos ab. Das ist mehr<br />
als Show. Der Konzern ist der wichtigste<br />
Internet-Ausrüster, den größten Teil des<br />
Datenverkehrs steuern seine Produkte.<br />
Chambers weicht auch kritischen Fragen<br />
von Journalisten nicht aus. Er versucht so<br />
offen zu sein, wie es für ihn als Chef eines<br />
der größten börsennotierten Konzerne der<br />
Welt möglich ist. Doch bei der Frage, die ich<br />
ihm jüngst stellte, musste selbst er einräumen,<br />
sie nicht beantworten zu können.<br />
Mehr noch: dass es schier unmöglich sei,<br />
darauf überhaupt eine Antwort zu geben.<br />
Auslöser war die Enthüllung des Journalisten<br />
Glenn Greenwald, dass die US-<br />
Lauschbehörde NSA womöglich Produkte<br />
von Cisco auf dem Weg zum Kunden abgefangen<br />
und manipuliert habe. Indizien sind<br />
Fotos von Edward Snowden. Ob dies tatsächlich<br />
geschehen ist oder ob die NSA ihr<br />
Können nur zu Trainingszwecken demonstrierte,<br />
scheint selbst Cisco bislang nicht<br />
herausgefunden zu haben. Aber es veranlasste<br />
Chambers, sich bei US-Präsident<br />
Barack Obama zu beschweren und höflich,<br />
aber bestimmt auf die Gefahren für die<br />
Weltwirtschaft hinzuweisen, wenn jemand<br />
die Lieferkette manipuliere.<br />
Worauf ich Chambers fragte, welche Interessen<br />
er zuerst wahren müsse: die seiner<br />
Kunden oder die seines Heimatlandes. Der<br />
Dienst am Kunden hat für US-Firmen fast<br />
religiösen Charakter. Cisco ist als eines der<br />
Urgesteine des Silicon Valley stolz auf seine<br />
amerikanischen Wurzeln. Für einen Sekundenbruchteil<br />
rang Chambers um Fassung.<br />
Um dann zu betonen, Cisco verstehe sich<br />
als internationales Unternehmen. Und ja,<br />
auch China sei ein Kernmarkt.<br />
Die Frage war gemein. Aber sie illustriert<br />
das ethische Dilemma, wenn einflussreiche<br />
Unternehmen zum Instrument der Politik<br />
werden, egal, ob in der Ukraine-Krise oder<br />
unter dem Deckmantel der Terrorabwehr.<br />
Darf ein Konzern Kunden warnen, wenn der<br />
Staat das erworbene Produkt aus Gründen<br />
nationaler Sicherheit manipuliert hat? Die<br />
Diskussion darüber muss geführt werden.<br />
Und sie wird kommen. Immerhin erwägt<br />
auch der NSA-Untersuchungsausschuss<br />
des Bundestages, die Chefs der wichtigsten<br />
US-Internet-Konzerne als Zeugen zu laden.<br />
DEN MOTOR NICHT ABWÜRGEN<br />
Für Cisco steht viel auf dem Spiel. Der Konzern<br />
will einer der ganz großen Anbieter im<br />
„Internet of everything“ werden (siehe Seite<br />
88). In diesem Szenario wird das Internet<br />
allgegenwärtig, dringt via Sensoren und<br />
Funkverbindungen in alle Lebensbereiche<br />
und Branchen ein – ein Hunderte von<br />
Milliarden Dollar schweres Geschäft für die<br />
nächsten Jahrzehnte.<br />
Das allgegenwärtige Internet kann sein<br />
Potenzial nur entfalten, wenn seine Infrastruktur<br />
vor kriminellem und staatlichem<br />
Missbrauch geschützt wird. Es wäre fatal,<br />
warnt Chambers, wenn das Internet fragmentiert<br />
und in politische Interessenszonen<br />
unterteilt werde. Doch die US-Regierung<br />
beharrt darauf, dass ihre Spionage nur<br />
der Terrorabwehr diene, nicht aber wirtschaftlichen<br />
Zwecken. Da Innovationsfähigkeit<br />
aber immer wichtiger für den Wohlstand<br />
und damit die Sicherheit von Staaten<br />
wird, lässt sich die Grenze immer schwerer<br />
ziehen. China scheint da schon lange<br />
keinen Unterschied mehr zu machen.<br />
Immerhin hat niemand Interesse daran,<br />
den nächsten großen Wachstumsmotor des<br />
Internets abzuwürgen. Aber wie schnell er<br />
künftig weiterlaufen wird, liegt momentan<br />
in den Händen der Politik.<br />
Der Autor ist WirtschaftsWoche-Korrespondent<br />
im Silicon Valley und beobachtet<br />
von dort seit Jahren die Entwicklung der<br />
wichtigsten US-Technologieunternehmen.<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 69<br />
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Management&Erfolg<br />
Außen weich, innen hart<br />
FÜHRUNGSKRÄFTE | Lange zuhören, zügig entscheiden, mehr Zeit für die Familie statt für<br />
gesellschaftliche Auftritte und morgens auch mal mit der U-Bahn ins Büro: Junge<br />
Vorstände unterscheiden sich deutlich von den alten Alphatieren der Deutschland AG.<br />
Wie die neue Wirtschaftselite tickt – ein Psychogramm deutscher Chefetagen.<br />
Ob er sie mal etwas fragen<br />
dürfe, will der junge Berater<br />
wissen. Ana-Cristina Grohnert<br />
sitzt da gerade in der<br />
Cafeteria ihres Arbeitgebers<br />
am Standort Eschborn vor den Toren<br />
Frankfurts und unterhält sich mit Kollegen<br />
bei einem Cappuccino. Klar, sagt Grohnert,<br />
46, Bankenexpertin und als Personalchefin<br />
bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY<br />
verantwortlich für rund 8000 Mitarbeiter.<br />
Und nimmt sich Zeit für ein spontanes<br />
Gespräch mit dem Endzwanziger aus dem<br />
Kreditbereich. Wie es denn im Unternehmen<br />
um die Familienförderung bestellt<br />
sei, will der junge Kollege wissen. Und<br />
beklagt, dass man im Kollegenkreis viel<br />
zu oft maile, statt kurz ins Nachbarbüro<br />
rüberzugehen und direkt miteinander zu<br />
sprechen. Grohnert stimmt zu, bedauert,<br />
dass auch ihr das nicht immer möglich sei.<br />
Ob sie denn keinen Blog zu Personalthemen<br />
habe oder twittere, will der junge<br />
Mann von der gestandenen Managerin<br />
wissen. „Dann kann jeder nachlesen, was<br />
Sie beschäftigt.“<br />
Den Namen des jungen Kollegen hat<br />
Grohnert nicht behalten, aber seine Empfehlung<br />
blieb hängen. „Ich denke nicht in<br />
Hierarchien, man muss flexibel im Geist<br />
sein, um Innovationen aufnehmen zu können,<br />
neue Produkte und neue Lösungen zu<br />
finden“, sagt die Top-Managerin. „Wer<br />
nicht zuhört, kann nicht mehr bestehen als<br />
Führungskraft.“<br />
Grohnerts Konsequenz aus dem Gespräch<br />
mit dem Kollegen: „My first time on<br />
twitter“, ist ein paar Wochen später auf dem<br />
sozialen Netzwerk zu lesen. Grohnerts Post<br />
<strong>vom</strong> 6. März, ein „erster leiser Anfang“.<br />
Seitdem twittert die Top-Managerin mit<br />
Klarnamen, Position und Foto. „Ich twittere<br />
aber nicht frei von der Leber weg“, sagt<br />
Grohnert. Statt Bilder von sich oder ihrer<br />
Familie postet sie lieber ein Foto ihres Gepäcks<br />
am Ende einer langen Dienstreise<br />
(„Goodbye NYC. Ich freue mich jetzt wieder<br />
auf Frankfurt.“). Vor allem aber Links zu<br />
Themen, die ihr wichtig sind: über Work-<br />
Life-Balance („Bringt die Kinder mit ins<br />
Büro“), über die Motivation von Mitarbeitern,<br />
die Vorstellungen der Generation Y<br />
(„will viele Freiheiten und fordert damit<br />
Unternehmen heraus“). Oder die Frage, ob<br />
und wie man das Smartphone am Wochenende<br />
nutzen solle.<br />
„Und über einen Blog“, sagt die Mutter<br />
dreier schulpflichtiger Kinder, die etwa die<br />
Hälfte der Woche auf Dienstreisen unterwegs<br />
ist, aber auch mal ein Meeting verlässt,<br />
um mit ihren Kindern zu telefonieren,<br />
„denke ich jetzt auch noch nach.“<br />
Glück und Kontakte<br />
Welche Faktoren junge CEOs für ihre Karriere<br />
verantwortlich machen*<br />
25%<br />
Glück<br />
25%<br />
Netzwerke/Unterstützung<br />
9%<br />
Umstrukturierungen, personelle<br />
Verschiebungen im Unternehmen<br />
6%<br />
Internationale Tätigkeit<br />
Sichtbarkeit durch vorstandsoder<br />
aufsichtsratsnahe Tätigkeit<br />
6%<br />
2%<br />
Erfahrung in verschiedenen<br />
Branchen und Positionen<br />
19%<br />
Andere<br />
*Mehrfachnennungen möglich;<br />
Quelle:KienbaumExecutive Consultants/Haniel<br />
Aufgeschlossen für die neuesten Möglichkeiten<br />
digitaler Kommunikation, stets<br />
ein offenes Ohr für Sorgen und Anregungen<br />
von Mitarbeitern und Familie, 80-Stunden-<br />
Wochen, die Hälfte der Woche auf Dienstreise:<br />
Für Grohnert ist das Alltag. Die 46-Jährige<br />
ist seit zweieinhalb Jahren Mitglied der<br />
Geschäftsführung der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
EY, verantwortet<br />
dort Organisationsentwicklung und Personalmanagement,<br />
betreut außerdem<br />
Mandanten aus der Finanzbranche.<br />
FREI VON ALTEN ROLLENBILDERN<br />
„Meine Familie und mein Beruf sind mir<br />
wichtig. Beide verlangen Zeit und Energie,<br />
aber ich nehme sie nicht als Belastung oder<br />
Arbeit wahr“, sagt Grohnert. „Ein schlechtes<br />
Gewissen gegenüber der Familie habe ich<br />
nicht. Ich habe über die Jahre gelernt, mich<br />
frei von diesem Rollenbild zu machen.“<br />
Sich lösen von tradierten Vorstellungen:<br />
Das gilt nicht nur für Grohnert und ihr<br />
Selbstbild als Frau in einer noch immer<br />
mehrheitlich von Männern dominierten<br />
Welt der Top-Manager. Ob Männlein oder<br />
Weiblein, Grohnert steht für eine neue Generation<br />
von Führungskräften, die die Vorstandsetagen<br />
der wichtigsten deutschen<br />
Unternehmen erobert haben. Und der viel<br />
zitierten Deutschland AG gerade endgültig<br />
den Garaus machen.<br />
Vorbei die Zeiten, in denen kantige, mitunter<br />
selbstherrliche Patriarchen mit dicken<br />
Zigarren, manchmal noch dickeren<br />
Bäuchen, stets spitzen Ellbogen und livriertem<br />
Chauffeur in Kungelrunden, verschanzt<br />
hinter dicken Türen eichegetäfelter<br />
Konferenzräume, über das Wohl und Wehe<br />
eines Unternehmens entschieden, in dem<br />
FOTO: JOHN WILDGOOSE<br />
70 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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sie Jahrzehnte ihres Arbeitslebens verbracht<br />
hatten. Alphatiere wie Hilmar Kopper,<br />
Jürgen Großmann, Kajo Neukirchen<br />
oder Jürgen Schrempp, die über viele Jahre<br />
die Geschicke von Dickschiffen wie Deutscher<br />
Bank, RWE, Metallgesellschaft und<br />
DaimlerChrysler lenkten, eher auf Konfrontation<br />
statt Ausgleich setzten und lieber laut<br />
polternd auf Entscheidung beharrten, als<br />
sich durch kleinlautes Zurückrudern einem<br />
Weichei-Vorwurf auszusetzen. So jedenfalls<br />
die Klischees über den Führungsstil der<br />
Vorväter. Die Nachfolger geben sich smart.<br />
ANA-CRISTINA GROHNERT, 46<br />
Unternehmen EY<br />
Position Vorstand Personal<br />
Stationen Trainee bei Preussag,<br />
erste Führungsverantwortung<br />
mit 30 Jahren bei ABB, seit drei Jahren<br />
im EY-Vorstand<br />
Motto „Habe gelernt, mich von<br />
traditionellen Rollenbildern zu befreien“<br />
Eine neue Generation von Führungskräften<br />
hat das Ruder übernommen. Sie bestimmt<br />
geräuschlos, aber selbstbewusst<br />
den Kurs milliardenschwerer Konzerne,<br />
entscheidet über den Einsatz von Millionen<br />
von Mitarbeitern. Selbstbewusst, durchsetzungsstark,<br />
machtbewusst sind die Neuen<br />
an der Spitze. Fleißig, bestens ausgebildet<br />
und international verdrahtet, kommunikationsstark<br />
und neuen Technologien gegenüber<br />
so aufgeschlossen, dass sie einen Flug<br />
im Internet lieber schnell selbst umbuchen,<br />
statt mit großer Geste einen Mitarbeiter<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 71<br />
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Management&Erfolg<br />
»<br />
damit zu behelligen. Sie sind teamorientiert<br />
statt ichfixiert, unprätentiös und pragmatisch,<br />
stellen die Belange der Familie im<br />
Zweifel über die Karriere. Sie rauchen<br />
kaum, trinken Alkohol allenfalls in Maßen<br />
und achten auf eine gesunde Ernährung.<br />
Sind in der Familie unter der Woche fürs<br />
Frühstückmachen zuständig und sonntags<br />
für den Gang zum Bäcker, gehen frühmorgens<br />
regelmäßig joggen oder trainieren gar<br />
für den nächsten Marathon. Krawatte und<br />
Manschettenknöpfe bleiben immer öfter<br />
im Schrank, der protzige Chronograf am<br />
Handgelenk weicht einer Uhr, der man zumindest<br />
nicht ansieht, wie teuer sie war.<br />
Statt einer dicken Limousine wählen sie einen<br />
familientauglichen Kombi als Dienstwagen,<br />
statt einem Assistenten ihre dicke<br />
Aktentasche aufzubürden, tragen sie das<br />
Nötigste in einem Rucksack selbst von Termin<br />
zu Termin – wie etwa Deutsche-Bank-<br />
Co-Chef Anshu Jain. Traditionellen Netzwerken<br />
wie den Rotariern bleiben sie ebenso<br />
fern wie gesellschaftlichen Laufstegen<br />
bei den Iffezheimer Galopprenntagen oder<br />
den Bayreuther Festspielen. Lieber machen<br />
sie mit Frau und Kindern eine Radtour ins<br />
Grüne oder gehen mit ein paar Kumpels<br />
aus Jugendtagen zum Kicken auf die Wiese.<br />
Es sind auch Klischees. Nur andere: Die<br />
<strong>vom</strong> Gutmenschen im Chefbüro.<br />
SCHEU AUS SELBSTSCHUTZ<br />
„Die jungen Vorstände sind auch durch die<br />
modernen Kommunikationstools ständig<br />
live im Job und haben kaum noch Gelegenheit,<br />
Zeit mit Menschen zu verbringen, mit<br />
denen sie wenig verbindet“, sagt Personalberater<br />
Stefan Fischhuber, Partner bei<br />
Kienbaum Executive Consultants. „Sie suchen<br />
weniger die Öffentlichkeit, wollen<br />
Privatsphäre und Familie schützen.“<br />
Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie<br />
von Kienbaum und Haniel. Das Beratungsunternehmen<br />
und der Familienmischkonzern<br />
wollten wissen: Wie ticken die neuen<br />
Chefs? Wie verlaufen heute typische Karrierewege<br />
solcher Spitzenkräfte? Welche<br />
Netzwerke nutzen sie für ihren Aufstieg? Wie<br />
gehen sie mit Rückschlägen um, wie kommunizieren<br />
sie mit ihren Mitarbeitern? Was<br />
beschäftigt sie in ihrer Freizeit? Welche Rolle<br />
spielt die Familie, welche Pläne haben sie<br />
nach dem Berufsleben?<br />
Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten,<br />
haben Kienbaum und Haniel dieser<br />
Generation neuer Führungskräfte auf den<br />
Zahn gefühlt: 76 Frauen und Männer standen<br />
Rede und Antwort – sie hatten allesamt<br />
ihr 50. Lebensjahr noch nicht vollendet<br />
Unzufriedene Partner<br />
Wie Top-Manager und ihre Lebensgefährten<br />
ihre Work-Life-Balance beurteilen (in Prozent)<br />
62<br />
41<br />
Zufrieden<br />
25<br />
36<br />
Könnte<br />
besser sein<br />
Quelle: Kienbaum Executive Search/Haniel<br />
STEPHAN BORCHERT, 44<br />
Unternehmen Celesio<br />
5 4<br />
Unzufrieden<br />
Position Vorstand Marketing/Vertrieb<br />
Stationen Einstieg bei Peek & Cloppenburg,<br />
Wechsel erst zu Roland Berger<br />
nach Asien, leitet dann das Esprit-Asien-<br />
Geschäft, wechselt in die Führungsebene<br />
von Douglas und 2011 zu Celesio<br />
Motto „Vorbilder sind wichtig“<br />
Top-Manager<br />
Lebenspartner<br />
8<br />
19<br />
Keine<br />
Angaben<br />
und waren vor ihrem 45. Geburtstag Mitglied<br />
eines Vorstands oder der Geschäftsführung<br />
einer börsennotierten Aktiengesellschaft<br />
oder eines großen Familienunternehmens<br />
geworden.<br />
Herausgekommen ist ein Sittengemälde<br />
der Top-Etage der deutschen Wirtschaft:<br />
Die jungen Spitzenmanager sind größtenteils<br />
in Familien aufgewachsen, in denen<br />
mindestens ein Elternteil akademisch gebildet<br />
ist. Rund zwei Drittel der Befragten sind<br />
der Ansicht, dass sich das Führungsverhalten<br />
verändert hat, zu ihren Kernwerten zählen<br />
sie Klarheit, Integrität und den respektvollen<br />
Umgang mit Menschen. Sie definieren<br />
sich und andere über ihre Fähigkeit, zu<br />
kommunizieren und im Team zu führen. 68<br />
Prozent beschreiben geordnete Familienverhältnisse<br />
als sehr wichtig für die berufliche<br />
Karriere, Familie steht für nahezu alle<br />
jungen Top-Manager ganz oben auf der<br />
Prioritätenliste. 61 Prozent der Befragten<br />
treiben mindestens einmal wöchentlich<br />
Sport, bevorzugt Joggen oder Radfahren,<br />
und mehr als 90 Prozent sind Nichtraucher.<br />
ÜBERKOMMENE VASALLENTREUE<br />
„Kaminkarrieren, Vasallentreue und unreflektierte<br />
Loyalität zu Unternehmen über<br />
Jahrzehnte sind überkommene Werte“, sagt<br />
Kienbaum-Berater Fischhuber. Für die<br />
Karriere ist Wechselbereitschaft heute die<br />
bessere Wahl. Nur 21 Prozent der jüngeren<br />
Vorstände haben sich nach traditionellem<br />
Muster in einem Unternehmen über Jahre<br />
emporgearbeitet, der weit überwiegende<br />
Teil mindestens einmal den Arbeitgeber<br />
gewechselt. Gleichzeitig suchen und brauchen<br />
die neuen Führungskräfte die Stabilität<br />
der Familie. „Ich bin erstaunt“, sagt Berater<br />
Fischhuber, „wie wertekonservativ<br />
die jungen Manager da sind.“<br />
Dabei lässt sich diese Haltung auch ökonomisch<br />
stichhaltig erklären: Den familiären<br />
Rückhalt zu gefährden und damit neben<br />
der beruflichen Belastung eine weitere<br />
Baustelle zu schaffen können und wollen<br />
sie sich nicht erlauben.<br />
Alles in allem also ein Schwenk von der<br />
Generation Alpha zur Generation Weichei<br />
oder Biedermann? Oder anders formuliert:<br />
Geht Karriere heute auch in nett?<br />
Einerseits ja. Doch die Generation Clever<br />
& smart mag herzlicher sein im Ton als<br />
viele ihrer Vorgänger. Unter der gefälligen<br />
Oberfläche aber stecken knallharte, konsequente<br />
Entscheider, stets dem Wohl des<br />
Unternehmens verpflichtet, dem sie sich<br />
gerade verschrieben haben.<br />
„Auf diesen Personen lastet riesige Verantwortung.<br />
Neben dem persönlichen Erfolgsdruck<br />
gibt es überall massive Veränderungen,<br />
alle Branchen sind globaler und<br />
schneller geworden. Auf ihren Schultern<br />
lasten riesige Erwartungen“, sagen Haniel-<br />
Personaldirektor Sticksel und Kienbaum-<br />
Geschäftsführer Fischhuber. „Jede Generation<br />
bringt den Phänotyp an Führungskräf-<br />
72 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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FOTOS: PICTURE ALLIANCE/DPA/SEBASTIAN KAHNERT, FRANK BEER FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
ten hervor, der gerade nötig ist. Der neue<br />
Führungsstil ist keine Sozialromantik, sondern<br />
die Basis des wirtschaftlichen Erfolgs<br />
der Zukunft.“<br />
Olaf Koch hat es vorgemacht. Als der<br />
Mann mit dem kantigen, kahlrasierten<br />
Schädel vor gut zweieinhalb Jahren, mit<br />
damals gerade mal 41 Jahren, den Vorstandsvorsitz<br />
beim Handelskonzern Metro<br />
übernimmt, ist er der jüngste CEO eines<br />
Dax-Konzerns.<br />
Wie sein Vorgänger Eckhard Cordes will<br />
Koch das Online-Geschäft stärken, mehr<br />
Eigenmarken entwickeln und das lukrative<br />
Cash & Carry-Geschäft weiter ausbauen.<br />
Weshalb er gerade, als einziger deutscher<br />
Top-Manager, zu Putins Wirtschaftsgipfel<br />
nach Sankt Petersburg fuhr. Doch mehr Gemeinsamkeiten<br />
mit seinem einstigen Mentor<br />
sucht man vergeblich. „Es reicht nicht,<br />
wenn der Vorstand ein paar Folien aufmalt<br />
und das als die neue Weisheit verkündet“,<br />
sagt Koch, als er Ende März 2012 die Bilanzzahlen<br />
für 2011 bekannt gibt. Koch wünscht<br />
sich kontroverse Diskussionen im Unternehmen,<br />
in die möglichst viele Mitarbeiter<br />
einbezogen werden müssten. Und geht direkt<br />
nach Amtsantritt mit gutem Beispiel<br />
voran – so, wie er es in einem Brief angekündigt<br />
hatte, den er noch vor seinem offiziellen<br />
Amtsantritt an alle damals rund<br />
280 000 Mitarbeiter verschickt hatte.<br />
Koch führt in den ersten drei Monaten<br />
seiner Amtszeit Gespräche mit mehr als<br />
300 Top-Managern des Konzerns, sucht<br />
den Kontakt zu Marktleitern und Verkäufern.<br />
„Veränderungen kann ich nur durch<br />
engen Kontakt zur Basis steuern, nicht<br />
über Zahlen und Verwaltungsanweisungen“,<br />
sagt Koch. „Die Wahrheit lerne ich<br />
nur im Laden auf der Fläche und beim<br />
Kunden – bei den Menschen also.“<br />
OLAF KOCH, 43<br />
Unternehmen Metro<br />
Position CEO<br />
Stationen Top-Jobs bei Daimler und<br />
Permira, Gründer eines Start-ups für IT-<br />
Schulungen und -Bücher. Kommt durch<br />
Ex-Daimler-Kollegen und Vorgänger<br />
Eckhard Cordes zur Metro<br />
Motto „Kontakt zur Basis ist wichtiger<br />
als Zahlen auf Folien schreiben“<br />
EXKURSION AN DIE BASIS<br />
Dafür nimmt sich Koch auch immer wieder<br />
Zeit. So wie neulich, als er eineinhalb<br />
Tage in drei Märkten verbrachte, um mit<br />
Abteilungsleitern und Storemanagern zu<br />
reden und abtrünnige Kunden kennenzulernen.<br />
Ergebnis der Exkursion an die Basis:<br />
die Einführung italienischer und spanischer<br />
Spezialitäten, für deren Präsentation<br />
Koch in den Märkten 100 Quadratmeter<br />
frei räumen lässt, um „die Waren mit Liebe<br />
und Intensität zu inszenieren“. Also genau<br />
so akribisch, wie er seinem Job nachgeht:<br />
„Aus ist mein Blackberry nie“, sagt Koch,<br />
„zur Not bin ich immer erreichbar.“<br />
Das Wochenende aber hat er für Frau<br />
und Kinder reserviert, die in Stuttgart leben,<br />
während er in Düsseldorf arbeitet.<br />
„Ich will meine Kinder groß werden sehen“,<br />
sagt Koch, der den Nachwuchs auch mal<br />
zum Schlagzeugunterricht oder zum Kita-<br />
Fest begleitet. „Das gehört für mich dazu,<br />
das ist für mich das Leben.“<br />
Genauso wie der Griff zu seiner alten<br />
E-Gitarre, um „dilettantisch, aber lautstark“<br />
Rock’n’Roll-Riffs zu üben. Oder sich<br />
mit ein paar alten Kumpels zum Fußball<br />
oder Handball zu treffen.<br />
Auch Personalerin Grohnert achtet bei<br />
allem beruflichen Ehrgeiz darauf, den<br />
Draht zu ihrer Familie nie zu verlieren.<br />
Wenn sie, wie neulich, nach einem<br />
14-Stunden-Arbeitstag kurz nach 20 Uhr<br />
ihren kleinen, silbermetallicfarbenen Koffer<br />
in einem schlichten Hotelzimmer abstellt,<br />
klappt sie, obwohl der Magen knurrt,<br />
noch ein letztes Mal an diesem Tag ihren<br />
Laptop auf und geht ins Internet. Es surrt<br />
ein wenig, bis sich die Verbindung aufgebaut<br />
hat, als sie plötzlich ein riesiges Auge<br />
auf dem Bildschirm anstarrt: Sohn Julius<br />
hat sich ebenfalls eingewählt, neben ihm<br />
sitzt Schwester Amelie – los geht der Videochat<br />
zwischen Mutter und Kindern. Der<br />
Neunjährige erzählt seiner Mutter <strong>vom</strong><br />
Hockeytraining in der Schule, die 14-jährige<br />
Tochter hält ein selbst gemaltes Bild vor<br />
die Kamera: „Sieht cool aus, kannst die Linien<br />
noch etwas mehr verwischen“, empfiehlt<br />
Mama Grohnert, bevor sie sich zum<br />
Essen verabschiedet. „Antwortest du mir<br />
noch, wenn ich dir jetzt was schreibe?“, will<br />
Tochter Amelie wissen. „Ja, klar“, sagt die<br />
Mama, „ich hab dich dabei, immer.“<br />
Auch Marcus Vitt kann sich ein Leben<br />
ohne elektronische Helferlein schlecht vorstellen:<br />
„Ich wäre froh, es gäbe eine Kombination<br />
aus Blackberry und iPhone, am besten<br />
mit einer Tastatur auf der Rückseite“,<br />
sagt der Banker, der mit 35 Jahren Vorstand<br />
und mit 44 Chef der Privatbank Donner &<br />
Reuschel in Hamburg wurde. „Ich bin nur<br />
zwei Stunden im Jahr off, ich kenne keine<br />
Trennung von Geschäft und Privatem,<br />
denn wir leben und arbeiten in unserer<br />
Klientel.“<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 73<br />
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Management&Erfolg<br />
»<br />
Ob per Smartphone oder im Vier-Augen-Gespräch:<br />
Vitt will Anteil nehmen am<br />
Leben seiner Mitarbeiter, ermutigt sie, zu<br />
ihm zu kommen – auch mit Angelegenheiten,<br />
mit denen er seine Vorgesetzten früher<br />
nicht behelligt hätte. Egal, ob es um eine<br />
knifflige berufliche Entscheidung geht, ob<br />
es den Verlust eines Angehörigen zu betrauern<br />
gilt. Oder ob er einer kranken Kollegin<br />
kurzfristig einen dringend benötigten<br />
Termin bei einer Arzt-Koryphäe verschafft.<br />
„Bis eine gute Lösung da ist, bleibe ich<br />
sehr hartnäckig“, sagt Vitt. „Ich bin kreativ<br />
und das ist ein großes Geschenk.“<br />
Eigenschaften, die er schon früh bewies<br />
– ob als Pfadfinder, Klassensprecher oder<br />
oberster Messdiener in der Kirchengemeinde<br />
seiner Heimatstadt Siegen. Dass<br />
damit schon der Grundstein für seine spätere<br />
steile Karriere gelegt war, würde Vitt<br />
nie behaupten – und befindet sich damit in<br />
bester Gesellschaft seiner erfolgreichen Altersgenossen:<br />
Laut der Kienbaum-Haniel-<br />
Studie haben zwar 59 Prozent der befragten<br />
Vorstände gezielt auf eine überdurchschnittliche<br />
Karriere hingearbeitet, 46 Prozent<br />
haben dieses Ziel auch schon in ihrer<br />
Schul- oder Studentenzeit fest ins Auge genommen.<br />
Aber 47 Prozent haben erst im<br />
Job die oberste Führungsebene als Ziel<br />
ausgemacht. Und seien sich dabei klar darüber<br />
gewesen, dass sie sich auf dem Weg<br />
dorthin nicht nur auf ihr Können allein verlassen<br />
dürfen (siehe Grafik Seite 70): „Ich<br />
hatte keinen Master-Karriereplan, habe<br />
nicht am Reißbrett strategisch geplant“, bestätigt<br />
Banker Vitt. „Ich habe das gemacht,<br />
wo ich gestalten konnte, was viel Freude<br />
macht, und hatte natürlich auch Glück.“<br />
Etwa als Projektleiter bei der Einführung<br />
der deutschen Terminbörse – die bekam<br />
später einen hohen Stellenwert, auch für<br />
seine Karriere. „Ich hatte immer begeisterte<br />
Chefs, die Spaß an mir hatten, weil ich<br />
nicht stromlinienförmig war, sondern öfter<br />
mit neuen Ideen um die Ecke kam.“<br />
MIT CHUZPE ZUM ERFOLG<br />
So wie in seiner Zeit bei der BFG-Bank, als<br />
er mit Anfang 20 unaufgefordert Verbesserungsvorschläge<br />
direkt in die Zentrale<br />
nach Frankfurt schickte – von umfassenden<br />
Marketingkonzepten bis hin zu einer<br />
Software für Anlageberater, die Vitt selbst<br />
entwickelt hatte. Die wurde tatsächlich<br />
bundesweit in allen BFG-Filialen eingeführt<br />
– Vitts Lohn: eine Sonderprämie in<br />
Höhe von 8000 Mark.<br />
Wie schwer es sein kann, sein eigenes<br />
Geld zu verdienen, hat Stephan Borchert<br />
spätestens im Nachwuchsprogramm des<br />
Modehändlers Peek & Cloppenburg erfahren.<br />
„Den ganzen Tag in einem Laden zu<br />
stehen und zu verkaufen – das ist harte Arbeit“,<br />
erinnert sich der heutige Marketingvorstand<br />
beim Pharmagroßhändler Celesio.<br />
Parallel zum Trainee-Programm bei<br />
P&C studiert er Wirtschaft – dazu hatte ihn<br />
eine frühere Lehrerin durch einen Klassenbesuch<br />
der Börse Düsseldorf inspiriert.<br />
Weil ihm sein erster Chef bei Peek & Cloppenburg<br />
rät, seinen Horizont zu erweitern,<br />
MARCUS VITT, 47<br />
Unternehmen Donner & Reuschel<br />
Position Vorstandssprecher<br />
Stationen Machte durch Projekte für<br />
die Deutsche Terminbörse früh auf<br />
sich aufmerksam, wurde mit 35 Vorstand<br />
der Donner Bank<br />
Motto „Bleib hartnäckig, bis eine gute<br />
Lösung gefunden ist“<br />
wechselt Borchert zu Roland Berger, den er<br />
als „Charismatiker und hochintelligenten<br />
Netzwerker“ kennen- und schätzen lernt.<br />
„Solche Vorbilder und Mentoren“, sagt Borchert,<br />
„sind wichtig.“<br />
Grohnerts Karriereturbo war ebenfalls<br />
ganz oben angesiedelt: Sie arbeitete seit einigen<br />
Jahren bei ABB, als sie 1998 mit ihrem<br />
ersten Kind Amelie schwanger war.<br />
Und ein damaliger Top-Manager eigens ihretwegen<br />
aus Schweden angeflogen kam,<br />
um die werdende Mutter zu überzeugen,<br />
weiter an ihrem Projekt zu arbeiten. Trotz<br />
Kind. Also kam Baby Amelie einfach mit –<br />
auch auf Dienstreisen.<br />
Heute macht sie sich selbst stark dafür,<br />
dass Mitarbeiter unabhängig von Geschlecht,<br />
sexueller Orientierung, Hautfarbe,<br />
Religion oder Herkunft so eingesetzt und<br />
gefördert werden, wie es ihren Talenten entspricht<br />
– als Personalchefin bei EY und als<br />
Vorstandsvorsitzende bei der Charta der<br />
Vielfalt, einem Zusammenschluss von 2000<br />
Unternehmen mit insgesamt sieben Millionen<br />
Mitarbeitern und Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel als Schirmherrin. „Ich habe in<br />
meiner Laufbahn gelernt, Menschen offen<br />
zu begegnen“, sagt Grohnert. „Ich bin ein<br />
Freigeist, kann immer wieder von anderen<br />
Leuten lernen“, auf jeder Ebene.<br />
„Ich brauche den Schutz der Hierarchie<br />
nicht“, bestätigt auch Bankchef Vitt, „ich<br />
bin praktisch, nah am Mitarbeiter und<br />
Kunden – und fahre auch viel und gerne<br />
mit der U-Bahn.“<br />
VERZICHT AUF STATUSSYMBOLE<br />
Metro-Chef Koch legt auf klassische Statussymbole<br />
ebenfalls keinen Wert. Leibwächter?<br />
Hält er für unnötige Relikte aus der<br />
Zeit, als die RAF noch eine wirkliche Bedrohung<br />
für Politiker, Spitzenmanager und<br />
ihre Familien war. Auch auf einen eigenen<br />
Chauffeur verzichtet er, bedient sich bei<br />
Bedarf aus dem konzerneigenen Fahrerpool.<br />
Oder setzt sich bei Dienstreisen einfach<br />
selbst ans Steuer.<br />
Eine Haltung, die ihm den Abschied von<br />
der jetzigen Position einst leichter machen<br />
könnte. Was er nach dem Top-Job bei der<br />
Metro machen will? „Anderswo im Leben<br />
noch mal einen Beitrag leisten“ möchte<br />
Koch – also etwa jungen Leuten als Business<br />
Angel beistehen. Oder, ganz einfach,<br />
die Fußballmannschaft seines Sohnes betreuen.<br />
Das habe ihm – in der Zeit zwischen<br />
seinen Jobs bei Autobauer Mercedes und<br />
Wagniskapitalgeber Permira – schließlich<br />
schon einmal „tierisch Spaß gemacht“. n<br />
claudia.toedtmann@wiwo.de, manfred.engeser@wiwo.de<br />
FOTO: VISUM/ANDREAS MUELLER<br />
74 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Management&Erfolg<br />
»Regeln helfen kaum«<br />
INTERVIEW | Ma Jianhong Warum deutsche und chinesische<br />
Kollegen oder Geschäftspartner so oft aneinander vorbeireden.<br />
Und was Tiger, die Bibel und teurer Rotwein damit zu tun haben.<br />
DER BRÜCKENBAUER<br />
Ma, 52, lehrt an der Zhejiang-Universität<br />
in Hangzhou Psychologie und berät<br />
Unternehmen im Umgang mit chinesischen<br />
Mitarbeitern.<br />
Professor Ma, Manager ausländischer<br />
Unternehmen in China klagen oft darüber,<br />
wie anstrengend es ist, chinesische<br />
Mitarbeiter zu führen. Ist das wirklich so<br />
schwer?<br />
Führung von Mitarbeitern funktioniert<br />
in China grundlegend anders, als ausländische<br />
Manager es gewohnt sind.<br />
Managementsysteme, die im Westen sehr<br />
erfolgreich sind, versagen oft in China,<br />
wenn sie nicht an die hiesige Kultur<br />
angepasst werden.<br />
Können Sie ein Beispiel nennen?<br />
Das fängt schon bei scheinbar banalen<br />
Dingen an: Wir haben zum Beispiel oft<br />
gehört, dass chinesische Mitarbeiter<br />
mit den Computerprogrammen von SAP<br />
nicht gut zurechtkommen. Chinesen sind<br />
damit nicht sehr glücklich – weil wir parallel<br />
denken.<br />
Parallel denken – was meinen Sie damit?<br />
Die Kognitionspsychologie unterscheidet<br />
zwischen zwei Prozessen: dem Treffen einer<br />
Entscheidung und ihrer Implementierung.<br />
Gerade die Deutschen verwenden<br />
sehr viel Zeit darauf, im Vorfeld zu planen,<br />
auf dieser Basis eine Entscheidung zu treffen<br />
und diese dann auch exakt so umzusetzen.<br />
Chinesen dagegen planen nicht gern,<br />
sie probieren lieber aus und treffen die Entscheidung<br />
irgendwann unterwegs. Chinesen<br />
wollen sich einfach alle Möglichkeiten<br />
so lange wie möglich offenhalten. Bei einem<br />
System wie SAP funktioniert das genauso<br />
wenig wie zum Beispiel im Einkauf.<br />
Warum?<br />
Ein Einkäufer von General Electric hat sich<br />
einmal beklagt, von chinesischen Geschäftspartnern<br />
nie einen klaren Preis für<br />
ein Produkt oder eine Dienstleistung genannt<br />
zu bekommen. Das chinesische Unternehmen<br />
habe versucht, die endgültige<br />
Festlegung so lange wie möglich hinauszuzögern.<br />
Manchmal nennen Chinesen in<br />
Verhandlungen auch einfach zwei Preise<br />
oder machen den Preis <strong>vom</strong> jeweiligen Kunden<br />
abhängig. Für Westler ist dieses Verhalten<br />
verwirrend und wirkt intransparent.<br />
Woher kommt diese Mentalität?<br />
Von den unterschiedlichen kulturellen<br />
Wurzeln. Während der Westen von der Bibel<br />
geprägt ist, hatten die Chinesen Yi<br />
Qing, das „Buch der Wandlungen“. Alles ist<br />
demnach im Prozess begriffen und wird<br />
nicht festgelegt. Das hängt direkt mit der<br />
Frage zusammen, wie viel Unsicherheit eine<br />
Kultur erträgt. In China ist dieser Faktor<br />
sehr hoch, in Deutschland wohl extrem<br />
niedrig. Wenn ein Westler einen Tiger<br />
sieht, studiert er erst genau das Verhalten<br />
des Tieres und überlegt dann, was zu tun<br />
ist. Wir Chinesen setzen uns erst mal auf<br />
den Rücken des Tigers und probieren, ob<br />
man auf ihm reiten kann.<br />
Und wie kriege ich chinesische Mitarbeiter<br />
eines deutschen Chemieunternehmens<br />
dazu, Schutzbrillen zu tragen?<br />
Wenn die Schutzbrillen so gestaltet sind,<br />
dass man sie gerne aufsetzt, ist schon viel<br />
gewonnen. Auch drastische Warnhinweise<br />
können helfen. Aber Regeln nützen wenig.<br />
Für Chinesen haben sich in den letzten 30<br />
Jahren so viele Regeln verändert, sie messen<br />
ihnen keine große Bedeutung zu –<br />
selbst einem Krankenwagen mit Blaulicht<br />
wird kaum Platz gemacht.<br />
Denken alle Asiaten so?<br />
Dieses Denken ist originär chinesisch.<br />
Japan ist anders, Indonesien auch. Indonesische<br />
Arbeiter sind fast nur am Prozess<br />
interessiert und kümmern sich wenig um<br />
Resultate. Die Arbeit muss Spaß machen.<br />
Mit mehr Geld für Überstunden können<br />
Sie keinen Indonesier locken. Aber fast jeder<br />
Chinese – <strong>vom</strong> Wanderarbeiter zum<br />
Manager – leistet freiwillig Überstunden,<br />
wenn er dafür mehr Geld bekommt.<br />
Leiden Chinesen deshalb auch unter<br />
Stress und Burn-out?<br />
Solche Erkrankungen nehmen definitiv zu,<br />
besonders bei jungen Uni-Absolventen.<br />
Wer heiraten will, muss eine Eigentumswohnung<br />
vorweisen können, das verlangen<br />
die Schwiegereltern in spe. Die Leute<br />
müssen also sehr viel Geld in kurzer<br />
Zeit heranschaffen. Sie vergessen völlig,<br />
dass Arbeit auch Spaß machen kann.<br />
Sie hassen ihren Job, machen aber trotzdem<br />
Überstunden. Vielen macht das<br />
extrem zu schaffen. Andere nehmen Jobs<br />
an, die sie völlig unterfordern und einengen,<br />
nur weil sie bei den Eltern einen<br />
hohen Stellenwert haben.<br />
Was tun chinesische Unternehmen denn<br />
dagegen?<br />
Psychotherapie wird von vielen Chinesen<br />
mit Verrücktheit und Gesichtsverlust<br />
gleichgesetzt. Aber inzwischen bieten viele<br />
Arbeitgeber sogenannte Employee Assistance<br />
Programms an. Psychologen kümmern<br />
sich in den Unternehmen um überlastete<br />
Mitarbeiter oder versuchen, sie aus<br />
ihrer sozialer Isolation zu holen, unter der<br />
viele dieser Einzelkindergeneration leiden.<br />
Dieser Generation wird auch oft extremer<br />
Materialismus vorgeworfen. Zu Recht?<br />
Materialismus ist leider stark korreliert<br />
mit sogenanntem Workalism, also einer<br />
Arbeitswut, die aber nicht mit Freude<br />
an der Arbeit verbunden ist. Diese Menschen<br />
merken irgendwann, dass zwar ihr<br />
Einkommen steigt, nicht aber ihr Glücksempfinden.<br />
Diesen Mangel versuchen sie<br />
dann oft durch teure Statussymbole zu<br />
kompensieren.<br />
Indem sie teure Autos fahren und dicke<br />
Uhren oder Designerkleidung westlicher<br />
Luxusmarken tragen?<br />
Oder teuren Rotwein trinken, um ihre<br />
Zugehörigkeit zur Elite zu demonstrieren<br />
– obwohl der Wein ihnen gar nicht<br />
schmeckt.<br />
n<br />
philipp.mattheis@wiwo.de | Shanghai<br />
FOTO: PR<br />
76 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse<br />
Aus der Reserve gelockt<br />
LEBENSVERSICHERUNG | Das Wehklagen der Versicherer über die niedrigen Zinsen<br />
zeigt Wirkung. Schon bald könnten Versicherte bei Vertragsende oder vorzeitigem<br />
Ausstieg noch weniger bekommen als heute. Zeit für einen Vertrags-Check:<br />
Abschließen? Halten? Kündigen? Wir zeigen, was Ihnen am meisten bringt.<br />
Der Mann ist Sauerländer, und<br />
die sind nicht gerade für südländische<br />
Wutausbrüche berüchtigt.<br />
Doch die Allianz, die<br />
habe ihn „bis aufs Blut gereizt“,<br />
sagt Hans Berges. Auslöser war die<br />
Schlussabrechnung seiner Lebensversicherung,<br />
in die er 21 Jahre eingezahlt hatte<br />
– völlig undurchsichtig fand er diese, und<br />
mehr Geld als die angekündigten 28 025<br />
Euro hatte er ohnehin erwartet.<br />
Andere hätten das alles womöglich<br />
schulterzuckend hingenommen. Berges<br />
nicht. Er vertiefte sich ins Kleingedruckte<br />
des Vertrags, ackerte sich durch Geschäftsberichte<br />
und alte Bescheide der Allianz,<br />
versuchte, die vielen Einzelposten seiner<br />
Abrechnung zu entschlüsseln. Unter dem<br />
Strich stand am Ende, dass er 656 Euro zu<br />
wenig bekommen hätte – 2,3 Prozent der<br />
Auszahlungssumme, nicht viel. Doch ihm<br />
gehe es weniger um das Geld als ums Prinzip,<br />
sagt Berges, der früher bereits von der<br />
HDI Lebensversicherung rund 1140 Euro<br />
Nachzahlung ertrotzt hatte. Mit Unterstützung<br />
der Verbraucherzentrale Hamburg<br />
und des Bunds der Versicherten verklagte<br />
er die Allianz auf Nachzahlung. Sie habe<br />
nicht gesetzeskonform gerechnet, sagt er.<br />
Versicherer legen das Geld ihrer Kunden<br />
an den Finanzmärkten an. Gewinne und<br />
Zinsen gehören zum Großteil den Kunden.<br />
Über deren Verteilung aber gibt es immer<br />
wieder Streit. Im Lauf des Verfahrens zwischen<br />
Berges und seinem Versicherer kam<br />
heraus, dass die Allianz Kunden zwar – wie<br />
vorgeschrieben – an entstandenen, aber<br />
noch nicht realisierten Kursgewinnen beteiligt,<br />
dafür aber andere, erst zum Vertragsende<br />
auszuzahlende Überschüsse<br />
kürzt. Das hatten sich Kunden wie Berges<br />
anders vorgestellt. Diese Praxis sei „rechtlich<br />
möglich“, sagt Felix Hufeld, Versicherungs-Chefaufseher<br />
der Bundesanstalt für<br />
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin).<br />
Bei Prozessen wie dem zwischen Berges<br />
und der Allianz müssen Versicherer Zahlen<br />
auf den Tisch legen. In der Regel aber behalten<br />
sie für sich, in welchen Töpfen das<br />
Geld der Kunden landet, was jeder Topf zur<br />
Auszahlung beiträgt und welche Spielräume<br />
sie bei Reserven und Überschüssen<br />
nutzen. Undurchsichtigkeit scheint Methode<br />
bei dem Vorsorgeprodukt, das rein<br />
Anleger sollten<br />
jetzt entscheiden,<br />
ab Juli drohen<br />
neue Regeln<br />
statistisch jeder Deutsche, <strong>vom</strong> Kleinkind<br />
bis zum Greis, abgeschlossen hat – 87 Millionen<br />
Policen gibt es hierzulande.<br />
Immer weniger vertrauen der Lebensversicherung.<br />
Ein Grund: Nach 20 Jahren<br />
bekommen Versicherte zum Vertragsende<br />
rund 30 Prozent weniger ausgezahlt als<br />
noch vor zehn Jahren. Ein Ende der Abwärtsspirale<br />
ist nicht in Sicht. Im Gegenteil:<br />
Die Versicherer rüsten sich bereits für weitere<br />
Einschnitte. Aktuell bekommen Neukunden<br />
nur noch 1,75 Prozent Zins garantiert<br />
– aber nicht auf alles, was sie eingezahlt<br />
haben, sondern nur auf den sogenannten<br />
Sparanteil, der nach Abzug der<br />
Kosten des Versicherers übrig bleibt. Je<br />
nach Vertrag und Anbieter liegt der zwischen<br />
60 und 80 Prozent der eingezahlten<br />
Beiträge. Im kommenden Jahr könnte der<br />
Garantiezins auf 1,25 Prozent fallen.<br />
DER STREIT UM DIE RESERVEN<br />
Klar, noch erhalten die meisten Kunden<br />
mehr als nur den garantierten Zins. Dieses<br />
Jahr werden den Versicherten im Schnitt<br />
3,4 Prozent auf ihren Sparanteil gutgeschrieben,<br />
bei 15 Prozent Kosten wären<br />
dies immerhin noch 2,9 Prozent Rendite –<br />
mehr, als die meisten anderen sicheren<br />
Anlagen bringen.<br />
Doch es wird weniger werden. Regierung<br />
und Finanzaufsicht wollen die Ansprüche,<br />
die Versicherte bei Kündigung<br />
oder Vertragsende haben, drastisch senken.<br />
Voraussichtlich ab dem Sommer sollen<br />
Versicherte, deren Verträge auslaufen,<br />
nicht mehr an Bewertungsreserven beteiligt<br />
werden. Diese Reserven sind Kursgewinne,<br />
die bislang nur in den Büchern stehen,<br />
weil die dazugehörigen Papiere nicht<br />
verkauft wurden. So soll weniger Geld von<br />
Versicherern abfließen und das System Lebensversicherung<br />
stabiler werden.<br />
Tatsächlich habe das Vorhaben für viele<br />
Versicherte aber einen „Hallo-wach-Effekt“,<br />
sagt Stefanie Kühn, Honorarfinanzberaterin<br />
aus Grafing. Die würden nun ihre<br />
Verträge hervorkramen und kritisch<br />
durchleuchten. Aus gutem Grund: Bei rascher<br />
Kündigung könnten sie von den Vorteilen<br />
der alten Regelung profitieren.<br />
Solange die Zinsen unten bleiben, dürften<br />
Lebensversicherungen immer weniger<br />
abwerfen – allein schon deshalb, weil<br />
»<br />
ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />
78 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Auf Schrumpfkurs<br />
Wie viel Rendite Versicherer schaffen, was<br />
Kunden zum Vertragsende bekommen<br />
(in Prozent pro Jahr)<br />
Nettorendite des Versicherers1<br />
Beitragsrendite der Kunden2 6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
04 <strong>05</strong> 06 07 08 09 10 11 12 133 143<br />
1 auf die Kapitalanlagen inklusive Einmaleffekte; 2 ausgezahlte<br />
Rendite bei 1200 Euro Jahresbeitrag und nach 20 Jahren Laufzeit;<br />
3 teilweise Schätzung; Quelle: GDV, Map-Report, Assekurata<br />
Alte Schätze<br />
Wie viel Jahreszins auf den Sparanteil*<br />
Versicherer Neukunden garantiert haben<br />
(in Prozent pro Jahr)<br />
86 94 00 04 07 12<br />
* Beiträge abzüglich Kosten; Quelle: GDV<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 79<br />
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Geld&Börse<br />
VERSICHERUNGS-CHINESISCH<br />
Zwischen den Zeilen<br />
Versicherer verwirren mit sperrigen Begriffen und massenhaft Zahlen. Wie Sie Ihren Bescheid richtig lesen,<br />
auf welche Details es ankommt.<br />
1 Leistungsübersicht<br />
Sie zeigt zum Stichtag („Stand 01.06.“)<br />
was gezahlt wird, wenn der Versicherte<br />
bis Vertragsende durchhält, wenn<br />
er vorzeitig kündigt oder falls er stirbt.<br />
1<br />
2 Garantierte Kapitalleistung 2<br />
Ergebnis aus den mit dem Garantiezins 3<br />
verzinsten Beiträgen. Angelegt und verzinst<br />
wird nur der Sparanteil der Beiträ-<br />
4<br />
ge. Der bleibt übrig, nachdem Vertriebsund<br />
Verwaltungskosten abgezogen wurden.<br />
Bei guten Versicherern werden 80<br />
5<br />
Prozent der Einzahlungen als Sparanteil<br />
angelegt und verzinst, bei teuren nur 60.<br />
Was garantiert ist, hat der Kunde sicher,<br />
wenn er den Vertrag bis zur Fälligkeit<br />
(2020) behält. Die Police hier wurde zum<br />
1. Januar <strong>2014</strong> gekündigt, die Auszahlung<br />
( 6 Deckungskapital, 65 688 Euro) ist<br />
darum niedriger als die 2 garantierte<br />
Kapitalleistung (79 878 Euro).<br />
3 Überschussbeteiligung<br />
Erwirtschaften Versicherer mit Kapitalanlagen<br />
mehr als den Garantiezins, gibt es<br />
für den Kunden noch etwas oben drauf.<br />
Von den Zinsüberschüssen müssen sie<br />
mindestens 90 Prozent an die Kunden<br />
auszahlen, hier ist das die 3 garantierte<br />
Leistung aus Überschussbeteiligung.<br />
Von Gewinnen, die darüber hinaus entstehen,<br />
wenn der Versicherer etwa die Verträge<br />
günstiger führt als zuvor berechnet,<br />
fließen maximal 75 Prozent in die Überschussbeteiligung.<br />
Aus Überschüssen,<br />
die den Kunden zustehen, speisen sie<br />
auch die Zinszusatzreserve. Die Branche<br />
bunkert dort aktuell 13,3 Milliarden Euro.<br />
Jetzt ausgezahlte Verträge profitieren davon<br />
nicht. Wenn weitere Überschüsse<br />
bleiben, dürfen die Versicherer ihr Grundkapital<br />
mit mindestens vier Prozent verzinsen.<br />
Das passiert derzeit selten.<br />
6<br />
7 Bewertungsreserven<br />
Sie entstehen durch Kursgewinne auf die<br />
<strong>vom</strong> Versicherer gehaltenen Wertpapiere.<br />
In unserem Fall sind die Bewertungsreserven,<br />
die der Kunde bekommt, zwischen<br />
dem 1. Juni 2013 und 1. Januar <strong>2014</strong> von<br />
6629 auf 4896 Euro geschrumpft. Ob das<br />
in Ordnung geht, kann nur die Aufsicht<br />
BaFin nachrechnen. Tipp: Wenn Sie Ihren<br />
Versicherer nach dem „Sockelbetrag“ und<br />
dem „volatilen Anteil an den Bewertungsreserven“<br />
fragen, kann er sie nicht mit<br />
pauschal zu niedrigen Werten abspeisen.<br />
4 Mögliche künftige Leistung<br />
aus Überschussanteilen<br />
Garantiert dem Kunden gutgeschrieben<br />
wird ein Teil der jährlichen Überschüsse,<br />
7<br />
den Rest hält der Versicherer bis Vertragsende<br />
in der Kasse. Diese Leistung<br />
wird oft auch Schlussgewinn genannt.<br />
Dessen Höhe ist nicht gesetzlich geregelt.<br />
Verträge mit hohem Garantiezins haben<br />
oft magere Schlussgewinne, die bei Kündigung<br />
wegfallen können.<br />
5 Leistung bei Rückkauf<br />
Die Summe bekommen Kunden, die<br />
kündigen, zum Stichtag. Hier sind 64 530<br />
Euro garantiert, der Rest sind unverbindliche<br />
Beteiligungen an Überschüssen.<br />
heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt<br />
80 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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»<br />
viele hochverzinste Papiere, in die die<br />
Versicherer Kundengelder gesteckt haben,<br />
demnächst auslaufen. Das spricht meist<br />
dagegen, eine neue Police abzuschließen<br />
und oft für eine schnelle Kündigung. Hohe<br />
Garantiezinsen und Steuervorteile aus Altverträgen<br />
dagegen sind Argumente dafür,<br />
bis zum Schluss durchzuhalten.<br />
Die WirtschaftsWoche skizziert deshalb<br />
Probleme und Chancen der Lebensversicherung<br />
und zeigt Vorsorgesparern, wie sie<br />
handeln sollen. Je nach Vertrag liefern wir<br />
die Antwort auf die zentrale Frage: Abschließen?<br />
Halten? Oder Kündigen?<br />
ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />
GERINGERE AUSZAHLUNG DROHT<br />
Seit 2008 müssen Kunden, die ausgezahlt<br />
werden, zur Hälfte an den zuvor aufgelaufenen<br />
Bewertungsreserven beteiligt werden.<br />
Das Bundesverfassungsgericht hatte<br />
gefordert, dass Versicherer bei Auszahlungen<br />
auch aufgelaufene, aber nicht realisierte<br />
Gewinne einbeziehen müssten (1 BvR<br />
80/95): Es sollten alle „Vermögenswerte<br />
angemessen berücksichtigt werden“, die<br />
„mit den gezahlten Versicherungsprämien<br />
gebildet worden sind“.<br />
Das soll nun nicht mehr gelten. Die geplante<br />
„Korrektur der Auszahlung von Bewertungsreserven<br />
ist zwingend erforderlich“,<br />
sagt Versicherungsaufseher Hufeld,<br />
die aktuelle Praxis, sei eine „himmelschreiende<br />
Ungerechtigkeit“ gegenüber allen,<br />
deren Verträge noch weiter laufen, die also<br />
heute noch nicht von den Kursgewinnen<br />
profitieren.<br />
Es geht nicht um Peanuts, sondern um<br />
rund 70 Milliarden Euro, die in den Büchern<br />
der Versicherer stehen. Dass die Bewertungsreserven<br />
so anschwollen, ist auch<br />
eine Folge der Finanzkrise: Seit Anfang<br />
2008 sind die Zinsen und damit die Renditen<br />
festverzinslicher Wertpapiere massiv<br />
gesunken; die Jahresrendite einer zehnjährigen<br />
Bundesanleihe hat sich gedrittelt.<br />
Damit sind früher gekaufte Anleihen, die<br />
Versicherer im Bestand haben, wertvoller<br />
geworden. Eine 2008 emittierte Bundesanleihe<br />
mit zehn Jahren Laufzeit notiert aktuell<br />
bei etwa 116 Prozent. Lebensversicherer<br />
haben 90 Prozent ihrer Kapitalanlagen in<br />
festverzinsliche Papiere gesteckt, insgesamt<br />
715 Milliarden Euro.<br />
Versicherer und Finanzaufsicht halten es<br />
für falsch, ausscheidende Kunden an diesen<br />
Kursgewinnen zu beteiligen. Ihr Argument:<br />
Versicherer würden Anleihen bis<br />
Laufzeitende halten. Anleihen werden<br />
dann zu 100 Prozent zurückgezahlt, die<br />
Kursgewinne gehen also wieder auf null.<br />
Wem gehören die<br />
70 Milliarden<br />
Reserven aus<br />
Kursgewinnen?<br />
Die Beteiligung der Kunden an den temporären<br />
Kursgewinnen würde daher zulasten<br />
verbleibender Kunden, „der Solidargemeinschaft“,<br />
wie Hufeld sagt, gehen. Denn<br />
das jetzt ausgeschüttete Geld verbleibe<br />
nicht für spätere Auszahlungen im Topf.<br />
Das ist im Prinzip richtig. Nur entspricht<br />
die Regel den Vorgaben des Verfassungsgerichts:<br />
Die Bewertungsreserven sind keine<br />
Fata Morgana, die gehaltenen Anleihen<br />
sind wertvoller geworden. Manche Versicherer<br />
verkaufen solche Anleihen zudem<br />
durchaus, um Kursgewinne zu realisieren<br />
und das Kundengeld in andere, noch aussichtsreichere<br />
Anlagen zu stecken.<br />
AUFSEHER STÜTZEN VERSICHERER<br />
Wenn ihre Anlagemanager nicht verkaufen,<br />
ist das Teil der Anlagepolitik. Die Reserven<br />
gibt es trotzdem. Die eigentliche<br />
Frage ist daher, ob ausscheidende Kunden<br />
auf ihnen zustehendes Geld verzichten,<br />
um damit die Rendite nachfolgender Versicherter<br />
aufzubessern. Heinrich Schradin,<br />
Professor am Institut für Versicherungswissenschaft<br />
der Uni Köln, hat dafür etwas übrig:<br />
„Eine Lebensversicherung funktioniert<br />
generationenübergreifend. Ihre Stärke ist<br />
nicht die Rendite, sondern die Glättung<br />
von Ertragsschwankungen.“<br />
Noch ist die Reform nicht beschlossen,<br />
ein Gesetzentwurf könnte spätestens im<br />
Juli kommen. Die BaFin, vor allem interessiert<br />
an stabilen Versicherern, unterstützt<br />
die Branche. Schon 20<strong>05</strong> hatten sie und die<br />
Regierung sich gegen die Kundenbeteiligung<br />
an den Reserven ausgesprochen.<br />
Diese würde „die finanzielle Stabilität der<br />
Versicherungsunternehmen und somit<br />
auch die Belange der Versicherten stark gefährden“.<br />
Die Aufsicht sei von der alten Maxime<br />
„Schutz der Kunden durch Schutz der<br />
Anbieter“ geprägt, sagt Professor Schradin,<br />
der die BaFin berät. Problematisch ist dieses<br />
Rollenverständnis, weil Kunden zwar<br />
sicher stabile Versicherer wollen – aber<br />
eben auch hohe Leistungen.<br />
Hermann Weinmann, Professor für Finanzdienstleistungen<br />
und Corporate Finance<br />
an der Hochschule Ludwigshafen,<br />
glaubt nicht, dass alle Versicherer geschützt<br />
werden müssen: „Finanzstarke Lebensversicherer,<br />
beispielsweise die Allianz,<br />
können auch weiterhin ihre Versicherten<br />
an den Bewertungsreserven beteiligen.“<br />
Besser als eine pauschale Branchenlösung<br />
sei eine Fallentscheidung, bei der finanzschwache<br />
Versicherer die Ausschüttung<br />
verringern oder aussetzen könnten. Die<br />
»<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 81<br />
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Geld&Börse<br />
»<br />
Versicherungsbranche habe aber kein<br />
Interesse daran, da so finanzschwache Wackelkandidaten<br />
bekannt würden.<br />
Die Allianz etwa hätte eine Gesetzesänderung<br />
nicht nötig. Ihre Kapitalanlagen<br />
warfen 5,5 Prozent ab. Auch ohne Einmaleffekte<br />
aus Verkäufen von Papieren waren<br />
es noch 5,0 Prozent. Das lag vor allem daran,<br />
dass der Dax gut lief und die Allianz ihre<br />
Aktienquote 2013 von 7,9 auf 10,2 Prozent<br />
der Kapitalanlagen hochgefahren hat.<br />
Der Garantiezins<br />
dürfte auf<br />
1,25 Prozent fallen<br />
AUS DER SUBSTANZ GEZAHLT<br />
Wegen der niedrigen Zinsen fällt es vielen<br />
anderen Versicherern schwer, die garantierten<br />
Renditen noch zu erwirtschaften.<br />
Kunden, die etwa 1999 unterschrieben haben,<br />
müssen sie garantiert vier Prozent auf<br />
den Sparanteil überweisen (siehe Grafik<br />
Seite 79). Weil einige Versicherer allein mit<br />
Dividenden und Zinsen die vier Prozent<br />
nicht erreichen, müssen sie Vermögenswerte<br />
verkaufen. Das geht eine Weile lang<br />
gut. Doch wenn renditestarke Anlagealternativen<br />
fehlen, geht den Lebensversicherern<br />
irgendwann die Puste aus.<br />
Reichen die Kapitalerträge eines Versicherers<br />
nicht, um seine Auszahlungen zu<br />
decken, ist das kurzfristig kein Drama. Versicherer<br />
bauen in fetten Jahren einen Puffer<br />
auf. Im Extremfall, wenn Versicherer<br />
keine Erträge mehr erzielen, könnten sie<br />
ihre Versicherten nur noch aus diesem Puffer<br />
bedienen. Wie gut ein Versicherer vorgesorgt<br />
hat, zeigt sich daran, wie lange der<br />
Puffer dann halten würde. 2009 bis 2011<br />
konnten die zwölf größten Lebensversicherer<br />
diesen Wert noch steigern. 2012<br />
sank er: Nun würde der Puffer im Schnitt<br />
nur noch 1,87 Jahre reichen (siehe Tabelle<br />
Seite 84). Unterstellt wird dabei, dass aus<br />
dem Puffer die jährliche Gutschrift, das<br />
heißt der Garantiezins plus zusätzlich geleistete<br />
Überschüsse, gezahlt wird.<br />
Schwach ist etwa die Generali. Ihr Puffer<br />
würde nur für 0,8 Jahre reichen. Schlimmer<br />
noch: Die laufenden Kapitalerträge der<br />
Tochter des italienischen Konzerns brachten<br />
2013 nur 3,0 Prozent Rendite, wenn<br />
Einmaleffekte wie die aus dem Verkauf von<br />
Kapitalanlagen mit Gewinn herausgerechnet<br />
werden. Erst solche Gewinne verhalfen<br />
Generali zu einer Nettoverzinsung von 4,1<br />
Prozent, also noch knapp oberhalb des<br />
höchsten Garantiezinses von 4,0 Prozent.<br />
In Zukunft wird es für Generali schwerer,<br />
die Rendite über Verkäufe aufzustocken.<br />
Der Grund ist simpel: Sie hat weniger Kapitalanlagen,<br />
deren Kurse über den Bilanzwerten<br />
stehen. Die Bewertungsreserven<br />
sind von 3,1 Milliarden Euro 2012 auf 1,7<br />
Milliarden Euro Ende 2013 geschmolzen.<br />
Auch bei HDI Leben sieht es düster aus.<br />
Bei 2,2 Milliarden Euro Kundenbeiträgen im<br />
Jahr erzielte der Versicherer nur sechs Millionen<br />
Euro Gewinn. 97,5 Prozent des Überschusses<br />
musste HDI zuvor an die Kunden<br />
ausschütten, um die gesetzlichen Auflagen<br />
zu erfüllen. Dass so wenig hängen bleibt,<br />
»<br />
ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />
Kündigen oder durchhalten?<br />
Sie zweifeln an Ihrer Kapitallebensversicherung? Wir zeigen, ob Sie bleiben oder gehen sollten<br />
Enthält Ihr Vertrag unverzichtbaren Risikoschutz (hohe Todesfallleistung, Berufsunfähigkeitsrente)?<br />
Nein<br />
Ja<br />
Suchen Sie Angebote für separate Policen mit diesem Risikoschutz.<br />
Prüfen Sie, ob Sie heute eine vergleichbare Police bekommen könnten!<br />
Wann haben Sie Ihre Police abgeschlossen?<br />
Ja<br />
Ist ein Neuabschluss zu tragbaren<br />
Konditionenmöglich?<br />
Nein<br />
Vor20<strong>05</strong><br />
VonAnfang 20<strong>05</strong> bis Ende 2007 Seit Anfang 2008<br />
Nicht kündigen! Fragen Sie, ob Sie unrentable Verträge<br />
beitragsfreistellen können, ohne den Risikoschutz zu verlieren<br />
Vertrag endet<br />
2017 oder<br />
später<br />
Vertrag endet<br />
vor 2017 und<br />
läuftseit<br />
wenigstens<br />
12 Jahren<br />
Prüfen Sie Ihre Widerrufsbelehrung!<br />
Fehlt oder fehlerhaft<br />
In Ordnung<br />
Erfragen Sie bei Ihrem Versicherer den Rückkaufswertbei Kündigung zum nächstmöglichen<br />
Zeitpunkt inklusive Bewertungsreserven** und die voraussichtliche Ablaufleistung zum<br />
Vertragsende ohne Bewertungsreserven<br />
Versicherer muss Beiträge plus Zinsen<br />
minus Abzüge für Risikoschutz erstatten<br />
Rückkaufswertist höher als die Summe<br />
aus noch zu zahlenden Beiträgen plus<br />
Ablaufleistung ohne Bewertungsreserven<br />
Rückkaufswertist niedriger als die Summe<br />
aus den noch zu zahlenden Beiträgen plus<br />
Ablaufleistung ohne Bewertungsreserven<br />
Nicht kündigen! Auszahlung auf<br />
einen Schlag steuerfrei, hohe<br />
Zinsen*sind garantiert<br />
Widerruf attraktiv!<br />
Schnelle Kündigung vorteilhaft!<br />
Schnelle Kündigung lohnt nicht!<br />
*bei Abschluss vor Juli 1986: 3,0 Prozent auf Beiträge minus Kosten, Juli 1986 bis Juni 1994: 3,5 Prozent, Juli 1994 bis Juni 2000: 4,0 Prozent, Juli 2000 bis Ende 2003: 3,25 Prozent, Januar bis Dezember<br />
2004: 2,75 Prozent; ** bislang muss Ihr Versicherer Sie bei Kündigung oder Vertragsende zur Hälfte an erzielten, aber nicht realisierten Kursgewinnen (Bewertungsreserven) beteiligen.<br />
Diese Beteiligung könnte bald abgeschafftwerden; Quelle: eigene Recherchen<br />
82 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 83<br />
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Geld&Börse<br />
»<br />
liegt auch an den hohen Verwaltungsund<br />
Vertriebskosten der HDI Leben.<br />
Die Schere zwischen guten und schlechten<br />
Anbietern wird sich weiter öffnen. Dazu<br />
trägt auch die Regulierung infolge der<br />
Finanzkrise bei. Versicherer müssen heute,<br />
wenn sie in riskantere und damit ertragreichere<br />
Anlagen gehen, mehr Kapital zurücklegen.<br />
Schwache Versicherer können<br />
sich das nicht leisten und werden in sichere<br />
Anlagen getrieben, die wenig Ertrag<br />
bringen. Damit können sie aber keine Puffer<br />
aufbauen – ein Teufelskreis.<br />
Schon jetzt warnt die BaFin, ihre Prognosen<br />
zu der Wirkung anhaltender Niedrigzinsen<br />
zeigten, „dass sich die wirtschaftliche<br />
Lage der Unternehmen im Jahr 2017<br />
noch einmal verschärfen würde“. Eine weitere<br />
Absenkung der Überschussbeteiligung<br />
und damit des Geldes, das Anleger über<br />
den Garantiezins hinaus bekommen,<br />
könnte daher „erforderlich oder sogar unvermeidbar“<br />
sein.<br />
Ergo, Allianz oder Axa wollen das Problem<br />
mit Policen lösen, die Kunden zum<br />
Laufzeitende nur noch den Erhalt der Beiträge,<br />
aber keine Mindestverzinsung garantieren.<br />
Das Risiko, dass die Kapitalanlagen<br />
der Versicherer floppen, wird weitgehend<br />
auf den Kunden überwälzt. Dafür soll<br />
es im Idealfall mehr Rendite geben.<br />
GEHEN ODER BLEIBEN?<br />
Finanzberaterin Kühn aus Grafing, kennt<br />
sie, die dicken Versicherungsordner. Einige<br />
Kunden haben acht Lebensversicherungen<br />
– für Kühn ist das Alltag. Da ist das<br />
Nürnberger Ärztepaar mit vier Kindern,<br />
das immerhin auf ein Vollzeit- und ein Teilzeit-Einkommen<br />
kommt, die laufenden<br />
Versicherungsbeiträge aber trotzdem<br />
kaum stemmen kann. „Das Paar hat über<br />
Jahre 1300 Euro in mehrere Policen eingezahlt,<br />
jeden Monat“, sagt Kühn. „Kein Wunder,<br />
dass das Familienbudget so eng wurde,<br />
dass der Kauf eines Hauses unmöglich erscheint.“<br />
Solchen Kunden, denen Vertreter<br />
zu viele Policen aufgeschwatzt haben, rät<br />
sie oft zur Kündigung.<br />
Der Zeitpunkt für eine Überprüfung der<br />
eigenen Verträge ist günstig. Die mögliche<br />
Abschaffung der Kundenbeteiligung an<br />
den Bewertungsreserven kann für eine<br />
schnelle Kündigung sprechen. Unser Grafik<br />
(siehe Seite 82) zeigt, wie zweifelnde<br />
Kunden vorgehen sollten.<br />
Entscheidend sind relevante Informationen<br />
zum Vertrag (siehe Seite 80). Kunden<br />
ILLUSTRATION: OLIVER MUNDAY<br />
Zahlen lügen nicht: Die Reserven schmelzen langsam ab<br />
Wie gut die zwölf größten Lebensversicherer für eine lang andauernde Niedrigzinsphase gerüstet sind. Die aufgeführten Anbieter repräsentie<br />
Lebensversicherer<br />
Nürnberger<br />
Bayern-Vers.<br />
Württembergische<br />
Allianz<br />
R+V AG<br />
Cosmos<br />
Debeka<br />
Ergo<br />
Generali<br />
AachenMünchener<br />
Zurich Dt. Herold<br />
HDI<br />
Laufende Verzinsung<br />
der Kapitalanlagen<br />
(in Prozent)<br />
ohne<br />
Einmaleffekte 1<br />
2013 2012<br />
– 3,9<br />
4,0 3,6<br />
k.A. 6 k.A. 6<br />
5,0 4,2<br />
– 4,0<br />
k.A. 6 k.A. 6<br />
– 4,8<br />
k.A. 6 k.A. 6<br />
3,0 3,5<br />
k.A. 6 k.A. 6<br />
– k.A. 6<br />
3,6 3,8<br />
mit<br />
Einmaleffekten 1<br />
2013 2012<br />
– 4,0<br />
4,4 4,6<br />
5,1 4,5<br />
5,5 5,0<br />
– 4,3<br />
3,7 3,8<br />
– 4,8<br />
3,9 4,1<br />
4,1 4,2<br />
4,3 4,0<br />
– 4,6<br />
4,6 4,5<br />
Bewertungsreserven<br />
(in Mrd.<br />
Euro)<br />
2013 2012<br />
– 1,6<br />
2,1 3,1<br />
1,6 3,2<br />
22,1 29,5<br />
– 5,8<br />
0,4 0,6<br />
– 5,0<br />
3,7 5,2<br />
1,7 3,1<br />
1,2 2,0<br />
– 3,6<br />
1,3 2,3<br />
in Prozent<br />
der Kapitalanlagen<br />
2013 2012<br />
– 12,3<br />
9,7 14,6<br />
6,3 12,5<br />
13,8 19,7<br />
– 14,6<br />
3,8 8,3<br />
– 13,3<br />
9,4 13,2<br />
4,3 8,2<br />
5,5 9,4<br />
– 12,1<br />
6,7 11,6<br />
Anteil<br />
Zinspapiere<br />
an<br />
Bewertungsreserven<br />
2<br />
2013 (2012)<br />
(7)<br />
7<br />
5<br />
5<br />
(7)<br />
4<br />
(4)<br />
5<br />
4<br />
7<br />
(4)<br />
7<br />
Was der Versicherer verteilen<br />
kann (Überschuss) 3<br />
4 =hoch,7 =mittel,5 =niedrig; 1 Einmaleffekte: Gewinne und Verluste ausAnlageverkäufen sowie Zu- und Abschreibungen; 2 im Vergleich zum Branchendurchschnitt; 3 Kapitalerträge ober<br />
durch zu hoch angesetzte Kostenfür Verwaltungund Vertrieb sowie Risiken (Berufsunfähigkeit,Tod); das Verhältnis vonÜberschuss zu Beiträgen zeigt, wie gut der Versicherer wirtschaftet;<br />
laufende Auszahlungund die Schlussgewinnbeteiligung gebunden ist; 5 ein Wert vonbeispielsweise 2,0 besagt,dassder Versicherer seine laufende Überschussbeteiligung zwei Jahre langaus<br />
desto finanzstärkerist der Versicherer;Werte unter 2,0 sind rot, Werte über2,0 grün markiert; 6 keine AngabenimGeschäftsbericht; Quelle: Geschäftsberichte derVersicherer,Prof. Hermann<br />
(in Mio.<br />
Euro)<br />
2013<br />
–<br />
320<br />
313<br />
3376<br />
–<br />
514<br />
–<br />
403<br />
290<br />
607<br />
–<br />
244<br />
(in Prozent<br />
der Beiträge)<br />
2013 2012<br />
– 14,4<br />
12,8 14,5<br />
15,2 11,7<br />
20,6 17,2<br />
– 11,7<br />
16,6 17,2<br />
– 21,8<br />
13,1 6,9<br />
6,6 8,0<br />
13,3 12,0<br />
– 9,2<br />
11,0 11,1<br />
Freie Mittel<br />
für Überschussbeteiligungen<br />
4<br />
(in Mio. Euro)<br />
2013<br />
–<br />
608<br />
551<br />
5120<br />
–<br />
229<br />
–<br />
447<br />
314<br />
296<br />
–<br />
202<br />
2012<br />
902<br />
587<br />
577<br />
4411<br />
1632<br />
273<br />
744<br />
479<br />
461<br />
211<br />
222<br />
123<br />
Wie lange die<br />
freien Mittel<br />
reichen<br />
(Bilanzpuffer<br />
in Jahren) 5<br />
2013<br />
–<br />
3,4<br />
2,5<br />
2,7<br />
–<br />
1,6<br />
–<br />
1,2<br />
0,8<br />
1,4<br />
–<br />
1,4<br />
2012<br />
3,2<br />
3,1<br />
2,9<br />
2,6<br />
2,4<br />
2,1<br />
1,3<br />
1,3<br />
1,0<br />
0,9<br />
0,8<br />
0,8<br />
84 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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sollten unverbindlich fragen, wie viel sie<br />
denn bei Kündigung jetzt bekämen. Versicherer<br />
lieben derartige Anfragen naturgemäß<br />
nicht. Ein WirtschaftsWoche-Leser,<br />
der vier Wochen vergeblich auf Antwort gewartet<br />
hatte, bekam die Zahlen erst nach<br />
einem Brief an den Vorstand.<br />
Wer fragt, was<br />
ihm zusteht,<br />
bekommt nur<br />
selten Antwort<br />
DER TRICK MIT DER KÜNDIGUNG<br />
Mauert der Versicherer, sollte der Kunde<br />
erst einmal kündigen. Er kann die Kündigung<br />
im Zweifel später zurückziehen – bis<br />
wann, teilt ihm der Versicherer mit. Wer<br />
monatlich Beiträge zahlt, kann zum Monatsende<br />
mit vierwöchiger Frist kündigen.<br />
Dann muss der Versicherer die Police abrechnen.<br />
Nicht immer aber liefern die Daten,<br />
die der Versicherer mit der Kündigungsbestätigung<br />
schickt, ein vollständiges<br />
Bild. Die Allianz etwa wies bei einem zum<br />
1. April gekündigten Vertrag Anfang März<br />
eine Auszahlung von nur rund 104 000 Euro<br />
aus. In der Abschlussrechnung zehn Tage<br />
vor der Auszahlung waren es auf einmal<br />
114 000 Euro.<br />
Dabei bleiben sollten Kunden, wenn der<br />
Versicherer kontinuierlich überdurchschnittliche<br />
Rendite liefert. Allenfalls bei<br />
solchen Anbietern sollten Vorsorgesparer,<br />
die sich das langfristige Sparen in Eigenregie<br />
partout nicht zutrauen, heute noch einen<br />
Vertrag abschließen. Unsere Daten zu<br />
den zwölf größten Versicherern und das<br />
jährliche Finsinger-Rating zur Lebensversicherung<br />
(WirtschaftsWoche 40/2013)<br />
bieten Orientierung. Policen, die vor 20<strong>05</strong><br />
abgeschlossen wurden, sind nach zwölf<br />
Jahren steuerfrei, ihre Erträge nach Steuern<br />
sind mit vergleichbar sicheren Anlagen<br />
nicht zu schlagen. Wichtig: Sichert eine Police<br />
Risiken ab, kann auch das gegen eine<br />
Kündigung sprechen. Versicherte können<br />
ihren Vertrag oft aber auch beitragsfrei stellen,<br />
also nichts mehr einzahlen. Auf den<br />
Risikoschutz müssen sie nicht verzichten,<br />
wenn sie entweder Abschläge in Kauf nehmen<br />
oder extra nur noch für den Todesfalloder<br />
Berufsunfähigkeitsschutz zahlen.<br />
Das frei gewordene Monatsbudget können<br />
Aussteiger auf eigene Faust anlegen.<br />
Bewährt hat sich das regelmäßige Sparen<br />
in verschiedenen Anlageklassen. Vorsorgesparer<br />
können monatlich je 30 Prozent ihrer<br />
Anlagesumme in Aktien und Anleihen,<br />
25 Prozent in Gold und 15 Prozent auf ein<br />
Tagesgeldkonto einzahlen. Die Depotanteile<br />
werden jährlich wieder angepasst. Mit<br />
passenden Indexfonds sind solche Ratensparpläne<br />
kostengünstig.<br />
Wem das zu aufwendig ist, der kann auf<br />
Mischfonds ausweichen. Gute Fonds überholen<br />
Lebensversicherungen auf längere<br />
Sicht locker. Der Kapital Plus aus der Allianz-Fondsschmiede<br />
Allianz Global Investors<br />
hat bei monatlich 100 Euro Einzahlung<br />
über 20 Jahre 46 081 Euro Endstand erreicht.<br />
Nach Abzug aller Kosten, aber vor<br />
Steuern sind das 6,1 Prozent pro Jahr.<br />
Klar, eine Garantieverzinsung wie die<br />
Lebensversicherung bieten solche Strategien<br />
nicht. Doch deren Bedeutung für die<br />
langfristige Geldanlage wird ohnehin überschätzt.<br />
So schwanken Aktienkurse kurzund<br />
mittelfristig stark, der Langfristtrend<br />
am Aktienmarkt geht aber schon deutlich<br />
stabiler nach oben. Die garantierte Minirendite<br />
bei Neuabschluss einer Lebensversicherung<br />
bringt Vorsorgesparern wenig.<br />
So wenig, dass sie im Zweifel darauf verzichten<br />
können.<br />
n<br />
niklas.hoyer@wiwo.de, martin gerth,<br />
heike schwerdtfeger | Frankfurt<br />
ren etwa 60 Prozent des deutschen Marktes<br />
Stärken(+) / Schwächen (–), die sich in<br />
Niedrigzinsphasen besonders stark auswirken<br />
– hohe Kosten, + hohe freie Mittel<br />
+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />
+ hoher Anteil Fondspolicen<br />
+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />
+ hohe Reserven, + gute Kapitalanlage<br />
+ hoher Anteil Risikolebensversicherung<br />
+ niedrige Kosten, + gute Kapitalanlage<br />
– niedriger Anteil Fondspolicen<br />
– mäßige Kapitalanlageergebnisse<br />
– mäßige Kapitalanlageergebnisse<br />
– hohe Kosten<br />
– hohe Kosten, – hohe Altgarantien<br />
halb der Garantieverzinsung+interne Überschüsse<br />
4 Teil der Überschuss-Rückstellungen, der nichtdurch die<br />
den freien Mitteln finanzieren kann; je höher der Faktor,<br />
Weinmann (Hochschule Ludwigshafen)<br />
Niedrigzins-<br />
Risiko für<br />
Anleger<br />
7<br />
5<br />
7<br />
5<br />
5<br />
7<br />
7<br />
7<br />
4<br />
4<br />
7<br />
4<br />
Wie gut ist mein Versicherer?<br />
Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick<br />
Hermann Weinmann, Wirtschaftsprofessor<br />
an der Hochschule Ludwigshafen, hat für<br />
die WirtschaftsWoche Daten zur Leistungsfähigkeit<br />
der größten Versicherer ausgewertet.<br />
Sie haben etwa 60 Prozent Marktanteil.<br />
Soweit veröffentlicht, sind die Zahlen von<br />
2013, ansonsten 2012.<br />
Laufende Verzinsung: Diese Verzinsung ist<br />
um Einmaleffekte aus Verkauf von Wertpapieren<br />
bereinigt und zeigt, was Versicherer<br />
pro Jahr aus Kapitalanlagen ziehen. Generali<br />
etwa schaffte 3,0 Prozent – weniger als<br />
die 3,1 Prozent, die die Branche Kunden im<br />
Schnitt garantiert.<br />
Bewertungsreserven: Sie entstehen, wenn<br />
der aktuelle Marktwert von Wertpapieren<br />
höher ist als der Wert, mit dem die Versicherer<br />
sie in ihren Büchern stehen haben.<br />
Um magere Renditen bei Zinspapieren auszugleichen,<br />
können Versicherer einen Teil<br />
dieser Reserven durch Verkäufe heben. So<br />
machen sie Geld flüssig, das sie an Kunden<br />
auszahlen könnten.<br />
Überschuss: Mit den Kapitalerträgen<br />
muss der Versicherer mindestens die<br />
garantierten Leistungen finanzieren. Was<br />
darüber hinaus bleibt plus eingesparte<br />
Kosten, kann der Versicherer zusätzlich an<br />
die Kunden ausschütten. Versicherer, die<br />
sauber kalkulieren und kostengünstig<br />
arbeiten, schaffen hohe Überschüsse. Für<br />
die Finanzkraft des Versicherers ist die<br />
Quote Überschuss/Beitragseinnahmen<br />
entscheidend.<br />
Freie Mittel: Versicherer bilden für zukünftig<br />
fällige Überschussbeteiligungen<br />
Rückstellungen. Das Geld stammt aus dem<br />
Kapitalanlagetopf. Erwirtschaftet der<br />
Versicherer mehr, als er den Versicherten<br />
schuldet, kann er freie Rückstellungen<br />
aufbauen.<br />
Bilanzpuffer: Je höher die freien Rückstellungen<br />
im Verhältnis zu den im Folgejahr<br />
fälligen Überschussbeteiligungen sind,<br />
desto länger kann ein Versicherer eine<br />
Flaute auf dem Zinsmarkt aussitzen.<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 85<br />
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Geld&Börse<br />
Am Boden Auftragsvergabe für Berliner<br />
Flughafen Ursache für Milliardenfiasko<br />
Tückische Details<br />
TOP-ANWÄLTE | Öffentliche Aufträge über 400 Milliarden Euro<br />
werden jährlich vergeben – ein reiches Feld für Vergaberechtler.<br />
Der Baukonzern Hochtief und sein<br />
Anwalt Jürgen Leinemann von Leinemann<br />
Partner waren sich schon<br />
vor sieben Jahren einig: Das ambitionierte<br />
Bauprojekt des künftigen Berliner Flughafens<br />
BER konnte mit der neuen Planung<br />
der Flughafengesellschaft nicht gut gehen.<br />
Nachdem Hochtief und drei andere Bieter<br />
ihre Angebote als Generalunternehmer für<br />
das neue Terminal über je rund eine Milliarde<br />
Euro abgegeben hatten, entschied<br />
sich die Flughafengesellschaft um.<br />
Sie wollte das Projekt auf eigene Faust<br />
und ohne Generalunternehmer durchziehen<br />
