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Die zeitgerechte Stadt für Familien - Lehrstuhl für Planungstheorie ...

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Masterthesis WS 2012/2013<br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

von Silja Kampmann<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> <strong>Planungstheorie</strong> und <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

Univ.-Prof. Dr. Klaus Selle<br />

<strong>Lehrstuhl</strong> <strong>für</strong> Städtebau und Landesplanung<br />

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Kunibert Wachten<br />

betreut durch:<br />

Dipl.-Ing. Gisela Schmitt<br />

Dr. Daniela Karow-Kluge<br />

RWTH Aachen University


Inhalt<br />

1. Theoretischer Teil .................................................................................................. 6<br />

1.1 Postmoderne Gesellschaft ........................................................................................................... 7<br />

Wandel der Gesellschaft .......................................................................................................................8<br />

Zeit ............................................................................................................................................................. 10<br />

Zeit im Vergleich der Kulturen ............................................................................................... 10<br />

Wahrnehmung und Verwendung von Zeit ...................................................................... 11<br />

Regelung von Zeit ..................................................................................................................... 12<br />

1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ..........................................................................................13<br />

Was macht eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> aus? ............................................................. 13<br />

Definition von Handlungsfeldern mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ............................................................................................................................................. 14<br />

Zeitpolitik ................................................................................................................................................ 15<br />

Zeit- und raumzeitpolitische Trends bezüglich einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Familien</strong> ......................................................................................................................................... 16<br />

Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>......................................................................... 17<br />

<strong>Stadt</strong> Bozen .................................................................................................................................. 17<br />

Lokales Bündnis Hanau............................................................................................................ 18<br />

Profilierte Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong> .......... 19<br />

1.3 Familie ............................................................................................................................................21<br />

Was ist Familie? ...................................................................................................................................... 21<br />

Wandel der Familie............................................................................................................................... 22<br />

<strong>Familien</strong>alltag ......................................................................................................................................... 24<br />

Zusammensetzung des <strong>Familien</strong>alltags ............................................................................ 24<br />

Zeitmuster ........................................................................................................................... 25<br />

Raum- und Mobilitätsmuster ....................................................................................... 26<br />

Organisation des <strong>Familien</strong>alltags ......................................................................................... 27<br />

l 2


Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und<br />

<strong>Familien</strong>arbeit von Elternpaaren ................................................................................. 27<br />

Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und<br />

<strong>Familien</strong>arbeit von Alleinerziehenden ...................................................................... 28<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke ............................................................ 28<br />

Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit berufstätigen Eltern <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> .................................................................................................................... 29<br />

2. Empirische Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> ............................................30<br />

2.1 Ziel und Methodik der Untersuchung......................................................................................31<br />

Untersuchungsannahmen ................................................................................................................ 32<br />

2.2 Auswertung der Interviews ........................................................................................................33<br />

Überblick über die untersuchten <strong>Familien</strong> .................................................................................. 33<br />

Interviews ................................................................................................................................................ 34<br />

Gesamtauswertung Interviews .....................................................................................................101<br />

Allgemeine Organisation der <strong>Familien</strong> ............................................................................102<br />

Räumliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage.................................................................103<br />

Räumliche Bezugsorte ..................................................................................................103<br />

Mobilität .............................................................................................................................104<br />

Fortbewegung .................................................................................................................105<br />

Zeitliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage ....................................................................106<br />

Zeitmuster und Takt .......................................................................................................106<br />

Verwendung von Zeit ....................................................................................................108<br />

Auswertung der Untersuchungsannahmen ..................................................................109<br />

Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot<br />

nach Handlungsfeldern .........................................................................................................110<br />

Abgeleitete Anforderungen der <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />

nach Handlungsfeldern .........................................................................................................111<br />

2.3 Fazit Empirische Untersuchung ..............................................................................................112<br />

l 3


3. <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ...................................................113<br />

3.1 Ausgangssituation Aachen ......................................................................................................114<br />

Umgesetzte Maßnahmen in Aachen ...........................................................................................114<br />

Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie ........................................................................................................115<br />

Organisation und Handlungsspielraum ..........................................................................115<br />

Umgesetzte und aktuelle Maßnahmen des Bündnisses ...........................................116<br />

3.2 Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen <strong>für</strong> die ermittelten<br />

Anforderungen ..........................................................................................................................117<br />

3.3 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen - Gesamtkonzept und Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie ....................................................122<br />

Übergeordnete Ziele .........................................................................................................................122<br />

Handlungsempfehlung - Bündelung von Maßnahmen .......................................................123<br />

Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ..........................................124<br />

Handlungsempfehlung - Öffentlichkeitsarbeit .......................................................................128<br />

4. Schlussbetrachtung und Ausblick ...................................................................129<br />

Anhang ..................................................................................................................131<br />

Quellenverzeichnis ...............................................................................................140<br />

l 4


Einleitung<br />

Zu wenig Zeit - wer kennt das nicht?<br />

„Vor der Arbeit noch schnell einen Coffee to Go am Kiosk holen,<br />

dann zur Arbeit hetzen, wo seit gestern Abend schon 10 neue<br />

E-Mails mit Aufgaben eingegangen sind. Um 17.30 Uhr fällt der<br />

Blick auf die Uhr - oh, schon so spät, jetzt muss aber wirklich Feierabend<br />

gemacht werden, die Post schließt gleich und es muss<br />

noch dringend ein Einschreiben aufgegeben werden. Noch eben<br />

im Supermarkt vorbeigehen weil nichts mehr <strong>für</strong> das Abendessen<br />

im Haus ist, danach geht es schnell zum Sport, zu dem man<br />

mal wieder zu spät kommt. So, endlich zuhause, noch kurz ein<br />

bisschen aufräumen, dann aber ab ins Bett - morgen steht ein<br />

stressiger Tag an.“<br />

Zeit bestimmt zu großen Teilen unser Leben, wie dieses Beispiel<br />

zeigt. <strong>Die</strong> meisten Menschen werden sich darin wiedererkennen<br />

- Alltagsstress ist ein typisches Phänomen unserer Gesellschaft.<br />

Durch die Individualisierung der Lebens- und Arbeitsrhythmen<br />

wird die Organisation des Alltags zu einer zeitlichen Abstimmungs-<br />

und Synchronisierungsleistung, infolge dessen Zeitkonflikte<br />

und Zeitnot im Alltag der Menschen zunehmen (vgl. [1]).<br />

In bestimmten Lebenssituationen ist das Auftreten von Zeitkonflikten<br />

und Zeitnot dabei besonders häufig. So sind <strong>Familien</strong> beispielsweise<br />

häufig davon betroffen: <strong>Die</strong> Organisation der vielen<br />

Termine der einzelnen <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag erfordert ein<br />

gutes Zeitmanagement, wobei den <strong>Familien</strong>mitgliedern häufig<br />

nur wenig private und gemeinsame Zeit im Alltag zur Verfügung<br />

steht. <strong>Familien</strong> benötigen jedoch Zeit, um das Zusammenleben<br />

als Familie lebbar zu machen (vgl. [2]).<br />

Eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> kann dazu beitragen den Alltag ihrer Bewohner<br />

zu erleichtern, Zeitkonflikte zu reduzieren und mehr private<br />

Zeit sowie mehr gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit zu ermöglichen.<br />

Inwiefern dies bereits umgesetzt wird, wo die genauen Anforderungen<br />

von <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> liegen und wie<br />

die <strong>Stadt</strong> Aachen zu einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> entwickelt<br />

werden kann, wird in der vorliegenden Arbeit untersucht.<br />

<strong>Die</strong> Arbeit gliedert sich in einen theoretischen Teil, eine empirische<br />

Untersuchung sowie in ein darauf aufbauendes Konzept zur<br />

<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen.<br />

Im ersten Teil wird ein Einblick in unsere Gesellschaft sowie die<br />

damit verbundene Nachfrage nach einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Familien</strong> gegeben. Zur Klärung der Fragen, was eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> ausmacht und wie sie bereits im Hinblick auf <strong>Familien</strong><br />

umgesetzt wird, werden Definitionen, der Handlungsrahmen der<br />

Zeitpolitik mit ihren aktuellen Trends und bereits realisierte Projekte<br />

untersucht und so Handlungsfelder und Aufgaben an eine<br />

<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> definiert. Des Weiteren findet eine<br />

Betrachtung der Familie sowie des <strong>Familien</strong>alltags und seiner Organisation<br />

statt.<br />

Den zweiten Teil dieser Arbeit bildet eine empirische Untersuchung<br />

in Aachener <strong>Familien</strong>, in welcher Zeitkonflikte und Ursachen<br />

von Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag ermittelt<br />

werden, um so die Anforderungen von <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> ableiten zu können.<br />

Im dritten Teil wird anhand der ermittelten Anforderungen der<br />

<strong>Familien</strong>, aufbauend auf die Ausgangssituation der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />

sowie weiteren, den ermittelten Anforderungen entsprechenden,<br />

Beispielmaßnahmen, ein Gesamtkonzept zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen sowie diesbezüglich Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie entwickelt.<br />

Den Abschluss dieser Arbeit bilden eine Schlussbetrachtung und<br />

ein Ausblick.<br />

l 5


1. Theoretischer Teil<br />

l 6


Postmoderne Gesellschaft<br />

1.1 Postmoderne Gesellschaft<br />

Gesellschaftsformen<br />

Vormoderne Gesellschaften<br />

- Mangelgesellschaft<br />

- Ziel: Sicherung des eigenen Überlebens<br />

Moderne und Industriegesellschaft<br />

- Streben nach Leistung<br />

- Ziel: Überwindung der Armut, Wohlstand<br />

und Sicherheit<br />

Postmoderne Gesellschaft<br />

- Konsum- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

- Anstieg des Lebensstandards<br />

- Ziel: Selbstverwirklichung<br />

Unsere heutige Gesellschaftsform stellt die postmoderne Gesellschaft<br />

dar. In der Dreistufentheorie von Ronald Inglehart wird die<br />

postmoderne Gesellschaft als Konsum- und <strong>Die</strong>nstleistungsgesellschaft<br />

beschrieben, in welcher in Bezug zu der vorangegangenen<br />

Moderne ein Anstieg des Lebensstandards zu verzeichnen<br />

ist. Während in der Moderne vor allem ein Streben nach Leistung<br />

und Wohlstand zu erkennen war, stellt das Hauptziel der postmodernen<br />

Gesellschaft die Selbstverwirklichung dar (vgl. [3]).<br />

l 7


Postmoderne Gesellschaft<br />

Wandel der Gesellschaft<br />

Wandel der Gesellschaft<br />

In den letzten Jahrzehnten ist ein starker Wandel der postmodernen<br />

Gesellschaft erkennbar. Dabei zeichnen sich besonders<br />

in den Feldern Arbeit, Haushalt und Familie sowie in der lokalen<br />

Gemeinschaft Entwicklungstendenzen ab.<br />

Arbeit<br />

- Entbetrieblichung, Entgrenzung<br />

- Outsourcing von Aufgaben<br />

- Flexibilisierung<br />

- unsichere Arbeitsverhältnisse durch freie<br />

Mitarbeit und befristete Verträge<br />

- steigender Leistungsdruck und Druck der<br />

Arbeitnehmer sich zu vermarkten, häufig<br />

unbezahlte Überstunden, ständige Erreichbarkeit<br />

- Beschleunigung der traditionellen Rhythmen<br />

- Reduzierung von Phasen der Beständigkeit<br />

und Ruhe<br />

<strong>Familien</strong> / Haushalte<br />

- „Einheit des Alltags“ der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

kaum mehr erfahrbar<br />

- individuelle Organisation des Alltags wird<br />

zu zeitlichem Balanceakt<br />

- hohe Scheidungsraten, Lockerung ehemals<br />

lebenslanger Verbindungen<br />

- neue Formen der Gemeinschaft<br />

- dient als Rückhalt der Menschen in der<br />

flexiblen, beschleunigten Gesellschaft<br />

Lokale Gemeinschaft<br />

- fehlender Zusammenhalt<br />

- Nutzung der Städte anstatt gelebter Gemeinschaft<br />

- wachsende soziale Kluft, Ausgrenzung,<br />

Konflikte<br />

So findet eine grundlegende Veränderung des Charakters von<br />

Arbeit und Wirtschaft statt. Ehemalige betriebliche Einheiten<br />

werden entbetrieblicht, in kleinere Einheiten aufgespalten, Aufgaben<br />

werden outgesourced und Aufträge an Subunternehmer<br />

vergeben. Weiterhin findet eine Flexibilisierung der Arbeit statt<br />

und durch die Zunahme von freier Mitarbeit und befristeten Arbeitsverhältnissen<br />

werden Arbeitsverhältnisse unsicherer. Leistungsdruck<br />

und der Druck sich zu vermarkten werden dadurch<br />

größer, die Grenze zwischen Freizeit und Arbeit verschwimmt<br />

zunehmends durch unbezahlte Überstunden und eine ständige<br />

Erreichbarkeit. Dadurch entsteht eine Beschleunigung der traditionellen<br />

Rhythmen und Phasen der Beständigkeit und Ruhe<br />

werden weniger.<br />

<strong>Die</strong> individuelle Organisation von <strong>Familien</strong> und Haushalten wird<br />

durch die Flexibilisierung der Arbeitszeiten sowie durch eine<br />

zunehmende Individualisierung und eine erhöhte Mobilität zu<br />

einem zeitlichen Balanceakt. Eine „Einheit des Alltags“ ist in <strong>Familien</strong><br />

kaum mehr erfahrbar. Durch eine hohe Scheidungsrate<br />

und die Lockerung ehemals lebenslanger, fester Verbindungen,<br />

entstehen neben der klassischen Familie neue Formen von Gemeinschaft<br />

wie Patchwork-<strong>Familien</strong> oder Nichtfamiliäre-Mehrgenerationen-Haushalte<br />

und Unterstützernetzwerke. In der flexiblen,<br />

beschleunigten Gesellschaft stellen <strong>Familien</strong> den wichtigsten<br />

Rückhalt der Menschen dar.<br />

Der Zusammenhalt von lokalen Gemeinschaften ist zunehmend<br />

bedroht. Städte werden häufig nur noch anonym genutzt und die<br />

Gemeinschaft nicht mehr gelebt, wobei eine wachsende soziale<br />

Kluft, verbunden mit Ausgrenzung und Konflikten, erkennbar ist.<br />

(vgl. [4, 5])<br />

l 8


Postmoderne Gesellschaft<br />

Wandel der Gesellschaft<br />

zeitliche Trends<br />

gesellschaftliche Trends<br />

- Flexibilisierung<br />

- Ausdehnung der Betriebs-/Öffnungszeiten<br />

- Individualisierung und Pluralisierung<br />

- Entgrenzung<br />

- Geschlechtergleichheit<br />

- Vergleichzeitlichung<br />

- Beschleunigung<br />

Bedeutung:<br />

Zeitkonflike im Alltag<br />

je mehr Personen im Haushalt leben desto<br />

schwieriger die Koordination des Alltags<br />

demografische Trends<br />

- Rückgang der Geburtenrate<br />

- Abnahme der Bevölkerungszahlen<br />

- Zunahme der Lebenszeit<br />

- Migration<br />

Bedeutung:<br />

fehlende Arbeitskräfte, besonders auch<br />

weibliche Arbeitskräfte gefragt<br />

→ Nachfrage: Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie<br />

räumliche Trends<br />

- Reurbanisierung verbunden mit hohen<br />

Wohndichten<br />

- hohe Zu- und Fortzugsraten<br />

- steigende Mobilität<br />

- Abwanderung<br />

- Segregation<br />

Bedeutung:<br />

Reurbanisierung verbunden mit hohen<br />

Wohndichten und hohen Mieten<br />

→ zeitbeschränktes Wohnen nach Lebenssituation,<br />

aufgrund Mangel an familiengerechten<br />

Lebensbedingungen: Abwanderung<br />

von <strong>Familien</strong><br />

Der Wandel der postmodernen Gesellschaft kann in drei Gruppen<br />

von zeitlichen Trends eingeteilt werden. <strong>Die</strong>s sind zum einen gesellschaftliche<br />

Trends wie Flexibilisierung, Beschleunigung und<br />

Geschlechtergleichheit, weiterhin demografische Trends wie<br />

die Abnahme der Bevölkerungszahlen und der Rückgang der<br />

Geburtenrate, sowie räumliche Trends wie Reurbanisierung und<br />

Abwanderung.<br />

<strong>Die</strong>se Trends haben besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> eine große Bedeutung:<br />

<strong>Die</strong> gesellschaftlichen Trends bedingen häufig Zeitkonflikte, wobei<br />

die Koordination des Alltags komplexer wird je mehr Personen<br />

im Haushalt leben.<br />

Aufgrund der demografischen Trends gibt es einen Mangel an Arbeitskräften,<br />

wodurch eine steigende Nachfrage nach weiblichen<br />

Arbeitskräften entsteht und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

in den letzten Jahren in das Zentrum der familienpolitischen<br />

Diskussion gerückt ist.<br />

Durch Reurbanisierung, verbunden mit hohen Wohndichten und<br />

hohen Mieten, findet in den Städten ein zeitbeschränktes Wohnen<br />

nach Lebenssituation statt. Aufgrund des Mangels an familiengerechten<br />

Lebensbedingungen wandern <strong>Familien</strong> häufig in<br />

das Umland ab, was zu einem Handlungsbedarf der Kommunen<br />

führt.<br />

Nachfrage nach einer „<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>“<br />

besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Der gesellschaftliche Wandel und damit im Alltag verbundene<br />

Zeitnot, Hektik und Stress führen zu der Nachfrage nach einer<br />

<strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>, besonders <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>.<br />

(vgl. [6, 7, 8])<br />

l 9


Postmoderne Gesellschaft<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Zeit im Vergleich der Kulturen<br />

Tag<br />

Woche<br />

Uhrzeitkulturen<br />

Monat<br />

Tätigkeit a Tätigkeit a Tätigkeit b Tätigkeit a Tätigkeit c<br />

Zeit: festgelegte lineare, gleichmäßige Rahmenbedingung,<br />

an der Aktivitäten ausgerichtet werden<br />

Tätigkeit<br />

Ereigniszeitkulturen<br />

Tätigkeit<br />

Woche<br />

Tätigkeit<br />

Tätigkeit<br />

Zeit: wird durch Kreislauf von Aktivitäten definiert<br />

z.B. 4 mal Tätigkeit X = 1 Woche<br />

Zeit spielt in verschiedenen Kulturen eine unterschiedlich große<br />

Rolle. In unserer Uhrzeitkultur bildet die Zeit eine dominante,<br />

festgelegte, lineare, gleichmäßige Rahmenbedingung, an der wir<br />

unsere Aktivitäten ausrichten. In Ereigniszeitkulturen hingegen<br />

bestimmt nicht die Zeit die Aktivitäten, sondern Zeit wird durch<br />

einen Kreislauf von bestimmten Aktivitäten definiert. (vgl. [9])<br />

Wie auch unsere Beschreibung von Zeiträumen zeigt, ist Zeit eines<br />

der prägendsten Paradigmen unserer Kultur: So beschreiben<br />

wir einen kurzen Augenblick häufig mit „dauert nur zwei Minuten“.<br />

In einer Ereigniszeitkultur, wie sie beispielsweise in Teilen<br />

Madagaskars vorzufinden ist, wird dieser Zeitraum laut Robert<br />

Levine hingegen durch die Angabe „so lange es dauert, eine Heuschrecke<br />

zu braten“ beschrieben ([9] S.135).<br />

l 10


Postmoderne Gesellschaft<br />

Zeit<br />

Wahrnehmung und Verwendung von Zeit<br />

Neben der objektiven, messbaren Zeit, welche in unserer Uhrzeitkultur<br />

in Sekunden, Minuten, Stunden, Wochen, Monaten und<br />

Jahren u.a. durch Uhren und Kalender festgehalten wird, hat jedes<br />

Individuum seine eigene Zeitwahrnehmung (vgl. [10]).<br />

objektive Zeit<br />

- messbare Zeit, die gleichmäßig verläuft<br />

→ Mittel: Uhren, Kalender, etc.<br />

Determinationszeit - fremdbestimmte<br />

Zeit<br />

- räumlich, zeitlich und inhaltlich festgelegte<br />

Tätigkeiten<br />

→ z.B. Erwerbsarbeit, Ausübung Hobby<br />

Zeit<br />

Obligationszeit - zweckgebundene Zeit<br />

- zweckgebundene Tätigkeiten, nicht unbedingt<br />

zeit- und raumgebunden<br />

→ z.B. Schlafen, Einkaufen, Hausarbeit<br />

subjektive Zeit<br />

- vom Individuum erlebte und wahrgenommene<br />

Zeit<br />

→ Lebens-, Arbeits-, Freizeit, kulturelle Zeit<br />

Dispositionszeit - selbstbestimmte Zeit<br />

- völlig frei nutzbar<br />

Generell kann gesagt werden, dass sich diese subjektive Zeitwahrnehmung<br />

im Alltag, abhängig von gesammelten Erfahrungen<br />

und unterschiedlichen Lebenssituationen, mit dem Alter<br />

verändert.<br />

Durch ihre geringe Erfahrung erleben Kinder und Jugendliche im<br />

Alltag viel Neues, wodurch ihnen die Zeit gedehnt erscheint.<br />

Im Alltag von Erwachsenen gibt es hingegen eine tägliche Routine<br />

häufig gleicher Tätigkeiten, wobei besonders durch eine große<br />

Anzahl an Tätigkeiten in bestimmten Lebenssituationen, wie<br />

beispielsweise der <strong>Familien</strong>phase mit Kindern, die Zeit zu rasen<br />

scheint.<br />

Auf Rentner wirken im Alltag zum Teil wenige neue Eindrücke ein,<br />

sie nehmen Zeit in diesen Situationen auch aufgrund mangelnder<br />

Aufgaben häufig als gedehnt wahr.<br />

Bei der Verwendung von Zeit wird zwischen Determinationszeit,<br />

Obligationszeit und Dispositionszeit unterschieden.<br />

Während in der Determinationszeit räumlich, zeitlich und inhaltlich<br />

festgelegte Tätigkeiten, beispielsweise Erwerbsarbeit, ausgeübt<br />

werden, finden in der Obligationszeit zweckgebundene<br />

Tätigkeiten statt, welche nicht zwangsläufig zeit- oder raumgebunden<br />

ausgeübt werden, wie beispielsweise Einkaufen. <strong>Die</strong> Dispositionszeit<br />

ist die selbstbestimmte Zeit eines Individuums. Sie<br />

ist völlig frei nutzbar und frei von Zwängen (vgl. [11]).<br />

<strong>Die</strong> Freizeit unterteilt sich durch die Ausübung von Hobbys häufig<br />

in Determinationszeit und selbstbestimmte Zeit.<br />

l 11


Postmoderne Gesellschaft<br />

Zeit<br />

Regelung von Zeit<br />

Zeit<br />

<strong>Die</strong> Zeit in der postmodernen Gesellschaft wird einerseits durch<br />

gesellschaftliche und kulturelle Normen und Werte sowie andererseits<br />

durch Gesetze geregelt.<br />

Normen und Werte<br />

Mittagsruhe 12-15 Uhr<br />

Kernarbeitszeit 8-16 Uhr<br />

Kernbetreuungszeit 8-16 Uhr<br />

Gesetze<br />

Arbeitszeit, Pausenzeiten: Arbeitszeitgesetz<br />

des Bundes<br />

Ladenöffnungszeiten: NRW Mo-Sa 0-24 Uhr,<br />

4x jährlich So, Ladenöffnungszeitengesetz<br />

der Länder<br />

Kinderbetreuung: Rechtsanspruch <strong>für</strong> Kinder<br />

ab 3 Jahren, ab August 2013 auch <strong>für</strong><br />

Kinder unter 3 Jahren, Kinder- und Jugendhilfegesetz<br />

des Bundes<br />

Sonntagsruhe: 0-24 Uhr, Feiertagsgesetz<br />

der Länder<br />

Nachtruhe: 22-6 Uhr, Schallimissionsgesetz<br />

der Länder<br />

Beispiele <strong>für</strong> durch Normen und Werte der Gesellschaft geregelte<br />

Zeiten stellen die Mittagsruhe von 12 bis 15 Uhr sowie die Kernarbeits-<br />

und Kernbetreuungszeiten von 8 bis 16 Uhr dar.<br />

Unter den aktuellen Trends unserer Gesellschaft wie Flexibilisierung<br />

und Individualisierung ist jedoch zunehmend eine Auflösung<br />

dieser durch Normen und Werte geregelten Zeiten erkennbar.<br />

Gesetzliche Regelungen gibt es beispielsweise im Arbeitszeitgesetz<br />

zu Arbeits- und Pausenzeiten sowie im Feiertags- und Schallimissionsgesetz<br />

zu Ruhezeiten. <strong>Die</strong> Ladenöffnungszeiten von<br />

0-24 Uhr von Montag bis Samstag werden im Ladenöffnungszeitengesetz<br />

geregelt und den Rechtsanspruch auf die Betreuungszeit<br />

der Kinder regelt das Kinder- und Jugendhilfegesetz.<br />

(vgl. [12,13])<br />

<strong>Die</strong> Anpassung von Gesetzen stellt eine Möglichkeit der Zeitpolitik<br />

zur Einflussnahme auf die Entwicklung einer <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> dar (siehe Kapitel 1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>,<br />

Zeitpolitik).<br />

l 12


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Definitionen<br />

1.2 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Was macht eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> aus?<br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong>...<br />

Ulrich Mückenberger, Günter Warsewa (Zeitgerechtigkeit als Lebensqualität, 2005 [14]):<br />

... bietet Netzwerke von baulichen, Versorgungs-, Mobilitäts-, wirtschaftlichen und sonstigen Infrastrukturen<br />

... setzt unterschiedliche Zeiten und Rhythmen zueinander in Beziehung<br />

... schafft Vereinbarkeit von Zeiten<br />

... befriedigt den Bedarf an Hilfe, Sicherheit, Kommunikation und Kultur<br />

Projektteam Bremen 2030 (Infobrief 4, <strong>Stadt</strong> 2030, 2002 [15]):<br />

... verbessert die Lebensqualität durch am Alltag der Bewohner und Nutzer orientierte Zeitgestaltung<br />

... ermöglicht selbstbestimmte und familienfreundliche Arbeitsformen und -zeiten<br />

... schafft ökologisch und human verträglichen Verkehr<br />

... versucht dazu beizutragen, dass Individuen und Gruppen Gelegenheit und vielfältige öffentliche Räume <strong>für</strong> selbst gewählte gemeinsame<br />

Zeiten finden<br />

In der aktuellen Diskussion um <strong>zeitgerechte</strong> Städte gibt es unterschiedliche,<br />

sich ergänzende Definitionen. An dieser Stelle soll ein<br />

Überblick über Definitionen von Experten und Expertenteams<br />

zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> bezüglich <strong>Familien</strong> gegeben werden.<br />

<strong>Die</strong>trich Henckel (Raum – Zeit – Planung, 9. Konferenz <strong>für</strong> Planerinnen und Planer NRW, 2004 [6]):<br />

... sichert gemeinsame Zeiten von <strong>Familien</strong> und beliebigen anderen sozialen Gruppen, denen unter einer sozialen Perspektive eine herausragende<br />

Bedeutung zukommt<br />

l 13


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Handlungsfelder<br />

Definition von Handlungsfeldern mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>...<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

... bietet ein auf die Bedarfslagen von <strong>Familien</strong> zugeschnittenes<br />

Angebot von Infrastrukturen<br />

... bietet familiengerechte (öffentliche) Räume und Einrichtungen<br />

Mobilität und Verkehr<br />

... schafft ökologisch und human verträglichen Verkehr<br />

... reduziert Zwangsmobilität<br />

Zeit<br />

... erleichtert das komplexe Zeitmanagement von <strong>Familien</strong><br />

... schafft und sichert frei verfügbare und gemeinsam nutzbare<br />

Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

In Anlehnung an die Definitionen zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> bezüglich<br />

<strong>Familien</strong> werden an dieser Stelle Handlungsfelder an eine<br />

<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> definiert. Innerhalb dieser Handlungsfelder<br />

ergeben sich entsprechend der Definitionen in der<br />

aktuellen Diskussion Anforderungen.<br />

Das erste Handlungsfeld stellen Räumliche Bezugsorte, Infrastruktur<br />

und Einrichtungen dar. <strong>Die</strong>sbezüglich soll die <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> ein auf die Bedarfslagen von <strong>Familien</strong> zugeschnittenes Angebot<br />

von Infrastrukturen sowie familiengerechte (öffentliche)<br />

Räume und Einrichtungen bieten.<br />

<strong>Die</strong> Anforderungen des zweiten Handlungsfeldes Mobilität und<br />

Verkehr bestehen darin ökologisch und humanverträglichen Verkehr<br />

zu schaffen sowie Zwangsmobilität zu reduzieren.<br />

Im Handlungsfeld Zeit soll das komplexe Zeitmanagement von<br />

<strong>Familien</strong> erleichtert und frei verfügbare sowie gemeinsam nutzbare<br />

Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> geschaffen und gesichert werden.<br />

l 14


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Zeitpolitik<br />

Zeitpolitik<br />

Zeitpolitik<br />

Handlungsrahmen<br />

Im Rahmen der Entwicklung von <strong>zeitgerechte</strong>n Städten stellt die<br />

Zeitpolitik ein wichtiges Instrument der öffentlichen Hand dar.<br />

Durch die Zeitpolitik kann direkt Einfluss auf die zeitlichen Bedingungen<br />

und Wirkungen der politischen, wirtschaftlichen und<br />

insbesondere lebensweltlichen Bedingungen der menschlichen<br />

Existenz genommen werden (vgl. [1]). <strong>Die</strong>s geschieht auf Bundes-,<br />

Länder- und Kommunaler Ebene.<br />

Wandel der Gesellschaft<br />

Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie<br />

Bundesebene<br />

Landesebene<br />

Kommunale<br />

Ebene<br />

Gesetze: Ausbau Betreuungsplätze, Elternzeit<br />

Öffentlichkeitsarbeit: 8. <strong>Familien</strong>bericht<br />

Förderung: Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie<br />

Gesetze: Ladenöffnungszeiten<br />

lokales Ermitteln und Reduzieren von Zeitkonflikten,<br />

beteiligungsorientierte Prozesse: Zeitbüros,<br />

runde Tische<br />

Zeitgerechte <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Zeitkonflikte,<br />

Zeitnot<br />

Förderung von lokalen Bündnissen mit bis zu 10.000 Euro durch das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

- ehrenamtliche Zusammenschlüsse von gesellschaftlichen Akteuren<br />

wie Kommunen, Unternehmen, Kammern, sozialen Trägern, Verbänden,<br />

Kirchen, Privatpersonen<br />

- Ziel: familienfreundliche Kommunen und Regionen, u.a. durch bessere<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie, generationsübergreifende Zusammenarbeit<br />

<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeitpolitik auf Bundesebene fällt in den Zuständigkeitsbereich<br />

des Bundesministeriums <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend. Im Zuge der Verbesserung der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie wurde das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz,<br />

welches am 1. Januar 2007 in Kraft trat, in die Wege<br />

geleitet. Weiterhin wurde der Ausbau der Betreuungsplätze, einhergehend<br />

mit dem ab dem 01.08.2013 gültigen Rechtsanspruch<br />

auf einen Betreuungsplatz <strong>für</strong> Kinder vom vollendeten ersten bis<br />

zum vollendeten dritten Lebensjahr im Kinderförderungsgesetz<br />

geregelt (vgl. [13]).<br />

Eine gesetzliche Erweiterung der Ladenöffnungszeiten wurde<br />

politisch auf Landesebene geregelt.<br />

Da Zeitkonflikte und Zeitnot größtenteils im lokalen und regionalen<br />

Lebensumfeld erfahren werden, spielen konkrete lokale<br />

Maßnahmen im Rahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> eine<br />

entscheidende Rolle (vgl. [1]). Aus diesem Grund fördert das Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend seit<br />

2004 ehrenamtliche Zusammenschlüsse zu lokalen Bündnissen<br />

<strong>für</strong> Familie. Mit dem Ziel, familienfreundliche Kommunen und<br />

Regionen zu schaffen, können Projekte und Maßnahmen der<br />

Bündnisse durch das Bundesministerium mit bis zu 10.000 Euro<br />

unterstützt werden. Im Zuge dessen gründeten sich bundesweit<br />

bereits rund 670 Lokale Bündnisse <strong>für</strong> Familie (vgl. [16]).<br />

Auf der kommunalen Ebene bietet die Zeitpolitik die Möglichkeit,<br />

auf örtliche Zeitkonflikte einzugehen und zu einer Verbesserung<br />

der Qualität städtischer Alltagsbedingungen beizutragen.<br />

<strong>Die</strong>s geschieht durch kooperative und beteiligungsorientierte<br />

Prozesse, welche durch vermittelnde Instanzen, beispielsweise<br />

Zeitbüros, moderiert werden. <strong>Die</strong> Tätigkeitsbereiche der lokalen<br />

Zeitpolitik liegen mit der Koordination und Harmonisierung öffentlicher<br />

Zeiten, der bedarfsgerechten Organisation öffentlicher<br />

und privater <strong>Die</strong>nstleistungen sowie dem Initiieren von Maßnahmen<br />

zur Unterstützung der Lebendigkeit und urbanen Qualität<br />

von Städten in den definierten Handlungsfeldern Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen sowie Zeit. (vgl. [1])<br />

l 15


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Zeitpolitik<br />

Zeit- und raumzeitpolitische Trends bezüglich einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />

Bürgerorientierung und-beteiligung<br />

<strong>Stadt</strong>planung<br />

Mehrgenerationenwohnen<br />

Work-Life-Balance<br />

- Verkürzen von Wegen, Reduzierung des Verkehrsaufkommens,<br />

Entlastung von Umwelt und Zeitbudget der Bürger<br />

durch kleinräumige Mischung von Infrastrukturangeboten<br />

und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

- Potenzial <strong>für</strong> Zeitkonflikte steigt durch räumliche Überlagerung<br />

von Eigenzeiten<br />

- Orientierung der <strong>Stadt</strong>planung an, u.a. durch Bürgerbeteiligung,<br />

ermittelten Bedürfnissen der Bürger<br />

- Schaffen von bürgergerechten lokalen Rahmenbedingungen<br />

- Instrument: Zeitbüro<br />

- Mehrgenerationenhäuser mit unterschiedlichen, den Bedürfnissen<br />

mehrerer Generationen entsprechenden Wohnungen<br />

und Gemeinschaftsflächen<br />

- Stärkung des sozialen Zusammenhalts, Austausch und<br />

gegenseitige Unterstützung der Generationen, Weitergabe<br />

von Alltags- und Sozialkompetenzen, Zeitersparnis im<br />

Alltag<br />

- Potenzial <strong>für</strong> Zeitkonflikte durch unterschiedliche Zeitrhythmen<br />

der Generationen vorhanden<br />

- Schaffen einer Ausgewogenheit zwischen Arbeits- und<br />

Privatleben<br />

- Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf als<br />

zentraler Baustein<br />

In der Raumzeitpolitik zeichnen sich aktuell besonders der Trend<br />

der <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, die Bürgerorientierung und -beteiligung,<br />

Mehrgenerationenwohnen und das Schaffen einer Work-<br />

Life-Balance ab.<br />

In einer <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege sollen durch eine kleinräumige<br />

Mischung von Infrastrukturangeboten und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

Wege im Alltag verkürzt werden und so durch eine Reduzierung<br />

des Verkehrs zu einer Entlastung von Umwelt und des Zeitbudgets<br />

der Bürger beigetragen werden (vgl. [17]).<br />

Bei der Bürgerorientierung findet, unter anderem durch Bürgerbeteiligungen,<br />

eine Ermittlung von Bedürfnissen der Bürger statt<br />

um eine (<strong>zeitgerechte</strong>) <strong>Stadt</strong>planung an diesen ausrichten zu<br />

können (vgl. [18]). Eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong>planung ist immer auch<br />

eine bürgerorientierte Planung, bei der durch eine Veränderung<br />

der lokalen Rahmenbedingungen zur Reduzierung von Zeitkonflikten<br />

beigetragen werden soll.<br />

Durch das Mehrgenerationenwohnen, bei welchem unterschiedliche<br />

Generationen gemeinsam in einem Haus, mit auf sie zugeschnittenen<br />

Wohnungstypen und Gemeinschaftsflächen, wohnen,<br />

kann der soziale Zusammenhalt der Gemeinschaft gestärkt<br />

und durch eine gegenseitige Unterstützung der Generationen<br />

zur Alltagserleichterung beigetragen werden. Weiterhin kann ein<br />

Austausch zwischen den Generationen stattfinden und so Erfahrungen<br />

und Kompetenzen der älteren Generationen an die jüngeren<br />

vermittelt und weitergegeben werden. (vgl. [19])<br />

<strong>Die</strong> Work-Life-Balance zielt darauf ab, eine Ausgewogenheit zwischen<br />

dem beschleunigten Arbeits- (siehe auch Postmoderne Gesellschaft<br />

- Wandel der Gesellschaft) und Privatleben zu schaffen,<br />

wobei Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie einen<br />

zentralen Baustein bilden (vgl. [20]).<br />

l 16


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Analyse Projekte<br />

Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Stadt</strong> Bozen<br />

Landeshauptstadt von Südtirol<br />

104.172 Einwohner am 31.03.2011<br />

Projekt „Tempi della Città / Zeiten der <strong>Stadt</strong>“<br />

Konzept: <strong>Stadt</strong> Bozen<br />

Ziel: Entwicklung einer „menschengerechten“ Zeitkultur mit weniger<br />

Zeitverschwendung<br />

Umsetzung: <strong>Stadt</strong> Bozen in Zusammenarbeit mit örtlichen Unternehmen,<br />

Bürgerbeteiligungen; in erster Linie wurden Maßnahmen<br />

durch die <strong>Stadt</strong> selbst als öffentlichen Akteur umgesetzt<br />

Projektzeitraum: seit 2000<br />

Maßnahmen<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

- Angebot dezentraler Gemeindedienste der öffentlichen Verwaltung<br />

in den <strong>Stadt</strong>vierteln<br />

- Umwandlung v. Schulhöfen in neue Flächen <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong>viertel<br />

Mobilität und Verkehr<br />

- Reduzierung der Verkehrsbelastung vor Schulbeginn durch:<br />

- Förderung der Fahrradbenutzung durch Ausbau der Radwege<br />

zu einem zusammenhängenden Radwegenetz, kostengünstiger<br />

Fahrradverleih<br />

- Anpassung der Eintrittszeiten der Oberschulen<br />

- Optimierung des öffentlichen Verkehrssystems durch Einsatz<br />

von mehr Buslinien, Erhöhung des Fahrtaktes<br />

- Entgegenwirken von Verkehrsstaus: Initiieren von Taxifahrgemeinschaften<br />

Zeit<br />

- Einrichtung von Zeitbüros als Anlauf und Koordinationsstelle<br />

um Probleme und lokale Zeitkonflikte im Quartier zu<br />

beheben<br />

- Einrichtung von Zeitbanken, bei denen Freizeit der Bürger<br />

untereinander ausgetauscht und sich so gegenseitig geholfen<br />

werden kann (eine geleistete Stunde ist immer eine<br />

Stunde Gegenleistung wert)<br />

Betreuungszeiten<br />

- Kindergärten: längere Öffnungszeiten, Abgabe der Kinder<br />

von 7.30 - 9 Uhr, gestaffelte Abholzeiten<br />

- Schule: Einrichtung von Aufenthaltsräumen und Betreuung<br />

vor Schulbeginn, späterer Schulbeginn um 8.30 Uhr<br />

Arbeitszeiten<br />

- Ausbau flexibler Arbeitszeitmodelle, z.B. Telearbeit<br />

- Einführung neuer Arbeitszeiten<br />

Öffnungszeiten<br />

- Organisation der Versorgungseinrichtungen nach Apotheken-Prinzip:<br />

umschichtige Spätöffnungszeit der Einrichtungen<br />

im <strong>Stadt</strong>viertel<br />

(vgl. [21,22,23,24,25,26])<br />

l 17


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Analyse Projekte<br />

Lokales Bündnis Hanau<br />

Sechstgrößte <strong>Stadt</strong> Hessens,<br />

Lage östlich von Frankfurt<br />

90.313 Einwohner am 31. 08 2012<br />

<strong>Die</strong> Gründung des Lokalen Bündisses Hanau erfolgte 2004 im Rahmen<br />

der Förderung durch das Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend.<br />

Projekt „Hanau, die zeitbewusste <strong>Stadt</strong>“<br />

Konzept: „Frauenplenum“ der <strong>Stadt</strong> Hanau<br />

Ziele: Zeitkonflikte von <strong>Familien</strong> reduzieren und eine bessere Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie schaffen<br />

Umsetzung: Mit Hilfe von Projektgruppen innerhalb des Bündnisses<br />

aus Bürgern, Vertretern aus Wirtschaft, Verwaltung, Gewerkschaften,<br />

Kirchen und Wohlfahrtsorganisationen wurden<br />

Maßnahmen im Handlungsbereich der Kommune umgesetzt<br />

sowie Maßnahmen von externen Akteuren initiiert und ihre Umsetzung<br />

organisiert.<br />

Projektzeitraum: 2004 - 2006<br />

Maßnahmen<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

- Einrichtung von dezentralen <strong>Stadt</strong>(teil)läden, in denen alle<br />

