Stille Nacht? Heilige Nacht! - Stammtischgespräche in Bethlehem
Stille Nacht? Heilige Nacht! - Stammtischgespräche in Bethlehem
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<strong>Stille</strong> <strong>Nacht</strong>? <strong>Heilige</strong> <strong>Nacht</strong>! - Stammtischgespräche <strong>in</strong> <strong>Bethlehem</strong><br />
Wittlaerer Krippenspiel 2010<br />
von Sascha Flüchter<br />
Szene 1: Alles voll!<br />
Am Stammtisch der Wirtsleute von <strong>Bethlehem</strong>.<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 1:<br />
Zum Wohl, Wirtshauskollegen. Auf die Volkszählung!<br />
Auf die Volkszählung.<br />
Und die guten Geschäfte. So viel hab ich seit Jahren nicht mehr <strong>in</strong> so<br />
kurzer Zeit verdient. Man muss dem Kaiser dankbar se<strong>in</strong>, er kann<br />
e<strong>in</strong>em glatt sympathisch werden. (hebt se<strong>in</strong> Glas) Auf den Kaiser!<br />
So weit würde ich jetzt nicht gehen, Ruben. Aber es stimmt schon.<br />
Das war e<strong>in</strong> super Geschäft. Aber auch e<strong>in</strong>e Menge Arbeit.<br />
Wohl wahr. Ich wusste zwischenzeitlich nicht mehr wo mir der Kopf<br />
steht. Alle kamen gleichzeitig und wollten Zimmer haben.<br />
Ich hab viele Zimmer schon doppelt belegt und es hat immer noch<br />
nicht gereicht. Ständig musste ich Gäste abweisen.<br />
G<strong>in</strong>g mir genauso. Und bei manchen hat es mir wirklich leid getan.<br />
Ja? Warum? Voll ist voll. Da kann man halt nichts machen. Ich hab<br />
da ke<strong>in</strong> Problem mit.<br />
Ich eigentlich auch nicht. Aber da war e<strong>in</strong> junges Pärchen. Sie war<br />
schwanger, kurz vor der Geburt. Die waren mit ihren Kräften total<br />
am Ende. Die konnte ich e<strong>in</strong>fach nicht weiterschicken...<br />
In <strong>Bethlehem</strong>, vor dem Wirtshaus von Wirt 3:<br />
Josef:<br />
Maria:<br />
Josef:<br />
Wir haben es geschafft, Maria. Das s<strong>in</strong>d die ersten Häuser von<br />
<strong>Bethlehem</strong>.<br />
(stöhnt) Endlich. Ich kann nicht mehr. Und unser K<strong>in</strong>d wird nicht<br />
mehr lange auf sich warten lassen... (verzieht vor Schmerzen das<br />
Gesicht)<br />
Dann lass uns schnell e<strong>in</strong>e Unterkunft suchen. Wir versuchen es<br />
beim Wirtshaus da vorne.<br />
Josef klopft an, Wirt 3 öffnet.
Josef:<br />
Wirt 3:<br />
Josef:<br />
Wirt 3:<br />
Josef:<br />
Wirt 3:<br />
Maria:<br />
Josef:<br />
Guten Abend, me<strong>in</strong> Herr. Wir s<strong>in</strong>d wegen der Volkszählung hier und<br />
suchen e<strong>in</strong> Zimmer für die <strong>Nacht</strong>.<br />
Das tut mir leid. Ich b<strong>in</strong> schon seit Monaten ausgebucht. Die<br />
Volkszählung, sie wissen ja.<br />
(enttäuscht) Das hatte ich schon fast befürchtet. Haben Sie vielleicht<br />
e<strong>in</strong>en Tipp für uns, wo noch e<strong>in</strong> Zimmer zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong> könnte?<br />
Das ist aussichtslos, junger Mann. Ich kenne alle Wirte <strong>in</strong> der Stadt<br />
von unserem Stammtisch. Die s<strong>in</strong>d alle ausgebucht. (denkt nach)<br />
Außer Ruben vielleicht. Der hat das teuerste Wirtshaus hier. Und<br />
weil nur selten richtig reiche und vornehme Leute nach <strong>Bethlehem</strong><br />
kommen, hat er vielleicht noch etwas frei. Aber das ist dann (er<br />
mustert Maria und Josef) ganz schön teuer...<br />
Danke schön. Das werden wir versuchen. Wo f<strong>in</strong>den wir denn<br />