– um Geld zu sparen. Den Bau des Terminals<br />
wollte sie in einzelne Gewerke aufteilen,<br />
das Ganze sollte dann nur noch 650<br />
Millionen Euro kosten. „Dass diese Zahl<br />
unrealistisch ist, war von Anfang an klar,<br />
denn die Baukosten des vergleichbaren<br />
Terminal Zwei am Münchner Flughafen<br />
betrugen 1,2 Milliarden Euro“, sagt Leinemann.<br />
„Fachleute rieben sich schon damals<br />
die Augen.“<br />
Im Auftrag von Hochtief klagte Vergaberechtler<br />
Leinemann gegen die nachträgliche<br />
Aufhebung der Generalunternehmer-<br />
Ausschreibung und die Verkleinerung des<br />
Budgets – aber ohne Erfolg. „Die Kehrtwende<br />
bei der Auftragsvergabe war die Ursache<br />
des jetzigen Riesenfiaskos“, urteilt<br />
Leinemann rückblickend. „Die Flughafengesellschaft<br />
legte los, ohne nachzudenken,<br />
und hat jetzt alle Schnittstellenrisiken<br />
selbst am Hals“, so der Berliner Jurist. Wer<br />
diese Risiken nicht managen kann, braucht<br />
einen Generalunternehmer.<br />
Das Vergaberecht, das erst Ende der<br />
Neunzigerjahre in Kraft trat, ist ein lukratives<br />
Tummelfeld für Anwälte. Die EU hat es<br />
initiiert, indem sie europaweit geltende<br />
Vorschriften für sämtliche Auftragsvergaben<br />
der öffentlichen Hand erließ. So wollte Brüssel<br />
Korruption und Vetternwirtschaft zulasten<br />
der Steuerzahler bekämpfen. „Ab dann<br />
war Schluss mit den Direktvergaben von<br />
Aufträgen an die Freunde des Bürgermeisters“,<br />
sagt Ute Jasper, Vergaberechtlerin bei<br />
der Kanzlei Heuking Kühn in Düsseldorf.<br />
Ausgeschrieben werden muss im Prinzip<br />
heute alles, von der Bleistift-Beschaffung<br />
Vergaberecht soll<br />
Korruption und<br />
Vetternwirtschaft<br />
eindämmen<br />
für Grundschulen über Putzaufträge für öffentliche<br />
Gebäude bis hin zu milliardenschweren<br />
Infrastrukturprojekten: Ein dicker<br />
Brocken war zuletzt etwa der Ausbau<br />
der A 1 zwischen Bremen und Hamburg<br />
auf bis zu acht Spuren, inklusive Betreiberkonzession<br />
für 30 Jahre. Wer hier den Zuschlag<br />
bekommt, baut die Autobahn zunächst<br />
auf eigene Kosten aus und darf sich<br />
dann seine Milliarden über die Lkw-Maut<br />
wieder hereinholen.<br />
GIGANTISCHE KATALOGE<br />
Für derartige Projekte erstellen die Auftraggeber<br />
dann gigantische Anforderungskataloge.<br />
Allein das Vergabeverfahren dauere<br />
oft zwei Jahre, sagt Leinemann. Konsortien<br />
aus Bauunternehmen, Betreibern, Banken,<br />
und Investoren werden gebildet – und jedes<br />
Mitglied braucht eigene Verträge. Bis<br />
zu 15 Köpfe zählende Anwälteteams sind<br />
am Start. Außer Vergaberechtlern mischen<br />
Bankrechtexperten, Arbeits- und Versicherungsrechtler<br />
und – sicher ist sicher – auch<br />
Insolvenzprofis mit.<br />
Kassiert ein Bieter dann eine Absage, sind<br />
manche wegen des Riesenaufwands, den sie<br />
bereits betrieben haben, durchaus geneigt,<br />
per Überprüfungsverfahren gegen eine Absage<br />
anzugehen. Die Aussichten, hier noch<br />
etwas zu reißen, sind jedoch nicht gerade<br />
rosig: „Die Chancen eines Angriffs auf ein<br />
Vergabeverfahren liegen bei eins zu sieben –<br />
gegen den Angreifer“, weiß Leinemann.<br />
„Besonders viele Vergaberechtsklagen<br />
gibt es in Deutschland, Österreich und in<br />
Schweden“, sagt Jan Endler von der Law<br />
Firm Linklaters. Typische Fehler von Behörden,<br />
die eine Vergabe angreifbar machen,<br />
sind zum Beispiel:<br />
n Unterlagen werden nicht alle zum selben<br />
Zeitpunkt kopiert und an die Bieter<br />
verteilt.<br />
n Die Bekanntmachung im Amtsblatt wird<br />
im laufenden Verfahren geändert, wenn<br />
beispielsweise aus einem 5000-Quadratmeter-Reinigungsauftrag<br />
einer für 7000<br />
wird, weil noch Räume eines Nebengebäudes<br />
hinzukommen.<br />
n Ein Vertrag mit einem erfolgreichen Bieter<br />
wird nachträglich geändert, der Auftrag<br />
aber nicht erneut ausgeschrieben.<br />
Der Teufel steckt im Detail. „Es reicht,<br />
wenn auf Seite 4000 eine Unterschrift fehlt<br />
oder auf Seite 3500 zwei Schaltschränke einer<br />
Klimaanlage vergessen wurden“, sagt<br />
Leinemann. Angreifbar wird eine Vergabe<br />
FOTOS: CORBIS/YANNICK TYLLE, HEIKE ROST FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, PR (4)<br />
86 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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25 Top-Kanzleien in Deutschland: Vergaberecht<br />
Welche Anwälte die Jury Auftraggebern und Unternehmen empfiehlt<br />
Nr. Kanzlei<br />
1 Allen & Overy LLP<br />
2 Baker & McKenzie<br />
3 Beiten Burkhardt<br />
4 Bird & Bird<br />
5 Boesen Rechtsanwälte<br />
6 Brandi Rechtsanwälte<br />
7 CBH Rechtsanwälte<br />
8 CMS Hasche Sigle<br />
9 FPS Rechtsanwälte & Notare<br />
10 Freshfields Bruckhaus Deringer<br />
11 Gleiss Lutz<br />
12 Görg Rechtsanwälte<br />
13 Heuking Kühn Lüer Wojtek<br />
14 Heussen<br />
15 HFK Rechtsanwälte LLP<br />
16 Hogan Lovells<br />
17 Kapellmann und Partner Rechtsanwälte<br />
18 Leinemann Partner Rechtsanwälte<br />
19 Linklaters<br />
20 Müller-Wrede und Partner<br />
21 Noerr<br />
22 Orrick Herrington & Sutcliffe<br />
23 PricewaterhouseCoopers Legal<br />
24 Redeker Sellner Dahs<br />
25 RWP Rechtsanwälte<br />
Quelle: WirtschaftsWoche <strong>2014</strong><br />
Name, Vorname<br />
Otting, Olaf<br />
Gabriel, Marc<br />
Polster, Julian; Rechten, Stephan<br />
Byok, Jan; Höfler, Heiko<br />
Boesen, Arnold; Upleger, Martin<br />
Dippel, Martin<br />
Hertwig, Stefan<br />
Heuvels, Klaus; Höß, Stefan<br />
Rosenkötter, Annette<br />
Prieß, Hans-Joachim<br />
Neun, Andreas<br />
Horn, Lutz<br />
Hattenhauer, Daniela; Jasper, Ute; Kamphausen, Peter<br />
Völlink, Uwe-Carsten<br />
Franke, Horst<br />
Schweda, Marc; Eggers, Jan Christian<br />
Kulartz, Hans-Peter; Kus, Alexander<br />
Leinemann, Ralf<br />
Endler, Jan<br />
Müller-Wrede, Malte<br />
Wagner, Olav<br />
Krohn, Wolfram<br />
Kleinhenz, Bernhardine; Hausmann, Friedrich Ludwig<br />
Glahs, Heike; Reidt, Olaf<br />
Antweiler, Clemens<br />
METHODIK<br />
Preis-Vergabe<br />
Die Auswahl der Top-Kanzleien zum<br />
Vergaberecht und den einzelnen<br />
Koryphäen basiert auf drei Schritten:<br />
Im ersten Schritt wurden aus Datenbanken<br />
und Expertengesprächen Kanzleien<br />
und Anwälte mit positiven Bewertungen<br />
herausgefiltert. Die dabei gefundenen<br />
66 Kanzleien und 138 Anwälte wurden<br />
in einem zweiten Schritt von 20 Experten<br />
führender Wirtschaftskanzleien bewertet.<br />
60 Anwälte aus 35 Kanzleien<br />
qualifizierten sich, die wiederum von einer<br />
neutralen Jury aus Wissenschaft,<br />
Publizistik und Praxis beurteilt wurden.<br />
Die Jury entschied nach vier Kriterien:<br />
nachweisbare Erfolge, langjährige Erfahrung,<br />
Stärke des Teams und Spezialisierung.<br />
Die 25 Kanzleien und deren<br />
Anwälte, die dabei die höchsten Punktzahlen<br />
erreichten, sind in der nebenstehenden<br />
Tabelle aufgeführt.<br />
DIE JURY<br />
Meinrad Dreher ist Wirtschaftsrechtprofessor<br />
an der<br />
Uni Mainz und im Vorstand<br />
des Forums Vergabe<br />
selbst dann, wenn eine „Bankbürgschaft<br />
einer Bank“ statt „einer europäischen<br />
Bank“ verlangt wird.<br />
Seit knapp zwei Jahren müssen Regierungen<br />
auch Verteidigungsaufträge europaweit<br />
ausschreiben. Die Zeiten, in denen<br />
militärische Beschaffungsaufträge nur mit<br />
Haus- und Hoflieferanten abgewickelt<br />
wurden, sollen vorbei sein. Anschaffungen<br />
von Panzern für die Bundeswehr müssen<br />
ebenso ausgeschrieben werden wie die<br />
Wartungsverträge für ihre IT.<br />
Anwälte verdienen gut an den Vergabeverfahren.<br />
Partner der Kanzleien berechnen<br />
pro Stunde 280 bis 450 Euro, angestellte<br />
Anwälte zwischen 190 und 300 Euro.<br />
Zu ihren häufigsten Kunden zählen die<br />
Unternehmen der Pharma- und der Baubranche<br />
sowie Reinigungsfirmen. Auch<br />
Ministerien und Behörden wappnen sich<br />
vor Gericht vorsichtshalber mit Advokaten.<br />
Im Gesundheitssektor müssen sich nicht<br />
nur Krankenhäuser, die der öffentlichen<br />
Hand gehören, sondern auch privatisierte,<br />
die öffentliche Gelder bekommen, an die<br />
Vergaberechts-Spielregeln halten. Auch<br />
gesetzliche Krankenkassen wie die AOK<br />
müssen für Medikamente und Prothesen<br />
in Ausschreibungsverfahren detaillierte<br />
Vorgaben machen. „Insgesamt werden<br />
rund 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
ausgeschrieben“, rechnet Jasper vor –<br />
weit über 400 Milliarden Euro jährlich.<br />
AUFTRAG NACH QUOTE<br />
Neuen Stoff für Streitereien produziert die<br />
Politik reichlich. In den ersten Bundesländern<br />
sind nicht mehr nur Preise und Qualität<br />
für die Vergabe von Aufträgen entscheidend,<br />
sondern auch weiche Faktoren.<br />
Etwa die, ob Unternehmen Mindestlohn<br />
bezahlen oder ob sie Frauen fördern.<br />
Da stellen sich Fragen, die kein Gesetzgeber<br />
beantwortet. Wann kann man von<br />
Frauenförderung sprechen, fragt etwa Anwältin<br />
Ute Jasper: „Reicht ein Girls-Day<br />
einmal im Jahr oder muss das Unternehmen<br />
Frauen in Management-Funktionen<br />
nachweisen?“<br />
n<br />
claudia.toedtmann@wiwo.de<br />
Hans-Peter Müller ist im<br />
Bundeswirtschaftsministerium<br />
für die Weiterentwicklung<br />
des Vergaberechts zuständig<br />
Holger Franz ist Justiziar<br />
der Wohnungsgesellschaft<br />
Gagfah Group<br />
Alexandra Genten ist Leiterin<br />
der Konzern-Rechtsabteilung<br />
der Energieversorgungs- und<br />
Verkehrsgesellschaft Aachen<br />
Mark von Wietersheim ist<br />
Geschäftsführer des Vergabe-<br />
Netzwerks Forum Vergabe<br />
Achim Schunder ist Leiter<br />
der Zeitschriftenniederlassung<br />
des Verlags C.H.Beck<br />
Roland Tichy ist<br />
Chefredakteur der<br />
WirtschaftsWoche<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 87<br />
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Geld&Börse | Barron’s<br />
Endlos-Schleife<br />
IT-AKTIEN | Anleger lieben glanzvolle Comebacks gefallener Börsenstars.<br />
Leider ist oft nicht viel Substanz hinter den Geschichten.<br />
Ciscos Hardware austauschbar; alle Hardware<br />
würde dann über eine Art Allzweck-<br />
Software eingerichtet und gemanagt. Die<br />
Vorreiterrolle haben Jungunternehmen<br />
wie Cumulus, auch VM-Ware will in die Lücke<br />
stoßen; sie alle bedrohen langfristig<br />
Ciscos Pfründe. Chambers meint, Cisco<br />
könne mit neuen Paketlösungen, die möglichst<br />
viele der in den IT-Abteilungen von<br />
Unternehmen erforderlichen Funktionen<br />
abdecken, sowohl Arista als auch Softwareanbieter<br />
wie Cumulus auf Abstand halten;<br />
mit General Motors hat Cisco bereits einen<br />
Vertrag zur Lieferung einer derartigen<br />
Rundum-Paketlösung geschlossen.<br />
Die Wall Street tickt wie Hollywood:<br />
Sie liebt eingängige Geschichten.<br />
Wie im Kino freuen<br />
wir Anleger uns besonders, wenn<br />
darin ein alter Bekannter auftaucht. Die<br />
10 000 Mal geschriebene Geschichte <strong>vom</strong><br />
„überraschenden Comeback“ – wir lieben<br />
sie. Anfang Mai wurde sie von Cisco aufgewärmt.<br />
Cisco – neben Microsoft und Intel<br />
der größte Börsenhit der Neunzigerjahre –<br />
hatte anlässlich seiner jüngsten Quartalszahlen<br />
Folgendes verkündet: Seine notorischen<br />
Absatzprobleme bei Network-Switches,<br />
zu Deutsch etwa: Netzwerkknoten,<br />
auf die fast ein Drittel des Umsatzes entfällt,<br />
ließen nach; für die nächsten Quartale<br />
sei aber mit einer Erholung zu rechnen.<br />
Am nächsten Tag stieg die Aktie um<br />
sechs Prozent. Cisco konnte auch die Erwartungen<br />
der Analysten für das dritte<br />
Quartal schlagen. Müßig zu sagen: Nach<br />
dem langen Niedergang waren diese Erwartungen<br />
niedrig gewesen. Laut Cisco<br />
wird der Umsatz im aktuellen Quartal fast<br />
drei Prozentpunkte besser ausfallen als die<br />
zuvor erwarteten minus fünf Prozent. Zwei<br />
Prozent Umsatzminus waren also Grund<br />
genug für die Freudensprünge der Aktie.<br />
Schuld am schwindenden Geschäft war<br />
laut Cisco-Chef John Chambers die Einführung<br />
neuer, billigerer, Produkte – auch das<br />
ein Phänomen, das wir schon gut von<br />
früher kennen. Das wichtigste neue Produkt<br />
ist die Nexus-9000-Switch-Serie. Damit<br />
will Cisco dem neuen Konkurrenten<br />
Arista, der demnächst an die Börse gehen<br />
will, den Rang ablaufen. Arista verkaufte im<br />
vergangenen Quartal Switches für 117 Millionen<br />
Dollar. Das ist etwa die Hälfte des<br />
Cisco-Umsatzes in diesem Bereich. Aktuelle<br />
Cisco-Umsatzzahlen für die 9000er-Serie<br />
sind zwar keine bekannt, aber Chambers<br />
sagt, die Anzahl der Kunden sei in diesem<br />
Quartal von knapp 90 auf 175 gestiegen,<br />
was ein „erheblicher Markterfolg“ sei.<br />
NEUE WETTBEWERBER<br />
Auch diesen Teil des Skriptes kennen wir<br />
schon: Cisco schwächelt, neue Konkurrenten<br />
drängen ins Geschäft; Cisco fängt sich,<br />
drängt sie aus dem Markt und wächst wieder<br />
– wenn auch weniger als in der letzten<br />
Wiederholung. Aber Hauptsache, Cisco<br />
behauptet seine „führende Marktstellung“.<br />
Prompt korrigierten denn auch die Analysten<br />
ihre Prognosen allesamt nach<br />
oben. Immerhin: Die Dividendenrendite<br />
liegt inzwischen bei<br />
3,2 Prozent, deutlich höher also<br />
als in früheren Cisco-Zyklen.<br />
Arista ist nur einer von einem<br />
halben Dutzend neuer Konkurrenten,<br />
die das IT-Netzwerk von<br />
Grund auf verändern könnten.<br />
Softwaredefinierten Netzen gehört<br />
die Zukunft. Dabei würde<br />
Die beste<br />
Geschichte aus<br />
der aktuellen<br />
<strong>Ausgabe</strong> von<br />
dem führenden<br />
amerikanischen<br />
Magazin für<br />
Geldanleger.<br />
NOCH FALLHÖHE<br />
Cisco-Fans hoffen, dass sich die neue, softwaredefinierte<br />
Netzwerktechnologie als eine<br />
der vielen Cisco-Episoden erweist, in<br />
denen ein innovativer Senkrechtstarter<br />
versucht, den Riesen herauszufordern –<br />
und scheitert. Vermutlich wird Nexus Ciscos<br />
Absatz von Switches kurzfristig tatsächlich<br />
treiben; ob es zu nachhaltigem Umsatzwachstum<br />
beitragen kann, ist eine andere<br />
Frage. Immerhin: Cisco ist im Vergleich<br />
zu anderen IT-Stars nicht teuer. Derzeit<br />
wird die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis<br />
(KGV) von zwölf auf Basis<br />
der Gewinnschätzungen für die kommenden<br />
zwölf Monate gehandelt.<br />
Andere Papiere der Branche haben mehr<br />
Fallhöhe. IT-Experte Mark Mahaney von<br />
RBC Capital berichtet, die Kurse der Internet-Aktien<br />
in seinem Anlageuniversum<br />
hätten seit ihren Höchstständen allesamt<br />
50 Prozent oder mehr nachgegeben. Wir<br />
befänden uns „in einem der trübsten Quartale<br />
seit 15 Jahren“. Kurse gäben selbst<br />
dann nach, wenn die Unternehmen wieder<br />
bessere Ergebnisse ablieferten. Billig ist<br />
dennoch anders: Facebook etwa wird noch<br />
immer zum 41-Fachen des für <strong>2014</strong> erwarteten<br />
Gewinns gehandelt.<br />
Citigroup-Analyst Mark May zog zeitgleich<br />
zur Verteidigung Amazons zu Felde.<br />
May meint, Anleger, die sich zur Zeit ihres<br />
52-Wochen-Hochs bei 408 Dollar für die<br />
Amazon-Aktie begeistern konnten,<br />
sollten sie jetzt, nach <strong>26</strong> Prozent<br />
Rückgang, erst recht lieben.<br />
Aber so tickt die Börse nicht.<br />
Aktien sind entweder in – und die<br />
Kurse steigen, oder eben nicht.<br />
Und bei Amazon könnte in diesem<br />
Quartal bis zu eine halbe<br />
Milliarde Dollar Verlust anfallen.<br />
„Günstig“ ist also relativ. n<br />
tiernan ray | geld@wiwo.de<br />
ILLUSTRATION: TOM MACKINGER<br />
88 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.14 WirtschaftsWoche<br />
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Geld&Börse | Steuern und Recht<br />
IMMOBILIEN<br />
Mietersuche<br />
senkt Steuer<br />
LOHN- UND EINKOMMENSTEUER<br />
Der Fiskus will es wissen<br />
Wer seine Erklärung bis 2. Juni abgeben muss, wer sich noch Zeit lassen kann.<br />
Dieses Jahr haben Steuerzahler zwei Tage mehr<br />
Zeit, um ihre Steuererklärung zu erledigen. Der<br />
letzte Abgabetermin 31. Mai fällt auf einen Samstag.<br />
Daher ist der folgende Montag, der 2. Juni,<br />
der Stichtag. Die Frist gilt für alle, die eine Steuererklärung<br />
abgeben müssen, weil sie bestimmte<br />
steuerliche Vergünstigungen nutzen, etwa das<br />
Ehegattensplitting mit Steuerklasse V oder IV mit<br />
Faktor. Auch eingetragene Lohnsteuerfreibeträge<br />
(außer Behinderten-Pauschbetrag und Kinderfreibeträge)<br />
führen zur Abgabepflicht. Diese<br />
greift außerdem für Selbstständige und Freiberufler,<br />
deren Einkommen im vergangenen Jahr<br />
8130 Euro (Ledige) oder 16 <strong>26</strong>0 Euro (Verheiratete)<br />
überschritten hat. Auch Ex-Ehepartner,<br />
die Unterhalt beziehen, Arbeitnehmer, deren<br />
Nebeneinkünfte 410 Euro jährlich übersteigen,<br />
sowie Elterngeldbezieher müssen ihre Unterlagen<br />
bis Ende Mai einreichen. Mehr Zeit bleibt,<br />
wenn Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein<br />
unterstützen. Dann gilt erst das Jahresende als<br />
Abgabefrist. Wer seine Steuererklärung selbst<br />
machen will, aber mehr Zeit braucht, kann einen<br />
Antrag auf Fristverlängerung stellen. Ein Brief an<br />
das Finanzamt (samt Steuernummer und Steuer-Identifikationsnummer)<br />
mit der Bitte um<br />
zwei oder drei Monate Aufschub und einer kurzen<br />
Begründung (fehlende Unterlagen, Erkrankung<br />
oder längere Abwesenheit) reicht meist.<br />
Finanzbeamte freuen sich über den Hinweis,<br />
dass bei einem gewährten Fristaufschub keine<br />
schriftliche Nachricht nötig ist.<br />
Abseits der Metropolen, passiert<br />
es immer wieder, dass eine<br />
Wohnung nach dem Auszug eines<br />
Mieters leer steht. Bemüht<br />
sich der Eigentümer darum, sie<br />
wieder zu vermieten, darf er<br />
Kosten, die in der Zeit des Leerstands<br />
anfallen, weiter als Werbungskosten<br />
von anderen Vermietungseinkünften<br />
abziehen<br />
und so seine Steuerlast senken.<br />
Zu den anrechenbaren Kosten<br />
zählen etwa Abschreibungen,<br />
<strong>Ausgabe</strong>n für die Mietersuche<br />
wie Zeitungsannoncen sowie<br />
die Darlehenszinsen für den<br />
Wohnungskredit.<br />
Finanzämter müssen den<br />
Abzug selbst dann anerkennen,<br />
wenn der Eigentümer zweigleisig<br />
fährt und etwa wegen finanzieller<br />
Schwierigkeiten auch<br />
den Verkauf der Wohnung anstrebt.<br />
Der Bundesfinanzhof<br />
verlangt aber, dass er in diesem<br />
Fall „nachweislich und ernsthaft“<br />
weiterhin Mieter sucht. In<br />
dem Fall, den die Richter entschieden<br />
haben, hatte sich der<br />
Eigentümer jedoch fünf Jahre<br />
hauptsächlich um Käufer bemüht.<br />
Ihm wurde der Abzug<br />
nachträglicher Darlehenszinsen<br />
gestrichen (IX R 37/12).<br />
Nachträgliche Darlehenszinsen<br />
zahlt der Eigentümer, wenn der<br />
Verkaufspreis den Kredit nicht<br />
kompletttilgt.<br />
RECHT EINFACH | Fahrrad<br />
Das schöne Wetter lockt zum<br />
Fahrradfahren. Manche<br />
Spritztour endet allerdings vor<br />
dem Richtertisch.<br />
§<br />
Helm. Eine Fahrradfahrerin<br />
aus Schleswig-Holstein raste<br />
in eine plötzlich geöffnete<br />
Autotür und flog im hohen<br />
Bogen über die Straße. Vor Gericht<br />
bekam sie jedoch nur einen<br />
um 20 Prozent geminderten Anspruch<br />
auf Schadensersatz und<br />
Schmerzensgeld zugesprochen.<br />
Grund: Sie hatte keinen Helm ge-<br />
tragen (Oberlandesgericht Schleswig-Holstein,<br />
7 U 11/12). Die Revision<br />
vor dem Bundesgerichtshof<br />
läuft. Nicht alle Gerichte urteilen<br />
so. Ein helmloser Rennradfahrer<br />
blieb in Niedersachsen von Abzügen<br />
verschont. Die dortigen Richter<br />
verwiesen darauf, dass es keine gesetzliche<br />
Helmpflicht gebe (Oberlandesgericht<br />
Celle, 14 U 113/13).<br />
Flasche. Ein Radler aus Rheinland-<br />
Pfalz fuhr nachts extreme Schlangenlinien.<br />
Der Alko-Test fiel mit<br />
2,44 Promille eindeutig aus. Die<br />
Verkehrsbehörde lud daraufhin<br />
zum Idiotentest. Die Schnapsnase<br />
erschien nicht: Da er keinen Führerschein<br />
habe, mache der Test keinen<br />
Sinn. Das dann verhängte Fahrradverbot<br />
war rechtens. Sein<br />
Verhalten lasse auf „Ungeeignetheit“<br />
für Fahrzeuge aller Art schließen<br />
(Oberverwaltungsgericht<br />
Rheinland-Pfalz, 10 A 10284/12).<br />
Abschleppen. Ein Münsteraner<br />
stellte sein Rad auf einem Gehweg<br />
beim Hauptbahnhof ab. 70<br />
Zentimeter ragte das Rad in den<br />
sechs Meter breiten Gehweg. Zu<br />
viel, befanden Ordnungshüter,<br />
und brachten das Fahrrad zu einer<br />
Sammelstelle. Der Besitzer<br />
verklagte die Stadt. Zu Recht.<br />
Auch Rollstühle und Kinderwagen,<br />
so die Richter, wären noch<br />
vorbei gekommen. Das Abschleppen<br />
sei rechtswidrig gewesen<br />
(Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen,<br />
5 A 2239/08).<br />
FOTOS: ALIMDI, GETTY IMAGES/LOOK, PR<br />
90 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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AKTIEN-MANIPULATION<br />
Tricksereien schützen vor Strafe nicht<br />
Ende 2012 hat die Deutsche<br />
Börse ein Segment des Aktienhandels<br />
geschlossen, in dem<br />
zahlreiche Titel notiert waren,<br />
in die Anleger immer wieder<br />
mit falschen Erfolgsmeldungen<br />
und Empfehlungen per Telefon,<br />
Internet-Meldungen und Fax<br />
gelockt wurden. Die Drahtzieher<br />
hatten sich die Schrottaktien<br />
vorher billig besorgt. „Scalping“<br />
heißt diese Technik:<br />
Anleger werden angelockt,<br />
dann werden wertlose Aktien<br />
zu hohen Kursen bei ihnen abgeladen.<br />
Staatsanwälte und<br />
Aufseher sind dagegen vorgegangen,<br />
als die Masche ausuferte.<br />
Der Bundesgerichtshof bestätigte<br />
jetzt die Haftstrafen für<br />
Anlagebetrüger, die die Aktie<br />
von De Beira Goldfields manipuliert<br />
hatten (1 StR 106/13 i).<br />
Die Richter stellten klar, dass<br />
die Täter einer Bestrafung nicht<br />
durch Tricks entkommen.<br />
„Es schützt sie nicht, wenn sie<br />
etwa kursbeeinflussende Informationen<br />
gar nicht selbst veröffentlichen,<br />
sondern eine Public-Relations-Agentur<br />
damit<br />
beauftragen“, sagt Alexander<br />
Honrath, Partner in der Kanzlei<br />
Heisse Kursawe Eversheds.<br />
Für Kurspusher gelten auch<br />
keine Berufsprivilegien wie eine<br />
verkürzte Verjährung,die Journalisten<br />
in Anspruch nehmen<br />
PFLEGEZEIT<br />
Urlaubsanspruch bleibt<br />
Wer unbezahlten Urlaub<br />
nimmt, verliert in dem Jahr<br />
nicht zwangsläufig auch alle<br />
normalen Urlaubstage. Arbeitgeber<br />
dürfen nicht in jedem Fall<br />
den gesetzlichen Anspruch kürzen,<br />
entschied das Bundesarbeitsgericht<br />
im Fall einer Krankenschwester.<br />
Sie hatte von<br />
Januar bis September 2011 unbezahlten<br />
Sonderurlaub für die<br />
Pflege von Angehörigen genommen<br />
und das Arbeitsverhältnis<br />
zu Ende September gekündigt.<br />
Vom Arbeitgeber<br />
SCHNELLGERICHT<br />
verlangte sie, dass er 15 Tage Erholungsurlaub<br />
auszahlt, die ihr<br />
als Teilzeitkraft für das Jahr 2011<br />
zustanden. Die Richter entschieden<br />
zugunsten der Frau.<br />
Für die Elternzeit oder den<br />
Wehrdienst gebe es zwar schon<br />
spezielle Regeln, durch die der<br />
gesetzliche Urlaubsanspruch<br />
gekürzt werden darf. Für den<br />
Fall einer Pflegezeit seien sie<br />
aber noch nicht eingeführt<br />
worden. Daher hat die Klägerin<br />
Anspruch auf das Geld (9 AZR<br />
678/12).<br />
dürfen, wenn sie ihre Sorgfaltspflichten<br />
erfüllen. „Die längere<br />
Verjährung ist ein Nachteil für<br />
die Täter, hilft aber geschädigten<br />
Aktionären nicht“, sagt Honrath.<br />
Werden die Täter nach den<br />
Normen des Wertpapierhandelsgesetzes<br />
verurteilt, könnten<br />
Aktionäre daraus nicht automatisch<br />
einen Anspruch geltend<br />
machen, so der BGH.<br />
Scalping-Täter müssten<br />
ebenso wie Finanzanalysten eigene<br />
Wertpapierpositionen offenlegen.<br />
Dies gelte nicht erst<br />
ab bestimmten Meldeschwellen,<br />
sondern immer, sobald sie<br />
Aktien oder Derivate auf die Aktien<br />
halten, die sie empfehlen.<br />
ELTERNGELD<br />
China-Lohn<br />
zählt nicht<br />
Seit Januar 2011 wird bei der<br />
Berechnung des Elterngeldes<br />
nur das im Inland versteuerte<br />
Einkommen berücksichtigt. Eine<br />
Lehrerin, die an einer deutschen<br />
Schule in China gearbeitet<br />
hatte, hat keinen Anspruch<br />
auf mehr Elterngeld. Es half ihr<br />
nicht, dass ihre Tochter im November<br />
2010 und damit kurz<br />
vor der Gesetzesänderung geboren<br />
wurde (Bundessozialgericht,<br />
B 10 EG 2/14 R).<br />
STEUERTRICK<br />
MARC KÜRTEN<br />
ist Steuer-<br />
Fachanwalt<br />
und Berater<br />
der Vereinigten<br />
Lohnsteuerhilfe.<br />
n Herr Kürten, Steuerzahler<br />
können das Finanzamt zur<br />
Geldanlage nutzen. Wie?<br />
Bekommen Steuerzahler eine<br />
Erstattung, muss das Finanzamt<br />
Zinsen zahlen, wenn der<br />
Bescheid 15 Monate nach Ende<br />
des Jahres oder später ergeht.<br />
Für weitere volle Monate<br />
je 0,5 Prozent Zinsen.<br />
n Wie nutzen Steuerzahler<br />
die Regel zu ihren Gunsten?<br />
Wer nicht zur Abgabe einer<br />
Steuererklärung verpflichtet<br />
ist, zum Beispiel viele Alleinstehende<br />
mit Steuerklasse I,<br />
kann noch vier Jahre nach Ende<br />
eines Jahres eine Steuererklärung<br />
abgeben: Die Erklärung<br />
für 2013 also bis 2017.<br />
Das Finanzamt müsste auf Erstattungen<br />
für jeden vollen<br />
Monat nach dem 1.4.2015<br />
Zinsen zahlen. Und sechs Prozent<br />
Zins pro Jahr sind derzeit<br />
schon sehr attraktiv.<br />
n Gibt es einen Haken?<br />
Das Finanzamt wird nicht mitspielen,<br />
wenn es ein System<br />
erkennt. Nutzt jemand diese<br />
Regel aus, kann dies eine unzulässige<br />
Steuergestaltung<br />
sein. Außerdem müssen Steuerzahler<br />
auf die Erstattungszinsen<br />
Steuern zahlen.<br />
KRANKENKASSE HAT DREI WOCHEN ZEIT<br />
§<br />
Eine Krankenkasse muss einen Antrag zum Einsatz<br />
eines künstlichen Kniegelenks innerhalb von<br />
drei Wochen entscheiden. Sie kann dem Patienten<br />
auch mitteilen, warum es länger dauert. Sonst gilt die<br />
beantragte Operation als genehmigt (Sozialgericht<br />
Dessau-Roßlau, S 21 KR 282/13).<br />
ADOPTION FÜR LEBENSPARTNER ERLEICHTERT<br />
§<br />
Wer in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft<br />
lebt, kann künftig auch ein Adoptivkind des Partners<br />
nachträglich adoptieren. Bisher ging das nur bei<br />
seinem leiblichen Kind. Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts<br />
<strong>vom</strong> vergangenen Jahr ändert<br />
die Bundesregierung jetzt das entsprechende Gesetz.<br />
GEWERKSCHAFTSMITGLIEDER BEVORZUGT<br />
§<br />
Eine Erholungsbeihilfe von 200 Euro durfte der<br />
Autobauer Opel 2010 Mitgliedern der IG Metall<br />
zahlen. Nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter,<br />
die zur Opel-Rettung auf Lohn verzichtet hatten, klagten<br />
vergeblich gegen die Ungleichbehandlung (Bundesarbeitsgericht,<br />
4 AZR 50/13).<br />
BIKINIBILD NUR MIT ZUSTIMMUNG<br />
§<br />
Steht eine Frau im Bikini am Strand zufällig neben<br />
einem Prominenten, darf ein Foto nur mit ihrer Zustimmung<br />
veröffentlicht werden. Schadensersatz gibt<br />
es nicht, obwohl sich auch ein wenig schmeichelhafter<br />
Text auf sie bezog: „Star A. in pikanter Frauen-Begleitung“<br />
(Oberlandesgericht Karlsruhe, 6 U 55/13).<br />
n Klappt es trotzdem?<br />
Oft drohen Finanzämter, dass<br />
sie auch bei freiwilliger Steuererklärung<br />
Verspätungszuschläge<br />
festsetzen können. In<br />
der Praxis habe ich das aber<br />
nie erlebt. Rechtlich hat das<br />
Finanzamt dafür auch keine<br />
Handhabe. Meine Klienten haben<br />
Erstattung und Zins stets<br />
bekommen. Bei wiederholter<br />
sehr später Abgabe dürfte es<br />
aber Probleme geben.<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 Redaktion: heike.schwerdtfeger@wiwo.de | Frankfurt, niklas hoyer<br />
91<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
KOMMENTAR | Berlin verbessert<br />
den Anlegerschutz am Graumarkt.<br />
Für Entwarnung ist es aber noch zu<br />
früh. Von Martin Gerth<br />
Sanfte Peitsche<br />
Der Titel der SM-<br />
Schmonzette „50<br />
Shades of Grey“<br />
passt zum grauen<br />
Kapitalmarkt, auf dem, anders<br />
als an Börsen, weitgehend unbeaufsichtigt<br />
Finanzprodukte<br />
verkauft werden. Dort reicht die<br />
Farbpalette von halbwegs seriös<br />
über zweifelhaft bis zu betrügerisch.<br />
Bisher konnten Anleger<br />
kaum zwischen diesen Graustufen<br />
unterscheiden. Es wird viel<br />
versprochen, etwa zweistellige<br />
Renditen, aber kaum etwas offengelegt.<br />
Betrüger haben leichtes<br />
Spiel. Investments im Graumarkt<br />
bringen Anlegern daher<br />
meist schmerzhafte Verluste.<br />
Jetzt schwingt Finanzminister<br />
Wolfgang Schäuble mit einem<br />
neuen Aktionsplan die Peitsche<br />
staatlicher Regulierung. Das<br />
dürfte Anlagebetrügern – zumindest<br />
auf den ersten Blick –<br />
Angst einjagen.<br />
Wie viel der Aktionsplan wert<br />
ist, muss die Praxis zeigen. Beispiel:<br />
Nicht nur geschlossene<br />
Fonds (Beteiligungen, die das<br />
Geld vieler Anleger bündeln und<br />
in Unternehmungen packen) fallen<br />
laut Plan unter die staatliche<br />
Regulierung, sondern auch Kapitalanlagen,<br />
die wirtschaftlich<br />
betrachtet gleichwertig seien.<br />
Gleichwertig ist ein dehnbarer<br />
Begriff. Bisher ist es Betrügern<br />
immer gelungen, ein Vehikel zu<br />
finden, das anders als die regulierten<br />
Produkte ist.<br />
Spannend bleibt die Rolle der<br />
Finanzaufsicht. Bisher konnten<br />
sich die Aufseher beim Graumarkt<br />
auf Formalien zurückziehen<br />
(„wir kontrollieren nur, ob<br />
ein Prospekt vollständig ist“) –<br />
und nichts tun. Das geht nun<br />
nicht mehr. Schäuble hat ihnen<br />
ein großes Aufgabenpaket geschnürt:<br />
Sie müssen Werbe- und<br />
Vertriebsverbote durchsetzen<br />
oder Sonderprüfungen initiieren.<br />
Fragt sich, wie die Aufseher<br />
das schaffen sollen; personell<br />
und mit dem nötigen Biss.<br />
Zudem offenbart der Aktionsplan<br />
Lücken. Beispiel: Es fehlen<br />
Vorschriften über Verträge, die<br />
Anleger und Anbieter von Beteiligungen<br />
schließen. Bei geschlossenen<br />
Fonds führt diese<br />
Gesetzeslücke dazu, dass der<br />
Fondsinitiator sich und seine Getreuen<br />
mit großem Einfluss ausstatten<br />
kann. Die Anleger tragen<br />
das Verlustrisiko, können aber<br />
nicht mitreden, etwa darüber,<br />
wie ein Fonds zu sanieren ist.<br />
Es gibt auch Positives im Aktionsplan.<br />
So müssen Graumarktanbieter<br />
personelle Verflechtungen<br />
im Umfeld der Beteiligung<br />
offenlegen. So soll verhindert<br />
werden, dass der Fondsinitiator<br />
Freunde und Verwandte mit<br />
Aufträgen versorgt, die die Kosten<br />
hoch treiben.<br />
SCHUTZ FÜR PENDLER<br />
Neben vielen nützlichen Vorschriften,<br />
enthält Schäubles<br />
Paket auch Skurriles. So dürfen<br />
Graumarktanbieter nicht mehr –<br />
wie zuletzt der heute insolvente<br />
Windparkfinanzierer Prokon –<br />
mit Anzeigen in Straßenbahnen<br />
werben. Für Graumarktprodukte<br />
soll nur noch in Medien mit<br />
Schwerpunkt Wirtschaft geworben<br />
werden, bei denen den Lesern<br />
bestimmte Vorkenntnisse<br />
zu unterstellen seien.<br />
Es drängen sich Fragen auf:<br />
Sind Anleger, die Straßenbahn<br />
fahren, dümmer als solche, die<br />
sich auf einem Börsenportal verirren?<br />
Müssen sie daher besser<br />
geschützt werden als andere?<br />
Klar ist: Aus Vorsicht einen Bogen<br />
um Graumarktangebote zu<br />
machen, kann nicht dumm sein.<br />
TREND DER WOCHE<br />
Metall für den Krisenfall<br />
Der Goldpreis driftet weiter ab – es sei denn, die<br />
Turbulenzen in Russland und China werden heftiger.<br />
Licht am Ende des Tunnels?<br />
Rekordförderung (hier Mine<br />
in Mali) drückt Goldpreis<br />
Zwei Wochen lang, als er bis auf<br />
1392 Dollar stieg, hat der Goldpreis<br />
auf die Ukraine-Krise reagiert.<br />
Seitdem geben die Notierungen<br />
für das Edelmetall<br />
wieder nach, denn derzeit gibt<br />
es mehr Argumente, die gegen<br />
Gold sprechen als dafür:<br />
n Die Minenproduktion läuft<br />
auf vollen Touren. Inklusive Altgold<br />
dürfte das Goldangebot in<br />
diesem Jahr noch über den<br />
4390 Tonnen von 2013 liegen.<br />
n Die Verkaufswelle physisch<br />
hinterlegter Goldfonds (2013:<br />
865 Tonnen) ist zwar ausgelaufen,<br />
die Schmucknachfrage in<br />
den Schwellenländern stabil,<br />
doch die Käufe von Barren und<br />
Münzen gehen zurück, im ersten<br />
Quartal um fast 40 Prozent.<br />
n Niedrige Inflationsraten, die<br />
Rückführung der US-Anleihekäufe<br />
und das hohe Niveau bei<br />
Aktien und Anleihen lassen<br />
Gold unattraktiv erscheinen.<br />
n Die europäischen Notenbanken<br />
haben zwar gerade festgelegt,<br />
auf absehbare Zeit keine<br />
größeren Goldbestände zu verkaufen.<br />
Dass die Notenbankkäufe<br />
(die seit 2013 rückläufig<br />
sind) deshalb wieder anziehen,<br />
zeichnet sich aber nicht ab.<br />
Insgesamt ist es gut möglich,<br />
dass der Goldpreis bis Jahresende<br />
in Richtung 1200 Dollar abdriftet.<br />
Sollten jedoch die Unsicherheiten<br />
in Russland und in<br />
China stärker als erwartet auf<br />
die Weltkonjunktur durchschlagen<br />
und die amerikanische Notenbank<br />
wieder auf vollen Expansionsmodus<br />
schalten, kann<br />
sich der Goldpreis schneller als<br />
erwartet erholen.<br />
Trends der Woche<br />
Entwicklung der wichtigsten Finanzmarkt-Indikatoren<br />
Stand: 22.5.<strong>2014</strong> / 18.00 Uhr aktuell seit einer Woche 1 seit einem Jahr 1<br />
Dax 30 9720,91 +0,7 +13,9<br />
MDax 16490,97 +0,9 +15,7<br />
Euro Stoxx 50 3187,63 +0,8 +12,4<br />
S&P 500 1894,37 +1,3 +14,4<br />
Euro in Dollar 1,3668 +0,1 +5,8<br />
Bund-Rendite (10 Jahre) 1 1,35 +0,02 2 –0,01 2<br />
US-Rendite (10 Jahre) 1 2,54 +0,04 2 +0,62 2<br />
Rohöl (Brent) 3 110,73 +1,5 +7,9<br />
Gold 4 1298,50 ±0 –7,8<br />
Kupfer 5 6945,50 –0,1 –7,1<br />
1<br />
in Prozent; 2 in Prozentpunkten; 3 in Dollar pro Barrel; 4 in Dollar pro Feinunze,<br />
umgerechnet 950,73 Euro; 5 in Dollar pro Tonne; Quelle: vwd group<br />
FOTOS: FRANK SCHEMMANN FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE, BLOOMBERG NEWS/SIMON DAWSON, BLOOMBERG NEWS/JOHN RIZZO<br />
92 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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DAX-AKTIEN<br />
Stahl-Spekulation läuft<br />
Nach 8,3 Milliarden Euro Verlust in drei Jahren hat<br />
ThyssenKrupp nun die Chance auf echte Gewinne.<br />
HITLISTE<br />
Nur 15 Millionen Euro netto<br />
hat ThyssenKrupp in der ersten<br />
Hälfte des laufenden Geschäftsjahrs<br />
(bis September)<br />
verdient. Und doch steckt in<br />
diesem aus 21 Milliarden Euro<br />
Umsatz schwer erarbeiteten<br />
Minigewinn die Chance für<br />
die Wende der Thyssen-Aktie.<br />
Operativ kommt der Stahlund<br />
Industriekonzern voran,<br />
der Auftragseingang steigt.<br />
Sogar das große Sorgenkind,<br />
das Stahlwerk in Brasilien,<br />
verringert seine Verluste. Ein<br />
Risiko bleiben die Edelstahltöchter<br />
VDM und Terni. Sie<br />
könnten bei einem ungünstigen<br />
Verkauf Thyssen dreistellige<br />
Millionenabschreibungen bescheren.<br />
Indes, so klamm, wie<br />
noch vor Kurzem, ist Thyssen<br />
nicht mehr: Die Schulden wurden<br />
binnen drei Monaten von<br />
5,3 auf 4,0 Milliarden gesenkt,<br />
dazu kam eine Kreditlinie über<br />
zwei Milliarden. Thyssen muss<br />
das Edelstahlgeschäft nicht<br />
verschleudern – und hat so<br />
die Chance auf den ersten<br />
Gewinnabschluss nach drei<br />
Verlustjahren.<br />
Wow! 19 747 Prozent<br />
plus für Amazon seit<br />
dem Börsengang 1997<br />
INTERNET-AKTIEN<br />
Kassenfüller<br />
Vergleichbare Kursgewinne wie mit Amazon wären<br />
mit den Aktien von Alibaba wohl nicht zu erzielen.<br />
Dax<br />
Kurs Kursent- Gewinn KGV Börsen- Dividen-<br />
(€) wicklung pro Aktie (€) wert den-<br />
1 Woche 1 Jahr <strong>2014</strong> 2015 2015<br />
(Mio. €) rendite<br />
(%) 1<br />
Dax 9720,91 +0,7 +13,9<br />
Aktie<br />
Stand: 22.5.<strong>2014</strong> / 18.00 Uhr<br />
Adidas 77,55 –1,8 –11,5 4,33 5,08 15 16225 1,93<br />
Allianz 121,90 –0,6 +0,1 13,57 13,97 9 55580 4,35<br />
BASF NA 83,00 –0,2 +10,1 5,92 6,49 13 76234 3,25<br />
Bayer NA 102,85 –0,5 +20,3 6,10 6,91 15 85<strong>05</strong>2 2,04<br />
Beiersdorf 73,46 –0,6 +3,9 2,56 2,84 <strong>26</strong> 18512 0,95<br />
BMW St 89,34 +1,4 +21,8 8,68 9,17 10 57532 2,91<br />
Commerzbank 11,42 +2,0 +36,5 0,71 1,08 11 13002 -<br />
Continental 168,55 +3,9 +64,5 12,59 14,41 12 33711 1,48<br />
Daimler 67,52 +2,3 +35,9 5,93 6,83 10 72208 3,33<br />
Deutsche Bank 30,36 –1,2 –18,4 3,47 4,21 7 30949 2,47<br />
Deutsche Börse 53,94 –2,8 +13,0 3,84 4,24 13 10410 3,89<br />
Deutsche Post <strong>26</strong>,80 +2,2 +30,0 1,71 1,91 14 32396 2,99<br />
Deutsche Telekom 12,42 –5,3 +31,2 0,63 0,68 18 55<strong>26</strong>1 4,03<br />
E.ON 13,84 +6,7 +3,8 0,94 0,99 14 27694 4,34<br />
Fresenius Med.C. St 47,71 –1,2 –11,5 3,64 4,02 12 14673 1,61<br />
Fresenius SE&Co 108,00 –3,6 +12,1 6,34 7,17 15 24374 1,16<br />
Heidelberg Cement St 60,73 –0,4 +2,7 4,01 5,04 12 11387 0,99<br />
Henkel Vz 84,23 +0,2 +7,3 4,29 4,68 18 34221 1,45<br />
Infineon 8,67 +1,1 +31,0 0,41 0,53 16 9369 1,38<br />
K+S NA <strong>26</strong>,13 –1,2 –20,4 1,36 1,49 18 5001 0,96<br />
Lanxess 51,18 –4,2 –12,7 2,56 3,64 14 4258 0,98<br />
Linde 152,60 +0,1 –0,5 8,10 9,09 17 28330 1,97<br />
Lufthansa 18,32 +2,4 +11,2 1,90 3,01 6 8424 -<br />
Merck 125,35 +1,7 +1,5 9,22 9,53 13 8100 1,52<br />
Münchener Rückv. 158,95 +1,9 +7,7 17,17 17,64 9 28506 4,56<br />
RWE St 28,62 +9,5 +2,9 2,37 2,<strong>26</strong> 13 17310 3,49<br />
SAP 54,41 –1,8 –12,2 3,42 3,73 15 66843 2,02<br />
Siemens 95,19 –1,3 +19,4 6,73 7,49 13 83862 3,15<br />
ThyssenKrupp 21,94 –0,3 +40,2 0,54 1,18 19 11285 -<br />
Volkswagen Vz. 190,85 +1,7 +10,6 21,95 24,65 8 88466 2,13<br />
1<br />
berechnet mit der zuletzt gezahlten Dividende<br />
Der chinesische Internet-<br />
Händler Alibaba peilt die erste<br />
Augustwoche an für sein Debüt<br />
an der Wall Street. Das<br />
könnte eng werden, die Stimmung<br />
gegenüber Internet-Aktien<br />
droht zu kippen (siehe<br />
Chartsignal Seite 97). Nicht<br />
auszuschließen, dass der Börsengang<br />
vertagt oder Abstriche<br />
beim Börsenerlös gemacht<br />
werden müssen. Etwa 20 Milliarden<br />
Dollar sollen zwölf Prozent<br />
der Aktien einbringen.<br />
Alibaba käme damit auf einen<br />
Die weltweit erfolgreichsten Neuemissionen von<br />
Internet-Unternehmen<br />
Unternehmen<br />
Amazon.com<br />
14.5.97<br />
ASOS 3.10.01<br />
Tencent Holdings 4.6.04<br />
Nacer 29.10.02<br />
REA Group 1.12.99<br />
Ebay 23.9. 98<br />
Yahoo 11.4.96<br />
Baidu<br />
4.8 <strong>05</strong><br />
Netflix 22.5.<strong>05</strong><br />
Kakaku.com 9.10.03<br />
Vipshop 23.3.03<br />
Ctrip.com 9.12.12<br />
GungHo Online 9.3.<strong>05</strong><br />
Tagdes<br />
Börsengangs<br />
Emissionsbetrag<br />
in Mio.<br />
Dollar<br />
54,0<br />
0,3<br />
229,4<br />
36,7<br />
4,9<br />
63,0<br />
33,8<br />
27,0<br />
94,9<br />
20,7<br />
71,5<br />
84,6<br />
11,5<br />
Kursentwicklung<br />
seit<br />
Emission<br />
in Prozent<br />
Marktwert von 165 Milliarden<br />
Dollar. Selbst wenn alles glattgeht:<br />
Atemberaubende Gewinne,<br />
wie sie mit Amazon seit dem<br />
Börsengang zu holen waren, sind<br />
nicht drin. Der US-Online-Händler<br />
sammelte im Mai 1997 nur<br />
54 Millionen Dollar ein und trat<br />
dann seinen Siegeszug an. Alibaba<br />
aber ist schon groß. Der Börsengang<br />
wirkt eher wie ein Kassenfüller<br />
für die Großaktionäre<br />
Softbank (37 Prozent), Yahoo (24<br />
Prozent) sowie Unternehmensgründer<br />
Jack Ma (7,5 Prozent).<br />
Unternehmen<br />
Tagdes<br />
Börsengangs<br />
Emissionsbetrag<br />
in Mio.<br />
Dollar<br />
Kursentwicklung<br />
seit<br />
Emission<br />
in Prozent<br />
+19747<br />
+19040<br />
+14292<br />
+12986<br />
+9074<br />
+6827<br />
+6068<br />
My EG Service<br />
F5 Networks<br />
NetEase<br />
Resaas Serv.<br />
VeriSign<br />
Iliad<br />
PChome Online<br />
16.1.07<br />
3.6.99<br />
29.6.06<br />
2.2.11<br />
29.1.01<br />
30.1.04<br />
24.1.<strong>05</strong><br />
3,9<br />
30,0<br />
69,8<br />
1,3<br />
42,0<br />
151,4<br />
7,8<br />
+2012<br />
+1952<br />
+1724<br />
+1404<br />
+1279<br />
+1247<br />
+1146<br />
+5633 Google 18.8.04 1916,4 +1142<br />
+4565<br />
+2988<br />
+2360<br />
+2214<br />
StartToday<br />
Centratama<br />
Priceline.com<br />
M3<br />
11.12.07<br />
1.11.01<br />
29.3.99<br />
16.9.04<br />
29,3<br />
1,2<br />
160,0<br />
56,8<br />
+1134<br />
+1132<br />
+1085<br />
+1080<br />
+2100 Quelle: Bloomberg; Stand: 19. Mai <strong>2014</strong><br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 93<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
AKTIE Nestlé<br />
So stark wie Siemens<br />
und BASF zusammen<br />
Süße Rendite Dividende seit<br />
Jahrzehnten nur erhöht<br />
Auf den ersten Blick hat der<br />
Schweizer Nahrungsmittelkonzern<br />
derzeit einen schweren<br />
Stand: Mit der geplanten<br />
Fusion der niederländischen<br />
Master Blenders (Jacobs) und<br />
der amerikanischen Mondelez<br />
(ehemals Kraft) entsteht ein<br />
starker Konkurrent auf dem lukrativen<br />
Kaffeemarkt. Dennoch<br />
geben Nestlé-Aktien ein<br />
Signal zur Fortsetzung der langen<br />
Hausse – zu Recht.<br />
Mit 92 Milliarden Schweizer<br />
Franken (CHF) Jahresumsatz<br />
ist Nestlé der größte Nahrungsmittelhersteller<br />
der Welt. Bis<br />
zur Mitte des Jahrhunderts, so<br />
rechnen die Zukunftsforscher<br />
des Club of Rome, wird sich<br />
der weltweite Nahrungsmittelbedarf<br />
verdoppeln. Vor allem<br />
in den Schwellenländern steigt<br />
der Bedarf. Nestlé macht hier<br />
schon jetzt die Hälfte seines<br />
Geschäfts und wächst jährlich<br />
um bis zu neun Prozent. 2013<br />
musste Nestlé zwar Rückschläge<br />
hinnehmen, weil Währungen<br />
wie der brasilianische Real<br />
oder der mexikanische Peso an<br />
Wert verloren; derzeit aber erholen<br />
sich diese Währungen.<br />
Das stabile Nahrungsmittelgeschäft<br />
ergänzt Nestlé durch<br />
Zukäufe in der Sparte Gesundheitsprodukte.<br />
Die Marktforscher<br />
von Euromonitor rechnen<br />
bei Spezialnahrung in<br />
Zukunft mit doppelt so hohen<br />
Wachstumsraten wie bei klassischen<br />
Nahrungsmitteln. Mit<br />
dem amerikanischen Biotechniker<br />
CDI erforscht Nestlé die Zusammenhänge<br />
von Ernährung<br />
und Krankheiten; von Danone<br />
könnte Nestlé das Geschäft mit<br />
medizinischer Ernährung kaufen.<br />
Ziel wäre die personalisierte<br />
Nahrung: Ernährung gegen Massenkrankheiten<br />
wie Diabetes<br />
oder Alzheimer. Henri Nestlé,<br />
der das Unternehmen 1866<br />
gründete, war Apotheker. Nestlé<br />
geht zurück zu den Wurzeln.<br />
Seit dem Konzernumbau<br />
2011/12 ist Nestlé nicht nur auf<br />
Wachstumskurs, die Nettomargen<br />
(Reingewinn <strong>vom</strong> Umsatz)<br />
ziehen an und liegen über zehn<br />
Prozent. 15 Milliarden CHF dürfte<br />
Nestlé in diesem Jahr aus dem<br />
laufenden Geschäft holen. Selbst<br />
in Jahren der schweren Krise<br />
2008/09 schafften die Schweizer<br />
Cash-Flows in zweistelliger Milliardenhöhe.<br />
Mit 63 Milliarden CHF hat<br />
Nestlé etwa so viel Eigenkapital<br />
in der Bilanz wie die (durchaus<br />
solventen) Industriekonzerne<br />
Siemens und BASF zusammen.<br />
Aktionäre profitieren davon: Seit<br />
mehreren Jahrzehnten steigt die<br />
Nestlé-Dividende, ausgefallen ist<br />
sie noch nie.<br />
Nestlé<br />
ISIN:CH0038863350<br />
75<br />
65<br />
55<br />
45<br />
50-Tage-Linie<br />
200-Tage-Linie<br />
35<br />
2009 10 11 12 13 14<br />
Kurs/Stoppkurs (in CHF): 70,80/60,18<br />
KGV2013/<strong>2014</strong>: 22,6/20,4<br />
Dividendenrendite (in %): 3,1<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Quelle: Thomson Reuters<br />
Hoch<br />
AKTIE Gazprom<br />
Alles eine Frage des<br />
Gaspreises<br />
Dass die Sanktionsdrohungen<br />
der Europäischen Union (EU)<br />
gegenüber Russland zu einer<br />
energiepolitischen Neuausrichtung<br />
beim wichtigsten<br />
Energielieferanten der EU führen<br />
werden, bestätigte sich in<br />
der vergangenen Woche in Peking.<br />
Im Rahmen des Staatsbesuchs<br />
des russischen Präsidenten<br />
Wladimir Putin in<br />
China kam es nach zehnjährigen<br />
Verhandlungen zum Abschluss<br />
des langfristigen, insgesamt<br />
400 Milliarden Dollar<br />
schweren chinesisch-russischen<br />
Gasdeals (siehe auch<br />
Seite 32). Vereinbart wurde,<br />
dass der russische Staatskonzern<br />
Gazprom durch eine<br />
neue, 22 Milliarden Dollar teure<br />
Pipeline von 2018 an über<br />
einen Zeitraum von 30 Jahren<br />
jährlich 38 Milliarden Kubikmeter<br />
Gas nach China liefert.<br />
Das wäre etwa ein Fünftel der<br />
Menge, die Gazprom derzeit<br />
nach Europa liefert. Auch zwischen<br />
Russen und Chinesen<br />
war letztlich alles eine Frage<br />
des Preises. Gazprom wollte<br />
einen Preis durchsetzen, der<br />
sich an den Lieferkontrakten<br />
in Europa orientiert. Dieser lag<br />
2013 im Schnitt bei 380,50<br />
Dollar pro 1000 Kubikmeter.<br />
Die Chinesen wollten aber<br />
Gas gehabt<br />
Schalke-Profi Julian Draxler<br />
nicht mehr zahlen als für Gasimporte<br />
aus Asien, aktuell etwa<br />
335 bis 350 Dollar. Irgendwo in<br />
der Mitte wird man sich getroffen<br />
haben. Zwar hat sich China<br />
selbst zum Ziel gesetzt, die eigene<br />
Erdgasproduktion bis 2020<br />
auf 420 Milliarden Kubikmeter<br />
zu steigern. Doch das wäre gegenüber<br />
2013 eine Steigerung<br />
um mehr als 150 Prozent und<br />
dürfte kaum zu realisieren sein.<br />
Weil niemand russische Aktien<br />
mag, könnte gerade jetzt<br />
der Zeitpunkt zum Einstieg gekommen<br />
sein. Gazprom ist eine<br />
politische Aktie, aber eine sehr<br />
preisgünstige.<br />
Gazprom<br />
ISIN:US3682872078<br />
22<br />
18<br />
50-Tage-Linie<br />
200-Tage-Linie<br />
14<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
20<strong>05</strong> 2010 14<br />
Kurs/Stoppkurs (inEuro): 6,13/4,60<br />
KGV2013/<strong>2014</strong>: 2,7/3,0<br />
Dividendenrendite (inProzent): 5,2<br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
Hoch<br />
Quelle: Thomson Reuters<br />
FOTOS: GLOW IMAGES, SVEN SIMON, LAIF/LOOP IMAGES/PAWEL LIBERA, MAURITIUS IMAGES/ALAMY<br />
94 Redaktion: Geldwoche+Zertifikate: Frank Doll, Anton Riedl<br />
Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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ZERTIFIKATE Banken Short<br />
Utopisch anmutende<br />
Prognosen<br />
Banken im Zwielicht Zentralen<br />
von HSBC und Barclays London<br />
Ausgerechnet das umstrittene<br />
Investmentbanking will die<br />
Deutsche Bank mit dem Geld<br />
stärken, das sie durch ihre<br />
jüngste Kapitalerhöhung hereinbekommt.<br />
Dabei wird das<br />
Geschäft um Wertpapiere wegen<br />
schärferer Vorschriften<br />
und steigender Anforderungen<br />
an die eigenen Mittel immer<br />
schwieriger; riskant ist es<br />
ohnehin (siehe auch Seite 50).<br />
Kein Wunder, dass die Aktie<br />
der Deutschen Bank unter<br />
Druck bleibt.<br />
Aus ganz Europa kommen<br />
Warnsignale. Der Gewinn der<br />
britischen HSBC sank im ersten<br />
Quartal um ein Fünftel,<br />
Zwei gegen die Bank<br />
jetzt laufen Ermittlungen der<br />
EU-Kommission wegen Zinsmanipulation<br />
an. Konkurrentin<br />
Barclays verdiente im Investmentbanking<br />
nur noch halb so<br />
viel wie im Vorjahr; die Credit<br />
Suisse muss 2,6 Milliarden Dollar<br />
Strafe in einem Steuerstreit<br />
mit dem US-Justizministerium<br />
bezahlen. Ebenfalls ins Visier<br />
der US-Fahnder ist die französische<br />
BNP geraten.<br />
Die Aussichten sind alles andere<br />
als rosig. Commerzbank-<br />
Chef Martin Blessing warnt vor<br />
einem „herausfordernden Jahr“.<br />
Seine Bank kann zwar das Volumen<br />
des Kerngeschäfts erhöhen,<br />
wegen wachsender regulatorischer<br />
Auflagen und extrem<br />
niedriger Zinsen kommen die<br />
Erträge jedoch nicht hinterher.<br />
Geht es nach den Prognosen<br />
der Analysten, sollen europäische<br />
Banken in diesem Jahr 30<br />
Prozent mehr verdienen. Angesichts<br />
der realen Ergebnisse<br />
mutet das utopisch an. Mit<br />
Shortzertifikaten können Anleger<br />
auf Rückschläge setzen.<br />
Zertifikate auf einen Rückgang europäischer Bankaktien<br />
(Branchenindex Stoxx 600 Banken, aktuell 197 Punkte)<br />
Shortzertifikat mit moderatem Hebel Faktorzertifikat mit erhöhtem Hebel<br />
Kurs (Euro)<br />
Stoppkurs (Euro)<br />
1,21<br />
0,96<br />
3,18<br />
2,48<br />
Funktion<br />
Wandelt Kursverluste im Bankenindex<br />
mit 1,6-fachem Hebel in Gewinne um;<br />
Beispiel: Sinkt der Index in drei Wochen<br />
um 10 Prozent, gewinnt das Zertifikat<br />
rund 16 Prozent; keine Laufzeitgrenze;<br />
Achtung: Kursgewinne im<br />
Index ergeben 1,6-fache Kursverluste<br />
im Zertifikat; steigt der Bankenindex<br />
wider Erwarten bis zur Knockout-<br />
Schwelle (aktuell 310,35 Punkte),<br />
kommt es zum Totalverlust<br />
Wandelt tägliche Kursverluste im<br />
Bankenindex mit vierfachem<br />
Hebel in Gewinne um; Beispiel:<br />
Sinkt der Index an einem Tag um 2<br />
Prozent, steigt das Zertifikat um<br />
rund 8 Prozent; keine Laufzeitgrenze;<br />
Achtung: tägliche Indexgewinne<br />
ergeben vierfache Kursverluste<br />
im Zertifikat; in Seitwärtsphasen<br />
des Index sind leichte<br />
Kursverluste möglich<br />
Kauf-Verkaufs-<br />
Spanne (Prozent)<br />
0,8<br />
0,6<br />
Emittentin Commerzbank (0,9 Prozent = geringes Ausfallrisiko)<br />
(Ausfallprämie)<br />
ISIN<br />
Chance/Risiko<br />
DE000CM54A80<br />
8/7<br />
DE000CZ328U1<br />
10/9<br />
Quelle: Banken, Thomson Reuters<br />
ANLEIHE Polen<br />
Dollar aus<br />
dem Osten<br />
Ertragreiches Land Agrarwirtschaft<br />
im Norden Polens<br />
Polen ist ein zuverlässiger<br />
Schuldner. Die Ratingagentur<br />
Standard & Poor’s bewertet<br />
polnische Staatsanleihen mit<br />
der Note A. Das ist mittlerer<br />
Investmentgrade, also eine<br />
ziemlich sichere Anlage. Das<br />
Problem für Polen-Anleger:<br />
Die polnische Währung Zloty<br />
schwankt erheblich. In den<br />
vergangenen vier Jahren etwa<br />
hat sie gegenüber dem Euro<br />
vorübergehend bis zu 15 Prozent<br />
verloren. Eine Alternative<br />
wären polnische Staatsanleihen,<br />
die in Euro notieren. Die<br />
allerdings bringen wenig:<br />
Papiere mit Laufzeit bis 2022<br />
etwa (ISIN XS0282701514)<br />
werfen gerade 1,8 Prozent Jahresrendite<br />
ab.<br />
Fast das Doppelte, nämlich<br />
3,4 Prozent Jahresrendite,<br />
bringen polnische Staatsanleihen,<br />
die in Dollar notieren.<br />
Dass sie als Fremdwährungsanleihen<br />
<strong>vom</strong> Rating eine Stufe<br />
tiefer angesiedelt sind (A-),<br />
sollte bei einer Weltwährung<br />
wie dem Dollar kein Nachteil<br />
sein; vor allem, da die europäische<br />
Notenbank derzeit alle<br />
Hebel in Bewegung setzt,<br />
den Euro nicht überschießen<br />
zu lassen, und damit indirekt<br />
den Dollar stabilisiert. In einem<br />
Depot aus internationalen<br />
Anleihen ist der Dollar eine<br />
Kernwährung – und<br />
Staatsanleihen aus Polensind<br />
dafür interessante Papiere.<br />
Seit Polen vor zehn Jahren<br />
der EU beigetreten ist, blüht<br />
das Land auf. Um 49 Prozent<br />
ist das Bruttoinlandsprodukt<br />
seitdem insgesamt gestiegen.<br />
Mit seinen fast 40 Millionen<br />
Menschen ist Polen die größte<br />
Wirtschaft der neuen EU-Mitglieder<br />
in Mittel- und Osteuropa.<br />
Einerseits ist Polen über<br />
einen lebhaften Handel besonders<br />
eng mit der deutschen<br />
Wirtschaft verflochten;<br />
das ist angesichts der deutschen<br />
Stärke ein Vorteil. Andererseits<br />
ist Polen eine Drehscheibe in<br />
die Länder der ehemaligen<br />
Sowjetunion. Das ist derzeit angesichts<br />
der Ukraine-Krise ein<br />
Risikofaktor. Ein Handelskrieg<br />
der EU mit Russland würde, so<br />
rechnen die Volkswirte der polnischen<br />
Großbank PKO hoch,<br />
das Wachstum um 0,3 bis 0,6<br />
Prozentpunkte drücken. Immerhin,<br />
selbst dann sollten gut<br />
zwei Prozent plus beim Inlandsprodukt<br />
bleiben. Dabei hat die<br />
Ukraine-Krise für Polen sogar<br />
einen Vorteil: Sie dürfte die proeuropäischen<br />
Kräfte stärken<br />
und Premier Donald Tusk helfen,<br />
im Land so bald wie möglich<br />
den Euro einzuführen.<br />
Finanziell ist Polen dafür reif.<br />
Die Inflation pendelt wie in<br />
Westeuropa zwischen ein und<br />
zwei Prozent;die Neuverschuldung<br />
dürfte in diesem Jahr dank<br />
Verzicht auf Gehaltserhöhungen<br />
im öffentlichen Dienst auf<br />
rund drei Prozent der Wirtschaftsleistung<br />
sinken. Und bei<br />
den Staatsschulden (gemessen<br />
am Inlandsprodukt) steht Polen<br />
mit 57 Prozent sogar besser da<br />
als Deutschland mit 78 Prozent.<br />
Kurs (%) 111,03<br />
Kupon (%) 5,00<br />
Rendite (%) 3,41<br />
Laufzeit bis 23. März 2022<br />
Währung<br />
Dollar<br />
ISIN<br />
US857524AB80<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 95<br />
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Geld&Börse | Geldwoche<br />
FONDS DWS Global Value<br />
Warten auf einen neuen<br />
Einstiegszeitpunkt<br />
Aus der Masse hervor<br />
Nippon Telegraph mit Potenzial<br />
Fondsmanager Peter Steffen<br />
sucht für den DWS Global Value<br />
weltweit nach unterbewerteten<br />
Aktien mit Nachholpotenzial.<br />
Die sind am Markt<br />
gerade rar. „Es ist heute<br />
schwieriger, passende Aktien<br />
zu finden, als noch vor vier,<br />
fünf Jahren“, sagt Steffen.<br />
„Aber natürlich gibt es sie.“<br />
Vor allem in den Branchen<br />
Telekommunikation und Gesundheitswesen<br />
sieht Steffen<br />
Chancen. Die japanische Nippon<br />
Telegraph & Telephone<br />
(NTT) hat er als größte Position<br />
in seinem Fonds aufgenommen.<br />
Aber auch große<br />
US-Technologieunternehmen<br />
liegen in seinem Portfolio, wie<br />
etwa Microsoft. Internet-Werte<br />
dagegen passen trotz Kurskorrektur<br />
nicht in sein Anlageprofil.<br />
Denn Steffen sucht<br />
nach soliden Werten, die Dividenden<br />
zahlen oder die<br />
zum Beispiel ein niedriges<br />
Kurs-Umsatz-Verhältnis aufweisen.<br />
Vor allem aber setzt er<br />
auf Unternehmen mit einem<br />
aktionärsfreundlichen Management,<br />
das etwa durch Aktienrückkäufe<br />
die Kurse<br />
stärkt. Seine etwas defensivere<br />
Strategie zahlt sich im Vergleich<br />
zur Konkurrenz aus:<br />
Sein Fonds ist weniger anfällig<br />
für Schwankungen.<br />
Das Fondsvermögen <strong>vom</strong><br />
Global Value liegt bei 490 Millionen<br />
Euro. Etwa zehn Prozent<br />
davon hält Fondsmanager<br />
Peter Steffen gerade in bar:<br />
„Das ist der Tatsache geschuldet,<br />
dass einige meiner Aktien<br />
2013 ihre Zielwerte so weit<br />
übertroffen haben, dass ich verkaufen<br />
musste.“ Ersatz für die<br />
Renditebringer hat er noch<br />
nicht gefunden. Zwar liegen in<br />
seinem Fonds im Schnitt nur 30<br />
bis 40 Aktien, trotzdem wartet<br />
er auf einen besseren Einstiegszeitpunkt.<br />
Denn die Luft ist raus, vor allem<br />
Industrie- und Finanzwerte<br />
hält Steffen für überbewertet.<br />
Seine Beteiligungen an Versicherungen<br />
und einigen Banken<br />
hat er seit Jahresanfang von etwa<br />
20 Prozent des Fondsvermögens<br />
auf nun 15 Prozent abgebaut.<br />
„Für das laufende Jahr bin<br />
ich relativ vorsichtig, was die<br />
Kursentwicklungen angeht. Ich<br />
erwarte keinen Crash, aber eine<br />
Korrektur, nachdem der Bullenmarkt<br />
einen historisch langen<br />
Zyklus von fünf Jahren erreicht<br />
hat.“ Im laufenden Jahr dürfte es<br />
schwierig werden, die Wertsteigerung<br />
des Fonds von 2013 zu<br />
wiederholen. Sechs Prozent<br />
plus für die meisten seiner Aktien<br />
dürften aber drin sein,<br />
rechnet Steffen vor.<br />
DWS Global Value<br />
ISIN:LU0133414606<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
MSCI WorldValue Index<br />
80<br />
2011 <strong>2014</strong><br />
Chance<br />
Risiko<br />
Niedrig<br />
auf 100 umbasiert; Quelle:Bloomberg<br />
Hoch<br />
Die besten internationalen Aktienfonds<br />
Wie die erfolgreichsten Portfolio-Manager abgeschnitten haben<br />
Fondsname<br />
ISIN<br />
Wertentwicklung<br />
in Prozent<br />
seit 3<br />
Jahren 1<br />
seit einem<br />
Jahr<br />
Volatilität<br />
2<br />
in<br />
Prozent<br />
Die Gewinner unter den volumenstärksten Fonds<br />
DWS Global Value<br />
Edmond de Rothschild Global Value<br />
C&P Funds Classix<br />
Blackrock Global SmallCap<br />
GAM Star Worldwide Equity USD<br />
Schoellerbank Aktienfonds<br />
Templeton Global Euro<br />
Templeton Global USD<br />
StarCapital Starpoint EUR<br />
Templeton Growth Inc. USD<br />
DB Platinum CROCI World R1C-E<br />
Templeton Growth Euro<br />
Nordea-1 Global Stable Equity<br />
Acatis Aktien Global<br />
ACM Bernstein Global Value USD<br />
Schroder ISF Global Smaller Companies<br />
3 Banken Global Stock-Mix<br />
Gottlieb Daimler Aktienfonds DWS<br />
Franklin Global Small-Mid Cap Growth<br />
Investec GSF Global Strategic Equity<br />
SEB Global Chance/Risk<br />
Goldman Sachs Global Small Cap Core<br />
Noris-Fonds<br />
Fidelity World<br />
Fondis EUR<br />
Standard Life Investments Global<br />
RWS-Aktienfonds<br />
Convest 21 VL EUR<br />
Allianz Strategie Wachstum Plus<br />
3 Banken Value Aktienstrategie<br />
Robeco Global Stars Equities<br />
Raiffeisen Global Aktien<br />
UniValueFonds Global<br />
Candriam Equities L Sustainable World<br />
Fidelity Portfolio Selector Growth<br />
DWS Akkumula<br />
Vontobel Sustainable Global Leaders<br />
Schoellerbank Aktienfonds Value<br />
MFS Meridian Global Concentrated<br />
Fidelity Selection Internationale<br />
Newton Managed GBP<br />
DWS Concept Winton Global Equity<br />
LU0133414606<br />
FR0010616201<br />
LU0113798341<br />
LU0<strong>05</strong>4578231<br />
IE00B0HF2Z67<br />
AT000061<strong>26</strong>84<br />
LU0029873410<br />
LU0029864427<br />
LU0114997082<br />
US8801991048<br />
LU0332018422<br />
LU0114760746<br />
LU0278529986<br />
DE0009781740<br />
LU0124673897<br />
LU0240877869<br />
AT0000950449<br />
DE0009769901<br />
LU0144644332<br />
LU0345770993<br />
LU0122113094<br />
LU02453300<strong>05</strong><br />
DE0008492356<br />
LU0115769746<br />
DE0008471020<br />
LU015274<strong>26</strong>30<br />
DE0009763300<br />
DE0009769638<br />
DE0009797274<br />
AT0000VALUE6<br />
LU0387754996<br />
AT0000859525<br />
LU01<strong>26</strong>315885<br />
LU0113400328<br />
LU0<strong>05</strong>6886475<br />
DE0008474024<br />
LU0848325295<br />
AT0000913942<br />
LU0219441572<br />
LU0103193743<br />
GB0006780984<br />
LU0708389316<br />
11,20<br />
9,77<br />
8,06<br />
11,76<br />
9,22<br />
10,81<br />
11,69<br />
11,38<br />
3,89<br />
13,18<br />
11,66<br />
12,69<br />
11,78<br />
8,02<br />
7,78<br />
9,37<br />
10,56<br />
8,65<br />
12,81<br />
12,07<br />
10,43<br />
12,75<br />
6,59<br />
9,76<br />
10,62<br />
11,45<br />
3,87<br />
10,68<br />
10,88<br />
9,64<br />
10,84<br />
10,28<br />
10,96<br />
11,37<br />
9,88<br />
7,36<br />
–<br />
10,85<br />
13,86<br />
9,36<br />
10,06<br />
–<br />
17,02<br />
15,32<br />
13,85<br />
12,86<br />
12,33<br />
11,88<br />
11,56<br />
11,53<br />
10,94<br />
10,72<br />
10,47<br />
10,09<br />
10,09<br />
9,59<br />
9,38<br />
9,35<br />
9,16<br />
8,93<br />
8,90<br />
8,85<br />
8,83<br />
8,79<br />
8,65<br />
8,64<br />
8,31<br />
8,25<br />
8,15<br />
8,15<br />
7,91<br />
7,77<br />
7,68<br />
7,58<br />
7,57<br />
7,57<br />
7,51<br />
7,48<br />
7,47<br />
7,37<br />
7,06<br />
6,92<br />
6,88<br />
6,86<br />
10,48<br />
13,21<br />
12,34<br />
11,61<br />
11,35<br />
10,76<br />
12,04<br />
11,95<br />
11,70<br />
11,40<br />
10,27<br />
11,15<br />
9,04<br />
11,15<br />
11,55<br />
10,97<br />
12,25<br />
13,00<br />
9,00<br />
12,04<br />
12,60<br />
11,51<br />
16,00<br />
11,22<br />
10,63<br />
11,99<br />
13,21<br />
10,60<br />
11,19<br />
–<br />
10,90<br />
12,00<br />
9,63<br />
8,58<br />
10,83<br />
11,09<br />
–<br />
8,62<br />
10,45<br />
11,<strong>05</strong><br />
9,64<br />
–<br />
Die Sieger bei den kleinen Portfolios<br />
Quantex Global Value CHF<br />
Sparinvest Global Small Cap Value<br />
PPF LPActive Value EUR<br />
Morgan Stanley Global Opportunity<br />
Allianz Global Intellectual Capital<br />
DWS Zukunftsstrategie Aktien<br />
StarCapital Priamos<br />
Invesco Global Smaller Companies<br />
LI0042<strong>26</strong>7281<br />
LU0<strong>26</strong>4925131<br />
LU0434213525<br />
LU<strong>05</strong>52385295<br />
IE0008479408<br />
DE0009848077<br />
LU0137341359<br />
LU0607512778<br />
22,68<br />
12,38<br />
8,99<br />
8,92<br />
11,30<br />
12,16<br />
4,20<br />
12,38<br />
32,63<br />
18,72<br />
18,24<br />
17,71<br />
17,58<br />
17,48<br />
14,04<br />
13,82<br />
13,31<br />
10,20<br />
14,82<br />
13,<strong>26</strong><br />
14,83<br />
10,85<br />
11,90<br />
11,98<br />
1 jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet); 2 je höher die Jahresvolatilität<br />
(Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, desto riskanter der Fonds;<br />
Quelle: Morningstar; Stand: 20. Mai <strong>2014</strong><br />
FOTO: F1ONLINE<br />
96 Redaktion Fonds: Sebastian Kirsch<br />
Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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CHARTSIGNAL<br />
Netzabsturz<br />
Wie im Jahr 2000 gehen die Kurse von kleinen und<br />
großen Internet-Aktien jetzt wieder den Bach runter.<br />
Neben Biotech- waren Internet-Aktien<br />
die Anlegerlieblinge<br />
2013. Doch im März <strong>2014</strong><br />
stoppte ihr Höhenflug. Die<br />
Aktienkurse von Schwergewichten<br />
wie Amazon, Google,<br />
Priceline und Netflix kamen<br />
stark unter Druck. Mitunter<br />
Totalabstürze erlebten kleiner<br />
kapitalisierte Internet-Unternehmen.<br />
So verlor etwa<br />
Cloud-Aktie Salesforce gegenüber<br />
ihrem Hoch über 40 Prozent,<br />
im Bereich Social Media<br />
stach Twitter heraus mit einem<br />
Kursminus von 55 Prozent.<br />
In den großen Marktbarometern<br />
wie Dow Jones, S&P<br />
500 und Nasdaq Composite<br />
ist der Crash dieser Trendaktien<br />
allerdings noch nicht abzulesen.<br />
Der Volatilitätsindex<br />
für den S&P 500 bewegt sich<br />
nach wie vor in der Nähe seines<br />
52-Wochen-Tiefs. Geringe<br />
Werte signalisieren ein hohes<br />
Maß an Sorglosigkeit unter<br />
den Anlegern. Analysten raten<br />
bereits wieder zum Kauf<br />
von Google, Amazon und Co.<br />
Doch die Charttechnik mahnt<br />
zur Vorsicht. Ein Blick auf den<br />
Kursverlauf des Indexfonds<br />
Power Shares Nasdaq Internet<br />
(PNQI) zeigt die Ausbildung einer<br />
Schulter-Kopf-Schulter-Formation,<br />
die eine Trendwende<br />
anzeigt. Mit dem Fall unter die<br />
Nackenlinie im April war diese<br />
Formation abgeschlossen (1).<br />
Unterstützt von der steigenden<br />
200-Tage-Linie, kam es im<br />
PNQI noch zu zwei kurzfristigen<br />
Kursaufschwüngen, die allerdings<br />
jeweils an der Nackenlinie<br />
stoppten (2, 3). Ein<br />
weiterer Kursaufschwung endete<br />
am Widerstand der zwischenzeitlich<br />
unterschrittenen<br />
200-Tage-Linie und an der bis<br />
2012 zurückgehenden Aufwärtstrendlinie<br />
T1 (4). Die Aufwärtskräfte<br />
aus der immer noch<br />
steigenden 200-Tage-Linie lassen<br />
allmählich nach. Die Aufwärtsdynamik<br />
ist gebrochen.<br />
Es gibt Aktien, die nach einem<br />
starken Kursrückgang eine<br />
gute Kaufgelegenheit bieten.<br />
Internet-Aktien, die stark emotional<br />
getrieben sind, gehören<br />
nicht dazu. Ist der Hype vorbei,<br />
etabliert sich bei ihnen meist<br />
ein langfristiger Abwärtstrend.<br />
Der Hype ist vorbei<br />
Bei Internet-Aktien ist die Aufwärtsdynamik gebrochen,esdroht ein<br />
langfristiger Abwärtstrend<br />
75<br />
70<br />
65<br />
60<br />
55<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
Power Shares Nasdaq Internet ETF*<br />
*inDollar; Quelle: Thomson Reuters<br />
T1<br />
Kopf<br />
Schulter Schulter<br />
2 3<br />
Nackenlinie 1 4<br />
50-Tage-Linie<br />
200-Tage-Linie<br />
2012 2013<br />
<strong>2014</strong><br />
RELATIVE STÄRKE<br />
Ein paar Prozente extra<br />
Stabile Gewinne und eine angemessene Bewertung<br />
machen defensive Aktienklassiker interessant.<br />
Für die WirtschaftsWoche-Favoriten<br />
Air Liquide (Industriegase),<br />
BAT (Tabak) und Anheuser-Busch<br />
(Bier) zeigt der<br />
grüne Trendpfeil nach oben.<br />
Trotz wackliger Börse sind die<br />
Gewinnaussichten der defensiven<br />
Klassiker vielversprechend.<br />
Dass die Gewinnbewertung<br />
(KGV) etwa um ein<br />
Drittel über der des Gesamtmarkts<br />
liegt, muss nicht abschrecken.<br />
Im langjährigen Vergleich<br />
haben Air Liquide und<br />
BAT ihren durchschnittlichen<br />
Aufpreis gerade erreicht, sind<br />
also nicht heiß gelaufen. Etwas<br />
teurer ist derzeit Anheuser-<br />
Busch. Kein Wunder, denn der<br />
in Südamerika stark vertretene<br />
Braukonzern sollte bei der bevorstehenden<br />
Fußball-WM ein<br />
bis zwei Prozent <strong>vom</strong> Jahresumsatz<br />
als Extra-Geschäft holen.<br />
Wer schlägt den Index?<br />
Die innerhalb der vergangenen drei Monate am stärksten<br />
gestiegenen und gefallenen Aktien 1<br />
Rang Aktie Index Kurs 2 Kursentwicklung Relative Trend 3<br />
(€) (in Prozent) Stärke<br />
3 Monate 1 Jahr<br />
(in Prozent)<br />
Gewinner<br />
1 Nordex TecDax 14,75 +44,42 +144,69 45,0<br />
2 Dialog Semic. NA (GB) TecDax 21,28 +31,48 +67,10 31,3<br />
3 Fielmann MDax 102,65 +17,39 +29,10 16,8<br />
4 Air Liquide (FR) Stoxx50 1<strong>05</strong>,90 +6,71 +19,77 16,6 4<br />
5 Nemetschek TecDax 65,23 +17,76 +45,38 16,6<br />
6 BG Group (GB) Stoxx50 1250,50 +11,90 +1,09 13,3<br />
7 Brit. Am. Tobacco (GB) Stoxx50 3603,50 +13,23 -3,96 12,8 4<br />
8 Banco Santander (ES) Stoxx50 7,33 +13,86 +47,74 12,4<br />
9 KUKA MDax 40,35 +10,85 +9,35 11,3 4<br />
10 Total (FR) Stoxx50 51,89 +12,23 +30,79 11,2<br />
11 Krones MDax 69,61 +10,23 +<strong>26</strong>,27 9,8 4<br />
12 ThyssenKrupp Dax 22,01 +9,23 +40,73 9,4 4<br />
13 Unilever N.V. (NL) Stoxx50 31,76 +9,90 -3,04 9,2<br />
14 Anh.-Busch Inbev (BE) Stoxx50 81,25 +8,83 +9,38 8,8 4<br />
15 Symrise MDax 38,35 +8,87 +18,86 8,1 4<br />
16 Deutsche Euroshop MDax 35,66 +9,22 +4,48 7,9<br />
17 Unilever plc. (GB) Stoxx50 <strong>26</strong>76,00 +8,16 -7,24 7,7 5<br />
18 K+S NA Dax <strong>26</strong>,15 +9,<strong>05</strong> -20,37 7,6 5<br />
19 Infineon Dax 8,66 +9,04 +30,85 7,6<br />
20 Klöckner & Co. SE MDax 12,22 +6,17 +23,86 7,5 4<br />
21 Royal Dutch Shell (GB) Stoxx50 2374,50 +6,84 +4,93 7,4<br />
22 Gagfah (LU) MDax 11,97 +7,84 +16,21 7,4<br />
23 Novartis (CH) Stoxx50 80,<strong>05</strong> +7,59 +8,69 6,3<br />
24 Hugo Boss NA MDax 103,35 +6,02 +19,91 5,9 4<br />
Verlierer<br />
152 SMA Solar Technol. TecDax 27,96 -32,31 +14,10 -33,0<br />
151 LPKF Laser&El. TecDax 14,50 -24,48 +22,<strong>26</strong> -24,7<br />
150 Drägerwerk TecDax 74,58 -23,59 -25,72 -24,4<br />
149 Südzucker MDax 15,<strong>26</strong> -23,01 -42,39 -22,9 5<br />
148 Osram Licht MDax 38,74 -21,01 - -21,8<br />
147 Wincor Nixdorf MDax 45,34 -20,84 +3,74 -21,8<br />
146 SGL Carbon MDax 23,68 -20,22 -17,57 -20,9<br />
145 BB Biotech (CH) TecDax 119,<strong>05</strong> -18,<strong>26</strong> +22,48 -20,1<br />
144 Vodafone (GB) Stoxx50 2<strong>05</strong>,45 -18,57 +4,39 -17,4 5<br />
1<br />
aus Dax, MDax, TecDax und Stoxx Europe 50 im Vergleich zum Stoxx Europe 600;<br />
2<br />
bei GB in Pence, bei CH in Franken; 3 Änderung um mindestens fünf Ränge; 22.5.<strong>2014</strong>,<br />
13:00 Uhr<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 97<br />
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Perspektiven&Debatte<br />
Draußen vor der Tür<br />
GARTEN | Repräsentieren im Wohnzimmer genügt nicht. Die neueste Generation<br />
luxuriöser Gartenmöbel greift die Formensprache hochwertiger Wohnzimmermöbel<br />
auf und darf dank neuer Materialien bei Sonne und Regen im Freien verbleiben.<br />
Alles muss raus. Sofas, Leuchten,<br />
Teppiche und Sessel. Der<br />
Garten der Deutschen, der<br />
stets eher mit akkuraten Rasenkanten,<br />
ergiebiger Herbsternte<br />
von Johannisbeeren und Bohnen<br />
und Gartenzwergen in Verbindung gebracht<br />
wird, wandelt sich zur Kulturlandschaft.<br />
Aufwendig gestaltete Möbel statt<br />
einheitlicher Sonnenliege in wahlweise<br />
Weiß mit bunter Polsterauflage oder leichtem<br />
Alugestell auf den Terrassen und in<br />
den Gärten Stühle oder Tische, die aussehen,<br />
als hätte man sie gerade aus dem<br />
Wohnzimmer gezerrt. Der Markt für edle<br />
Outdoor-Möbel wächst mit zweistelligen<br />
Wachstumsraten. Qualität ist gefragt auf<br />
Veranden und Balkonen, mehr Qualität,<br />
mehr Farbe, mehr Lebensgefühl.<br />
Laut Statistik geben die Deutschen mittlerweile<br />
so viel Geld für Outdoor-<br />
Möbel aus wie für ihre Wohnung:<br />
im Schnitt 200 Euro. Das klingt<br />
nicht nach viel, in der Summe ergibt<br />
sich aber ein Milliardenmarkt.<br />
Der Spezialmöbelbereich verspricht<br />
einen Lichtblick für den Möbelmarkt,<br />
der seit mehr als zehn Jahren<br />
seitwärts tendiert. 2002 betrug sein<br />
Umsatz rund 30 Milliarden Euro. 2012<br />
setzte der deutsche Handel gerade eine<br />
Milliarde mehr um. Wachstum sieht anders<br />
aus. Ein Dutzend Hersteller ist daher<br />
auf den Zug der wetterfesten Sofas, der<br />
lichtunempfindlichen Sessel und UV-resistenten<br />
Teppiche, der abgeschirmten<br />
Leuchten und exklusiven Outdoor-Küchen<br />
aufgesprungen. Und kaum ein Monat vergeht<br />
ohne Produktneuheiten.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
Nun hat Flötotto ein von dem renommierten<br />