<strong>Die</strong>nstleistungen, die ohne Beratung zu erhalten sind, abgerufen<br />

werden können<br />

Mobilität und Verkehr<br />

- Anpassung der Fahrzeiten des öffentlichen Nahverkehrs an<br />

die Tagesabläufe von <strong>Familien</strong><br />

Zeit<br />

Arbeitszeiten<br />

- flexiblere Arbeitszeitmodelle, z.B. Telearbeit, späterer Arbeitsbeginn<br />

<strong>für</strong> Eltern um 9 oder 10 Uhr, Arbeit von zuhause<br />

aus<br />

Betreuungszeiten<br />

- Erweiterung der Kita-Öffnungszeiten: 6 bis 19.00 Uhr<br />

- stundenweise Betreuungsmöglichkeiten von Kindern durch<br />

Senioren im Projekt „Zeitbrücken“<br />

- stundenweise Betreuungsmöglichkeiten von Pflegebedürftigen<br />

durch Ehrenamtliche im Projekt „Zeitinseln“<br />

- kostenlose Betreuung der Kinder über die Nutzung von<br />

„Zeitgutscheinen“, die entsprechend der Einkaufssumme an<br />

Hanauer <strong>Familien</strong> über den Einzelhandel ausgegeben werden<br />

Öffnungszeiten<br />

- Angebot von <strong>Die</strong>nstleistungsabenden bei Handwerkern<br />

und lange Sprechzeiten bei Ärzten (z.B. bis 20.00 Uhr) und<br />

an Samstagen<br />

- Angebot von Terminen außerhalb der Sprechzeiten <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

bei Ämtern<br />

(vgl. [21,27,28,29])<br />

l 18


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Profilierte Maßnahmen<br />

Profilierte Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong><br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />

Einrichtung dezentraler Gemeindedienste<br />

i<br />

i<br />

i<br />

der öffentl. Verwaltung in den <strong>Stadt</strong>vierteln:<br />

Auskünfte, Wohnsitzänderung, meldeamtliche<br />

Bescheinigungen, etc.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Flexibilität durch höhere Taktung des ÖPNV<br />

zu Schul- , Betreuungs- und Arbeitsbeginn<br />

sowie -ende<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Schulhöfe als Freizeitorte im Quartier<br />

Schulhof +<br />

Gestaltung zu lebendigen Freizeitorten, Angebot<br />

an Freizeitangeboten<br />

In der Analyse von Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> zeigt sich,<br />

dass sich in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung in Bezug auf <strong>Familien</strong><br />

bereits einige Maßnahmen profiliert haben und zum gängigen<br />

Repertoire gehören.<br />

Im Handlungsfeld Räumliche Bezugsorte, Infrastruktur und EInrichtungen<br />

werden im Rahmen des raumzeitpolitischen Trends der<br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege dezentrale Gemeindedienste der öffentlichen<br />

Verwaltung eingerichtet, in welchen Auskünfte eingeholt,<br />

Wohnsitzänderungen durchgeführt und Bescheinigungen beantragt<br />

werden können. Des Weiteren werden bisher monofunktionale<br />

Schulhöfe zu lebendigen Freizeitorten und Treffpunkten<br />

<strong>für</strong> Quartiere mit unterschiedlichen Freizeitangeboten, wie beispielsweise<br />

Federball- und Boulespielen oder Fahrrad-Verkehrsübungen,<br />

ausgebaut.<br />

Bezüglich Mobilität und Verkehr wird durch eine höhere Taktung<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs mehr Flexibilität zu Schul-,<br />

Betreuungs- und Arbeitsbeginn sowie -ende geschaffen.<br />

l 19


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Profilierte Maßnahmen<br />

Einrichtung von Zeitbüros<br />

Zeit<br />

Betreuung<br />

Erweiterung des Betreuungsangebotes: „Wunschgroßeltern“<br />

Arbeit<br />

als zeitpolitische Instanz zur Ermittlung und<br />

Reduzierung lokaler Zeitkonflikte<br />

Flexibilisierung Bring-/Abholzeiten öffentl. Einrichtungen<br />

Kiga: Abgabe 7.30 - 9 Uhr, gestaffelte Abholzeiten<br />

Schule: Betreuung vor Schulbeginn in Aufenthaltsräumen<br />

stundenweise Betreuung von Kindern durch<br />

Senioren, z.B. in Randzeiten vor und nach der<br />

Schule<br />

Einrichtung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />

beispielsweise Telearbeit, späterer Arbeitsbeginn<br />

<strong>für</strong> Eltern um 9 oder 10 Uhr<br />

Erweiterung Betreuungszeiten öffentl. Einrichtungen<br />

- 19<br />

Uhr<br />

Mehrgenerationenwohnen<br />

Öffnungszeiten<br />

Erweiterung der Öffnungszeiten<br />

- 20<br />

Uhr<br />

Zeitraum von 6 bis 19.00 Uhr<br />

Förderung von Projekten durch Bund<br />

und Kommunen<br />

Handwerker, Ärzte, z.B. bis 20 Uhr und<br />

samstags, Versorgung<br />

öffentl. Verwaltung: Sprechzeiten z.T. bis<br />

21 Uhr<br />

Der Großteil der profilierten Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong>planung bezüglich <strong>Familien</strong> betrifft das Handlungsfeld<br />

Zeit. Ein gängiges zeitpolitisches Instrument stellen Zeitbüros<br />

dar, über welche lokale Zeitkonflikte ermittelt und durch die Vermittlung<br />

zwischen Taktgebern und Taktnehmern Einfluss auf ihre<br />

Reduzierung genommen wird. Bezüglich der Betreuung werden<br />

in der Regel Erweiterungen des Betreuungsangebotes durch<br />

„Wunschgroßeltern“ sowie eine Erweiterung der Betreuungszeiten<br />

in öffentlichen Einrichtungen und die Flexibilisierung der<br />

Bring- und Abholzeiten in öffentlichen Einrichtungen umgesetzt.<br />

Zusätzlich findet in Deutschland eine finanzielle Förderung von<br />

Mehrgenerationenwohnprojekten durch den Bund und die Kommunen<br />

statt (vgl. [19].<br />

Weitere gängige Maßnahmen stellen das Einrichten von flexiblen<br />

Arbeitszeitmodellen und die Erweiterung von Öffnungszeiten<br />

dar.<br />

Viele Maßnahmen werden dabei innerhalb des Handlungsspielraums<br />

der Kommunen umgesetzt. Für die Umsetzung von Maßnahmen<br />

außerhalb der Zuständigkeit der Kommunen werden in<br />

der Regel Bündnisse und Arbeitsgruppen gegründet, welche die<br />

Umsetzung der Maßnahmen initiieren.<br />

l 20


Familie<br />

Definition<br />

1.3 Familie<br />

Was ist Familie?<br />

<strong>Familien</strong> sind private Organisationsformen, welche eine netzwerkartige<br />

Beziehung der <strong>Familien</strong>mitglieder zueinander umfassen.<br />

Im Zentrum von Familie steht die wechselseitige verbindliche<br />

Fürsorge (vgl. [1]).<br />

Aktuell sind vor allem drei unterschiedliche Positionen in der<br />

Definition von Familie erkennbar (vgl. [30]):<br />

1. Definition über die Ehe: Familie setzt ein zusammenlebendes<br />

Ehepaar voraus, Ehe konstituiert in diesem Fall die Familie, Kinder<br />

sind <strong>für</strong> das Vorhandensein der Familie nicht erforderlich. Eine<br />

kinderlose Ehe ist nach dieser Definition eine Familie, eine nichteheliche<br />

Lebensgemeinschaft mit Kindern hingegen nicht.<br />

2. Definition über gelebte Solidarbeziehung: Familie ist eine<br />

Solidargemeinschaft zwischen mindestens zwei Personen, Ehe<br />

und Kinder spielen keine Rolle.<br />

3. Definition über die Elternschaft: Familie ist eine Verantwortungsgemeinschaft<br />

zwischen Eltern und Kindern und andersherum.<br />

Familie ist definiert durch Kinder - Ehe und Geschlecht der<br />

Eltern spielen keine Rolle.<br />

In dieser Arbeit soll Familie anhand der dritten Definition betrachtet<br />

werden.<br />

l 21


Familie<br />

Wandel der Familie<br />

Wandel der Familie<br />

Pluralisierung der Lebensformen<br />

traditionelle Familie<br />

+<br />

eheliche Patch-Work-<br />

Familie<br />

traditionelle Familie<br />

Merkmale:<br />

- Ehe des Elternpaares<br />

- 2 Geschlechter der Eltern<br />

- 2 Generationen<br />

- Verwandtschaft<br />

- Haushalts- und Wirtschaftsgemeinschaft<br />

Lebensgemeinschaft<br />

(nicht-ehelich)<br />

gleichgeschlechtlich<br />

Mehrgenerationen-<br />

Haushalt, Ehe der<br />

Eltern<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

Patch-Work-Lebensgemeinschaft<br />

(nichtehelich)<br />

gleichgeschlechtlich<br />

Lebensgemeinschaft<br />

(nicht-ehelich) gemischtgeschlechtlich<br />

Patch-Work-Lebensgemeinschaft<br />

(nichtehelich)<br />

gemischtgeschlechtlich<br />

Mehrgenerationen-<br />

Haushalt, Lebensgemeinschaft<br />

Patch-Work-Mehrgenerationen-Haushalt,<br />

Lebensgemeinschaft<br />

Patch-Work-Mehrgenerationen-Haushalt,<br />

Ehe der Eltern<br />

Ausgehend vom traditionellen <strong>Familien</strong>bild der Moderne vollzieht<br />

sich in der postmodernen Gesellschaft ein Wandel der<br />

Familie.<br />

Das in der Moderne mit Abstand am weitesten verbreitete <strong>Familien</strong>modell<br />

der traditionelle Familie, welches über die Merkmale<br />

der Ehe des Elternpaares, unterschiedliche Geschlechter<br />

der Eltern, das Vorhandensein von mindestens zwei Generationen,<br />

die Verwandtschaft der <strong>Familien</strong>mitglieder sowie eine gemeinsame<br />

Haushalts- und Wirtschaftsgemeinschaft bestimmt<br />

war, ist in der Postmoderne zunehmend weniger vorzufinden.<br />

Es ist eine Pluralisierung der Lebensformen festzustellen, welche<br />

zu zahlreichen neuen Lebensformen, wie beispielsweise<br />

nicht-ehelichen gemischtgeschechtlichen oder gleichgeschlechtlichen<br />

Lebensgemeinschaften, Ein-Elternteil-<strong>Familien</strong><br />

oder unterschiedlichen Modellen der Patch-Work-Familie, neben<br />

dem traditionellen <strong>Familien</strong>modell führt.<br />

(vgl. [31,32])<br />

Ein-Elternteil-Familie<br />

l 22


Familie<br />

Wandel der Familie<br />

Moderne<br />

Postmoderne<br />

Wert des Kindes <strong>für</strong> die Familie<br />

Kind auch als Sicherheit, wirtschaftlicher<br />

Wert: Altersvorsorge,<br />

Mitverdiener<br />

häufig Befehlshaushalt,<br />

autoritäre Erziehung<br />

Erziehungswerte: Gehorsam,<br />

Ehrlichkeit, Sauberkeit<br />

= =<br />

Trend bei Machtverhältnissen, Erziehungsvorstellungen<br />

Geschlechterrollen, Wandel der Mutterrolle<br />

Kind als rein emotionaler Wert:<br />

Sinngebung, Glück, Lebenserfüllung<br />

häufig Verhandlungshaushalt, Termine<br />

von Kindern haben gleiche<br />

Wichtigkeit<br />

Erziehungswert: Selbstständigkeit<br />

und freier Wille<br />

Seit der Moderne, in der Kinder auch als Sicherheit und wirtschaflicher<br />

Wert im Sinne der Altersvorsorge oder als Mitverdiener betrachtet<br />

wurden, hat sich der Wert des Kindes zu einem rein emotionalen<br />

Wert entwickelt. Das Kind wird als Lebenserfüllung und<br />

Sinngebung betrachtet, aufgrund dessen auch ein Trend bei den<br />

Erziehungsvorstellungen und Machtverhältnissen im Haushalt zu<br />

erkennen ist: Vom Befehlshaushalt mit autoritärer Erziehung entwickeln<br />

sich <strong>Familien</strong> seit der Moderne hin zum Verhandlungshaushalt,<br />

in dem der Erziehungswert die Selbstständigkeit und<br />

der freie Wille des Kindes ist. <strong>Die</strong>sbezüglich wird auch die Wichtigkeit<br />

des Glücks und der Termine des Kindes auf gleiche Ebene<br />

mit den Eltern gestellt.<br />

In der Postmoderne ist im Gegensatz zur modernen Gesellschaft<br />

keine klare Rollenverteilung mehr zwischen den Geschlechtern<br />

vorhanden, was wiederum zu neuen Modellen der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit führt, wie im nächsten<br />

Abschnitt beschrieben wird.<br />

Mutter kümmert sich um Haushalt<br />

und Kinder<br />

Vater verdient den Lebensunterhalt<br />

Freizeit spielt untergeordnete<br />

Rolle im Alltag, Kindern spielen<br />

häufig im Freien mit Nachbarskindern<br />

Wandel der Freizeit<br />

keine klare Rollenverteilung<br />

mehr zwischen den Geschlechtern<br />

Freizeit hat hohen Stellenwert,<br />

wird zu großen Teilen <strong>für</strong> Hobbys<br />

genutzt, Verlagerung der<br />

Freizeit nach drinnen<br />

Der Freizeit kommt in der postmodernen Gesellschaft im Gegensatz<br />

zur Moderne eine hervorgehobene Bedeutung zu. Während<br />

in der Moderne die freie Zeit größtenteils ungeplant verlief und<br />

Kinder beispielsweise vorwiegend im Freien mit Nachbarskindern<br />

spielten, neigt die postmoderne Gesellschaft dazu ihre Freizeit<br />

zu planen und großteilig <strong>für</strong> zeitgebundene Hobbys zu nutzen.<br />

Dadurch ist die Freizeit in der Postmoderne häufig getaktet<br />

und fremdbestimmt. Einen weiteren Wandel stellt auch der Ort<br />

der Freizeit dar: Während in der Moderne viel Freizeit im Freien<br />

verbracht wurde, ist bei der Freizeit der postmodernen Gesellschaft,<br />

u.a. durch die Verinselung des Lebensraumes und der Reduzierung<br />

der Spielflächen von Kindern durch das Schließen von<br />

Baulücken und die Bebauung von Brachflächen, zunehmend eine<br />

Verlagerung in den Innenraum erkennbar.<br />

(vgl. [31,32,33,34])<br />

l 23


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Zusammensetzung des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Zeitmuster<br />

Alltag<br />

Alltagsmuster<br />

Personen-Kontakt-Muster<br />

Tätigkeitsmuster<br />

Der <strong>Familien</strong>alltag setzt sich in wesentlichen Teilen aus Mustern<br />

zusammen. Muster beschreiben eine Struktur aus regelmäßig<br />

und unregelmäßig wiederkehrenden Handlungen und Abläufen.<br />

Alltagsmuster lassen sich in Tätigkeitsmuster, Personen-Kontakt-<br />

Muster, Raum- und Mobilitätsmuster sowie Zeitmuster unterteilen<br />

(vgl. [39]). Im Hinblick auf die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

werden im Weiteren die Raum- und Mobilitätsmuster sowie Zeitmuster<br />

im <strong>Familien</strong>alltag näher betrachtet.<br />

Raum- / Mobilitätsmuster<br />

l 24


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Zeitmuster<br />

Rhythmik<br />

- allgem. Grundeigenschaft des Lebens<br />

- Wiederholung des Ähnlichen<br />

- flexibel, passt sich veränderten Bedingungen<br />

an<br />

Zeitmuster<br />

- zeitliches System mit einer spezifischen<br />

Anordnung von Teilen<br />

- Sequenzierung von Zeit<br />

Gleichzeitigkeit<br />

- gleichzeitiges Ablaufen von rhythmischen<br />

u. taktförmigen Prozessen<br />

- Verdichtung von Handlungen, Erlebnissen,<br />

Wahrnehmungen<br />

Zeitkonflikte<br />

- fehlende Abstimmung von Taktgebern<br />

Takt<br />

- statisch, unflexibel<br />

- Zeitkonflikte durch vertaktete Welt<br />

- Taktgeber / Taktnehmer<br />

Zeitmuster sind zeitliche Systeme mit einer spezifischen Anordnung<br />

von Teilen und bestehen aus einer Sequenzierung von Zeit.<br />

Sie setzen sich aus einer flexiblen Rhythmik und statischen, unflexiblen<br />

Takten zusammen.<br />

Als Taktnehmer sind die <strong>Familien</strong>mitglieder und ihre natürliche<br />

Rhythmik den von Taktgebern bestimmten Takten unterworfen.<br />

Durch ein gleichzeitiges Ablaufen von rhythmischen und taktförmigen<br />

Prozessen entsteht eine Verdichtung von Handlungen und<br />

Wahrnehmungen. <strong>Die</strong>se Gleichzeitigkeit sowie die Einwirkung<br />

vieler Takte auf die <strong>Familien</strong>mitglieder in kurzen Zeitabständen,<br />

führt häufig zu Zeitkonflikten im <strong>Familien</strong>alltag. (vgl. [1]) Besonders<br />

problematisch ist hierbei eine fehlende Abstimmung von<br />

Taktgebern aufeinander und auf den <strong>Familien</strong>alltag.<br />

In den politischen Diskussionen der letzten Jahre spielen besonders<br />

die mangelnde Abstimmung von Betreuungs- und Arbeitszeiten<br />

eine große Rolle, da sie dazu führt, dass eine Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie nur schwer möglich ist. Ein weiteres Diskussionsfeld<br />

stellt die Abstimmung der Öffnungszeiten auf die<br />

Arbeitszeiten dar. <strong>Die</strong>sbezüglich wurden inzwischen die Ladenöffnungszeiten<br />

durch das Instrument der Zeitpolitik gesetzlich<br />

erweitert (siehe Kapitel Postmoderne Gesellschaft, Abschnitt Regelung<br />

von Zeit).<br />

Taktgeber im <strong>Familien</strong>alltag<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Nahversorgung<br />

<strong>Die</strong>nstleistung<br />

ÖPNV<br />

Öffnungszeiten<br />

Arbeitgeber<br />

Freizeitangebote<br />

Kita, Schule,<br />

Betreuung<br />

Vater<br />

Kind 2<br />

Kind 1<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

In <strong>Familien</strong> gibt es häufig eine große Anzahl an Taktgebern, die im<br />

Alltag koordiniert werden müssen.<br />

Durch die Arbeitgeber beider Eltern, die Freizeitangebote der<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder, die Schul- und Betreuungseinrichtungen der<br />

Kinder, Versorgungs-, <strong>Die</strong>nstleistungs und Verwaltungseinrichtungen<br />

sowie den öffentlichen Personennahverkehr ist der Alltag<br />

einer vierköpfigen Familie nicht selten von mehr als 10 Taktgebern<br />

dominiert. Wie bereits oben erwähnt, kann eine fehlende<br />

Abstimmung dieser Taktgeber untereinander und auf den <strong>Familien</strong>alltag<br />

eine Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag darstellen.<br />

medizin. Versorgung<br />

öffentl. Verwaltung<br />

Kind 2<br />

l 25


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Raum- und Mobilitätsmuster<br />

Zwangsmobilität<br />

begleitete Mobilität<br />

Raum- / Mobilitätsmuster<br />

- System aus räumlichen Ortsveränderungen<br />

- häufig in Wegeketten mit möglichst<br />

vielen räuml. Bezugsorten<br />

organisiert<br />

selbstständige Mobilität<br />

freiwillige Mobilität<br />

Raum- und Mobilitätsmuster entstehen durch räumliche Ortsveränderungen<br />

im physischen, baulichen und geografischen Raum<br />

und sind eng mit dem Aspekt der Zeit verbunden. Der zeitliche<br />

Aspekt, besonders das Einsparen von Zeit, führt dazu, dass Raumund<br />

Mobilitätsmuster im <strong>Familien</strong>alltag häufig in Wegeketten mit<br />

möglichst vielen räumlichen Bezugsorten organisiert werden.<br />

Bei der Mobilität im <strong>Familien</strong>alltag kann zwischen Zwangsmobilität<br />

und freiwilliger Mobilität unterschieden werden. Beide teilen<br />

sich wiederum in durch einen Erwachsenen begleitete Mobilität<br />

sowie selbstständige Mobilität auf, in welcher sich die Kinder alleine<br />

oder zusammen mit anderen Kindern fortbewegen.<br />

Der Verkehrsclub Deutschland hat in einer Studie herausgefunden,<br />

dass es in den letzten Jahrzehnten eine enorme Zunahme<br />

der Begleitmobilität in <strong>Familien</strong> gab. Laut der Studie bewegten<br />

sich Anfang der 1970er Jahre noch 91% der Erstklässler in selbstständiger<br />

Mobilität zur Schule, im Jahr 2000 bewegten sich nur<br />

noch 17% selbstständig fort (vgl. [40]).<br />

Begleitmobilität<br />

Ursachen<br />

Verinselung des Lebensraumes (Freizeit, Arbeit,<br />

Versorgung, Bildung):<br />

z.B. Reduzierung von Freiflächen, dichte Bebauung,<br />

Abwanderung der Versorgung in das städtische<br />

Umland<br />

Auswirkung<br />

Eltern<br />

- erhöhter Mobilitätszwang und zusätzliche Wege aufgrund von Begleitmobilität<br />

- verstärkte Koordination der eigenen Termine mit Terminen der Kinder<br />

!<br />

hohes Verkehrsaufkommen<br />

Eltern sehen erhöhte Gefahr <strong>für</strong> ihre<br />

Kinder<br />

Kinder<br />

- können sich nicht frei bewegen<br />

- sind in ihrer Mobilität abhängig von Erwachsenen<br />

- Spielen richtet sich häufig nach dem Terminplan der Eltern<br />

Als Hauptursache <strong>für</strong> Begleitmobilität gilt das erhöhte Verkehrsaufkommen<br />

der post-modernen Gesellschaft, welches größtenteils<br />

durch die Verinselung des Lebensraumes bedingt ist.<br />

Auf Grund der erhöhten Gefahr, die Eltern durch das motorisierte<br />

Verkehrsaufkommen <strong>für</strong> ihre Kinder sehen, werden die Kinder<br />

häufig mit dem Auto zu Alltagszielen gefahren, wodurch wiederum<br />

einer Erhöhung des motorisierten Verkehrsaufkommens entsteht.<br />

Auf die Eltern wirkt sich Begleitmobilität durch einen erhöhten<br />

Mobilitätszwang und zusätzliche Wege im Alltag sowie durch<br />

eine verstärkte Koordination der eigenen Termine mit den Terminen<br />

der Kinder aus.<br />

Für die Kinder bedeutet Begleitmobilität, dass sie sich nicht frei<br />

bewegen können und so in ihrer Mobilität abhängig von Erwachsenen<br />

sind. Dadurch kann das Spielen der Kinder häufig nur nach<br />

Terminplan der Eltern erfolgen. (vgl. [41,42])<br />

l 26


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit von Elternpaaren<br />

Alleinernährer (30% der Eltern*)<br />

((umgekehrt) traditionell bürgerlich)<br />

ein Elternteil vollzeit erwerbstätig<br />

ein Elternteil kümmert sich<br />

vollzeit um Haushalt und<br />

Kinder<br />

egalitär-erwerbsbezogen (26% der Eltern*)<br />

beide Eltern vollzeit erwerbstätig<br />

unter Umständen:<br />

modernisiert (42% der Eltern*)<br />

ein Elternteil vollzeit<br />

erwerbstätig<br />

ein Elternteil teilzeit<br />

erwerbstätig, kümmert<br />

sich teilzeit um Haushalt<br />

und Kinder<br />

teilweise Auslagerung<br />

der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

egalitär-familienbezogen (2% der Eltern*)<br />

beide Eltern sind teilzeit<br />

erwerbstätig, kümmern<br />

sich teilzeit um Haushalt<br />

und Kinder<br />

<strong>Familien</strong> mit Elternpaaren organisieren die Aufteilung der Erwerbs-,<br />

Haushalts und <strong>Familien</strong>arbeit in vier unterschiedlichen<br />

Modellen.<br />

Das traditionelle Modell des Alleinernährers mit der klassischen<br />

Aufteilung der vollzeit Erwerbstätigkeit eines Elternteils, in der<br />

Regel der Vater, und des Verantwortungsbereichs der Haushaltsund<br />

<strong>Familien</strong>arbeit des anderen Elternteils, ist mit insgesamt<br />

30% der befragten berufstätigen Elternpaare nach der ArbeitnehmerInnenbefragung<br />

2003 des Wirtschafts- und Sizialwissenschaftlichen<br />

Institus (WSI) immer noch das am zweithäufigsten<br />

praktizierte Modell.<br />

Bei lediglich 4% der Elternpaare findet das Modell umgekehrt<br />

traditionell, also mit einer vollzeit Erwerbstätigkeit der Mutter<br />

Anwendung.<br />

Das häufigste Modell in Deutschland, mit 42% der Elternpaare,<br />

stellt die modernisierte Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts und<br />

<strong>Familien</strong>arbeit dar. Dabei arbeitet in mehr als der Hälfte der Paare<br />

der Vater vollzeit und die Mutter ist teilzeit erwerbstätig und kümmert<br />

sich zu großen Teilen um die Haushalts-und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

Unter Umständen findet in dieser Konstellation zusätzlich eine<br />

teilweise Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit statt.<br />

26% der Elternpaare teilen die Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

egalitär-erwerbsbezogen auf. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass beide<br />

Elternteile vollzeit berufstätig sind und eine teilweise bis großteilige<br />

Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit stattfindet.<br />

-<br />

teilweise bis großteilige<br />

Auslagerung der Haushaltsund<br />

<strong>Familien</strong>arbeit<br />

Das seltenste Modell, mit einem Anteil von nur 2% bei erwerbstätigen<br />

Elternpaaren, ist die egalitär-familienbezogene Aufteilung<br />

der Erwerbs-, Haushalts und <strong>Familien</strong>arbeit. In dieser Konstellation<br />

arbeiten beide Elternteile teilzeit und kümmern sich ebenfalls<br />

beide teilzeit um die Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

(vgl. [35,36])<br />

*Arbeitszeit-Konstellation von Eltern in Deutschland nach WSI ArbeitnehmerInnenbefragung 2003 (vgl. [35])<br />

l 27


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Aktuelle Modelle zur Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit von Alleinerziehenden<br />

Ein-Eltern-Ernährermodell erwerbsbezogen<br />

Elternteil vollzeit erwerbstätig<br />

großteilige Auslagerung<br />

der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

Ein-Eltern-Ernährermodell familienbezogen<br />

Elternteil arbeitet teilzeit,<br />

kümmert sich teilzeit um<br />

Haushalt und Kinder<br />

teilweise Auslagerung der<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

In Ein-Elternteil-<strong>Familien</strong> gibt es zwei Modelle der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

Im Falle des erwerbsbezogenen Modells geht der alleinerziehende<br />

Elternteil vollzeit einer Erwerbstätigkeit nach, die Haushalts-<br />

und <strong>Familien</strong>arbeit wird großteilig ausgelagert. Beim<br />

familienbezogenen Ein-Eltern-Ernährermodell gibt es eine Teilzeitberufstätigkeit<br />

des Elternteils, welches sich außerdem teilzeit<br />

um die Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit kümmert. Zusätzlich kann<br />

eine teilweise Auslagerung der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

stattfinden.<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

verwandtschaftlich<br />

freundschaftlich<br />

nachbarschaftlich<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen,<br />

z.B. Pflege<br />

tertiäre Netzwerke<br />

(vermittelnde Funktion)<br />

selbstverw. Gruppen,<br />

z.B. Bürgerinitiativen<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

Einrichtungen der<br />

Sozialen Arbeit<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur, z.B. Kita,<br />

soziale <strong>Die</strong>nste<br />

<strong>Die</strong> Auslagerung von Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit im Alltag<br />

von <strong>Familien</strong> findet an familienunterstützende soziale Netzwerke<br />

statt, welche sich in primäre, sekundäre und tertiäre Netzwerke<br />

unterteilen.<br />

Primäre Netzwerke sind private Beziehungen von <strong>Familien</strong> zu<br />

Verwandten, Freunden und Nachbarn. Öffentliche Einrichtungen<br />

der Infrastruktur wie Kindertagesstätten oder die Offene Ganztagsschule<br />

bilden die sekundären, gesellschaftlichen Netzwerke<br />

von <strong>Familien</strong>.<br />

<strong>Die</strong> tertiären Netzwerke übernehmen eine vermittelnde Funktion<br />

zwischen primären und sekundären Netzwerken. Zu ihnen gehören<br />

beispielsweise professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen, selbstverwaltete<br />

Gruppen wie Bürgerinitiativen sowie Einrichtungen der<br />

sozialen Arbeit.<br />

(vgl. [38])<br />

l 28


Familie<br />

<strong>Familien</strong>alltag<br />

Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit berufstätigen Eltern <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

2011 lebte 35,9 % der Bevölkerung in <strong>Familien</strong> mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />

(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011)<br />

2009 waren bei 52 % der Elternpaare beide Elternteile berufstätig, mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />

(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2011)<br />

2009 waren 66% der alleinerziehenden Eltern berufstätig, mit mindestens einem minderjährigen Kind<br />

(Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2010)<br />

Laut dem Statistischen Bundesamt lebten 2011 in Deutschland<br />

35,9% der Bevölkerung in <strong>Familien</strong> mit mindestens einem minderjährigen<br />

Kind.<br />

Aufgrund einer Berufstätigkeit beider Elternteile bei 52% der Elternpaare<br />

und einer Berufstätigkeit von 66% der alleinerziehenden<br />

Eltern (vgl. [37]), ist ein großes Bedürfnis nach einer besseren<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie, der Reduzierung von<br />

Zeitkonflikten sowie einer Erleichterung des Alltags von <strong>Familien</strong><br />

vorhanden. Durch die hohe Berufstätigkeit beider Elternteile, beziehungsweise<br />

von alleinerziehenden Eltern, ist die Zeitgerechtigkeit<br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> in den letzten Jahren auch in das Zentrum der<br />

familienpolitischen Diskussion gerückt.<br />

Aufgrund der großen Relevanz dieser Gruppe <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, werden in der empirischen Untersuchung,<br />

welche den zweiten Teil dieser Arbeit bildet, Zeitkonflikte und<br />

Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot in <strong>Familien</strong> mit einer Berufstätigkeit<br />

aller im Haushalt lebenden Elternteile ermittelt.<br />

l 29


2. Empirische Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong><br />

l 30


Empirische Untersuchung<br />

Ziel und Methodik<br />

2.1 Ziel und Methodik der Untersuchung<br />

Handlungsfelder d. zeitger.<br />

<strong>Stadt</strong> f. <strong>Familien</strong><br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Einrichtungen und Infrastruktur<br />

+<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Räumliche Organisation<br />

des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Untersuchungsschwerpunkte<br />

Untersuchungsaspekte<br />

- Wohnsituation und -lage<br />

- Räumliche Bezugsorte<br />

- Mobilitätsmuster<br />

- Fortbewegung<br />

Zeit<br />

Allgemeine Organisation<br />

der Familie +<br />

Zeitliche Organisation des<br />

<strong>Familien</strong>alltags<br />

- <strong>Familien</strong>modell, <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

- Aufteilung Erwerbs-, Haushalts-,<br />

<strong>Familien</strong>arbeit<br />

- <strong>Familien</strong>unterstützende<br />

Netzwerke<br />

+<br />

- Zeitmuster und Takt<br />

- Verwendung von Zeit<br />

Ermittlung Zeitkonflikte u. Ursachen entsprechend Handlungsfeldern<br />

Ableitung v. Anforderungen entsprechend Handlungsfeldern<br />

In der empirischen Untersuchung sollen Zeitkonflikte und Ursachen<br />

von Zeitkonflikten und Zeitnot im Alltag von Aachener <strong>Familien</strong><br />

ermittelt werden um im weiteren Vorgehen Anforderungen<br />

an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> ableiten zu können.<br />

Untersucht wird ein typischer Wochentag im Alltag von <strong>Familien</strong>,<br />

in denen alle Elternteile berufstätig sind.<br />

Entsprechend den definierten Handlungsfeldern der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> wurden drei Untersuchungsschwerpunkte<br />

(siehe Abbildung links) abgeleitet:<br />

- Allgemeine Organisation der Familie<br />

- Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

- Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

<strong>Die</strong>se unterteilen sich wiederum in konkrete Untersuchungsaspekte.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung erfolgt mit Hilfe von qualitativen Leitfadeninterviews<br />

(Fragebogen siehe Anhang A), welche sich aus einem<br />

Teil mit Faktenfragen sowie einem Teil mit Interpretationsfragen<br />

zusammensetzen.<br />

Anhand der Faktenfragen werden entsprechend der allgemeinen<br />

Organisation des <strong>Familien</strong>alltags das <strong>Familien</strong>modell mit den <strong>Familien</strong>mitgliedern,<br />

das Modell der Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts-<br />

und <strong>Familien</strong>arbeit sowie die familienunterstützenden sozialen<br />

Netzwerke ermittelt.<br />

Entsprechend der räumlichen Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

werden die Wohnsituation und die Wohnlage, die räumlichen Bezugsorte<br />

der Familie sowie die Mobilitätsmuster der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

und ihre Art der Fortbewegung ermittelt.<br />

Anhand von Faktenfragen zur zeitlichen Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

findet die Ermittlung von Zeitmustern und Takten sowie<br />

der Verwendung von Zeit statt.<br />

<strong>Die</strong> Interpretationsfragen dienen dazu die Alltagsorganisation<br />

der <strong>Familien</strong> zu hinterfragen um so durch direkte Nennung der<br />

Interviewpartner sowie durch spätere Analyse der Aussagen, in<br />

Bezug zu den grafischen Auswertungen der Interviews, Zeitkonflikte<br />

und Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag ermitteln<br />

zu können.<br />

Eine Überprüfung des Fragebogens fand im Vorfeld der Befragung<br />

anhand von Pretests statt.<br />

<strong>Die</strong> Interviews wurden jeweils mit einem Elternteil stellvertretend<br />

<strong>für</strong> die gesamte Familie durchgeführt und fanden, in Aprache mit<br />

den Interviewpartnern, am Arbeitsplatz der Interviewpartnerssoder<br />

in der Wohnung der <strong>Familien</strong> statt.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmergewinnung erfolgte über die Verteilung von Flyern<br />

(Flyer siehe Anhang A) über zwei familienrelevante Einrichtungen:<br />

- Montessorischule Aachen Reumontstraße, Städtische Gemeinschaftsgrundschule<br />

mit katholischem Bekenntniszweig: 308 Flyer,<br />

Ausgabe an die Schüler über die Klassenlehrer<br />

- AWO Kindertagesstätte Mittendrin, Goerdelerstraße Aachen: 74<br />

Flyer, Ausgabe an die Eltern über die Gruppenleiter<br />

l 31


Empirische Untersuchung<br />

Ziel und Methodik<br />

Untersuchungsannahmen<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Dezentrale Verwaltungseinrichtungen erleichtern den Alltag<br />

Durch dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung kann<br />

der Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag reduziert werden.<br />

Es gibt zu wenig Spielflächen und Freizeitangebote<br />

Um zu den Freizeitorten der Kinder zu gelangen ist ein hoher Zeitund<br />

Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />

Aufgrund von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />

des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag bewegen sich <strong>Familien</strong><br />

hauptsächlich mit dem Auto fort.<br />

Kinder gehen nicht mehr alleine<br />

Damit die Kinder in der aktuellen Verkehrssituation mit einem hohen<br />

motorisierten Verkehrsaufkommen sicher ans Ziel gelangen,<br />

werden sie von den Eltern gebracht.<br />

Aus dem theoretischen Teil dieser Arbeit können jeweils zwei<br />

Untersuchungsannahmen pro Handlungsfeld der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, bezüglich Zeitkonflikten und ihren Ursachen<br />

im <strong>Familien</strong>alltag, abgeleitet werden. <strong>Die</strong>se sollen in der empirischen<br />

Untersuchung überprüft und um weitere ermittelte<br />

Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitmangel<br />

ergänzt werden.<br />

Zeit<br />

Maximal ein Elternteil kann vollzeit arbeiten<br />

weil die Vereinbarkeit von Familie und Vollzeitberufstätigkeit beider<br />

Elternteile, aufgrund mangelnder Abstimmung der Schul-,<br />

Betreuungs- und Arbeitszeiten aufeinander, zur Zeit noch nicht<br />

möglich ist .<br />

Geschäfte haben geschlossen wenn <strong>Familien</strong> Zeit <strong>für</strong> Erledigungen<br />

hätten<br />

Öffnungszeiten von Einzelhandel, <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben, -unternehmen<br />

und der öffentlichen Verwaltung sind nur unzureichend<br />

auf den <strong>Familien</strong>alltag abgestimmt.<br />

l 32


Empirische Untersuchung<br />

Auswertung der Interviews<br />

2.2 Auswertung der Interviews<br />

Überblick über die untersuchten <strong>Familien</strong><br />

Interview 1<br />

Ehepaar<br />

4 Kinder: 14, 12, 10 und 4 Jahre<br />

Eltern beide vollzeit berufstätig<br />

Besonderheit<br />

Großeltern wohnen in der Nachbarschaft<br />

Interview 2<br />

Alleinerziehende Mutter<br />

1 Kind: 8 Jahre<br />

Mutter teilzeit berufstätig<br />

Besonderheit<br />

Vater nimmt Kind regelmäßig zu<br />

sich<br />

Partner der Mutter wohnt in der<br />

Nachbarschaft<br />

Interview 3<br />

Ehepaar<br />

1 Kind: 10 Jahre<br />

Vater vollzeit, Mutter teilzeit berufstätig<br />

Besonderheit<br />

zusätzliche Belastung: Kümmern um<br />

Großmutter, die als Pflegfall in betreutem<br />

Wohnen lebt<br />

Interview 4<br />

Ehepaar<br />

2 Kinder: 6 und 1,5 Jahre<br />

Eltern beide teilzeit berufstätig<br />

Im Folgenden werden diese sechs <strong>Familien</strong> untersucht. Bei der<br />

Auswahl der <strong>Familien</strong> wurde darauf geachtet, dass sie sich in<br />

der Organisation ihres Alltags unterscheiden um so ein breites<br />

Spektrum an Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitmangel ermitteln<br />

zu können.<br />

Interview 5<br />

Ehepaar<br />

3 Kinder: 2, 4 und 7 Jahre<br />

Vater und Mutter vollzeit bis überlang<br />

vollzeit berufstätig, Mutter<br />

selbstständig<br />

Besonderheit<br />

Au-Pair<br />

Interview 6<br />

Ehepaar<br />

2 Kinder: 9 und 4 Jahre<br />

Eltern beide vollzeit berufstätig<br />

l 33


Empirische Untersuchung<br />

Interview 1<br />

Datum: 11.01.2013<br />

Ort: Arbeitsplatz des Vaters<br />

Dauer: 14 Uhr bis 15.30 Uhr<br />

Interviewpartner: Vater<br />

l 34


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Die</strong> in Interview 1 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />

mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit .<br />

Der 42 Jahre alte Vater arbeitet vollzeit als Akademischer Oberrat,<br />

die 41-jährige Mutter ist als Lehrerin ebenfalls vollzeit erwerbstätig.<br />

Beide kümmern sich zu gleichen Teilen um ihre vier 4 bis 14<br />

Jahre alten Kinder und die Haushaltsarbeit.<br />

Teile der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit werden außerdem an familienunterstützende<br />

soziale Netzwerke abgegeben:<br />

<strong>Die</strong> Betreuung der Kinder wird regelmäßig über öffentliche Einrichtungen<br />

wie die Kindertagesstätte und die Offene Ganzstagsgrundschule<br />

als gesellschaftliches Netzwerk der Familie abgedeckt,<br />

des Weiteren kann auch auf das persönliche Netzwerk mit<br />

den in der Nachbarschaft wohnenden Großeltern zurückgegriffen<br />

werden.<br />

Über das tertiäre Netzwerk wird <strong>für</strong> 5 Stunden in der Woche eine<br />

Putzfrau in Anspruch genommen.<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

traditionelle Familie<br />

Vater<br />

- 42 Jahre alt<br />

- Akad. Oberrat<br />

Kind 2<br />

- 12 Jahre alt<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Mutter<br />

- 41 Jahre alt<br />

- Grundschullehrerin<br />

Kind 3<br />

- 10 Jahre alt<br />

Kind 1<br />

- 14 Jahre alt<br />

Kind 4<br />

- 4 Jahre alt<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

egalitär-erwerbsbezogen<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

beide Eltern vollzeit erwerbstätig,<br />

kümmern sich beide<br />

um Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

verwandtschaftlich:<br />

Großeltern<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS ,Kita<br />

teilweise Auslagerung der<br />

Haushalts- und familienarbeit:<br />

Putzfrau 5 Std./Woche, Kind<br />

3 Betreuung in OGS, Kind 4<br />

Betreuung in Kita<br />

tertiäre Netzwerke<br />

professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen:<br />

Putzfrau<br />

l 35


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Laurensberg<br />

A4<br />

L131<br />

L132<br />

Soers<br />

Haaren<br />

Doppelhaushälfte<br />

Eigentum<br />

7 Zimmer<br />

ca. 125 m²<br />

eigener Garten<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Hörn<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

Aachen<br />

S<br />

B57<br />

L136<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

Forst<br />

A544<br />

Verlautenheide<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht westlich außerhalb des Aachener<br />

