Die zeitgerechte Stadt für Familien - Lehrstuhl für Planungstheorie ...
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Masterthesis WS 2012/2013<br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
von Silja Kampmann<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> und <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />
Univ.-Prof. Dr. Klaus Selle<br />
<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau und Landesplanung<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Kunibert Wachten<br />
betreut durch:<br />
Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />
Dr. Daniela Karow-Kluge<br />
RWTH Aachen University
Inhalt<br />
1. Theoretischer Teil .................................................................................................. 6<br />
1.1 Postmoderne Gesellschaft ........................................................................................................... 7<br />
Wandel der Gesellschaft .......................................................................................................................8<br />
Zeit ............................................................................................................................................................. 10<br />
Zeit im Vergleich der Kulturen ............................................................................................... 10<br />
Wahrnehmung und Verwendung von Zeit ...................................................................... 11<br />
Regelung von Zeit ..................................................................................................................... 12<br />
1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ..........................................................................................13<br />
Was macht eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> aus? ............................................................. 13<br />
Definition von Handlungsfeldern mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ............................................................................................................................................. 14<br />
Zeitpolitik ................................................................................................................................................ 15<br />
Zeit- und raumzeitpolitische Trends bezüglich einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Familien</strong> ......................................................................................................................................... 16<br />
Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>......................................................................... 17<br />
<strong>Stadt</strong> Bozen .................................................................................................................................. 17<br />
Lokales Bündnis Hanau............................................................................................................ 18<br />
Profilierte Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong> .......... 19<br />
1.3 Familie ............................................................................................................................................21<br />
Was ist Familie? ...................................................................................................................................... 21<br />
Wandel der Familie............................................................................................................................... 22<br />
<strong>Familien</strong>alltag ......................................................................................................................................... 24<br />
Zusammensetzung des <strong>Familien</strong>alltags ............................................................................ 24<br />
Zeitmuster ........................................................................................................................... 25<br />
Raum- und Mobilitätsmuster ....................................................................................... 26<br />
Organisation des <strong>Familien</strong>alltags ......................................................................................... 27<br />
l 2
Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und<br />
<strong>Familien</strong>arbeit von Elternpaaren ................................................................................. 27<br />
Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und<br />
<strong>Familien</strong>arbeit von Alleinerziehenden ...................................................................... 28<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke ............................................................ 28<br />
Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit berufstätigen Eltern <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> .................................................................................................................... 29<br />
2. Empirische Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> ............................................30<br />
2.1 Ziel und Methodik der Untersuchung......................................................................................31<br />
Untersuchungsannahmen ................................................................................................................ 32<br />
2.2 Auswertung der Interviews ........................................................................................................33<br />
Überblick über die untersuchten <strong>Familien</strong> .................................................................................. 33<br />
Interviews ................................................................................................................................................ 34<br />
Gesamtauswertung Interviews .....................................................................................................101<br />
Allgemeine Organisation der <strong>Familien</strong> ............................................................................102<br />
Räumliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage.................................................................103<br />
Räumliche Bezugsorte ..................................................................................................103<br />
Mobilität .............................................................................................................................104<br />
Fortbewegung .................................................................................................................105<br />
Zeitliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage ....................................................................106<br />
Zeitmuster und Takt .......................................................................................................106<br />
Verwendung von Zeit ....................................................................................................108<br />
Auswertung der Untersuchungsannahmen ..................................................................109<br />
Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot<br />
nach Handlungsfeldern .........................................................................................................110<br />
Abgeleitete Anforderungen der <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />
nach Handlungsfeldern .........................................................................................................111<br />
2.3 Fazit Empirische Untersuchung ..............................................................................................112<br />
l 3
3. <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ...................................................113<br />
3.1 Ausgangssituation Aachen ......................................................................................................114<br />
Umgesetzte Maßnahmen in Aachen ...........................................................................................114<br />
Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie ........................................................................................................115<br />
Organisation und Handlungsspielraum ..........................................................................115<br />
Umgesetzte und aktuelle Maßnahmen des Bündnisses ...........................................116<br />
3.2 Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen <strong>für</strong> die ermittelten<br />
Anforderungen ..........................................................................................................................117<br />
3.3 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen - Gesamtkonzept und Handlungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie ....................................................122<br />
Übergeordnete Ziele .........................................................................................................................122<br />
Handlungsempfehlung - Bündelung von Maßnahmen .......................................................123<br />
Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ..........................................124<br />
Handlungsempfehlung - Öffentlichkeitsarbeit .......................................................................128<br />
4. Schlussbetrachtung und Ausblick ...................................................................129<br />
Anhang ..................................................................................................................131<br />
Quellenverzeichnis ...............................................................................................140<br />
l 4
Einleitung<br />
Zu wenig Zeit - wer kennt das nicht?<br />
„Vor der Arbeit noch schnell einen Coffee to Go am Kiosk holen,<br />
dann zur Arbeit hetzen, wo seit gestern Abend schon 10 neue<br />
E-Mails mit Aufgaben eingegangen sind. Um 17.30 Uhr fällt der<br />
Blick auf die Uhr - oh, schon so spät, jetzt muss aber wirklich Feierabend<br />
gemacht werden, die Post schließt gleich und es muss<br />
noch dringend ein Einschreiben aufgegeben werden. Noch eben<br />
im Supermarkt vorbeigehen weil nichts mehr <strong>für</strong> das Abendessen<br />
im Haus ist, danach geht es schnell zum Sport, zu dem man<br />
mal wieder zu spät kommt. So, endlich zuhause, noch kurz ein<br />
bisschen aufräumen, dann aber ab ins Bett - morgen steht ein<br />
stressiger Tag an.“<br />
Zeit bestimmt zu großen Teilen unser Leben, wie dieses Beispiel<br />
zeigt. <strong>Die</strong> meisten Menschen werden sich darin wiedererkennen<br />
- Alltagsstress ist ein typisches Phänomen unserer Gesellschaft.<br />
Durch die Individualisierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen<br />
wird die Organisation des Alltags zu einer zeitlichen Abstimmungs-<br />
und Synchronisierungsleistung, infolge dessen Zeitkonflikte<br />
und Zeitnot im Alltag der Menschen zunehmen (vgl. [1]).<br />
In bestimmten Lebenssituationen ist das Auftreten von Zeitkonflikten<br />
und Zeitnot dabei besonders häufig. So sind <strong>Familien</strong> beispielsweise<br />
häufig davon betroffen: <strong>Die</strong> Organisation der vielen<br />
Termine der einzelnen <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag erfordert ein<br />
gutes Zeitmanagement, wobei den <strong>Familien</strong>mitgliedern häufig<br />
nur wenig private und gemeinsame Zeit im Alltag zur Verfügung<br />
steht. <strong>Familien</strong> benötigen jedoch Zeit, um das Zusammenleben<br />
als Familie lebbar zu machen (vgl. [2]).<br />
Eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> kann dazu beitragen den Alltag ihrer Bewohner<br />
zu erleichtern, Zeitkonflikte zu reduzieren und mehr private<br />
Zeit sowie mehr gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit zu ermöglichen.<br />
Inwiefern dies bereits umgesetzt wird, wo die genauen Anforderungen<br />
von <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> liegen und wie<br />
die <strong>Stadt</strong> Aachen zu einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> entwickelt<br />
werden kann, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht.<br />
<strong>Die</strong> Arbeit gliedert sich in einen theoretischen Teil, eine empirische<br />
Untersuchung sowie in ein darauf aufbauendes Konzept zur<br />
<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen.<br />
Im ersten Teil wird ein Einblick in unsere Gesellschaft sowie die<br />
damit verbundene Nachfrage nach einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Familien</strong> gegeben. Zur Klärung der Fragen, was eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> ausmacht und wie sie bereits im Hinblick auf <strong>Familien</strong><br />
umgesetzt wird, werden Definitionen, der Handlungsrahmen der<br />
Zeitpolitik mit ihren aktuellen Trends und bereits realisierte Projekte<br />
untersucht und so Handlungsfelder und Aufgaben an eine<br />
<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> definiert. Des Weiteren findet eine<br />
Betrachtung der Familie sowie des <strong>Familien</strong>alltags und seiner Organisation<br />
statt.<br />
Den zweiten Teil dieser Arbeit bildet eine empirische Untersuchung<br />
in Aachener <strong>Familien</strong>, in welcher Zeitkonflikte und Ursachen<br />
von Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag ermittelt<br />
werden, um so die Anforderungen von <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> ableiten zu können.<br />
Im dritten Teil wird anhand der ermittelten Anforderungen der<br />
<strong>Familien</strong>, aufbauend auf die Ausgangssituation der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />
sowie weiteren, den ermittelten Anforderungen entsprechenden,<br />
Beispielmaßnahmen, ein Gesamtkonzept zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen sowie diesbezüglich Handlungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie entwickelt.<br />
Den Abschluss dieser Arbeit bilden eine Schlussbetrachtung und<br />
ein Ausblick.<br />
l 5
1. Theoretischer Teil<br />
l 6
Postmoderne Gesellschaft<br />
1.1 Postmoderne Gesellschaft<br />
Gesellschaftsformen<br />
Vormoderne Gesellschaften<br />
- Mangelgesellschaft<br />
- Ziel: Sicherung des eigenen Überlebens<br />
Moderne und Industriegesellschaft<br />
- Streben nach Leistung<br />
- Ziel: Überwindung der Armut, Wohlstand<br />
und Sicherheit<br />
Postmoderne Gesellschaft<br />
- Konsum- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />
- Anstieg des Lebensstandards<br />
- Ziel: Selbstverwirklichung<br />
Unsere heutige Gesellschaftsform stellt die postmoderne Gesellschaft<br />
dar. In der Dreistufentheorie von Ronald Inglehart wird die<br />
postmoderne Gesellschaft als Konsum- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />
beschrieben, in welcher in Bezug zu der vorangegangenen<br />
Moderne ein Anstieg des Lebensstandards zu verzeichnen<br />
ist. Während in der Moderne vor allem ein Streben nach Leistung<br />
und Wohlstand zu erkennen war, stellt das Hauptziel der postmodernen<br />
Gesellschaft die Selbstverwirklichung dar (vgl. [3]).<br />
l 7
Postmoderne Gesellschaft<br />
Wandel der Gesellschaft<br />
Wandel der Gesellschaft<br />
In den letzten Jahrzehnten ist ein starker Wandel der postmodernen<br />
Gesellschaft erkennbar. Dabei zeichnen sich besonders<br />
in den Feldern Arbeit, Haushalt und Familie sowie in der lokalen<br />
Gemeinschaft Entwicklungstendenzen ab.<br />
Arbeit<br />
- Entbetrieblichung, Entgrenzung<br />
- Outsourcing von Aufgaben<br />
- Flexibilisierung<br />
- unsichere Arbeitsverhältnisse durch freie<br />
Mitarbeit und befristete Verträge<br />
- steigender Leistungsdruck und Druck der<br />
Arbeitnehmer sich zu vermarkten, häufig<br />
unbezahlte Überstunden, ständige Erreichbarkeit<br />
- Beschleunigung der traditionellen Rhythmen<br />
- Reduzierung von Phasen der Beständigkeit<br />
und Ruhe<br />
<strong>Familien</strong> / Haushalte<br />
- „Einheit des Alltags“ der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
kaum mehr erfahrbar<br />
- individuelle Organisation des Alltags wird<br />
zu zeitlichem Balanceakt<br />
- hohe Scheidungsraten, Lockerung ehemals<br />
lebenslanger Verbindungen<br />
- neue Formen der Gemeinschaft<br />
- dient als Rückhalt der Menschen in der<br />
flexiblen, beschleunigten Gesellschaft<br />
Lokale Gemeinschaft<br />
- fehlender Zusammenhalt<br />
- Nutzung der Städte anstatt gelebter Gemeinschaft<br />
- wachsende soziale Kluft, Ausgrenzung,<br />
Konflikte<br />
So findet eine grundlegende Veränderung des Charakters von<br />
Arbeit und Wirtschaft statt. Ehemalige betriebliche Einheiten<br />
werden entbetrieblicht, in kleinere Einheiten aufgespalten, Aufgaben<br />
werden outgesourced und Aufträge an Subunternehmer<br />
vergeben. Weiterhin findet eine Flexibilisierung der Arbeit statt<br />
und durch die Zunahme von freier Mitarbeit und befristeten Arbeitsverhältnissen<br />
werden Arbeitsverhältnisse unsicherer. Leistungsdruck<br />
und der Druck sich zu vermarkten werden dadurch<br />
größer, die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit verschwimmt<br />
zunehmends durch unbezahlte Überstunden und eine ständige<br />
Erreichbarkeit. Dadurch entsteht eine Beschleunigung der traditionellen<br />
Rhythmen und Phasen der Beständigkeit und Ruhe<br />
werden weniger.<br />
<strong>Die</strong> individuelle Organisation von <strong>Familien</strong> und Haushalten wird<br />
durch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten sowie durch eine<br />
zunehmende Individualisierung und eine erhöhte Mobilität zu<br />
einem zeitlichen Balanceakt. Eine „Einheit des Alltags“ ist in <strong>Familien</strong><br />
kaum mehr erfahrbar. Durch eine hohe Scheidungsrate<br />
und die Lockerung ehemals lebenslanger, fester Verbindungen,<br />
entstehen neben der klassischen Familie neue Formen von Gemeinschaft<br />
wie Patchwork-<strong>Familien</strong> oder Nichtfamiliäre-Mehrgenerationen-Haushalte<br />
und Unterstützernetzwerke. In der flexiblen,<br />
beschleunigten Gesellschaft stellen <strong>Familien</strong> den wichtigsten<br />
Rückhalt der Menschen dar.<br />
Der Zusammenhalt von lokalen Gemeinschaften ist zunehmend<br />
bedroht. Städte werden häufig nur noch anonym genutzt und die<br />
Gemeinschaft nicht mehr gelebt, wobei eine wachsende soziale<br />
Kluft, verbunden mit Ausgrenzung und Konflikten, erkennbar ist.<br />
(vgl. [4, 5])<br />
l 8
Postmoderne Gesellschaft<br />
Wandel der Gesellschaft<br />
zeitliche Trends<br />
gesellschaftliche Trends<br />
- Flexibilisierung<br />
- Ausdehnung der Betriebs-/Öffnungszeiten<br />
- Individualisierung und Pluralisierung<br />
- Entgrenzung<br />
- Geschlechtergleichheit<br />
- Vergleichzeitlichung<br />
- Beschleunigung<br />
Bedeutung:<br />
Zeitkonflike im Alltag<br />
je mehr Personen im Haushalt leben desto<br />
schwieriger die Koordination des Alltags<br />
demografische Trends<br />
- Rückgang der Geburtenrate<br />
- Abnahme der Bevölkerungszahlen<br />
- Zunahme der Lebenszeit<br />
- Migration<br />
Bedeutung:<br />
fehlende Arbeitskräfte, besonders auch<br />
weibliche Arbeitskräfte gefragt<br />
→ Nachfrage: Vereinbarkeit von Beruf und<br />
Familie<br />
räumliche Trends<br />
- Reurbanisierung verbunden mit hohen<br />
Wohndichten<br />
- hohe Zu- und Fortzugsraten<br />
- steigende Mobilität<br />
- Abwanderung<br />
- Segregation<br />
Bedeutung:<br />
Reurbanisierung verbunden mit hohen<br />
Wohndichten und hohen Mieten<br />
→ zeitbeschränktes Wohnen nach Lebenssituation,<br />
aufgrund Mangel an familiengerechten<br />
Lebensbedingungen: Abwanderung<br />
von <strong>Familien</strong><br />
Der Wandel der postmodernen Gesellschaft kann in drei Gruppen<br />
von zeitlichen Trends eingeteilt werden. <strong>Die</strong>s sind zum einen gesellschaftliche<br />
Trends wie Flexibilisierung, Beschleunigung und<br />
Geschlechtergleichheit, weiterhin demografische Trends wie<br />
die Abnahme der Bevölkerungszahlen und der Rückgang der<br />
Geburtenrate, sowie räumliche Trends wie Reurbanisierung und<br />
Abwanderung.<br />
<strong>Die</strong>se Trends haben besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> eine große Bedeutung:<br />
<strong>Die</strong> gesellschaftlichen Trends bedingen häufig Zeitkonflikte, wobei<br />
die Koordination des Alltags komplexer wird je mehr Personen<br />
im Haushalt leben.<br />
Aufgrund der demografischen Trends gibt es einen Mangel an Arbeitskräften,<br />
wodurch eine steigende Nachfrage nach weiblichen<br />
Arbeitskräften entsteht und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
in den letzten Jahren in das Zentrum der familienpolitischen<br />
Diskussion gerückt ist.<br />
Durch Reurbanisierung, verbunden mit hohen Wohndichten und<br />
hohen Mieten, findet in den Städten ein zeitbeschränktes Wohnen<br />
nach Lebenssituation statt. Aufgrund des Mangels an familiengerechten<br />
Lebensbedingungen wandern <strong>Familien</strong> häufig in<br />
das Umland ab, was zu einem Handlungsbedarf der Kommunen<br />
führt.<br />
Nachfrage nach einer „<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>“<br />
besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Der gesellschaftliche Wandel und damit im Alltag verbundene<br />
Zeitnot, Hektik und Stress führen zu der Nachfrage nach einer<br />
<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>, besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>.<br />
(vgl. [6, 7, 8])<br />
l 9
Postmoderne Gesellschaft<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Zeit im Vergleich der Kulturen<br />
Tag<br />
Woche<br />
Uhrzeitkulturen<br />
Monat<br />
Tätigkeit a Tätigkeit a Tätigkeit b Tätigkeit a Tätigkeit c<br />
Zeit: festgelegte lineare, gleichmäßige Rahmenbedingung,<br />
an der Aktivitäten ausgerichtet werden<br />
Tätigkeit<br />
Ereigniszeitkulturen<br />
Tätigkeit<br />
Woche<br />
Tätigkeit<br />
Tätigkeit<br />
Zeit: wird durch Kreislauf von Aktivitäten definiert<br />
z.B. 4 mal Tätigkeit X = 1 Woche<br />
Zeit spielt in verschiedenen Kulturen eine unterschiedlich große<br />
Rolle. In unserer Uhrzeitkultur bildet die Zeit eine dominante,<br />
festgelegte, lineare, gleichmäßige Rahmenbedingung, an der wir<br />
unsere Aktivitäten ausrichten. In Ereigniszeitkulturen hingegen<br />
bestimmt nicht die Zeit die Aktivitäten, sondern Zeit wird durch<br />
einen Kreislauf von bestimmten Aktivitäten definiert. (vgl. [9])<br />
Wie auch unsere Beschreibung von Zeiträumen zeigt, ist Zeit eines<br />
der prägendsten Paradigmen unserer Kultur: So beschreiben<br />
wir einen kurzen Augenblick häufig mit „dauert nur zwei Minuten“.<br />
In einer Ereigniszeitkultur, wie sie beispielsweise in Teilen<br />
Madagaskars vorzufinden ist, wird dieser Zeitraum laut Robert<br />
Levine hingegen durch die Angabe „so lange es dauert, eine Heuschrecke<br />
zu braten“ beschrieben ([9] S.135).<br />
l 10
Postmoderne Gesellschaft<br />
Zeit<br />
Wahrnehmung und Verwendung von Zeit<br />
Neben der objektiven, messbaren Zeit, welche in unserer Uhrzeitkultur<br />
in Sekunden, Minuten, Stunden, Wochen, Monaten und<br />
Jahren u.a. durch Uhren und Kalender festgehalten wird, hat jedes<br />
Individuum seine eigene Zeitwahrnehmung (vgl. [10]).<br />
objektive Zeit<br />
- messbare Zeit, die gleichmäßig verläuft<br />
→ Mittel: Uhren, Kalender, etc.<br />
Determinationszeit - fremdbestimmte<br />
Zeit<br />
- räumlich, zeitlich und inhaltlich festgelegte<br />
Tätigkeiten<br />
→ z.B. Erwerbsarbeit, Ausübung Hobby<br />
Zeit<br />
Obligationszeit - zweckgebundene Zeit<br />
- zweckgebundene Tätigkeiten, nicht unbedingt<br />
zeit- und raumgebunden<br />
→ z.B. Schlafen, Einkaufen, Hausarbeit<br />
subjektive Zeit<br />
- vom Individuum erlebte und wahrgenommene<br />
Zeit<br />
→ Lebens-, Arbeits-, Freizeit, kulturelle Zeit<br />
Dispositionszeit - selbstbestimmte Zeit<br />
- völlig frei nutzbar<br />
Generell kann gesagt werden, dass sich diese subjektive Zeitwahrnehmung<br />
im Alltag, abhängig von gesammelten Erfahrungen<br />
und unterschiedlichen Lebenssituationen, mit dem Alter<br />
verändert.<br />
Durch ihre geringe Erfahrung erleben Kinder und Jugendliche im<br />
Alltag viel Neues, wodurch ihnen die Zeit gedehnt erscheint.<br />
Im Alltag von Erwachsenen gibt es hingegen eine tägliche Routine<br />
häufig gleicher Tätigkeiten, wobei besonders durch eine große<br />
Anzahl an Tätigkeiten in bestimmten Lebenssituationen, wie<br />
beispielsweise der <strong>Familien</strong>phase mit Kindern, die Zeit zu rasen<br />
scheint.<br />
Auf Rentner wirken im Alltag zum Teil wenige neue Eindrücke ein,<br />
sie nehmen Zeit in diesen Situationen auch aufgrund mangelnder<br />
Aufgaben häufig als gedehnt wahr.<br />
Bei der Verwendung von Zeit wird zwischen Determinationszeit,<br />
Obligationszeit und Dispositionszeit unterschieden.<br />
Während in der Determinationszeit räumlich, zeitlich und inhaltlich<br />
festgelegte Tätigkeiten, beispielsweise Erwerbsarbeit, ausgeübt<br />
werden, finden in der Obligationszeit zweckgebundene<br />
Tätigkeiten statt, welche nicht zwangsläufig zeit- oder raumgebunden<br />
ausgeübt werden, wie beispielsweise Einkaufen. <strong>Die</strong> Dispositionszeit<br />
ist die selbstbestimmte Zeit eines Individuums. Sie<br />
ist völlig frei nutzbar und frei von Zwängen (vgl. [11]).<br />
<strong>Die</strong> Freizeit unterteilt sich durch die Ausübung von Hobbys häufig<br />
in Determinationszeit und selbstbestimmte Zeit.<br />
l 11
Postmoderne Gesellschaft<br />
Zeit<br />
Regelung von Zeit<br />
Zeit<br />
<strong>Die</strong> Zeit in der postmodernen Gesellschaft wird einerseits durch<br />
gesellschaftliche und kulturelle Normen und Werte sowie andererseits<br />
durch Gesetze geregelt.<br />
Normen und Werte<br />
Mittagsruhe 12-15 Uhr<br />
Kernarbeitszeit 8-16 Uhr<br />
Kernbetreuungszeit 8-16 Uhr<br />
Gesetze<br />
Arbeitszeit, Pausenzeiten: Arbeitszeitgesetz<br />
des Bundes<br />
Ladenöffnungszeiten: NRW Mo-Sa 0-24 Uhr,<br />
4x jährlich So, Ladenöffnungszeitengesetz<br />
der Länder<br />
Kinderbetreuung: Rechtsanspruch <strong>für</strong> Kinder<br />
ab 3 Jahren, ab August 2013 auch <strong>für</strong><br />
Kinder unter 3 Jahren, Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />
des Bundes<br />
Sonntagsruhe: 0-24 Uhr, Feiertagsgesetz<br />
der Länder<br />
Nachtruhe: 22-6 Uhr, Schallimissionsgesetz<br />
der Länder<br />
Beispiele <strong>für</strong> durch Normen und Werte der Gesellschaft geregelte<br />
Zeiten stellen die Mittagsruhe von 12 bis 15 Uhr sowie die Kernarbeits-<br />
und Kernbetreuungszeiten von 8 bis 16 Uhr dar.<br />
Unter den aktuellen Trends unserer Gesellschaft wie Flexibilisierung<br />
und Individualisierung ist jedoch zunehmend eine Auflösung<br />
dieser durch Normen und Werte geregelten Zeiten erkennbar.<br />
Gesetzliche Regelungen gibt es beispielsweise im Arbeitszeitgesetz<br />
zu Arbeits- und Pausenzeiten sowie im Feiertags- und Schallimissionsgesetz<br />
zu Ruhezeiten. <strong>Die</strong> Ladenöffnungszeiten von<br />
0-24 Uhr von Montag bis Samstag werden im Ladenöffnungszeitengesetz<br />
geregelt und den Rechtsanspruch auf die Betreuungszeit<br />
der Kinder regelt das Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />
(vgl. [12,13])<br />
<strong>Die</strong> Anpassung von Gesetzen stellt eine Möglichkeit der Zeitpolitik<br />
zur Einflussnahme auf die Entwicklung einer <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> dar (siehe Kapitel 1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>,<br />
Zeitpolitik).<br />
l 12
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Definitionen<br />
1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Was macht eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> aus?<br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong>...<br />
Ulrich Mückenberger, Günter Warsewa (Zeitgerechtigkeit als Lebensqualität, 2005 [14]):<br />
... bietet Netzwerke von baulichen, Versorgungs-, Mobilitäts-, wirtschaftlichen und sonstigen Infrastrukturen<br />
... setzt unterschiedliche Zeiten und Rhythmen zueinander in Beziehung<br />
... schafft Vereinbarkeit von Zeiten<br />
... befriedigt den Bedarf an Hilfe, Sicherheit, Kommunikation und Kultur<br />
Projektteam Bremen 2030 (Infobrief 4, <strong>Stadt</strong> 2030, 2002 [15]):<br />
... verbessert die Lebensqualität durch am Alltag der Bewohner und Nutzer orientierte Zeitgestaltung<br />
... ermöglicht selbstbestimmte und familienfreundliche Arbeitsformen und -zeiten<br />
... schafft ökologisch und human verträglichen Verkehr<br />
... versucht dazu beizutragen, dass Individuen und Gruppen Gelegenheit und vielfältige öffentliche Räume <strong>für</strong> selbst gewählte gemeinsame<br />
Zeiten finden<br />
In der aktuellen Diskussion um <strong>zeitgerechte</strong> Städte gibt es unterschiedliche,<br />
sich ergänzende Definitionen. An dieser Stelle soll ein<br />
Überblick über Definitionen von Experten und Expertenteams<br />
zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> bezüglich <strong>Familien</strong> gegeben werden.<br />
<strong>Die</strong>trich Henckel (Raum – Zeit – Planung, 9. Konferenz <strong>für</strong> Planerinnen und Planer NRW, 2004 [6]):<br />
... sichert gemeinsame Zeiten von <strong>Familien</strong> und beliebigen anderen sozialen Gruppen, denen unter einer sozialen Perspektive eine herausragende<br />
Bedeutung zukommt<br />
l 13
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Handlungsfelder<br />
Definition von Handlungsfeldern mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>...<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
... bietet ein auf die Bedarfslagen von <strong>Familien</strong> zugeschnittenes<br />
Angebot von Infrastrukturen<br />
... bietet familiengerechte (öffentliche) Räume und Einrichtungen<br />
Mobilität und Verkehr<br />
... schafft ökologisch und human verträglichen Verkehr<br />
... reduziert Zwangsmobilität<br />
Zeit<br />
... erleichtert das komplexe Zeitmanagement von <strong>Familien</strong><br />
... schafft und sichert frei verfügbare und gemeinsam nutzbare<br />
Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
In Anlehnung an die Definitionen zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> bezüglich<br />
<strong>Familien</strong> werden an dieser Stelle Handlungsfelder an eine<br />
<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> definiert. Innerhalb dieser Handlungsfelder<br />
ergeben sich entsprechend der Definitionen in der<br />
aktuellen Diskussion Anforderungen.<br />
Das erste Handlungsfeld stellen Räumliche Bezugsorte, Infrastruktur<br />
und Einrichtungen dar. <strong>Die</strong>sbezüglich soll die <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> ein auf die Bedarfslagen von <strong>Familien</strong> zugeschnittenes Angebot<br />
von Infrastrukturen sowie familiengerechte (öffentliche)<br />
Räume und Einrichtungen bieten.<br />
<strong>Die</strong> Anforderungen des zweiten Handlungsfeldes Mobilität und<br />
Verkehr bestehen darin ökologisch und humanverträglichen Verkehr<br />
zu schaffen sowie Zwangsmobilität zu reduzieren.<br />
Im Handlungsfeld Zeit soll das komplexe Zeitmanagement von<br />
<strong>Familien</strong> erleichtert und frei verfügbare sowie gemeinsam nutzbare<br />
Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> geschaffen und gesichert werden.<br />
l 14
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Zeitpolitik<br />
Zeitpolitik<br />
Zeitpolitik<br />
Handlungsrahmen<br />
Im Rahmen der Entwicklung von <strong>zeitgerechte</strong>n Städten stellt die<br />
Zeitpolitik ein wichtiges Instrument der öffentlichen Hand dar.<br />
Durch die Zeitpolitik kann direkt Einfluss auf die zeitlichen Bedingungen<br />
und Wirkungen der politischen, wirtschaftlichen und<br />
insbesondere lebensweltlichen Bedingungen der menschlichen<br />
Existenz genommen werden (vgl. [1]). <strong>Die</strong>s geschieht auf Bundes-,<br />
Länder- und Kommunaler Ebene.<br />
Wandel der Gesellschaft<br />
Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie<br />
Bundesebene<br />
Landesebene<br />
Kommunale<br />
Ebene<br />
Gesetze: Ausbau Betreuungsplätze, Elternzeit<br />
Öffentlichkeitsarbeit: 8. <strong>Familien</strong>bericht<br />
Förderung: Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie<br />
Gesetze: Ladenöffnungszeiten<br />
lokales Ermitteln und Reduzieren von Zeitkonflikten,<br />
beteiligungsorientierte Prozesse: Zeitbüros,<br />
runde Tische<br />
Zeitgerechte <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Zeitkonflikte,<br />
Zeitnot<br />
Förderung von lokalen Bündnissen mit bis zu 10.000 Euro durch das Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
- ehrenamtliche Zusammenschlüsse von gesellschaftlichen Akteuren<br />
wie Kommunen, Unternehmen, Kammern, sozialen Trägern, Verbänden,<br />
Kirchen, Privatpersonen<br />
- Ziel: familienfreundliche Kommunen und Regionen, u.a. durch bessere<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, generationsübergreifende Zusammenarbeit<br />
<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeitpolitik auf Bundesebene fällt in den Zuständigkeitsbereich<br />
des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend. Im Zuge der Verbesserung der Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie wurde das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz,<br />
welches am 1. Januar 2007 in Kraft trat, in die Wege<br />
geleitet. Weiterhin wurde der Ausbau der Betreuungsplätze, einhergehend<br />
mit dem ab dem 01.08.2013 gültigen Rechtsanspruch<br />
auf einen Betreuungsplatz <strong>für</strong> Kinder vom vollendeten ersten bis<br />
zum vollendeten dritten Lebensjahr im Kinderförderungsgesetz<br />
geregelt (vgl. [13]).<br />
Eine gesetzliche Erweiterung der Ladenöffnungszeiten wurde<br />
politisch auf Landesebene geregelt.<br />
Da Zeitkonflikte und Zeitnot größtenteils im lokalen und regionalen<br />
Lebensumfeld erfahren werden, spielen konkrete lokale<br />
Maßnahmen im Rahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> eine<br />
entscheidende Rolle (vgl. [1]). Aus diesem Grund fördert das Bundesministerium<br />
<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend seit<br />
2004 ehrenamtliche Zusammenschlüsse zu lokalen Bündnissen<br />
<strong>für</strong> Familie. Mit dem Ziel, familienfreundliche Kommunen und<br />
Regionen zu schaffen, können Projekte und Maßnahmen der<br />
Bündnisse durch das Bundesministerium mit bis zu 10.000 Euro<br />
unterstützt werden. Im Zuge dessen gründeten sich bundesweit<br />
bereits rund 670 Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie (vgl. [16]).<br />
Auf der kommunalen Ebene bietet die Zeitpolitik die Möglichkeit,<br />
auf örtliche Zeitkonflikte einzugehen und zu einer Verbesserung<br />
der Qualität städtischer Alltagsbedingungen beizutragen.<br />
<strong>Die</strong>s geschieht durch kooperative und beteiligungsorientierte<br />
Prozesse, welche durch vermittelnde Instanzen, beispielsweise<br />
Zeitbüros, moderiert werden. <strong>Die</strong> Tätigkeitsbereiche der lokalen<br />
Zeitpolitik liegen mit der Koordination und Harmonisierung öffentlicher<br />
Zeiten, der bedarfsgerechten Organisation öffentlicher<br />
und privater <strong>Die</strong>nstleistungen sowie dem Initiieren von Maßnahmen<br />
zur Unterstützung der Lebendigkeit und urbanen Qualität<br />
von Städten in den definierten Handlungsfeldern Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen sowie Zeit. (vgl. [1])<br />
l 15
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Zeitpolitik<br />
Zeit- und raumzeitpolitische Trends bezüglich einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />
Bürgerorientierung und-beteiligung<br />
<strong>Stadt</strong>planung<br />
Mehrgenerationenwohnen<br />
Work-Life-Balance<br />
- Verkürzen von Wegen, Reduzierung des Verkehrsaufkommens,<br />
Entlastung von Umwelt und Zeitbudget der Bürger<br />
durch kleinräumige Mischung von Infrastrukturangeboten<br />
und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
- Potenzial <strong>für</strong> Zeitkonflikte steigt durch räumliche Überlagerung<br />
von Eigenzeiten<br />
- Orientierung der <strong>Stadt</strong>planung an, u.a. durch Bürgerbeteiligung,<br />
ermittelten Bedürfnissen der Bürger<br />
- Schaffen von bürgergerechten lokalen Rahmenbedingungen<br />
- Instrument: Zeitbüro<br />
- Mehrgenerationenhäuser mit unterschiedlichen, den Bedürfnissen<br />
mehrerer Generationen entsprechenden Wohnungen<br />
und Gemeinschaftsflächen<br />
- Stärkung des sozialen Zusammenhalts, Austausch und<br />
gegenseitige Unterstützung der Generationen, Weitergabe<br />
von Alltags- und Sozialkompetenzen, Zeitersparnis im<br />
Alltag<br />
- Potenzial <strong>für</strong> Zeitkonflikte durch unterschiedliche Zeitrhythmen<br />
der Generationen vorhanden<br />
- Schaffen einer Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und<br />
Privatleben<br />
- Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf als<br />
zentraler Baustein<br />
In der Raumzeitpolitik zeichnen sich aktuell besonders der Trend<br />
der <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, die Bürgerorientierung und -beteiligung,<br />
Mehrgenerationenwohnen und das Schaffen einer Work-<br />
Life-Balance ab.<br />
In einer <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege sollen durch eine kleinräumige<br />
Mischung von Infrastrukturangeboten und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
Wege im Alltag verkürzt werden und so durch eine Reduzierung<br />
des Verkehrs zu einer Entlastung von Umwelt und des Zeitbudgets<br />
der Bürger beigetragen werden (vgl. [17]).<br />
Bei der Bürgerorientierung findet, unter anderem durch Bürgerbeteiligungen,<br />
eine Ermittlung von Bedürfnissen der Bürger statt<br />
um eine (<strong>zeitgerechte</strong>) <strong>Stadt</strong>planung an diesen ausrichten zu<br />
können (vgl. [18]). Eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong>planung ist immer auch<br />
eine bürgerorientierte Planung, bei der durch eine Veränderung<br />
der lokalen Rahmenbedingungen zur Reduzierung von Zeitkonflikten<br />
beigetragen werden soll.<br />
Durch das Mehrgenerationenwohnen, bei welchem unterschiedliche<br />
Generationen gemeinsam in einem Haus, mit auf sie zugeschnittenen<br />
Wohnungstypen und Gemeinschaftsflächen, wohnen,<br />
kann der soziale Zusammenhalt der Gemeinschaft gestärkt<br />
und durch eine gegenseitige Unterstützung der Generationen<br />
zur Alltagserleichterung beigetragen werden. Weiterhin kann ein<br />
Austausch zwischen den Generationen stattfinden und so Erfahrungen<br />
und Kompetenzen der älteren Generationen an die jüngeren<br />
vermittelt und weitergegeben werden. (vgl. [19])<br />
<strong>Die</strong> Work-Life-Balance zielt darauf ab, eine Ausgewogenheit zwischen<br />
dem beschleunigten Arbeits- (siehe auch Postmoderne Gesellschaft<br />
- Wandel der Gesellschaft) und Privatleben zu schaffen,<br />
wobei Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen<br />
zentralen Baustein bilden (vgl. [20]).<br />
l 16
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Analyse Projekte<br />
Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Stadt</strong> Bozen<br />
Landeshauptstadt von Südtirol<br />