Designer Stefan Diez entworfenes<br />
Sofa im Chesterfield-Look lanciert.<br />
„Couch“, verkündet der Hersteller des<br />
sachlich benamten Stücks, der in den letzten<br />
Jahren nicht etwa durch sein Gartenprogramm<br />
aufgefallen wäre, eigne sich für<br />
drinnen und draußen. Die textile Hülle ist<br />
wasserabweisend und UV-beständig, der<br />
fluffige Kern mit Schaumflocken und<br />
Kunststoffkugeln gefüllt.<br />
Angefangen hat die Vermöblung<br />
des Draußen vor einem<br />
halben Dutzend Jahren mit<br />
aufgemotzten Grills. Vermehrt<br />
standen kleine Gourmetküchen<br />
auf Terrassen<br />
und Balkonen. Echte und<br />
selbst ernannte Profis warfen<br />
ihre Kohle- und Elektrogeräte<br />
auf den Müll und feuerten fortan<br />
mit Gas.<br />
Wenn sich das Leben schon draußen<br />
abspielte, wie sonst nur im Urlaub an<br />
der Adria und auf Malle, dann bitte mit allen<br />
Annehmlichkeiten Mitteleuropas. Wer<br />
1. Es bleibe Licht<br />
Wohnzimmerheimeligkeit auf der Terrasse<br />
mit der Stehleuchte von Royal Botania<br />
2. Einfach mal liegen bleiben<br />
Teppich „Defined“ von Cane-Line darf auch<br />
im Regen draußen bleiben<br />
3. Thron des Gartens<br />
Aus Polyethylen gefertigter Flechtsessel<br />
„Calyx“ von Kenneth Coponbue<br />
FOTOS: PR<br />
98 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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32<br />
Prozent<br />
kaufen hochwertige<br />
Gartenausstattung<br />
50<br />
Prozent<br />
der Privathaushalte haben<br />
einen Garten<br />
18<br />
Milliarden<br />
Euro Umsatz brachte<br />
2013 der Gartenmarkt<br />
sitzt schon gerne auf Bierbänken, wenn es<br />
Loungemöbel gibt? Kein Wunder, dass aktuelle<br />
Outdoor-Kollektionen Camouflage<br />
betreiben. Sie tarnen sich als kuschelige,<br />
elegante Stücke, sind aber eigentlich wetterfeste<br />
Kerle. Royalbotania etwa gestaltete<br />
die 180 Zentimeter hohe Outdoor-Leuchte<br />
„3D floorlamp“ aus pulverbeschichtetem<br />
Aluminium.<br />
Sie ist wasserfest und übersteht angeblich<br />
sogar einen Schauer. Trotz ihrer Größe<br />
macht die floorlamp auch im Wohnzim-<br />
Nach der Schlacht<br />
Sofa „Rayn“ für Entspannung im Freien<br />
gestaltet von Philippe Starck für Dedon<br />
Diese können auf der Terrasse stehen –<br />
oder eben in der Wohnung. Und damit bei<br />
langen Sommerabenden nicht die Füße<br />
einfrieren, bieten viele Hersteller inzwischen<br />
wetterfeste Teppiche an.<br />
Früher standen in Parks und Gärten nur<br />
Bänke aus Teak, die mit viel Stahl eine Renaissance<br />
erfahren und filigraner geworden<br />
sind, dann folgten Betontröge und Sessel<br />
aus Eternit wie 1954 der legendäre<br />
„Loop“ von Willy Guhl, der an ein schwebendes<br />
Stück Gummi erinnert. Schließ-<br />
mer eine gute Figur. Dazu passen die<br />
schlichten Zwei- und Dreisitzer der „Suite<br />
Collection“ von Fischer Möbel, Loungesessel<br />
aus elektropoliertem Edelstahl und mit<br />
wasserabweisenden Bezugsstoffen, die<br />
sich aus einigen Modulen zu immer neuen<br />
Kombinationen zusammenstellen lassen. »<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 99<br />
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Perspektiven&Debatte<br />
1<br />
2<br />
1. Atmosphärische Erhellung<br />
Leselicht „Solar“ von Flötotto<br />
2. Sitzungsort für den Familienrat<br />
„Swingrest“ von Dedon bietet Platz für<br />
mehr als zwei Personen<br />
3. Weiches Polster für Sitzenbleiber<br />
Verwitterungsbeständiges Sofa „Couch“<br />
von Flötotto<br />
3<br />
»<br />
lich rollten wetterfeste Kunstfasern den<br />
Markt auf. Outdoor-Pionier Dedon führte<br />
vor, wie sich daraus ganze Kollektionen<br />
von Liegen und Sitzen, Beistelltischen und<br />
Loungemöbeln gestalten lassen. Dazu kamen<br />
waschbare, beziehungsweise wetterfeste<br />
Stoffe.<br />
Dahinter verbarg sich eine kleine Materialrevolution.<br />
Normalerweise zerlegt UV-<br />
Strahlung in Verbindung mit Feuchtigkeit,<br />
Sauerstoff und Luftverunreinigungen selbst<br />
die härtesten Materialien. Kunststoff wird<br />
spröde und bricht, unbehandeltes Holz<br />
und Stoffe bleichen aus. Hilfe versprechen<br />
Nano-Pigmente aus Titandioxid. Sie absorbieren<br />
Strahlung – ähnlich einer Sonnenschutzcreme.<br />
Einen anderen Weg wählte<br />
Hersteller Dickson mit „Sunbrella“, einem<br />
Gewebe aus 100 Prozent Acryl, dessen Fasern<br />
die Farbpigmente umschließen und so<br />
vor Sonnenlicht schützen. Optional ist die<br />
Oberfläche des Stoffes wasserabweisend.<br />
ALLE WETTER!<br />
Angesichts der neuen Lust am heimischen<br />
Draußensein rüstet selbst mancher Baumarkt<br />
mit Stücken für den gehobenen Anspruch<br />
auf. So wie die Leuchtenindustrie<br />
im Winterhalbjahr Umsatz macht, ist jetzt<br />
Hauptsaison für Gartenmöbel. Angefeuert<br />
durch den milden Winter, erobern die<br />
Deutschen ihre grünen Oasen.<br />
Das führt zwangsläufig zu ästhetischen<br />
Wucherungen. Garten- und Terrassenfreunde<br />
wuchten Mega-Strandkörbe, Lümmelbetten<br />
in Form überdimensionaler<br />
Muscheln und Hängeliegen ins Freie:<br />
Queen’s Garden bietet mit dem „Cocoon-<br />
Loungebett“ unter einem faltbaren Sonnensegel<br />
nach eigener Angabe einen<br />
„traumhaften Platz zum Entspannen“, nur<br />
nicht auf französischen Balkonen. Rund<br />
zweieinhalb auf anderthalb Meter muss<br />
man schon bereitstellen, sonst vermittelt<br />
das gute Stück vor allem eines: Platzangst.<br />
Die kollektive Erweiterung der Wohnsphäre<br />
hat ihren Preis. Manche Stücke kosten so<br />
viel wie ein gebrauchter Kleinwagen: mehrere<br />
Tausend Euro.<br />
„Draußen ist das neue drinnen“, behaupten<br />
Trendscouts – eine Entwicklung, die<br />
<strong>vom</strong> kaum noch vorhersehbaren Wetter im<br />
Frühsommer nicht gestoppt wird. Gastgeber<br />
verschieben den Repräsentationsbereich<br />
aus Wohnküche und Esstisch ein<br />
Stück ins Grüne. Der Wunsch nach dem<br />
Wohngarten hat die gleichen Wurzeln wie<br />
das Public Viewing von Fußball-Großereignissen.<br />
So wie Fleece-Jacke und Wander-Look<br />
dank hoher Funktionalität längst<br />
im Büro angekommen sind, verschieben<br />
sich einmal mehr die Grenzen zwischen<br />
in- und outdoor, weil wir alle Städter geworden<br />
sind.<br />
AUSZEIT IM HEIMISCHEN GRÜN<br />
Der Wohngarten bietet eine kleine Auszeit,<br />
ähnlich dem Urban Gardening, das mit unaufgefordert<br />
bepflanzten Ecken am Straßenrand<br />
kleine Gegenwelten schaffen will.<br />
Zurück zur Natur heißt Entschleunigen,<br />
Handy still stellen, zumindest für einen<br />
Augenblick. Einfach mal abhängen in der<br />
kostenfreien grünen Lounge, die nichts<br />
mehr besitzt von der ästhetischen Langeweile<br />
vor allem nützlicher, leichter und<br />
funktionaler Gartenliegen aus recyceltem<br />
Kunststoff. Weil Städter zunehmend vernetzt<br />
sind und auf Abruf arbeiten, nutzen<br />
wir eben jede sich bietende Auszeit: Powernapping<br />
im Grünen, Strandbar am heimischen<br />
Fluss, Sekundenschläfer in der<br />
S-Bahn, runterkommen auf der eigenen<br />
Terrasse. Draußen sein im eigenen Reich<br />
ist die kleine Revolte gegen die 24-Stunden-Gesellschaft.<br />
n<br />
oliver herwig | perspektiven@wiwo.de<br />
FOTOS: PR<br />
100 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Perspektiven&Debatte | Kost-Bar<br />
ALLES ODER NICHTS?<br />
INGO BURMESTER<br />
Geschäftsführer der<br />
Robinson Club GmbH<br />
Cabrio oder SUV?<br />
Am liebsten Motorrad.<br />
Schaltung oder Automatik?<br />
Lieber ein wenig Arbeit, dafür<br />
aber die volle Kontrolle.<br />
Apartment oder Villa?<br />
Irgendetwas dazwischen ist<br />
das Richtige.<br />
Handaufzug oder Automatik?<br />
Für Handaufzug bin ich leider<br />
zu vergesslich...<br />
Fitnessstudio oder<br />
Waldlauf?<br />
Am besten beides, wenn die<br />
Zeit reicht.<br />
Buch oder DVD?<br />
Eine Zeitung oder Zeitschrift<br />
ist die goldene Mitte.<br />
Paris oder London?<br />
Paris hat die schönere<br />
Sprache und das bessere<br />
Wetter und Essen.<br />
Maßschuhe oder Sneakers?<br />
Meine Füße sind so groß, dass<br />
ich nur wenig Wahl habe.<br />
Perlen oder Diamanten?<br />
Ist beides verzichtbar.<br />
Mountainbike oder<br />
Rennrad?<br />
Ab in die Berge...<br />
Berge oder Meer?<br />
Und ich brauche doch das<br />
Wasser.<br />
Stadt oder Land?<br />
Immer dicht an der Stadt oder<br />
sogar mittendrin.<br />
AUSSTELLUNG IN FRANKFURT<br />
Flucht vor sich selbst<br />
MUSIKFESTIVAL<br />
Ostseejazz<br />
Ihre Ursprünge hatte das Festival<br />
Jazz Baltica in einer Scheune<br />
in Salzau, nun sind die Musiker<br />
im Yachtclub, in der Evers-<br />
Werft oder auf der Open-Air-<br />
Bühne am Timmendorfer<br />
Strand und in Husum zu hören.<br />
Vom <strong>26</strong>. bis 29. Juni sind dieses<br />
Jahr neben Musikern aus skandinavischen<br />
Ländern auch internationale<br />
Gäste wie Percussionist<br />
Trilok Gurtu oder das<br />
Soul-Jazz-Kollektiv Incognito<br />
zu Gast. Des Weiteren konzertiert<br />
Posaunist Nils Wogram,<br />
und am 28. trifft die NDR-Big-<br />
Band auf Geir Lysnes New Circle.<br />
Tickets unter jazzbaltica.de<br />
THE NEW YORKER<br />
David Foster Wallace’ 1996<br />
veröffentlichter Roman „Unendlicher<br />
Spaß“ ist eine Parabel<br />
auf die Leere im Innern der westlichen<br />
Kultur. Die Frankfurter<br />
Kunsthalle Schirn übernimmt<br />
mit ihrer Ausstellung „Unendlicher<br />
Spaß“ <strong>vom</strong> 5. Juni bis 7.<br />
September Titel und Diagnose<br />
des Romans. Die Räume der<br />
Schau, die Werke von 18 zeitgenössischen<br />
Künstlern versammelt,<br />
sind wie in einem Labyrinth<br />
miteinander verbunden.<br />
Installationen, Filme, Plastiken,<br />
Gemälde oder Performances<br />
handeln davon, wie das moderne<br />
Ich unter dem Druck der<br />
Selbstoptimierung in Zerstreuungen<br />
flüchtet. So porträtiert<br />
sich der italienische Künstler<br />
Maurizio Cattelan mit seiner<br />
Wand-Installation „Spermini“<br />
(Bild) als „mehrköpfigen Genschwarm“,<br />
der den Anspruch<br />
auf Individualität konterkariert.<br />
schirn-kunsthalle.de<br />
„Let’s look at projected earnings for the next quarter.“<br />
MAURIZIO CATTELAN: SPERMINI, 1997 COURTESY THE ARTIST UND COLLECTION OF MARGARET AND DANIEL LOEB © MAURIZIO CATTELAN; FOTO: PR; CARTOON: DAVID BORCHART/CONDÉ NAST PUBLICATIONS/WWW.CARTOONBANK.COM<br />
102 Redaktion: thorsten.firlus@wiwo.de<br />
Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Leserforum<br />
Ganz in Blau Das deutsche WM-Team im Dreiteiler von Hugo Boos<br />
Perspektiven&Debatten<br />
Fern wie der Himmel, tief wie das<br />
Meer, klar wie der Geist – über die<br />
Modefarbe Blau. Heft 21/<strong>2014</strong><br />
In weiter Ferne<br />
Hervorragend wie die WirtschaftsWoche<br />
ihre Leser auf das<br />
Fußballspektakel in Brasilien<br />
einstimmt – und das ganz in<br />
Blau. Bundestrainer Jogi Löw<br />
und seinen Mannen scheint<br />
diese Farbe auf dem Foto richtig<br />
Mut, ja geradezu martialische<br />
Gewissheit ins Gesicht geschrieben<br />
zu haben. Das alles<br />
wird der Schwabe auch brauchen,<br />
denn seine schwammigen<br />
Aussagen zu seinem WM-<br />
Kader und während der<br />
Vorbereitungszeit passen so gar<br />
nicht zur Strahlkraft dieser Farbe.<br />
Da vermisse ich in diesem<br />
sehr intelligent und informativ<br />
geschriebenen Artikel doch den<br />
kleinen Seitenhieb: Blau sei keine<br />
Farbe, sondern ein Zustand.<br />
Blau als „Farbe der Ferne“?<br />
Winfried Barsch<br />
via E-Mail<br />
Unternehmen&Märkte<br />
Stromkonzerne wollen die Risiken<br />
des Ausstiegs dem Staat aufbürden.<br />
Heft 21/<strong>2014</strong><br />
Aus heiterem Himmel<br />
Mit der Laufzeitverlängerung<br />
hatte die Merkel-Regierung<br />
seinerzeit die Brennelementesteuer<br />
eingeführt, um zusätzliche<br />
Gewinne abzuschöpfen.<br />
Danach hat sie mit der Stilllegungsverfügung<br />
aus heiterem<br />
Himmel eine Quasi-Enteignung<br />
verfügt und über die unbegrenzt<br />
steigenden Mengen unplanbaren<br />
EEG-Flackerstroms<br />
den vorhandenen Kraftwerkspark<br />
entwertet, das heißt,<br />
in die Geschäfte der Unternehmen<br />
eingegriffen und deren<br />
missliche Lage maßgeblich mit<br />
verschuldet.<br />
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Althoff<br />
St. Wendel (Saarland)<br />
Unternehmen&Märkte<br />
Pleitebanken: Die Bad Banks laufen<br />
besser, die guten Teile schlechter als<br />
geplant. Heft 21/<strong>2014</strong><br />
Alle Ziele erreicht<br />
Ihr Artikel „Lebendiger Müll“<br />
trifft in zwei wesentlichen Punkten<br />
Aussagen, die sich aus Sicht<br />
der Hypo Real Estate (HRE) anders<br />
darstellen: Das seinerzeit<br />
von der Depfa (und der pbb<br />
Deutsche Pfandbriefbank)<br />
an die FMS Wertmanagement<br />
übertragene Portfolio bestand<br />
überwiegend aus Krediten und<br />
Wertpapieren mit guter Bonität;<br />
für den kleineren ausfallgefährdeten<br />
Teil hatte die HRE bereits<br />
Kreditrisikovorsorge gebildet<br />
und diese mit an die FMS<br />
Wertmanagement übertragen.<br />
Aus diesem Portfolio muss man<br />
Zinserträge erwirtschaften. Seit<br />
der Übertragung hat die HRE<br />
die operative Stabilität sichergestellt<br />
und die weitere Restrukturierung<br />
der Depfa erfolgreich<br />
betrieben. Das verbliebene<br />
Kernportfolio wurde auf 34 Milliarden<br />
Euro fast halbiert, 1,59<br />
Milliarden Euro an die FMS<br />
Wertmanagement gezahlt<br />
und als Beihilfegegenleistung<br />
95 Millionen Euro an die Bundesanstalt<br />
für Finanzmarktstabilisierung<br />
abgeführt. Die<br />
Deutsche Pfandbriefbank ist<br />
entgegen Ihrer Darstellung profitabel<br />
und hat alle Planungsziele<br />
erreicht – das Vorsteuerergebnis<br />
der letzten dreieinhalb<br />
Jahre addiert sich auf rund<br />
700 Millionen Euro. Sie gehört<br />
wieder zu den größten Spezialfinanzierern<br />
und hat der Immobilienwirtschaft<br />
und der öffentlichen<br />
Hand Kredite in Höhe<br />
von rund <strong>26</strong> Milliarden Euro<br />
bereitgestellt. Sie ist außerdem<br />
einer der größten Pfandbriefemittenten<br />
und refinanziert<br />
sich vollständig ohne Garantien<br />
des Bundes.<br />
Manuela Better<br />
Vorstandsvorsitzende<br />
Hypo Real Estate Holding AG<br />
Management&Erfolg<br />
Managementautor Reinhard Sprenger<br />
über die Interpretation von Wertschätzung.<br />
Heft 20/<strong>2014</strong><br />
Konsens gebrochen<br />
Reinhard Sprengers Thesen folgend,<br />
den Begriff der Wertschätzung<br />
neu zu definieren, würde<br />
bedeuten, mit einem Grundkonsens<br />
der Mitmenschlichkeit<br />
zu brechen, der besagt: So wie<br />
die Würde jedes Menschen unantastbar<br />
ist, so ist es auch sein<br />
Wert als Mensch. Sie sind nicht<br />
„ein Preis in einem Tauschgeschäft,<br />
um den gekämpft werden<br />
muss“, sondern sie sind bedingungslos<br />
zu schätzen und zu<br />
schützen. Diese Errungenschaft<br />
einer humanen Gesellschaft in<br />
der Unternehmenskultur zu<br />
pflegen bedeutet mitnichten,<br />
„blutleer auf die Bewertung des<br />
Leistungsbeitrags eines Mitarbeiters<br />
zu verzichten“. Sie bedeutet<br />
vielmehr zu beherzigen,<br />
dass der Wert eines Menschen<br />
und der ökonomische Wert<br />
seiner Arbeitsleistung zwei<br />
verschiedene Paar Schuhe<br />
sind.<br />
Dr. med. Barbara Sieger<br />
Tübingen<br />
Geld&Börse<br />
Wie deutsche Steuerfahnder<br />
Schwarzgeld-Anleger jagen.<br />
Heft 20/<strong>2014</strong><br />
Unsägliche Praxis<br />
Mit Genugtuung habe ich den<br />
Artikel gelesen. Endlich mal eine<br />
staatliche Behörde, die keine<br />
Steuern verschleudert und dem<br />
(ehrlichen) Steuerzahler sowie<br />
dem Gemeinwohl einen substanziellen<br />
Gegenwert generiert.<br />
Die mit der unsäglichen Praxis<br />
der Steuerkriminellen aufräumt.<br />
Niemand, der aktiv und vorsätzlich<br />
Straftaten begeht, sollte Anspruch<br />
auf Strafminderung seitens<br />
des Staates nach eigenem<br />
Belieben haben.<br />
Michael Bäßler<br />
Remseck am Neckar<br />
(Baden-Württemberg)<br />
Einblick<br />
Chefredakteur Roland Tichy über<br />
das bizarre Staatsverständnis der<br />
großen Koalition. Heft 19/<strong>2014</strong><br />
Elektrisierend<br />
Im ersten Absatz präsentieren<br />
Sie die rasante Entwicklung des<br />
Steueraufkommens im Zeitraum<br />
von 20<strong>05</strong> bis 2015 – konkret<br />
von 450 Milliarden auf 650<br />
Milliarden Euro, und das, obwohl<br />
heftige Krisen uns in dieser<br />
Zeitspanne schüttelten.<br />
Wohin versickern die vielen<br />
Milliarden? Da müssten doch<br />
einzelne Bereiche im Geld<br />
schwimmen? Aber das Gegenteil<br />
ist der Fall: Allenthalben hören<br />
wir von jährlichen Kürzungen<br />
der Mittel. Das muss doch<br />
die staatlichen Stellen elektrisieren,<br />
die von Amts wegen für<br />
Kontrolle und Analyse verantwortlich<br />
sind.<br />
Werner Lorek<br />
Thale (Sachsen-Anhalt)<br />
Leserbriefe geben die Meinung des<br />
Schreibers wieder, die nicht mit der<br />
Redaktionsmeinung übereinstimmen<br />
muss. Die Redaktion behält sich vor,<br />
Leserbriefe gekürzt zu veröffentlichen.<br />
WirtschaftsWoche<br />
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40045 Düsseldorf<br />
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Bei Zuschriften per E-Mail bitten wir<br />
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FOTO: HUGO BOSS<br />
104 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Die Angaben bezeichnen den<br />
Anfang des jeweiligen Artikels<br />
A<br />
ABB............................................................. 70<br />
Abcam......................................................... 58<br />
Adidas..........................................................47<br />
Adincon....................................................... 58<br />
Air Liquide....................................................97<br />
Airbus.......................................................... 54<br />
Alando......................................................... 58<br />
Alibaba.........................................................93<br />
Allianz....................................................58, 78<br />
Alstom......................................................... 10<br />
Amazon............................................52, 88, 93<br />
Anheuser-Busch Inbev..................................97<br />
Arista...........................................................88<br />
Audi....................................................... 44, 49<br />
Axa.............................................................. 78<br />
B<br />
Barclays.......................................................95<br />
Barclays Bank.............................................. 50<br />
BASF......................................................47, 94<br />
BAT..............................................................97<br />
Bayer..................................................... 47, 58<br />
Beijing Publishing Group............................... 52<br />
Roland Berger.............................................. 70<br />
Bertelsmann...........................................47, 58<br />
BFG-Bank.....................................................70<br />
BNP.............................................................95<br />
Bosch...........................................................47<br />
Burger King.................................................. 55<br />
C<br />
Caisse des dépôts.........................................56<br />
Calico...........................................................58<br />
Celesio.........................................................70<br />
Cells4Health.................................................68<br />
Cisco......................................................69, 88<br />
Cleanagents................................................. 58<br />
CNN.............................................................50<br />
CNPC........................................................... 32<br />
Comcast.........................................................8<br />
Commerzbank.............................................. 58<br />
Credit Suisse................................................ 95<br />
D<br />
Daimler............................................ 44, 47, 49<br />
DaimlerChrysler............................................70<br />
Danone........................................................ 94<br />
Dassault.......................................................56<br />
DCNS........................................................... 54<br />
Deutsche Bank........................... 47, 50, 70, 95<br />
Deutsche Lufthansa......................................47<br />
Deutsche Telekom........................................58<br />
Donner & Reuschel.......................................70<br />
Dorling Kindersley.........................................52<br />
Dr.-Richard-Bruhn-Hilfe-Altersversorgung der<br />
AUTO UNION................................................ 44<br />
DvH Ventures............................................... 16<br />
E<br />
E.On.............................................................56<br />
EADS........................................................... 54<br />
Earlybird.......................................................58<br />
Ebay.............................................................58<br />
ebm-pabst....................................................20<br />
EnBW...........................................................56<br />
Epic Companies............................................58<br />
E-Plus.......................................................... 11<br />
Ergo............................................................. 78<br />
EY................................................................70<br />
Eyeglass24...................................................58<br />
F<br />
Facebook..................................................... 88<br />
G<br />
Gazprom................................................ 32, 94<br />
Generali....................................................... 78<br />
Get2Play...................................................... 58<br />
Google......................................................... 52<br />
Groupama.................................................... 56<br />
H<br />
HDI Lebensversicherung............................... 78<br />
HDW............................................................ 54<br />
Heisse Kursawe Eversheds............................91<br />
Helpling....................................................... 58<br />
Heuking Kühn...............................................86<br />
Hochtief.......................................................86<br />
Hoechst....................................................... 47<br />
Homejoy.......................................................58<br />
HSBC........................................................... 95<br />
Hudora.........................................................20<br />
Marita Huurinainen.......................................16<br />
I<br />
IBM..............................................................11<br />
Immobilienscout24.......................................58<br />
K<br />
Kienbaum Executive Consultants...................70<br />
Krupp...........................................................47<br />
L<br />
Leinemann Partner....................................... 86<br />
Leinentausch................................................58<br />
Linklaters..................................................... 86<br />
Lonely Planet................................................52<br />
M<br />
MairDuMont................................................. 52<br />
Maxdome....................................................... 8<br />
McKesson.................................................... 16<br />
Media Control...............................................52<br />
Metallgesellschaft........................................ 70<br />
Metro...........................................................70<br />
Microsoft................................................58, 96<br />
Mister Spex.................................................. 58<br />
Musicload.................................................... 58<br />
N<br />
Nestlé.......................................................... 94<br />
Netflix............................................................ 8<br />
Nippon Telegraph & Telephone..................... 96<br />
O<br />
Oetker..........................................................47<br />
P<br />
Peek & Cloppenburg..................................... 70<br />
Permira........................................................70<br />
ProSiebenSat.1.........................................8, 58<br />
Q<br />
Qlearning..................................................... 58<br />
R<br />
Reputami..................................................... 58<br />
Rewe............................................................58<br />
Roche.......................................................... 58<br />
Rocket Internet............................................ 58<br />
RWE.......................................................56, 70<br />
S<br />
Saab............................................................ 54<br />
Schokoladniza.............................................. 55<br />
Scholz&Friends............................................ 16<br />
Alfred H. Schütte.......................................... 20<br />
Siemens..................................... 10, 47, 54, 94<br />
SnapClip...................................................... 58<br />
Softbank...................................................... 93<br />
Strenesse.....................................................13<br />
Suez Environnement..................................... 56<br />
Sulo............................................................. 56<br />
T<br />
Telefónica.................................................... 11<br />
ThyssenKrupp.........................................54, 93<br />
Transdev...................................................... 56<br />
Tripadvisor................................................... 52<br />
U<br />
Uber.............................................................14<br />
UBS............................................................. 50<br />
V<br />
Vattenfall......................................................56<br />
Veolia.....................................................56, 57<br />
Verlagsgruppe Handelsblatt.......................... 16<br />
Vigour.......................................................... 58<br />
Volkswagen...................................... 44, 47, 49<br />
W<br />
Wer-kennt-wen.............................................58<br />
WhatsApp.................................................... 58<br />
X<br />
XCell............................................................ 68<br />
Y<br />
Yahoo...........................................................93<br />
YFE.............................................................. 11<br />
Yi-Ko-Holding...............................................55<br />
Z<br />
Zalando........................................................58<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Nr. 22 1<strong>05</strong><br />
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Ausblick<br />
„Wir werden die einzige wirklich<br />
globale Investmentbank<br />
mit Sitz in Europa sein.“<br />
Anshu Jain<br />
Co-Vorstandschef der Deutschen<br />
Bank, über die Kapitalerhöhung<br />
„Natürlich kann man<br />
die deutsch-amerikanischen<br />
Beziehungen nicht ohne<br />
Herz betreiben, sie brauchen<br />
auch Verstand und Interesse.“<br />
Thomas de Maizière<br />
Bundesinnenminister (CDU)<br />
„Keine Finanzinstitution,<br />
unabhängig von ihrer Größe<br />
und ihrer globalen Reichweite,<br />
steht über dem Gesetz.“<br />
Eric Holder<br />
US-Justizminister, zur Strafe gegen<br />
die Bank Credit Suisse wegen Beihilfe<br />
zur Steuerhinterziehung<br />
„Eine Entflechtung, wie<br />
sie bei Strom – und Gasnetzen<br />
durchgesetzt wurde, muss<br />
ernsthaft erwogen werden.“<br />
Sigmar Gabriel<br />
Bundeswirtschaftsminister (SPD),<br />
über Google<br />
„Im Moment ist<br />
kein freier Posten da.“<br />
Ulrich Lehner<br />
Chef des Telekom-Aufsichtsrats,<br />
zum Vorschlag eines Aktionärs,<br />
den amerikanischen Ex-Agenten<br />
Edward Snowden wegen seiner<br />
technischen Kenntnisse ins<br />
Kontrollgremium zu wählen<br />
„Ursprung ist die<br />
blanke Geldgier eines Profifußballvereins,<br />
der in Gestalt<br />
seines Managers den Hals nicht<br />
voll kriegen konnte.“<br />
„Es gibt im 21. Jahrhundert<br />
nicht den Bierdeckel, auf dem<br />
wir tanzen können.“<br />
Wolfgang Schäuble<br />
Bundesfinanzminister (CDU), in<br />
Anspielung auf den früheren<br />
CDU-Politiker Friedrich Merz, der<br />
eine Steuererklärung forderte,<br />
die auf einen Bierdeckel passt<br />
Christian Ude<br />
Ex-Oberbürgermeister von München<br />
(SPD), über den Ex-Präsidenten<br />
von Bayern München, Uli Hoeneß,<br />
der wegen Steuerhinterziehung<br />
zu einer Haftstrafe verurteilt wurde<br />
„Fußball ist schon<br />
ein sehr<br />
kapitalistischer Sport.“<br />
„Ich denke, dass jeder Europäer,<br />
jeder gebildete und<br />
zivilisierte Mensch nicht anders<br />
kann, als Deutschland<br />
zu lieben. Ein Land, das ein<br />
Vorbild ist an Disziplin,<br />
Gemeinsinn, Effizienz und<br />
Freiheit. Das ist das<br />
Deutschland, das ich liebe und<br />
das viele Italiener als<br />
Modell ansehen.“<br />
Hans-Joachim Watzke<br />
Geschäftsführer des börsennotierten<br />
Fußballbundesligisten<br />
Borussia Dortmund<br />
„Die Hälfte seiner<br />
Arbeitszeit sollte sich<br />
ein Vorstandschef mit seinen<br />
Mitarbeitern beschäftigen.“<br />
Rüdiger Grube<br />
Vorstandsvorsitzender der<br />
Deutschen Bahn,<br />
über Personalführung<br />
Silvio Berlusconi<br />
Italiens Ex-Ministerpräsident<br />
„Der nächste Präsident der<br />
Europäischen Kommission<br />
steht hier auf dieser Bühne und<br />
Sie reden gerade mit ihm.“<br />
Martin Schulz<br />
Spitzenkandidat der<br />
Sozialdemokraten bei den<br />
Europa-Wahlen, im Wahlkampf<br />
„Ich bin ein Mann<br />
des Konsenses.“<br />
Jean-Claude Juncker<br />
Spitzenkandidat der Europäischen<br />
Volkspartei (EVP)<br />
»Wenn eines Tages Öl<br />
und Gas erschöpft sind, werden<br />
wir nicht wieder zurück<br />
auf unsere Kamele steigen.«<br />
Hamad bin Jassim bin Jabr al-Thani<br />
Scheich und Ex-Ministerpräsident des Golfstaates Katar, der sechs Prozent an<br />
der Deutschen Bank übernimmt und damit größter Aktionär wird<br />
„Eher ja. Aber ich<br />
möchte jetzt nicht an einen<br />
Lügendetektor<br />
angeschlossen werden.“<br />
Dietmar Hopp<br />
Gründer des Softwarekonzerns SAP,<br />
auf die Frage, ob er alles<br />
wieder so machen würde<br />
„Berlin! Was dort wächst,<br />
ist im Weltmaßstab<br />
betrachtet Bonsai.“<br />
Wolfgang Reitzle<br />
Ex-Vorstandsvorsitzender des<br />
Münchner Dax-Konzerns Linde,<br />
zur Gründerszene in Berlin<br />
ILLUSTRATION: TORSTEN WOLBER<br />
106 Nr. 22 <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Einblick<br />
Politik ohne Ehrgeiz<br />
Berlin ist mit sich selbst beschäftigt. Gut so. Das<br />
schafft Freiraum für Eigeninitiative. Von Lothar Kuhn<br />
TITELILLUSTRATION: DMITRI BROIDO; FOTO: JOHANN SEBASTIAN KOPP FÜR WIRTSCHAFTSWOCHE<br />
SSeit knapp einem halben Jahr werkelt in Berlin die große Koalition unter<br />
Bundeskanzlerin Angela Merkel – der ehemaligen Umweltministerin.<br />
Bisher ist nicht erkennbar, was diese Regierung in Sachen Umwelt erreichen<br />
will. Im Koalitionsvertrag taucht das Thema nur als Unterunterpunkt<br />
auf. Bei der derzeit heftig diskutierten Energiewende geht es nur noch um<br />
die Kosten für die Stromkunden. Das ursprüngliche Ziel, den Kohlendioxidausstoß<br />
zu senken und damit die Erderwärmung zu verlangsamen, scheint die Politik<br />
nicht mehr recht zu interessieren. Auf die Klimabilanz für 2013 folgte jedenfalls keine<br />
Reaktion, obwohl die CO 2 -Emissionen in Deutschland erneut gestiegen sind. Auch <strong>vom</strong><br />
„Sofortprogramm für den Klimaschutz“ fehlt jede Spur, das die bisher noch wenig präsente<br />
Umweltministerin Barbara Hendricks bereits Anfang des Jahres versprochen hat.<br />
Nicht nur beim Klima ist der Handlungsdruck groß: Viele deutsche Städte leiden unter<br />
Feinstaub, in Stuttgart, München oder Berlin überschreitet die Belastung regelmäßig<br />
die Grenzwerte. Der Flächenverbrauch ist weiter zu hoch. Die Recyclingquoten etwa für<br />
Hausmüll stagnieren statt zu steigen. Eigentlich genug zu tun für Hendricks.<br />
SELBST IST DER BÜRGER – UND DER UNTERNEHMER<br />
Doch die Politik scheint vor allem um sich selbst zu kreisen. Kein Wunder, dass immer<br />
weniger Menschen interessiert, was in Berlin passiert. Stattdessen werden sie selbst aktiv.<br />
So wie der Berliner Johannes Weber. Er hat einen Holzkasten entwickelt, in der Hobbyimker<br />
Bienen auf dem Balkon halten können. Er leistet so einen Beitrag gegen das Bienensterben<br />
und hat dafür gerade einen der begehrten GreenTec Awards erhalten (siehe Seite 14).<br />
Oder wie Bosch. Der Autozulieferer baut ein eigenes Sammelsystem für gebrauchte Produkte<br />
auf und verkauft die wiederaufbereiteten Starter und Bremsen (siehe Seite 10). Oder<br />
wie Coca-Cola. Der Konzern will künftig in Deutschland nur noch Plastikflaschen aus nachwachsenden<br />
Rohstoffen einsetzen statt aus fossilem Erdöl. Das ist ein Schritt in Richtung Bioökonomie,<br />
die der Natur einen ganz anderen Wert in der Wirtschaft geben will (siehe Seite 6).<br />
All das ist erst der Anfang. Der Trend zu Selbstverantwortung und Eigeninitiative könnte<br />
unsere gesamte Wirtschaftsordnung umkrempeln, wenn Bestseller-Autor Jeremy<br />
Rifkin recht behält (siehe Seite 24). Seine Prognose: Künftig entwerfen wir Produkte selbst<br />
am Computer und fertigen sie mit 3-D-Druckern. Wohnung und Autos teilen wir mit<br />
anderen. Gemeinsinn löst das Streben nach Gewinn ab.<br />
Und die Politik? Die kommt bei Rifkin gar nicht mehr vor.<br />
■<br />
Überblick<br />
4 Trends Strategien gegen Hunger |<br />
Schwimmende Windräder | Möbel<br />
aus Pappe | Nachhaltigkeitsportale<br />
für Verbraucher | Kraftwerk to go<br />
SCHWERPUNKT: BIOÖKONOMIE<br />
6 Wirtschaftswachstum Eine<br />
neue Wohlstandsformel setzt auf<br />
die Produktivkraft der Natur<br />
10 Rohstoffe Konzerne wie Apple<br />
bauen Materialkreisläufe auf<br />
12 Biotechnik Pflanzen ersetzen<br />
klimaschädliches Erdöl<br />
14 GreenTec Awards Preisgekrönte<br />
Ökopioniere<br />
18 Grafik Wie neueste Technik Schiffe<br />
sauberer und sparsamer macht<br />
20 Geld Was taugen grüne Hausratpolicen<br />
und alternative Krankenkassen?<br />
22 Ranking Die nachhaltigsten Marken<br />
24 Denkbar Kapitalismus am Ende?<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 3<br />
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Trends<br />
Salat-Zaun Immer mehr Städter bauen wie in Frankfurt Gemüse an<br />
WELTERNÄHRUNG<br />
Verschwenden beenden<br />
Farmen in der Stadt und neue Techniken für die Pflanzenzüchtung sollen helfen,<br />
die Menschheit satt zu machen. Dabei gäbe es genug Lebensmittel.<br />
Gut sieben Milliarden Menschen leben auf der<br />
Erde, fast ein Siebtel hungert. Zwar ist die<br />
Welternährungsorganisation FAO optimistisch,<br />
den Hunger nicht nur eindämmen,<br />
sondern ganz überwinden zu können. Doch<br />
Wissenschaftler der University of Minnesota<br />
bezweifeln das. Ihren Studien zufolge steigen<br />
die Erträge von Reis, Mais, Weizen und Sojabohnen<br />
nicht stark genug an, um die wachsende<br />
Nahrungsnachfrage zu stillen. Bereits<br />
2<strong>05</strong>0 müssten Bauern doppelt so viel ernten<br />
wie heute – 100 Prozent mehr. Bei der derzeitigen<br />
Entwicklung lassen sich die Erträge<br />
den Forschern zufolge bis dahin aber nur<br />
um rund 67 Prozent erhöhen.<br />
Um dem Problem Herr zu werden, gibt es<br />
zurzeit drei große Trends: In vielen Metropolen<br />
hat sich Urban Farming durchgesetzt.<br />
Stadtbewohner bauen Obst und Gemüse vor<br />
ihrer Haustür an, statt es von weit her heranzuschaffen.<br />
Zweitens wollen Pflanzenforscher<br />
Mais und andere Feldfrüchte auch mithilfe<br />
der Gentechnik so umzüchten, dass die Ernte<br />
wächst. Allerdings sind gentechnisch veränderte<br />
Pflanzen, die heute vor allem in Schwellen-<br />
und Entwicklungsländern zum Einsatz<br />
kommen, in Europa höchst umstritten.<br />
KORREKTUR MIT WIRKUNG<br />
Für die FAO ist das Hauptproblem nicht der<br />
Mangel an Lebensmitteln, sondern die<br />
Verschwendung. Jedes Jahr werden rund 1,3<br />
Milliarden Tonnen Lebensmittel weggeschmissen<br />
– ungefähr ein Drittel der globalen<br />
Produktion. Allein in Deutschland sind es<br />
einer Studie der Universität Stuttgart zufolge<br />
elf Millionen Tonnen, die Unternehmen und<br />
Privathaushalte jährlich verderben lassen<br />
(siehe Grafik). Dabei würden oft schon kleine<br />
Korrekturen der Verschwendung entgegenwirken:<br />
bessere Produktionsplanung in der<br />
Industrie, genaueres Wissen über Abnahmemengen<br />
bei Großverbrauchern sowie ein vernünftiger<br />
Umgang mit Mindesthaltbarkeitsdaten<br />
– und eine größere Wertschätzung von<br />
Lebensmitteln bei uns allen.<br />
Kampf dem Verderb<br />
Haushalte werfen die meisten<br />
Lebensmittel weg... (in Prozent)<br />
Hotel,<br />
Kliniken,<br />
Schulen<br />
etc.<br />
Handel<br />
17<br />
Nahrungsmittelindustrie<br />
Gesamt:<br />
11 Millionen<br />
Tonnen pro<br />
Jahr<br />
...am meisten verschwenden sie<br />
Gemüse und Obst (in Prozent)<br />
<strong>26</strong><br />
Gemüse<br />
18<br />
Obst<br />
15<br />
Backwaren<br />
Speisereste<br />
Milchprodukte<br />
Getränke<br />
Fleisch und Fisch<br />
Teigwaren<br />
Sonstiges<br />
12<br />
87653<br />
17<br />
5<br />
Quelle: UniversitätStuttgart<br />
61<br />
Haushalte<br />
4 Redaktion: martin.roos@wiwo.de, benjamin reuter<br />
Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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OFFSHORE-WINDRÄDER<br />
Freischwimmer<br />
Bisher wiegen Fundamente für Offshore-<br />
Windanlagen rund 1000 Tonnen und werden<br />
von Maschinen in den Meeresboden<br />
gerammt. Die Gründung der Meereskraftwerke<br />
stört nicht nur lärmempfindliche<br />
Schweinswale, sie macht auch rund ein<br />
Viertel der Kosten einer Windanlage auf<br />
hoher See aus. In einer ehemaligen Werft<br />
in Stralsund arbeitet das Dresdner Unternehmen<br />
Gicon an einem schwimmenden<br />
Fundament, das am Meeresgrund mit<br />
Kabeln verankert wird. Es soll 670 Tonnen<br />
wiegen und kann von Schleppern samt<br />
Windturbine aufs Meer gezogen werden.<br />
Die einfache Installation senkt laut Gicon<br />
die Kosten von Offshore-Windstrom auf 10<br />
Cent je Kilowattstunde gegenüber 11 bis<br />
15 Cent heute. Auch in Norwegen und<br />
Japan sind schwimmende Fundamente im<br />
Test. Ein weiterer Vorteil: Sie lassen sich<br />
auch montieren, wo das Meer zu tief ist,<br />
um sie in den Boden zu rammen.<br />
MÖBEL<br />
Pappkameraden<br />
Es war ein Berliner, der in den Sechzigerjahren das wohl seltsamste Material<br />
für Möbel entdeckte. Der renommierte Produktdesigner Peter Raacke brachte<br />
damals einen Sessel und einen Tisch aus Wellpappe auf den Markt. Als ihren<br />
größten Vorteil pries er deren geringes Gewicht. Die Idee geriet in Vergessenheit.<br />
Doch nun gewinnt sie neue Anhänger – diesmal begeistern sich Designer<br />
vor allem aus ökologischen Gründen für das Material. Zum Beispiel die des<br />
Berliner Unternehmens Stange Design. Dessen Stühle, Kommoden und<br />
Zeitungsständer (siehe Bild rechts) bestehen fast vollständig aus recyceltem<br />
Papier, das mit speziellen Papierfasern<br />
stabil und haltbar gemacht wird. Zum Beweis<br />
der Robustheit versammelte der<br />
Möbelhersteller schon einmal eine ganze<br />
Schulklasse auf einem Bett. Die Möbel sind<br />
preiswert. Die Schlafstatt kostet 130 Euro<br />
und lässt sich komplett recyceln. Ein<br />
Schweizer Hersteller bietet Särge aus Papier<br />
an. Seine Peace Boxes verrotten mit der Zeit.<br />
Auch die Braunschweiger Marcus Anlauff<br />
und Ludwig Prüßas setzen mit ihrem Startup<br />
Kartoni auf den grünen Rohstoff. Sie<br />
bauen Tischkicker aus Pappe. Sie kosten 80<br />
Euro und sollen sogar Wutanfälle aushalten.<br />
FOTOS: CORBIS/F1ONLINE, STANGE-DESIGN, JAHRESZEITENVERLAG/CHRISTIAN TEUBNER<br />
DIGITALE RATGEBER<br />
Gute Ware –<br />
schlechte Ware<br />
Vom Joghurt über Fisch bis zum T-Shirt – mittlerweile<br />
befindet sich auf fast jedem Produkt eine Angabe, wo<br />
es herkommt. Dagegen fehlen weiterhin Informationen<br />
über die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten<br />
und die Umweltverträglichkeit der verwendeten Materialien.<br />
Mehrere Initiativen im Internet wollen auch<br />
dort jetzt Transparenz schaffen. Zum Beispiel die<br />
Web-Seite provenance.it aus Großbritannien. Nutzer<br />
und Unternehmen können auf der Plattform Informationen<br />
eingeben, ob Arbeiter vernünftig bezahlt<br />
werden und Rohstoffe aus ökologischem Anbau<br />
stammen. Das US-Start-up sourcemap.com stellt die<br />
Lieferketten internationaler Konzerne auf interaktiven<br />
Karten dar. In Deutschland klärt die Verbraucherzentrale<br />
auf lebensmittelklarheit.de über Inhaltsstoffe<br />
und Herkunft viel gekaufter Produkte auf.<br />
140<br />
Millionen Tonnen Plastikmüll<br />
schwimmen im Meer – das ist<br />
dreieinhalbmal so viel wie die<br />
Menge des Kunststoffs PET,<br />
die jährlich für die Herstellung<br />
von Flaschen, Folien<br />
und Textilfasern verwendet<br />
wird. Den Müll einzusammeln<br />
ist schwierig – 70 Prozent<br />
treiben nicht an der Oberfläche,<br />
sondern in der Tiefe.<br />
60<br />
Prozent der deutschen Maschinen-<br />
und Anlagenbauer<br />
halten Nachhaltigkeit bei der<br />
Produktentwicklung für nicht<br />
so wichtig. Erst eine Minderheit,<br />
nämlich 35 Prozent, berücksichtigt<br />
explizit grüne<br />
Kriterien – so das Ergebnis<br />
einer aktuellen PwC-Studie.<br />
GADGETS<br />
Kraftwerk<br />
to go<br />
Wer sein Smartphone aufladen will, hat<br />
dafür bisher zwei Möglichkeiten: Er steckt<br />
es an eine Steckdose oder füllt seinen Akku<br />
über ein tragbares Ladegerät. Jetzt kommt<br />
eine neue Variante hinzu. Das britische<br />
Unternehmen Intelligent Energy, ein Spezialist<br />
für mobile Energiespeicher, hat eine<br />
tragbare Brennstoffzelle mit dem Namen<br />
Upp entwickelt. Das Gerät produziert aus<br />
Wasserstoff und Sauerstoff Strom, der<br />
unterwegs Laptops und Smartphones aufladen<br />
kann. Ein Sicherheitszertifikat hat das<br />
Upp, das so groß wie eine Taschenlampe ist<br />
und rund 140 Euro kosten soll, gerade erhalten.<br />
Den Wasserstoff liefern Kapseln, die<br />
das Unternehmen vertreibt. Eine Füllung<br />
soll einen Handyakku fünf Mal aufladen<br />
können. Kürzlich hat auch das schwedische<br />
Unternehmen myFC mit dem PowerTrekk<br />
einen handlichen Brennstoffzellen-Lader<br />
auf den Markt gebracht. Er nutzt mit einem<br />
Spezialsalz gefüllte Kartuschen. Das Salz<br />
reagiert mit Wasser und erzeugt dabei<br />
Wasserstoff für die Brennstoffzellen. Auch<br />
er kostet rund 140 Euro.<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 5<br />
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Schwerpunkt Bioökonomie<br />
Inventur der Natur<br />
WIRTSCHAFTSWACHSTUM | Vermüllte Meere, vergiftete Böden, Millionen Umwelttote:<br />
Ist der Preis für unseren Wohlstand die Zerstörung der Erde? Oder lässt sich der<br />
Teufelskreis durchbrechen? Forscher entwickeln Modelle, die das Kapital der Ökosysteme<br />
bewahren und Elektroautos wie Energiewende als grüne Irrtümer entlarven.<br />
740<br />
Mrd. Euro<br />
Wert der naturbelassenen<br />
Flächen<br />
in Deutschland<br />
E<br />
s ist der 1. Mai. Auf dem Marienplatz<br />
vor dem Münchner Rathaus fordern<br />
Gewerkschaftsfunktionäre und Hunderte<br />
ihrer Mitglieder höhere Löhne<br />
und bessere Renten. Sie schwenken<br />
Fahnen, blasen in Trillerpfeifen, entrollen<br />
Transparente. Im Kern geht es an diesem Traditionstag<br />
der Arbeiterbewegung seit Jahrzehnten immer<br />
um dieselbe Frage: Wie verteilt sich das erzielte<br />
Wirtschaftswachstum auf Löhne und Kapital?<br />
Die Natur hat hier keiner im<br />
Sinn. Ganz anders die bunte<br />
Schar, die zur gleichen Stunde<br />
wenige Kilometer entfernt am<br />
Rande des Olympiageländes<br />
durch einen Gemeinschaftsgarten<br />
zieht.<br />
Die Erwachsenen jeden Alters<br />
und Kinder basteln Samenbomben,<br />
um Wildkräuter<br />
auszusäen, bepflanzen Beete<br />
und bestaunen einen frisch<br />
aufgestellten Bienenstock. Ihr Anliegen: Sie wollen zumindest<br />
einen kleinen Beitrag zum Erhalt der ökologischen<br />
Vielfalt in der Stadt leisten.<br />
Man kann sie als grüne Schwärmer belächeln. Doch<br />
Vordenker eines ökologischen Wirtschaftsmodells wie<br />
der Inder Pavan Sukhdev, ehemaliger Top-Manager<br />
der Deutschen Bank, oder Ernst Ulrich von Weizsäcker,<br />
einer der Präsidenten des Club of Rome, halten die<br />
Umweltaktivisten für die kommende ökonomische<br />
Avantgarde. Denn zumindest instinktiv haben sie begriffen,<br />
welch enormen Beitrag die Natur für unser<br />
Wohlergehen leistet. Doch während Arbeit und Kapital<br />
mächtige Bataillone ins Gefecht schicken, um ihre Interessen<br />
zu wahren, mangelt es ihr an Fürsprechern.<br />
Schlimmer noch: Der Wert der Natur wird weitgehend<br />
ignoriert – und es fehlt das Bewusstsein, wie dramatisch<br />
schnell das herrschende Wirtschaftsmodell<br />
unsere Lebensgrundlagen zerstört.<br />
Doch welches Konzept könnte an dessen Stelle treten?<br />
Wie lassen sich Ökonomie und Ökologie versöh-<br />
Die Umwelt ist<br />
ebenso wichtig<br />
wie Arbeit<br />
und Kapital<br />
Manager, Politiker und Forscher überall auf der Welt<br />
nach der Formel für grünes Wachstum, die das einlöst.<br />
Schon das Beispiel der Bienenstöcke illustriert, was<br />
auf dem Spiel steht. Es geht nicht um Romantik, nicht<br />
darum, ob es auf Wiesen und Feldern summt und<br />
brummt. Vielmehr sind 90 Prozent aller Blütenpflanzen<br />
weltweit – Birnen, Tomaten, Raps, Erdbeeren – auf<br />
die Befruchtung durch die Insekten angewiesen. Sonst<br />
tragen sie keine Früchte. Doch überall sterben die Bienen,<br />
schlagen Imker Alarm. Bestimmte Wirkstoffe in<br />
Pflanzenschutzmitteln raffen<br />
die Völker dahin, so der Verdacht.<br />
Wird das Sterben nicht<br />
gestoppt, gerät nicht weniger<br />
als die Ernährung der Weltbevölkerung<br />
in Gefahr.<br />
Wegen dieser Bedeutung<br />
sind bei den diesjährigen<br />
GreenTec Awards, die vorbildliche<br />
grüne Innovationen küren,<br />
gleich zwei Bienenprojekte<br />
ausgezeichnet worden: das in<br />
München und ein Bienenstock für Hobbyimker, der<br />
aussieht wie ein Blumenkasten und sich auf jeden Balkon<br />
hängen lässt (siehe Seite 16).<br />
Die Mehrzahl der Menschen missachtet das Naturkapital,<br />
weil es wie Luft nichts kostet oder der Preis unbekannt<br />
ist. Wirtschaftswissenschaftler sprechen von<br />
der ökonomischen Unsichtbarkeit der Natur. Was aber<br />
anscheinend umsonst ist, kann nicht, so die Logik, in<br />
Kosten-Nutzen-Betrachtungen eingehen und wird wenig<br />
geschätzt.<br />
REICHTUM DER BIOSPHÄRE<br />
Forscher wollen das ändern und beginnen, den Wert<br />
der Natur zu erfassen – in Form von Dienstleistungen<br />
eines Ökosystems. Die ersten Zahlen, die sie präsentieren,<br />
geben einen Eindruck davon, welchen Reichtum<br />
365<br />
die Biosphäre für uns schafft.<br />
Mrd. Dollar<br />
Die Bestäubungsleistung der Bienen schätzen Wissenschaftler<br />
zum Beispiel global auf jährlich 365 Milliar-<br />
Wert der jährlichen<br />
Bestäubung durch<br />
den Dollar. Diese Leistung taucht in keiner Unternehmensbilanz<br />
auf. Für die naturbelassenen Flächen in Bienen weltweit nen? Mit Hochdruck suchen verantwortungsbewusste<br />
»<br />
ILLUSTRATIONEN: MARTIN HAAKE<br />
6 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 7<br />
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Schwerpunkt Bioökonomie<br />
»<br />
Deutschland, rund zehn Prozent des Staatsgebiets,<br />
haben Forscher einen Wert von 740 Milliarden Euro im<br />
Jahr errechnet. Die Naturreservate versorgen uns mit<br />
Sauerstoff, reinigen Grundwasser, schaffen fruchtbare<br />
Böden und bieten Pflanzen und Tieren Rückzugsgebiete.<br />
Das Problem: Viele Leistungen lassen sich kaum bestimmen.<br />
Wie will ein Ökonom zum Beispiel den Erholungswert<br />
und den Lärmschutz von Parks bewerten?<br />
Dennoch wäre unser Leben ohne diese Funktionen<br />
merklich ärmer.<br />
Für den Hallenser Umweltökonomen Bernd Hansjürgens,<br />
der im Auftrag der Bundesregierung gerade<br />
das Naturkapital Deutschlands erfasst, ist klar: „Wir<br />
müssen die Leistungen der Natur bei der Bemessung<br />
des Wohlstands künftig in gleicher Weise berücksichtigen<br />
wie Arbeit und Kapital.“ Kurzum: Ein neuer ökonomischer<br />
Dreiklang ist notwendig.<br />
Unterbleibt das, droht eine Öko-Apokalypse. Ex-<br />
Banker Sukhdev tadelt vor allem die großen Konzerne<br />
Jährlich sterben sieben Millionen<br />
Menschen an verdreckter Luft<br />
für ihre Untätigkeit. Die 3000 größten haben nach seiner<br />
Schätzung allein 2010 Natur- und Umweltschäden<br />
in Höhe von 2,15 Billionen Dollar verursacht. Das entsprach<br />
immerhin etwa einem Siebtel der Wirtschaftsleistung<br />
der USA im gleichen Jahr. Die Zerstörungen zu<br />
reparieren überließen sie weitgehend der Allgemeinheit,<br />
kritisiert er. „Das kann so nicht weitergehen.“<br />
EXTREM VERSEUCHTE BÖDEN<br />
Tut es aber doch. China zum Beispiel erkauft sich seinen<br />
bei uns bewunderten Wirtschaftsboom äußerst<br />
teuer: 60 Prozent seines Grundwassers sind inzwischen<br />
ungenießbar und fast ein Fünftel seiner Böden<br />
extrem mit Schadstoffen verseucht. Und gerade erst<br />
hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ermittelt,<br />
dass weltweit jährlich rund sieben Millionen Menschen<br />
an verdreckter Luft sterben.<br />
Gefährdet sind auch Stadtbewohner in Europa, wo<br />
die WHO jährlich knapp 280 000 Todesfälle durch<br />
Smog registriert. In Deutschland atmen die Bewohner<br />
von Berlin, Essen, Krefeld und Gelsenkirchen die am<br />
stärksten belastete Luft.<br />
In Furcht erregendem Tempo werden inzwischen<br />
selbst abgelegene Regionen der Weltmeere Opfer skrupelloser<br />
Wohlstandsmehrung. Zwei Mal durchquerte<br />
der australische Sportsegler Ivan Macfadyen den Pazifischen<br />
Ozean von Melbourne über Japan, Hawaii und<br />
die USA zurück nach Australien. Vor zehn Jahren umkreisten<br />
ihn auf seinem wochenlangen Törn Fischund<br />
Vögelschwärme im Überfluss. Dieses Mal war alles<br />
50<br />
Prozent<br />
aller Medikamente<br />
basieren auf<br />
Pflanzenwirkstoffen<br />
800<br />
Mrd. Dollar<br />
Wert aller<br />
pflanzlichen und<br />
tierischen Rohstoffe<br />
920600<br />
Euro<br />
Wert eines<br />
Korallenriffs pro<br />
Hektar und Jahr<br />
anders. Nur selten begegneten ihm Tiere; oft war das<br />
Wasser leer und die Luft gespenstisch still.<br />
Meeresbiologen kennen den Grund für das Verschwinden<br />
von Delfinen, Seeschildkröten und Albatrossen:<br />
Gigantische Mengen an Plastikmüll treiben in<br />
den Weiten der See. Die Tiere halten die Fetzen für<br />
Nahrung, fressen sie oder füttern ihren Nachwuchs damit.<br />
Ein tödlicher Irrtum, der viele das Leben kostet.<br />
ENTTARNTE GRÜNE MYTHEN<br />
Selbst manches Gut, das es vermeintlich im Überfluss<br />
gibt, trägt längst mächtig dazu bei, den Planeten zu zerstören<br />
– zum Beispiel Sand. Er steckt in verarbeiteter<br />
Form unter anderem in Solarzellen, Mikroprozessoren,<br />
Glas, Kosmetika und vor allem in Beton. Die Wüsten<br />
der Erde sind zwar voller Sand. Doch weil dort der<br />
Wind die Körner rund geschliffen hat, haften sie nicht<br />
aneinander. Deshalb muss beispielsweise das Wüsten-<br />
Emirat Dubai für seinen Bauboom Sand von den Meeresböden<br />
Australiens einführen. Der Abbau zerstört<br />
die Lebensräume von Fischen und Meerestieren.<br />
Längst zählt Sand zu den weltweit begehrtesten Rohstoffen.<br />
Die Kehrseite: Wegen der enormen Nachfrage<br />
wurde bereits die Hälfte der weltweiten Strände weggebaggert<br />
– ebenso viele unbewohnte Inseln.<br />
Es ist also höchste Zeit, Umweltschäden und Ressourcenverbrauch<br />
bei der Produktion von Gütern<br />
gründlich zu erfassen. Die Megainventur hat noch einen<br />
Vorteil. Sie entlarvt so manchen grünen Mythos.<br />
So zeigt der Chemiker und Umweltforscher Friedrich<br />
Schmidt-Bleek in seinem gerade erschienenen<br />
Buch „Grüne Lügen“, dass vermeintlich segensreiche<br />
Entwicklungen wie die Energiewende oder Elektroautos<br />
der Natur bei genauer Betrachtung mehr schaden<br />
als nutzen. Der 81-jährige Mitgründer des renommierten<br />
Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, der<br />
heute das Faktor 10-Institut in Paris leitet, gibt sich darin<br />
zornig wie ein junger Rebell.<br />
Um die Umweltbelastung eines Produkts lückenlos<br />
zu messen, schnallt er ihm einen ökologischen Rucksack<br />
auf. Er wiegt umso schwerer, je mehr natürliche<br />
Ressourcen – Rohstoffe, Wasser, Luft und Fläche – in<br />
dem Produkt stecken. Und zwar von der Herstellung<br />
bis zur Entsorgung. Zudem erfasst Schmidt-Bleek den<br />
materiellen Fußabdruck, den es während seines Lebens<br />
hinterlässt. Er bewertet außerdem, wie viel nützliche<br />
Dienste es in dieser Zeit leistet. Erst beide Größen<br />
zusammen erlauben seiner Meinung nach Aussagen<br />
darüber, wie stark Produkte und die mit ihnen verbundene<br />
Dienstleistungen die Natur belasten.<br />
Konkret: Ein Kleinwagen verbraucht zwar weniger<br />
Ressourcen als eine Limousine. Transportiert er aber<br />
immer nur den Fahrer, das größere Auto aber regelmäßig<br />
mehrere Personen, dreht sich die Bilanz zugunsten<br />
der Limousine.<br />
Eine krass irreführende Bilanz sieht Schmidt-Bleek<br />
bei der Elektromobilität. Alle starrten nur auf den<br />
Schadstoffausstoß, kritisiert er. Dabei steckten in den<br />
ILLUSTRATIONEN: MARTIN HAAKE<br />
8 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Elektromotoren und Batterien Stoffe wie Lithium, Kobalt,<br />
Neodym und Dysprosium. Deren Vorkommen<br />
seien sehr begrenzt;um sie zu gewinnen, würden riesige<br />
Mengen Wasser benötigt und es würden ganze<br />
Landstriche beim Abbau zerstört. „Die vermeintlich<br />
positive Wirkung schlägt in einen negativen Effekt für<br />
die Ökosphäre um“, schreibt der Forscher.<br />
Für „grüne Augenwischerei“ hält er auch Teile der<br />
Energiewende. Dort würden etwa die Fotovoltaik oder<br />
die Gebäudedämmung als Erfolge verklärt, weil sie anscheinend<br />
den CO 2 -Ausstoß senken. Doch sowohl Solarmodule<br />
wie Dämmplatten seien extrem materialintensive<br />
Güter. Würde hineingerechnet, wie viel Kohlendioxid<br />
bei ihrer Herstellung und Entsorgung frei<br />
würden, bliebe <strong>vom</strong> Jubel nichts mehr übrig.<br />
ÜBERDRUSS AM ÜBERFLUSS<br />
Was aber tun, um unseren Wohlstand auf eine umweltverträgliche<br />
Basis zu stellen und die Plünderung des<br />
Planeten zu stoppen? Eine Lösung könnte sein, weniger<br />
und anders zu konsumieren. Die Bereitschaft<br />
wächst dazu, wie Meinungsforscher herausgefunden<br />
haben. Vor allem Jüngere fühlen einen Überdruss am<br />
Überfluss. Doch mehr noch als durch Verzicht würde<br />
die Umwelt profitieren, wenn die Nutzung statt der Besitz<br />
eines Produkts in den Mittelpunkt rückte.<br />
Ein einfaches Beispiel macht das klar. Würden sich<br />
in einer Neubausiedlung die Bewohner wenige Bohrmaschinen<br />
teilen, um Dübel für Lampen, Gardinen<br />
und Bilder zu setzen, bliebe der materielle Fußabdruck<br />
der Geräte überschaubar. Schafft sich hingegen jeder<br />
eine eigene Maschine an, die dann jahrelang ungenutzt<br />
im Keller lagert, erhöht das den Ressourcenverbrauch<br />
und die Umweltbelastung um ein Vielfaches.<br />
Vordenker wie Schmidt-Bleek oder der Club-of-<br />
Rome-Präsident von Weizsäcker setzen aber vor allem<br />
auf ein anderes Mittel: eine Revolution der Ressourcenproduktivität.<br />
Verkürzt gesagt, wollen sie jede Ein-<br />
Forscher wollen die Ressourceneffizienz<br />
ums Fünffache steigern<br />
heit Wohlstand künftig mit mindestens 80 Prozent weniger<br />
Rohstoffen, Naturdienstleistungen und Energie<br />
erzeugen. Schmidt-Bleck nennt das die Dematerialisierung<br />
der Produktion.<br />
Zwei zentrale Instrumente auf diesem Weg zu einer<br />
Effizienzrevolution sind der Umstieg auf nachwachsende<br />
Rohstoffe und die ständige Neunutzung schon<br />
gewonnener Ressourcen per Recycling. Welche faszinierenden<br />
Möglichkeiten diese Technologien bieten,<br />
lesen Sie auf den folgenden Seiten.<br />
■<br />
dieter.duerand@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 9<br />
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Schwerpunkt Bioökonomie<br />
ROHSTOFFE<br />
Die Neumacher<br />
Apple will alte Rechner zurück, Bosch sammelt kaputte<br />
Bremsenteile, Philips setzt auf Altplastik im Küchengerät –<br />
wie Konzerne den Abfall abschaffen wollen.<br />
K<br />
ein anderes EU-Land sammelt so akribisch<br />
Müll wie die Bundesrepublik. Und dennoch:<br />
Nur rund die Hälfte der Plastikflaschen,<br />
Verpackungen und Bauteile für Elektronikgeräte<br />
wird in Deutschland zu Material für neue<br />
Produkte. Immer noch landen mehr als zwei Millionen<br />
Tonnen Kunststoff jährlich in Verbrennungsanlagen<br />
und sind für die Weiternutzung verloren. Auch die Deponien<br />
wachsen im Land der Recycler und Trenner<br />
unvermindert an; 2030 werden ihre Kapazitäten ausgeschöpft<br />
sein. Bis heute häufen sich zunehmende Mengen<br />
an Keramik, Bauschutt und auch Glas aus dem<br />
Hausmüll auf den Halden. Die Verschwendung von<br />
wertvollen Rohstoffen ist enorm.<br />
Und das hat für die Unternehmen finanzielle Folgen.<br />
Bis 2030 wird sich die Nachfrage nach Erz und Quarz,<br />
aus denen unter anderem Metall und Glas hergestellt<br />
wird, mehr als verdoppeln. Das hat die Unternehmensberatung<br />
Accenture errechnet. Die Nachfrage<br />
nach Erdöl und Erdgas, die auch als Grundstoffe der<br />
Chemieindustrie dienen, wird um 30 Prozent steigen.<br />
Da die Ressourcen begrenzt sind, drohen Unternehmen<br />
künftig starke Preissprünge. Den Ausweg aus der<br />
Knappheitsfalle sehen Experten im Aufbau einer<br />
Kreislaufwirtschaft. Das bedeutet: Schluss mit der Einweg-Ökonomie.<br />
Rohstoffe und Materialien müssen in<br />
neuen Produkten Wiederverwendung finden.<br />
Dieses Konzept ist auch als Cradle-to-Cradle bekannt<br />
(von der Wiege zur Wiege) und wurde maßgeblich<br />
<strong>vom</strong> deutschen Chemiker Michael Braungart entwickelt.<br />
Braungart lehrt an der Twente-Universität im<br />
niederländischen Enschede und leitet das Deutsche<br />
Umweltinstitut in Hamburg. Er kritisiert: Das seit Jahren<br />
betriebene Recycling sei in Wahrheit nur ein<br />
Downcycling. Mit wenigen Ausnahmen landeten wiedergewonnene<br />
Rohstoffe nicht in neuen, gleichwertigen<br />
Produkten, sondern in Parkbänken oder Schallschutzwänden.<br />
„Stattdessen“, fordert er, „müssen Produkte<br />
künftig in Stoffkreisläufen funktionieren.“<br />
Das Potenzial der Idee ist gewaltig. Allein deutsche<br />
Unternehmen würden, wenn sie gebrauchte statt neu<br />
gewonnene Rohstoffe nutzen würden, laut der Unternehmensberatung<br />
McKinsey 70 bis 170 Milliarden Euro<br />
pro Jahr an Materialkosten sparen. Europaweit wären<br />
es mehr als 400 Milliarden. Deswegen „muss es das<br />
Ziel sein, bei einer wachsenden Weltwirtschaft weniger<br />
Ressourcen zu verbrauchen“, glaubt Martin Stuchtey,<br />
Direktor des McKinsey-Nachhaltigkeitsinstituts.<br />
GIGANTEN STEIGEN EIN<br />
Dem Berater zufolge könnten heute bereits zehn Prozent<br />
der globalen Materialströme im Kreislauf geführt<br />
werden. Wie das zu schaffen ist, will nun eine Gruppe<br />
von Unternehmen herausfinden, die sich vor wenigen<br />
Wochen beim Weltwirtschaftsforum in Davos zusammengeschlossen<br />
hat. Darunter befinden sich Giganten<br />
wie der indische Mischkonzern Kingfisher, Philips,<br />
Coca-Cola und der Umweltdienstleister Veolia.<br />
Dahinter steckt ein neuer Trend: Nicht mehr staatliche<br />
Initiativen treiben das Bemühen um geschlossene<br />
Stoffkreisläufe voran, sondern Unternehmen. So hat<br />
Lisa Jackson, Umweltchefin des IT-Riesen Apple, kürzlich<br />
eine Kreislaufwirtschaft als Fernziel ausgerufen.<br />
„Dafür müssen wir unsere eigenen Produkte künftig<br />
lückenlos wieder einsammeln“, sagt sie. Aluminium<br />
aus dem Gehäuse, das Glas des Displays, die Kunststoffe<br />
und Seltenen Erden aus dem Innenleben der Produkte<br />
– all das will Apple künftig wiederhaben und in<br />
neue Rechner und Handys stecken. Kunden sollen<br />
ausgediente Geräte in den Apple-Läden abgeben.<br />
»<br />
ILLUSTRATION: MARTIN HAAKE<br />
10 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Schwerpunkt Bioökonomie<br />
»<br />
Andere Unternehmen sind schon weiter. Der US-<br />
Teppichfliesenhersteller Interface stattet Büroräume<br />
mit Bodenbelag aus, der zu 100 Prozent aus recyceltem<br />
Nylon besteht – einem Kunststoffgarn, das sich unter<br />
anderem aus alten Fischernetzen gewinnen lässt.<br />
Wenn die Teppiche abgelaufen sind, nimmt sie Interface<br />
zurück, zerlegt sie in ihre Bestandteile und verarbeitet<br />
diese zu neuen Teppichen. „Um die gesamte<br />
Teppichproduktion umzustellen, fehlt uns aber das<br />
Altmaterial“, sagt Lindsey Parnell, Europachef des Unternehmens.<br />
Noch sind die weltweiten Sammelsysteme<br />
für Nylongarn zu löchrig. Aber Interface arbeitet<br />
derzeit mit anderen Unternehmen an einem Sammelsystem,<br />
um die Stoffströme zu schließen.<br />
PROBLEMFALL MISCHMATERIALIEN<br />
Bis zur perfekten Kreislaufwirtschaft gilt es noch eine<br />
Reihe von Problemen zu lösen: Wiederverwertetes<br />
Plastik lässt sich zum Beispiel kaum einfärben und<br />
wird deshalb meist ins Innere von Geräten eingebaut.<br />
Trotz dieser Einschränkung will das niederländische<br />
Elektronikunternehmen Philips den Anteil an recycelten<br />
Kunststoffen in seinen Produkten von heute zwei<br />
auf zehn Prozent 2015 steigern. Philips-CEO Frans van<br />
Houten ist überzeugt: „Materialkreisläufe zu schaffen<br />
und das Problem der Ressourcenknappheit zu lösen<br />
macht uns wettbewerbsfähiger.“<br />
Ein weitere Hürde auf dem Weg zu einer Kreislaufwirtschaft<br />
ist die Vielfalt der Materialien. „Es gibt heute<br />
gut 500 Kunststoffarten mit vielen Untergruppen, die<br />
sich vermischt kaum wiederverwerten lassen“, sagt<br />
McKinsey-Experte Stuchtey. Die Unternehmen sollten<br />
versuchen, sich auf gemeinsame Materialstandards zu<br />
einigen und weniger unreine Plastiksorten einzusetzen.<br />
Auch Mischmaterialien aus Papier, Metall und<br />
Kunststoff wie Tetra-Paks sind bis heute nur zu geringen<br />
Teilen wiederverwertbar. Um auch diese sogenannten<br />
Verbundmaterialien in den Stoffkreislauf zurückzuführen,<br />
hat das Bielefelder Start-up Saperatec<br />
eine spezielle Flüssigkeit entwickelt, die die Bestandteile<br />
in einer Art Wasserbad auftrennt (siehe Seite 16).<br />
Wiederverwertung bedeutet aber nicht zwangsläufig,<br />
jedes Produkt in seine Bestandteile zu zerlegen. So<br />
sammelt Bosch pro Jahr 11 000 gebrauchte Autoteile<br />
wieder ein, darunter Starter und Bremsenteile, und bereitet<br />
sie wieder auf. Der dänische Windanlagenbauer<br />
Vestas nimmt alte Windturbinen zurück, rüstet sie auf<br />
und verkauft sie günstig in Entwicklungsländer. Dort<br />
tun sie weitere 20 Jahre Dienst. Das zeigt: Der Kampf<br />
gegen den Müll beginnt weit vor der Tonne.<br />
■<br />
benjamin.reuter@wiwo.de<br />
BIOTECHNIK<br />
Phänomenale<br />
Metamorphose<br />
Weg <strong>vom</strong> klimaschädlichen Erdöl, hin zu Rohstoffen<br />
<strong>vom</strong> Acker: Bakterien und Enzyme produzieren schon<br />
heute massenweise Plastiktüten und Trinkflaschen.<br />
Bio schlägt Öl<br />
Kunststoffe ausbiologischhergestellter<br />
Bernsteinsäure<br />
belasten dieUmwelt<br />
deutlich weniger<br />
Energieverbrauch*<br />
97,7 -64,4 %<br />
Biobernsteinsäure<br />
Bernsteinsäure<br />
aus Erdöl<br />
CO 2 -Emission**<br />
7,1<br />
Biobernsteinsäure<br />
Bernsteinsäure<br />
aus Erdöl<br />
34,7<br />
-102,5 %<br />
-0,18<br />
* in MJ/kg Bernsteinsäure;<br />
** in kg C0 2/kg Bernsteinsäure;<br />
Quelle: BioAmber,<br />
Sarnia/Kanada<br />
Kreislaufwirtschaft spart Materialkosten<br />
von 400 Milliarden Euro<br />
W<br />
enn Biotechniker träumen, sieht die Welt<br />
so aus: Baumartige Reaktoren säumen<br />
die Straßen der energieautarken Zukunftsstadt.<br />
Die Gebilde sammeln mit<br />
überdimensionalen, grammofonartigen Trichtern<br />
Sonnenlicht ein. Sie nutzen dessen Energie, um Kohlendioxid<br />
per Fotosynthese – ähnlich wie Pflanzen –<br />
höchst effizient direkt in Kunststoffe, Kosmetika oder<br />
Biosprit umzuwandeln. Mit dem Treibstoff betanken<br />
die Menschen ihre Autos und heizen ihre Häuser. Die<br />
Karossen der Fahrzeuge bestehen nicht mehr aus<br />
Blech, sondern aus nachwachsenden Biokunststoffen,<br />
produziert mit 3-D-Druckern. Diese Minifabriken haben<br />
selbst im Kinderzimmer Einzug gehalten. Altes<br />
Spielzeug verkaufen die Kinder nicht mehr auf dem<br />
Flohmarkt, sie verwerten es zu Hause wieder: Ruck,<br />
zuck schreddern sie ihre alten Spielfiguren und stellen<br />
neue Bauklötze aus dem Kunststoff her. Auch der ist zu<br />
100 Prozent Bio – aus nachwachsenden Rohstoffen.<br />
Die Vision einer durch und durch biobasierten Welt<br />
stammt von Ralf Kindervater. Ein Künstler hat sie in<br />
Form von Dioramen für den Chef der baden-württembergischen<br />
Landesfördergesellschaft Biopro gestaltet.<br />
Kindervater will klarmachen, wohin die Reise geht:<br />
weg <strong>vom</strong> fossilen und endlichen Erdöl, das auch noch<br />
klimaschädlich ist – hin zu nachwachsenden Rohstoffen<br />
und biotechnischen Produktionsprozessen. „Nur<br />
so werden die mehr als sieben Milliarden Menschen<br />
gut und gesund leben können“, sagt er.<br />
Diese Zukunft hat bereits begonnen. Schon heute<br />
produzieren Fabriken Tausende Tonnen Biokunststoffe,<br />
energieeffizienter und mit viel weniger Abfallprodukten<br />
als dies mit der klassischen Erdölchemie jemals<br />
möglich wäre. Auch die Kosten sinken, je besser<br />
die Techniker die Verfahren beherrschen.<br />
PLASTIKTÜTEN AUS ZUCKERROHR<br />
An innovativen Methoden wie der künstlichen Fotosynthese<br />
tüfteln Forscher weltweit zwar noch herum.<br />
Doch gentechnisch veränderte Mikroorganismen wie<br />
Hefen oder Bakterien produzieren bereits viele Vitamine<br />
und Futtermittelzusätze. Ein Drittel der neuesten<br />
Medikamente wird biotechnisch hergestellt. Und Biokatalysatoren,<br />
die Enzyme, sind aus modernen Waschund<br />
Spülmitteln nicht mehr wegzudenken. Sie rücken<br />
12 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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ILLUSTRATION: MARTIN HAAKE<br />
schon bei niedrigen Temperaturen Flecken und Speiseresten<br />
effektiver zu Leibe als klassische Waschsubstanzen,<br />
die die Abwässer belasten. Hier spart Biotechnik<br />
nicht nur Energie, sie schont auch die Umwelt.<br />
Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen produziert<br />
NatureWorks, ein gemeinsames Unternehmen<br />
des US-Agrarkonzerns Cargill und des thailändischen<br />
Unternehmens PTT Global Chemical, in seinem Werk<br />
in Nebraska in den USA bereits in großem Maßstab:<br />
Bei 150 000 Tonnen liegt die Kapazität pro Jahr. Ein<br />
zweites, gleich großes Werk soll in Thailand ab 2015<br />
Polymilchsäure (PLA) aus Zuckerrohr oder Stärke aus<br />
Cassava herstellen. Damit ist das Unternehmen der<br />
größte Hersteller von Bioplastik weltweit. Und immer<br />
mehr Markenartikler verwenden das Material.<br />
Eine ähnliche Erfolgsgeschichte zeichnet sich bei<br />
der Bernsteinsäure ab. Die Grundsubstanz für Plastiktüten<br />
oder Mulchfolie lässt sich ebenfalls aus Rohstoffen<br />
<strong>vom</strong> Acker herstellen. Der niederländische Chemiekonzern<br />
DSM hat mit dem französischen Stärkehersteller<br />
Roquette eine Produktionsanlage aufgebaut,<br />
ebenso der deutsche Chemieriese BASF in einer spanischen<br />
Dependance. Der Essener Stahl- und Technologiekonzern<br />
ThyssenKrupp investierte 2013 über 20<br />
Millionen Euro in eine Bioplastikanlage auf dem Gelände<br />
des Ex-DDR-Chemiekombinats Leuna.<br />
Das Schöne an der Bernsteinsäure: Sie lässt sich bald<br />
auch aus biologischen Abfallstoffen herstellen, etwa<br />
aus Pflanzenteilen, die bei der Stärkeherstellung übrig<br />
bleiben. Alle Hersteller arbeiten an solchen Verfahren.<br />
Denn essbare Rohstoffe wie Stärke oder Zucker zu<br />
Plastik zu verarbeiten, kann nur ein Zwischenschritt<br />
sein, das wissen die Bioökonomie-Verfechter. Jedenfalls<br />
solange Menschen an Hunger leiden.<br />
Einen serienreifen Ausweg aus dieser Tank- oder-<br />
Teller-Debatte hat das schweizerische Chemieunternehmen<br />
Clariant erworben, als es die Münchner Südchemie<br />
übernahm. Deren Demonstrationsanlage in<br />
Straubing ist europaweit einzigartig: Sie erzeugt jährlich<br />
1000 Tonnen Bioethanol aus Stroh statt aus Zucker.<br />
Immerhin ein Anfang – bei 20 Millionen Tonnen<br />
Kunststoffen, die pro Jahr in Deutschland entstehen.<br />
COCA-COLA BLITZT AB<br />
Von der schönen neuen Biotech-Welt, wo Autos quasi<br />
an den Bäumen wachsen, ist die Menschheit trotzdem<br />