Rubens Gasthaus?<br />
E<strong>in</strong>fach die Straße runter und da h<strong>in</strong>ten l<strong>in</strong>ks. Ist nicht zu verfehlen.<br />
Viel Glück!<br />
Danke schön. Das werden wir wohl brauchen.<br />
Komm, Maria. Wir haben bestimmt Glück.<br />
Sie gehen die Straße h<strong>in</strong>unter und klopfen bei Wirt 2 an.<br />
Wirt 2:<br />
Josef:<br />
Wirt 2:<br />
Josef:<br />
Wirt 2:<br />
Josef:<br />
Wirt 2:<br />
Josef:<br />
Guten Abend, me<strong>in</strong> Herr, was kann ich für sie tun?<br />
Wir suchen e<strong>in</strong> Zimmer für die <strong>Nacht</strong>.<br />
Da haben sie aber Glück. Die König-Herodes-Suite ist noch frei. Sie<br />
kostet 1500 Schekel die <strong>Nacht</strong>.<br />
(schluckt schwer) Soviel haben wir nicht. Dafür muss ich e<strong>in</strong> ganzes<br />
Jahr lang arbeiten.<br />
Dann tut es mir leid. Die Zimmer der niedrigeren Kategorien s<strong>in</strong>d<br />
alle ausgebucht.<br />
Wir brauchen ja nicht viel Platz. Aber me<strong>in</strong>e Frau ist schwanger und<br />
das K<strong>in</strong>d...<br />
(unterbricht ihn) Haben sie 1500 Schekel?<br />
Ne<strong>in</strong>, aber...<br />
2
Wirt 2:<br />
Maria:<br />
Josef:<br />
Wirt 1:<br />
Josef:<br />
Wirt 1:<br />
Josef:<br />
Maria:<br />
Wirt 1:<br />
Josef:<br />
Maria:<br />
Wirt 1:<br />
Dann kann ich ihnen nicht helfen! (schließt die Tür)<br />
Es ist aussichtslos. Entweder es ist alles voll, oder aber unbezahlbar.<br />
Und uns läuft die Zeit davon (krümmt sich vor Schmerzen)<br />
Komm, wir fragen e<strong>in</strong>fach weiter. Wir werden schon e<strong>in</strong>en Platz für<br />
die <strong>Nacht</strong> f<strong>in</strong>den. Hab Vertrauen, Maria. (klopft an die nächste Tür)<br />
Guten Abend, welche Zimmernummer haben sie?<br />
Noch gar ke<strong>in</strong>e. Aber wir suchen e<strong>in</strong> Zimmer für die <strong>Nacht</strong>.<br />
Das tut mir leid. Ich b<strong>in</strong> schon seit Monaten ausgebucht. Die<br />
Volkszählung, sie wissen ja.<br />
(traurig) Ja, das wissen wir. Da kann man nichts machen. Gute<br />
<strong>Nacht</strong>.<br />
(hält sich an Josef fest) Josef. Das K<strong>in</strong>d kommt.<br />
(entdeckt Maria) Um Himmelswillen. So können sie ja auf ke<strong>in</strong>en<br />
Fall weitergehen. (überlegt) Ich habe e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Stall h<strong>in</strong>term<br />
Haus. Den kann ich ihnen herrichten.<br />
(erleichtert) Das wäre super. Wir s<strong>in</strong>d dankbar für jedes Dach über<br />
dem Kopf.<br />
Danke, danke, danke. Sie s<strong>in</strong>d unsere Rettung.<br />
Jetzt kommen sie erst mal mit. Ich zeige ihnen den Stall. Das K<strong>in</strong>d<br />
soll doch nicht auf der Straße zur Welt kommen. (sie gehen <strong>in</strong> den<br />
Stall h<strong>in</strong>ter den Wirtshäusern)<br />
Szene 2: Ruhe da draußen!<br />
Am Stammtisch der Wirtsleute von <strong>Bethlehem</strong>.<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Geschäftstüchtig, unser Kollege Levi hier. (klopft Wirt 1 auf die<br />
Schulter) Was hast du sie denn für den Stall bezahlen lassen?<br />
(irritiert) Gar nichts. Für den Stall kann ich doch ke<strong>in</strong> Geld<br />
verlangen. Ich wollte ihnen e<strong>in</strong>fach helfen.<br />
Jetzt weiß ich auch, warum du ke<strong>in</strong>e Luxussuite <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Gasthaus<br />
hast. Mit der E<strong>in</strong>stellung br<strong>in</strong>gst Du es nie zu etwas...<br />
3