104.172 Einwohner am 31.03.2011<br />
Projekt „Tempi della Città / Zeiten der <strong>Stadt</strong>“<br />
Konzept: <strong>Stadt</strong> Bozen<br />
Ziel: Entwicklung einer „menschengerechten“ Zeitkultur mit weniger<br />
Zeitverschwendung<br />
Umsetzung: <strong>Stadt</strong> Bozen in Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen,<br />
Bürgerbeteiligungen; in erster Linie wurden Maßnahmen<br />
durch die <strong>Stadt</strong> selbst als öffentlichen Akteur umgesetzt<br />
Projektzeitraum: seit 2000<br />
Maßnahmen<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
- Angebot dezentraler Gemeindedienste der öffentlichen Verwaltung<br />
in den <strong>Stadt</strong>vierteln<br />
- Umwandlung v. Schulhöfen in neue Flächen <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>viertel<br />
Mobilität und Verkehr<br />
- Reduzierung der Verkehrsbelastung vor Schulbeginn durch:<br />
- Förderung der Fahrradbenutzung durch Ausbau der Radwege<br />
zu einem zusammenhängenden Radwegenetz, kostengünstiger<br />
Fahrradverleih<br />
- Anpassung der Eintrittszeiten der Oberschulen<br />
- Optimierung des öffentlichen Verkehrssystems durch Einsatz<br />
von mehr Buslinien, Erhöhung des Fahrtaktes<br />
- Entgegenwirken von Verkehrsstaus: Initiieren von Taxifahrgemeinschaften<br />
Zeit<br />
- Einrichtung von Zeitbüros als Anlauf und Koordinationsstelle<br />
um Probleme und lokale Zeitkonflikte im Quartier zu<br />
beheben<br />
- Einrichtung von Zeitbanken, bei denen Freizeit der Bürger<br />
untereinander ausgetauscht und sich so gegenseitig geholfen<br />
werden kann (eine geleistete Stunde ist immer eine<br />
Stunde Gegenleistung wert)<br />
Betreuungszeiten<br />
- Kindergärten: längere Öffnungszeiten, Abgabe der Kinder<br />
von 7.30 - 9 Uhr, gestaffelte Abholzeiten<br />
- Schule: Einrichtung von Aufenthaltsräumen und Betreuung<br />
vor Schulbeginn, späterer Schulbeginn um 8.30 Uhr<br />
Arbeitszeiten<br />
- Ausbau flexibler Arbeitszeitmodelle, z.B. Telearbeit<br />
- Einführung neuer Arbeitszeiten<br />
Öffnungszeiten<br />
- Organisation der Versorgungseinrichtungen nach Apotheken-Prinzip:<br />
umschichtige Spätöffnungszeit der Einrichtungen<br />
im <strong>Stadt</strong>viertel<br />
(vgl. [21,22,23,24,25,26])<br />
l 17
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Analyse Projekte<br />
Lokales Bündnis Hanau<br />
Sechstgrößte <strong>Stadt</strong> Hessens,<br />
Lage östlich von Frankfurt<br />
90.313 Einwohner am 31. 08 2012<br />
<strong>Die</strong> Gründung des Lokalen Bündisses Hanau erfolgte 2004 im Rahmen<br />
der Förderung durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend.<br />
Projekt „Hanau, die zeitbewusste <strong>Stadt</strong>“<br />
Konzept: „Frauenplenum“ der <strong>Stadt</strong> Hanau<br />
Ziele: Zeitkonflikte von <strong>Familien</strong> reduzieren und eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie schaffen<br />
Umsetzung: Mit Hilfe von Projektgruppen innerhalb des Bündnisses<br />
aus Bürgern, Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung, Gewerkschaften,<br />
Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen wurden<br />
Maßnahmen im Handlungsbereich der Kommune umgesetzt<br />
sowie Maßnahmen von externen Akteuren initiiert und ihre Umsetzung<br />
organisiert.<br />
Projektzeitraum: 2004 - 2006<br />
Maßnahmen<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
- Einrichtung von dezentralen <strong>Stadt</strong>(teil)läden, in denen alle<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen, die ohne Beratung zu erhalten sind, abgerufen<br />
werden können<br />
Mobilität und Verkehr<br />
- Anpassung der Fahrzeiten des öffentlichen Nahverkehrs an<br />
die Tagesabläufe von <strong>Familien</strong><br />
Zeit<br />
Arbeitszeiten<br />
- flexiblere Arbeitszeitmodelle, z.B. Telearbeit, späterer Arbeitsbeginn<br />
<strong>für</strong> Eltern um 9 oder 10 Uhr, Arbeit von zuhause<br />
aus<br />
Betreuungszeiten<br />
- Erweiterung der Kita-Öffnungszeiten: 6 bis 19.00 Uhr<br />
- stundenweise Betreuungsmöglichkeiten von Kindern durch<br />
Senioren im Projekt „Zeitbrücken“<br />
- stundenweise Betreuungsmöglichkeiten von Pflegebedürftigen<br />
durch Ehrenamtliche im Projekt „Zeitinseln“<br />
- kostenlose Betreuung der Kinder über die Nutzung von<br />
„Zeitgutscheinen“, die entsprechend der Einkaufssumme an<br />
Hanauer <strong>Familien</strong> über den Einzelhandel ausgegeben werden<br />
Öffnungszeiten<br />
- Angebot von <strong>Die</strong>nstleistungsabenden bei Handwerkern<br />
und lange Sprechzeiten bei Ärzten (z.B. bis 20.00 Uhr) und<br />
an Samstagen<br />
- Angebot von Terminen außerhalb der Sprechzeiten <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
bei Ämtern<br />
(vgl. [21,27,28,29])<br />
l 18
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Profilierte Maßnahmen<br />
Profilierte Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong><br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />
Einrichtung dezentraler Gemeindedienste<br />
i<br />
i<br />
i<br />
der öffentl. Verwaltung in den <strong>Stadt</strong>vierteln:<br />
Auskünfte, Wohnsitzänderung, meldeamtliche<br />
Bescheinigungen, etc.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Flexibilität durch höhere Taktung des ÖPNV<br />
zu Schul- , Betreuungs- und Arbeitsbeginn<br />
sowie -ende<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Schulhöfe als Freizeitorte im Quartier<br />
Schulhof +<br />
Gestaltung zu lebendigen Freizeitorten, Angebot<br />
an Freizeitangeboten<br />
In der Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> zeigt sich,<br />
dass sich in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong><br />
bereits einige Maßnahmen profiliert haben und zum gängigen<br />
Repertoire gehören.<br />
Im Handlungsfeld Räumliche Bezugsorte, Infrastruktur und EInrichtungen<br />
werden im Rahmen des raumzeitpolitischen Trends der<br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege dezentrale Gemeindedienste der öffentlichen<br />
Verwaltung eingerichtet, in welchen Auskünfte eingeholt,<br />
Wohnsitzänderungen durchgeführt und Bescheinigungen beantragt<br />
werden können. Des Weiteren werden bisher monofunktionale<br />
Schulhöfe zu lebendigen Freizeitorten und Treffpunkten<br />
<strong>für</strong> Quartiere mit unterschiedlichen Freizeitangeboten, wie beispielsweise<br />
Federball- und Boulespielen oder Fahrrad-Verkehrsübungen,<br />
ausgebaut.<br />
Bezüglich Mobilität und Verkehr wird durch eine höhere Taktung<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs mehr Flexibilität zu Schul-,<br />
Betreuungs- und Arbeitsbeginn sowie -ende geschaffen.<br />
l 19
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Profilierte Maßnahmen<br />
Einrichtung von Zeitbüros<br />
Zeit<br />
Betreuung<br />
Erweiterung des Betreuungsangebotes: „Wunschgroßeltern“<br />
Arbeit<br />
als zeitpolitische Instanz zur Ermittlung und<br />
Reduzierung lokaler Zeitkonflikte<br />
Flexibilisierung Bring-/Abholzeiten öffentl. Einrichtungen<br />
Kiga: Abgabe 7.30 - 9 Uhr, gestaffelte Abholzeiten<br />
Schule: Betreuung vor Schulbeginn in Aufenthaltsräumen<br />
stundenweise Betreuung von Kindern durch<br />
Senioren, z.B. in Randzeiten vor und nach der<br />
Schule<br />
Einrichtung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />
beispielsweise Telearbeit, späterer Arbeitsbeginn<br />
<strong>für</strong> Eltern um 9 oder 10 Uhr<br />
Erweiterung Betreuungszeiten öffentl. Einrichtungen<br />
- 19<br />
Uhr<br />
Mehrgenerationenwohnen<br />
Öffnungszeiten<br />
Erweiterung der Öffnungszeiten<br />
- 20<br />
Uhr<br />
Zeitraum von 6 bis 19.00 Uhr<br />
Förderung von Projekten durch Bund<br />
und Kommunen<br />
Handwerker, Ärzte, z.B. bis 20 Uhr und<br />
samstags, Versorgung<br />
öffentl. Verwaltung: Sprechzeiten z.T. bis<br />
21 Uhr<br />
Der Großteil der profilierten Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong>planung bezüglich <strong>Familien</strong> betrifft das Handlungsfeld<br />
Zeit. Ein gängiges zeitpolitisches Instrument stellen Zeitbüros<br />
dar, über welche lokale Zeitkonflikte ermittelt und durch die Vermittlung<br />
zwischen Taktgebern und Taktnehmern Einfluss auf ihre<br />
Reduzierung genommen wird. Bezüglich der Betreuung werden<br />
in der Regel Erweiterungen des Betreuungsangebotes durch<br />
„Wunschgroßeltern“ sowie eine Erweiterung der Betreuungszeiten<br />
in öffentlichen Einrichtungen und die Flexibilisierung der<br />
Bring- und Abholzeiten in öffentlichen Einrichtungen umgesetzt.<br />
Zusätzlich findet in Deutschland eine finanzielle Förderung von<br />
Mehrgenerationenwohnprojekten durch den Bund und die Kommunen<br />
statt (vgl. [19].<br />
Weitere gängige Maßnahmen stellen das Einrichten von flexiblen<br />
Arbeitszeitmodellen und die Erweiterung von Öffnungszeiten<br />
dar.<br />
Viele Maßnahmen werden dabei innerhalb des Handlungsspielraums<br />
der Kommunen umgesetzt. Für die Umsetzung von Maßnahmen<br />
außerhalb der Zuständigkeit der Kommunen werden in<br />
der Regel Bündnisse und Arbeitsgruppen gegründet, welche die<br />
Umsetzung der Maßnahmen initiieren.<br />
l 20
Familie<br />
Definition<br />
1.3 Familie<br />
Was ist Familie?<br />
<strong>Familien</strong> sind private Organisationsformen, welche eine netzwerkartige<br />
Beziehung der <strong>Familien</strong>mitglieder zueinander umfassen.<br />
Im Zentrum von Familie steht die wechselseitige verbindliche<br />
Fürsorge (vgl. [1]).<br />
Aktuell sind vor allem drei unterschiedliche Positionen in der<br />
Definition von Familie erkennbar (vgl. [30]):<br />
1. Definition über die Ehe: Familie setzt ein zusammenlebendes<br />
Ehepaar voraus, Ehe konstituiert in diesem Fall die Familie, Kinder<br />
sind <strong>für</strong> das Vorhandensein der Familie nicht erforderlich. Eine<br />
kinderlose Ehe ist nach dieser Definition eine Familie, eine nichteheliche<br />
Lebensgemeinschaft mit Kindern hingegen nicht.<br />
2. Definition über gelebte Solidarbeziehung: Familie ist eine<br />
Solidargemeinschaft zwischen mindestens zwei Personen, Ehe<br />
und Kinder spielen keine Rolle.<br />
3. Definition über die Elternschaft: Familie ist eine Verantwortungsgemeinschaft<br />
zwischen Eltern und Kindern und andersherum.<br />
Familie ist definiert durch Kinder - Ehe und Geschlecht der<br />
Eltern spielen keine Rolle.<br />
In dieser Arbeit soll Familie anhand der dritten Definition betrachtet<br />
werden.<br />
l 21
Familie<br />
Wandel der Familie<br />
Wandel der Familie<br />
Pluralisierung der Lebensformen<br />
traditionelle Familie<br />
+<br />
eheliche Patch-Work-<br />
Familie<br />
traditionelle Familie<br />
Merkmale:<br />
- Ehe des Elternpaares<br />
- 2 Geschlechter der Eltern<br />
- 2 Generationen<br />
- Verwandtschaft<br />
- Haushalts- und Wirtschaftsgemeinschaft<br />
Lebensgemeinschaft<br />
(nicht-ehelich)<br />
gleichgeschlechtlich<br />
Mehrgenerationen-<br />
Haushalt, Ehe der<br />
Eltern<br />
+<br />
+<br />
+<br />
+<br />
Patch-Work-Lebensgemeinschaft<br />
(nichtehelich)<br />
gleichgeschlechtlich<br />
Lebensgemeinschaft<br />
(nicht-ehelich) gemischtgeschlechtlich<br />
Patch-Work-Lebensgemeinschaft<br />
(nichtehelich)<br />
gemischtgeschlechtlich<br />
Mehrgenerationen-<br />
Haushalt, Lebensgemeinschaft<br />
Patch-Work-Mehrgenerationen-Haushalt,<br />
Lebensgemeinschaft<br />
Patch-Work-Mehrgenerationen-Haushalt,<br />
Ehe der Eltern<br />
Ausgehend vom traditionellen <strong>Familien</strong>bild der Moderne vollzieht<br />
sich in der postmodernen Gesellschaft ein Wandel der<br />
Familie.<br />
Das in der Moderne mit Abstand am weitesten verbreitete <strong>Familien</strong>modell<br />
der traditionelle Familie, welches über die Merkmale<br />
der Ehe des Elternpaares, unterschiedliche Geschlechter<br />
der Eltern, das Vorhandensein von mindestens zwei Generationen,<br />
die Verwandtschaft der <strong>Familien</strong>mitglieder sowie eine gemeinsame<br />
Haushalts- und Wirtschaftsgemeinschaft bestimmt<br />
war, ist in der Postmoderne zunehmend weniger vorzufinden.<br />
Es ist eine Pluralisierung der Lebensformen festzustellen, welche<br />
zu zahlreichen neuen Lebensformen, wie beispielsweise<br />
nicht-ehelichen gemischtgeschechtlichen oder gleichgeschlechtlichen<br />
Lebensgemeinschaften, Ein-Elternteil-<strong>Familien</strong><br />
oder unterschiedlichen Modellen der Patch-Work-Familie, neben<br />
dem traditionellen <strong>Familien</strong>modell führt.<br />
(vgl. [31,32])<br />
Ein-Elternteil-Familie<br />
l 22
Familie<br />
Wandel der Familie<br />
Moderne<br />
Postmoderne<br />
Wert des Kindes <strong>für</strong> die Familie<br />
Kind auch als Sicherheit, wirtschaftlicher<br />
Wert: Altersvorsorge,<br />
Mitverdiener<br />
häufig Befehlshaushalt,<br />
autoritäre Erziehung<br />
Erziehungswerte: Gehorsam,<br />
Ehrlichkeit, Sauberkeit<br />
= =<br />
Trend bei Machtverhältnissen, Erziehungsvorstellungen<br />
Geschlechterrollen, Wandel der Mutterrolle<br />
Kind als rein emotionaler Wert:<br />
Sinngebung, Glück, Lebenserfüllung<br />
häufig Verhandlungshaushalt, Termine<br />
von Kindern haben gleiche<br />
Wichtigkeit<br />
Erziehungswert: Selbstständigkeit<br />
und freier Wille<br />
Seit der Moderne, in der Kinder auch als Sicherheit und wirtschaflicher<br />
Wert im Sinne der Altersvorsorge oder als Mitverdiener betrachtet<br />
wurden, hat sich der Wert des Kindes zu einem rein emotionalen<br />
Wert entwickelt. Das Kind wird als Lebenserfüllung und<br />
Sinngebung betrachtet, aufgrund dessen auch ein Trend bei den<br />
Erziehungsvorstellungen und Machtverhältnissen im Haushalt zu<br />
erkennen ist: Vom Befehlshaushalt mit autoritärer Erziehung entwickeln<br />
sich <strong>Familien</strong> seit der Moderne hin zum Verhandlungshaushalt,<br />
in dem der Erziehungswert die Selbstständigkeit und<br />
der freie Wille des Kindes ist. <strong>Die</strong>sbezüglich wird auch die Wichtigkeit<br />
des Glücks und der Termine des Kindes auf gleiche Ebene<br />
mit den Eltern gestellt.<br />
In der Postmoderne ist im Gegensatz zur modernen Gesellschaft<br />
keine klare Rollenverteilung mehr zwischen den Geschlechtern<br />
vorhanden, was wiederum zu neuen Modellen der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit führt, wie im nächsten<br />
Abschnitt beschrieben wird.<br />
Mutter kümmert sich um Haushalt<br />
und Kinder<br />
Vater verdient den Lebensunterhalt<br />
Freizeit spielt untergeordnete<br />
Rolle im Alltag, Kindern spielen<br />
häufig im Freien mit Nachbarskindern<br />
Wandel der Freizeit<br />
keine klare Rollenverteilung<br />
mehr zwischen den Geschlechtern<br />
Freizeit hat hohen Stellenwert,<br />
wird zu großen Teilen <strong>für</strong> Hobbys<br />
genutzt, Verlagerung der<br />
Freizeit nach drinnen<br />
Der Freizeit kommt in der postmodernen Gesellschaft im Gegensatz<br />
zur Moderne eine hervorgehobene Bedeutung zu. Während<br />
in der Moderne die freie Zeit größtenteils ungeplant verlief und<br />
Kinder beispielsweise vorwiegend im Freien mit Nachbarskindern<br />
spielten, neigt die postmoderne Gesellschaft dazu ihre Freizeit<br />
zu planen und großteilig <strong>für</strong> zeitgebundene Hobbys zu nutzen.<br />
Dadurch ist die Freizeit in der Postmoderne häufig getaktet<br />
und fremdbestimmt. Einen weiteren Wandel stellt auch der Ort<br />
der Freizeit dar: Während in der Moderne viel Freizeit im Freien<br />
verbracht wurde, ist bei der Freizeit der postmodernen Gesellschaft,<br />
u.a. durch die Verinselung des Lebensraumes und der Reduzierung<br />
der Spielflächen von Kindern durch das Schließen von<br />
Baulücken und die Bebauung von Brachflächen, zunehmend eine<br />
Verlagerung in den Innenraum erkennbar.<br />
(vgl. [31,32,33,34])<br />
l 23
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Zusammensetzung des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Zeitmuster<br />
Alltag<br />
Alltagsmuster<br />
Personen-Kontakt-Muster<br />
Tätigkeitsmuster<br />
Der <strong>Familien</strong>alltag setzt sich in wesentlichen Teilen aus Mustern<br />
zusammen. Muster beschreiben eine Struktur aus regelmäßig<br />
und unregelmäßig wiederkehrenden Handlungen und Abläufen.<br />
Alltagsmuster lassen sich in Tätigkeitsmuster, Personen-Kontakt-<br />
Muster, Raum- und Mobilitätsmuster sowie Zeitmuster unterteilen<br />
(vgl. [39]). Im Hinblick auf die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
werden im Weiteren die Raum- und Mobilitätsmuster sowie Zeitmuster<br />
im <strong>Familien</strong>alltag näher betrachtet.<br />
Raum- / Mobilitätsmuster<br />
l 24
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Zeitmuster<br />
Rhythmik<br />
- allgem. Grundeigenschaft des Lebens<br />
- Wiederholung des Ähnlichen<br />
- flexibel, passt sich veränderten Bedingungen<br />
an<br />
Zeitmuster<br />
- zeitliches System mit einer spezifischen<br />
Anordnung von Teilen<br />
- Sequenzierung von Zeit<br />
Gleichzeitigkeit<br />
- gleichzeitiges Ablaufen von rhythmischen<br />
u. taktförmigen Prozessen<br />
- Verdichtung von Handlungen, Erlebnissen,<br />
Wahrnehmungen<br />
Zeitkonflikte<br />
- fehlende Abstimmung von Taktgebern<br />
Takt<br />
- statisch, unflexibel<br />
- Zeitkonflikte durch vertaktete Welt<br />
- Taktgeber / Taktnehmer<br />
Zeitmuster sind zeitliche Systeme mit einer spezifischen Anordnung<br />
von Teilen und bestehen aus einer Sequenzierung von Zeit.<br />
Sie setzen sich aus einer flexiblen Rhythmik und statischen, unflexiblen<br />
Takten zusammen.<br />
Als Taktnehmer sind die <strong>Familien</strong>mitglieder und ihre natürliche<br />
Rhythmik den von Taktgebern bestimmten Takten unterworfen.<br />
Durch ein gleichzeitiges Ablaufen von rhythmischen und taktförmigen<br />
Prozessen entsteht eine Verdichtung von Handlungen und<br />
Wahrnehmungen. <strong>Die</strong>se Gleichzeitigkeit sowie die Einwirkung<br />
vieler Takte auf die <strong>Familien</strong>mitglieder in kurzen Zeitabständen,<br />
führt häufig zu Zeitkonflikten im <strong>Familien</strong>alltag. (vgl. [1]) Besonders<br />
problematisch ist hierbei eine fehlende Abstimmung von<br />
Taktgebern aufeinander und auf den <strong>Familien</strong>alltag.<br />
In den politischen Diskussionen der letzten Jahre spielen besonders<br />
die mangelnde Abstimmung von Betreuungs- und Arbeitszeiten<br />
eine große Rolle, da sie dazu führt, dass eine Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie nur schwer möglich ist. Ein weiteres Diskussionsfeld<br />
stellt die Abstimmung der Öffnungszeiten auf die<br />
Arbeitszeiten dar. <strong>Die</strong>sbezüglich wurden inzwischen die Ladenöffnungszeiten<br />
durch das Instrument der Zeitpolitik gesetzlich<br />
erweitert (siehe Kapitel Postmoderne Gesellschaft, Abschnitt Regelung<br />
von Zeit).<br />
Taktgeber im <strong>Familien</strong>alltag<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Nahversorgung<br />
<strong>Die</strong>nstleistung<br />
ÖPNV<br />
Öffnungszeiten<br />
Arbeitgeber<br />
Freizeitangebote<br />
Kita, Schule,<br />
Betreuung<br />
Vater<br />
Kind 2<br />
Kind 1<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
In <strong>Familien</strong> gibt es häufig eine große Anzahl an Taktgebern, die im<br />
Alltag koordiniert werden müssen.<br />
Durch die Arbeitgeber beider Eltern, die Freizeitangebote der<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder, die Schul- und Betreuungseinrichtungen der<br />
Kinder, Versorgungs-, <strong>Die</strong>nstleistungs und Verwaltungseinrichtungen<br />
sowie den öffentlichen Personennahverkehr ist der Alltag<br />
einer vierköpfigen Familie nicht selten von mehr als 10 Taktgebern<br />
dominiert. Wie bereits oben erwähnt, kann eine fehlende<br />
Abstimmung dieser Taktgeber untereinander und auf den <strong>Familien</strong>alltag<br />
eine Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag darstellen.<br />
medizin. Versorgung<br />
öffentl. Verwaltung<br />
Kind 2<br />
l 25
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Raum- und Mobilitätsmuster<br />
Zwangsmobilität<br />
begleitete Mobilität<br />
Raum- / Mobilitätsmuster<br />
- System aus räumlichen Ortsveränderungen<br />
- häufig in Wegeketten mit möglichst<br />
vielen räuml. Bezugsorten<br />
organisiert<br />
selbstständige Mobilität<br />
freiwillige Mobilität<br />
Raum- und Mobilitätsmuster entstehen durch räumliche Ortsveränderungen<br />
im physischen, baulichen und geografischen Raum<br />
und sind eng mit dem Aspekt der Zeit verbunden. Der zeitliche<br />
Aspekt, besonders das Einsparen von Zeit, führt dazu, dass Raumund<br />
Mobilitätsmuster im <strong>Familien</strong>alltag häufig in Wegeketten mit<br />
möglichst vielen räumlichen Bezugsorten organisiert werden.<br />
Bei der Mobilität im <strong>Familien</strong>alltag kann zwischen Zwangsmobilität<br />
und freiwilliger Mobilität unterschieden werden. Beide teilen<br />
sich wiederum in durch einen Erwachsenen begleitete Mobilität<br />
sowie selbstständige Mobilität auf, in welcher sich die Kinder alleine<br />
oder zusammen mit anderen Kindern fortbewegen.<br />
Der Verkehrsclub Deutschland hat in einer Studie herausgefunden,<br />
dass es in den letzten Jahrzehnten eine enorme Zunahme<br />
der Begleitmobilität in <strong>Familien</strong> gab. Laut der Studie bewegten<br />
sich Anfang der 1970er Jahre noch 91% der Erstklässler in selbstständiger<br />
Mobilität zur Schule, im Jahr 2000 bewegten sich nur<br />
noch 17% selbstständig fort (vgl. [40]).<br />
Begleitmobilität<br />
Ursachen<br />
Verinselung des Lebensraumes (Freizeit, Arbeit,<br />
Versorgung, Bildung):<br />
z.B. Reduzierung von Freiflächen, dichte Bebauung,<br />
Abwanderung der Versorgung in das städtische<br />
Umland<br />
Auswirkung<br />
Eltern<br />
- erhöhter Mobilitätszwang und zusätzliche Wege aufgrund von Begleitmobilität<br />
- verstärkte Koordination der eigenen Termine mit Terminen der Kinder<br />
!<br />
hohes Verkehrsaufkommen<br />
Eltern sehen erhöhte Gefahr <strong>für</strong> ihre<br />
Kinder<br />
Kinder<br />
- können sich nicht frei bewegen<br />
- sind in ihrer Mobilität abhängig von Erwachsenen<br />
- Spielen richtet sich häufig nach dem Terminplan der Eltern<br />
Als Hauptursache <strong>für</strong> Begleitmobilität gilt das erhöhte Verkehrsaufkommen<br />
der post-modernen Gesellschaft, welches größtenteils<br />
durch die Verinselung des Lebensraumes bedingt ist.<br />
Auf Grund der erhöhten Gefahr, die Eltern durch das motorisierte<br />
Verkehrsaufkommen <strong>für</strong> ihre Kinder sehen, werden die Kinder<br />
häufig mit dem Auto zu Alltagszielen gefahren, wodurch wiederum<br />
einer Erhöhung des motorisierten Verkehrsaufkommens entsteht.<br />
Auf die Eltern wirkt sich Begleitmobilität durch einen erhöhten<br />
Mobilitätszwang und zusätzliche Wege im Alltag sowie durch<br />
eine verstärkte Koordination der eigenen Termine mit den Terminen<br />
der Kinder aus.<br />
Für die Kinder bedeutet Begleitmobilität, dass sie sich nicht frei<br />
bewegen können und so in ihrer Mobilität abhängig von Erwachsenen<br />
sind. Dadurch kann das Spielen der Kinder häufig nur nach<br />
Terminplan der Eltern erfolgen. (vgl. [41,42])<br />
l 26
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit von Elternpaaren<br />
Alleinernährer (30% der Eltern*)<br />
((umgekehrt) traditionell bürgerlich)<br />
ein Elternteil vollzeit erwerbstätig<br />
ein Elternteil kümmert sich<br />
vollzeit um Haushalt und<br />
Kinder<br />
egalitär-erwerbsbezogen (26% der Eltern*)<br />
beide Eltern vollzeit erwerbstätig<br />
unter Umständen:<br />
modernisiert (42% der Eltern*)<br />
ein Elternteil vollzeit<br />
erwerbstätig<br />
ein Elternteil teilzeit<br />
erwerbstätig, kümmert<br />
sich teilzeit um Haushalt<br />
und Kinder<br />
teilweise Auslagerung<br />
der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
egalitär-familienbezogen (2% der Eltern*)<br />
beide Eltern sind teilzeit<br />
erwerbstätig, kümmern<br />
sich teilzeit um Haushalt<br />
und Kinder<br />
<strong>Familien</strong> mit Elternpaaren organisieren die Aufteilung der Erwerbs-,<br />
Haushalts und <strong>Familien</strong>arbeit in vier unterschiedlichen<br />
Modellen.<br />
Das traditionelle Modell des Alleinernährers mit der klassischen<br />
Aufteilung der vollzeit Erwerbstätigkeit eines Elternteils, in der<br />
Regel der Vater, und des Verantwortungsbereichs der Haushaltsund<br />
<strong>Familien</strong>arbeit des anderen Elternteils, ist mit insgesamt<br />
30% der befragten berufstätigen Elternpaare nach der ArbeitnehmerInnenbefragung<br />
2003 des Wirtschafts- und Sizialwissenschaftlichen<br />
Institus (WSI) immer noch das am zweithäufigsten<br />
praktizierte Modell.<br />
Bei lediglich 4% der Elternpaare findet das Modell umgekehrt<br />
traditionell, also mit einer vollzeit Erwerbstätigkeit der Mutter<br />
Anwendung.<br />
Das häufigste Modell in Deutschland, mit 42% der Elternpaare,<br />
stellt die modernisierte Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts und<br />
<strong>Familien</strong>arbeit dar. Dabei arbeitet in mehr als der Hälfte der Paare<br />
der Vater vollzeit und die Mutter ist teilzeit erwerbstätig und kümmert<br />
sich zu großen Teilen um die Haushalts-und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
Unter Umständen findet in dieser Konstellation zusätzlich eine<br />
teilweise Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit statt.<br />
26% der Elternpaare teilen die Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
egalitär-erwerbsbezogen auf. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass beide<br />
Elternteile vollzeit berufstätig sind und eine teilweise bis großteilige<br />
Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit stattfindet.<br />
-<br />
teilweise bis großteilige<br />
Auslagerung der Haushaltsund<br />
<strong>Familien</strong>arbeit<br />
Das seltenste Modell, mit einem Anteil von nur 2% bei erwerbstätigen<br />
Elternpaaren, ist die egalitär-familienbezogene Aufteilung<br />
der Erwerbs-, Haushalts und <strong>Familien</strong>arbeit. In dieser Konstellation<br />
arbeiten beide Elternteile teilzeit und kümmern sich ebenfalls<br />
beide teilzeit um die Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
(vgl. [35,36])<br />
*Arbeitszeit-Konstellation von Eltern in Deutschland nach WSI ArbeitnehmerInnenbefragung 2003 (vgl. [35])<br />
l 27
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit von Alleinerziehenden<br />
Ein-Eltern-Ernährermodell erwerbsbezogen<br />
Elternteil vollzeit erwerbstätig<br />
großteilige Auslagerung<br />
der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
Ein-Eltern-Ernährermodell familienbezogen<br />
Elternteil arbeitet teilzeit,<br />
kümmert sich teilzeit um<br />
Haushalt und Kinder<br />
teilweise Auslagerung der<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
In Ein-Elternteil-<strong>Familien</strong> gibt es zwei Modelle der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
Im Falle des erwerbsbezogenen Modells geht der alleinerziehende<br />
Elternteil vollzeit einer Erwerbstätigkeit nach, die Haushalts-<br />
und <strong>Familien</strong>arbeit wird großteilig ausgelagert. Beim<br />
familienbezogenen Ein-Eltern-Ernährermodell gibt es eine Teilzeitberufstätigkeit<br />
des Elternteils, welches sich außerdem teilzeit<br />
um die Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit kümmert. Zusätzlich kann<br />
eine teilweise Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
stattfinden.<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
verwandtschaftlich<br />
freundschaftlich<br />
nachbarschaftlich<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen,<br />
z.B. Pflege<br />
tertiäre Netzwerke<br />
(vermittelnde Funktion)<br />
selbstverw. Gruppen,<br />
z.B. Bürgerinitiativen<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
Einrichtungen der<br />
Sozialen Arbeit<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur, z.B. Kita,<br />
soziale <strong>Die</strong>nste<br />
<strong>Die</strong> Auslagerung von Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit im Alltag<br />
von <strong>Familien</strong> findet an familienunterstützende soziale Netzwerke<br />
statt, welche sich in primäre, sekundäre und tertiäre Netzwerke<br />
unterteilen.<br />
Primäre Netzwerke sind private Beziehungen von <strong>Familien</strong> zu<br />
Verwandten, Freunden und Nachbarn. Öffentliche Einrichtungen<br />
der Infrastruktur wie Kindertagesstätten oder die Offene Ganztagsschule<br />
bilden die sekundären, gesellschaftlichen Netzwerke<br />
von <strong>Familien</strong>.<br />
<strong>Die</strong> tertiären Netzwerke übernehmen eine vermittelnde Funktion<br />
zwischen primären und sekundären Netzwerken. Zu ihnen gehören<br />
beispielsweise professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen, selbstverwaltete<br />
Gruppen wie Bürgerinitiativen sowie Einrichtungen der<br />
sozialen Arbeit.<br />
(vgl. [38])<br />
l 28
Familie<br />
<strong>Familien</strong>alltag<br />
Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit berufstätigen Eltern <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
2011 lebte 35,9 % der Bevölkerung in <strong>Familien</strong> mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />
(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011)<br />
2009 waren bei 52 % der Elternpaare beide Elternteile berufstätig, mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />
(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011)<br />
2009 waren 66% der alleinerziehenden Eltern berufstätig, mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />
(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2010)<br />
Laut dem Statistischen Bundesamt lebten 2011 in Deutschland<br />
35,9% der Bevölkerung in <strong>Familien</strong> mit mindestens einem minderjährigen<br />
Kind.<br />
Aufgrund einer Berufstätigkeit beider Elternteile bei 52% der Elternpaare<br />
und einer Berufstätigkeit von 66% der alleinerziehenden<br />
Eltern (vgl. [37]), ist ein großes Bedürfnis nach einer besseren<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Reduzierung von<br />
Zeitkonflikten sowie einer Erleichterung des Alltags von <strong>Familien</strong><br />
vorhanden. Durch die hohe Berufstätigkeit beider Elternteile, beziehungsweise<br />
von alleinerziehenden Eltern, ist die Zeitgerechtigkeit<br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> in den letzten Jahren auch in das Zentrum der<br />
familienpolitischen Diskussion gerückt.<br />
Aufgrund der großen Relevanz dieser Gruppe <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, werden in der empirischen Untersuchung,<br />
welche den zweiten Teil dieser Arbeit bildet, Zeitkonflikte und<br />
Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot in <strong>Familien</strong> mit einer Berufstätigkeit<br />
aller im Haushalt lebenden Elternteile ermittelt.<br />
l 29
2. Empirische Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong><br />
l 30
Empirische Untersuchung<br />
Ziel und Methodik<br />
2.1 Ziel und Methodik der Untersuchung<br />
Handlungsfelder d. zeitger.<br />
<strong>Stadt</strong> f. <strong>Familien</strong><br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Einrichtungen und Infrastruktur<br />
+<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Räumliche Organisation<br />
des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Untersuchungsschwerpunkte<br />
Untersuchungsaspekte<br />
- Wohnsituation und -lage<br />
- Räumliche Bezugsorte<br />
- Mobilitätsmuster<br />
- Fortbewegung<br />
Zeit<br />
Allgemeine Organisation<br />
der Familie +<br />
Zeitliche Organisation des<br />
<strong>Familien</strong>alltags<br />
- <strong>Familien</strong>modell, <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
- Aufteilung Erwerbs-, Haushalts-,<br />
<strong>Familien</strong>arbeit<br />
- <strong>Familien</strong>unterstützende<br />
Netzwerke<br />
+<br />
- Zeitmuster und Takt<br />
- Verwendung von Zeit<br />
Ermittlung Zeitkonflikte u. Ursachen entsprechend Handlungsfeldern<br />
Ableitung v. Anforderungen entsprechend Handlungsfeldern<br />
In der empirischen Untersuchung sollen Zeitkonflikte und Ursachen<br />
von Zeitkonflikten und Zeitnot im Alltag von Aachener <strong>Familien</strong><br />
ermittelt werden um im weiteren Vorgehen Anforderungen<br />
an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ableiten zu können.<br />
Untersucht wird ein typischer Wochentag im Alltag von <strong>Familien</strong>,<br />
in denen alle Elternteile berufstätig sind.<br />
Entsprechend den definierten Handlungsfeldern der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> wurden drei Untersuchungsschwerpunkte<br />
(siehe Abbildung links) abgeleitet:<br />
- Allgemeine Organisation der Familie<br />
- Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
- Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
<strong>Die</strong>se unterteilen sich wiederum in konkrete Untersuchungsaspekte.<br />
<strong>Die</strong> Untersuchung erfolgt mit Hilfe von qualitativen Leitfadeninterviews<br />
(Fragebogen siehe Anhang A), welche sich aus einem<br />
Teil mit Faktenfragen sowie einem Teil mit Interpretationsfragen<br />
zusammensetzen.<br />
Anhand der Faktenfragen werden entsprechend der allgemeinen<br />
Organisation des <strong>Familien</strong>alltags das <strong>Familien</strong>modell mit den <strong>Familien</strong>mitgliedern,<br />
das Modell der Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts-<br />
und <strong>Familien</strong>arbeit sowie die familienunterstützenden sozialen<br />
Netzwerke ermittelt.<br />
Entsprechend der räumlichen Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
werden die Wohnsituation und die Wohnlage, die räumlichen Bezugsorte<br />
der Familie sowie die Mobilitätsmuster der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
und ihre Art der Fortbewegung ermittelt.<br />
Anhand von Faktenfragen zur zeitlichen Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
findet die Ermittlung von Zeitmustern und Takten sowie<br />
der Verwendung von Zeit statt.<br />
<strong>Die</strong> Interpretationsfragen dienen dazu die Alltagsorganisation<br />
der <strong>Familien</strong> zu hinterfragen um so durch direkte Nennung der<br />
Interviewpartner sowie durch spätere Analyse der Aussagen, in<br />
Bezug zu den grafischen Auswertungen der Interviews, Zeitkonflikte<br />
und Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag ermitteln<br />
zu können.<br />
Eine Überprüfung des Fragebogens fand im Vorfeld der Befragung<br />
anhand von Pretests statt.<br />
<strong>Die</strong> Interviews wurden jeweils mit einem Elternteil stellvertretend<br />
<strong>für</strong> die gesamte Familie durchgeführt und fanden, in Aprache mit<br />
den Interviewpartnern, am Arbeitsplatz der Interviewpartnerssoder<br />
in der Wohnung der <strong>Familien</strong> statt.<br />
<strong>Die</strong> Teilnehmergewinnung erfolgte über die Verteilung von Flyern<br />
(Flyer siehe Anhang A) über zwei familienrelevante Einrichtungen:<br />
- Montessorischule Aachen Reumontstraße, Städtische Gemeinschaftsgrundschule<br />
mit katholischem Bekenntniszweig: 308 Flyer,<br />
Ausgabe an die Schüler über die Klassenlehrer<br />
- AWO Kindertagesstätte Mittendrin, Goerdelerstraße Aachen: 74<br />
Flyer, Ausgabe an die Eltern über die Gruppenleiter<br />
l 31
Empirische Untersuchung<br />
Ziel und Methodik<br />
Untersuchungsannahmen<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Dezentrale Verwaltungseinrichtungen erleichtern den Alltag<br />
Durch dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung kann<br />
der Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag reduziert werden.<br />
Es gibt zu wenig Spielflächen und Freizeitangebote<br />
Um zu den Freizeitorten der Kinder zu gelangen ist ein hoher Zeitund<br />
Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />
Aufgrund von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />
des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag bewegen sich <strong>Familien</strong><br />
hauptsächlich mit dem Auto fort.<br />
Kinder gehen nicht mehr alleine<br />
Damit die Kinder in der aktuellen Verkehrssituation mit einem hohen<br />
motorisierten Verkehrsaufkommen sicher ans Ziel gelangen,<br />
werden sie von den Eltern gebracht.<br />
Aus dem theoretischen Teil dieser Arbeit können jeweils zwei<br />
Untersuchungsannahmen pro Handlungsfeld der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, bezüglich Zeitkonflikten und ihren Ursachen<br />
im <strong>Familien</strong>alltag, abgeleitet werden. <strong>Die</strong>se sollen in der empirischen<br />
Untersuchung überprüft und um weitere ermittelte<br />
Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitmangel<br />
ergänzt werden.<br />
Zeit<br />
Maximal ein Elternteil kann vollzeit arbeiten<br />
weil die Vereinbarkeit von Familie und Vollzeitberufstätigkeit beider<br />
Elternteile, aufgrund mangelnder Abstimmung der Schul-,<br />
Betreuungs- und Arbeitszeiten aufeinander, zur Zeit noch nicht<br />
möglich ist .<br />
Geschäfte haben geschlossen wenn <strong>Familien</strong> Zeit <strong>für</strong> Erledigungen<br />
hätten<br />
Öffnungszeiten von Einzelhandel, <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben, -unternehmen<br />
und der öffentlichen Verwaltung sind nur unzureichend<br />
auf den <strong>Familien</strong>alltag abgestimmt.<br />
l 32
Empirische Untersuchung<br />
Auswertung der Interviews<br />
2.2 Auswertung der Interviews<br />
Überblick über die untersuchten <strong>Familien</strong><br />
Interview 1<br />
Ehepaar<br />
4 Kinder: 14, 12, 10 und 4 Jahre<br />
Eltern beide vollzeit berufstätig<br />
Besonderheit<br />
Großeltern wohnen in der Nachbarschaft<br />
Interview 2<br />
Alleinerziehende Mutter<br />
1 Kind: 8 Jahre<br />
Mutter teilzeit berufstätig<br />
Besonderheit<br />
Vater nimmt Kind regelmäßig zu<br />
sich<br />
Partner der Mutter wohnt in der<br />
Nachbarschaft<br />
Interview 3<br />
Ehepaar<br />
1 Kind: 10 Jahre<br />
Vater vollzeit, Mutter teilzeit berufstätig<br />
Besonderheit<br />
zusätzliche Belastung: Kümmern um<br />
Großmutter, die als Pflegfall in betreutem<br />
Wohnen lebt<br />
Interview 4<br />
Ehepaar<br />
2 Kinder: 6 und 1,5 Jahre<br />
Eltern beide teilzeit berufstätig<br />
Im Folgenden werden diese sechs <strong>Familien</strong> untersucht. Bei der<br />
Auswahl der <strong>Familien</strong> wurde darauf geachtet, dass sie sich in<br />
der Organisation ihres Alltags unterscheiden um so ein breites<br />
Spektrum an Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitmangel ermitteln<br />
zu können.<br />
Interview 5<br />
Ehepaar<br />
3 Kinder: 2, 4 und 7 Jahre<br />
Vater und Mutter vollzeit bis überlang<br />
vollzeit berufstätig, Mutter<br />
selbstständig<br />
Besonderheit<br />
Au-Pair<br />
Interview 6<br />
Ehepaar<br />
2 Kinder: 9 und 4 Jahre<br />
Eltern beide vollzeit berufstätig<br />
l 33
Empirische Untersuchung<br />
Interview 1<br />
Datum: 11.01.2013<br />
Ort: Arbeitsplatz des Vaters<br />
Dauer: 14 Uhr bis 15.30 Uhr<br />
Interviewpartner: Vater<br />
l 34
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Die</strong> in Interview 1 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />
mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit .<br />
Der 42 Jahre alte Vater arbeitet vollzeit als Akademischer Oberrat,<br />
die 41-jährige Mutter ist als Lehrerin ebenfalls vollzeit erwerbstätig.<br />
Beide kümmern sich zu gleichen Teilen um ihre vier 4 bis 14<br />