Außenrings: Auf 125 m² bewohnt sie 7 Zimmer in einer Doppelhaushälfte<br />

als Eigentum mit privatem Garten.<br />

Das Wohnviertel der Familie ist durch freistehende Einfamilienhäuser<br />

sowie Doppelhäuser mit viel Begrünung und privat nutzbaren<br />

Freiräumen geprägt.<br />

Es ist eine sehr gute Infrastruktur vorhanden, welche alle Bedürfnisse<br />

des Alltags abdeckt, zusätzlich ist die Innenstadt mit weiterer<br />

Infrastruktur fußläufig erreichbar. Das Viertel ist durch Busse<br />

und die Nähe zu den Bahnhöfen Aachen West und Aachen Schanz<br />

gut Eilendorf an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden.<br />

Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />

5 Minuten zu erreichen.<br />

B264<br />

Burtscheid<br />

L260<br />

Beverau<br />

B258<br />

Schönforst<br />

Driescher Hof<br />

Brand<br />

Ronheide<br />

B57<br />

L23<br />

Preuswald<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

A44<br />

l 36


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 39<br />

Aufgrund der Anzahl der <strong>Familien</strong>mitglieder werden im <strong>Familien</strong>alltag<br />

viele räumliche Bezugsorte aufgesucht, welche sich auf<br />

weite Teile Aachens verteilen. Dabei ist jedoch eine Bündelung<br />

der räumlichen Bezugsorte um die Wohnung der Familie auffällig:<br />

<strong>Die</strong> Schulen und Betreuungseinrichtungen der Kinder, die Arbeitsplätze<br />

sowie die Versorgung und das Hobby von Kind 1 sind<br />

in einem Radius von 1200 m um die Wohnung herum angesiedelt.<br />

Lediglich Freunde der Kinder und Freizeitangebote der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

liegen außerhalb dieser räumlichen Bündelung.<br />

Wahlkriterien<br />

<strong>Die</strong> Wahl des Wohnortes wurde aufgrund der Nähe zum Arbeitsplatz<br />

der Eltern getroffen, wobei die Schulen und Betreuungseinrichtungen<br />

wiederum nach Wohnortnähe ausgewählt wurden.<br />

<strong>Die</strong> Versorgungseinrichtung <strong>für</strong> Besorgungen wird entsprechend<br />

der Lage auf dem Weg der Mutter ausgewählt.<br />

<strong>Die</strong> Hobbys der Familie wurden frei nach Interesse und zunächst<br />

unabhängig von bestehenden räumlichen Bezugsorten gewählt.<br />

Wenn ein gewünschtes Freizeitangebot in Aachen jedoch mehrfach<br />

angeboten wird, wie beispielsweise das Hobby von Kind<br />

1, spielt bei der Wahl der Einrichtung wiederum die Nähe zum<br />

Wohnort beziehungsweise die Erreichbarkeit die ausschlaggebende<br />

Rolle.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 40-42<br />

<strong>Die</strong> Mobilität des Vaters und der Kinder ist jeweils in 2, die der<br />

Mutter in 3 Wegeketten organisiert.<br />

Der Vater bringt in seiner ersten Wegekette zunächst Kind 4 zu<br />

Fuß in die Kita und geht weiter zur Arbeit. In der Mittagspause<br />

geht er zum Essen in die <strong>Stadt</strong> und nachmittags zu Fuß zurück<br />

nach Hause.<br />

In seiner zweiten, großräumigen, Wegekette fährt der Vater mit<br />

Kind 3 und Kind 4 zum Hobby von KInd 3, wobei sie auf dem Weg<br />

noch einen Abstecher machen um einen Freund abzuholen. Kind<br />

3 und der Freund werden beim Hobby abgesetzt, während der<br />

Vater mit Kind 4 weiter fährt um die Großeltern zu besuchen.<br />

Nach Ende des Hobbys fährt der Vater mit Kind 4 wieder zum Ort<br />

des Hobbys von Kind 3 und holt dieses und den Freund ab, um<br />

über einen Umweg den Freund wieder zuhause abzusetzen und<br />

zur Wohnung der Familie zu fahren.<br />

In ihrer ersten Wegekette fährt die Mutter von der Wohnung aus<br />

mit dem Fahrrad zur Arbeit und auf dem Rückweg nach Hause<br />

zwecksr kurzer Besorgungen bei einer Versorgungseinrichtung<br />

vorbei.<br />

In einer zweiten Wegekette holt sie Kind 4 aus der Kita ab und<br />

bringt es nach Hause.<br />

In ihrer dritten Wegekette fährt die Mutter zu ihrem Hobby und<br />

holt auf dem Rückweg Kind 2 und eine Freundin des KIndes ab,<br />

welche sie absetzt, bevor sie zurück zur Wohnung der Familie<br />

fährt.<br />

In ihrer ersten Wegekette gehen Kind 1 und 2 morgens gemeinsam<br />

zur Schule und nachmittags unabhängig voneinander zurück<br />

nach Hause.<br />

Kind 1 fährt mit dem Fahrrad in seiner zweiten Wegekette selbstständig<br />

zum Hobby und anschließend wieder nach Hause.<br />

Kind 2 wird in seiner zweiten Wegekette von den Eltern einer<br />

Freundin mit dem Auto zuhause abgeholt und zum Hobby gefahren.<br />

<strong>Die</strong> Mutter holt das Kind sowie die Freundin nach dem<br />

Hobby mit dem Auto ab und, über einen Abstecher um die Freundin<br />

nach Hause zu bringen, gelangt Kind 2 wieder nach Hause.<br />

Kind 3 geht in seiner ersten Wegekette selbstständig mit Freun-<br />

den zur Schule und anschließend wieder nach Hause.<br />

Nachmittags wird es vom Vater mit dem Auto zum Hobby gebracht,<br />

wobei sie einen Abstecher machen um einen Freund des<br />

Kindes mitzunehmen. Nach dem Hobby wird Kind 3, ebenfalls<br />

wieder über einen Abstecher zur Wohnung des Freundes, wieder<br />

nach Hause gefahren, was die zweite Wegekette des Tages bildet.<br />

In seiner ersten Wegekette wird Kind 4 morgens vom Vater zu Fuß<br />

zur Kindertagesstätte gebracht und dort mittags von der Mutter<br />

mit dem Fahrrad wieder abgeholt und nach Hause gebracht.<br />

Bei seiner Begleitmobilität von Kind 3 zum Hobby nimmt der Vater<br />

Kind 4 mit um mit ihm die in der Nähe des Hobbys von Kind<br />

3 wohnenden Großeltern zu besuchen. Deshalb fährt Kind 4 in<br />

seiner zweiten Wegekette zusammen mit dem Vater und Kind 3<br />

zum Wohnort des Freundes von Kind 3 um diesen abzuholen und<br />

die beiden zu ihrem gemeinsamen Hobby zu bringen. Anschließend<br />

fährt Kind 4 zusammen mit dem Vater zu den Großeltern.<br />

Auf dem Rückweg holt Kind 4 zusammen mit dem Vater Kind 3<br />

und dessen Freund mit dem Auto ab und sie fahren gemeinsam<br />

über einen Umweg, um den Freund nach Hause zu bringen, zurück<br />

zur Wohnung der Familie.<br />

Es fällt auf, dass die Mobilität von Kind 4 aufgrund der Begleitmobilität<br />

des Vaters sehr hoch ist.<br />

Begleitmobilität<br />

In der Familie ist eine auffällig hohe Begleitmobilität zu erkennen:<br />

Ca. 85% der Wege des Vaters und 50% der Wege der Mutter finden<br />

aufgrund von Begleitmobilität statt.<br />

<strong>Die</strong> Analyse zeigt, dass Kind 1 mit 14 Jahren alle seine Wege in<br />

selbstständiger Mobilität zurücklegt. Kind 2 und Kind 3 bewegen<br />

sich selbstständig zur Schule, werden jedoch zu ihren Hobbys<br />

begleitet, was bedeutet, dass Kind 2 50% und Kind 3 60% seiner<br />

Wege in Begleitmobilität zurücklegen. Kind 4 wird auf allen seinen<br />

Wegen begleitet.<br />

<strong>Die</strong> hohe Begleitmobilität entsteht vor allem durch die Begleitung<br />

der Wege zu den Hobbys, die die Kinder, im Gegensatz zu<br />

den Schulwegen, größtenteils nicht selbstständig zurücklegen.<br />

Als Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität sind bei Kind 4 das zu geringe<br />

l 37


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Fortbewegung<br />

Alter <strong>für</strong> selbstständige Mobilität, bei Kind 2 und 3 sind die weiten<br />

Wege zu den Hobbys ausschlaggebend: Den Kindern soll die<br />

selbstständige Nutzung des ÖPNV mit Umstiegen und Abstimmung<br />

der Fahrzeiten noch nicht zugemutet werden.<br />

<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches hauptsächlich <strong>für</strong> weitere<br />

Strecken und Begleitmobilität sowie <strong>für</strong> Großeinkäufe am Wochenende<br />

genutzt wird.<br />

Ansonsten bewegen sich die <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag hauptsächlich<br />

zu Fuß, die Mutter mit dem Fahrrad, fort.<br />

Gelegentlich nutzen auch der Vater und Kind 1 <strong>für</strong> sein Hobby das<br />

Fahrrad, KInd 4 wird von der Mutter teilweise mit dem Fahrrad<br />

transportiert.<br />

Bei schlechtem Wetter nutzt Kind 1 <strong>für</strong> den Weg zu seinem Hobby<br />

den Bus statt des Fahrrads.<br />

Gründe <strong>für</strong> die Nutzung des Autos sind die Bequemlichkeit und<br />

Schnelligkeit, die das Fortbewegungsmittel bietet.<br />

Hauptfortbewegung<br />

weitere<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

Kind 2<br />

begleitet<br />

Kind 3<br />

begleitet<br />

Kind 4<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

l 38


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Großeltern<br />

Hobby K3<br />

Freund K3<br />

Freundin K2<br />

Radius<br />

1200 m<br />

Kita K4<br />

Schule K3<br />

Mittagessen V<br />

Hobby M<br />

Arbeit V<br />

Wohnung<br />

Schule K1, K2<br />

Hobby K2<br />

Versorgungszentrum<br />

S<br />

Arbeit M<br />

S<br />

Hobby K1<br />

500 m<br />

l 39


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Mobilitätsmuster der Eltern<br />

Hobby K3<br />

Großeltern<br />

Freund K3<br />

Freundin K2<br />

Kita K4<br />

Schule K3<br />

Mittagessen V<br />

Hobby M<br />

Arbeit V<br />

Wohnung<br />

Schule K1, K2<br />

Hobby K2<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Vater<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Versorgungszentrum<br />

Hobby K1<br />

Arbeit M<br />

S<br />

S<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 40


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Mobilitätsmuster der Kinder 1 und 2<br />

Hobby K3<br />

Großeltern<br />

Freund K3<br />

Freundin K2<br />

Kita K4<br />

Schule K3<br />

Arbeit V<br />

Mittagessen V<br />

Hobby M<br />

Wohnung<br />

Schule K1, K2<br />

Hobby K2<br />

Kind 1<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Kind 2<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Versorgungszentrum<br />

Hobby K1<br />

Arbeit M<br />

S<br />

S<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 41


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Mobilitätsmuster der Kinder 3 und 4<br />

Hobby K3<br />

Großeltern<br />

Freund K3<br />

Freundin K2<br />

Kita K4<br />

Schule K3<br />

Mittagessen V<br />

Hobby M<br />

Arbeit V<br />

Schule K1, K2<br />

Hobby K2<br />

Wohnung<br />

Kind 3<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Kind 4<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Versorgungszentrum<br />

Versorgung<br />

Arbeit M<br />

Hobby K1<br />

S<br />

S<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 42


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Zeitmuster und Takt<br />

siehe Seite 44<br />

Der getaktete Zeitraum des Tages beginnt <strong>für</strong> alle <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

um 8 Uhr mit Schul- und Kitabeginn und endet mit durch<br />

die Hobbys vorgegebenen Takten zwischen 16.30 bei Kind 1 und<br />

18.45 Uhr bei Kind 3. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit der<br />

Familie, zwischen 9,25 und 11 Stunden je <strong>Familien</strong>mitglied, von<br />

Takten dominiert.<br />

Auffällig ist, dass beide Eltern ihre berufliche Arbeit nicht am<br />

Stück erledigen, sondern sie <strong>für</strong> Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit,<br />

verbunden mit Begleitmobilität, unterbrechen bzw. sie auf<br />

abends verschieben um sie zu erledigen wenn die Kinder teilweise<br />

schon im Bett liegen.<br />

Dadurch haben die Eltern am Tag selbst mehr Zeit <strong>für</strong> ihre Kinder,<br />

jedoch kaum Zeit <strong>für</strong> sich selbst. Der Zeitmangel des Vaters<br />

entsteht außerdem aufgrund eines großen Arbeitsvolumens,<br />

welches dazu führt, dass der Vater teilweise seine Arbeit nicht<br />

rechtzeitig abschließen kann um z.B. Kind 3 zum Hobby zu fahren,<br />

wodurch Zeitkonflikte im Alltag entstehen.<br />

Verwendung von Zeit<br />

siehe Seite 45<br />

<strong>Die</strong> Analyse zeigt, dass die Eltern an dem beschriebenen Tag nur<br />

wenig selbstbestimmte Zeit haben, wobei die Mutter jedoch insgesamt<br />

2 Stunden Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung hat, der Vater<br />

hingegen nur 0,5 Stunden. Im Interview beschreibt der Vater die<br />

Zeit, die ihm täglich <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung steht sowie die<br />

gemeinsame Freizeit der Familie und die Zeit mit seiner Frau als<br />

zu kurz.<br />

<strong>Die</strong> Kinder haben insgesamt einen hohen Anteil an Freizeit, wobei<br />

sich die selbstbestimmte Zeit bei Kind 3 und 4 jedoch aufteilt<br />

und von Obligationszeit unterbrochen wird.<br />

Auffällig ist eine hohe Wegezeit der Eltern und von Kind 3, welche<br />

zu großen Teilen durch Begleitmobilität bedingt ist. <strong>Die</strong> Wegezeit<br />

des Vaters ist mehr als dreimal so lang wie seine Freizeit, die der<br />

Mutter höher als ihre selbstbestimmte Zeit zuhause.<br />

<strong>Die</strong> gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit, welche an die letzten Takte des<br />

Tages und die damit verbundenen Wege anschließt, dauert 0,5<br />

Stunden und wird ausschließlich zweckgebunden <strong>für</strong> das Abendessen<br />

verwendet.<br />

l 43


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Zeitmuster und Takt<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

VaterVON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1 Kind 2 ERSTELLT<br />

Kind 3 Kind 4<br />

00:00<br />

00:00<br />

Interview 3<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1 Kind 2<br />

1:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

2:00<br />

Schlafen Schlafen Schlafen Schlafen<br />

Schlafen Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

3:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

5:00<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Mittagspause<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Weg<br />

Weg<br />

Hausaufgaben<br />

Weg<br />

Weg<br />

Familie &<br />

Hausaufgaben<br />

Arbeit<br />

Haushalt<br />

Freizeit<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

Freizeit<br />

Weg<br />

Weg<br />

Weg<br />

Weg<br />

Weg<br />

Weg<br />

Hausaufgaben<br />

Hobby<br />

Hobby<br />

Besuch<br />

Besuch Eltern<br />

Hobby<br />

Großeltern<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

Weg<br />

Familie &<br />

Freizeit<br />

Weg<br />

Haushalt<br />

Weg<br />

Weg<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Schule<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

fertig gemacht<br />

werden<br />

Weg<br />

Kita<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie fertigmachen<br />

Arbeitsbeginn Mutter, Schul-/Kitabeginn Weg<br />

Weg Kinder<br />

Arbeitsbeginn Weg Vater<br />

Arbeit<br />

fertigmachen<br />

Arbeit<br />

Übergang Schule/OGS Kind 2, selbstständig<br />

Weg<br />

Arbeitsschluss Mutter<br />

Schulschluss K1, Kitaschluss K4, abholen<br />

Schulschluss K2 Haushalt&Familie<br />

Beginn Hobby K1, selbstständig<br />

Schule<br />

Weg, Einkauf<br />

Ende Hobby Mutter - Ende Hobby K2, Abholen Mutter<br />

Freizeit<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Tagesmutter<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Ende Hobby K3, Abholen Vater<br />

OGS<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

Weg, K1 abholen<br />

Weg<br />

Weg, K1 abholen<br />

Arbeitsschluss Vater - Ende Hobby K1, selbstständig - Beginn Hobby K2<br />

Beginn Hobby K3, Abgabe Vater - Beginn Hobby Mutter<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie<br />

zu Bett gehen<br />

zu Bett gehen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Familie &<br />

Haushalt<br />

Arbeiten,<br />

Zuhause<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Arbeiten,<br />

Zuhause<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Takte<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

l 44


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Verwendung von Zeit<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

0,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 5,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

7,5 h<br />

Arbeit<br />

7,5 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8 h<br />

Arbeit<br />

6 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

9,5 h<br />

Freizeit<br />

4,25 h<br />

Freizeitangebot<br />

1,5 h<br />

Haushalt&<br />

Besuch Eltern 1,5 h<br />

Familie 2,75 h<br />

Mittagspause 0,75 h<br />

Arbeiten1,25 h Wege<br />

1,75 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

0,5 Stunden<br />

16 Stunden<br />

7,5 Stunden<br />

Haushalt<br />

&Familie<br />

4 h<br />

Arbeiten 2,25 h<br />

1 Stunden<br />

16 Stunden<br />

7 Stunden<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Wege 1,25 h<br />

Wege 1 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Schule<br />

6,25 h<br />

Hausaufgaben 0,5 h<br />

4,25 Stunden<br />

12 Stunden<br />

7,75 Stunden<br />

Kind 2 Kind 3<br />

Kind 4<br />

4,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 6 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 7 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

10,25 h<br />

Freizeit<br />

3,25 h<br />

Schule<br />

6,75 h<br />

Freizeitangebot<br />

1,5 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

10,5 h<br />

Freizeit<br />

2,25 h OGS<br />

2 h<br />

OGS<br />

1,75 h<br />

Schule<br />

4 h<br />

Freizeitangebot<br />

1,75 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

12 h<br />

Freizeit<br />

2,25 h<br />

Kita<br />

3,25 h<br />

Kita<br />

3 h<br />

Besuch Großeltern<br />

1,5 h<br />

Wege 1 h Hausaufgaben 0,75 h<br />

gem. Abendessen<br />

0,5 h<br />

3,25 Stunden<br />

12,5 Stunden<br />

8,25 Stunden<br />

Freizeit 0,5 h Freizeit 1 h Freizeitangebot 1 h<br />

Determinationszeit,<br />

Wege 1,25 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

4,25 Stunden<br />

12,25 Stunden<br />

7,5 Stunden<br />

Wege 1,5 h<br />

7 Stunden<br />

14 Stunden<br />

3 Stunden<br />

gem. Abendessen<br />

0,5 h<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

l 45


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 1<br />

Fazit Interview 1 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />

sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />

Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />

<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Trotz der zentralen Lage der Wohnung und der Bündelung<br />

des Großteils der räumlichen Bezugsorte gibt es eine hohe<br />

Wegezeit, besonders der Eltern.<br />

85% der Wege des Vaters und 50% der Wege der Mutter<br />

werden aufgrund von Begleitmobilität zurückgelegt. Es fällt<br />

auf, dass bis auf das jüngste Kind alle Kinder selbstständig<br />

zur Schule gehen, die Begleitmobilität besteht also fast ausschließlich<br />

aus Wegen zu Freizeitangeboten der Kinder.<br />

Der Grund <strong>für</strong> die Begleitmobilität ist die weite Entfernung<br />

der Freizeitangebote von der Wohnung der Familie. Den<br />

Kindern soll die selbstständige Nutzung des ÖPNV mit Umstiegen<br />

und Abstimmung der Fahrzeiten noch nicht zugemutet<br />

werden.<br />

<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei der<br />

Begleitmobilität aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />

sehr häufig auf das Auto.<br />

Zeit<br />

Mit 9,25 bis 11 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des<br />

Tages der Familie von Takten dominiert, wobei es außerhalb<br />

von Arbeit, Schule und Betreuung in der Familie häufig nur<br />

kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten, hauptsächlich zwischen<br />

0,25 und 2 Stunden, gibt.<br />

Jeweils ein Zeitfenster beziehungsweise Takt der Eltern ist<br />

durch das Hobby eines Kindes bestimmt.<br />

Durch Begleitmobilität wirken die Takte der Kinder auch<br />

direkt auf die Eltern ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />

Abstimmung von Terminen.<br />

Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 0,5 Stunden, welche<br />

<strong>für</strong> das Abendessen als zweckbestimmte Tätigkeit genutzt<br />

wird.<br />

<strong>Die</strong> Mutter hat 2 Stunden, der Vater an dem beschriebenen<br />

Tag gar keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung.<br />

Es gibt eine kurze Überschneidung der selbstbestimmten<br />

Zeit der Eltern, wodurch sie ca. 0,25 Stunden Zeit <strong>für</strong>einander<br />

haben.<br />

Schule<br />

Durch den frühen Schulbeginn um 8 Uhr ist eine stressfreie<br />

Gestaltung des Morgens der Familie nicht möglich. <strong>Die</strong> Verlegung<br />

des Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche<br />

Zeitfenster entzerren.<br />

Arbeit<br />

Aufgrund des großen Arbeitsvolumens des Vaters ist es<br />

<strong>für</strong> ihn schwierig seine Arbeit rechtzeitig zu beenden um<br />

beispielsweise Kind 3 zum Hobby zu fahren. Durch die<br />

Möglichkeit der flexiblen Aufteilung seiner Arbeitszeit verschiebt<br />

der Vater seine Arbeit teilweise bis spät in die Nacht.<br />

Betreuungsmöglichkeiten und Öffnungszeiten diverser Einrichtungen<br />

spielen im Alltag der Familie keine große Rolle,<br />

da der Vater an der RWTH Aachen flexible Arbeitszeiten hat<br />

und die Mutter als Lehrerin nachmittags zuhause ist. Außerdem<br />

können die zwei Straßen entfernt wohnenden Großeltern<br />

<strong>für</strong> die Kinderbetreuung einspringen.<br />

l 46


Empirische Untersuchung<br />

Interview 2<br />

Datum: 16.01.2013<br />

Ort: Wohnung der Familie<br />

Dauer: 14 Uhr bis 15.30 Uhr<br />

Interviewpartner: Mutter<br />

l 47


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Die</strong> in Interview 2 befragte Familie ist eine Ein-Elternteil-Familie<br />

mit einem familienbezogenen Ernährermodell.<br />

<strong>Die</strong> 35 Jahre alte Mutter arbeitet teilzeit als Bürokauffrau und<br />

kümmert sich teilzeit um ihre 8-jährige Tochter und den Haushalt.<br />

Ein Teil der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an<br />

familienunterstützende Netzwerke ausgelagert:<br />

Der von der Familie getrennt lebende Kindsvater betreut als Teil<br />

des persönlichen Netzwerkes der Familie das Kind regelmäßig<br />

Mittwoch nachmittags sowie jedes zweite Wochende.<br />

Auch der Freund der Mutter übernimmt als Teil des persönlichen<br />

Netzwerkes der Familie einige Aufgaben wie Einkaufen oder Kochen.<br />

Über die Offene Ganztagsschule als gesellschaftliches Netzwerk<br />

der Familie wird das Kind nach der Schule täglich bis 16 Uhr betreut.<br />

Wenn die Mutter einmal wöchentlich ihr Hobby ausübt greift die<br />

Familie auf ihr tertiäres Netzwerk zurück und lässt das Kind von<br />

einem Babysitter betreuen.<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

Ein-Elternteil-Familie<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Mutter<br />

- 35 Jahre alt<br />

- Bürokauffrau<br />

Kind 1<br />

- 8 Jahre alt<br />

Ein-Eltern-Ernährermodell<br />

familienbezogen<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

Mutter arbeitet teilzeit, kümmert<br />

sich teilzeit um Haushalt<br />

und Kind<br />

teilweise Auslagerung der<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

Betreuung des Kindes in OGS<br />

und durch Vater<br />

Übernehmen von Einkäufen<br />

durch in der Nähe wohnenden<br />

Partner der Mutter, Babysitter<br />

verwandtschaftlich:<br />

Kindsvater<br />

partnerschaftlich:<br />

Freund der Mutter<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

tertiäre Netzwerke<br />

<strong>Die</strong>nstleistung: Babysitter<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS<br />

l 48


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Laurensberg<br />

A4<br />

L131<br />

L132<br />

Soers<br />

Haaren<br />

B57<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Hörn<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

Aachen<br />

S<br />

L136<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

Forst<br />

A544<br />

Verlautenheide<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt südlich innerhalb des Außenrings im historischen<br />

<strong>Stadt</strong>kern Aachens. Auf 50 m² bewohnt sie zwei Zimmer<br />

zur Miete in einem Mehrfamilienhaus in mittlerer Wohnlage.<br />

Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />

Blockrandbebauung geprägt, welche selten Begrünung und privat<br />

oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />

Aufgrund der Lage im <strong>Stadt</strong>zentrum ist eine sehr gute Infrastruktur<br />

vorhanden, welche alle Bedürfnisse des Alltags abdeckt. Des<br />

Weiteren ist eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr<br />

durch die Nähe zu zahlreichen Bushaltestellen<br />

sowie Eilendorf durch die direkte Lage am Bahnhof Schanz vorhanden.<br />

Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />

10 Minuten zu erreichen.<br />

B264<br />

Burtscheid<br />

L260<br />

Beverau<br />

B258<br />

Schönforst<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Miete<br />

2 Zimmer<br />

Ronheide<br />

50 m²<br />

B57<br />

L23<br />

Driescher Hof<br />

Brand<br />

Preuswald<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

A44<br />

l 49


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 51<br />

Ihren Alltag hat die Familie zum großen Teil in einem Radius von<br />

weniger als 500 m um ihre Wohnung herum organisiert. Lediglich<br />

die aufgesuchte Versorgungseinrichtung sowie das Hobby des<br />

Kindes liegen weiter entfernt.<br />

Wahlkriterien<br />

<strong>Die</strong> fußläufige Erreichbarkeit der Innenstadt mit ihren <strong>für</strong> den<br />

Alltag relevanten Infrastrukturen und Einrichtungen war das ausschlaggebende<br />

Kriterium <strong>für</strong> die Wahl der Wohnlage in der <strong>Stadt</strong>.<br />

Dementsprechend wurde die Schule wohnortnah gewählt und<br />

der im Alltag aufgesuchte Bioladen liegt auf dem Arbeitsweg der<br />

Mutter.<br />

<strong>Die</strong> von der Wohnung weiter entfernten Versorgungseinrichtungen<br />

werden aufgrund günstiger Preise und eines großen Angebotes<br />

aufgesucht.<br />

Bei der Wahl der Freizeiteinrichtungen orientiert sich die Familie<br />

vor allem an Freunden und Interessen, die Entfernung zur Wohnung<br />

spielt hier keine Rolle.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 52,53<br />

Der Alltag der <strong>Familien</strong>mitglieder ist jeweils in zwei Wegeketten<br />

organisiert.<br />

In ihrer ersten Wegekette bewegen sich Mutter und Tochter morgens<br />

getrennt voneinander von der Wohnung aus zur Schule und<br />

zur Arbeit.<br />

<strong>Die</strong> Mutter macht innerhalb ihrer ersten Wegekette des Tages<br />

nach der Arbeit einen Abstecher zum Bioladen und besucht danach<br />

ihren Freund. Von dort aus holt sie ihre Tochter von der Offenen<br />

Ganztagsschule ab und geht gemeinsam mit ihr nach Hause.<br />

In einer zweiten Wegekette fährt sie die Tochter mit dem Auto<br />

zum Hobby. Um die Zeit zwischen Hinbringen und Abholen zum/<br />

vom Hobby der Tochter zu nutzen, nimmt die Mutter einen großen<br />

Umweg zu den Versorgungseinrichtungen in Kauf und holt<br />

die Tochter nach dem Einkaufen wieder beim Hobby ab um mit<br />

ihr gemeinsam nach Hause zu fahren.<br />

<strong>Die</strong> Tochter bewegt sich in ihrer ersten Wegekette in selbstständiger<br />

Mobilität zur Schule und geht nachmittags zusammen mit<br />

der Mutter nach Hause. Anschließend wird sie in ihrer zweiten<br />

Wegekette von der Mutter zum Hobby gefahren und anschließend<br />

wieder nach Hause gebracht.<br />

Begleitmobilität<br />

In der Familie gibt es eine hohe Begleitmobilität: Ca. 50% der<br />

Wege der Mutter sind durch Begleitmobilität bestimmt, wobei<br />

neben dem kurzen Rückweg von der Schule besonders die Begleitung<br />

zum Hobby ins Gewicht fällt. Das Kind legt 75% seiner<br />

Wege in Begleitmobilität zurück, wobei einer der beiden Schulwege<br />

sowie Hin- und Rückweg zum Hobby begleitet werden.<br />

<strong>Die</strong> Begleitmobilität auf dem Heimweg von der Schule begründet<br />

die Mutter damit, dass die Tochter nach der langen gemeinsamen<br />

Zeit mit vielen anderen Kindern nicht gerne alleine nach Hause<br />

gehen möchte.<br />

Zum Hobby wird das Kind begleitet, weil die Mutter das Kind<br />

noch nicht über weitere Strecken selbstständig dem Verkehr aussetzen<br />

möchte und es noch nicht <strong>für</strong> selbstständig genug hält<br />

alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und Umstiege<br />

und Fahrzeiten zu koordinieren.<br />

Fortbewegung<br />

<strong>Die</strong> meisten Wege der in Interview 2 befragten Familie werden<br />

aufgrund der zentralen Lage der Wohnung zu Fuß zurückgelegt.<br />

Das Auto der Familie wird aus Bequemlichkeit, Schnelligkeit sowie<br />

aufgrund der Flexibilität <strong>für</strong> die weiteren Wege zu den Hobbys<br />

und zu den entfernt liegenden Versorgungseinrichtungen<br />

genutzt.<br />

Obwohl eine gute Anbindung des Wohnviertels an den öffentlichen<br />

Personennahverkehr gegeben ist, kann sich die Mutter<br />

nicht vorstellen den Bus an Stelle des Autos zu nutzen, weil die<br />

Nutzung des ÖPNVs, wie sie im Interview erklärt, mit der Planung<br />

von Fahrzeiten und Umstiegen verbunden wäre, die sie sich im<br />

ohnehin schon stressigen Alltag ersparen möchte.<br />

<strong>Die</strong> mit der Nutzung des Autos verbundene Parkplatzsuche und<br />

das „viele Hin- und Hergefahre“, empfindet die Mutter jedoch als<br />

sehr lästig.<br />

Mutter<br />

Kind<br />

Hauptfortbewegung<br />

weitere<br />

begleitet<br />

l 50


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Arbeit M<br />

Radius<br />


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Mobilitätsmuster der Mutter<br />

+<br />

Arbeit M<br />

Bioladen<br />

Partner M<br />

Wohnung<br />

250 m<br />

Schule K<br />

Arbeit M<br />

Bioladen<br />

Partner M<br />

S<br />

Wohnung<br />

S<br />

Schule K<br />

Hobby K<br />

Versorgungszentrum<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 52


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Mobilitätsmuster des Kindes<br />

Arbeit M<br />

Bioladen<br />

Partner M<br />

S<br />

Wohnung<br />

S<br />

Schule K<br />

Hobby K<br />

Versorgungszentrum<br />

Kind<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 53


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Zeitmuster und Takt<br />

siehe Seite 55<br />

Der getaktete Zeitraum der Familie von 10 Stunden beginnt um 8<br />

Uhr mit dem Schulbeginn und endet um 18 Uhr nach dem Hobby<br />

des Kindes. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit der Familie von<br />

Takten dominiert.<br />

Durch den frühen Schulbeginn um 8 Uhr beginnt die Zeitnot der<br />

Familie bereits am Morgen. Durch eine Verlegung des Schulbeginns<br />

auf 9 Uhr könnte das morgendliche Zeitfenster entzerrt<br />

werden.<br />

Es ist auffällig, dass es außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung<br />

eine starke Taktung mit kurzen Zeitfenstern bei der Mutter<br />

sowie auch bei der Tochter gibt.<br />

Bei der Mutter sind die 4 durch Takte vorgegebenen Zeitfenster<br />

jeweils 1 bis 1,75 Stunden, bei der Tochter sind die 2 Zeitfenster<br />

jeweils 1 bis 1,25 Stunden lang. Dadurch stehen in kurzer Zeit<br />

jeweils neue Tätigkeiten verbunden mit Ortswechseln an, wodurch<br />

bei der Mutter das Gefühl entsteht, wie sie im Interview<br />

beschreibt, sie habe <strong>für</strong> alle Tätigkeiten zu wenig Zeit. Bei der Abholung<br />

des Kindes aus der Offenen Ganzstagsschule fühlt sich die<br />

Mutter, aufgrund unflexibler Abholzeiten, besonders stark in ein<br />

Zeitraster gepresst. Ein erweitertes Zeitfenster von einer Stunde<br />

<strong>für</strong> die Abholung würde den Alltag der alleinerziehenden Mutter<br />

erleichtern.<br />

Verwendung von Zeit<br />

siehe Seite 56<br />

<strong>Die</strong> Verwendung von Zeit im Fall der Mutter zeigt, dass lediglich<br />

5 Stunden des Tages fremdbestimmt sind. Durch die starke Taktung<br />

wird jedoch die Obligationszeit von 16,75 Stunden sowie<br />

auch die Freizeit von insgesamt 2,25 Stunden, welche die Mutter<br />

komplett selbstbestimmt nutzt, in einzelne Zeitfenster unterteilt.<br />

Im Interview beschreibt die Mutter, dass sie ihre Freizeit als zu<br />

kurz empfindet.<br />

<strong>Die</strong> Wegezeit der Mutter ist mit 2,5 Stunden höher als ihre Freizeit<br />

mit 2,25 Stunden und das, obwohl die Familie ihren Wohnort<br />

und die Schule der Tochter so ausgewählt hat, dass kurze Wege<br />

im Alltag möglich sind. <strong>Die</strong>se hohen Wegezeiten sowie das mit<br />

der hohen Mobilität und den räumlich und zeitlich zu koordinierenden<br />

räumlichen Bezugsorten verbundene Zeitmanagement<br />

beschreibt die Mutter im Alltag als besonders belastend.<br />

<strong>Die</strong> Dispositionszeit des Kindes ist ebenfalls unterteilt und wird<br />

durch Obligationszeit und Determinationszeit unterbrochen. Zuhause<br />

verbringt das Kind nur 1,25 Stunden selbstbestimmte Zeit.<br />

<strong>Die</strong> Wegezeit des Kindes ist mit 1,5 Stunden, wie bei der Mutter,<br />

höher als seine selbstbestimmte Zeit zuhause.<br />

Durch die hohe Begleitmobilität wirken fast alle Taktgeber der<br />

Tochter auch direkt auf die Mutter ein, lediglich der Übergang der<br />

Tochter von der Schule zur Offenen Ganztagsschule betrifft die<br />

Mutter nicht.<br />

Erst ab 18 Uhr wirken keine Takte mehr auf die Familie ein. Nach<br />

dieser taktbestimmten Zeit hat die Familie 1,25 Stunden Zeit<br />

<strong>für</strong>einander bevor das Kind zu Bett geht und die Mutter sich der<br />

Hausarbeit widmet, bevor sie sich vor dem Zubettgehen um 22<br />

Uhr eine Stunde Zeit <strong>für</strong> sich nimmt.<br />

Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />

Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />

Weiterhin fehlen im <strong>Familien</strong>alltag weitere planbare und kurzfristige<br />

Betreuungsmöglichkeiten, beispielsweise wenn Überstunden<br />

im Büro gemacht werden müssen.<br />

l 54


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

Interview 1<br />

Interview 3<br />

Zeitmuster und Takt<br />

Verwendung von Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1 Kind 2<br />

Mutter VON EINEM Kind AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT 1<br />

ERSTELLT<br />

00:00<br />

Mutter<br />

1:00<br />

2:00<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

3:00<br />

2,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit 1 h<br />

Freizeit b. Freund 1,25 h<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Besuch Partner<br />

Weg<br />

Zuhause<br />

Weg<br />

Einkaufen<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

Weg<br />

Zuhause<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

fertigmachen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Schulbeginn Kind, selbstständig<br />

Weg<br />

Arbeitsbeginn Mutter<br />

Arbeit<br />

Arbeit<br />

Übergang Schule/OGS Kind, selbstständig<br />

Arbeitsschluss Mutter<br />

Weg, Einkauf<br />

Ende Hobby Kind, Abholen Mutter<br />

gem.Abendessen<br />

Weg<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

Schulschluss Kind, Abholen Mutter<br />

Weg, K1 abholen<br />

Haushalt&Familie<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Tagesmutter<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

Weg, K1 abholen<br />

Beginn Hobby Kind, Abgabe Mutter<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

zu Bett gehen<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8,5 h<br />

Haushalt<br />

& Familie<br />

4,75 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

12 h<br />

Arbeit<br />

5 h<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Wege<br />

2,5 h<br />

2,25 Stunden<br />

16,75 Stunden<br />

5 Stunden<br />

Einkaufen 0,5 h<br />

Zuhause 0,5 h<br />

Kind 1<br />

4,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit 1,25 h<br />

OGS<br />

2 h<br />

OGS 2 h<br />

Schule<br />

3,75 h<br />

Freizeitangebot 1 h<br />

Takte<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Wege 1,5 h<br />

Zuhause 0,5 h<br />

3,25 Stunden<br />

14 Stunden<br />

6,75 Stunden<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

l 55


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 2<br />

Fazit Interview 2 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

<strong>Die</strong> Familie sucht, aufgrund des großen und günstigen Angebots,<br />

im Alltag Discounter auf, wodurch ein hoher Zeitund<br />

Mobilitätsaufwand entsteht.<br />

Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />

sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />

Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />

<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Familie sind auffällig hoch,<br />

obwohl sie ihre räumlichen Bezugsorte größtenteils wohnungsnah<br />

gebündelt hat: <strong>Die</strong> Wegezeit von Mutter und<br />

Kind sind jeweils höher als die selbstbestimmte Zeit am Tag.<br />

50% der Wege der alleinerziehenden Mutter werden aufgrund<br />

von Begleitmobilität zurückgelegt, davon ein Hinund<br />

Rückweg zur Abholung des Kindes von der Schule, sowie<br />

der Hin- und Rückweg zum Hobby des Kindes.<br />

Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität: <strong>Die</strong> Mutter möchte das Kind<br />

noch nicht über weitere Strecken selbstständig dem Verkehr<br />

aussetzen und hält es nicht <strong>für</strong> selbstständig genug<br />

alleine mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, weshalb<br />

sie es zum Hobby bringt. Zur wohnortnahen Schule geht<br />

das Kind alleine, wird jedoch von der Mutter nachmittags<br />

abgeholt, da es nicht alleine nach Hause gehen möchte.<br />

<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt bei der Begleitmobilität<br />

zum Hobby aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />

sehr häufig auf das Auto. <strong>Die</strong> mit der Nutzung des<br />

Autos verbundene Parkplatzsuche empfindet die Mutter<br />

jedoch als lästig.<br />

Zeit<br />

Mit 10 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des Tages<br />

der Familie von Takten dominiert, wobei eine hohe Taktung<br />

des Alltags auffällt: Außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung<br />

wirken auf die Mutter weitere 4 Takte mit einer Länge<br />

der Zeitfenster von durchschnittlich 1,25 Stunden und<br />

auf das Kind 2 Takte, wobei die Zeitfenster durchschnittlich<br />

1,13 Stunden lang sind.<br />

Ein Zeitfenster von Mutter und Kind ist durch das Hobby<br />

des Kindes bestimmt.<br />

Durch Begleitmobilität wirken die Takte des Kindes auch<br />

direkt auf die Mutter ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />

Abstimmung von Terminen.<br />

Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 1,25 Stunden, die<br />

hauptsächlich <strong>für</strong> zweckbestimmte Tätigkeiten genutzt<br />

wird.<br />

<strong>Die</strong> Freizeit der Mutter von 2,25 Stunden, in denen sie 1,25<br />

Stunden mit ihrem Partner verbringt, wird von der Mutter<br />

als zu kurz empfunden.<br />

Betreuung<br />

<strong>Die</strong> Mutter empfindet die Abholzeiten in der OGS als zu unflexibel.<br />

Ein erweitertes Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung von einer<br />

Stunde würde den Alltag der alleinerziehenden Mutter<br />

erleichtern.<br />

Es mangelt an zusätzlichen Betreuungsmöglichkeiten, vor<br />

allem wenn Überstunden im Büro gemacht werden müssen.<br />

Schule<br />

Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh. <strong>Die</strong> Verlegung des<br />

Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche Zeitfenster<br />

der Familie entzerren.<br />

l 56


Empirische Untersuchung<br />

Interview 3<br />

Datum: 18.01.2013<br />

Ort: Wohnung der Familie<br />

Dauer: 11 Uhr bis 12.15 Uhr<br />

Interviewpartner: Mutter<br />

l 57


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Die</strong> in Interview 3 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />

mit einem modernisierten Modell der Aufteilung der Erwerbs-,<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

Der 54-jährige Vater arbeitet vollzeit als Informatiker, die 52-jährige<br />

Mutter ist als Sekretärin teilzeit erwerbstätig und kümmert<br />

sich teilzeit um ihren 10-jährigen Sohn und den Haushalt.<br />

Ein Teil der <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an familienunterstützende<br />

Netzwerke ausgelagert; so findet die Betreuung des Kindes<br />

teilweise durch Freunde der Familie und damit durch das<br />

persönliche Netzwerk statt, außerdem wird der Sohn nach der<br />

Schule teilweise bis 16 Uhr über die Offene Ganztagsschule als<br />

gesellschaftliches Netzwerk der Familie betreut.<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

traditionelle Familie<br />

Vater<br />

- 54 Jahre alt<br />

- Informatiker<br />

Kind<br />

- 10 Jahre alt<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Mutter<br />

- 52 Jahre alt<br />

- Sekretärin<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

modernisiert<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

Vater vollzeit erwerbstätig<br />

freundschaftlich:<br />

Betreuung<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS<br />

Mutter teilzeit erwerbstätig,<br />

kümmert sich teilzeit um<br />

Haushalt und Familie<br />

teilweise Auslagerung der<br />

<strong>Familien</strong>arbeit:<br />

Betreuung des Kindes in<br />

der OGS, Betreuung durch<br />

Freunde<br />

tertiäre Netzwerke<br />

zusätzliche Belastung: Kümmern<br />

um Großmutter, die als<br />

Pflegfall in betreutem Wohnen<br />

lebt<br />

l 58


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Laurensberg<br />

A4<br />

L131<br />

L132<br />

Soers<br />

Haaren<br />

B57<br />

L136<br />

A544<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht südöstlich außerhalb des Prager<br />

Rings und somit am <strong>Stadt</strong>rand Aachens: Auf 95 m² bewohnt<br />

Verlautenheide<br />

sie vier Zimmer zur Miete in einer Doppelhaushälfte mit privatem<br />

Garten und Terrasse in mittlerer Wohnlage.<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Hörn<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