noch ein ganzes Stück entfernt. Vor allem außerhalb<br />
der Felder Medizin, Ernährung und Treibstoffe verläuft<br />
die biologische Transformation nur sehr schleppend,<br />
stellte der von der Bundesregierung einberufene Bioökonomierat<br />
jüngst frustriert fest.<br />
Der Grund: Noch sind die fossilen Rohstoffquellen<br />
nicht erschöpft. Weil die Industrie seit über 100 Jahren<br />
ihre Prozesse und Abläufe auf das Rohöl hin optimiert<br />
hat, sehen Vertreter klassischer Industriezweige die<br />
Biotechnik eher als Konkurrenz denn als Chance. Gerade<br />
in Deutschland als weltweit führendem Chemiestandort<br />
haben die Biotechnologen es deshalb oft<br />
schwer. Das weiß auch Coca-Cola-Manager Klaus Peter<br />
Stadler. Er ist in Deutschland für das Umweltmanagement<br />
des Brause-Riesen zuständig und sucht hier<br />
seit Jahren nach einem Hersteller von Biokunststoff für<br />
seine PET-Flaschen. Denn Coca-Cola hat sich vorge-<br />
Bayern machen aus Stroh<br />
1000 Tonnen Biosprit pro Jahr<br />
nommen, seinen gesamten Flaschenpark auf Bioplastik<br />
umzustellen. PlantBottle heißt das Projekt.<br />
Doch Stadler blitzte bei allen europäischen Plastikherstellern<br />
ab. Lieber wollten sie ihr PET auf Rohölbasis<br />
noch günstiger anbieten als auf Bioproduktion umzustellen.<br />
Um wirklich innovative Wege zu gehen, ist<br />
der Leidensdruck noch nicht groß genug.<br />
■<br />
susanne.kutter@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 13<br />
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Ökopioniere<br />
Bienen für jeden Balkon<br />
GREENTEC AWARDS | Sie revolutionieren die Wasserversorgung, machen Flughäfen sauberer und<br />
versorgen Millionen Menschen mit grüner Energie: die Sieger des größten Umweltpreises in Europa.<br />
Preisgekrönte<br />
Projekte<br />
Elektrisch und damit<br />
sauber rollt am<br />
Frankfurter Flughafen<br />
eine mit Solarmodulen<br />
ausgestattete<br />
Passagiertreppe<br />
an Jets heran (oben);<br />
Younicos testet<br />
Großbatterien als<br />
Ökostrompuffer<br />
(Mitte); fast so<br />
energieeffizient wie<br />
ein Passivhaus ist<br />
die Elektronikfabrik<br />
von Weidmüller in<br />
Detmold<br />
AUTOMOBILITÄT CONTINENTAL<br />
Bisher muss Naturkautschuk aus tropischen Ländern<br />
über große Entfernungen transportiert werden, bevor<br />
er hierzulande zu Autoreifen verarbeitet wird. Bis zu<br />
40 Prozent eines Pneus bestehen aus dem nachwachsenden<br />
Rohstoff. Fraunhofer-Forscher und die<br />
Reifenexperten des Autozulieferers Continental haben<br />
nun eine Alternative zu langen Transportwegen gefunden:<br />
Löwenzahn. Dessen Milch soll künftig den<br />
Kautschuk liefern.<br />
BAUEN TECHNISCHE UNIVERSITÄT DRESDEN<br />
Rund 200 000 Brücken gibt es in Deutschland, schätzt<br />
Manfred Curbach, Professor für Massivbau an der<br />
Technischen Universität Dresden. Viele von ihnen sind<br />
baufällig und müssten in den nächsten Jahren aufwendig<br />
saniert oder gar erneuert werden. Doch dazu fehlt<br />
dem Staat das Geld. Curbach hat daher einen Beton<br />
mit Carboneinlage entwickelt, der altersschwache<br />
Überführungen über mehrere Jahrzehnte kostengünstig<br />
stabilisieren kann. Den Werkstoff, der nur einen<br />
Zentimeter dick ist, sprühen die Bauarbeiter einfach<br />
auf. In den feuchten Beton legen sie dann Netze aus<br />
stabilisierenden Carbonfasern. Hörsäle und Kaufhäuser<br />
wurden mit dem Beton aus Dresden bereits saniert.<br />
ENERGIE YOUNICOS<br />
Wind- und Solaranlagen liefern mal wenig, mal viel<br />
Strom. Wird die Energie gerade nicht gebraucht, können<br />
die Batteriesysteme des Berliner Unternehmens<br />
Younicos sie speichern. Mit dem norddeutschen Energieversorger<br />
Wemag baut es gerade einen Akku aus<br />
mehr als 25 000 einzelnen Lithium-Ionen-Zellen. Deren<br />
Kapazität reicht, um bei Flaute gut 12 000 Haushalte<br />
eine Stunde mit Strom zu versorgen. Noch wichtiger:<br />
Die Großbatterie stabilisiert das Stromnetz.<br />
KOMMUNIKATION LICHTBLICK UND BVB<br />
Der Fußballverein Borussia Dortmund bietet unter<br />
dem Label Strom09 (benannt nach dem Gründungsjahr<br />
des Vereins 1909) in Kooperation mit dem Ökostromanbieter<br />
Lichtblick aus Hamburg einen eigenen<br />
Tarif an. Er ist zwar nicht günstiger als herkömmliche<br />
Stromtarife. Doch für Fans dürfte im Vordergrund stehen,<br />
dass ihr Verein der Anbieter ist und er Extras wie<br />
Schlüsselanhänger, Taschen und einen speziellen Rabatt<br />
oben drauf gibt. Für jeden der 71 Punkte, die der<br />
BVB in dieser Saison holte, bekommen Kunden – derzeit<br />
3000 Haushalte – eine Kilowattstunde geschenkt.<br />
LIFESTYLE BIOSTROHHALME<br />
Bisher bestanden Strohhalme aus Kunststoff. Jetzt gibt<br />
es Biostrohhalme, gefertigt aus den Stängeln von Roggen.<br />
Biolandwirte säen das Getreide Ende September<br />
aus, düngen und schützen es vor Schädlingen, ohne<br />
Chemie einzusetzen. Im Sommer wird geerntet. Anschließend<br />
lässt der Anbieter bio-strohhalme.com die<br />
Halme von den Ähren befreien, zuschneiden und reinigen.<br />
Dessen Gründer Dominik Wagner hat bereits<br />
200 000 Biotrinkhalme aus Stroh verkauft. Nach Gebrauch<br />
können die Halme auf den Kompost.<br />
LUFTFAHRT E-PORT AN<br />
Auf dem Frankfurter Flughafen helfen 3000 Busse,<br />
Hubwagen, Schlepper und andere Fahrzeuge, bis zu<br />
1500 Jets pro Tag abzufertigen. Die Fahrzeuge verbrauchen<br />
jährlich 11,5 Millionen Liter Sprit. Um diese<br />
Menge zu reduzieren, erproben die Lufthansa, die<br />
»<br />
FOTOS: PR<br />
14 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Ökopioniere<br />
zess nun wirtschaftlicher machen. Sie haben ein Verfahren<br />
entwickelt, um Verunreinigungen aus dem<br />
Meerwasser zu holen, bevor es entsalzt wird. Die Methode<br />
spart bis zu 90 Prozent Energie gegenüber der<br />
herkömmlichen Technik. Das Konzept wurde in Berlin<br />
bereits getestet, bald soll es im Nahen Osten zum Einsatz<br />
kommen.<br />
Gala in Grün<br />
13 Unternehmen,<br />
Erfinder und<br />
Nachhaltigkeitsprojekte<br />
erhielten<br />
Anfang Mai<br />
in München<br />
bei einer festlichen<br />
Preisverleihung<br />
mit Hunderten<br />
Gästen ihre Green-<br />
Tec Awards<br />
»<br />
GREENTEC AWARDS<br />
Wie die Sieger<br />
gewählt werden<br />
Die Gewinner der GreenTec<br />
Awards bestimmt eine Jury aus<br />
mehr als 60 Unternehmern,<br />
Forschern und Ingenieuren. In<br />
einem ersten Schritt ermittelt<br />
sie aus allen eingesandten Bewerbungen<br />
jeweils zwei Projekte<br />
in jeder Kategorie für die<br />
Endauswahl. Über einen weiteren<br />
Finalisten entscheidet eine<br />
öffentliche Online-Abstimmung<br />
im Internet. Welcher der drei<br />
Finalisten schließlich den<br />
Award gewinnt, beschließt die<br />
Jury bei einer Sitzung. Die Bewerbungsphase<br />
für die Awards,<br />
die im Mai 2015 in Berlin verliehen<br />
werden, läuft noch bis zum<br />
1. August <strong>2014</strong>. Weitere Informationen<br />
zur Bewerbung erhalten<br />
Sie unter: www.greentecawards.com/wettbewerb/<br />
bewerbung-2015<br />
Betreibergesellschaft des Flughafens, Fraport, und<br />
das Land Hessen Beladefahrzeuge und Schlepper mit<br />
Elektroantrieb. Sie sind wartungsärmer und stoßen<br />
keine Abgase aus. Sollte das Projekt gelingen, könnten<br />
auch andere Flughäfen die Fahrzeuge einsetzen.<br />
PRODUKTION WEIDMÜLLER<br />
Fabriken sind Energiefresser – nicht bei Weidmüller.<br />
Der Hersteller von Elektronik und elektrischer Verbindungstechnik<br />
zum Beispiel für Züge, betreibt am Heimatstandort<br />
Detmold seine eigene Fabrik der Zukunft.<br />
Der Mittelständler nutzt die Abwärme der 70 Kunststoffspritzmaschinen,<br />
20 Montageautomaten und anderer<br />
Anlagen, um die Halle für 150<br />
Mitarbeiter und ein Nebengebäude zu<br />
heizen. Das senkt den Energieverbrauch<br />
auf umgerechnet 22 Kilowattstunden<br />
Strom pro Quadratmeter im<br />
Jahr. Damit erreicht das Gebäude fast<br />
Passivhausstandard.<br />
RECYCLING SAPERATEC<br />
Das Unternehmen Saperatec aus Bielefeld<br />
hat ein Verfahren entwickelt, um<br />
bisher schwer wiederverwertbare Verbundmaterialien<br />
zu recyceln – darunter<br />
Getränkekartons, Solarzellen, Verpackungen<br />
und Batterien. Saperatec<br />
trennt die unterschiedlichen Materialien<br />
wie Kunststoffe und Metalle in den<br />
Produkten in speziellen Flüssigkeiten.<br />
Danach lassen sie sich sortenrein wiederverwerten.<br />
Eine erste Pilotanlage<br />
läuft seit Februar. Nun will Saperatec<br />
die Technik vermarkten.<br />
START-UP AKVOLUTION<br />
800 Millionen Menschen haben keinen<br />
Zugang zu sauberem Trinkwasser. Wer<br />
an der Küste lebt, für den wäre entsalzenes<br />
Meerwasser eine Alternative. Das<br />
von drei Studenten der Technischen<br />
Universität Berlin gegründete Start-up<br />
Akvolution will den Entsalzungspro-<br />
WASSER ATB UMWELTTECHNOLOGIEN<br />
Sechs Prozent der deutschen Haushalte haben keinen<br />
Anschluss an das Kanalnetz. Für diese Zielgruppe haben<br />
die Ingenieure von ATB aus Porta Westfalica eine<br />
energieeffiziente Kleinkläranlage entwickelt, die fünf<br />
Mal weniger Strom verbraucht als herkömmliche Anlagen<br />
und Sickergruben ersetzt kann. Das Besondere:<br />
Das Verfahren benötigt deutlich weniger Wasser, was<br />
die Pumpen und das Gebläse entlastet.<br />
URBANISIERUNG DANFOSS<br />
Viele Chinesen heizen ihre Wohnungen mit Kohleenergie,<br />
bereitgestellt über ein Fernwärmenetz. Die<br />
Folge: starke Luftverschmutzung und ein enormer<br />
Ausstoß an klimaschädlichem CO 2 . Das dänische<br />
Technikunternehmen Danfoss hat nun in der 1,6-Millionen-Stadt<br />
Anshan im Nordosten Chinas ein Stahlwerk<br />
angezapft, um mit der Abwärme aus der Produktion<br />
Häuser zu heizen. Das Projekt soll mehr als<br />
170 000 Tonnen Kohle pro Jahr einsparen – auf die ganze<br />
Stadt und die Umgebung ausgerollt, könnte es das<br />
Vierfache sein. Dann würde die Stahlheizung rund 100<br />
Millionen Euro pro Jahr an Brennstoffkosten sparen.<br />
WISSENSPREIS BALKONBIENEN<br />
Imkern in der Stadt liegt im Trend. Über 500 Hobby-<br />
Bienenhalter soll es allein in Berlin geben. Sie halten<br />
die Völker in ihren Gärten oder auf Flachdächern. Wer<br />
beides nicht besitzt, muss jetzt aber nicht mehr auf das<br />
Imkern verzichten – dank der Bienenbox. Sie lässt sich<br />
wie ein Blumenkasten an den Balkon hängen. Entwickelt<br />
hat das Ganze der Hobbyimker Johannes Weber<br />
aus Berlin, der dafür den von der ProSieben-Fernsehsendung<br />
Galileo gestifteten Wissenspreis erhielt. Rund<br />
35 Kilogramm Honig soll ein Bienenvolk pro Jahr in<br />
dem Holzkasten produzieren – und so einen Beitrag zu<br />
einem intakten Ökosystem in der Stadt leisten.<br />
WWF SONDERPREIS O’PFLANZT IS!<br />
Gemüse in der Stadt anzubauen, ist inzwischen zu einer<br />
weltweiten Bewegung geworden. Auch in München<br />
liegen Stadtfarmen im Trend. Im zentral gelegenen<br />
Stadtteil Schwabing gärtnern seit 2012 auf mehr<br />
als 3000 Quadratmeter mehrere Dutzend Münchner<br />
aller Altersstufen. Neuerdings haben die Stadtgärtner<br />
auch ein Bienenvolk angesiedelt. Jeder Bürger und regelmäßig<br />
auch Schulklassen können sich bei Führungen<br />
über das Imkern und die Rolle von Bienen für das<br />
Ökosystem informieren.<br />
■<br />
benjamin.reuter@wiwo.de<br />
FOTO: GREENTEC AWARDS/AGENCY PEOPLE IMAGE/MICHAEL TINNEFELD<br />
16 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Innovation<br />
Öko-Kurfür Ozeanriesen<br />
SCHIFFFAHRT | Solar-Segler,Sprit ausSeewasser,Frachter<br />
ohne Mannschaft –mit einerWelle grüner Technologienwollen<br />
Forscher undReederSchiffesauber, sicher undsparsam<br />
machen.Die Zeit drängt.OhneGegenmaßnahmenwürde<br />
dieSeefahrt2<strong>05</strong>0zehnProzent derglobalen<br />
CO 2 -Emissionenverursachen.Heute sind es drei Prozent.<br />
Helikopter-Landeplatz<br />
Brücke<br />
Wind undSolar<br />
In unterschiedlichsten Varianten<br />
beleben Schiffsbauer Segel als<br />
grünen undpreiswertenHilfsantrieb;<br />
Solarzellen liefern<br />
Strom fürElektromotoren<br />
unddie Bordversorgung.<br />
Magnetische Pflaster<br />
Schließen provisorisch<br />
Löcher in der Bordwand<br />
Rettungsring<br />
Eine ArtSchwimmreifen,<br />
der gekenterte Schiffe<br />
wieder aufrichtet<br />
Segel<br />
Solarzellen<br />
Radar<br />
Flüssiggas-Tank<br />
Autopilot<br />
AlternativeTreibstoffe<br />
EinewichtigeMaßnahme istder Umstieg<br />
<strong>vom</strong>besonders schadstoffhaltigen Schweröl<br />
auf Flüssig-oderBiogas. Sie setzen bei<br />
derVerbrennung viel wenigerCO 2,Schwefel<br />
undRußpartikelfrei. US-Forschern<br />
desNaval Research Laboratory istesnach<br />
eigenen Angaben sogar gelungen,<br />
ausSalzwasserWasserstoffzugewinnen,<br />
derdas Schiff antreibt.<br />
Quelle:eigene Recherchen<br />
Luftblasen<br />
am Rumpf<br />
Strömungsoptimierte Anstriche, Propeller<br />
und Ruder sowie ein Luftblasenschleier<br />
am Rumpf senken den Treibstoffverbrauch<br />
18 Redaktion: dieter.duerand@wiwo.de<br />
Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Rettungstechniken<br />
Kentertein Schiffoder schlägt es leck,geraten<br />
nichtnur Menschenleben in Gefahr.Auslaufendes<br />
Öl undimMeertreibendeLadungtöten Tiere und<br />
verschmutzenStrände. NeuesteKonstruktionen<br />
sollen dasverhindern.<br />
Satellit<br />
Unbemannte Schiffe<br />
Fraunhofer-Forscherund Ingenieure<br />
des MotorenbauersRolls-Royce<br />
wollen Tanker undFrachterfernsteuern.<br />
EinAutopilothältsie auf Kurs,<br />
überwachtvon Land.<br />
Schiff<br />
Boje<br />
Wind- und Sonnenenergie<br />
liefern sauberen Strom<br />
Anker<br />
Rettungsanker<br />
EinHubschrauber wirft einen<br />
Faltschirm ab, der das Schiff<br />
an Ortund Stelle hält<br />
Barge<br />
Betrieben mit Flüssiggas<br />
liefertihr Generator Strom<br />
NützlicheAbgase<br />
Siemens undMAN setzen auf Techniken,<br />
dieaus den heißen Abgasender Schiffsdiesel<br />
Bordstromproduzieren.Oder sie<br />
nutzen dieAbwärme,umauf KreuzfahrtschiffenMeer-<br />
in Trinkwasserumzuwandeln<br />
unddie Kabinenzubeheizen.<br />
Steuerzentrale<br />
an Land<br />
SaubererStrom<br />
In Häfen sollen Schiffe künftigihreDieselaggregate<br />
ausstellen können.Bordstrom beziehen siestattdessen<br />
über eine SteckdoseanLandoder über eine Barge,<br />
diewährenddes Aufenthaltssauberen Strom erzeugt.<br />
Neue Antriebe<br />
In der EntwicklungsindSchiffe,die reinelektrisch<br />
angetrieben werden.Oder Hybridlösungen,<br />
beidenen der Wind dieDieselmotoren unterstützt.<br />
Eine Marktprognosesagtfür 2024Umsätze<br />
von7,3 Milliarden Dollar voraus.<br />
Flettner-Rotor<br />
Wind dreht einen Zylinder,<br />
der den Antrieb unterstützt<br />
Batterien<br />
Solarsegel<br />
Module erzeugen Strom und<br />
nutzen zusätzlich den Wind<br />
Winddrachen<br />
Bei günstigem Wind hilftein<br />
Drache, das Schiff zu ziehen<br />
ILLUSTRATION: CYPRIAN LOTHRINGER<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 19<br />
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Geld<br />
Anständig absichern<br />
VORSORGE | Auch Versicherungen sollen endlich nachhaltig werden.<br />
Wir haben uns die attraktivsten Konzepte auf dem Markt angesehen und bewertet –<br />
von grünen Hausratpolicen bis zu alternativen Krankenkassen.<br />
M<br />
arie-Luise Meinhold<br />
hätte es bei der Allianz<br />
weit bringen können.<br />
Die promovierte<br />
Wirtschafts- und Naturwissenschaftlerin<br />
bekleidete mehrere<br />
Führungspositionen und galt als<br />
eine der talentiertesten Nachwuchsmanagerinnen.<br />
Doch dann<br />
stieg sie aus und machte ihr eigenes<br />
Ding: Meinhold rief vor zwei<br />
Jahren den Ver.de Versicherungsverein<br />
auf Gegenseitigkeit ins Leben,<br />
der Konzepte für nachhaltige<br />
Versicherungen entwickelt.<br />
Die 43-Jährige beschäftigt sich<br />
schon seit Studienzeiten mit dem<br />
Thema Nachhaltigkeit. Sie hofft,<br />
jetzt auf diesem Weg zu schaffen,<br />
was ihr bei der Allianz versagt<br />
blieb: Die Versicherungsbranche<br />
ein Stück grüner zu machen.<br />
Mit diesem Ziel steht Meinhold<br />
nicht allein. Auch andere Entrepreneure<br />
konzipieren derzeit neue<br />
Versicherungskonzepte, zudem<br />
bieten etablierte Konzerne immer<br />
häufiger Tarife für nachhaltig orientierte<br />
Kunden an. Schon länger<br />
versprechen einige Lebensversicherer,<br />
das Geld der Kunden in Aktien<br />
und Anleihen ökologisch vorbildlicher<br />
Unternehmen zu investieren.<br />
Neuerdings sind auch in<br />
anderen Versicherungssparten, etwa<br />
bei Kranken- oder Hausratpolicen,<br />
nachhaltige Alternativen am<br />
Markt oder stehen kurz vor der<br />
Einführung. Damit wollen auch<br />
Versicherer das wachsende Segment<br />
nachhaltig orientierter Kunden gezielt ansprechen.<br />
Aber wie sehen die Konzepte aus? Und für wen<br />
sind sie geeignet?<br />
Wir haben uns die interessantesten Modelle angeschaut.<br />
Als Pilotprojekt hat Ver.de-Gründerin Meinhold<br />
eine grüne Hausratversicherung entwickelt. „Wer<br />
eine umweltfreundliche Ersatzanschaffung tätigt, bekommt<br />
von uns einen Zuschlag von 20 Prozent“, erklärt<br />
sie das Konzept. Geht etwa die Waschmaschine wegen<br />
Nach einem Schadensfall<br />
bezuschusst eine<br />
Assekuranz umweltfreundliche<br />
Neugeräte<br />
eines Wasserschadens kaputt, besteht<br />
der Anreiz, ein energiesparendes<br />
Nachfolgegerät zu kaufen.<br />
Ein weiterer Pfeiler des Konzepts:<br />
Die Beiträge der Kunden,<br />
die nicht zur Schadensregulierung<br />
ausgegeben werden, sollen auf<br />
Konten nachhaltiger Geldhäuser<br />
wie der GLS Bank oder Triodos<br />
fließen. „Dadurch stellen wir sicher,<br />
dass das Geld sinnvoll eingesetzt<br />
wird – zum Beispiel für Kredite<br />
an Unternehmen aus nachhaltigen<br />
Branchen“, erklärt Meinhold.<br />
Auf dem Markt ist die Police aber<br />
noch nicht. „Wir suchen derzeit Investoren,<br />
die Startkapital zur Verfügung<br />
stellen“, berichtet Meinhold.<br />
Eine Million Euro von Stiftungen<br />
und vermögenden Privatleuten<br />
sei bereits in der Kasse.<br />
Einen anderen Weg geht Marcus<br />
Reichenberg – neben Meinhold<br />
der zweite Entrepreneur, dessen<br />
Start-up bereits bekannt ist. Auch<br />
der Gründer von Greensurance im<br />
bayrischen Weilheim hat ein Konzept<br />
für nachhaltige Sachversicherungen<br />
entwickelt. Doch bei ihm<br />
erhalten ökologisch handelnde<br />
Kunden im Schadensfall nicht<br />
mehr Geld, sondern sie zahlen von<br />
vorneherein weniger. „Wir können<br />
versicherungsmathematisch<br />
nachweisen, dass Menschen mit<br />
nachhaltigem Lebensstil ein geringeres<br />
Risiko für den Versicherer<br />
darstellen“, sagt Reichenberg, dessen<br />
elfköpfiges Team aus Naturwissenschaftlern<br />
und Versicherungsmathematikern<br />
besteht. Der Grund: Solche Ökobewegte<br />
verhalten sich in der Regel verantwortungsbewusster<br />
und verursachen somit weniger Schäden.<br />
Die Lehre daraus: Assekuranzen könnten einen<br />
nachhaltigen Lebensstil mit niedrigeren Prämien belohnen,<br />
ohne um ihre Gewinne fürchten zu müssen.<br />
Um Versicherte korrekt einzustufen, hat Greensurance<br />
ein Ökopunktesystem entwickelt, das deren<br />
Lebensweise bewertet. Details dazu will Reichenberg<br />
ILLUSTRATION: FRANCESCO BONGIORNI<br />
20 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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noch nicht verraten. „Wir führen derzeit intensive Gespräche<br />
mit mehreren großen Versicherern, die Interesse<br />
haben, solche Tarife anzubieten.“ Er hofft, spätestens<br />
im Herbst loslegen zu können. In Eigenregie bietet<br />
Greensurance bereits Haftpflichtversicherungen für<br />
mehrere Berufsgruppen an.<br />
Sein Konzept, glaubt Reichenberg, sei für alle Sachversicherungen<br />
geeignet – neben Hausratpolicen und<br />
Haftpflichtversicherungen zum Beispiel im Kfz-Bereich:<br />
Hier gäbe es nicht nur Rabatte für Wenigfahrer<br />
mit Garage und langjähriger Fahrpraxis, sondern auch<br />
für Besitzer von Ökoautos. „Wer einen Wagen mit niedrigem<br />
Spritverbrauch hat, zahlt bei unserem Konzept<br />
weniger als ein Sportwagenbesitzer“, sagt Reichenberg.<br />
Bei klassischen Tarifen fließt der Verbrauch allenfalls<br />
teilweise und auf Umwegen in die Kalkulation der Prämie<br />
ein, etwa über den Fahrzeugtyp.<br />
Wie bei der Hausratversicherung gilt laut Reichenberg<br />
auch hier: Da nachhaltige Kunden im Schnitt weniger<br />
Schäden verursachen, rechnet sich eine solche<br />
Prämienpolitik auch für die Assekuranzen.<br />
BONUS FÜR DEFENSIVES FAHREN<br />
Eine denkbare Weiterentwicklung des Greensurance-<br />
Modells wären Policen, die eine umweltschonende<br />
Fahrweise belohnen. Dafür müssten Kunden eine<br />
Blackbox installieren, die Daten zum Fahrstil aufzeichnet<br />
und an den Versicherer übermittelt.<br />
Technisch ist dies möglich: Seit Anfang des Jahres<br />
bietet die Sparkassen-Direktversicherung in Deutschland<br />
den ersten Telematik-Tarif an. Der soll allerdings<br />
keine spritsparende, sondern eine sichere Fahrweise<br />
belohnen. Wer selten stark bremst oder beschleunigt,<br />
mit niedrigem Durchschnittstempo unterwegs ist und<br />
nicht bei Dunkelheit fährt, kann einen Prämienrabatt<br />
von bis zu fünf Prozent erhalten.<br />
Der Spritverbrauch spielt hier keine Rolle. Doch das<br />
Modell lässt sich in diese Richtung weiterentwickeln.<br />
Kritiker monieren aber, dass die Technik noch nicht<br />
ausgereift ist. „Ein Telematik-Tarif, der zielsicher eine<br />
umweltschonende Fahrweise honoriert, ist deshalb<br />
noch Zukunftsmusik“, sagt Reichenberg.<br />
Nachhaltige Krankenversicherer unterscheiden sich<br />
vor allem in zwei Dingen von der Konkurrenz. Sie werben<br />
damit, besonders bereitwillig und umfassend alternative<br />
Behandlungsmethoden zu bezahlen, etwa<br />
Homöopathie, chinesische Medizin oder Yogakurse<br />
für Schwangere. Und sie investieren Rücklagen nach<br />
nachhaltigen Kriterien. Mit diesem Konzept werben<br />
zum Beispiel die gesetzliche BKK advita (Slogan:<br />
„Nachhaltig gesund“) oder die private Barmenia.<br />
Doch während die Assekuranzen bereitwillig über<br />
sanfte Medizin informieren, geben sie sich beim Thema<br />
Geldanlage zugeknöpft. Sie liefern zwar allgemeine<br />
Angaben zu finanzierten Projekten. So führt die Barmenia<br />
etwa Kraftwerke zur Stromerzeugung aus regenerativen<br />
Quellen auf. Doch eine detaillierte Auflistung<br />
der Investments verweigern sie. Wer also jenseits<br />
alternativer Medizin eine umfassend nachhaltige<br />
Krankenkasse sucht, der sollte vor dem Abschluss diese<br />
Angaben zur Kapitalanlage unbedingt einfordern.<br />
Offener zeigen sich die Anbieter nachhaltiger Lebens-<br />
und Rentenversicherungen. So stellt der Verein<br />
für alternative Versorgungskonzepte (VAV) im Internet<br />
einen detaillierten Anlagebericht für die von ihm entwickelte<br />
Police transparente bereit, welche die Assekuranzen<br />
Neue Leben, Volkswohl Bund und Stuttgarter<br />
vertreiben. Demnach wurde in das Gesundheitszentrum<br />
St. Pauli, eine Fachklinik für Suchtkranke der Jugendhilfe<br />
und mehrere nachhaltige Wohnimmobilien<br />
in Gneven bei Schwerin investiert. Auch Solarparks<br />
und Fonds wie der Gerling Responsibility oder der Dr.<br />
Hoeller prime values income gehören zum Portfolio.<br />
WINDRÄDER IM PORTFOLIO<br />
Marktführer oeco capital nennt zahlreiche Beispiele<br />
für aktuelle Investments – etwa Aktien der Windradhersteller<br />
Vestas und Nordex oder des Solarzulieferers<br />
SMA. Allerdings stuft oeco capital auch Genossenschaftsinstitute<br />
wie die DZ Bank pauschal als nachhaltig<br />
ein und investiert deshalb kräftig in deren Anleihen.<br />
Ökofundamentalisten unter den Anlegern dürfte<br />
das nicht gefallen. Doch die breite Streuung sorgt für<br />
mehr Stabilität – je kleiner das Anlageuniversum, desto<br />
größer ist schließlich das Schwankungsrisiko. Auch<br />
deshalb erhielt oeco capital beim jüngsten Lebensversicherungsrating<br />
der WirtschaftsWoche fünf von fünf<br />
Sternen (Heft 40/2013). Wer trotz niedriger Zinsen, unter<br />
denen die Lebensversicherer besonders leiden, eine<br />
Police abschließen will, ist also bei oeco capital gut<br />
aufgehoben – vorausgesetzt, er ist bereit, Abstriche in<br />
Sachen Nachhaltigkeit hinzunehmen.<br />
■<br />
daniel schönwitz | technik@wiwo.de<br />
Alternativen – nicht nur für Fundis<br />
Unkonventionelle Angebote und Konzepte in verschiedenen<br />
Versicherungssparten (Auswahl)<br />
Anbieter<br />
Greensurance 1<br />
Ver.de 2<br />
Konzept (Schwerpunkt)<br />
Sachversicherung<br />
Prämienrabatt für Kunden mit<br />
nachhaltigem Lebensstil<br />
Bonus für ökologische Neuanschaffungen<br />
(Hausrat)<br />
Informationen<br />
www.greensurance.de<br />
www.unser-ver.de<br />
Krankenversicherung<br />
BKK advita (gesetzlich)<br />
Barmenia (privat) 3<br />
Zahlt für alternative Medizin<br />
Zahlt für alternative Medizin/Investiert<br />
in grüne Projekte<br />
www.advita-bkk.de<br />
www.barmenia.de<br />
Lebensversicherung<br />
Oeco Capital<br />
transparente<br />
Geldanlage nach nachhaltigen Kriterien<br />
Geldanlage nach nachhaltigen Kriterien<br />
www.oeco-capital.de<br />
www.transparente.de<br />
1 bislang: Haftpflichtversicherungen für bestimmte Berufsgruppen, weitere Angebote (etwa<br />
Hausrat- oder Kfz-Versicherungen) <strong>2014</strong> geplant; 2 Versicherungsverein befindet sich „in<br />
Gründung“, Markteintritt <strong>2014</strong> geplant; 3 Tarife: Barmenia einsA expert+, VZN+, VENU, AN+,<br />
BKKNV; Quelle: eigene Recherche<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 21<br />
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Marken<br />
Angriff der Namenlosen<br />
RANKING | Ein gutes ökologisches Image wird zum Wettbewerbsfaktor. Wer das als<br />
Markenartikler ignoriert und nur auf Tradition setzt, fällt schnell in der Gunst der<br />
Kunden. Einige renommierte Unternehmen haben das bitter zu spüren bekommen.<br />
<br />
Die Aufsteiger<br />
Postbank, Audi und<br />
Deutsche Telekom haben<br />
ihren grünen Ruf am<br />
stärksten verbessert<br />
<br />
Die Absteiger<br />
Miele, E.On und dm haben<br />
am deutlichsten Ansehen<br />
in Sachen Nachhaltigkeit<br />
verspielt<br />
W<br />
as ist es nicht beschimpft und gescholten<br />
worden: als rücksichtsloser Klimakiller, als<br />
lärmende Partikelschleuder, als unersättlicher<br />
Landschaftszerstörer – das Auto. Und<br />
jetzt das. Gleich zwei Automarken haben sich an die<br />
Spitze des Nachhaltigkeitsrankings der Münchner<br />
Werbeagentur Serviceplan gesetzt. Mit BMW und Audi<br />
sogar zwei deutsche Premiummarken, die für PS-starke<br />
Edellimousinen, Coupés und Geländewagen stehen.<br />
Dennoch gelten sie den Kunden nun als grün.<br />
Und ziehen so am japanischen Rivalen Toyota vorbei,<br />
der dank sparsamer Hybridantriebe lange ein besseres<br />
Ansehen genoss. Das Duo hat selbst die langjährige<br />
Nummer eins im Ranking der nachhaltigen Marken –<br />
den Babynahrungshersteller Hipp – abgehängt.<br />
„Bei BMW haben die beiden neuen Elektromobile i3<br />
und i8 für einen Schub beim Image gesorgt“, erklärt Ronald<br />
Focken, Geschäftsführer der Serviceplan Gruppe.<br />
Bei Audi lobten die für das Ranking befragten Kunden,<br />
die Marke stehe für einen geringen Kohlendioxid-Ausstoß,<br />
für Leichtbau und dafür, ein guter Arbeitgeber zu<br />
sein. „Das ist das Ergebnis vieler kommunikativer Einzelmaßnahmen“,<br />
meint Focken.<br />
Hinter dem Durchmarsch der beiden Automarken<br />
steckt ein Bedeutungswandel des Begriffs Nachhaltigkeit.<br />
Gefragt, was sie sich unter diesem schwammigen<br />
Schlagwort vorstellen würden, nannten die rund 8000<br />
an der Studie beteiligten Verbraucher am häufigsten:<br />
Zukunftsfähigkeit – also Antworten zu liefern für Bedrohungen<br />
wie Klimawandel oder demografischer<br />
Wandel. Auch die Verantwortung gegenüber nachfolgenden<br />
Generationen, Ressourcenschonung sowie die<br />
Verbindung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem<br />
waren Themen, die besonders häufig auftauchten.<br />
EFFEKT DER SCHLECKER-PLEITE<br />
Das bedeutet: Wer sich als Markenartikler nur auf seine<br />
Tradition verlässt, verliert an Ansehen. Das mussten<br />
in diesem Jahr Marken wie Miele, Lindt & Sprüngli und<br />
Dr. Oetker erleben. Ihre Imagewerte sanken kräftig.<br />
Auch Energieerzeuger E.On ließ Federn. Die Kunden<br />
trauen ihm keinen konstruktiven Beitrag zur Energiewende<br />
zu. „Und Drogerieketten wie dm konnten sich<br />
vergangenes Jahr leicht gegen den schlechten Ruf<br />
Schleckers abheben“, so Focken. Mittlerweile profitieren<br />
sie kaum noch von diesem Effekt. Umgekehrt profitierten<br />
Postbank und Deutsche Telekom davon, dass<br />
sie ihre grünen Initiativen besser verkauft haben.<br />
FOTOS: IMAGO/SCHWÖRER, IPON/STEFAN BONESS, PICTURE-ALLIANCE/DPA (3), MAURITIUS/ALAMY<br />
22 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
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Wer dagegen bei Nachhaltigkeit schwächelt, verliert<br />
beim Kunden – so der langjährige Champion Hipp, in<br />
dessen Babynahrung gentechnisch verändertes Gemüse<br />
auftauchte, oder Toyota, dessen Qualitätsimage<br />
durch mehrere Rückrufaktionen litt. Umgekehrt können<br />
neue Marken Nachhaltigkeit strategisch nutzen,<br />
um etablierte Wettbewerber anzugreifen.<br />
Kurzum: Nachhaltigkeit wird zum wichtigen Erfolgsfaktor<br />
im Marketing, weil sie messbar Loyalität und<br />
Zahlungsbereitschaft der Kunden beeinflusst.<br />
Insgesamt zeigt die Imagestudie, die mehr als 100<br />
Unternehmen bewertete (siehe Tabelle), eine erfreuliche<br />
Entwicklung. „Die Firmen haben sich fast durchweg<br />
in der ökologischen und ökonomischen Nachhaltigkeit<br />
verbessert“, sagt Katrin Meyer-Schönherr, Geschäftsführerin<br />
von Facit Research. Das Unternehmen<br />
führte die Befragung für Serviceplan durch. In sozialen<br />
Fragen sind die Werte stabil geblieben.<br />
AUFSTIEG DER EIGENMARKEN<br />
Zum ersten Mal untersuchten die Marktforscher, wie<br />
Supermarktketten mit ihren Bioeigenmarken den<br />
etablierten Markenartiklern Umsatz streitig machen<br />
können. Alle Einzelhändler, von Tengelmann über<br />
Edeka und Rewe bis hin zu den Discountern, haben<br />
derartige Handelsmarken im Sortiment, die sie unter<br />
eigener Regie produzieren lassen und die lange nur als<br />
gesichtslose No-Names galten. Mittlerweile packen die<br />
Kunden sie immer häufiger in ihren Einkaufswagen,<br />
auch weil sie diese Müslis, Marmeladen und Joghurts<br />
als tatsächlich nachhaltig empfinden. „Nur Lidl und<br />
Aldi Nord hinken hier noch hinterher“, sagt Focken. Bei<br />
Aldi Süd dagegen geben sogar 22 Prozent der befragten<br />
Kunden an, mindestens einmal pro Woche eine Bioeigenmarke<br />
zu kaufen. Bei Rewe sind es 17 Prozent.<br />
Die Verbraucher zeigen zudem eine erstaunliche<br />
Zahlungsbereitschaft für Bioprodukte. Bei der Wahl<br />
zwischen der traditionellen Eigenmarke der Handelskette,<br />
der Bioeigenmarke oder einer Markenmilch<br />
entschieden sich die Befragten stets für die Ökomilch.<br />
„Klassische Herstellermarken ohne Bio werden ihre<br />
Premiumpreise immer schwerer durchsetzen können“,<br />
meint Focken. Die Konsumenten, die nicht auf ihr<br />
Geld achten müssten, würden am liebsten Bio kaufen.<br />
Das gilt besonders für die Stammkunden klassischer<br />
Supermärkte. Die Markenartikler laufen dort Gefahr,<br />
Umsatz an die grünen Newcomer zu verlieren.<br />
Schwierig wird es auch für Luxusmarken: Prada,<br />
Montblanc und Rolex haben großen Nachholbedarf,<br />
ihr Engagement für grüne und soziale Werte zu kommunizieren<br />
– falls es existiert. Besonders Modemarken<br />
erreichten nur mittelmäßige Imagewerte. Mehr als die<br />
Hälfte der Kunden erwartet von ihnen mehr Einsatz.<br />
„Wie Qualität wird Nachhaltigkeit für Luxusmarken<br />
zum Hygienefaktor“, betont Marketingexperte Franz-<br />
Rudolf Esch, Professor an der EBS-Universität in<br />
Oestrich-Winkel. „Ohne sie geht es nicht mehr“. ■<br />
lothar.kuhn@wiwo.de<br />
Spritfresser vor Babykost<br />
Das Nachhaltigkeitsimage verschiedener Marken. Ein Wert unter<br />
60 gilt als kritisch, ein Wert zwischen 60 und 70 als bedenklich.<br />
Rang Marke<br />
Bewertung Rang Marke<br />
Bewertung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
25<br />
<strong>26</strong><br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
34<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
41<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
52<br />
Audi<br />
BMW<br />
Hipp<br />
Frosta<br />
Milupa<br />
Bärenmarke<br />
Bosch<br />
Alete<br />
Coppenrath & Wiese<br />
Landliebe<br />
dm-Drogeriemarkt<br />
Bauknecht<br />
Volkswagen<br />
Toyota<br />
Ehrmann<br />
Tchibo<br />
Ernstings Family<br />
Miele<br />
AEG<br />
Nordsee<br />
Iglo<br />
Otto<br />
Zott*<br />
McCain<br />
Danone<br />
Thomas Cook<br />
Wrigley<br />
Maggi<br />
Lindt & Sprüngli<br />
Obi<br />
Alltours<br />
Siemens<br />
Mercedes-Benz (Daimler)<br />
Storck<br />
Volks- & Raiffeisenbanken<br />
FTI<br />
Haribo<br />
R+V<br />
LG<br />
Dr.Oetker<br />
TUI<br />
DER (Touristik)<br />
Dirk Rossmann<br />
Knorr<br />
Milka<br />
ING-DIBA<br />
Esprit<br />
Ford<br />
ITS Reisen<br />
Wagner<br />
Kaufland<br />
Bauhaus<br />
<strong>2014</strong><br />
77,0<br />
75,6<br />
74,2<br />
73,6<br />
73,3<br />
72,6<br />
71,7<br />
70,9*<br />
70,9 1<br />
70,6<br />
70,5<br />
70,5<br />
70,2<br />
69,2<br />
69,1<br />
68,6<br />
68,6<br />
68,5<br />
68,5<br />
68,5<br />
68,3<br />
68,2<br />
68,2<br />
67,9<br />
67,9<br />
67,6<br />
67,6<br />
66,8<br />
66,7<br />
66,3 1<br />
66,3<br />
66,2<br />
66,0<br />
66,0<br />
65,8<br />
65,6<br />
65,6<br />
65,4<br />
65,4<br />
65,3<br />
65,2<br />
65,0<br />
64,6<br />
64,6<br />
64,5<br />
64,5<br />
64,4<br />
64,4<br />
64,1<br />
63,9<br />
63,8<br />
63,8<br />
2013<br />
70,1<br />
70,4<br />
77,9<br />
69,6<br />
73,0<br />
70,6<br />
69,4<br />
74,5<br />
70,6<br />
69,6<br />
74,6<br />
66,4<br />
67,8<br />
72,6<br />
69,3<br />
66,0<br />
65,6<br />
74,8<br />
66,9<br />
64,0<br />
67,1<br />
63,0<br />
67,6<br />
66,1<br />
67,1<br />
65,6<br />
65,3<br />
69,8<br />
61,0<br />
65,2<br />
65,0<br />
66,5<br />
67,0<br />
60,5<br />
64,2<br />
68,4<br />
61,4<br />
64,2<br />
69,1<br />
63,4<br />
65,7<br />
65,7<br />
68,6<br />
61,8<br />
63,7<br />
61,8<br />
63,1<br />
65,8<br />
63,1<br />
64,2<br />
62,1<br />
53<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
69<br />
70<br />
71<br />
72<br />
73<br />
74<br />
75<br />
76<br />
77<br />
78<br />
79<br />
80<br />
81<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
88<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
93<br />
94<br />
95<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
100<br />
101<br />
102<br />
103<br />
104<br />
Edeka<br />
AXA<br />
Real<br />
Molkerei Alois Müller<br />
Kaisers/Tengelmann<br />
P&C<br />
C&A<br />
Renault<br />
Hornbach<br />
Hagebau*<br />
Ferrero<br />
Müller Drogerie<br />
Rewe<br />
Generali<br />
Samsung<br />
EnBw<br />
Toom<br />
Ergo<br />
Gothaer<br />
Opel<br />
Penny<br />
Mars<br />
Deutsche Telekom<br />
RWE<br />
1+1 Internet<br />
Sparkasse<br />
Postbank<br />
Allianz<br />
HDI-Gerling<br />
Galeria Kaufhof<br />
Netto<br />
E-Plus<br />
Vattenfall<br />
Zurich<br />
Karstadt<br />
Subway<br />
Lidl<br />
Wiesenhof<br />
Commerzbank AG<br />
Aldi Süd<br />
Burger King<br />
Targobank<br />
McDonald’s<br />
Aldi Nord<br />
Telefónica Germany (O2)<br />
UniCredit Bank AG<br />
E.On<br />
Kentucky Fried Chicken<br />
Deutsche Bank AG<br />
Vodafone D2<br />
H+M<br />
KIK<br />
<strong>2014</strong><br />
63,4<br />
63,4<br />
63,2<br />
63,2<br />
63,0<br />
62,9<br />
62,8<br />
62,8<br />
62,7<br />
62,6<br />
62,4<br />
62,3<br />
62,3<br />
62,3<br />
62,1<br />
62,1<br />
61,9<br />
61,8<br />
61,8<br />
61,6<br />
61,6<br />
61,5<br />
61,2<br />
60,9<br />
60,8<br />
60,8<br />
60,3<br />
60,2<br />
60,0<br />
59,7<br />
59,3<br />
59,2<br />
59,2<br />
59,1<br />
59,1<br />
58,8<br />
58,8<br />
58,8<br />
58,4<br />
58,4<br />
58,0<br />
57,4<br />
57,2<br />
56,5<br />
56,1<br />
55,9<br />
55,4<br />
55,0<br />
54,4<br />
53,0<br />
52,6<br />
49,3<br />
2013<br />
63,3<br />
58,4<br />
61,0<br />
59,1<br />
61,6<br />
64,5<br />
60,1<br />
63,7<br />
64,8<br />
61,9<br />
63,9<br />
61,5<br />
58,2<br />
64,2<br />
59,8<br />
58,9<br />
56,6<br />
60,8<br />
57,2<br />
58,1<br />
63,1<br />
55,6<br />
57,2<br />
57,3<br />
62,7<br />
53,9<br />
60,9<br />
59,0<br />
58,9<br />
55,1<br />
55,6<br />
55,2<br />
59,0<br />
55,4<br />
56,2<br />
53,7<br />
61,3<br />
53,1<br />
54,3<br />
52,5<br />
59,5<br />
52,3<br />
54,3<br />
55,2<br />
57,5<br />
60,0<br />
57,2<br />
56,2<br />
56,5<br />
52,0<br />
44,2<br />
* neu im Ranking; ■ = die fünf größten Aufsteiger; ■ = die fünf größten Absteiger; Quelle: Serviceplan<br />
WirtschaftsWoche <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> Green Economy 23<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Denkbar<br />
Jeremys Gratis-Welt<br />
SYSTEMWECHSEL | Steht der Kapitalismus vor dem Aus? Nicht ganz. Aber er<br />
wird massiv an Bedeutung verlieren, sagt der amerikanische Bestsellerautor Jeremy Rifkin<br />
in seinem neuen Buch voraus. Hier die fünf gewagtesten Thesen.<br />
D<br />
as Zeitalter des Kapitalismus<br />
geht zu Ende.“ Provokant beginnt<br />
Jeremy Rifkin, US-Ökonom,<br />
Bestsellerautor und Berater<br />
internationaler Konzerne, sein neues<br />
Buch. Der 69-jährige Visionär ist darin<br />
nicht etwa zu einem linken Theoretiker<br />
konvertiert. Vielmehr beschreibt er, wie<br />
ein bald allgegenwärtiges Internet die<br />
Wirtschaftsordnung untergräbt und auf<br />
den Kopf stellt. In „The Zero Marginal Cost<br />
Society“ – zu Deutsch etwa: Die Umsonst-<br />
Gesellschaft – entwickelt Rifkin, basierend<br />
auf Zeitgeist und technischen Trends, einen<br />
Zukunftsentwurf der Welt – und stellt<br />
dazu fünf ambitionierte Thesen auf:<br />
1 ARBEIT VERSCHWINDET<br />
Zentrale Bedeutung hat für ihn das Internet<br />
der Dinge: Alle Gegenstände des Alltags<br />
– Autos, Haushaltsgeräte oder auch<br />
Kleidung – sind künftig mit Sensoren ausgestattet<br />
und übertragen Daten ins Internet.<br />
Umgekehrt lassen sie sich darüber<br />
steuern. Intelligente Selbstorganisation<br />
zum Beispiel der Produktion verdrängt<br />
den Menschen. „Fabriken ohne Arbeiter<br />
sind schon heute Realität“, schreibt Rifkin.<br />
2 JEDER WIRD ZUM FABRIKANTEN<br />
Rifkin sieht die Vorboten dieser Entwicklung<br />
in der Kulturindustrie. So sei es Dank<br />
des Internets und günstiger Rechner und Kameras<br />
möglich, Videos, Fotos und Texte für extrem wenig<br />
Geld zu produzieren und im Internet zu publizieren.<br />
Ähnliches bahne sich nun in der realen Welt an. Jedermann<br />
könne am Computer eigene Produkte kreieren<br />
und auf 3-D-Druckern für sehr wenig Geld und mit wenig<br />
Aufwand herstellen. Entweder für den Eigengebrauch.<br />
Oder er vermarktet sie via Internet. Wenn Produktionskosten<br />
aber derart purzeln, werde jeder<br />
Mensch irgendwann zum Fabrikanten, so Rifkin.<br />
3 KOSTEN FÜR STROM UND VERKEHR SINKEN<br />
Wer früher einen Freund anrief, der auf einem anderen<br />
Kontinent lebte, zahlte sich dumm und dämlich. Heute<br />
hingegen kostet die globale Kommunikation via Web<br />
fast nichts. Eine ähnliche Entwicklung sieht Rifkin bei<br />
Gemeinsinn<br />
löst das<br />
Streben nach<br />
Gewinn ab<br />
Jeremy Rifkin<br />
The Zero Marginal<br />
Cost Society,<br />
356 Seiten, Verlag<br />
Palgrave Macmillan,<br />
19,95 Euro<br />
der Stromerzeugung und der Mobilität<br />
heraufziehen. Solaranlagen und Windräder<br />
würden immer billiger und hätten<br />
keine Brennstoffkosten. Die Anlagen<br />
lieferten elektrische Energie künftig fast<br />
umsonst. Und auch die Kosten für Mobilität<br />
würden rapide sinken, wenn Autos,<br />
Züge und Flugzeuge erst einmal autonom<br />
verkehrten. Ein Effekt: Waren<br />
und Materialien könnten sehr preiswert<br />
transportiert werden, auch das verbillige<br />
die Produktion.<br />
4 TEILEN STATT BESITZEN<br />
Schon heute verzichten Millionen Menschen<br />
weltweit aufs eigene Auto und<br />
mieten sich lieber bei Bedarf eines.<br />
Oder sie überlassen ihre Wohnung zeitweise<br />
anderen und nutzen Büros gemeinsam.<br />
Rifkin ist überzeugt: Der<br />
Trend, Produkte mit anderen zu teilen,<br />
wird sich in den nächsten Jahren enorm<br />
verstärken. Und das ist erst der Anfang<br />
einer viel weitreichenderen Entwicklung.<br />
Künftig würden sich Gleichgesinnte<br />
im Internet zusammenfinden<br />
und etwa ihr eigenes Auto konstruieren.<br />
Science-Fiction? Keineswegs. Der<br />
erste Wagen, dessen Einzelteile beinahe<br />
alle aus dem 3-D-Drucker kamen,<br />
entstand Anfang des Jahres in Kanada.<br />
5 KOLLEKTIVE VERDRÄNGEN UNTERNEHMEN<br />
Wenn künftig aber fast alles umsonst ist, wie Rifkin<br />
glaubt, was wird dann aus den Unternehmen? Ohne<br />
ausreichende Gewinne können sie kaum überleben.<br />
Rifkin erwartet, dass die Privatwirtschaft in ihrer heutigen<br />
Form massiv an Bedeutung verliert. An ihre Stelle<br />
treten, so seine Prognose, Zusammenschlüsse, die<br />
nicht auf Gewinn aus sind: Vereine, Non-Profit-Organisationen,<br />
Projekte von Ehrenamtlichen. Rifkin nennt<br />
sie „Collaborative Commons“ (in etwa „kooperierende<br />
Allgemeinheit“). Sie stellten künftig den Großteil aller<br />
Produkte her. Dass der Kapitalismus in den nächsten<br />
40 Jahren völlig verschwindet, glaubt der Vordenker indes<br />
nicht. Mit den Collaborative Commons erwachse<br />
ihm aber ein sehr ernsthafter Rivale.<br />
■<br />
benjamin.reuter@wiwo.de<br />
FOTO: ARCHIV-KLAR/RETO KLAR<br />
24 Green Economy <strong>26</strong>.5.<strong>2014</strong> WirtschaftsWoche<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.
Elite<br />
ELITE<br />
Report extra: XXX?<br />
REPORTextra<br />
XXX: XXXX<br />
Ausgezeichnete<br />
Vermögensverwalter<br />
PORTRAITS AUS DEM ELITE REPORT <strong>2014</strong><br />
Sonderveröffentlichung des Verlagshauses KASTNER AG<br />
www.elitereport.de
Inhaltsverzeichnis<br />
3 Editorial / Impressum<br />
4 Der Test des Elite Report <strong>2014</strong><br />
6 Berenberg Bank<br />
8 Haspa Private Banking<br />
10 Donner & Reuschel AG<br />
12 Bremer Landesbank<br />
14 Weberbank Actiengesellschaft<br />
16 HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />
18 Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />
20 BHF-BANK Aktiengesellschaft<br />
22 Bethmann Bank AG<br />
24 SVS – SeniorenVermögenSchutz<br />
25 Metzler Private Banking<br />
<strong>26</strong> Bank Schilling & Co AG<br />
28 Performance IMC<br />
30 DZ Privatbank<br />
32 Südwestbank AG<br />
34 Fürst Fugger Privatbank KG<br />
36 Deutsche Oppenheim Family Office AG<br />
38 HypoVereinsbank Unicredit Group<br />
40 Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />
42 DJE Kapital AG<br />
44 PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />
46 Huber, Reuss & Kollegen<br />
48 Bankhaus Herzogpark<br />
49 FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />
50 BV & P Vermögen AG<br />
51 IBB Internationales Bankhaus Bodensee<br />
52 Value-Holdings Vermögensmanagement GmbH<br />
53 Raiffeisen Salzburg Private Banking<br />
54 Schoellerbank AG<br />
56 Volksbank Vorarlberg Private Banking<br />
58 Hypo Landesbank Vorarlberg<br />
60 Bankhaus Jungholz<br />
61 Vermögensausschreibung<br />
62 Wergen & Partner<br />
64 Maerki Baumann & Co. AG, Privatbank<br />
66 Centrum Bank AG<br />
68 LGT Group<br />
70 Lorbeer für die Besten / Zu guter Letzt<br />
Die ausgezeichneten Vermögens verwalter – von Nord nach Süd.<br />
An diesen Finanzplätzen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg und Liechtenstein befinden sich<br />
die Zentralen – natürlich sind sie meist auch an weiteren Orten vertreten.<br />
Hamburg<br />
Berenberg<br />
DONNER & REUSCHEL<br />
Haspa Private Banking<br />
Bremen<br />
Bremer Landesbank<br />
Düsseldorf<br />
Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />
HSBC Trinkaus & Burkhardt<br />
Frankfurt<br />
Bethmann Bank<br />
BHF-BANK<br />
Metzler Private Banking<br />
Mannheim<br />
Performance IMC<br />
Berlin<br />
Weberbank<br />
Hammelburg<br />
Bank Schilling<br />
Augsburg<br />
Fürst Fugger Privatbank<br />
München<br />
Bankhaus Herzogpark<br />
DJE Kapital AG<br />
FIDUKA<br />
Huber, Reuss & Kollegen<br />
HypoVereinsbank<br />
Merck Finck & Co<br />
PSM Vermögensverwaltung<br />
VALUE-HOLDINGS<br />
Deutsche Oppenheim FO<br />
Luxemburg<br />
DZ Privatbank<br />
Kempten<br />
BV & P Vermögen AG<br />
Stuttgart<br />
SÜDWESTBANK<br />
Friedrichshafen<br />
IBB Int. Bankhaus Bodensee<br />
Zürich<br />
Maerki Baumann & Co.<br />
Wergen & Partner<br />
Salzburg<br />
Raiffeisen Salzburg<br />
Schoellerbank<br />
Vaduz<br />
Centrum Bank<br />
LGT Group<br />
Rankweil<br />
Volksbank Vorarlberg<br />
Bregenz<br />
Hypo Landesbank Vorarlberg<br />
Jungholz<br />
Bankhaus Jungholz
Editorial<br />
Ohne Zuverlässigkeit<br />
kein Vertrauen<br />
Wer Vermögen hat, hat es nicht leicht. Er wird umringt, umworben<br />
und ist gefährdet. Ein wachsendes Heer nur vordergründig<br />
gut meinender Finanzspezialisten macht Jagd auf<br />
die Vermögenden. Und damit wachsen die Risiken enorm.<br />
Vermeintliche Berater sind eigentlich nur Verkäufer. Echte<br />
Beratung mit Tiefgang ist dem Vertriebsprofi fremd. Die<br />
familiäre Situation des Kunden ist Provisionsjägern egal,<br />
ebenso wie dessen Bedürfnisse. Von<br />
Akkuratesse also keine Spur. Statt<br />
eines seriösen sinnvollen Konzepts<br />
gibt es widersprüchliche Ratschläge.<br />
Hans-Kaspar v. Schönfels,<br />
Chefredakteur Elite Report<br />
Aber gerade die grundlegenden Fragen<br />
sind es, die präzise beantwortet<br />
werden müssen, um einer Vermögensverwaltung<br />
die nötige Pass -<br />
form zu geben. Verantwortung für<br />
Kunde und Kapital sieht deutlich<br />
anders aus. Es sind diese Interessenkonflikte,<br />
die das Vermögen kräftig versalzen und dabei<br />
gute Gewürze ausschließen. Viele Vermögensorientierte<br />
erkennen erst später die Gefahren, nämlich dann, wenn sie<br />
rote Zahlen, also Lehrgeld, zu beklagen haben. Besonders<br />
Senioren leiden unter Missbrauch ihres Vermögens, nicht<br />
selten werden sie krank. Vermögen, egal ob klein oder groß,<br />
bedeutet immer eine große Verantwortung. Zunächst für<br />
den Inhaber und seine Familie selbst und natürlich auch<br />
für den beauftragten Vermögensverwalter. Damit die vielschichtige<br />
Pflicht nicht zur erdrückenden Last wird, filtern<br />
wir Jahr für Jahr die Besten der Branche für Sie heraus. Seit<br />
elf Jahren gibt es den Elite Report, dieses Orien tierungs -<br />
magazin mit der Positivliste. Anhand eines umfangreichen<br />
Bündels von 45 Überprüfungsparametern und der vielen<br />
Testberichte von echten Kunden und erfahrenen Experten<br />
ermittelt eine fachkundige Jury alljährlich die Besten der<br />
Besten – die Elite.<br />
Damit ist ein Grundelement des Verbraucherschutzes für<br />
Vermögende entstanden. Der Report führt zu den verantwortungsbereiten<br />
und zuverlässigen Könnern, zu den ehr -<br />
lichen Vermögensverwaltern mit Charakter. Und wir werden<br />
weiter in den Seniorenvermögenschutz investieren, damit<br />
Sicherheit und Zuverlässigkeit entstehen. Getreu unserem<br />
Redaktionsmotto: Unser bester Freund ist unser Leser. Unser<br />
zweitbester ist der, der unserem erstbesten hilfreich zur<br />
Seite steht und sein Vermögen schützt und mehrt.<br />
Impressum<br />
ELITE REPORT extra ist eine Sonderveröffentlichung der Elite Report Edition, die im Verlag KASTNER AG – das medienhaus, Wolnzach erscheint.<br />
Chefredaktion: Hans-Kaspar v. Schönfels & Re v. Schönfels; Art Direction & Realisation: Falk v. Schönfels; Fotonachweis: Titel: Daniel Schvarcz;<br />
Falk v. Schönfels www.fluctibus.com, Belleroche Pho to archiv www.belleroche.de; Daniel Schvarcz www.d-s-photo.com; andere Bildrechte (Portraits und<br />
Gebäude) mit Genehmigung der jeweiligen Vermögensverwalter. Druck: appl druck GmbH & Co. KG, Wemding Auflage: circa 1.000.000 Exemplare;<br />
beigelegt dem Handels blatt 2. Mai <strong>2014</strong>, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung F.A.S. 18. Mai <strong>2014</strong> und der WirtschaftsWoche am <strong>26</strong>. Mai <strong>2014</strong>.<br />
Unser Verleger, Professor h.c. Eduard Kastner, dankt den hier genannten Vermö gens verwaltern. Denn ohne ihre Be teiligung an den Herstellungs- und<br />
Beilege kosten hätte diese Sonderveröffent lichung nicht re alisiert werden können. Anschrift: Elite Report Redaktion, Nigerstr. 4 / II, D-81675 München,<br />
Tel: 089 / 470 36 48, redaktion@elitereport.de, www.elitereport.de<br />
EDITORIAL<br />
3
Fehler erkennen – Zukunft verbessern<br />
Der Test des Elite Report <strong>2014</strong>:<br />
Braucht Ihr Vermögen einen<br />
neuen Betreuer?<br />
Krisen, Veränderungen, Unsicherheiten: Jetzt sind intensive<br />
Gespräche mit Ihrem Berater notwendig, um drohende<br />
Risiken zu erkennen und das Vermögen neu auszurichten.<br />
Die Null-Zins-Zeit hält an. Leider. Damit fallen vertraute<br />
An la gethemen als Renditebringer aus. Sie tragen zur Auszehrung<br />
des Vermögens bei. Nur wirtschaftlicher Weitblick<br />
und seriöse Analysen können helfen, Gefahren <strong>vom</strong> Vermö -<br />
gen abzuwenden und nötige Gewinne zu produzieren. Vermögenserhalt<br />
verlangt aktualisierte Disziplin. Diese Situa -<br />
tion – liebe Leserinnen und Leser – muss jetzt erfasst und<br />
lösungsorientiert konsequent geklärt werden. Notfalls ist ein<br />
neuer Vermögensverwalter zu suchen und zu mandatie ren.<br />
Betreuungspausen und Gefahrenverdrängung können<br />
teuer werden.<br />
Doch auf welchen Vermögensverwalter ist Verlass?<br />
Das beantwortet sich leider nicht von ganz allein. Auch<br />
findet man die Antwort nicht schnell. Man muss sich nämlich<br />
erst auf um fang reiche De tail-Recherchen und hunderte<br />
von Testbesuchen einlassen, da zu knapp tausend Er fah -<br />
rungs be richte aus der Praxis auswerten und Be schwer den<br />
sowie Kun den beu rtei lun gen bis hin zu Image-Be wer tun gen<br />
sammeln und nach Aus sagen bestimmen. Wir müssen 45<br />
Kri te rien im Über blick einzeln be rück sichtigen. Natürlich<br />
analysieren wir auch Ver mö gens anlage kon zepte, Aus schrei -<br />
bungs vor schläge und Er trägnis auf stel lun gen. Mit Fach leu -<br />
ten fördern wir so ganz systematisch klare Kon turen zu tage.<br />
Wei tere Beo bach tungen und vertraulich eingeholte In for ma -<br />
tio nen bei kompetenten Markt ex perten runden das zu ge -<br />
winnende Bild ab.<br />
Doch um gleich eingangs unserer Kriterienliste das wohl<br />
wichtigste Datenpaket aussagekräftig zu mach en, haben wir<br />
mit in Bankenprüfung erfahrenen Wirt schaft s prü fern die<br />
Geschäftsberichte durchforstet. Wir wissen, wie die Zah len<br />
des Unternehmens sind. Denn, wer tief rot seine Bilanzen<br />
färbt, ist auch nicht immer der Zuver lässigste. Wer an der<br />
4 ELITE REPORT extra
Wand steht und ums Überleben kämpft, macht vielleicht<br />
auch lange Finger. Immer wieder hatten wir unseren Blick in<br />
die Jahresberichte versenkt, um an hand des gebotenen Zahlenspiels<br />
den Dau men zu heben und eine Ent warnung<br />
äußern zu können. Wir haben aus der Fülle der unterschiedlichen<br />
Unter neh menszahlen die Be stä ti gung gefunden, wie<br />
wichtig die Ertragsstabilität und die innere Prosperität sind.<br />
In einigen Fällen konnte man im Vergleich zu den Ver mö -<br />
gens v er wal tungs-Ergebnissen gute Begründungen herleiten.<br />
Der normale Überprüfungsprozess begann mit einer groß en<br />
Flut von diesmal 342 Adressen. Sie alle boten ihren Service<br />
in einer – wie auch immer gearteten – Vermögensverwaltung<br />
als Dienst leis tung an. Da der Begriff aber nicht fest -<br />
gelegt ist, nehmen wir unsere Kri terien der kompakten,<br />
trans parenten Ve rant wor tungs über nahme, die Vermö gen<br />
ab 400.000 Euro be wirt schaf tet. Die große Zahl der Fonds -<br />
verkäufer, Ver sicherungs ver treter oder Mak ler fiel deshalb<br />
schon bei der ers ten Sich tung heraus. Übrig blieben also im<br />
gesamten Aus wer tungs feld nur 112 Anbieter, die dann konsequent<br />
unter die Lupe gelegt wurden. Wichtige Eckpunkte<br />
für das Prüf pro gramm lieferten wieder einmal die Leser als<br />
Tester ehrenhalber, die Pro fitester, die Ausschrei bungs ange -<br />
bote und ein umfangreiches Bündel von Ein zelre cherchen.<br />
Diese vielschichtigen Eindrücke wurden dann um die Er -<br />
geb nisse der Leumundsbefragungen bei se riö sen Insidern<br />
erweitert. Des Weiteren kamen Fehler-Analysen der Be -<br />
schwer de führer und Kläger hinzu. Am Ende durften wir<br />
wieder einmal in nahezu 600 Depots blicken, um auch die<br />
Leis tungs stärke schwarz auf weiß zu erfassen. Um es kurz<br />
zu machen, aus 112 Ver mögensverwaltern blieben nach<br />
Ab schluss der Bewer tungsrunden nur 43 empfehlenswerte<br />
Ver mögens ver walter übrig, die Elite nämlich zuzüglich<br />
zweier Son der preise. Das sind in etwa 50 Pro zent oder nur<br />
15 Prozent von den 342.<br />
»Tadeln ist leicht, deshalb versuchen sich viele darin.<br />
Mit Verstand loben ist schwer, darum tun es wenige.«<br />
Anselm Feuerbach<br />
Wieder einmal trugen unsere Leser als Tester praxisnah zur<br />
Beurteilung bei. Auch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön,<br />
denn dieser Einsatz ist eine wichtige Stütze für un se -<br />
re Arbeit. Liefern sie doch Beratungserlebnisse, die ungeschminkte<br />
Realität und erleichtern damit die Trennung der<br />
Spreu <strong>vom</strong> Wei zen. 148 Leser nahmen in den Beratungs -<br />
zimmern Platz. Sie suchten Betreuung für ihr Vermögen von<br />
600.000 bis 18 Millionen Euro. Unter ihnen befanden sich<br />
20 potenzielle Erben, die von ihren Eltern dazu ermuntert<br />
worden waren, eigene Erfah run gen zur Un ter schied lichkeit<br />
der Vermögensverwalter einzuholen. Alle hatten von uns<br />
je fünf Adressen erhalten, so dass 740 Einzelbewertungen<br />
gewonnen wurden.<br />
❒<br />
Testen Sie mit<br />
Wenn Sie einen neuen Vermögensverwalter suchen, dann sind<br />
wir sehr an Ihren Eindrücken und Erfahrungen interessiert.<br />
Wir würden Sie gerne als Tester ehrenhalber begleiten. Sie<br />
erhalten von uns fünf Adressen, die Sie bewerten. Dafür geben<br />
wir Ihnen wertvolle Tipps, die Ihre Position gegenüber<br />
dem Vermögensverwalter vorteilhaft verstärkt. Interessiert?<br />
Rufen Sie uns in der Redaktion an.<br />
Analysieren und Helfen<br />
Jahr für Jahr erhalten wir Hilferufe und Briefe von Lesern, die<br />
schlechte Erfahrungen mit ihren Vermögensverwaltern<br />
gemacht haben. Im vergangenen Jahr waren es fast 300 Mitteilungen.<br />
Besonders Senioren beklagten sich, 80 von ihnen<br />
haben wir geholfen, 30 Fälle gingen zu Gericht. Wir analysieren<br />
diese Schilderungen und Dokumente, um herauszufinden,<br />
wer welche Fehler zu verantworten hat. Danach sprechen<br />
wir mit den Vermögensverwaltern und entwickeln tatkräftig<br />
gemeinsam eine akzeptable Kulanzlösung. Erst wenn alle<br />
Bemühungen versagen, suchen wir einen geeigneten Anwalt<br />
zur Überprüfung. Sieht er gute Möglichkeiten zum Schadensausgleich,<br />
kann der Beschwerde führende Leser mit ihm in<br />
Verbindung treten.<br />
Übrigens: Es gibt keinen Auto ma tis mus, dass Ver mö gens -<br />
schäden im mer nur <strong>vom</strong> Vermögens ver wal ter zu ver ant -<br />
worten sind. Wir haben in über 72 Gesprächen mit unseren<br />
Le sern groben Leichtsinn bis hin zu hochriskanten Fehl -<br />
einschätzungen seitens der Vermögenden selbst er kannt. Hier<br />
konnte unser Con trol ling-Team mit seinen Analysen neue<br />
sichere Wege anlegen. Knapp 100 vermögende Leser baten<br />
uns, ihre Erträgnis aufstellung zu interpretieren. Wir kamen<br />
uns wie Dol met scher vor, von den Perfor m ance ergebnissen<br />
einmal ganz zu schweigen.<br />
Der Vermögensverwaltungsvertrag<br />
Wohltuend, lieber Leser, ist immer der saubere klar mit<br />
»Leitplanken« versehene Vermögensverwaltungsweg. Etwaige<br />
Pro visionen werden von seriösen Häusern immer auf den Tisch<br />
gelegt, auch das jeweilige Beratungs- und Be treuungshonorar<br />
ist auszuhandeln. Es wird in den Ver trä gen festgehalten. Vermögensverwaltung<br />
ist also immer mehr als nur eine kurz zeitige<br />
Honorarberatung. Die ganz heitliche Betreuung schließt je<br />
nach Modell alle Leistungen ein. Wer ohne Vermögensverwaltungsvertrag<br />
sein Kapital bewirtschaften lässt, lebt generell<br />
gefährlich. Sich nur depot- oder anlagemäßig beraten zu<br />
lassen, kann riskant sein. Der Kunde darf sich nicht wundern,<br />
dass er zum Abladeplatz von Provisionsbringern wird und der<br />
Verkäufer noch nicht einmal Verantwortung dafür übernimmt.<br />
Auch Beratungsprotokolle und die <strong>vom</strong> Verbraucherschutz<br />
erzwungenen Pflichten führen zu keinem besseren Vermögensschutz.<br />
Denn diese Texte zu verstehen ist dem Laien fast<br />
unmöglich. Anders ist es eben mit einem Ver mögens ver wal -<br />
tungs vertrag, der die Verantwortlichkeit und Honorarfrage<br />
deutlich vereinbart.<br />
ELITE REPORT extra<br />
5
Berenberg hat sich in den letzten 15 Jahren von einer eher auf Norddeutschland fokussierten Privatbank zu einer auch<br />
international beachteten Adresse mit 1.150 Mitarbeitern und 17 Standorten in Europa und den USA entwickelt.<br />
Berenberg:<br />
»Analytische Kompetenz ist gefragt«<br />
Berenberg-Chef Dr. Hans-Walter Peters über Tradition und Aufbruch, Kultur und Expertenwissen<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Peters, Berenberg<br />
ist Deutschlands älteste Bank<br />
und zugleich eine der dynamischsten<br />
Banken in Europa. Ist das nicht ein<br />
Widerspruch?<br />
Dr. Hans-Walter Peters: Nein, überhaupt<br />
nicht! Wenn ein Unternehmen<br />
fast 425 Jahre existiert, dann muss<br />
man immer offen sein für Veränderung.<br />
Wenn man nur starr an seinem<br />
Geschäftsmodell festhält, kann ein<br />
Unternehmen nicht überleben. Konstanz<br />
ist hingegen bei der Führung des<br />
Unternehmens wichtig. Bei uns hat<br />
es seit 1590 lediglich 38 persönlich<br />
haftende Gesellschafter gegeben – und<br />
auch meine beiden Partner und ich<br />
sind alle schon seit über 20 Jahren<br />
»Berenberger«.<br />
Ist diese Offenheit für Veränderungen<br />
das Erfolgsrezept von Berenberg?<br />
Dr. Hans-Walter Peters: Als mittelgroße,<br />
inhabergeführte Bank müssen Sie immer<br />
überlegen, welches Geschäftsmodell<br />
richtig für Sie ist. Wir agieren chancenorientiert.<br />
Wenn wir sehen, dass<br />
Märkte nicht gut bearbeitet werden,<br />
dann stoßen wir in solche Lücken vor,<br />
sofern es zu unserer strategischen Ausrichtung<br />
passt. Ein gutes Beispiel hierfür<br />
ist der Abbau von Aktienanalysten,<br />
den viele Banken in letzter Zeit vornehmen.<br />
Wir bauen unser Research mit<br />
renommierten Analysten aus und gewinnen<br />
durch erstklassige Leistungen –<br />
in Verbindung mit exzellentem Service<br />
– neue Kunden. Neben einer hohen<br />
Professionalität ist heute insbesondere<br />
analytische Kompetenz gefragt, zu -<br />
nehmend auch im Private Banking. Sie<br />
steht am Beginn jeder Investition.<br />
Dr. Hans-Walter Peters, Sprecher der<br />
persönlich haftenden Gesellschafter<br />
Kann eine Bank wie Berenberg denn<br />
überhaupt an die Qualität von Großbanken<br />
anknüpfen?<br />
Dr. Hans-Walter Peters: Unser Ziel ist es<br />
– und muss es sein! –, zu den Besten zu<br />
gehören. Nur wenn unsere Kunden<br />
Geld verdienen, verdienen auch wir;<br />
und nur dann hat unsere Bank eine<br />
Zukunft. Deshalb investieren wir stark<br />
in Qualität und Know-how und haben<br />
in den letzten Jahren das zweitgrößte<br />
Aktienresearch einer deutschen Bank<br />
aufgebaut. Wir verfügen über einen<br />
der bes ten Banken-Volkswirte in Europa<br />
und seit Herbst 2013 über einen der<br />
renommiertesten Anlagestrategen.<br />
Wie schaffen Sie es, hochkarätige Mitarbeiter<br />
zum Beispiel von den internationalen<br />
Großbanken zu bekommen?<br />
Dr. Hans-Walter Peters: Bei uns ist jeder<br />
einzelne Mitarbeiter wichtig. Keiner<br />
kann sich verstecken, es kommt auf<br />
jeden Einzelnen an. Und wenn jemand<br />
hervorragende Leistungen erbringt,<br />
bleibt das nicht verborgen; die Moti -<br />
va tion ist somit eine ganz andere, als<br />
es in großen Organisationen der Fall ist.<br />
Zudem gewähren wir unseren Mitarbeitern<br />
mehr Gestaltungsspielraum, als<br />
dies in komplexen Strukturen möglich<br />
ist. Gute Ideen werden bei uns somit<br />
schneller umgesetzt. Auch das macht<br />
den Erfolg und die Anziehungs kraft von<br />
Berenberg aus. Dabei haben wir natürlich<br />
ständig das Risiko im Blick, denn<br />
als persönlich haftende Gesellschafter<br />
sind wir uns unserer besonderen Verantwortung<br />
immer bewusst.<br />
Stichwort Verantwortung: Kulturwandel<br />
und Werte sind derzeit häufig gebrauchte<br />
Schlagworte – gerade in der<br />
Bankenbranche. Wie beschreiben Sie<br />
die Kultur von Berenberg?<br />
Dr. Hans-Walter Peters: Was Berenberg<br />
ausmacht, sind drei Dinge: Wir sind integer,<br />
verlässlich und verantwortungsvoll.<br />
Wir erbringen mit motivierten<br />
und sehr engagierten Mitarbeitern<br />
erstklassige Dienstleistungen für unse -<br />
re Kunden, deren Interessen wir stets<br />
in den Mittelpunkt unseres Handelns<br />
stellen. Das ist unsere bis heute gül tige<br />
DNA. Und darum brauchen wir auch<br />
nicht über einen Kulturwandel nachzudenken.<br />
Herr Dr. Peters, wir danken Ihnen für<br />
dieses Gespräch!<br />
6 ELITE REPORT extra
Erfolgreiches Portfolio Management<br />
in herausfordernden Märkten<br />
Vermögensstrukturierung in Zeiten niedriger Zinsen, hoher Volatilitäten und schwankender Korrelationen<br />
Die Komplexität von Anlageentscheidungen<br />
hat seit einigen Jahren deutlich<br />
zugenommen, was einerseits mit den<br />
historisch niedrigen Zinsen und ande -<br />
r er seits mit hohen Volatilitäten sowie<br />
den schwankenden Wechselbeziehungen<br />
der Vermögensklassen untereinander<br />
(Korrelationen) zu erklären ist.<br />
So besteht derzeit aufgrund der in fast<br />
allen entwickelten Volkswirtschaften<br />
vorherrschenden Niedrigzinsen oftmals<br />
zwischen den erzielbaren Ren -<br />
diten auf verzinsliche Anlagen und den<br />
Renditeforderungen institutioneller<br />
und privater Kunden eine erhebliche<br />
Diskrepanz. Daneben zerstörte die ho -<br />
he Volatilität vielfach die verfügbaren<br />
Risikobudgets, und – ganz wichtig für<br />
ausgewogene Port folios – typische Korrelationsmuster<br />
an den Kapitalmärkten<br />
wurden immer mal wieder zumindest<br />
zeitweise außer Kraft gesetzt.<br />
In den Stressphasen der 2008/09-er Finanzkrise<br />
wiesen Aktien und Staatsanleihen<br />
noch eine negative Korrela tion<br />
auf, das heißt fallenden Aktienkursen<br />
standen steigende Staatsanleihenkurse<br />
gegenüber. Die Wertverluste der einen<br />
Anlagekategorie konnten somit durch<br />
die Wertgewinne der anderen Anlageka -<br />
tegorie kompensiert werden. In jüngster<br />
Zeit verkehrte sich hingegen häufiger<br />
temporär dieser statistische Zusammenhang.<br />
Dadurch, dass die meis ten<br />
großen Notenbanken in den letz ten<br />
Jahren den Kapitalmärkten vermehrt<br />
Liquidität zugeführt haben, kam es öfter<br />
zu Marktphasen, in denen Aktien<br />
und Staatsanleihen in die gleiche Richtung<br />
tendierten. So geschehen als in der<br />
jüngeren Vergangenheit gerade durch<br />
die fallenden Zinsen und Renditen die<br />
Anleihen- und Aktienmärkte regelrecht<br />
befeuert wurden oder aber als unter den<br />
Marktteilnehmern Angst aufkam, dass<br />
der lange Zyklus scheinbar unbegrenzt<br />
zur Verfügung stehender Liquidität zu<br />
Ende gehen könnte, und insbesondere<br />
Aktien und Staatsanleihen in der Folge<br />
gleichzeitig an Wert einbüßten.<br />
Stefan Keitel,<br />
Global Chief Investment Officer<br />
Strategische Ertragsoptimierung<br />
innerhalb der Anlageklassen<br />
Um der großen Herausforderung im<br />
Tiefzinsumfeld gerecht zu werden, sollten<br />
Anleger neben grundsätzlichen<br />
Streu ungserfordernissen eine strategische<br />
Ertragsoptimierung innerhalb der<br />
Anlageklassen anstreben. Im Segment<br />
der Aktien sollte der Schwerpunkt auf<br />
dividendenstarke Titel gelegt werden,<br />
die sich auch durch eine Dividendenkontinuität<br />
auszeichnen und als langfristige<br />
Alternative für die weniger gewordenen<br />
attraktiven Anlagemöglichkeiten<br />
im Anleihesegment zu sehen<br />
sind. Bei den Anleihen bieten sich zur<br />
Optimierung selektiv die schwankungs -<br />
anfälligeren, dafür aber im Vergleich zu<br />
anderen Zinsanlagen höher rentier -<br />
lichen und <strong>vom</strong> Zinszyklus unabhän -<br />
gigeren Hochzins- und Schwellenländeranleihen<br />
an. Im Segment der alter -<br />
na tiven Anlagen liefern Hedgefonds<br />
in puncto Ertragsoptimierung kaum<br />
Mehr werte, da die erwartete Rendite<br />
aufgrund der oftmals zu hohen Kos ten<br />
nicht selten auf Geldmarktniveau<br />
schrumpft. Ähnliches trifft auf Rohstoffe<br />
zu, bei denen Anleger immer wieder<br />
in neue Kontrakte investieren müssen,<br />
sodass häufig die Roll-Kosten die<br />
Renditen spürbar schmälern. Offene<br />
Immobilienfonds sind mit Blick auf die<br />
geänderten Rahmenbedingungen eher<br />
kritisch zu sehen. Somit verbleiben als<br />
Alternativen die nicht liquiden Anlageklassen<br />
Private Equity und die Infrastrukturanlagen,<br />
wobei jeder einzelne<br />
Investor prüfen muss, ob diese Investments<br />
zum Beispiel wegen der mangelnden<br />
Übertragbarkeit, der Langfris -<br />
tigkeit und häufig geringeren Transparenz<br />
für ihn geeignet sind.<br />
Die Bedeutung der taktischen<br />
Vermögenssteuerung hat zugenommen<br />
Bleibt noch die Frage hinsichtlich des<br />
Umgangs mit den Korrelationsschwankungen.<br />
Klar ist, dass eine langfristige<br />
Ausrichtung des Gesamtportfolios und<br />
dessen Diversifikation über mehrere<br />
Anlageklassen auch in Niedrigzins pha -<br />
sen sinnvoll ist. Für ein erfolgreiches<br />
Portfoliomanagement ist es heut zu tage<br />
aber auch ebenso wichtig, bei sich temporär<br />
verändernden Marktg e ge ben hei -<br />
ten von den unter strategisch em Blickwinkel<br />
festgelegten neutralen Gewichtungen<br />
auch kurzfristig abzuweichen,<br />
sprich das Portfolio entsprechend taktisch<br />
zu bewirtschaften.<br />
❑<br />
Berenberg<br />
Neuer Jungfernstieg 20<br />
D-20354 Hamburg<br />
Telefon +49(0)40/350 60 513<br />
www.berenberg.de<br />
Standorte:<br />
Hamburg, Bielefeld, Braunschweig,<br />
Bremen, Düsseldorf, Frankfurt,<br />
München, Stuttgart, Boston, Genf,<br />
London, Luxemburg, New York,<br />
Paris, Shanghai, Wien, Zürich<br />
ELITE REPORT extra<br />
7
Haspa Private Banking:<br />
Wertentwicklung und Risikomaß<br />
sind zwei Seiten derselben Medaille<br />
Von Jörg Ludewig, Generalbevollmächtigter der Hamburger Sparkasse<br />
Der legendäre Sprecher der Deutschen<br />
Bank, Hermann Josef Abs, hatte die<br />
Gabe, Zusammenhänge mit verblüf -<br />
fender Einfachheit auf den Punkt bringen<br />
zu können. Einmal wurde er auf<br />
die ver lockenden Renditeversprechen<br />
von Wett bewerbern angesprochen.<br />
Seine Antwort lautete: »Auch ich kann<br />
Ihnen jede Verzinsung bieten, wenn<br />
Sie im Gegenzug auf die Rückzahlung<br />
des Kapitals verzichten.«<br />
Treffender kann man nicht zum Ausdruck<br />
bringen, dass Chancen und Risiken<br />
zwei Seiten derselben Medaille sind<br />
und dass Performance, also die Wertentwicklung,<br />
nicht das alleinige Maß<br />
für den Erfolg einer Kapitalanlage sein<br />
sollte. Keine Frage, wer Geld anlegt,<br />
erwartet eine angemessene Rendite.<br />
Aber was ist angemessen? An welchen<br />
Bezugspunkten soll man das bemessen?<br />
Und welche Anlagezeiträume sollte<br />
man dabei zugrunde legen?<br />
Die Performance ist unzweifelhaft eine<br />
wichtige Kennziffer zur Erfolgsbeur -<br />
teilung von Kapitalanlagen. Aber sie ist<br />
nicht die einzige. Ihre Bewertung muss<br />
stets im Lichte des eingegangenen<br />
Ri si kos vorgenommen werden. Denn<br />
je ge wagter die Anlagestrategie, desto<br />
größer auch die Gefahr, dass es mal<br />
abwärts geht.<br />
In den vergangenen zwei Jahren wäre<br />
es im Nachhinein betrachtet ein Leichtes<br />
gewesen, sein Vermögen um 50 Prozent<br />
zu steigern. Man hätte das Kapital<br />
nur in einem Index-Papier anlegen<br />
müssen, das die Zusammensetzung<br />
des Aktienindex DAX 1 zu 1 abbildet.<br />
Da der DAX 2012 und 2013 um jeweils<br />
rund 25 Prozent zulegte, wäre dieses<br />
Vor gehen reich belohnt worden. Aber<br />
kann man Anlegern, selbst wenn sie<br />
risiko bereit sind, wirklich empfehlen,<br />
alles auf eine Karte zu setzen? In der<br />
Regel wohl kaum.<br />
Unter Inkaufnahme hoher Risiken, so<br />
lehrte es schon Hermann Josef Abs, ist<br />
jede Rendite möglich, aber eben auch<br />
jeder Verlust. Man stelle sich vor, der<br />
DAX wäre im besagten 2-Jahres-Zeitraum<br />
um 50 Prozent abgestürzt und das<br />
Anlagekapital hätte sich halbiert. Rein<br />
rechnerisch hätte das bedeutet, dass der<br />
Anleger in der Folgezeit ein Plus von<br />
100 Prozent hätte erwirtschaf ten müssen,<br />
um diesen Verlust wieder wettzumachen.<br />
Manche haben auf diese Weise schon<br />
viel Lehrgeld bezahlt. Das hängt auch<br />
damit zusammen, dass Verluste viel<br />
stärkere Emotionen auslösen als Gewinne.<br />