Jahre alten Kinder und die Haushaltsarbeit.<br />
Teile der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit werden außerdem an familienunterstützende<br />
soziale Netzwerke abgegeben:<br />
<strong>Die</strong> Betreuung der Kinder wird regelmäßig über öffentliche Einrichtungen<br />
wie die Kindertagesstätte und die Offene Ganzstagsgrundschule<br />
als gesellschaftliches Netzwerk der Familie abgedeckt,<br />
des Weiteren kann auch auf das persönliche Netzwerk mit<br />
den in der Nachbarschaft wohnenden Großeltern zurückgegriffen<br />
werden.<br />
Über das tertiäre Netzwerk wird <strong>für</strong> 5 Stunden in der Woche eine<br />
Putzfrau in Anspruch genommen.<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
traditionelle Familie<br />
Vater<br />
- 42 Jahre alt<br />
- Akad. Oberrat<br />
Kind 2<br />
- 12 Jahre alt<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
Mutter<br />
- 41 Jahre alt<br />
- Grundschullehrerin<br />
Kind 3<br />
- 10 Jahre alt<br />
Kind 1<br />
- 14 Jahre alt<br />
Kind 4<br />
- 4 Jahre alt<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
egalitär-erwerbsbezogen<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
beide Eltern vollzeit erwerbstätig,<br />
kümmern sich beide<br />
um Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
verwandtschaftlich:<br />
Großeltern<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS ,Kita<br />
teilweise Auslagerung der<br />
Haushalts- und familienarbeit:<br />
Putzfrau 5 Std./Woche, Kind<br />
3 Betreuung in OGS, Kind 4<br />
Betreuung in Kita<br />
tertiäre Netzwerke<br />
professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen:<br />
Putzfrau<br />
l 35
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Laurensberg<br />
A4<br />
L131<br />
L132<br />
Soers<br />
Haaren<br />
Doppelhaushälfte<br />
Eigentum<br />
7 Zimmer<br />
ca. 125 m²<br />
eigener Garten<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Hörn<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
Aachen<br />
S<br />
B57<br />
L136<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
Forst<br />
A544<br />
Verlautenheide<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht westlich außerhalb des Aachener<br />
Außenrings: Auf 125 m² bewohnt sie 7 Zimmer in einer Doppelhaushälfte<br />
als Eigentum mit privatem Garten.<br />
Das Wohnviertel der Familie ist durch freistehende Einfamilienhäuser<br />
sowie Doppelhäuser mit viel Begrünung und privat nutzbaren<br />
Freiräumen geprägt.<br />
Es ist eine sehr gute Infrastruktur vorhanden, welche alle Bedürfnisse<br />
des Alltags abdeckt, zusätzlich ist die Innenstadt mit weiterer<br />
Infrastruktur fußläufig erreichbar. Das Viertel ist durch Busse<br />
und die Nähe zu den Bahnhöfen Aachen West und Aachen Schanz<br />
gut Eilendorf an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden.<br />
Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />
5 Minuten zu erreichen.<br />
B264<br />
Burtscheid<br />
L260<br />
Beverau<br />
B258<br />
Schönforst<br />
Driescher Hof<br />
Brand<br />
Ronheide<br />
B57<br />
L23<br />
Preuswald<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
A44<br />
l 36
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 39<br />
Aufgrund der Anzahl der <strong>Familien</strong>mitglieder werden im <strong>Familien</strong>alltag<br />
viele räumliche Bezugsorte aufgesucht, welche sich auf<br />
weite Teile Aachens verteilen. Dabei ist jedoch eine Bündelung<br />
der räumlichen Bezugsorte um die Wohnung der Familie auffällig:<br />
<strong>Die</strong> Schulen und Betreuungseinrichtungen der Kinder, die Arbeitsplätze<br />
sowie die Versorgung und das Hobby von Kind 1 sind<br />
in einem Radius von 1200 m um die Wohnung herum angesiedelt.<br />
Lediglich Freunde der Kinder und Freizeitangebote der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
liegen außerhalb dieser räumlichen Bündelung.<br />
Wahlkriterien<br />
<strong>Die</strong> Wahl des Wohnortes wurde aufgrund der Nähe zum Arbeitsplatz<br />
der Eltern getroffen, wobei die Schulen und Betreuungseinrichtungen<br />
wiederum nach Wohnortnähe ausgewählt wurden.<br />
<strong>Die</strong> Versorgungseinrichtung <strong>für</strong> Besorgungen wird entsprechend<br />
der Lage auf dem Weg der Mutter ausgewählt.<br />
<strong>Die</strong> Hobbys der Familie wurden frei nach Interesse und zunächst<br />
unabhängig von bestehenden räumlichen Bezugsorten gewählt.<br />
Wenn ein gewünschtes Freizeitangebot in Aachen jedoch mehrfach<br />
angeboten wird, wie beispielsweise das Hobby von Kind<br />
1, spielt bei der Wahl der Einrichtung wiederum die Nähe zum<br />
Wohnort beziehungsweise die Erreichbarkeit die ausschlaggebende<br />
Rolle.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 40-42<br />
<strong>Die</strong> Mobilität des Vaters und der Kinder ist jeweils in 2, die der<br />
Mutter in 3 Wegeketten organisiert.<br />
Der Vater bringt in seiner ersten Wegekette zunächst Kind 4 zu<br />
Fuß in die Kita und geht weiter zur Arbeit. In der Mittagspause<br />
geht er zum Essen in die <strong>Stadt</strong> und nachmittags zu Fuß zurück<br />
nach Hause.<br />
In seiner zweiten, großräumigen, Wegekette fährt der Vater mit<br />
Kind 3 und Kind 4 zum Hobby von KInd 3, wobei sie auf dem Weg<br />
noch einen Abstecher machen um einen Freund abzuholen. Kind<br />
3 und der Freund werden beim Hobby abgesetzt, während der<br />
Vater mit Kind 4 weiter fährt um die Großeltern zu besuchen.<br />
Nach Ende des Hobbys fährt der Vater mit Kind 4 wieder zum Ort<br />
des Hobbys von Kind 3 und holt dieses und den Freund ab, um<br />
über einen Umweg den Freund wieder zuhause abzusetzen und<br />
zur Wohnung der Familie zu fahren.<br />
In ihrer ersten Wegekette fährt die Mutter von der Wohnung aus<br />
mit dem Fahrrad zur Arbeit und auf dem Rückweg nach Hause<br />
zwecksr kurzer Besorgungen bei einer Versorgungseinrichtung<br />
vorbei.<br />
In einer zweiten Wegekette holt sie Kind 4 aus der Kita ab und<br />
bringt es nach Hause.<br />
In ihrer dritten Wegekette fährt die Mutter zu ihrem Hobby und<br />
holt auf dem Rückweg Kind 2 und eine Freundin des KIndes ab,<br />
welche sie absetzt, bevor sie zurück zur Wohnung der Familie<br />
fährt.<br />
In ihrer ersten Wegekette gehen Kind 1 und 2 morgens gemeinsam<br />
zur Schule und nachmittags unabhängig voneinander zurück<br />
nach Hause.<br />
Kind 1 fährt mit dem Fahrrad in seiner zweiten Wegekette selbstständig<br />
zum Hobby und anschließend wieder nach Hause.<br />
Kind 2 wird in seiner zweiten Wegekette von den Eltern einer<br />
Freundin mit dem Auto zuhause abgeholt und zum Hobby gefahren.<br />
<strong>Die</strong> Mutter holt das Kind sowie die Freundin nach dem<br />
Hobby mit dem Auto ab und, über einen Abstecher um die Freundin<br />
nach Hause zu bringen, gelangt Kind 2 wieder nach Hause.<br />
Kind 3 geht in seiner ersten Wegekette selbstständig mit Freun-<br />
den zur Schule und anschließend wieder nach Hause.<br />
Nachmittags wird es vom Vater mit dem Auto zum Hobby gebracht,<br />
wobei sie einen Abstecher machen um einen Freund des<br />
Kindes mitzunehmen. Nach dem Hobby wird Kind 3, ebenfalls<br />
wieder über einen Abstecher zur Wohnung des Freundes, wieder<br />
nach Hause gefahren, was die zweite Wegekette des Tages bildet.<br />
In seiner ersten Wegekette wird Kind 4 morgens vom Vater zu Fuß<br />
zur Kindertagesstätte gebracht und dort mittags von der Mutter<br />
mit dem Fahrrad wieder abgeholt und nach Hause gebracht.<br />
Bei seiner Begleitmobilität von Kind 3 zum Hobby nimmt der Vater<br />
Kind 4 mit um mit ihm die in der Nähe des Hobbys von Kind<br />
3 wohnenden Großeltern zu besuchen. Deshalb fährt Kind 4 in<br />
seiner zweiten Wegekette zusammen mit dem Vater und Kind 3<br />
zum Wohnort des Freundes von Kind 3 um diesen abzuholen und<br />
die beiden zu ihrem gemeinsamen Hobby zu bringen. Anschließend<br />
fährt Kind 4 zusammen mit dem Vater zu den Großeltern.<br />
Auf dem Rückweg holt Kind 4 zusammen mit dem Vater Kind 3<br />
und dessen Freund mit dem Auto ab und sie fahren gemeinsam<br />
über einen Umweg, um den Freund nach Hause zu bringen, zurück<br />
zur Wohnung der Familie.<br />
Es fällt auf, dass die Mobilität von Kind 4 aufgrund der Begleitmobilität<br />
des Vaters sehr hoch ist.<br />
Begleitmobilität<br />
In der Familie ist eine auffällig hohe Begleitmobilität zu erkennen:<br />
Ca. 85% der Wege des Vaters und 50% der Wege der Mutter finden<br />
aufgrund von Begleitmobilität statt.<br />
<strong>Die</strong> Analyse zeigt, dass Kind 1 mit 14 Jahren alle seine Wege in<br />
selbstständiger Mobilität zurücklegt. Kind 2 und Kind 3 bewegen<br />
sich selbstständig zur Schule, werden jedoch zu ihren Hobbys<br />
begleitet, was bedeutet, dass Kind 2 50% und Kind 3 60% seiner<br />
Wege in Begleitmobilität zurücklegen. Kind 4 wird auf allen seinen<br />
Wegen begleitet.<br />
<strong>Die</strong> hohe Begleitmobilität entsteht vor allem durch die Begleitung<br />
der Wege zu den Hobbys, die die Kinder, im Gegensatz zu<br />
den Schulwegen, größtenteils nicht selbstständig zurücklegen.<br />
Als Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität sind bei Kind 4 das zu geringe<br />
l 37
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Fortbewegung<br />
Alter <strong>für</strong> selbstständige Mobilität, bei Kind 2 und 3 sind die weiten<br />
Wege zu den Hobbys ausschlaggebend: Den Kindern soll die<br />
selbstständige Nutzung des ÖPNV mit Umstiegen und Abstimmung<br />
der Fahrzeiten noch nicht zugemutet werden.<br />
<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches hauptsächlich <strong>für</strong> weitere<br />
Strecken und Begleitmobilität sowie <strong>für</strong> Großeinkäufe am Wochenende<br />
genutzt wird.<br />
Ansonsten bewegen sich die <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag hauptsächlich<br />
zu Fuß, die Mutter mit dem Fahrrad, fort.<br />
Gelegentlich nutzen auch der Vater und Kind 1 <strong>für</strong> sein Hobby das<br />
Fahrrad, KInd 4 wird von der Mutter teilweise mit dem Fahrrad<br />
transportiert.<br />
Bei schlechtem Wetter nutzt Kind 1 <strong>für</strong> den Weg zu seinem Hobby<br />
den Bus statt des Fahrrads.<br />
Gründe <strong>für</strong> die Nutzung des Autos sind die Bequemlichkeit und<br />
Schnelligkeit, die das Fortbewegungsmittel bietet.<br />
Hauptfortbewegung<br />
weitere<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
Kind 2<br />
begleitet<br />
Kind 3<br />
begleitet<br />
Kind 4<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
l 38
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Großeltern<br />
Hobby K3<br />
Freund K3<br />
Freundin K2<br />
Radius<br />
1200 m<br />
Kita K4<br />
Schule K3<br />
Mittagessen V<br />
Hobby M<br />
Arbeit V<br />
Wohnung<br />
Schule K1, K2<br />
Hobby K2<br />
Versorgungszentrum<br />
S<br />
Arbeit M<br />
S<br />
Hobby K1<br />
500 m<br />
l 39
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Mobilitätsmuster der Eltern<br />
Hobby K3<br />
Großeltern<br />
Freund K3<br />
Freundin K2<br />
Kita K4<br />
Schule K3<br />
Mittagessen V<br />
Hobby M<br />
Arbeit V<br />
Wohnung<br />
Schule K1, K2<br />
Hobby K2<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Vater<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Versorgungszentrum<br />
Hobby K1<br />
Arbeit M<br />
S<br />
S<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 40
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Mobilitätsmuster der Kinder 1 und 2<br />
Hobby K3<br />
Großeltern<br />
Freund K3<br />
Freundin K2<br />
Kita K4<br />
Schule K3<br />
Arbeit V<br />
Mittagessen V<br />
Hobby M<br />
Wohnung<br />
Schule K1, K2<br />
Hobby K2<br />
Kind 1<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Kind 2<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Versorgungszentrum<br />
Hobby K1<br />
Arbeit M<br />
S<br />
S<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 41
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Mobilitätsmuster der Kinder 3 und 4<br />
Hobby K3<br />
Großeltern<br />
Freund K3<br />
Freundin K2<br />
Kita K4<br />
Schule K3<br />
Mittagessen V<br />
Hobby M<br />
Arbeit V<br />
Schule K1, K2<br />
Hobby K2<br />
Wohnung<br />
Kind 3<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Kind 4<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Versorgungszentrum<br />
Versorgung<br />
Arbeit M<br />
Hobby K1<br />
S<br />
S<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 42
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Zeitmuster und Takt<br />
siehe Seite 44<br />
Der getaktete Zeitraum des Tages beginnt <strong>für</strong> alle <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
um 8 Uhr mit Schul- und Kitabeginn und endet mit durch<br />
die Hobbys vorgegebenen Takten zwischen 16.30 bei Kind 1 und<br />
18.45 Uhr bei Kind 3. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit der<br />
Familie, zwischen 9,25 und 11 Stunden je <strong>Familien</strong>mitglied, von<br />
Takten dominiert.<br />
Auffällig ist, dass beide Eltern ihre berufliche Arbeit nicht am<br />
Stück erledigen, sondern sie <strong>für</strong> Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit,<br />
verbunden mit Begleitmobilität, unterbrechen bzw. sie auf<br />
abends verschieben um sie zu erledigen wenn die Kinder teilweise<br />
schon im Bett liegen.<br />
Dadurch haben die Eltern am Tag selbst mehr Zeit <strong>für</strong> ihre Kinder,<br />
jedoch kaum Zeit <strong>für</strong> sich selbst. Der Zeitmangel des Vaters<br />
entsteht außerdem aufgrund eines großen Arbeitsvolumens,<br />
welches dazu führt, dass der Vater teilweise seine Arbeit nicht<br />
rechtzeitig abschließen kann um z.B. Kind 3 zum Hobby zu fahren,<br />
wodurch Zeitkonflikte im Alltag entstehen.<br />
Verwendung von Zeit<br />
siehe Seite 45<br />
<strong>Die</strong> Analyse zeigt, dass die Eltern an dem beschriebenen Tag nur<br />
wenig selbstbestimmte Zeit haben, wobei die Mutter jedoch insgesamt<br />
2 Stunden Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung hat, der Vater<br />
hingegen nur 0,5 Stunden. Im Interview beschreibt der Vater die<br />
Zeit, die ihm täglich <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung steht sowie die<br />
gemeinsame Freizeit der Familie und die Zeit mit seiner Frau als<br />
zu kurz.<br />
<strong>Die</strong> Kinder haben insgesamt einen hohen Anteil an Freizeit, wobei<br />
sich die selbstbestimmte Zeit bei Kind 3 und 4 jedoch aufteilt<br />
und von Obligationszeit unterbrochen wird.<br />
Auffällig ist eine hohe Wegezeit der Eltern und von Kind 3, welche<br />
zu großen Teilen durch Begleitmobilität bedingt ist. <strong>Die</strong> Wegezeit<br />
des Vaters ist mehr als dreimal so lang wie seine Freizeit, die der<br />
Mutter höher als ihre selbstbestimmte Zeit zuhause.<br />
<strong>Die</strong> gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit, welche an die letzten Takte des<br />
Tages und die damit verbundenen Wege anschließt, dauert 0,5<br />
Stunden und wird ausschließlich zweckgebunden <strong>für</strong> das Abendessen<br />
verwendet.<br />
l 43
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Zeitmuster und Takt<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
VaterVON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1 Kind 2 ERSTELLT<br />
Kind 3 Kind 4<br />
00:00<br />
00:00<br />
Interview 3<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1 Kind 2<br />
1:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
2:00<br />
Schlafen Schlafen Schlafen Schlafen<br />
Schlafen Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
3:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
5:00<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Mittagspause<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Weg<br />
Weg<br />
Hausaufgaben<br />
Weg<br />
Weg<br />
Familie &<br />
Hausaufgaben<br />
Arbeit<br />
Haushalt<br />
Freizeit<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
Freizeit<br />
Weg<br />
Weg<br />
Weg<br />
Weg<br />
Weg<br />
Weg<br />
Hausaufgaben<br />
Hobby<br />
Hobby<br />
Besuch<br />
Besuch Eltern<br />
Hobby<br />
Großeltern<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
Weg<br />
Familie &<br />
Freizeit<br />
Weg<br />
Haushalt<br />
Weg<br />
Weg<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Schule<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
fertig gemacht<br />
werden<br />
Weg<br />
Kita<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie fertigmachen<br />
Arbeitsbeginn Mutter, Schul-/Kitabeginn Weg<br />
Weg Kinder<br />
Arbeitsbeginn Weg Vater<br />
Arbeit<br />
fertigmachen<br />
Arbeit<br />
Übergang Schule/OGS Kind 2, selbstständig<br />
Weg<br />
Arbeitsschluss Mutter<br />
Schulschluss K1, Kitaschluss K4, abholen<br />
Schulschluss K2 Haushalt&Familie<br />
Beginn Hobby K1, selbstständig<br />
Schule<br />
Weg, Einkauf<br />
Ende Hobby Mutter - Ende Hobby K2, Abholen Mutter<br />
Freizeit<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Tagesmutter<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Ende Hobby K3, Abholen Vater<br />
OGS<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
Weg, K1 abholen<br />
Weg<br />
Weg, K1 abholen<br />
Arbeitsschluss Vater - Ende Hobby K1, selbstständig - Beginn Hobby K2<br />
Beginn Hobby K3, Abgabe Vater - Beginn Hobby Mutter<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie<br />
zu Bett gehen<br />
zu Bett gehen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Familie &<br />
Haushalt<br />
Arbeiten,<br />
Zuhause<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Arbeiten,<br />
Zuhause<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Takte<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
l 44
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Verwendung von Zeit<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
0,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 5,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
7,5 h<br />
Arbeit<br />
7,5 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8 h<br />
Arbeit<br />
6 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
9,5 h<br />
Freizeit<br />
4,25 h<br />
Freizeitangebot<br />
1,5 h<br />
Haushalt&<br />
Besuch Eltern 1,5 h<br />
Familie 2,75 h<br />
Mittagspause 0,75 h<br />
Arbeiten1,25 h Wege<br />
1,75 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
0,5 Stunden<br />
16 Stunden<br />
7,5 Stunden<br />
Haushalt<br />
&Familie<br />
4 h<br />
Arbeiten 2,25 h<br />
1 Stunden<br />
16 Stunden<br />
7 Stunden<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Wege 1,25 h<br />
Wege 1 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Schule<br />
6,25 h<br />
Hausaufgaben 0,5 h<br />
4,25 Stunden<br />
12 Stunden<br />
7,75 Stunden<br />
Kind 2 Kind 3<br />
Kind 4<br />
4,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 6 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 7 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
10,25 h<br />
Freizeit<br />
3,25 h<br />
Schule<br />
6,75 h<br />
Freizeitangebot<br />
1,5 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
10,5 h<br />
Freizeit<br />
2,25 h OGS<br />
2 h<br />
OGS<br />
1,75 h<br />
Schule<br />
4 h<br />
Freizeitangebot<br />
1,75 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
12 h<br />
Freizeit<br />
2,25 h<br />
Kita<br />
3,25 h<br />
Kita<br />
3 h<br />
Besuch Großeltern<br />
1,5 h<br />
Wege 1 h Hausaufgaben 0,75 h<br />
gem. Abendessen<br />
0,5 h<br />
3,25 Stunden<br />
12,5 Stunden<br />
8,25 Stunden<br />
Freizeit 0,5 h Freizeit 1 h Freizeitangebot 1 h<br />
Determinationszeit,<br />
Wege 1,25 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
4,25 Stunden<br />
12,25 Stunden<br />
7,5 Stunden<br />
Wege 1,5 h<br />
7 Stunden<br />
14 Stunden<br />
3 Stunden<br />
gem. Abendessen<br />
0,5 h<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
l 45
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />
Fazit Interview 1 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />
sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />
Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />
<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Trotz der zentralen Lage der Wohnung und der Bündelung<br />
des Großteils der räumlichen Bezugsorte gibt es eine hohe<br />
Wegezeit, besonders der Eltern.<br />
85% der Wege des Vaters und 50% der Wege der Mutter<br />
werden aufgrund von Begleitmobilität zurückgelegt. Es fällt<br />
auf, dass bis auf das jüngste Kind alle Kinder selbstständig<br />
zur Schule gehen, die Begleitmobilität besteht also fast ausschließlich<br />
aus Wegen zu Freizeitangeboten der Kinder.<br />
Der Grund <strong>für</strong> die Begleitmobilität ist die weite Entfernung<br />
der Freizeitangebote von der Wohnung der Familie. Den<br />
Kindern soll die selbstständige Nutzung des ÖPNV mit Umstiegen<br />
und Abstimmung der Fahrzeiten noch nicht zugemutet<br />
werden.<br />
<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei der<br />
Begleitmobilität aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />
sehr häufig auf das Auto.<br />
Zeit<br />
Mit 9,25 bis 11 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des<br />
Tages der Familie von Takten dominiert, wobei es außerhalb<br />
von Arbeit, Schule und Betreuung in der Familie häufig nur<br />
kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten, hauptsächlich zwischen<br />
0,25 und 2 Stunden, gibt.<br />
Jeweils ein Zeitfenster beziehungsweise Takt der Eltern ist<br />
durch das Hobby eines Kindes bestimmt.<br />
Durch Begleitmobilität wirken die Takte der Kinder auch<br />
direkt auf die Eltern ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />
Abstimmung von Terminen.<br />
Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 0,5 Stunden, welche<br />
<strong>für</strong> das Abendessen als zweckbestimmte Tätigkeit genutzt<br />
wird.<br />
<strong>Die</strong> Mutter hat 2 Stunden, der Vater an dem beschriebenen<br />
Tag gar keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung.<br />
Es gibt eine kurze Überschneidung der selbstbestimmten<br />
Zeit der Eltern, wodurch sie ca. 0,25 Stunden Zeit <strong>für</strong>einander<br />
haben.<br />
Schule<br />
Durch den frühen Schulbeginn um 8 Uhr ist eine stressfreie<br />
Gestaltung des Morgens der Familie nicht möglich. <strong>Die</strong> Verlegung<br />
des Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche<br />
Zeitfenster entzerren.<br />
Arbeit<br />
Aufgrund des großen Arbeitsvolumens des Vaters ist es<br />
<strong>für</strong> ihn schwierig seine Arbeit rechtzeitig zu beenden um<br />
beispielsweise Kind 3 zum Hobby zu fahren. Durch die<br />
Möglichkeit der flexiblen Aufteilung seiner Arbeitszeit verschiebt<br />
der Vater seine Arbeit teilweise bis spät in die Nacht.<br />
Betreuungsmöglichkeiten und Öffnungszeiten diverser Einrichtungen<br />
spielen im Alltag der Familie keine große Rolle,<br />
da der Vater an der RWTH Aachen flexible Arbeitszeiten hat<br />
und die Mutter als Lehrerin nachmittags zuhause ist. Außerdem<br />
können die zwei Straßen entfernt wohnenden Großeltern<br />
<strong>für</strong> die Kinderbetreuung einspringen.<br />
l 46
Empirische Untersuchung<br />
Interview 2<br />
Datum: 16.01.2013<br />
Ort: Wohnung der Familie<br />
Dauer: 14 Uhr bis 15.30 Uhr<br />
Interviewpartner: Mutter<br />
l 47
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Die</strong> in Interview 2 befragte Familie ist eine Ein-Elternteil-Familie<br />
mit einem familienbezogenen Ernährermodell.<br />
<strong>Die</strong> 35 Jahre alte Mutter arbeitet teilzeit als Bürokauffrau und<br />
kümmert sich teilzeit um ihre 8-jährige Tochter und den Haushalt.<br />
Ein Teil der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an<br />
familienunterstützende Netzwerke ausgelagert:<br />
Der von der Familie getrennt lebende Kindsvater betreut als Teil<br />
des persönlichen Netzwerkes der Familie das Kind regelmäßig<br />
Mittwoch nachmittags sowie jedes zweite Wochende.<br />
Auch der Freund der Mutter übernimmt als Teil des persönlichen<br />
Netzwerkes der Familie einige Aufgaben wie Einkaufen oder Kochen.<br />
Über die Offene Ganztagsschule als gesellschaftliches Netzwerk<br />
der Familie wird das Kind nach der Schule täglich bis 16 Uhr betreut.<br />
Wenn die Mutter einmal wöchentlich ihr Hobby ausübt greift die<br />
Familie auf ihr tertiäres Netzwerk zurück und lässt das Kind von<br />
einem Babysitter betreuen.<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
Ein-Elternteil-Familie<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
Mutter<br />
- 35 Jahre alt<br />
- Bürokauffrau<br />
Kind 1<br />
- 8 Jahre alt<br />
Ein-Eltern-Ernährermodell<br />
familienbezogen<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
Mutter arbeitet teilzeit, kümmert<br />
sich teilzeit um Haushalt<br />
und Kind<br />
teilweise Auslagerung der<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
Betreuung des Kindes in OGS<br />
und durch Vater<br />
Übernehmen von Einkäufen<br />
durch in der Nähe wohnenden<br />
Partner der Mutter, Babysitter<br />
verwandtschaftlich:<br />
Kindsvater<br />
partnerschaftlich:<br />
Freund der Mutter<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
tertiäre Netzwerke<br />
<strong>Die</strong>nstleistung: Babysitter<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS<br />
l 48
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Laurensberg<br />
A4<br />
L131<br />
L132<br />
Soers<br />
Haaren<br />
B57<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Hörn<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
Aachen<br />
S<br />
L136<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
Forst<br />
A544<br />
Verlautenheide<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt südlich innerhalb des Außenrings im historischen<br />
<strong>Stadt</strong>kern Aachens. Auf 50 m² bewohnt sie zwei Zimmer<br />
zur Miete in einem Mehrfamilienhaus in mittlerer Wohnlage.<br />
Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />
Blockrandbebauung geprägt, welche selten Begrünung und privat<br />
oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />
Aufgrund der Lage im <strong>Stadt</strong>zentrum ist eine sehr gute Infrastruktur<br />
vorhanden, welche alle Bedürfnisse des Alltags abdeckt. Des<br />
Weiteren ist eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr<br />
durch die Nähe zu zahlreichen Bushaltestellen<br />
sowie Eilendorf durch die direkte Lage am Bahnhof Schanz vorhanden.<br />
Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />
10 Minuten zu erreichen.<br />
B264<br />
Burtscheid<br />
L260<br />
Beverau<br />
B258<br />
Schönforst<br />
Mehrfamilienhaus<br />
Miete<br />
2 Zimmer<br />
Ronheide<br />
50 m²<br />
B57<br />
L23<br />
Driescher Hof<br />
Brand<br />
Preuswald<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
A44<br />
l 49
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 51<br />
Ihren Alltag hat die Familie zum großen Teil in einem Radius von<br />
weniger als 500 m um ihre Wohnung herum organisiert. Lediglich<br />
die aufgesuchte Versorgungseinrichtung sowie das Hobby des<br />
Kindes liegen weiter entfernt.<br />
Wahlkriterien<br />
<strong>Die</strong> fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt mit ihren <strong>für</strong> den<br />
Alltag relevanten Infrastrukturen und Einrichtungen war das ausschlaggebende<br />
Kriterium <strong>für</strong> die Wahl der Wohnlage in der <strong>Stadt</strong>.<br />
Dementsprechend wurde die Schule wohnortnah gewählt und<br />
der im Alltag aufgesuchte Bioladen liegt auf dem Arbeitsweg der<br />
Mutter.<br />
<strong>Die</strong> von der Wohnung weiter entfernten Versorgungseinrichtungen<br />
werden aufgrund günstiger Preise und eines großen Angebotes<br />
aufgesucht.<br />
Bei der Wahl der Freizeiteinrichtungen orientiert sich die Familie<br />
vor allem an Freunden und Interessen, die Entfernung zur Wohnung<br />
spielt hier keine Rolle.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 52,53<br />
Der Alltag der <strong>Familien</strong>mitglieder ist jeweils in zwei Wegeketten<br />
organisiert.<br />
In ihrer ersten Wegekette bewegen sich Mutter und Tochter morgens<br />
getrennt voneinander von der Wohnung aus zur Schule und<br />
zur Arbeit.<br />
<strong>Die</strong> Mutter macht innerhalb ihrer ersten Wegekette des Tages<br />
nach der Arbeit einen Abstecher zum Bioladen und besucht danach<br />
ihren Freund. Von dort aus holt sie ihre Tochter von der Offenen<br />
Ganztagsschule ab und geht gemeinsam mit ihr nach Hause.<br />
In einer zweiten Wegekette fährt sie die Tochter mit dem Auto<br />
zum Hobby. Um die Zeit zwischen Hinbringen und Abholen zum/<br />
vom Hobby der Tochter zu nutzen, nimmt die Mutter einen großen<br />
Umweg zu den Versorgungseinrichtungen in Kauf und holt<br />
die Tochter nach dem Einkaufen wieder beim Hobby ab um mit<br />
ihr gemeinsam nach Hause zu fahren.<br />
<strong>Die</strong> Tochter bewegt sich in ihrer ersten Wegekette in selbstständiger<br />
Mobilität zur Schule und geht nachmittags zusammen mit<br />
der Mutter nach Hause. Anschließend wird sie in ihrer zweiten<br />
Wegekette von der Mutter zum Hobby gefahren und anschließend<br />
wieder nach Hause gebracht.<br />
Begleitmobilität<br />
In der Familie gibt es eine hohe Begleitmobilität: Ca. 50% der<br />
Wege der Mutter sind durch Begleitmobilität bestimmt, wobei<br />
neben dem kurzen Rückweg von der Schule besonders die Begleitung<br />
zum Hobby ins Gewicht fällt. Das Kind legt 75% seiner<br />
Wege in Begleitmobilität zurück, wobei einer der beiden Schulwege<br />
sowie Hin- und Rückweg zum Hobby begleitet werden.<br />
<strong>Die</strong> Begleitmobilität auf dem Heimweg von der Schule begründet<br />
die Mutter damit, dass die Tochter nach der langen gemeinsamen<br />
Zeit mit vielen anderen Kindern nicht gerne alleine nach Hause<br />
gehen möchte.<br />
Zum Hobby wird das Kind begleitet, weil die Mutter das Kind<br />
noch nicht über weitere Strecken selbstständig dem Verkehr aussetzen<br />
möchte und es noch nicht <strong>für</strong> selbstständig genug hält<br />
alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und Umstiege<br />
und Fahrzeiten zu koordinieren.<br />
Fortbewegung<br />
<strong>Die</strong> meisten Wege der in Interview 2 befragten Familie werden<br />
aufgrund der zentralen Lage der Wohnung zu Fuß zurückgelegt.<br />
Das Auto der Familie wird aus Bequemlichkeit, Schnelligkeit sowie<br />
aufgrund der Flexibilität <strong>für</strong> die weiteren Wege zu den Hobbys<br />
und zu den entfernt liegenden Versorgungseinrichtungen<br />
genutzt.<br />
Obwohl eine gute Anbindung des Wohnviertels an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr gegeben ist, kann sich die Mutter<br />
nicht vorstellen den Bus an Stelle des Autos zu nutzen, weil die<br />
Nutzung des ÖPNVs, wie sie im Interview erklärt, mit der Planung<br />
von Fahrzeiten und Umstiegen verbunden wäre, die sie sich im<br />
ohnehin schon stressigen Alltag ersparen möchte.<br />
<strong>Die</strong> mit der Nutzung des Autos verbundene Parkplatzsuche und<br />
das „viele Hin- und Hergefahre“, empfindet die Mutter jedoch als<br />
sehr lästig.<br />
Mutter<br />
Kind<br />
Hauptfortbewegung<br />
weitere<br />
begleitet<br />
l 50
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Arbeit M<br />
Radius<br />
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Mobilitätsmuster der Mutter<br />
+<br />
Arbeit M<br />
Bioladen<br />
Partner M<br />
Wohnung<br />
250 m<br />
Schule K<br />
Arbeit M<br />
Bioladen<br />
Partner M<br />
S<br />
Wohnung<br />
S<br />
Schule K<br />
Hobby K<br />
Versorgungszentrum<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 52
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Mobilitätsmuster des Kindes<br />
Arbeit M<br />
Bioladen<br />
Partner M<br />
S<br />
Wohnung<br />
S<br />
Schule K<br />
Hobby K<br />
Versorgungszentrum<br />
Kind<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 53
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Zeitmuster und Takt<br />
siehe Seite 55<br />
Der getaktete Zeitraum der Familie von 10 Stunden beginnt um 8<br />
Uhr mit dem Schulbeginn und endet um 18 Uhr nach dem Hobby<br />
des Kindes. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit der Familie von<br />
Takten dominiert.<br />
Durch den frühen Schulbeginn um 8 Uhr beginnt die Zeitnot der<br />
Familie bereits am Morgen. Durch eine Verlegung des Schulbeginns<br />
auf 9 Uhr könnte das morgendliche Zeitfenster entzerrt<br />
werden.<br />
Es ist auffällig, dass es außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung<br />
eine starke Taktung mit kurzen Zeitfenstern bei der Mutter<br />
sowie auch bei der Tochter gibt.<br />
Bei der Mutter sind die 4 durch Takte vorgegebenen Zeitfenster<br />
jeweils 1 bis 1,75 Stunden, bei der Tochter sind die 2 Zeitfenster<br />
jeweils 1 bis 1,25 Stunden lang. Dadurch stehen in kurzer Zeit<br />
jeweils neue Tätigkeiten verbunden mit Ortswechseln an, wodurch<br />
bei der Mutter das Gefühl entsteht, wie sie im Interview<br />
beschreibt, sie habe <strong>für</strong> alle Tätigkeiten zu wenig Zeit. Bei der Abholung<br />
des Kindes aus der Offenen Ganzstagsschule fühlt sich die<br />
Mutter, aufgrund unflexibler Abholzeiten, besonders stark in ein<br />
Zeitraster gepresst. Ein erweitertes Zeitfenster von einer Stunde<br />
<strong>für</strong> die Abholung würde den Alltag der alleinerziehenden Mutter<br />
erleichtern.<br />
Verwendung von Zeit<br />
siehe Seite 56<br />
<strong>Die</strong> Verwendung von Zeit im Fall der Mutter zeigt, dass lediglich<br />
5 Stunden des Tages fremdbestimmt sind. Durch die starke Taktung<br />
wird jedoch die Obligationszeit von 16,75 Stunden sowie<br />
auch die Freizeit von insgesamt 2,25 Stunden, welche die Mutter<br />
komplett selbstbestimmt nutzt, in einzelne Zeitfenster unterteilt.<br />
Im Interview beschreibt die Mutter, dass sie ihre Freizeit als zu<br />
kurz empfindet.<br />
<strong>Die</strong> Wegezeit der Mutter ist mit 2,5 Stunden höher als ihre Freizeit<br />
mit 2,25 Stunden und das, obwohl die Familie ihren Wohnort<br />
und die Schule der Tochter so ausgewählt hat, dass kurze Wege<br />
im Alltag möglich sind. <strong>Die</strong>se hohen Wegezeiten sowie das mit<br />
der hohen Mobilität und den räumlich und zeitlich zu koordinierenden<br />
räumlichen Bezugsorten verbundene Zeitmanagement<br />
beschreibt die Mutter im Alltag als besonders belastend.<br />
<strong>Die</strong> Dispositionszeit des Kindes ist ebenfalls unterteilt und wird<br />
durch Obligationszeit und Determinationszeit unterbrochen. Zuhause<br />
verbringt das Kind nur 1,25 Stunden selbstbestimmte Zeit.<br />
<strong>Die</strong> Wegezeit des Kindes ist mit 1,5 Stunden, wie bei der Mutter,<br />
höher als seine selbstbestimmte Zeit zuhause.<br />
Durch die hohe Begleitmobilität wirken fast alle Taktgeber der<br />
Tochter auch direkt auf die Mutter ein, lediglich der Übergang der<br />
Tochter von der Schule zur Offenen Ganztagsschule betrifft die<br />
Mutter nicht.<br />
Erst ab 18 Uhr wirken keine Takte mehr auf die Familie ein. Nach<br />
dieser taktbestimmten Zeit hat die Familie 1,25 Stunden Zeit<br />
<strong>für</strong>einander bevor das Kind zu Bett geht und die Mutter sich der<br />
Hausarbeit widmet, bevor sie sich vor dem Zubettgehen um 22<br />
Uhr eine Stunde Zeit <strong>für</strong> sich nimmt.<br />
Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />
Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />
Weiterhin fehlen im <strong>Familien</strong>alltag weitere planbare und kurzfristige<br />
Betreuungsmöglichkeiten, beispielsweise wenn Überstunden<br />
im Büro gemacht werden müssen.<br />
l 54
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
Interview 1<br />
Interview 3<br />
Zeitmuster und Takt<br />
Verwendung von Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1 Kind 2<br />
Mutter VON EINEM Kind AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT 1<br />
ERSTELLT<br />
00:00<br />
Mutter<br />
1:00<br />
2:00<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
3:00<br />
2,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit 1 h<br />
Freizeit b. Freund 1,25 h<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Besuch Partner<br />
Weg<br />
Zuhause<br />
Weg<br />
Einkaufen<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
Weg<br />
Zuhause<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
fertigmachen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Schulbeginn Kind, selbstständig<br />
Weg<br />
Arbeitsbeginn Mutter<br />
Arbeit<br />
Arbeit<br />
Übergang Schule/OGS Kind, selbstständig<br />
Arbeitsschluss Mutter<br />
Weg, Einkauf<br />
Ende Hobby Kind, Abholen Mutter<br />
gem.Abendessen<br />
Weg<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
Schulschluss Kind, Abholen Mutter<br />
Weg, K1 abholen<br />
Haushalt&Familie<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Tagesmutter<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
Weg, K1 abholen<br />
Beginn Hobby Kind, Abgabe Mutter<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
zu Bett gehen<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8,5 h<br />
Haushalt<br />
& Familie<br />
4,75 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
12 h<br />
Arbeit<br />
5 h<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Wege<br />
2,5 h<br />
2,25 Stunden<br />
16,75 Stunden<br />
5 Stunden<br />
Einkaufen 0,5 h<br />
Zuhause 0,5 h<br />
Kind 1<br />
4,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit 1,25 h<br />
OGS<br />
2 h<br />
OGS 2 h<br />
Schule<br />
3,75 h<br />
Freizeitangebot 1 h<br />
Takte<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Wege 1,5 h<br />
Zuhause 0,5 h<br />
3,25 Stunden<br />
14 Stunden<br />
6,75 Stunden<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
l 55
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />
Fazit Interview 2 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
<strong>Die</strong> Familie sucht, aufgrund des großen und günstigen Angebots,<br />
im Alltag Discounter auf, wodurch ein hoher Zeitund<br />
Mobilitätsaufwand entsteht.<br />
Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />
sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />
Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />
<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Familie sind auffällig hoch,<br />
obwohl sie ihre räumlichen Bezugsorte größtenteils wohnungsnah<br />
gebündelt hat: <strong>Die</strong> Wegezeit von Mutter und<br />
Kind sind jeweils höher als die selbstbestimmte Zeit am Tag.<br />
50% der Wege der alleinerziehenden Mutter werden aufgrund<br />
von Begleitmobilität zurückgelegt, davon ein Hinund<br />
Rückweg zur Abholung des Kindes von der Schule, sowie<br />
der Hin- und Rückweg zum Hobby des Kindes.<br />
Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität: <strong>Die</strong> Mutter möchte das Kind<br />
noch nicht über weitere Strecken selbstständig dem Verkehr<br />
aussetzen und hält es nicht <strong>für</strong> selbstständig genug<br />
alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, weshalb<br />
sie es zum Hobby bringt. Zur wohnortnahen Schule geht<br />
das Kind alleine, wird jedoch von der Mutter nachmittags<br />
abgeholt, da es nicht alleine nach Hause gehen möchte.<br />
<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt bei der Begleitmobilität<br />
zum Hobby aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />
sehr häufig auf das Auto. <strong>Die</strong> mit der Nutzung des<br />
Autos verbundene Parkplatzsuche empfindet die Mutter<br />
jedoch als lästig.<br />
Zeit<br />
Mit 10 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des Tages<br />
der Familie von Takten dominiert, wobei eine hohe Taktung<br />
des Alltags auffällt: Außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung<br />
wirken auf die Mutter weitere 4 Takte mit einer Länge<br />
der Zeitfenster von durchschnittlich 1,25 Stunden und<br />
auf das Kind 2 Takte, wobei die Zeitfenster durchschnittlich<br />
1,13 Stunden lang sind.<br />
Ein Zeitfenster von Mutter und Kind ist durch das Hobby<br />
des Kindes bestimmt.<br />
Durch Begleitmobilität wirken die Takte des Kindes auch<br />
direkt auf die Mutter ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />
Abstimmung von Terminen.<br />
Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 1,25 Stunden, die<br />
hauptsächlich <strong>für</strong> zweckbestimmte Tätigkeiten genutzt<br />
wird.<br />
<strong>Die</strong> Freizeit der Mutter von 2,25 Stunden, in denen sie 1,25<br />
Stunden mit ihrem Partner verbringt, wird von der Mutter<br />
als zu kurz empfunden.<br />
Betreuung<br />
<strong>Die</strong> Mutter empfindet die Abholzeiten in der OGS als zu unflexibel.<br />
Ein erweitertes Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung von einer<br />
Stunde würde den Alltag der alleinerziehenden Mutter<br />
erleichtern.<br />
Es mangelt an zusätzlichen Betreuungsmöglichkeiten, vor<br />
allem wenn Überstunden im Büro gemacht werden müssen.<br />
Schule<br />
Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh. <strong>Die</strong> Verlegung des<br />
Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche Zeitfenster<br />
der Familie entzerren.<br />
l 56
Empirische Untersuchung<br />
Interview 3<br />
Datum: 18.01.2013<br />
Ort: Wohnung der Familie<br />
Dauer: 11 Uhr bis 12.15 Uhr<br />
Interviewpartner: Mutter<br />
l 57
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Die</strong> in Interview 3 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />
mit einem modernisierten Modell der Aufteilung der Erwerbs-,<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
Der 54-jährige Vater arbeitet vollzeit als Informatiker, die 52-jährige<br />
Mutter ist als Sekretärin teilzeit erwerbstätig und kümmert<br />
sich teilzeit um ihren 10-jährigen Sohn und den Haushalt.<br />
Ein Teil der <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an familienunterstützende<br />
Netzwerke ausgelagert; so findet die Betreuung des Kindes<br />
teilweise durch Freunde der Familie und damit durch das<br />
persönliche Netzwerk statt, außerdem wird der Sohn nach der<br />
Schule teilweise bis 16 Uhr über die Offene Ganztagsschule als<br />
gesellschaftliches Netzwerk der Familie betreut.<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
traditionelle Familie<br />
Vater<br />
- 54 Jahre alt<br />
- Informatiker<br />
Kind<br />
- 10 Jahre alt<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
Mutter<br />
- 52 Jahre alt<br />
- Sekretärin<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
modernisiert<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
Vater vollzeit erwerbstätig<br />
freundschaftlich:<br />
Betreuung<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS<br />
Mutter teilzeit erwerbstätig,<br />
kümmert sich teilzeit um<br />
Haushalt und Familie<br />
teilweise Auslagerung der<br />
<strong>Familien</strong>arbeit:<br />
Betreuung des Kindes in<br />
der OGS, Betreuung durch<br />
Freunde<br />
tertiäre Netzwerke<br />
zusätzliche Belastung: Kümmern<br />
um Großmutter, die als<br />
Pflegfall in betreutem Wohnen<br />
lebt<br />
l 58
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Laurensberg<br />
A4<br />
L131<br />
L132<br />
Soers<br />
Haaren<br />
B57<br />
L136<br />
A544<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht südöstlich außerhalb des Prager<br />
Rings und somit am <strong>Stadt</strong>rand Aachens: Auf 95 m² bewohnt<br />
Verlautenheide<br />
sie vier Zimmer zur Miete in einer Doppelhaushälfte mit privatem<br />
Garten und Terrasse in mittlerer Wohnlage.<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Hörn<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
B264<br />
Ronheide<br />
Aachen<br />
S<br />
Burtscheid<br />
Einfamilienhaus<br />
Miete<br />
4 Zimmer<br />
95 m²<br />
B57Garten, Terrasse L23<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
L260<br />
Beverau<br />
Forst<br />
B258 Schönforst<br />
Driescher Hof<br />
Das Wohnviertel der Familie ist durch Einfamilienhäuser als Doppelhäuser<br />
sowie in Reihenbebauung geprägt. Zu den stärker<br />
befahrenen Straßen hin ist es durch Mehrfamilienhäuser abgegrenzt.<br />
<strong>Die</strong> Einfamilienhäuser verfügen über privat nutzbare Freiräume,<br />
die Mehrfamilienhäuser bieten gemeinschaftlich nutzbare<br />
Grün- und Freiflächen.<br />
Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />
10 Minuten Fußweg erreichbar. Durch eine hohe Taktung der Buslinien<br />
Eilendorf<br />
entlang der Triererstraße sowie die gute Erreichbarkeit des<br />
Bahnhofs Rothe Erde ist eine gute Anbindung an das Netz des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs gegeben.<br />
Von der Wohnung aus sind Wiesen und kleinere Wälder zu Fuß<br />
innerhalb von 5 Minuten sowie öffentliche Grünanlagen in ca. 10<br />
Minuten zu erreichen.<br />
Brand<br />
Preuswald<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
A44<br />
l 59
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 62<br />
Auffällig ist in dieser Familie die weiträumige Verteilung der<br />
räumlichen Bezugsorte in der <strong>Stadt</strong>. Gleichzeitig zeigt sich jedoch<br />
eine Bündelung von räumlichen Bezugsorten um den Parkplatz<br />
herum, der morgens als räumlicher Ausgangspunkt <strong>für</strong> die weitere<br />
Bewegung der <strong>Familien</strong>mitglieder in der <strong>Stadt</strong> dient. Um den<br />
Parkplatz herum befinden sich in einem Radius von 500 m den<br />
Arbeitsplatz des Vaters, die Schule des Kindes und die regelmäßig<br />
aufgesuchte Versorgungseinrichtung.<br />
Eine zusätzliche räumliche Nähe gibt es zwischen der Wohnung<br />
der Familie und den Freunden des Kindes.<br />
Wahlkriterien<br />
Als Grund <strong>für</strong> die Wahl der Wohnlage am <strong>Stadt</strong>rand nannte die<br />
Mutter im Gespräch vor allem die niedrigen Mieten. Weiterhin<br />
hätten bei der Wahl der Wohnung eine Rolle gespielt, dass bereits<br />
Freunde der Familie in der Nachbarschaft wohnten, das Zentrum<br />
auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist und die<br />
Gegend einen hohen Freizeitwert aufweist.<br />
Da das Kind eine Montessorischule besuchen sollte, in der wohnortnahen<br />
Montessorischule jedoch keinen Platz bekommen hat,<br />
wählte die Familie eine Montessorischule in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />
des Vaters.<br />
<strong>Die</strong> von der Familie gewählte Versorgungseinrichtung befindet<br />
sich in direkter Nähe zum Parkplatz des Autos und somit auf dem<br />
Weg der Mutter von der Arbeit zum Auto.<br />
Freizeiteinrichtungen werden von der Familie hauptsächlich nach<br />
Empfehlung gewählt.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 63,64<br />
<strong>Die</strong> gesamte Familie fährt morgens mit dem Auto von ihrer Wohnung<br />
zum Parkplatz in der Nähe des Arbeitsplatzes des Vaters,<br />
welcher, wie bereits beschrieben, als räumlicher Ausgangspunkt<br />
<strong>für</strong> die weitere Bewegung der <strong>Familien</strong>mitglieder in der <strong>Stadt</strong><br />
dient.<br />
Der Vater organisiert seine gesamte Mobilität in einer Wegekette:<br />
Vom Parkplatz aus geht er zur Arbeit und begibt sich nach Arbeitsschluss<br />
zu Fuß zu seinem Hobby, von wo aus er abschließend<br />
mit dem Bus nach Hause fährt.<br />
<strong>Die</strong> großräumige Mobilität der Mutter ist in zwei Wegeketten organisiert:<br />
Vom Parkplatz aus geht die Mutter ein Stück gemeinsam<br />
mit ihrem Sohn, bis sich ihre Wege trennen und die Mutter<br />
sich ins <strong>Stadt</strong>zentrum zur Arbeit begibt.<br />
Nach Arbeits- und Schulschluss geht sie wieder zum Parkplatz,<br />
von wo aus sie einen kurzen Abstecher zur Versorgung macht<br />
und sich anschließend mit dem Kind trifft. Gemeinsam fahren die<br />
beiden mit dem Auto zum Hobby des Kindes und von dort aus<br />
nach Hause.<br />
In einer zweiten Wegekette fährt die Mutter von der Wohnung<br />
aus mit dem Auto nach Laurensberg um sich um ihre kranke Mutter<br />
zu kümmern.<br />
Das Mobilitätsmuster des Kindes weist ebenfalls zwei Wegeketten<br />
auf: In der ersten Wegekette geht es vom Parkplatz ein Stück<br />
gemeinsam mit seiner Mutter und legt ca. die letzten 100 Meter<br />
des Schulweges in selbstständiger Mobilität zurück. Nach der<br />
Schule bewegt es sich selbstständig zum Parkplatz um sich dort<br />
mit der Mutter zu treffen und von ihr zum Hobby und anschließend<br />
nach Hause gefahren zu werden.<br />
<strong>Die</strong> zweite Wegekette im Alltag bildet der Weg zu seinen Freunden<br />
in der Nachbarschaft sowie abends der Weg zurück nach<br />
Hause. <strong>Die</strong>se Wege legt das Kind ebenfalls in selbstständiger Mobilität<br />
zurück.<br />
Begleitmobilität<br />
Insgesamt sind 30% der Wege der Mutter durch Begleitmobilität<br />
bedingt, der Vater legt keine keine zusätzlichen Wege aufgrunddessen<br />
zurück.<br />
Ca. 50% der Wege des Kindes sind begleitet, wobei besonders der<br />
Weg zur Schule und zum Hobby ins Gewicht fällt.<br />
<strong>Die</strong> Begleitmobilität ist in dieser Familie dadurch begründet, dass<br />
die Eltern dem Kind die weiten Wege zu Schule und Hobby noch<br />
nicht alleine zumuten möchten, bzw. das Kind noch nicht <strong>für</strong><br />
selbstständig genug halten diese Wege alleine zu bewältigen, da<br />
die Nutzung des Busses mit Umstiegen verbunden wäre. <strong>Die</strong> Mutter<br />
erläutert, dass das Kind sich komplett selbstständig zur Schule<br />
und zum Hobby bewegen könnte wenn es mehr Direktverbindungen<br />
im öffentlichen Personennahverkehr geben würde.<br />
l 60
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Fortbewegung<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind1<br />
Hauptfortbewegung<br />
weitere<br />
<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches eines der Hauptfortbewegungsmittel<br />
im <strong>Familien</strong>alltag darstellt. Es wird vor allem <strong>für</strong> den<br />
morgendlichen Weg zum Parkplatz, <strong>für</strong> das Einkaufen und <strong>für</strong> die<br />
Fahrt zum Hobby des Kindes sowie <strong>für</strong> den Weg nach Hause von<br />
Mutter und Kind nach Schul- und Arbeitsschluss genutzt.<br />
Zusätzlich legen alle <strong>Familien</strong>mitglieder Strecken zu Fuß zurück.<br />
Wenn eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr<br />
vorhanden ist, nutzen die Eltern in selbstständiger Mobilität<br />
vorwiegend den Bus.<br />
Weiterhin nutzen alle <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag gelegentlich<br />
das Fahrrad.<br />
Nach Laurensberg fährt die Mutter aufgrund der schlechten Verbindung<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs ebenfalls mit<br />
dem Auto.<br />
Wunsch<br />
begleitet<br />
Im Interview erklärte die Mutter, dass das Auto morgens gewählt<br />
werde, weil alle <strong>Familien</strong>mitglieder in Zeitnot sind um das Kind<br />
rechtzeitig am Parkplatz abzusetzen, damit es zu Schulbeginn um<br />
8 Uhr in der Schule ist. <strong>Die</strong> Fortbewegung mit dem Auto ist in der<br />
Situation großen Zeitdrucks die schnellste und bequemste Art.<br />
Genauso verhält es sich mit dem Hobby des Kindes, welches eine<br />
halbe Stunde nach Arbeits- und Schulschluss beginnt.<br />
+<br />
Am liebsten wäre es den Eltern, wenn sie die Wege, die sie mit<br />
dem Auto zurücklegen mit dem Bus oder Fahrrad zurücklegen<br />
könnten. Solange das Kind aufgrund fehlender Direktverbindungend<br />
des ÖPNVs morgens um 8 Uhr in die Schule und nachmittags<br />
zum Hobby gebracht werden muss, sind sie jedoch besonders<br />
<strong>für</strong> den schnellen und unkomplizierten Transport des Kindes<br />
auf das Auto angewiesen. Würde die Schule um 9 Uhr beginnen<br />
würde die Familie es zeitlich schaffen morgens gemeinsam mit<br />
dem Bus in die <strong>Stadt</strong> zu fahren. Gäbe es mehr Direktverbindungen<br />
des ÖPNVs, könnte sich das Kind außerdem selbstständig<br />
zum Hobby und zur Schule bewegen.<br />
l 61
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Großmutter<br />
Hobby K<br />
Arbeit M<br />
Hobby V<br />
S<br />
S<br />
Versorgungszentrum<br />
Schule K<br />
Parken<br />
Arbeit V<br />
Radius<br />
500 m<br />
Wohnung<br />
Freund K<br />
500 m<br />
l 62
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Mobilitätsmuster der Eltern<br />
Großmutter<br />
Hobby K<br />
Arbeit M<br />
Hobby V<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Vater<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Versorgungszentrum<br />
Schule K<br />
Parken<br />
S<br />
S<br />
Wohnung<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Arbeit V<br />
Freund K<br />
l 63
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Mobilitätsmuster des Kindes<br />
Großmutter<br />
Hobby K<br />
Arbeit M<br />
Hobby V<br />
S<br />
Kind<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Schule K<br />
Versorgungszentrum<br />
Parken<br />
Arbeit V<br />
S<br />
Wohnung<br />
Freund K<br />
l 64
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Interview 2<br />
Zeitmuster VON EINEM und AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Takt<br />
ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1 Kind 2<br />
Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind<br />
ERSTELLT<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Arbeit Arbeit Schule<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Weg, Einkaufen<br />
Hobby K<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Hausaufgaben<br />
Freizeit,<br />
Freunde in der<br />
Nachbarschaft<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Weg<br />
kümmern Mutter<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
fertigmachen<br />
Interview 3<br />
Schlafen<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie<br />
Schulbeginn Kind, Arbeitsbeginn Weg Vater<br />
Arbeitsbeginn Mutter<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Arbeitsschluss Vater<br />
Beginn Hobby Vater<br />
Weg, Einkauf<br />
Ende gem.Abendessen<br />
Hobby Vater<br />
Haushalt&Familie<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Arbeitsschluss Mutter, Schulschluss Kind<br />
Beginn Hobby Kind Haushalt&Familie<br />
Ende Hobby Kind<br />
Weg, K1 abholen<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Tagesmutter<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
Weg, K1 abholen<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
Der getaktete Zeitraum beginnt in dieser Familie um 8 Uhr. Mit 7<br />
Stunden bei Mutter und Kind, sowie 10,75 Stunden beim Vater ist<br />
damit zwar, wie bei den anderen interviewten <strong>Familien</strong> auch, der<br />
Großteil der aktiven Zeit der <strong>Familien</strong> von Takten dominiert, der<br />
getaktete Zeitraum ist im Verhältnis jedoch auffällig kurz.<br />
<strong>Die</strong>s liegt daran, dass die Hobbys der Familie, welche jeweils 2<br />
Zeitfenster pro <strong>Familien</strong>mitglied bestimmen, zeitlich so gelegt<br />
sind, dass sie sich direkt an die fremdbestimmte Zeit durch Arbeit<br />
oder Schule anschließen. Dadurch entsteht in der Schlussphase<br />
der Arbeit Zeitdruck und zwischen Arbeit und Hobby ein enges<br />
Zeitfenster <strong>für</strong> den Weg. Das Zeitfenster zwischen Arbeitsschluss<br />
und Abholen des Kindes beschreibt die Mutter als besonders<br />
stressig, da es, wie sie im Interview ausführt, schwer sei die Arbeit<br />
pünktlich zu beenden, da das Arbeitsvolumen ihrer Teilzeitstelle<br />
zu groß sei. Flexibel einteilbare Arbeitszeiten sowie ein längeres<br />
Zeitfenster, beispielsweise von einer Stunde, zur Abholung des<br />
Kindes würden die Zeitnot der Mutter reduzieren.<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
<strong>Die</strong> restliche Zeit des Tages nach dem Hobby, <strong>für</strong> Mutter und Kind<br />
ab 15 Uhr, <strong>für</strong> den Vater ab 18.30 Uhr, ist durch die Bündelung der<br />
getakteten Zeitfenster jedoch frei von Takten. Dadurch kann die<br />
Mutter sich die Zeit <strong>für</strong> ihre zweckgebundenen Tätigkeiten und<br />
das Kind seine Dispositionszeit nachmittags frei einteilen.<br />
<strong>Die</strong> Familie hat am Abend 1,5 Stunden gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit<br />
zuhause. <strong>Die</strong> Hälfte dieser Zeit wird <strong>für</strong> das gemeinsame Abendessen<br />
genutzt.<br />
Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />
Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />
Takte<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT<br />
ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
ERSTELLT<br />
l 65
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Verwendung von Zeit<br />
Vater<br />
Freizeit 1,5 h<br />
2,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeitangebot 1 h<br />
Mutter<br />
1,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit 1,5 h<br />
Freizeitangebot<br />
Kind 0,5 h<br />
Haushalt&<br />
Familie 2 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8 h<br />
Wege 1,25 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
10,75 h<br />
gem. Abendessen 0,75 h<br />
Kind<br />
Freizeit<br />
3,5 h<br />
Arbeit<br />
9,5h<br />
1,5 Stunden<br />
12 Stunden<br />
10,5 Stunden<br />
4 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Schule<br />
6,25 h<br />
Freizeitangebot 0,5 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8 h<br />
Haushalt<br />
&Familie<br />
3,75 h<br />
Arbeit<br />
6 h<br />
Wege<br />
2,5 h gem. Abendessen 0,75 h<br />
Kümmern um Mutter 1 h<br />
1,5 Stunden<br />
16,75 Stunden<br />
6,5 Stunden<br />
Wie die Verwendung von Zeit zeigt, sind die Wegezeiten von Vater<br />
und Sohn mit 1,25 Sunden in Betrachtung der Entfernung der<br />
Wohnung zu den weiteren räumlichen Bezugsorten sowie in Bezug<br />
zu der Zeit der beiden <strong>für</strong> sich selbst, welche beim Vater bei<br />
2,5 Stunden und beim Sohn bei 4 Stunden liegt, nicht besonders<br />
hoch.<br />
Im Gegensatz dazu steht die Verwendung von Zeit der Mutter:<br />
<strong>Die</strong>se verfügt nur über 1,5 Stunden selbstbestimmte Freizeit,<br />
während sie, auch aufgrund der weiten Wege zu ihrer kranken<br />
Mutter nach Laurensberg, an diesem Tag 2,5 Stunden <strong>für</strong> Wege<br />
nutzt.<br />
Im Interview beschreibt die Mutter die Zeit, die ihr täglich <strong>für</strong> sich<br />
selbst zur Verfügung steht, sowie die gemeinsame Freizeit der Familie<br />
und die Zeit mit ihrem Mann als zu kurz.<br />
Auffällig ist, dass die Mutter im Interview die Wegezeiten häufig<br />
mit „ist man ja schnell“ oder „fährt man kurz“ beschreibt. Dementsprechend<br />
ist bei ihr kein Gefühl da<strong>für</strong> vorhanden ist, dass diese<br />
Wegezeiten eine Ursache <strong>für</strong> ihre im Interview beschriebene Zeitnot<br />
im Alltag darstellen könnten.<br />
Hausaufgaben 1 h<br />
gem. Abendessen 0,75 h<br />
Wege 1,25 h<br />
3,5 Stunden<br />
13,75 Stunden<br />
6,75 Stunden<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
l 66
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />
Fazit Interview 3 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />
der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />
<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />
Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />
sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />
Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />
<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
In der Familie gibt es eine hohe Wegezeit der <strong>Familien</strong>mitglieder,<br />
speziell der Mutter durch ihre zusätzliche Wegekette<br />
zu ihrer pflegebedürftigen Mutter.<br />
30% der Wege der Mutter werden aufgrund von Begleitmobilität<br />
zum Hobby des Kindes zurückgelegt.<br />
Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität sind zu wenige Direktverbindungen<br />
des ÖPNV, dem Kind soll der selbstständige Umstieg<br />
nicht zugemutet werden.<br />
<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei der<br />
Begleitmobilität aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />
sehr häufig auf das Auto.<br />
Zeit<br />
Auch in dieser Familie, ist mit 7 Stunden bei Mutter und Kind<br />
sowie 10,75 Stunden beim Vater, der Großteil der aktiven<br />
Zeit des Tages von Takten bestimmt. Dabei stehen häufig<br />
nur kurze Zeitfenster zur Verfügung. Außerhalb der Arbeit<br />
wirken jeweils 2 weitere Takte auf die Eltern ein, wobei die<br />
Zeitfenster beim Vater durchschnittlich 0,63 Stunden und<br />
bei der Mutter 0,5 Stunden lang sind.<br />
Ein Zeitfenster von Mutter und Kind ist durch das Hobby<br />
des Kindes bestimmt.<br />
Dadurch, dass die Familie ihre Hobbys in direkten Anschluss<br />
an Arbeit und Schule legt, entstehen in der Übergangszeit<br />
kurze Zeitfenster, nach dem Hobby ist die Zeit der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
da<strong>für</strong> jedoch frei von Takten.<br />
Durch Begleitmobilität wirken die Takte des Kindes auch<br />
direkt auf die Mutter ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />
Abstimmung von Terminen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeit von 1,5 Stunden wird hauptsächlich <strong>für</strong><br />
zweckbestimmte Tätigkeiten genutzt, wodurch nach dem<br />
Empfinden der Mutter zu wenig frei nutzbare gemeinsame<br />
Zeit der Familie im Alltag vorhanden ist<br />
Schule<br />
Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh, sodass eine stressfreie<br />
Gestaltung des Morgens nicht möglich ist. <strong>Die</strong> Verlegung<br />
des Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche<br />
Zeitfenster entzerren.<br />
Arbeit<br />
Das Arbeitsvolumen der Teilzeitstelle der Mutter ist zu groß,<br />
sodass es nach Angabe der Mutter schwer sei pünktlich<br />
Schluss zu machen wenn sie das Kind zum Hobby fahren<br />
oder einen anderen Termin wahrnehmen müsse.<br />
<strong>Die</strong> Mutter empfindet ihre Arbeitszeiten als zu unflexibel.<br />
In bestimmten Situationen würde sie gerne früher gehen<br />
und frei entscheiden wann sie ein anderes Mal da<strong>für</strong> länger<br />
arbeitet.<br />
l 67
Empirische Untersuchung<br />
Interview 4<br />
Datum: 21.01.2013<br />
Ort: Wohnung der Familie<br />
Dauer: 19.30 Uhr bis 20.40 Uhr<br />
Interviewpartner: Mutter<br />
l 68
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Die</strong> in Interview 4 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />
mit einem egalitär-familienbezogenen Modell der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
Beide Eltern sind 35 Jahre alt, arbeiten teilzeit als wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter an der RWTH Aachen und kümmern sich gemeinsam<br />
um die beiden 6- und 1,5-jährigen Söhne und den Haushalt.<br />
Ein Teil der <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an familienunterstützende<br />
Netzwerke ausgelagert:<br />
So nutzt die Familie die Offene Ganztagsschule als gesellschaftliches<br />
Netzwerk, wo Kind 1 nach der Schule täglich bis 16 Uhr<br />
betreut wird.<br />
<strong>Die</strong> Betreuung von Kind 2 erfolgt 5 Stunden täglich durch eine<br />
Tagesmutter und damit über das tertiäre Netzwerk der Familie.<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
traditionelle Familie<br />
Vater<br />
- 35 Jahre alt<br />
- wissenschaftl. Mitarb.<br />
Kind 1<br />
- 6 Jahre alt<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
Mutter<br />
- 35 Jahre alt<br />
- wissenschaftl. Mitarb.<br />
Kind 2<br />
- 1,5 Jahre alt<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
egalitär-familienbezogen<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS<br />
beide Eltern teilzeit erwerbstätig<br />
(Mutter 60% Vater 75%),<br />
kümmern sich beide um<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
teilweise Auslagerung der<br />
<strong>Familien</strong>arbeit:<br />
OGS, Tagesmutter 5 Std. tgl.<br />
tertiäre Netzwerke<br />
Einrichtungen der<br />
Sozialen Arbeit:<br />
Tagesmutter<br />
l 69
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Laurensberg<br />
A4<br />
L131<br />
L132<br />
Soers<br />
Haaren<br />
B57<br />
Hörn<br />
L136<br />
A544<br />
Verlautenheide<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt zentrumsnah südöstlich außerhalb des Aachener<br />
Außenrings. Auf 95 m² bewohnt sie vier Zimmer zur Miete in<br />
einem Mehrfamilienhaus mit privatem Balkon in mittlerer Wohnlage.<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
B264<br />
Aachen<br />
S<br />
Burtscheid<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
L260<br />
Beverau<br />
Forst<br />
B258<br />
Schönforst<br />
Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />
Blockrandbebauung geprägt, die selten Begrünung und nur teilweise<br />
privat oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />
Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />
10 Minuten zu erreichen.<br />
Aufgrund Eilendorf der Nähe zu zahlreichen Bushaltestellen sowie zum<br />
Hauptbahnhof Aachen ist eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr vorhanden.<br />
Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />
5 Minuten erreichbar.<br />
Preuswald<br />
Mehrfamilienhaus<br />
Miete<br />
4 Zimmer<br />
95 m² Ronheide<br />
priv. Balkon<br />
B57<br />
L23<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
Driescher Hof<br />
A44<br />
Brand<br />
l 70
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 72<br />
<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte der Familie liegen weiträumig in der<br />
<strong>Stadt</strong> verteilt.<br />
Wahlkriterien<br />
<strong>Die</strong> Wahlkriterien <strong>für</strong> die Wohnung waren <strong>für</strong> die Familie, die ohne<br />
Ortskenntnisse nach Aachen zog, eine ausreichende Größe und<br />
die Lage in Aachen selbst und damit im gleichen Ort wie die Arbeitsstellen<br />
der Eltern.<br />
Da Kind 1 eine Montessorischule besuchen und den Schulweg<br />
auch fußläufig alleine zurücklegen können sollte, entschied sich<br />
die Familie <strong>für</strong> die Einrichtung in der Reumontstraße. Außerdem<br />
ging die Familie davon aus, dass auch andere <strong>Familien</strong> sich <strong>für</strong><br />
diese Einrichtung aufgrund der Nähe zur Wohnung entscheiden<br />
würden und so wohnortnahe Freundschaften entstehen könnten.<br />
<strong>Die</strong> Betreuung von Kind 2 durch eine Tagesmutter wurde aufgrund<br />
eines Mangels an öffentlichen Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter<br />
Dreijährige gewählt. <strong>Die</strong> Entscheidung fiel dabei auf die gewählte<br />
Tagesmutter, weil sie eine kostengünstige Betreuung anbietet<br />
und Kind 2 dadurch einen Tag mehr in der Woche als bei anderen<br />
privaten Angeboten betreut werden kann.<br />
Entsprechend der Lage auf dem Weg des Vaters werden die Versorgungseinrichtungen<br />
ausgewählt.<br />
Der Ort <strong>für</strong> das Hobby des Vaters ist dadurch bedingt, dass der<br />
Vater nur dort sein altes Hobby in Aachen ausüben kann.<br />
<strong>Die</strong> Familie würde ihre räumlichen Bezugsorte gerne wohnortnah<br />
bündeln, auf Grund eines Mangels an familiengerechten in das<br />
Haushaltsbudget der Familie passenden Mietwohnungen ist dies<br />
jedoch nicht möglich.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 73,74<br />
<strong>Die</strong> Untersuchung der Mobilitätsmuster zeigt, dass die Mobilität<br />
der Eltern jeweils in zwei Wegeketten unterteilt ist, wobei die erste<br />
jeweils vier und die zweite Wegekette zwei räumliche Bezugsorte<br />
miteinander verbindet.<br />
In der ersten Wegekette des Tages fährt der Vater mit dem Fahrrad<br />
über einen Umweg zur Arbeit um Kind 2 bei der Tagesmutter<br />
abzugeben. Von seinem Arbeitsplatz aus fährt er abends über einen<br />
Abstecher zur Versorgung zur Wohnung zurück.<br />
Am späten Abend legt der Vater seine zweite Wegekette zurück<br />
indem er mit dem Auto zum Hobby und wieder nach Hause fährt.<br />
Von der Wohnung aus bringt die Mutter in ihrer ersten Wegekette<br />
morgens Kind1 mit dem Auto zur Schule und fährt selbst weiter<br />
zur Arbeit. Von dort aus holt sie mittags Kind 2 ab und fährt mit<br />
ihm nach Hause.<br />
Nachmittags fährt sie erneut los um Kind1 aus der Schule abzuholen,<br />
dies bildet ihre zweite Wegekette.<br />
Wie die Untersuchung des Mobilitätsmusters von Kind 1 zeigt,<br />
ist sein Alltag in einer Wegekette, die vollständig von der Mutter<br />
begleitet wird, organisiert. Das Kind bewegt sich im <strong>Stadt</strong>raum<br />
lediglich von der Wohnung zur Schule und wieder zurück. <strong>Die</strong><br />
Fortbewgung erfolgt ausschließlich mit dem Auto.<br />
Kind 2 legt zwei Wegeketten zurück: Ausgehend von der Wohnung<br />
wird es morgens vom Vater mit dem Fahrrad zur Tagesmutter<br />
gebracht und mittags von der Mutter mit dem Auto abgeholt<br />
und nach Hause gebracht. <strong>Die</strong> zweite Wegekette bildet der Weg<br />
mit der Mutter zur Schule um Kind 1 mit dem Auto abzuholen<br />
und der Rückweg nach Hause.<br />
Begleitmobilität<br />
<strong>Die</strong> Wege der Mutter sind zu ca. 70% und die des Vaters zu ca.<br />
15% durch Begleitmobilität bedingt, da sich keines der Kinder im<br />
Alltag in selbstständiger Mobilität fortbewegt<br />
Als Gründe <strong>für</strong> die Begleitmobilität des 6-jährigen Kindes 1 nennt<br />
die Mutter den gesellschaftlichen Druck: von den Eltern werde<br />
erwartet, dass sie ihre Kinder abholen. Im Fall von Kind 2 ist das<br />
zu geringe Alter <strong>für</strong> eine selbstständige Mobilität von 1,5 Jahren<br />
ausschlaggebend <strong>für</strong> die Begleitmobilität.<br />
Fortbewegung<br />
<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches neben dem Fahrrad im Falle<br />
des Vaters und dem Bus bei der Mutter das Hauptfortbewegungsmittel<br />
im Alltag darstellt. <strong>Die</strong> Eltern organisieren es so, dass der<br />
Elternteil, der sich nachmittags um die Kinder kümmert und sie<br />
abholt das Auto zur Verfügung hat. Somit findet der Großteil der<br />
Mobilität der Kinder aufgrund von Schnelligkeit und Bequemlichkeit<br />
mit dem Auto statt.<br />
Aber nicht nur die Zeitnot und Bequemlichkeit der Eltern spielt<br />
eine Rolle <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität mit dem Auto, so hat<br />
Kind1 keine Lust nach der Schule zu Fuß nach Hause zu gehen,<br />
sondern möchte aus Bequemlichkeit mit dem Auto abgeholt werden.<br />
<strong>Die</strong> Mutter empfindet jedoch, wie sie im Interview erläutert, die<br />
mit der Nutzung des Autos verbundene zeitaufwändige Parkplatzsuche<br />
und das viele Hin- und Herfahren in der <strong>Stadt</strong> als stressig<br />
und lästig.<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind1<br />
Kind2<br />
Hauptfortbewegung<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
begleitet begleitet begleitet<br />
weitere<br />
begleitet<br />
l 71
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Hobby V<br />
Arbeit M<br />
Arbeit V<br />
Versorgungszentrum<br />
S<br />
Schule K1<br />
S<br />
Wohnung<br />
Tagesmutter K2<br />
500 m<br />
l 72
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Mobilitätsmuster der Eltern<br />
Hobby V<br />
Arbeit M<br />
Arbeit V<br />
Versorgungszentrum<br />
S<br />
Schule K1<br />
S<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Vater<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Wohnung<br />
Tagesmutter K2<br />
l 73
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Mobilitätsmuster der Kinder<br />
Hobby V<br />
Arbeit M<br />
Arbeit V<br />
Versorgungszentrum<br />
S<br />
Kind 1<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Kind 2<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
Schule K1<br />
S<br />
Wohnung<br />
Tagesmutter K2<br />
500 m<br />
l 74
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Zeitmuster VON EINEM und Takt AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
2<br />
Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1<br />
Kind 2 ERSTELLT<br />
00:00<br />
6:00<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Weg, Einkauf<br />
gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Interview 3<br />
Zeitliche Organisation im <strong>Familien</strong>alltag<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg, K1 abholen<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Freizeit<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Tagesmutter<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
Weg, K1 abholen<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Schlafen<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie<br />
Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter Weg<br />
Arbeitsbeginn Mutter<br />
Abgabe Kind Weg 2, Abgabe Vater<br />
Arbeitsbeginn Vater<br />
Arbeitsschluss Vater<br />
Weg, Einkauf<br />
gem.Abendessen<br />
Weg<br />
Beginn Hobby Vater<br />
Hobby<br />
Ende Hobby Vater<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Interview 3<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Der getaktete ERSTELLT Zeitraum der Familie beginnt zwischen 7.45 und<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 8.15 1 Uhr und endet Kind 2 bei der Mutter und den Kindern um 15.45 und<br />
beim Vater um 22.30 Uhr. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit<br />
des Tages der Familie, 7,25 Stunden bei Kind 2, 8 Stunden bei der<br />
Mutter und Kind 1, sowie 14,75 Stunden beim Vater, von Takten<br />
dominiert.<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Arbeit<br />
Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />
Arbeitsschluss Mutter<br />
Arbeit<br />
Betreuungsende Kind 2, Abholen WegMutter<br />
Haushalt&Familie<br />
Schulschluss Kind 1, Abholen Mutter<br />
Weg, K1 abholen<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
Haushalt&Familie<br />
Schlafen<br />
Schlafen Außerhalb von Schlafen Arbeit, Schule und Betreuung gibt es, besonders<br />
der Obligationszeit Freizeit entsteht ein Gefühl von Zeitnot, welches sie<br />
fertigmachen<br />
Wegder Eltern<br />
fertiggemacht<br />
besonders<br />
w.<br />
zwischen der morgendlichen Abgabe der<br />
Kinder und Arbeitsbeginn, Weg außerdem fühlt sich die Mutter durch<br />
Schule<br />
OGS<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
bei der Mutter, häufig nur kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten. Auf<br />
beide Eltern wirken außerhalb der Arbeit jeweils 3 Takte ein,<br />
wobei die Zeitfenster des Vaters mit 0,25 bis 3 Stunden durchschnittlich<br />
1,75 Stunden lang sind, die der Mutter mit 0,25 bis<br />
2,75 Stunden durchschnittlich 1,17 Stunden. Durch die kurzen<br />
Zeitfenster der Mutter <strong>für</strong> unterschiedliche Tätigkeiten innerhalb<br />
im Interview beschreibt. Zeitkonflikte entstehen im Zeitmuster<br />
die engen Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung der Kinder besonders in<br />
ein Zeitraster gepresst.<br />
Aufgrund eines zu großen Arbeitsvolumens <strong>für</strong> ihre Teilzeitstelle<br />
fällt es der Mutter Tagesmutter häufig schwer die Arbeit rechtzeitig zu beenden<br />
um die räumlichen Bezugsorte weiterer anstehender Takte,<br />
wie beispielsweise das Betreuungsende von Kind 2, innerhalb der<br />
entstehenden Zeitfenster zu erreichen.<br />
Anschließend Weg an die getaktete Zeit und die Obligationszeit in<br />
der der Weg nach Hause zurückgelegt wird, steht den Kindern<br />
ab 16.15 Uhr Dispositionszeit zur Verfügung, welche um 18 Uhr<br />
durch die <strong>Familien</strong>zeit Mittagsschlaf von insgesamt 2 Stunden, welche aus gemeinsamem<br />
Abendessen und anschließendem zu Bett gehen<br />
der Kinder besteht, beendet wird. Wenn die Kinder im Bett liegen<br />
Weg, K1 abholen<br />
haben auch die Eltern Zeit <strong>für</strong> sich selbst, wobei der Vater diese<br />
Zeit zur Ausübung seines Hobbys nutzt und die Mutter diese Zeit<br />
selbstbestimmt verbringt.<br />
Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />
Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />
zu Bett gehen<br />
Takte<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
Schlafen<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
l 75
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Verwendung von Zeit<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8 h<br />
Haushalt&<br />
Familie 2 h<br />
Einkaufen 0,25 h<br />
Wege 1,75 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
12,5 h<br />
Vater<br />
Mutter<br />
2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeitangebot 2 h<br />
13 Stunden<br />
11 Stunden<br />
Arbeit<br />
9 h<br />
gem. Abendessen 1 h<br />
Kind 1 Kind 2<br />
3,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit 1,75 h<br />
OGS<br />
2 h<br />
OGS<br />
2 h<br />
Schule<br />
4 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8,5 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
12 h<br />
Freizeit<br />
2 h<br />
Haushalt<br />
&Familie<br />
6,25 h<br />
Freizeit<br />
2,75 h<br />
Arbeit<br />
4,25 h<br />
2 Stunden<br />
17,75 Stunden<br />
4,25 Stunden<br />
gem. Abendessen 1 h<br />
Wege 2 h<br />
Tagesmutter<br />
2,25 h<br />
Tagesmutter<br />
2,25 h<br />
<strong>Die</strong> Verwendung der Zeit des Vaters teilt sich fast gleichmäßig<br />
in Obligations- und Determinationszeit auf. Seine Freizeit nutzt<br />
der Vater zur Ausübung seines Hobbys und damit <strong>für</strong> fremdbestimmte<br />
Zeit, wodurch er am Tag keine selbstbestimmte Zeit zur<br />
Verfügung hat.<br />
<strong>Die</strong> Zeit der Mutter besteht zu 3/4 aus Obligationszeit. Durch die<br />
Aufspaltung des Tages in 5 Zeitfenster wird diese Obligationzeit<br />
und damit verbunden angefangene Tätigkeiten jedoch immer<br />
wieder durch andere Tätigkeiten unterbrochen. Lediglich 4,25<br />
Stunden ihres Tages sind fremdbestimmt.<br />
<strong>Die</strong> Verwendung von Zeit im Alltag der in Interview 4 befragten<br />
Familie zeigt, dass bei den Eltern eine hohe Wegezeit anfällt, die<br />
in etwa der Freizeit am Tag entspricht. <strong>Die</strong>se hohen Wegezeiten<br />
sowie das mit der hohen Mobilität und den räumlich und zeitlich<br />
zu koordinierenden räumlichen Bezugsorten verbundene<br />
Zeitmanagement beschreibt die Mutter im Alltag als besonders<br />
belastend. <strong>Die</strong> Zeit, die ihr täglich <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung<br />
steht sowie die gemeinsame Freizeit der Familie und die Zeit mit<br />
ihrem Mann empfindet die Mutter im Alltag als zu kurz.<br />
<strong>Die</strong> selbstbestimmte Zeit der Kinder wird durch Obligationszeit<br />
unterbrochen und teilt sich auf in Freizeit, welche in der Offenen<br />
Ganztagsschule bzw. bei der Tagesmutter verbracht wird, sowie<br />
Freizeit zuhause.<br />
Mittagsschlaf 2,5 h<br />
gem. Abendessen 1 h<br />
Wege 0,75 h<br />
3,5 Stunden<br />
13,75 Stunden<br />
6,75 Stunden<br />
Wege 1,25 h<br />
5 Stunden<br />