B264<br />

Ronheide<br />

Aachen<br />

S<br />

Burtscheid<br />

Einfamilienhaus<br />

Miete<br />

4 Zimmer<br />

95 m²<br />

B57Garten, Terrasse L23<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

L260<br />

Beverau<br />

Forst<br />

B258 Schönforst<br />

Driescher Hof<br />

Das Wohnviertel der Familie ist durch Einfamilienhäuser als Doppelhäuser<br />

sowie in Reihenbebauung geprägt. Zu den stärker<br />

befahrenen Straßen hin ist es durch Mehrfamilienhäuser abgegrenzt.<br />

<strong>Die</strong> Einfamilienhäuser verfügen über privat nutzbare Freiräume,<br />

die Mehrfamilienhäuser bieten gemeinschaftlich nutzbare<br />

Grün- und Freiflächen.<br />

Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />

10 Minuten Fußweg erreichbar. Durch eine hohe Taktung der Buslinien<br />

Eilendorf<br />

entlang der Triererstraße sowie die gute Erreichbarkeit des<br />

Bahnhofs Rothe Erde ist eine gute Anbindung an das Netz des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs gegeben.<br />

Von der Wohnung aus sind Wiesen und kleinere Wälder zu Fuß<br />

innerhalb von 5 Minuten sowie öffentliche Grünanlagen in ca. 10<br />

Minuten zu erreichen.<br />

Brand<br />

Preuswald<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

A44<br />

l 59


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 62<br />

Auffällig ist in dieser Familie die weiträumige Verteilung der<br />

räumlichen Bezugsorte in der <strong>Stadt</strong>. Gleichzeitig zeigt sich jedoch<br />

eine Bündelung von räumlichen Bezugsorten um den Parkplatz<br />

herum, der morgens als räumlicher Ausgangspunkt <strong>für</strong> die weitere<br />

Bewegung der <strong>Familien</strong>mitglieder in der <strong>Stadt</strong> dient. Um den<br />

Parkplatz herum befinden sich in einem Radius von 500 m den<br />

Arbeitsplatz des Vaters, die Schule des Kindes und die regelmäßig<br />

aufgesuchte Versorgungseinrichtung.<br />

Eine zusätzliche räumliche Nähe gibt es zwischen der Wohnung<br />

der Familie und den Freunden des Kindes.<br />

Wahlkriterien<br />

Als Grund <strong>für</strong> die Wahl der Wohnlage am <strong>Stadt</strong>rand nannte die<br />

Mutter im Gespräch vor allem die niedrigen Mieten. Weiterhin<br />

hätten bei der Wahl der Wohnung eine Rolle gespielt, dass bereits<br />

Freunde der Familie in der Nachbarschaft wohnten, das Zentrum<br />

auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut zu erreichen ist und die<br />

Gegend einen hohen Freizeitwert aufweist.<br />

Da das Kind eine Montessorischule besuchen sollte, in der wohnortnahen<br />

Montessorischule jedoch keinen Platz bekommen hat,<br />

wählte die Familie eine Montessorischule in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />

des Vaters.<br />

<strong>Die</strong> von der Familie gewählte Versorgungseinrichtung befindet<br />

sich in direkter Nähe zum Parkplatz des Autos und somit auf dem<br />

Weg der Mutter von der Arbeit zum Auto.<br />

Freizeiteinrichtungen werden von der Familie hauptsächlich nach<br />

Empfehlung gewählt.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 63,64<br />

<strong>Die</strong> gesamte Familie fährt morgens mit dem Auto von ihrer Wohnung<br />

zum Parkplatz in der Nähe des Arbeitsplatzes des Vaters,<br />

welcher, wie bereits beschrieben, als räumlicher Ausgangspunkt<br />

<strong>für</strong> die weitere Bewegung der <strong>Familien</strong>mitglieder in der <strong>Stadt</strong><br />

dient.<br />

Der Vater organisiert seine gesamte Mobilität in einer Wegekette:<br />

Vom Parkplatz aus geht er zur Arbeit und begibt sich nach Arbeitsschluss<br />

zu Fuß zu seinem Hobby, von wo aus er abschließend<br />

mit dem Bus nach Hause fährt.<br />

<strong>Die</strong> großräumige Mobilität der Mutter ist in zwei Wegeketten organisiert:<br />

Vom Parkplatz aus geht die Mutter ein Stück gemeinsam<br />

mit ihrem Sohn, bis sich ihre Wege trennen und die Mutter<br />

sich ins <strong>Stadt</strong>zentrum zur Arbeit begibt.<br />

Nach Arbeits- und Schulschluss geht sie wieder zum Parkplatz,<br />

von wo aus sie einen kurzen Abstecher zur Versorgung macht<br />

und sich anschließend mit dem Kind trifft. Gemeinsam fahren die<br />

beiden mit dem Auto zum Hobby des Kindes und von dort aus<br />

nach Hause.<br />

In einer zweiten Wegekette fährt die Mutter von der Wohnung<br />

aus mit dem Auto nach Laurensberg um sich um ihre kranke Mutter<br />

zu kümmern.<br />

Das Mobilitätsmuster des Kindes weist ebenfalls zwei Wegeketten<br />

auf: In der ersten Wegekette geht es vom Parkplatz ein Stück<br />

gemeinsam mit seiner Mutter und legt ca. die letzten 100 Meter<br />

des Schulweges in selbstständiger Mobilität zurück. Nach der<br />

Schule bewegt es sich selbstständig zum Parkplatz um sich dort<br />

mit der Mutter zu treffen und von ihr zum Hobby und anschließend<br />

nach Hause gefahren zu werden.<br />

<strong>Die</strong> zweite Wegekette im Alltag bildet der Weg zu seinen Freunden<br />

in der Nachbarschaft sowie abends der Weg zurück nach<br />

Hause. <strong>Die</strong>se Wege legt das Kind ebenfalls in selbstständiger Mobilität<br />

zurück.<br />

Begleitmobilität<br />

Insgesamt sind 30% der Wege der Mutter durch Begleitmobilität<br />

bedingt, der Vater legt keine keine zusätzlichen Wege aufgrunddessen<br />

zurück.<br />

Ca. 50% der Wege des Kindes sind begleitet, wobei besonders der<br />

Weg zur Schule und zum Hobby ins Gewicht fällt.<br />

<strong>Die</strong> Begleitmobilität ist in dieser Familie dadurch begründet, dass<br />

die Eltern dem Kind die weiten Wege zu Schule und Hobby noch<br />

nicht alleine zumuten möchten, bzw. das Kind noch nicht <strong>für</strong><br />

selbstständig genug halten diese Wege alleine zu bewältigen, da<br />

die Nutzung des Busses mit Umstiegen verbunden wäre. <strong>Die</strong> Mutter<br />

erläutert, dass das Kind sich komplett selbstständig zur Schule<br />

und zum Hobby bewegen könnte wenn es mehr Direktverbindungen<br />

im öffentlichen Personennahverkehr geben würde.<br />

l 60


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Fortbewegung<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind1<br />

Hauptfortbewegung<br />

weitere<br />

<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches eines der Hauptfortbewegungsmittel<br />

im <strong>Familien</strong>alltag darstellt. Es wird vor allem <strong>für</strong> den<br />

morgendlichen Weg zum Parkplatz, <strong>für</strong> das Einkaufen und <strong>für</strong> die<br />

Fahrt zum Hobby des Kindes sowie <strong>für</strong> den Weg nach Hause von<br />

Mutter und Kind nach Schul- und Arbeitsschluss genutzt.<br />

Zusätzlich legen alle <strong>Familien</strong>mitglieder Strecken zu Fuß zurück.<br />

Wenn eine gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr<br />

vorhanden ist, nutzen die Eltern in selbstständiger Mobilität<br />

vorwiegend den Bus.<br />

Weiterhin nutzen alle <strong>Familien</strong>mitglieder im Alltag gelegentlich<br />

das Fahrrad.<br />

Nach Laurensberg fährt die Mutter aufgrund der schlechten Verbindung<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs ebenfalls mit<br />

dem Auto.<br />

Wunsch<br />

begleitet<br />

Im Interview erklärte die Mutter, dass das Auto morgens gewählt<br />

werde, weil alle <strong>Familien</strong>mitglieder in Zeitnot sind um das Kind<br />

rechtzeitig am Parkplatz abzusetzen, damit es zu Schulbeginn um<br />

8 Uhr in der Schule ist. <strong>Die</strong> Fortbewegung mit dem Auto ist in der<br />

Situation großen Zeitdrucks die schnellste und bequemste Art.<br />

Genauso verhält es sich mit dem Hobby des Kindes, welches eine<br />

halbe Stunde nach Arbeits- und Schulschluss beginnt.<br />

+<br />

Am liebsten wäre es den Eltern, wenn sie die Wege, die sie mit<br />

dem Auto zurücklegen mit dem Bus oder Fahrrad zurücklegen<br />

könnten. Solange das Kind aufgrund fehlender Direktverbindungend<br />

des ÖPNVs morgens um 8 Uhr in die Schule und nachmittags<br />

zum Hobby gebracht werden muss, sind sie jedoch besonders<br />

<strong>für</strong> den schnellen und unkomplizierten Transport des Kindes<br />

auf das Auto angewiesen. Würde die Schule um 9 Uhr beginnen<br />

würde die Familie es zeitlich schaffen morgens gemeinsam mit<br />

dem Bus in die <strong>Stadt</strong> zu fahren. Gäbe es mehr Direktverbindungen<br />

des ÖPNVs, könnte sich das Kind außerdem selbstständig<br />

zum Hobby und zur Schule bewegen.<br />

l 61


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Großmutter<br />

Hobby K<br />

Arbeit M<br />

Hobby V<br />

S<br />

S<br />

Versorgungszentrum<br />

Schule K<br />

Parken<br />

Arbeit V<br />

Radius<br />

500 m<br />

Wohnung<br />

Freund K<br />

500 m<br />

l 62


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Mobilitätsmuster der Eltern<br />

Großmutter<br />

Hobby K<br />

Arbeit M<br />

Hobby V<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Vater<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Versorgungszentrum<br />

Schule K<br />

Parken<br />

S<br />

S<br />

Wohnung<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Arbeit V<br />

Freund K<br />

l 63


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Mobilitätsmuster des Kindes<br />

Großmutter<br />

Hobby K<br />

Arbeit M<br />

Hobby V<br />

S<br />

Kind<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Schule K<br />

Versorgungszentrum<br />

Parken<br />

Arbeit V<br />

S<br />

Wohnung<br />

Freund K<br />

l 64


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Interview 2<br />

Zeitmuster VON EINEM und AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Takt<br />

ERSTELLT VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1 Kind 2<br />

Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind<br />

ERSTELLT<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Arbeit Arbeit Schule<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Weg, Einkaufen<br />

Hobby K<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Hausaufgaben<br />

Freizeit,<br />

Freunde in der<br />

Nachbarschaft<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Weg<br />

kümmern Mutter<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

fertigmachen<br />

Interview 3<br />

Schlafen<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie<br />

Schulbeginn Kind, Arbeitsbeginn Weg Vater<br />

Arbeitsbeginn Mutter<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Arbeitsschluss Vater<br />

Beginn Hobby Vater<br />

Weg, Einkauf<br />

Ende gem.Abendessen<br />

Hobby Vater<br />

Haushalt&Familie<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Arbeitsschluss Mutter, Schulschluss Kind<br />

Beginn Hobby Kind Haushalt&Familie<br />

Ende Hobby Kind<br />

Weg, K1 abholen<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Tagesmutter<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

Weg, K1 abholen<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

Der getaktete Zeitraum beginnt in dieser Familie um 8 Uhr. Mit 7<br />

Stunden bei Mutter und Kind, sowie 10,75 Stunden beim Vater ist<br />

damit zwar, wie bei den anderen interviewten <strong>Familien</strong> auch, der<br />

Großteil der aktiven Zeit der <strong>Familien</strong> von Takten dominiert, der<br />

getaktete Zeitraum ist im Verhältnis jedoch auffällig kurz.<br />

<strong>Die</strong>s liegt daran, dass die Hobbys der Familie, welche jeweils 2<br />

Zeitfenster pro <strong>Familien</strong>mitglied bestimmen, zeitlich so gelegt<br />

sind, dass sie sich direkt an die fremdbestimmte Zeit durch Arbeit<br />

oder Schule anschließen. Dadurch entsteht in der Schlussphase<br />

der Arbeit Zeitdruck und zwischen Arbeit und Hobby ein enges<br />

Zeitfenster <strong>für</strong> den Weg. Das Zeitfenster zwischen Arbeitsschluss<br />

und Abholen des Kindes beschreibt die Mutter als besonders<br />

stressig, da es, wie sie im Interview ausführt, schwer sei die Arbeit<br />

pünktlich zu beenden, da das Arbeitsvolumen ihrer Teilzeitstelle<br />

zu groß sei. Flexibel einteilbare Arbeitszeiten sowie ein längeres<br />

Zeitfenster, beispielsweise von einer Stunde, zur Abholung des<br />

Kindes würden die Zeitnot der Mutter reduzieren.<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

<strong>Die</strong> restliche Zeit des Tages nach dem Hobby, <strong>für</strong> Mutter und Kind<br />

ab 15 Uhr, <strong>für</strong> den Vater ab 18.30 Uhr, ist durch die Bündelung der<br />

getakteten Zeitfenster jedoch frei von Takten. Dadurch kann die<br />

Mutter sich die Zeit <strong>für</strong> ihre zweckgebundenen Tätigkeiten und<br />

das Kind seine Dispositionszeit nachmittags frei einteilen.<br />

<strong>Die</strong> Familie hat am Abend 1,5 Stunden gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit<br />

zuhause. <strong>Die</strong> Hälfte dieser Zeit wird <strong>für</strong> das gemeinsame Abendessen<br />

genutzt.<br />

Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />

Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />

Takte<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT<br />

ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

ERSTELLT<br />

l 65


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Verwendung von Zeit<br />

Vater<br />

Freizeit 1,5 h<br />

2,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeitangebot 1 h<br />

Mutter<br />

1,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit 1,5 h<br />

Freizeitangebot<br />

Kind 0,5 h<br />

Haushalt&<br />

Familie 2 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8 h<br />

Wege 1,25 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

10,75 h<br />

gem. Abendessen 0,75 h<br />

Kind<br />

Freizeit<br />

3,5 h<br />

Arbeit<br />

9,5h<br />

1,5 Stunden<br />

12 Stunden<br />

10,5 Stunden<br />

4 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Schule<br />

6,25 h<br />

Freizeitangebot 0,5 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8 h<br />

Haushalt<br />

&Familie<br />

3,75 h<br />

Arbeit<br />

6 h<br />

Wege<br />

2,5 h gem. Abendessen 0,75 h<br />

Kümmern um Mutter 1 h<br />

1,5 Stunden<br />

16,75 Stunden<br />

6,5 Stunden<br />

Wie die Verwendung von Zeit zeigt, sind die Wegezeiten von Vater<br />

und Sohn mit 1,25 Sunden in Betrachtung der Entfernung der<br />

Wohnung zu den weiteren räumlichen Bezugsorten sowie in Bezug<br />

zu der Zeit der beiden <strong>für</strong> sich selbst, welche beim Vater bei<br />

2,5 Stunden und beim Sohn bei 4 Stunden liegt, nicht besonders<br />

hoch.<br />

Im Gegensatz dazu steht die Verwendung von Zeit der Mutter:<br />

<strong>Die</strong>se verfügt nur über 1,5 Stunden selbstbestimmte Freizeit,<br />

während sie, auch aufgrund der weiten Wege zu ihrer kranken<br />

Mutter nach Laurensberg, an diesem Tag 2,5 Stunden <strong>für</strong> Wege<br />

nutzt.<br />

Im Interview beschreibt die Mutter die Zeit, die ihr täglich <strong>für</strong> sich<br />

selbst zur Verfügung steht, sowie die gemeinsame Freizeit der Familie<br />

und die Zeit mit ihrem Mann als zu kurz.<br />

Auffällig ist, dass die Mutter im Interview die Wegezeiten häufig<br />

mit „ist man ja schnell“ oder „fährt man kurz“ beschreibt. Dementsprechend<br />

ist bei ihr kein Gefühl da<strong>für</strong> vorhanden ist, dass diese<br />

Wegezeiten eine Ursache <strong>für</strong> ihre im Interview beschriebene Zeitnot<br />

im Alltag darstellen könnten.<br />

Hausaufgaben 1 h<br />

gem. Abendessen 0,75 h<br />

Wege 1,25 h<br />

3,5 Stunden<br />

13,75 Stunden<br />

6,75 Stunden<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

l 66


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 3<br />

Fazit Interview 3 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />

der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />

<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />

Durch die Wahl der Hobbys außerhalb der Bündelung der<br />

sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch entstehenden<br />

Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />

<strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

In der Familie gibt es eine hohe Wegezeit der <strong>Familien</strong>mitglieder,<br />

speziell der Mutter durch ihre zusätzliche Wegekette<br />

zu ihrer pflegebedürftigen Mutter.<br />

30% der Wege der Mutter werden aufgrund von Begleitmobilität<br />

zum Hobby des Kindes zurückgelegt.<br />

Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität sind zu wenige Direktverbindungen<br />

des ÖPNV, dem Kind soll der selbstständige Umstieg<br />

nicht zugemutet werden.<br />

<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei der<br />

Begleitmobilität aus Gründen der Schnelligkeit und Flexibilität<br />

sehr häufig auf das Auto.<br />

Zeit<br />

Auch in dieser Familie, ist mit 7 Stunden bei Mutter und Kind<br />

sowie 10,75 Stunden beim Vater, der Großteil der aktiven<br />

Zeit des Tages von Takten bestimmt. Dabei stehen häufig<br />

nur kurze Zeitfenster zur Verfügung. Außerhalb der Arbeit<br />

wirken jeweils 2 weitere Takte auf die Eltern ein, wobei die<br />

Zeitfenster beim Vater durchschnittlich 0,63 Stunden und<br />

bei der Mutter 0,5 Stunden lang sind.<br />

Ein Zeitfenster von Mutter und Kind ist durch das Hobby<br />

des Kindes bestimmt.<br />

Dadurch, dass die Familie ihre Hobbys in direkten Anschluss<br />

an Arbeit und Schule legt, entstehen in der Übergangszeit<br />

kurze Zeitfenster, nach dem Hobby ist die Zeit der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

da<strong>für</strong> jedoch frei von Takten.<br />

Durch Begleitmobilität wirken die Takte des Kindes auch<br />

direkt auf die Mutter ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />

Abstimmung von Terminen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeit von 1,5 Stunden wird hauptsächlich <strong>für</strong><br />

zweckbestimmte Tätigkeiten genutzt, wodurch nach dem<br />

Empfinden der Mutter zu wenig frei nutzbare gemeinsame<br />

Zeit der Familie im Alltag vorhanden ist<br />

Schule<br />

Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh, sodass eine stressfreie<br />

Gestaltung des Morgens nicht möglich ist. <strong>Die</strong> Verlegung<br />

des Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche<br />

Zeitfenster entzerren.<br />

Arbeit<br />

Das Arbeitsvolumen der Teilzeitstelle der Mutter ist zu groß,<br />

sodass es nach Angabe der Mutter schwer sei pünktlich<br />

Schluss zu machen wenn sie das Kind zum Hobby fahren<br />

oder einen anderen Termin wahrnehmen müsse.<br />

<strong>Die</strong> Mutter empfindet ihre Arbeitszeiten als zu unflexibel.<br />

In bestimmten Situationen würde sie gerne früher gehen<br />

und frei entscheiden wann sie ein anderes Mal da<strong>für</strong> länger<br />

arbeitet.<br />

l 67


Empirische Untersuchung<br />

Interview 4<br />

Datum: 21.01.2013<br />

Ort: Wohnung der Familie<br />

Dauer: 19.30 Uhr bis 20.40 Uhr<br />

Interviewpartner: Mutter<br />

l 68


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Die</strong> in Interview 4 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />

mit einem egalitär-familienbezogenen Modell der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

Beide Eltern sind 35 Jahre alt, arbeiten teilzeit als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter an der RWTH Aachen und kümmern sich gemeinsam<br />

um die beiden 6- und 1,5-jährigen Söhne und den Haushalt.<br />

Ein Teil der <strong>Familien</strong>arbeit wird außerdem an familienunterstützende<br />

Netzwerke ausgelagert:<br />

So nutzt die Familie die Offene Ganztagsschule als gesellschaftliches<br />

Netzwerk, wo Kind 1 nach der Schule täglich bis 16 Uhr<br />

betreut wird.<br />

<strong>Die</strong> Betreuung von Kind 2 erfolgt 5 Stunden täglich durch eine<br />

Tagesmutter und damit über das tertiäre Netzwerk der Familie.<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

traditionelle Familie<br />

Vater<br />

- 35 Jahre alt<br />

- wissenschaftl. Mitarb.<br />

Kind 1<br />

- 6 Jahre alt<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Mutter<br />

- 35 Jahre alt<br />

- wissenschaftl. Mitarb.<br />

Kind 2<br />

- 1,5 Jahre alt<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

egalitär-familienbezogen<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS<br />

beide Eltern teilzeit erwerbstätig<br />

(Mutter 60% Vater 75%),<br />

kümmern sich beide um<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

teilweise Auslagerung der<br />

<strong>Familien</strong>arbeit:<br />

OGS, Tagesmutter 5 Std. tgl.<br />

tertiäre Netzwerke<br />

Einrichtungen der<br />

Sozialen Arbeit:<br />

Tagesmutter<br />

l 69


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Laurensberg<br />

A4<br />

L131<br />

L132<br />

Soers<br />

Haaren<br />

B57<br />

Hörn<br />

L136<br />

A544<br />

Verlautenheide<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt zentrumsnah südöstlich außerhalb des Aachener<br />

Außenrings. Auf 95 m² bewohnt sie vier Zimmer zur Miete in<br />

einem Mehrfamilienhaus mit privatem Balkon in mittlerer Wohnlage.<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

B264<br />

Aachen<br />

S<br />

Burtscheid<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

L260<br />

Beverau<br />

Forst<br />

B258<br />

Schönforst<br />

Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />

Blockrandbebauung geprägt, die selten Begrünung und nur teilweise<br />

privat oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />

Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />

10 Minuten zu erreichen.<br />

Aufgrund Eilendorf der Nähe zu zahlreichen Bushaltestellen sowie zum<br />

Hauptbahnhof Aachen ist eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />

Personennahverkehr vorhanden.<br />

Öffentliche Grünanlagen sind von der Wohnung aus zu Fuß in ca.<br />

5 Minuten erreichbar.<br />

Preuswald<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Miete<br />

4 Zimmer<br />

95 m² Ronheide<br />

priv. Balkon<br />

B57<br />

L23<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

Driescher Hof<br />

A44<br />

Brand<br />

l 70


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 72<br />

<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte der Familie liegen weiträumig in der<br />

<strong>Stadt</strong> verteilt.<br />

Wahlkriterien<br />

<strong>Die</strong> Wahlkriterien <strong>für</strong> die Wohnung waren <strong>für</strong> die Familie, die ohne<br />

Ortskenntnisse nach Aachen zog, eine ausreichende Größe und<br />

die Lage in Aachen selbst und damit im gleichen Ort wie die Arbeitsstellen<br />

der Eltern.<br />

Da Kind 1 eine Montessorischule besuchen und den Schulweg<br />

auch fußläufig alleine zurücklegen können sollte, entschied sich<br />

die Familie <strong>für</strong> die Einrichtung in der Reumontstraße. Außerdem<br />

ging die Familie davon aus, dass auch andere <strong>Familien</strong> sich <strong>für</strong><br />

diese Einrichtung aufgrund der Nähe zur Wohnung entscheiden<br />

würden und so wohnortnahe Freundschaften entstehen könnten.<br />

<strong>Die</strong> Betreuung von Kind 2 durch eine Tagesmutter wurde aufgrund<br />

eines Mangels an öffentlichen Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter<br />

Dreijährige gewählt. <strong>Die</strong> Entscheidung fiel dabei auf die gewählte<br />

Tagesmutter, weil sie eine kostengünstige Betreuung anbietet<br />

und Kind 2 dadurch einen Tag mehr in der Woche als bei anderen<br />

privaten Angeboten betreut werden kann.<br />

Entsprechend der Lage auf dem Weg des Vaters werden die Versorgungseinrichtungen<br />

ausgewählt.<br />

Der Ort <strong>für</strong> das Hobby des Vaters ist dadurch bedingt, dass der<br />

Vater nur dort sein altes Hobby in Aachen ausüben kann.<br />

<strong>Die</strong> Familie würde ihre räumlichen Bezugsorte gerne wohnortnah<br />

bündeln, auf Grund eines Mangels an familiengerechten in das<br />

Haushaltsbudget der Familie passenden Mietwohnungen ist dies<br />

jedoch nicht möglich.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 73,74<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung der Mobilitätsmuster zeigt, dass die Mobilität<br />

der Eltern jeweils in zwei Wegeketten unterteilt ist, wobei die erste<br />

jeweils vier und die zweite Wegekette zwei räumliche Bezugsorte<br />

miteinander verbindet.<br />

In der ersten Wegekette des Tages fährt der Vater mit dem Fahrrad<br />

über einen Umweg zur Arbeit um Kind 2 bei der Tagesmutter<br />

abzugeben. Von seinem Arbeitsplatz aus fährt er abends über einen<br />

Abstecher zur Versorgung zur Wohnung zurück.<br />

Am späten Abend legt der Vater seine zweite Wegekette zurück<br />

indem er mit dem Auto zum Hobby und wieder nach Hause fährt.<br />

Von der Wohnung aus bringt die Mutter in ihrer ersten Wegekette<br />

morgens Kind1 mit dem Auto zur Schule und fährt selbst weiter<br />

zur Arbeit. Von dort aus holt sie mittags Kind 2 ab und fährt mit<br />

ihm nach Hause.<br />

Nachmittags fährt sie erneut los um Kind1 aus der Schule abzuholen,<br />

dies bildet ihre zweite Wegekette.<br />

Wie die Untersuchung des Mobilitätsmusters von Kind 1 zeigt,<br />

ist sein Alltag in einer Wegekette, die vollständig von der Mutter<br />

begleitet wird, organisiert. Das Kind bewegt sich im <strong>Stadt</strong>raum<br />

lediglich von der Wohnung zur Schule und wieder zurück. <strong>Die</strong><br />

Fortbewgung erfolgt ausschließlich mit dem Auto.<br />

Kind 2 legt zwei Wegeketten zurück: Ausgehend von der Wohnung<br />

wird es morgens vom Vater mit dem Fahrrad zur Tagesmutter<br />

gebracht und mittags von der Mutter mit dem Auto abgeholt<br />

und nach Hause gebracht. <strong>Die</strong> zweite Wegekette bildet der Weg<br />

mit der Mutter zur Schule um Kind 1 mit dem Auto abzuholen<br />

und der Rückweg nach Hause.<br />

Begleitmobilität<br />

<strong>Die</strong> Wege der Mutter sind zu ca. 70% und die des Vaters zu ca.<br />

15% durch Begleitmobilität bedingt, da sich keines der Kinder im<br />

Alltag in selbstständiger Mobilität fortbewegt<br />

Als Gründe <strong>für</strong> die Begleitmobilität des 6-jährigen Kindes 1 nennt<br />

die Mutter den gesellschaftlichen Druck: von den Eltern werde<br />

erwartet, dass sie ihre Kinder abholen. Im Fall von Kind 2 ist das<br />

zu geringe Alter <strong>für</strong> eine selbstständige Mobilität von 1,5 Jahren<br />

ausschlaggebend <strong>für</strong> die Begleitmobilität.<br />

Fortbewegung<br />

<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches neben dem Fahrrad im Falle<br />

des Vaters und dem Bus bei der Mutter das Hauptfortbewegungsmittel<br />

im Alltag darstellt. <strong>Die</strong> Eltern organisieren es so, dass der<br />

Elternteil, der sich nachmittags um die Kinder kümmert und sie<br />

abholt das Auto zur Verfügung hat. Somit findet der Großteil der<br />

Mobilität der Kinder aufgrund von Schnelligkeit und Bequemlichkeit<br />

mit dem Auto statt.<br />

Aber nicht nur die Zeitnot und Bequemlichkeit der Eltern spielt<br />

eine Rolle <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität mit dem Auto, so hat<br />

Kind1 keine Lust nach der Schule zu Fuß nach Hause zu gehen,<br />

sondern möchte aus Bequemlichkeit mit dem Auto abgeholt werden.<br />

<strong>Die</strong> Mutter empfindet jedoch, wie sie im Interview erläutert, die<br />

mit der Nutzung des Autos verbundene zeitaufwändige Parkplatzsuche<br />

und das viele Hin- und Herfahren in der <strong>Stadt</strong> als stressig<br />

und lästig.<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind1<br />

Kind2<br />

Hauptfortbewegung<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

begleitet begleitet begleitet<br />

weitere<br />

begleitet<br />

l 71


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Hobby V<br />

Arbeit M<br />

Arbeit V<br />

Versorgungszentrum<br />

S<br />

Schule K1<br />

S<br />

Wohnung<br />

Tagesmutter K2<br />

500 m<br />

l 72


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Mobilitätsmuster der Eltern<br />

Hobby V<br />

Arbeit M<br />

Arbeit V<br />

Versorgungszentrum<br />

S<br />

Schule K1<br />

S<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Vater<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Wohnung<br />

Tagesmutter K2<br />

l 73


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Mobilitätsmuster der Kinder<br />

Hobby V<br />

Arbeit M<br />

Arbeit V<br />

Versorgungszentrum<br />

S<br />

Kind 1<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Kind 2<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

Schule K1<br />

S<br />

Wohnung<br />

Tagesmutter K2<br />

500 m<br />

l 74


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Zeitmuster VON EINEM und Takt AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

2<br />

Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1<br />

Kind 2 ERSTELLT<br />

00:00<br />

6:00<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Weg, Einkauf<br />

gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Interview 3<br />

Zeitliche Organisation im <strong>Familien</strong>alltag<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg, K1 abholen<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Freizeit<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Tagesmutter<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

Weg, K1 abholen<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Schlafen<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie<br />

Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter Weg<br />

Arbeitsbeginn Mutter<br />

Abgabe Kind Weg 2, Abgabe Vater<br />

Arbeitsbeginn Vater<br />

Arbeitsschluss Vater<br />

Weg, Einkauf<br />

gem.Abendessen<br />

Weg<br />

Beginn Hobby Vater<br />

Hobby<br />

Ende Hobby Vater<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Interview 3<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Der getaktete ERSTELLT Zeitraum der Familie beginnt zwischen 7.45 und<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 8.15 1 Uhr und endet Kind 2 bei der Mutter und den Kindern um 15.45 und<br />

beim Vater um 22.30 Uhr. Damit ist der Großteil der aktiven Zeit<br />

des Tages der Familie, 7,25 Stunden bei Kind 2, 8 Stunden bei der<br />

Mutter und Kind 1, sowie 14,75 Stunden beim Vater, von Takten<br />

dominiert.<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Arbeit<br />

Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />

Arbeitsschluss Mutter<br />

Arbeit<br />

Betreuungsende Kind 2, Abholen WegMutter<br />

Haushalt&Familie<br />

Schulschluss Kind 1, Abholen Mutter<br />

Weg, K1 abholen<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

Haushalt&Familie<br />

Schlafen<br />

Schlafen Außerhalb von Schlafen Arbeit, Schule und Betreuung gibt es, besonders<br />

der Obligationszeit Freizeit entsteht ein Gefühl von Zeitnot, welches sie<br />

fertigmachen<br />

Wegder Eltern<br />

fertiggemacht<br />

besonders<br />

w.<br />

zwischen der morgendlichen Abgabe der<br />

Kinder und Arbeitsbeginn, Weg außerdem fühlt sich die Mutter durch<br />

Schule<br />

OGS<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

bei der Mutter, häufig nur kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten. Auf<br />

beide Eltern wirken außerhalb der Arbeit jeweils 3 Takte ein,<br />

wobei die Zeitfenster des Vaters mit 0,25 bis 3 Stunden durchschnittlich<br />

1,75 Stunden lang sind, die der Mutter mit 0,25 bis<br />

2,75 Stunden durchschnittlich 1,17 Stunden. Durch die kurzen<br />

Zeitfenster der Mutter <strong>für</strong> unterschiedliche Tätigkeiten innerhalb<br />

im Interview beschreibt. Zeitkonflikte entstehen im Zeitmuster<br />

die engen Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung der Kinder besonders in<br />

ein Zeitraster gepresst.<br />

Aufgrund eines zu großen Arbeitsvolumens <strong>für</strong> ihre Teilzeitstelle<br />

fällt es der Mutter Tagesmutter häufig schwer die Arbeit rechtzeitig zu beenden<br />

um die räumlichen Bezugsorte weiterer anstehender Takte,<br />

wie beispielsweise das Betreuungsende von Kind 2, innerhalb der<br />

entstehenden Zeitfenster zu erreichen.<br />

Anschließend Weg an die getaktete Zeit und die Obligationszeit in<br />

der der Weg nach Hause zurückgelegt wird, steht den Kindern<br />

ab 16.15 Uhr Dispositionszeit zur Verfügung, welche um 18 Uhr<br />

durch die <strong>Familien</strong>zeit Mittagsschlaf von insgesamt 2 Stunden, welche aus gemeinsamem<br />

Abendessen und anschließendem zu Bett gehen<br />

der Kinder besteht, beendet wird. Wenn die Kinder im Bett liegen<br />

Weg, K1 abholen<br />

haben auch die Eltern Zeit <strong>für</strong> sich selbst, wobei der Vater diese<br />

Zeit zur Ausübung seines Hobbys nutzt und die Mutter diese Zeit<br />

selbstbestimmt verbringt.<br />

Ein spezielles Zeitproblem im Alltag der Familie entsteht in den<br />

Schulferien aufgrund von fehlenden Ganztages-Betreuungsangeboten.<br />

zu Bett gehen<br />

Takte<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

Schlafen<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

l 75


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Verwendung von Zeit<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8 h<br />

Haushalt&<br />

Familie 2 h<br />

Einkaufen 0,25 h<br />

Wege 1,75 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

12,5 h<br />

Vater<br />

Mutter<br />

2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeitangebot 2 h<br />

13 Stunden<br />

11 Stunden<br />

Arbeit<br />

9 h<br />

gem. Abendessen 1 h<br />

Kind 1 Kind 2<br />

3,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit 1,75 h<br />

OGS<br />

2 h<br />

OGS<br />

2 h<br />

Schule<br />

4 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8,5 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

12 h<br />

Freizeit<br />

2 h<br />

Haushalt<br />

&Familie<br />

6,25 h<br />

Freizeit<br />

2,75 h<br />

Arbeit<br />

4,25 h<br />

2 Stunden<br />

17,75 Stunden<br />

4,25 Stunden<br />

gem. Abendessen 1 h<br />

Wege 2 h<br />

Tagesmutter<br />

2,25 h<br />

Tagesmutter<br />

2,25 h<br />

<strong>Die</strong> Verwendung der Zeit des Vaters teilt sich fast gleichmäßig<br />

in Obligations- und Determinationszeit auf. Seine Freizeit nutzt<br />

der Vater zur Ausübung seines Hobbys und damit <strong>für</strong> fremdbestimmte<br />

Zeit, wodurch er am Tag keine selbstbestimmte Zeit zur<br />

Verfügung hat.<br />

<strong>Die</strong> Zeit der Mutter besteht zu 3/4 aus Obligationszeit. Durch die<br />

Aufspaltung des Tages in 5 Zeitfenster wird diese Obligationzeit<br />

und damit verbunden angefangene Tätigkeiten jedoch immer<br />

wieder durch andere Tätigkeiten unterbrochen. Lediglich 4,25<br />

Stunden ihres Tages sind fremdbestimmt.<br />

<strong>Die</strong> Verwendung von Zeit im Alltag der in Interview 4 befragten<br />

Familie zeigt, dass bei den Eltern eine hohe Wegezeit anfällt, die<br />

in etwa der Freizeit am Tag entspricht. <strong>Die</strong>se hohen Wegezeiten<br />

sowie das mit der hohen Mobilität und den räumlich und zeitlich<br />

zu koordinierenden räumlichen Bezugsorten verbundene<br />

Zeitmanagement beschreibt die Mutter im Alltag als besonders<br />

belastend. <strong>Die</strong> Zeit, die ihr täglich <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung<br />

steht sowie die gemeinsame Freizeit der Familie und die Zeit mit<br />

ihrem Mann empfindet die Mutter im Alltag als zu kurz.<br />

<strong>Die</strong> selbstbestimmte Zeit der Kinder wird durch Obligationszeit<br />

unterbrochen und teilt sich auf in Freizeit, welche in der Offenen<br />

Ganztagsschule bzw. bei der Tagesmutter verbracht wird, sowie<br />

Freizeit zuhause.<br />

Mittagsschlaf 2,5 h<br />

gem. Abendessen 1 h<br />

Wege 0,75 h<br />

3,5 Stunden<br />

13,75 Stunden<br />

6,75 Stunden<br />

Wege 1,25 h<br />

5 Stunden<br />

16,75 Stunden<br />

2,25 Stunden<br />

gem. Abendessen 0,75 h<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

l 76


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 4<br />

Fazit Interview 4 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />

der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />

<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />

Durch die Wahl des Hobbys des Vaters außerhalb der Bündelung<br />

der sonstigen räumlichen Bezugsorte ist <strong>für</strong> die dadurch<br />

entstehenden Wege ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Eltern sind in etwa genauso<br />

lang wie die Zeit der Eltern am Tag <strong>für</strong> sich selbst.<br />

70% der Wege der Mutter und 15% des Vaters werden aufgrund<br />

von Begleitmobilität zurückgelegt.<br />

Der Hauptgrund <strong>für</strong> die Begleitmobilität des Schulkindes ist<br />

der gesellschaftliche Druck, das Kind nicht der Verkehrssituation<br />

mit dem hohen motoristierten Verkehrsaufkommen<br />

auszusetzen.<br />

<strong>Die</strong> Wahl des Fortbewegungsmittels fällt besonders bei<br />

Begleitmobilität aufgrund von Schnelligkeit und Bequemlichkeit<br />

hauptsächlich auf das Auto, die Parkplatzsuche wird<br />

allerdings als lästig empfunden.<br />

Zeit<br />

Mit 7,25 bis 8 Stunden bei Mutter und Kindern sowie 14,75<br />

Stunden beim Vater, ist der Großteil der Familie von Takten<br />

bestimmt. Dabei stehen häufig nur kurze Zeitfenster<br />

zur Verfügung. Außerhalb der Arbeitszeit wirken jeweils 3<br />

weitere Takte auf die Eltern ein, wobei die Zeitfenster beim<br />

Vater durchschnittlich 1,75 Stunden und bei der Mutter 1,17<br />

Stunden lang sind.<br />

Durch Begleitmobilität wirken die Takte der Kinder auch<br />

direkt auf die Eltern ein und erfordern eine hohe zeitliche<br />

Abstimmung von Terminen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Familien</strong>zeit von 2 Stunden wird ausschließlich <strong>für</strong><br />

zweckgebundene Tätigkeiten genutzt. <strong>Die</strong> Mutter hätte<br />

gerne mehr Zeit <strong>für</strong> gemeinsame <strong>Familien</strong>freizeit im Alltag.<br />

Beiden Elternteilen stehen 2 Stunden Freizeit zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> Freizeit der Mutter, welche ausschließlich selbstbestimmt<br />

genutzt wird, wird jedoch häufig unterbrochen,<br />

beispielsweise durch das erneute Zubettbringen der Kinder,<br />

die nicht schlafen können. <strong>Die</strong> Zeit <strong>für</strong> sich selbst wird<br />

von der Mutter als zu kurz empfunden.<br />

<strong>Die</strong> Eltern verbingen an dem untersuchten Tag keine gemeinsame<br />

Freizeit miteinander.<br />

Betreuung<br />

In öffentlichen Betreuungseinrichtungen sind nicht ausreichend<br />

Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige vorhanden,<br />

weshalb Kind 2 privat bei einer Tagesmutter betreut wird.<br />

Es mangelt an planbaren Betreuungsmöglichkeiten, besonders<br />

in Randzeiten nach der Schule oder der Betreuung der<br />

Kinder durch OGS oder Tagesmutter.<br />

<strong>Die</strong> fehlende Abstimmung von Betreuungs- und Arbeitszeiten<br />

wird besonders zu Arbeitsschluss und anschließendem<br />

Abholen des Kindes, in diesem Fall Kind 2 von der Tagesmutter,<br />

wahrgenommen. Generell werden die Zeitfenster<br />

<strong>für</strong> die Abholung der Kinder als zu eng empfunden.<br />

Durch das Fehlen von Ganztages-Betreuungsangeboten in<br />

der Ferienzeit entsteht in den Schulferien Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag.<br />