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Hör auf, Ruben. War doch nett von Levi. Obwohl ich es auch nicht<br />
getan hätte.<br />
Warum nicht?<br />
Na, wegen der Arbeit. Du hattest <strong>in</strong> den letzten Wochen doch sicher<br />
schon genug zu tun. Es waren ja nicht nur unsere Gasthäuser voll,<br />
sondern auch unsere Term<strong>in</strong>kalender und unsere Tage. Ich war mit<br />
me<strong>in</strong>en Kräften abends so am Ende, dass ich nicht noch für e<strong>in</strong><br />
Pärchen mit e<strong>in</strong>em Neugeborenen hätte sorgen können.<br />
Du hast schon Recht. Aber ich musste e<strong>in</strong>fach etwas tun. Da hab ich<br />
gar nicht lange nachgedacht.<br />
Ich sag’s ja... (schüttelt den Kopf) Aber mal was anderes. Ist euch<br />
auch das Hirtenpack aufgefallen, das letztens mitten <strong>in</strong> der <strong>Nacht</strong><br />
durch die Straßen gezogen ist. Ich war kurz davor rauszugehen und<br />
denen die Me<strong>in</strong>ung zu sagen.<br />
Ich hab das gemacht...<br />
In <strong>Bethlehem</strong>. Die Hirten kommen die Straße heruntergelaufen.<br />
Hirtenk<strong>in</strong>der: Wann s<strong>in</strong>d wir da? Wann s<strong>in</strong>d wir da?<br />
Hirte 1:<br />
Hirte 2:<br />
Hirte 3:<br />
Hirte 4:<br />
Hirte 1:<br />
Hirte 4:<br />
Hirte 2:<br />
Hirte 4:<br />
Hirte 3:<br />
Gleich. Jetzt beruhigt euch erst mal.<br />
Hier müsste es irgendwo se<strong>in</strong>. So groß ist <strong>Bethlehem</strong> ja nicht.<br />
Jetzt müssen wir nur noch den Stall f<strong>in</strong>den.<br />
Stall? Wir suchen doch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d.<br />
Er<strong>in</strong>nerst du dich denn nicht an das, was die Engel gesagt haben?<br />
Doch, sicher, aber von e<strong>in</strong>em Stall war nicht die Rede.<br />
Nicht direkt. Aber sie haben doch gesagt: Ihr werdet das K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>den<br />
<strong>in</strong> W<strong>in</strong>deln gewickelt und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krippe liegen.<br />
Ah! Jetzt verstehe ich. Wenn das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Futterkrippe liegt,<br />
dann muss es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stall se<strong>in</strong>.<br />
Genau. Deshalb suchen wir e<strong>in</strong>en Stall.<br />
Hirtenk<strong>in</strong>der: Wir suchen den Stall. Wir suchen den Stall. (laufen rufend im<br />
Kreis)<br />
4
Wirt 3:<br />
Hirte 1:<br />
Wirt 3:<br />
Hirte 2:<br />
Hirte 3:<br />
Hirte 4:<br />
Hirte 1:<br />
Wirt 1:<br />
Hirte 2:<br />
Wirt 1:<br />
(guckt aus se<strong>in</strong>er Tür) Was ist denn das für e<strong>in</strong> Lärm! Me<strong>in</strong>e Gäste<br />
wollen schlafen. Macht, dass ihr auf die Felder kommt, wo ihr<br />
h<strong>in</strong>gehört!<br />
Entschuldigung. Aber wir suchen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stall<br />
geboren wurde.<br />
(genervt) Es mag ja se<strong>in</strong>, dass bei euresgleichen die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Stall geboren werden, bei uns ist das nicht so. Und jetzt macht, dass<br />
ihr wegkommt! (macht die Tür zu)<br />
(traurig) Es ist immer dasselbe. Die Leute denken, wir leben wie die<br />
Schafe und Ziegen, auf die wir aufpassen. Und sie behandeln uns<br />
auch so.<br />
Deshalb gehe ich so ungern <strong>in</strong> die Stadt.<br />
Aber wenn der Heiland kommt, dann wird alles anders. Dann werden<br />