Im Bemühen, eine Fehlspeku -<br />
lation möglichst schnell auszugleichen,<br />
wird dann leicht der nächste Fehler gemacht.<br />
Performance als Glücksspiel –<br />
das ist das Gegenteil dessen, was eine<br />
gute Vermögensverwaltung ausmacht.<br />
Wer die absolute Wertentwicklung in<br />
kurzen Zeiträumen zum Maß aller Dinge<br />
erhebt, wird auf lange Sicht keine<br />
zufriedenstellenden Anlageergebnisse<br />
erreichen. Vermögensverwaltung ist<br />
nicht Sprint, sondern Langstreckenlauf.<br />
Und ob ein Vermögensverwalter sein<br />
Handwerk versteht, muss er nicht nur<br />
in guten, sondern vor allem in schlechten<br />
Zeiten unter Beweis stellen.<br />
Wenn alle Anlageklassen steigen, was<br />
allerdings nur selten vorkommt, kann<br />
man nicht allzu viel falsch machen. Der<br />
gute Vermögensverwalter ist vielmehr<br />
dann gefordert, wenn es an den Märkten<br />
seitwärts oder abwärts geht. Man<br />
braucht ihn also nicht, um Top-Per for -<br />
mance zu erwirtschaften. Seine Haupt -<br />
aufgabe sollte sein, Risiken so zu glätten,<br />
dass der Kunde auch in schwierigen<br />
Marktphasen ruhig schlafen kann.<br />
Mit dieser Philosophie hat das Haspa<br />
Private Banking in den vergangenen<br />
Jahren viele neue Kunden gewonnen.<br />
Auch die Tatsache, dass wir <strong>vom</strong> Elite<br />
Report elf Mal in Folge als Bester Vermögensverwalter<br />
ausgezeichnet wur-<br />
8 ELITE REPORT extra
den, ist im Wesentlichen wohl darauf<br />
zurückzuführen, dass wir das Sicherheitsbedürfnis<br />
unserer Kunden sehr<br />
ernst nehmen. Wir lassen uns nicht<br />
an kurzfristigen Erfolgen messen, sondern<br />
an der langfristigen und nachhal -<br />
tigen Mehrung der uns anvertrauten<br />
Kundenvermögen. Erhebungen bestä -<br />
tigen, dass das auch unter reinen Performance-Aspekten<br />
ein höchst erfolgreicher<br />
Weg ist.<br />
Dazu ein paar Zahlen. Über einen Zeitraum<br />
von fast 20 Jahren hat ein konservatives<br />
Mandat des Haspa Private<br />
Banking mit einer Aktienquote von<br />
maximal 30 Prozent eine jahresdurchschnittliche<br />
Wertentwicklung nach<br />
Kosten von gut 4 Prozent erzielt. Im<br />
gleichen Zeitraum erzielte die ausgewo -<br />
gene Strategie mit einer Aktienquote<br />
von maximal 60 Prozent eine Durch -<br />
schnitts rendite nach Kosten von etwa<br />
6 Prozent pro Jahr.<br />
Es ist wenig überraschend, dass die hö -<br />
here Aktienquote auch zu einer höheren<br />
Durchschnittsrendite geführt hat.<br />
Aktien sind nun einmal auf lange Sicht<br />
bessere Ertragslieferanten<br />
als Anleihen. Wer<br />
gänzlich auf Aktien verzichtet,<br />
wird zum Beispiel<br />
in der aktuellen extremen<br />
Niedrigzinsphase<br />
kaum in der Lage sein,<br />
einen Inflationsausgleich<br />
zu erwirtschaften.<br />
Andererseits muss man<br />
klar feststellen, dass die<br />
stärkere Gewichtung von Aktien auch<br />
mit einer höheren Schwankungsanfälligkeit<br />
verbunden ist. Das belegen die<br />
Jahresauswertungen unserer Kunden-<br />
Depots. Bei den konservativ ausgerichteten<br />
Depots mit niedriger Aktien quote<br />
lag das Ertragsspektrum im Laufe von<br />
zwei Jahrzehnten zwischen plus 11,4<br />
Prozent und minus 6,2 Prozent im Krisenjahr<br />
2008. Bei den ausgewogenen<br />
Depots mit höherer Aktienquote waren<br />
die Ausschläge mit plus 18,9 und minus<br />
12,7 Prozent deutlich stärker.<br />
Jörg Ludewig,<br />
Generalbevollmächtigter<br />
der Haspa<br />
Höhere Renditeerwartungen haben also<br />
einen Preis. Dieser Preis ist, dass der<br />
Kunde größere Schwankungen und damit<br />
eine geringere Planbarkeit<br />
in Kauf zu nehmen<br />
hat. Auf lange Sicht<br />
kann sich das zwar auszahlen,<br />
wie der Performance-Vorsprung<br />
unserer<br />
Kunden-Depots mit<br />
höheren Aktienquoten<br />
beweist. Das setzt allerdings<br />
voraus, dass einem<br />
Kunden die höheren Aus -<br />
schläge keine schlaflosen<br />
Nächte bereiten, und er nicht kurzfris -<br />
tige Gewinne, sondern eine langfristig<br />
po sitive Wertentwicklung anstrebt.<br />
Wir im Haspa Private Banking legen<br />
größten Wert darauf, in intensiven Kundengesprächen<br />
herauszufinden, welches<br />
Risikomaß für einen Kunden das<br />
Richtige ist. Die Anlagestrategie sollte<br />
nicht nur eine Frage der Renditeerwartungen<br />
sein. Sie muss auch den individuellen<br />
Sicherheitsbedürfnissen des<br />
Kunden entsprechen. Nur dann, wenn<br />
beides in einer vernünftigen Balance ist,<br />
können über längere Zeiträume zufriedenstellende<br />
Anlageergebnisse erzielt<br />
werden.<br />
Jörg Ludewig<br />
Haspa Private Banking<br />
Hohe Beratungskompetenz, Kontinuität,<br />
sorgfältige Systematik und Transparenz:<br />
Das sind die Markenkernwerte, mit<br />
denen sich das Haspa Private Banking in<br />
den vergangenen Jahren weit über Hamburg<br />
hinaus einen Namen gemacht und<br />
Kunden aus ganz Deutschland gewonnen<br />
hat. Bei aller Professionalität steht<br />
beim Haspa Private Banking die Kunden -<br />
orientierung im Mittelpunkt. Kunden<br />
wollen nicht belehrt, sondern bestmöglich<br />
informiert und beraten werden.<br />
Dazu bedarf es erfahrener Berater, die<br />
auch komplexe Sachverhalte verständlich<br />
darstellen können.<br />
Das Haspa Private Banking beschäftigt<br />
mittlerweile mehr als 100 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter, allesamt hochqua -<br />
lifiziert und zumeist seit Jahrzehnten mit<br />
der Beratung von Vermögenskunden vertraut.<br />
Darüber hinaus kann das Private<br />
Banking auf ein breites bankinternes Expertennetzwerk<br />
zurückgreifen, darunter<br />
die hauseigene Kapitalmarktanalyse.<br />
Das Haspa Private Banking verfolgt einen<br />
ganzheitlichen Beratungsansatz, der alle<br />
Vermögensbestandteile berücksichtigt.<br />
Viele Kunden sind oder waren Unternehmer,<br />
verfügen auch über Beteiligungsvermögen<br />
und Grundbesitz. Im Zuge einer<br />
sorgfältigen Risikoabwägung ist es unabdingbar,<br />
diese immobilen Werte bei der<br />
strategischen Ausrichtung eines Kapitalvermögens<br />
zu berücksichtigen. Als Kerndienstleistung<br />
wird deshalb auch angeboten,<br />
alle Vermögenswerte systematisch<br />
zu erfassen und einer gründlichen Analyse<br />
im Hinblick auf Rendite, Risiko, Liquidität<br />
und Steuern zu unterziehen.<br />
Das, was zählt in der Vermögensverwaltung,<br />
ist Vertrauen. Das Haspa Private<br />
Banking ist ein Geschäftszweig der Hamburger<br />
Sparkasse, die auf eine mehr als<br />
186-jährige Tradition zurückblickt. Sie<br />
ist stets unabhängig geblieben und die<br />
führende Privat- und Mittelstandsbank<br />
sowie der größte Immobilienfinanzierer<br />
in der Metropolregion Hamburg.<br />
Ihr Kontakt zum<br />
Haspa Private Banking:<br />
Hamburger Sparkasse AG<br />
Bereich Private Banking<br />
Adolphsplatz 3<br />
D-20457 Hamburg<br />
Tel.: +49(0)40/3579 32 32<br />
Mehr Informationen zum Leis tungsspektrum<br />
und zur Beratungsphilosophie s o -<br />
wie Videointerviews mit Ex per ten des<br />
Haspa Private Banking fin den Sie im<br />
Internet:<br />
www.privatebanking.haspa.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
9
Die Finanzmarktkrise und die aktuelle Zentralbankpolitik haben dazu geführt, dass es risikolose Anlagen nicht mehr gibt.<br />
Selbst der reale Kapitalerhalt ist zur Herausforderung geworden. Ein Dilemma für die Anleger. Denn laut Jörg Laser,<br />
Mitglied des Vorstands Bankhaus DONNER & REUSCHEL, wird das über Jahre noch so bleiben.<br />
DONNER & REUSCHEL:<br />
Gibt es noch risikolose Anlagen?<br />
Fragen an Jörg Laser<br />
Elite Report extra: Herr Laser, wieso gibt<br />
es keine risikolosen Anlagen mehr?<br />
Jörg Laser: Die Verschuldungskrise wird<br />
offensichtlich dadurch gelöst, dass<br />
vermeintlich sichere Anlagen, wie beispielsweise<br />
Staatsanleihen, dauerhaft<br />
niedrig verzinst werden und nicht einmal<br />
mehr die Inflationsrate decken. Anders<br />
als in der Vergangenheit werden<br />
somit diese sicheren An lagen einen<br />
realen Wertverlust verzeichnen.<br />
Was bedeutet das für den Anleger?<br />
Jörg Laser: Umdenken. Dieses Umfeld<br />
ist für Generationen von Anlegern völlig<br />
neu. Es zwingt zu einem anderen<br />
Umgang mit dem Risiko.<br />
Risiko ist aber nicht das, was Anleger<br />
insbesondere nach der Finanzkrise eingehen<br />
wollen.<br />
Jörg Laser: Genau. Dies ändert trotzdem<br />
nichts an der Realität, erfordert aber<br />
eine sehr sensible Auseinandersetzung<br />
des Beraters mit seinen Kunden, um<br />
das akzeptable Risiko zu ermitteln. Hier<br />
ist Einfühlungsvermögen in die Perspektive<br />
des Kunden gefragt.<br />
Jörg Laser, Mitglied des Vorstands<br />
Bankhaus DONNER & REUSCHEL<br />
Nun sagt man den Banken nicht ge -<br />
rade viel Einfühlungsvermögen nach.<br />
Jörg Laser: Wichtig ist, dass die Bank die<br />
Grundvoraussetzungen für eine ob jek -<br />
tive Beratung schafft. Das heißt ganz<br />
klar: Es darf keine Produktvor gaben<br />
geben. Der Berater muss die Freiheit<br />
haben, dem Kunden genau zuzuhören<br />
und sich in ihn hineinzuversetzen.<br />
Risiko ist absolut indivi duell und subjektiv.<br />
Gemeinsam müssen Berater und<br />
Kunde herausfinden, welches Risiko<br />
der Anleger tragen kann und will.<br />
Trotzdem muss der Anleger seine Risikobereitschaft<br />
erhöhen.<br />
Jörg Laser: Ja, zwingend. Aus dem ri -<br />
si ko losen Zins ist ein zinsloses Risiko<br />
ge worden. Und deshalb ist ein aktives<br />
Risikomanagement der Vermögens an -<br />
lage das wichtigste Instrument, was<br />
eine Vermögensverwaltung zur Ver fü -<br />
gung stellen muss.<br />
Und wie sieht so ein Risikomanagement<br />
aus?<br />
Jörg Laser: Wichtig sind insbesondere<br />
drei Punkte: Ein systematischer Ansatz,<br />
um Risiken entgegenzutreten. Ein klares<br />
Regelwerk und schließlich konsequente<br />
Disziplin in der Umsetzung.<br />
Das klingt kompliziert.<br />
Jörg Laser: Für einen einzelnen Anleger<br />
ist so eine stringente Umsetzung kaum<br />
möglich. So eine Strategie erfordert viel<br />
Erfahrung und die Überwachung der<br />
Märkte ist ein Fulltime-Job. Wir haben<br />
dafür unseren D&R Markt-Navigator<br />
entwickelt, der uns sehr gut durch die<br />
turbulenten Märkte der vergangenen<br />
Jahre geführt hat. Große Abwärtsbewegungen<br />
konnten wir dadurch vermeiden<br />
und haben trotzdem gute Renditen<br />
für unsere Kunden erzielt.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
10 ELITE REPORT extra
Chancen nutzen – Risiken minimieren<br />
Wichtig ist eine Geldanlage, die flexibel auf die Märkte reagiert.<br />
Die die Chancen nutzt und gleichzeitig die Risiken minimiert.<br />
Der D&R Markt-Navigator macht genau das – mit Erfolg. Nach<br />
unserer Sys t ematik wird die Aktienquote den Trends und Bewegungen<br />
an den Märkten ent sprech end zwischen 0 Prozent und<br />
100 Prozent ausgesteuert. Dabei entsprechen 100 Prozent immer<br />
Ihrer persön lichen maximalen Aktienquote. Auch fundamentale<br />
Kenn zahlen wie Unter neh mensgewinne oder Konjunkturdaten<br />
fließen in die aktuelle Be wer tung ein. Sobald sich an diesen Trends<br />
und Daten etwas ändert, gibt der DONNER & REUSCHEL Markt-<br />
Navi ga tor uns ein Signal: Bei negativen Signalen verringern wir<br />
Ihre Aktienquote zeitnah und begrenzen so die Verluste. Bei<br />
positiven Signalen erhöhen wir die Aktienquote, sodass Ertrags -<br />
chancen genutzt werden.<br />
Nachvollziehbar wird der Erfolg un serer Strategie in diesem Chart.<br />
Beispielsweise fielen die Kurse im August und September 2011 recht<br />
deutlich – der DAX verlor in diesem Zeitraum über 29 Prozent. Beim<br />
Durch brechen unserer festgelegten Marke wurden die Verkaufsignale<br />
umgesetzt. So konnten wir für unsere Kunden die Abwärtsbewegung<br />
des Marktes konsequent abschneiden und die Verluste<br />
auf 7 Prozent begrenzen. Als sich die Märkte wieder erholten,<br />
steiger ten wir sukzessive die Ak tienquote. Natürlich gibt es auch<br />
Marktphasen, in der unsere Strategie ihre Vor züge nicht voll entfalten<br />
kann. Besonders bewährt hat sich dieser Ansatz bei längerfristig<br />
fallenden und steigenden Märkten. Bei längeren Phasen mit<br />
Seit wärts bewegungen oder schnell wechselnden Kursausschlägen<br />
sind die Renditen nicht so hoch wie bei Ver gleichsdepots (Benchmarks).<br />
Hier ist Geduld gefragt. Denn sobald sich eine Trendwende<br />
abzeichnet, kommt die Strategie wieder voll zum Zuge – auf lange<br />
Sicht stellt sich der deutliche Mehrwert unseres Ansatzes ein.<br />
Bankhaus DONNER & REUSCHEL<br />
Privatbank seit 1798<br />
Ballindamm 27, D-20095 Hamburg<br />
Tel.: +49 (0) 40 / 30 217-55 00<br />
Fax: +49 (0) 40 / 30 217-56 99<br />
Friedrichstraße 18, D-80801München<br />
Tel.: +49 (0) 89 / 23 95-55 00<br />
Fax: +49 (0) 89 / 23 95-18 21<br />
www.donner-reuschel.de<br />
Wertentwicklung indexiert (3.01.2011 = 100)<br />
140<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
1<strong>05</strong><br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
D&R Aktien-Vermögensverwaltung im Vergleich zum EURO STOXX 50 Performance Index<br />
AQ: 50%<br />
AQ: 40%<br />
AQ: 75 %<br />
AQ: 25%<br />
Aktienquote (AQ): 100%<br />
AQ: 37%<br />
AQ: 78% AQ: 24%<br />
AQ:100%<br />
AQ: 18%<br />
AQ: 40%<br />
AQ: 10%<br />
AQ: 77%<br />
AQ: 25% AQ: 50%<br />
3.1.2011<br />
3.3.2011<br />
3.5.2011<br />
3.7.2011<br />
3.9.2011<br />
3.11.2011<br />
3.1.2012<br />
3.3.2012<br />
3.5.2012<br />
3.7.2012<br />
D&R Aktienvermögens -<br />
verwaltung<br />
AQ: 80%<br />
AQ:100%<br />
AQ: 50%<br />
AQ: 37%<br />
3.9.2012<br />
AQ: 96%<br />
AQ: 92% AQ:100%<br />
EURO STOXX 50 Performance Index<br />
3.11.2012<br />
3.1.2013<br />
3.3.2013<br />
3.5.2013<br />
3.7.2013<br />
3.9.2013<br />
3.11.2013<br />
3.1.<strong>2014</strong><br />
28.2.<strong>2014</strong><br />
140<br />
135<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
1<strong>05</strong><br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
70<br />
ELITE REPORT extra<br />
11
Bremer Landesbank:<br />
Anlagenotstand oder Luxusproblem?<br />
Private Investoren in Zeiten historisch niedriger Zinsen. Gibt es wirklich keine Alternative zur Zinsanlage?<br />
Oder sind Sachwerte doch die bessere Lösung?<br />
Interview mit Folker Hellmeyer und Andreas Ott<br />
Elite Report extra: Herr Ott, die Zinsen<br />
sind unverändert auf einem historisch<br />
niedrigen Niveau. Haben wir einen Anlagenotstand?<br />
Andreas Ott: Das kommt auf die Sichtweise<br />
an. Wer ausschließlich auf der<br />
Suche nach einer hoch rentierlichen,<br />
risikoarmen Zinsanlage ist, der kann<br />
derzeit sicherlich von einem Anlage -<br />
notstand sprechen. Und daran wird<br />
sich auch kurzfristig nichts ändern. Für<br />
diejenigen Anleger, die jedoch bereit<br />
sind, auch andere Assetklassen in Betracht<br />
zu ziehen, wie beispielsweise die<br />
Aktie, gibt es viele interessante Möglichkeiten.<br />
Hier tut sich der deutsche<br />
Privatanleger allerdings nach wie vor<br />
sehr schwer – für mich unverständlich,<br />
da diese Assetklasse langfristig betrachtet<br />
unverändert erfolgreich ist.<br />
Insofern würde ich eher von einem<br />
Entscheidungsnotstand sprechen.<br />
Herr Ott, was begründet Ihre Sicht auf<br />
die Dinge?<br />
Andreas Ott: Laut einem aktuellen Bundesbankbericht<br />
verfügen die Deutschen<br />
über ein Geldvermögen in Höhe von<br />
rund fünf Billionen Euro. Davon ent -<br />
fallen annähernd 45 Prozent auf Bar -<br />
be stände, Gelder auf Einlagenkonten<br />
und festverzinsliche Wertpapiere.<br />
Lediglich 5,5 Prozent sind in Aktien<br />
in vestiert. Anders als im angelsächs i -<br />
sch en Raum, wo die Aktie fester Bestandteil<br />
der Vermögensanlage und vor<br />
allem der Altersvorsorge ist, verfügen<br />
wir Deutsche über keine ausgeprägte<br />
Aktienkultur. Für diese ablehnende Haltung<br />
zahlen wir in Niedrigzinsphasen<br />
wie derzeit einen hohen Preis und erkaufen<br />
uns die vermeintliche Sicher -<br />
heit mit realen Vermögensverlusten.<br />
Herr Hellmeyer, können Sie unseren<br />
Lesern erklären, warum die internationalen<br />
Zentralbanken eine derart massive<br />
Politik der Niedrigzinsen betreiben?<br />
Folker Hellmeyer: Diese Niedrigzinspolitik<br />
ist sowohl Ausdruck der Stabilisierung<br />
der öffentlichen Haushalte als<br />
auch der Weltwirtschaft nach der größten<br />
Krise seit 1929-32. Es handelt sich<br />
maßgeblich um eine Verschuldungskrise.<br />
Um die Schulden refinanzierbar<br />
zu halten, bedarf es eines politisch induzierten<br />
niedrigen Zinsniveaus. Eine<br />
derartige Repression war bereits nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich,<br />
um die Staatsverschuldung der USA<br />
zu reduzieren und die Weltwirtschaft<br />
erfolgreich wiederzubeleben.<br />
Halten Sie diesen Kurs nach wie vor für<br />
richtig? Und wie ist Ihre Zinserwartung<br />
für die nächsten zwölf Monate?<br />
Folker Hellmeyer: Ich bin fest davon<br />
überzeugt, dass dieser Politikansatz<br />
weiter fortgeschrieben wird. Im Hinblick<br />
auf die Konsequenzen, die eine<br />
Abkehr von diesem Politikansatz mit<br />
potenziellen fiskalischen und realwirt -<br />
schaftlichen Verwerfungen mit sich<br />
brächte, ist der aktuelle Weg vorzuziehen.<br />
Wenn solch eine unorthodoxe<br />
Politik verfolgt wird, kommt es darauf<br />
an, dass strukturelle Maßnahmen im<br />
Rahmen der Kosmetik der finanziellen<br />
Repression umgesetzt werden. Diese<br />
Regel hat die Eurozone befolgt, die USA<br />
und Japan bisher nicht. Im Rahmen der<br />
konjunkturellen Erholung werden die<br />
inflationären Kräfte stärker zunehmen<br />
als bisher <strong>vom</strong> Markt antizipiert. Ergo<br />
sehe ich einen Anstieg des nominalen<br />
Zinsniveaus um bis zu 0,8 Prozent am<br />
langen Ende des Kapitalmarktes. Im<br />
ersten Quartal 2015 wird es dann auch<br />
am Geldmarkt eng. Die Repression<br />
bleibt bezüglich der steigenden Infla -<br />
tion erhalten.<br />
Sind Sachwerte und Diversifikation<br />
immer noch die richtigen Antworten<br />
auf das Problem?<br />
Andreas Ott: Eindeutig ja! Dabei verstehen<br />
wir unter Diversifikation nicht<br />
nur die arithmetische Aufteilung des<br />
verfügbaren Vermögens auf verschiedene<br />
Anlagen. Vielmehr geht es darum,<br />
dass der Investor sich mit mögli -<br />
ch en Alternativen auseinandersetzt<br />
und dabei sein definiertes Chance-Risikoprofil<br />
be rücksichtigt. Dieser Aspekt<br />
ist insofern sehr relevant, da Anleger<br />
sich bei ihrer Anlageentscheidung oftmals<br />
nur von der Höhe des Coupons<br />
leiten lassen. Wo das endet, haben wir<br />
jüngst im Fall von Prokon gesehen.<br />
Total verluste drohen. Ein guter Vermögensverwalter<br />
hilft dabei, solche<br />
Fehler zu vermeiden.<br />
Wo sehen Sie auch Risiken einer übertriebenen<br />
Flucht in Sachwerte?<br />
Andreas Ott: Zunächst einmal möchte<br />
ich klarstellen, dass Sachwerte nicht<br />
12 ELITE REPORT extra
isikolos sind. Bestes Beispiel hierfür ist<br />
die von vielen deutschen Anlegern<br />
hoch geschätzte Anlage in Gold. Hier<br />
kam es im letzten Jahr zu erheblichen<br />
Kursschwankungen. Neben solchen<br />
Kursrisiken muss man auch das Risiko<br />
der Liquidierbarkeit berücksichtigen.<br />
Wer in Immobilien, unternehmerische<br />
Beteiligungen, Kunst und Antiquitäten<br />
oder vielleicht auch in wohlklingende<br />
grüne Renditeobjekte wie Wald inves -<br />
tiert, muss wissen, dass die Veräußerung<br />
seines Anlagegutes unter Umstän -<br />
den sehr lange dauert oder nur mit<br />
hohen Abschlägen möglich ist. Hier<br />
hilft ein finanzplanerisches Vermögens -<br />
kon zept, das neben einer Vermögens -<br />
planung immer auch eine Liquiditätsplanung<br />
enthält. Das alles sollte aber<br />
keinesfalls dazu führen, dass man die<br />
Chan cen dieser Anlagen ignoriert.<br />
Im Rahmen einer breiten Portfolio aus -<br />
richtung waren Investments in Schwellenländer<br />
immer mit auf der Empfehlungsliste.<br />
Jetzt gab es jüngst erheb liche<br />
Turbulenzen. Wie bewerten Sie die Lage,<br />
Herr Hellmeyer?<br />
Folker Hellmeyer: Ich bin entspannt.<br />
Es gibt spezifische Probleme in einigen<br />
Schwellenländern, die ernst zu nehmen<br />
sind. Das gilt für Venezuela,<br />
Argentinien, Thailand und die Türkei.<br />
In der Breite sind wir mit einer vollständig<br />
anderen Situation als in den<br />
90er Jahren kon frontiert. Die Schwellenländer<br />
haben überwiegend aktive<br />
Handelsbilanzen und drastisch er höhte<br />
Devisenreserven. Die weltwirtschaft -<br />
liche Erholung wird im laufenden Jahr<br />
auch dort Raum greifen. Das Thema<br />
hat für mich die Qualität eines »Sturmes<br />
im Wasserglas«.<br />
Folker Hellmeyer, Chefanalyst (links), Andreas Ott, Leiter Geschäftsfeld Privatkunden, Bremer Landesbank<br />
Sie glauben also weiter an das Poten zial<br />
der Schwellenländer. Gilt das für alle<br />
Länder gleichermaßen oder sehen Sie<br />
qualitative Unterschiede?<br />
Folker Hellmeyer: Eine differenzierte<br />
Sichtweise ist erforderlich. Dort wo es<br />
markante politische Probleme gibt,<br />
gilt es, Vorsicht walten zu lassen. Die<br />
Schwer gewichte China und Brasilien<br />
sehe ich als unproblematisch an. Grund -<br />
sätzlich wird das Wachstum der »Emerging<br />
Markets« weiter sehr viel dynamischer<br />
sein (5 bis 6 Prozent) als das der<br />
Industrienationen (1,5 bis 2,5 Prozent).<br />
Herr Ott, Sie haben ein beobachtetes<br />
Anlegerverhalten angesprochen. Gilt<br />
das für alle Kundengruppen beziehungsweise<br />
Kundentypen?<br />
Andreas Ott: Das ist schon sehr unterschiedlich.<br />
Natürlich ist das Anlage -<br />
verhalten auch ein Ergebnis von Alter,<br />
Lebensphase und Erfahrungen. Bei<br />
unternehmerisch geprägten Anlegern<br />
ist die Risikobereitschaft tendenziell<br />
hö her, da sie es gewohnt sind, mit<br />
Risiken umzugehen. Zudem sind sie<br />
oft entschlussfreudiger.<br />
Viele ältere Kunden fühlen sich in der<br />
aktuellen Situation oft hilflos und<br />
ohne Orientierung. Wie begegnen Sie<br />
diesen Kunden in der Bremer Landesbank?<br />
Andreas Ott: Das trifft sicherlich nicht<br />
auf alle älteren Kunden zu, ist aber<br />
tendenziell richtig. Bei der Bremer<br />
Landesbank widmen wir diesen Kunden<br />
viel Aufmerksamkeit und begegnen<br />
ihnen mit Einfühlungsvermögen<br />
und Zugewandtheit. Oft steht hier der<br />
Vermögensschutz vor einer Rendite -<br />
erwartung. Das respektieren wir, sagen<br />
dann aber auch immer sehr klar, wie<br />
eine realistische Erwartungshaltung<br />
aussehen sollte und was dementsprechend<br />
nicht geht. Entscheidend im Umgang<br />
mit älteren Kunden ist die moralische<br />
Integrität des Vermögensverwalters,<br />
der die Unbedarftheit dieser Kunden<br />
nicht zu seinem Vorteil ausnutzt.<br />
»Auf Anstand und Ehre« ist daher für<br />
die Bremer Landesbank ein Versprechen,<br />
auf das sich unsere älteren Kunden<br />
verlassen können.<br />
Hand aufs Herz: Können Sie jetzt noch<br />
ruhigen Gewissens einen Einstieg in den<br />
Aktienmarkt empfehlen? Wo sehen Sie<br />
auf Sicht der nächsten zwölf Monate die<br />
größten Gefahrenpotenziale?<br />
Folker Hellmeyer: Ich empfehle seit<br />
Mitte 2009 Aktien und halte auch jetzt<br />
daran fest. Nach meiner Analyse hat<br />
diese Hausse mindestens Luft bis Mitte<br />
2015. Dann müssen wir uns den Zustand<br />
der Weltwirtschaft im Verhältnis<br />
zur Bewertung der Aktienmärkte kri -<br />
tischer ansehen. Gefahrenpotenzial ist<br />
fraglos gegeben, ob der geopolitischen<br />
Risiken oder beispielsweise dem Bankenstresstest.<br />
Deswegen reden wir von<br />
begründeter Zuversicht. Für Euphorie<br />
ist kein Raum.<br />
Herr Ott, teilen Sie die Sicht Ihres Chefanalysten?<br />
Andreas Ott: Das tue ich. Denn was<br />
wäre die Alternative? Im Kern geht es<br />
um die grundsätzliche innere Haltung,<br />
ob ein Kunde eine positive Zukunftsprognose<br />
hat und zwar für alle Lebensbereiche,<br />
oder ob er eher zu den Untergangspropheten<br />
gehört. Den Optimis -<br />
ten rate ich zu einer offenen, zugleich<br />
auch kritischen Auseinandersetzung<br />
mit den Chancen und Risiken einer<br />
Aktienanlage. Dabei helfen wir gerne.<br />
Herr Ott, Herr Hellmeyer, vielen Dank<br />
für dieses Gespräch!<br />
Bremer Landesbank<br />
Kreditanstalt Oldenburg<br />
– Girozentrale –<br />
Domshof <strong>26</strong>, D-28195 Bremen<br />
Tel.: +49(0)421/332 30 00<br />
www.bremerlandesbank.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
13
Weberbank:<br />
Berliner Privatbank<br />
festigt Spitzenplatz<br />
»Zeit für ein Gespräch.« Das ist im Hause Weberbank die<br />
Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Dies belegt<br />
nicht zuletzt seit langem das nun schon traditionell sehr gute<br />
Abschneiden beim Elite Report: Die Weberbank erreichte<br />
unter den besten Vermögensverwaltern<br />
<strong>2014</strong> im sechsten Jahr in Folge<br />
die Höchstnote »summa cum laude«.<br />
Zur »Elite der Vermögensverwalter «<br />
zählt sie noch viel länger.<br />
Die erfolgreiche Bank hat sich damit<br />
schon seit vielen Jahren einen<br />
guten Ruf über Berlin hinaus erarbeitet.<br />
Zur Philosophie der Weberbank<br />
zählt die Hochachtung vor<br />
dem, was Menschen aufgebaut und<br />
geleistet haben. Ihre Wertvorstellungen<br />
und Anlagestrategien waren<br />
und sind durch diese Haltung geprägt.<br />
Doch Hochachtung gegen -<br />
über den Kunden bedeutet für die<br />
Weberbank keineswegs Stillstand:<br />
Sie stellt ihre Entscheidungen tagtäglich<br />
auf den Prüfstand und optimiert<br />
dort, wo sich Chancen bieten.<br />
Auch deshalb sagen immer mehr<br />
Menschen: »Weberbank. Meine Privatbank«.<br />
Dabei legt die Weberbank<br />
Wert auf Nachhaltigkeit in der Kundenbeziehung. Gerade<br />
deswegen ist sie besonders stolz, Kunden auch in der zweiten<br />
und dritten Generation zu begleiten. Im Elite Report<br />
rangiert die Weberbank seit Jahren als eine der führenden<br />
Die Weberbank-Villa in Berlin<br />
Privatbanken Deutschlands. Insbesondere die individuelle<br />
Beratung durch die Weberbank wird hervorgehoben. So<br />
heißt es im aktuellen Elite Report <strong>2014</strong> wörtlich: »Menschlich<br />
und fachlich äußerst angenehm, die Gespräche gehen<br />
gut strukturiert voran. Solidität und<br />
Präzision werden als Leitplanken<br />
sichtbar. Kein Einzelaspekt geht<br />
verloren.« Die Redaktion zieht daraus<br />
den Schluss: »Es gibt sie, die<br />
sicheren Wege durch die Finanzwelt<br />
und durch das Gestrüpp der<br />
Geldan la gen. Bei Weber setzt man<br />
auf die Erfahrungswerte und auf<br />
ein solides Wissen. Damit schickt<br />
man die Kunden eben nicht auf<br />
Abenteuerreise hinein in die riskante<br />
Spekulation. Ganz im Gegenteil:<br />
Diese stabile Privatbank verliert<br />
nie die Ziele des Kunden aus<br />
den Augen und pflastert für ihn<br />
entsprechend sichere Pfade. Was<br />
Kunden wünschen, welche Ängste<br />
sie haben und welche Ziele sie<br />
ansteuern wollen… All diese Informationen<br />
werden hier systematisch<br />
gut beim Kunden gewonnen und<br />
finden ihren Niederschlag in klar<br />
gegliederten Konzepten. Man weiß,<br />
Ehrlichkeit und Transparenz ist die Grundlage der Dienstleistung,<br />
vor allem, wenn es um das Privatvermögen geht.<br />
Bei der Weberbank ist man immer aufmerksam und sehr<br />
kundenorientiert.«<br />
❑<br />
14 ELITE REPORT extra
Zeit für ein Gespräch<br />
Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
Pünktlich zum Wechsel der Jahreszeit<br />
stehen sie in den Regalen, die neuen<br />
Modetrends. Wie in der Mode zeigen<br />
sich allerdings auch in der Finanzbranche<br />
Phänomene, die vermeintlich gerade<br />
hip und schick sind. Sich nach den<br />
neuesten Trends zu richten, macht es<br />
möglich, aufzufallen und sich als innovativ<br />
zu präsentieren, ohne dabei ein<br />
zu großes Risiko einzugehen – man<br />
geht ja mit der Zeit.<br />
Der Trend zur Technisierung steht dabei<br />
auch bei vielen Banken im Fokus,<br />
indem sie etwa die Filialen mit bunten<br />
Bildschirmen ausschmücken oder in<br />
der Beratung statt auf Papier alles auf<br />
dem iPad zeigen. Aber ist es das wirklich?<br />
Zeichnet sich eine gute, moderne<br />
Beratung dadurch aus, das Ergebnis<br />
hochauflösend digital zu präsentieren?<br />
Im Fußball, so wissen wir dank Otto<br />
Rehhagel, ist modern, wer gewinnt.<br />
Wer würde widersprechen? Übertragen<br />
auf die Anlageberatung heißt das: Modern<br />
ist, wer passgenaue Lösungen für<br />
individuelle Bedürfnisse bietet – eine<br />
Binsenweisheit. Dabei gehört der umfassende<br />
Zugang natürlich zum Angebot<br />
– selbstverständlich auch online.<br />
Vor allem steht am Anfang aber das<br />
persönliche Gespräch. Nur miteinander<br />
zu reden ermöglicht es, eine Vertrauensbeziehung<br />
entstehen zu lassen. Das<br />
gilt in der Beratung wie bei Freundschaften.<br />
Klaus Siegers, Vorstandsvorsitzender<br />
der Weberbank Actiengesellschaft<br />
Die digitale Vernetzung ermöglicht es,<br />
beispielsweise über soziale Netzwerke<br />
wie Facebook, Freunden und Bekannten<br />
unkompliziert und schnell Informationen<br />
zukommen zu lassen. Das ist<br />
wahrlich überaus praktisch. Doch enge<br />
Freunde trifft man doch lieber individuell<br />
zu einem persönlichen Gespräch.<br />
Ganz ohne Ablenkung. Im Gegenteil:<br />
Das Telefon auszustellen ist eine wertschätzende<br />
Geste und Bestandteil einer<br />
angenehmen Gesprächsatmosphäre.<br />
Nicht ohne Grund finden überall im<br />
Lande so viele Veranstaltungen statt.<br />
Ob bei großen Sommerfesten oder im<br />
intimeren Rahmen beim Dinner – es<br />
zählt, sich Zeit zu nehmen und sich<br />
durch den persönlichen Austausch kennenzulernen,<br />
bestehende Beziehungen<br />
zu pflegen und neue aufzubauen.<br />
Dabei geht es niemals um Technikverweigerung.<br />
Wenn die Grundlage gelegt<br />
ist, bieten sich heute in allen Teilen der<br />
Wirtschaft Möglichkeiten, die es zu<br />
nutzen gilt. Sei es als Produzent, In -<br />
frastrukturanbieter oder Dienstleister.<br />
Entscheidend ist bei der Technik wie<br />
bei allen Trends: Dient die Umsetzung<br />
der Lösungsqualität, oder ist sie nur<br />
Show und lenkt von der eigentlichen<br />
Leistung ab?<br />
❑<br />
Weberbank Actiengesellschaft<br />
Stammhaus Berlin<br />
Hohenzollerndamm 134<br />
D-14199 Berlin<br />
Tel.: +49(0)30/897 98-0<br />
www.weberbank.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
15
HSBC Trinkaus & Burkhardt AG:<br />
Bestens vernetzt für Ihr Vermögen<br />
Ein unternehmerischer Hintergrund ist die häufigste Ursache<br />
für die Anhäufung großer Vermögen. Viele Eigner mittelständischer<br />
Unternehmen haben auch privat einen großen<br />
finanziellen Handlungsspielraum. Der mittelständische<br />
Unternehmer erwartet heutzutage von seiner Bank, sowohl<br />
seine private Vermögenssituation betreuen zu können, als<br />
auch für seine unternehmerischen Aktivitäten – finanzierungsseitig<br />
und im internationalen Kontext – Lösungen<br />
anbieten zu können.<br />
Vermögende Unternehmerfamilien ge hören seit je zu den<br />
Kunden von HSBC Trinkaus. Die Bank hat ein fundiertes<br />
Verständnis für die Bedürfnisse des Mittelstands und seiner<br />
Akteure und kennt deren Geschäftsmodelle.<br />
Die Bilanzstärke<br />
und Finanzierungskraft der Bank<br />
macht sie zu einem verlässlichen<br />
Partner, der über die Erfahrung und<br />
Kapazitäten verfügt, geeignete Lösungen<br />
sowohl im geschäftlichen<br />
Bereich als auch für das private Vermögensmanagement<br />
anzubieten.<br />
HSBC Trinkaus hat sich in ihrer nun<br />
fast 230-jährigen Geschichte als<br />
kri senfest erwiesen. Gleiches gilt<br />
für die HSBC – eine der kapitalstärksten<br />
Banken weltweit – in<br />
ihren bald 150 Jahren Bestehen.<br />
Für HSBC Trinkaus hat die Rating-Agentur Fitch mehrfach<br />
das Rating »AA-« mit stabilem Ausblick bestätigt. Damit<br />
verfügt sie über die beste Bewertung einer privaten Geschäftsbank<br />
in Deutschland.<br />
Die Bank konnte sich in der jüngsten Finanzkrise gut behaupten<br />
und ist auf Wachstumskurs. HSBC Trinkaus will<br />
sich in Deutschland als führende Bank für international<br />
tätige Großkunden und Mittelständler etablieren. Im Geschäft<br />
mit vermögenden Privatkunden zählt HSBC Trinkaus<br />
nach Assets under Management (AuM) zu den Top-5-<br />
Anbietern in Deutschland und ist eine der profitabelsten<br />
Adressen.<br />
Aus der auf Wachstum ausgerichteten Strategie der Bank<br />
geht das klare Signal hervor, dass HSBC Trinkaus ein leis -<br />
tungsfähiger und vertrauenswürdiger Partner ist, der mit<br />
seinen langjährigen Mitarbeitern für seine Kunden da ist.<br />
In den gemeinsamen Besuchen des Firmenkundenbereichs<br />
und des Private Banking können Eigentümerfamilien mittelständischer<br />
Unternehmen von den Vorzügen eines koor -<br />
dinierten Vorgehens überzeugt werden. Vielfach ist deren<br />
Vermögenssituation aufgrund der vielschichtigen Verpflichtungen<br />
sehr komplex. Finanzierungslösungen jeglicher<br />
Art werden nachgefragt. Dann ist es hilfreich, wenn<br />
eine Bank alles aus einer Hand anbieten kann.<br />
In den Gesprächen mit den Kunden<br />
wird Eines mehr als deutlich: Durch<br />
die dauerhaft niedrigen Zinsen bieten<br />
klassische Anlageformen, wie<br />
deutsche Staatsanleihen, derzeit<br />
und auf mittlere Sicht keinen realen<br />
Vermögenserhalt. Gefragt sind also<br />
Alternativen, die oftmals im internationalen<br />
Umfeld zu finden sind:<br />
Neuemissionen von Unternehmensund<br />
Währungsanleihen sowie neue,<br />
kreative Investmentlösungen.<br />
HSBC Trinkaus ist im deutschen<br />
Markt durch den Zugang zum globalen<br />
Netzwerk der HSBC einzigartig<br />
positioniert, vermögende Kunden zu Anlagechancen der<br />
weltweiten Märkte zu beraten. Bei der Analyse der Wirtschafts-<br />
und Kapitalmärkte nutzt HSBC Trinkaus die Expertise<br />
der gesamten HSBC-Gruppe. Aufstrebende Märkte<br />
spielen, neben den etablierten Anlageregionen, für die Investmentstrategie<br />
nach wie vor eine wichtige Rolle und das<br />
durch alle Anlageklassen. Dabei erfordert die Komplexität<br />
und Dynamik der Weltwirtschaft ein hohes Maß an Kompetenz<br />
in der Beratung.<br />
Der Blick über Bereichs- und Ländergrenzen hinweg ist<br />
der Überzeugung von HSBC Trinkaus nach ein zeitgemäßes<br />
Private Banking.<br />
❑<br />
16 ELITE REPORT extra
»Wir haben ein ausgeprägtes Verständnis<br />
für die Bedürfnisse von Unternehmern«<br />
Interview mit Oliver Plaack, Leiter Vermögende Privatkunden, HSBC Trinkaus<br />
Elite Report extra: HSBC Trinkaus wächst<br />
und nähert sich ihrer Mehrheitsgesellschafterin<br />
HSBC an. Was haben Ihre<br />
Kunden davon?<br />
Oliver Plaack: Durch eine führende Stellung<br />
der HSBC nicht nur in den etablier -<br />
ten Märkten, sondern auch in den<br />
schnell wachsenden Volkswirtschaften<br />
eröffnen wir unseren Kunden Investi -<br />
tionschancen weltweit. Südkorea, Brasilien<br />
und die Türkei sind, wenn Sie so<br />
wollen, nur einen Schreibtisch entfernt.<br />
Persönliche Betreuung, Größe<br />
und globale Präsenz schließen sich dabei<br />
keinesfalls aus. Im Gegenteil: Kunden<br />
der HSBC haben über einen Ansprechpartner<br />
Zugang zu den Aktivitäten<br />
in 75 Ländern auf fünf Kontinenten.<br />
Unsere Kapazitäten und Ressourcen erlauben<br />
es uns, komplexe Vermögen zu<br />
verwalten und ein hohes Niveau unserer<br />
Dienstleistung zu garantieren. Unsere<br />
Anlagestrategien basieren auf ausgereiften<br />
Empfehlungen von Portfoliostrategen,<br />
die auf ein globales Research<br />
zurückgreifen. Bei der Auswahl der aussichtsreichsten<br />
Produkte jeder Anlageklasse<br />
kommt die gesamte Expertise<br />
der HSBC-Analysten zum Tragen.<br />
Mit der ausgerufenen Wachstumsinitiative<br />
konzentriert sich die Bank verstärkt<br />
auf den Ausbau des Firmenkundenbereichs.<br />
Erwarten Sie auch einen Anschub<br />
für das Private Banking-Geschäft?<br />
Oliver Plaack, Leiter Vermögende Privatkunden,<br />
HSBC Trinkaus<br />
Oliver Plaack: Ganz klar, ja. Die Eigen -<br />
tümer von ebendiesen umsatzstarken<br />
mittelständischen Unternehmen, wie<br />
sie in der Wachstumsinitiative im Fokus<br />
stehen, verfügen nicht selten auch<br />
privat über große Vermögen. Wir fassen<br />
Firmen als Unternehmerfamilien auf<br />
und haben ein ausgeprägtes Verständnis<br />
für die Bedürfnisse von Unternehmern,<br />
sowohl was ihre privaten als<br />
auch ihre geschäftlichen Finanzangelegenheiten<br />
betrifft.<br />
Unternehmer sehen sich mit vielen Aufgaben<br />
konfrontiert: Wie bringe ich Vermögen<br />
und Familie unter einen Hut?<br />
Wie kann ich den Anforderungen der<br />
jungen Nachfolger gerecht werden? Im<br />
geschäftlichen Umfeld sieht ein Großteil<br />
von ihnen die zukünftigen Wachstumschancen<br />
im Ausland, was eine intensive<br />
Beschäftigung mit der Globa -<br />
lisierung in all ihren Facetten erfordert.<br />
Gefragt ist eine Bank mit internatio -<br />
nalen Kompetenzen, Zugang zu den<br />
Wachs tumsregionen und einem tiefen<br />
Verständnis für internationale Zusammenhänge.<br />
Viele Unternehmerfamilien sind seit der<br />
Finanzkrise verunsichert, was die Beratung<br />
ihrer Vermögen angeht. Was überzeugt<br />
sie heutzutage?<br />
Oliver Plaack: Die Stärke der Bankbilanz<br />
wird für Unternehmer ein immer<br />
wichtigeres Entscheidungskriterium<br />
bei der Auswahl einer Bank. Mit uns haben<br />
Kunden einen starken verlässlichen<br />
Partner an ihrer Seite, der – um es<br />
deutlich zu sagen – auch noch in zehn<br />
Jahren für sie da sein wird. Von den anstehenden<br />
Solvenzprüfungen der EZB<br />
haben wir nichts zu befürchten. Auch<br />
die Kostenbelastung durch die verschärften<br />
regulatorischen Anforderungen<br />
bringt uns nicht in Bedrängnis. Dazu<br />
haben wir eine besonders hohe Kontinuität<br />
unter den Beratern.<br />
Gibt es Vorbehalte bei Eigentümern und<br />
Managern, Privatvermögen und Fir men -<br />
angelegenheiten durch die gleiche Bank<br />
betreuen zu lassen?<br />
Oliver Plaack: Unternehmer sehen<br />
durchaus Vorteile darin, ihre geschäftlichen<br />
und privaten Finanzangelegenheiten<br />
bei einer Bank zu bündeln. Wir<br />
schaffen es, den Lebenszyklus des Unternehmers<br />
und seines Unternehmens<br />
in der Beratung ganzheitlich zu berücksichtigen.<br />
Das entspricht auch zunehmend<br />
der Erwartungshaltung mittelständischer<br />
Unternehmer. Sie wollen<br />
eine Bank, die sowohl ihre unternehmerischen<br />
Aktivitäten begleiten kann,<br />
als auch ihr privates Vermögen managt.<br />
Unserer festen Überzeugung nach ist<br />
dieses geschäftsübergreifende, ganzheitliche<br />
Angebot aus einer Hand ein<br />
wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Betreuung<br />
anspruchsvoller Kunden – sowohl<br />
im Firmen- als auch im Privatkundenbereich.<br />
Vielen Dank für dieses Gespräch!<br />
HSBC Trinkaus & Burkhardt AG<br />
Königsallee 21/23<br />
D-40212 Düsseldorf<br />
Tel.: +49(0)211/910 44 40<br />
www.hsbctrinkaus.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
17
Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät (GS&P):<br />
Das Reinheitsgebot<br />
als Grundlage<br />
Family Office Dienstleistungen ebenso wie die Klärung<br />
notarieller oder steuerlicher Sachverhalte. Somit ist eine fundierte<br />
und umfassende Beratung in jeglichen finanziellen<br />
Angelegenheiten über einen koordinierenden, zentralen<br />
Ansprechpartner stets gewährleistet.<br />
Eine besondere Beachtung findet bei GS&P die Risikosteuerung<br />
der Kapitalanlagen, um die Vermögenssubstanz möglichst<br />
zu schützen. Dazu bedienen sich die Finanzexperten<br />
ihrer eigens entwickelten und seit Jahren bewährten Ab -<br />
sicherungsstrategie.<br />
Die Geschäftsführung von GS&P: Wolfgang Hemker,<br />
Hans-Otto Trümper und Walter Sommer (v.l.n.r)<br />
Mit ihren Dienstleistungen wendet sich GS&P an Anleger,<br />
die außerhalb des Bankensystems eine ausschließlich honorarbasierte<br />
und individuelle Vermögensverwaltung ohne<br />
Interessenkonflikte suchen. Ganz bewusst beschränken sich<br />
die Vermögensverwalter dabei auf die traditionellen Anlageformen<br />
Aktien, Renten und Liquidität. Damit ist das im Hause<br />
gepflegte Reinheitsgebot beschrieben.<br />
Bei den Aktieninvestitionen stehen Unternehmen im Vor -<br />
der grund, die sich durch ein funktionierendes und belastbares<br />
Geschäftsmodell, solide Bilanzrelationen und organisch<br />
erwirtschaftete Dividenden auszeichnen. Zer tifikate -<br />
strukturen oder intransparente Produkte wie geschlossene<br />
Beteiligungen jeglicher Art werden konsequent gemieden.<br />
Der Elite Report resümiert in seiner Bewertung: »Insgesamt<br />
gesehen darf dieser Vermögensverwalter, egal, ob konserva -<br />
tiv oder mehr chancenorientiert, nicht übersehen werden.<br />
Die Menschen überzeugen, wie die Ergebnisse.«<br />
Losgelöst davon nutzt GS&P bei Bedarf sein Netzwerk an<br />
kundigen Ansprechpartnern, um Lösungen für komplexe<br />
vermögensrelevante Überlegungen zu bieten. Dazu ge hören<br />
Bei den Düsseldorfern wird auf strukturierte und arbeits -<br />
teilige Prozesse größten Wert gelegt. Die jederzeitige Ansprechbarkeit<br />
der 28 Mitarbeiter gewährleistet eine unmittelbare<br />
Umsetzung der persönlichen Anlageziele eines jeden<br />
Mandanten und fördert ein tiefes Vertrauensverhältnis miteinander<br />
als einen wesentlichen Bestandteil der Unternehmenskultur.<br />
GS&P glänzt bei den Investmentthemen: Börsennotierte<br />
Familienunternehmen, internationale Nahrungsmittelwerte<br />
sowie auch bei den deutschen Aktien. Die zugehörigen Fonds<br />
GS&P Family Business, GS&P Deutschland aktiv und OP Food<br />
belegen ihren Erfolg durch mehr fache Fondsauszeichnungen<br />
renommierter Agenturen.<br />
❑<br />
Die Grossbötzl, Schmitz & Partner Vermögensverwaltersozietät<br />
(GS&P) wurde 1986 in Düsseldorf gegründet und verwaltet<br />
Wertpapiervermögen für private und institutionelle Investoren<br />
ab einer Größenordnung von einer Million Euro. Mit dieser nun<br />
mehr 28-jährigen Historie gehört sie zu den ältesten und<br />
renommiertesten bankenunabhängigen Vermögensverwaltern<br />
in Deutschland und wurde erneut mit der Note »summa cum<br />
laude« ausgezeichnet und zählt damit seit Jahren zur »Elite der<br />
Vermögensverwalter«.<br />
18 ELITE REPORT extra
Konzentration auf wenige, qualitativ hochwertige Grundzutaten<br />
Waren Anleger in den letzten Jahren<br />
sehr auf die latenten Risiken fokussiert,<br />
die eine Anlage am Kapitalmarkt mit<br />
sich bringt, so ist momentan festzustellen,<br />
dass vermehrt Chancen gesucht<br />
werden, die vor dem Hintergrund des<br />
Marktumfeldes diskutiert und mit Bedacht<br />
abgewogen werden müssen. Die<br />
Herausforderung für den Vermögensverwalter<br />
besteht nun darin, Kunden -<br />
interessen und Chancen abzugleichen<br />
und gleichzeitig die Risiken nicht aus<br />
dem Blick zu verlieren.<br />
Wie für eine geschmacksintensive Sauce,<br />
die während des Kochens reduziert<br />
wird, müssen auch im Portfolio alle potenziellen<br />
Chancen, die sich am Markt<br />
bieten, nach und nach reduziert werden,<br />
um anschließend eine Essenz der<br />
wirklich belastbaren Möglichkeiten im<br />
Anlagekonzept wiederzufinden. Dabei<br />
ist es von grundlegender Bedeutung<br />
und ein Hauptbestandteil unserer Ar -<br />
beit als Vermögensverwalter, ein detailliertes<br />
Verständnis für den Kunden<br />
zu erlangen und in stetigem Dialog mit<br />
ihm zu stehen. Vergleichbar mit dem<br />
Koch, der in der Küche erst mit seiner<br />
Arbeit beginnt, nachdem beim Gast<br />
ausführlich in Erfahrung gebracht wurde,<br />
was er sich wünscht und ob es eventuell<br />
Besonderheiten zu beachten gilt.<br />
Erst dann kann mit dem Kochen begonnen<br />
werden.<br />
In der Küche ist es ebenfalls sehr wichtig,<br />
sich auf einige wenige, aber qualitativ<br />
hochwertige Grundzutaten zu<br />
konzentrieren. Bei Grossbötzl, Schmitz<br />
& Partner stellen diese Grundzutaten<br />
beispielsweise unsere Kernkompetenzen<br />
Familienunternehmen, Nahrungsmittelaktien<br />
und deutsche Aktien dar.<br />
Ohne diese Zutaten verlässt kein Gericht<br />
die Küche.<br />
Die<br />
Reduktion<br />
Bei alledem ist es wichtig, auch nur diejenigen<br />
Chancen zu nutzen, die belastbar<br />
und nachvollziehbar sind. Wie bei<br />
Geschmacksexperimenten des Kochs<br />
gilt sonst: Sie können funktionieren<br />
oder aber den Esser an den Rand seiner<br />
Leidensfähigkeit führen. Bei GS&P beschränken<br />
wir uns daher auf verständliche,<br />
aber handwerklich solide und<br />
wie derholbare Rezepte.<br />
Hierzu gehört unter anderem auch, das<br />
Portfolio nicht möglichst bunt zusammenzuwürfeln,<br />
sondern Anlagen zu erwerben,<br />
die sich ergänzen und in der<br />
Summe die Risiken minimieren und die<br />
Chancen maximieren. Zuverlässigkeit<br />
und langfristiger Werterhalt einer Lebensleistung<br />
sind die Ziele, die systematisch<br />
verfolgt werden müssen. Dafür<br />
ist es zuweilen auch notwendig, ausreichend<br />
Geduld aufzubringen. Sie dürfen<br />
nicht der kurzfristigen Jagd nach ver -<br />
meint lichen Chancen zum Opfer fallen.<br />
Die Nutzung von Chancen ist jedoch<br />
nur die eine Seite. Letztendlich geht es<br />
darum, Gelegenheiten vor allem vernünftig<br />
zu nutzen. Sei es über die Identifizierung<br />
von Megatrends, über langfristig,<br />
nachhaltige Investmentthemen<br />
oder über gesunde Unternehmen mit<br />
attraktiven Zukunftsaussichten, guten<br />
Kennzahlen und stabilen Dividenden.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, müssen<br />
die sich bietenden Möglichkeiten belastbar,<br />
transparent und von hoher<br />
Qualität sein, damit sie unserer gründlichen<br />
Prüfung standhalten.<br />
In der Summe führen diese Zutaten bei<br />
gleichzeitiger Reduktion zu qualitativ<br />
hochwertigen Portfolios, die auch kritische<br />
Gourmets zu überzeugen in der<br />
Lage sind.<br />
❑<br />
Grossbötzl, Schmitz & Partner<br />
Vermögensverwaltersozietät GmbH<br />
Königsallee 60 G<br />
D-40212 Düsseldorf<br />
Tel.: +49(0)211/136 99 0<br />
www.gsp-d.com<br />
ELITE REPORT extra<br />
19
Zentrale der BHF-BANK in Frankfurt am Main<br />
Die BHF-BANK zeichnet sich durch eine dauerhaft hohe Bera -<br />
tungsqualität aus − und zwar jederzeit, an jedem Ort. Deshalb<br />
sind alle Aktivitäten des Hauses eng miteinander<br />
verbunden. Vor allem der systematischen Verzahnung von<br />
Private Banking, Asset Management und Corporate Finance<br />
misst die Bank große Bedeutung zu. Sie deckt das gesamte<br />
Spektrum der Bankdienstleistungen ab, die ein sehr vermögender<br />
Privatkunde, sei es als Privatperson oder im Rahmen<br />
seiner unternehmerischen Aktivitäten, benötigt.<br />
Hochqualifizierter Beratungsansatz<br />
und umfassendes Leistungsspektrum<br />
Der Beratungsansatz der BHF-BANK trägt den für ihre Kunden<br />
besonders wichtigen Aspekten Kontinuität und Sicherheit<br />
uneingeschränkt Rechnung. Erbschafts-, Nachfolge- und<br />
Stiftungsberatung sind deshalb zentrale Kompetenzfelder<br />
des Hauses. Zugleich werden den Kunden weltweit neue<br />
Anlagekategorien und Produkte erschlossen. Besondere<br />
Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang dem professionellen<br />
Investmentprozess zu. Dieser schafft die Voraussetzung,<br />
eine dem individuellen Risikoprofil des Kunden entsprechende<br />
Performance zu erzielen. Kernelemente hierbei<br />
sind die strategische Vermögensstrukturierung und die sich<br />
anschließende taktische Asset Allocation. Neben klassischen<br />
Investments wie Aktien und Renten berücksichtigt die Bank<br />
in der Vermögensverwaltung auch vielfältige Formen alternativer<br />
Anlagen wie Edelmetalle, Rohstoffe, Immobilien<br />
sowie unternehmerische Beteiligungen<br />
und Hedge-Fonds.<br />
Die BHF-BANK hat sich zum Ziel gesetzt, anspruchsvollen höchst -<br />
vermögenden Privatkunden individuelle Beratungsdienstleistungen<br />
auf qualitativ höchstem Niveau anzubieten. Sie ist eine der größten<br />
Privat banken Deutschlands und verbindet traditionelle Privatbank -<br />
werte mit hoher Finanzkraft und einem umfassenden Beratungs-<br />
Know-how. Auf der Grundlage eines vollständig auf das Beratungs -<br />
geschäft konzentrierten Geschäftsmodells und einer starken Wettbewerbsposition<br />
auf dem deutschen Heimatmarkt begleitet sie<br />
ihre Kunden weltweit und erschließt für sie die Anlagechancen der<br />
in ter nationalen Märkte. Die BHF-BANK hat sich als moderne<br />
Privatbank für herausragende, oftmals international aktive Unternehmerfamilien<br />
und als Architektin für sehr große Vermögen<br />
einen Namen gemacht.<br />
BHF-BANK:<br />
Die moderne Privatbank für<br />
mittelständische Unternehmerfamilien<br />
BHF-BANK Aktiengesellschaft<br />
Bockenheimer Landstraße 10<br />
D-60323 Frankfurt am Main<br />
Tel.: +49(0)69/718-4004<br />
www.bhf-bank.com<br />
Für sehr große Privatvermögen verfügt<br />
das international aufgestellte Family Office<br />
der BHF-BANK über effiziente Steuerungsinstrumente,<br />
die eine unternehmerische Führung des<br />
Vermögens erlauben. Das Global Family Office bietet für Anlagevermögen<br />
über 30 Millionen Euro auch für Privatkunden<br />
das gesamte Dienstleistungsangebot für institutionelle<br />
Anleger an. So klärt es für seine Kunden Steuer- und Rechtsfragen,<br />
berät bei Domizilierungsentscheidungen sowie bei<br />
der Managerselektion und stellt Reporting- und Controlling-<br />
Dienstleistungen für alle Assetklassen zur Verfügung.<br />
Internationalität<br />
Die BHF-BANK verbindet Privatbankkultur mit einer weltweiten<br />
Perspektive. Dabei kann die Bank auf eine lange<br />
Tradition zurückblicken: Bereits seit den frühen 70er-Jahren<br />
ist sie mit Tochtergesellschaften in Luxemburg und in der<br />
Schweiz vertreten. Mit Client Associates, einem der führenden<br />
Family Offices in Indien, wurde 2006 eine Partnerschaft<br />
geschlossen, die der Bank Zugang zum prosperierenden<br />
indischen Markt verschafft. Über eine Repräsentanz in Abu<br />
Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate,<br />
erschließt das Frankfurter Privatbankhaus seinen Kunden<br />
zudem die Möglichkeit, von der Wachstumsdynamik des<br />
Nahen Ostens zu profitieren, und erschafft darüber hinaus<br />
eine Begegnungsplattform zwischen arabischen und deutschen<br />
Unternehmerfamilien.<br />
Eine ausgezeichnete Beratung, ihre starke Präsenz auf dem<br />
deutschen Heimatmarkt verbunden mit gezieltem inter -<br />
nationalem Wachstum und einem breiten<br />
Portfolio innovativer Dienstleistungen<br />
und Produkte machen die BHF-BANK<br />
zum idealen Partner für die Strukturierung,<br />
Anlage und Steuerung sehr großer<br />
Vermögen.<br />
❑<br />
20 ELITE REPORT extra
Von Björn H. Robens, Sprecher des Vorstands der BHF-BANK<br />
Vermögensverwaltung in unsicheren Zeiten<br />
Vermögensinhaber wurden in den vergangenen<br />
Jahren vor vielfältige Herausforderungen<br />
gestellt. Zur Stimu lie rung<br />
der Konjunktur und Begrenzung systemischer<br />
Ri siken haben die Notenbanken<br />
der Industrieländer die Leitzinsen auf<br />
historische Tiefs gesenkt und die Märkte<br />
über unkonventionelle geldpoli tische<br />
Maßnahmen mit Liquidität geflutet. In<br />
der EWU konnte auf diese Weise der zunehmenden<br />
marktseitigen Differenzierung<br />
der Boni täten staatlicher Schuldner<br />
und steigenden Refinanzierungskosten<br />
Einhalt geboten werden. Gleichzeitig<br />
wurde hierdurch trotz eines schwachen<br />
Wachstums und einer rückläufigen<br />
Kreditvergabe tätigkeit in der Peripherie<br />
ein drastischer Anstieg der Vermögenspreise<br />
bewirkt. Die derzeit ersichtlichen<br />
Verwerfungen in vielen Schwellenländern<br />
geben einen Vorgeschmack auf die<br />
Folgen einer mittelfristig anstehenden<br />
Liquiditätsverknappung im Finanzsys -<br />
tem. Vermögen langfristig zu sichern<br />
und zu mehren wird daher auch in den<br />
kommenden Jahren anhaltender Unwägbarkeiten<br />
die zentrale Herausforderung<br />
für Vermögensinhaber sein.<br />
Die Zeiten einer planbaren Vermögensmehrung<br />
gehören der Vergangenheit<br />
an. Aktienmärkte legen nicht mehr jähr -<br />
lich mit konstant zweistelligem Wachstum<br />
wie in den 80er und 90er Jahren zu.<br />
Und auch Rentenanlagen bieten angesichts<br />
historisch niedriger Zins niveaus<br />
keine attraktive, kalkulierbare Verzinsung<br />
und dienen damit nicht mehr in<br />
vergleichbarem Maße als Risikopuffer<br />
im Port foliokontext. Trend umbrüche<br />
und phasenweise starke Schwan kungen<br />
über alle Anlageklassen beherrschen das<br />
Bild, und die Anzahl sowie die Auswirkungen<br />
nicht antizipierbarer Markteingriffe<br />
haben sichtlich zugenommen. Die<br />
Finanzmärkte sind abhängig geworden<br />
von einer Geldpolitik, die mehr denn je<br />
darauf bedacht ist, den Folgen struktureller<br />
Probleme und regulatorischer Versäumnisse<br />
mit höchst unkonventionellen<br />
Maßnahmen zu begegnen – mit<br />
noch unge wis sem Ausgang. Auf diese<br />
Weise hat sich die Entwicklung an den<br />
Björn H. Robens,<br />
Sprecher des<br />
Vorstands<br />
der BHF-BANK<br />
Finanzmärkten zusehends von den realwirtschaftlichen<br />
Gegebenheiten abgekoppelt.<br />
Künstlich niedrig gehaltene<br />
Realzinsen verein fachen eine reale Entwertung<br />
von Staatsschulden und er -<br />
mög lichen, die Kosten der Neu ver schul -<br />
dung zu reduzieren. Die Bepreisung von<br />
Kreditri siken wird dadurch verzerrt, es<br />
kommt zu Fehlallokation von Kapital:<br />
Anleger gehen oftmals Risiken ein, die<br />
sie nicht verstehen oder streng genommen<br />
nicht tragen können.<br />
Deutlich wird dies an den teils panik -<br />
artigen Entwicklungen der Finanz- und<br />
Devisenmärkte ausgewählter Schwellen -<br />
länder in den vergangenen Monaten.<br />
Nicht nur haben diese erneut eine<br />
Dis kussion über die Folgen der lockeren<br />
US-Geldpolitik entfacht. Sie haben auch<br />
offenbart, dass Kapitalströme über Jahre<br />
hinweg in strukturell schwache Länder<br />
geflossen sind, die im Vergleich zu den<br />
Niedrigzinsen der Industrie länder mit<br />
attraktiveren Zinsen und der Chance auf<br />
Währungsaufwertungen gelockt und<br />
damit die Entstehung innen- und außenwirtschaftlicher<br />
Ungleichgewichte begünstigt<br />
haben. Der mit der graduellen<br />
Rückführung der lockeren US-Geldpo -<br />
litik einhergehende Renditeanstieg in<br />
vielen Schwellen ländern seit Mitte 2013<br />
dreht diese Entwicklung nun um: Der<br />
US-Dollarraum wird für internationale<br />
Anleger aus Risikogesichtspunkten wieder<br />
attraktiver. Die Kapitalabflüsse mit<br />
der unmittel baren Folge abwertender<br />
Währungen und steigender Renditen<br />
setzen ins besondere Schwellenländer<br />
mit großen Leistungsbilanzdefiziten<br />
unter Zugzwang. Drastische Zinserhöh -<br />
ungen und die Gefahr einer kräftigen<br />
Kon junk turabkühlung sind die Folge.<br />
Dieses erneut von Unwägbarkeiten ge -<br />
präg te Marktumfeld bringt große He -<br />
rausforderungen für die Vermögensanlage<br />
mit sich. Die wichtigste Aufgabe des<br />
Vermögensverwalters besteht darin, die<br />
ihm anvertrauten Kundengelder nicht<br />
nur real zu sichern, sondern auch langfristig<br />
ohne Inkaufnahme unkal kulier -<br />
barer Risiken zu mehren. In einem Umfeld<br />
historisch niedriger Zinsen kommt<br />
der richtigen Asset Allocation und einem<br />
ausgefeilten Selektions prozess eine besondere<br />
Bedeutung zu.<br />
Fazit<br />
Auch aktuell haben (geld-)politische Entscheidungen<br />
immense Auswirkungen<br />
auf die Entwicklungen an den internationalen<br />
Finanzmärkten. Erneut prägen<br />
Unsicherheit und unvermittelte Trendwechsel<br />
in einzelnen Anlagesegmenten<br />
das Geschehen an den Finanzmärkten.<br />
Politische Risiken und schwer anti zi pier -<br />
bare Markteingriffe erhöhen die Un be -<br />
rechenbarkeit der Märkte. Für konser -<br />
vative Anleger, die ihr Vermögen sich ern<br />
und langfristig mehren wollen, sind neben<br />
einer dynamischen Asset Allocation<br />
ein effektives Risikomanagement, eine<br />
schnelle Reaktionsfähigkeit und kon -<br />
sequente Entscheidungen für den dauer -<br />
haften Erfolg bei der Vermögensanlage<br />
maßgeblich.<br />
❑<br />
ELITE REPORT extra<br />
21
Bethmann Bank:<br />
Echtes<br />
Private Banking<br />
Die Bethmann Bank zählt zu den größten Anbietern von<br />
Priva te Banking in Deutschland. Als einziges Kreditinstitut<br />
vergleichbarer Größe widmet sie sich ausschließlich der Bera -<br />
tung vermögender Privatkunden. Dabei steht die Bethmann<br />
Bank für echte Werte: Klarheit, Leistung und Persönlichkeit.<br />
Sie entwickelt klar verständliche und individuelle Anlagelösungen,<br />
die sich konsequent an den individuellen Wünschen<br />
und Bedürfnissen ihrer Kunden orientieren. Sie bietet<br />
transparente Honorarmodelle ohne versteckte Kosten<br />
und Provisionen. Sie setzt auf eine kontinuierliche persönliche<br />
Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Und sie verfolgt<br />
eine nachhaltige Wertsteigerung, um das Vermögen der<br />
Kunden zu erhalten und zu mehren.<br />
Im deutschen Bankenmarkt besitzt die Bethmann Bank<br />
ein einzigartiges Profil: Sie ist Teil der internationalen ABN<br />
AMRO-Gruppe und damit in der Lage, die Exklusivität einer<br />
mehr als 300 Jahre alten und regional verwurzelten Privatbank<br />
mit dem globalen Netzwerk und der Kapitalkraft eines<br />
starken internationalen Finanzkonzerns zu verbinden. In<br />
Deutschland ist die Bethmann Bank mit zehn Niederlassungen<br />
in allen großen Wirtschaftszentren präsent und beschäftigt<br />
rund 410 Mitarbeiter.<br />
Das Kerngeschäft der Bethmann Bank ist die vielfach ausgezeichnete<br />
Vermögensverwaltung: Sie folgt dem Grundsatz<br />
der Nachhaltigkeit und lässt die Qualität sowie die Transparenz<br />
der Geldanlagen permanent von einem unabhängigen<br />
Nachhaltigkeitsbeirat überprüfen.<br />
Die Vermögensverwaltung ist dem Leistungsversprechen,<br />
Werte kontinuierlich zu mehren, in den vergangenen Jahren<br />
trotz eines schwierigen Marktumfeldes mit ihrer sehr<br />
guten Performance gerecht geworden.<br />
Darüber hinaus betreut die Bethmann Bank ihre Kunden<br />
auch intensiv in der Anlageberatung: Eine traditionell hohe<br />
Wertpapierkompetenz, Unabhängigkeit in der Produktauswahl,<br />
individuelle Lösungen und transparente Gebührenmodelle<br />
bilden den Kern des Angebots. Hinzu kommen ergänzende<br />
Leistungen, von der Vermögensplanung über die<br />
Erbschafts- und Nachfolgeplanung bis zum Stiftungsmanagement.<br />
Soziales Engagement ist ein fester Bestandteil der Bethmann<br />
Bank. Sie versteht sich als Teil der Gesellschaft und betätigt<br />
sich deshalb vielseitig im Rahmen sozialer und karitativer<br />
Projekte, in der Förderung von Kunst und Kultur sowie in<br />
der Wissensvermittlung.<br />
Die Historie der Bethmann Bank reicht bis ins Jahr 1712<br />
zurück. Die Privatbank ist eine der ältesten Banken Deutschlands<br />
und finanzierte bereits Goethes Italienreise und den<br />
Bau des Eiffelturms. Sie unterstützte junge Unternehmen<br />
wie Siemens und Krupp bei ihrer Gründung. Doch die Bethmann<br />
Bank ist nie stehen geblieben. Sie hat sich den wechselnden<br />
Anforderungen ihrer Kunden immer wieder angepasst<br />
– bis zum heutigen Tag.<br />
Die heutige Bethmann Bank entstand durch den Zusammen -<br />
schluss der traditionsreichen Privatbankhäuser Delbrück,<br />
Bethmann, Maffei und LGT Bank Deutschland unter dem<br />
Dach der ABN AMRO. Ende 2013 beschleunigte die Bethmann<br />
Bank ihr Wachstumstempo und erwarb die deutschen Private<br />
Banking-Aktivitäten der Credit Suisse. Nach Abschluss<br />
der Transaktion im Jahresverlauf <strong>2014</strong> wird die Bethmann<br />
Bank die größte reine Privatbank in Deutschland sein. ❑<br />
Stammhaus Bethmannhof in Frankfurt am Main<br />
22 ELITE REPORT extra
Größe kombiniert mit Beratung nach echten Werten<br />
»Klarheit, Leistung, Persönlichkeit«<br />
Stephan Isenberg, Vorstandsmitglied der Bethmann Bank, über Kundenbedürfnisse,<br />
die Bedeutung von Größe und echtes Private Banking.<br />
Elite Report extra: Herr Isenberg, im<br />
Private Banking wird stets über die<br />
Kundenbedürfnisse gesprochen. Doch<br />
was wünschen Kunden heute wirklich?<br />
Stephan Isenberg: Die Kunden wünschen<br />
einen kompetenten und verlässlichen<br />
Partner. Mehr noch: Viele sind<br />
sogar darauf angewiesen. Die Gründe<br />
liegen auf der Hand: Das Tempo an den<br />
Finanzmärkten hat deutlich angezogen,<br />
zugleich kommen immer mehr<br />
Produkte auf den Markt. Wer nicht Experte<br />
ist, kann kaum noch den Über -<br />
blick behalten. Deshalb sind wir ein<br />
ausmachbarer Ansprechpartner für<br />
unsere Kunden – und zwar in jeder<br />
Hinsicht. Natürlich geht es darum, vertraulich<br />
über finanzielle Ziele und die<br />
Steuerung des Vermögens zu sprechen.<br />
Doch es gibt viele weitere Themen,<br />
über die wir uns mit unseren Kunden<br />
austauschen. Natürlich muss die Performance<br />
stimmen, denn auch daran<br />
werden wir gemessen.<br />
Was bedeutet das konkret für Ihre tägliche<br />
Arbeit?<br />
Stephan Isenberg: Für uns sind Kunden<br />
nicht nur Inhaber von Vermögenswerten.<br />
Sie sind vor allem Menschen mit<br />
ganz persönlichen Erfahrungen, Wünschen<br />
und Perspektiven. Da ist Geld in<br />
erster Linie ein Mittel zum Zweck. Wir<br />
entwickeln gemeinsam klare und verständliche<br />
Anlagekonzepte, die eine<br />
nachhaltige Wertsteigerung ermöglichen.<br />
Dabei beraten wir konsequent<br />
produktunabhängig. So können unsere<br />
Kunden sicher sein, dass wir gar nicht<br />
erst in Interessenkonflikte geraten, sondern<br />
individuell passende Empfehlungen<br />
geben. Wir arbeiten mit trans -<br />
parenten Honorarmodellen, die keine<br />
versteckten Kosten oder Provisionen<br />
enthalten. All dies lässt sich in drei<br />
Worten zusammenfassen: Klarheit,<br />
Leistung und Persönlichkeit – das sind<br />
Stephan Isenberg,<br />
Vorstandsmitglied der Bethmann Bank<br />
die Werte, die dem Private Banking der<br />
Bethmann Bank zugrunde liegen.<br />
Damit das kein Lippenbekenntnis bleibt:<br />
Wie stellen Sie sicher, dass Sie diese Leis -<br />
tungen auch wirklich bieten können?<br />
Stephan Isenberg: Eine wichtige Voraussetzung<br />
für echtes Private Banking<br />
ist: kritische Größe. Das bedeutet,<br />
einen Schwellenwert von mindestens<br />
20 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen<br />
zu erreichen. Die Bethmann<br />
Bank verwaltet derzeit rund 25 Milliarden<br />
Euro, nach der Integration der<br />
deutschen Private Banking-Aktivitäten<br />
der Credit Suisse im Sommer <strong>2014</strong> werden<br />
es rund 34 Milliarden Euro sein.<br />
Weshalb ist diese Größe wichtig? Nur<br />
dann können sich Privatbanken auch<br />
auf stark schwankenden Märkten in -<br />
ten siv um ihre Kunden kümmern, anstatt<br />
sich mit sich selbst befassen zu<br />
müssen. Gute Erträge und konsequente<br />
Kostenkontrolle machen krisenfest<br />
und dauerhaft leistungsstark – und das<br />
ist die Voraussetzung für eine konti -<br />
nuierliche Kundenbeziehung. Dank un -<br />
serer Größe können wir zudem auch<br />
lokal eine hohe Beratungsqualität bieten:<br />
Spezialistenteams wie Vermögensplaner<br />
oder Kreditspezialisten geben<br />
direkt vor Ort umfassende und persönliche<br />
Beratung. Das kann heute kaum<br />
noch eine Privatbank gewährleisten.<br />
Apropos Größe: Welche Rolle spielt dabei<br />
die ABN AMRO?<br />
Stephan Isenberg: Die Bethmann Bank<br />
ist in die ABN AMRO-Gruppe eingebunden,<br />
eine der kapitalstärksten Banken<br />
in Europa. Die ABN AMRO verfolgt ein<br />
konservatives Geschäftsmodell und ein<br />
sehr moderates Risikoprofil. Daraus resultiert<br />
für unsere Kunden ein hohes<br />
Maß an Sicherheit und Solidität. Hinzu<br />
kommen globale Investmentmöglichkeiten.<br />
Denn wir nutzen die Zugänge<br />
zu den weltweiten Märkten, die das<br />
Netzwerk der ABN AMRO bietet.<br />
Profitieren die Kunden denn wirklich<br />
von dieser Aufstellung?<br />
Stephan Isenberg: Die Zahlen sprechen<br />
für sich: Die Vermögensverwaltung der<br />
Bethmann Bank weist seit Jahren über<br />
alle Risikoprofile hinweg eine sehr erfreuliche<br />
Performance auf. Das ist auch<br />
ein Grund für das anhaltend hohe Vertrauen<br />
unserer Kunden. Die Kombination<br />
aus Größe und Beratung nach echten<br />
Werten, die wir unseren Kunden<br />
bieten, ist einzigartig in Deutschland.<br />
Genau das meinen wir, wenn wir von<br />
»echtem Private Banking« sprechen.<br />
Herr Isenberg, wir bedanken uns für<br />
dieses Gespräch!<br />
Bethmann Bank<br />
Bethmannstraße 7-9<br />
D-60311 Frankfurt am Main<br />
Tel.: +49(0)69/2177 22 22<br />
www.bethmannbank.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
23
SVS – SeniorenVermögenSchutz:<br />
»Mehr Sicherheit für unsereinen –<br />
seriöser Seniorenschutz«<br />
Von Dr. Thomas Goppel<br />
Wer ein Leben lang hart gearbeitet hat, in vielem Verzicht<br />
geübt und gespart hat »auf Teufel komm raus!«, um in den<br />
letzten Jahren seines Daseins abgesichert zu leben, also Vorsorge<br />
getroffen hat, will am Ende nicht blank dastehen. Trotz<br />
all solcher Umsicht und weitsichtiger Planung droht oft das<br />
Aus, weil der programmierte Haushälter schließlich doch<br />
pro visionsorientierten, verantwortungslosen Geldhaien,<br />
leichtfertigen Bankern oder allzu oberflächlich ratenden<br />
Verkäufern aufgesessen ist.<br />
Finanzielle Verluste und Pleiten, die als<br />
Folge nicht ausbleiben, zerstören nicht<br />
nur das Selbstwertgefühl, sondern auch<br />
das Vertrauen in andere Institutionen und<br />
Unternehmen. Die Dunkelziffer, wie viele<br />
unter uns Senioren an solchen Folgen<br />
körperlich und seelisch leiden, ernsthaft<br />
daran erkranken, ist groß und am Ende<br />
wohl nie aufgehellt.<br />
Die Elite Report Redaktion ist dem gesellschaftlichen<br />
Szenario rund um die<br />
Vermögensanlagen der Senioren seit Jahren<br />
auf der Spur, erforscht es und mahnt<br />
nachhaltige Besserungen an. Noch immer hat sich allerdings<br />
nicht herumgesprochen, dass die Sicherheit für Senioren<br />
und ihre Anlagen ein hohes Gut ist, dem sich der seriöse Vermögensverwalter<br />
zu verschreiben hat. Der Druck auf Banken<br />
und Berater will erhöht sein. Die betreute Kundschaft<br />
muss sich zusammentun.<br />
Dr. Thomas Goppel, MdL,<br />
Staatsminister a.D.<br />
So ist der SeniorenVermögenSchutz entstanden, hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, seriösen Verbraucherschutz zügig zu prüfen<br />
und weiterzuentwickeln. Wir machen das nicht allein,<br />
sondern versuchen, uns in Gesellschaft und Politik so zu verankern,<br />
dass unsere Anregungen und Empfehlungen auch<br />
gehört und befolgt werden. Wenn Sie als mögliche Kundschaft<br />
es so wollen, dann stimmt die Schlussfolgerung, dass<br />
wir uns um ein besonderes Vier-Augen-Prinzip bemühen.<br />
Wir, die Fachleute und die poli tischen Gesprächspartner in<br />
der Gesellschaft, installieren miteinander ein Frühwarn -<br />
system für die Fälle, in denen die Konditionen für Ihre Anlagen<br />
ins Wanken geraten.<br />
Wenn Sie sich da mit engagieren wollen, Interesse<br />
haben, mit uns zur »frühen Prüfstelle«<br />
für Vermögensanlagen und ihre Seriosität zu<br />
gehören, nehmen Sie über die Elite Report<br />
Redaktion Kontakt mit uns auf.<br />
Obwohl bundesweit zeitweise unterwegs, hier<br />
einige Stationen, die den politisch und sozial<br />
engagierten Menschen beschreiben:<br />
Dr. Thomas Goppel ist seit 1974 Mitglied des<br />
Bayerischen Landtages und hat nicht nur als<br />
Staatssekretär sondern auch als Staatsminis -<br />
ter für Wissenschaft und Kunst, für Bundesund<br />
Europa-Angelegenheiten und für Landes -<br />
entwicklung und Umweltfragen 20 Jahre Akzente gesetzt.<br />
Seit 2012 ist er Vorsitzender im Landes denkmal-Rat.<br />
Um den erfahrenen Dr. Thomas Goppel hat sich bereits ein<br />
praxiserfahrenes Team gebildet, das im Rahmen eines<br />
gemein nützigen Vereins das Thema Vermögenschutz zügig<br />
strukturiert, um eine zuverlässig schützende Hand für<br />
Senioren auszubreiten. Unterstützt wird der SVS von einem<br />
kompetenten Fach- und einem Rechtsbeirat. Nähere<br />
Auskunft über den jeweiligen Entwicklungsstand erhalten<br />
Sie unter Telefonnummer 089 / 470 36 48.<br />
❑<br />
24 ELITE REPORT extra
Metzler Private Banking:<br />
Das Stiefkind der Deutschen: Die Aktie<br />
Keine Frage: Die Deutschen sind fleißige Anleger – aber legen sie auch »richtig« an? Unter »richtig« verstehen wir in diesem<br />
Kontext: in Bezug auf die Einschätzung des mit der Kapitalanlage verbundenen Risikos. Zu den Risiken elementarer Natur<br />
zählen wir politische Risiken, Deflation und Inflation. Und Letztere schaffte es in einer Umfrage des Allensbach-Instituts vor<br />
etwa anderthalb Jahren auf Platz zwei der größten Ängste der deutschen Bevölkerung. Der Studie zufolge hat rund die Hälfte<br />
der Deutschen Angst vor steigenden Preisen.<br />
Von Frank Naab, Leiter des Portfoliomanagements<br />
Die Aufteilung des privaten Geldvermögens<br />
in Deutschland legt aber den<br />
Schluss nahe, dass sich die Bundesbürger<br />
viel stärker vor einer Deflation<br />
fürchten. So liegt der Anteil, der in Aktien,<br />
also in Substanzvermögen, angelegt<br />
wird und somit unter einer Deflation<br />
besonders leiden dürfte, lediglich<br />
bei 5 Prozent. Wenn man dazu die indirekt<br />
über Versicherungen, Pensionsgelder<br />
und Investmentfonds angelegten<br />
Gelder addiert, erhöht sich diese<br />