Arbeit<br />

Das Arbeitsvolumen der Teilzeitstelle der Mutter ist zu groß,<br />

wodurch die Arbeit häufig nicht rechtzeitig beendet werden<br />

kann.<br />

l 77


Empirische Untersuchung<br />

Interview 5<br />

Datum: 22.01.2013<br />

Ort: Arbeitsplatz der Mutter<br />

Dauer: 16.30 Uhr bis 17.30 Uhr<br />

Interviewpartner: Mutter<br />

l 78


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Die</strong> in Interview 5 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />

mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

Der Vater ist 38 Jahre alt und arbeitet vollzeit bis überlang vollzeit<br />

als Geschäftsentwickler, die Mutter ist 39 Jahre alt und arbeitet als<br />

selbstständige Ärztin ebenfalls vollzeit bis überlang vollzeit. <strong>Die</strong><br />

drei Kinder sind 7, 4 und 2 Jahre alt. Ihre Betreuung sowie auch<br />

die restliche Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit wird größtenteils an<br />

familienunterstützende Natzwerke abgegeben:<br />

Das Aupair übernimmt als persönliches Netzwerk 2 bis 3 Stunden<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit täglich, wobei es <strong>für</strong> die Vorbereitung<br />

von Frühstück und Abendessen sowie das Abholen, Begleiten<br />

und Betreuen der Kinder zuständig ist.<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

traditionelle Familie<br />

Vater<br />

- 38 Jahre alt<br />

- Geschäftsentwickler<br />

Kind 1<br />

- 7 Jahre alt<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

Mutter<br />

- 39 Jahre alt<br />

- selbstständige Ärztin<br />

Kind 2<br />

- 4 Jahre alt<br />

Kind 3<br />

- 2 Jahre alt<br />

Das gesellschaftliche Netzwerk deckt durch die Offene Ganztagsschule<br />

die nachmittägliche Betreuung von Kind 1 ab.<br />

<strong>Die</strong> Betreuung der Kinder 2 und 3 erfolgt durch eine Tagesmutter<br />

und eine Kindertagesstätte über das tertiäre Netzwerk der Familie.<br />

Ebenfalls über das tertiäre Netzwerk werden 3 Stunden Hausarbeit<br />

in der Woche durch eine Putzfrau abgedeckt.<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

egalitär-erwerbsbezogen<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

beide Eltern vollzeit bis überlang<br />

erwerbstätig<br />

Aupair<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS<br />

großteilige Auslagerung der<br />

Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

Putzfrau 3 Std./Woche,<br />

Aupair kümmert sich um<br />

Frühstück und Abendessen<br />

sowie Abholen der Kinder<br />

(2-3 Std. tgl. Haushalts- und<br />

<strong>Familien</strong>arbeit), Betreuung<br />

der Kinder außerdem in OGS,<br />

Kita und durch Tagesmutter<br />

professionelle <strong>Die</strong>nstleistungen:<br />

Putzfrau<br />

tertiäre Netzwerke<br />

Einrichtungen der<br />

Sozialen Arbeit:<br />

Tagesmutter, Kita<br />

l 79


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Einfamilienhaus<br />

Laurensberg<br />

Miete<br />

5 Zimmer<br />

180 m²<br />

Garten, Terrasse<br />

L131<br />

L132<br />

A4<br />

Soers<br />

Haaren<br />

B57<br />

L136<br />

A544<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt familiengerecht südlich der Autobahn A4 am<br />

Verlautenheide<br />

<strong>Stadt</strong>rand Aachens: Auf 180 m² bewohnt sie 5 Zimmer zur Miete<br />

in einem Einfamilienhaus mit privatem Garten und Terrasse in<br />

mittlerer Wohnlage.<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Hörn<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

B264<br />

Aachen<br />

S<br />

Burtscheid<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

L260<br />

Beverau<br />

Forst<br />

B258<br />

Schönforst<br />

Das Wohnviertel der Familie ist größtenteils durch freistehende<br />

Einfamilienhäuser und Einfamilienhäuser in Reihenbebauung<br />

sowie durch einige Mehrfamilienhäuser geprägt. <strong>Die</strong> Einfamilienhäuser<br />

verfügen über privat nutzbare Freiräume, die Mehrfamilienhäuser<br />

bieten gemeinschaftlich nutzbare Grün- und Freiflächen.<br />

Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind in ca.<br />

10 Eilendorf Minuten Fußweg erreichbar, eine Anbindung an den öffentlichen<br />

Personennahverkehr ist durch drei Buslinien gegeben.<br />

Öffentliche Grünanlagen sind zu Fuß in ca. 5 Minuten zu erreichen.<br />

Driescher Hof<br />

Brand<br />

Ronheide<br />

B57<br />

L23<br />

Preuswald<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

A44<br />

l 80


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 83<br />

<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte der Familie liegen, bis auf die Wohnung<br />

selbst, in einem Radius von 1200 m um den Arbeitsplatz der<br />

Mutter herum.<br />

Wahlkriterien<br />

Ausschlaggebend <strong>für</strong> die Wahl der Wohnung waren eine ausreichende<br />

Größe <strong>für</strong> die fünfköpfige Familie sowie der Wunsch nach<br />

einem privaten Garten.<br />

<strong>Die</strong> Praxis der Mutter liegt im Ärztehaus in direkter Nähe zum<br />

Luisenhospital. Besonders die Arbeitsortnähe zur Praxis sowie<br />

die langen Öffnungs- und flexiblen Bring- und Abholzeiten, im<br />

Gegensatz zu öffentlichen Einrichtungen, waren <strong>für</strong> die Wahl der<br />

privaten Kita und der Tagesmutter relevant. Weiterhin spielten<br />

bei der Wahl der Kita eine bilinguale Erziehung sowie die musikalische<br />

und naturwissenschaftliche Früherziehung der Kinder eine<br />

Rolle. Für das jüngste Kind entschied sich die Familie bis zum regulären<br />

Kindergartenalter des Kindes <strong>für</strong> die familiäre Betreuung<br />

bei einer Tagesmutter mit guter Reputation.<br />

Das Hobby des jüngsten Kindes und des Vaters wurde aufgrund<br />

der Tatsache, dass die Mutter mit der Einrichtung vertraut ist, im<br />

Ärtzehaus am Luisenhospital gewählt.<br />

<strong>Die</strong> Freizeiteinrichtung, die Kind 1 <strong>für</strong> sein Hobby aufsucht, wurde<br />

aufgrund einer Empfehlung gewählt, wobei es der Familie gelegen<br />

kam, dass sie sich ebenfalls in der Nähe des Arbeitsplatzes<br />

der Mutter befindet.<br />

Da die Familie ihre räumlichen Bezugsorte gerne wohnortnah<br />

bündeln möchte, seit Jahren aber keine familiengerechte Mietwohnung<br />

im gewünschten Umfeld finden kann, hat sich die Familie<br />

dazu entschlossen in räumlicher Nähe zum Arbeitsplatz der<br />

Mutter ein Haus zu bauen, in welches sie Ende 2013 einziehen<br />

wird.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 84-86<br />

Im Alltag der in Interview 5 befragten Familie gibt es zwei Ausgangspunkte<br />

<strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster der Familie.<br />

Ein Ausgangspunkt ist die Wohnung der Familie, von der die zwei<br />

Wegeketten des Vaters und je eine Wegekette der anderen <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

ausgehen.<br />

Der zweite Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster<br />

der Familie bildet der Arbeitsort der Mutter, von ihm gehen zwei<br />

Wegeketten der Mutter aus.<br />

In seiner ersten Wegekette bringt der Vater mit dem Auto Kind 2<br />

in die Kindertagesstätte und Kind 3 zur Tagesmutter und begibt<br />

sich dann wieder nach Hause wo er seiner beruflichen Tätigkeit<br />

nachgeht.<br />

Von zuhause aus fährt der Vater nachmittags in einer zweiten<br />

Wegekette zu seinem gemeinsamen Hobby mit Kind 3 und nach<br />

dem Hobby mit Kind 3 wieder nach Hause.<br />

<strong>Die</strong> erste Wegekette der Mutter beginnt morgens, indem sie sich<br />

mit Kind 1 auf den Weg zur ihrem Arbeitsort macht. Sie stellt das<br />

Auto an ihrem Arbeitsort ab, bringt Kind 1 zu Fuß zur Schule und<br />

geht dann wieder zurück zur Praxis. An dieser Stelle wird diese<br />

Wegekette unterbrochen und erst abends abgeschlossen.<br />

Vom zweiten Ausgangspunkt <strong>für</strong> die Raum- und Mobilitätsmuster<br />

der Familie, dem Arbeitsplatz der Mutter, holt diese nach Schulschluss<br />

Kind 1 in einer zweiten Wegekette wieder in der Schule<br />

ab und nimmt es mit zur Arbeit. Abends bringt sie Kind 1 von der<br />

Praxis aus zum Hobby und begibt sich anschließend wieder in die<br />

Praxis, was die dritte Wegekette darstellt.<br />

<strong>Die</strong> erste Wegekette wird abgeschlossen indem die Mutter<br />

abends von der Praxis nach Hause fährt und dabei Kind 1 über<br />

einen Umweg vom Hobby abholt.<br />

Eine optimierte morgendliche Wegekette, bei der alle drei Kinder<br />

von der Mutter abgeliefert werden, ist aufgrund des frühen<br />

Schulbeginns und der damit verbundenen Zeitnot nicht möglich,<br />

daher ist der zusätzliche Weg des Vater zu den Betreuungseinrichtungen<br />

der beiden jüngeren Kinder notwendig.<br />

Das Mobilitätsmuster von Kind 1 besteht aus einer, von der Mutter<br />

begleiteten, Wegekette. Von der Wohnung aus wird es morgens<br />

von der Mutter mit dem Auto zur Praxis gefahren und von<br />

dort aus zu Fuß weiter zur Schule begleitet. Nach Schulschluss<br />

wird es von der Mutter wieder abgeholt und begibt sich mit ihr<br />

in die Praxis. Von dort aus bringt die Mutter es mit dem Auto zum<br />

Hobby, von wo aus es anschließend von ihr nach Hause gefahren<br />

wird.<br />

Auch das Mobilitätsmuster von Kind 2 ist in einer Wegekette<br />

organisiert: Von der Wohnung aus wird es vom Vater mit dem<br />

Auto in die Kita gebracht und vom Aupair nachmittags abgeholt.<br />

Zusammen mit dem Aupair geht es zu Fuß bei der Tagesmutter<br />

vorbei um Kind 3 abzuholen, anschließend gehen die drei zusammen<br />

zum Arbeitsplatz der Mutter. Abschließend fährt Kind 2 in<br />

Begleitung des Aupairs mit dem Bus nach Hause.<br />

Wie seine beiden Geschwister legt Kind 3 ebenfalls eine Wegekette<br />

zurück: Morgens wird es vom Vater zur Tagesmutter gefahren,<br />

wobei ein Zwischenstopp <strong>für</strong> die Abgabe von Kind 2 in der<br />

Kindertagesstätte eingelegt wird. Von der Tagesmutter wird es<br />

nachmittags vom Aupair abgeholt und zu Fuß zu seinem gemeinsamen<br />

Hobby mit dem Vater gebracht. Zusammen mit dem Vater<br />

fährt es anschließend nach Hause.<br />

Begleitmobilität<br />

Der Vater legt 50% der Wege, die Mutter sogar 80% aufgrund von<br />

Begleitmobilität zurück.<br />

Keines der Kinder bewegt sich im Alltag in selbstständiger Mobilität<br />

fort. Dabei werden Wege, die nicht von den Eltern begleitet<br />

werden von dem Aupair als Begleitperson übernommen.<br />

Als Gründe <strong>für</strong> die Begleitmobilität des 7-jährigen Kindes 1, nennt<br />

die Mutter, dass dem Kind die selbstständige Mobiliät aufgrund<br />

der Orientierung in der <strong>Stadt</strong> und im Verkehr noch nicht zugemutet<br />

werden soll, worin sich die gesellschaftliche Sicht widerspiegelt,<br />

dass das Verkehrsaufkommen <strong>für</strong> selbstständige Mobilität<br />

von Kindern zu hoch ist.<br />

Ein weiterer Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität ist der Wunsch der Mutter<br />

im Alltag etwas Zeit mit ihrem Kind zu verbringen, weshalb sie es<br />

beispielsweise von der Praxis aus morgens in die Schule bringt<br />

und nachmittags auch wieder abholt.<br />

Im Fall der Kinder 2 und 3, mit 2 und 4 Jahren, ist das zu geringe<br />

Alter <strong>für</strong> selbstständige Mobilität ausschlaggebend <strong>für</strong> die Begleitmobilität.<br />

l 81


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Fortbewegung<br />

Im Haushalt der Familie sind zwei Autos vorhanden. Aufgrund<br />

von Schnelligkeit und Bequemlichkeit werden diese <strong>für</strong> die Fortbewegung<br />

der Familie fast ausschließlich genutzt. <strong>Die</strong> Benutzung<br />

des Busses von den Kindern findet ausschließlich in Begleitmobilität<br />

mit dem Aupair statt. Mit ihm werden von den Kindern auch<br />

einige Wege zu Fuß zurückgelegt.<br />

<strong>Die</strong> Mutter bringt Kind 1 jeden Tag zu Fuß zur Schule, an einigen<br />

Tagen, wie an dem analysierten Tag, holt sie Kind 1 auch wieder<br />

zu Fuß von der Schule ab.<br />

Im Interview gibt die Mutter an, dass sie sich vorstellen könnte,<br />

dass sie selbst, sowie durch die Begleitmobilität auch ihre Kinder,<br />

sich häufiger mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstelle des Autos<br />

fortbewegen würde, wenn es mehr Direktverbindungen zwischen<br />

der Wohnung und dem Zentrum der räumlichen Bezugsorte<br />

der Familie und und eine höhere Taktung des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs geben würde.<br />

Hauptfortbewegung<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

begleitet,<br />

Eltern<br />

begleitet,<br />

Aupair<br />

begleitet<br />

Kind 2<br />

begleitet,<br />

Eltern<br />

begleitet,<br />

Aupair<br />

begleitet<br />

Kind 3<br />

begleitet,<br />

Eltern<br />

begleitet,<br />

Aupair<br />

begleitet<br />

l 82


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Wohnung<br />

Radius<br />

1200 m<br />

Hobby K1<br />

500 m<br />

Kita K2<br />

Tagesmutter K3<br />

Arbeit M<br />

Hobby<br />

K3, V<br />

Schule K1<br />

S<br />

S<br />

l 83


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Mobilitätsmuster der Eltern<br />

Wohnung<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Vater<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Kita K2<br />

Tagesmutter K3<br />

Arbeit M<br />

Hobby<br />

K3, V<br />

Hobby K1<br />

Schule K1<br />

S<br />

+<br />

Arbeit M<br />

Hobby<br />

K3, V<br />

250 m<br />

Schule K1<br />

S<br />

l 84


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Mobilitätsmuster der Kinder 1und 2<br />

Wohnung<br />

Kind 1<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Kind 2<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Tagesmutter K3<br />

Kita K2<br />

Arbeit M<br />

Hobby<br />

K3, V<br />

Hobby K1<br />

Schule K1<br />

S<br />

S<br />

l 85


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Mobilitätsmuster Kind 3<br />

Wohnung<br />

Kind 3<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

Tagesmutter K3<br />

Kita K2<br />

Arbeit M<br />

Hobby<br />

K3, V<br />

Hobby K1<br />

Schule K1<br />

S<br />

S<br />

l 86


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Zeitliche Organisations des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Zeitmuster und Takt<br />

siehe Seite 88<br />

Der getaktete Zeitraum der Familie beginnt zwischen 8 Uhr mit<br />

dem Schulbeginn von Kind 1 und der darauf abgestimmten Arbeitszeit<br />

der Mutter. Der frühe Schulbeginn um 8 Uhr führt zu<br />

morgendlicher Zeitnot. <strong>Die</strong>s führt dazu, dass die Mutter nur Kind<br />

1 zur Schule bringt und der Vater extra losfahren muss um die<br />

beiden jüngeren Kinder zur Betreuung zu bringen. <strong>Die</strong> Verlegung<br />

des Schulbeginns auf 9 Uhr würde zu einer Reduzierung der Zeitnot<br />

am Morgen führen und der Weg des Vaters um Kind 2 und 3<br />

zur Betreuung zu fahren könnte entfallen.<br />

Mit 7,75 bis 11 Stunden je <strong>Familien</strong>mitglied ist der Großteil der<br />

aktiven Zeit der Familie von Takten dominiert.<br />

Der Vater hat aufgrund seiner flexiblen Arbeitszeit zuhause den<br />

am wenigstens stark getakteten Tag. Auf ihn wirken lediglich der<br />

Takt des Betreuungsbeginns der beiden jüngeren Kinder sowie<br />

der Takt seines gemeinsamen Hobbys mit Kind 3 ein.<br />

Das Zeitmuster der Mutter hingegen ist von 5 durch Takte definierte<br />

Zeitfenster bestimmt, die teilweise, aufgrund der Begleitmobilität<br />

von Kind 1, ihre Arbeitszeit unterbrechen. Vor Schulbeginn<br />

und nach Schulschluss von Kind 1 entstehen so 4 kurze<br />

Zeitfenster von 0,25 bis 1,5 Stunden <strong>für</strong> anstehende Tätigkeiten.<br />

An den Zeitmustern der Mutter und der Kinder ist zu erkennen,<br />

dass die Betreuungszeiten <strong>für</strong> eine Vollzeitberufstätigkeit beider<br />

Elternteile zu kurz sind. Kind 1 verbringt deshalb bis 18 Uhr 1,5<br />

Stunden am Arbeitsplatz der Mutter, was durch eine Erweiterung<br />

der Betreuungszeit bis 18 Uhr nicht nötig wäre. Auch das Angebot<br />

weiterer Betreuungsmöglichkeiten würde den <strong>Familien</strong>alltag<br />

erleichtern<br />

Verwendung von Zeit<br />

siehe Seite 89<br />

Bei der Verwendung von Zeit im Alltag dieser Familie fällt auf,<br />

dass die Kinder und besonders die Eltern kaum Dispositionszeit<br />

zuhause verbringen.<br />

Der Vater hat zwar 0,75 Stunden Freizeit, in welcher er sein Hobby<br />

ausübt, hat jedoch keine selbstbestimmte Zeit. Der Mutter steht<br />

an diesem Tag überhaupt keine Freizeit zur Verfügung.<br />

<strong>Die</strong> selbstbestimmte Zeit der Kinder wird durch Obligationszeit<br />

unterbrochen und teilt sich auf in Freizeit, welche in der Offenen<br />

Ganztagsschule bzw. bei der Tagesmutter und in der Kita verbracht<br />

wird, sowie Freizeit zuhause.<br />

Es fällt auf, dass die Verwendung von Zeit bei Kind 1 insgesamt<br />

einen hohen Anteil an Determinationszeit aufweist. Aufgrung zu<br />

kurzer Betreuungszeiten in der Offenen Ganztagsschule müssen<br />

von dieser Determinationszeit 1,5 Stunden auf der Arbeit der<br />

Mutter verbracht werden.<br />

Wie die Lage der Wohnung in großer Entfernung zu den weiteren<br />

räumlichen Bezugsorten bereits vermuten ließ, sind die Wegezeiten<br />

der Familie auffällig hoch:<br />

<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist in etwa genauso lang oder länger als<br />

ihre selbstbestimmte Zeit zuhause. <strong>Die</strong> Wegezeit des Vater ist mit<br />

2 Stunden viermal so lang wie seine Freizeit, die Wegezeit der<br />

Mutter beträgt 1,75 Stunden.<br />

<strong>Die</strong> Mutter empfindet besonders die Zeit mit ihren Kindern im<br />

Alltag als zu kurz.<br />

Wie die Zeitmuster der Mutter weisen auch die Zeitmuster der<br />

Kinder eine starke Taktung auf, so ist der Tagesablauf von Kind 1<br />

und Kind 3 von zwei weiteren Takten außerhalb von Schule und<br />

Betreuung bestimmt.<br />

<strong>Die</strong> gemeinsame Zeit der Familie am Abend beträgt eine Stunde,<br />

in der gemeinsam zu Abend gegessen und anschließend mit den<br />

Kindern gespielt wird.<br />

Ein generelles Zeitproblem im Alltag der Mutter gibt es im Alltag<br />

bezüglich der zu kurzen Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben.<br />

l 87


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Zeitliche Organisations des <strong>Familien</strong>alltags<br />

00:00<br />

Interview 4<br />

Zeitmuster und VON Takt EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater Mutter Kind 1<br />

Kind 2 Kind 3<br />

Aupair<br />

00:00<br />

Interview 3<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1 Kind 2<br />

1:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

2:00<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

3:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

5:00<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg, K2,3<br />

bringen<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Hobby m. K3<br />

Weg<br />

Familie&Haushalt<br />

Abendessen<br />

Familie<br />

Arbeiten,<br />

Zuhause<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Weg, K1 holen<br />

Arbeit<br />

Weg, K1 bringen<br />

Arbeit<br />

Weg, K3 holen<br />

Abendessen<br />

Familie<br />

Arbeiten,<br />

Zuhause<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule Kita Tagesmutter<br />

OGS<br />

Weg<br />

Hausaufg.,<br />

Arbeit M<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Abendessen<br />

Familie<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Weg<br />

Arbeit M<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

Abendessen<br />

Familie<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Weg<br />

Arbeit M<br />

Hobby m. V<br />

Weg<br />

Freizeit<br />

Abendessen<br />

Familie<br />

Schlafen Schlafen Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

Abendessen<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

fertigmachen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie fertigmachen<br />

Weg<br />

Weg<br />

Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter<br />

Sprechstundenbeginn, Weg<br />

Arbeit Mutter<br />

Beginn Kita Kind 2, Abgeben Kind 3, Abgabe durch Vater<br />

Arbeit<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />

Freizeit<br />

fertiggemacht w.<br />

Weg<br />

Tagesmutter<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

Beginn Hobby Vater und Kind 3, Abgabe Aupair<br />

Sprechstundenende. Weg, Einkauf Arbeit Mutter<br />

Beginn Hobby Kind 1, Abgabe Mutter<br />

Ende Hobby Vater und Kind 3<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Ende Hobby Kind 1, Abholen Mutter<br />

Haushalt&Familie Haushalt&Familie zu Bett gehen<br />

zu Bett gehen<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Haushalt&Familie<br />

Schlafen<br />

Schule<br />

OGS<br />

Schulschluss, Kind 1 Abholen Weg, K1 Mutter abholen<br />

Weg<br />

Ende Betreuung Tagesmutter, Kind 3, Abholen Aupair<br />

Kitaschluss Kind 2, Abholen Aupair<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

Weg, K1 abholen<br />

Takte<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

l 88


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Verwendung von Zeit<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

0,75 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

3 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeitangebot 0,75 h<br />

Familie 0,5 h<br />

OGS 1,5 h<br />

Freizeitangebot 1 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

7 h<br />

Arbeit<br />

8 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8,25 h<br />

Arbeit<br />

9,25 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

11 h<br />

Schule<br />

5 h<br />

OGS 1,5 h<br />

Haushalt&<br />

Familie 2 h<br />

Arbeiten<br />

3,5 h<br />

Familie 0,5 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Wege 2 h<br />

Haushalt<br />

&Familie<br />

0,25 h<br />

Arbeiten<br />

3,5 h<br />

Wege 1,75 h<br />

Familie 0,5 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Wege 1,5 h<br />

Hausaufg., Arbeit M 1,5 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

15,25 Stunden<br />

8,75 Stunden<br />

14,75 Stunden<br />

9,25 Stunden<br />

2 Stunden<br />

13 Stunden<br />

9 Stunden<br />

Kind 2 Kind 3<br />

6,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 6 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit 1,75 h<br />

Freizeit 0,75 h Familie 0,5 h<br />

Familie 0,5 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

11,5 h<br />

Kita<br />

4 h<br />

Kita<br />

4 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

11,5 h<br />

Tagesmutter<br />

4 h<br />

Tagesmutter<br />

3,75 h<br />

Freizeitangebot 0,75 h<br />

Wege 1,5 h<br />

6,25 Stunden<br />

13,5 Stunden<br />

4,25 Stunden<br />

Arbeit M 0,25 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Wege 1,5 h<br />

5,25 Stunden<br />

13 Stunden<br />

5,75 Stunden<br />

Arbeit M 0,75 h<br />

gem. Abendessen 0,5 h<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

l 89


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 5<br />

Fazit Interview 5 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Es ist ein zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget<br />

der Familie passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

vorhanden, wodurch weite Wege und hohe Wegezeiten im<br />

<strong>Familien</strong>alltag entstehen.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

<strong>Die</strong> täglichen Wegezeiten der Familie sind auffällig hoch:<br />

<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist genauso lang oder länger als<br />

ihre selbstbestimmte Zeit zuhause, die Wegezeit des Vater<br />

ist mit 2 Stunden viermal so lang wie seine Freizeit, die Wegezeit<br />

der Mutter, die überhaupt keine Freizeit an dem beschriebenen<br />

Tag hat, beträgt 1,75 Stunden.<br />

80% der Wege der Mutter und 50% der Wege des Vaters<br />

werden aufgrund von Begleitmobilität zurückgelegt.<br />

Grund <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität ist das zu geringe Alter<br />

der beiden jüngeren Kinder, dem Schulkind soll die Orientierung<br />

in der <strong>Stadt</strong> und im Verkehr noch nicht zugemutet<br />

werden. Ein weiterer Grund ist, dass die Mutter durch Begleitmobilität<br />

in ihrem stressigen Alltag ein wenig Zeit mit<br />

dem Kind verbringen kann.<br />

<strong>Die</strong> Fortbewegung findet aufgrund der Schnelligkeit und<br />

Flexibilität des Autos, sowie einer fehlenden Direktverbindung<br />

des ÖPNV von der Wohnung zum Zentrum der räumlichen<br />

Bezugsorte der Familie und einer nicht auf den <strong>Familien</strong>alltag<br />

zugeschnittenen Taktung, fast ausschließlich mit<br />

dem Auto statt.<br />

Zeit<br />

Mit 7,75 bis 11 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit des<br />

Tages der Familie von Takten dominiert.<br />

Außerhalb von Arbeit, Schule und Betreuung gibt es häufig<br />

nur kurze Zeitfenster <strong>für</strong> Tätigkeiten. So wirken auf die Mutter<br />

außerhalb der Arbeitszeit 4 Takte ein, woduch die durchschnittliche<br />

Länge der Zeitfenster 0,88 Stunden beträgt.<br />

<strong>Die</strong> Takte außerhalb sind ausschließlich durch Begleitmobilität<br />

bestimmt.<br />

Es gibt nur eine kurze <strong>Familien</strong>zeit von 1 Stunde, welche <strong>für</strong><br />

zweckbestimmte Tätigkeit genutzt wird.<br />

Dem Vater stehen an dem beschriebenen Tag nur 0,5 Stunden,<br />

der Mutter gar keine Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung.<br />

Dementsprechend verbringen die Eltern neben der zweckgebundenen<br />

<strong>Familien</strong>zeit keine gemeinsame Zeit miteinander.<br />

<strong>Die</strong> Vereinbarkeit von Familie und der Vollzeitberufstätigkeit<br />

beider Elternteile ist nur schwer möglich, weshalb die<br />

Familie auf die Unterstützung eines Aupairs angewiesen ist.<br />

Betreuung<br />

Es mangelt an planbaren Betreuungsmöglichkeiten, besonders<br />

in Randzeiten nach der Schule.<br />

Arbeit<br />

Das Arbeitsvolumen der Eltern ist in dieser Familie zu groß.<br />

Schule<br />

Der Schulbeginn um 8 Uhr liegt zu früh. <strong>Die</strong> Verlegung des<br />

Schulbeginns auf 9 Uhr würde das morgendliche Zeitfenster<br />

entzerren.<br />

Öffnungszeiten<br />

Öffnungszeiten stellen besonders <strong>für</strong> die Mutter ein Problem<br />

im Alltag dar.<br />

l 90


Empirische Untersuchung<br />

Interview 6<br />

Datum: 24.01.2013<br />

Ort: Arbeitsplatz der Mutter<br />

Dauer: 14 Uhr bis 14.45 Uhr<br />

Interviewpartner: Mutter<br />

l 91


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Allgemeine Organisation der Familie<br />

<strong>Familien</strong>modell<br />

<strong>Familien</strong>mitglieder<br />

<strong>Die</strong> in Interview 6 befragte Familie ist eine traditionelle Familie<br />

mit einem egalitär-erwerbsbezogenen Modell der Aufteilung der<br />

Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit.<br />

Der 37 Jahre alte Vater arbeitet vollzeit bis überlang vollzeit als<br />

Installateur, die 35-jährige Mutter ist vollzeit als Kinderpflegerin<br />

beschäftigt.<br />

<strong>Die</strong> Familie lagert nur das notwendige Mindestmaß an <strong>Familien</strong>arbeit<br />

aus, wobei sie lediglich auf ihr gesellschaftliches Netzwerk<br />

zurückgreift: Bis zum Arbeitsschluss der Mutter werden die beiden<br />

9 und 4 Jahre alten Töchter in der Kindertagesstätte und in<br />

der offenen Ganztagsschule betreut.<br />

traditionelle Familie<br />

Vater<br />

- 37 Jahre alt<br />

- Installateur<br />

Kind 1<br />

- 9 Jahre alt<br />

Mutter<br />

- 35 Jahre alt<br />

- Kinderpflegerin<br />

Kind 2<br />

- 4 Jahre alt<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit:<br />

egalitär-erwerbsbezogen<br />

<strong>Familien</strong>unterstützende soziale Netzwerke<br />

beide Eltern vollzeit erwerbstätig,<br />

Vater teilweise<br />

überlang, kümmern sich<br />

beide um Haushalts- und<br />

<strong>Familien</strong>arbeit<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftliche Netzwerke<br />

öffentl. Einrichtungen<br />

der Infrastruktur: OGS, Kita<br />

geringe Auslagerung der<br />

<strong>Familien</strong>arbeit:<br />

OGS, Kita<br />

tertiäre Netzwerke<br />

l 92


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Wohnlage und Wohnsituation<br />

Richterich<br />

Laurensberg<br />

A4<br />

L131<br />

L132<br />

Soers<br />

Haaren<br />

Hörn<br />

B57<br />

L136<br />

A544<br />

<strong>Die</strong> Familie wohnt östlich des Zentrums innerhalb des Prager<br />

Verlautenheide<br />

Rings an der Triererstraße, einer der Hauptausfallstraßen Aachens<br />

mit hoher Lärm- und Feinstaubbelästigung. Auf 69 m² bewohnt<br />

sie drei Zimmer zur Miete in einem Mehrfamilienhaus ohne privat<br />

oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum in einfacher Wohnlage.<br />

Vaalserquartier<br />

B1<br />

Königshügel<br />

Hanbruch<br />

B264<br />

Aachen<br />

S<br />

Burtscheid<br />

Rothe Erde<br />

S<br />

L260<br />

Beverau<br />

Forst<br />

B258<br />

Schönforst<br />

Das Wohnviertel der Familie ist durch Mehrfamilienhäuser in<br />

Blockrandbebauung geprägt, welche selten Begrünung und privat<br />

oder gemeinschaftlich nutzbare Freiräume aufweisen.<br />

Infrastrukturelle Einrichtungen des täglichen Bedarfs sind von<br />

der Wohnung der Familie aus in ca. 5 Minuten zu erreichen.<br />

Aufgrund der Nähe zum Bahnhof Rothe Erde sowie zu einigen<br />

Bushaltestellen Eilendorf und einer hohen Taktung der Buslinien entlang<br />

der Triererstraße, ist eine sehr gute Anbindung an das Netz des<br />

öffentlichen Personennahverkehrs gegeben.<br />

Der Kennedypark als öffentliche Grünanlage ist zu Fuß in ca. 10<br />

Minuten erreichbar.<br />

Ronheide<br />

Mehrfamilienhaus<br />

Miete<br />

3 Zimmer<br />

B57<br />

L23<br />

69 m²<br />

Driescher Hof<br />

Brand<br />

Preuswald<br />

Steinebrück<br />

Lintert<br />

A44<br />

l 93


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

siehe Seite 95<br />

<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte ihres Alltags hat die Familie zum großen<br />

Teil in einem Radius von ca. 500 m um ihre Wohnung herum<br />

organisiert. Lediglich der Arbeitsort des Vaters liegt weiter entfernt<br />

in der <strong>Stadt</strong> Neuss, ca. 70 Kilometer von Aachen entfernt.<br />

Wahlkriterien<br />

<strong>Die</strong> Familie zog aufgrund der Nähe zur Familie der Mutter, die<br />

ebenfalls in Aachen wohnt, von Neuss nach Aachen. Für die Wahl<br />

der Wohnung spielte die Nähe zum Arbeitsplatz der Mutter sowie<br />

in besonderem Maße die günstige Miete eine Rolle. Das ausschlaggebende<br />

Kriterium <strong>für</strong> die Wahl der Schule von Kind 1 war,<br />

neben der Wohn- und Arbeitsortnähe, dass die Schwester der<br />

Mutter in dieser Einrichtung als Betreuerin in der offenen Ganztagsschule<br />

arbeitet und die Mutter somit Vertrauen in eine gute<br />

Betreuung haben konnte.<br />

<strong>Die</strong> Kindertagesstätte, in der Kind 2 betreut wird ist auch gleichzeitig<br />

der Arbeitsplatz der Mutter.<br />

Im Interview erläuterte die Mutter, dass die Familie auf die Arbeitsstelle<br />

des Vaters angewiesen sei, da es sich, im Gegensatz<br />

zur Stelle der Mutter, aufgrund eines unbefristeten Arbeitsvertrages<br />

um eine sichere Einkommensquelle handele. Der Vertrag<br />

der Mutter ist auf ein Jahr befristet und wurde bis jetzt dreimal<br />

verlängert. Aus diesem Grund hat der Vater nach dem Wegzug<br />

aus Neuss seine Arbeitsstelle behalten und pendelt jeden Tag zur<br />

Arbeit.<br />

Mobilitätsmuster<br />

siehe Seite 96,97<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung der Mobilitätsmuster der in Interview 6 befragten<br />

Familie zeigt, dass die Mutter die gesamte Mobilität des<br />

Tages <strong>für</strong> sich und die Kinder in einer Wegekette organisiert. Sie<br />

verlässt morgens gemeinsam mit den Kindern das Haus und geht<br />

gemeinsam mit ihnen zunächst zur Schule um Kind 1 abzugeben<br />

und bewegt sich anschließend mit Kind 2 zur KIndertagesstätte,<br />

die gleichzeitig auch ihr Arbeitsplatz ist. Nach Arbeits- und Betreuungsschluss<br />

geht die Mutter mit Kind 2 von der Kindertagesstätte<br />

zum Discounter, wobei sie auf dem Weg Kind 1 treffen, welches<br />

von der Tante zum Treffpunkt mit der Mutter gebracht wird.<br />

Vom Discounter aus gehen die drei zurück nach Hause.<br />

Innerhalb dieser Wegekette bewegen sich die Mutter und Kind 2<br />

jeweils zu vier und Kind 3 zu drei räumlichen Bezugsorten.<br />

Auch der Vater bewegt sich in einer Wegekette zwischen den beiden<br />

räumlichen Bezugsorten der Wohnung und der Arbeit hin<br />

und wieder zurück.<br />

Begleitmobilität<br />

Da der Vater sich im regulären Alltag ausschließlich von der Wohnung<br />

zur Arbeit und wieder zurück bewegt, erledigt die Mutter<br />

die gesamte Begleitmobilität der Eltern. Obwohl die Kinder sich<br />

komplett in begleiteter Mobilität fortbewegen, finden nur 33%<br />

der Wege der Mutter aufgrund von Begleitmobilität statt. <strong>Die</strong><br />

Schule von KInd 1 ist dabei der einzige räumliche Bezugsort, der<br />

aufgrund der Begleitmobilität aufgesucht wird. <strong>Die</strong>s liegt zum<br />

einen daran, dass der Arbeitsort der Mutter auch gleichzeitig<br />

die Betreuungseinrichtung von Kind 2 darstellt, sowie, dass sich<br />

keines der Kinder nach der Ankunft zuhause nach Betreuungsschluss<br />

noch einmal aus dem Haus bewegt.<br />

Als Grund <strong>für</strong> die Begleitmobilität nennt die Mutter ihre große<br />

Angst, dass ihren Kindern durch Verkehr, Kriminalität oder ähnlichem<br />

etwas zustoßen könnte.<br />

Fortbewegung<br />

<strong>Die</strong> Familie besitzt ein Auto, welches der Vater <strong>für</strong> seine gesamte<br />

Fortbewegung nutzt. Im Alltag bewegt er sich mit ihm zur Arbeit<br />

und samstags fährt er mit dem Auto um Großeinkäufe zu erledigen.<br />

Grund <strong>für</strong> die Fortbewegung mit dem Auto ist die Bequemlichkeit<br />

aufgrund von Schnelligkeit und Flexibilität.<br />

Aufgrund der kurzen Wege bewegen sich die Mutter und die Kinder<br />

im Alltag zu Fuß fort. Wenn in Ausnahmefällen längere Wege<br />

zurückzulegen sind (z.B. Weg zu Facharzt, Behörden etc.) wird<br />

der Bus genutzt. Wenn der motorisierte Verkehr reduziert würde,<br />

würde die Mutter sich auch gerne ab und zu mit dem Fahrrad<br />

fortbewegen, was sie sich aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens<br />

zur Zeit nicht zutraut.<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1<br />

Kind 2<br />

Hauptfortbewegung<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

weitere<br />

begleitet<br />

begleitet<br />

l 94


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Räumliche Bezugsorte der Familie<br />

Arbeit V:<br />

Neuss<br />

Radius<br />

500 m<br />

Discounter<br />

S<br />

Arbeit M<br />

Kita K2<br />

S<br />

Wohnung<br />

Schule K1<br />

500 m<br />

l 95


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Mobilitätsmuster der Eltern<br />

Arbeit V:<br />

Neuss<br />

+<br />

Discounter<br />

Arbeit M<br />

Kita K2<br />

S<br />

Wohnung<br />

Schule K1<br />

250 m<br />

Discounter<br />

S<br />

Arbeit M<br />

Kita K2<br />

S<br />

Wohnung<br />

Schule K1<br />

Mutter<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Vater<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 96


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Mobilitätsmuster der Kinder<br />

Arbeit V:<br />

Neuss<br />

+<br />

Discounter<br />

Arbeit M<br />

Kita K2<br />

S<br />

Wohnung<br />

Schule K1<br />

250 m<br />

Discounter<br />

S<br />

S<br />

Arbeit M<br />

Kita K2<br />

Schule K1<br />

Wohnung<br />

Kind 1<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Kind 2<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

Hinweg<br />

Rückweg<br />

selbstständige<br />

Mobilität<br />

500 m<br />

l 97


VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Interview 5<br />

Zeitmuster VON EINEM und Takt AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

2<br />

Vater VON EINEM Mutter AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT Kind 1 Kind 2 ERSTELLT<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Zeitliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Arbeit<br />

Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Schule<br />

OGS<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Weg<br />

Kita<br />

Weg, Einkaufen Weg, Einkaufen Weg, Einkaufen<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

Abendessen Abendessen Abendessen Abendessen<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

Schlafen<br />

Schlafen<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

<strong>Familien</strong>zeit<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

VON VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Vater<br />

Schlafen<br />

Arbeitsbeginn fertigmachenVater<br />

Interview 3<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

Mutter<br />

Schlafen<br />

fertigmachen<br />

Haushalt&Familie<br />

Haushalt&Familie<br />

Weg<br />

Schulbeginn Kind 1, Abgabe Mutter<br />

Arbeitsbeginn Weg Mutter, Kitabeginn Kind 2<br />

Arbeit<br />

Weg, Einkauf<br />

Arbeitsschluss Vater<br />

gem.Abendessen<br />

Weg<br />

Hobby<br />

Weg<br />

Schlafen<br />

Arbeit<br />

Weg<br />

Übergang Schule/OGS Kind 1, selbstständig<br />

Haushalt&Familie<br />

Arbeitsschluss Mutter, Kitaschluss Weg, K1 abholen Kind 2,<br />

OGS-Schluss Kind 1<br />

Haushalt&Familie<br />

Schlafen<br />

Kind 1 Kind 2<br />

Der getaktete Zeitraum des Vaters beginnt um 6.45 Uhr mit<br />

dem Beginn seiner Arbeit und endet um 18 Uhr mit dem Arbeitsschluss.<br />

Der getaktete Zeitraum der Mutter und der Kinder<br />

beginnt um 8 Uhr mit Schulbeginn und endet mit Arbeits- und<br />

Betreuungsschluss um 16.15 Uhr. Damit ist der Großteil der aktiven<br />

Schlafen Zeit der Familie, Schlafen 8,25 Stunden der Mutter und der Kinder und<br />

die Mutter und auf Freizeit Kind 2 ein weiterer Takt, der Schulbeginn von<br />

Weg<br />

An die von Takten dominierte Zeit des Tages schließt sich bei Mutter<br />

und Vater Obligationszeit mit Wegen, bei der Mutter zusätz-<br />

Schule<br />

lich Einkaufen, sowie Tagesmutter Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit an, die Kinder<br />

Weg<br />

Mittagsschlaf<br />

In der gemeinsamen <strong>Familien</strong>zeit von 1,75 Stunden wird gegessen,<br />

Weg <strong>für</strong> die Schule Weg, K1 gelernt, abholen gespielt und sich ausgetauscht.<br />

Haushalt&Familie Freizeit Freizeit<br />

gem.Abendessen gem.Abendessen gem.Abendessen<br />

Haushalt&Familie<br />

Freizeit<br />

11,75 Stunden des Vaters, von Takten dominiert.<br />

Auf die Familie wirken jedoch vergleichsweise wenige Takte ein:<br />

Das Zeitmuster des Vaters wird lediglich durch den Takt seiner Arbeit,<br />

das Zeitmuster der Mutter und der Kinder wird jeweils durch<br />

drei Takte bestimmt.<br />

Außerhalb der Arbeits- und Betreuungszeit wirken lediglich auf<br />

Kind 1 aufgrund von Begleitmobilität, ein, welcher ein Zeitfenster<br />

fertigmachen<br />

fertiggemacht w.<br />

von Weg 0,25 Stunden bis zum Arbeits- und Betreuungsbeginn definiert.<br />

haben nach einer kurzen Obligationszeit <strong>für</strong> den Heimweg und<br />

den Einkauf bis zum Zubettgehen um 20.30 Uhr Freizeit, welche<br />

um 18.45 Uhr <strong>für</strong> 0,5 Stunden <strong>für</strong> das Abendessen unterbrochen<br />

wird.<br />

Zwischen dem Zubettgehen der Kinder und dem eigenen Zubettgehen<br />

OGS bleiben den Eltern jeweils zwei Stunden gemeinsame<br />

Dispositionszeit.<br />

Bezüglich Zeitkonflikten beschreibt die Mutter im Interview, dass<br />

besonders das Einschieben von außerregulären Terminen in den<br />

Alltag, beispielsweise von Arztterminen, zu Zeitkonflikten führt.<br />

zu Bett gehen<br />

Schlafen<br />

Takte<br />

zu Bett gehen<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit, Schlafen<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