alle gleich se<strong>in</strong> und ke<strong>in</strong>er auf den anderen herabsehen. Dann spielt<br />
es ke<strong>in</strong>e Rolle mehr ob du Hirte bist oder Wirt, Bettler oder König.<br />
Ja. Und deshalb müssen wir diesen Stall f<strong>in</strong>den. Denn da ist er<br />
geboren worden, Jesus, unser Heiland.<br />
Ruhe da draußen! Wir haben hier e<strong>in</strong> Neugeborenes, das schlafen<br />
muss.<br />
E<strong>in</strong> Neugeborenes sagen sie. Nicht zufällig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stall?<br />
(erstaunt) Doch, aber woher wisst ihr das?<br />
Hirtenk<strong>in</strong>der: (aufgeregt) Da waren doch die Engel!<br />
Wirt 1:<br />
Hirte 3:<br />
Wirt 1:<br />
Hirte 4:<br />
Engel?<br />
Ja. Sie waren plötzlich da über unseren Feldern und haben zu uns<br />
gesprochen.<br />
Und was haben sie gesagt?<br />
Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die<br />
allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland<br />
geboren, welcher ist Christus, der Herr, <strong>in</strong> der Stadt Davids. Und das<br />
habt zum Zeichen: ihr werdet f<strong>in</strong>den das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> W<strong>in</strong>deln gewickelt<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Krippe liegen.<br />
5
Hirte 1:<br />
Wirt 1:<br />
Hirte 2:<br />
Wirt 1:<br />
Und dann haben sie gesungen: Ehre sei Gott <strong>in</strong> der Höhe und Friede<br />
auf Erden bei den Menschen se<strong>in</strong>es Wohlgefallens.<br />
Das gibt es doch nicht. Es sollte doch nicht etwa…<br />
Können wir es sehen, das K<strong>in</strong>d?<br />
(immer noch ganz <strong>in</strong> Gedanken) Ja, ja. Ich br<strong>in</strong>ge euch h<strong>in</strong>. (zu sich<br />
selbst) Es wird doch wohl nicht der Heiland… <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Stall…<br />
Sie gehen <strong>in</strong> den Stall h<strong>in</strong>ter den Wirtshäusern.<br />
Szene 3: Hoher Besuch<br />
Am Stammtisch der Wirtsleute von <strong>Bethlehem</strong>.<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Hey, Levi, jetzt mal im Ernst. Du glaubst doch wohl nicht wirklich,<br />
dass Jesus <strong>in</strong> <strong>Bethlehem</strong> geboren wurde, hier <strong>in</strong> unserer kle<strong>in</strong>en<br />
Stadt?<br />
Warum denn nicht? Schließlich stammt der große König David von<br />
hier und die Propheten reden davon, dass der Heiland aus se<strong>in</strong>er<br />
Familie hervorgehen wird.<br />
Aus der Königsfamilie ja, aber doch wohl nicht als K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>es<br />
jungen fremden Pärchens, das <strong>in</strong> de<strong>in</strong>em Stall Unterschlupf gefunden<br />
hat.<br />
(lacht) Ja, wenn Jesus <strong>in</strong> <strong>Bethlehem</strong> zur Welt gekommen wäre, dann<br />
ja wohl nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stall, sondern <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er König-Herodes-Suite.<br />
Ihr kennt ja noch nicht die ganze Geschichte. Es kamen ja auch noch<br />
drei Könige aus dem Morgenland.<br />
Ha, die hab ich gesehen. Die haben me<strong>in</strong>e Luxussuite gemietet, s<strong>in</strong>d<br />
dann aber die ganze <strong>Nacht</strong> weggeblieben. Haben was von e<strong>in</strong>em<br />
Stern erzählt. Komische Leute...<br />
In <strong>Bethlehem</strong> vor dem Wirtshaus von Wirt 2.<br />
Kaspar:<br />
Es kann nicht mehr weit se<strong>in</strong>. Der Stern ist stehen geblieben. Lasst<br />
uns nachsehen.<br />