Quote auf immer noch magere 10 Prozent.<br />
Hingegen beträgt die Quote, die<br />
direkt oder indirekt in Bankguthaben<br />
und Anleihen, also in Nominalanlagen<br />
gehalten wird und die in inflationären<br />
Phasen stark in Mitleidenschaft ge -<br />
zogen werden dürfte, bei circa 75 Prozent.<br />
Es ist geradezu paradox: Die<br />
Deutschen setzen sich bei ihrer Geldanlage<br />
jenem Risiko am stärksten aus,<br />
wovor sie sich am meisten fürchten!<br />
Dieser Umstand mutet schon fast mys -<br />
teriös an. Oder ist etwa die Inflation als<br />
solche ein Mysterium?<br />
Frank Naab, Leiter des Portfoliomanagements<br />
im Metzler Private Banking<br />
Auf den ersten Blick ist Inflation ein<br />
Krisenaspekt, von dem die Deutschen<br />
bisher weitgehend verschont geblieben<br />
sind. So sank die durchschnittliche<br />
Inflationsrate in Deutschland von 2,6<br />
Prozent im Jahr 2008 auf 1,5 Prozent<br />
im vergangenen Jahr. Trotz einer höheren<br />
gefühlten Preissteigerungsrate, die<br />
nach Einschätzung von Experten im<br />
Jahr 2013 bei 2,2 Prozent lag, scheinen<br />
somit die Ängste vor einer »Geldschwemme«<br />
weitgehend unbegründet.<br />
Allerdings fragen wir uns, ob die niedrigen<br />
Raten der Vergangenheit auch<br />
für die Zukunft angenommen werden<br />
können. Hieran sind durchaus Zweifel<br />
angebracht.<br />
Dies gilt umso mehr, als unter Ökonomen<br />
eine höhere Inflation ohnehin<br />
schon salonfähig geworden ist. So<br />
sprach der Chefökonom des Internationalen<br />
Währungsfonds (IWF), Olivier<br />
Blanchard, im Herbst vergangenen Jahres<br />
in einem Interview mit dem »Handelsblatt«<br />
davon, dass die Wohlstandskosten<br />
von einer zwei- oder vierprozentigen<br />
Inflation gleich niedrig seien.<br />
Bereits für die Verbraucher mag diese<br />
Ansicht befremdlich wirken. Für Kapitalanleger<br />
– und insbesondere für den<br />
»Durchschnittsdeutschen« mit seiner<br />
hohen Gewichtung von Bankguthaben<br />
und Anleihen in seinem Finanzvermögen<br />
– macht es aber sehr wohl einen<br />
Unterschied, ob die Inflation 2 Prozent<br />
oder 4 Prozent beträgt. Die infolge der<br />
anhaltend niedrigen Zinsen bereits bei<br />
einer Preissteigerung von 2 Prozent einsetzende<br />
schleichende »Enteignung«<br />
scheint das Anlageverhalten des fleißigen<br />
deutschen Sparers bisher zwar<br />
kaum zu beeinflussen, aber spätestens<br />
bei einer Inflationsrate von 4 Prozent<br />
sollte die Erkenntnis reifen, dass es in<br />
Zei ten der finanziellen Repression ohne<br />
eine angemessene Dotierung gerade<br />
von Aktien kaum möglich ist, real po -<br />
sitive Renditen zu erzielen. Damit es<br />
künftig heißt: Die Deutschen sparen<br />
fleißig – und richtig!<br />
❑<br />
Das Haus Metzler in Frankfurt-Bonames<br />
Metzler Private Banking<br />
Große Gallusstraße 18<br />
60311 Frankfurt am Main<br />
Tel.: +49(0)69/2104 46 42<br />
www.metzler.com<br />
ELITE REPORT extra<br />
25
Unsere Stärke liegt seit jeher in der direkten Nähe zu unseren Kunden und in der persönlichen Beratung.<br />
Wir sind in der Region verwurzelt und ziehen daraus unsere Kraft.<br />
Die Bank Schilling & Co Aktiengesellschaft wurde 1923 in<br />
Hammelburg/Bayern gegründet und ist seither eine fami -<br />
liengeführte Privatbank. Mit rund 350 Mitarbeitern in der<br />
Unternehmensgruppe sind die Privatbankiers an 14 Filialstandorten<br />
und drei Geschäftsstellen in Bayern, Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz und Thüringen präsent.<br />
Durch die Beraterinnen und Berater mit regionalen Wurzeln<br />
an den Filialstandorten pflegt das Bankhaus die Nähe und<br />
die Verbindungen zu ihren Kunden und Geschäfts partnern<br />
und versteht sich dabei auch als Netzwerkpartner.<br />
Die Kernkompetenz liegt in der unabhängigen<br />
Vermögensbetreuung von Privatpersonen,<br />
Unternehmen, Familien<br />
und Stiftungen. Individuell und ganzheitlich<br />
werden die Kunden bei der Anlage<br />
ihres Vermögens, bei Finanzierungsfragen,<br />
bei dem Kauf und Verkauf von<br />
Immobilien sowie in den Bereichen Vorsorge-<br />
und Risikomanagement betreut.<br />
Stil des Hauses ist es, dass man als Kunde<br />
der Privatbank auch von einem Unternehmer<br />
betreut wird. Vorstände und<br />
Inhaber selbst sind Partner in vielen<br />
Kundengesprächen und versuchen so,<br />
den Stil des Hauses über die nächsten Jahre<br />
zu bewahren und weiterzureichen.<br />
Standorte:<br />
Stammhaus Hammelburg,<br />
Aschaffenburg, Bad Brückenau,<br />
Bad Kissingen, Bad Neustadt,<br />
Bad Salzungen, Bamberg, Darmstadt,<br />
Frankfurt, Fulda, Gelnhausen,<br />
Meiningen, Schweinfurt, Wiesbaden,<br />
Würzburg.<br />
Tochtergesellschaften:<br />
Dr. Schmitt GmbH Würzburg<br />
– Versicherungsmakler –<br />
Dr. Schmitt Leasing GmbH<br />
Dr. Schmitt Immobilien GmbH<br />
Bank Schilling & Co<br />
Aktiengesellschaft<br />
Am Marktplatz 10<br />
D-97762 Hammelburg<br />
Tel.: +49(0)9732/904114<br />
www.bankschilling.de<br />
info@bankschilling.de<br />
Diese Kontinuität ist ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil,<br />
den viele Kunden schätzen.<br />
Nicht nur die Worte Exklusivität, Stabilität und Unabhängigkeit<br />
als Leitgedanken, sondern der eigene Aufbau des<br />
Familienunternehmens von Generation zu Generation haben<br />
die Vermögensverwaltung geprägt. Im Hause Schilling spürt<br />
man die besondere Kultur eines Familienunternehmens, die<br />
sich durch die Verantwortungsübernahme ergibt. Schnelligkeit<br />
und kurze Entscheidungswege werden hier gelebt.<br />
Hochmotivierte und erfahrene Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter findet der Kunde<br />
in der exklusiven Privatbank. Objektiv<br />
und mit exzellentem fachlichen Knowhow<br />
begleiten die Berater die Kunden des<br />
Hauses. Durch nachhaltiges sowie unabhängiges<br />
Wirken und Qualitätsarbeit stärken<br />
sie die Kundenbindung.<br />
Das Vermögen soll erhalten und in Ruhe<br />
gemehrt und eben nicht durch Spekula -<br />
tion gefährdet werden. Aus diesem Grund<br />
setzt das Haus seit vielen Jahren aus -<br />
schließlich auf konservative Werte. Diese,<br />
vielleicht nach außen hin erscheinend<br />
ländliche Einstellung, hat das Haus seit<br />
vielen Jahren geprägt und ist ein Attribut,<br />
was viele verbundene Kunden des Hauses<br />
schätzen.<br />
<strong>26</strong> ELITE REPORT extra
Bank Schilling & Co Aktiengesellschaft:<br />
Sinn und Gespür<br />
für Wertebeständigkeit<br />
Die Vorstände des Bankhauses Schilling über die Unternehmensphilosophie der Bank<br />
Die Vorstände (v.l.n.r.): Matthias Busch, Dr. Hubert-Ralph Schmitt und Aloys Tilly (©druschel photodesign)<br />
Die Berater des Bankhauses Schilling<br />
sind nicht sich selbst, im Kern nicht der<br />
Bank, sondern im Sinne der Bank ausschließlich<br />
dem Kunden verpflichtet.<br />
Unabhängigkeit – Best Advice<br />
Als Privatbank in Familienbesitz sind<br />
wir bei den Anlagen, die wir empfehlen,<br />
unabhängig. Unabhängigkeit ist<br />
unser höchstes Gut. So sind unsere<br />
kom petenten Beraterinnen und Be -<br />
rater grundsätzlich frei in ihren Entscheidungen<br />
und können optimal auf<br />
die Wünsche ihrer Kunden eingehen.<br />
Unserem Bekenntnis zur unabhängigen<br />
Beratung folgen wir konsequent –<br />
der bewusste Verzicht auf eigene Produkte<br />
sorgt dabei für die notwendige<br />
Objektivität. Der Produktauswahl unter<br />
qualitativen Gesichtspunkten liegt<br />
ein intensives Research zugrunde.<br />
Partnerschaftliche Beziehungen<br />
Wir legen sehr großen Wert auf eine<br />
persönliche und partnerschaftliche Be -<br />
ziehung zu unseren Kunden und Geschäftspartnern.<br />
Verantwortung, Ehrlichkeit<br />
und Transparenz sind die<br />
Grundlagen einer soliden Beziehung –<br />
und die Prinzipien unserer Beratung.<br />
Als inhabergeführte, unabhängige Privatbank<br />
ist unser Arbeiten von Kontinuität<br />
und Zuverlässigkeit geprägt.<br />
Viele unserer Kunden- und Geschäftsbeziehungen<br />
bestehen seit Generationen<br />
und haben dadurch die notwen -<br />
dige Stabilität – Stabilität ist für uns<br />
einer der wichtigsten Faktoren für die<br />
Gewährleistung von Qualität.<br />
Die Begleitung durch ein und denselben<br />
Berater über Jahre hinweg ist für<br />
uns eine Selbstverständlichkeit. Sie finden<br />
im Bankhaus Schilling sowohl in<br />
der Unternehmensführung, als auch<br />
im Mitarbeiterstamm Kontinuität. Die<br />
Treue unserer Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter entspricht diesem Vertrauensprozess.<br />
Dabei steht die Arbeit in<br />
Teams immer im Vordergrund.<br />
Sinn und Gespür für<br />
Wertebeständigkeit<br />
Selbstverständlich wollen wir für unsere<br />
Kunden gute Anlageerfolge er -<br />
zie len – jedoch nicht zu jedem Preis.<br />
Risiko und Chance müssen in einem<br />
angemessenen Verhältnis stehen. Wir<br />
verstehen uns als Privatbankiers ganz<br />
modern mit Gespür für Wertebeständigkeit,<br />
denn Kontinuität durch nachhaltiges<br />
Wirtschaften ist untrennbar<br />
mit der Geschichte der Privatbank<br />
Bank Schilling verbunden. Das Ergebnis<br />
dieses kontinuierlichen Entwicklungsprozesses<br />
über Jahrzehnte heißt<br />
Erfahrung.<br />
Wir sind der Meinung, dass unsere<br />
Kunden konservativ ausgerichtete Anlageziele<br />
nur dann erreichen können,<br />
wenn der Aufbau des Portfolios eine<br />
konstante Wertentwicklung ermöglicht.<br />
Hierbei setzen wir ein breit<br />
diversifiziertes Portfolio mit Investitionen<br />
in verschiedenen Anlageklassen,<br />
Branchen und Regionen ein. Das Ziel ist<br />
es, Risiken zu minimieren und einen<br />
möglichst konstanten Ertrag für den<br />
Anleger zu generieren.<br />
Tradition und Wissen<br />
Wir verfolgen eine geradezu beharr -<br />
liche Geradlinigkeit in der Geschäftspolitik.<br />
Dennoch ist es unser Wille, uns<br />
ständig weiter zu entwickeln, ohne<br />
dabei unsere traditionellen Wurzeln zu<br />
verlieren. Auch in der Zukunft wollen<br />
wir die immer weiter wachsenden<br />
Anforderungen schnell und möglichst<br />
unbürokratisch zur Zufriedenheit unserer<br />
Kunden lösen. Tradiertes Wissen<br />
und eine fundierte Ausbildung sind die<br />
Grundlagen für beste Ergebnisse.<br />
Maßgeschneiderte Lösungen<br />
In unserer Unabhängigkeit und der<br />
daraus resultierenden Anpassungsfähigkeit<br />
an die Bedürfnisse unserer<br />
Geschäftspartner liegt die größte Stärke<br />
unseres Hauses. Wir streben danach,<br />
das Mosaik an Möglichkeiten zu erkennen,<br />
zu analysieren und zum Bes ten für<br />
unsere Mandanten zu gestalten.<br />
Die entsprechenden Lösungsvorschläge<br />
für unsere Kunden werden auf die<br />
jeweilige Lebensphase sowie die persönlichen<br />
und beruflichen Ziele abgestimmt.<br />
Im Bankhaus Schilling gibt es<br />
keine Standardlösungen – in der in -<br />
dividuellen Konzeption sehen wir unseren<br />
Betreuungsansatz.<br />
❑<br />
ELITE REPORT extra<br />
27
Performance IMC Vermögensverwaltung AG:<br />
Kundennah, leistungsorientiert<br />
und unabhängig<br />
Die Performance IMC Vermögensverwaltung AG vereinigt Transparenz und Leistung<br />
Seit geraumer Zeit erhielt die Elite Report Redaktion posi tive<br />
Hinweise von Lesern und entsprechende Erträgnisaufstellungen.<br />
Natürlich stellten wir dieses Haus sofort unter Beobachtung<br />
und prüften es ausgiebig. Auf Anhieb kam das<br />
Mannheimer Unternehmen in die Goldene Pyramide der Ausgezeichneten,<br />
zählt also damit zu den empfehlenswerten<br />
Häusern. Doch nicht nur in puncto Beratungssystematik, Vermögensverwaltungskonzept<br />
und Stil überzeugte die Performance<br />
IMC sondern auch in der Leistung. Dieser bank en -<br />
un ab hängige Vermögensverwalter nimmt darin sogar einen<br />
Spitzenplatz ein.<br />
So urteilte die Report Jury: »Ein aktiver Vermögensverwalter,<br />
ein Spezialist für äußerst durchdachte Strategien. Und<br />
am Ende steht der Erfolg, denn dieses Haus macht im mer<br />
eine ansehnliche Performance weit über dem Durchschnitt<br />
der Konkurrenz,« weiter steht im Elite Report <strong>2014</strong> über die<br />
Performance IMC, die bundesweit das Vermögen von Privatkunden,<br />
Institutionen und Stiftungen verwaltet: »Diese<br />
inhabergeführte und bankenunabhängige Aktiengesellschaft<br />
ist der Inbegriff, wie Fachwissen und konsequente Diversifikation<br />
gepaart mit striktem Risikomanagement Solidität<br />
ebenso produziert wie zügigen Vermögenszuwachs.«<br />
Eine ansehnliche Zahl anspruchsvoller Privatkunden aber<br />
auch institutioneller Kunden fühlt sich bestens betreut. Vor<br />
allem werden die Bedürfnisse der jeweiligen Kunden sorgfältig<br />
ermittelt und als tragendes Fundament im jeweili gen<br />
Vermögensverwaltungskonzept berücksichtigt. Es ist diese<br />
Sorgfalt, die den sehr gut wachsenden Erfolg plausibel<br />
macht. Die Redaktion hat mit ihren Tests eine vorbildliche<br />
Kundenorientierung festgestellt. Sie fand damit bestätigt,<br />
was die eingangs erwähnten Tippgeber – unsere Leser – bereits<br />
lobten.<br />
Die engagierten Mannheimer Vermögensverwalter, die auch<br />
bundesweit ihre Kunden betreuen, wissen, dass verkaufende<br />
Berater out sind und nichts in einer seriösen Vermögensverwaltung<br />
zu suchen haben. Sie sind gefährlich. Denn<br />
sie beschädigen den Vermögensverwalter und den Kunden<br />
zugleich. Kurzfristig mögen diese »Vertriebsgenies« ja ihre<br />
Bank etwas reicher machen, aber mittel- und langfristig gesehen<br />
dürften die Kunden dann schnell das Weite suchen.<br />
Hier im Mannheimer Team weiß man dagegen, dass ein gu -<br />
ter Vermögensverwalter immer im Dienst des Kunden steht,<br />
ihn also möglichst immer etwas reicher macht, ohne dabei<br />
verhungern zu müssen. Damit sind die wettbewerbsfähigen<br />
Honorare schon kurz angesprochen.<br />
Eine immer größere werdende Bedeutung haben die Be ra -<br />
tungs mandate für Investmentfonds. So zeigt sich die Per for -<br />
mance IMC für die Anlagestrategien der Saphir-Fondsfamilie<br />
seit 2007 verantwortlich, die 2011 um einen Publikumsfonds<br />
erweitert wurde, der eine sehr interessante Entwicklung vorweisen<br />
kann und im direkten Vergleich mit In vestmentfonds<br />
bekannter Anbieter zu überzeugen weiß.<br />
❑<br />
28 ELITE REPORT extra
Persönlich und transparent<br />
Andreas Müller erläutert die Besonderheiten seines Unternehmens und lädt Investoren ein,<br />
sich mit der Performance IMC zu beschäftigen.<br />
Elite Report extra: Herr Müller, was<br />
unterscheidet Ihr Unternehmen von<br />
anderen Häusern?<br />
Andreas Müller: Wir fokussieren uns als<br />
mittelständisches Unternehmen auf unsere<br />
beiden Kernkompetenzen Kunden -<br />
beratung und Portfolio-Management.<br />
Außerdem streben wir keine banküb -<br />
lichen Umsatzmargen an, die uns zu<br />
einem Produktverkauf zwingen würden.<br />
Am Ende zahlen sich für uns daher<br />
nur wirklich langfristige Kunden be -<br />
ziehung aus, was unmittelbar zu einer<br />
Zielkonformität zwischen unseren Man -<br />
danten und uns führt.<br />
Was erwarten Ihre Mandaten?<br />
Andreas Müller: Bereits vor einigen<br />
Jahren haben wir institutionelle Strukturen<br />
im Unternehmen geschaffen und<br />
Investitionen in unsere Infrastruktur<br />
vorgenommen, die die hohe Qualität<br />
unserer Dienstleistung ermöglichen.<br />
So können wir für unsere Mandanten<br />
die Nachhaltigkeit und ein hohes Maß<br />
an Transparenz sicherstellen, die diese<br />
erwarten.<br />
Was verstehen Sie unter Transparenz?<br />
Andreas Müller: Wir sprechen mit allen<br />
Mandanten, deren Portfolios kon se -<br />
quent nach dem Grundsatz der Diver -<br />
sifikation aufgebaut sind, persönlich<br />
und sehr direkt über Risiken. Anhand<br />
der Dokumentation unserer Strategien,<br />
die wir seit bis zu 14 Jahren verwalten,<br />
zeigen wir ungeschönt die erreichten<br />
Ergebnisse. Unabhängig davon, dass<br />
nur wenige Häuser derart lange echte<br />
historische Daten vor weisen können,<br />
wollen wir uns mit dieser Offenheit<br />
nicht nur <strong>vom</strong> Wettbewerb differenzieren,<br />
sondern einen echten Mehrwert<br />
für unsere Man dan ten schaffen.<br />
Sie beschreiben Ihr Unternehmen als<br />
kundennah, wie meinen Sie das?<br />
Andreas Müller: Zunächst bedeutet<br />
Kun dennähe für uns, dass wir jederzeit<br />
persönlich ansprechbar sind. Ich meine<br />
damit tatsächlich alle Mitarbeiter, inklusive<br />
dem Vorstand. Außerdem ha ben<br />
wir mit »Vermögensverwaltung im<br />
Dialog« ein neues Konzept umgesetzt,<br />
bei dem unsere Kunden sich direkt mit<br />
dem Portfolio-Management austau -<br />
sch en kön nen, das heißt sie erfahren<br />
aus erster Hand, wie wir aktuelle Entwicklungen<br />
einschätzen und welche In -<br />
ves t ment ent schei dungen wir treffen.<br />
Kundenähe bedeutet ebenfalls für uns,<br />
dass wir an meh reren Standorten Büros<br />
besitzen, wie in München, Frankfurt,<br />
Bonn oder Berlin.<br />
Sicher werden wir in den kommenden<br />
Monaten zusätz liche Bü ros er öff nen,<br />
um die geogra phi sche Nä he zu unseren<br />
Kunden sicherzustellen und selbstverständlich<br />
werden wir weiterhin mit groß -<br />
em Engagement versuchen, konstant<br />
hervorragende Er gebnisse zu erzie len.<br />
Wie definieren Sie Erfolg?<br />
Andreas Müller: Bei jedem Mandat<br />
spielen zwei wesentliche Faktoren eine<br />
Rolle, die angestrebte oder prognos -<br />
ti zierte Rendite und die Risikobereitschaft<br />
des Kunden. Beides hängt untrennbar<br />
miteinander zusammen. Der<br />
Erfolg ist also die Leistung zu erbringen,<br />
die unsere Mandanten von uns erwar -<br />
ten. Damit ist erst der Erfolg unserer<br />
Kunden unser Erfolg.<br />
Herr Müller, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch!<br />
Die Performance IMC Vermögensverwaltung AG aus Mannheim zählt zu den<br />
erfolg reichen unabhängigen Vermögensexperten in Deutschland. Neben<br />
Privatkunden erhalten institutionelle In vestoren, Stiftungen und Familienverbünde<br />
die professionellen Dienstleistungen des mehrfach ausgezeichneten<br />
Vermögensverwalters, der unverändert inhabergeführt und unabhängig von<br />
Vorgaben Dritter ist. Andreas Müller gründete die Performance IMC Ver -<br />
mögensverwaltung AG 2000 in Mannheim, die er gemeinsam mit seinem<br />
Vor standskollegen Michael Stegmüller leitet.<br />
Michael Stegmüller<br />
Performance IMC Vermögensverwaltung AG<br />
Augustaanlage 32, D-68165 Mannheim<br />
Tel.: +49(0)621/ 401712-30<br />
www.performance-imc.de<br />
Andreas Müller<br />
Der Hauptsitz der Gesellschaft ist in Mannheim. Bundesweit bestehen weitere Standorte in:<br />
Berlin, Bonn, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg und München.<br />
ELITE REPORT extra<br />
29
DZ PRIVATBANK und VR-PrivateBanking:<br />
»Frischer Wind<br />
und neue Qualitäten«<br />
Die DZ PRIVATBANK ist das Kompetenzcenter für Private<br />
Banking der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken<br />
Raiffeisenbanken. Sie verfügt über sieben deutsche<br />
Standorte und ist zudem international an den Finanzzentren<br />
in Luxemburg, der Schweiz und in Singapur vertreten<br />
sowie darüber hinaus durch ihre Einbindung in die DZ<br />
BANK Gruppe und in die WGZ Bank Gruppe an allen bedeutenden<br />
Finanzplätzen für in- und ausländische Firmenkunden.<br />
Besondere Kundennähe erreicht die DZ PRIVAT-<br />
BANK über die 13.500 Bankstellen der rund 1.100 deutschen<br />
Volksbanken Raiffeisenbanken. Das schafft eine einzigar -<br />
tige Verbindung von lokaler Nähe und nationaler und internationaler<br />
Kompetenz.<br />
Zentrale der<br />
DZ PRIVATBANK<br />
in Luxemburg<br />
»Frischen Wind und neue Qualitäten« bringe die DZ PRIVAT -<br />
BANK mit ihrem einzigartigen Antritt in die Vermögensverwaltungsbranche<br />
ein, so schreibt der Elite Report.<br />
Be sonders honorieren die unabhängigen Tester dabei die<br />
Themen Risikoaufklärung und Transparenz in der Beratung.<br />
Dem Kunden werde immer reiner Wein eingeschenkt. Der<br />
auf den genossenschaftlichen Werten basierende Ansatz<br />
von VR-PrivateBanking mit seiner tiefen Verwurzelung in<br />
der Genossenschaftlichen FinanzGruppe spricht offenkundig<br />
nicht nur die richtigen Werte wie Vertrauen und<br />
Sicherheit an. Vor allem die nachweisliche Kompetenz, die<br />
unabhängige und ganzheitliche Beratung und die daraus<br />
resultierenden Ergebnisse überzeugen die Kunden.<br />
Mit Werten gestalten<br />
Exklusives Private Banking und genossenschaftliche Werte<br />
widersprechen sich nicht – im Gegenteil. Sie ergänzen sich.<br />
Das beweisen die Volksbanken Raiffeisenbanken und ihr<br />
Private Banking-Spezialist DZ PRIVATBANK, die mit ihrem<br />
gemeinsamen Angebot einen werteorientierten Anspruch<br />
verfolgen: Private-Banking für Menschen, denen Performance,<br />
Qualität und Leistung wichtig sind, die aber mit<br />
ihrem Vermögen mehr anstreben als »nur« seine bloße Vermehrung.<br />
VR-PrivateBanking richtet sich an vermögende<br />
Privatkunden, die »mit Werten gestalten« wollen.<br />
Anleger, die dieses Angebot schätzen, streben nicht Ren dite<br />
um jeden Preis an. Sie suchen eine nachhaltig stabile, risikosensible<br />
und langfristig werterhaltende Anlage. Auch<br />
nichtfinanzielle Werte wie gesellschaftliche und ökolo gi -<br />
sche Verantwortung spielen eine große Rolle. Und die Kunden<br />
fordern mehr denn je von ihrer Bank Glaubwürdigkeit<br />
und Transparenz. Natürlich erwartet auch der »neue« Private-Banking-Kunde<br />
kompetente Beratung und Betreuung,<br />
die Marktchancen nutzt und Vermögen nicht nur sichert,<br />
sondern stetig vermehrt.<br />
Werteorientierung und Leistung<br />
Viele Banken versprechen inzwischen Kundenorientierung<br />
und Offenheit. Doch es geht um mehr als nur um schöne<br />
Worte. Glaubwürdigkeit entsteht durch Leistung und Transparenz.<br />
Die DZ PRIVATBANK beweist nun schon zum wiederholten<br />
Mal auch stellvertretend für die genossenschaftliche<br />
Bankengruppe in Deutschland, dass beides möglich<br />
ist und schafft so die Basis für eine nachhaltige Kunden -<br />
beziehung. Im genossenschaftlichen Private Banking kombinieren<br />
DZ PRIVATBANK und die Volksbanken Raiffeisenbanken<br />
ihre jeweiligen Stärken und schaffen so ein im<br />
Markt einmaliges, von lokaler Nähe und internationaler<br />
Kompetenz geprägtes Angebot, das die Erwartungen vermögender<br />
Privatkunden ganzheitlich abdeckt – und dabei<br />
den neuen Wunsch nach einer werteorientierten und nachhaltigen<br />
Vermögensbetreuung perfekt erfüllt.<br />
❑<br />
30 ELITE REPORT extra
Ein Gespräch mit Richard Manger, Vorstand Private Banking der DZ PRIVATBANK<br />
Elite Report extra: Herr Manger, was sind<br />
die Gründe für die jüngsten Erfolge des<br />
genossenschaftlichen Private Banking?<br />
Richard Manger, Vorstand Private Banking<br />
der DZ PRIVATBANK<br />
Richard Manger: Kurz und prägnant:<br />
Glaubwürdigkeit und Leistung. Unsere<br />
Kunden honorieren, dass wir wirklich<br />
anderes Private Banking anbieten und<br />
dennoch – oder besser eben deswegen –<br />
nachhaltig erfolgreich für sie arbeiten.<br />
Wir bieten Private Banking, das die<br />
Werteerwartungen der Kunden ernst<br />
nimmt, das nicht allein auf Rendite abzielt,<br />
sondern auch berücksichtigt, wie<br />
die Anlage- und Ertragsziele erreicht<br />
werden. Denn die vermögenden Kunden<br />
von heute wollen verantwortlich<br />
handeln, auch in Vermögensfragen.<br />
Verantwortliches Handeln versprechen<br />
heute aber viele Banken.<br />
Richard Manger: Die Kundenerwartung<br />
hat sich grundlegend verändert, darauf<br />
haben sich die Banken mit ihrer Kommunikation<br />
eingestellt. Aber gerade in<br />
Vermögensfragen bedarf es mehr als<br />
nur schöner Worte und Bilder. Vertrauensaufbau<br />
ist ein langwieriger Prozess,<br />
der nur mit wirklich glaubwürdigen<br />
Leistungen erfolgreich ist. Dass VR-<br />
PrivateBanking tatsächlich einzigartig<br />
ist und dabei objektiv überzeugen<br />
kann, belegen neben vielen zufriedenen<br />
Kunden und guten Performancezahlen<br />
die unabhängigen Urteile des<br />
Elite Report und anderer Markttests.<br />
Darauf sind wir stolz, denn die Erfolge<br />
sind keine Glückstreffer, sondern wiederholte<br />
Bestätigung langfristig herausragender<br />
Leistung.<br />
Wertebasierte<br />
Spitzenleistung<br />
Jenseits der genossenschaftlichen Werte:<br />
Was macht Ihr Angebot aus?<br />
Richard Manger: Drei Worte: Lokal.<br />
Na tional. International. Wir bringen<br />
die weltweit führenden Finanzplätze<br />
mit ih ren jeweiligen Spezialitäten und<br />
Standortvorteilen, mit hervorragend<br />
aus gebildeten Mitarbeitern und höchs -<br />
ter Servicequalität, gewissermaßen<br />
bis vor die Haustür und verbinden dies<br />
mit der Marktnähe der Berater in den<br />
13.500 Bankstellen der Volksbanken<br />
Raiffeisenbanken. Das ergibt eine ein -<br />
malige Kundennähe. Privat- und Fir -<br />
men kun den können sich vor Ort in<br />
ihrer Genossenschaftsbank, aber auch<br />
in einer unserer sieben bundesweiten<br />
Niederlassungen und in den Auslandsstandorten<br />
beraten und betreuen lassen.<br />
Wie geht das praktisch und konkret?<br />
Richard Manger: Erste Anlaufstelle ist in<br />
der Regel die Bank vor Ort. Der Berater<br />
des Kunden nimmt die Wünsche und<br />
Erwartungen auf und zieht dann je<br />
nach Komplexität und Bedarf die Spezialisten<br />
aus den Niederlassungen oder<br />
den Auslandsstandorten der DZ PRIVAT -<br />
BANK hinzu. Dieser Team an satz hat<br />
sich gerade im Vermögens management<br />
mit seinen vielen Facetten als sinnvoll<br />
und erfolgreich durch ge setzt. Und wir<br />
verfolgen ein Kom pe tenz konzept: Die<br />
DZ PRIVATBANK als Private-Banking-<br />
Kompetenzcenter der Volksbanken<br />
Raiff eisenbanken bün delt Fachwissen<br />
und stellt bei Bedarf hochspezialisiertes<br />
Know-how, zum Beispiel im Portfolio -<br />
ma nagement, in der Finanz- und Vorsorgeplanung<br />
insbesondere für Unternehmer<br />
oder dem Stiftungs- und Immo -<br />
bilienmanagement, zur Verfügung. VR-<br />
PrivateBanking vereint die für den<br />
Kun denerfolg erforderlichen Kompetenzen,<br />
Standorte und Marktzugänge<br />
unter einem Dach und kombiniert<br />
dabei die jeweiligen Stärken der Partner<br />
im Sinne des Kundenerfolgs. Ich denke,<br />
das ist ein einmaliges Konzept auf<br />
einem starken Fundament.<br />
Vielen Dank für dieses Gespräch!<br />
Standorte:<br />
Düsseldorf, Frankfurt a.M., Hamburg,<br />
Hannover, Luxemburg, Nürnberg,<br />
München, Singapur, Stutt gart, Zürich<br />
Als Teil der Genossenschaftlichen<br />
Fi nanz Grup pe vor Ort in einem der dichtesten<br />
Bankservice-Netze Europas.<br />
Mitarbeiter: 1.120<br />
Private Banking Vorstand:<br />
Richard Manger<br />
Leistungsspektrum:<br />
Vermögensverwaltung,<br />
Anlagebe ratung, Family Office,<br />
Finanz- und Vorsorgeplanung,<br />
Immobilienmanagement,<br />
Stiftungsmanagement,<br />
Währungsanlagen,<br />
Währungsfinanzierungen,<br />
Fondskonzepte<br />
www.dz-privatbank.com<br />
www.vr-privatebanking.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
31
Südwestbank AG:<br />
Vermögen in den besten Händen<br />
Für die Kunden – von Mensch zu Mensch<br />
Interview mit Dr. Wolfgang Kuhn und Manfred Mühlheim<br />
Es gab schon bessere Zeiten, um Geld gewinnbringend zu<br />
investieren. Das extrem niedrige Zinsniveau macht den<br />
Anlegern ebenso zu schaffen wie die Schnelllebigkeit der Kapitalmärkte.<br />
Dabei geht es vor allem um eines: den Vermögenserhalt.<br />
Denn nach Abzug aller Kosten und unter Berücksichtigung<br />
der Inflation steht unterm Strich nicht zwingend<br />
ein Plus. Was gestern noch vielversprechend war, kann morgen<br />
schon zu erheblichen Verlusten führen. Ohne fundiertes<br />
Hintergrundwissen und ausführliche Analyse geht es deshalb<br />
nicht. Wer die Zeit dafür nicht selbst aufbringen kann, sollte<br />
auf eine professionelle Vermögensverwaltung setzen. Und<br />
von der langjährigen Erfahrung der Experten profitieren.<br />
Elite Report extra hat sich von der Südwestbank<br />
genauer erklären lassen, wo -<br />
rauf es bei der Vermögensverwaltung<br />
ankommt. Vorstandssprecher Dr. Wolfgang<br />
Kuhn und Manfred Mühlheim,<br />
Direktor und Bereichsleiter Asset Management,<br />
geben Antworten.<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Kuhn, herzlichen<br />
Glückwunsch. Die Südwestbank<br />
gehört auch <strong>2014</strong> wieder zu den besten<br />
Vermögensverwaltungen.<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Danke. In diesem<br />
Jahr ist uns mit der Bestnote »summa<br />
cum laude« sogar der Aufstieg in den<br />
Olymp der Vermögensverwalter gelungen.<br />
Wir sind die einzige Bank in<br />
Baden-Württemberg, die das von sich<br />
behaupten kann. Das macht uns stolz,<br />
aber wir werden uns auf dem Erreichten<br />
keinesfalls ausruhen. Qualität ist<br />
für uns eine Grundeinstellung.<br />
Das schreiben sich auch andere auf die<br />
Fahne. Was unterscheidet die Südwestbank<br />
von anderen Banken?<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Wir leben diesen<br />
Qualitätsanspruch jeden Tag. Wir arbeiten<br />
ständig daran, unsere Berater<br />
noch besser zu qualifizieren. Dabei<br />
geht es um das fachliche Know-how,<br />
Dr. Wolfgang Kuhn, Sprecher des Vorstandes<br />
(links) und Manfred Mühlheim, Bereichsleiter<br />
Asset Management, Südwestbank AG<br />
aber auch um die Persönlichkeitsentwicklung.<br />
Der Elite Report lobt uns ausdrücklich<br />
als »menschlich anständig,<br />
professionell und immer fair«. Das<br />
zeigt doch, dass wir auf dem richtigen<br />
Weg sind. Wir fragen regelmäßig unsere<br />
Kunden, wie zufrieden sie mit uns<br />
sind. So wissen wir, was sie beschäftigt<br />
und an welchen Stellschrauben wir<br />
drehen müssen. Sie sollen die Gewiss -<br />
heit haben: Ihr Vermögen ist bei der<br />
Südwestbank in den besten Händen.<br />
Als Privatbank sind Sie unabhängig von<br />
Konzerninteressen. Wie können Ihre<br />
Kunden davon profitieren?<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Das ist richtig. Was<br />
viele gar nicht wissen: Die Südwestbank<br />
ist die größte wirklich unabhängige<br />
Privatbank Deutschlands. Das<br />
heißt, unsere Kunden bekommen bei<br />
uns die Produkte, die am besten in ihr<br />
Portfolio passen. Ganz unabhängig von<br />
der Fondsgesellschaft oder sonstigen<br />
Verpflichtungen. Der Kunde profitiert<br />
bei uns außerdem von unseren profunden<br />
Kenntnissen der Finanzmärkte,<br />
unserer Schnelligkeit, unserer Erfahrung,<br />
von unserer Zuverlässigkeit<br />
und unserem Fingerspitzengefühl. Diese<br />
Kombination findet er bei keiner<br />
anderen Bank.<br />
Herr Mühlheim, was machen Sie und Ihr<br />
Team konkret besser als andere?<br />
Manfred Mühlheim: Wir bleiben uns<br />
selbst treu und jagen nicht den kurzfristigen<br />
Gewinnen hinterher. Denn<br />
das geht erfahrungsgemäß schnell<br />
nach hinten los. Vielmehr befolgen wir<br />
strikt externe Standards und interne<br />
Richtlinien. Für unsere Kunden bedeutet<br />
das: Transparenz, Planungssicherheit<br />
und Minimierung des Risikos. Diese<br />
Strategie bewährt sich nun schon<br />
seit vielen Jahren.<br />
Das klingt recht rational, wie gewichten<br />
Sie den persönlichen Umgang mit Ihren<br />
Kunden?<br />
Manfred Mühlheim: Vertrauen und<br />
Verlässlichkeit sind die wichtigsten<br />
Währungen in der Vermögensverwal-<br />
32 ELITE REPORT extra
tung. Bei uns arbeiten Menschen für<br />
Menschen. Immer weniger Anleger<br />
sind bereit, sich auf historische Fact -<br />
sheets auf dem Papier zu verlassen. Ein<br />
persönliches Gespräch und das Vertrauen<br />
auf einen Händedruck haben<br />
Gewicht und sind ein Versprechen, an<br />
das man glaubt. Stabilität für das Vermögen<br />
unserer Kunden ist unser Credo<br />
– das gibt uns eine authentische<br />
Positionierung.<br />
Wie sieht eine professionelle Vermögens -<br />
verwaltung bei der Südwestbank in der<br />
Praxis aus?<br />
Manfred Mühlheim: Der persönliche<br />
Kontakt mit dem Kunden vor Ort ist<br />
wie erwähnt unverzichtbar. In einem<br />
ersten Gespräch werden zunächst die<br />
Rahmendaten abgesteckt: Wie sieht<br />
es aus mit der Risikobereitschaft, den<br />
persönlichen Renditeerwartungen und<br />
dem Anlagehorizont? Auch der Li qui -<br />
ditätsbedarf und steuerliche The men<br />
werden berücksichtigt. Dann kann die<br />
passende Anlagestrategie ausgewählt<br />
und erläutert werden. Wichtig ist<br />
uns außerdem die Transparenz beim<br />
Thema Honorar: Der Kunde soll jederzeit<br />
wissen, wofür er bezahlt und wie<br />
viel. Hier kann er zwischen erfolgs -<br />
abhängiger Vergütung und einem<br />
fixen Hono rarsatz wählen. Wir reporten<br />
dann vier teljährlich, sind aber bei<br />
Fragen und Anregungen jederzeit erreichbar.<br />
Ihre Kunden haben sicher hohe Erwartungen<br />
an Sie. Wie werden Sie ihnen gerecht?<br />
Manfred Mühlheim: Nüchtern betrach -<br />
tet, muss das Ergebnis stimmen, denn<br />
daran werden wir gemessen. In den<br />
vergangenen Jahren haben wir überdurchschnittliche<br />
Renditen erzielt. Das<br />
liegt nicht zuletzt an unserem aktiven<br />
Portfoliomanagement und einer konsequenten<br />
Risikosteuerung. Wir haben<br />
stets das langfristige Wachstum vor Augen.<br />
Das optimale Rendite-Risiko-Verhältnis<br />
für jeden Kunden zu erreichen<br />
und größere Verluste zu vermeiden,<br />
ist sicherlich eine Herausforderung,<br />
unterscheidet aber letztendlich eine<br />
gute Vermögensverwaltung von einer<br />
weniger guten.<br />
Herr Dr. Kuhn, warum brauchen Anleger<br />
eine professionelle Vermögensverwaltung?<br />
Was kann sie, was der Privat in -<br />
vestor nicht kann?<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Ganz einfach:<br />
Professionelle Vermögensverwalter be -<br />
schäf tigen sich den ganzen Tag über<br />
mit nichts anderem als damit, das Geld<br />
ihrer Kunden zu sichern und größere<br />
Verluste zu vermeiden. Danach gibt es<br />
die Chance, das Vermögen zu vermehren.<br />
Die Kollegen aus dem Asset Management<br />
kennen die Kapitalmärkte wie<br />
ihre Westentasche, entdecken daher<br />
Trends, aber auch Gefahren, die einzelne<br />
Anlagen bergen. Das kann nur ein<br />
Experte leisten. Oder einfach gesagt: Sie<br />
ziehen sich einen schmerzenden Zahn<br />
ja auch nicht selbst. Das ist zwar theoretisch<br />
sicherlich möglich, ich empfehle<br />
aber den Gang zum Zahnarzt.<br />
Welche ist die richtige Strategie, um<br />
Vermögen zu erhalten und im Idealfall<br />
auch noch zu vermehren?<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Nun, ich denke, die<br />
eine richtige Strategie gibt es nicht.<br />
Vielmehr muss ein Vermögensverwalter<br />
auf seinen Kunden eingehen und<br />
abklären, welcher Anlagetyp er ist. Wir<br />
bei der Südwestbank bieten fünf verschiedene<br />
Anlagestrategien, von konservativ<br />
bis hin zu dynamisch. Sie unterscheiden<br />
sich vor allem durch den<br />
Die Südwestbank-Zentrale in Stuttgart<br />
Das Team der Vermögensverwaltung im Hause der Südwestbank AG<br />
Anteil an Aktien, die erfahrungsgemäß<br />
das höhere Risiko bergen, aber auch<br />
die besseren Chancen ermöglichen.<br />
Um es kurz zu machen: Fast alles ist<br />
möglich.<br />
Wie hoch muss ein Vermögen sein, um<br />
Kunde bei der Südwestbank zu werden?<br />
Dr. Wolfgang Kuhn: Wir sind breit aufgestellt,<br />
das heißt, unser Haus ist für<br />
alle Zielgruppen da. Ob ein Student, der<br />
überwiegend unser kostenloses Online -<br />
banking nutzt; eine junge Familie, die<br />
wir auf dem Weg ins Eigenheim begleiten;<br />
ein Mittelständler, der mit unserer<br />
Hilfe ins Ausland exportiert oder<br />
eben ein vermögender Privatkunde, der<br />
seine Geldanlagen von uns verwalten<br />
lässt – die Südwestbank ist die richtige<br />
Adresse. Für alles andere, das wir nicht<br />
selbst anbieten, haben wir Tochter -<br />
unternehmen oder qualifizierte Partner<br />
an unserer Seite. So gibt es eigentlich<br />
kaum etwas, was wir nicht können.<br />
Vielen Dank für das Gespräch!<br />
SÜDWESTBANK AG<br />
Rotebühlstraße 125<br />
D-70178 Stuttgart<br />
Tel.: 0800 /30 30 888 (kostenfrei)<br />
www.suedwestbank.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
33
Fürst Fugger Privatbank:<br />
Vermögensverwaltung<br />
mit jahrhundertelanger Tradition<br />
528 Jahre Tradition: Das ist die Fürst Fugger Privatbank. Stolz kann das Haus aus der Fugger-Stadt Augsburg auf viele<br />
Erfolge zurückblicken. Klar, dass in diesen langen Jahren aber auch schwie rige Zeiten zu bewältigen waren. Die<br />
Finanzkrise seit 2008 ist die jüngste Herausforderung, die die Bank mit ihren Kunden gut gemeistert hat. Das sieht die<br />
Bank auch als Beweis dafür, dass das Geschäftsmodell mit konservativen Grundsätzen in der Anlagepolitik und Solidität<br />
im Handeln gerade auch in schwierigen Phasen robust und stabil ist.<br />
Die Fürst Fugger Privatbank zählt seit neun Jahren zur Elite<br />
der Vermögensverwalter und seit 2009 erhielt das Augsburger<br />
Traditionshaus regelmäßig die Höchstnote »summa cum<br />
laude«. Im aktuellen Elite Report <strong>2014</strong> lobt die Redaktion:<br />
»Vermögenserhalt ist in wirtschaftlich unsicheren Zeiten das<br />
A und O. Wie man das in dieser kleinen Privatbank sicherstellt,<br />
ist vorbildlich. Man geht mit dem Kunden direkt gemeinsam<br />
in die Bestimmung der Rahmen bedingungen, so<br />
dass dann bei gleichzeitiger Betrachtung der Risiken eine Anlagerichtung<br />
sichtbar wird. Es gilt nicht, Risiken einzugehen,<br />
sondern schon aus der Tra di tion heraus will man die Kontinuität<br />
und die Nach hal tigkeit als Ziel im Auge behalten. Dabei<br />
geht man bei der Vermögensstrukturierung nicht von einem<br />
zentralen Strukturierungsansatz aus, sondern folgt dem<br />
de zen tralen, individuell angepassten Weg. Der Kunde kann<br />
somit mit seinem Berater in engem Kontakt er kennen, wie<br />
passgenau seine Wünsche berücksichtigt wurden. Natürlich<br />
werden beide nicht alleine gelassen, sondern von einer zentralen<br />
Stelle, die das Risiko ma na gement betreibt, unterstützt.<br />
Diese gemeinsame Vermö gens ver wal tungs kultur<br />
ist kein kalter Prozess, sondern menschlich angenehm,<br />
offen und anständig. Pri vat bank eben.<br />
Und die Performance kann sich in der<br />
Tat sehen lassen. Sie liegt weit über der<br />
Marke, die nur für Vermögenserhalt<br />
steht. Und noch etwas: Diese kleine Privatbank<br />
ist auch über die klare Ver mö -<br />
gens ver wal tung hinaus ein betreuender<br />
Beratungspartner. Zum Netz werk<br />
gehören anerkannte Experten der unterschiedlichsten<br />
Disziplinen.«<br />
Die Wurzeln der Fürst Fugger Privatbank<br />
gehen immerhin ins Jahr 1486<br />
zurück. Der Augsburger Rat sprach<br />
erstmals von der »Bank des Ulrich Fugger«.<br />
So wurde das Handelshaus der Augsburger Kaufmanns -<br />
familie Fugger erstmalig als Bank tituliert. Zu der Zeit prägte<br />
Fugger auch Geld. – Heute und morgen kümmert sich die<br />
Bank sehr erfolgreich um die Vermögen ihrer Kunden und<br />
bietet viele weitere Bankdienstleistungen an. Der Name Fugger<br />
steht auch 528 Jahre nach dem Entstehen der Bank für<br />
die geniale Verbindung von Kaufmanns- und Bankiers -<br />
tätigkeit sowie ein damals wie heute beispielloses Wirtschaftsimperium.<br />
Das Betätigungsfeld der Fugger erstreckte<br />
sich einst von Augsburg über die ganze Welt. Fast alle<br />
Finanzgelegenheiten der weltlichen und geistlichen Gesellschaft<br />
wurden seinerzeit über das Haus Fugger in Augsburg<br />
und dessen zahlreiche europäische Niederlassungen ab -<br />
gewickelt.<br />
Die heutige Privatbank entstand 1954 durch S.D. Carl Friedrich<br />
Fürst Fugger-Babenhausen als selbständige Kommanditgesellschaft.<br />
Seit dem Verkauf einer Mehrheitsbeteiligung<br />
im Jahr 1999 gehört sie zur Nürnberger Versicherungsgruppe<br />
und konzentriert sich heute auf das Privatkundengeschäft.<br />
Die Fuggerbank gilt in der Vermögenverwaltung als<br />
Partner für anspruchsvolle, vermögende Privatkunden, die<br />
überwiegend sicherheitsorientiert sind und ausdrücklich<br />
Wert auf erfahrene, individuelle, unabhängige Beratung<br />
legen. Ihren Kunden garantiert sie hohe Beraterkontinuität<br />
und ausgezeichnete Beratungsqualität zu fairen Konditionen.<br />
Basierend auf persönlichen Gesprächen werden im Rahmen<br />
einer ganzheitlichen Vermögensplanung individuelle<br />
Anlageentscheidungen mit dem Kunden erarbeitet. Die Port -<br />
folios werden mit den besten Investments<br />
des Marktes, und nur in Ausnahmefällen<br />
mit hauseigenen Produk -<br />
ten bestückt. Eine individuelle Vermögensverwaltung<br />
bietet die Fug ger bank<br />
ab 250.000 Euro, eine Fondsvermögensverwaltung<br />
ab 25.000 Euro an.<br />
Fugger ist am Stammsitz Augsburg<br />
sowie in den fünf Niederlassungen<br />
Köln, Mannheim, München, Nürnberg<br />
und Stuttgart kompetenter Anbieter<br />
von sämtlichen Bankdienstleistungen<br />
für Privatkunden. Das Spektrum reicht<br />
von strategischer Finanzplanung über<br />
individuelle Ver mögensberatung und -verwaltung bis hin<br />
zum Family Office. Geeignete Kreditinstrumente, Immobilien<br />
sowie sachwertorientierte Produkte runden das Angebot<br />
ab. Für große Vermögen ist auch die Begleitung besonderer<br />
Kunst- und Antiquitäten-Investments ein gern genutztes<br />
Serviceangebot. Besondere Expertise hat das Haus in Fragen<br />
der Erbschaftsoptimierung. Und auch die Beratung über<br />
Stiftungskonzepte gilt als kompetent und fundiert. ❑<br />
34 ELITE REPORT extra
Dr. Martin Fritz im Interview<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Fritz, der<br />
deutsche Leitindex DAX hat in den letzten<br />
fünf Jahren um mehr als 150 Prozent<br />
zugelegt. Haben Ihre Kunden von dieser<br />
Entwicklung profitiert?<br />
Dr. Martin Fritz: Unsere Kunden sind<br />
mehrheitlich konservativ und haben<br />
daher im Regelfall keine reinen Aktien -<br />
depots. Auch mit unseren ausgewogenen<br />
und defensiven Depots dürfen sie<br />
sich aber über Zuwächse von über 50<br />
Prozent in diesem Zeitraum freuen.<br />
Worauf führen Sie die Tatsache zurück,<br />
dass weite Teile der Bevölkerung überhaupt<br />
nicht an dieser Entwicklung par -<br />
ti zipieren, sondern während der nun<br />
schon lange anhaltenden Niedrigzinsphase<br />
negative Renditen nach Steuern<br />
und Inflation in Kauf nehmen, indem sie<br />
ihr Geld ausschließlich in gering ver -<br />
zinste Sicht-, Termin- oder Spareinlagen<br />
anlegen?<br />
Dr. Martin Fritz: Die Gründe für diese<br />
Risikoaversion sind vielschichtig. Da<br />
sind die Enttäuschungen, die breite Bevölkerungsschichten<br />
mit der Telekom -<br />
aktie erlebt haben, das Platzen der Aktienblase<br />
am Neuen Markt, die Erfah -<br />
rungen der Finanzmarktkrise und nicht<br />
zuletzt die negativen Effekte einer ausufernden<br />
Regulierung, mit der eigentlich<br />
die Beratungsqualität verbessert<br />
werden sollte, im Ergebnis aber oft der<br />
gegenteilige Effekt erzielt wurde.<br />
Was genau verstehen Sie unter den<br />
nega tiven Effekten der Regulierung?<br />
Dr. Martin Fritz: Nun, viele Banken sind<br />
dazu übergegangen, das Produktan -<br />
gebot für bestimmte Kundengruppen<br />
stark einzuschränken, weil sie aufgrund<br />
der enormen Aufwände für die<br />
Beratungsdokumentation mit diesen<br />
Kunden ansonsten keine Erträge mehr<br />
generieren würden. Bei denjenigen<br />
Kun den, die noch beraten werden, konzentrieren<br />
sich die Berater oft derart<br />
darauf, ja keine formalen Fehler zu<br />
begehen, dass der Dialog mit dem Kunden<br />
darunter leidet und der eigentliche<br />
Zweck des Beratungsgesprächs, nämlich<br />
der vertrauensvolle und offene Austausch<br />
von Informationen, auf deren<br />
Dr. Martin Fritz, persönlich haftender<br />
Gesellschafter der Fürst Fugger Privatbank<br />
Basis eine für den Kunden geeignete<br />
Anlageempfehlung erarbeitet werden<br />
kann, viel zu kurz kommt.<br />
Regulierung wirkt<br />
nicht nur positiv<br />
Wie geht Ihr Haus mit dieser Problematik<br />
um?<br />
Dr. Martin Fritz: Wir werden uns aus der<br />
Anlageberatung nicht verabschieden,<br />
denn sie stellt eine Kernkompetenz unseres<br />
Hauses dar. Der Großteil unserer<br />
Kunden hat sich aber dazu entschieden,<br />
uns das Mandat für eine Vermögensverwaltung<br />
zu erteilen, auch weil sie dadurch<br />
den für sie selbst ebenso wie für<br />
den Berater belastenden Aufwand der<br />
Beratungsdokumentation bei jeder Investitionsentscheidung<br />
vermeiden.<br />
Stellt die Reduzierung der Anlageentscheidung<br />
auf die Auswahl zwischen vier<br />
Vermögensverwaltungsstrategien nicht<br />
auch eine Einschränkung gegenüber<br />
einer prinzipiell breiter angelegten Anlageberatung<br />
dar?<br />
Dr. Martin Fritz: Der Kunde ist bei uns<br />
nicht auf die Auswahl zwischen fünf<br />
Standardstrategien beschränkt. Er kann<br />
vielmehr mit seinem Berater eine in -<br />
dividuelle Vermögensverwaltungsstrategie<br />
vereinbaren, die exakt auf seine<br />
persönlichen Anliegen und Bedürfnisse<br />
zugeschnitten ist. Dies bedingt jedoch<br />
eine vorherige umfassende und sorg -<br />
fältige Analyse, für die wir uns sehr viel<br />
Zeit nehmen.<br />
Apropos Zeit: Die Fokussierung auf die<br />
Vermögensverwaltung ist für Ihr Haus<br />
doch auch unter Kostengesichtspunkten<br />
interessant, sie ersparen sich so die zeitlichen<br />
Aufwände, die bei der Anlage -<br />
beratung bei jeder einzelnen Investi -<br />
tionsentscheidung anfallen würden.<br />
Dr. Martin Fritz: Zeitersparnis gegen -<br />
über dem Kunden stellt für uns keine<br />
Motivation bei der Festlegung unserer<br />
Vertriebsstrategie dar, im Gegenteil:<br />
Wir gestalten unsere Prozesse so, dass<br />
durch die weitgehende Eliminierung<br />
unnötiger und ineffektiver administrativer<br />
Aufwände so viel Zeit wie möglich<br />
für den Kunden bleibt. Das gilt auch für<br />
die Vermögensverwaltung. Die Zeiten<br />
und Aufwände, die wir dadurch ein -<br />
sparen, dass wir beispielsweise keine<br />
Beratungsprotokolle erstellen müssen,<br />
nutzen wir für die Erstellung umfangreicher<br />
und aussagekräftiger Reporting -<br />
unterlagen und vor allem für regelmäßige<br />
Feedbackgespräche mit unseren<br />
Kunden.<br />
Legen die Kunden denn überhaupt<br />
Wert auf diesen laufenden Austausch?<br />
Schließ lich haben sie Ihnen doch ein<br />
Mandat übertragen.<br />
Dr. Martin Fritz: Ja, unsere Kunden<br />
suchen definitiv den Austausch mit<br />
uns, und wir sind darüber sehr froh.<br />
Denn nur so können wir rechtzeitig erkennen,<br />
wenn sich beispielsweise die<br />
persönliche Rendite/Risikopräferenz<br />
eines Kunden geändert hat und daher<br />
die Anpassung der Vermögensverwaltungsstrategie<br />
erforderlich ist. Unsere<br />
wichtigsten Assets in Bezug auf unsere<br />
Kundenbeziehungen sind Vertrauen<br />
und Zufriedenheit, beides kann nachhaltig<br />
nur durch einen regelmäßigen<br />
Dialog erarbeitet und bewahrt werden.<br />
Wir danken Ihnen für das Gespräch!<br />
Fürst Fugger Privatbank KG<br />
Maximilianstraße 38<br />
D-86150 Augsburg<br />
Tel.: +49(0)821/32 010<br />
www.fuggerbank.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
35
Deutsche Oppenheim Family Office AG:<br />
Leistungsorientierung,<br />
Risikokompetenz und Integrität<br />
Nach ihrem erfolgreichen Start 2013 zeigt sich die Stärke<br />
der Deutsche Oppenheim Family Office AG gerade bei den<br />
fortwährenden Herausforderungen an den Kapitalmärkten.<br />
Mandanten profitieren von den Leistungen einer mehrfach<br />
preisgekrönten Vermögensstrategie.<br />
Fusionen sind nicht immer leicht umzusetzen. Wenn aber<br />
zwei Teams so perfekt zusammenpassen, dann lohnt jede<br />
Mühe: Mit dem 2013 vollzogenen Zusammenschluss von<br />
Oppenheim Vermögenstreuhand GmbH und Wilhelm von<br />
Finck Deutsche Family Office AG ging ein in Deutschland<br />
einzigartiges Family Office an den Start. Der diskrete Finanz -<br />
dienstleister betreut von drei Standorten aus komplexe Vermögen<br />
für Familien und ausgewählte Institutionen. Gerade<br />
in Zeiten der »Financial Repression« zeigt sich die Stärke<br />
eines Family Office, das auf Basis strategischer Vermögenskonzepte,<br />
verknüpft mit Risikokompetenz und Kapitalmarkterfahrung,<br />
ausgezeichnete Ergebnisse erzielt. Der Vorstand<br />
besteht aus einem erfahrenen Führungsteam, dessen<br />
Mitglieder schon früher als Vorstände oder Geschäftsführer<br />
der Vorgängerunternehmen tätig waren und so die Kontinuität<br />
sichern: Stefan Freytag, Klaus Kuder, Dr. Markus Küppers<br />
und Andreas Pichler.<br />
Sitz der Deutsche Oppenheim Family Office AG in Grasbrunn bei München<br />
Bei großen Familienvermögen geht es vorrangig um den realen<br />
Vermögenserhalt – ähnliches gilt für Stiftungen. Ein<br />
wichtiger Eckpfeiler ist deshalb die Strategische Asset<br />
Allokation mit einer weltweit aktiven Gesamtvermögenssteuerung.<br />
Hier kann die Deutsche Oppenheim Family<br />
Office AG überdurchschnittliche Renditen auch bei hohen<br />
Sicherheitsbedürfnissen nachweisen – wie die jüngste Aus -<br />
zeichnung im Elite Report als einer der besten Ver mögens -<br />
verwalter erneut zeigte. Die umfassende Begleitung in Immobilienfragen<br />
ist ein weiterer Leistungsbaustein – gerade<br />
für große Familien mit manchmal unübersicht lichen Immobilienbeständen<br />
und anstehenden Investitionsent -<br />
scheidungen.<br />
Gefragt sind die hochqualifizierten »Family-Officer« auch bei<br />
sogenannten Wendepunkten wie einem zu regelnden Vermögensübergang<br />
auf die nächste Generation, Cash-Events<br />
aus Veräußerungen bei Beteiligungs- oder Immo bilien in vest -<br />
ments oder Erbschaften verbunden mit der He raus forderung<br />
einer Neustrukturierung des Vermögens. Hinzu kommen<br />
manchmal auch Konstellationen, denen sich große Vermögen<br />
im Laufe der Zeit ausgesetzt sehen: Komplexe Vermögensstrukturen<br />
verschlechtern nicht selten die Transparenz<br />
(Struktur, Rendite und Cashflow) mit gefährlichen Folgen<br />
für den Erhalt des Vermögens. Hier helfen die Berater, die<br />
jeweils passenden strategischen Lösungen zu erarbeiten und<br />
diese administrativ umzusetzen. Beim Reporting und Controlling<br />
macht sich die Nutzung eigenentwickelter und<br />
hochspezialisierter technischer Plattformen bezahlt: Sie<br />
sichern ein Höchstmaß an Datendiskretion, denn Vertraulichkeit,<br />
Unabhängigkeit und eine Beratung ohne Interessenkonflikte<br />
sind wichtige Leistungsversprechen für die<br />
Kunden.<br />
Die Deutsche Oppenheim Family Office AG betreut deutlich<br />
mehr als zehn Milliarden Euro an Vermögen für einen überschaubaren<br />
Mandantenkreis. Über die Zugehörigkeit zum Bereich<br />
Asset & Wealth Management der Deutschen Bank wird<br />
die Deutsche Oppenheim Family Office neben dem Bankhaus<br />
Sal. Oppenheim zur dritten Säule des Leis tungs an ge botes.<br />
Ferner bedeutet dies nicht nur Sicherheit und Stabilität, sondern<br />
auch den Zugang zum globalen Netzwerk einer weltweit<br />
aufgestellten Universalbank, was gerade für globale<br />
Vermögensstrategien unschätzbare Vorteile bringt. ❑<br />
36 ELITE REPORT extra
Fragen an den Vorstand der Deutsche Oppenheim Family Office AG<br />
Elite Report extra: Meine Herren, ein<br />
vermögensverwaltendes Family Office<br />
dürfte in diesen Tagen reichlich zu tun<br />
haben. Wie sehen Sie die derzeitige<br />
Wirtschaftslage?<br />
Andreas Pichler: In der Tat ist in diesen<br />
Monaten volatiler Finanzmärkte höchs -<br />
te Aufmerksamkeit geboten, wenn<br />
man als »Family Officer« die Hauptaufgabe<br />
hat, das Vermögen von Mandanten<br />
real und nach Kosten zu erhalten.<br />
Wir sehen die Wirtschaftslage international<br />
und national durchaus positiv.<br />
Weltweit rechnet man <strong>2014</strong> mit einem<br />
Wachstum von 3,2 Prozent. Und dies<br />
bei einer immer noch sehr überschaubaren<br />
Inflationserwartung. Dennoch<br />
gibt es auf den Finanzmärkten große<br />
Unsicherheiten, die hochprofessionelles<br />
Management und aktive Risikosteuerung<br />
verlangen. Man muss die<br />
Märkte jetzt täglich beobachten, um<br />
die einmal mit den Mandanten vereinbarte<br />
individuelle Strategie auch taktisch<br />
richtig umzusetzen.<br />
Wie können Investoren am Kapitalmarkt<br />
hier noch den Spagat zwischen<br />
langfristigem Realkapitalerhalt und<br />
Minimierung kurzfristiger Kursrisiken<br />
erfolgreich erfüllen?<br />
Stefan Freytag: Vielleicht kann man das<br />
am Beispiel unseres Stiftungsfonds<br />
»WvF Rendite und Sicherheit« klarmachen:<br />
Um ihren Stiftungszweck zu erfüllen,<br />
müssen Stiftungen jedes Jahr<br />
einen gewissen Ertrag erzielen. Die<br />
Substanz darf nicht angegriffen werden.<br />
Gleichzeitig sehen die Anlage richt -<br />
li nien meist vor, dass 70 Prozent des<br />
liquiden Vermögens in Anleihen an -<br />
gelegt werden müssen. Und das mit<br />
möglichst geringem Risiko. Für einen<br />
Stiftungs manager ist das schon rein<br />
Der Vorstand der Deutschen Oppenheim Family Office AG:<br />
(v.l.n.r.) Stefan Freytag, Dr. Markus Küppers, Klaus Kuder und Andreas Pichler<br />
zeitlich eine fast unlösbare Aufgabe.<br />
Nur wer sich laufend mit dem gesamten<br />
internationalen Anleihespektrum<br />
beschäftigt, die richtigen Diver si fi ka -<br />
tions elemente für böse politische Überraschungen<br />
kennt und dann auch noch<br />
auf den Aktienmärkten zuhause ist,<br />
kann trotz der Kosten für Risikomanagement<br />
jährliche Renditen von über<br />
drei Prozent erzielen.<br />
In Deutschland gibt es seit Jahren viel<br />
Kritik an den so genannten »Super -<br />
reichen«. Wie sind Ihre Erfahrungen mit<br />
dieser speziellen Mandantschaft?<br />
Klaus Kuder: Diese Klischees vernachlässigen<br />
den Hintergrund, wie diese<br />
Vermögen in der Regel entstanden sind.<br />
Es handelt sich fast immer um langfris -<br />
tig über Generationen aufgebautes<br />
Ver mö gen aus unternehmerischer Tä -<br />
tig keit. Dahinter stehen meist verantwortungsbewusste<br />
Unternehmer, die<br />
Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen<br />
und erhalten haben. Unternehmer,<br />
die zukunftsorientiert denken und<br />
Deutsche Oppenheim<br />
Family Office AG<br />
Keferloh 1a, D-85630 Grasbrunn<br />
Tel.: +49(0)89/45 6916 0<br />
www.deutsche-oppenheim.de<br />
nicht selten mit ihrem Vermögen für<br />
schwierige Zeiten haften. Zudem sehen<br />
wir bei vielen unserer Mandanten ein<br />
soziales, kulturelles und umweltbe -<br />
zogenes Engagement, beispielsweise<br />
durch Stiftungen.<br />
Es geht bei Family Offices ja nicht nur<br />
um die Vermögensverwaltung, sondern<br />
um die gesamte Vermögenssteuerung.<br />
Dr. Markus Küppers: Absolut! Ein über<br />
Generationen aufgebautes und zwi -<br />
sch en den Familiengesellschaftern auf -<br />
ge teil tes Vermögen ist meist sehr komplex<br />
und verlangt im Laufe der Zeit<br />
im mer mehr eine professionelle Ge -<br />
samt steu er ung. Was erfolgreiche Un te -<br />
r neh mer in ihrem eigenen Betrieb mit<br />
Bravour praktizieren, die strategische<br />
Ausrichtung und Steuerung, vernachlässigen<br />
sie nicht selten im privaten Bereich<br />
– schon aus Zeitgründen. Ein professionelles<br />
Family Office kann solche<br />
komplexen Vermögen analysieren –<br />
von den Gesellschafts verträgen über<br />
die liquiden Anlagen bis hin zu Betei -<br />
ligungen und Immobilien mit ihren<br />
Finanzierungen – und dann gemeinsam<br />
mit den Mandanten eine langfristige<br />
Strategie entwick eln, die sehr indivi -<br />
duell auf dessen Ziele und Rahmen be -<br />
dingungen abgestimmt ist.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
ELITE REPORT extra<br />
37
Interview mit Jürgen Danzmayr und Dr. Bernhard Brinker<br />
HypoVereinsbank Private Banking:<br />
Zuverlässigkeit stärkt die Partnerschaft<br />
Die HypoVereinsbank mit ihrem durchdachten Private Banking hat neue Qualitätsstandards in der<br />
Vermögensverwaltung gesetzt. Grund genug, die Verantwortlichen zu befragen.<br />
Dr. Bernhard Brinker und Jürgen Danzmayr, Leiter Private Banking der HypoVereinsbank<br />
Elite Report extra: Herr Danzmayr, Sie<br />
blicken auf vierzig Jahre Erfahrung in<br />
der Vermögensverwaltung zurück. Was<br />
hat sich im Private Banking verändert?<br />
Jürgen Danzmayr: Zuletzt ist das Markt -<br />
umfeld für Vermögensverwaltungen<br />
und ihre Kunden nicht einfacher geworden.<br />
Realer Vermögenserhalt ist nur<br />
mehr unter Inkaufnahme höherer Risiken<br />
darstellbar. Wir sprechen in diesem<br />
Zusammenhang in erster Linie von<br />
Wertschwankungsrisiken, zum Bei spiel<br />
durch die stärkere Gewichtung von<br />
Aktien in einem Portefeuille. Voraussetzung<br />
für eine über die Jahre hinweg<br />
angemessene Rendite ist daher mehr<br />
denn je ein professionelles Risikomanagement.<br />
Indem wir diesem Aspekt<br />
eine hohe Bedeutung beimessen, sind<br />
wir für unsere Kunden ein zuverlässiger<br />
Partner.<br />
…und was ist für die Kunden besonders<br />
wichtig?<br />
Jürgen Danzmayr: Wichtig ist die persönliche<br />
Betreuung vor Ort. Im Private<br />
Banking der HypoVereinsbank kümmern<br />
sich an 46 Standorten von Sylt<br />
bis Garmisch-Partenkirchen mehr als<br />
200 Berater um unsere Kunden. Unser<br />
Engagement ist diszipliniert an den<br />
Kundenbedürfnissen ausgerichtet.<br />
Im Zentrum dieser Beratungskultur<br />
steht die absolute Orientierung am Kunden<br />
durch eine professionelle Bedarfsanalyse,<br />
die Umsetzung unserer Investment-Strategie,<br />
unser aktives Informationsmanagement<br />
und indivi duelle Anlagelösungen.<br />
Wichtig ist in diesem<br />
Zusammenhang auch, dass unsere Entscheidungen<br />
für den Kunden trans -<br />
parent und nachvollziehbar dargestellt<br />
werden.<br />
Herr Dr. Brinker, wenn Ihr Kollege Ende<br />
Juni in seine Heimat Österreich zurückkehrt,<br />
übernehmen Sie die Leitung. Wie<br />
wollen Sie die Kunden auf die sichere<br />
und lukrative Seite bringen?<br />
Dr. Bernhard Brinker: Nun, zunächst<br />
freue ich mich, ein gut bestelltes Haus<br />
übernehmen zu können. Wir sind im<br />
Private Banking hervorragend aufgestellt<br />
– deshalb steht die Kontinuität im<br />
Vordergrund, vor allem was unser Geschäftsmodell,<br />
die Beratungsphilosophie<br />
und die Beziehung unserer Kunden<br />
zu ihren Betreuern angeht. Mit<br />
unseren maßgeschneiderten Lösungen<br />
wollen wir unsere Kunden auch weiter -<br />
hin überzeugen. Im Interesse unserer<br />
Kunden müssen wir unsere An lage stra -<br />
tegien und -empfehlungen kontinuierlich<br />
hinterfragen und sicherstellen,<br />
dass die individuellen An lageziele unserer<br />
Kunden immer höchste Priorität<br />
haben. Ein disziplinierter Umgang mit<br />
Chancen und Risiken ist in der Vermögensverwaltung<br />
unerlässlich. Unsere<br />
Leistungen vertragen keine Nachlässigkeiten<br />
– darauf werden wir auch weiter -<br />
hin intensiv achten.<br />
Was kann ein Kunde erwarten, wenn<br />
er zu Ihnen kommt?<br />
Dr. Bernhard Brinker: Grundlage un -<br />
seres ganzheitlichen und hochindi vi -<br />
duellen Beratungsangebots ist eine um -<br />
fas sende Bedarfsanalyse. Wir nennen<br />
das den 360°-Beratungsansatz, der die<br />
Lebens- und Vermögenssituation sowie<br />
alle Einzel-Investments unter Risiko-,<br />
Rendite- und Liquiditätsaspekten analy -<br />
siert und somit den Kunden in den Mittelpunkt<br />
unseres Handelns stellt. Auf<br />
dieser Basis entwickeln wir dann eigens<br />
eine für den Kunden angepasste An la -<br />
ge strategie.<br />
Jürgen Danzmayr: Eine individuelle Ver -<br />
mögensverwaltung kann einen wert -<br />
vollen Beitrag im Rahmen einer gesamt -<br />
38 ELITE REPORT extra
Neben Relationship-Managern spielen<br />
auch Spezialisten eine ergänzende<br />
Rolle. Warum?<br />
Jürgen Danzmayr: Im HVB Private Banking<br />
unterstützen Spezialisten für Finanzierungs-<br />
und Immobilienmanagement<br />
unsere Kundenbetreuer vor Ort.<br />
Ebenso verfügen wir über Experten für<br />
Vorsorge und Versicherung sowie für<br />
die Finanzplanung, die beispielsweise<br />
zu Beginn einer jeden Kundenbeziehung<br />
von uns aktiv angeboten wird.<br />
Wichtig ist auch eine sorgfältige, stra -<br />
te gisch durchdachte Nachfolgeplanung,<br />
um Vermögen ohne nennens -<br />
werte Substanzverluste auf die nächste<br />
Generation übertragen zu können. Aufgrund<br />
der zunehmenden Zahl an Vermögenden,<br />
die keine Hinterbliebenen<br />
mehr haben, gewinnt auch das Stiftungsthema<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Dafür haben wir bundesweit<br />
rund 25 zertifizierte Erb- und Stiftungs -<br />
manager, die bestehende Stiftungen<br />
und potenzielle Neu-Stifter zum Ziel<br />
führen. Im Hinblick auf die Anzahl der<br />
betreuten Stiftungen sind wir am deutschen<br />
Markt führend.<br />
haft betrachteten Vermögensallokation<br />
leisten und dem Anleger ein ganzes<br />
Stück »Arbeit« abnehmen. Entscheidend<br />
sind neben den sachlichen Kriterien wie<br />
Erfahrung und Leistungs nach weis des<br />
Vermögensverwalters auch individuelle<br />
Kriterien, wie eine vertrauensvolle Beziehung<br />
zwischen Kunden und Vermögensverwalter.<br />
Die Beratung mit notwendigem<br />
Tiefgang muss alle Teile des<br />
Vermögens sowie spezielle Wünsche<br />
und Ziele des Kunden mit einbeziehen.<br />
Anders lässt sich ein verantwortlicher<br />
Umgang mit dem Kapital des Kunden<br />
nicht sicherstellen.<br />
Dr. Bernhard Brinker: Außerdem bieten<br />
wir noch Spezialisten-Know-how in<br />
Form von Beratungsleistungen »rund<br />
um die Immobilie«, zum Beispiel die<br />
Begleitung von An- und Verkäufen, wie<br />
auch die Beratung zu Renovierungsmaßnahmen.<br />
Auch zu zwei »Liebhaber -<br />
themen« bieten wir entsprechende<br />
Services: So stehen wir kunstaffinen<br />
Pri vate Banking-Kunden in allen Fragen<br />
rund um die Kunst zur Seite: Wir bieten<br />
kompetente, persönliche und un -<br />
abhängige Beratung beginnend mit der<br />
Anschaffung von Kunstgegenständen,<br />
über die Werterhaltung bis hin zur<br />
Über tragung oder Veräußerung. Vor<br />
kurzem haben wir außerdem unsere<br />
Palette an Spezialdienstleistungen noch<br />
erweitert und unterstützen Liebhaber<br />
von Classic-Cars bei der Suche nach geeigneten<br />
Modellen, bei der Bewertung<br />
und Veräußerung eines Fahrzeugs. Zudem<br />
bieten wir Marktanalysen, vermitteln<br />
Kontakte zu Oldtimer- und Marken-Clubs<br />
sowie bei Bedarf mögliche<br />
Experten für eine Restaurierung.<br />
Das Sicherheitsbedürfnis der vermögenden<br />
Privatkunden ist in den letzten<br />
Jahren nochmal deutlich gestiegen.<br />
Wie schaffen Sie Vertrauen in Solidität<br />
und Stärke Ihres Instituts?<br />
Jürgen Danzmayr: Die Eigenkapitalausstattung<br />
ist ein ganz entscheidender<br />
Baustein für die Stabilität einer<br />
Bank. Die HypoVereinsbank verfügt<br />
über eine Kernkapitalquote von über<br />
20 Prozent. Damit liegt sie im nationalen<br />
wie im internationalen Vergleich<br />
auf einem hervorragenden Niveau. Wir<br />
können unseren Kunden die Gewiss -<br />
heit geben, von einer soliden und kerngesunden<br />
deutschen Bank betreut zu<br />
werden. Aber über diese harten Faktoren<br />
hinaus werben wir um das Vertrauen<br />
unserer Kunden, indem wir diesen<br />
nachvollziehbar darlegen, wofür<br />
unser Haus im Private Banking steht<br />
und warum es sich lohnt, unser Kunde<br />
zu sein beziehungsweise zu werden.<br />
Was raten Sie Ihren Kunden bei der<br />
Vermögensanlage?<br />
Dr. Bernhard Brinker: Das hängt natürlich<br />
immer von den individuellen Bedürfnissen,<br />
Erfahrungen und Zielen der<br />
entsprechenden Kunden ab. Allgemein<br />
betrachtet ist das Zinsniveau aktuell zu<br />
niedrig, um Anlegern mit »sicheren«<br />
Investments unter Berücksichtigung<br />
von Steuern und Kosten einen realen<br />
Wert erhalt ihres Vermögens zu ermöglichen.<br />
Wer Vermögen real erhalten<br />
will, sollte daher Sach- und Substanzwerte<br />
wie Aktien und Immobilien in<br />
der Vermögensverwaltung berücksichtigen.<br />
Das bedeutet aber auch, die damit<br />
verbundenen Schwankungen und<br />
eventuelle Verlustrisiken zu akzeptieren.<br />
Unerlässlich ist in jedem Fall ein<br />
aktives Risikomanagement und eine<br />
ausgewogene Streuung in der Vermögensstrukturierung.<br />
Herr Danzmayr, Herr Dr. Brinker, wir<br />
danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
HypoVereinsbank Private Banking ist auf die Beratung vermögender Kunden spezialisiert<br />
und betreut aktuell 46.000 Kunden mit einem Volumen von rund 35 Milliarden Euro. Damit<br />
gehört Hypo Vereinsbank Privat Banking zu den führenden Anbietern für vermögende<br />
Kunden. Dabei setzt die Bank vor allem auf regionale Nähe. Mit 46 Standorten von Sylt<br />
bis Garmisch-Partenkirchen verfügt HypoVereinsbank Privat Banking über das dichteste<br />
Betreuungsnetz für Private Banking Kunden in Deutschland. Alle Anschriften und Telefon -<br />
nummern finden Sie hier unter »Kontakt«: www.hypovereinsbank.de/privatebanking<br />
HypoVereinsbank Private Banking<br />
Kardinal-Faulhaber-Straße 1<br />
D-80333 München<br />
Tel.: +49(0)89/378-228 39<br />
oder +49(0)89/378-29578<br />
www.hvb.de/privatebanking<br />
ELITE REPORT extra<br />
39
Merck Finck & Co, Privatbankiers:<br />
»Wir füllen Freiheit<br />
mit dem richtigen Inhalt«<br />
Interview mit Thomas Kemming über Innovationen in der Finanzbranche und über die Freude an der Arbeit.<br />
Elite Report extra: Herr Kemming, welche<br />
Geheimtipps können Sie uns nach<br />
der Erfahrung der Finanzkrise geben?<br />
Thomas Kemming: Soweit ich weiß,<br />
sagte Tucholsky einmal: »Erfahrung<br />
heißt gar nichts. Man kann seine Sache<br />
auch 35 Jahre schlecht machen.« Wenn<br />
er damit völlig daneben läge, hätte die<br />
Finanzbranche heute eine bessere Reputation.<br />
Machen wir es konkret: Was sollte ein<br />
Anleger denn im Portfolio haben?<br />
Thomas Kemming: Das ist immer noch<br />
abstrakt gefragt. Konkret lässt sich die<br />
Der Stammsitz von Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />
in der Pacellistraße in München<br />
Frage nur beantworten, wenn ich mir<br />
die Situation eines bestimmten Anlegers<br />
anschaue – seine individuelle Risikoneigung,<br />
seine jeweiligen Ziele, seine<br />
Wünsche und Bedürfnisse.<br />
… was eine Binsenweisheit ist.<br />
Thomas Kemming: Das ist überhaupt<br />
nicht so trivial, wie es klingt. Noch immer<br />
ist es in der Branche nicht selbstverständlich,<br />
dass Berater ihrem Gegen -<br />
über erst einmal zuhören. Kunden bekommen<br />
dann eine Palette von Finanzprodukten<br />
vor die Nase gehalten, bevor<br />
sie überhaupt ausgeredet haben.<br />
Sie machen uns neugierig darauf, woher<br />
Ihr Haus seinen Umsatz bezieht.<br />
Thomas Kemming: (lacht) Es ist doch<br />
völlig in Ordnung, wenn ein Geschäftsmann<br />
an einer Leistung verdient, hinter<br />
der er 100-prozentig steht. Die Frage<br />
ist bloß: Interessiert er sich dafür,<br />
was seine Kunden wollen? Ich skizziere<br />
Ihnen ein Beispiel. Ein Investmentfonds<br />
ist ein völlig solides Finanzinstrument.<br />
Natürlich gibt es bessere Fonds und weniger<br />
gute – das wissen wir. Trotzdem<br />
gibt es Menschen, die damit von vornherein<br />
nichts anfangen können. Da sollte<br />
ein Berater nicht so lange auf seinen<br />
Kunden einreden, bis er nachgibt. Die<br />
Kunst besteht darin, einen anderen<br />
Weg zu finden, damit der Anleger zu<br />
seinem gewünschten Ziel gelangt.<br />
Ach so, der Weg ist das Ziel?<br />
Thomas Kemming: Nein, das Ziel ist<br />
das Ziel. Aber es muss Spaß machen,<br />
dorthin zu kommen. Bleiben wir doch<br />
beim Beispiel Aktienfonds. Nach Ansicht<br />
von Merck Finck & Co brauchen<br />
solide Aktieninvestments einen langen<br />
Atem. Schnelles Trading ist in aller Regel<br />
nichts für Privatanleger. Die Gründe<br />
für Aktien sind ja die gleichen geblieben:<br />
Ich bin flexibler, bekomme attraktive<br />
Dividenden – bei den richtigen<br />
Titeln zumindest – und bin am Erfolg<br />
von Unternehmen beteiligt.<br />
Das klingt nun doch verkäuferisch.<br />
Thomas Kemming: Das A und O ist<br />
eben, ob der Anleger Ri siken erkennt<br />
und rechtzeitig agiert. Bei einem Fonds<br />
übernimmt das der Fondsmanager für<br />
ihn. Das möchte aber der eine oder andere<br />
nicht. Zum Beispiel, weil er nicht<br />
will, dass ein Teil des Ertrags in eine<br />
Provision fließt. Wir haben nun versucht,<br />
eine Anlage möglichkeit zu finden,<br />
die die Vorteile eines Aktienfonds<br />
aufweist, aber von Grund auf anders<br />
konzipiert ist.<br />
Und wie lautet Ihre Alternative zur<br />
Fonds lösung?<br />
Thomas Kemming: Wir haben ein Konzept<br />
entwickelt, das wir »trend-optimierte<br />
globale Aktienstrategie« nennen<br />
– abgekürzt auch »TOGA«. Dabei<br />
handelt es sich um eine regelbasierte<br />
Aktienanlagestrategie mit einer flexi -<br />
blen Aktienquote zwischen nahezu<br />
0 und 100 Prozent.<br />
Welche Kundengruppe haben Sie dabei<br />
im Blick?<br />
Thomas Kemming: Die Strategie richtet<br />
sich an Anleger, die eine mittel- bis<br />
langfristige, aktienbasierte Anlagestrategie<br />
suchen. Anders gesagt: Wer einen<br />
Anlagehorizont von vier Jahren oder<br />
mehr für sinnvoll hält, findet in TOGA<br />
ein passendes Anlagemodell. Dabei ist<br />
die Allokation unabhängig von fun da -<br />
mentalen Analysen und wird nach<br />
einem festen Regelwerk automatisch<br />
angepasst. In einer Broschüre haben<br />
wir es verdichtet zu dem Satz »eine<br />
transparente Auswahlstrategie, die für<br />
Sie die Kontrolle behält«.<br />
40 ELITE REPORT extra
Worin genau besteht die Transparenz?<br />