VON EINEM AUTODESK-SCHULUNGSPRODUKT ERSTELLT<br />

l 98


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Verwendung von Zeit<br />

Vater<br />

Mutter<br />

2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 2 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

7,5 h<br />

Freizeit<br />

2 h<br />

Haushalt&<br />

Familie 1,25 h<br />

Wege 1,5 h<br />

gem Abendessen 0,5 h<br />

Arbeit<br />

11,25 h<br />

2 Stunden<br />

10,75 Stunden<br />

11,25 Stunden<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

8,5 h<br />

Haushalt<br />

&Familie<br />

4 h<br />

Kind 1 Kind 2<br />

4,5 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst 7,25 h Zeit <strong>für</strong> sich selbst<br />

Freizeit<br />

2 h<br />

Einkaufen 0,25 h<br />

2 Stunden<br />

14 Stunden<br />

8 Stunden<br />

Arbeit<br />

8 h<br />

gem. Abendessen 1 h<br />

gem Abendessen 0,5 h<br />

Wege 0,75 h<br />

In dieser Familie führt größtenteils die lange Arbeitszeit der Eltern<br />

in Verbindung mit der Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, welche bis<br />

auf die Nachmittagsbetreuung der Kinder von den Eltern selbst<br />

erledigt wird, zu Zeitnot im Alltag. Aus finanziellen Gründen ist<br />

die lange Arbeitszeit der Eltern jedoch notwenig.<br />

<strong>Die</strong> Eltern verfügen jeweils über 2 Stunden Dispositionszeit am<br />

Tag, welche sie gemeinsam verbringen. Im Interview beschreibt<br />

die Mutter diese Zeit sowie die gemeinsame Freizeit der Familie<br />

als zu kurz.<br />

<strong>Die</strong> Kinder haben 4,5 und 7,25 Stunden Dispositionszeit, welche<br />

teilweise in der OGS und in der Kita verbracht wird, wobei jedoch<br />

in einem Zeitraum von 3,25 Stunden selbstbestimmte Tätigkeiten<br />

zu Hause stattfinden können.<br />

Auffällig ist, dass keines der <strong>Familien</strong>mitglieder die Zeit, die ihm<br />

<strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung steht, <strong>für</strong> Hobbys verwendet, wodurch<br />

im Vergleich zu den anderen <strong>Familien</strong> viel selbstbestimmte<br />

Zeit im Alltag vorhanden ist. Als Begründung da<strong>für</strong> nennt die<br />

Mutter im Interview, dass sie und ihr Mann keine Energie hätten<br />

die Kinder nach der Arbeit und neben der anstehenden Hausarbeit<br />

noch irgendwo hinzubringen oder selbst einem Hobby nachzugehen.<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

11,25 h<br />

Freizeit<br />

3,25 h<br />

Schule<br />

6 h<br />

OGS 1,25 h<br />

OGS 1 h<br />

Schlafen<br />

& fertig<br />

machen<br />

11,25 h<br />

Freizeit<br />

3,25 h<br />

Kita<br />

4 h<br />

Kita<br />

4 h<br />

<strong>Die</strong> Wegezeiten der <strong>Familien</strong>mitglieder stellen sich wie aufgrund<br />

der räumlichen Bezugsorte der <strong>Familien</strong>mitglieder zu erwarten<br />

dar: Bei der Mutter und den Kindern zeigen sich kurze Wegezeiten<br />

von 0,5 bis 0,75 Stunden, die Wegezeit des Vaters ist mit 1,5<br />

Stunden 3/4 so lang wie die Zeit, welche er am Tag <strong>für</strong> sich selbst<br />

zur Verfügung hat.<br />

Einkaufen 0,25 h gem Abendessen 0,5 h<br />

Wege 0,5 h<br />

4,5 Stunden<br />

12,5 Stunden<br />

7 Stunden<br />

Einkaufen 0,25 h gem Abendessen 0,5 h<br />

Wege 0,75 h<br />

7,25 Stunden<br />

12,75 Stunden<br />

4 Stunden<br />

Dispositionszeit,<br />

selbstbestimmte Zeit<br />

Obligationszeit,<br />

zweckgebundene Zeit<br />

Determinationszeit,<br />

fremdbestimmte Zeit<br />

l 99


Empirische Untersuchung Auswertung Interview 6<br />

Fazit Interview 6 - ermittelte Zeitkonflikte entsprechend den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Aufgrund der weiten Entfernung des Arbeitsortes des Vaters<br />

von der Wohnung und der damit verbundenen Wegezeit<br />

entsteht Zeitmangel im Alltag des Vaters.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Im Alltag der <strong>Familien</strong> gibt es aus Sicherheitsgründen der<br />

Kinder eine hohe Begleitmobilität.<br />

Obwohl die Kinder sich komplett in begleiteter Mobilität<br />

fortbewegen, finden nur 33% der Wege der Mutter und<br />

keiner der Wege des Vaters aufgrund von Begleitmobilität<br />

statt. <strong>Die</strong>s liegt zum einen daran, dass der Arbeitsort der<br />

Mutter auch gleichzeitig die Betreuungseinrichtung von<br />

Kind 2 darstel, sowie dass sich keines der Kinder nach der<br />

Ankunft zuhause nach Betreuungsschluss noch einmal aus<br />

dem Haus bewegt.<br />

Der Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität ist in dieser Familie die Angst<br />

der Mutter, dass den Kindern im Verkehr oder aufgrund von<br />

Kriminalität etwas zustoßen könnte.<br />

<strong>Die</strong> Fortbewegung des Vaters nach Neuss zur Arbeit findet<br />

aufgrund von Schnelligkeit und Flexibilität mit dem Auto<br />

statt, die kurzen Wege im Alltag der Mutter und der Kinder<br />

werden zu Fuß zurückgelegt.<br />

Zeit<br />

Mit 8,25 bis 11,75 Stunden ist der Großteil der aktiven Zeit<br />

des Tages der Familie von Takten dominiert.<br />

Nach Arbeit, Schule und Betreuung gibt es jedoch keine<br />

weiteren Takte, wodurch der restliche Tag zeitlich frei gestaltet<br />

werden kann.<br />

Arbeit<br />

In dieser Familie führt größtenteils die lange Arbeitszeit der<br />

Eltern zu Zeitnot im Alltag, welche jedoch aus finanziellen<br />

Gründen notwendig ist.<br />

Öffnungszeiten<br />

Weitere Zeitkonflikte werden durch das öffnungszeitenbedingte<br />

Einschieben von außerregulären Terminen wie Arztterminen<br />

in die getaktete Zeit des Tages verursacht.<br />

l 100


Empirische Untersuchung<br />

Gesamtauswertung Interviews<br />

l 101


Gesamtauswertung<br />

Allgemeine Organisation<br />

Allgemeine Organisation der <strong>Familien</strong><br />

+<br />

fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

durch unzureichende Abstimmung von Schul-,<br />

Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />

Betreuung - Öffentliche Einrichtungen<br />

Mangel an Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />

zu kurze Betreuungszeiten <strong>für</strong> Vollzeitberufstätigkeit<br />

aller Elternteile<br />

unflexible Bring- und Abholzeiten<br />

Bei der Betrachtung der allgemeinen Organisation der untersuchten<br />

<strong>Familien</strong> fällt auf, dass alle <strong>Familien</strong>, unabhängig von der<br />

Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, im Alltag<br />

auf die Unterstützung durch soziale Netzwerke angewiesen sind.<br />

Alle sechs interviewten <strong>Familien</strong> greifen im Alltag auf ihr sekundäres<br />

Netzwerk, und jeweils vier der sechs <strong>Familien</strong> auf primäre<br />

(Interviews I1,2,3,5) und sekundäre (I1,2,4,5) Netzwerke zurück.<br />

<strong>Die</strong> primären Netzwerke der <strong>Familien</strong> werden hauptsächlich unabhängig<br />

von Arbeitszeiten der Eltern <strong>für</strong> die Betreuung der Kinder,<br />

Fahrgemeinschaften oder <strong>für</strong> kleinere Erledigungen genutzt<br />

(I1,2,3,5). Eine Familie nutzt <strong>für</strong> regelmäßige Betreuungen außerhalb<br />

der Arbeitszeit außerdem einen Babysitter über ihr tertiäres<br />

Netzwerk.<br />

Ebenfalls auf ihr tertiäres Netzwerk greifen auch zwei der interviewten<br />

<strong>Familien</strong> zurück und beschäftigen zur Unterstützung der<br />

Haushaltsarbeit eine Putzfrau (I1,5).<br />

Für die Betreuung der Kinder während der Arbeitszeit der Eltern<br />

werden vorwiegend die sekundären Netzwerke der Familie mit<br />

den öffentlichen Einrichtungen von Kindertagesstätte (I 1, 6) und<br />

Offener Ganztagsschule (I1,2,3,4,5,6) genutzt. Aufgrund einer<br />

mangelnden Abstimmung der öffentlichen Einrichtungen der<br />

Infrastruktur, welche die sekundären Netzwerke von <strong>Familien</strong><br />

bilden, ist jedoch eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie nur<br />

schwer möglich. Aus diesem Grund greifen einge <strong>Familien</strong> stattdessen<br />

auf ihr tertiäres Netzwerk zurück und lassen ihre Kinder in<br />

privaten Kindertagesstätten (I5) oder bei Tagesmüttern (I4,5) betreuen.<br />

<strong>Die</strong> Gründe <strong>für</strong> das Ausweichen auf private Einrichtungen<br />

stellen unflexible Bring- und Abholzeiten und eine zu kurze Betreuungszeit<br />

in öffentlichen Einrichtungen (I5), sowie zu wenige<br />

Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige (I4) dar (vgl. Auswertung<br />

Interviews: Räumliche Organisation des <strong>Familien</strong>alltags - Räumliche<br />

Bezugsorte - Wahlkriterien).<br />

l 102


Gesamtauswertung<br />

Räumliche Organisation<br />

Räumliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage<br />

Räumliche Bezugsorte<br />

Versorgung<br />

Hobby<br />

Bündelung räumlicher Bezugsorte<br />

von <strong>Familien</strong> gewünscht → <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />

Wege<br />

aufgrund mangelnden Angebotes an in das<br />

Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong> passenden, familiengerechten<br />

Mietwohnungen teilweise nicht<br />

möglich → hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

Hobbys von Bündelung ausgenommen (Wahl<br />

abhängig von Freunden oder aufgrund Empfehlung)<br />

→ hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

Versorgungseinrichtungen teilweise von Bündelung<br />

ausgenommen (Wahl nach großem, preisgünstigem<br />

Angebot) → hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

Entsprechend dem raumzeitpolitischen Trend der <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />

Wege zeigt die Untersuchung der räumlichen Bezugsorte der<br />

sechs Aachener <strong>Familien</strong> den Wunsch nach kurzen Wegen im <strong>Familien</strong>alltag.<br />

So konzentrieren die <strong>Familien</strong> ihre Bezugsorte häufig<br />

um ihre Wohnung herum (I1,2,6).<br />

Bei <strong>Familien</strong>, die am <strong>Stadt</strong>rand wohnen und täglich weitere Wege<br />

zum Arbeitsplatz der Eltern in die Innenstadt zurücklegen, gibt es<br />

eine Konzentration oder eine teilweise Bündelung von Bezugsorten<br />

am Arbeitsort (I3,5).<br />

Auffällig ist bei diesen <strong>Familien</strong>, die ihre räumlichen Bezugsorte<br />

bündeln, dass bei drei der vier <strong>Familien</strong>, in denen Hobbys ausgeübt<br />

werden, die Hobbys meist von der Bündelung ausgenommen<br />

sind und häufig weit außerhalb des räumlichen Zentrums der Familie<br />

liegen (I1,2,3 - in der Familie I6 wird kein Hobby ausgeübt).<br />

In der Familie I5 sind die Hobbys zwar Teil des räumlichen Zentrums<br />

der Familie, jedoch stellte sich im Gespräch mit der Mutter<br />

heraus, dass es sich dabei um Zufall handele, da der Wahl der<br />

Einrichtungen lediglich Empfehlungen und Erfahrungen mit den<br />

Einrichtungen zugrunde lagen und die räumliche Lage keine Rolle<br />

gespielt habe.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass alle <strong>Familien</strong>, in denen<br />

Hobbys ausgeübt werden und die ihre sonstigen räumlichen<br />

Bezugsorte bündeln, bereit sind <strong>für</strong> die Hobbys weite Wege zurück<br />

zu legen.<br />

Eine weitere Art von Einrichtungen, welche teilweise außerhalb<br />

der Bündelung der räumlichen Bezugsorte liegt, stellen Versorgungseinrichtungen<br />

dar. Aufgrund ihres großen und günstigen<br />

Angebotes werden im Alltag teilweise weite Strecken zu Discountern<br />

und Versorgungszentren zurückgelegt (I2).<br />

Lediglich in einer der sechs befragten <strong>Familien</strong> gibt es keine Bündelung<br />

der räumlichen Bezugsorte, diese liegen in der <strong>Stadt</strong> stark<br />

verteilt (I4).<br />

In den Interviews stellte sich heraus, dass die <strong>Familien</strong>, in denen<br />

keine wohnortnahe Bündelung der räumlichen Bezugsorte stattfindet,<br />

eine solche Bündelung gerne organisieren würden. Aufgrund<br />

eines mangelnden Angebotes an in das Haushaltsbudget<br />

von <strong>Familien</strong> passenden familiengerechten Mietwohnungen in<br />

der <strong>Stadt</strong> ist die Möglichkeit dazu aber häufig nicht gegeben (I4,<br />

I5). Drei der untersuchten <strong>Familien</strong> nehmen <strong>für</strong> die Möglichkeit<br />

der wohnortnahen Bündelung der räumlichen Bezugsorte, wie<br />

die Untersuchung der Wohnlage und der Wohnsituation ergab,<br />

das Leben in einer nicht familiengerechten Wohnung ohne privaten<br />

oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum und teilweise eine<br />

zu geringe Wohnfläche in Kauf (I2,4,6).<br />

l 103


Gesamtauswertung<br />

Räumliche Organisation<br />

Mobilität<br />

+<br />

Hobby Kind<br />

hohe Mobilität<br />

viele, zum Teil weite, Wege im <strong>Familien</strong>alltag bedingen<br />

Stress im <strong>Familien</strong>alltag<br />

viele aufzusuchende räumliche Bezugsorte:<br />

Optimierung in Wegeketten mit möglichst vielen<br />

räuml. Bezugsorten<br />

Wege häufig als belastend empfunden<br />

Zeitdruck räuml. Bezugsorte innerhalb Wegekette<br />

rechtzeitig zu erreichen<br />

hohe Begleitmobilität<br />

von <strong>Familien</strong> nicht als Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />

erkannt<br />

Ø 39% der Wege der Eltern aufgrund von Begleitmobilität<br />

Ø 81% der Wege der Grundschüler in Begleitmobilität<br />

Begleitmobilität vor allem zu Hobbys<br />

Gründe <strong>für</strong> Begleitmobilität u.a. hohes Verkehrsaufkommen<br />

- Angst der Eltern, gesellschaftlicher<br />

Druck Kinder dem Verkehr nicht alleine auszusetzen<br />

<strong>Die</strong> Mobilitätsmuster der untersuchten <strong>Familien</strong> zeigen eine hohe<br />

und teilweise auch weiträumige Mobilität, besonders der Eltern,<br />

in der <strong>Stadt</strong>, welche im <strong>Familien</strong>alltag häufig Stress bedingt. Dabei<br />

ist die Mobilität in der Regel in Wegeketten mit möglichst vielen<br />

räumlichen Bezugsorten optimiert. Im Durchschnitt organisieren<br />

die Eltern der befragten <strong>Familien</strong> 12,5 räumliche Bezugsorte am<br />

Tag in 3,8 Wegeketten. Dabei legt jedes Elternteil im Durchschnitt<br />

1,9 Wegeketten, in welchen 6,3 räumliche Bezugsorte aufgesucht<br />

werden, zurück (siehe Anhang A Tabelle 1).<br />

Innerhalb von Wegeketten kommt es häufig zu Zeitdruck um<br />

räumliche Bezugsorte rechtzeitig zu erreichen. <strong>Die</strong>s wird im Abschnitt<br />

Zeitliche Organisation, Zeitmuster und Takt auf Seite 105<br />

näher erläutert.<br />

Begleitmobilität<br />

Einer der Gründe <strong>für</strong> die vielen nötigen Wegeketten und das Aufsuchen<br />

dieser großen Anzahl an räumlichen Bezugsorten ist die<br />

Begleitmobilität:<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung der räumlichen Bezugsorte und Mobilitätsmuster<br />

der Aachener <strong>Familien</strong> ergibt, dass das Aufsuchen von ca.<br />

1/3 der räumlichen Bezugsorte im Alltag der Eltern aufgrund von<br />

Begleitmobiliät stattfindet. Außerdem werden im Durchschnitt<br />

39% der Wege der Eltern aus Gründen der Begleitmobilität zurückgelegt<br />

(siehe Anhang A Tabelle 2).<br />

<strong>Die</strong> Analyse der Begleitmobilität der Kinder nach Altersgruppe<br />

ergab, dass die Wege der Kinder im Kleinkind- und Kindergartenalter<br />

zu 100%, die Wege der Grundschulkinder zu 81% und auch<br />

die Wege der beiden Schulkinder (12 und 14 Jahre) auf weiterführenden<br />

Schulen durchschnittlich zu 25% begleitet werden (siehe<br />

Anhang A Tabelle 3).<br />

Es fällt auf, dass sich von den sechs <strong>Familien</strong> mit Kindern im<br />

Grundschulalter überhaupt nur in drei <strong>Familien</strong> diese Grundschulkinder<br />

in selbstständiger Mobilität fortbewegen. Von diesen<br />

drei Kindern werden im Durchschnitt jeweils ca. 60% der Wege<br />

begleitet zurückgelegt.<br />

<strong>Die</strong> Analyse der Mobilitätsmuster zeigt, dass am häufigsten Wege<br />

zur Schule in selbstständiger Mobilität zurückgelegt werden,<br />

wobei vor allem die Nähe der Wohnung zur Schule relevant ist<br />

(I1,2,3) oder aber ein zentraler Ausgangspunkt in der Nähe der<br />

Schule, von welcher aus sich das KInd alleine weiter bewegt (I4).<br />

<strong>Die</strong> Wege zu Hobbys von Grundschulkindern werden in allen analysierten<br />

Fällen begleitet.<br />

Auffällig ist, dass die Begleitmobilität in keiner der <strong>Familien</strong> als<br />

Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im Alltag erkannt und genannt wurde.<br />

Begleitmobilität wird in den <strong>Familien</strong> größtenteils als unumgängliche<br />

Notwendigkeit angesehen, die nicht hinterfragt wird.<br />

Für Begleitmobilität ließen sich (neben dem zu geringen Alter von<br />

Klein- und Kindergartenkindern <strong>für</strong> selbstständige Mobilität) gesellschaftliche,<br />

infrastrukturelle sowie private Gründe ermitteln:<br />

- gesellschaftlicher Druck Kinder dem hohen Verkehrsaufkommen<br />

nicht alleine auszusetzen (I4,5)<br />

- fehlende Selbstständigkeit der Kinder <strong>für</strong> die mit Umstiegen verbundene<br />

Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (I1,2,3)<br />

- Wunsch der Kinder nicht alleine gehen zu müssen (I2)<br />

- um Zeit im Alltag Zeit mit den Kindern zu verbringen (I5)<br />

- Angst vor Verkehrssituation und Kriminalität (I6)<br />

Somit stellt Begleitmobilität in den meisten Fällen Zwangsmobilität<br />

der Eltern dar.<br />

l 104


Gesamtauswertung<br />

Räumliche Organisation<br />

Fortbewegung<br />

+<br />

<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />

besonders bei Begleitmobilität<br />

selbst bei guter Anbindung an den ÖPNV<br />

Gründe <strong>für</strong> Wahl des Autos:<br />

- Bequemlichkeit<br />

- Schnelligkeit<br />

- Flexibilität<br />

- keine Planung nötig wie z.B. bei ÖPNV: Fahrzeit,<br />

Umstiege<br />

Parkplatzsuche mit unnötigen Wegen verbunden<br />

In der Analyse der Fortbewegung der <strong>Familien</strong> (siehe Anhang A<br />

Tabelle 4) zeigt sich, dass die Hauptfortbewegung im Alltag von<br />

Kindern und Eltern mit dem Auto und zu Fuß stattfindet. Dabei<br />

fällt auf, dass selbst <strong>Familien</strong> mit einer guten Anbindung an den<br />

öffentlichen Personennahverkehr, wie die Analyse der Wohnlage<br />

ergab, häufig auf das Auto zurückgreifen anstatt öffentliche Verkehrsmittel<br />

zu nutzen (I1,2,3,4,6 Vater).<br />

Besondere Relevanz hat die Fortbewegung mit dem Auto <strong>für</strong> die<br />

Begleitmobilität; diesbezüglich wird in fünf der befragten <strong>Familien</strong><br />

hauptsächlich das Auto genutzt (I1,2,3,4,5) (siehe Anhang A<br />

Tabelle 5).<br />

Gleichzeitig wird das viele Hin- und Herfahren und die mit unnötigen<br />

Wegen verbundene Parkplatzsuche im Alltag jedoch als<br />

besonders lästig empfunden (I2,4).<br />

Für die Nutzung des Autos konnten sowohl private, als auch infrastrukturelle<br />

bzw. stadtpolitische Gründe ermittelt werden: So<br />

spielen bei allen interviewten <strong>Familien</strong> Bequemlichkeit, Flexibilität<br />

und Schnelligkeit die ausschlaggebende Rolle <strong>für</strong> die Wahl des<br />

Autos. Gegenüber öffentlichen Verkehrsmitteln wird das Auto bevorzugt,<br />

weil es keiner weiteren Planung und keines weiteren Organisationsaufwandes,<br />

beispielsweise bezüglich Fahrzeiten oder<br />

Umstiegen, bedarf.<br />

Mehr Direktverbindungen sowie eine höhere Taktung des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs zu Schul- und Arbeitsbeginn sowie<br />

-ende würden dazu beitragen, dass einige <strong>Familien</strong> häufiger öffentliche<br />

Verkehrsmittel anstelle des Autos nutzen würden (I3,5).<br />

l 105


Gesamtauswertung<br />

Zeitliche Organisation<br />

Zeitliche Organisation der <strong>Familien</strong>alltage<br />

Zeitmuster und Takt<br />

Tag<br />

stark getakteter Alltag<br />

Großteil der aktiven Zeit des Tages von Takten<br />

bestimmt<br />

Takte der Kinder wirken durch Begleitmobilität<br />

auch direkt auf Eltern ein hohe zeitliche Abstimmung<br />

von Terminen erforderlich<br />

Hobby der Kinder bestimmt ein Zeitfenster nach<br />

Arbeitsschluss<br />

Takt<br />

Hobby K<br />

Fenster<br />

+<br />

kurze Zeitfenster<br />

<strong>für</strong> Tätigkeiten im Alltag durch starke Taktung<br />

Eltern außerhalb Arbeit<br />

Ø Zeitfenster 1 Std.<br />

Kinder außerhalb Schule/Betreuung<br />

Ø Zeitfenster 1,11 Std.<br />

u.a. durch Begleitmobilität bedingt<br />

fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

durch unzureichende Abstimmung von Schul-,<br />

Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />

Betreuung, Schule - öffentliche Einrichtungen<br />

zu früher Schulbeginn<br />

zu kurze Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />

<strong>für</strong> Vollzeitberufstätigkeit aller Elternteile<br />

unflexible Bring- und Abholzeiten in öffentlichen<br />

Betreuungseinrichtungen<br />

fehlende Ganztages-Betreuungsangebote in der<br />

Ferienzeit<br />

Arbeit<br />

Arbeitszeitmodelle sind <strong>für</strong> Eltern zu unflexibel<br />

zu großes Arbeitsvolumen von Eltern<br />

Der Großteil der aktiven Zeit des Tages der <strong>Familien</strong>mitglieder ist<br />

getaktet. Durchschnittlich 2/3 der aktiven Zeit der Väter und der<br />

Kinder ist durch Takte bestimmt, bei den Müttern ist, aufgrund<br />

der Teilzeitberufstätigkeit der Hälfte der Mütter (I2,3,4) durchschnittlich<br />

etwas mehr als die Hälfte der aktiven Zeit getaktet<br />

(siehe Anhang A Tabelle 6).<br />

Besonders außerhalb der Arbeits-, Schul- und Betreuungszeit wirken<br />

häufig Takte in kurzen Abständen auf die <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

ein:<br />

<strong>Die</strong> Zeit außerhalb von Schule und Betreuung wird bei den Kindern<br />

im Durchschnitt von 1,4 Takten bestimmt, in welcher Zeitfenster<br />

von durchschnittlich 1,1 Stunden zur Verfügung stehen.<br />

Auf die Eltern wirken außerhalb der Arbeit durchschnittlich 2,4<br />

Takte ein, welche kurze Zeitfenster von durchschnittlich 1 Stunde<br />

definieren (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />

<strong>Die</strong> vielen Takte und dadurch entstehenden kurzen Zeitfenster<br />

<strong>für</strong> zu erledigende Tätigkeiten sowie das damit verbundene<br />

häufige Unterbrechen von aktuellen Tätigkeiten aufgrund eines<br />

neuen einwirkenden Taktes und diesbezüglich anstehender Tätigkeiten<br />

innerhalb eines neuen Zeitfensters führen zu Zeitnot<br />

und Stress im <strong>Familien</strong>alltag (I2,4,5). Sie sind u.a. durch Begleitmobilität<br />

bedingt, wodurch die Takte der Kinder auch direkt auf<br />

die Eltern einwirken. Bei der Analyse der Zeitmuster fällt auf, dass<br />

in den <strong>Familien</strong>, in denen mindestens eines der Kinder ein Hobby<br />

ausübt, dieses Hobby auch eines der Zeitfenster außerhalb der<br />

Arbeitszeiten der Eltern bestimmt (I1,2,3,5).<br />

Zu kurze Zeitfenster sind häufig als Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />

bezüglich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, hinsichtlich<br />

öffentlicher Einrichtungen, feststellbar (I1,2,3,4,5).<br />

<strong>Die</strong> räumlichen Bezugsorte von Arbeit, Schule und Betreuung<br />

sind häufig in gemeinsamen Wegeketten organisiert. Wenn die<br />

Zeitfenster innerhalb einer Wegekette zu kurz sind, entsteht häufig<br />

Zeitnot die räumlichen Bezugsorte rechtzeitig zu erreichen.<br />

<strong>Die</strong>s ist besonders häufig in der Zeit zwischen Arbeitsschluss und<br />

Abholen des Kindes (I2,3,4) der Fall. Gründe <strong>für</strong> die Zeitnot in dieser<br />

Situation stellen ein zu enges Zeitfenster <strong>für</strong> die Abholung der<br />

Kinder (I2,4) bzw. zu kurze Betreuungszeiten der Betreuungseinrichtungen<br />

(I5), sowie ein zu großes Arbeitsvolumen, aufgrund<br />

dessen die Arbeit nur schwer rechtzeitig beendet werden kann<br />

(I1,3,4), dar.<br />

Als weitere Gründe <strong>für</strong> Zeitkonflikte bezüglich einer fehlenden<br />

Abstimmung von öffentlichen Betreuungszeiten sowie Arbeitszeiten<br />

lassen sich der zu frühe Schulbeginn am Morgen (I3,5) und<br />

unflexible Arbeitszeitmodelle (I3) ermitteln.<br />

Bezüglich der genannten Zeitkonflikte würde eine Verlegung des<br />

Schulbeginns auf 9 Uhr (I3,5) sowie eine Erweiterung der Betreuungszeiten<br />

bis 18 Uhr (I5) und Zeitfenster von einer Stunde zur<br />

Abholung der Kinder (I2,4) den <strong>Familien</strong>alltag erleichtern.<br />

Eine weitere Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte bezüglich der Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie bilden fehlende Ganztages-Betreuungsangebote<br />

in der Ferienzeit (I2,3,4).<br />

l 106


Gesamtauswertung<br />

Zeitliche Organisation<br />

geschlossen<br />

Mangel an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong>:<br />

planbare Betreuungsengpässe: z.B. Termine zu<br />

denen Kinder nicht mitgenommen werden können<br />

kurzfristige Betreuungsengpässe: z.B. längere<br />

Arbeit der Eltern aufgrund von Überstunden<br />

fehlende Abstimmung von Öffnungszeiten<br />

besonders Termine, die nicht auf samstags geschoben<br />

werden können, z.B. Arzttermine, Termine<br />

mit Handwerkern oder Behörden, führen<br />

durch Einschieben in enge Taktung des Alltags<br />

zu Zeitnot<br />

Weiterhin fehlen im <strong>Familien</strong>alltag weitere planbare und kurzfristige<br />

Betreuungsmöglichkeiten, beispielsweise in Randzeiten<br />

nach der Schule (I5) sowie bei einer längeren Arbeitszeit der Eltern<br />

aufgrund von Überstunden (I2).<br />

Der getaktete Alltag der <strong>Familien</strong> lässt nur wenig Spielraum <strong>für</strong><br />

Abweichungen von den vorgegebenen Zeiten. Müssen beispielsweise<br />

Arzttermine oder Termine mit Handwerkern und Behörden<br />

in die enge Taktung des Alltags eingeschoben werden, führt dies<br />

bei zwei der drei vollzeit berufstätigen Elternpaaren zu Zeitkonflikten<br />

und Zeitnot (I5,6). Das dritte vollzeit berufstätige Elternpaar<br />

ist, aufgrund flexibler Arbeitszeiten des Vaters und der Möglichkeit<br />

der freien nachmittäglichen Arbeitseinteilung der Mutter<br />

als Lehrerin, von dieser Problematik nicht betroffen.<br />

l 107


Gesamtauswertung<br />

Zeitliche Organisation<br />

Verwendung von Zeit<br />

1,3 h<br />

1,6 h 1,6 h<br />

0,9 h<br />

hohe Wegezeiten<br />

auffällig hohe Wegezeiten: Eltern, und teilweise<br />

auch Kinder, am Tag häufig genauso lang oder<br />

länger unterwegs wie selbstbestimmte Zeit zuhause<br />

Eltern Ø 1,7 h<br />

Kinder Ø 1,8 h<br />

zu kurze <strong>Familien</strong>zeit<br />

Ø 1,3 Std. gemeinsame Zeit, es finden hauptsächlich<br />

zweckgebundene Tätigkeiten statt, z.B.<br />

wird in ca. der Hälfte der Zeit gemeinsam zu<br />

Abend gegessen<br />

zu wenig private Zeit der Eltern<br />

nur wenig private Zeit <strong>für</strong> sich selbst:<br />

Ø Väter 1,6 Std.<br />

Ø Mütter 1,6 Std.<br />

zu wenig Zeit der Eltern <strong>für</strong> ihren Partner<br />

Ø 0,9 Std.<br />

Min: 2 <strong>Familien</strong> - 0 Std.<br />

Max: 1 Familie - 2 Std.<br />

Obwohl die meisten <strong>Familien</strong> ihre räumlichen Bezugsorte bündeln<br />

und so zwischen den meisten Bezugsorten kurze Wege<br />

möglich sind, zeigen sich bei der Analyse der Verwendung von<br />

Zeit auffällig hohe tägliche Wegezeiten der <strong>Familien</strong>mitglieder:<br />

<strong>Die</strong> Wegezeit der Kinder ist mit durchschnittlich 1,8 Stunden teilweise<br />

genauso lang wie ihre selbstbestimmte Zeit zuhause. <strong>Die</strong><br />

Wegezeit der Eltern ist mit 1,7 Stunden häufig genauso lang, teilweise<br />

auch länger, als ihre gesamte Freizeit mit durchschnittlich<br />

1,6 Stunden (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />

Hier zeigt sich die zeitliche Auswirkung der bereits beschriebenen<br />

hohen Mobilität im <strong>Familien</strong>alltag, bei der zeitlich besonders<br />

die weiten Wege zum Hobby und bei den Eltern die Begleitmobilität<br />

ins Gewicht fallen.<br />

<strong>Die</strong> hohen Wegezeiten sowie das mit der hohen Mobilität und<br />

den räumlich und zeitlich zu koordinierenden räumlichen Bezugsorten<br />

verbundene Zeitmanagement bezeichneten zwei der<br />

sechs Interviewparter ausdrücklich als belastend (I2,4).<br />

In den Interviews beschrieben die Interviewpartner, dass es in ihrem<br />

Alltag an gemeinsamer Freizeit der <strong>Familien</strong>mitglieder, Zeit<br />

<strong>für</strong> sich selbst sowie Zeit <strong>für</strong> ihren Partner fehle.<br />

<strong>Die</strong> Analyse der Verwendung von Zeit zeigt, dass die <strong>Familien</strong> im<br />

Durchschnitt 1,3 Stunden gemeinsame Zeit im Alltag miteinander<br />

verbringen (siehe Anhang A Tabelle 6). In dieser Zeit finden<br />

jedoch hauptsächlich zweckgebundene Tätigkeiten statt und es<br />

bleibt kaum Zeit <strong>für</strong> gemeinsame Freizeit.<br />

Bezüglich der Analyse der persönlichen Zeit der <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

fällt auf, dass die Eltern mit durchschnittlich ca 1,6 Stunden<br />

nur wenig Zeit <strong>für</strong> sich selbst zur Verfügung haben (siehe Anhang<br />

A Tabelle 6). Häufig teilt sich diese Zeit durch die Ausübung eines<br />

Hobbys dabei in Determinationszeit und Dispositionszeit auf. <strong>Die</strong><br />

Dispositionszeit wird teilweise von Takten und zweckgebundenen<br />

Tätigkeiten, beispielsweise dem erneuten Zubettbringen der<br />

Kinder, unterbrochen.<br />

Entsprechend gering ist auch die gemeinsame Freizeit der Eltern<br />

mit ihrem Partner: sie beträgt an dem untersuchten Tag durchschnittlich<br />

0,9 Stunden (siehe Anhang A Tabelle 6).<br />

l 108


Gesamtauswertung<br />

Untersuchungsannahmen<br />

Auswertung der Untersuchungsannahmen<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

Dezentrale Verwaltungseinrichtungen erleichtern den<br />

Alltag<br />

Durch dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung<br />

kann der Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag<br />

reduziert werden.<br />

Es gibt zu wenig Spielflächen und Freizeitangebote<br />

Um zu den Freizeitorten der Kinder zu gelangen ist ein hoher<br />

Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag nötig.<br />

Mobilität und Verkehr<br />

<strong>Familien</strong> fahren mit dem Auto<br />

Aufgrund von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />

des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag bewegen sich<br />

<strong>Familien</strong> hauptsächlich mit dem Auto fort.<br />

Kinder gehen nicht mehr alleine<br />

Damit die Kinder in der aktuellen Verkehrssituation mit einem<br />

hohen motorisierten Verkehrsaufkommen sicher ans<br />

Ziel gelangen, werden sie von den Eltern gebracht.<br />

Zeit<br />

Maximal ein Elternteil kann vollzeit arbeiten<br />

weil die Vereinbarkeit von Familie und Vollzeitberufstätigkeit<br />

beider Elternteile, aufgrund mangelnder Abstimmung<br />

der Schul-, Betreuungs- und Arbeitszeiten aufeinander, zur<br />

Zeit noch nicht möglich ist .<br />

Geschäfte haben geschlossen wenn <strong>Familien</strong> Zeit <strong>für</strong> Erledigungen<br />

hätten<br />

Öffnungszeiten von Einzelhandel, <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />

-unternehmen und der öffentlichen Verwaltung sind<br />

nur unzureichend auf den <strong>Familien</strong>alltag abgestimmt.<br />

Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung werden nur selten<br />

aufgesucht, weshalb sie in keiner der untersuchten <strong>Familien</strong> eine<br />

zentrale Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte im Alltag darstellen.<br />

Ein mangelndes Angebot an Spielflächen und Freizeitangeboten<br />

stellt in keiner Familie eine Ursache <strong>für</strong> Zeitkonflikte dar. Weite<br />

Wege zu den Freizeitorten der <strong>Familien</strong>mitglieder sind durch eine<br />

freie Wahl der Hobbys, welche sich besonders an Empfehlungen<br />

und von Freunden besuchten Einrichtungen orientiert, begründet.<br />

Öffnungszeiten werden in vielen der interviewten <strong>Familien</strong>, besonders<br />

in den <strong>Familien</strong>, in denen beide Elternteile vollzeit berufstätig<br />

sind, als problematisch empfunden. <strong>Die</strong> Öffnungszeiten<br />

des Lebensmitteleinzelhandels sind allerdings davon ausgenommen,<br />

sie werden als bereits gut beschrieben.<br />

Annahme hat sich in der Untersuchung bestätigt<br />

Annahme hat sich in der Untersuchung nicht bestätigt<br />

l 109


Gesamtauswertung<br />

Zeitkonflikte nach Handlungsfeldern<br />

Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot nach Handlungsfeldern<br />

Zeit<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

zu geringes Angebot an in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong><br />

passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

Aufsuchen von zentralen Discountern und Versorgungszentren<br />

mit hohem Zeit- und Mobilitätsaufwand verbunden<br />

weite Wege zu den Hobbys mit hohem Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

verbunden<br />

hohe Mobilität<br />

Mobilität und Verkehr<br />

viele, zum Teil weite, Wege im <strong>Familien</strong>alltag<br />

hohe Wegezeiten<br />

viele aufzusuchende räumliche Bezugsorte<br />

hohe Begleitmobilität, besonders zu Hobbys<br />

stark getakteter Alltag<br />

kurze Zeitfenster<br />

durch Begleitmobilität hohe zeitliche Abstimmung von Terminen<br />

erforderlich<br />

zu wenig gemeinsame Freizeit der Familie<br />

zu wenig private Zeit der Eltern <strong>für</strong> sich selbst<br />

zu wenig Freizeit der Eltern mit ihrem Partner<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie problematisch<br />

unzureichende Abstimmung von Schul-, Betreuungs- und<br />

Arbeitszeiten:<br />

Betreuung und Schule<br />

zu kurze Betreuungszeiten<br />

Mangel an Betreuungsplätzen <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />

unflexible Bring- und Abholzeiten<br />

fehlende Ganztags-Betreuungsangebote in der Ferienzeit<br />

zu früher Schulbeginn<br />

Arbeit<br />

unflexible Arbeitszeitmodelle<br />

zu große Arbeitsvolumina<br />

Mangel an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />

zu kurze Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />

Handwerksunternehmen, Ärzten, Behörden<br />

Anforderungen der untersuchten<br />

<strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />

l 110


Gesamtauswertung<br />

Anforderungen nach Handlungsfeldern<br />

Abgeleitete Anforderungen der <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> nach Handlungsfeldern<br />

Ermittelte Zeitkonflikte und Ursachen<br />

<strong>für</strong> Zeitkonflikte und Zeitnot der Aachener<br />

<strong>Familien</strong><br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege:<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

größeres Angebot an in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong><br />

passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

Angebot an alternativen, zeit- und mobilitätssparenden<br />

Versorgungsmöglichkeiten<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Reduzierung von Zwangsmobilität<br />

Reduzierung von Begleitmobilität, besonders zu Hobbys<br />

Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />

Abstimmung des ÖPNV auf den <strong>Familien</strong>alltag:<br />

mehr Direktverbindungen<br />

Flexibilität und Schnelligkeit erhöhen<br />

Reduzierung der Parkplatzsuche<br />

Erweiterung von Zeitfenstern<br />

Zeit<br />

Schaffen von mehr Zeit<br />

<strong>für</strong> gemeinsame Freizeit der Familie<br />

der Eltern <strong>für</strong> sich selbst<br />

der Eltern <strong>für</strong> ihren Partner<br />

bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

Abstimmung von Schul-, Betreuungs- und Arbeitszeiten:<br />

Betreuung und Schule<br />

Erweiterung der Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />

bis 18 Uhr<br />

Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />

Flexibilisierung der Bring-/Abholzeiten in öffentlichen Betreuungseinrichtungen,<br />

Zeitfenster 1 Stunde<br />

Ganztages-Betreuungsangebote in der Ferienzeit<br />

Verlegen des Schulbeginns auf 9 Uhr<br />

Arbeit<br />

Angebot an flexiblen Arbeitszeitmodellen<br />

Angebot an flexiblen Arbeitsvolumenmodellen<br />

Angebot an weiteren Betreuungsmöglichkeiten:<br />

Erweiterung der familienunterstützenden sozialen Netzewerken<br />

Erweiterung der Öffnungszeiten von <strong>Die</strong>nstleistungsbetrieben,<br />

Handwerksunternehmen, Ärzten, Behörden<br />

l 111


Empirische Untersuchung<br />

Fazit<br />

2.3 Fazit Empirische Untersuchung<br />

Gründe <strong>für</strong> Alltagsorganisation<br />

+<br />

Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />

gesellschaftlich<br />

infrastrukturell,<br />

stadtpolitisch<br />

privat<br />

In der empirischen Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> bestätigten<br />

sich die, im Rahmen der Zeitgerechtigkeit häufig diskutierten,<br />

Ursachen von Zeitkonflikten der fehlenden Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie und dadurch entstehende Betreuungsengpässe,<br />

zu wenig Zeit im <strong>Familien</strong>alltag sowie die fehlende Abstimmung<br />

von Öffnungszeiten auf den <strong>Familien</strong>alltag, mit Ausnahme der<br />

Öffnungszeiten des Lebensmitteleinzelhandels.<br />

Neben diesen in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung bereits Beachtung<br />

findenden Ursachen von Zeitkonflikten und Zeitnot bestätigten<br />

sich auch die aus der Analyse des Alltags von <strong>Familien</strong><br />

abgeleiteten Untersuchungsannahmen, dass sich <strong>Familien</strong> aufgrund<br />

von Bequemlichkeit und einer mangelnden Abstimmung<br />

des öffentlichen Personennahverkehrs hauptsächlich mit dem<br />

Auto fortbewegen und Kinder u.a. aufgrund des hohen motorisierten<br />

Verkehrsaufkommens und der dadurch vorhandenen Gefahr<br />

durch die Eltern begleitet werden, welche bisher in Projekten<br />

zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> keine Beachtung finden.<br />