Melchior: Nicht so eilig, Kaspar. Wir sollten uns erst e<strong>in</strong>e Unterkunft suchen<br />
bevor es noch später wird. Nachher ist es doch nicht der richtige Ort<br />
und wir müssen <strong>in</strong> der Kälte draußen schlafen.<br />
6
Kaspar:<br />
Wirt 2:<br />
E<strong>in</strong>verstanden. Ich klopfe mal an diesem Wirtshaus. Das sieht sehr<br />
gepflegt aus. (klopft an die Tür)<br />
Guten Abend, die vornehmen Herren, was kann ich für sie tun?<br />
Balthasar: Wir brauchen e<strong>in</strong> Zimmer für die <strong>Nacht</strong>.<br />
Wirt 2:<br />
Da haben Sie aber Glück. Eigentlich ist die gesamte Stadt ja<br />
ausgebucht, aber ich halte für so vornehme Gäste ja immer me<strong>in</strong>e<br />
König-Herodes-Suite frei. Als „Notquartier“ sozusagen (lacht, als<br />
niemand mit ihm lacht, sagt er schnell). Sie kommen auch wegen der<br />
Volkszählung?<br />
Melchior: Volkszählung? Davon wissen wir nichts. Wir kommen von weit her.<br />
Wir folgen e<strong>in</strong>em Stern, der uns zum verheißenen Heiland führt.<br />
Kaspar:<br />
Wirt 2:<br />
(ungeduldig) Und deshalb haben wir auch nicht viel Zeit. (gibt dem<br />
Wirt e<strong>in</strong>en Beutel mit Münzen) Könnt ihr uns wohl sagen, wer da<br />
wohnt, wo der helle Stern am Himmel steht?<br />
(schaut nach dem Stern) Hm. Da liegt das Gasthaus von Levi.<br />
(hastig) Aber der hat nur kle<strong>in</strong>e, armselig Zimmer. Bei mir s<strong>in</strong>d sie<br />
schon genau richtig (schnell steckt er den Geldbeutel e<strong>in</strong>).<br />
Balthasar: Wir sollten jetzt gehen und nachsehen, wo der Stern stehen geblieben<br />
ist. (zum Wirt) Habt vielen Dank für eure Gastfreundschaft.<br />
Wirt 2:<br />
(unterwürfig) Aber das ist doch selbstverständlich. (schließt die Tür)<br />
Die Weisen gehen zum Wirtshaus von Levi und klopfen an die Tür.<br />
Wirt 1:<br />
Guten Abend. Es tut mir Leid, aber ich habe ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Zimmer<br />
mehr frei.<br />
Balthasar: Wir suchen ke<strong>in</strong>e Unterkunft.<br />
Kaspar:<br />
Wir folgen e<strong>in</strong>em Stern, der die Geburt des Heilands verheißen soll.<br />
Melchior: Über eurem Wirtshaus ist er stehen geblieben. Sagt, ist vor Kurzem<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d zur Welt gekommen?<br />
Wirt 1:<br />
(erstaunt) Ja, <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Stall. Aber mal ehrlich, der Heiland hier <strong>in</strong><br />
<strong>Bethlehem</strong>...?<br />
Balthasar: Wir haben gründliche Nachforschungen angestellt <strong>in</strong> der <strong>Heilige</strong>n<br />
Schrift. Beim Propheten Micha s<strong>in</strong>d wir schließlich fündig<br />
geworden.<br />
7
Kaspar:<br />
Wirt 1:<br />
Ja, da heißt es: Dir, <strong>Bethlehem</strong>, lässt der HERR sagen: „So kle<strong>in</strong> du<br />
bist unter den Städten <strong>in</strong> Juda, aus dir wird der Heiland für me<strong>in</strong><br />
Volk Israel kommen.“<br />
Dann ist es wahr?!<br />
Melchior: Alle Anzeichen sprechen dafür.<br />
Wirt 1:<br />
(zu sich) Dann hatten die Hirten Recht.<br />
Balthasar: Wir s<strong>in</strong>d gekommen, um Jesus zu begrüßen und ihn zu ehren.<br />
Melchior: Wir br<strong>in</strong>gen ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke.<br />
Kaspar:<br />
Wirt 1:<br />
Würdet ihr uns jetzt zeigen, wo wir das K<strong>in</strong>d f<strong>in</strong>den können?<br />
Aber sicher. In me<strong>in</strong>em Stall, da liegt es <strong>in</strong> der Futterkrippe. Es s<strong>in</strong>d<br />