Thomas Kemming: Die Allokation des<br />
Depots basiert auf der Auswahl von<br />
Titeln nach dem Modell der Relativen<br />
Stärke. Damit ist es möglich, die Werte<br />
mit dem stärksten Aufwärtstrend innerhalb<br />
einer Gruppe zu identifizieren.<br />
Jeden Monat ist dann eine Anpassung<br />
möglich. Entscheidend für das Ergebnis<br />
ist ein Maximum an Investment -<br />
dis zi plin und eine sinnvolle Risikover -<br />
tei lung. Und, wie gesagt, wir bieten<br />
hier be wusst keinen Fonds an: Der<br />
Kunde kann völlig transparent alle<br />
Investi ti o nen nachverfolgen, die wir<br />
für ihn durch geführt haben, und zahlt<br />
im Schnitt niedrigere Gebühren als<br />
bei Fonds.<br />
Gut, aber wenn die Aktienmärkte schwä -<br />
ch eln – was passiert dann mit Ihrer Aktienstrategie?<br />
Thomas Kemming: Ein übergeord ne -<br />
ter Indikator im Regelwerk signalisiert<br />
uns, wenn es Zeit ist, die Inves -<br />
titionsquote zu senken und sich auf<br />
Markt schwä ch en vorzubereiten. Wir<br />
redu zie ren also das Risiko, in fallenden<br />
Märkten Gewin ne wieder herzugeben<br />
be zie hungs weise höhere Ver -<br />
luste zu er lei den. Tech nisch gesprochen,<br />
kommen in fallenden Märk ten<br />
regelbasiert unter anderem Short-ETFs<br />
zum Einsatz. Das hat zwei Gründe:<br />
Erstens werden teilweise die Risiken<br />
des Ak tienbestandes kompensiert<br />
(wir sprechen hier nicht von einer<br />
Totalab sicherung).<br />
Hat die Strategie auch einen »Haken«?<br />
Thomas Kemming: Die Vokabel passt<br />
nicht. Jedes Finanzinstrument birgt<br />
neben Chancen auch Risiken. Aktienanlagen<br />
sind nun einmal mit allgemeinen<br />
Marktrisiken verbunden und mit<br />
spezifischen unternehmerischen Risiken.<br />
Oder anders gesagt: Auch eine Optimierungsstrategie<br />
kann Effekte erzielen,<br />
die sie gerade vermeiden soll. Deshalb<br />
sind wir ja auch ein Vermögensverwalter<br />
und kein Supermarkt: Unsere<br />
Kunden sollen sich keine Produkte aus<br />
dem Regal holen, sondern mit ihrem<br />
Berater besprechen, was »passt«. Entscheidend<br />
ist immer die individuelle<br />
Situation.<br />
Thomas Kemming, Chef-Anlagestratege bei<br />
Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />
Wie reagieren Ihre Kunden auf das neue<br />
Angebot?<br />
Thomas Kemming: Eine andere Antwort<br />
als »sehr gut« werden Sie von mir<br />
nicht erwarten. Aber es stimmt: Banken<br />
behaupten gerne von sich, dass sie innovativ<br />
sind. Unsere Kunden spiegeln<br />
uns dieses auch wider; sie nehmen uns<br />
nicht als Produktverkäufer wahr, sondern<br />
als Konzeptionäre. Das ist für mich<br />
der beste Beweis, dass wir mit einem<br />
Konzept ins Schwarze getroffen haben.<br />
Eine Schwalbe macht noch keinen<br />
Sommer.<br />
Thomas Kemming: Das stimmt. Und<br />
weil wir gerade so ausführlich über die<br />
Aktienseite geredet haben, gebe ich<br />
Ihnen ein Beispiel für die Anleiheseite;<br />
dort haben wir erst im letzten Jahr den<br />
Triathlon-Fonds auf den Weg gebracht.<br />
(Daran sehen Sie übrigens auch, dass<br />
wir nichts gegen Fondslösungen haben.)<br />
Hier stand am Anfang die Über legung,<br />
wie man Rentenanlagen etwas reiz -<br />
vollerer machen kann. Es bleibt ja dabei,<br />
dass Renten unglaublich beliebt<br />
sind, weil sie als sehr sicher gelten, aber<br />
gleichzeitig kaum Rendite abwerfen.<br />
Das Triathlon-Modell kombiniert also<br />
ein Renten-Basis-Investment mit einem<br />
Derivate-Baustein und Bonus-Zertifi ka -<br />
ten, die zum Einsatz kommen, wenn es<br />
der Markt sinnvoll ermöglicht. Wie über -<br />
all, gibt es natürlich auch hier Chan cen<br />
und Risiken, daher möchte ich an der<br />
Stelle nicht weiter ins Detail gehen.<br />
Bei Merck Finck & Co wird einiges bewegt,<br />
wie es scheint.<br />
Thomas Kemming: Absolut. Und das ist<br />
der einzige Weg, wie man heute Kunden<br />
begeistern kann. Von daher kann<br />
ich nur sagen: Ich bin froh, in einem<br />
Haus zu arbeiten, das die Freiheit zum<br />
Entwickeln von Konzepten bietet. Das<br />
Ganze für Kunden, die einen ständig<br />
herausfordern – sonst würde es keinen<br />
Spaß machen.<br />
Herr Kemming, vielen Dank für für<br />
dieses Gespräch!<br />
Merck Finck & Co, Privatbankiers<br />
Pacellistraße 16<br />
D-80333 München<br />
Tel.: +49(0)89/2104-0<br />
www.merckfinck.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
41
DJE KAPITAL AG:<br />
Ohne durchdachte<br />
Analysen keine Strategien<br />
Interview mit Dr. Jens Ehrhardt, Dr. Jan Ehrhardt und Uwe Adamla<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Ehrhardt,<br />
endlich lernen wir auch Ihren Sohn Jan<br />
kennen. Wir wissen von ihm, dass er den<br />
seit 11 Jahren erfolgreichen Fonds DJE –<br />
Dividende & Substanz managt. Was<br />
kann Jan besser als Sie?<br />
Dr. Jens Ehrhardt: Mein Sohn ist außerordentlich<br />
strukturiert in seiner Denkweise<br />
und agiert weniger nach Emo -<br />
tionen und nutzt umfangreiches tech -<br />
nisches Material für seine Analysen. Mit<br />
dem DJE – Dividende & Substanz-Fonds<br />
meines Vaters zur Arbeit und sein Fleiß<br />
haben mich am meisten geprägt. Ich<br />
denke, ein hoher persönlicher Einsatz<br />
lohnt sich.<br />
Herr Dr. Ehrhardt, Sie besuchen die entscheidenden<br />
Finanzplätze selbst und<br />
verwerten Ihre Erkenntnisse in Ihren<br />
Strategien. Auf was muss sich der Vermögende<br />
einstellen? Wo erscheinen<br />
Chancen? Wo lauern Risiken? Was ist an<br />
Reformen zu erwarten?<br />
wegs als ungünstig erwiesen. Auch<br />
wenn die Anleger in Zukunft mehr Volatilität<br />
aushalten müssen, sind Depots<br />
mit soliden Aktien wahrscheinlich die<br />
beste Vermögenserhaltungs- und -mehrungsstrategie.<br />
Politisch werden sich<br />
Vermögende zunehmend auf Steuer -<br />
erhöhungen einstellen müssen. Besonders<br />
die in den USA geführte Diskus -<br />
sion um die Ungleichverteilung von<br />
Einkommen und Vermögen wird zu<br />
Steuererhöhungen zwingen. Besonders<br />
die Bemessungsgrundlage (die de facto<br />
zu sehr niedrigen US-Steuersätzen<br />
führt) dürfte verändert werden. Auch in<br />
Deutschland führt die kalte Progres sion<br />
permanent zu Steuererhöhungen – in<br />
den nächsten Jahren um circa 50 Milliarden<br />
Euro.<br />
Dr. Jens Ehrhardt Dr. Jan Ehrhardt Uwe Adamla<br />
hat er in über 10 Jahren Fondsmana ge -<br />
ment cir ca 10 Prozent Rendite pro Jahr<br />
erwirt schaftet, und das bei sehr be -<br />
grenz ter Vo latilität. Ich halte ihn für<br />
einen sehr engagierten und fähigen<br />
Fonds ma nager.<br />
Herr Dr. Jan Ehrhardt, was ist das Wichtigste,<br />
was Sie von Ihrem Vater gelernt<br />
haben?<br />
Dr. Jan Ehrhardt: Neben dem Privaten<br />
habe ich von meinem Vater natürlich<br />
auch beruflich sehr viel gelernt, da wir<br />
seit vielen Jahren zusammenarbeiten.<br />
Das Wichtigste sind wahrscheinlich gar<br />
nicht die fachlichen Details und Interpretationen<br />
von volkswirtschaftlichen<br />
Zusammenhängen, sondern viel mehr<br />
seine ausgeprägte Leidenschaft zur Arbeit,<br />
die er mir von klein auf vorgelebt<br />
hat. Das ist ansteckend! Die Einstellung<br />
Dr. Jens Ehrhardt: Vermögende werden<br />
es in vielfacher Hinsicht in Zukunft<br />
schwieriger haben, ihr Vermögen zu<br />
mehren. Die Zinsen werden international<br />
tief bleiben, wenn auch leichte<br />
Erhöhungen in den USA näher sein<br />
können, als Optimisten erwarten. In<br />
Europa und Japan sind Zinserhöhungen<br />
aber kein Thema. Auch in den<br />
USA wird man Rücksicht auf die hohe<br />
Staatsverschuldung nehmen. Zudem<br />
würde ein zu starker Zins anstieg un -<br />
gewollt den Dollar nach oben treiben<br />
(schlecht für US-Exporte). In den nächs -<br />
ten Jahren zwingen relativ niedrige<br />
Zinsen für Anleihen die Anleger zu neh -<br />
mend in Aktien, so dass sich die Vola ti -<br />
lität des Vermögensbestandes zwangsläufig<br />
erhöhen wird. In der Ver gan -<br />
genheit haben sich hohe Aktienanteile<br />
besonders auf lange Sicht aber kei nes -<br />
Wenn Sie an das Thema Vermögens -<br />
aufbau denken, welche Fonds würden<br />
Sie als Basis-Investment einplanen?<br />
Dr. Jan Ehrhardt: Beim langfristigen<br />
Vermögensaufbau kommt man an dem<br />
Thema Dividende nicht vorbei. Dividendenzahlungen<br />
haben aus Sicht<br />
mehrerer Jahre aufgrund des Zinseszinseffektes<br />
einen derart großen Einfluss<br />
auf die Gesamtperformance eines<br />
Portfolios, dass ich als Basis-Investment<br />
unseren Dividendenfonds, den DJE –<br />
Dividende & Substanz, empfehle. Da rü -<br />
ber hinaus gehört beim Vermögens auf -<br />
bau auch ein Anleihenprodukt dazu.<br />
Mit geschicktem Management lässt<br />
sich auch in Phasen niedriger Zinsen<br />
eine vernünftige Rendite erwirtschaften,<br />
wie der DJE – Renten Global zeigt.<br />
Als drittes Basisinvestment würde ich<br />
einen flexiblen vermögensverwaltenden<br />
Fonds, wie den DJE Concept, einsetzen,<br />
der einen Teil des Portfolios<br />
schnell den jeweiligen Marktbedingun -<br />
gen anpasst und Chancen in unterschiedlichsten<br />
Bereichen nutzt.<br />
42 ELITE REPORT extra
Vermögende sind häufig im Senioren -<br />
alter und haben oft Angst vor einzelnen<br />
Aktienwerten. Sie jedoch bündeln Aktien<br />
in Ihren Fonds. Welche Fonds würden<br />
Sie als tragende Beimischung in einem<br />
auf Sicherheit bedachten Vermögen<br />
sehen, um nicht nur den stabilen Wert<br />
im Depot zu haben, sondern auch von<br />
pros perierenden Märkten zu profitieren?<br />
Dr. Jens Ehrhardt: Aktien wurden in<br />
der Vergangenheit als risikoreich, festverzinsliche<br />
Papiere als risikoarm angesehen.<br />
Angesichts der oft schlechten<br />
Qualität von Anleihen und den beträchtlichen<br />
Kursrisiken bei längeren<br />
Laufzeiten (wenn die Zinsen auch nur<br />
etwas steigen), sind Anleihen heute<br />
renditeschwach und risikoreich gegen -<br />
über früher renditestark und risiko -<br />
arm. Um die Risiken am Aktienmarkt<br />
zu streuen, sind Fonds, die oft eine sehr<br />
große Anzahl von Einzelaktien im Porte -<br />
feuille haben, eine Strategie zur Verminderung<br />
der Risiken. Ich denke, dass<br />
Fonds für amerikanische Value-Aktien<br />
trotz his torisch gesehen hoher Bewertung<br />
wegen relativ niedriger Zinsen<br />
aussichtsreich bleiben. Japanische<br />
Fonds haben zwar in diesem Jahr mit<br />
zweistelligen Kursrückgängen enttäuscht,<br />
auf längere Sicht könnten (wäh -<br />
rungsgesicherte) japanische Aktienfonds<br />
aber besonders interessant sein.<br />
Für sehr defensive Anleger empfehle ich<br />
unseren sehr erfolgreichen DJE – Zins &<br />
Dividende Fonds. Auch Edelmetall-Ak -<br />
tienfonds sollten als kleinere Beimischung<br />
nicht vergessen werden.<br />
Die Berg- und Talfahrt an den Börsen<br />
flößt Furcht ein. Wie nehmen Sie den<br />
Kunden die Ängste?<br />
Dr. Jens Ehrhardt: Man kann den An -<br />
legern die Ängste nicht abnehmen.<br />
Ak tienanlage bedeutet zwangsläufig<br />
wesentlich erhöhte Volatilität. Die<br />
Alternative sind Anleihen, die am Ende<br />
nicht nur volatil, sondern besonders<br />
risikoreich sein können (Kursverluste<br />
bei langen Laufzeiten, Ausfälle bei<br />
schlechten Bonitäten). Man muss sich<br />
vor Augen halten, dass Aktien in den<br />
letzten 100 Jahren große Krisen am<br />
besten überwunden haben und ein<br />
Ver mögenserhalt hier aus historischer<br />
Perspektive am wahrscheinlichsten<br />
ist. Die erhöhte Volatilität ist, zugegeben,<br />
aber schwer auszuhalten, nicht<br />
nur für den Anleger, sondern auch für<br />
den Fondsmanager. Dies erfordert viel<br />
Erfahrung, um bei Zwischentiefs nicht<br />
im falschen Moment zu verkaufen.<br />
Herr Adamla: Was ist Ihre Aufgabe in<br />
der DJE Kapital AG?<br />
Uwe Adamla: Ich bin seit 1. April <strong>2014</strong><br />
zuständig für die Vermögensverwaltung<br />
der Privatkunden in Pullach und<br />
für die Niederlassungen und freue<br />
mich darauf, meine Erfahrung und<br />
Kompetenz aus mehr als zwei Jahrzehnten<br />
Vermögensverwaltung in die<br />
DJE Kapital AG einzubringen und die<br />
gute Arbeit meines langjährigen Vorgängers<br />
fortzusetzen.<br />
DJE Kapital AG<br />
Zentrale Pullach<br />
Pullacher Str. 24, D-82049 Pullach<br />
Tel.: +49(0)89/790 45 35 55<br />
Niederlassung Frankfurt a. M.<br />
Metzlerstr. 39, D-6<strong>05</strong>94 Frankfurt a.M.<br />
Tel.: +49(0)69/660 59 36 90<br />
Niederlassung Köln<br />
Hansaring 97, D-50670 Köln<br />
Tel.: +49(0)221/914 09 27 0<br />
www.dje.de<br />
Was sind Ihre Ziele in diesem Bereich?<br />
Uwe Adamla: Mein Ziel ist es, die DJE<br />
Vermögensverwaltung als eine führende<br />
Adresse für Privatkunden in Deutsch -<br />
land zu bewahren. Als familiengeführter<br />
Mittelstand schätze ich besonders,<br />
dass alle Voraussetzungen dafür im<br />
Hause DJE gegeben sind.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
Fondsname<br />
Fondsprofil<br />
lfd. Jahr<br />
1 Jahr<br />
3 Jahre<br />
p.a.<br />
5 Jahre<br />
p.a.<br />
seit<br />
Auflage<br />
Auflagedatum<br />
Morningstar<br />
RatingTM<br />
Gesamt<br />
Aktienfonds<br />
DJE – Dividende<br />
& Substanz I (EUR)<br />
ISIN LU0159551042<br />
Der Anlageschwerpunkt des Fonds liegt auf<br />
internationalen dividenden- und sub stanz -<br />
star ken Aktien, wobei aktuell der Schwerpunkt<br />
auf europäischen und asia tischen<br />
Ak tien liegt.<br />
-1,91%<br />
2,08%<br />
5,19%<br />
11,68%<br />
198,31%<br />
27.01.2003<br />
✭✭✭✭<br />
Rentenfonds<br />
DJE – Renten<br />
Global I (EUR)<br />
ISIN LU015955<strong>05</strong>80<br />
Der Fonds investiert weltweit in Anleihen<br />
aller Art. Das Fondsmanagement legt Wert<br />
auf eine ausgewogene Misch ung an An -<br />
leihen mit dem Ziel eine angemessene Rendite<br />
zu erreichen.<br />
1,32%<br />
3,09%<br />
4,92%<br />
5,88%<br />
63,<strong>26</strong>%<br />
27.01.2003<br />
✭✭✭✭✭<br />
Mischfonds<br />
DJE Concept I (EUR)<br />
ISIN LU0124662932<br />
Der Fonds investiert frei von jeglichen Vorgaben<br />
weltweit in Aktien und Anleihen.<br />
Da bei kann er unterschiedliche Ri sikoprofile<br />
aus weisen, da er sowohl zu 100 % in Aktien<br />
als auch zu 100 % in Anleihen anlegen kann.<br />
-5,89%<br />
-0,24%<br />
4,98%<br />
13,93%<br />
119,09%<br />
06.04.2001<br />
✭✭✭✭✭<br />
ELITE REPORT extra<br />
43
Vermögensschutz zwischen Inflation und Deflation –<br />
Langjähriger Erfolg mit konservativer Strategie<br />
PSM: 160 Prozent Zuwachs seit 1999 bei geringsten Schwankungen!<br />
Die Senior Partner der PSM (Portfolio Strategie Management), der ältesten<br />
bankenunabhängigen Vermögensverwaltung in Deutschland seit 1965<br />
Die Kompetenz eines Vermögensverwalters zeigt sich nur in<br />
einem längerfristigen Zeitraum. Sehr wichtig ist die Frage:<br />
Konnte der Verwalter auch schwierige Zeiten erfolgreich<br />
meistern? Hier glänzt die PSM. Die ältes te bankenunabhängige<br />
Vermögensverwaltung in<br />
Deutschland ist mit diszipliniert<br />
konservativer Strategie<br />
auch eine der erfolg reichsten<br />
Verwaltungen im längerfristigen<br />
Vergleich. Werterhalt vor<br />
Wachstum bei allzu hohen Risiken,<br />
das war, ist und bleibt<br />
die oberste Maxime der Arbeit<br />
PSM Privatdepot Rendite<br />
<strong>26</strong>0,00<br />
240,00<br />
220,00<br />
200,00<br />
180,00<br />
160,00<br />
140,00<br />
120,00<br />
von PSM. Was nützen die tollsten kurzfristigen Gewinne,<br />
wenn sie nachher doch wieder dahin schmelzen? Die Anleger<br />
der PSM konnten bislang selbst in stürmischen Börsenzeiten<br />
stets ruhig schlafen und sollen dies auch in Zukunft<br />
100,00<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 20<strong>05</strong> 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />
tun können. Schließlich konnten die PSM-Strategen das Vermögen<br />
der Kunden trotz mehrfacher Krisen an den weltweiten<br />
Finanzmärkten nicht nur erhalten, sondern sogar<br />
dauerhaft und nachhaltig bei nur winzigen Schwankungen<br />
ausbauen.<br />
Besonders stolz ist die PSM auf die Auszeichnungen des<br />
Elite Report schon seit 20<strong>05</strong>. Für <strong>2014</strong> wurde PSM erneut mit<br />
der Bestnote »summa cum laude« ausgezeichnet.<br />
Die PSM ist ein defensiver und vorausblickender Verwalter,<br />
welcher das Vermögen der Kunden keinen hohen Risiken<br />
aussetzen will. Diese Sicht erwies sich als hervorragende<br />
Basis für die Entwicklung der Kundendepots in den schwierigen<br />
Börsenjahren seit der Jahrtausendwende. Mit fast 50<br />
Jahren Erfahrung, Disziplin<br />
und strategischem Weitblick<br />
hat PSM alle Voraussetzungen,<br />
um auch in den kommenden<br />
Jahren die Turbulenzen<br />
an den Märkten zu meis -<br />
tern und weiterhin erfolgreich<br />
für ihre Kunden tätig zu<br />
sein. Anleger, die ihr Vermögen<br />
mit sicherer, erfahrener und ruhiger Hand erhalten und<br />
bei guter Gelegenheit nachhaltig ausbauen wollen, ohne<br />
dabei den üblichen hohen Risiken ausgesetzt zu werden,<br />
sind bei PSM bestens aufgehoben.<br />
❑<br />
Die PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />
Langen v.d. Goltz, Dr. Prinz & Partner<br />
mit Hauptsitz in Grünwald bei<br />
München (gegründet 1965) ist<br />
die älteste ban ken unabhän -<br />
gige Verwaltung in Deutsch -<br />
land. Sie verwaltet individuelle<br />
Vermögen ab 1.000.000 Euro;<br />
ermöglicht den Zugang zu ihrem Knowhow<br />
aber auch schon für Vermögen ab<br />
100.000 Euro über die ein heit lichen<br />
PSM<br />
seit 1965<br />
Strategien: »Privatdepot Wachs tum oder<br />
Rendite«. Die Kun dendepots können<br />
bei verschiedenen Depotbanken<br />
geführt werden. Die von PSM<br />
umgesetzten Strategien führten<br />
seit 1999 bei diesen Depots zu<br />
einem Zuwachs von circa 160<br />
Pro zent (Wachstum) beziehungsweise<br />
150 Prozent (Rendite). Bemerkenswert<br />
da bei ist vor allem, dass PSM<br />
Kunden so gut wie keine nega tiven<br />
Schwan kungen aushalten mussten. PSM<br />
bietet also genau diejenige Sicherheit in<br />
unruhigen Zeiten, die sich viele Vermögensinhaber<br />
wünschen. Interessenten<br />
können kosten los eine ausführ liche<br />
Informationsbroschüre anfordern, die<br />
auch einen interessanten Einblick in die<br />
äußerst treff sichere Historie der PSM-<br />
Ein schätzun gen gibt. Ein guter und<br />
transparenter Beleg für die bislang sehr<br />
erfolgreichen Entscheidungen der PSM.<br />
44 ELITE REPORT extra
Die weltweite Überschuldungskrise ist<br />
immer noch ungelöst. Um ihr Vermögen<br />
zu schützen, müssen Anleger in den<br />
nächsten Jahren sehr wachsam und<br />
flexibel bleiben.<br />
Schon lange vor Ausbruch der aktu -<br />
ellen Überschuldungskrise erkannte<br />
PSM die immensen Probleme an den<br />
Finanzmärkten. In den Jahren 2000,<br />
2007 und 2011 hatte die PSM in Vorträgen<br />
und Publikationen immer wieder<br />
recht zeitig vor Über treibungen an<br />
den Aktienmärkten und den Risiken<br />
für Anleger durch die extremen Un -<br />
gleich gewichte in der Weltwirtschaft<br />
ge warnt. Dank dieser Vorsicht ent -<br />
wick el ten sich die Kundendepots in den<br />
Jahren seit der Jahrtausendwende ein -<br />
schließlich des beispiellosen Ak tien -<br />
crashs in 2008/2009 sehr erfolgreich.<br />
Die Kaufen-und-Halten-Strategie führt<br />
schon seit vielen Jahren nicht mehr<br />
zum Erfolg. Die Erfolgsstrategie muss<br />
heute mehr denn je lauten: Wer Aktien<br />
zum richtigen Zeitpunkt ge kauft hat,<br />
muss sie auch rechtzeitig wieder verkaufen,<br />
selbst wenn die Titel noch so<br />
gut scheinen. Nur so kann man Vermögen<br />
dauerhaft mehren und die Früchte<br />
seiner Arbeit ernten. Ferner gilt: Verlus -<br />
te begrenzen, solange sie noch klein<br />
sind. Nur wer diszipliniert handelt und<br />
seine Entscheidungen lau f end überprüft,<br />
wird langfristig er folgreich sein.<br />
Das beste Beispiel ist die japanische Börse.<br />
Wer im Jahre 1989 bei rund 40.000<br />
Punkten eingestiegen ist und nicht<br />
rechtzeitig verkauft hat, konn te bei<br />
einem heutigen Stand von etwa 15.000<br />
Punk ten im Nikkei-Index über 25 Jah re<br />
hinweg nur gewaltige Verluste anhäufen.<br />
Auf der anderen Seite konn ten<br />
erfahrene und disziplinierte Anleger<br />
mehrere star ke Zwischenerholungen<br />
nutzen. Die PSM-Er folgsstrategie lautet<br />
daher seit jeher: Es gibt Zeiten, in denen<br />
man voll in Ak tien investieren darf,<br />
und es gibt Zei ten, in welchen man sich<br />
defensiv ver halten muss, um sich kein<br />
allzu hohes Risiko ins De pot zu holen.<br />
Joachim Paul Schäfer:<br />
»Vermögenserhalt<br />
ist und bleibt<br />
das Thema Nr. 1«<br />
Vorhandene Li qui di tät nicht zu investieren<br />
mag schmerz lich sein, aber<br />
noch schmerzl icher kann ein In vest -<br />
ment zur fal schen Zeit werden. Trotz<br />
F i nanz krise und gewaltigen Problemen<br />
in der Welt wirt schaft: Mit einer gu ten<br />
Ge samt stra te gie kann ein guter Verwalter<br />
auch in schwierigen Zeiten Geld<br />
verdienen. Ein guter Verwalter fährt<br />
mit dem Ver mögen seiner Kunden<br />
jedoch kei ne Achterbahn. Denn was<br />
nützen die tollsten Gewinne in guten<br />
Zeiten, wenn sie in schlechten Zeiten<br />
wieder dahinschmelzen? Vergleichen<br />
Sie da her bei der Auswahl Ihres Verwalters<br />
längere Zeiträume von zehn<br />
oder mehr Jahren. Sind größ ere Rückschläge<br />
und längere Ver lust zeit räume<br />
da bei, so handelt es sich womöglich um<br />
eine zu risikoreiche Stra tegie.<br />
Die PSM ist als bankenunabhängiger<br />
Verwalter höchst flexibel und kann<br />
schnell agieren. Wenn die PSM-Partner<br />
meinen, dass Aktien stark über be wer -<br />
tet sind (wie zum Beispiel in 2000/ 2007)<br />
oder die weltwirtschaftliche Lage nicht<br />
für Aktien spricht (wie in 2011), dann<br />
können sie den Aktienanteil auf 0 Prozent<br />
senken, das Vermögen vorüber -<br />
gehend verzinslich par ken oder alternative<br />
Chancen an den Anleihen- und<br />
Rohstoffmärkten nut zen. So kann das<br />
Vermögen vor Schaden bewahrt werden,<br />
um es dann bei geringeren Risiken<br />
wieder auszubauen. Denn PSM will<br />
auch in den nächsten Jahren von den<br />
vielen Chancen profitieren, die sich aus<br />
Krisen und Problemen an den Finanzmärkten<br />
für erfahrene Investoren<br />
immer wieder neu ergeben. Vorsicht<br />
bleibt dabei aller dings Trumpf: In den<br />
nächs ten Jahren wird es sowohl Zeiten<br />
ge ben, in welchen man nur erstklassige,<br />
kurz laufen de Anleihen und Gold<br />
im Depot haben sollte, als auch Zeiten,<br />
in welchen man kräftige<br />
Erholungen an<br />
den Welt börsen nutzen<br />
kann – auch wenn<br />
diese vermutlich nicht<br />
dau er haft sein werden.<br />
PSM-Partner Joachim<br />
Paul Schäfer meint:<br />
»In dem zu erwartenden<br />
Spannungsfeld zwisch en inflato-<br />
Joachim Paul Schäfer<br />
rischen Er wartungen und deflato -<br />
rischen Kräften müssen Anleger sehr<br />
wachsam und flexibel bleiben. Der<br />
Erhalt des Vermögens ist heute mehr<br />
denn je eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.<br />
Wer sein Vermögen mit einer<br />
sicherheitsorientierten Strategie er -<br />
hal ten und langfristig mehren will,<br />
ist bei PSM goldrichtig. Besonders in<br />
den bevorstehenden turbulenten Börsenjahren<br />
wird das Know-how der PSM<br />
aus fast 50 Jahren einen wertvollen<br />
Beitrag für den Erhalt und Ausbau der<br />
Kundenvermögen leisten können.« ❑<br />
PSM Vermögensverwaltung GmbH<br />
Langen v.d. Goltz, Dr. Prinz & Partner<br />
Nördliche Münchner Straße 5<br />
D-82031 Grünwald bei München<br />
Tel.: +49(0)89/649 44 90<br />
www.psm-vermoegen.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
45
Huber, Reuss und Kollegen Vermögensverwaltung GmbH:<br />
Spezialrenten –<br />
die Lösung für das Zinsdilemma?<br />
Seit der Finanz- und Schuldenkrise und den massiven geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken bieten die Rentenmärkte<br />
nur sehr begrenzte Ertragschancen – und das wird auf Dauer so bleiben: Die maßgeblichen Notenbanken haben<br />
bereits signalisiert, dass sie ihre expansive Politik noch lange beibehalten wollen. Dieses aktuelle Zinsdilemma können<br />
Anleger beispielsweise mit sogenannten Spezialanleihen überbrücken.<br />
Von Friedrich Huber, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter<br />
Seit jeher bildete der Rentenmarkt das Fundament der Geldanlage:<br />
Mithilfe verzinslicher Wertpapiere, etwa Bundesanleihen<br />
oder US-Treasuries, sollte neben dem Erhalt der Kaufkraft<br />
ein realer Zusatzertrag erzielt werden. Üblich war, dass<br />
Anleihen guter Qualität jährliche Realrenditen von zwei bis<br />
drei Prozentpunkten erwirtschafteten. Diese Möglichkeit ist<br />
nach der Finanz- und Schuldenkrise und den massiven geldpolitischen<br />
Maßnahmen der Notenbanken verschwunden.<br />
Aktuell sind die realen Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen<br />
guter Bonitäten negativ, sie decken damit<br />
nicht einmal mehr den Kaufkraftverlust ab. Leider ist das<br />
kein temporäres Phänomen, denn die großen Notenbanken<br />
werden ihre expansive Politik nach eigenem Bekunden noch<br />
lange beibehalten.<br />
Alternativen sind rar gesät<br />
Gleichwohl sind Rentenpapiere wegen der guten Prognos -<br />
tizierbarkeit der Erträge für jede Vermögensallokation extrem<br />
wichtig. Da andere Asset-Klassen entweder deutlich<br />
risiko reicher oder illiquider sind, stellt sich die Frage, ob es<br />
innerhalb des Rentenmarktes Alternativen zu sicheren<br />
Staatsanleihen, Pfandbriefen oder Unternehmensan leihen<br />
erstklassiger Bonität gibt. Zwar bringen Staatsanleihen aus<br />
Peripherie- oder Schwellenländern teils attraktive Real -<br />
renditen, doch scheiden sie unseres Erachtens aus, da die<br />
Risiken politisch geprägt, daher nicht abzuschätzen sind<br />
und somit nicht ausreichend kompensiert werden.<br />
Rendite mit Sondersituationen<br />
Die Renditelücke bei Zinsanlagen lässt sich jedoch mit Hilfe<br />
von sogenannten Spezialrenten schließen. Darunter ver -<br />
stehen wir verzinsliche Wertpapiere, die aufgrund ihrer Bedingungen<br />
oder der Bewertung des Emittenten eine Fehlbeziehungsweise<br />
Unterbewertung aufweisen und somit überdurchschnitt<br />
liche Renditechancen bei kalkulier baren Risiken<br />
aufweisen. Meist treten sie in Marktsegmenten auf, die<br />
noch relativ jung und daher nur von wenigen Investoren<br />
entdeckt worden sind. Oder sie gehören Marktsegmenten an,<br />
die durch Vorgaben der Aufsichtsbehörden oder durch<br />
Anpassungsprozesse der Ratingagenturen deutlich verändert<br />
werden. In beiden Fällen bedeutet dies: Man muss sich auf<br />
die Suche nach Sondersituationen machen.<br />
Interessant: Hybridanleihen von Financials<br />
Ein ideales Umfeld existiert derzeit für Hybridanleihen euro -<br />
päischer Banken. Diese Nachranganleihen bilden neben den<br />
Aktien das Eigenkapital von Banken. Der Unterschied zu<br />
klassischen Anleihen ist, dass sie aufgrund von bestimmten<br />
Ausgestaltungsmerkmalen eigenkapitalfähig werden. Die<br />
Finanzkrise hat gezeigt, dass sich eine Bank im Krisenfall mit<br />
den bisherigen Instrumenten nicht sanieren lässt, ohne<br />
massive Verwerfungen an den Finanzmärkten zu riskieren<br />
beziehungsweise die Einlagen der Sparer zu gefährden. In<br />
der Folge hat die Bankenaufsicht die Regeln für die Eigenkapitalausstattung<br />
der Banken durch »Basel III« neu definiert.<br />
Dazu gehört auch, dass die neuen nachrangigen Bankan -<br />
leihen künftig andere Ausstattungsmerkmale haben müssen,<br />
um als Eigenkapital zu gelten.<br />
Banken wollen Nachranganleihen <strong>vom</strong> Markt nehmen<br />
Für alte Nachranganleihen sogenannte »Grandfather Bonds«<br />
gibt es diverse Übergangsfristen, die Investoren mit tief<br />
greifender Marktkenntnis nutzen können, um überdurchschnittliche<br />
Erträge zu generieren. Denn: Sobald die Anrechenbarkeit<br />
als Eigenkapital deutlich sinkt oder sogar wegfällt,<br />
werden die Banken versuchen, diese Anleihen vorzeitig<br />
<strong>vom</strong> Markt zu nehmen, da sie in der Regel höher verzinst<br />
werden und daher zu teuer sind. Entweder sie kaufen diese<br />
Wertpapiere über den Markt zurück oder sie nutzen bestimmte<br />
Kündigungsoptionen. In beiden Fällen winken den<br />
Anlegern überdurchschnitt liche Ertragsaussichten, während<br />
die Risiken durch die strikten Vorgaben (CRD4) der europäi-<br />
46 ELITE REPORT extra
schen Bankenkommission überschaubar sind. Voraussetzung<br />
ist, dass sich die Investoren in den Bedingungen der einzelnen<br />
Anleihen und den aufsichtsrechtlichen Änderungen gut<br />
auskennen.<br />
Die Versicherungsbranche ist der nächste Kandidat<br />
Ähnliche Gelegenheiten wird es in Zukunft auch bei Nach -<br />
ranganleihen von Versicherungen geben, denn für diese<br />
Branche werden die Eigenkapitalvorschriften unter »Solvency<br />
II« ebenfalls neu geregelt. Auch bei der Assekuranz werden<br />
die Anforderungen daran, wann Anleihen als Eigenkapital<br />
anrechenbar sind, neu geregelt – und natürlich wird es<br />
auch hier Übergangsfristen für die alten Anleihen geben. Bis<br />
jetzt sind für Solvency II nur die groben Rahmenbedingungen<br />
bekannt. Doch schon jetzt ist klar: Man muss sich intensiv<br />
und frühzeitig mit den regulatorischen Änderungen<br />
auseinandersetzen, um von der Anpassung zu profitieren.<br />
Von Blue Chips emittiert: Hybridanleihen von Corporates<br />
Auch außerhalb des Finanzbereichs sind Hybridanleihen<br />
äußerst attraktiv. Hauptsächlich große Konzerne wie Linde,<br />
Siemens, Volkswagen, OMV oder RWE nutzen diese Möglichkeit,<br />
um Eigenkapital zu gewinnen. Der Vorteil für die<br />
Unternehmen liegt auf der Hand: Die Bilanzstruktur verbessert<br />
sich, ohne dass die Aktionäre direkt darunter leiden beziehungsweise<br />
die Kapitalstruktur beeinträchtigt wird und<br />
dadurch sinken die durchschnittlichen Gesamtfinanzierungskosten.<br />
Aufgrund der Nach rangigkeit und der komplexen<br />
Ausgestaltung müssen die Konzerne für diese Anleihen<br />
höhere Zinsen als bei entsprechenden Senior-Anleihen zahlen.<br />
Zum Teil sind diese Risikoaufschläge äußerst attraktiv,<br />
zumal es sich bei den Emittenten häufig um Blue-Chip-Gesellschaften<br />
mit solider Bonität handelt.<br />
Ratingagenturen schaffen Sonderchancen<br />
Sonderchancen gibt es bei den Nach ranganleihen auch dank<br />
der großen Ratingagenturen. Diese geben vor, wie die Anleihebedingungen<br />
ausgestaltet werden müssen, damit die Emissionen<br />
eigenkapitalfähig werden. Ändern sich diese Anforderungen,<br />
können einige der Unternehmen ihre Anleihen<br />
nicht mehr dem Eigenkapital zurechnen und werden diese<br />
kündigen oder zurückzahlen. Eine solche Änderung gab es<br />
zuletzt Mitte 2013, was zu deutlichen Kursabschlägen auch<br />
bei Anleihen führte, die eigentlich gar nicht betroffen<br />
waren – eine gute Gelegenheit, um zu Unrecht abgestrafte<br />
Anleihen günstig zu erwerben und kurzfristig deutliche Kursgewinne<br />
zu erzielen.<br />
Hochzinsanleihen: Ein junger Markt in Europa<br />
Unterbewertete Papiere mit attraktiven Ertragschancen findet<br />
man auch bei den europäischen Hochzinsanleihen. Dieser<br />
Markt ist im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten sehr<br />
jung und teilweise noch sehr ineffizient. In der Anfangsphase<br />
vor rund zehn Jahren emittierten hauptsächlich Private-<br />
Equity-Unternehmen Hochzinsanleihen, um ihre feindlichen<br />
Übernahmen in Europa zu finanzieren.<br />
Friedrich Huber und Michael Reuss, Gründer und Geschäftsführer<br />
der Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung<br />
Heute gehen eher Unternehmen an den Markt, die sich aufgrund<br />
der schwierigen Kreditversorgung in Europa eine weitere<br />
Finanzierungsquelle erschlie ßen und ihre Bankenabhängigkeit<br />
mini mieren wollen. Häufig müssen sie erhöhte Risikoprämien<br />
zahlen, da sie am Kapitalmarkt entweder noch<br />
un bekannt sind oder nicht regelmäßig Finanzkennziffern veröffentlichen<br />
möchten. Dies trifft besonders auf in haber ge führ -<br />
te, nicht börsennotierte Gesellschaften zu. Durch intensive<br />
Analyse – Geschäftsmodell, Bilanz, GuV-Rechnung – lassen<br />
sich fehlbewertete Anleihen ausfindig machen und die Er -<br />
tragschancen in einem breit diversifizierten Portfolio nutzen.<br />
Nutzen Sie die Kenntnisse der Spezialisten!<br />
Sie sehen, der Rentenmarkt bietet auch in einem Umfeld<br />
negativer Realverzinsung attraktive Chancen, die nicht unbedingt<br />
mit erhöhten Risiken erkauft werden müssen. Der<br />
große Unterschied zu früher ist, dass die Komplexität der<br />
Anleiheauswahl deutlich zugenommen hat. Hier können<br />
Ihnen unabhängige Vermögensverwalter mit entsprechenden<br />
Spezialkenntnissen mit Rat und Tat zur Seite stehen. ❑<br />
Huber, Reuss & Kollegen<br />
Die bankenunabhängige Vermögensverwaltung Huber, Reuss &<br />
Kollegen wurde im Jahr 2000 gegründet, um vermögende Personen,<br />
Familien, Stiftungen und institutionelle Investoren unabhängig<br />
und individuell zu betreuen. Derzeit beschäftigt das Unter -<br />
nehmen in München, Ingolstadt und Schonungen 24 Mit arbeiter,<br />
davon 17 Portfolio-Manager. Das verwaltete Vermögen der rund<br />
650 privaten und institutionellen Kunden beläuft sich auf über 1,2<br />
Milliarden Euro. Eine individuelle Vermögensverwaltung ist ab<br />
250.000 Euro möglich. Bei kleineren Vermögen wird eine Vermögensverwaltung<br />
über hauseigene Publikumsfonds angeboten.<br />
Huber, Reuss & Kollegen Vermögensverwaltung GmbH<br />
Steinsdorfstraße 13, D-8<strong>05</strong>38 München<br />
Tel.: +49(0)89/2166 86 0<br />
www.hrkvv.de<br />
ELITE REPORT extra<br />
47
Bankhaus Herzogpark AG:<br />
Mit Tiefgang die<br />
Eisberge umschiffen<br />
Spätestens seit dem weltweit bekannten Untergang der<br />
Tit anic weiß jeder, dass der größere Teil des Eisbergs unterhalb<br />
der Wasserlinie liegt. Gleichzeitig sind für ein Schiff Lecks<br />
unterhalb der Wasserlinie besonders gefährlich. Diese Kenntnis<br />
lässt sich gut auf die Profession der Vermögensverwaltung<br />
übertragen.<br />
Gerlinde M. Englbrecht und Dr. Reiner Krieglmeier<br />
Vorstand Bankhaus Herzogpark AG<br />
Von Dr. Reiner Krieglmeier<br />
In der Vergangenheit sind<br />
die größten Vermögensverluste<br />
in der Regel durch<br />
Ereignisse eingetreten, die<br />
dem oberflächlichen Betrachter<br />
unsichtbar waren.<br />
Aus unserer langjährigen<br />
Erfahrung – unsere 10 Seniorbetreuer<br />
verfügen in<br />
der Summe über 150 Jahre<br />
Markterfahrung – haben<br />
wir gelernt, dass zur Beurteilung<br />
und Prognose der Märkte Tiefgang notwendig ist. Diese<br />
Markterfahrung kombiniert mit der Akkuratesse der wirtschaftsprüfenden<br />
Zunft soll dem Anleger das Gefühl geben,<br />
gut aufgehoben zu sein.<br />
Was heißt dies konkret im aktuellen Kapitalmarktumfeld?<br />
In unseren Kernmärkten Europa und USA sehen wir überwiegend<br />
positive Unternehmensergebnisse. Die meisten<br />
Firmen haben aus der Finanzkrise gelernt, sich entschuldet<br />
und behalten die Kosten im Griff. 20 von 30 Unternehmen<br />
im DAX werden die Dividende erhöhen. Auf den ersten Blick<br />
ist dies ein Kaufsignal für Aktien.<br />
Mit dem Kursanstieg in 2013 wurden sicherlich bereits im<br />
Vorgriff hohe Erwartungen in die Unternehmensergebnisse<br />
gesteckt. Historische Werte für das KGV können eventuell<br />
nicht mehr für die Zukunft gelten, weil wir noch nie eine<br />
Situation hatten, in der »sichere« Anlagen wie zum Beispiel<br />
kurzlaufende Bundesanleihen eine Rendite von 0 Prozent<br />
bringen. Durch die Repressionspolitik der EZB dürfte dieser<br />
Zustand noch mehrere Jahre andauern.<br />
Unerwartete poli tische Krisen sowie Unternehmenspleiten<br />
führen zu einem Schock auf den Märkten. Aufgrund der<br />
niedrigen Eintrittswahrscheinlichkeit sind diese im Vorfeld<br />
kaum zu sehen. Dieses Risiko kann deshalb kaum<br />
vermieden werden.<br />
Was ist allerdings mittelfristig entscheidend?<br />
Es wird wie immer der »Herdentrieb« der Anleger sein.<br />
Dabei sehen wir drei Wellen. In der ersten Welle 2009 bis<br />
2011 erfolgte eine Flucht in Immobilien und Gold. Überspitzt<br />
gesagt war es dabei gar nicht mehr entscheidend, welche<br />
Rendite die Immobilie bringt, sondern nur noch das Geld<br />
nicht mehr auf dem Konto zu haben aus schierer Angst, dass<br />
der Euro zusammenbricht.<br />
Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, dass nie Gold in<br />
einem Volumen produziert wurde, in welchem ETCs mit<br />
physischem Auslieferungsanspruch (!) gekauft wurden. Im<br />
Juli 2012 kam dann Draghi mit der Aussage »what ever it<br />
takes«. Der wieder gefundene Glaube in den Euro verursachte<br />
einen Kaufrausch auf Unternehmensanleihen, der in der<br />
Geschichte beispiellos ist. Bei der Zeichnung von Neuemissionen<br />
kam man sich als Anleger vor wie bei Technologiewerten<br />
in Zeiten des Neuen Marktes 1999 – 2001.<br />
Mit Tiefgang betrachtet, wirft das Thema<br />
folgende Fragen auf:<br />
❑ Sind diese guten Zahlen bei einem DAX-Anstieg von über<br />
25 Prozent in 2013 bereits in den Kursen enthalten?<br />
❑ Das Kurs-/Gewinnverhältnis (KGV) des DAX<br />
liegt mit 16 bereits über dem historischen<br />
Durchschnitt von 14. Ist der Markt bereits<br />
zu teuer?<br />
❑ Welches Ereignis kann zu einer spürbaren<br />
Korrektur führen?<br />
Wo geht nun die dritte Welle hin? Die DAX-Entwicklung in<br />
2013 gibt uns eine Vorahnung. Wir reden über hunderte von<br />
Milliarden Euro und auch US-Dollar. Eigentlich gibt es nur<br />
eine Anlageklasse, die diese Summen in kurzer Zeit aufnehmen<br />
kann. Das sind Aktien. Wer die Einzeltitelrisiken dabei<br />
Bankhaus Herzogpark AG<br />
Pienzenauerstr. 27<br />
D-81679 München<br />
Tel.:+ 49(0)89/540 4242 0<br />
www.herzogpark.eu<br />
vermindern will, kann auch kosten -<br />
günstig durch ETFs in die bedeutenden<br />
Indices gehen. Wichtig dabei ist, dass die<br />
ETFs direkt in Aktien investieren und<br />
die Wertentwicklung nicht nur durch<br />
Derivate nachbilden.<br />
❑<br />
48 ELITE REPORT extra
FIDUKA-Depotverwaltung GmbH:<br />
Weitblick und<br />
Vernunft sind Trumpf<br />
Interview mit Marco Herrmann und Thomas Knapp von der FIDUKA-Depotverwaltung<br />
Elite Report extra: Herr Herrmann, Herr<br />
Knapp, Sie führen eine der traditionsreichsten<br />
Vermögensverwaltungen im<br />
deutschsprachigen Raum. Was bedeutet<br />
das Erbe von André Kostolany und<br />
Gottfried Heller für Sie in Ihrer täglichen<br />
Arbeit?<br />
Marco Herrmann: Es ist uns Ansporn<br />
und Verpflichtung gleichermaßen!<br />
Einer seits geht es darum, zukünftige<br />
Entwicklungen an den Märkten konsequent,<br />
aber auch mit Gelassenheit<br />
und Augenmaß bereits heute auf zu -<br />
nehmen. Andererseits war es unseren<br />
prominenten Gründern immer wichtig,<br />
das Vermögen der Kunden ver läss -<br />
lich und verantwortungsbewusst durch<br />
die manchmal stürmischen Zeiten hindurch<br />
zu betreuen. Das ist und bleibt<br />
unsere dauerhafte Verpflichtung jetzt<br />
und zukünftig!<br />
Das prominenteste Zitat von Kostolany<br />
ist zweifellos der Ratschlag, Aktien unbesorgt<br />
zu kaufen, sich lange schlafen zu<br />
legen und dann reich wieder aufzuwachen.<br />
Ist das denn heute noch ein guter<br />
Ratschlag?<br />
Marco Herrmann: Schon damals war<br />
das ja nur ein Bild – kein Mensch<br />
schläft jahrelang (lacht)! Damals wie<br />
heute gilt: Die Aktienwerte, in die man<br />
investiert, sollten mit Weitblick und<br />
Vernunft ausgewählt werden und nicht<br />
aus einer spontanen Laune heraus. In<br />
der Folge sollte man aber seine Strategie<br />
nicht dauernd umschmeißen: »Hin<br />
und her macht Taschen leer!« Also: Von<br />
kleinen Tages- oder Wochenereignissen<br />
sollte man sich nicht konfus machen<br />
lassen, auf große Veränderungen aber<br />
zeitnah reagieren. Das wollte Kostolany<br />
damals sagen, und das gilt auch heute<br />
noch!<br />
Thomas Knapp und Marco Herrmann,<br />
FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />
Als Fiduka gegründet wurde, waren Sie<br />
eine der ersten in Deutschland. Wer sind<br />
heute Ihre Kunden?<br />
Thomas Knapp: Natürlich betreuen wir<br />
manche Familie heute bereits in dritter<br />
Generation! In den vergangenen Jahren<br />
konnten wir einen deutlichen Zugang<br />
von Unternehmen und institutionellen<br />
Kunden verzeichnen. Ein Schwerpunkt<br />
der letzten Jahre sind außerdem Stiftungen<br />
und kirchliche Organisationen.<br />
Früher waren zehnjährige Bundesanleihen<br />
für diese steuerbefreiten Institutionen<br />
ein gutes, häufig eigen ge -<br />
steuertes Investment. Die Rendite heutiger<br />
Bundesanleihen ist aber nicht<br />
ausreichend, weder zum Erhalt der<br />
Kauf kraft des Vermögens noch zur<br />
Erfüllung des »guten Zwecks«. Daher<br />
suchen diese Körperschaften unsere<br />
professionelle Hilfe: Eine bessere Rendite<br />
auf das betreute Vermögen, ohne<br />
die Schwankungsanfälligkeit der an -<br />
gelegten Gelder unangemessen auszuweiten.<br />
Der Wettbewerb ist seit Ihrer Gründung<br />
ja deutlich schärfer geworden. Andererseits<br />
haben sich auch die Kundenwünsche<br />
stärker fokussiert. Mit welchen<br />
Vorstellungen kommen die Kunden<br />
heute auf Sie zu?<br />
Thomas Knapp: Die Kunden, die zu<br />
uns kommen, suchen unsere banken -<br />
unabhängige Anlage-Expertise, die wir<br />
seit nunmehr 43 Jahren aufgebaut haben.<br />
Fiduka stand in diesen Jahrzehnten<br />
nie für kurzlebige Moden an den<br />
Ka pitalmärkten. Daher suchen unsere<br />
Kunden tatsächlich »Weitblick und Vernunft«,<br />
wie es auch unser »Claim« zum<br />
Ausdruck bringt. Ob der Privatier, der<br />
Unternehmer oder die Stiftung als neuer<br />
Kunde zu uns kommen: Es eint sie<br />
der Wunsch, in unsicheren Zeiten einen<br />
erfahrenen Partner an der Seite zu<br />
haben, dessen Zielrichtung auch durch<br />
unser Preismodell unterstützt wird:<br />
Wir haben nur dann wirklich Erfolg,<br />
wenn auch unsere Kunden bei der Vermögensverwaltung<br />
erfolgreich sind.<br />
Herr Herrmann, Herr Knapp, wir danken<br />
Ihnen für dieses Gespräch!<br />
Gründungsjahr 1971. Damit ist die Fiduka eine der traditionsreichsten<br />
unabhängigen Vermögensverwaltungen im deutschsprachigen Raum.<br />
Mit ihrem riskobewussten Anlagestil prägten André Kostolany und<br />
Gottfried Heller über Jahrzehnte die Geschicke der Fiduka. Heute verbindet<br />
das langjährig erfahrene Management und das professionelle<br />
Portfoliomanagement-Team moderne Ansätze der Portfolio-Strukturierung<br />
mit dem handwerklichen Können eines seit vielen Jahren mit<br />
»summa cum laude« ausgezeichneten seriösen Vermögensverwalters.<br />
Das Vermögen ihrer Kunden verwaltet Fiduka seit über 40 Jahren im<br />
Herzen von München. Die Kunden werden gerne persönlich vor Ort<br />
besucht und betreut. Bereits ab 250.000 Euro ist eine in dividuelle Vermögensverwaltung<br />
möglich.<br />
FIDUKA-Depotverwaltung GmbH<br />
Kaufingerstraße 12<br />
80331 München<br />
Tel.:+ 49(0)89/2919 07-0<br />
www.fiduka.com<br />
ELITE REPORT extra<br />
49
Hausverbot für Interessenkonflikte<br />
BV & P Vermögen AG:<br />
Mit einem Konzept<br />
ohne List und Tücken<br />
Die BV&P Vermögen AG: (v.l.n.r) Michael Blanz, Anton Vetter, Klaus Bermann und Sascha Juric<br />
Elite Report extra: Herr Vetter, in der<br />
Vermögensverwaltungs-Szene sind Sie<br />
mit Ihrem Team eine positive Überraschung.<br />
Aus allen Teilen Deutschlands,<br />
der Schweiz und Österreich klopfen<br />
Vermögende bei Ihnen an. Wie schaffen<br />
Sie es, Ihre Kundschaft zu fesseln?<br />
Anton Vetter: Als bankenunabhängiges<br />
Haus können wir uns nur durch Glaubwürdigkeit<br />
und durch die Vermeidung<br />
teurer Interessenkonflikte von der teilweise<br />
namhaften Konkurrenz abheben.<br />
Ein Unternehmen unserer Größe muss<br />
in erster Linie durch Leistung überzeugen,<br />
und nicht durch leere Werbe -<br />
floskeln.<br />
Ihr Vergütungsmodell erfolgt auf Hono -<br />
rar basis. Wie transparent gestalten Sie<br />
die Kosten?<br />
Anton Vetter: Absolut transparent. Alles<br />
kommt auf den Tisch. Die Vergütung<br />
erfolgt ausschließlich durch die Kunden.<br />
So werden zum Beispiel alle Invest -<br />
mentfonds ohne <strong>Ausgabe</strong>aufschläge<br />
eingekauft. Und es ist für uns eine<br />
Selbstverständlichkeit, eventuell an -<br />
fallende Provisionen von Produktanbietern<br />
direkt an die Kunden weiter zu<br />
leiten. Mehr Transparenz geht nicht.<br />
Wir machen keine Geschäfte hinter<br />
dem Rücken unserer Kunden.<br />
Unsere Testkunden berichten, dass Sie<br />
sich viel Zeit nehmen, um sie zu ver -<br />
stehen und sie zu »ergründen«. Warum<br />
investieren Sie in diese Vorarbeit?<br />
Anton Vetter: Weil dies die Grundlage<br />
für eine erfolgreiche Zusammenarbeit<br />
ist. Nur wer fragt und die persönlichen<br />
Ziele und Vorstellungen der Kunden<br />
ermittelt, kann seriöse Antworten geben.<br />
Damit beginnt das Ausschalten<br />
von Risiken. Natürlich wird dann auch<br />
herausgeschält, welche Renditen langfristig<br />
realistisch erzielbar sind. Mit all<br />
diesen sensiblen Fragen entsteht so die<br />
Grundlage für eine positive Zusammenarbeit.<br />
Die entsprechenden Informationen<br />
helfen uns, den Kunden gut zu verstehen,<br />
um ihn auf die sichere Seite zu<br />
bringen. Und noch etwas: Wir er mit -<br />
teln ganz klar die Vorgaben, also Ge -<br />
bote und Verbote, quasi als unseren<br />
Marschbefehl. Der Kunde steht immer<br />
im Zentrum. Schließlich wollen wir<br />
Sicherheit und Vermögenserhalt für<br />
den Kunden.<br />
In Ihren Konzepten tauchen höchst<br />
selten Fertigprodukte oder Rezepte auf.<br />
Sind Sie ein Maßschneider?<br />
Anton Vetter: Das Bild stimmt. Um eine<br />
individuell ausgerichtete Vermögensverwaltung<br />
zu entwickeln, muss man<br />
den Kunden mit einbeziehen. Für ihn<br />
ist das Beste gerade gut genug. Deshalb<br />
wenden wir viel Zeit auf, um die Märkte<br />
und die sich daraus ergebenden<br />
Chan cen zu analysieren. Von einem<br />
puren Produkt-Absatz halten wir nichts.<br />
Das würde die Qualität unserer Arbeit<br />
sehr verwässern. Wir verwalten unter<br />
BV & P Vermögen AG<br />
Edisonstr. 5, D-87437 Kempten<br />
Tel.: +49(0)831/960780-0<br />
www.bv-partner.de<br />
anderem auch komplexe Vermögen,<br />
die einen sehr persönlichen Einsatz<br />
ver langen und dazu gibt es eine Palette<br />
begleitender Beratungspunkte, bis hinein<br />
in die komplizierte Thematik der<br />
Stiftung oder Nachfolgeregelungen.<br />
Hier brauchen unsere Partner ganz<br />
unterschiedliche, individuelle, seriös<br />
durchdachte Lösungen.<br />
Mit welchem Betrag kommt man bei<br />
Ihnen in den Genuss einer individuellen<br />
Vermögensverwaltung?<br />
Anton Vetter: Wir bieten die hochwertige<br />
individuelle Vermögensverwaltung<br />
ab 500.000 Euro an.<br />
Ihr Team überzeugt mit dem Einsatz<br />
von ETFs (börsennotierte Indexfonds).<br />
Welche Vorteile gibt es?<br />
Anton Vetter: ETFs sind sehr kostengünstig<br />
und man kann mit ihnen auf<br />
unkomplizierte Weise Wachstumsmärkte<br />
oder spezielle Themenfelder optimal<br />
abdecken. Das nötige Know-how<br />
zu ETFs und die strategische Intelligenz<br />
diese Produkte optimal zum Nutzen der<br />
Kunden einzusetzen ist bei BV& P Vermögen<br />
AG seit langem zu Hause. Und<br />
beides wird gepflegt, um auch in Zukunft<br />
gute Performance zu liefern.<br />
Und das BV&P-Team, aus welchen Fachleuten<br />
setzt es sich zusammen?<br />
Anton Vetter: Bei uns arbeiten Certified<br />
Financial Planner, European Financial<br />
Adviser, Certified Derivatives Manager<br />
oder Qualified Portfolio Manager sehr<br />
eng zusammen, und die Fortbildung<br />
bis hinein in die globalen Detail- As -<br />
pekte ist für alle selbstverständlich.<br />
Auch jahrzehntelange Erfahrung in<br />
der Finanzwelt braucht neben einem<br />
starken Engagement immer wieder<br />
eine Portion neue Ideen.<br />
Herr Vetter, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch!<br />
50 ELITE REPORT extra
IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />
Der besondere Vermögensverwalter<br />
<strong>vom</strong> Bodensee<br />
»Eine unserer Stärken ist, Nischenmärkte zu identifizieren und erfolgreich zu besetzen.«<br />
Mit gesundem Abstand zur Finanzmetropole Frankfurt am<br />
Main setzt die Internationales Bankhaus Bodensee AG aus<br />
Friedrichshafen bei der Vermögensverwaltung auf die Nähe<br />
zum Kunden und Unabhängigkeit ihrer Finanzprodukte. Die<br />
Privatbank ist ein in der Bodenseeregion führendes Kreditinstitut<br />
mit einem Netzwerk aus vermögenden Privatkunden,<br />
mittelständischen Unternehmen<br />
und regionalen Investoren. Seit der<br />
Grün dung 1996 ist die Bank ihren<br />
unternehmerischen Wurzeln treu<br />
ge blieben und gilt als besonders<br />
bo den ständig. »Wir kennen die<br />
Menschen in unserer Region und<br />
pflegen als persönliche Privatbank<br />
langjährige und vertrauensvolle<br />
Beziehungen zu unseren Kunden«,<br />
sagt Stephan Schnippe, Vorstandsmitglied<br />
der IBB AG. »Als typische Mittelstandsbank mit<br />
industriellem Hintergrund kümm ern wir uns neben den unternehmerischen<br />
Finanzfragen auch um die private Vermögensverwaltung<br />
unserer Kunden. Dabei garantieren wir eine<br />
individuelle und erstklassige Beratung – von einer Unternehmerbank<br />
für Unternehmer.«<br />
Für die Vermögensverwaltung entwickelt ein persönlicher<br />
Ansprechpartner je nach Renditeerwartung und Risiko -<br />
neigung die passende Anlagestrategie. »Wir setzen auf<br />
Be rater, die wie Unternehmer denken und damit die Ansprüche<br />
unserer Kunden ganz genau verstehen«, sagt Vorstandsmitglied<br />
Stephan Schnippe. »Bei uns stehen nicht die<br />
Produkte, sondern die Erwartungen unserer Kunden im Mittelpunkt.<br />
Da wir keine eigenen Finanzprodukte emittieren<br />
und auch nicht an andere Anbieter gebunden sind, können<br />
wir bei der Vermögensverwaltung völlig unabhängig und<br />
flexibel agieren.«<br />
Die Unabhängigkeit in der Beratung ist ein wichtiger<br />
Erfolgsfaktor der IBB AG. Bei der Entwicklung einer ganzheitlichen<br />
Anlagestrategie werden die Kompetenzen und<br />
Erfahrungen des gesamten Beraterteams mit dem Wissen<br />
unabhängiger Finanzexperten gebündelt. Individualität und<br />
Teamwork schließen sich dabei nicht aus. Schließlich setzt<br />
sich für die persönliche Beratung das gesamte Team ein und<br />
zieht bei Bedarf auch den Vorstand oder externe Experten<br />
hinzu. »Dadurch gelingt es uns, für unsere Kunden die<br />
(v.l.n.r.) Markus Rister, Leiter Vermögensmanagement,<br />
Stephan Schnippe, Mitglied des Vorstands und<br />
Joachim Hartel, Leiter Vermögensverwaltung,<br />
IBB Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />
richtigen Trends zu identifizieren. So eröffnen wir ihnen<br />
neue An lagemöglichkeiten mit Augenmaß – vor Ort oder in<br />
attrak tiven Regionen der Welt.«<br />
Neben der Vermögensverwaltung unterstützt die IBB AG<br />
ihre Kunden im Rahmen der Friends & Family Investorengemeinschaften<br />
auch bei der Realisierung<br />
von maßgeschneiderten Sachwertanlagen.<br />
Dazu gehören Windkraftanlagen,<br />
Immobilien, Classic<br />
Cars sowie zunehmend andere un -<br />
ternehmerische Beteiligungen. »Ein<br />
geplan tes Investment muss nicht<br />
immer aus liquiden Mitteln finan -<br />
ziert werden. Unseren Kunden<br />
stehen wir bei der erfolgreichen<br />
Finanzierung als Vermögensberater<br />
und bei Bedarf auch als Co-Investor oder Moderator in der<br />
Geschäftsbeziehung mit anderen Investoren zur Seite«, sagt<br />
Stephan Schnippe. In finanziellen Fragen begleitet die Bank<br />
vermögende Familien, Erbengemeinschaften und größere<br />
Investorenkreise als langfristiger Partner.<br />
Die erneute Auszeichnung mit dem Prädikat »Elite der Vermögensverwalter«<br />
unterstreicht das Selbstverständnis der IBB<br />
AG als persönliche Privatbank für die Vermögensverwaltung.<br />
Mit der passenden Anlagestrategie und der entsprechenden<br />
Produktwahl fühlen sich die Kunden hier nicht nur gut aufgehoben,<br />
sondern auch besonders geborgen.<br />
❑<br />
Internationales Bankhaus Bodensee<br />
Aktiengesellschaft<br />
Albrechtstraße 20, D-88045 Friedrichshafen<br />
Tel.: +49(0)7541/304-322<br />
www.ibb-ag.com<br />
ELITE REPORT extra<br />
51
VALUE-HOLDINGS Vermögensmanagement GmbH:<br />
Value Investing in extremen<br />
Börsensituationen<br />
Interview mit Klaus Haller, geschäftsführender Gesellschafter<br />
Seit nunmehr gut 20 Jahren hat sich die VALUE-HOLDINGS<br />
Vermögensmanagement GmbH dem klassischen Value-Investing<br />
im Sinne eines Benjamin Graham oder Warren Buffet<br />
verschrieben. Auf Basis dieser Strategie konnte langfristig die<br />
durchschnittliche Entwicklung des deutschen Aktienmarktes<br />
(DAX) in der Anlage zu Gunsten der Kunden deutlich übertroffen<br />
werden. Extreme Börsenphasen führen hierbei zu temporären<br />
Performanceabweichungen. Wie es zu diesen Entwicklungen<br />
kommt, erläutert uns Klaus Haller, geschäftsführender<br />
Gesellschafter.<br />
Elite Report extra: Wie erreichen<br />
Sie mit Ihrem Investmentansatz<br />
diese hervorragende<br />
Performance?<br />
Klaus Haller: Grundlage für<br />
unseren erfolgreichen Investmentstil<br />
ist eine na he zu<br />
benchmarkunabhängige An -<br />
lagestrategie. Wir konzentrieren<br />
uns bei der Aktien -<br />
aus wahl in erster Linie an<br />
unserem Value-Modell, aus<br />
dem wir einen Fair-Value errechnen.<br />
Erst bei einer Unterbewertung von mindestens<br />
25 Prozent investieren wir in<br />
aussichtsreiche Papiere. Dabei spielt der<br />
jewei lige Indexstand oder das jeweilige<br />
Börsensegment (DAX, MDAX, etc.) nur<br />
eine unter geordnete Rolle bei unserer<br />
Investitionsentscheidung.<br />
Klaus Haller,<br />
geschäftsführender<br />
Gesellschafter<br />
Wie hat sich Ihre Performance in<br />
den letzten beiden Jahren entwickeln<br />
können?<br />
Klaus Haller: Durch unseren nachhal -<br />
tigen und langfristigen Ansatz finden<br />
wir unsere Value-Werte meist abseits<br />
der Index-Papiere. In extremen Börsenphasen<br />
wie den letzten beiden Jahren<br />
bauen Blue-Chips schnell eine deut liche<br />
Überbewertung auf. Kleine value-orientierte<br />
Anlagen benötigen unabhängig<br />
von der Indexentwicklung oft Zeit, um<br />
auf entsprechende Resonanz am Markt<br />
zu stoßen. Unabhängig davon konnten<br />
wir für unsere Mandanten eine sehr<br />
gute Performance erreichen. Die Entwicklung<br />
des DAX, auf isolierte Sicht des<br />
an gesprochenen Zeitraums,<br />
konnte nicht durchgängig<br />
erreicht werden. Wir sehen<br />
die erhöhte Bewertung der<br />
Märkte derzeit generell eher<br />
kritisch – die Entwicklung der<br />
Börsenkurse ist der gleichzeitigen<br />
Entwicklung der Un ter -<br />
nehmensgewinne weit vor -<br />
ausgelaufen. Wir erwarten in<br />
den nächsten Monaten wieder<br />
gute Kaufge legen hei ten<br />
und werden bei Unterschreitung unseres<br />
Sicherheitsabschlages wieder in interessante<br />
Titel in vestieren.<br />
VALUE-HOLDINGS<br />
Vermögensmanagement GmbH<br />
Landsberger Straße 478<br />
D-81241 München<br />
Tel.: +49(0)89/548 0197 0<br />
privatkunden@vhv-gmbh.de<br />
www.vhv-gmbh.de<br />
Wenn die Stimmung kippt und wir Ausverkäufe<br />
sehen, wie reagieren Sie?<br />
Klaus Haller: Gelassen – unsere Strategie<br />
ist auch hierauf ausgelegt. Diese<br />
spiegelt sich aktuell auch in einer erhöhten<br />
Cash-Quote in unserem Muster -<br />
portfolio wieder, da einige Werte beim<br />
Überschreiten des Fair-Values verkauft<br />
wurden. Wir sitzen derzeit quasi »in den<br />
Startlöchern« mit unserem Cash-Anteil.<br />
Durch den Abschlag zum Fair Value<br />
sind wir bei den restlichen Investments<br />
mit ausreichend Risikopuffer in unseren<br />
Werten ausgestattet. Zudem ist es<br />
oft so, dass vor allem die Blue-Chips, die<br />
zuvor Überbewertungen aufgebaut hatten,<br />
stark verlieren. Gerade in diesen<br />
Zeiten spielen unsere index un abhän gi -<br />
gen Werte ihre Stärke aus und reagieren<br />
weniger heftig oder sogar positiv, da<br />
gerade dann stabile werthaltige Aktien<br />
mit kontinuierlichem Ge schäfts modell<br />
gesucht sind.<br />
Wie profitiert Ihr Kunde davon?<br />
Klaus Haller: Value-Investing schafft in<br />
erster Linie Werterhalt und nachhal -<br />
tigen Zuwachs für unsere Kunden mit<br />
einer vernünftigen Langfristentwicklung.<br />
Wir erreichen mit unserem Ansatz<br />
eine schwankungsarme kontinuierliche<br />
Performance.<br />
Wie und in welchen Segmenten außer<br />
Aktien investieren Sie?<br />
Klaus Haller: Im Sinne unserer Kun den<br />
bedienen wir uns des gesamten Spektrums<br />
der substanzstarken und nachhaltigen<br />
Anlagemöglichkeiten im<br />
Markt, nicht nur Aktienengagements.<br />
Derzeit halten wir zum Beispiel bei Renten<br />
vor allem Unternehmensanleihen<br />
und teilweise Währungsanleihen. Dies<br />
auch aus strategischen Gründen, um<br />
den latenten Gefahren im Euro-Raum<br />
weiter Rechnung zu tragen. Daneben<br />
halten wir Gold weiterhin in der Allokation<br />
für interessant.<br />
Herr Haller, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch!<br />
52 ELITE REPORT extra
Raiffeisen Salzburg: Die überschaubare Regionalbank im<br />
Herzen Salzburgs bietet allumfassende Finanzkonzepte<br />
für vermögende Menschen.<br />
© Raiffeisenverband Salzburg<br />
Wer Wohlstand und finanzielle Unabhängigkeit anstrebt, braucht zeitgerecht einen erfolgreichen Finanzplan.<br />
Damit lassen sich Lebens- und Wohlstandsziele vermögender Menschen in der Zukunft zielsicher erreichen.<br />
Raiffeisen Salzburg Private Banking:<br />
Das Richtige<br />
rechtzeitig tun<br />
Ruhestands -<br />
planung<br />
Liquiditäts -<br />
planung<br />
Ihr Wohlstand<br />
in der Zukunft<br />
Vermögens -<br />
analyse und<br />
-optimierung<br />
Die Raiffeisen Salzburg Finanzplanung<br />
zeichnet sich durch einen ganzheitlichen<br />
Beratungsansatz aus<br />
Betriebliche<br />
Nachfolgeplanung<br />
Risikoanalyse<br />
und<br />
-absicherung<br />
Bewertung<br />
Immobilienvermögen<br />
Dir. Erich Ortner,<br />
Mitglied der<br />
Geschäftsleitung<br />
»Hochwertige und individuelle Finanzplanung«<br />
Was bedeuten für mich Wohlstand und finanzielle Un ab -<br />
hängigkeit? Lassen sich meine Lebensziele mit der ge wähl ten<br />
Vermögensstrategie erreichen? Sind meine Familie, ich und<br />
auch Schlüsselkräfte in meinem Unternehmen<br />
aus reich end gegen Un fälle<br />
mit Dauerfolgen, Erwerbsunfähigkeit,<br />
Krankheit, Todesfall etc. abgesichert?<br />
Was kann be zieh ungs weise muss ich<br />
jetzt schon mitbedenken, um mein Vermögen sinn voll und<br />
steueroptimiert an meine Kinder oder Nachfolger weiter -<br />
zugeben? Nutze ich alle finanziellen und steuer lichen Möglichkeiten,<br />
um mir ausreichend Kapital, Immobi lien und<br />
andere Sachwerte für meine Altersvorsorge auf zubauen? Die<br />
Raiff eisen Salzburg Finanzplanung liefert wohlhabenden<br />
Menschen mit komplexer Vermögensstruktur Antworten auf<br />
diese und andere brennende Fragen.<br />
Einzigartiger Service<br />
Speziell viel beschäftigte Menschen finden oft kaum Zeit,<br />
sich in hoher Quali tät mit so komplexen Themen wie jenen<br />
der Firmen- und Vermögensweitergabe oder der Pensionsvorsorge<br />
zu beschäftigen. Die Raiffeisen Salzburg Fi nanz -<br />
planung nimmt ihnen diese Themen ab. Die speziell dafür<br />
ausgebildeten Finanzplaner entwickeln für Kunden aus dem<br />
deutschsprachigen Raum höchst individuelle Gesamtlösungen,<br />
bei der die Erreichung ihrer Lebens- und Wohlstandsziele<br />
im Mittelpunkt stehen.<br />
»Wir setzen auf langfristige Kundenbeziehungen und<br />
bieten für komplexe Finanz- und Vermögensstruk tu -<br />
r en eine hochwertige und individuelle Finanzplanung,<br />
um Ihre Lebensqualität langfristig zu sichern.«<br />
Erich Ortner, Direktor<br />
Wohlstand in der Zukunft<br />
Der Raiffeisen Salzburg Finanzplan bietet einen ganzheitli -<br />
ch en Überblick über den privaten und betrieblichen Ver mö -<br />
gens status inklusive aktueller Op ti -<br />
mie rungs potenziale und mög lich er<br />
Versorgungslücken bei Unfall, Krankheit,<br />
Ableben oder in der Pension. Ein<br />
ver ständ liches und nachvollziehbares<br />
Um setz ungs konzept mit konkreten Hand lungs empfeh lun -<br />
gen dient der Erfüllung von persönlichen Lebenszielen. ❑<br />
Raiffeisen Bankengruppe Salzburg<br />
◆ Mehr als 50 Prozent Marktanteil<br />
im Bundesland Salzburg<br />
◆ 140 Bankstellen<br />
◆ 3.100 Mitarbeiter<br />
◆ Größter privater Unternehmer in Salzburg<br />
◆ Kumulierte Bilanzsumme 2013 13,6 Milliarden Euro<br />
Raiffeisen Salzburg Private Banking<br />
Schwarzstraße 13-15, A-5020 Salzburg<br />
Tel. +43(0)662/88 86144 88<br />
E-Mail: private.banking@rvs.at<br />
www.privatebanking.at<br />
www.rvs.at<br />
www.raiffeisen-realitaeten.at<br />
ELITE REPORT extra<br />
53
Schoellerbank:<br />
Die Kernkompetenz ist und bleibt<br />
die Vermögensverwaltung<br />
Investieren statt Spekulieren<br />
tionelle Anleger ein Vermögen von<br />
8,9 Milliarden Euro.<br />
Heinz Mayer, Vorstandsmitglied,<br />
Bereich Asset Management und<br />
Vermögensverwaltung der Schoellerbank<br />
Aus Überzeugung für<br />
anspruchsvolle Kunden<br />
Die Schoellerbank, gegründet 1833, ist<br />
eine der führenden Privatbanken Öster -<br />
reichs, die als Spezialist für anspruchsvolle<br />
Vermögensanlage gilt. Sie konzen -<br />
triert sich auf die Bereiche Vermögensanlageberatung,<br />
Vermögensverwaltung<br />
und Vorsorgemanagement. Ihre Anlage -<br />
philosophie definiert sich über das Motto<br />
»Investieren statt Spekulieren«.<br />
Die Schoellerbank ist mit 12 Stand -<br />
orten und 315 Mitarbeitern die einzige<br />
österreichweit vertretene Privatbank.<br />
Sie ver waltet für private und ins ti tu -<br />
Darauf kann man sich verlassen<br />
Die Schoellerbank beschreibt in ihrem<br />
Unternehmensleitbild den Kernwert<br />
des Unternehmens so: »Wir orientieren<br />
uns ausschließlich an den Bedürfnissen<br />
unserer Kunden.« Wie gut das der Bank<br />
gelingt, zeigen die hervorragenden<br />
Werte bei den regelmäßigen Kunden-<br />
Zufriedenheitsmessungen. Auch die Ergebnisse<br />
anonymer Bankentests weisen<br />
in die gleiche Richtung: Bestes Beispiel<br />
ist der Elite Report, der die Schoellerbank<br />
schon neun Mal mit dem Prädikat<br />
»summa cum laude« ausgezeichnet und<br />
sie für das Jahr <strong>2014</strong> zusammen mit<br />
sechs anderen Teilnehmern neuerlich<br />
auf Platz 1 des gesamten Teilnehmerfeldes<br />
gesetzt hat!<br />
Das Credo der Schoellerbank:<br />
Investieren statt Spekulieren<br />
Die Kernkompetenz der Schoellerbank<br />
ist ohne Frage die Vermögensverwaltung.<br />
Die Bank kann mit Stolz darauf<br />
verweisen, dass ihre Asset Manager bereits<br />
seit über 20 Jahren ihre jeweiligen<br />
Vergleichsmaßstäbe (Bench marks) längerfristig<br />
schlagen. Dabei ist das Erfolgsgeheimnis<br />
der Schoellerbank folgendermaßen<br />
zu beschreiben: »Inves -<br />
Franz Witt-Dörring,<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
der Schoellerbank<br />
tieren statt Spekulieren«. Dieser Grundsatz<br />
ist in das Fleisch und Blut jedes<br />
Schoellerbank Vermögensmanagers<br />
über gegangen. Das Resultat: Die Bank<br />
hatte keinen einzigen Ausfall eines Veranlagungsproduktes<br />
in der Geschichte<br />
ihrer Vermögensverwaltung zu verzeichnen.<br />
Möglichkeiten für solche<br />
Ausfälle hätten sich in den letzten Jahren<br />
viele geboten – zu nennen sind hier<br />
etwa das Platzen der Internetblase im<br />
Jahr 2000 oder die US-Immobilienblase,<br />
die in die »Große Rezession« mündete.<br />
Dass es nicht dazu kam, ist dem äußerst<br />
strengen Bewertungsprozess zu verdanken.<br />
54 ELITE REPORT extra
Die zertifizierte Vermögensverwaltung<br />
Die Schoellerbank lässt sich die Per -<br />
formance der Vermögensverwaltung<br />
<strong>vom</strong> renommierten Wirtschaftsprüfer<br />
Deloitte zertifizieren. Der damit verbundene<br />
Aufwand ist es der Bank aber<br />
wert, denn der Performanceausweis<br />
sollte ordentlich und für jeder mann/<br />
-frau nachvollziehbar dokumentiert<br />
sein. Aus Sicht der Schoellerbank ist die<br />
Performance, die ein Vermögensverwalter<br />
für die Kunden unter dem Gesichtspunkt<br />
des individuellen Risikoprofiles<br />
des Anlegers erreichen kann,<br />
ein gewichtiger Punkt.<br />
Die Rolle der Aktien,<br />
in der Veranlagung<br />
Die Mehrzahl der Kunden der Vermögensverwaltung<br />
haben Depots mit<br />
einem gewissen Aktienanteil. Die<br />
Schoellerbank sieht eine Aktie nicht,<br />
wie vielfach dargestellt, als eine rein<br />
spekulative Anlageform. Im Gegenteil:<br />
Die Vermögensverwalter der Schoellerbank<br />
sind davon überzeugt, dass es<br />
sich bei Qualitätsaktien vor allem um<br />
eine langfristige Unternehmensbeteiligung<br />
handelt. Sachwerte, wie ausgesuchte<br />
Aktien, sollten aus Sicht der<br />
Schoellerbank-Experten einen festen<br />
Platz in jeder langfristig orientierten<br />
Geldanlage haben.<br />
Zumindest gilt dies für Anleger, die<br />
das höhere Wertschwankungsrisiko,<br />
welches mit Sachwerten meist verbunden<br />
ist, tragen können und wollen.<br />
Das Aktienteam der Schoellerbank<br />
nimmt sehr selektiv Aktien in<br />
die Vermögensverwaltungsportfolios<br />
ihrer Kunden auf. Diese sind handverlesen<br />
und müssen einen umfangreichen<br />
Bewertungsprozess durchlaufen,<br />
um die hohen Qualitätsansprüche der<br />
Schoellerbank zu erfüllen.<br />
Die Krux mit den Prognosen<br />
Dagegen unternimmt die Schoellerbank<br />
nicht den Versuch, Entwicklungen,<br />
wie etwa das Wachstum einer<br />
Volks wirtschaft oder den kurzfristigen<br />
Kursverlauf von Währungen, zu prognostizieren.<br />
Dadurch entsteht kein<br />
echter Mehrwert, was empirische Untersuchungen<br />
eindeutig belegen. Die<br />
Prioritäten im Investmentprozess sind<br />
auch keine Versuche, den Markt mit<br />
mathematischen Modellen, wie der<br />
»quantitativen Optimierung«, schlagen<br />
zu wollen. Vielmehr werden von Experten<br />
mit langjähriger Erfahrung<br />
bewährte Stimmungsindikatoren zur<br />
antizyklischen Positionierung herangezogen<br />
und mit einer detaillierten<br />
Fundamentalanalyse kombiniert.<br />
Beständigkeit in den Portfolios<br />
Manche Titel befinden sich seit Beginn<br />
der Vermögensverwaltung 1992 in den<br />
Portfolios. Langfristig zu investieren<br />
ist nach den Erfahrungen der Schoellerbank-Experten<br />
absolut notwendig.<br />
Dadurch gelang es in den letzten Jahren,<br />
anspruchsvolle Benchmarks, wie<br />
den MSCI-Weltindex inklusive Dividenden<br />
oder den Deutschen Rentenindex<br />
(REX), noch zu übertreffen. ❑<br />
Standorte der Schoellerbank<br />
Aktiengesellschaft<br />
A-6900 Bregenz<br />
Montfortstraße 3<br />
Tel.: +43(0)5574 /454 40<br />
A-6021 Innsbruck<br />
Museumstraße 5<br />
Tel.: +43(0)512/582 8170<br />
A-5027 Salzburg<br />
Makartplatz 3<br />
Tel.: +43(0)662/8684 2130<br />
Schwarzstraße 32<br />
Tel.: +43(0)662/8684 21<strong>26</strong> u. <strong>26</strong>02<br />
Sterneckstraße 7<br />
Tel.: +43(0)66/8684 2400<br />
A-1010 Wien<br />
Renngasse 3/Palais Rothschild<br />
Tel.: +43(0)1/53 47 10<br />
A-3100 St. Pölten<br />
Palais am Riemerplatz 1<br />
Tel.: +43(0)2742/3524130<br />
A-4020 Linz<br />
Schillerstraße 5<br />
Tel.: +43(0)732/6110 65<br />
A-4600 Wels<br />
Schmidtgasse 18<br />
Tel.: +43(0)7242/43 02 50<br />
A-8010 Graz<br />
Am Eisernen Tor 3<br />
Tel.: +43(0)316/821517<br />
A-9020 Klagenfurt<br />
Alter Platz 30/Palais Goëss<br />
Tel.: +43(0)463/59 <strong>05</strong>10<br />
A-9500 Villach<br />
Hauptplatz 7/Altes Stadtpalais<br />
Tel.: +43(0)4242/23410<br />
www.schoellerbank.at<br />
ELITE REPORT extra<br />
55
Volksbank Vorarlberg Gruppe – Private Banking:<br />
Gebündeltes Know-how für den<br />
langfristigen Anlageerfolg<br />
Die Volksbank Vorarlberg zählt seit fünf Jahren zu den besten Vermögensverwaltern im deutschsprachigen Raum. Dieser<br />
Erfolg basiert insbesondere auf einer engen Zusammenarbeit der Abteilungen Private Banking, Advisory und Vermögensverwaltung.<br />
Dieses gebündelte Know-how bildet die Grundlage für den langfristigen Anlageerfolg unserer Kunden.<br />
Von Dr. Petra Stieger<br />
Die Volksbank Vorarlberg<br />
ist eine eingetragene Genossenschaft<br />
und befindet<br />
sich im Eigentum ihrer<br />
über 10.500 Mit glieder und<br />
Par tizipationsschein-In ha -<br />
ber. 1888 gegründet, ent wi -<br />
ck el te sie sich in den ver -<br />
gan ge nen Jahrzehnten dy -<br />
namisch und ist heute mit<br />
ihren 19 Filialen eine in<br />
Vor arlberg gut positio nierte<br />
Uni versalbank mit kon ti -<br />
nu ierlich wachsendem Marktanteil. Mit<br />
ihren 1997 gegründeten Tochterbanken<br />
in der Schweiz und Liechtenstein er -<br />
weiterte sich der Geschäftsfokus auf<br />
den Bodenseeraum.<br />
Dr. Petra Stieger<br />
Bereichsleiterin Wealth<br />
Management,<br />
Volksbank Vorarlberg<br />
Die Volksbank Vorarlberg versteht sich<br />
als Partner ihrer Kunden. Da der Umgang<br />
mit Geld vor allem<br />
ein Umgang mit Vertrauen<br />
ist, setzen unsere Mitarbei -<br />
terinnen und Mitarbeiter alles<br />
daran, das Beste aus dem<br />
Vermögen unserer Kun den<br />
zu machen und sind erst<br />
dann zufrieden, wenn auch<br />
unsere Kunden es sind. Dieser<br />
Anspruch prägt unser<br />
Denken und Handeln. Um<br />
dieser Verantwortung gerecht<br />
zu werden, bauen wir<br />
im Anlagegeschäft nicht auf den kurzfristigen<br />
Erfolg, sondern auf eine langfristige<br />
Vermögensentwicklung entsprechend<br />
der individuellen Bedürfnisse<br />