16,75 Stunden<br />
2,25 Stunden<br />
gem. Abendessen 0,75 h<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
l 76
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />
Fazit Interview 4 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />
der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />
<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />
Durch die Wahl des Hobbys des Vaters außerhalb der Bündelung<br />
der sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch<br />
entstehenden Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Eltern sind in etwa genauso<br />
lang wie die Zeit der Eltern am Tag <strong>für</strong> sich selbst.<br />
70% der Wege der Mutter und 15% des Vaters werden aufgrund<br />
von Begleitmobilität zurückgelegt.<br />
Der Hauptgrund <strong>für</strong> die Begleitmobilität des Schulkindes ist<br />
der gesellschaftliche Druck, das Kind nicht der Verkehrssituation<br />
mit dem hohen motoristierten Verkehrsaufkommen<br />
auszusetzen.<br />
<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei<br />
Begleitmobilität aufgrund von Schnelligkeit und Bequemlichkeit<br />
hauptsächlich auf das Auto, die Parkplatzsuche wird<br />
allerdings als lästig empfunden.<br />
Zeit<br />
Mit 7,25 bis 8 Stunden bei Mutter und Kindern sowie 14,75<br />
Stunden beim Vater, ist der Großteil der Familie von Takten<br />
bestimmt. Dabei stehen häufig nur kurze Zeitfenster<br />
zur Verfügung. Außerhalb der Arbeitszeit wirken jeweils 3<br />
weitere Takte auf die Eltern ein, wobei die Zeitfenster beim<br />
Vater durchschnittlich 1,75 Stunden und bei der Mutter 1,17<br />
Stunden lang sind.<br />
Durch Begleitmobilität wirken die Takte der Kinder auch<br />
direkt auf die Eltern ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />
Abstimmung von Terminen.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeit von 2 Stunden wird ausschließlich <strong>für</strong><br />
zweckgebundene Tätigkeiten genutzt. <strong>Die</strong> Mutter hätte<br />
gerne mehr Zeit <strong>für</strong> gemeinsame <strong>Familien</strong>freizeit im Alltag.<br />
Beiden Elternteilen stehen 2 Stunden Freizeit zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> Freizeit der Mutter, welche ausschließlich selbstbestimmt<br />
genutzt wird, wird jedoch häufig unterbrochen,<br />
beispielsweise durch das erneute Zubettbringen der Kinder,<br />
die nicht schlafen können. <strong>Die</strong> Zeit <strong>für</strong> sich selbst wird<br />
von der Mutter als zu kurz empfunden.<br />
<strong>Die</strong> Eltern verbingen an dem untersuchten Tag keine gemeinsame<br />
Freizeit miteinander.<br />
Betreuung<br />
In öffentlichen Betreuungseinrichtungen sind nicht ausreichend<br />
Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige vorhanden,<br />
weshalb Kind 2 privat bei einer Tagesmutter betreut wird.<br />
Es mangelt an planbaren Betreuungsmöglichkeiten, besonders<br />
in Randzeiten nach der Schule oder der Betreuung der<br />
Kinder durch OGS oder Tagesmutter.<br />
<strong>Die</strong> fehlende Abstimmung von Betreuungs- und Arbeitszeiten<br />
wird besonders zu Arbeitsschluss und anschließendem<br />
Abholen des Kindes, in diesem Fall Kind 2 von der Tagesmutter,<br />
wahrgenommen. Generell werden die Zeitfenster<br />
<strong>für</strong> die Abholung der Kinder als zu eng empfunden.<br />
Durch das Fehlen von Ganztages-Betreuungsangeboten in<br />
der Ferienzeit entsteht in den Schulferien Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag.<br />
Arbeit<br />
Das Arbeitsvolumen der Teilzeitstelle der Mutter ist zu groß,<br />
wodurch die Arbeit häufig nicht rechtzeitig beendet werden<br />
kann.<br />
l 77
Empirische Untersuchung<br />
Interview 5<br />
Datum: 22.01.2013<br />
Ort: Arbeitsplatz der Mutter<br />
Dauer: 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr<br />
Interviewpartner: Mutter<br />
l 78
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Die</strong> in Interview 5 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />
mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
Der Vater ist 38 Jahre alt und arbeitet vollzeit bis überlang vollzeit<br />
als Geschäftsentwickler, die Mutter ist 39 Jahre alt und arbeitet als<br />
selbstständige Ärztin ebenfalls vollzeit bis überlang vollzeit. <strong>Die</strong><br />
drei Kinder sind 7, 4 und 2 Jahre alt. Ihre Betreuung sowie auch<br />
die restliche Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit wird größtenteils an<br />
familienunterstützende Natzwerke abgegeben:<br />
Das Aupair übernimmt als persönliches Netzwerk 2 bis 3 Stunden<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit täglich, wobei es <strong>für</strong> die Vorbereitung<br />
von Frühstück und Abendessen sowie das Abholen, Begleiten<br />
und Betreuen der Kinder zuständig ist.<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
traditionelle Familie<br />
Vater<br />
- 38 Jahre alt<br />
- Geschäftsentwickler<br />
Kind 1<br />
- 7 Jahre alt<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
Mutter<br />
- 39 Jahre alt<br />
- selbstständige Ärztin<br />
Kind 2<br />
- 4 Jahre alt<br />
Kind 3<br />
- 2 Jahre alt<br />
Das gesellschaftliche Netzwerk deckt durch die Offene Ganztagsschule<br />
die nachmittägliche Betreuung von Kind 1 ab.<br />
<strong>Die</strong> Betreuung der Kinder 2 und 3 erfolgt durch eine Tagesmutter<br />
und eine Kindertagesstätte über das tertiäre Netzwerk der Familie.<br />
Ebenfalls über das tertiäre Netzwerk werden 3 Stunden Hausarbeit<br />
in der Woche durch eine Putzfrau abgedeckt.<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
egalitär-erwerbsbezogen<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
beide Eltern vollzeit bis überlang<br />
erwerbstätig<br />
Aupair<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS<br />
großteilige Auslagerung der<br />
Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
Putzfrau 3 Std./Woche,<br />
Aupair kümmert sich um<br />
Frühstück und Abendessen<br />
sowie Abholen der Kinder<br />
(2-3 Std. tgl. Haushalts- und<br />
<strong>Familien</strong>arbeit), Betreuung<br />
der Kinder außerdem in OGS,<br />
Kita und durch Tagesmutter<br />
professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen:<br />
Putzfrau<br />
tertiäre Netzwerke<br />
Einrichtungen der<br />
Sozialen Arbeit:<br />
Tagesmutter, Kita<br />
l 79
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Einfamilienhaus<br />
Laurensberg<br />
Miete<br />
5 Zimmer<br />
180 m²<br />
Garten, Terrasse<br />
L131<br />
L132<br />
A4<br />
Soers<br />
Haaren<br />
B57<br />
L136<br />
A544<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht südlich der Autobahn A4 am<br />
Verlautenheide<br />
<strong>Stadt</strong>rand Aachens: Auf 180 m² bewohnt sie 5 Zimmer zur Miete<br />
in einem Einfamilienhaus mit privatem Garten und Terrasse in<br />
mittlerer Wohnlage.<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Hörn<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
B264<br />
Aachen<br />
S<br />
Burtscheid<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
L260<br />
Beverau<br />
Forst<br />
B258<br />
Schönforst<br />
Das Wohnviertel der Familie ist größtenteils durch freistehende<br />
Einfamilienhäuser und Einfamilienhäuser in Reihenbebauung<br />
sowie durch einige Mehrfamilienhäuser geprägt. <strong>Die</strong> Einfamilienhäuser<br />
verfügen über privat nutzbare Freiräume, die Mehrfamilienhäuser<br />
bieten gemeinschaftlich nutzbare Grün- und Freiflächen.<br />
Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />
10 Eilendorf Minuten Fußweg erreichbar, eine Anbindung an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr ist durch drei Buslinien gegeben.<br />
Öffentliche Grünanlagen sind zu Fuß in ca. 5 Minuten zu erreichen.<br />
Driescher Hof<br />
Brand<br />
Ronheide<br />
B57<br />
L23<br />
Preuswald<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
A44<br />
l 80
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 83<br />
<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte der Familie liegen, bis auf die Wohnung<br />
selbst, in einem Radius von 1200 m um den Arbeitsplatz der<br />
Mutter herum.<br />
Wahlkriterien<br />
Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Wahl der Wohnung waren eine ausreichende<br />
Größe <strong>für</strong> die fünfköpfige Familie sowie der Wunsch nach<br />
einem privaten Garten.<br />
<strong>Die</strong> Praxis der Mutter liegt im Ärztehaus in direkter Nähe zum<br />
Luisenhospital. Besonders die Arbeitsortnähe zur Praxis sowie<br />
die langen Öffnungs- und flexiblen Bring- und Abholzeiten, im<br />
Gegensatz zu öffentlichen Einrichtungen, waren <strong>für</strong> die Wahl der<br />
privaten Kita und der Tagesmutter relevant. Weiterhin spielten<br />
bei der Wahl der Kita eine bilinguale Erziehung sowie die musikalische<br />
und naturwissenschaftliche Früherziehung der Kinder eine<br />
Rolle. Für das jüngste Kind entschied sich die Familie bis zum regulären<br />
Kindergartenalter des Kindes <strong>für</strong> die familiäre Betreuung<br />
bei einer Tagesmutter mit guter Reputation.<br />
Das Hobby des jüngsten Kindes und des Vaters wurde aufgrund<br />
der Tatsache, dass die Mutter mit der Einrichtung vertraut ist, im<br />
Ärtzehaus am Luisenhospital gewählt.<br />
<strong>Die</strong> Freizeiteinrichtung, die Kind 1 <strong>für</strong> sein Hobby aufsucht, wurde<br />
aufgrund einer Empfehlung gewählt, wobei es der Familie gelegen<br />
kam, dass sie sich ebenfalls in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />
der Mutter befindet.<br />
Da die Familie ihre räumlichen Bezugsorte gerne wohnortnah<br />
bündeln möchte, seit Jahren aber keine familiengerechte Mietwohnung<br />
im gewünschten Umfeld finden kann, hat sich die Familie<br />
dazu entschlossen in räumlicher Nähe zum Arbeitsplatz der<br />
Mutter ein Haus zu bauen, in welches sie Ende 2013 einziehen<br />
wird.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 84-86<br />
Im Alltag der in Interview 5 befragten Familie gibt es zwei Ausgangspunkte<br />
<strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster der Familie.<br />
Ein Ausgangspunkt ist die Wohnung der Familie, von der die zwei<br />
Wegeketten des Vaters und je eine Wegekette der anderen <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
ausgehen.<br />
Der zweite Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster<br />
der Familie bildet der Arbeitsort der Mutter, von ihm gehen zwei<br />
Wegeketten der Mutter aus.<br />
In seiner ersten Wegekette bringt der Vater mit dem Auto Kind 2<br />
in die Kindertagesstätte und Kind 3 zur Tagesmutter und begibt<br />
sich dann wieder nach Hause wo er seiner beruflichen Tätigkeit<br />
nachgeht.<br />
Von zuhause aus fährt der Vater nachmittags in einer zweiten<br />
Wegekette zu seinem gemeinsamen Hobby mit Kind 3 und nach<br />
dem Hobby mit Kind 3 wieder nach Hause.<br />
<strong>Die</strong> erste Wegekette der Mutter beginnt morgens, indem sie sich<br />
mit Kind 1 auf den Weg zur ihrem Arbeitsort macht. Sie stellt das<br />
Auto an ihrem Arbeitsort ab, bringt Kind 1 zu Fuß zur Schule und<br />
geht dann wieder zurück zur Praxis. An dieser Stelle wird diese<br />
Wegekette unterbrochen und erst abends abgeschlossen.<br />
Vom zweiten Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster<br />
der Familie, dem Arbeitsplatz der Mutter, holt diese nach Schulschluss<br />
Kind 1 in einer zweiten Wegekette wieder in der Schule<br />
ab und nimmt es mit zur Arbeit. Abends bringt sie Kind 1 von der<br />
Praxis aus zum Hobby und begibt sich anschließend wieder in die<br />
Praxis, was die dritte Wegekette darstellt.<br />
<strong>Die</strong> erste Wegekette wird abgeschlossen indem die Mutter<br />
abends von der Praxis nach Hause fährt und dabei Kind 1 über<br />
einen Umweg vom Hobby abholt.<br />
Eine optimierte morgendliche Wegekette, bei der alle drei Kinder<br />
von der Mutter abgeliefert werden, ist aufgrund des frühen<br />
Schulbeginns und der damit verbundenen Zeitnot nicht möglich,<br />
daher ist der zusätzliche Weg des Vater zu den Betreuungseinrichtungen<br />
der beiden jüngeren Kinder notwendig.<br />
Das Mobilitätsmuster von Kind 1 besteht aus einer, von der Mutter<br />
begleiteten, Wegekette. Von der Wohnung aus wird es morgens<br />
von der Mutter mit dem Auto zur Praxis gefahren und von<br />
dort aus zu Fuß weiter zur Schule begleitet. Nach Schulschluss<br />
wird es von der Mutter wieder abgeholt und begibt sich mit ihr<br />
in die Praxis. Von dort aus bringt die Mutter es mit dem Auto zum<br />
Hobby, von wo aus es anschließend von ihr nach Hause gefahren<br />
wird.<br />
Auch das Mobilitätsmuster von Kind 2 ist in einer Wegekette<br />
organisiert: Von der Wohnung aus wird es vom Vater mit dem<br />
Auto in die Kita gebracht und vom Aupair nachmittags abgeholt.<br />
Zusammen mit dem Aupair geht es zu Fuß bei der Tagesmutter<br />
vorbei um Kind 3 abzuholen, anschließend gehen die drei zusammen<br />
zum Arbeitsplatz der Mutter. Abschließend fährt Kind 2 in<br />
Begleitung des Aupairs mit dem Bus nach Hause.<br />
Wie seine beiden Geschwister legt Kind 3 ebenfalls eine Wegekette<br />
zurück: Morgens wird es vom Vater zur Tagesmutter gefahren,<br />
wobei ein Zwischenstopp <strong>für</strong> die Abgabe von Kind 2 in der<br />
Kindertagesstätte eingelegt wird. Von der Tagesmutter wird es<br />
nachmittags vom Aupair abgeholt und zu Fuß zu seinem gemeinsamen<br />
Hobby mit dem Vater gebracht. Zusammen mit dem Vater<br />
fährt es anschließend nach Hause.<br />
Begleitmobilität<br />
Der Vater legt 50% der Wege, die Mutter sogar 80% aufgrund von<br />
Begleitmobilität zurück.<br />
Keines der Kinder bewegt sich im Alltag in selbstständiger Mobilität<br />
fort. Dabei werden Wege, die nicht von den Eltern begleitet<br />
werden von dem Aupair als Begleitperson übernommen.<br />
Als Gründe <strong>für</strong> die Begleitmobilität des 7-jährigen Kindes 1, nennt<br />
die Mutter, dass dem Kind die selbstständige Mobiliät aufgrund<br />
der Orientierung in der <strong>Stadt</strong> und im Verkehr noch nicht zugemutet<br />
werden soll, worin sich die gesellschaftliche Sicht widerspiegelt,<br />
dass das Verkehrsaufkommen <strong>für</strong> selbstständige Mobilität<br />
von Kindern zu hoch ist.<br />
Ein weiterer Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität ist der Wunsch der Mutter<br />
im Alltag etwas Zeit mit ihrem Kind zu verbringen, weshalb sie es<br />
beispielsweise von der Praxis aus morgens in die Schule bringt<br />
und nachmittags auch wieder abholt.<br />
Im Fall der Kinder 2 und 3, mit 2 und 4 Jahren, ist das zu geringe<br />
Alter <strong>für</strong> selbstständige Mobilität ausschlaggebend <strong>für</strong> die Begleitmobilität.<br />
l 81
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Fortbewegung<br />
Im Haushalt der Familie sind zwei Autos vorhanden. Aufgrund<br />
von Schnelligkeit und Bequemlichkeit werden diese <strong>für</strong> die Fortbewegung<br />
der Familie fast ausschließlich genutzt. <strong>Die</strong> Benutzung<br />
des Busses von den Kindern findet ausschließlich in Begleitmobilität<br />
mit dem Aupair statt. Mit ihm werden von den Kindern auch<br />
einige Wege zu Fuß zurückgelegt.<br />
<strong>Die</strong> Mutter bringt Kind 1 jeden Tag zu Fuß zur Schule, an einigen<br />
Tagen, wie an dem analysierten Tag, holt sie Kind 1 auch wieder<br />
zu Fuß von der Schule ab.<br />
Im Interview gibt die Mutter an, dass sie sich vorstellen könnte,<br />
dass sie selbst, sowie durch die Begleitmobilität auch ihre Kinder,<br />
sich häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstelle des Autos<br />
fortbewegen würde, wenn es mehr Direktverbindungen zwischen<br />
der Wohnung und dem Zentrum der räumlichen Bezugsorte<br />
der Familie und und eine höhere Taktung des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs geben würde.<br />
Hauptfortbewegung<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
begleitet,<br />
Eltern<br />
begleitet,<br />
Aupair<br />
begleitet<br />
Kind 2<br />
begleitet,<br />
Eltern<br />
begleitet,<br />
Aupair<br />
begleitet<br />
Kind 3<br />
begleitet,<br />
Eltern<br />
begleitet,<br />
Aupair<br />
begleitet<br />
l 82
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Wohnung<br />
Radius<br />
1200 m<br />
Hobby K1<br />
500 m<br />
Kita K2<br />
Tagesmutter K3<br />
Arbeit M<br />
Hobby<br />
K3, V<br />
Schule K1<br />
S<br />
S<br />
l 83
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Mobilitätsmuster der Eltern<br />
Wohnung<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Vater<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Kita K2<br />
Tagesmutter K3<br />
Arbeit M<br />
Hobby<br />
K3, V<br />
Hobby K1<br />
Schule K1<br />
S<br />
+<br />
Arbeit M<br />
Hobby<br />
K3, V<br />
250 m<br />
Schule K1<br />
S<br />
l 84
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Mobilitätsmuster der Kinder 1und 2<br />
Wohnung<br />
Kind 1<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Kind 2<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Tagesmutter K3<br />
Kita K2<br />
Arbeit M<br />
Hobby<br />
K3, V<br />
Hobby K1<br />
Schule K1<br />
S<br />
S<br />
l 85
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Mobilitätsmuster Kind 3<br />
Wohnung<br />
Kind 3<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
Tagesmutter K3<br />
Kita K2<br />
Arbeit M<br />
Hobby<br />
K3, V<br />
Hobby K1<br />
Schule K1<br />
S<br />
S<br />
l 86
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Zeitliche Organisations des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Zeitmuster und Takt<br />
siehe Seite 88<br />
Der getaktete Zeitraum der Familie beginnt zwischen 8 Uhr mit<br />
dem Schulbeginn von Kind 1 und der darauf abgestimmten Arbeitszeit<br />
der Mutter. Der frühe Schulbeginn um 8 Uhr führt zu<br />
morgendlicher Zeitnot. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass die Mutter nur Kind<br />
1 zur Schule bringt und der Vater extra losfahren muss um die<br />
beiden jüngeren Kinder zur Betreuung zu bringen. <strong>Die</strong> Verlegung<br />
des Schulbeginns auf 9 Uhr würde zu einer Reduzierung der Zeitnot<br />
am Morgen führen und der Weg des Vaters um Kind 2 und 3<br />
zur Betreuung zu fahren könnte entfallen.<br />
Mit 7,75 bis 11 Stunden je <strong>Familien</strong>mitglied ist der Großteil der<br />
aktiven Zeit der Familie von Takten dominiert.<br />
Der Vater hat aufgrund seiner flexiblen Arbeitszeit zuhause den<br />
am wenigstens stark getakteten Tag. Auf ihn wirken lediglich der<br />
Takt des Betreuungsbeginns der beiden jüngeren Kinder sowie<br />
der Takt seines gemeinsamen Hobbys mit Kind 3 ein.<br />
Das Zeitmuster der Mutter hingegen ist von 5 durch Takte definierte<br />
Zeitfenster bestimmt, die teilweise, aufgrund der Begleitmobilität<br />
von Kind 1, ihre Arbeitszeit unterbrechen. Vor Schulbeginn<br />
und nach Schulschluss von Kind 1 entstehen so 4 kurze<br />
Zeitfenster von 0,25 bis 1,5 Stunden <strong>für</strong> anstehende Tätigkeiten.<br />
An den Zeitmustern der Mutter und der Kinder ist zu erkennen,<br />
dass die Betreuungszeiten <strong>für</strong> eine Vollzeitberufstätigkeit beider<br />
Elternteile zu kurz sind. Kind 1 verbringt deshalb bis 18 Uhr 1,5<br />
Stunden am Arbeitsplatz der Mutter, was durch eine Erweiterung<br />
der Betreuungszeit bis 18 Uhr nicht nötig wäre. Auch das Angebot<br />
weiterer Betreuungsmöglichkeiten würde den <strong>Familien</strong>alltag<br />
erleichtern<br />
Verwendung von Zeit<br />
siehe Seite 89<br />
Bei der Verwendung von Zeit im Alltag dieser Familie fällt auf,<br />
dass die Kinder und besonders die Eltern kaum Dispositionszeit<br />
zuhause verbringen.<br />
Der Vater hat zwar 0,75 Stunden Freizeit, in welcher er sein Hobby<br />
ausübt, hat jedoch keine selbstbestimmte Zeit. Der Mutter steht<br />
an diesem Tag überhaupt keine Freizeit zur Verfügung.<br />
<strong>Die</strong> selbstbestimmte Zeit der Kinder wird durch Obligationszeit<br />
unterbrochen und teilt sich auf in Freizeit, welche in der Offenen<br />
Ganztagsschule bzw. bei der Tagesmutter und in der Kita verbracht<br />
wird, sowie Freizeit zuhause.<br />
Es fällt auf, dass die Verwendung von Zeit bei Kind 1 insgesamt<br />
einen hohen Anteil an Determinationszeit aufweist. Aufgrung zu<br />
kurzer Betreuungszeiten in der Offenen Ganztagsschule müssen<br />
von dieser Determinationszeit 1,5 Stunden auf der Arbeit der<br />
Mutter verbracht werden.<br />
Wie die Lage der Wohnung in großer Entfernung zu den weiteren<br />
räumlichen Bezugsorten bereits vermuten ließ, sind die Wegezeiten<br />
der Familie auffällig hoch:<br />
<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist in etwa genauso lang oder länger als<br />
ihre selbstbestimmte Zeit zuhause. <strong>Die</strong> Wegezeit des Vater ist mit<br />
2 Stunden viermal so lang wie seine Freizeit, die Wegezeit der<br />
Mutter beträgt 1,75 Stunden.<br />
<strong>Die</strong> Mutter empfindet besonders die Zeit mit ihren Kindern im<br />
Alltag als zu kurz.<br />
Wie die Zeitmuster der Mutter weisen auch die Zeitmuster der<br />
Kinder eine starke Taktung auf, so ist der Tagesablauf von Kind 1<br />
und Kind 3 von zwei weiteren Takten außerhalb von Schule und<br />
Betreuung bestimmt.<br />
<strong>Die</strong> gemeinsame Zeit der Familie am Abend beträgt eine Stunde,<br />
in der gemeinsam zu Abend gegessen und anschließend mit den<br />
Kindern gespielt wird.<br />
Ein generelles Zeitproblem im Alltag der Mutter gibt es im Alltag<br />
bezüglich der zu kurzen Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben.<br />
l 87
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Zeitliche Organisations des <strong>Familien</strong>alltags<br />
00:00<br />
Interview 4<br />
Zeitmuster und VON Takt EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater Mutter Kind 1<br />
Kind 2 Kind 3<br />
Aupair<br />
00:00<br />
Interview 3<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1 Kind 2<br />
1:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
2:00<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
3:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
5:00<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg, K2,3<br />
bringen<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Hobby m. K3<br />
Weg<br />
Familie&Haushalt<br />
Abendessen<br />
Familie<br />
Arbeiten,<br />
Zuhause<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Weg, K1 holen<br />
Arbeit<br />
Weg, K1 bringen<br />
Arbeit<br />
Weg, K3 holen<br />
Abendessen<br />
Familie<br />
Arbeiten,<br />
Zuhause<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule Kita Tagesmutter<br />
OGS<br />
Weg<br />
Hausaufg.,<br />
Arbeit M<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Abendessen<br />
Familie<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Weg<br />
Arbeit M<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
Abendessen<br />
Familie<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Weg<br />
Arbeit M<br />
Hobby m. V<br />
Weg<br />
Freizeit<br />
Abendessen<br />
Familie<br />
Schlafen Schlafen Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
Abendessen<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
fertigmachen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie fertigmachen<br />
Weg<br />
Weg<br />
Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter<br />
Sprechstundenbeginn, Weg<br />
Arbeit Mutter<br />
Beginn Kita Kind 2, Abgeben Kind 3, Abgabe durch Vater<br />
Arbeit<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />
Freizeit<br />
fertiggemacht w.<br />
Weg<br />
Tagesmutter<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
Beginn Hobby Vater und Kind 3, Abgabe Aupair<br />
Sprechstundenende. Weg, Einkauf Arbeit Mutter<br />
Beginn Hobby Kind 1, Abgabe Mutter<br />
Ende Hobby Vater und Kind 3<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Ende Hobby Kind 1, Abholen Mutter<br />
Haushalt&Familie Haushalt&Familie zu Bett gehen<br />
zu Bett gehen<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Haushalt&Familie<br />
Schlafen<br />
Schule<br />
OGS<br />
Schulschluss, Kind 1 Abholen Weg, K1 Mutter abholen<br />
Weg<br />
Ende Betreuung Tagesmutter, Kind 3, Abholen Aupair<br />
Kitaschluss Kind 2, Abholen Aupair<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
Weg, K1 abholen<br />
Takte<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
l 88
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Verwendung von Zeit<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
0,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
3 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeitangebot 0,75 h<br />
Familie 0,5 h<br />
OGS 1,5 h<br />
Freizeitangebot 1 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
7 h<br />
Arbeit<br />
8 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8,25 h<br />
Arbeit<br />
9,25 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
11 h<br />
Schule<br />
5 h<br />
OGS 1,5 h<br />
Haushalt&<br />
Familie 2 h<br />
Arbeiten<br />
3,5 h<br />
Familie 0,5 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Wege 2 h<br />
Haushalt<br />
&Familie<br />
0,25 h<br />
Arbeiten<br />
3,5 h<br />
Wege 1,75 h<br />
Familie 0,5 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Wege 1,5 h<br />
Hausaufg., Arbeit M 1,5 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
15,25 Stunden<br />
8,75 Stunden<br />
14,75 Stunden<br />
9,25 Stunden<br />
2 Stunden<br />
13 Stunden<br />
9 Stunden<br />
Kind 2 Kind 3<br />
6,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 6 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit 1,75 h<br />
Freizeit 0,75 h Familie 0,5 h<br />
Familie 0,5 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
11,5 h<br />
Kita<br />
4 h<br />
Kita<br />
4 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
11,5 h<br />
Tagesmutter<br />
4 h<br />
Tagesmutter<br />
3,75 h<br />
Freizeitangebot 0,75 h<br />
Wege 1,5 h<br />
6,25 Stunden<br />
13,5 Stunden<br />
4,25 Stunden<br />
Arbeit M 0,25 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Wege 1,5 h<br />
5,25 Stunden<br />
13 Stunden<br />
5,75 Stunden<br />
Arbeit M 0,75 h<br />
gem. Abendessen 0,5 h<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
l 89
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />
Fazit Interview 5 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />
der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />
<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Familie sind auffällig hoch:<br />
<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist genauso lang oder länger als<br />
ihre selbstbestimmte Zeit zuhause, die Wegezeit des Vater<br />
ist mit 2 Stunden viermal so lang wie seine Freizeit, die Wegezeit<br />
der Mutter, die überhaupt keine Freizeit an dem beschriebenen<br />
Tag hat, beträgt 1,75 Stunden.<br />
80% der Wege der Mutter und 50% der Wege des Vaters<br />
werden aufgrund von Begleitmobilität zurückgelegt.<br />
Grund <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität ist das zu geringe Alter<br />
der beiden jüngeren Kinder, dem Schulkind soll die Orientierung<br />
in der <strong>Stadt</strong> und im Verkehr noch nicht zugemutet<br />
werden. Ein weiterer Grund ist, dass die Mutter durch Begleitmobilität<br />
in ihrem stressigen Alltag ein wenig Zeit mit<br />
dem Kind verbringen kann.<br />
<strong>Die</strong> Fortbewegung findet aufgrund der Schnelligkeit und<br />
Flexibilität des Autos, sowie einer fehlenden Direktverbindung<br />
des ÖPNV von der Wohnung zum Zentrum der räumlichen<br />
Bezugsorte der Familie und einer nicht auf den <strong>Familien</strong>alltag<br />
zugeschnittenen Taktung, fast ausschließlich mit<br />
dem Auto statt.<br />
Zeit<br />
Mit 7,75 bis 11 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des<br />
Tages der Familie von Takten dominiert.<br />
Außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung gibt es häufig<br />
nur kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten. So wirken auf die Mutter<br />
außerhalb der Arbeitszeit 4 Takte ein, woduch die durchschnittliche<br />
Länge der Zeitfenster 0,88 Stunden beträgt.<br />
<strong>Die</strong> Takte außerhalb sind ausschließlich durch Begleitmobilität<br />
bestimmt.<br />
Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 1 Stunde, welche <strong>für</strong><br />
zweckbestimmte Tätigkeit genutzt wird.<br />
Dem Vater stehen an dem beschriebenen Tag nur 0,5 Stunden,<br />
der Mutter gar keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung.<br />
Dementsprechend verbringen die Eltern neben der zweckgebundenen<br />
<strong>Familien</strong>zeit keine gemeinsame Zeit miteinander.<br />
<strong>Die</strong> Vereinbarkeit von Familie und der Vollzeitberufstätigkeit<br />
beider Elternteile ist nur schwer möglich, weshalb die<br />
Familie auf die Unterstützung eines Aupairs angewiesen ist.<br />
Betreuung<br />
Es mangelt an planbaren Betreuungsmöglichkeiten, besonders<br />
in Randzeiten nach der Schule.<br />
Arbeit<br />
Das Arbeitsvolumen der Eltern ist in dieser Familie zu groß.<br />
Schule<br />
Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh. <strong>Die</strong> Verlegung des<br />
Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche Zeitfenster<br />
entzerren.<br />
Öffnungszeiten<br />
Öffnungszeiten stellen besonders <strong>für</strong> die Mutter ein Problem<br />
im Alltag dar.<br />
l 90
Empirische Untersuchung<br />
Interview 6<br />
Datum: 24.01.2013<br />
Ort: Arbeitsplatz der Mutter<br />
Dauer: 14 Uhr bis 14.45 Uhr<br />
Interviewpartner: Mutter<br />
l 91
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Allgemeine Organisation der Familie<br />
<strong>Familien</strong>modell<br />
<strong>Familien</strong>mitglieder<br />
<strong>Die</strong> in Interview 6 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />
mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />
Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />
Der 37 Jahre alte Vater arbeitet vollzeit bis überlang vollzeit als<br />
Installateur, die 35-jährige Mutter ist vollzeit als Kinderpflegerin<br />
beschäftigt.<br />
<strong>Die</strong> Familie lagert nur das notwendige Mindestmaß an <strong>Familien</strong>arbeit<br />
aus, wobei sie lediglich auf ihr gesellschaftliches Netzwerk<br />
zurückgreift: Bis zum Arbeitsschluss der Mutter werden die beiden<br />
9 und 4 Jahre alten Töchter in der Kindertagesstätte und in<br />
der offenen Ganztagsschule betreut.<br />
traditionelle Familie<br />
Vater<br />
- 37 Jahre alt<br />
- Installateur<br />
Kind 1<br />
- 9 Jahre alt<br />
Mutter<br />
- 35 Jahre alt<br />
- Kinderpflegerin<br />
Kind 2<br />
- 4 Jahre alt<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />
egalitär-erwerbsbezogen<br />
<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />
beide Eltern vollzeit erwerbstätig,<br />
Vater teilweise<br />
überlang, kümmern sich<br />
beide um Haushalts- und<br />
<strong>Familien</strong>arbeit<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftliche Netzwerke<br />
öffentl. Einrichtungen<br />
der Infrastruktur: OGS, Kita<br />
geringe Auslagerung der<br />
<strong>Familien</strong>arbeit:<br />
OGS, Kita<br />
tertiäre Netzwerke<br />
l 92
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Wohnlage und Wohnsituation<br />
Richterich<br />
Laurensberg<br />
A4<br />
L131<br />
L132<br />
Soers<br />
Haaren<br />
Hörn<br />
B57<br />
L136<br />
A544<br />
<strong>Die</strong> Familie wohnt östlich des Zentrums innerhalb des Prager<br />
Verlautenheide<br />
Rings an der Triererstraße, einer der Hauptausfallstraßen Aachens<br />
mit hoher Lärm- und Feinstaubbelästigung. Auf 69 m² bewohnt<br />
sie drei Zimmer zur Miete in einem Mehrfamilienhaus ohne privat<br />
oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum in einfacher Wohnlage.<br />
Vaalserquartier<br />
B1<br />
Königshügel<br />
Hanbruch<br />
B264<br />
Aachen<br />
S<br />
Burtscheid<br />
Rothe Erde<br />
S<br />
L260<br />
Beverau<br />
Forst<br />
B258<br />
Schönforst<br />
Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />
Blockrandbebauung geprägt, welche selten Begrünung und privat<br />
oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />
Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind von<br />
der Wohnung der Familie aus in ca. 5 Minuten zu erreichen.<br />
Aufgrund der Nähe zum Bahnhof Rothe Erde sowie zu einigen<br />
Bushaltestellen Eilendorf und einer hohen Taktung der Buslinien entlang<br />
der Triererstraße, ist eine sehr gute Anbindung an das Netz des<br />
öffentlichen Personennahverkehrs gegeben.<br />
Der Kennedypark als öffentliche Grünanlage ist zu Fuß in ca. 10<br />
Minuten erreichbar.<br />
Ronheide<br />
Mehrfamilienhaus<br />
Miete<br />
3 Zimmer<br />
B57<br />
L23<br />
69 m²<br />
Driescher Hof<br />
Brand<br />
Preuswald<br />
Steinebrück<br />
Lintert<br />
A44<br />
l 93
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
siehe Seite 95<br />
<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte ihres Alltags hat die Familie zum großen<br />
Teil in einem Radius von ca. 500 m um ihre Wohnung herum<br />
organisiert. Lediglich der Arbeitsort des Vaters liegt weiter entfernt<br />
in der <strong>Stadt</strong> Neuss, ca. 70 Kilometer von Aachen entfernt.<br />
Wahlkriterien<br />
<strong>Die</strong> Familie zog aufgrund der Nähe zur Familie der Mutter, die<br />
ebenfalls in Aachen wohnt, von Neuss nach Aachen. Für die Wahl<br />
der Wohnung spielte die Nähe zum Arbeitsplatz der Mutter sowie<br />
in besonderem Maße die günstige Miete eine Rolle. Das ausschlaggebende<br />
Kriterium <strong>für</strong> die Wahl der Schule von Kind 1 war,<br />
neben der Wohn- und Arbeitsortnähe, dass die Schwester der<br />
Mutter in dieser Einrichtung als Betreuerin in der offenen Ganztagsschule<br />
arbeitet und die Mutter somit Vertrauen in eine gute<br />
Betreuung haben konnte.<br />
<strong>Die</strong> Kindertagesstätte, in der Kind 2 betreut wird ist auch gleichzeitig<br />
der Arbeitsplatz der Mutter.<br />
Im Interview erläuterte die Mutter, dass die Familie auf die Arbeitsstelle<br />
des Vaters angewiesen sei, da es sich, im Gegensatz<br />
zur Stelle der Mutter, aufgrund eines unbefristeten Arbeitsvertrages<br />
um eine sichere Einkommensquelle handele. Der Vertrag<br />
der Mutter ist auf ein Jahr befristet und wurde bis jetzt dreimal<br />
verlängert. Aus diesem Grund hat der Vater nach dem Wegzug<br />
aus Neuss seine Arbeitsstelle behalten und pendelt jeden Tag zur<br />
Arbeit.<br />
Mobilitätsmuster<br />
siehe Seite 96,97<br />
<strong>Die</strong> Untersuchung der Mobilitätsmuster der in Interview 6 befragten<br />
Familie zeigt, dass die Mutter die gesamte Mobilität des<br />
Tages <strong>für</strong> sich und die Kinder in einer Wegekette organisiert. Sie<br />
verlässt morgens gemeinsam mit den Kindern das Haus und geht<br />
gemeinsam mit ihnen zunächst zur Schule um Kind 1 abzugeben<br />
und bewegt sich anschließend mit Kind 2 zur KIndertagesstätte,<br />
die gleichzeitig auch ihr Arbeitsplatz ist. Nach Arbeits- und Betreuungsschluss<br />
geht die Mutter mit Kind 2 von der Kindertagesstätte<br />
zum Discounter, wobei sie auf dem Weg Kind 1 treffen, welches<br />
von der Tante zum Treffpunkt mit der Mutter gebracht wird.<br />
Vom Discounter aus gehen die drei zurück nach Hause.<br />
Innerhalb dieser Wegekette bewegen sich die Mutter und Kind 2<br />
jeweils zu vier und Kind 3 zu drei räumlichen Bezugsorten.<br />
Auch der Vater bewegt sich in einer Wegekette zwischen den beiden<br />
räumlichen Bezugsorten der Wohnung und der Arbeit hin<br />
und wieder zurück.<br />
Begleitmobilität<br />
Da der Vater sich im regulären Alltag ausschließlich von der Wohnung<br />
zur Arbeit und wieder zurück bewegt, erledigt die Mutter<br />
die gesamte Begleitmobilität der Eltern. Obwohl die Kinder sich<br />
komplett in begleiteter Mobilität fortbewegen, finden nur 33%<br />
der Wege der Mutter aufgrund von Begleitmobilität statt. <strong>Die</strong><br />
Schule von KInd 1 ist dabei der einzige räumliche Bezugsort, der<br />
aufgrund der Begleitmobilität aufgesucht wird. <strong>Die</strong>s liegt zum<br />
einen daran, dass der Arbeitsort der Mutter auch gleichzeitig<br />
die Betreuungseinrichtung von Kind 2 darstellt, sowie, dass sich<br />
keines der Kinder nach der Ankunft zuhause nach Betreuungsschluss<br />
noch einmal aus dem Haus bewegt.<br />
Als Grund <strong>für</strong> die Begleitmobilität nennt die Mutter ihre große<br />
Angst, dass ihren Kindern durch Verkehr, Kriminalität oder ähnlichem<br />
etwas zustoßen könnte.<br />
Fortbewegung<br />
<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches der Vater <strong>für</strong> seine gesamte<br />
Fortbewegung nutzt. Im Alltag bewegt er sich mit ihm zur Arbeit<br />
und samstags fährt er mit dem Auto um Großeinkäufe zu erledigen.<br />
Grund <strong>für</strong> die Fortbewegung mit dem Auto ist die Bequemlichkeit<br />
aufgrund von Schnelligkeit und Flexibilität.<br />
Aufgrund der kurzen Wege bewegen sich die Mutter und die Kinder<br />
im Alltag zu Fuß fort. Wenn in Ausnahmefällen längere Wege<br />
zurückzulegen sind (z.B. Weg zu Facharzt, Behörden etc.) wird<br />
der Bus genutzt. Wenn der motorisierte Verkehr reduziert würde,<br />
würde die Mutter sich auch gerne ab und zu mit dem Fahrrad<br />
fortbewegen, was sie sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens<br />
zur Zeit nicht zutraut.<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1<br />
Kind 2<br />
Hauptfortbewegung<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
weitere<br />
begleitet<br />
begleitet<br />
l 94
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Räumliche Bezugsorte der Familie<br />
Arbeit V:<br />
Neuss<br />
Radius<br />
500 m<br />
Discounter<br />
S<br />
Arbeit M<br />
Kita K2<br />
S<br />
Wohnung<br />
Schule K1<br />
500 m<br />
l 95
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Mobilitätsmuster der Eltern<br />
Arbeit V:<br />
Neuss<br />
+<br />
Discounter<br />
Arbeit M<br />
Kita K2<br />
S<br />
Wohnung<br />
Schule K1<br />
250 m<br />
Discounter<br />
S<br />
Arbeit M<br />
Kita K2<br />
S<br />
Wohnung<br />
Schule K1<br />
Mutter<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Vater<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 96
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Mobilitätsmuster der Kinder<br />
Arbeit V:<br />
Neuss<br />
+<br />
Discounter<br />
Arbeit M<br />
Kita K2<br />
S<br />
Wohnung<br />
Schule K1<br />
250 m<br />
Discounter<br />
S<br />
S<br />
Arbeit M<br />
Kita K2<br />
Schule K1<br />
Wohnung<br />
Kind 1<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Kind 2<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
Hinweg<br />
Rückweg<br />
selbstständige<br />
Mobilität<br />
500 m<br />
l 97
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Interview 5<br />
Zeitmuster VON EINEM und Takt AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
2<br />
Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1 Kind 2 ERSTELLT<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Arbeit<br />
Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Schule<br />
OGS<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Weg<br />
Kita<br />
Weg, Einkaufen Weg, Einkaufen Weg, Einkaufen<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
Schlafen<br />
Schlafen<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
<strong>Familien</strong>zeit<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Vater<br />