In der empirischen Untersuchung konnte eine große Bedeutung<br />

der Begleitmobilität <strong>für</strong> Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag<br />

ermittelt werden: Wie die Verwendung von Zeit zeigt, ist<br />

die Wegezeit der Eltern mit durchschnittlich 1,7 Stunden am Tag<br />

häufig länger oder zumindest genauso lang wie ihre eigene Freizeit.<br />

Dabei werden an dem untersuchten Tag der <strong>Familien</strong> durchschnittlich<br />

81% der Wege der Grundschüler in Begleitmobilität<br />

zurückgelegt und 39% der Wege der Eltern sind durch Begleitmobilität<br />

bedingt. Für die hohe Begleitmobilität sind besonders<br />

die Wege zu den Hobbys der Kinder relevant, die, häufig aufgrund<br />

einer großen Entfernung zur Wohnung und zu den gebündelten<br />

räumlichen Bezugsorten, den der Großteil der begleiteten Wege<br />

darstellen. Dabei trägt Begleitmobilität zu einer starken Taktung<br />

des Alltags der Eltern und so zur Entstehung von kurzen Zeitfenstern<br />

außerhalb der Arbeitszeit bei.<br />

Den meisten Interviewpartnern ist die Begleitmobilität als Ursache<br />

von Zeitkonflikten nicht bewusst, da sie als Zwangsmobilität<br />

in den meisten <strong>Familien</strong> als unumgängliche Notwendigkeit angesehen<br />

wird. In Projekten zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> sollte<br />

deshalb über eine hohe Begleitmobilität als mögliche Ursache<br />

von Zeitkonflikten aufgeklärt und Alternativen <strong>für</strong> eine Begleitmobilität<br />

der Eltern aufgezeigt werden.<br />

Begleitmobilität findet einerseits aufgrund privater Gründe,<br />

wie beispielsweise der persönlichen Angst um die Kinder<br />

statt. Einen weiteren Grund <strong>für</strong> Begleitmobilität stellt<br />

die Auffassung der Gesellschaft dar: <strong>Die</strong> Eltern fühlen sich<br />

unter Druck gesetzt ihre Kinder dem hohen Verkehrsaufkommen<br />

nicht selbstständig auszusetzen. Auch infrastrukturelle<br />

und stadtpolitische Bedingungen wie beispielsweise<br />

ein Mangel an Direktverbindungen des öffentlichen Personnennahverkehrs<br />

und das damit verbundene notwendige<br />

Umsteigen der Kinder bei potenzieller selbstständiger Mobilität,<br />

spielt eine Rolle <strong>für</strong> die hohe Begleitmobilität der untersuchten<br />

<strong>Familien</strong>.<br />

Zwei weitere in der empirischen Untersuchung ermittelte und<br />

bisher in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung unbeachtete Ursachen<br />

<strong>für</strong> Zeitkonflikte stellen die Zeit- und Mobilitätsbelastung<br />

im <strong>Familien</strong>alltag durch das Aufsuchen zentraler Discounter und<br />

Versorgungszentren sowie durch den Mangel an in das Haushaltsbudget<br />

von <strong>Familien</strong> passendem, familiengerechtem Mietwohnraum<br />

in der <strong>Stadt</strong> dar.<br />

Aufgrund fehlenden in das Haushaltsbudget von <strong>Familien</strong> passenden,<br />

familiengerechten Mietwohnraums müssen <strong>Familien</strong> an<br />

den <strong>Stadt</strong>rand ziehen um in Wohnungen mit ausreichender Größe<br />

und privatem Freiraum leben zu können. Dadurch entstehen<br />

im <strong>Familien</strong>alltag häufig weite Wege zwischend der Wohnung<br />

und weiteren räumlichen Bezugsorten der Familie, welche häufig<br />

im <strong>Stadt</strong>zentrum und näherer Umgebung liegen. Alternativ entscheiden<br />

sich viele <strong>Familien</strong> dazu im <strong>Stadt</strong>zentrum zu leben um<br />

so ihren Alltag mit kurzen Wegen gestalten zu können, müssen<br />

da<strong>für</strong> aber meist auf privat oder gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum<br />

und teilweise auch auf eine ausreichende Wohnungsgröße<br />

verzichten.<br />

Grundsätzlich hat sich in der empirischen Untersuchung gezeigt,<br />

dass die Gründe <strong>für</strong> die Alltagsorganisation und somit auch die<br />

Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte gesellschaftlich, infratrukturell/stadtpolitisch<br />

sowie privat bedingt sind.<br />

Auf gesellschaftliche und private Gründe <strong>für</strong> die Alltagsorganisation<br />

und Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte hat die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> keinen direkten Einfluss. Durch eine Anpassung der<br />

infrastrukturellen/stadtpolitischen Rahmenbdingungen kann die<br />

<strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> jedoch direkt Einfluss auf die Reduzierung<br />

von Zeitkonflikten und Zeitnot nehmen und auf Dauer<br />

möglicherweise auch zu einem gesellschaftlichen und privaten<br />

Umdenken beitragen.<br />

l 112


3. <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

l 113


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Ausgangssituation Aachen<br />

3.1 Ausgangssituation Aachen<br />

Umgesetzte Maßnahmen in Aachen<br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />

Bürgerservices<br />

i<br />

i<br />

i<br />

<strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />

dezentrale Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung,<br />

Auskünfte, Wohnsitzänderungen, etc.<br />

dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />

Zeit<br />

lange Öffnungszeiten der Versorgungseinrichtungen<br />

häufig bis 21 oder 22 Uhr, teilweise bis 24 Uhr<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

online Bürgerservice<br />

@ info<br />

Bücherbus<br />

der öffentlichen Verwaltung: online können<br />

u.a. Formulare ausgedruckt und Bescheinigungen<br />

angefordert werden<br />

Bücherbus fährt mit 5.000 Büchern und<br />

Medien wöchentlich 21 Haltestellen an<br />

<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> Aachen hat bereits einige Maßnahmen umgesetzt, die<br />

zu einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> beitragen können.<br />

<strong>Die</strong>se Maßnahmen können den definierten Handlungsfeldern<br />

Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur und Zeit zugeordnet<br />

werden.<br />

Hinsichtlich der Räumlichen Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />

wurden im Rahmen des raumzeitpolitischen Trends<br />

der <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege Bürgerservices als dezentrale Einrichtungen<br />

der öffentlichen Verwaltung geschaffen, bei welchen u.a.<br />

Auskünfte eingeholt, Wohnsitzänderungen durchgeführt sowie<br />

Bescheinigungen beantragt werden können (vgl. [43]).<br />

Bescheinigungen und Formulare können außerdem auch beim<br />

online Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung ausgedruckt und<br />

Anträge so auf dem Postweg an die <strong>Stadt</strong>verwaltung geschickt<br />

werden, wodurch Wege im Alltag reduziert werden können (vgl.<br />

[44]).<br />

Weitere umgesetzte Maßnahmen stellen diesbezüglich vier dezentrale<br />

<strong>Stadt</strong>teilbibliotheken sowie ein Bücherbus dar, welcher mit<br />

5.000 Büchern und Medien wöchentlich 21 Haltestellen anfährt<br />

(vgl. [45]).<br />

Lange Öffnungszeiten der Versorgungseinrichtungen, welche<br />

gesetzlich durch das Land Nordrhein-Westfalen geregelt sind,<br />

werden in Aachen häufig bis 21 oder 22 Uhr, teilweise sogar bis<br />

24 Uhr angeboten.<br />

l 114


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Ausgangssituation Aachen<br />

Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie<br />

Organisation und Handlungsspielraum<br />

Kuratorium<br />

Aufgabe: gesellschaftliche<br />

Repräsentanz. Unterstützung der<br />

Bündnisaktivitäten<br />

Träger<br />

<strong>Stadt</strong> Aachen<br />

Bündnis<br />

Partner<br />

Hochschulen, kirchliche Einrichtungen,<br />

Jüdische und Islamische<br />

Gemeinde, Kammern der Industrie<br />

und des Handwerks, soziale<br />

Verbände, öffentlich-rechtliche<br />

Einrichtungen<br />

Koordinationsstelle<br />

Aufgabe: Koordination aller<br />

bündnisrelevanten Aktivitäten<br />

Im Rahmen der vom Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend geförderten Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie,<br />

gründete die <strong>Stadt</strong> Aachen 2005 als Träger mit weiteren Partnern<br />

das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie. Zu den Gründungspartnern gehörten<br />

die Aachener Hochschulen, kirchliche Einrichtungen, die<br />

Jüdische und Islamische Gemeinde, Kammern der Industrie und<br />

des Handwerks, soziale Verbände sowie öffentlich-rechtliche Einrichtungen.<br />

Das Bündnis ist in vier Untereinheiten organisiert: Das Kuratorium<br />

kümmert sich um die gesellschaftliche Repräsentanz der Bündnisaktivitäten.<br />

In sechs Arbeitsgruppen mit unterschiedlichen<br />

Schwerpunkten werden Maßnahmen und Lösungsansätze <strong>für</strong><br />

mehr <strong>Familien</strong>gerechtigkeit und -freundlichkeit in Aachen entwickelt.<br />

Ein Unterausschuss übernimmt die politische Steuerung<br />

sowie die weitere Unterstützung des Bündnisses, während die<br />

Koordinationsstelle die bündnisrelevanten Aktivitäten koordiniert.<br />

(vgl. [46])<br />

6 Arbeitsgruppen<br />

- Arbeitswelt und Familie<br />

- Erziehung, Bildung, Betreuung<br />

- Familie und Freizeit<br />

- Familie und Migration<br />

- Jung und Alt<br />

- Wohnen, Verkehr und Einkaufen<br />

Unterausschuss<br />

Aufgabe: politische Steuerung<br />

und Unterstützung des Bündnisses<br />

Der Handlungsspielraum des Bündnisses umfasst in der Zusammenarbeit<br />

aller Partner und Organisationseinheiten die direkte<br />

Umsetzung sowie die Förderung von Maßnahmen durch Bündnispartner.<br />

Ein weiteres Handlungsfeld <strong>für</strong> die Umsetzung von<br />

Maßnahmen ist das Initiieren dieser Maßnahmen durch Gewinnung<br />

von Kooperationspartnern, beispielsweise aus Einzelhandel<br />

und <strong>Die</strong>nstleistung.<br />

Handlungsspielraum bei der Umsetzung von Maßnahmen<br />

- Umsetzung von Maßnahmen durch Bündnispartner<br />

- Förderung von Maßnahmen durch Bündnispartner<br />

- Initiieren von Maßnahmen durch Gewinnung von Kooperationspartnern<br />

l 115


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Ausgangssituation Aachen<br />

Umgesetzte und aktuelle Maßnahmen des Bündnisses<br />

Betreuung<br />

Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige<br />

< 3<br />

Jahre<br />

Arbeit<br />

öffentlich: Erweiterung der Betreuungsplätze<br />

um 5%<br />

betrieblich: <strong>Stadt</strong>verwaltung, Hochschulen,<br />

Studentenwerk<br />

Einrichtung flexibler Arbeitszeitmodelle<br />

in <strong>Stadt</strong>verwaltung, bei Hochschulen und Studentenwerk,<br />

z.B. alternierende Telearbeit;<br />

Unterstützung <strong>für</strong> private Unternehmen<br />

Zeit<br />

Erweiterung des Betreuungsangebotes durch<br />

„<strong>Familien</strong>patenschaften“<br />

Betreuung von Kindern durch 71 ehrenamtliche<br />

Paten im Alter von 20 - 80 Jahren<br />

Im Rahmen der Maßnahmen des Aachener Bündnisses <strong>für</strong> Familie<br />

sind, mit dem Ziel, eine familienfreundliche <strong>Stadt</strong> zu schaffen,<br />

auch bereits einige <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> relevante<br />

Maßnahmen im Handlungsfeld Zeit initiiert und umgesetzt worden.<br />

Zu den Maßnahmen bezüglich des Betreuungsangebots zählen<br />

der Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige in öffentlichen<br />

und betrieblichen Einrichtungen der <strong>Stadt</strong>verwaltung,<br />

des Studentenwerks und der Hochschulen Aachens, der RWTH<br />

Aachen, der FH Aachen und der Katholischen Hochschule NRW,<br />

Fachbereich Aachen. Zur Erweiterung des tertiären Netzwerkes<br />

von <strong>Familien</strong> wurde das Betreuungsangebot durch <strong>Familien</strong>patenschaften<br />

erweitert. Als <strong>Familien</strong>paten betreuen, mit Stand<br />

vom 01.03.2012, 71 ehrenamtliche Paten im Alter von 20 bis 80<br />

Jahren stundenweise Kinder aus 62 <strong>Familien</strong>.<br />

Bezüglich des Aspekts der Arbeit wurden mithilfe des Bündnisses<br />

in der <strong>Stadt</strong>verwaltung sowie bei den Aachener Hochschulen<br />

flexible Arbeitszeitmodelle wie beispielsweise alternierende<br />

Telearbeit eingeführt. Zusätzlich wurde ein Angebot zur Unterstützung<br />

von privaten Unternehmen bei der Umsetzung flexibler<br />

Arbeitszeitmodelle und der Wiedereingliederung von Eltern nach<br />

der Elternzeit geschaffen. (vgl. [47])<br />

l 116


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />

3.2 Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen <strong>für</strong> die ermittelten Anforderungen<br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Infrastruktur und Einrichtungen<br />

alternative, zeit- und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeiten<br />

Shopping Box<br />

Best-Practice: BMW, München<br />

Kombination aus Schließfächern, Briefkasten,<br />

Kühlschrank, Bankautomat; Bestellung von<br />

Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen (Supermarkt,<br />

Wäscherei); 24Std./7Tage d. Woche<br />

KommtEssen Lieferservice<br />

Best-Practice: Schweden, privates Unternehmen<br />

Kommt<br />

Essen<br />

Lieferung von zusammengestellten Tüten mit<br />

Zutaten <strong>für</strong> vollwertige Mahlzeiten und dazugehörigen<br />

Rezepten<br />

Online-Lieferservice von Lebensmitteln<br />

profiliert, private Unternehmen<br />

Lieferung von Lebensmitteln an Wohn- oder<br />

Arbeitsort von 8-21 Uhr, Mo-Sa, Zeitfenster<br />

von 2 Stunden <strong>für</strong> Lieferung wählbar<br />

Entsprechend den ermittelten Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong><br />

an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> gibt es in unterschiedlichen<br />

Städten bereits verschiedene Maßnahmen und Einzelprojekte<br />

diverser Akteure, welche größtenteils unabhängig von Projekten<br />

zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> entwickelt wurden, jedoch zu einer solchen<br />

beitragen können. <strong>Die</strong> hier zusammengestellten Maßnahmen<br />

bestehen aus Best-Practice-Beispielen und bereits profilierten<br />

Maßnahmen.<br />

Im Rahmen der Räumlichen Bezugsorte, Infrastruktur und Einrichtungen<br />

stellen Shopping Boxen sowie unterschiedliche Lieferservices<br />

beispielhafte Maßnahmen bezüglich einer <strong>Stadt</strong> der kurzen<br />

Wege zeit- und mobilitätssparender Versorgungsmöglichkeiten<br />

dar. Shopping Boxen sind arbeits- oder wohnortnah angesiedelte<br />

Kombinationen aus Schließfächern, Briefkästen, Kühlschrank und<br />

Bankautomat, über die Bestellungen von Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen<br />

beispielsweise über Supermärkte oder Wäschereien stattfinden<br />

können. <strong>Die</strong> Abholung und Abgabe von bestellten oder<br />

aufzugebenden Waren kann 24 Stunden an 7 Tagen in der Woche<br />

stattfinden. (vgl. [48])<br />

Online-Lieferservices, die sich bereits in einigen Städten, wie beispielsweise<br />

Köln, profiliert haben, bieten die Möglichkeit, über<br />

das Internet oder per Telefon Lebensmittel zu bestellen und von<br />

Montag bis Samstag zwischen 8 und 21 Uhr an den Wohn- oder<br />

Arbeitsort liefern zu lassen. In der Regel sind Zeitfenster von 2<br />

Stunden <strong>für</strong> die Lieferung wählbar.<br />

Einen speziellen Lieferservice stellt KommtEssen, nach schwedischem<br />

Vorbild, dar. Für die kommende Woche kann bei diesem<br />

Service jeweils eine zusammengestellte Tüte mit Zutaten <strong>für</strong> eine<br />

gewünschte Anzahl an vollwertigen Mahlzeiten mit dazugehörigen<br />

Rezepten bestellt werden. So entfällt neben der Zeit <strong>für</strong> das<br />

Einkaufen und die zugehörigen Wege auch die Planung des Einkaufes<br />

(vgl. [49]).<br />

l 117


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />

Alternativen zur Begleitmobilität der Eltern<br />

Fahrdienste der Gemeinden<br />

Best-Practice: Schweden<br />

Kinder werden zuhause abgeholt und in<br />

Kita oder Schule gebracht und anschließend<br />

wieder nach Hause gebracht<br />

Mobilität und Verkehr 1<br />

Walking Bus<br />

Best-Practice: z.B. <strong>Stadt</strong> Köln<br />

2 Begleitpersonen laufen mit Kindern wie<br />

ein Linienbus einer festgelegten Route entlang<br />

und nachmittags wieder zurück, an definierten<br />

Haltestellen werden Kinder aufgesammelt<br />

oder abgesetzt<br />

<strong>Die</strong> auf dieser und der nächsten Seite erläuterten Beispielmaßnahmen<br />

im Handlungsfeld Mobilität und Verkehr beziehen sich<br />

auf die Anforderung an die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, eine<br />

direkte Möglichkeit zur Reduzierung von Begleitmobilität und im<br />

Rahmen eines familiengerechten Verkehrskonzeptes eine Reduzierung<br />

des motorisierten Verkehrs zu schaffen.<br />

Ein Beispiel der direkten Reduzierung von Begleitmobilität durch<br />

die Eltern stellt der Fahrdienst der Gemeinden in Schweden dar.<br />

<strong>Die</strong> Kinder werden morgens mit dem Bus zuhause abgeholt und<br />

in die Kindertagesstätte oder die Schule und anschließend wieder<br />

nach Hause gebracht (vgl. [50,51]).<br />

Durch Walking Busses und Schulweggruppen kann über die Reduzierung<br />

der Begleitmobilität der Eltern hinaus auch selbstständige<br />

Mobilität von Kindern gefördert werden.<br />

Beim Walking Bus wird eine Gruppe von Kindern von zwei Erwachsenen<br />

zu Fuß auf dem Weg zur Schule und nach Schulschluss<br />

zurück nach Hause begleitet. Dabei laufen die Kinder, in<br />

Zweierpaaren nebeneinander, wie ein Linienbus eine festgelegte<br />

Route entlang, auf der an definierten Haltestellen Kinder aufgesammelt<br />

oder abgesetzt werden. <strong>Die</strong> Kinder bewegen sich mit<br />

dem Walking Bus und den beiden vorderen Kindern als steuernde<br />

„Busfahrer“ weitestgehend selbstverantwortet, die Begleitpersonen<br />

haben eine reine Kontrollfunktion. (vgl. [52,53])<br />

l 118


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />

Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />

kostenlose Leihfahrräder<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

intelligentes Verkehrskontrollsystem<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

Parker App<br />

Best-Practice: USA, z.B. <strong>Stadt</strong> San Francisco<br />

P<br />

System Münzwurf<br />

Fahrradparkplätze als Ausleih- oder Rückgabeorte<br />

in der gesamten <strong>Stadt</strong><br />

vorrangige Behandlung des Radverkehrs, in<br />

Stoßzeiten können Strecken <strong>für</strong> den motorisierten<br />

Verkehr einspurig geschaltet und <strong>für</strong> Radverkehr<br />

erweitert werden<br />

über Sensoren im Boden werden per App freie<br />

Parkplätze in definierbarer Entfernung zum<br />

Zielort vorgeschlagen, Reservierung <strong>für</strong> einige<br />

Minuten möglich<br />

Mobilität und Verkehr 2<br />

Ausbau der Radwege<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

zu einem zusammenhängenden Radverkehrswegenetz<br />

Reduzierung der Parkplätze<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

um 2% jährlich<br />

Im Zuge der Förderung des alternativen Verkehrs kann, neben<br />

der bereits in Kapitel 1.2 vorgestellen gängigen Maßnahme der<br />

Erhöhung der Flexibilität des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

zu Schul-, Betreuungs- und Arbeitsbeginn sowie -ende, auch die<br />

Förderung des Radverkehrs zu einer Reduzierung des motorisierten<br />

Verkehrsaufkommens beitragen. In der <strong>Stadt</strong> Kopenhagen<br />

wurden im Rahmen des Konzeptes Kopenhagen 2025, dessen<br />

Ziel es ist, bis 2025 eine CO2-neutrale <strong>Stadt</strong> zu schaffen, vier <strong>für</strong><br />

die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> bezüglich des Handlungsfeldes Verkehr<br />

und Mobilität beispielhafte Maßnahmen umgesetzt:<br />

An in der gesamten <strong>Stadt</strong> verteilten Fahrradparkplätzen können<br />

kostenlose Leihfahrräder per Münzwurf ausgeliehen und wieder<br />

zurückgegeben werden. Einhergehend mit dieser Maßnahme<br />

wurden die Radwege in der <strong>Stadt</strong> zu einem zusammenhängenden<br />

Radverkehrswegenetz ausgebaut. Durch ein intelligentes<br />

Verkehrskontrollsystem findet in Kopenhagen eine vorrangige<br />

Behandlung des Radverkehrs gegenüber dem motorisierten Verkehr<br />

statt. So können in Stoßzeiten Strecken über Lichtanlagen<br />

<strong>für</strong> den motorisierten Verkehr einspurig geschaltet und somit<br />

Strecken <strong>für</strong> den Radverkehr erweitert werden. Weiterhin können<br />

„grüne Wellen“ <strong>für</strong> die Radfahrer über Ampelanlagen geschaltet<br />

werden.<br />

Zusätzlich wird in Kopenhagen eine jährliche Reduzierung der<br />

Parkplätze um 2% im Bereich der Innenstadt durchgeführt. (vgl.<br />

[54,55])<br />

<strong>Die</strong> Parker App ist eine Beispiel-Maßnahme zur Reduzierung<br />

des Parkplatzsuchverkehrs, welche in den USA, beispielsweise<br />

in San Francisco, genutzt wird. Anhand von Sensoren im Boden<br />

informiert die App den Nutzer kurz vor seinem Eintreffen an dem<br />

angegebenen Zielort über freie Parkplätze in einer definierbaren<br />

Entfernung um den Zielort herum. Für die Dauer einiger Minuten<br />

kann der Nutzer einen so gefundenen Parkplatz reservieren (vgl.<br />

[56]).<br />

l 119


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />

Beispielmaßnahmen, welche dem Handlungsfeld Zeit der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> und den entsprechenden Anforderungen<br />

der Aachener <strong>Familien</strong> zugeordnet werden können, sollen<br />

auf dieser und der folgenden Seite vorgestellt werden.<br />

Öffnungszeiten<br />

Umschichtige Spätöffnungszeit<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Modena, Italien<br />

der Versorgungseinrichtungen im <strong>Stadt</strong>viertel<br />

(Apotheken-Prinzip)<br />

Zeit 1<br />

Arbeit<br />

flexible Arbeitsvolumenmodelle<br />

profiliert, öffentl. Einrichtungen, private Unternehmen<br />

+<br />

Jobsharing: das Volumen einer Vollzeitstelle<br />

wird auf zwei oder mehr Teilzeitangestellte<br />

aufgeteilt<br />

Bezüglich der Problematik einer fehlenden Anpassung von Öffnungszeiten<br />

an die Arbeitszeiten kann eine umschichtige Spätöffnungszeit,<br />

wie sie in der <strong>Stadt</strong> Modena bezüglich Versorgungseinrichtungen<br />

umgesetzt wurde, von Unternehmen, welche<br />

innerhalb der <strong>Stadt</strong>viertel im Apotheken-Prinzip organisiert sind,<br />

eine Alltagserleichterung <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> darstellen (vgl. [57]).<br />

Durch die folgenden drei Maßnahmen kann eine bessere Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie geschaffen werden:<br />

Eine Möglichkeit der Reduzierung von Arbeitsvolumen ist die<br />

Einrichtung von flexiblen Arbeitszeitmodellen wie beispielsweise<br />

Jobsharing. Dabei wird das Volumen einer Vollzeitstelle auf zwei<br />

oder mehr Teilzeitangestellte aufgeteilt, welche die Verteilung<br />

von Aufgaben sowie ihre Arbeitszeiten untereinander regeln.<br />

Betreuung<br />

öffentliche Einrichtungen<br />

gesetzl. geregelte Ganztagsbetreuung<br />

Best-Practice: Schweden, Bund<br />

11 1/2<br />

Std.<br />

<strong>für</strong> Kinder von 1-12 Jahren, täglich betreute<br />

Zeit 11,5 Std., in Tageseinrichtung oder <strong>Familien</strong>tagespflege,<br />

Schulen haben angeschlossenes<br />

„Freizeitcenter“, Hobbys integriert<br />

Ferienbetreuung in Freizeitcentern<br />

Best-Practice: Schweden, Bund<br />

+<br />

Freizeitcenter der Schulen fangen Betreuungsengpass<br />

durch Schulausfall durch ganztägige<br />

Betreuung auf<br />

Hinsichtlich längerer Betreuungszeiten in öffentlichen Einrichtungen<br />

soll Schweden als Best-Practice-Beispiel angeführt werden:<br />

Hier gibt es eine gesetzlich geregelte Ganztagsbetreuung<br />

<strong>für</strong> Kinder von 1-12 Jahren mit einem Anspruch auf eine Betreuungszeit<br />

von 11,5 Stunden am Tag <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, in denen alle<br />

Elternteile einer Berufstätigkeit nachgehen. <strong>Die</strong> Betreuung von<br />

Kindern bis einschließlich 5 Jahre wird über Tageseinrichtungen<br />

wie Kindertagesstätten sowie über die <strong>Familien</strong>tagespflege bei<br />

Tagesmüttern abgedeckt. Schulen haben ein angeschlossenes<br />

Freizeitcenter, in welchem Schulkinder nach der Schule betreut<br />

werden. In den Freizeitcentern werden u.a. Hausaufgabenhilfe,<br />

Spielenachmittage, Mal- und Zeichenstunden, Musikunterricht<br />

und unterschiedliche Sportarten angeboten, wodurch die Hobbys<br />

der Kinder in die Betreuungszeit integriert sind.<br />

In den Schulferien fangen die Freizeitcenter den Betreuungsengpass<br />

durch den Schulausfall durch eine ganztägige Betreuung<br />

auf. (vgl. [58])<br />

l 120


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Best-Practice-Beispiele und profilierte Einzelmaßnahmen<br />

Betreuung<br />

Zeit 2<br />

Entsprechend den ermittelten Anforderungen kann durch die folgenden<br />

Maßnahmen das Angebot an Betreuungsmöglichkeiten<br />

sowie an familienunterstützenden sozialen Netzwerken erweitert<br />

werden:<br />

weitere Betreuungsmöglichkeiten - Erweiterung familienunterstützender sozialer Netzwerke<br />

Kinder-Notfall-Unterbringung<br />

Best-Practice: Bündnis Braunschweig<br />

€<br />

Zeitbanken<br />

Best-Practice: <strong>Stadt</strong> Bozen<br />

kostenpflichtige Betreuung durch Fachkräfte<br />

und Ehrenamtliche als Hilfe bei Betreuungsengpässen<br />

Austausch von Freizeit durch gegenseitige<br />

Hilfe der Bürger, eine geleistete Stunde ist<br />

immer eine Stunde Gegenleistung wert<br />

Zeitgutscheine<br />

Best-Practice: Bündnis Hanau<br />

Gutschein<br />

Betreuung<br />

des Einzelhandels zur kostenlosen Kinderbetreuung<br />

an Freitagen und Samstagen durch<br />

Fachkräfte, die entsprechend der Einkaufssumme<br />

einer Familie im Einzelhandel an diese<br />

<strong>Familien</strong> ausgegeben werden<br />

In Braunschweig wurde durch das Lokale Bündnis <strong>für</strong> Familie eine<br />

kostenpflichtige Kinder-Notfall-Betreuung <strong>für</strong> planbare und kurzfristige<br />

Betreuungsengpässe ins Leben gerufen. <strong>Die</strong> Betreuung<br />

erfolgt teilweise durch Ehrenamtliche und teilweise durch ausgebildete<br />

Fachkräfte (vgl. [59]).<br />

Das lokale Bündnis Hanau hat das Angebot einer <strong>für</strong> die Eltern<br />

kostenlosen Kinderbetreuung durch Fachkräfte an Freitagen und<br />

Samstagen geschaffen. <strong>Die</strong> Betreuungszeit richtet sich nach „Zeitgutscheinen“,<br />

die entsprechend der Einkaufssumme der Familie<br />

über den Einzelhandel an diese ausgegeben werden (vgl. [21]).<br />

Über Zeitbanken kann eine gegenseitige Unterstützung der Bürger<br />

über ihr soziales Netzwerk hinaus, durch den wechselseitigen<br />

Austausch von Freizeit innerhalb der Nutzergruppe der Zeitbank,<br />

stattfinden. Dabei ist eine geleistete Stunde jeweils eine Stunde<br />

Gegenleistung wert. (vgl. [60])<br />

l 121


+<br />

+<br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Übergeordnete Ziele<br />

3.3 <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen - Gesamtkonzept und Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie<br />

Übergeordnete Ziele<br />

Räumliche Bezugsorte,<br />

Einrichtungen und Infrastruktur<br />

Zeit<br />

Versorgung<br />

Arbeitgeber<br />

Kita, Schule,<br />

Betreuung<br />

ÖPNV<br />

Koordinierung<br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, Möglichkeit der freien Wahl und der<br />

Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />

Mobilität und Verkehr<br />

+<br />

Freizeitangebote<br />

Öffnungszeiten<br />

Schaffen einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie:<br />

Erhöhung der Flexibilität, Erweiterung von Zeitfenstern<br />

Koordinierung von Taktgebern<br />

primäre /<br />

persönliche Netzwerke<br />

sekundäre /<br />

gesellschaftl. Netzwerke<br />

Um <strong>Familien</strong> in Aachen den Alltag zu erleichtern, Zeitkonflikte<br />

und Zeitnot zu reduzieren und zu mehr privater und gemeinsamer<br />

Freizeit zu verhelfen, wird im Rahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen ein Gesamtkonzept mit Maßnahmen entwickelt,<br />

welches den ermittelten Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong><br />

entspricht. <strong>Die</strong> Maßnahmen schaffen entsprechend der<br />

übergeordneten Ziele Möglichkeiten <strong>für</strong>:<br />

- <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege, freie Wahl und Reduzierung der aufzusuchenden<br />

räumlichen Bezugsorte<br />

- Reduzierung von Zwangsmobilität, besonders von Begleitmobilität<br />

- eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie: Erhöhung der<br />

Flexibilität, Erweiterung von Zeitfenstern durch die Koordinierung<br />

von Taktgebern<br />

- Erweiterung der familienunterstützenden sozialen Netzwerke<br />

!<br />

Reduzierung von Zwangsmobilität besonders von Begleitmobilität<br />

tertiäre Netzwerke<br />

+ + +<br />

Schaffen eines Angebotes zur Erweiterung der familienunterstützenden<br />

sozialen Netzwerke<br />

l 122


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Handlungsempfehlung<br />

Handlungsempfehlung - Bündelung von Maßnahmen<br />

bestehende Maßnahmen in<br />

Aachen<br />

Einzelmaßnahmen der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />

+<br />

Maßnahmen des Aachener Bündnisses<br />

neue Maßnahmen<br />

Neuentwicklungen<br />

+<br />

u.a. Weiterentwicklung, Kombination, Anpassung<br />

entsprechend den Anforderungen der<br />

Aachener <strong>Familien</strong> von<br />

profilierten Maßnahmen<br />

+<br />

unabhängigen Best-Practice-Maßnahmen<br />

Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Zur Umsetzung der übergeordneten Ziele sollen neue Maßnahmen<br />

zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> durch das Aachener<br />

Bündnis <strong>für</strong> Familie umgesetzt und zusammen mit bereits bestehenden<br />

Maßnahmen in Aachen zu einem Gesamtkonzept zusammengefasst<br />

und als solches präsentiert werden.<br />

<strong>Die</strong> bestehenden Maßnahmen setzen sich hierbei aus den Einzelmaßnahmen<br />

in Aachen (siehe Seite 114) und den Maßnahmen<br />

des Aachener Bündnisses <strong>für</strong> Familie (siehe Seite 116) zusammen.<br />

<strong>Die</strong> neuen Maßnahmen setzen sich u.a. zusammen aus weiterentwickelten,<br />

kombinierten und angepassten<br />

- profilierten Maßnahmen der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung (siehe<br />

Seite 19-20)<br />

- unabhängigen Best-Practice- sowie profilierten Einzelmaßnahmen<br />

(siehe Seite 117-121)<br />

sowie,neu entwickelten Maßnahmen entsprechend den Anforderungen<br />

der Aachener <strong>Familien</strong>.<br />

l 123


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Gesamtkonzept<br />

Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

<strong>Stadt</strong> der kurzen Wege<br />

i<br />

€<br />

i<br />

i<br />

Förderung des Umbaus von Bestand zu familiengerechten<br />

Mietwohnungen (z.B. Zusammenlegung<br />

von Wohnungen besonders<br />

auch im Erdgeschoss sowie mit privat oder<br />

gemeinschaftlich nutzbarem Freiraum)<br />

Shopping Boxen<br />

Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />

Bürgerservices als dezentrale Einrichtung<br />

der öffentlichen Verwaltung<br />

dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />

@ info<br />

alternative, zeit-und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeiten<br />

Kommt<br />

Essen<br />

KommtEssen Lieferservice<br />

online Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung<br />

Bücherbus<br />

online-Lieferservice von Lebensmitteln<br />

Das entwickelte Gesamtkonzept setzt sich aus Maßnahmen zusammen,<br />

welche zur Erfüllung der Anforderungen an die <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen entsprechend der drei definierten<br />

Handlungsfelder der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> beitragen<br />

können.<br />

Eine <strong>Stadt</strong> der kurzen Wege sowie die Möglichkeit der freien Wahl<br />

und der Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />

im <strong>Familien</strong>alltag können durch folgende Maßnahmen im<br />

Handlungsfeld Räumliche Bezugsorte, Einrichtungen und Infrastruktur<br />

geschaffen werden:<br />

<strong>Die</strong> Förderung des Umbaus von Bestandswohnungen zu familiengerechten<br />

Mietwohnungen, z.B. der Zusammenlegung von<br />

Wohnungen besonders auch im Erdgeschoss sowie mit privat oder<br />

gemeinschaftlich nutzbarem Freiraum, kann eine Erweiterung des<br />

Angebots an familiengerechten Mietwohnungen bewirken. Durch<br />

diese Maßnahme kann <strong>Familien</strong> die Wahl des Wohnortes entsprechend<br />

einer Bündelung ihrer räumlichen Bezugsorte ermöglicht<br />

und so zur Senkung des Zeit- und Mobilitätsaufwands im <strong>Familien</strong>alltag<br />

beigetragen werden.<br />

Auch der Bürgerservice als dezentrale Einrichtung sowie der online-<br />

Bürgerservice der öffentlichen Verwaltung, dezentrale <strong>Stadt</strong>teilbibliotheken<br />

und der Bücherbus der <strong>Stadt</strong> Aachen bieten <strong>Familien</strong> und<br />

anderen Bürgern die Möglichkeit, Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />

Alltag zu verringern.<br />

<strong>Die</strong> Reduzierung der aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte<br />

kann, neben der Reduzierung der Begleitmobilität (siehe Seite<br />

124), durch das Initiieren von Shopping Boxen und online-Lieferservices<br />

wie auch des Lieferservice KommtEssen als alternative,<br />

zeit- und mobilitätssparende Versorgungsmöglichkeit unterstützt<br />

werden.<br />

l 124


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Gesamtkonzept<br />

höhere Taktung des ÖPNV zu Schul- , Betreuungs-<br />

und Arbeitsbeginn sowie -ende<br />

um so mehr Flexibilität zu schaffen<br />

kostenlose/ -günstige Leihfahrräder, z.B. E-<br />

Bikes + Kinderanhänger<br />

intelligentes Verkehrskontrollsystem mit<br />

vorrangiger Behandlung des Radverkehrs<br />

und des ÖPNVs<br />

Parker App zur gezielten Parkplatzfindung<br />

Walking Busses mit Ehremamtlern (besonders<br />

auch Senioren)<br />

zusätzlich zum Schulweg auch zwischen OGS<br />

und Vereinen<br />

Mobilität und Verkehr<br />

Entwicklung eines familiengerechten Verkehrskonzeptes: u.a. Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />

P<br />

Alternativen zur Begleitmobilität der Eltern<br />

mehr Direktverbindungen im ÖPNV<br />

Ausbau der Radwege zu einem zusammenhängenden<br />

Radverkehrswegenetz<br />

Reduzierung der Parkplätze in der Innenstadt<br />

Fahrdienst zwischen OGS und Vereinen<br />

Eine Reduzierung von Zwangsmobilität und dabei insbesondere<br />

Begleitmobilität der Eltern, kann durch das Konzept der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen einerseits durch die Entwicklung<br />

eines familiengerechten Verkehrskonzeptes, welche u.a. eine Reduzierung<br />

des motorisierten Verkehrsaufkommens einschließt,<br />

sowie andererseits durch konkrete Alternativen zur elterlichen<br />

Begleitmobilität unterstützt werden.<br />

Zu einer Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens<br />

kann die Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie<br />

des Fahrradverkehrs beitragen.<br />

So kann durch eine höhere Taktung des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

zu Schul- , Betreuungs- und Arbeitsbeginn und<br />

-ende sowie durch das Angebot von mehr Direktverbindungen<br />

die Flexibilität und Schnelligkeit des öffentlichen Personennahverkehrs<br />

gefördert und so durch einen reduzierten Planungsaufwand<br />

die Konkurrenzfähigkeit in Bezug auf das Auto erhöht werden.<br />

Durch das Angebot von mehr Direktverbindungen können<br />

sich auch Kinder mit einer geringeren Selbstständigkeit früher in<br />

eigenständiger Mobilität fortbewegen.<br />

<strong>Die</strong> Attraktivität der Fahrradnutzung kann durch ein Angebot an<br />

kostenlosen oder günstigen Leih-E-Bikes und eventuell Kinderanhängern<br />

sowie den Ausbau der Radwege zu einem zusammenhängenden<br />

Radverkehrswegenetz erhöht werden.<br />

Unterstützt werden kann diese Nutzung alternativer Verkehrsmittel<br />

zusätzlich durch den Einsatz eines intelligenten Verkehrskontrollsystems,<br />

durch welches eine vorrangige Behandlung<br />

des Radverkehrs und des öffentlichen Personennahverkehrs beispielsweise<br />

durch „grüne Wellen“ möglich ist.<br />

Eine Reduzierung des motorisierten Verkehrsaufkommens kann<br />

weiterhin durch die Reduzierung von Parkplätzen in der Innenstadt<br />

sowie eine App zur gezielten Parkplatzfindung unterstützt<br />

werden.<br />

Als Alternative zur Begleitmobilität der Eltern und zur Förderung<br />

der selbstständigen Mobilität von Kindern bietet sich die Umsetzung<br />

von Walking Busses mit Ehrenamtlern, besonders auch Senioren<br />

an. Walking Busses können zusätzlich zum Schulweg auch<br />

zwischen der Offenen Ganztagsschule und Vereinen verkehren,<br />

um so die Begleitmobilität der Eltern zum Hobby der Kinder zu<br />

reduzieren. Eine weitere Alternative zur Reduzierung der Begleitmobilität<br />

der Eltern zum Hobby kann durch Fahrdienste zwischen<br />

der Offenen Ganztagsschule und Vereinen geschaffen werden.<br />

Durch die Reduzierung der Begleitmobilität können die damit<br />

verbundenen aufzusuchenden räumlichen Bezugsorte und Takte<br />

im Alltag der Eltern entfallen.<br />

l 125


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Gesamtkonzept<br />

Arbeit<br />

Zeitbüros<br />

flexible Arbeitszeiten durch Arbeitszeitkonten,<br />

variable Teilzeit, alternierende Telearbeit<br />

Unterstützung privater Unternehmen bei<br />

der Umsetzung flexibler Arbeitszeiten<br />

Zeit 1<br />

Öffnungszeiten<br />

- 20<br />

Uhr<br />

+<br />

wöchentlicher „langer Abend“ mit Öffnungszeiten<br />

von Friseuren, Ärzten, Handwerksbetrieben,<br />

öffentlicher Verwaltung, etc.<br />

bis 20 oder auch 21 Uhr, nach Apotheken-<br />

Prinzip in den <strong>Stadt</strong>vierteln organisiert (bei<br />

großer Nachfrage erweiterbar)<br />

Jobsharing zur Reduzierung des Arbeitsvolumens<br />

von Eltern<br />

Unterstützung privater Unternehmen bei<br />

der Umsetzung flexibler Arbeitsvolumenmodelle<br />

Im Handlungsfeld Zeit spielt die Koordination von Taktgebern untereinander<br />

und von Taktgebern bezüglich einer Anpassung an<br />

die Zeiten des <strong>Familien</strong>alltags, zur Erhöhung der Flexibilität und<br />

zur Erweiterung von Zeitfenstern, eine große Rolle <strong>für</strong> die befragten<br />