Hirten dort bei se<strong>in</strong>en Eltern. Ich zeige euch den Weg. (sie gehen <strong>in</strong><br />
den Stall h<strong>in</strong>ter den Wirtshäusern)<br />
Szene 4: <strong>Stille</strong> <strong>Nacht</strong>, heilige <strong>Nacht</strong><br />
Am Stammtisch der Wirtsleute von <strong>Bethlehem</strong>. Die Kulissen der Wirtshäuser<br />
s<strong>in</strong>d entfernt worden, sodass der Stall zu sehen ist, <strong>in</strong> dem Maria, Josef, die<br />
Hirten und die Könige sitzen. Sie halten brennende Kerzen <strong>in</strong> den Händen.<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 2:<br />
Warum sagt ihr denn nichts?<br />
(traurig) Was soll ich sagen... (schüttelt den Kopf) Der Heiland, er<br />
war an me<strong>in</strong>er Tür und hat um e<strong>in</strong>e Unterkunft gebeten. Und ich<br />
habe ihn habe ihn nicht aufgenommen, weil es ke<strong>in</strong> gutes Geschäft<br />
gewesen wäre...<br />
(schüttelt den Kopf) Ich habe mich über die Hirten lustig gemacht,<br />
weil sie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Stall gesucht haben, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Futterkrippe<br />
liegt. Dabei ist das der Ort, an dem Jesus zur Welt gekommen ist...<br />
Wir haben ihn unterschätzt. Gott, me<strong>in</strong>e ich. Wir dachten, dass er<br />
sich an unsere Regeln hält wenn er kommt. Dass er sich <strong>in</strong> unsere<br />
Vorstellungen e<strong>in</strong>passt, wenn er ersche<strong>in</strong>t.<br />
Dass er die Luxussuite wählt und sich zu den Vornehmen und<br />
Reichen hält. Aber da hat er ke<strong>in</strong>en Raum gefunden...<br />
8
Wirt 3:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 1:<br />
Wirt 3:<br />
Wirt 2:<br />
Wirt 3:<br />
Ne<strong>in</strong>, Raum fand er ganz unten. Bei denen, die ihn gesucht haben,<br />
weil sie Sehnsucht hatten nach Frieden und Gerechtigkeit. Weil ihre<br />
Herzen offen waren für die Zeichen se<strong>in</strong>er Ankunft...<br />
Gott hat sich ganz kle<strong>in</strong> gemacht, um bei uns anzukommen. Jesus,<br />
e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es, hilfloses K<strong>in</strong>d, geboren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em armseligen Stall. Ja,<br />
Gott hat sich so kle<strong>in</strong>, dass wir ihn fast übersehen hätten, im Stress<br />
der vergangenen Tage.<br />
(zögernd) Me<strong>in</strong>st du wir haben noch e<strong>in</strong>e Chance bei ihm? Bei Jesus,<br />
me<strong>in</strong>e ich?<br />
Oh, da b<strong>in</strong> ich mir ziemlich sicher. Es war nämlich ziemlich<br />
eigenartig <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Stall <strong>in</strong> dieser <strong>Nacht</strong>. Obwohl er w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong><br />
ist, wie ihr wisst, wurden immer mehr und mehr Menschen<br />
e<strong>in</strong>gelassen. Ständig hat es geklopft und alle wurden here<strong>in</strong>gebeten:<br />
Hirten und König, Arme und Reiche, Große und Kle<strong>in</strong>e, Junge und<br />
Alte. Und alle hatten Raum im Stall, weil für sie alle Platz ist bei<br />
Jesus.<br />
Dann lasst uns gehen!<br />
Woh<strong>in</strong>?<br />
In den Stall, zu ihm. Zu Jesus, unserem Heiland.<br />
Die Wirte gehen <strong>in</strong> den Stall. Maria, Josef, die Hirten und die Könige machen<br />
ihnen Platz, damit sie an die Krippe treten können. Die Wirte knien nieder und<br />
entzünden ihre Kerzen bei Maria und Josef.<br />
9