Schlafen<br />
Arbeitsbeginn fertigmachenVater<br />
Interview 3<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
Mutter<br />
Schlafen<br />
fertigmachen<br />
Haushalt&Familie<br />
Haushalt&Familie<br />
Weg<br />
Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter<br />
Arbeitsbeginn Weg Mutter, Kitabeginn Kind 2<br />
Arbeit<br />
Weg, Einkauf<br />
Arbeitsschluss Vater<br />
gem.Abendessen<br />
Weg<br />
Hobby<br />
Weg<br />
Schlafen<br />
Arbeit<br />
Weg<br />
Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />
Haushalt&Familie<br />
Arbeitsschluss Mutter, Kitaschluss Weg, K1 abholen Kind 2,<br />
OGS-Schluss Kind 1<br />
Haushalt&Familie<br />
Schlafen<br />
Kind 1 Kind 2<br />
Der getaktete Zeitraum des Vaters beginnt um 6.45 Uhr mit<br />
dem Beginn seiner Arbeit und endet um 18 Uhr mit dem Arbeitsschluss.<br />
Der getaktete Zeitraum der Mutter und der Kinder<br />
beginnt um 8 Uhr mit Schulbeginn und endet mit Arbeits- und<br />
Betreuungsschluss um 16.15 Uhr. Damit ist der Großteil der aktiven<br />
Schlafen Zeit der Familie, Schlafen 8,25 Stunden der Mutter und der Kinder und<br />
die Mutter und auf Freizeit Kind 2 ein weiterer Takt, der Schulbeginn von<br />
Weg<br />
An die von Takten dominierte Zeit des Tages schließt sich bei Mutter<br />
und Vater Obligationszeit mit Wegen, bei der Mutter zusätz-<br />
Schule<br />
lich Einkaufen, sowie Tagesmutter Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit an, die Kinder<br />
Weg<br />
Mittagsschlaf<br />
In der gemeinsamen <strong>Familien</strong>zeit von 1,75 Stunden wird gegessen,<br />
Weg <strong>für</strong> die Schule Weg, K1 gelernt, abholen gespielt und sich ausgetauscht.<br />
Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />
gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />
Haushalt&Familie<br />
Freizeit<br />
11,75 Stunden des Vaters, von Takten dominiert.<br />
Auf die Familie wirken jedoch vergleichsweise wenige Takte ein:<br />
Das Zeitmuster des Vaters wird lediglich durch den Takt seiner Arbeit,<br />
das Zeitmuster der Mutter und der Kinder wird jeweils durch<br />
drei Takte bestimmt.<br />
Außerhalb der Arbeits- und Betreuungszeit wirken lediglich auf<br />
Kind 1 aufgrund von Begleitmobilität, ein, welcher ein Zeitfenster<br />
fertigmachen<br />
fertiggemacht w.<br />
von Weg 0,25 Stunden bis zum Arbeits- und Betreuungsbeginn definiert.<br />
haben nach einer kurzen Obligationszeit <strong>für</strong> den Heimweg und<br />
den Einkauf bis zum Zubettgehen um 20.30 Uhr Freizeit, welche<br />
um 18.45 Uhr <strong>für</strong> 0,5 Stunden <strong>für</strong> das Abendessen unterbrochen<br />
wird.<br />
Zwischen dem Zubettgehen der Kinder und dem eigenen Zubettgehen<br />
OGS bleiben den Eltern jeweils zwei Stunden gemeinsame<br />
Dispositionszeit.<br />
Bezüglich Zeitkonflikten beschreibt die Mutter im Interview, dass<br />
besonders das Einschieben von außerregulären Terminen in den<br />
Alltag, beispielsweise von Arztterminen, zu Zeitkonflikten führt.<br />
zu Bett gehen<br />
Schlafen<br />
Takte<br />
zu Bett gehen<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit, Schlafen<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />
l 98
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Verwendung von Zeit<br />
Vater<br />
Mutter<br />
2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
7,5 h<br />
Freizeit<br />
2 h<br />
Haushalt&<br />
Familie 1,25 h<br />
Wege 1,5 h<br />
gem Abendessen 0,5 h<br />
Arbeit<br />
11,25 h<br />
2 Stunden<br />
10,75 Stunden<br />
11,25 Stunden<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
8,5 h<br />
Haushalt<br />
&Familie<br />
4 h<br />
Kind 1 Kind 2<br />
4,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 7,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />
Freizeit<br />
2 h<br />
Einkaufen 0,25 h<br />
2 Stunden<br />
14 Stunden<br />
8 Stunden<br />
Arbeit<br />
8 h<br />
gem. Abendessen 1 h<br />
gem Abendessen 0,5 h<br />
Wege 0,75 h<br />
In dieser Familie führt größtenteils die lange Arbeitszeit der Eltern<br />
in Verbindung mit der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, welche bis<br />
auf die Nachmittagsbetreuung der Kinder von den Eltern selbst<br />
erledigt wird, zu Zeitnot im Alltag. Aus finanziellen Gründen ist<br />
die lange Arbeitszeit der Eltern jedoch notwenig.<br />
<strong>Die</strong> Eltern verfügen jeweils über 2 Stunden Dispositionszeit am<br />
Tag, welche sie gemeinsam verbringen. Im Interview beschreibt<br />
die Mutter diese Zeit sowie die gemeinsame Freizeit der Familie<br />
als zu kurz.<br />
<strong>Die</strong> Kinder haben 4,5 und 7,25 Stunden Dispositionszeit, welche<br />
teilweise in der OGS und in der Kita verbracht wird, wobei jedoch<br />
in einem Zeitraum von 3,25 Stunden selbstbestimmte Tätigkeiten<br />
zu Hause stattfinden können.<br />
Auffällig ist, dass keines der <strong>Familien</strong>mitglieder die Zeit, die ihm<br />
<strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung steht, <strong>für</strong> Hobbys verwendet, wodurch<br />
im Vergleich zu den anderen <strong>Familien</strong> viel selbstbestimmte<br />
Zeit im Alltag vorhanden ist. Als Begründung da<strong>für</strong> nennt die<br />
Mutter im Interview, dass sie und ihr Mann keine Energie hätten<br />
die Kinder nach der Arbeit und neben der anstehenden Hausarbeit<br />
noch irgendwo hinzubringen oder selbst einem Hobby nachzugehen.<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
11,25 h<br />
Freizeit<br />
3,25 h<br />
Schule<br />
6 h<br />
OGS 1,25 h<br />
OGS 1 h<br />
Schlafen<br />
& fertig<br />
machen<br />
11,25 h<br />
Freizeit<br />
3,25 h<br />
Kita<br />
4 h<br />
Kita<br />
4 h<br />
<strong>Die</strong> Wegezeiten der <strong>Familien</strong>mitglieder stellen sich wie aufgrund<br />
der räumlichen Bezugsorte der <strong>Familien</strong>mitglieder zu erwarten<br />
dar: Bei der Mutter und den Kindern zeigen sich kurze Wegezeiten<br />
von 0,5 bis 0,75 Stunden, die Wegezeit des Vaters ist mit 1,5<br />
Stunden 3/4 so lang wie die Zeit, welche er am Tag <strong>für</strong> sich selbst<br />
zur Verfügung hat.<br />
Einkaufen 0,25 h gem Abendessen 0,5 h<br />
Wege 0,5 h<br />
4,5 Stunden<br />
12,5 Stunden<br />
7 Stunden<br />
Einkaufen 0,25 h gem Abendessen 0,5 h<br />
Wege 0,75 h<br />
7,25 Stunden<br />
12,75 Stunden<br />
4 Stunden<br />
Dispositionszeit,<br />
selbstbestimmte Zeit<br />
Obligationszeit,<br />
zweckgebundene Zeit<br />
Determinationszeit,<br />
fremdbestimmte Zeit<br />
l 99
Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />
Fazit Interview 6 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Aufgrund der weiten Entfernung des Arbeitsortes des Vaters<br />
von der Wohnung und der damit verbundenen Wegezeit<br />
entsteht Zeitmangel im Alltag des Vaters.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Im Alltag der <strong>Familien</strong> gibt es aus Sicherheitsgründen der<br />
Kinder eine hohe Begleitmobilität.<br />
Obwohl die Kinder sich komplett in begleiteter Mobilität<br />
fortbewegen, finden nur 33% der Wege der Mutter und<br />
keiner der Wege des Vaters aufgrund von Begleitmobilität<br />
statt. <strong>Die</strong>s liegt zum einen daran, dass der Arbeitsort der<br />
Mutter auch gleichzeitig die Betreuungseinrichtung von<br />
Kind 2 darstel, sowie dass sich keines der Kinder nach der<br />
Ankunft zuhause nach Betreuungsschluss noch einmal aus<br />
dem Haus bewegt.<br />
Der Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität ist in dieser Familie die Angst<br />
der Mutter, dass den Kindern im Verkehr oder aufgrund von<br />
Kriminalität etwas zustoßen könnte.<br />
<strong>Die</strong> Fortbewegung des Vaters nach Neuss zur Arbeit findet<br />
aufgrund von Schnelligkeit und Flexibilität mit dem Auto<br />
statt, die kurzen Wege im Alltag der Mutter und der Kinder<br />
werden zu Fuß zurückgelegt.<br />
Zeit<br />
Mit 8,25 bis 11,75 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit<br />
des Tages der Familie von Takten dominiert.<br />
Nach Arbeit, Schule und Betreuung gibt es jedoch keine<br />
weiteren Takte, wodurch der restliche Tag zeitlich frei gestaltet<br />
werden kann.<br />
Arbeit<br />
In dieser Familie führt größtenteils die lange Arbeitszeit der<br />
Eltern zu Zeitnot im Alltag, welche jedoch aus finanziellen<br />
Gründen notwendig ist.<br />
Öffnungszeiten<br />
Weitere Zeitkonflikte werden durch das öffnungszeitenbedingte<br />
Einschieben von außerregulären Terminen wie Arztterminen<br />
in die getaktete Zeit des Tages verursacht.<br />
l 100
Empirische Untersuchung<br />
Gesamtauswertung Interviews<br />
l 101
Gesamtauswertung<br />
Allgemeine Organisation<br />
Allgemeine Organisation der <strong>Familien</strong><br />
+<br />
fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
durch unzureichende Abstimmung von Schul-,<br />
Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />
Betreuung - Öffentliche Einrichtungen<br />
Mangel an Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />
zu kurze Betreuungszeiten <strong>für</strong> Vollzeitberufstätigkeit<br />
aller Elternteile<br />
unflexible Bring- und Abholzeiten<br />
Bei der Betrachtung der allgemeinen Organisation der untersuchten<br />
<strong>Familien</strong> fällt auf, dass alle <strong>Familien</strong>, unabhängig von der<br />
Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, im Alltag<br />
auf die Unterstützung durch soziale Netzwerke angewiesen sind.<br />
Alle sechs interviewten <strong>Familien</strong> greifen im Alltag auf ihr sekundäres<br />
Netzwerk, und jeweils vier der sechs <strong>Familien</strong> auf primäre<br />
(Interviews I1,2,3,5) und sekundäre (I1,2,4,5) Netzwerke zurück.<br />
<strong>Die</strong> primären Netzwerke der <strong>Familien</strong> werden hauptsächlich unabhängig<br />
von Arbeitszeiten der Eltern <strong>für</strong> die Betreuung der Kinder,<br />
Fahrgemeinschaften oder <strong>für</strong> kleinere Erledigungen genutzt<br />
(I1,2,3,5). Eine Familie nutzt <strong>für</strong> regelmäßige Betreuungen außerhalb<br />
der Arbeitszeit außerdem einen Babysitter über ihr tertiäres<br />
Netzwerk.<br />
Ebenfalls auf ihr tertiäres Netzwerk greifen auch zwei der interviewten<br />
<strong>Familien</strong> zurück und beschäftigen zur Unterstützung der<br />
Haushaltsarbeit eine Putzfrau (I1,5).<br />
Für die Betreuung der Kinder während der Arbeitszeit der Eltern<br />
werden vorwiegend die sekundären Netzwerke der Familie mit<br />
den öffentlichen Einrichtungen von Kindertagesstätte (I 1, 6) und<br />
Offener Ganztagsschule (I1,2,3,4,5,6) genutzt. Aufgrund einer<br />
mangelnden Abstimmung der öffentlichen Einrichtungen der<br />
Infrastruktur, welche die sekundären Netzwerke von <strong>Familien</strong><br />
bilden, ist jedoch eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur<br />
schwer möglich. Aus diesem Grund greifen einge <strong>Familien</strong> stattdessen<br />
auf ihr tertiäres Netzwerk zurück und lassen ihre Kinder in<br />
privaten Kindertagesstätten (I5) oder bei Tagesmüttern (I4,5) betreuen.<br />
<strong>Die</strong> Gründe <strong>für</strong> das Ausweichen auf private Einrichtungen<br />
stellen unflexible Bring- und Abholzeiten und eine zu kurze Betreuungszeit<br />
in öffentlichen Einrichtungen (I5), sowie zu wenige<br />
Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige (I4) dar (vgl. Auswertung<br />
Interviews: Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags - Räumliche<br />
Bezugsorte - Wahlkriterien).<br />
l 102
Gesamtauswertung<br />
Räumliche Organisation<br />
Räumliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage<br />
Räumliche Bezugsorte<br />
Versorgung<br />
Hobby<br />
Bündelung räumlicher Bezugsorte<br />
von <strong>Familien</strong> gewünscht → <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />
Wege<br />
aufgrund mangelnden Angebotes an in das<br />
Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong> passenden, familiengerechten<br />
Mietwohnungen teilweise nicht<br />
möglich → hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
Hobbys von Bündelung ausgenommen (Wahl<br />
abhängig von Freunden oder aufgrund Empfehlung)<br />
→ hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
Versorgungseinrichtungen teilweise von Bündelung<br />
ausgenommen (Wahl nach großem, preisgünstigem<br />
Angebot) → hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
Entsprechend dem raumzeitpolitischen Trend der <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />
Wege zeigt die Untersuchung der räumlichen Bezugsorte der<br />
sechs Aachener <strong>Familien</strong> den Wunsch nach kurzen Wegen im <strong>Familien</strong>alltag.<br />
So konzentrieren die <strong>Familien</strong> ihre Bezugsorte häufig<br />
um ihre Wohnung herum (I1,2,6).<br />
Bei <strong>Familien</strong>, die am <strong>Stadt</strong>rand wohnen und täglich weitere Wege<br />
zum Arbeitsplatz der Eltern in die Innenstadt zurücklegen, gibt es<br />
eine Konzentration oder eine teilweise Bündelung von Bezugsorten<br />
am Arbeitsort (I3,5).<br />
Auffällig ist bei diesen <strong>Familien</strong>, die ihre räumlichen Bezugsorte<br />
bündeln, dass bei drei der vier <strong>Familien</strong>, in denen Hobbys ausgeübt<br />
werden, die Hobbys meist von der Bündelung ausgenommen<br />
sind und häufig weit außerhalb des räumlichen Zentrums der Familie<br />
liegen (I1,2,3 - in der Familie I6 wird kein Hobby ausgeübt).<br />
In der Familie I5 sind die Hobbys zwar Teil des räumlichen Zentrums<br />
der Familie, jedoch stellte sich im Gespräch mit der Mutter<br />
heraus, dass es sich dabei um Zufall handele, da der Wahl der<br />
Einrichtungen lediglich Empfehlungen und Erfahrungen mit den<br />
Einrichtungen zugrunde lagen und die räumliche Lage keine Rolle<br />
gespielt habe.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle <strong>Familien</strong>, in denen<br />
Hobbys ausgeübt werden und die ihre sonstigen räumlichen<br />
Bezugsorte bündeln, bereit sind <strong>für</strong> die Hobbys weite Wege zurück<br />
zu legen.<br />
Eine weitere Art von Einrichtungen, welche teilweise außerhalb<br />
der Bündelung der räumlichen Bezugsorte liegt, stellen Versorgungseinrichtungen<br />
dar. Aufgrund ihres großen und günstigen<br />
Angebotes werden im Alltag teilweise weite Strecken zu Discountern<br />
und Versorgungszentren zurückgelegt (I2).<br />
Lediglich in einer der sechs befragten <strong>Familien</strong> gibt es keine Bündelung<br />
der räumlichen Bezugsorte, diese liegen in der <strong>Stadt</strong> stark<br />
verteilt (I4).<br />
In den Interviews stellte sich heraus, dass die <strong>Familien</strong>, in denen<br />
keine wohnortnahe Bündelung der räumlichen Bezugsorte stattfindet,<br />
eine solche Bündelung gerne organisieren würden. Aufgrund<br />
eines mangelnden Angebotes an in das Haushaltsbudget<br />
von <strong>Familien</strong> passenden familiengerechten Mietwohnungen in<br />
der <strong>Stadt</strong> ist die Möglichkeit dazu aber häufig nicht gegeben (I4,<br />
I5). Drei der untersuchten <strong>Familien</strong> nehmen <strong>für</strong> die Möglichkeit<br />
der wohnortnahen Bündelung der räumlichen Bezugsorte, wie<br />
die Untersuchung der Wohnlage und der Wohnsituation ergab,<br />
das Leben in einer nicht familiengerechten Wohnung ohne privaten<br />
oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum und teilweise eine<br />
zu geringe Wohnfläche in Kauf (I2,4,6).<br />
l 103
Gesamtauswertung<br />
Räumliche Organisation<br />
Mobilität<br />
+<br />
Hobby Kind<br />
hohe Mobilität<br />
viele, zum Teil weite, Wege im <strong>Familien</strong>alltag bedingen<br />
Stress im <strong>Familien</strong>alltag<br />
viele aufzusuchende räumliche Bezugsorte:<br />
Optimierung in Wegeketten mit möglichst vielen<br />
räuml. Bezugsorten<br />
Wege häufig als belastend empfunden<br />
Zeitdruck räuml. Bezugsorte innerhalb Wegekette<br />
rechtzeitig zu erreichen<br />
hohe Begleitmobilität<br />
von <strong>Familien</strong> nicht als Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />
erkannt<br />
Ø 39% der Wege der Eltern aufgrund von Begleitmobilität<br />
Ø 81% der Wege der Grundschüler in Begleitmobilität<br />
Begleitmobilität vor allem zu Hobbys<br />
Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität u.a. hohes Verkehrsaufkommen<br />
- Angst der Eltern, gesellschaftlicher<br />
Druck Kinder dem Verkehr nicht alleine auszusetzen<br />
<strong>Die</strong> Mobilitätsmuster der untersuchten <strong>Familien</strong> zeigen eine hohe<br />
und teilweise auch weiträumige Mobilität, besonders der Eltern,<br />
in der <strong>Stadt</strong>, welche im <strong>Familien</strong>alltag häufig Stress bedingt. Dabei<br />
ist die Mobilität in der Regel in Wegeketten mit möglichst vielen<br />
räumlichen Bezugsorten optimiert. Im Durchschnitt organisieren<br />
die Eltern der befragten <strong>Familien</strong> 12,5 räumliche Bezugsorte am<br />
Tag in 3,8 Wegeketten. Dabei legt jedes Elternteil im Durchschnitt<br />
1,9 Wegeketten, in welchen 6,3 räumliche Bezugsorte aufgesucht<br />
werden, zurück (siehe Anhang A Tabelle 1).<br />
Innerhalb von Wegeketten kommt es häufig zu Zeitdruck um<br />
räumliche Bezugsorte rechtzeitig zu erreichen. <strong>Die</strong>s wird im Abschnitt<br />
Zeitliche Organisation, Zeitmuster und Takt auf Seite 105<br />
näher erläutert.<br />
Begleitmobilität<br />
Einer der Gründe <strong>für</strong> die vielen nötigen Wegeketten und das Aufsuchen<br />
dieser großen Anzahl an räumlichen Bezugsorten ist die<br />
Begleitmobilität:<br />
<strong>Die</strong> Untersuchung der räumlichen Bezugsorte und Mobilitätsmuster<br />
der Aachener <strong>Familien</strong> ergibt, dass das Aufsuchen von ca.<br />
1/3 der räumlichen Bezugsorte im Alltag der Eltern aufgrund von<br />
Begleitmobiliät stattfindet. Außerdem werden im Durchschnitt<br />
39% der Wege der Eltern aus Gründen der Begleitmobilität zurückgelegt<br />
(siehe Anhang A Tabelle 2).<br />
<strong>Die</strong> Analyse der Begleitmobilität der Kinder nach Altersgruppe<br />
ergab, dass die Wege der Kinder im Kleinkind- und Kindergartenalter<br />
zu 100%, die Wege der Grundschulkinder zu 81% und auch<br />
die Wege der beiden Schulkinder (12 und 14 Jahre) auf weiterführenden<br />
Schulen durchschnittlich zu 25% begleitet werden (siehe<br />
Anhang A Tabelle 3).<br />
Es fällt auf, dass sich von den sechs <strong>Familien</strong> mit Kindern im<br />
Grundschulalter überhaupt nur in drei <strong>Familien</strong> diese Grundschulkinder<br />
in selbstständiger Mobilität fortbewegen. Von diesen<br />
drei Kindern werden im Durchschnitt jeweils ca. 60% der Wege<br />
begleitet zurückgelegt.<br />
<strong>Die</strong> Analyse der Mobilitätsmuster zeigt, dass am häufigsten Wege<br />
zur Schule in selbstständiger Mobilität zurückgelegt werden,<br />
wobei vor allem die Nähe der Wohnung zur Schule relevant ist<br />
(I1,2,3) oder aber ein zentraler Ausgangspunkt in der Nähe der<br />
Schule, von welcher aus sich das KInd alleine weiter bewegt (I4).<br />
<strong>Die</strong> Wege zu Hobbys von Grundschulkindern werden in allen analysierten<br />
Fällen begleitet.<br />
Auffällig ist, dass die Begleitmobilität in keiner der <strong>Familien</strong> als<br />
Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im Alltag erkannt und genannt wurde.<br />
Begleitmobilität wird in den <strong>Familien</strong> größtenteils als unumgängliche<br />
Notwendigkeit angesehen, die nicht hinterfragt wird.<br />
Für Begleitmobilität ließen sich (neben dem zu geringen Alter von<br />
Klein- und Kindergartenkindern <strong>für</strong> selbstständige Mobilität) gesellschaftliche,<br />
infrastrukturelle sowie private Gründe ermitteln:<br />
- gesellschaftlicher Druck Kinder dem hohen Verkehrsaufkommen<br />
nicht alleine auszusetzen (I4,5)<br />
- fehlende Selbstständigkeit der Kinder <strong>für</strong> die mit Umstiegen verbundene<br />
Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (I1,2,3)<br />
- Wunsch der Kinder nicht alleine gehen zu müssen (I2)<br />
- um Zeit im Alltag Zeit mit den Kindern zu verbringen (I5)<br />
- Angst vor Verkehrssituation und Kriminalität (I6)<br />
Somit stellt Begleitmobilität in den meisten Fällen Zwangsmobilität<br />
der Eltern dar.<br />
l 104
Gesamtauswertung<br />
Räumliche Organisation<br />
Fortbewegung<br />
+<br />
<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />
besonders bei Begleitmobilität<br />
selbst bei guter Anbindung an den ÖPNV<br />
Gründe <strong>für</strong> Wahl des Autos:<br />
- Bequemlichkeit<br />
- Schnelligkeit<br />
- Flexibilität<br />
- keine Planung nötig wie z.B. bei ÖPNV: Fahrzeit,<br />
Umstiege<br />
Parkplatzsuche mit unnötigen Wegen verbunden<br />
In der Analyse der Fortbewegung der <strong>Familien</strong> (siehe Anhang A<br />
Tabelle 4) zeigt sich, dass die Hauptfortbewegung im Alltag von<br />
Kindern und Eltern mit dem Auto und zu Fuß stattfindet. Dabei<br />
fällt auf, dass selbst <strong>Familien</strong> mit einer guten Anbindung an den<br />
öffentlichen Personennahverkehr, wie die Analyse der Wohnlage<br />
ergab, häufig auf das Auto zurückgreifen anstatt öffentliche Verkehrsmittel<br />
zu nutzen (I1,2,3,4,6 Vater).<br />
Besondere Relevanz hat die Fortbewegung mit dem Auto <strong>für</strong> die<br />
Begleitmobilität; diesbezüglich wird in fünf der befragten <strong>Familien</strong><br />
hauptsächlich das Auto genutzt (I1,2,3,4,5) (siehe Anhang A<br />
Tabelle 5).<br />
Gleichzeitig wird das viele Hin- und Herfahren und die mit unnötigen<br />
Wegen verbundene Parkplatzsuche im Alltag jedoch als<br />
besonders lästig empfunden (I2,4).<br />
Für die Nutzung des Autos konnten sowohl private, als auch infrastrukturelle<br />
bzw. stadtpolitische Gründe ermittelt werden: So<br />
spielen bei allen interviewten <strong>Familien</strong> Bequemlichkeit, Flexibilität<br />
und Schnelligkeit die ausschlaggebende Rolle <strong>für</strong> die Wahl des<br />
Autos. Gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln wird das Auto bevorzugt,<br />
weil es keiner weiteren Planung und keines weiteren Organisationsaufwandes,<br />
beispielsweise bezüglich Fahrzeiten oder<br />
Umstiegen, bedarf.<br />
Mehr Direktverbindungen sowie eine höhere Taktung des öffentlichen<br />
Personennahverkehrs zu Schul- und Arbeitsbeginn sowie<br />
-ende würden dazu beitragen, dass einige <strong>Familien</strong> häufiger öffentliche<br />
Verkehrsmittel anstelle des Autos nutzen würden (I3,5).<br />
l 105
Gesamtauswertung<br />
Zeitliche Organisation<br />
Zeitliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage<br />
Zeitmuster und Takt<br />
Tag<br />
stark getakteter Alltag<br />
Großteil der aktiven Zeit des Tages von Takten<br />
bestimmt<br />
Takte der Kinder wirken durch Begleitmobilität<br />
auch direkt auf Eltern ein hohe zeitliche Abstimmung<br />
von Terminen erforderlich<br />
Hobby der Kinder bestimmt ein Zeitfenster nach<br />
Arbeitsschluss<br />
Takt<br />
Hobby K<br />
Fenster<br />
+<br />
kurze Zeitfenster<br />
<strong>für</strong> Tätigkeiten im Alltag durch starke Taktung<br />
Eltern außerhalb Arbeit<br />
Ø Zeitfenster 1 Std.<br />
Kinder außerhalb Schule/Betreuung<br />
Ø Zeitfenster 1,11 Std.<br />
u.a. durch Begleitmobilität bedingt<br />
fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
durch unzureichende Abstimmung von Schul-,<br />
Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />
Betreuung, Schule - öffentliche Einrichtungen<br />
zu früher Schulbeginn<br />
zu kurze Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />
<strong>für</strong> Vollzeitberufstätigkeit aller Elternteile<br />
unflexible Bring- und Abholzeiten in öffentlichen<br />
Betreuungseinrichtungen<br />
fehlende Ganztages-Betreuungsangebote in der<br />
Ferienzeit<br />
Arbeit<br />
Arbeitszeitmodelle sind <strong>für</strong> Eltern zu unflexibel<br />
zu großes Arbeitsvolumen von Eltern<br />
Der Großteil der aktiven Zeit des Tages der <strong>Familien</strong>mitglieder ist<br />
getaktet. Durchschnittlich 2/3 der aktiven Zeit der Väter und der<br />
Kinder ist durch Takte bestimmt, bei den Müttern ist, aufgrund<br />
der Teilzeitberufstätigkeit der Hälfte der Mütter (I2,3,4) durchschnittlich<br />
etwas mehr als die Hälfte der aktiven Zeit getaktet<br />
(siehe Anhang A Tabelle 6).<br />
Besonders außerhalb der Arbeits-, Schul- und Betreuungszeit wirken<br />
häufig Takte in kurzen Abständen auf die <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
ein:<br />
<strong>Die</strong> Zeit außerhalb von Schule und Betreuung wird bei den Kindern<br />
im Durchschnitt von 1,4 Takten bestimmt, in welcher Zeitfenster<br />
von durchschnittlich 1,1 Stunden zur Verfügung stehen.<br />
Auf die Eltern wirken außerhalb der Arbeit durchschnittlich 2,4<br />
Takte ein, welche kurze Zeitfenster von durchschnittlich 1 Stunde<br />
definieren (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />
<strong>Die</strong> vielen Takte und dadurch entstehenden kurzen Zeitfenster<br />
<strong>für</strong> zu erledigende Tätigkeiten sowie das damit verbundene<br />
häufige Unterbrechen von aktuellen Tätigkeiten aufgrund eines<br />
neuen einwirkenden Taktes und diesbezüglich anstehender Tätigkeiten<br />
innerhalb eines neuen Zeitfensters führen zu Zeitnot<br />
und Stress im <strong>Familien</strong>alltag (I2,4,5). Sie sind u.a. durch Begleitmobilität<br />
bedingt, wodurch die Takte der Kinder auch direkt auf<br />
die Eltern einwirken. Bei der Analyse der Zeitmuster fällt auf, dass<br />
in den <strong>Familien</strong>, in denen mindestens eines der Kinder ein Hobby<br />
ausübt, dieses Hobby auch eines der Zeitfenster außerhalb der<br />
Arbeitszeiten der Eltern bestimmt (I1,2,3,5).<br />
Zu kurze Zeitfenster sind häufig als Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />
bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hinsichtlich<br />
öffentlicher Einrichtungen, feststellbar (I1,2,3,4,5).<br />
<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte von Arbeit, Schule und Betreuung<br />
sind häufig in gemeinsamen Wegeketten organisiert. Wenn die<br />
Zeitfenster innerhalb einer Wegekette zu kurz sind, entsteht häufig<br />
Zeitnot die räumlichen Bezugsorte rechtzeitig zu erreichen.<br />
<strong>Die</strong>s ist besonders häufig in der Zeit zwischen Arbeitsschluss und<br />
Abholen des Kindes (I2,3,4) der Fall. Gründe <strong>für</strong> die Zeitnot in dieser<br />
Situation stellen ein zu enges Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung der<br />
Kinder (I2,4) bzw. zu kurze Betreuungszeiten der Betreuungseinrichtungen<br />
(I5), sowie ein zu großes Arbeitsvolumen, aufgrund<br />
dessen die Arbeit nur schwer rechtzeitig beendet werden kann<br />
(I1,3,4), dar.<br />
Als weitere Gründe <strong>für</strong> Zeitkonflikte bezüglich einer fehlenden<br />
Abstimmung von öffentlichen Betreuungszeiten sowie Arbeitszeiten<br />
lassen sich der zu frühe Schulbeginn am Morgen (I3,5) und<br />
unflexible Arbeitszeitmodelle (I3) ermitteln.<br />
Bezüglich der genannten Zeitkonflikte würde eine Verlegung des<br />
Schulbeginns auf 9 Uhr (I3,5) sowie eine Erweiterung der Betreuungszeiten<br />
bis 18 Uhr (I5) und Zeitfenster von einer Stunde zur<br />
Abholung der Kinder (I2,4) den <strong>Familien</strong>alltag erleichtern.<br />
Eine weitere Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte bezüglich der Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie bilden fehlende Ganztages-Betreuungsangebote<br />
in der Ferienzeit (I2,3,4).<br />
l 106
Gesamtauswertung<br />
Zeitliche Organisation<br />
geschlossen<br />
Mangel an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong>:<br />
planbare Betreuungsengpässe: z.B. Termine zu<br />
denen Kinder nicht mitgenommen werden können<br />
kurzfristige Betreuungsengpässe: z.B. längere<br />
Arbeit der Eltern aufgrund von Überstunden<br />
fehlende Abstimmung von Öffnungszeiten<br />
besonders Termine, die nicht auf samstags geschoben<br />
werden können, z.B. Arzttermine, Termine<br />
mit Handwerkern oder Behörden, führen<br />
durch Einschieben in enge Taktung des Alltags<br />
zu Zeitnot<br />
Weiterhin fehlen im <strong>Familien</strong>alltag weitere planbare und kurzfristige<br />
Betreuungsmöglichkeiten, beispielsweise in Randzeiten<br />
nach der Schule (I5) sowie bei einer längeren Arbeitszeit der Eltern<br />
aufgrund von Überstunden (I2).<br />
Der getaktete Alltag der <strong>Familien</strong> lässt nur wenig Spielraum <strong>für</strong><br />
Abweichungen von den vorgegebenen Zeiten. Müssen beispielsweise<br />
Arzttermine oder Termine mit Handwerkern und Behörden<br />
in die enge Taktung des Alltags eingeschoben werden, führt dies<br />
bei zwei der drei vollzeit berufstätigen Elternpaaren zu Zeitkonflikten<br />
und Zeitnot (I5,6). Das dritte vollzeit berufstätige Elternpaar<br />
ist, aufgrund flexibler Arbeitszeiten des Vaters und der Möglichkeit<br />
der freien nachmittäglichen Arbeitseinteilung der Mutter<br />
als Lehrerin, von dieser Problematik nicht betroffen.<br />
l 107
Gesamtauswertung<br />
Zeitliche Organisation<br />
Verwendung von Zeit<br />
1,3 h<br />
1,6 h 1,6 h<br />
0,9 h<br />
hohe Wegezeiten<br />
auffällig hohe Wegezeiten: Eltern, und teilweise<br />
auch Kinder, am Tag häufig genauso lang oder<br />
länger unterwegs wie selbstbestimmte Zeit zuhause<br />
Eltern Ø 1,7 h<br />
Kinder Ø 1,8 h<br />
zu kurze <strong>Familien</strong>zeit<br />
Ø 1,3 Std. gemeinsame Zeit, es finden hauptsächlich<br />
zweckgebundene Tätigkeiten statt, z.B.<br />
wird in ca. der Hälfte der Zeit gemeinsam zu<br />
Abend gegessen<br />
zu wenig private Zeit der Eltern<br />
nur wenig private Zeit <strong>für</strong> sich selbst:<br />
Ø Väter 1,6 Std.<br />
Ø Mütter 1,6 Std.<br />
zu wenig Zeit der Eltern <strong>für</strong> ihren Partner<br />
Ø 0,9 Std.<br />
Min: 2 <strong>Familien</strong> - 0 Std.<br />
Max: 1 Familie - 2 Std.<br />
Obwohl die meisten <strong>Familien</strong> ihre räumlichen Bezugsorte bündeln<br />
und so zwischen den meisten Bezugsorten kurze Wege<br />
möglich sind, zeigen sich bei der Analyse der Verwendung von<br />
Zeit auffällig hohe tägliche Wegezeiten der <strong>Familien</strong>mitglieder:<br />
<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist mit durchschnittlich 1,8 Stunden teilweise<br />
genauso lang wie ihre selbstbestimmte Zeit zuhause. <strong>Die</strong><br />
Wegezeit der Eltern ist mit 1,7 Stunden häufig genauso lang, teilweise<br />
auch länger, als ihre gesamte Freizeit mit durchschnittlich<br />
1,6 Stunden (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />
Hier zeigt sich die zeitliche Auswirkung der bereits beschriebenen<br />
hohen Mobilität im <strong>Familien</strong>alltag, bei der zeitlich besonders<br />
die weiten Wege zum Hobby und bei den Eltern die Begleitmobilität<br />
ins Gewicht fallen.<br />
<strong>Die</strong> hohen Wegezeiten sowie das mit der hohen Mobilität und<br />
den räumlich und zeitlich zu koordinierenden räumlichen Bezugsorten<br />
verbundene Zeitmanagement bezeichneten zwei der<br />
sechs Interviewparter ausdrücklich als belastend (I2,4).<br />
In den Interviews beschrieben die Interviewpartner, dass es in ihrem<br />
Alltag an gemeinsamer Freizeit der <strong>Familien</strong>mitglieder, Zeit<br />
<strong>für</strong> sich selbst sowie Zeit <strong>für</strong> ihren Partner fehle.<br />
<strong>Die</strong> Analyse der Verwendung von Zeit zeigt, dass die <strong>Familien</strong> im<br />
Durchschnitt 1,3 Stunden gemeinsame Zeit im Alltag miteinander<br />
verbringen (siehe Anhang A Tabelle 6). In dieser Zeit finden<br />
jedoch hauptsächlich zweckgebundene Tätigkeiten statt und es<br />
bleibt kaum Zeit <strong>für</strong> gemeinsame Freizeit.<br />
Bezüglich der Analyse der persönlichen Zeit der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
fällt auf, dass die Eltern mit durchschnittlich ca 1,6 Stunden<br />
nur wenig Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung haben (siehe Anhang<br />
A Tabelle 6). Häufig teilt sich diese Zeit durch die Ausübung eines<br />
Hobbys dabei in Determinationszeit und Dispositionszeit auf. <strong>Die</strong><br />
Dispositionszeit wird teilweise von Takten und zweckgebundenen<br />
Tätigkeiten, beispielsweise dem erneuten Zubettbringen der<br />
Kinder, unterbrochen.<br />
Entsprechend gering ist auch die gemeinsame Freizeit der Eltern<br />
mit ihrem Partner: sie beträgt an dem untersuchten Tag durchschnittlich<br />
0,9 Stunden (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />
l 108
Gesamtauswertung<br />
Untersuchungsannahmen<br />
Auswertung der Untersuchungsannahmen<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
Dezentrale Verwaltungseinrichtungen erleichtern den<br />
Alltag<br />
Durch dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung<br />
kann der Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag<br />
reduziert werden.<br />
Es gibt zu wenig Spielflächen und Freizeitangebote<br />
Um zu den Freizeitorten der Kinder zu gelangen ist ein hoher<br />
Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />
Mobilität und Verkehr<br />
<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />
Aufgrund von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />
des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag bewegen sich<br />
<strong>Familien</strong> hauptsächlich mit dem Auto fort.<br />
Kinder gehen nicht mehr alleine<br />
Damit die Kinder in der aktuellen Verkehrssituation mit einem<br />
hohen motorisierten Verkehrsaufkommen sicher ans<br />
Ziel gelangen, werden sie von den Eltern gebracht.<br />
Zeit<br />
Maximal ein Elternteil kann vollzeit arbeiten<br />
weil die Vereinbarkeit von Familie und Vollzeitberufstätigkeit<br />
beider Elternteile, aufgrund mangelnder Abstimmung<br />
der Schul-, Betreuungs- und Arbeitszeiten aufeinander, zur<br />
Zeit noch nicht möglich ist .<br />
Geschäfte haben geschlossen wenn <strong>Familien</strong> Zeit <strong>für</strong> Erledigungen<br />
hätten<br />
Öffnungszeiten von Einzelhandel, <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />
-unternehmen und der öffentlichen Verwaltung sind<br />
nur unzureichend auf den <strong>Familien</strong>alltag abgestimmt.<br />
Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung werden nur selten<br />
aufgesucht, weshalb sie in keiner der untersuchten <strong>Familien</strong> eine<br />
zentrale Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im Alltag darstellen.<br />
Ein mangelndes Angebot an Spielflächen und Freizeitangeboten<br />
stellt in keiner Familie eine Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte dar. Weite<br />
Wege zu den Freizeitorten der <strong>Familien</strong>mitglieder sind durch eine<br />
freie Wahl der Hobbys, welche sich besonders an Empfehlungen<br />
und von Freunden besuchten Einrichtungen orientiert, begründet.<br />
Öffnungszeiten werden in vielen der interviewten <strong>Familien</strong>, besonders<br />
in den <strong>Familien</strong>, in denen beide Elternteile vollzeit berufstätig<br />
sind, als problematisch empfunden. <strong>Die</strong> Öffnungszeiten<br />
des Lebensmitteleinzelhandels sind allerdings davon ausgenommen,<br />
sie werden als bereits gut beschrieben.<br />
Annahme hat sich in der Untersuchung bestätigt<br />
Annahme hat sich in der Untersuchung nicht bestätigt<br />
l 109
Gesamtauswertung<br />
Zeitkonflikte nach Handlungsfeldern<br />
Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot nach Handlungsfeldern<br />
Zeit<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong><br />
passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
Aufsuchen von zentralen Discountern und Versorgungszentren<br />
mit hohem Zeit- und Mobilitätsaufwand verbunden<br />
weite Wege zu den Hobbys mit hohem Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
verbunden<br />
hohe Mobilität<br />
Mobilität und Verkehr<br />
viele, zum Teil weite, Wege im <strong>Familien</strong>alltag<br />
hohe Wegezeiten<br />
viele aufzusuchende räumliche Bezugsorte<br />
hohe Begleitmobilität, besonders zu Hobbys<br />
stark getakteter Alltag<br />
kurze Zeitfenster<br />
durch Begleitmobilität hohe zeitliche Abstimmung von Terminen<br />
erforderlich<br />
zu wenig gemeinsame Freizeit der Familie<br />
zu wenig private Zeit der Eltern <strong>für</strong> sich selbst<br />
zu wenig Freizeit der Eltern mit ihrem Partner<br />
Vereinbarkeit von Beruf und Familie problematisch<br />
unzureichende Abstimmung von Schul-, Betreuungs- und<br />
Arbeitszeiten:<br />
Betreuung und Schule<br />
zu kurze Betreuungszeiten<br />
Mangel an Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />
unflexible Bring- und Abholzeiten<br />
fehlende Ganztags-Betreuungsangebote in der Ferienzeit<br />
zu früher Schulbeginn<br />
Arbeit<br />
unflexible Arbeitszeitmodelle<br />
zu große Arbeitsvolumina<br />
Mangel an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />
zu kurze Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />
Handwerksunternehmen, Ärzten, Behörden<br />
Anforderungen der untersuchten<br />
<strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />
l 110
Gesamtauswertung<br />
Anforderungen nach Handlungsfeldern<br />
Abgeleitete Anforderungen der <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> nach Handlungsfeldern<br />
Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen<br />
<strong>für</strong> Zeitkonflikte und Zeitnot der Aachener<br />
<strong>Familien</strong><br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege:<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
größeres Angebot an in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong><br />
passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
Angebot an alternativen, zeit- und mobilitätssparenden<br />
Versorgungsmöglichkeiten<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Reduzierung von Zwangsmobilität<br />
Reduzierung von Begleitmobilität, besonders zu Hobbys<br />
Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />
Abstimmung des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag:<br />
mehr Direktverbindungen<br />
Flexibilität und Schnelligkeit erhöhen<br />
Reduzierung der Parkplatzsuche<br />
Erweiterung von Zeitfenstern<br />
Zeit<br />
Schaffen von mehr Zeit<br />
<strong>für</strong> gemeinsame Freizeit der Familie<br />
der Eltern <strong>für</strong> sich selbst<br />
der Eltern <strong>für</strong> ihren Partner<br />
bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
Abstimmung von Schul-, Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />
Betreuung und Schule<br />
Erweiterung der Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />
bis 18 Uhr<br />
Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />
Flexibilisierung der Bring-/Abholzeiten in öffentlichen Betreuungseinrichtungen,<br />
Zeitfenster 1 Stunde<br />
Ganztages-Betreuungsangebote in der Ferienzeit<br />
Verlegen des Schulbeginns auf 9 Uhr<br />
Arbeit<br />
Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />
Angebot an flexiblen Arbeitsvolumenmodellen<br />
Angebot an weiteren Betreuungsmöglichkeiten:<br />
Erweiterung der familienunterstützenden sozialen Netzewerken<br />
Erweiterung der Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />
Handwerksunternehmen, Ärzten, Behörden<br />
l 111
Empirische Untersuchung<br />
Fazit<br />
2.3 Fazit Empirische Untersuchung<br />
Gründe <strong>für</strong> Alltagsorganisation<br />
+<br />
Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />
gesellschaftlich<br />
infrastrukturell,<br />