unserer Kunden. Um diese hohen Ansprüche<br />
zu erfüllen, arbeiten die drei<br />
Abteilungen Private Banking, Advisory<br />
und Vermögensverwaltung eng zusammen,<br />
um mit umfassender Kompetenz<br />
den langfristigen Anlageerfolg sicher zu -<br />
stellen.<br />
Private Banking: Zeit nehmen,<br />
Qualität genießen<br />
Im Private Banking gilt unsere volle<br />
Aufmerksamkeit der Individualität unserer<br />
Kunden. Nur wenn wir die Bedürfnisse<br />
und Wünsche, die Ziele sowie<br />
die Anlagepräferenzen unserer Kunden<br />
verstehen, können wir für diese maßgeschneiderte<br />
Veranlagungsstrategien<br />
erstellen. Dabei setzen wir die höchsten<br />
Ansprüche an Qualität und Zuverlässigkeit<br />
und betrachten stets die Gesamtsituation,<br />
ohne uns auf Einzelaspekte<br />
oder eigene Produkte zu fokussieren.<br />
Gemessen wird unsere Leistung<br />
an dem uns entgegengebrachten Vertrauen,<br />
das wir täglich erleben, wenn<br />
56 ELITE REPORT extra
wir unsere Kunden als kompetenter<br />
Partner in Geldfragen begleiten dürfen.<br />
Den Grundstein einer jeden vertrauensvollen<br />
Partnerschaft bildet ein ausführliches<br />
Gespräch, in welchem die<br />
derzeitige Situation, die Wünsche und<br />
die persönlichen Ziele zusammengefasst<br />
werden. Diese ganzheitliche Beratung<br />
– bei uns »Kompass Beratung« genannt<br />
– liefert die Grundlage, um für<br />
unsere Kunden die passende Veranlagungsmöglichkeit<br />
zu definieren.<br />
Advisory und Vermögensverwaltung:<br />
Mehrwert durch Vernetzung<br />
Im Rahmen der übergreifenden Zusam -<br />
menarbeit unserer Abteilungen profitieren<br />
unsere Kunden direkt von unserer<br />
umfassenden Anlagekompetenz.<br />
Unser Ziel ist es, einen fortlaufenden<br />
Mehrwert sowie bestmögliche Erträge<br />
zu generieren – über aussagekräftige<br />
Zeiträume hinweg und in einem sich<br />
unablässig verändernden Marktumfeld.<br />
Als Ergebnis unserer integrativen Zusammenarbeit<br />
können wir unseren<br />
Kun den eine Palette an individuellen<br />
Anlagedienstleistungen anbieten:<br />
Aktives Beratungsmandat<br />
Unser aktives Beratungsmandat richtet<br />
sich an Kunden mit dem Wunsch nach<br />
hochwertiger Private Banking-Beratung<br />
(»Kompass Beratung«), welche über die<br />
klassische Anlageberatung hinausgeht.<br />
Zentrale Vertrauens- und Bezugsperson<br />
für unsere Kunden ist der Private Banker,<br />
wobei der Investitionsprozess stets<br />
von einem zusätzlichen Anlagespezialisten<br />
betreut wird. Der Berater kommt<br />
anlassbezogen und proaktiv mit attrak -<br />
tiven Anlagevorschlägen auf die Kunden<br />
zu und führt in regelmäßigen Abständen<br />
eine Portfolioanalyse durch.<br />
Dieses Mandat eignet sich für Anleger,<br />
die ihre Anlageentscheidungen selbst<br />
treffen und Vorschläge zur Portfolio-<br />
Optimierung erhalten möchten. Die<br />
Kunden erhalten ein modernes Performance-Reporting<br />
sowie Analysen und<br />
Ausblicke zu den Geschehnissen rund<br />
um die Kapitalmärkte.<br />
Vermögensverwaltung<br />
Bei der Vermögensverwaltung (diskretionäres<br />
Mandat) übertragen Kunden<br />
uns die Freiheit und die Verantwortung,<br />
im Rahmen einer gemeinsam<br />
fest gelegten Strategie, basierend auf<br />
ihren Risiko- und Ertragsbedürfnissen<br />
(Income, Balanced, Growth), Anlageent -<br />
scheidungen zu fällen und umzusetzen.<br />
Der Fokus liegt auf einer klaren Positionierung<br />
und dynamischen Gewichtung<br />
der Anlageklassen innerhalb der<br />
definierten Bandbreiten sowie einer aktiven<br />
Selektion innerhalb der Anlageklassen.<br />
Die Vermögensverwaltung ist<br />
überwiegend fondsbasiert und zielt auf<br />
eine kosteneffiziente und performance -<br />
orientierte Portfoliogestaltung ab. Die<br />
Portfolios werden laufend überprüft<br />
und auf taktischer Ebene an die Marktverhältnisse<br />
adaptiert. Gleichzeitig soll<br />
unser Wertsicherungskonzept das Vermögen<br />
unserer Kunden bei starken<br />
Kursverlusten schützen.<br />
Individualmandat<br />
Beim Individualmandat verwalten wir<br />
das Vermögen unserer Kunden nach<br />
den von diesen festgelegten Rahmenbedingungen<br />
(zum Beispiel Investment -<br />
quoten, Risikobereitschaft, Referenz -<br />
währung, etc.). Die Anlagen werden wie<br />
in der Vermögensverwaltung in einem<br />
klar definierten und strukturierten Selektionsprozess<br />
ausgewählt.<br />
Gemeinsames Ziel eint alle Abteilungen<br />
Schlussendlich eint das gemeinsame<br />
Ziel die Anstrengung aller zusammenarbeitenden<br />
Abteilungen: Für die Kunden<br />
den jeweils optimalen Anlageerfolg<br />
zu erzielen und sie in transparenter<br />
und fairer Art und Weise fortlaufend<br />
über diesen zu informieren.<br />
Neben dem Private Banking in Vorarlberg<br />
bietet die Volksbank Vorarlberg<br />
ihre ausgezeichnete Dienstleistung<br />
auch von den Standorten ihrer aus -<br />
ländisch en Tochtergesellschaften in der<br />
Schweiz und Liechtenstein an.<br />
Volksbank AG in der Schweiz (St. Margrethen und Basel)<br />
Die Volksbank AG (Schweiz) ist eine regional ausgerichtete<br />
Privat bank und fokussiert sich mit ihrem Leistungsangebot auf<br />
Kunden, denen exzellente Beratung und maßgeschneiderte<br />
Lösungen besonders wichtig sind.<br />
»Nach einer grundliegenden Analyse Ihrer Lebens- und Vermögenssituation<br />
planen wir ein ganzheitliches Private Banking-<br />
Konzept, das es Ihnen ermöglicht, Ihren Erfolg nachhaltig<br />
abzusi ch ern und zu genießen. Versprochen!«<br />
Dirk Urban, Geschäftsleitung Volksbank AG Schweiz<br />
Volksbank AG in Liechtenstein (Schaan)<br />
Die Volksbank AG hat in Liechtenstein im Jahre 1997 als<br />
klassisch es Private Banking-Unternehmen die Geschäftstätigkeit<br />
aufgenommen und ist seither in diesem Bereich für anspruchsvolle<br />
natio nale und internationale Kunden tätig.<br />
»Ihre Lebensplanung ist einzigartig. Ihre Finanzplanung sollte<br />
es auch sein. Nutzen Sie die Vermögensverwaltung und<br />
Finanzplanung der Volksbank AG auf höchstem Niveau für<br />
Ihre persön lichen Anlageziele.«<br />
Dr. Marco Nigsch, Private Banking Volksbank AG Liechtenstein<br />
Volksbank Vorarlberg e. Gen.<br />
Private Banking Vorarlberg<br />
Dr. Petra Stieger<br />
Tel.: +43(0)50/8824983<br />
www.private-banking.at<br />
Volksbank Vorarlberg e. Gen.<br />
Private Banking Kleinwalsertal<br />
Andreas Hammerer<br />
Tel.: +43(0)50/88<strong>26</strong>080<br />
www.private-banking.at<br />
Volksbank AG (Schweiz)<br />
Swiss Private Banking<br />
Dirk Urban<br />
Tel.: +41(0)71/7475633<br />
www.volksbank.ch<br />
Volksbank Liechtenstein<br />
Private Banking<br />
Stefan Wolf<br />
Tel.: +423/2390420<br />
www.volksbank.li<br />
ELITE REPORT extra<br />
57
Die vergangenen Jahre haben viele Banken vor Herausforderungen gestellt. Dass die Hypo Landesbank Vorarlberg ein<br />
solider und starker Partner ist, liegt vor allem an der risikobewussten Geschäftspolitik, die sich gerade in stürmischen<br />
Zeiten bewährt hat. Heute zählt die Vorarlberger Bank mit Sitz in Bregenz am Bodensee zu den erfolgreichsten Regionalbanken<br />
Österreichs.<br />
Hypo Landesbank Vorarlberg:<br />
Erfolgreiche Regionalbank<br />
mit solidem Fundament<br />
Dank ihrem stabilen Kundengeschäft, einem gesunden<br />
Kreditportfolio sowie dem konsequenten Kostenmanagement<br />
schließt die Hypo Vorarlberg das Jahr 2013 mit einem<br />
Ergebnis vor Steuern von 96,1 Millionen ab. Für Vorstand<br />
Dr. Johannes Hefel, zuständig für die Bereiche Privatkunden,<br />
Private Banking und Vermögensverwaltung, ist das<br />
zweitbeste Jahr in der Unternehmensgeschichte eine Bestätigung<br />
der nachhaltigen Strategie. 1897 <strong>vom</strong> Vorarlberger<br />
Landtag gegründet, steht bei der Hypo Vorarlberg auch<br />
heute noch das Kundengeschäft im Fokus. »Wir haben eine<br />
stabile Eigentümerstruktur und sind mit unserem soliden<br />
Geschäftsmodell, das auf organisches, maßvolles und risiko -<br />
bewusstes Wachstum ausgelegt ist, seit über 117 Jahren<br />
erfolg reich«, so Hefel. Neben ihrem Kernmarkt Vorarlberg<br />
ist die Bank mit Filialen in Wien, Graz und Wels auch in den<br />
großen Wirtschaftszentren Österreichs vertreten. Deutsche<br />
Kunden werden von Bregenz und Riezlern (Kleinwalsertal)<br />
aus betreut. Zudem ist die Hypo Vorarlberg an der Master -<br />
invest KAG – eine der führenden österreichischen Kapitalanlagegesellschaften<br />
– in Wien beteiligt.<br />
Tradition und nachhaltige Erfolgsstrategie<br />
Neben ihren traditionellen Geschäftsfeldern Unternehmens-<br />
und Wohnbaufinanzierung macht die Bank auch in<br />
der Vermögensverwaltung mit innovativen Produkten auf<br />
sich aufmerksam und zählt österreichweit zu den profiliertesten<br />
Private Banking-Anbietern. »Kompetenz und<br />
Transparenz bilden in der Vermögensverwaltung die Grundlagen,<br />
erfolgreiche Anlagestrategien orientieren sich aber<br />
immer an den individuellen und persönlichen Bedürfnissen<br />
der Kunden«, ist Hefel überzeugt. Als größtes Vorarlberger<br />
Institut beschäftigt die Bank über 700 Mitarbeiter, darunter<br />
rund 50 Private Banking Berater. Eigene Spezialistenteams<br />
im Asset Management beziehungsweise Treasury sorgen für<br />
zusätzliche Veranlagungskompetenz. Eine Reihe hauseigener<br />
Produkte bietet eine gute Ausgangslage, um daraus<br />
maßgeschneiderte Anlagestrategien zu entwickeln. Der<br />
Erfolg gibt der Bank recht: Inzwischen beträgt das Anlagevolumen<br />
der Kunden über 8 Milliarden Euro. Entsprechend<br />
ihren Grundsätzen Vertrauen, Transparenz und Qualität ist<br />
die Hypo Vorarlberg die einzige österreichische Bank, die<br />
ihre Vermögensverwaltung nach internationalen Standards<br />
– Global Investment Performance Standards (GIPS) – zertifizieren<br />
lässt.<br />
Neue Anlagestrategie nutzt Auf- und Abwärtstrends<br />
Gelebte Praxis in der Anlagepolitik der Vorarlberger Bank<br />
ist die Renditeoptimierung durch einen »Best-in-class-Ansatz«.<br />
Die Hypo Landesbank Vorarlberg geht auf die Anlagebedürfnisse<br />
der Kunden ein, so wurden neue Produkte<br />
mit hohem Renditepotenzial und tiefer Korrelation zu Aktien<br />
(Hypo IQ Maximum Return) sowie Anlageformen mit<br />
hohem Realwertbezug entwickelt. Die Einzelaktienstrategie<br />
ist eine Kombination aus zwei Drittel weltweiter Value<br />
Aktien und einem Drittel Momentum getriebener Aktien.<br />
Um die Chancenorientierung eines Anlegerportfolios zu verbessern,<br />
erstellt das Asset Management individuelle Asset-<br />
Allokations-Optimierungsvorschläge. Dabei wird die Zielformulierung<br />
des Kunden in Bezug auf Anlagerendite beziehungsweise<br />
-risiko berücksichtigt. Als Ergebnis werden<br />
optimale Portfolios gezeigt, die zu einer vorgegebenen Rendite<br />
das geringste Risiko aufweisen. Ein Implementierungsplan<br />
gibt an, in wie vielen Schritten die Anlagen aufgebaut<br />
werden sollen. Auf Kundenwunsch stellt die Vermögensverwaltung<br />
sicher, dass der Anlagemix stets flexibel<br />
an die aktuellen Marktchancen angepasst ist.<br />
❑<br />
Hauptsitz in Bregenz (Vorarlberg). Weitere Standorte gibt es unter anderem<br />
in Riezlern (Kleinwalsertal), Lech, Wien, Graz, Wels und St. Gallen (CH).<br />
58 ELITE REPORT extra
Langfristige Anlagestrategie<br />
mit kalkulierbaren Risiken<br />
Interview mit Dr. Johannes Hefel<br />
Ohne ein kalkulierbares Risiko einzugehen,<br />
wird es im aktuellen Niedrigzins -<br />
umfeld wohl keinem Anleger gelingen,<br />
real sein Vermögen zu erhalten. Vorstand<br />
Dr. Johannes Hefel, zuständig für<br />
Private Banking und Vermögensverwaltung<br />
– spricht im Interview über die<br />
Themen, die derzeit die Finanzmärkte<br />
bewegen und was die Hypo Vorarlberg<br />
den Anlegern empfiehlt.<br />
Elite Report extra: Womit hebt sich die<br />
Hypo Vorarlberg im Wettbewerb mit<br />
anderen Banken positiv ab?<br />
Johannes Hefel: Unsere Kernkompetenz<br />
liegt in der professionellen und lang -<br />
fristig partnerschaftlichen Betreuung.<br />
Die Berater hören in den Gesprächen<br />
sehr genau hin, erkennen die Wünsche<br />
der Kunden und können darauf hin individuelle<br />
Investmentlösungen anbieten.<br />
Wir machen außerdem die Erfahrung,<br />
dass die Kombination aus einer<br />
grundsoliden regionalen Universalbank<br />
und einer kompetenten, für die Kunden<br />
nach weislich erfolgreichen »Privatbank«<br />
mit einer sehr wettbewerbsfähigen Vermögensverwaltung<br />
immer stärker nachgefragt<br />
wird. Zudem ist die Hypo Vorarl -<br />
berg derzeit mit einem A1 Rating von<br />
Moody‘s die bestgeratete Uni ver salbank<br />
Österreichs.<br />
Was sind Ihre Pläne im Private Banking?<br />
Johannes Hefel: Aufbauend auf einem<br />
guten Fundament planen wir den Ausbau<br />
des Top-Bereichs im Anlagegeschäft<br />
mit Unternehmern und vermögenden<br />
Privatkunden (Wealth Management).<br />
Zu diesem Zweck wird das Team<br />
Wealth Management in Vorarlberg und<br />
Wien aufgestockt. Unser bisheriges<br />
Wachstum und das vorhandene Potenzial<br />
in Wien machten die Erweiterung<br />
sowie eine Veränderung des Standortes<br />
notwendig. Im vierten Quartal <strong>2014</strong><br />
werden wir unsere neuen Räumlichkeiten<br />
im sogenannten Zacherlhaus im<br />
ersten Bezirk in Wien beziehen.<br />
Welche Trends und Entwicklungen werden<br />
die Anleger <strong>2014</strong> beschäftigen?<br />
Johannes Hefel: Zwei große Themen bewegen<br />
im Moment die Kapitalmärkte:<br />
zum einen die Unsicherheit über die<br />
zukünftige Liquiditätszufuhr der Notenbanken<br />
(u.a. das Tapering der US-<br />
Fed) und zum anderen die Währungs -<br />
turbulenzen in den Schwellenländern<br />
der letzten Monate. Aufgrund der allgemeinen<br />
Schuldenproblematik werden<br />
die Zinsen noch länger auf einem<br />
tiefen Niveau bleiben und Staatsanleihen<br />
werfen nur sehr niedrige Renditen<br />
ab. Der Mangel an Anlagealternativen<br />
ist daher weiterhin das alles überragende<br />
Thema: Festverzinsliche Anlagen<br />
sind angesichts der extrem niedrigen<br />
Renditen und der dadurch gegebenen<br />
Kursrisiken wenig attraktiv. Anleger<br />
haben weiterhin mit negativen Realzinsen<br />
zu kämpfen.<br />
Wie stehen vor diesem Hintergrund die<br />
Chancen für Aktien?<br />
Johannes Hefel: Es ist nicht zu erwarten,<br />
dass <strong>2014</strong> noch einmal ein so gu -<br />
tes Jahr wie 2012 oder 2013 wird. Dennoch<br />
gehen wir von steigenden Kursen<br />
bis zum Jahresende aus – allerdings unter<br />
großen Schwankungen. Gegenüber<br />
festverzinslichen Anlageformen bergen<br />
Aktien zwar traditionsgemäß Risiken,<br />
bieten aber auch deutlich bessere Chan -<br />
cen. Dafür sprechen auch die grund -<br />
sätzlich positiven Wirtschaftsprognosen<br />
für die nächsten Monate. Ohne kalkulierte<br />
Risiken einzugehen – sprich in<br />
Aktien zu investieren – wird es in diesem<br />
Jahr kaum einem Anleger gelingen,<br />
im Niedrigzinsumfeld real sein<br />
Vermögen zu erhalten.<br />
Dr. Johannes Hefel,<br />
Vorstand der Hypo Landesbank Vorarlberg<br />
Was bedeuten diese Entwicklungen für<br />
den optimalen Anlage-Mix beziehungsweise<br />
die Gewichtung der Assetklassen?<br />
Johannes Hefel: Für europäische Aktien<br />
spricht ihre relativ günstige Bewertung.<br />
US-Aktien sind in Relation zu ihren europäischen<br />
Pendants bereits teuer geworden.<br />
Gefallen könnte den Inves -<br />
toren auch, dass sich die Margen euro -<br />
pä ischer Unternehmen im Gegensatz<br />
zu den USA nicht auf Rekordniveau befinden.<br />
Dass diese anziehen könnten,<br />
halte ich für durchaus wahrscheinlich.<br />
Wichtige Konjunkturindikatoren, wie<br />
das Verbrauchervertrauen oder Einkaufsmanagerindizes<br />
haben in jüngster<br />
Zeit kontinuierlich zugelegt und so für<br />
ein positives Sentiment gesorgt. Bei der<br />
Selektion bevorzugen wir günstig bewertete<br />
Branchen mit gutem Gewinnmomentum.<br />
Favoriten sind Rohstoffe<br />
(inkl. Öl), Automobil und Industrie. Bei<br />
den Rohstoffen sind die Investoren so<br />
unterinvestiert wie selten zuvor, daher<br />
haben Rohstoff-Fonds – insbesondere<br />
auch bei Gold – extreme Verluste im<br />
ver walteten Volumen hinnehmen müssen.<br />
Die westlichen Hedge-Fonds haben<br />
in noch nicht gekanntem Ausmaß Gold<br />
über ETFs verkauft. Da ein nochmaliger<br />
Verkauf in ähnlicher Größe mangels<br />
Masse praktisch ausgeschlossen ist, verbessert<br />
sich das Verhältnis zwischen Angebot<br />
und Nachfrage. Es dürften also<br />
Rohstoffe und Edelmetalle aus fundamentalen<br />
und markttechnischen Ge -<br />
sichtspunkten in diesem Jahr überdurchschnittlich<br />
gut abschneiden.<br />
Herr Dr. Hefel, wir danken Ihnen für das<br />
Gespräch!<br />
Vorarlberger Landes- und<br />
Hypothekenbank Aktiengesellschaft<br />
Hypo-Passage 1, A-6900 Bregenz<br />
Tel.: +43(0)50 414/10 00<br />
www.hypovbg.at<br />
ELITE REPORT extra<br />
59
Bankhaus Jungholz:<br />
Vermögensverwaltung im<br />
Niedrigzinsumfeld<br />
Über viele Jahre hinweg dienten<br />
Staatsanleihen Privatan legern und Vermögensverwaltern<br />
als solide Anlagen für<br />
realen Kapitalerhalt nach Steuern und Kos -<br />
ten. Sie halfen zudem als Basisinvestment Wert -<br />
schwan kungen im Port folio zu glätten. Nach dem<br />
deutlichen Zinsrückgang der letzten Jahre sind diese<br />
Zeiten leider vorbei. Ein realer Ka pi tal erhalt, also ein Anlageerfolg<br />
über der Inflationsrate, um Steuern und Kosten<br />
zu decken, mit eventuell kleineren Ausschüttungen, ist mit<br />
»sicheren« Staatsanleihen nicht mehr zu realisieren.<br />
Sicherheit, Transparenz und Fairness<br />
Das Niedrigzinsumfeld stellt uns als<br />
Vermögensverwalter deshalb vor eine<br />
neue Herausforderung. Wie kann in<br />
diesem Umfeld langfristig erfolgreich<br />
investiert werden?<br />
Als Vermögensverwalter sind wir dann<br />
erfolgreich, wenn unsere Kun den mit<br />
den erzielten Ergebnissen zufrieden<br />
sind. Es geht also letztlich nicht nur<br />
darum, eine bestimmte Rendite zu<br />
erwirtschaften, sondern auch um die<br />
Erwartungen unserer Kunden. Diese zu<br />
kennen und zu verstehen, ist für uns von entscheidender Bedeutung.<br />
Deshalb steht am Beginn einer Kundenbeziehung<br />
immer ein ausführliches Gespräch, in dem wir die Wünsche<br />
und Ziele unserer Kunden kennenlernen wollen. Entscheidend<br />
sind dabei nicht nur die Renditeerwartungen, sondern<br />
in besonderem Maße der Anlagehorizont und die persön -<br />
lichen Vermö gens an lageer fah run gen unserer Kunden.<br />
Sind diese Eckpunkte formuliert, schließen wir den Spannungsbogen<br />
zwischen Renditeerwartung und Risikotragfähigkeit.<br />
Eine maßgeschneiderte strategische Portfolioausrichtung<br />
auf Basis geeigneter Anlageklassen, zum Beispiel<br />
Renten, Aktien, Alternative Investments, Rohstoffe, wird gemeinsam<br />
festgelegt. Dieser entscheidende Schritt ist für<br />
einen Großteil des langfristigen Anlageerfolges verantwortlich.<br />
Dabei dürfen keine Fehler gemacht werden. Für uns ist<br />
entscheidend, die einmal eingeschlagene Anlage strategie<br />
langfristig beizubehalten. Auch in Phasen mit unvorhersehbaren<br />
Marktverwerfungen soll es nicht zu Kurzschlussreaktionen<br />
kommen, da damit der langfristige Anlageerfolg<br />
erheblich gefährdet werden kann. Unsere eigentliche Aufgabe<br />
als Vermögensverwalter sehen wir in der Umsetzung<br />
Johannes Gomig MBA, Vorstandsvorsitzender<br />
der Raiffeisenbank Reutte reg.Gen.m.b.H.<br />
und Andreas Kneidl (rechts), Leitung<br />
Portfoliomanagement Bankhaus Jungholz<br />
der Anlagestrategie. Wir nutzen Chancen<br />
am Markt, um die gesetzten Zie le zu<br />
erreichen und einen erkennbaren Mehrwert<br />
zu schaffen. Dafür ist ein hohes Maß<br />
an Flexi bilität in der Gewichtung der Anlageklassen<br />
ein Muss. Zudem setzen wir jede An -<br />
lageklasse aus mehreren Portfoliobausteinen zusammen.<br />
Am Beispiel der Anlageklasse »Renten«<br />
berücksichtigen wir sichere Staats-, Fremdwäh rungsund<br />
Unternehmensanleihen oder Emerging Market<br />
Bonds. Bei einem risikoreicheren Investment soll ein klarer<br />
Mehrwert erkennbar sein und das Gesamtrisiko des Portfolios<br />
vertretbar bleiben. Kurze Entscheidungswege sind<br />
dabei wichtig, um auf Marktveränderungen<br />
rasch reagieren zu können.<br />
Ein Erfolgsfaktor, der gerne übersehen<br />
wird, ist die Produktauswahl. Sie kann<br />
die Wertschwankungen des Portfolios<br />
teilweise reduzieren und für einen zusätzlichen<br />
Mehrwert sorgen. Zentrales<br />
Element ist für unser Haus dabei eine<br />
konsequente Produktunabhängigkeit.<br />
Wir selektieren für den Einsatz in den<br />
jeweiligen Anlageklassen die besten<br />
Produkte am Markt. Anlagesegmente,<br />
die ein spezielles Know-how oder eine breite Risikostreuung<br />
erfordern, können so optimal in die Strategie eingebunden<br />
werden.<br />
Es gibt beim Bankhaus Jungholz keine versteckten Kosten.<br />
Wir rechnen alle Vergütungen, die wir von Fonds- oder<br />
Zertifikategesellschaften erhalten, auf das Vermögensverwaltungshonorar<br />
an. Mit einem klar strukturierten Anlageprozess<br />
ist es uns auch in den schwierigen letzten Jahren<br />
gelun gen, erfolgreich zu investieren, ohne die Risiken aus<br />
dem Blick zu verlieren. Die Erwartungen unserer Kunden<br />
konnten wir damit voll erfüllen.<br />
❑<br />
Bankhaus Jungholz Private Banking Österreich<br />
Haus Nr. 20, A-6691, D-87491 Jungholz,<br />
Tel.: +43(0)5676/800-0<br />
Bankhaus Jungholz Private Banking Schweiz<br />
Post-Straße 6, CH-9000 St. Gallen<br />
Tel.: +41(0)71/228 41-00<br />
www.bankhaus-jungholz.com<br />
60 ELITE REPORT extra
Wolfgang und Alexander Etterer sowie Hans-Kaspar v. Schönfels bei<br />
der Entwicklung maßgeschneiderter Ausschreibungsstrategien<br />
Vermögensausschreibung<br />
Eine Dienstleistungsaufgabe<br />
Wer sich nicht zutraut, selbst einen guten Ver mög ens ver walter zu finden,<br />
lässt sein Vermögen als Dienst leis tungsaufgabe ausschreiben.<br />
Freundliche Beratungsgespräche bringen<br />
oft nicht den nötigen Tiefgang, verdecken<br />
nicht selten das Wesent liche.<br />
Und wenn man dann voller Vertrauen<br />
und Be geisterung für den Berater das<br />
Mandat vergibt, hat man bereits einige<br />
grobe Fehler mit nachhaltig nega tiver<br />
Auswirkung gemacht. Der Elite Report<br />
hat über die Jahre große Erfahrungen<br />
mit Vermögensaus schrei bun gen gemacht.<br />
Ausschreibungen kleinerer An -<br />
lage be trä ge bis etwa einer Million Euro<br />
wurden dabei im Rah men des »Leserservice«<br />
direkt über die Redaktion kos -<br />
ten los initiiert und durchgeführt. Ausschreibungen<br />
grö ß erer Anlagebeträge<br />
ab einer Million Euro wurden fach lich<br />
be gleitet: Ver mö gen von sehr vermögenden<br />
Privat per sonen, Unternehmerfamilien,<br />
Stiftungen, Kommunen oder<br />
Verbänden.<br />
Die Vorgehensweise:<br />
1. Auswahl wichtiger Vorüberlegungen,<br />
wie zum Beispiel:<br />
❑ Wie soll die Verwaltung des Gesamtvermögens<br />
konzipiert sein (Anlageprodukt,<br />
Anlagedepots, Spezial fonds, Mas -<br />
ter-Spezialfonds, etc.)?<br />
❑ Wie viele Vermögensverwalter sollen<br />
insgesamt eingesetzt wer den?<br />
❑ Einsatz von Spezialisten für das Management<br />
unterschiedlicher Anlageklassen<br />
oder Generalisten für das Gesamtvermögen?<br />
❑ Sollen Erträge überwiegend ausschüttenden<br />
oder the saurierenden Charakter<br />
aufweisen?<br />
2. Definition von weiteren Rahmenbedingungen,<br />
wie beispielsweise:<br />
Anlagebetrag, Anlagezweck, Anlage -<br />
regionen, Anlagezeitraum, Ertragserwartung,<br />
Renditeerwartung, Risiko trag -<br />
fäh igkeit, Referenzwährung, Definition<br />
einer Anlagerichtlinie, Steuerliche As -<br />
pekte, Information über Bestandsanlagen<br />
(Depotüber tra gun gen). Eine konkrete<br />
Nennung der gewünschten An la -<br />
ge klas sen, Anlageprodukte, Managementstile,<br />
etc. ist in dieser Anfragephase<br />
zu vermeiden. Je genauer dies definiert<br />
werden würde, desto größer ist die Gefahr,<br />
dass der Anbieter es dem Anfragesteller<br />
nur recht machen möchte. Sinn<br />
und Zweck einer Ver mö gens aus schrei -<br />
bung ist es, dass die Anbieter gefordert<br />
werden, ihr individuelles Verständnis<br />
und Können unter Beweis zu stellen.<br />
3. Erstellung professioneller Aus schrei -<br />
bungs unterlagen (individuelles Anforde -<br />
rungsprofil) und Versendung<br />
4. Auswertung der Angebote<br />
Nach etwa zwei bis drei Wochen erhält<br />
der Anleger die Angebotsunterlagen der<br />
jeweiligen Angebotsteilnehmer. Die eingegangenen<br />
Angebote werden dann sys -<br />
tematisch ausgewertet. Im Ergebnis stehen<br />
die Teilnehmer für die 2. Runde fest.<br />
5. Persönliche Gespräche mit interessanten<br />
Anbietern (2. Runde)<br />
Ziel dieser Gespräche ist, sich leistungsfähige<br />
und in teressante Angebote, die<br />
sich aus dem Vermögens aus schrei -<br />
bungs verfahren ergeben haben, persön -<br />
lich <strong>vom</strong> Anbieter erläutern zu lassen.<br />
6. Entscheidung: Festlegung des Ausschreibungsgewinners<br />
7. Vertragsverhandlungen/Vertragsgestaltung<br />
Ziel der Vertragsverhandlung/Vertragsgestaltung<br />
ist, die anlegerspezifischen<br />
Anlagerichtlinien fest im Ver trags werk<br />
mit den Anbietern zu verankern. Entscheidend<br />
ist ein Ver trags werk aus Sicht<br />
des Anlegers und nicht aus Sicht der beauftragten<br />
Dienstleister.<br />
8. Umsetzung (gegebenenfalls im Vorfeld<br />
Depotübertrag von Altbeständen)<br />
So profitiert der Anleger von einer unabhängigen<br />
Vermögensausschreibung:<br />
❑ Zunächst keine Bekanntgabe der Identität<br />
des Anlegers bei Un terstützung<br />
durch einen externen Berater.<br />
❑ Intensive Auseinandersetzung mit der<br />
zukünftigen Gestaltung des Vermögens.<br />
❑ Identifikation von Schwachstellen<br />
und Vorteilen durch Antworten der Anbieter<br />
auf die gleichen Fragestellungen.<br />
❑ Die Auswertung der Angebote ermöglicht<br />
dem An leger einen objektiven<br />
Überblick über die Qualität und Leis -<br />
tungsfähigkeit der jeweiligen Anlage -<br />
kon zep te der Vermögensverwalter. Somit<br />
ist der Anleger in der Lage, besser<br />
begründete Entscheidungen zu treffen<br />
und ein Gespür zu entwickeln, welcher<br />
An bie ter oder welches Konzept die Vorstellungen<br />
am geeignetsten erfüllt.<br />
❑ Know-how-Transfer durch Angebotsvergleiche<br />
und persönliche Gespräche.<br />
❑ Kennenlernen unterschiedlicher Managementstile<br />
und -konzepte.<br />
❑ Vorteile in der Verhandlung der Ge -<br />
samt kosten struk tur durch Einblick bei<br />
Wettbewerbern.<br />
❑ Integration individueller, akzeptierter<br />
Anlagericht li nien in das Vertragswerk.<br />
❑ Vertragswerk aus Sicht des Anlegers,<br />
nicht aus Sicht der Bank.<br />
❑ Konfliktpotenzial aufgrund falsch er<br />
Er wartungs hal tung vermeiden.<br />
❑ Gutes Gefühl bei der Vertragsunterschrift!<br />
❑<br />
ELITE REPORT extra<br />
61
Wergen & Partner Vermögensverwaltungs AG:<br />
Servicequalität mit<br />
klarer Anlagephilosophie<br />
Von Marco Huber<br />
Mit einem Spezialistennetzwerk wird die um fas sen de individuelle<br />
Betreuung gesteigert.<br />
In der Vermögensverwaltung hat der Begriff Kundenzufriedenheit<br />
verschiedenste Aspekte. Vordergründig denkt man<br />
natürlich zuerst an das Ergebnis, welches der Vermögensverwalter<br />
unter dem Strich mit dem Depot des Kunden<br />
erwirtschaftet hat. Doch selbst der beste Vermögensverwalter<br />
ist nicht davor gefeit, den Markt manchmal falsch einzuschätzen<br />
oder kurzfristigen Marktverwerfungen ausgesetzt<br />
zu sein, welche die Kundendepots zumindest für eine<br />
gewisse Zeit in die falsche Richtung entwickeln lassen. Die<br />
Wertentwicklung – für einen zufriedenen Kunden – muss<br />
sicher längerfristig überdurchschnittlich sein, doch in den<br />
schwierigen Phasen dazwischen ist es umso wichtiger, dass<br />
die Kundenbeziehung auf weiteren Eckpfei lern beruht.<br />
Genau hier kommen die Tugenden ins Spiel, welche eine<br />
Vermögensverwaltung auszeichnen.<br />
Als erstes ist die alt- und neubewährte Schweizer Servicequalität<br />
zu erwähnen. Der Kunde kann sich darauf verlassen,<br />
dass er eine seriöse, umfassende und individuelle Betreuung,<br />
basierend auf seiner Risikofähigkeit und Risikowilligkeit,<br />
erhält. Eine »vierundzwanzigstündige« Erreichbarkeit,<br />
auf den verschiedensten Kommunikationswegen,<br />
ist heutzutage elementar. Des Weiteren gilt es, Anfragen und<br />
Aufträge jeglicher Art unverzüglich zu bearbeiten. Das<br />
beinhaltet im Bedarfsfall auch ein unkompliziertes Einschalten<br />
von Spezialisten, wie zum Beispiel Steuerberater<br />
oder Anwälte. Diese können aus dem Netzwerk des Kunden<br />
oder Vermögensverwalters stammen.<br />
Neben der erwähnten Servicequalität verlangt der Kunde,<br />
für ein gesteigertes Zufriedenheitsgefühl, vermehrte Transparenz<br />
in der Zusammenarbeit:<br />
❑ Wie viel bezahle ich für meine Vermögensverwaltung<br />
genau?<br />
❑ Was für Rückvergütungen beziehungsweise<br />
»Kick backs« sind angefallen?<br />
❑ Werden diese zurückerstattet oder gehen sie in die<br />
Tasche des Vermögensverwalters und/oder der Bank?<br />
Trotz allem erwartet der Kunde eine gewisse Diskretion im<br />
Umgang mit seinem Vermögen, wie dies bei einem Arzt -<br />
besuch ja auch selbstverständlich ist. Nach wie vor ist der<br />
Persönlichkeitsschutz ein wichtiger Trumpf im Schweizer<br />
Vermögensverwaltungsgeschäft. Genau wie die Diskretion<br />
gehört auch das Thema Sicherheit für viele Anleger ganz<br />
oben auf die Prioritätenliste. Wie sicher ist mein Geld<br />
angelegt? Sind dies Einzeltitel oder aber Zertifikate und<br />
strukturierte Produkte? Ist die Kapitalisierung der Bank, bei<br />
welcher das Depot geführt wird, ausreichend, um auch<br />
eine weitere Finanzkrise zu überstehen?<br />
62 ELITE REPORT extra
(v.l.n.r) Marco Huber,<br />
Gabriela Müller Accaoui,<br />
Manfred Wergen,<br />
Tanja Hofmänner<br />
und Roland Rota,<br />
Wergen & Partner<br />
Vermögensverwaltung<br />
Nach den dramatischen Entwicklungen der letzten Jahre ist<br />
die Sensibilität der Kunden in diesem Bereich sehr viel grösser<br />
geworden. Man traut nicht mehr jedem strukturierten<br />
Produkt, aber auch nicht mehr jedem Bankhaus ohne Renommee<br />
so einfach über den Weg. Dass die Schweiz kein<br />
EU-Mitgliedsland und politisch stabil ist, eine eigene<br />
Währung besitzt und aus Sicht der Staatsverschuldung ausgezeichnet<br />
dasteht, spricht nach wie vor für den Alpenstaat.<br />
Auch dieser Umstand hilft den Anlegern<br />
für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl<br />
und einen ruhigeren Schlaf. Zusätzlich<br />
will der Kunde wissen, wie sein Vermögen<br />
angelegt ist und wie nachhaltig die<br />
Zusammenarbeit mit seinem Vermögensverwalter<br />
ist. Ein stetiger Wechsel des Ansprechpartners<br />
kommt schlecht an – schliesslich kann man bei Beraterwechsel<br />
im Dreimonatsrhythmus kaum eine nachhaltige<br />
Vertrauensbasis schaffen. Über allem steht schlussendlich<br />
das Vertrauensverhältnis zwischen dem Kunden und dem<br />
Vermögensverwalter. Kann ich mit meinem Berater offen<br />
und ehrlich diskutieren, und handelt er ausschliesslich in<br />
meinem Interesse? Weiss er über meine<br />
Lebenssituation Bescheid und lässt<br />
diese in die Anlagen mit einfliessen?<br />
Bekomme ich von ihm unabhängige<br />
Ratschläge und Meinungen zu hören?<br />
Wem gegenüber ist er verpflichtet?<br />
»Qualität beginnt damit, die<br />
Zufriedenheit des Kunden in das<br />
Zentrum des Denkens zu stellen.«<br />
John F. Akers<br />
Die erwähnte Vertrauensbasis und das<br />
Wissen um die Lebensumstände der<br />
Klientel sind auch ein wichtiger Grundstein<br />
für eine vollumfassende Beratung,<br />
welche neben dem klassischen Wertpapiergeschäft<br />
zunehmend auch Bereiche<br />
wie Direktanlagen, Immobilien<br />
oder Hilfestellungen im Bereich der<br />
Finanzplanung abdeckt. Wird der Vermögensverwalter<br />
dann auch als Tes ta -<br />
mentsvollstrecker eingesetzt, um das<br />
Vermögen professionell und nach den<br />
Kundenvorstellungen zu übergeben, ist<br />
dies sicher das Resultat einer qualitativ<br />
hochstehenden Leistung des Vermögensverwalters<br />
im Laufe der vielen Beratungsjahre<br />
mit einem Kunden. Dieses Qualitätsziel sollte<br />
von jedem Vermögensverwalter angestrebt werden. Die Kunden<br />
müssen sich darauf verlassen können, dass ihr Berater<br />
das politische, wirtschaftliche aber auch steuerliche Umfeld<br />
von ihnen kennt und entsprechend zu handeln weiss. Aus<br />
diesem Grund können sich Vermögensverwalter nur auf<br />
wenige Märkte fokussieren, in welchen sie mit dem regulatorischen<br />
und steuerlichen Wissen bestens vertraut sind.<br />
Eine enge Zusammenarbeit zwischen<br />
Vermögensverwalter und Spezialisten<br />
ist hier unabdingbar. Eine klare und<br />
transparente Anlagephilosophie umfasst<br />
vorwiegend die Investition in<br />
Direktanlagen und Einzeltitel. Fonds<br />
und ETFs sollten meist nur in den Märkten zum Einsatz<br />
kommen, wo es schwierig ist, gut mit Einzeltiteln zu arbeiten,<br />
wie zum Beispiel in den Emerging Markets oder bei speziellen<br />
Anlagethemen wie Wasser oder bei Wandelschuldverschreibungen.<br />
Was der Kunde in seinem Depot kennt und<br />
gut nachverfolgen kann, gibt ihm ein besseres Gefühl vor<br />
allem auch bei schwierigen Marktentwicklungen. Einen<br />
Handwerklich einwandfrei und präzise wie<br />
ein Uhrwerk: Die Servicequalität bei der<br />
Wergen & Partner Vermögensverwaltungs AG<br />
wichtigen Faktor bilden nach wie vor<br />
auch die Edelmetalle, welche hier nur<br />
in physischer Form und per Einzelverwahrung<br />
vollzogen werden sollte.<br />
Die Kunden müssen im Zentrum stehen,<br />
und ein enger Austausch sowohl in<br />
guten als auch in schlechten Zeiten<br />
ist die Grundlage für die Kundenzufriedenheit.<br />
Streng nach dem erwähnten<br />
Zitat von John F. Akers: »Qualität beginnt<br />
damit, die Zufriedenheit des Kunden<br />
in das Zentrum des Denkens zu<br />
stellen.«; nach gut schweizerischer Tradition<br />
und Tugend, jedoch basierend<br />
auf den neuesten Technologien. ❑<br />
Wergen & Partner<br />
Vermögensverwaltungs AG<br />
Bahnhofstrasse 12, CH-8001 Zürich<br />
Tel. +41 (0)44 / 289 88 93<br />
www.wergen.ch<br />
ELITE REPORT extra<br />
63
Maerki Baumann & Co. AG – Privatbank:<br />
»Eine Strapaze für Kopf und Füsse –<br />
die Suche nach Schweizer Qualität«<br />
Die Suche nach echter Schweizer Vermögensverwaltungsqualität<br />
ist schwierig geworden. Denn viele Bankhäuser sind<br />
derzeit vor allem mit sich selber beschäftigt. Unter dem Eindruck<br />
der angelsächsisch geprägten Globalisierung des Bankwesens<br />
wurden die Tugenden des Schweizer Private Banking<br />
teils arg strapaziert. Dazu zäh -<br />
len bedingungslose Kun den -<br />
orientierung, Professionalität,<br />
Zuverlässigkeit, aber auch Anstand<br />
und eine gewisse Bescheidenheit.<br />
Die Zürcher Privatbank<br />
Maerki Baumann &<br />
Co. AG ragt aus der Schweizer<br />
Bankenszene wohltuend heraus.<br />
Seit Generationen fühlt<br />
sich das unabhängige Familienunternehmen<br />
im Besitz der<br />
Zürcher Familie Syz vor allem<br />
dem Kunden verpflichtet. Die<br />
Bank empfiehlt sich als idealer Partner für vermögende<br />
Privatkunden, Family Offices und dank deren unternehmerisch<br />
geprägten Kultur gerade auch für Unternehmer und<br />
Freiberufler.<br />
Maerki Baumann hat die Weichen für die Zukunft mit der<br />
Umsetzung ihres innovativen Geschäftsmodells bereits vor<br />
Jahren gestellt. Über die Zusammenarbeit mit verlässlichen<br />
Partnerunternehmen und dem damit verbundenen Fremdbezug<br />
standardisierter Dienstleistungen bleibt die Unabhängigkeit<br />
im Kerngeschäft, der individuellen Anlagebe -<br />
ratung und Vermögensverwaltung, gewahrt. Die überschaubare<br />
Unternehmensgrösse und der damit verbundene<br />
»Boutique-Gedanke« schaffen beste Voraussetzungen für<br />
per sön liche Kundenbetreuung. Die Bank baut dabei stark auf<br />
die Standortvorteile des Finanzplatzes Schweiz, die Werte<br />
des Familienunternehmens und die Erfahrung ihrer kompetenten<br />
Mitarbeiter. Mit ihrem besonnenen Marktauftritt<br />
hebt sich Maerki Baumann von ihren Mitbewerbern ab und<br />
gewinnt damit Sympathien bei Vermögenden, welche die<br />
feine zurückhaltende Art schätzen.<br />
Das anspruchsvolle Marktumfeld hat auch Maerki Baumann<br />
gezwungen, vorhandene Potenziale zur Kostensenkung und<br />
Effizienzsteigerung zu realisieren. Die Privatbank ist aber<br />
dabei ihren hohen Ansprüchen hinsichtlich Dienstleis tungs -<br />
qualität stets treu geblieben. Die sehr solide Eigenkapital -<br />
basis von Maerki Baumann (die Bank verfügt über mehr als<br />
das Doppelte der regulatorisch geforderten Eigenmittel)<br />
ermöglicht die Fortführung des kundenorientierten Geschäftsmodells<br />
in Unabhängigkeit. Zusammen mit der langfristigen<br />
Orientierung der Eigentümer schafft dies beste Voraussetzungen<br />
für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung.<br />
Denn als nicht-börsennotiertes Familienunternehmen<br />
braucht Maerki Baumann keine Risiken zur Generierung<br />
übertriebener Renditen ein -<br />
zugehen. Mit dem Verzicht<br />
auf eigene Produkte unterstreicht<br />
die Bank, dass sie es<br />
mit der Kundenorientierung<br />
ernst meint.<br />
Die innere Intelligenz des<br />
Bank hauses wird nicht nur<br />
bei der Strukturierung des<br />
Vermögens deutlich, sondern<br />
ist schon im Beratungsgespräch<br />
spürbar. Der Kunde<br />
wird ernst genommen und<br />
fühlt sich geborgen. Der Kundenberater nimmt sich aus -<br />
giebig Zeit, um mit dem Kunden ein nachhaltiges An -<br />
lagekonzept zu entwickeln und dieses bei Bedarf an die<br />
veränderten Bedürfnisse anzupassen. Alle möglichen Risiken<br />
und zukünftigen Entscheidungspunkte werden in einer<br />
erfreulichen Dialogarbeit konstruktiv diskutiert und berücksichtigt.<br />
Am Ende wird nicht nur der Vermögensverwaltungsvertrag<br />
offen durchgearbeitet, sondern – und das ist ein<br />
weiterer Qualitätsnachweis – auch das klare Reporting. Die<br />
Bedeutung der Transparenz bei Maerki Baumann spiegelt<br />
sich schliesslich auch in den speziell für deutsche Steuerzahler<br />
angelegten Erträgnisaufstellungen wieder. Darüber<br />
freut sich dann sogar das Finanzamt.<br />
❑<br />
Informationen zum Unternehmen<br />
Die Privatbank Maerki Baumann & Co. AG mit Sitz in<br />
Zürich und Geschäftsstelle in Lugano wurde 1932 gegründet.<br />
Sie konzentriert sich seit Generationen auf ihre<br />
Kernkompetenzen in der Anlageberatung und Ver -<br />
mögensverwaltung. Gegenüber den Wettbewerbern<br />
differenziert sich Maerki Baumann als nicht-börsen -<br />
notiertes Familienunternehmen, das keine unangemessenen<br />
Risiken zur Generierung übertriebener Renditen<br />
einzugehen braucht. Die auf Unabhängigkeit und<br />
Sicherheit bedachte Anlagephilosophie zeigt sich etwa im<br />
Verzicht auf eigene Produkte und in der sehr soliden<br />
Eigenkapitalbasis. Maerki Baumann verwaltet derzeit<br />
rund 5.5 Milliarden Euro an Kundenvermögen.<br />
64 ELITE REPORT extra
Interview mit Dr. Stephan A. Zwahlen, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Zwahlen,<br />
während Ihre Konkurrenz Trübsal bläst,<br />
strahlen Sie Zuversicht aus. Freuen Sie<br />
sich auf die Zukunft?<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen: Auf jeden Fall.<br />
Zwar bedeuten facettenreichere Kundenbedürfnisse<br />
und zunehmende Regulierungsintensität<br />
eine grosse unternehmerische<br />
Herausforderung. Doch<br />
unsere überschaubare Grösse verleiht<br />
uns die nötige Agilität, um rasch und<br />
pragmatisch auf veränderte Kundenerwartungen<br />
beziehungsweise neue Rahmenbedingungen<br />
reagieren zu können.<br />
Der intensive Wettbewerb zwischen<br />
den Banken und Vermögensverwaltern<br />
erfordert mehr denn je, sich gegenüber<br />
dem Kunden mit Leistung, Qualität und<br />
persönlichem Engagement zu profilieren.<br />
Angesichts unserer grossen Kundennähe,<br />
direkter Entscheidungswege<br />
sowie flexibler Anlagelösungen sehen<br />
wir für unsere Privatbank vielversprechende<br />
Zukunftsperspektiven.<br />
Kämpfen Sie im gegenwärtigen Umfeld<br />
nicht mit dem Problem der kritischen<br />
Grösse?<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen: Die zu neh -<br />
men de Komplexität in der Kunden -<br />
betreuung fordert uns als kleineres<br />
In s titut zweifelsohne. So schlägt sich<br />
etwa die Umsetzung regulatorischer<br />
Anforderungen oft in höheren Fixkos -<br />
ten nieder. Im Interesse unserer Kun -<br />
dinnen und Kunden beschränken wir<br />
uns allerdings seit Jahren auf Teile der<br />
Wertschöpfungskette, mit denen wir<br />
einen eigenen Mehrwert schaffen. Dazu<br />
zählt in erster Linie die Erbringung<br />
umfassender Dienstleistungen in der<br />
Anlage beratung und Vermögensverwaltung.<br />
In anlageverwandten Bereichen<br />
wie Vorsorge, Recht oder Steuern<br />
arbeiten wir mit erstklassigen Fachleuten<br />
zusammen. Gerne verschaffen<br />
wir bei Bedarf auch unseren Kunden<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen,<br />
stellvertretender Vorsitzender der<br />
Geschäftsleitung, Maerki Baumann & Co. AG<br />
Zugang zu diesem bewährten Spezia -<br />
lis ten netz werk.<br />
Wie würden Sie Ihre Kultur als Privatbank<br />
bester Schweizer Art beschreiben?<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen: Dank des Verzichts<br />
auf eine Börsennotierung sind<br />
wir in erster Linie unseren Kunden verpflichtet.<br />
Rechenschaftspflichtig sind<br />
wir nicht einem anonymen Publikums -<br />
aktionär oder der Analystengemeinde,<br />
»Wir sind in erster Linie unseren<br />
Kunden verpflichtet«<br />
sondern einzig unserem langfristig<br />
orientierten Eigentümer. Dieses hohe<br />
Mass an Unabhängigkeit erlaubt es uns,<br />
von gewissen Geschäftspraktiken bewusst<br />
abzusehen und Interessenkonflikte<br />
zu vermeiden. So orientieren wir<br />
unsere Anlagetätigkeit an der Leitmaxime<br />
«Sicherheit vor Rendite» und verzichten<br />
auf das Angebot eigener Produkte.<br />
Stattdessen konzentrieren wir<br />
uns auf die professionelle Selektion geeigneter<br />
Finanzprodukte im Markt, welche<br />
wir für unsere Kunden zu individuellen<br />
Anlagelösung zusammenfüh ren.<br />
Die beschriebene Kultur ist doch eigentlich<br />
bedroht; denn überall wird über Gebühren<br />
und andere Quellen der eigene<br />
Profit zu steigern gesucht.<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen: Selbstverständ -<br />
lich trachten auch wir nach einer ange -<br />
messenen Eigenkapitalrendite, mit der<br />
unsere Dienstleistungen abgegolten<br />
werden. Dies jedoch nicht um jeden<br />
Preis – und schon gar nicht zum Schaden<br />
unseres Kunden. Eine Vertrauensbasis<br />
mit dem Kunden verlangt nach<br />
einem offenen und fairen Umgang. Darunter<br />
verstehen wir volle Transparenz<br />
hinsichtlich der von uns erbrachten<br />
Wertschöpfung sowie der <strong>vom</strong> Kunden<br />
zu tragenden Kosten. Dementsprech end<br />
verstehen wir uns nicht als Ver triebs -<br />
organisation mit einseitiger Renditeorientierung,<br />
sondern als aufrichtigen und<br />
verantwortungsvollen Dienstleister.<br />
Warum ist Ihre Privatbank an deutschen<br />
Vermögen interessiert?<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen: Das Geschäft<br />
mit deutscher Kundschaft hat bei<br />
Maerki Baumann seit Jahrzehnten Tra -<br />
dition. Es stellt – neben dem Schweizer<br />
Geschäft, welches rund Zweidrittel der<br />
verwalteten Kundenvermögen ausmacht<br />
– den wichtigsten Ertragspfeiler<br />
unserer Bank dar. Wir sind mit den<br />
anlageseitigen, rechtlichen und steuerlichen<br />
Gegebenheiten in Deutschland<br />
bestens vertraut und pflegen ausgezeichnete<br />
Kontakte. Schon seit Jahren<br />
zählt übrigens die professionelle<br />
Verwaltung deklarierter deutscher Kun -<br />
denvermögen zu unseren Kern kom pe -<br />
ten zen. Die Zufriedenheit unserer Kunden<br />
bestärkt uns darin, am Geschäft<br />
mit deutscher Kundschaft überzeugt<br />
festzuhalten und ist gleichzeitig die<br />
schönste Bestätigung für unsere Arbeit.<br />
Wir danken Ihnen für dieses Gespräch!<br />
Maerki Baumann & Co. AG –<br />
Privatbank<br />
Hauptsitz Zürich<br />
Dreikönigstrasse 6<br />
CH-8002 Zürich<br />
Tel. +41(0)44/286 25 25<br />
Geschäftsstelle Lugano<br />
Contrada di Sassello 2<br />
CH-6900 Lugano<br />
Tel. +41(0)91/922 <strong>26</strong> 21<br />
info@maerki-baumann.ch<br />
www.maerki-baumann.ch<br />
ELITE REPORT extra<br />
65
Centrum Bank:<br />
Das Beratungszentrum<br />
für internationale Familien<br />
Giovanni Leonardo, CFA<br />
Chief Investment Officer, Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der Centrum Bank<br />
Expertenwissen für komplexe Aufgaben<br />
Elite Report extra: Herr Dr. Marxer, die<br />
Centrum Bank gehört zu den wenigen Pri -<br />
vatbanken, die vollständig im Eigentum<br />
der Gründerfamilie stehen. Was spricht<br />
dafür, Kunde Ihrer Bank zu werden?<br />
Florian Marxer: Geld bei einer Bank<br />
anzulegen ist immer eine Frage des Vertrauens.<br />
Wir möchten unseren Kunden<br />
einen sehr persönlichen Service und<br />
Dienstleistungen auf höchstem Niveau<br />
erbringen. Ein Grossteil unseres Fami -<br />
lienvermögens ist in der Centrum Bank<br />
investiert. Wir sind nicht an kurzfris -<br />
tiger Gewinnmaximierung interessiert,<br />
sondern denken langfristig, wie dies in<br />
den meisten Familienunternehmen<br />
der Fall ist. Mein Vater, der mir vor drei<br />
Jahren das Verwaltungsratspräsidium<br />
übergab, hat dies immer vorgelebt. Diese<br />
Stabilität und Kontinuität, verbunden<br />
mit einer guten Kapitalausstattung, ist<br />
durchaus ein Vorteil, gerade in der<br />
heu tigen Zeit. Zudem sind wir bestrebt,<br />
Interessenkonflikte zu minimieren. Wir<br />
legen keine eigenen Produkte wie etwa<br />
Fonds auf, die wir in unsere Kundenportefeuilles<br />
geben, um doppelt zu verdienen.<br />
So haben wir eine grösstmög -<br />
liche Unabhängigkeit bei der Auswahl<br />
der am Markt verfügbaren Anlagen. Und<br />
momentan investieren wir erhebliche<br />
Vermögenswerte in die Optimierung<br />
und Modernisierung unseres Anlagepro -<br />
zesses. Hier kommt Giovanni Leonar do,<br />
unserem neuen Chief Investment Officer,<br />
eine ganz besondere Bedeutung zu.<br />
Herr Leonardo, was charakterisiert den<br />
Anlageprozess bei der Centrum Bank?<br />
Giovanni Leonardo: Wir basieren unsere<br />
Anlageentscheidungen und Empfehlungen<br />
auf der Symbiose von jüngsten<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen und<br />
der langjährigen Erfahrung unserer<br />
Anlageexperten. Im Grunde genommen<br />
geben wir unseren Kunden Zugang zu<br />
den Erkenntnissen grosser institutioneller<br />
Anleger. Pensionskassen und Stiftungen<br />
haben in den letzten Jahren die<br />
Methoden der Vermögensallokation<br />
mittels quantitativer Modelle optimiert<br />
und erreichen dadurch ein stabileres<br />
Resultat. Das Ziel einer risikoadäquaten<br />
und nachhaltigen Performance wird<br />
mittels massgeschneiderten Anlage -<br />
lösungen und Anlageempfehlungen für<br />
unsere Kunden erreicht. Denn so wie<br />
jeder Mensch anders ist, so sind auch<br />
seine Bedürfnisse und damit die für<br />
Dr. Florian Marxer, LL.M.<br />
Präsident des Verwaltungsrats der Centrum Bank,<br />
Partner bei Marxer & Partner Rechtsanwälte<br />
ihn passende Vermögensallokation verschieden.<br />
Was meinen Sie unter »verschiedene Bedürfnisse«?<br />
Jeder Kunde will doch sein<br />
Kapital vermehren.<br />
Giovanni Leonardo: Das ist schon richtig:<br />
Jeder von uns will sein Kapital<br />
ver meh ren, doch muss Rendite immer<br />
risi koadjustiert betrachtet werden. Jeder<br />
Mensch hat seine ganz individuelle<br />
Ri si kofähigkeit und Risikotoleranz.<br />
Risikofähigkeit sagt objektiv aus, in<br />
welch em Ausmass ein Kunde Verluste<br />
erleiden kann, ohne dass er seinen<br />
Lebensstil verändern muss. Risikoto -<br />
leranz be deutet die subjektive Unzufriedenheitsschwelle<br />
bei Vermögensverlusten.<br />
Diese beiden Werte liegen oft<br />
nicht beieinander. Um die richtigen Anlageentscheide<br />
oder -empfehlungen für<br />
den Kunden vornehmen zu können, gilt<br />
es, diese beiden Eckwerte genau zu er-<br />
66 ELITE REPORT extra
mitteln. Damit wir dies bestmöglich tun<br />
können, arbeiten wir in diesem Bereich<br />
mit Spezialisten aus dem Behavioural<br />
Finance zusammen. Es reicht einfach<br />
nicht aus, den Kunden einen Fragebogen<br />
ausfüllen zu lassen und ihn dann in<br />
eine von vier, fünf Risikokategorien zu<br />
pressen. Zudem verändert sich die Risikofähigkeit<br />
und -toleranz eines jeden<br />
Menschen über sein Leben hinweg.<br />
Inwiefern?<br />
Giovanni Leonardo: Es wird Sie sicher<br />
nicht überraschen, dass ein Rentner<br />
meist andere Ziele und Bedürfnisse hat<br />
als ein junger Familienvater. Für einen<br />
Rentner steht oft die Frage im Vordergrund,<br />
wie er sein Vermögen sichern<br />
und bestmöglich an die nächste Generation<br />
übertragen kann, während der<br />
junge Familienvater sich eher mit Fragen<br />
des Vermögensaufbaus beschäf -<br />
tigen wird. Aber es gibt natürlich auch<br />
ganz konträre Fälle: Jeder Kunde ist<br />
individuell.<br />
Der Begriff »Risiko« hat einen fahlen<br />
Beigeschmack.<br />
Giovanni Leonardo: Nun, Risiko bedeutet<br />
nicht Verlust, sondern die Chance<br />
auf einen Gewinn oder Verlust. Wir<br />
arbeiten in unserer Vermögensverwaltung<br />
mit den modernsten wissenschaft -<br />
lich fundierten Methoden, um mittels<br />
Risikomanagement die Wahrscheinlich -<br />
keit eines Erfolgs/Gewinns zu erhöhen.<br />
Ganz ohne Risiko können keine Ren -<br />
diten erwirtschaftet werden. Dieser<br />
Grundsatz gilt heute noch mehr als<br />
früher, als die Zinsen noch viel höher<br />
waren. Als Privatbank im Familienbesitz<br />
wollen wir für unsere Kunden nicht<br />
hohe Risiken eingehen, sondern vielmehr<br />
den Risikomix verbessern, um<br />
stabilere Renditen zu erwirtschaften.<br />
In Zeiten der grossen geopolitischen<br />
Verwerfungen und den damit einher -<br />
gehenden Krisen geht es uns nicht darum,<br />
Risiken zu erhöhen, sondern diese<br />
bestmöglich zu diversifizieren.<br />
Und wie gehen Sie vor?<br />
Giovanni Leonardo: Klassische Inves ti -<br />
tionsempfehlungen werden meist aufgrund<br />
persönlicher Erfahrung anhand<br />
traditioneller Muster und Erinnerungen<br />
vorgenommen. Dies, obwohl wir heute<br />
wissen, dass Menschen in Vermögensfragen<br />
meist zu emotional und intuitiv<br />
entscheiden. Komplexe Zusammen hän -<br />
ge werden simplifiziert, die Weiten des<br />
Anlageuniversums nicht hinreich end<br />
berücksichtigt. Nur die optimale Verbin -<br />
dung von intelligenten, vorausschauenden<br />
Mitarbeitern in einem erfolgreichen<br />
Team und von modernen, innovativen<br />
quantitativen Ansätzen kann genau diese<br />
Probleme entschärfen und den Anlageerfolg<br />
verbessern. Und dann haben<br />
viele Kunden Bedürfnisse, die über die<br />
übliche Anlageberatung und Vermögensverwaltung<br />
hinaus gehen.<br />
Was bedeutet das konkret, Herr Marxer?<br />
Florian Marxer: Unsere Erfahrung aus<br />
Kundengesprächen zeigt, dass immer<br />
wieder ein Bedürfnis nach Unterstützung<br />
bei Nachlassregelungen oder einer<br />
Strukturierung des Familienvermögens<br />
besteht. Bei einem Generationenwechsel<br />
möchte der Inhaber eines Familienunternehmens<br />
beispielsweise sicherstel -<br />
len, dass seine Kinder finanziell gleichbehandelt<br />
werden, dass aber die Unternehmensanteile<br />
gebündelt werden. Je<br />
nach Fallkonstellation können dafür<br />
liechtensteinische Unternehmensträger -<br />
stiftungen geeignet sein. Gerade vermögende<br />
Familien sind zudem oft mals sehr<br />
international: Familien mit glieder wohnen<br />
in verschiedenen Ländern und<br />
haben Vermögen in einer Vielzahl an<br />
Jurisdiktionen. Dies zieht erheb lichen<br />
rechtlichen und steuerlichen Beratungs -<br />
bedarf nach sich. Als Bank können wir<br />
solche Dienstleistungen nicht selbst<br />
anbieten, wohl aber können wir auf<br />
unsere Unternehmensgruppe zurück -<br />
greifen, die seit 1925 besteht, als mein<br />
Gross vater eine Anwaltskanzlei eröffnete.<br />
Gerade bei der Vermögensstrukturierung<br />
für internationale Fa mi lien haben<br />
wir uns im Laufe der Jahrzehnte ein erhebliches<br />
Know-how an ge eignet und<br />
auch in Deutschland ein grosses Netz<br />
an Ko operationspartnern – Anwälten,<br />
Steuerberatern, Wirt schafts prüfern –<br />
auf gebaut. Davon profitiert auch die<br />
Centrum Bank.<br />
Herr Dr. Marxer, Herr Leonardo, wir danken<br />
Ihnen für diese Ausführungen.<br />
Centrum Bank AG<br />
Kirchstrasse 3, FL-9490 Vaduz<br />
Tel.: +423 238 38 38<br />
Centrum Bank (Schweiz) AG<br />
Bellerivestrasse 42, CH-8034 Zürich<br />
Tel.: +41(0)44/233 3111<br />
www.centrumbank.com<br />
Sitz der Centrum Bank AG in Vaduz<br />
Sitz der Centrum Bank (Schweiz) AG in Zürich<br />
ELITE REPORT extra<br />
67
LGT Group:<br />
»Unsere Eigentümerstruktur ermöglicht es<br />
uns, in Generationen zu denken«<br />
Im Interview mit dem Elite Report erläutert<br />
S.D. Prinz Max von und zu Liechtenstein,<br />
CEO der LGT Group, die Besonderheiten<br />
einer familiengeführten Privatbank.<br />
Elite Report extra: Durchlaucht, die LGT<br />
gehört seit über 80 Jahren der Fürstenfamilie<br />
von Liechtenstein. Was ist das<br />
Spezielle an dieser Konstellation?<br />
S. D. Prinz Max von und zu Liechtenstein:<br />
Die LGT ist eine inhabergeführte<br />
Privatbank im traditionellen Sinn, wie<br />
es sie heute kaum mehr gibt. Unsere Eigentümerstruktur<br />
ermöglicht es uns, in<br />
Generationen zu denken. Dadurch planen,<br />
wirtschaften und handeln wir ausgesprochen<br />
langfristig. Bei einem börsennotierten<br />
Unternehmen, das alle<br />
drei Monate den Finanzmärkten Rechenschaft<br />
ablegen und laufend bessere<br />
Resultate vorweisen muss, ist die Versuchung<br />
gross, Gewinne kurzfristig zu<br />
maximieren und die Strategie immer<br />
wieder umzustellen. Das geht natürlich<br />
auf Kosten einer nachhaltigen Entwicklung.<br />
S. D. Prinz Max von und zu Liechtenstein,<br />
CEO der LGT Group<br />
Welchen Vorteil haben Ihre Kunden<br />
davon?<br />
Prinz Max: Zum einen profitieren unsere<br />
Kunden von der Stabilität, die diese<br />
Struktur bedingt: Stabilität, was das<br />
Institut und seine Geschäftstätigkeit im<br />
Allgemeinen anbelangt. Dadurch wissen<br />
die Kunden ihr Geld in sicheren<br />
Händen. Und auch Stabilität hinsichtlich<br />
des Managements und der Berater<br />
– denn unsere langfristige Unternehmensstruktur<br />
zieht grundsätzlich eher<br />
Mitarbeitende an, die loyal sind und<br />
selbst eine langfristige Perspektive<br />
suchen. Und welcher Kunde möchte<br />
schon gerne bei jedem Gespräch einem<br />
anderen Berater gegenübersitzen? Zum<br />
anderen sind viele unserer Kunden<br />
selbst Familienunternehmer. Wir können<br />
also von Unternehmer zu Unternehmer<br />
und von Familie zu Familie<br />
sprechen. Das gibt es im Private Banking<br />
nur noch ganz selten.<br />
Als eine von wenigen Privatbanken sind<br />
Sie auch stark international ausgerichtet.<br />
Was spricht für diese globale Positionierung?<br />
Prinz Max: Wir haben schon früh entschieden,<br />
uns breit aufzustellen, um<br />
nicht von einer bestimmten Region abhängig<br />
zu sein und um unseren Kunden<br />
Zugang zu den weltweit besten Investment<br />
Managern bieten zu können.<br />
Neben Österreich, Liechtenstein und<br />
der Schweiz haben wir daher auch in<br />
Hongkong, Singapur und Dubai eine<br />
starke Präsenz vor Ort.<br />
Ihre Familie ist selbst Kunde der Bank<br />
und lässt einen substanziellen Anteil des<br />
Anlagevermögens von der LGT verwalten.<br />
Welche Grundsätze gelten bei der<br />
Verwaltung Ihres Familienvermögens?<br />
Prinz Max: Als Anleger weiss unsere<br />
Familie, dass man Risiken eingehen<br />
muss, um vernünftige Renditen zu erzielen.<br />
Aber wir versuchen, die Risiken<br />
systematisch zu diversifizieren und diese<br />
überlegt einzugehen. Mit einem Teil<br />
des Vermögens probieren wir neue<br />
Sachen aus. Wenn diese erfolgreich<br />
sind, machen wir sie auch unseren<br />
Kunden zugänglich – wie zum Beispiel<br />
die Fürstliche Strategie. Ausserdem<br />
sind wir davon überzeugt, dass man ein<br />
Vermögen nur bewahren und lang -<br />
fristig vermehren kann, wenn man es<br />
global investiert und es auf möglichst<br />
viele Anlageklassen verteilt. Bei der Verwaltung<br />
unseres Familienvermögens<br />
war es uns zudem wichtig, einen subs -<br />
tanziellen Teil des Geldes in alternative<br />
Anlageklassen wie Private Equity und<br />
Hedge Funds zu legen. Nach diesem<br />
Grundsatz haben unsere Experten die<br />
Fürstliche Strategie aufgesetzt und so<br />
sieht sie bis heute aus.<br />
Alternative Anlagen gewinnen an Bedeutung<br />
Die Fürstliche Strategie der LGT investiert einen Teil des Geldes<br />
in alternative Anlageklassen. Diese gewinnen für Anleger<br />
weltweit immer mehr an Bedeutung. Eine aktuelle Studie der<br />
Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers<br />
(PwC) zur Zukunft des Asset Management<br />
zeigt, dass Investoren künftig vermehrt massgeschneiderte<br />
Lösungen suchen, die die Chance beinhalten, Mehrwert zu<br />
generieren und zugleich das Risiko im Portfolio zu kontrollieren.<br />
Bis zum Jahr 2020 soll der Anteil von alternativen Anlagen<br />
demnach stark ansteigen. Die LGT Capital Partners hat<br />
sich in den vergangenen Jahren als führender Anbieter von<br />
Lösungen für alternative Anlageklassen wie Private Equity,<br />
Hedge Funds und Insurance-Linked-Securities etabliert. An<br />
weltweit acht Niederlassungen mit insgesamt 300 Mitarbeitenden<br />
werden aktuell rund 45 Milliarden US-Dollar in solchen<br />
Lösungen verwaltet. Dank ihres globalen Netzwerks von<br />
Anlagemanagern haben die Kunden der LGT Zugang zu Anlagemöglichkeiten,<br />
die neuen Investoren oft nicht direkt zugänglich<br />
sind. Im Jahr 2013 wurde LGT Capital Partners bei<br />
den dritten »Awards for Excellence in Institutional Hedge<br />
Fund Management« der renommierten Wirtschaftszeitung<br />
Financial News zum »Best Fund of Hedge Funds Manager<br />
2013« gewählt.<br />
68 ELITE REPORT extra
Die Fürstliche Strategie ist das Flaggschiff der LGT<br />
Auf hohem Niveau ist auch die Expertise<br />
in der Asset Allokation – das Flaggschiff<br />
der LGT in diesem Bereich ist die<br />
Fürstliche Strategie. Was ist das Besondere<br />
daran?<br />
Dr. Florian Dürselen: Einzigartig ist die<br />
Konstellation, dass unsere Eigentümerfamilie<br />
einen substanziellen Anteil ihres<br />
Anlagevermögens nach diesem Ansatz<br />
investiert hat. Ihren Kunden bietet<br />
die LGT die Möglichkeit, Vermögenswerte<br />
nach der gleichen Strategie anzulegen.<br />
Sie haben damit Zugang zu<br />
einem Anlageuniversum, der Privatkunden<br />
in der Regel verwehrt bleibt.<br />
Ausserdem gibt es den Kunden mehr<br />
Sicherheit, dass ihre Interessen und die<br />
Interessen der Eigentümer der Bank<br />
übereinstimmen.<br />
Dr. Florian Dürselen, Geschäftsleitungsmitglied<br />
der LGT Bank (Schweiz) AG<br />
Herr Dr. Dürselen, warum ist die LGT Bank<br />
für Anleger aus Deutschland interessant?<br />
Dr. Florian Dürselen: Bedeutende Vermögen<br />
müssen gut diversifiziert sein,<br />
auch regional. Viele Vermögende wollen<br />
aus diesem Grund ihr Geld auch im<br />
Ausland anlegen. Die LGT Bank verfügt<br />
als internationale Privatbank über eine<br />
langjährige Erfahrung in der Betreuung<br />
vermögender Privatkunden und komplexer<br />
Familienvermögen und hat ihre<br />
Dienstleistungen auf die Bedürfnisse<br />
dieser Zielklientel zugeschnitten.<br />
Was spricht dabei gerade für Liechtenstein<br />
oder die Schweiz?<br />
Dr. Florian Dürselen: Die Schweiz und<br />
Liechtenstein sind für einen internationalen<br />
Anleger ein sicherer Hafen. Beide<br />
Länder verfügen mit dem Schweizer<br />
Franken über eine stabile Währung und<br />
zeichnen sich durch eine hohe politische<br />
und wirtschaftliche Stabilität aus.<br />
Das wird immer wichtiger. Länder wie<br />
Liechtenstein oder die Schweiz haben<br />
daher eine gute Ausgangslage. Ausserdem<br />
ist die Kompetenz und das Knowhow<br />
in der Vermögensverwaltung hierzulande<br />
auf einem sehr hohen Niveau.<br />
Herr Schubert, Sie sind bei der LGT Bank<br />
AG verantwortlich für das Privatkundengeschäft.<br />
Worauf legen Ihre Kunden in<br />
der Beratung besonderen Wert?<br />
Roland Schubert: Die Anforderungen<br />
an die Beratung haben sich in den letzten<br />
Jahren sehr verändert. Kunden<br />
wünschen heute eine viel intensivere<br />
Interaktion mit ihrem Berater und wollen<br />
Zusammenhänge sowie Risiken ihrer<br />
Vermögensanlage besser verstehen.<br />
Sie legen einen höheren Wert auf Transparenz<br />
und Nachvollziehbarkeit. Der<br />
Dialog mit einem erfahrenen Berater,<br />
der die Bedürfnisse der Kunden erfragt<br />
und richtig einordnet, über die tatsächlichen<br />
Risiken und Erfolgschancen aufklärt,<br />
ohne dabei in Fachausdrücke zu<br />
verfallen, ist ein besonderer Wert für<br />
unsere Kunden.<br />
Was ist das Besondere am Beratungsansatz<br />
der LGT?<br />
Roland Schubert: Zu Beginn einer Kundenbeziehung<br />
steht bei uns eine umfassende<br />
Analysephase und ein ausführlicher<br />
Dialog. Es geht darum, die<br />
Erwartungen, Risikobereitschaft und<br />
-einschätzung sowie die strategischen<br />
Ziele des Kunden zu verstehen. Alle Berater<br />
der LGT sind hierauf speziell geschult.<br />
Erst wenn wir die Bedürfnisse<br />
und Ziele des Kunden verstehen, erarbeiten<br />
wir eine für ihn passende Lösung.<br />
Besonders geschätzt wird von unseren<br />
Kunden der direkte Austausch<br />
und die Möglichkeit der intensiven<br />
Erörterung seiner Fragen mit Fachspezialisten.<br />
Roland Schubert, Geschäftsleitungsmitglied<br />
der LGT Bank AG, Vaduz<br />
Welche Anlagestrategien empfehlen Sie<br />
Ihren Kunden derzeit?<br />
Roland Schubert: Beim Erarbeiten einer<br />
individuellen Anlagestrategie denken<br />
wir in Szenarien und versuchen für unsere<br />
Kunden ein möglichst robustes<br />
Portfolio zusammenzustellen, das gegen<br />
verschiedene mögliche künftige<br />
Ereignisse gesichert ist. Dabei berücksichtigen<br />
wir die persönlichen Einschätzungen<br />
des Kunden – zum Beispiel<br />
ob er mit einer Inflation oder einer<br />
Deflation rechnet. In sogenannten<br />
»Strategiegesprächen« besprechen wir<br />
regelmässig die Vermögensstruktur auf<br />
möglichen Anpassungsbedarf hinsichtlich<br />
Asset Allokation und Auswahl<br />
der Manager.<br />
Durchlaucht, meine Herren, wir danken<br />
Ihnen für das Gespräch!<br />
Die LGT Group ist ein international tätiges,<br />
in Liechtenstein domiziliertes Private<br />
Banking und Asset Management<br />
Haus. Das Unternehmen ist seit über<br />
achtzig Jahren im Besitz des Fürstenhauses<br />
von Liechtenstein. Mit rund<br />
1900 Mitarbeitenden ist die LGT Group<br />
an mehr als 20 Standorten in Europa,<br />
Asien und dem Mittleren Osten präsent.<br />
Per 31. Dezember 2013 verwaltete die<br />
LGT Group Vermögenswerte von CHF<br />
110.7 Milliarden (USD 124.5 Milliarden).<br />
www.lgt.com<br />
LGT Bank AG<br />
Herrengasse 12, FL-9490 Vaduz<br />
Tel.: +423/2351122<br />
LGT Bank (Schweiz) AG<br />
Glärnischstrasse 36, CH-8022 Zürich<br />
Tel.: +41(0)44 / 250 8181<br />
www.lgt.com<br />
ELITE REPORT extra<br />
69
Lorbeer<br />
für die Besten<br />
Die Elite der Vermögensverwalter <strong>2014</strong><br />
»Gute Leistungen, Kompetenz und Kundenorientierung sind<br />
der Humus für gut funktionierende Finanzen und fördern den<br />
Wettbewerb.« Darauf wies der Baye rische Wirtschaftsstaatssekretär<br />
Franz Josef Pschierer hin und zeichnete die besten<br />
Dienstleister in der Münchner Residenz aus.<br />
Es gibt sie, die zuverlässigen Vermögensverwalter. Der Elite<br />
Re port hat sie nach langen Test- und Bewertungsanalysen<br />
heraus gefiltert und sie als Po sitiv liste veröffentlicht. Sie<br />
wur den beim Kon vent ge ehrt und ausgezeichnet. Die Fotos<br />
vermitteln Im pres sionen von der Veranstaltung – dem<br />
Branchen ereignis des Jahres – mit 200 Teilnehmern aus<br />
Deutsch land, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und<br />
Luxemburg. Der Freistaat Bayern lädt die Elite der Ver mö -<br />
gensverwalter im Rahmen seiner Finanzplatz-Initiative<br />
alljährlich zu einem Staatsempfang in den Max-Joseph-<br />
Saal der Münchner Residenz ein.<br />
❒<br />
(Alle Bildreihen immer v.l.n.r.) Artur Klauser, Dr. Johannes Hefel und Alfred Pfeiffer, Hypo Vorarlberg; Hans-Otto Trümper, Grossbötzl, Schmitz & Partner;<br />
Friedrich Huber, Christian Fischl und Michael Reuss, Huber, Reuss & Kollegen; Dr. Jens Ehrhardt, DJE Kapital AG<br />
Roland Mandl, Bankhaus Metzler; Dr. Reiner Krieglmeier und Gerlinde Maria Englbrecht, Bankhaus Herzogpark; Johannes Gomig, Bankhaus Jungholz;<br />
Manfred Köstlmeier, HypoVereinsbank Unicredit Group und Thomas Diller, Value-Holdings Vermögensmanagement GmbH<br />
Uwe Fischer, Markus Ifmair und Dr. Martin Fritz, Fürst Fugger Privatbank KG; Erich Ortner, Raiffeisenverband Salzburg; Roland Rota, Wergen & Partner mit<br />
Dr. Stephan A. Zwahlen und Fritz Zwicky, Maerki Baumann & Co. AG; Markus Rister, IBB -Internationales Bankhaus Bodensee AG<br />
Anton Vetter, BV & P Vermögen AG; Manfred Mühlheim, Tobias Haspel und Bernhard Kohnle, Südwestbank AG; Dr. Hubert-Ralph Schmitt, Bank Schilling;<br />
Richard Manger und Uwe Seeberger, DZ-Privatbank S.A.<br />
70<br />
ELITE REPORT extra
Zu guter Letzt<br />
(v.l.n.r.) Björn H. Robens, BHF-BANK, Manfred Wergen, Wergen & Partner, Jörg Ludewig, Haspa,<br />
Andreas Ott, Bremer Landesbank, Daniela Lohner Ammann, Centrum Bank, Dr. Hans-Walter Peters,<br />
Berenberg, Franz Witt-Dörring, Schoellerbank und Staatssekretär Franz Josef Pschierer<br />
Franz Josef Pschierer,<br />
Staatssekretär im Bayerischen<br />
Staatsministerium für Wirtschaft<br />
und Medien, Energie<br />
und Technologie<br />
Rainer Wörz und Willi Heigl, Merck Finck & Co; Klaus Siegers und Robert Heiduck, Weberbank mit<br />
Hans-Kaspar v. Schönfels, Chefredakteur Elite Report<br />
Marco Herrmann, Fiduka und die Sonderpreisträger Christian Hammes, Do Investment und Maximilian Prinz<br />
zu Sayn-Wittgenstein, 1st Capital Group; Jörg Laser und Prof. Dr. Laurenz Czempiel, Donner & Reuschel<br />
(v.l.n.r.) Gerhard Hamel, Dr. Petra Stieger und Patrick Schuchter, Volksbank Vorarlberg; Franz Mader,<br />
Bethmann Bank, Oliver Plaack, HSBC<br />
Michael Stegmüller, Performance IMC und Dr. Florian Dürselen, LGT Bank AG; Joachim Paul Schäfer,<br />
Erika Greimel, Jasminka Ilijeva und Ralf Borgsmüller, PSM Vermögensverwaltung<br />
Andreas Pichler und Stefan Freytag, Deutsche Oppenheim Family Office AG; Re v. Schönfels, Elite Report<br />
Redaktion und Ulrich Lingenthal, BHF-BANK AG<br />
Der Freistaat Bayern und insbesondere der<br />
Großraum München zählen zu den bedeutendsten<br />
Finanzplätzen Europas. Dies gilt für<br />
alle Bereiche der Finanzwirtschaft – für klassische<br />
Bank- und Versicherungsgeschäfte<br />
ebenso wie für Vermögensverwaltungsaktivitäten,<br />
Risikokapitalfinanzierungen oder<br />
Leasing- und Factoring-Lösungen.<br />
Dabei ist der Finanzplatz München über die<br />
gesamte Branche hinweg sowohl in der Breite<br />
als auch in der Spitze äußerst gut aufgestellt.<br />
Dies zeigt sich auch daran, dass viele herausragende<br />
Unternehmen des Finanzsektors<br />
ihren Hauptsitz in München und in Bayern<br />
haben.<br />
Sie alle repräsentieren einen Wirtschaftszweig,<br />
der nach wie vor zu den führenden<br />
Wachstumslokomotiven Bayerns zählt. Gerade<br />
auch in puncto Vermögensverwaltung<br />
gehen von München erhebliche Impulse aus.<br />
Das hohe Niveau ist unter anderem auf die<br />
Innovationskraft der in Bayern ansässigen<br />
Vermögensverwalter zurückzuführen. Ihnen<br />
gelingt es, Trends schnell zu erkennen beziehungsweise<br />
zu kreieren und bedarfsgerechte<br />
neue Produkte zu entwickeln, die Maßstäbe<br />
setzen. Dementsprechend stammten zum<br />
Beispiel auch der erste offene Immobilienfonds<br />
und der erste Geldmarktfonds Deutschlands<br />
aus München. Die hohe Qualität der<br />
am Finanzplatz München arbeitenden Vermögensverwalter<br />
zeigt sich auch in der Tatsache,<br />
dass viele von bayerischen Unternehmen<br />
gemanagte Fonds in den einschlägigen<br />
Performance-Bewertungen sehr gut abschneiden.<br />
Darauf vertrauen sowohl branchenfremde<br />
private und institutionelle Anleger<br />
als auch viele Fi nanzunternehmen selbst.<br />
Franz Josef Pschierer
Der seit 2004 jährlich erscheinende Elite Report wird unter dem Titel »Die Elite<br />
der Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum <strong>2014</strong>« in Kooperation mit<br />
dem »Handelsblatt« herausgegeben. Der Elite Report liefert die Details des Tests,<br />
die Adressen und Portraits der zu verlässigsten Vermögensverwalter im deutschsprachigen<br />
Raum sowie zahlreiche Beiträge als wertvolle Orientierungshilfe und<br />
Ratgeber rund um das Thema Vermögen und dessen Verwaltung.<br />
»Die Elite der Vermögensverwalter<br />
im deutschsprachigen Raum <strong>2014</strong>«<br />
Umfang: 144 Seiten, broschiert. Preis: 39,80 Euro –<br />
inklusive Porto, Verpackung und Mehrwertsteuer;<br />
Auslandsporto wird extra berechnet – Abonnenten<br />
des Handelsblatts erhalten 10 Euro Rabatt<br />
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