Aachener <strong>Familien</strong>. Zur Umsetzung dieser Aufgaben sollten<br />

Zeitbüros, welche ein zentrales Instrument der lokalen Zeitpolitik<br />

darstellen, eingerichtet werden. Mit ihrer Hilfe können lokale<br />

Zeitkonflikte frühzeitig erkannt und Einfluss auf ihre Ursachen,<br />

beispielsweise durch eine Vermittlung zwischen Taktgebern und<br />

Taktnehmern, genommen werden.<br />

Zeitkonflikte bezüglich des Einschiebens von Terminen mit Friseuren,<br />

Ärzten, Handwerksbetrieben, öffentlicher Verwaltung, etc.<br />

in den <strong>Familien</strong>alltag können durch das Initiieren eines wöchentlichen<br />

„langen Abends“ mit Spätöffnungszeiten bis 20 oder auch<br />

21 Uhr gemindert werden. <strong>Die</strong> Organisation kann nach dem rotierenden<br />

Apotheken-Prinzip in den <strong>Stadt</strong>vierteln stattfinden um die<br />

Einrichtungen zu entlasten.<br />

Im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie können<br />

bezüglich der Arbeitszeiten, als Taktgeber im <strong>Familien</strong>alltag,<br />

flexible Arbeitszeitmodelle wie Arbeitszeitkonten, variable Teilzeit,<br />

alternierende Telearbeit sowie Modelle zur Reduzierung des Arbeitsvolumens<br />

von Eltern, beispielsweise Jobsharing, zur Erleichterung<br />

des <strong>Familien</strong>alltags beitragen. Neben der Umsetzung dieser<br />

Maßnahmen durch Bündnispartner sollte die Umsetzung auch in<br />

privaten Unternehmen initiiert werden und Unternehmen bei der<br />

Umsetzung unterstützt werden.<br />

l 126


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Gesamtkonzept<br />

Betreuung und Schule<br />

öffentliche Einrichtungen<br />

< 3<br />

Jahre<br />

Ausbau der Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter<br />

Dreijährige, öffentlich als auch betrieblich<br />

Zeit 2<br />

flexible Bring- und Abholzeiten mit einem<br />

Zeitfenster von mindestens 1 Stunde<br />

Für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie sind neben<br />

den in Zeit 1 vorgeschlagenen Maßnahmen bezüglich Arbeit<br />

auch Maßnahmen bezüglich Betreuung und Schule notwendig.<br />

So können Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag durch den Ausbau der<br />

Betreuungsplätze <strong>für</strong> unter Dreijährige, sowohl öffentlich als auch<br />

betrieblich, flexible Bring- und Abholzeiten mit einem Zeitfenster<br />

von mindestens 1 Stunde sowie Ausdehnung der Betreuungszeiten<br />

in öffentlichen Einrichtungen bis 18 Uhr und die Verlegung<br />

des Schulbeginns auf 9 Uhr, mit vorheriger Betreuung um Zeitfenster<br />

von einer Stunde <strong>für</strong> flexibles Bringen und Abholen zu<br />

gewährleisten, reduziert werden. Durch eine Ganztages-Ferienbetreuung<br />

der Offenen Ganztagsschulen kann der Betreuungsengpass<br />

in den Schulferien aufgefangen werden.<br />

- 18<br />

Uhr<br />

+<br />

Ausdehnung der Betreuungszeiten bis 18<br />

Uhr<br />

Mehrgenerationenwohnen, Förderung bei<br />

Neubau und Umbau zu Mehrgenerationenhäusern<br />

Nachbarschaftsnetzwerke, über soziale<br />

Einrichtungen in Quartieren und <strong>Stadt</strong>vierteln<br />

organisiert<br />

späterer Schulbeginn um 9 Uhr mit vorheriger<br />

Betreuung in Aufenthaltsräumen um<br />

Zeitfenster von einer Stunde <strong>für</strong> flexibles<br />

Bringen und Abholen zu gewährleisten<br />

Einbindung von externen Hobbys in die<br />

OGS, z.B. Vereinssport (Fahrdienst und Walking<br />

Bus zwischen Schulen und Vereinen)<br />

weitere Betreuungsmöglichkeiten - Erweiterung familienunterstützender sozialer Netzwerke<br />

Gutschein<br />

Betreuung<br />

Ganztages-Ferienbetreuung in OGS (Fahrdienst<br />

und Walking Bus zwischen Schulen<br />

und Ferienangeboten)<br />

Zeitgutscheine des Einzelhandels zur kostenlosen<br />

Kinderbetreuung <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

9 Uhr<br />

€<br />

Kinder-Notfall-Unterbringung<br />

<strong>Familien</strong>patenschaften<br />

Zeitbanken<br />

Durch die Einbindung von externen Hobbys, beispielsweise Vereinssport,<br />

in die bis 18 Uhr geöffneten Offenen Ganztagsschulen,<br />

wobei die Fortbewegung der Kinder, wie im Handlungsfeld Mobilität<br />

und Verkehr beschrieben, zwischen Schule und Vereinen<br />

entweder mit Walking Busses oder, bei weiteren Entfernungen,<br />

mit Fahrdiensten organisiert werden kann, können die mit den<br />

Hobbys der Kinder verbundenen aufzusuchenden räumlichen<br />

Bezugsorte und Takte im Alltag der Eltern entfallen.<br />

Durch die folgenden Maßnahmen kann die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Familien</strong> Aachen ein Angebot an weiteren Betreuungsmöglichkeiten<br />

sowie die Möglichkeit zur Erweiterung der familienunterstützenden<br />

Netzwerke bieten.<br />

Durch eine finanzielle Förderung des Neubaus und besonders<br />

des Umbaus von Bestand zu Mehrgenerationenhäusern kann das<br />

Angebot an Mehrgenerationenwohnen erhöht werden, welches<br />

zur gegenseitigen Unterstützung der Generationen beiträgt und<br />

beispielsweise weitere Betreuungsmöglichkeiten <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

eröffnet. Das Einrichten oder Initiieren einer kostenpflichtigen<br />

Kinder-Notfall-Unterbringung bietet Eltern Hilfe bei Betreuungsengpässen<br />

und gibt ihnen die Sicherheit, dass es ein Angebot<br />

gibt, auf welches sie notfalls zurückgreifen können. Durch die<br />

Maßnahme der Ausgabe von „Zeitgutscheinen“ über den Einzelhandel<br />

<strong>für</strong> kostenlose Kinderbetreuung können Eltern stundenweise<br />

entlastet und zusätzlich kann die lokale Kaufkraft angeregt<br />

werden. Auch das Initiieren von <strong>Familien</strong>patenschaften und<br />

Nachbarschaftsnetzwerken, welche über soziale Einrichtungen in<br />

Quartieren und <strong>Stadt</strong>vierteln organisiert werden können, sowie<br />

das Einrichten von Zeitbanken zum Austausch von Hilfe der Bürger<br />

untereinander, bietet die Möglichkeit, die sozialen Netzwerke<br />

der Bürger zu erweitern und Betreuungs- und Unterstützungsmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> <strong>Familien</strong> zu schaffen.<br />

l 127


<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Handlungsempfehlung<br />

Handlungsempfehlung - Öffentlichkeitsarbeit<br />

Gesamtkonzept - <strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

- Präsentieren des Gesamtkonzeptes mit seinen<br />

Maßnahmen und Angeboten<br />

- Aufklären über Ursachen von Zeitkonflikten<br />

- Aufzeigen von Möglichkeiten der Reduzierung<br />

von Zeitkonflikten durch die Nutzung<br />

der Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Familien</strong><br />

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Handlungsempfehlung <strong>für</strong><br />

die <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen, ergänzend zu der Bündelung<br />

von bestehenden und neuen Maßnahmen zu einem Gesamtkonzept,<br />

ist die Öffentlichkeitsarbeit. In den Interviews mit<br />

den Aachener <strong>Familien</strong> fiel auf, dass viele <strong>Familien</strong> über bereits<br />

bestehende Maßnahmen, wie beispielsweise die <strong>Familien</strong>patenschaften<br />

oder lange Öffnungszeiten bis teilweise 24 Uhr, nicht<br />

informiert sind und diese Angebote daher auch nicht nutzen<br />

können.<br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen sollte daher mit ihren<br />

einzelnen Maßnahmen und Angeboten als Gesamtkonzept in der<br />

Öffentlichkeit präsentiert werden. Dabei sollte einerseits über die<br />

Ursachen von Zeitkonflikten im <strong>Familien</strong>alltag aufgeklärt werden,<br />

weiterhin sollte <strong>Familien</strong> und auch anderen Bürgern aufgezeigt<br />

werden, wie sie durch die Nutzung der Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen Zeitkonflikte und Zeitnot reduzieren,<br />

ihren Alltag erleichtern und mehr selbstbestimmte und gemeinsame<br />

Freizeit gewinnen können.<br />

l 128


4. Schlussbetrachtung und Ausblick<br />

l 129


Schlussbetrachtung und Ausblick<br />

Schlussbetrachtung und Ausblick<br />

<strong>Die</strong> postmoderne Gesellschaft unterliegt einem Wandel, welcher<br />

sich direkt sowie auch indirekt besonders auf die Zeit im Alltag<br />

der Menschen auswirkt. Wie im theoretischen Teil dieser Arbeit<br />

aufgezeigt wurde, sind durch zeitliche Trends wie Flexibilisierung,<br />

Beschleunigung und Individualisierung sowie durch aktuelle gesellschaftliche<br />

und räumliche Trends besonders <strong>Familien</strong> häufig<br />

von Zeitkonflikten betroffen.<br />

Im Hinblick auf die Frage, was eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

ausmacht, wurden unterschiedliche sich ergänzende Definitionen,<br />

der Handlungsrahmen der Zeitpolitik, zeit- und raumzeitpolitische<br />

Trends sowie realisierte Projekte zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong><br />

im Hinblick auf <strong>Familien</strong> untersucht. Anhand dessen konnten drei<br />

Handlungsfelder mit Anforderungen an eine <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>Familien</strong> definiert und ein bereits gängiges Repertoire an Maßnahmen<br />

der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung hinsichtlich <strong>Familien</strong><br />

ermittelt werden.<br />

Einhergehend mit dem gesellschaftlichen Wandel unterliegt<br />

auch die Institution Familie einem in dieser Arbeit aufgezeigten<br />

Wandel, welcher Einfluss auf die Gestaltung des <strong>Familien</strong>alltags<br />

hat. Durch den Wandel der Mutterrolle und eine zunehmende<br />

Erwerbstätigkeit von Müttern spielen unterschiedliche Modelle<br />

der Aufteilung der Erwerbs-, Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit, verbunden<br />

mit der Auslagerung von Haushalts- und <strong>Familien</strong>arbeit<br />

an familienunterstützende soziale Netzwerke, eine Rolle im <strong>Familien</strong>alltag.<br />

Der <strong>Familien</strong>alltag setzt sich in wesentlichen Teilen<br />

aus Mustern zusammen. <strong>Die</strong>sbezüglich wurden die <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> relevanten Zeit- und Raum-/ Mobilitätsmuster<br />

mit der Entstehung von Zeitkonflikten und dem Aspekt<br />

der Begleitmobilität näher beleuchtet.<br />

Aufgrund der hohen Relevanz der Gruppe von <strong>Familien</strong> mit einer<br />

Berufstätigkeit aller im Haushalt lebenden Elternteile <strong>für</strong> eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>, wurden im zweiten Teil dieser Arbeit<br />

in einer empirischen Untersuchung Zeitkonflikte und Ursachen<br />

von Zeitkonflikten und Zeitnot im <strong>Familien</strong>alltag dieser Gruppe<br />

ermittelt.<br />

Dabei konnten über die bereits in der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong>planung<br />

berücksichtigten Aspekte, wie eine fehlende Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie und dadurch entstehende Betreuungsengpässe,<br />

zu wenig Zeit sowie eine fehlenden Abstimmung von<br />

Öffnungszeiten, hinaus weitere Ursachen von Zeitkonflikten und<br />

Zeitnot ermittelt werden:<br />

So sind aufgrund eines zu geringen Angebots an in das Haushaltsbudget<br />

von <strong>Familien</strong> passenden, familiengerechten Mietwohnungen<br />

häufig ein hoher Zeit- und Mobilitätsaufwand im<br />

<strong>Familien</strong>alltag <strong>für</strong> Wege zwischen der Wohnung und weiteren<br />

räumlichen Bezugsorten von <strong>Familien</strong> notwendig. Auch das Aufsuchen<br />

zentraler Discounter und Versorgungszentren aufgrund<br />

eines großen und günstigen Angebots bedingt in einigen <strong>Familien</strong><br />

einen hohen Zeit- und Mobilitätsaufwand im <strong>Familien</strong>alltag.<br />

<strong>Die</strong> ermittelte Ursache mit der größten Bedeutung <strong>für</strong> Zeitkonflikte<br />

im <strong>Familien</strong>alltag stellt die hohe Begleitmobilität in den untersuchten<br />

<strong>Familien</strong> dar. Neben einem erhöhten Zeit- und Mobilitätsaufwand<br />

<strong>für</strong> die Eltern bedeutet Begleitmobilität auch eine hohe<br />

zeitliche Abstimmung der Termine von Eltern und Kindern und<br />

trägt, durch die direkte Einwirkung der Takte der Kinder auf die<br />

Eltern, zu einer starken Taktung des Alltags der Eltern und so zur<br />

Entstehung von kurzen Zeitfenstern außerhalb der Arbeitszeit bei.<br />

Vor dem Hintergrund der aus der empirischen Untersuchung resultierenden<br />

Anforderungen der Aachener <strong>Familien</strong> an eine <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> wurde im dritten Teil dieser Arbeit die Ausgangssituation<br />

der <strong>Stadt</strong> Aachen betrachtet und bereits bestehende<br />

Maßnahmen und Angebote, welche den Aspekt der Zeitgerechtigkeit<br />

erfüllen, teilweise umgesetzt durch das Aachener Bündnis<br />

<strong>für</strong> Familie, aufgezeigt. Weiterhin wurden entsprechende Best-<br />

Practice-Beispiele und bereits profilierte Maßnahmen vorgestellt,<br />

welche bisher unabhängig von Konzepten zur Zeitgerechtigkeit<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Aufbauend auf diese Analyse sowie die Ergebnisse der empirischen<br />

Untersuchung in Aachener <strong>Familien</strong> wurde ein Gesamtkonzept<br />

zur <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen mit Handlungsempfehlungen<br />

<strong>für</strong> das Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie entwickelt,<br />

welches dazu beitragen kann den Alltag der Aachener <strong>Familien</strong><br />

und Bürger zu erleichtern, Zeitkonflikte zu reduzieren und mehr<br />

private Zeit sowie mehr gemeinsame <strong>Familien</strong>zeit zu ermöglichen.<br />

Je nach <strong>Familien</strong>situation kann die Nutzung unterschiedlicher<br />

Maßnahmen und Angebote sowie Kombinationen derselben<br />

eine Alltagserleichterung darstellen.<br />

Durch Veränderungen der Lebenssituation von <strong>Familien</strong>, beispielsweise<br />

die Einschulung der Kinder, ändern sich auch die<br />

Ursachen <strong>für</strong> Zeitkonflikte und die <strong>Familien</strong> müssen die Auswahl<br />

ihrer genutzten Maßnahmen und Angebote der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> dementprechend anpassen. Durch ein breites<br />

Spektrum an Maßnahmen und Angeboten kann die <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> unterschiedliche Bedürfnisse bezüglich der Reduzierung<br />

von Zeitkonflikten und Zeitmangel abdecken und dadurch <strong>Familien</strong><br />

die Möglichkeit bieten ihren persönlich gewählten Alltag<br />

zu erleichtern und so zu mehr Lebensqualität im <strong>Familien</strong>alltag<br />

beitragen.<br />

In der weiteren Entwicklung einer <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

Aachen und diesbezüglich einer weiteren Ermittlung von Zeitkonflikten<br />

und Zeitnot sowie ihren Ursachen im <strong>Familien</strong>alltag,<br />

beispielweise durch Zeitbüros, sollten aufgrund ihrer schwierigen<br />

zeitlichen Situation besonders auch <strong>Familien</strong> mit berufstätigen<br />

Elternteilen in Schichtarbeit berücksichtigt werden.<br />

Im weiteren Vorgehen sollten die innerhalb des Gesamtkonzepts<br />

der <strong>zeitgerechte</strong>n <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen zunächst auf Akzeptanz überprüft werden. Hier<strong>für</strong><br />

bieten sich besonders zwei Vorgehensweisen an:<br />

In quantitativen Umfragen kann in großem Umfang abgefragt<br />

werden wie groß der Bedarf und das Interesse an einer Nutzung<br />

der vorgeschlagenen Maßnahmen in Aachener <strong>Familien</strong> ist.<br />

Im Pilotbetrieb von Maßnahmen kann festgestellt werden, ob die<br />

Maßnahmen von <strong>Familien</strong> und anderen Bürgern tatsächlich angenommen<br />

und genutzt werden.<br />

l 130


Anhang<br />

Anhang<br />

l 131


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Flyer zur Teilnehmergewinnung<br />

Fragebogen<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>Die</strong> <strong>zeitgerechte</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

- berufstätige Eltern gesucht<br />

Vor dem Hintergrund, dass <strong>Familien</strong> häufig von Zeitkonflikten<br />

betroffen sind und in letzter Zeit verstärkt der Wunsch nach<br />

einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie laut wird,<br />

beschäftige ich, Silja Kampmann, mich im Rahmen meiner<br />

Masterarbeit an der RWTH Aachen mit dem Thema der <strong>zeitgerechte</strong>n<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong>. In meiner Arbeit möchte ich<br />

untersuchen wie der All tag in unterschiedlichen Aachener<br />

<strong>Familien</strong> organisiert ist und räumlich und zeitlich abläuft, um<br />

so Zeitkonflikte im <strong>Familien</strong>alltag zu ermitteln. Anhand der<br />

ermittelten Zeitkonflikte möchte ich ein Konzept <strong>für</strong> die <strong>zeitgerechte</strong><br />

<strong>Stadt</strong> <strong>für</strong> <strong>Familien</strong> Aachen entwickeln, welches dazu<br />

beiträgt den Alltag von <strong>Familien</strong> zu erleichtern, Zeitkonflikte<br />

zu reduzieren und mehr gemeinsame Zeit <strong>für</strong> <strong>Familien</strong><br />

und mehr selbstbestimmte Zeit <strong>für</strong> die <strong>Familien</strong>mitglieder<br />

zu schaffen.<br />

Da<strong>für</strong> suche ich berufstätige Eltern, die mir in einem ca. 45<br />

minütigen Gespräch Einblicke in ihren <strong>Familien</strong>alltag geben.<br />

Ihre Daten werden natürlich vertraulich behandelt – sie werden<br />

ausschließlich und in anonymisierter Form <strong>für</strong> meine<br />

Masterarbeit genutzt.<br />

Wenn Sie sich vorstellen können an dieser Untersuchung<br />

mitzuwirken, melden Sie sich bitte unter 0241/56000155<br />

oder schicken Sie eine Mail mit Ihrer Telefonnummer an silja.<br />

kampmann@rwth-aachen.de<br />

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<br />

l 132


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

l 133


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

l 134


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

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<br />

<br />

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<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

l 135


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Tabelle: Zeitmuster im <strong>Familien</strong>alltag<br />

Interview-Nr.:<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind 1 Kind 2<br />

Kind 3<br />

Kind 4<br />

00:00<br />

1:00<br />

2:00<br />

3:00<br />

4:00<br />

5:00<br />

6:00<br />

7:00<br />

8:00<br />

9:00<br />

10:00<br />

11:00<br />

12:00<br />

13:00<br />

14:00<br />

15:00<br />

16:00<br />

17:00<br />

18:00<br />

19:00<br />

20:00<br />

21:00<br />

22:00<br />

23:00<br />

24:00<br />

l 136


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Auswertung<br />

Tabelle 1: Wegeketten und Anzahl räumlicher Bezugsorte der Eltern<br />

Wegeketten<br />

Interview<br />

<strong>Familien</strong>mitglied<br />

Bezugsorte<br />

aufgr. Begleitmobilität<br />

Bezugsorte<br />

gesamt<br />

1<br />

Vater<br />

2<br />

4+6<br />

5<br />

Mutter<br />

3<br />

3+2+4<br />

4<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Ø Kinder<br />

Mutter<br />

Kind<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Kind<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Ø Kinder<br />

Vater<br />

Mutter<br />

Ø Kinder<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

1,5<br />

2<br />

3<br />

1<br />

5,75<br />

5+4<br />

4<br />

4<br />

6+2<br />

5+2<br />

4+2<br />

4+2<br />

3,5<br />

2+2<br />

5+2+2<br />

4,3<br />

3<br />

0<br />

1<br />

1<br />

4<br />

3<br />

7<br />

Tabelle 2: Wege der Eltern aufgrund von<br />

Begleitmobilität<br />

Interview<br />

Interview<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Ø<br />

Vater Mutter Ø Eltern<br />

45%<br />

-<br />

0%<br />

15%<br />

50%<br />

0%<br />

22%<br />

50%<br />

50%<br />

30%<br />

70%<br />

80%<br />

33%<br />

52%<br />

48%<br />

50%<br />

15%<br />

43%<br />

65%<br />

17%<br />

39%<br />

Tabelle 3: Wege der Kinder in Begleitmobilität nach Altersgruppe<br />

Grundschüler<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

Ø<br />

100%<br />

-<br />

-<br />

100%<br />

100%<br />

100%<br />

100%<br />

Klein-, Kindergartenkinder<br />

60%<br />

75%<br />

50%<br />

100%<br />

100%<br />

100%<br />

81%<br />

Schüler, weiterf.<br />

Schule<br />

0% + 50%<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

-<br />

25%<br />

6<br />

Vater<br />

1<br />

2<br />

0<br />

Mutter<br />

1<br />

4<br />

1<br />

Ø Kinder<br />

1<br />

3,5<br />

Ø<br />

Väter<br />

1,6<br />

5,2<br />

1,8<br />

Ø<br />

Mütter<br />

2,2<br />

7,3<br />

3,3<br />

ges.<br />

Eltern<br />

3,8<br />

12,5<br />

5,1<br />

Ø<br />

Eltern<br />

1,9<br />

6,3<br />

2,6<br />

Ø<br />

Kinder<br />

1,6<br />

4,7<br />

l 137


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Auswertung<br />

Tabelle 4: Fortbewegung im <strong>Familien</strong>alltag<br />

Hauptfortbewegung<br />

weitere Fortbewegung<br />

<strong>Familien</strong>mitglied<br />

Interview<br />

Tabelle 5: Hauptfortbewegung in Begleitmobilität<br />

1<br />

Vater<br />

2<br />

Mutter<br />

Kinder<br />

Mutter<br />

Interview<br />

3<br />

Kind<br />

Vater<br />

1<br />

Mutter<br />

Kind<br />

2<br />

4<br />

Vater<br />

Mutter<br />

3<br />

5<br />

Kinder<br />

Vater<br />

4<br />

Mutter<br />

Kinder<br />

5<br />

6<br />

Vater<br />

Mutter<br />

6<br />

Ø<br />

Kinder<br />

Väter<br />

4<br />

1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

2<br />

Ø 5 1<br />

Ø<br />

Mütter<br />

3<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

Ø<br />

Eltern<br />

7<br />

2<br />

5<br />

2<br />

3<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Ø<br />

Kinder<br />

3<br />

1<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

2<br />

3<br />

Mehrfachnennungen waren möglich<br />

l 138


Anhang<br />

Anhang A - Empirische Untersuchung<br />

Auswertung<br />

Tabelle 6: Zeit im <strong>Familien</strong>alltag<br />

Interview<br />

1<br />

<strong>Familien</strong>mitglied<br />

Vater<br />

aktive Zeit<br />

des Tages<br />

(h)<br />

17<br />

getakteter<br />

Zeitraum<br />

(h)<br />

10,5<br />

Takte außerhalb<br />

Arbeit /<br />

Betreuung<br />

2<br />

Länge Zeitfenster<br />

Ø (h)<br />

außerhalb Arbeit<br />

/Betreuung<br />

1<br />

Zeit <strong>für</strong> sich<br />

selbst (h)<br />

0,5<br />

Wegezeit<br />

(h)<br />

1,75<br />

Mutter<br />

16,5<br />

10,25<br />

3<br />

1,4<br />

2<br />

1,25<br />

Ø Kinder<br />

14,44<br />

10,4<br />

1,75<br />

2,16<br />

5,5<br />

1,19<br />

2<br />

Mutter<br />

16,5<br />

10<br />

4<br />

1,25<br />

2,25<br />

2,5<br />

Kind<br />

12,75<br />

10<br />

2<br />

1,13<br />

4,25<br />

1,5<br />

3<br />

Vater<br />

16,5<br />

10,75<br />

2<br />

0,63<br />

2,5<br />

1,25<br />

Mutter<br />

16,5<br />

7<br />

2<br />

0,5<br />

1,5<br />

2,5<br />

Kind<br />

14<br />

7<br />

2<br />

0,5<br />

4<br />

1,25<br />

4<br />

Vater<br />

16<br />

14,75<br />

3<br />

1,75<br />

2<br />

1,75<br />

Mutter<br />

16<br />

8<br />

3<br />

1,17<br />

2<br />

2<br />

Ø Kinder<br />

12,25<br />

7,63<br />

0,5<br />

1,5<br />

4,38<br />

1<br />

5<br />

Vater<br />

17,25<br />

9,75<br />

1<br />

0,75<br />

0,75<br />

2<br />

Mutter<br />

16,25<br />

11<br />

3<br />

0,88<br />

0<br />

1,75<br />

Ø Kinder<br />

13,5<br />

8,92<br />

1,3<br />

1,25<br />

5,08<br />

1,5<br />

6<br />

Vater<br />

17<br />

11,75<br />

-<br />

-<br />

2<br />

1,5<br />

Mutter<br />

16<br />

8,25<br />

1<br />

0,25<br />

2<br />

0,75<br />

Ø Kinder<br />

13,5<br />

8,25<br />

0,5<br />

0,125<br />

5,88<br />

0,63<br />

Ø<br />

Väter<br />

16,75<br />

11,5<br />

2<br />

1,03<br />

1,6<br />

1,65<br />

Ø<br />

Mütter<br />

16,25<br />

9,08<br />

2,7<br />

0,9<br />

1,6<br />

1,8<br />

Ø<br />

Eltern<br />

16,5<br />

10,29<br />

2,4<br />

0,97<br />

1,6<br />

1,7<br />

Ø<br />

Kinder<br />

13,41<br />

8,7<br />

1,4<br />

1,11<br />

4,85<br />

1,8<br />

l 139


Quellenverzeichnis<br />

Quellenverzeichnis<br />

[1] Heitkötter, Martina / Schneider, Manuel (Hrsg.) (2004): Zeitpolitisches<br />

Glossar. Grundbegriffe – Felder – Instrumente – Strategien,<br />

München<br />

[2] Zeitpolitisches Magazin, Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Zeitpolitik,<br />

JULI 2010, JAHRGANG 7, AUSGABE 16, S.7<br />

[3] Inglehart, Ronald (1977): The Silent Revolution. Changing<br />

Values and Political Styles among Western Publics, Princeton<br />

(New Jersey)<br />

[4] Mückenberger, Ulrich: Was ist eigentlich Zeitpolitik?, schriftliche<br />

Fassung des Vortrags an der Universität Hamburg, http://<br />

www.zeitpolitik.de/pdfs/WasistZeitpolitik.pdf, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[5] Bothner, Jürgen (Hrsg.) (2009): Ändern sich die Zeiten? Auf<br />

dem Weg in die 24 Stunden-Gesellschaft, herausgegeben von<br />

ver.di Landesbezirk Hessen, Frankfurt am Main<br />

[6] Henckel, <strong>Die</strong>trich (2004): Raumzeitpolitik - Einrührende Überlegungen,<br />

in: Brückner, Christof / Büchsenschütz, Kai (Red.):<br />

Raum – Zeit – Planung. 9. Konferenz <strong>für</strong> Planerinnen und Planer<br />

NRW am 5. November 2003, Zeche Zollverein Essen, Herausgegeben<br />

vom Institut <strong>für</strong> Landes- und <strong>Stadt</strong>entwicklungsforschung<br />

und Bauwesen des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

(ILS NRW), Dortmund<br />

[7] Rosa, Hartmut (2005): Beschleunigung. <strong>Die</strong> Veränderung der<br />

Zeitstrukturen in der Moderne, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am<br />

Main<br />

[8] Internetaufritt der Schader Stiftung, wohn:wandel;<br />

gesellschaft+wandel: http://www.schader-stiftung.de, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[9] Levine, Robert (1998): Eine Landkarte der Zeit. Wie Kulturen<br />

mit Zeiten umgehen, Piper Verlag GmbH, München<br />

[10] Opaschowski, Horst W. (1996): Pädagogik der freien Lebenszeit.<br />

Leske und Budrich, Opladen<br />

[11] Technische Universität Dresden, Fakultät Wirtschaftswissenschaften:<br />

Zeitwahrnehmung und Zeitbewusstsein: http://<br />

tu-dresden.de/die_tu_dresden/fakultaeten/fakultaet_wirtschaftswissenschaften/bwl/marketing/lehre/lehre_pdfs/Mueller_IM_G2_Zeitwahrnehmung_und_Religion.pdf,<br />

zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[12] Gesetze des Landes NRW: http://www.recht.nrw.de, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[13] Gesetze des Bundes: http://www.gesetze-im-internet.de, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[14] Mückenberger, Ulrich/Warsewa, Günter (2005): Zeitgerechtigkeit<br />

als Lebensqualität, in: Deutsches Institut <strong>für</strong> Urbanistik<br />

(Hrsg.): Zukunft von <strong>Stadt</strong> und Region, Band 1: Integration<br />

und Ausgrenzung in der <strong>Stadt</strong>gesellschaft, Wiesbaden,<br />

S.213-247<br />

[15] Göschel, Albrecht / u.A. (Red.) (2002): Infobrief <strong>Stadt</strong> 2030,<br />

Nr. 4 / Februar 2002, Berlin, http://www.stadt2030.giessen.<br />

de/material/infobrief-4.pdf, zuletzt abgerufen am 11.10.2012<br />

[16] I nternetauftritt der Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend:<br />

http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[17] Herkommer, Benjamin (2009): RaumZeitPolitik. S.37f; In: Bothner,<br />

Jürgen (Hrsg.): Ändern sich die Zeiten? Auf dem Weg in<br />

die 24 Stunden-Gesellschaft; herausgegeben von ver.di Landesbezirk<br />

Hessen, Frankfurt am Main<br />

[18] Stiftung MITARBEIT, Wegweiser Bürgergesellschaft. Modelle<br />

und Methoden der Bürgerbeteiligung: http://www.buergergesellschaft.de/politische-teilhabe/modelle-und-methoden-der-buergerbeteiligung/103413/,<br />

zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

[19] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Mehrgenerationenhäuser - <strong>für</strong> nachhaltigen Zusammenhalt<br />

in der Gesellschaft: http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/<br />

Freiwilliges-Engagement/mehrgenerationenhaeuser.html,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[20] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(Hrsg.) (2005): Work Life Balance. Motor <strong>für</strong> wirtschaftliches<br />

Wachstum und gesellschaftliche Stabilität. Analyse der volkswirtschaftlichen<br />

Effekte – Zusammenfassung der Ergebnisse;<br />

Berlin, http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=29834.html,<br />

zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

[21] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://www.<br />

gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[22] <strong>Stadt</strong> Bozen (2006): Alles eine Frage der Zeit! <strong>Die</strong> Zeitpolitik<br />

der <strong>Stadt</strong> Bozen, Amt <strong>für</strong> Statistik und Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://<br />

www.gemeinde.bozen.it/UploadDocs/2273_Brosch_re.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[23] <strong>Stadt</strong> Bozen: Zeitleitplan <strong>für</strong> die <strong>Stadt</strong> Bozen. <strong>Die</strong> Zeiten der<br />

<strong>Stadt</strong>. Ausrichtung und strategische Zielsetzung, ECG Consulting<br />

Group Mailand, http://www.gemeinde.bozen.it/UploadDocs/974_StrategischesDokument.pdf,<br />

zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[24] <strong>Stadt</strong> Bozen: Veröffentlichung zum Kongress Zeiten der <strong>Stadt</strong><br />

und Lebensqualität 12. – 13. Oktober 2007, http://www.gemnova.net/613/uploads/gemnova_zeiten_der_stadt_und_lebensqualitat.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[25] Stressfrei miteinander leben: Zeitpolitik in Bozen, Beitrag<br />

auf ARTE, ausgestrahlt am 16.03.2012 um 16:39 Uhr, http://<br />

videos.arte.tv/de/videos/stressfrei_miteinander_leben_zeitpolitik_in_bozen—6535234.html,<br />

zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

[26] Internetauftritt der Gemeinde Bozen: http://www.gemeinde.<br />

bozen.it, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[27] Internetauftritt der <strong>Stadt</strong> Hanau: http://www.hanau.de, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[28] Meyer, Imke (2011): Bündnisprofil Hanau. Projekt Hanau die<br />

zeitbewusste <strong>Stadt</strong>, http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/nc/ueber-die-initiative/buendnisse-von-a-bis-z/buendnis-detailansicht.html?tx_buendnisse_pi2[uid]=83&tx_<br />

buendnisse_pi2[kat]=9, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

l 140


Quellenverzeichnis<br />

[29] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(Hrsg.) (2007): Von Bündnissen <strong>für</strong> Bündnisse. Ergebnisse und<br />

Impulse aus den Pilotprojekten Hanau, Jena, Rügen und des<br />

DGB, Berlin, http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Von-B_C3_BCndnissen-f_C3_<br />

BCr-B_C3_BCndnisse,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[30] Internetauftritt der Bundeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung:<br />

Was ist Familie? Eine Frage von hoher gesellschaftspolitischer<br />

Relevanz, http://www.bpb.de/politik/grundfragen/<br />

deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138023/was-istfamilie,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[31] Peuckert, Rüdiger (2008): <strong>Familien</strong>formen im sozialen Wandel,<br />

Verlag <strong>für</strong> Sozialwissenschaften, GWV Fachverlage<br />

GmbH, Wiesbaden, 7., vollständig überarbeitete Auflage<br />

[32] Nave-Herz, Rosemarie (2002): Familie heute. Wandel der <strong>Familien</strong>strukturen<br />

und Folgen <strong>für</strong> die Erziehung, Wissenschaftliche<br />

Buchgesellschaft, Darmstadt, 2., überarbeitete und ergänzte<br />

Auflage<br />

[33] Opaschowski, Horst W.: Arbeit. Freizeit. Lebenssinn? Orientierungen<br />

<strong>für</strong> eine Zukunft, die längst begonnen hat, Opladen<br />

1983<br />

[34] Roux Susanna: Veränderte Kindheit - andere Kinder - andere<br />

Räume - andere Möglichkeiten, in: Textor, Martin, R. (Hrsg.):<br />

Kindergartenpädagogik, Online-Handbuch, http://www.<br />

kindergartenpaedagogik.de/940.html, zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

[35] Wirtschaft- und Sozialwissenschaftliches Institut (Hrsg.)<br />

(2003): ArbeitnehmerInnenbefragung, Hans-Böckler Stiftung,<br />

Düsseldorf<br />

[36] Lewis, Jane (2001): The Decline of the Male Breadwinner<br />

Model. Implications for Work and Care, in: Social Politics 2, S.<br />

152-169<br />

[37] Bundeszentrale <strong>für</strong> Politische Bildung: <strong>Die</strong> soziale Situation<br />

in Deutschland, http://www.bpb.de/nachschlagen/zahlenund-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61594/eltern-<br />

und-kinder, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[38] Fachgebärdenlexikon Sozialarbeit/Sozialpädagogik der Universität<br />

Hamburg: http://www.sign-lang.uni-hamburg.de/<br />

projekte/slex/seitendvd/konzepte/l53/l5385.htm, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[39] Internetauftritt Ernährungsdenkwerkstatt, Der Alltag: http://<br />

ernaehrungsdenkwerkstatt.de/keller/kartei/alltag.html, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[40] Bundesministerium <strong>für</strong> Verkehr, Bau und <strong>Stadt</strong>entwicklung,<br />

Fahrradportal: http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/<br />

praxisbeispiele/anzeige.phtml?id=2107, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[41] Erke, Heiner / Kettler, <strong>Die</strong>tmar (2002): Mobilitätsbedürfnisse<br />

von Kindern und Jugendlichen im Straßenverkehrsund<br />

Baurecht, FE. 77.465 / 2002, Schlussbericht im Auftrag<br />

der Bundesanstalt <strong>für</strong> Straßenwesen, edoc.difu.de/edoc.<br />

php?id=70YFGZV3, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[42] Autorin: Böhler, Susanne (2006): Ergebnisse zur Begleitmobilität<br />

von Kindern. Arbeitspapier, Wuppertal Institut <strong>für</strong> Klima,<br />

Umwelt, Energie GmbH, http://eco.psy.ruhr-uni-bochum.<br />

de/mobilanz/pdf/begleitverkehr.pdf, zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

Maßnahmen<br />

Bürgerservice der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />

[43] http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/politik_verwaltung/behoerdenwegweiser/einrichtungen/index_detail1.<br />

asp?searchId=47411, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

online-Bürgerservice der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />

[44] www.aachen.de/onlinedienste, zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

Bibliotheken der <strong>Stadt</strong> Aachen<br />

[45] http://www.aachen.de/DE/stadt_buerger/bildung/oeffentliche_bibliothek/index.html,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[46]) Internetauftritt der Lokalen Bündnisse <strong>für</strong> Familie des Bundesministeriums<br />

<strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend,<br />

Aachener Bündnis <strong>für</strong> Familie: http://www.lokale-buendnisse-fuer-familie.de/nc/ueber-die-initiative/buendnissevon-a-bis-z/buendnis-detailansicht.html?tx_buendnisse_<br />

pi2[uid]=1&tx_buendnisse_pi2[kat]=1, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

Maßnahmen Bündnis <strong>für</strong> Familie Aachen<br />

[47] http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/pdfs_stadtbuerger/pdf_gesellschaft/buendnis_fuer_familie3.pdf,<br />

zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

Shopping Box<br />

[48] Gedrich, Kurt / Oltersdorf, Ulrich (Hrsg.) (2002): Ernährung<br />

und Raum: Regionale und ethnische Ernährungsweisen in<br />

Deutschland; 23. Wissenschaftliche Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft<br />

Ernährungsverhalten e.V. (AGEV) 11.<br />

- 12. Oktober 2001, Freising/Weihenstephan, Bundesforschungsanstalt<br />

<strong>für</strong> Ernährung, Karlsruhe, S.264; http://www.<br />

mri.bund.de/fileadmin/Veroeffentlichungen/Archiv/Schriftenreihe_Berichte/bfe-r-02-01.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

Lieferservice KommtEssen<br />

[49] http://www.kommtessen.de/, zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

Fahrdienst der Gemeinden<br />

[50] http://www.alltag-in-schweden.de/kindertagesstaette.php#,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[51] Finanzierungsausschuss <strong>für</strong> die Bildung: https://www2.varmdo.se/Resource.phx/plaza/publica/omkommunen/translate/<br />

deutsch/organisation.htx, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

Walking Bus<br />

[52] http://www.walking-bus.de/information.htm, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[53] http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Schulsystem/<br />

Schulformen/Grundschule/Vorwort_Walking_Bus/, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

l 141


Quellenverzeichnis<br />

Maßnahmen Kopenhagen<br />

[54] http://www.sustainia.me/wp-content/uploads/2012/06/<br />

CPH-2025.pdf, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

Intelligentes Verkehrskontrollsystem<br />

[55] http://www.nationaler-radverkehrsplan.de/neuigkeiten/<br />

news.php?id=3547 siehe Priorisierung, zuletzt abgerufen am<br />

11.03.2013<br />

Parker App<br />

[56] http://reviews.cnet.com/8301-13746_7-57556954-48/parker-smartphone-app-enables-realtime-parking-search/,<br />

zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

Umschichtige Spätöffnungszeit<br />

[57] Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

(Hrsg.) (2006): Siebter <strong>Familien</strong>bericht. Familie zwischen Flexibilität<br />

und Verlässlichkeit, S.317 Berlin, http://www.bmfsfj.<br />

de/doku/Publikationen/familienbericht/download/familienbericht_gesamt.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

Gesetzlich geregelte Ganztagsbetreuung, Ferienbetreuung in<br />

Freizeitcentern<br />

[58] Schwedisches Institut (Hrsg.) (2005): Kinderbetreuung<br />

in Schweden, Stockholm, http://web.archive.org/<br />

web/20061230103234/http://www.sweden.se/upload/Sweden_se/german/factsheets/SI/Kinderbetreuung_in_Schweden_TS86l.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

Kinder-Notfall-Unterbringung<br />

[59] http://www.lokales-buendnis-fuer-familie-bs.de, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

Grafiken und Bilder<br />

[G1] Logo Bundesministerium <strong>für</strong> Familie, Senioren, Frauen und<br />

Jugend: http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/images/bmfsfj/logo.<br />

gif, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[G2] Logo Lokale Bündnisse: http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/images/bmfsfj/logo.gif,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[G3] Foto Bozen oben: http://www.suedtirolerland.it/images/<br />

cms/1247217164B-Abend-in-Bozen.jpg, zuletzt abgerufen<br />

am 11.03.2013<br />

[G4] Foto Bozen unten: http://www.merkur-online.de/bild<br />

er/2010/04/09/708213/1660766849-bozen-suedtirol-reiseurlaub-1Z09.jpg,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[G5] Foto Hanau oben http://www.rittmannsperger.de/projekte/<br />

staedtebau-25-1.php?, zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

[G6] Foto Hanau unten: http://www.film-commission-hessen.de/<br />

lhmedia/pics/5038-GoldschmiedehausHanau10k.jpg, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

[G] Kartengrundlage: http://maps.google.de/maps?hl=de<br />

Zeitgutscheine Bündnis Hanau<br />

[21] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, http://www.<br />

gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf, zuletzt<br />

abgerufen am 11.03.2013<br />

Zeitbanken<br />

[60] <strong>Stadt</strong> Bozen: Tempi della Città – Zeiten der <strong>Stadt</strong>, S.7, http://<br />

www.gemnova.net/613/uploads/zeitpolitik_gemnova.pdf,<br />

zuletzt abgerufen am 11.03.2013<br />

l 142

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