stadtpolitisch<br />
privat<br />
In der empirischen Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> bestätigten<br />
sich die, im Rahmen der Zeitgerechtigkeit häufig diskutierten,<br />
Ursachen von Zeitkonflikten der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie und dadurch entstehende Betreuungsengpässe,<br />
zu wenig Zeit im <strong>Familien</strong>alltag sowie die fehlende Abstimmung<br />
von Öffnungszeiten auf den <strong>Familien</strong>alltag, mit Ausnahme der<br />
Öffnungszeiten des Lebensmitteleinzelhandels.<br />
Neben diesen in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung bereits Beachtung<br />
findenden Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot bestätigten<br />
sich auch die aus der Analyse des Alltags von <strong>Familien</strong><br />
abgeleiteten Untersuchungsannahmen, dass sich <strong>Familien</strong> aufgrund<br />
von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />
des öffentlichen Personennahverkehrs hauptsächlich mit dem<br />
Auto fortbewegen und Kinder u.a. aufgrund des hohen motorisierten<br />
Verkehrsaufkommens und der dadurch vorhandenen Gefahr<br />
durch die Eltern begleitet werden, welche bisher in Projekten<br />
zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> keine Beachtung finden.<br />
In der empirischen Untersuchung konnte eine große Bedeutung<br />
der Begleitmobilität <strong>für</strong> Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag<br />
ermittelt werden: Wie die Verwendung von Zeit zeigt, ist<br />
die Wegezeit der Eltern mit durchschnittlich 1,7 Stunden am Tag<br />
häufig länger oder zumindest genauso lang wie ihre eigene Freizeit.<br />
Dabei werden an dem untersuchten Tag der <strong>Familien</strong> durchschnittlich<br />
81% der Wege der Grundschüler in Begleitmobilität<br />
zurückgelegt und 39% der Wege der Eltern sind durch Begleitmobilität<br />
bedingt. Für die hohe Begleitmobilität sind besonders<br />
die Wege zu den Hobbys der Kinder relevant, die, häufig aufgrund<br />
einer großen Entfernung zur Wohnung und zu den gebündelten<br />
räumlichen Bezugsorten, den der Großteil der begleiteten Wege<br />
darstellen. Dabei trägt Begleitmobilität zu einer starken Taktung<br />
des Alltags der Eltern und so zur Entstehung von kurzen Zeitfenstern<br />
außerhalb der Arbeitszeit bei.<br />
Den meisten Interviewpartnern ist die Begleitmobilität als Ursache<br />
von Zeitkonflikten nicht bewusst, da sie als Zwangsmobilität<br />
in den meisten <strong>Familien</strong> als unumgängliche Notwendigkeit angesehen<br />
wird. In Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> sollte<br />
deshalb über eine hohe Begleitmobilität als mögliche Ursache<br />
von Zeitkonflikten aufgeklärt und Alternativen <strong>für</strong> eine Begleitmobilität<br />
der Eltern aufgezeigt werden.<br />
Begleitmobilität findet einerseits aufgrund privater Gründe,<br />
wie beispielsweise der persönlichen Angst um die Kinder<br />
statt. Einen weiteren Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität stellt<br />
die Auffassung der Gesellschaft dar: <strong>Die</strong> Eltern fühlen sich<br />
unter Druck gesetzt ihre Kinder dem hohen Verkehrsaufkommen<br />
nicht selbstständig auszusetzen. Auch infrastrukturelle<br />
und stadtpolitische Bedingungen wie beispielsweise<br />
ein Mangel an Direktverbindungen des öffentlichen Personnennahverkehrs<br />
und das damit verbundene notwendige<br />
Umsteigen der Kinder bei potenzieller selbstständiger Mobilität,<br />
spielt eine Rolle <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität der untersuchten<br />
<strong>Familien</strong>.<br />
Zwei weitere in der empirischen Untersuchung ermittelte und<br />
bisher in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung unbeachtete Ursachen<br />
<strong>für</strong> Zeitkonflikte stellen die Zeit- und Mobilitätsbelastung<br />
im <strong>Familien</strong>alltag durch das Aufsuchen zentraler Discounter und<br />
Versorgungszentren sowie durch den Mangel an in das Haushaltsbudget<br />
von <strong>Familien</strong> passendem, familiengerechtem Mietwohnraum<br />
in der <strong>Stadt</strong> dar.<br />
Aufgrund fehlenden in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong> passenden,<br />
familiengerechten Mietwohnraums müssen <strong>Familien</strong> an<br />
den <strong>Stadt</strong>rand ziehen um in Wohnungen mit ausreichender Größe<br />
und privatem Freiraum leben zu können. Dadurch entstehen<br />
im <strong>Familien</strong>alltag häufig weite Wege zwischend der Wohnung<br />
und weiteren räumlichen Bezugsorten der Familie, welche häufig<br />
im <strong>Stadt</strong>zentrum und näherer Umgebung liegen. Alternativ entscheiden<br />
sich viele <strong>Familien</strong> dazu im <strong>Stadt</strong>zentrum zu leben um<br />
so ihren Alltag mit kurzen Wegen gestalten zu können, müssen<br />
da<strong>für</strong> aber meist auf privat oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum<br />
und teilweise auch auf eine ausreichende Wohnungsgröße<br />
verzichten.<br />
Grundsätzlich hat sich in der empirischen Untersuchung gezeigt,<br />
dass die Gründe <strong>für</strong> die Alltagsorganisation und somit auch die<br />
Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte gesellschaftlich, infratrukturell/stadtpolitisch<br />
sowie privat bedingt sind.<br />
Auf gesellschaftliche und private Gründe <strong>für</strong> die Alltagsorganisation<br />
und Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte hat die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> keinen direkten Einfluss. Durch eine Anpassung der<br />
infrastrukturellen/stadtpolitischen Rahmenbdingungen kann die<br />
<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> jedoch direkt Einfluss auf die Reduzierung<br />
von Zeitkonflikten und Zeitnot nehmen und auf Dauer<br />
möglicherweise auch zu einem gesellschaftlichen und privaten<br />
Umdenken beitragen.<br />
l 112
3. <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
l 113
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Ausgangssituation Aachen<br />
3.1 Ausgangssituation Aachen<br />
Umgesetzte Maßnahmen in Aachen<br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />
Bürgerservices<br />
i<br />
i<br />
i<br />
<strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />
dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung,<br />
Auskünfte, Wohnsitzänderungen, etc.<br />
dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />
Zeit<br />
lange Öffnungszeiten der Versorgungseinrichtungen<br />
häufig bis 21 oder 22 Uhr, teilweise bis 24 Uhr<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
online Bürgerservice<br />
@ info<br />
Bücherbus<br />
der öffentlichen Verwaltung: online können<br />
u.a. Formulare ausgedruckt und Bescheinigungen<br />
angefordert werden<br />
Bücherbus fährt mit 5.000 Büchern und<br />
Medien wöchentlich 21 Haltestellen an<br />
<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> Aachen hat bereits einige Maßnahmen umgesetzt, die<br />
zu einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> beitragen können.<br />
<strong>Die</strong>se Maßnahmen können den definierten Handlungsfeldern<br />
Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur und Zeit zugeordnet<br />
werden.<br />
Hinsichtlich der Räumlichen Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />
wurden im Rahmen des raumzeitpolitischen Trends<br />
der <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege Bürgerservices als dezentrale Einrichtungen<br />
der öffentlichen Verwaltung geschaffen, bei welchen u.a.<br />
Auskünfte eingeholt, Wohnsitzänderungen durchgeführt sowie<br />
Bescheinigungen beantragt werden können (vgl. [43]).<br />
Bescheinigungen und Formulare können außerdem auch beim<br />
online Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung ausgedruckt und<br />
Anträge so auf dem Postweg an die <strong>Stadt</strong>verwaltung geschickt<br />
werden, wodurch Wege im Alltag reduziert werden können (vgl.<br />
[44]).<br />
Weitere umgesetzte Maßnahmen stellen diesbezüglich vier dezentrale<br />
<strong>Stadt</strong>teilbibliotheken sowie ein Bücherbus dar, welcher mit<br />
5.000 Büchern und Medien wöchentlich 21 Haltestellen anfährt<br />
(vgl. [45]).<br />
Lange Öffnungszeiten der Versorgungseinrichtungen, welche<br />
gesetzlich durch das Land Nordrhein-Westfalen geregelt sind,<br />
werden in Aachen häufig bis 21 oder 22 Uhr, teilweise sogar bis<br />
24 Uhr angeboten.<br />
l 114
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Ausgangssituation Aachen<br />
Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie<br />
Organisation und Handlungsspielraum<br />
Kuratorium<br />
Aufgabe: gesellschaftliche<br />
Repräsentanz. Unterstützung der<br />
Bündnisaktivitäten<br />
Träger<br />
<strong>Stadt</strong> Aachen<br />
Bündnis<br />
Partner<br />
Hochschulen, kirchliche Einrichtungen,<br />
Jüdische und Islamische<br />
Gemeinde, Kammern der Industrie<br />
und des Handwerks, soziale<br />
Verbände, öffentlich-rechtliche<br />
Einrichtungen<br />
Koordinationsstelle<br />
Aufgabe: Koordination aller<br />
bündnisrelevanten Aktivitäten<br />
Im Rahmen der vom Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend geförderten Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie,<br />
gründete die <strong>Stadt</strong> Aachen 2005 als Träger mit weiteren Partnern<br />
das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie. Zu den Gründungspartnern gehörten<br />
die Aachener Hochschulen, kirchliche Einrichtungen, die<br />
Jüdische und Islamische Gemeinde, Kammern der Industrie und<br />
des Handwerks, soziale Verbände sowie öffentlich-rechtliche Einrichtungen.<br />
Das Bündnis ist in vier Untereinheiten organisiert: Das Kuratorium<br />
kümmert sich um die gesellschaftliche Repräsentanz der Bündnisaktivitäten.<br />
In sechs Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen<br />
Schwerpunkten werden Maßnahmen und Lösungsansätze <strong>für</strong><br />
mehr <strong>Familien</strong>gerechtigkeit und -freundlichkeit in Aachen entwickelt.<br />
Ein Unterausschuss übernimmt die politische Steuerung<br />
sowie die weitere Unterstützung des Bündnisses, während die<br />
Koordinationsstelle die bündnisrelevanten Aktivitäten koordiniert.<br />
(vgl. [46])<br />
6 Arbeitsgruppen<br />
- Arbeitswelt und Familie<br />
- Erziehung, Bildung, Betreuung<br />
- Familie und Freizeit<br />
- Familie und Migration<br />
- Jung und Alt<br />
- Wohnen, Verkehr und Einkaufen<br />
Unterausschuss<br />
Aufgabe: politische Steuerung<br />
und Unterstützung des Bündnisses<br />
Der Handlungsspielraum des Bündnisses umfasst in der Zusammenarbeit<br />
aller Partner und Organisationseinheiten die direkte<br />
Umsetzung sowie die Förderung von Maßnahmen durch Bündnispartner.<br />
Ein weiteres Handlungsfeld <strong>für</strong> die Umsetzung von<br />
Maßnahmen ist das Initiieren dieser Maßnahmen durch Gewinnung<br />
von Kooperationspartnern, beispielsweise aus Einzelhandel<br />
und <strong>Die</strong>nstleistung.<br />
Handlungsspielraum bei der Umsetzung von Maßnahmen<br />
- Umsetzung von Maßnahmen durch Bündnispartner<br />
- Förderung von Maßnahmen durch Bündnispartner<br />
- Initiieren von Maßnahmen durch Gewinnung von Kooperationspartnern<br />
l 115
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Ausgangssituation Aachen<br />
Umgesetzte und aktuelle Maßnahmen des Bündnisses<br />
Betreuung<br />
Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />
< 3<br />
Jahre<br />
Arbeit<br />
öffentlich: Erweiterung der Betreuungsplätze<br />
um 5%<br />
betrieblich: <strong>Stadt</strong>verwaltung, Hochschulen,<br />
Studentenwerk<br />
Einrichtung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />
in <strong>Stadt</strong>verwaltung, bei Hochschulen und Studentenwerk,<br />
z.B. alternierende Telearbeit;<br />
Unterstützung <strong>für</strong> private Unternehmen<br />
Zeit<br />
Erweiterung des Betreuungsangebotes durch<br />
„<strong>Familien</strong>patenschaften“<br />
Betreuung von Kindern durch 71 ehrenamtliche<br />
Paten im Alter von 20 - 80 Jahren<br />
Im Rahmen der Maßnahmen des Aachener Bündnisses <strong>für</strong> Familie<br />
sind, mit dem Ziel, eine familienfreundliche <strong>Stadt</strong> zu schaffen,<br />
auch bereits einige <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> relevante<br />
Maßnahmen im Handlungsfeld Zeit initiiert und umgesetzt worden.<br />
Zu den Maßnahmen bezüglich des Betreuungsangebots zählen<br />
der Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige in öffentlichen<br />
und betrieblichen Einrichtungen der <strong>Stadt</strong>verwaltung,<br />
des Studentenwerks und der Hochschulen Aachens, der RWTH<br />
Aachen, der FH Aachen und der Katholischen Hochschule NRW,<br />
Fachbereich Aachen. Zur Erweiterung des tertiären Netzwerkes<br />
von <strong>Familien</strong> wurde das Betreuungsangebot durch <strong>Familien</strong>patenschaften<br />
erweitert. Als <strong>Familien</strong>paten betreuen, mit Stand<br />
vom 01.03.2012, 71 ehrenamtliche Paten im Alter von 20 bis 80<br />
Jahren stundenweise Kinder aus 62 <strong>Familien</strong>.<br />
Bezüglich des Aspekts der Arbeit wurden mithilfe des Bündnisses<br />
in der <strong>Stadt</strong>verwaltung sowie bei den Aachener Hochschulen<br />
flexible Arbeitszeitmodelle wie beispielsweise alternierende<br />
Telearbeit eingeführt. Zusätzlich wurde ein Angebot zur Unterstützung<br />
von privaten Unternehmen bei der Umsetzung flexibler<br />
Arbeitszeitmodelle und der Wiedereingliederung von Eltern nach<br />
der Elternzeit geschaffen. (vgl. [47])<br />
l 116
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />
3.2 Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen <strong>für</strong> die ermittelten Anforderungen<br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Infrastruktur und Einrichtungen<br />
alternative, zeit- und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeiten<br />
Shopping Box<br />
Best-Practice: BMW, München<br />
Kombination aus Schließfächern, Briefkasten,<br />
Kühlschrank, Bankautomat; Bestellung von<br />
Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen (Supermarkt,<br />
Wäscherei); 24Std./7Tage d. Woche<br />
KommtEssen Lieferservice<br />
Best-Practice: Schweden, privates Unternehmen<br />
Kommt<br />
Essen<br />
Lieferung von zusammengestellten Tüten mit<br />
Zutaten <strong>für</strong> vollwertige Mahlzeiten und dazugehörigen<br />
Rezepten<br />
Online-Lieferservice von Lebensmitteln<br />
profiliert, private Unternehmen<br />
Lieferung von Lebensmitteln an Wohn- oder<br />
Arbeitsort von 8-21 Uhr, Mo-Sa, Zeitfenster<br />
von 2 Stunden <strong>für</strong> Lieferung wählbar<br />
Entsprechend den ermittelten Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong><br />
an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> gibt es in unterschiedlichen<br />
Städten bereits verschiedene Maßnahmen und Einzelprojekte<br />
diverser Akteure, welche größtenteils unabhängig von Projekten<br />
zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> entwickelt wurden, jedoch zu einer solchen<br />
beitragen können. <strong>Die</strong> hier zusammengestellten Maßnahmen<br />
bestehen aus Best-Practice-Beispielen und bereits profilierten<br />
Maßnahmen.<br />
Im Rahmen der Räumlichen Bezugsorte, Infrastruktur und Einrichtungen<br />
stellen Shopping Boxen sowie unterschiedliche Lieferservices<br />
beispielhafte Maßnahmen bezüglich einer <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />
Wege zeit- und mobilitätssparender Versorgungsmöglichkeiten<br />
dar. Shopping Boxen sind arbeits- oder wohnortnah angesiedelte<br />
Kombinationen aus Schließfächern, Briefkästen, Kühlschrank und<br />
Bankautomat, über die Bestellungen von Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />
beispielsweise über Supermärkte oder Wäschereien stattfinden<br />
können. <strong>Die</strong> Abholung und Abgabe von bestellten oder<br />
aufzugebenden Waren kann 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche<br />
stattfinden. (vgl. [48])<br />
Online-Lieferservices, die sich bereits in einigen Städten, wie beispielsweise<br />
Köln, profiliert haben, bieten die Möglichkeit, über<br />
das Internet oder per Telefon Lebensmittel zu bestellen und von<br />
Montag bis Samstag zwischen 8 und 21 Uhr an den Wohn- oder<br />
Arbeitsort liefern zu lassen. In der Regel sind Zeitfenster von 2<br />
Stunden <strong>für</strong> die Lieferung wählbar.<br />
Einen speziellen Lieferservice stellt KommtEssen, nach schwedischem<br />
Vorbild, dar. Für die kommende Woche kann bei diesem<br />
Service jeweils eine zusammengestellte Tüte mit Zutaten <strong>für</strong> eine<br />
gewünschte Anzahl an vollwertigen Mahlzeiten mit dazugehörigen<br />
Rezepten bestellt werden. So entfällt neben der Zeit <strong>für</strong> das<br />
Einkaufen und die zugehörigen Wege auch die Planung des Einkaufes<br />
(vgl. [49]).<br />
l 117
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />
Alternativen zur Begleitmobilität der Eltern<br />
Fahrdienste der Gemeinden<br />
Best-Practice: Schweden<br />
Kinder werden zuhause abgeholt und in<br />
Kita oder Schule gebracht und anschließend<br />
wieder nach Hause gebracht<br />
Mobilität und Verkehr 1<br />
Walking Bus<br />
Best-Practice: z.B. <strong>Stadt</strong> Köln<br />
2 Begleitpersonen laufen mit Kindern wie<br />
ein Linienbus einer festgelegten Route entlang<br />
und nachmittags wieder zurück, an definierten<br />
Haltestellen werden Kinder aufgesammelt<br />
oder abgesetzt<br />
<strong>Die</strong> auf dieser und der nächsten Seite erläuterten Beispielmaßnahmen<br />
im Handlungsfeld Mobilität und Verkehr beziehen sich<br />
auf die Anforderung an die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, eine<br />
direkte Möglichkeit zur Reduzierung von Begleitmobilität und im<br />
Rahmen eines familiengerechten Verkehrskonzeptes eine Reduzierung<br />
des motorisierten Verkehrs zu schaffen.<br />
Ein Beispiel der direkten Reduzierung von Begleitmobilität durch<br />
die Eltern stellt der Fahrdienst der Gemeinden in Schweden dar.<br />
<strong>Die</strong> Kinder werden morgens mit dem Bus zuhause abgeholt und<br />
in die Kindertagesstätte oder die Schule und anschließend wieder<br />
nach Hause gebracht (vgl. [50,51]).<br />
Durch Walking Busses und Schulweggruppen kann über die Reduzierung<br />
der Begleitmobilität der Eltern hinaus auch selbstständige<br />
Mobilität von Kindern gefördert werden.<br />
Beim Walking Bus wird eine Gruppe von Kindern von zwei Erwachsenen<br />
zu Fuß auf dem Weg zur Schule und nach Schulschluss<br />
zurück nach Hause begleitet. Dabei laufen die Kinder, in<br />
Zweierpaaren nebeneinander, wie ein Linienbus eine festgelegte<br />
Route entlang, auf der an definierten Haltestellen Kinder aufgesammelt<br />
oder abgesetzt werden. <strong>Die</strong> Kinder bewegen sich mit<br />
dem Walking Bus und den beiden vorderen Kindern als steuernde<br />
„Busfahrer“ weitestgehend selbstverantwortet, die Begleitpersonen<br />
haben eine reine Kontrollfunktion. (vgl. [52,53])<br />
l 118
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />
Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />
kostenlose Leihfahrräder<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
intelligentes Verkehrskontrollsystem<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
Parker App<br />
Best-Practice: USA, z.B. <strong>Stadt</strong> San Francisco<br />
P<br />
System Münzwurf<br />
Fahrradparkplätze als Ausleih- oder Rückgabeorte<br />
in der gesamten <strong>Stadt</strong><br />
vorrangige Behandlung des Radverkehrs, in<br />
Stoßzeiten können Strecken <strong>für</strong> den motorisierten<br />
Verkehr einspurig geschaltet und <strong>für</strong> Radverkehr<br />
erweitert werden<br />
über Sensoren im Boden werden per App freie<br />
Parkplätze in definierbarer Entfernung zum<br />
Zielort vorgeschlagen, Reservierung <strong>für</strong> einige<br />
Minuten möglich<br />
Mobilität und Verkehr 2<br />
Ausbau der Radwege<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
zu einem zusammenhängenden Radverkehrswegenetz<br />
Reduzierung der Parkplätze<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
um 2% jährlich<br />
Im Zuge der Förderung des alternativen Verkehrs kann, neben<br />
der bereits in Kapitel 1.2 vorgestellen gängigen Maßnahme der<br />
Erhöhung der Flexibilität des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
zu Schul-, Betreuungs- und Arbeitsbeginn sowie -ende, auch die<br />
Förderung des Radverkehrs zu einer Reduzierung des motorisierten<br />
Verkehrsaufkommens beitragen. In der <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />
wurden im Rahmen des Konzeptes Kopenhagen 2025, dessen<br />
Ziel es ist, bis 2025 eine CO2-neutrale <strong>Stadt</strong> zu schaffen, vier <strong>für</strong><br />
die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> bezüglich des Handlungsfeldes Verkehr<br />
und Mobilität beispielhafte Maßnahmen umgesetzt:<br />
An in der gesamten <strong>Stadt</strong> verteilten Fahrradparkplätzen können<br />
kostenlose Leihfahrräder per Münzwurf ausgeliehen und wieder<br />
zurückgegeben werden. Einhergehend mit dieser Maßnahme<br />
wurden die Radwege in der <strong>Stadt</strong> zu einem zusammenhängenden<br />
Radverkehrswegenetz ausgebaut. Durch ein intelligentes<br />
Verkehrskontrollsystem findet in Kopenhagen eine vorrangige<br />
Behandlung des Radverkehrs gegenüber dem motorisierten Verkehr<br />
statt. So können in Stoßzeiten Strecken über Lichtanlagen<br />
<strong>für</strong> den motorisierten Verkehr einspurig geschaltet und somit<br />
Strecken <strong>für</strong> den Radverkehr erweitert werden. Weiterhin können<br />
„grüne Wellen“ <strong>für</strong> die Radfahrer über Ampelanlagen geschaltet<br />
werden.<br />
Zusätzlich wird in Kopenhagen eine jährliche Reduzierung der<br />
Parkplätze um 2% im Bereich der Innenstadt durchgeführt. (vgl.<br />
[54,55])<br />
<strong>Die</strong> Parker App ist eine Beispiel-Maßnahme zur Reduzierung<br />
des Parkplatzsuchverkehrs, welche in den USA, beispielsweise<br />
in San Francisco, genutzt wird. Anhand von Sensoren im Boden<br />
informiert die App den Nutzer kurz vor seinem Eintreffen an dem<br />
angegebenen Zielort über freie Parkplätze in einer definierbaren<br />
Entfernung um den Zielort herum. Für die Dauer einiger Minuten<br />
kann der Nutzer einen so gefundenen Parkplatz reservieren (vgl.<br />
[56]).<br />
l 119
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />
Beispielmaßnahmen, welche dem Handlungsfeld Zeit der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> und den entsprechenden Anforderungen<br />
der Aachener <strong>Familien</strong> zugeordnet werden können, sollen<br />
auf dieser und der folgenden Seite vorgestellt werden.<br />
Öffnungszeiten<br />
Umschichtige Spätöffnungszeit<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Modena, Italien<br />
der Versorgungseinrichtungen im <strong>Stadt</strong>viertel<br />
(Apotheken-Prinzip)<br />
Zeit 1<br />
Arbeit<br />
flexible Arbeitsvolumenmodelle<br />
profiliert, öffentl. Einrichtungen, private Unternehmen<br />
+<br />
Jobsharing: das Volumen einer Vollzeitstelle<br />
wird auf zwei oder mehr Teilzeitangestellte<br />
aufgeteilt<br />
Bezüglich der Problematik einer fehlenden Anpassung von Öffnungszeiten<br />
an die Arbeitszeiten kann eine umschichtige Spätöffnungszeit,<br />
wie sie in der <strong>Stadt</strong> Modena bezüglich Versorgungseinrichtungen<br />
umgesetzt wurde, von Unternehmen, welche<br />
innerhalb der <strong>Stadt</strong>viertel im Apotheken-Prinzip organisiert sind,<br />
eine Alltagserleichterung <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> darstellen (vgl. [57]).<br />
Durch die folgenden drei Maßnahmen kann eine bessere Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie geschaffen werden:<br />
Eine Möglichkeit der Reduzierung von Arbeitsvolumen ist die<br />
Einrichtung von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie beispielsweise<br />
Jobsharing. Dabei wird das Volumen einer Vollzeitstelle auf zwei<br />
oder mehr Teilzeitangestellte aufgeteilt, welche die Verteilung<br />
von Aufgaben sowie ihre Arbeitszeiten untereinander regeln.<br />
Betreuung<br />
öffentliche Einrichtungen<br />
gesetzl. geregelte Ganztagsbetreuung<br />
Best-Practice: Schweden, Bund<br />
11 1/2<br />
Std.<br />
<strong>für</strong> Kinder von 1-12 Jahren, täglich betreute<br />
Zeit 11,5 Std., in Tageseinrichtung oder <strong>Familien</strong>tagespflege,<br />
Schulen haben angeschlossenes<br />
„Freizeitcenter“, Hobbys integriert<br />
Ferienbetreuung in Freizeitcentern<br />
Best-Practice: Schweden, Bund<br />
+<br />
Freizeitcenter der Schulen fangen Betreuungsengpass<br />
durch Schulausfall durch ganztägige<br />
Betreuung auf<br />
Hinsichtlich längerer Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />
soll Schweden als Best-Practice-Beispiel angeführt werden:<br />
Hier gibt es eine gesetzlich geregelte Ganztagsbetreuung<br />
<strong>für</strong> Kinder von 1-12 Jahren mit einem Anspruch auf eine Betreuungszeit<br />
von 11,5 Stunden am Tag <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, in denen alle<br />
Elternteile einer Berufstätigkeit nachgehen. <strong>Die</strong> Betreuung von<br />
Kindern bis einschließlich 5 Jahre wird über Tageseinrichtungen<br />
wie Kindertagesstätten sowie über die <strong>Familien</strong>tagespflege bei<br />
Tagesmüttern abgedeckt. Schulen haben ein angeschlossenes<br />
Freizeitcenter, in welchem Schulkinder nach der Schule betreut<br />
werden. In den Freizeitcentern werden u.a. Hausaufgabenhilfe,<br />
Spielenachmittage, Mal- und Zeichenstunden, Musikunterricht<br />
und unterschiedliche Sportarten angeboten, wodurch die Hobbys<br />
der Kinder in die Betreuungszeit integriert sind.<br />
In den Schulferien fangen die Freizeitcenter den Betreuungsengpass<br />
durch den Schulausfall durch eine ganztägige Betreuung<br />
auf. (vgl. [58])<br />
l 120
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />
Betreuung<br />
Zeit 2<br />
Entsprechend den ermittelten Anforderungen kann durch die folgenden<br />
Maßnahmen das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten<br />
sowie an familienunterstützenden sozialen Netzwerken erweitert<br />
werden:<br />
weitere Betreuungsmöglichkeiten - Erweiterung familienunterstützender sozialer Netzwerke<br />
Kinder-Notfall-Unterbringung<br />
Best-Practice: Bündnis Braunschweig<br />
€<br />
Zeitbanken<br />
Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Bozen<br />
kostenpflichtige Betreuung durch Fachkräfte<br />
und Ehrenamtliche als Hilfe bei Betreuungsengpässen<br />
Austausch von Freizeit durch gegenseitige<br />
Hilfe der Bürger, eine geleistete Stunde ist<br />
immer eine Stunde Gegenleistung wert<br />
Zeitgutscheine<br />
Best-Practice: Bündnis Hanau<br />
Gutschein<br />
Betreuung<br />
des Einzelhandels zur kostenlosen Kinderbetreuung<br />
an Freitagen und Samstagen durch<br />
Fachkräfte, die entsprechend der Einkaufssumme<br />
einer Familie im Einzelhandel an diese<br />
<strong>Familien</strong> ausgegeben werden<br />
In Braunschweig wurde durch das Lokale Bündnis <strong>für</strong> Familie eine<br />
kostenpflichtige Kinder-Notfall-Betreuung <strong>für</strong> planbare und kurzfristige<br />
Betreuungsengpässe ins Leben gerufen. <strong>Die</strong> Betreuung<br />
erfolgt teilweise durch Ehrenamtliche und teilweise durch ausgebildete<br />
Fachkräfte (vgl. [59]).<br />
Das lokale Bündnis Hanau hat das Angebot einer <strong>für</strong> die Eltern<br />
kostenlosen Kinderbetreuung durch Fachkräfte an Freitagen und<br />
Samstagen geschaffen. <strong>Die</strong> Betreuungszeit richtet sich nach „Zeitgutscheinen“,<br />
die entsprechend der Einkaufssumme der Familie<br />
über den Einzelhandel an diese ausgegeben werden (vgl. [21]).<br />
Über Zeitbanken kann eine gegenseitige Unterstützung der Bürger<br />
über ihr soziales Netzwerk hinaus, durch den wechselseitigen<br />
Austausch von Freizeit innerhalb der Nutzergruppe der Zeitbank,<br />
stattfinden. Dabei ist eine geleistete Stunde jeweils eine Stunde<br />
Gegenleistung wert. (vgl. [60])<br />
l 121
+<br />
+<br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Übergeordnete Ziele<br />
3.3 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen - Gesamtkonzept und Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie<br />
Übergeordnete Ziele<br />
Räumliche Bezugsorte,<br />
Einrichtungen und Infrastruktur<br />
Zeit<br />
Versorgung<br />
Arbeitgeber<br />
Kita, Schule,<br />
Betreuung<br />
ÖPNV<br />
Koordinierung<br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, Möglichkeit der freien Wahl und der<br />
Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />
Mobilität und Verkehr<br />
+<br />
Freizeitangebote<br />
Öffnungszeiten<br />
Schaffen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie:<br />
Erhöhung der Flexibilität, Erweiterung von Zeitfenstern<br />
Koordinierung von Taktgebern<br />
primäre /<br />
persönliche Netzwerke<br />
sekundäre /<br />
gesellschaftl. Netzwerke<br />
Um <strong>Familien</strong> in Aachen den Alltag zu erleichtern, Zeitkonflikte<br />
und Zeitnot zu reduzieren und zu mehr privater und gemeinsamer<br />
Freizeit zu verhelfen, wird im Rahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ein Gesamtkonzept mit Maßnahmen entwickelt,<br />
welches den ermittelten Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong><br />
entspricht. <strong>Die</strong> Maßnahmen schaffen entsprechend der<br />
übergeordneten Ziele Möglichkeiten <strong>für</strong>:<br />
- <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, freie Wahl und Reduzierung der aufzusuchenden<br />
räumlichen Bezugsorte<br />
- Reduzierung von Zwangsmobilität, besonders von Begleitmobilität<br />
- eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Erhöhung der<br />
Flexibilität, Erweiterung von Zeitfenstern durch die Koordinierung<br />
von Taktgebern<br />
- Erweiterung der familienunterstützenden sozialen Netzwerke<br />
!<br />
Reduzierung von Zwangsmobilität besonders von Begleitmobilität<br />
tertiäre Netzwerke<br />
+ + +<br />
Schaffen eines Angebotes zur Erweiterung der familienunterstützenden<br />
sozialen Netzwerke<br />
l 122
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Handlungsempfehlung<br />
Handlungsempfehlung - Bündelung von Maßnahmen<br />
bestehende Maßnahmen in<br />
Aachen<br />
Einzelmaßnahmen der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />
+<br />
Maßnahmen des Aachener Bündnisses<br />
neue Maßnahmen<br />
Neuentwicklungen<br />
+<br />
u.a. Weiterentwicklung, Kombination, Anpassung<br />
entsprechend den Anforderungen der<br />
Aachener <strong>Familien</strong> von<br />
profilierten Maßnahmen<br />
+<br />
unabhängigen Best-Practice-Maßnahmen<br />
Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Zur Umsetzung der übergeordneten Ziele sollen neue Maßnahmen<br />
zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> durch das Aachener<br />
Bündnis <strong>für</strong> Familie umgesetzt und zusammen mit bereits bestehenden<br />
Maßnahmen in Aachen zu einem Gesamtkonzept zusammengefasst<br />
und als solches präsentiert werden.<br />
<strong>Die</strong> bestehenden Maßnahmen setzen sich hierbei aus den Einzelmaßnahmen<br />
in Aachen (siehe Seite 114) und den Maßnahmen<br />
des Aachener Bündnisses <strong>für</strong> Familie (siehe Seite 116) zusammen.<br />
<strong>Die</strong> neuen Maßnahmen setzen sich u.a. zusammen aus weiterentwickelten,<br />
kombinierten und angepassten<br />
- profilierten Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung (siehe<br />
Seite 19-20)<br />
- unabhängigen Best-Practice- sowie profilierten Einzelmaßnahmen<br />
(siehe Seite 117-121)<br />
sowie,neu entwickelten Maßnahmen entsprechend den Anforderungen<br />
der Aachener <strong>Familien</strong>.<br />
l 123
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Gesamtkonzept<br />
Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />
i<br />
€<br />
i<br />
i<br />
Förderung des Umbaus von Bestand zu familiengerechten<br />
Mietwohnungen (z.B. Zusammenlegung<br />
von Wohnungen besonders<br />
auch im Erdgeschoss sowie mit privat oder<br />
gemeinschaftlich nutzbarem Freiraum)<br />
Shopping Boxen<br />
Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />
Bürgerservices als dezentrale Einrichtung<br />
der öffentlichen Verwaltung<br />
dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />
@ info<br />
alternative, zeit-und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeiten<br />
Kommt<br />
Essen<br />
KommtEssen Lieferservice<br />
online Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung<br />
Bücherbus<br />
online-Lieferservice von Lebensmitteln<br />
Das entwickelte Gesamtkonzept setzt sich aus Maßnahmen zusammen,<br />
welche zur Erfüllung der Anforderungen an die <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen entsprechend der drei definierten<br />
Handlungsfelder der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> beitragen<br />
können.<br />
Eine <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege sowie die Möglichkeit der freien Wahl<br />
und der Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />
im <strong>Familien</strong>alltag können durch folgende Maßnahmen im<br />
Handlungsfeld Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />
geschaffen werden:<br />
<strong>Die</strong> Förderung des Umbaus von Bestandswohnungen zu familiengerechten<br />
Mietwohnungen, z.B. der Zusammenlegung von<br />
Wohnungen besonders auch im Erdgeschoss sowie mit privat oder<br />
gemeinschaftlich nutzbarem Freiraum, kann eine Erweiterung des<br />
Angebots an familiengerechten Mietwohnungen bewirken. Durch<br />
diese Maßnahme kann <strong>Familien</strong> die Wahl des Wohnortes entsprechend<br />
einer Bündelung ihrer räumlichen Bezugsorte ermöglicht<br />
und so zur Senkung des Zeit- und Mobilitätsaufwands im <strong>Familien</strong>alltag<br />
beigetragen werden.<br />
Auch der Bürgerservice als dezentrale Einrichtung sowie der online-<br />
Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung, dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />
und der Bücherbus der <strong>Stadt</strong> Aachen bieten <strong>Familien</strong> und<br />
anderen Bürgern die Möglichkeit, Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />
Alltag zu verringern.<br />
<strong>Die</strong> Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />
kann, neben der Reduzierung der Begleitmobilität (siehe Seite<br />
124), durch das Initiieren von Shopping Boxen und online-Lieferservices<br />
wie auch des Lieferservice KommtEssen als alternative,<br />
zeit- und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeit unterstützt<br />
werden.<br />
l 124
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Gesamtkonzept<br />
höhere Taktung des ÖPNV zu Schul- , Betreuungs-<br />
und Arbeitsbeginn sowie -ende<br />
um so mehr Flexibilität zu schaffen<br />
kostenlose/ -günstige Leihfahrräder, z.B. E-<br />
Bikes + Kinderanhänger<br />
intelligentes Verkehrskontrollsystem mit<br />
vorrangiger Behandlung des Radverkehrs<br />
und des ÖPNVs<br />
Parker App zur gezielten Parkplatzfindung<br />
Walking Busses mit Ehremamtlern (besonders<br />
auch Senioren)<br />
zusätzlich zum Schulweg auch zwischen OGS<br />
und Vereinen<br />
Mobilität und Verkehr<br />
Entwicklung eines familiengerechten Verkehrskonzeptes: u.a. Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />
P<br />
Alternativen zur Begleitmobilität der Eltern<br />
mehr Direktverbindungen im ÖPNV<br />
Ausbau der Radwege zu einem zusammenhängenden<br />
Radverkehrswegenetz<br />
Reduzierung der Parkplätze in der Innenstadt<br />
Fahrdienst zwischen OGS und Vereinen<br />
Eine Reduzierung von Zwangsmobilität und dabei insbesondere<br />
Begleitmobilität der Eltern, kann durch das Konzept der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen einerseits durch die Entwicklung<br />
eines familiengerechten Verkehrskonzeptes, welche u.a. eine Reduzierung<br />
des motorisierten Verkehrsaufkommens einschließt,<br />
sowie andererseits durch konkrete Alternativen zur elterlichen<br />
Begleitmobilität unterstützt werden.<br />
Zu einer Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />
kann die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie<br />
des Fahrradverkehrs beitragen.<br />
So kann durch eine höhere Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
zu Schul- , Betreuungs- und Arbeitsbeginn und<br />
-ende sowie durch das Angebot von mehr Direktverbindungen<br />
die Flexibilität und Schnelligkeit des öffentlichen Personennahverkehrs<br />
gefördert und so durch einen reduzierten Planungsaufwand<br />
die Konkurrenzfähigkeit in Bezug auf das Auto erhöht werden.<br />
Durch das Angebot von mehr Direktverbindungen können<br />
sich auch Kinder mit einer geringeren Selbstständigkeit früher in<br />
eigenständiger Mobilität fortbewegen.<br />
<strong>Die</strong> Attraktivität der Fahrradnutzung kann durch ein Angebot an<br />
kostenlosen oder günstigen Leih-E-Bikes und eventuell Kinderanhängern<br />
sowie den Ausbau der Radwege zu einem zusammenhängenden<br />
Radverkehrswegenetz erhöht werden.<br />
Unterstützt werden kann diese Nutzung alternativer Verkehrsmittel<br />
zusätzlich durch den Einsatz eines intelligenten Verkehrskontrollsystems,<br />
durch welches eine vorrangige Behandlung<br />
des Radverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs beispielsweise<br />
durch „grüne Wellen“ möglich ist.<br />
Eine Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens kann<br />
weiterhin durch die Reduzierung von Parkplätzen in der Innenstadt<br />
sowie eine App zur gezielten Parkplatzfindung unterstützt<br />
werden.<br />
Als Alternative zur Begleitmobilität der Eltern und zur Förderung<br />
der selbstständigen Mobilität von Kindern bietet sich die Umsetzung<br />
von Walking Busses mit Ehrenamtlern, besonders auch Senioren<br />
an. Walking Busses können zusätzlich zum Schulweg auch<br />
zwischen der Offenen Ganztagsschule und Vereinen verkehren,<br />
um so die Begleitmobilität der Eltern zum Hobby der Kinder zu<br />
reduzieren. Eine weitere Alternative zur Reduzierung der Begleitmobilität<br />
der Eltern zum Hobby kann durch Fahrdienste zwischen<br />
der Offenen Ganztagsschule und Vereinen geschaffen werden.<br />
Durch die Reduzierung der Begleitmobilität können die damit<br />
verbundenen aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte und Takte<br />
im Alltag der Eltern entfallen.<br />
l 125
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Gesamtkonzept<br />
Arbeit<br />
Zeitbüros<br />
flexible Arbeitszeiten durch Arbeitszeitkonten,<br />
variable Teilzeit, alternierende Telearbeit<br />
Unterstützung privater Unternehmen bei<br />
der Umsetzung flexibler Arbeitszeiten<br />
Zeit 1<br />
Öffnungszeiten<br />
- 20<br />
Uhr<br />
+<br />
wöchentlicher „langer Abend“ mit Öffnungszeiten<br />
von Friseuren, Ärzten, Handwerksbetrieben,<br />
öffentlicher Verwaltung, etc.<br />
bis 20 oder auch 21 Uhr, nach Apotheken-<br />
Prinzip in den <strong>Stadt</strong>vierteln organisiert (bei<br />
großer Nachfrage erweiterbar)<br />
Jobsharing zur Reduzierung des Arbeitsvolumens<br />
von Eltern<br />
Unterstützung privater Unternehmen bei<br />
der Umsetzung flexibler Arbeitsvolumenmodelle<br />
Im Handlungsfeld Zeit spielt die Koordination von Taktgebern untereinander<br />
und von Taktgebern bezüglich einer Anpassung an<br />
die Zeiten des <strong>Familien</strong>alltags, zur Erhöhung der Flexibilität und<br />
zur Erweiterung von Zeitfenstern, eine große Rolle <strong>für</strong> die befragten<br />
Aachener <strong>Familien</strong>. Zur Umsetzung dieser Aufgaben sollten<br />
Zeitbüros, welche ein zentrales Instrument der lokalen Zeitpolitik<br />
darstellen, eingerichtet werden. Mit ihrer Hilfe können lokale<br />
Zeitkonflikte frühzeitig erkannt und Einfluss auf ihre Ursachen,<br />
beispielsweise durch eine Vermittlung zwischen Taktgebern und<br />
Taktnehmern, genommen werden.<br />
Zeitkonflikte bezüglich des Einschiebens von Terminen mit Friseuren,<br />
Ärzten, Handwerksbetrieben, öffentlicher Verwaltung, etc.<br />
in den <strong>Familien</strong>alltag können durch das Initiieren eines wöchentlichen<br />
„langen Abends“ mit Spätöffnungszeiten bis 20 oder auch<br />
21 Uhr gemindert werden. <strong>Die</strong> Organisation kann nach dem rotierenden<br />
Apotheken-Prinzip in den <strong>Stadt</strong>vierteln stattfinden um die<br />
Einrichtungen zu entlasten.<br />
Im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie können<br />
bezüglich der Arbeitszeiten, als Taktgeber im <strong>Familien</strong>alltag,<br />
flexible Arbeitszeitmodelle wie Arbeitszeitkonten, variable Teilzeit,<br />
alternierende Telearbeit sowie Modelle zur Reduzierung des Arbeitsvolumens<br />
von Eltern, beispielsweise Jobsharing, zur Erleichterung<br />
des <strong>Familien</strong>alltags beitragen. Neben der Umsetzung dieser<br />
Maßnahmen durch Bündnispartner sollte die Umsetzung auch in<br />
privaten Unternehmen initiiert werden und Unternehmen bei der<br />
Umsetzung unterstützt werden.<br />
l 126
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Gesamtkonzept<br />
Betreuung und Schule<br />
öffentliche Einrichtungen<br />
< 3<br />
Jahre<br />
Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter<br />
Dreijährige, öffentlich als auch betrieblich<br />
Zeit 2<br />
flexible Bring- und Abholzeiten mit einem<br />
Zeitfenster von mindestens 1 Stunde<br />
Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind neben<br />
den in Zeit 1 vorgeschlagenen Maßnahmen bezüglich Arbeit<br />
auch Maßnahmen bezüglich Betreuung und Schule notwendig.<br />
So können Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag durch den Ausbau der<br />
Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige, sowohl öffentlich als auch<br />
betrieblich, flexible Bring- und Abholzeiten mit einem Zeitfenster<br />
von mindestens 1 Stunde sowie Ausdehnung der Betreuungszeiten<br />
in öffentlichen Einrichtungen bis 18 Uhr und die Verlegung<br />
des Schulbeginns auf 9 Uhr, mit vorheriger Betreuung um Zeitfenster<br />
von einer Stunde <strong>für</strong> flexibles Bringen und Abholen zu<br />
gewährleisten, reduziert werden. Durch eine Ganztages-Ferienbetreuung<br />
der Offenen Ganztagsschulen kann der Betreuungsengpass<br />
in den Schulferien aufgefangen werden.<br />
- 18<br />
Uhr<br />
+<br />
Ausdehnung der Betreuungszeiten bis 18<br />
Uhr<br />
Mehrgenerationenwohnen, Förderung bei<br />
Neubau und Umbau zu Mehrgenerationenhäusern<br />
Nachbarschaftsnetzwerke, über soziale<br />
Einrichtungen in Quartieren und <strong>Stadt</strong>vierteln<br />
organisiert<br />
späterer Schulbeginn um 9 Uhr mit vorheriger<br />
Betreuung in Aufenthaltsräumen um<br />
Zeitfenster von einer Stunde <strong>für</strong> flexibles<br />
Bringen und Abholen zu gewährleisten<br />
Einbindung von externen Hobbys in die<br />
OGS, z.B. Vereinssport (Fahrdienst und Walking<br />
Bus zwischen Schulen und Vereinen)<br />
weitere Betreuungsmöglichkeiten - Erweiterung familienunterstützender sozialer Netzwerke<br />
Gutschein<br />
Betreuung<br />
Ganztages-Ferienbetreuung in OGS (Fahrdienst<br />
und Walking Bus zwischen Schulen<br />
und Ferienangeboten)<br />
Zeitgutscheine des Einzelhandels zur kostenlosen<br />
Kinderbetreuung <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
9 Uhr<br />
€<br />
Kinder-Notfall-Unterbringung<br />
<strong>Familien</strong>patenschaften<br />
Zeitbanken<br />
Durch die Einbindung von externen Hobbys, beispielsweise Vereinssport,<br />
in die bis 18 Uhr geöffneten Offenen Ganztagsschulen,<br />
wobei die Fortbewegung der Kinder, wie im Handlungsfeld Mobilität<br />
und Verkehr beschrieben, zwischen Schule und Vereinen<br />
entweder mit Walking Busses oder, bei weiteren Entfernungen,<br />
mit Fahrdiensten organisiert werden kann, können die mit den<br />
Hobbys der Kinder verbundenen aufzusuchenden räumlichen<br />
Bezugsorte und Takte im Alltag der Eltern entfallen.<br />
Durch die folgenden Maßnahmen kann die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Familien</strong> Aachen ein Angebot an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />
sowie die Möglichkeit zur Erweiterung der familienunterstützenden<br />
Netzwerke bieten.<br />
Durch eine finanzielle Förderung des Neubaus und besonders<br />
des Umbaus von Bestand zu Mehrgenerationenhäusern kann das<br />
Angebot an Mehrgenerationenwohnen erhöht werden, welches<br />
zur gegenseitigen Unterstützung der Generationen beiträgt und<br />
beispielsweise weitere Betreuungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
eröffnet. Das Einrichten oder Initiieren einer kostenpflichtigen<br />
Kinder-Notfall-Unterbringung bietet Eltern Hilfe bei Betreuungsengpässen<br />
und gibt ihnen die Sicherheit, dass es ein Angebot<br />
gibt, auf welches sie notfalls zurückgreifen können. Durch die<br />
Maßnahme der Ausgabe von „Zeitgutscheinen“ über den Einzelhandel<br />
<strong>für</strong> kostenlose Kinderbetreuung können Eltern stundenweise<br />
entlastet und zusätzlich kann die lokale Kaufkraft angeregt<br />
werden. Auch das Initiieren von <strong>Familien</strong>patenschaften und<br />
Nachbarschaftsnetzwerken, welche über soziale Einrichtungen in<br />
Quartieren und <strong>Stadt</strong>vierteln organisiert werden können, sowie<br />
das Einrichten von Zeitbanken zum Austausch von Hilfe der Bürger<br />
untereinander, bietet die Möglichkeit, die sozialen Netzwerke<br />
der Bürger zu erweitern und Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> zu schaffen.<br />
l 127
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Handlungsempfehlung<br />
Handlungsempfehlung - Öffentlichkeitsarbeit<br />
Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
- Präsentieren des Gesamtkonzeptes mit seinen<br />
Maßnahmen und Angeboten<br />
- Aufklären über Ursachen von Zeitkonflikten<br />
- Aufzeigen von Möglichkeiten der Reduzierung<br />
von Zeitkonflikten durch die Nutzung<br />
der Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Familien</strong><br />
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Handlungsempfehlung <strong>für</strong><br />
die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen, ergänzend zu der Bündelung<br />
von bestehenden und neuen Maßnahmen zu einem Gesamtkonzept,<br />
ist die Öffentlichkeitsarbeit. In den Interviews mit<br />
den Aachener <strong>Familien</strong> fiel auf, dass viele <strong>Familien</strong> über bereits<br />
bestehende Maßnahmen, wie beispielsweise die <strong>Familien</strong>patenschaften<br />
oder lange Öffnungszeiten bis teilweise 24 Uhr, nicht<br />
informiert sind und diese Angebote daher auch nicht nutzen<br />
können.<br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen sollte daher mit ihren<br />
einzelnen Maßnahmen und Angeboten als Gesamtkonzept in der<br />
Öffentlichkeit präsentiert werden. Dabei sollte einerseits über die<br />
Ursachen von Zeitkonflikten im <strong>Familien</strong>alltag aufgeklärt werden,<br />
weiterhin sollte <strong>Familien</strong> und auch anderen Bürgern aufgezeigt<br />
werden, wie sie durch die Nutzung der Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen Zeitkonflikte und Zeitnot reduzieren,<br />
ihren Alltag erleichtern und mehr selbstbestimmte und gemeinsame<br />
Freizeit gewinnen können.<br />
l 128
4. Schlussbetrachtung und Ausblick<br />
l 129
Schlussbetrachtung und Ausblick<br />
Schlussbetrachtung und Ausblick<br />
<strong>Die</strong> postmoderne Gesellschaft unterliegt einem Wandel, welcher<br />
sich direkt sowie auch indirekt besonders auf die Zeit im Alltag<br />
der Menschen auswirkt. Wie im theoretischen Teil dieser Arbeit<br />
aufgezeigt wurde, sind durch zeitliche Trends wie Flexibilisierung,<br />
Beschleunigung und Individualisierung sowie durch aktuelle gesellschaftliche<br />
und räumliche Trends besonders <strong>Familien</strong> häufig<br />
von Zeitkonflikten betroffen.<br />
Im Hinblick auf die Frage, was eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
ausmacht, wurden unterschiedliche sich ergänzende Definitionen,<br />
der Handlungsrahmen der Zeitpolitik, zeit- und raumzeitpolitische<br />
Trends sowie realisierte Projekte zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />
im Hinblick auf <strong>Familien</strong> untersucht. Anhand dessen konnten drei<br />
Handlungsfelder mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />
<strong>Familien</strong> definiert und ein bereits gängiges Repertoire an Maßnahmen<br />
der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung hinsichtlich <strong>Familien</strong><br />
ermittelt werden.<br />
Einhergehend mit dem gesellschaftlichen Wandel unterliegt<br />
auch die Institution Familie einem in dieser Arbeit aufgezeigten<br />
Wandel, welcher Einfluss auf die Gestaltung des <strong>Familien</strong>alltags<br />
hat. Durch den Wandel der Mutterrolle und eine zunehmende<br />
Erwerbstätigkeit von Müttern spielen unterschiedliche Modelle<br />
der Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, verbunden<br />
mit der Auslagerung von Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />
an familienunterstützende soziale Netzwerke, eine Rolle im <strong>Familien</strong>alltag.<br />
Der <strong>Familien</strong>alltag setzt sich in wesentlichen Teilen<br />
aus Mustern zusammen. <strong>Die</strong>sbezüglich wurden die <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> relevanten Zeit- und Raum-/ Mobilitätsmuster<br />
mit der Entstehung von Zeitkonflikten und dem Aspekt<br />
der Begleitmobilität näher beleuchtet.<br />
Aufgrund der hohen Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit einer<br />
Berufstätigkeit aller im Haushalt lebenden Elternteile <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, wurden im zweiten Teil dieser Arbeit<br />
in einer empirischen Untersuchung Zeitkonflikte und Ursachen<br />
von Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag dieser Gruppe<br />
ermittelt.<br />
Dabei konnten über die bereits in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung<br />
berücksichtigten Aspekte, wie eine fehlende Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie und dadurch entstehende Betreuungsengpässe,<br />
zu wenig Zeit sowie eine fehlenden Abstimmung von<br />
Öffnungszeiten, hinaus weitere Ursachen von Zeitkonflikten und<br />
Zeitnot ermittelt werden:<br />
So sind aufgrund eines zu geringen Angebots an in das Haushaltsbudget<br />
von <strong>Familien</strong> passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />
häufig ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />
<strong>Familien</strong>alltag <strong>für</strong> Wege zwischen der Wohnung und weiteren<br />
räumlichen Bezugsorten von <strong>Familien</strong> notwendig. Auch das Aufsuchen<br />
zentraler Discounter und Versorgungszentren aufgrund<br />
eines großen und günstigen Angebots bedingt in einigen <strong>Familien</strong><br />
einen hohen Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag.<br />
<strong>Die</strong> ermittelte Ursache mit der größten Bedeutung <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />
im <strong>Familien</strong>alltag stellt die hohe Begleitmobilität in den untersuchten<br />
<strong>Familien</strong> dar. Neben einem erhöhten Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />
<strong>für</strong> die Eltern bedeutet Begleitmobilität auch eine hohe<br />
zeitliche Abstimmung der Termine von Eltern und Kindern und<br />
trägt, durch die direkte Einwirkung der Takte der Kinder auf die<br />
Eltern, zu einer starken Taktung des Alltags der Eltern und so zur<br />
Entstehung von kurzen Zeitfenstern außerhalb der Arbeitszeit bei.<br />
Vor dem Hintergrund der aus der empirischen Untersuchung resultierenden<br />
Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> wurde im dritten Teil dieser Arbeit die Ausgangssituation<br />
der <strong>Stadt</strong> Aachen betrachtet und bereits bestehende<br />
Maßnahmen und Angebote, welche den Aspekt der Zeitgerechtigkeit<br />
erfüllen, teilweise umgesetzt durch das Aachener Bündnis<br />
<strong>für</strong> Familie, aufgezeigt. Weiterhin wurden entsprechende Best-<br />
Practice-Beispiele und bereits profilierte Maßnahmen vorgestellt,<br />
welche bisher unabhängig von Konzepten zur Zeitgerechtigkeit<br />
zum Einsatz kommen.<br />
Aufbauend auf diese Analyse sowie die Ergebnisse der empirischen<br />
Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> wurde ein Gesamtkonzept<br />
zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen mit Handlungsempfehlungen<br />
<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie entwickelt,<br />
welches dazu beitragen kann den Alltag der Aachener <strong>Familien</strong><br />
und Bürger zu erleichtern, Zeitkonflikte zu reduzieren und mehr<br />
private Zeit sowie mehr gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit zu ermöglichen.<br />
Je nach <strong>Familien</strong>situation kann die Nutzung unterschiedlicher<br />
Maßnahmen und Angebote sowie Kombinationen derselben<br />
eine Alltagserleichterung darstellen.<br />
Durch Veränderungen der Lebenssituation von <strong>Familien</strong>, beispielsweise<br />
die Einschulung der Kinder, ändern sich auch die<br />
Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte und die <strong>Familien</strong> müssen die Auswahl<br />
ihrer genutzten Maßnahmen und Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> dementprechend anpassen. Durch ein breites<br />
Spektrum an Maßnahmen und Angeboten kann die <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Reduzierung<br />
von Zeitkonflikten und Zeitmangel abdecken und dadurch <strong>Familien</strong><br />
die Möglichkeit bieten ihren persönlich gewählten Alltag<br />
zu erleichtern und so zu mehr Lebensqualität im <strong>Familien</strong>alltag<br />
beitragen.<br />
In der weiteren Entwicklung einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
Aachen und diesbezüglich einer weiteren Ermittlung von Zeitkonflikten<br />
und Zeitnot sowie ihren Ursachen im <strong>Familien</strong>alltag,<br />
beispielweise durch Zeitbüros, sollten aufgrund ihrer schwierigen<br />
zeitlichen Situation besonders auch <strong>Familien</strong> mit berufstätigen<br />
Elternteilen in Schichtarbeit berücksichtigt werden.<br />
Im weiteren Vorgehen sollten die innerhalb des Gesamtkonzepts<br />
der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen vorgeschlagenen<br />
Maßnahmen zunächst auf Akzeptanz überprüft werden. Hier<strong>für</strong><br />
bieten sich besonders zwei Vorgehensweisen an:<br />
In quantitativen Umfragen kann in großem Umfang abgefragt<br />
werden wie groß der Bedarf und das Interesse an einer Nutzung<br />
der vorgeschlagenen Maßnahmen in Aachener <strong>Familien</strong> ist.<br />
Im Pilotbetrieb von Maßnahmen kann festgestellt werden, ob die<br />
Maßnahmen von <strong>Familien</strong> und anderen Bürgern tatsächlich angenommen<br />
und genutzt werden.<br />
l 130
Anhang<br />
Anhang<br />
l 131
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Flyer zur Teilnehmergewinnung<br />
Fragebogen<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
- berufstätige Eltern gesucht<br />
Vor dem Hintergrund, dass <strong>Familien</strong> häufig von Zeitkonflikten<br />
betroffen sind und in letzter Zeit verstärkt der Wunsch nach<br />
einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie laut wird,<br />
beschäftige ich, Silja Kampmann, mich im Rahmen meiner<br />
Masterarbeit an der RWTH Aachen mit dem Thema der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>. In meiner Arbeit möchte ich<br />
untersuchen wie der All tag in unterschiedlichen Aachener<br />
<strong>Familien</strong> organisiert ist und räumlich und zeitlich abläuft, um<br />
so Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag zu ermitteln. Anhand der<br />
ermittelten Zeitkonflikte möchte ich ein Konzept <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong><br />
<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen entwickeln, welches dazu<br />
beiträgt den Alltag von <strong>Familien</strong> zu erleichtern, Zeitkonflikte<br />
zu reduzieren und mehr gemeinsame Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />
und mehr selbstbestimmte Zeit <strong>für</strong> die <strong>Familien</strong>mitglieder<br />
zu schaffen.<br />
Da<strong>für</strong> suche ich berufstätige Eltern, die mir in einem ca. 45<br />
minütigen Gespräch Einblicke in ihren <strong>Familien</strong>alltag geben.<br />
Ihre Daten werden natürlich vertraulich behandelt – sie werden<br />
ausschließlich und in anonymisierter Form <strong>für</strong> meine<br />
Masterarbeit genutzt.<br />
Wenn Sie sich vorstellen können an dieser Untersuchung<br />
mitzuwirken, melden Sie sich bitte unter 0241/56000155<br />
oder schicken Sie eine Mail mit Ihrer Telefonnummer an silja.<br />
kampmann@rwth-aachen.de<br />
<br />
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l 132
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
<br />
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l 133
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
<br />
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<br />
l 134
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
<br />
l 135
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Tabelle: Zeitmuster im <strong>Familien</strong>alltag<br />
Interview-Nr.:<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind 1 Kind 2<br />
Kind 3<br />
Kind 4<br />
00:00<br />
1:00<br />
2:00<br />
3:00<br />
4:00<br />
5:00<br />
6:00<br />
7:00<br />
8:00<br />
9:00<br />
10:00<br />
11:00<br />
12:00<br />
13:00<br />
14:00<br />
15:00<br />
16:00<br />
17:00<br />
18:00<br />
19:00<br />
20:00<br />
21:00<br />
22:00<br />
23:00<br />
24:00<br />
l 136
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Auswertung<br />
Tabelle 1: Wegeketten und Anzahl räumlicher Bezugsorte der Eltern<br />
Wegeketten<br />
Interview<br />
<strong>Familien</strong>mitglied<br />
Bezugsorte<br />
aufgr. Begleitmobilität<br />
Bezugsorte<br />
gesamt<br />
1<br />
Vater<br />
2<br />
4+6<br />
5<br />
Mutter<br />
3<br />
3+2+4<br />
4<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Ø Kinder<br />
Mutter<br />
Kind<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Kind<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Ø Kinder<br />
Vater<br />
Mutter<br />
Ø Kinder<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
1,5<br />
2<br />
3<br />
1<br />
5,75<br />
5+4<br />
4<br />
4<br />
6+2<br />
5+2<br />
4+2<br />
4+2<br />
3,5<br />
2+2<br />
5+2+2<br />
4,3<br />
3<br />
0<br />
1<br />
1<br />
4<br />
3<br />
7<br />
Tabelle 2: Wege der Eltern aufgrund von<br />
Begleitmobilität<br />
Interview<br />
Interview<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Ø<br />
Vater Mutter Ø Eltern<br />
45%<br />
-<br />
0%<br />
15%<br />
50%<br />
0%<br />
22%<br />
50%<br />
50%<br />
30%<br />
70%<br />
80%<br />
33%<br />
52%<br />
48%<br />
50%<br />
15%<br />
43%<br />
65%<br />
17%<br />
39%<br />
Tabelle 3: Wege der Kinder in Begleitmobilität nach Altersgruppe<br />
Grundschüler<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
Ø<br />
100%<br />
-<br />
-<br />
100%<br />
100%<br />
100%<br />
100%<br />
Klein-, Kindergartenkinder<br />
60%<br />
75%<br />
50%<br />
100%<br />
100%<br />
100%<br />
81%<br />
Schüler, weiterf.<br />
Schule<br />
0% + 50%<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
-<br />
25%<br />
6<br />
Vater<br />
1<br />
2<br />
0<br />
Mutter<br />
1<br />
4<br />
1<br />
Ø Kinder<br />
1<br />
3,5<br />
Ø<br />
Väter<br />
1,6<br />
5,2<br />
1,8<br />
Ø<br />
Mütter<br />
2,2<br />
7,3<br />
3,3<br />
ges.<br />
Eltern<br />
3,8<br />
12,5<br />
5,1<br />
Ø<br />
Eltern<br />
1,9<br />
6,3<br />
2,6<br />
Ø<br />
Kinder<br />
1,6<br />
4,7<br />
l 137
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Auswertung<br />
Tabelle 4: Fortbewegung im <strong>Familien</strong>alltag<br />
Hauptfortbewegung<br />
weitere Fortbewegung<br />
<strong>Familien</strong>mitglied<br />
Interview<br />
Tabelle 5: Hauptfortbewegung in Begleitmobilität<br />
1<br />
Vater<br />
2<br />
Mutter<br />
Kinder<br />
Mutter<br />
Interview<br />
3<br />
Kind<br />
Vater<br />
1<br />
Mutter<br />
Kind<br />
2<br />
4<br />
Vater<br />
Mutter<br />
3<br />
5<br />
Kinder<br />
Vater<br />
4<br />
Mutter<br />
Kinder<br />
5<br />
6<br />
Vater<br />
Mutter<br />
6<br />
Ø<br />
Kinder<br />
Väter<br />
4<br />
1<br />
2<br />
1<br />
1<br />
0<br />
1<br />
2<br />
Ø 5 1<br />
Ø<br />
Mütter<br />
3<br />
1<br />
3<br />
1<br />
2<br />
2<br />
2<br />
2<br />
Ø<br />
Eltern<br />
7<br />
2<br />
5<br />
2<br />
3<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Ø<br />
Kinder<br />
3<br />
1<br />
4<br />
1<br />
2<br />
3<br />
2<br />
3<br />
Mehrfachnennungen waren möglich<br />
l 138
Anhang<br />
Anhang A - Empirische Untersuchung<br />
Auswertung<br />
Tabelle 6: Zeit im <strong>Familien</strong>alltag<br />
Interview<br />
1<br />
<strong>Familien</strong>mitglied<br />
Vater<br />
aktive Zeit<br />
des Tages<br />
(h)<br />
17<br />
getakteter<br />
Zeitraum<br />
(h)<br />
10,5<br />
Takte außerhalb<br />
Arbeit /<br />
Betreuung<br />
2<br />
Länge Zeitfenster<br />
Ø (h)<br />
außerhalb Arbeit<br />
/Betreuung<br />
1<br />
Zeit <strong>für</strong> sich<br />
selbst (h)<br />
0,5<br />
Wegezeit<br />
(h)<br />
1,75<br />
Mutter<br />
16,5<br />
10,25<br />
3<br />
1,4<br />
2<br />
1,25<br />
Ø Kinder<br />
14,44<br />
10,4<br />
1,75<br />
2,16<br />
5,5<br />
1,19<br />
2<br />
Mutter<br />
16,5<br />
10<br />
4<br />
1,25<br />
2,25<br />
2,5<br />
Kind<br />
12,75<br />
10<br />
2<br />
1,13<br />
4,25<br />
1,5<br />
3<br />
Vater<br />
16,5<br />
10,75<br />
2<br />
0,63<br />
2,5<br />
1,25<br />
Mutter<br />
16,5<br />
7<br />
2<br />
0,5<br />
1,5<br />
2,5<br />
Kind<br />
14<br />
7<br />
2<br />
0,5<br />
4<br />
1,25<br />
4<br />
Vater<br />
16<br />
14,75<br />
3<br />
1,75<br />
2<br />
1,75<br />
Mutter<br />
16<br />
8<br />
3<br />
1,17<br />
2<br />
2<br />
Ø Kinder<br />
12,25<br />
7,63<br />
0,5<br />
1,5<br />
4,38<br />
1<br />
5<br />
Vater<br />
17,25<br />
9,75<br />
1<br />
0,75<br />
0,75<br />
2<br />
Mutter<br />
16,25<br />
11<br />
3<br />
0,88<br />
0<br />
1,75<br />
Ø Kinder<br />
13,5<br />
8,92<br />
1,3<br />
1,25<br />
5,08<br />
1,5<br />
6<br />
Vater<br />
17<br />
11,75<br />
-<br />
-<br />
2<br />
1,5<br />
Mutter<br />
16<br />
8,25<br />
1<br />
0,25<br />
2<br />
0,75<br />
Ø Kinder<br />
13,5<br />
8,25<br />
0,5<br />
0,125<br />
5,88<br />
0,63<br />
Ø<br />
Väter<br />
16,75<br />
11,5<br />
2<br />
1,03<br />
1,6<br />
1,65<br />
Ø<br />
Mütter<br />
16,25<br />
9,08<br />
2,7<br />
0,9<br />
1,6<br />
1,8<br />
Ø<br />
Eltern<br />
16,5<br />
10,29<br />
2,4<br />
0,97<br />
1,6<br />
1,7<br />
Ø<br />
Kinder<br />
13,41<br />
8,7<br />
1,4<br />
1,11<br />
4,85<br />
1,8<br />
l 139
Quellenverzeichnis<br />
Quellenverzeichnis<br />
[1] Heitkötter, Martina / Schneider, Manuel (Hrsg.) (2004): Zeitpolitisches<br />
Glossar. Grundbegriffe – Felder – Instrumente – Strategien,<br />
München<br />
[2] Zeitpolitisches Magazin, Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Zeitpolitik,<br />
JULI 2010, JAHRGANG 7, AUSGABE 16, S.7<br />
[3] Inglehart, Ronald (1977): The Silent Revolution. Changing<br />
Values and Political Styles among Western Publics, Princeton<br />
(New Jersey)<br />
[4] Mückenberger, Ulrich: Was ist eigentlich Zeitpolitik?, schriftliche<br />
Fassung des Vortrags an der Universität Hamburg, http://<br />
www.zeitpolitik.de/pdfs/WasistZeitpolitik.pdf, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[5] Bothner, Jürgen (Hrsg.) (2009): Ändern sich die Zeiten? Auf<br />
dem Weg in die 24 Stunden-Gesellschaft, herausgegeben von<br />
ver.di Landesbezirk Hessen, Frankfurt am Main<br />
[6] Henckel, <strong>Die</strong>trich (2004): Raumzeitpolitik - Einrührende Überlegungen,<br />
in: Brückner, Christof / Büchsenschütz, Kai (Red.):<br />
Raum – Zeit – Planung. 9. Konferenz <strong>für</strong> Planerinnen und Planer<br />
NRW am 5. November 2003, Zeche Zollverein Essen, Herausgegeben<br />
vom Institut <strong>für</strong> Landes- und <strong>Stadt</strong>entwicklungsforschung<br />
und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen<br />
(ILS NRW), Dortmund<br />
[7] Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. <strong>Die</strong> Veränderung der<br />
Zeitstrukturen in der Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am<br />
Main<br />
[8] Internetaufritt der Schader Stiftung, wohn:wandel;<br />
gesellschaft+wandel: http://www.schader-stiftung.de, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[9] Levine, Robert (1998): Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen<br />
mit Zeiten umgehen, Piper Verlag GmbH, München<br />
[10] Opaschowski, Horst W. (1996): Pädagogik der freien Lebenszeit.<br />
Leske und Budrich, Opladen<br />
[11] Technische Universität Dresden, Fakultät Wirtschaftswissenschaften:<br />
Zeitwahrnehmung und Zeitbewusstsein: http://<br />
tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_wirtschaftswissenschaften/bwl/marketing/lehre/lehre_pdfs/Mueller_IM_G2_Zeitwahrnehmung_und_Religion.pdf,<br />
zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[12] Gesetze des Landes NRW: http://www.recht.nrw.de, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[13] Gesetze des Bundes: http://www.gesetze-im-internet.de, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[14] Mückenberger, Ulrich/Warsewa, Günter (2005): Zeitgerechtigkeit<br />
als Lebensqualität, in: Deutsches Institut <strong>für</strong> Urbanistik<br />
(Hrsg.): Zukunft von <strong>Stadt</strong> und Region, Band 1: Integration<br />
und Ausgrenzung in der <strong>Stadt</strong>gesellschaft, Wiesbaden,<br />
S.213-247<br />
[15] Göschel, Albrecht / u.A. (Red.) (2002): Infobrief <strong>Stadt</strong> 2030,<br />
Nr. 4 / Februar 2002, Berlin, http://www.stadt2030.giessen.<br />
de/material/infobrief-4.pdf, zuletzt abgerufen am 11.10.2012<br />
[16] I nternetauftritt der Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie des Bundesministeriums<br />
<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend:<br />
http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[17] Herkommer, Benjamin (2009): RaumZeitPolitik. S.37f; In: Bothner,<br />
Jürgen (Hrsg.): Ändern sich die Zeiten? Auf dem Weg in<br />
die 24 Stunden-Gesellschaft; herausgegeben von ver.di Landesbezirk<br />
Hessen, Frankfurt am Main<br />
[18] Stiftung MITARBEIT, Wegweiser Bürgergesellschaft. Modelle<br />
und Methoden der Bürgerbeteiligung: http://www.buergergesellschaft.de/politische-teilhabe/modelle-und-methoden-der-buergerbeteiligung/103413/,<br />
zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
[19] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
Mehrgenerationenhäuser - <strong>für</strong> nachhaltigen Zusammenhalt<br />
in der Gesellschaft: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/<br />
Freiwilliges-Engagement/mehrgenerationenhaeuser.html,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[20] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
(Hrsg.) (2005): Work Life Balance. Motor <strong>für</strong> wirtschaftliches<br />
Wachstum und gesellschaftliche Stabilität. Analyse der volkswirtschaftlichen<br />
Effekte – Zusammenfassung der Ergebnisse;<br />
Berlin, http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=29834.html,<br />
zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
[21] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://www.<br />
gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[22] <strong>Stadt</strong> Bozen (2006): Alles eine Frage der Zeit! <strong>Die</strong> Zeitpolitik<br />
der <strong>Stadt</strong> Bozen, Amt <strong>für</strong> Statistik und Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://<br />
www.gemeinde.bozen.it/UploadDocs/2273_Brosch_re.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[23] <strong>Stadt</strong> Bozen: Zeitleitplan <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> Bozen. <strong>Die</strong> Zeiten der<br />
<strong>Stadt</strong>. Ausrichtung und strategische Zielsetzung, ECG Consulting<br />
Group Mailand, http://www.gemeinde.bozen.it/UploadDocs/974_StrategischesDokument.pdf,<br />
zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[24] <strong>Stadt</strong> Bozen: Veröffentlichung zum Kongress Zeiten der <strong>Stadt</strong><br />
und Lebensqualität 12. – 13. Oktober 2007, http://www.gemnova.net/613/uploads/gemnova_zeiten_der_stadt_und_lebensqualitat.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[25] Stressfrei miteinander leben: Zeitpolitik in Bozen, Beitrag<br />
auf ARTE, ausgestrahlt am 16.03.2012 um 16:39 Uhr, http://<br />
videos.arte.tv/de/videos/stressfrei_miteinander_leben_zeitpolitik_in_bozen—6535234.html,<br />
zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
[26] Internetauftritt der Gemeinde Bozen: http://www.gemeinde.<br />
bozen.it, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[27] Internetauftritt der <strong>Stadt</strong> Hanau: http://www.hanau.de, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[28] Meyer, Imke (2011): Bündnisprofil Hanau. Projekt Hanau die<br />
zeitbewusste <strong>Stadt</strong>, http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/nc/ueber-die-initiative/buendnisse-von-a-bis-z/buendnis-detailansicht.html?tx_buendnisse_pi2[uid]=83&tx_<br />
buendnisse_pi2[kat]=9, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
l 140
Quellenverzeichnis<br />
[29] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
(Hrsg.) (2007): Von Bündnissen <strong>für</strong> Bündnisse. Ergebnisse und<br />
Impulse aus den Pilotprojekten Hanau, Jena, Rügen und des<br />
DGB, Berlin, http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Von-B_C3_BCndnissen-f_C3_<br />
BCr-B_C3_BCndnisse,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[30] Internetauftritt der Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung:<br />
Was ist Familie? Eine Frage von hoher gesellschaftspolitischer<br />
Relevanz, http://www.bpb.de/politik/grundfragen/<br />
deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138023/was-istfamilie,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[31] Peuckert, Rüdiger (2008): <strong>Familien</strong>formen im sozialen Wandel,<br />
Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage<br />
GmbH, Wiesbaden, 7., vollständig überarbeitete Auflage<br />
[32] Nave-Herz, Rosemarie (2002): Familie heute. Wandel der <strong>Familien</strong>strukturen<br />
und Folgen <strong>für</strong> die Erziehung, Wissenschaftliche<br />
Buchgesellschaft, Darmstadt, 2., überarbeitete und ergänzte<br />
Auflage<br />
[33] Opaschowski, Horst W.: Arbeit. Freizeit. Lebenssinn? Orientierungen<br />
<strong>für</strong> eine Zukunft, die längst begonnen hat, Opladen<br />
1983<br />
[34] Roux Susanna: Veränderte Kindheit - andere Kinder - andere<br />
Räume - andere Möglichkeiten, in: Textor, Martin, R. (Hrsg.):<br />
Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch, http://www.<br />
kindergartenpaedagogik.de/940.html, zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
[35] Wirtschaft- und Sozialwissenschaftliches Institut (Hrsg.)<br />
(2003): ArbeitnehmerInnenbefragung, Hans-Böckler Stiftung,<br />
Düsseldorf<br />
[36] Lewis, Jane (2001): The Decline of the Male Breadwinner<br />
Model. Implications for Work and Care, in: Social Politics 2, S.<br />
152-169<br />
[37] Bundeszentrale <strong>für</strong> Politische Bildung: <strong>Die</strong> soziale Situation<br />
in Deutschland, http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlenund-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61594/eltern-<br />
und-kinder, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[38] Fachgebärdenlexikon Sozialarbeit/Sozialpädagogik der Universität<br />
Hamburg: http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/<br />
projekte/slex/seitendvd/konzepte/l53/l5385.htm, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[39] Internetauftritt Ernährungsdenkwerkstatt, Der Alltag: http://<br />
ernaehrungsdenkwerkstatt.de/keller/kartei/alltag.html, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[40] Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />
Fahrradportal: http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/<br />
praxisbeispiele/anzeige.phtml?id=2107, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[41] Erke, Heiner / Kettler, <strong>Die</strong>tmar (2002): Mobilitätsbedürfnisse<br />
von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehrsund<br />
Baurecht, FE. 77.465 / 2002, Schlussbericht im Auftrag<br />
der Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen, edoc.difu.de/edoc.<br />
php?id=70YFGZV3, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[42] Autorin: Böhler, Susanne (2006): Ergebnisse zur Begleitmobilität<br />
von Kindern. Arbeitspapier, Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima,<br />
Umwelt, Energie GmbH, http://eco.psy.ruhr-uni-bochum.<br />
de/mobilanz/pdf/begleitverkehr.pdf, zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
Maßnahmen<br />
Bürgerservice der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />
[43] http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/behoerdenwegweiser/einrichtungen/index_detail1.<br />
asp?searchId=47411, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
online-Bürgerservice der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />
[44] www.aachen.de/onlinedienste, zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
Bibliotheken der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />
[45] http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/bildung/oeffentliche_bibliothek/index.html,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[46]) Internetauftritt der Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie des Bundesministeriums<br />
<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />
Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie: http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/nc/ueber-die-initiative/buendnissevon-a-bis-z/buendnis-detailansicht.html?tx_buendnisse_<br />
pi2[uid]=1&tx_buendnisse_pi2[kat]=1, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
Maßnahmen Bündnis <strong>für</strong> Familie Aachen<br />
[47] http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/pdfs_stadtbuerger/pdf_gesellschaft/buendnis_fuer_familie3.pdf,<br />
zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
Shopping Box<br />
[48] Gedrich, Kurt / Oltersdorf, Ulrich (Hrsg.) (2002): Ernährung<br />
und Raum: Regionale und ethnische Ernährungsweisen in<br />
Deutschland; 23. Wissenschaftliche Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />
Ernährungsverhalten e.V. (AGEV) 11.<br />
- 12. Oktober 2001, Freising/Weihenstephan, Bundesforschungsanstalt<br />
<strong>für</strong> Ernährung, Karlsruhe, S.264; http://www.<br />
mri.bund.de/fileadmin/Veroeffentlichungen/Archiv/Schriftenreihe_Berichte/bfe-r-02-01.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
Lieferservice KommtEssen<br />
[49] http://www.kommtessen.de/, zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
Fahrdienst der Gemeinden<br />
[50] http://www.alltag-in-schweden.de/kindertagesstaette.php#,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[51] Finanzierungsausschuss <strong>für</strong> die Bildung: https://www2.varmdo.se/Resource.phx/plaza/publica/omkommunen/translate/<br />
deutsch/organisation.htx, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
Walking Bus<br />
[52] http://www.walking-bus.de/information.htm, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[53] http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulsystem/<br />
Schulformen/Grundschule/Vorwort_Walking_Bus/, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
l 141
Quellenverzeichnis<br />
Maßnahmen Kopenhagen<br />
[54] http://www.sustainia.me/wp-content/uploads/2012/06/<br />
CPH-2025.pdf, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
Intelligentes Verkehrskontrollsystem<br />
[55] http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/neuigkeiten/<br />
news.php?id=3547 siehe Priorisierung, zuletzt abgerufen am<br />
11.03.2013<br />
Parker App<br />
[56] http://reviews.cnet.com/8301-13746_7-57556954-48/parker-smartphone-app-enables-realtime-parking-search/,<br />
zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
Umschichtige Spätöffnungszeit<br />
[57] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />
(Hrsg.) (2006): Siebter <strong>Familien</strong>bericht. Familie zwischen Flexibilität<br />
und Verlässlichkeit, S.317 Berlin, http://www.bmfsfj.<br />
de/doku/Publikationen/familienbericht/download/familienbericht_gesamt.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
Gesetzlich geregelte Ganztagsbetreuung, Ferienbetreuung in<br />
Freizeitcentern<br />
[58] Schwedisches Institut (Hrsg.) (2005): Kinderbetreuung<br />
in Schweden, Stockholm, http://web.archive.org/<br />
web/20061230103234/http://www.sweden.se/upload/Sweden_se/german/factsheets/SI/Kinderbetreuung_in_Schweden_TS86l.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
Kinder-Notfall-Unterbringung<br />
[59] http://www.lokales-buendnis-fuer-familie-bs.de, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
Grafiken und Bilder<br />
[G1] Logo Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und<br />
Jugend: http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/images/bmfsfj/logo.<br />
gif, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[G2] Logo Lokale Bündnisse: http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/images/bmfsfj/logo.gif,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[G3] Foto Bozen oben: http://www.suedtirolerland.it/images/<br />
cms/1247217164B-Abend-in-Bozen.jpg, zuletzt abgerufen<br />
am 11.03.2013<br />
[G4] Foto Bozen unten: http://www.merkur-online.de/bild<br />
er/2010/04/09/708213/1660766849-bozen-suedtirol-reiseurlaub-1Z09.jpg,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[G5] Foto Hanau oben http://www.rittmannsperger.de/projekte/<br />
staedtebau-25-1.php?, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
[G6] Foto Hanau unten: http://www.film-commission-hessen.de/<br />
lhmedia/pics/5038-GoldschmiedehausHanau10k.jpg, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
[G] Kartengrundlage: http://maps.google.de/maps?hl=de<br />
Zeitgutscheine Bündnis Hanau<br />
[21] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://www.<br />
gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf, zuletzt<br />
abgerufen am 11.03.2013<br />
Zeitbanken<br />
[60] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, S.7, http://<br />
www.gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf,<br />
zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />
l 142