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Vorschlag für den Entwurf einer schriftlichen Prüfungsaufgabe

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<strong>Vorschlag</strong> für <strong>den</strong> <strong>Entwurf</strong> <strong>einer</strong> <strong>schriftlichen</strong> Prüfungsaufgabe<br />

Fallbeispiel: „… und ich steh´ auf!“ 1<br />

Die Krankenschwester Katja Bauer hat Frühdienst auf der Internen Station und betreut heute Frau Hase.<br />

Frau Hase ist 97 Jahre alt und wurde am Vortag mit <strong>einer</strong> tiefen Beinvenenthrombose links aufgenommen.<br />

Der Stationsarzt verordnete ihr 2x täglich Clexane s.c. und<br />

Bettruhe. Allerdings berichtet die Nachtschwester, dass Frau Hase in der Nacht<br />

zweimal zur Toilette aufgestan<strong>den</strong> war.<br />

Gestern Nachmittag wurde ein Kompressionsstrumpf vom Orthopädiehaus angepasst.<br />

Als Schwester Katja das Zimmer betritt, hängt der Kompressionsstrumpf am Bettende und Frau Hase sitzt schon an der Bettkante bereit.<br />

Schwester Katja stellt der Patientin die Waschschüssel ans Nachtkästchen und hilft ihr beim Rückenwaschen.<br />

Frau Hase sagt: „Unten rum wasche ich mich aber im Stehen, morgen darf ich doch sowieso nach Hause hat der Arzt zu mir gesagt“.<br />

Katja antwortet daraufhin: „Sie wissen doch, dass Sie Bettruhe haben und wenn Sie aufstehen, könnten Sie eine Lungenembolie bekommen.<br />

Daraufhin antwortet Frau Hase: „Ach Schwester ich bin jetzt 97 Jahre alt, da ist es auch egal woran ich sterbe“ und steht auf.<br />

1 Das Fallbeispiel wurde von KollegInnen aus Würzburg im Rahmen eines Zweitageseminars zur Prüfungsgestaltung in Zusammenarbeit mit Sabine Muths, Universität<br />

Bremen entwickelt.<br />

1


Nr. Frage Erwartung Bewertung/Zeit Punkte<br />

nach Taxonomie<br />

W/V A S B Sum.<br />

1 Was ist die Virchow – Trias? Die drei Ursachen für die Entstehung <strong>einer</strong><br />

Thrombose<br />

2<br />

Veränderung der Blutströmung, vor allem<br />

Benennen Sie die Trias im Einzelnen und<br />

Strömungsverlangsamung z.B. bei Immobilität<br />

geben Sie jeweils ein Beispiel.<br />

Gefäßwandschädigung z.B. nach <strong>einer</strong> Operation<br />

Veränderte Blutzusammensetzung,<br />

z.B. erhöhte Gerinnungsneigung<br />

2 Punkte<br />

6 Punkte<br />

Auf jede<br />

Triaserläuterung 1<br />

Punkt,<br />

auf jedes Beispiel<br />

1 Punkt<br />

2<br />

6<br />

3<br />

Erklären Sie, wieso bei Frau Hase die<br />

Gefahr <strong>einer</strong> Lungenembolie besteht.<br />

Beziehen Sie das „Nichteinhalten“ der<br />

verordneten Bettruhe in Ihre Erklärung ein.<br />

Durch das Aufstehen wird die Muskelvenenpumpe<br />

aktiviert, dadurch wird der venöse Rückstrom<br />

beschleunigt und die Gefahr, dass sich der<br />

Thrombus löst und bis in die Lunge wandert,<br />

erhöht sich.<br />

3 Punkte<br />

3<br />

4<br />

Welche vier typischen Symptome der tiefen<br />

Beinvenenthrombose könnten Sie bei Frau<br />

Hase beobachten?<br />

Rötung, Schwellung. Überwärmung, Schmerz<br />

4 Punkte<br />

4<br />

5<br />

Erläutern Sie die Wirkung des<br />

Kompressionsstrumpfes<br />

Förderung des venösen Rückstromes durch<br />

Kompression der oberflächlichen Venen. So kann<br />

das Blut in <strong>den</strong> tieferen Venen schneller fließen<br />

3 Punkte<br />

3<br />

6<br />

Erklären Sie Frau Hase, was sie bei der<br />

Handhabung und beim Tragen des<br />

Kompressionsstrumpfes beachten sollte<br />

(4 Angaben)<br />

Bei längerer Ruhephase ausziehen<br />

Vor dem Anziehen die Venen durch ca. 20<br />

minütiges Hochlagern entstauen oder die Strümpfe<br />

vor dem Aufstehen anziehen<br />

4 Punkte<br />

4<br />

Auf faltenfreies Tragen achten, Strümpfe richtig<br />

hochziehen<br />

Durchblutung des Beines beobachten – z.B. kalte<br />

Beine, Schmerzen<br />

Anziehen möglichst mit Gummihandschuhen,<br />

möglichst ohne Ringe und lange Fingernägel<br />

Über zusätzliche Hilfsmittel z.B. Anziehhilfen<br />

2


informieren<br />

7<br />

Decken Sie drei Widersprüche auf, die sich<br />

in der Thrombosebehandlung von Frau<br />

Hase zeigen.<br />

Wird morgen entlassen – Widerspruch zu „heute<br />

noch Bettruhe“<br />

Kompressionsstrumpf = „Mobilitätsstrumpf“<br />

6 Punkte<br />

6<br />

3 Tage KH-Aufenthalt bei tiefer<br />

Beinvenenthrombose<br />

2x täglich Clexane s.c. = inkonsequente Therapie<br />

8<br />

Wie sollte Schwester Katja reagieren<br />

nachdem Frau Hase aufgestan<strong>den</strong> ist?<br />

A. Entwerfen Sie zwei Lösungsmöglichkeiten.<br />

B. Fin<strong>den</strong> Sie für Ihre bei<strong>den</strong><br />

Lösungsvorschläge jeweils einen Vor- und<br />

Nachteil für Frau Hase und für Schwester<br />

Katja<br />

(Tabelle zum Eintragen vorgeben)<br />

A 1:Schwester Katja kann Frau Hase anbieten,<br />

sich im Bett liegend selbst untenherum zu<br />

waschen<br />

A 2:Schwester Katja bittet Frau Hase sich wieder<br />

ins Bett zu legen und bietet Frau Hase an die<br />

Visite abzuwarten. Falls die Bettruhe aufgehoben<br />

wird, kann Frau Hase sich dann selbst im Bad<br />

waschen<br />

A 3: Schwester Katja lässt Frau Hase die<br />

Intimpflege im Stehen durchführen<br />

4 Punkte (A)<br />

8 Punkte (B)<br />

4<br />

8<br />

C. Wählen Sie eine geeignete<br />

Lösungsmöglichkeit aus und begrün<strong>den</strong> Sie<br />

Ihre Entscheidung mit vier Argumenten<br />

B: Bewertung: A 1<br />

Vorteil für Frau Hase – die Körperpflege ist<br />

abgeschlossen.<br />

Nachteil für Frau Hase – Eingriff in die<br />

Intimsphäre, Frau Hase muss liegen, Schwester<br />

Katja die Waschutensilien anreichen –<br />

Widerspruch zu <strong>den</strong> Bedürfnissen von Frau Hase.<br />

Vorteil für Schwester Katja: Formale Anordnung<br />

der Bettruhe wird eingehalten, der Stationsablauf<br />

wird eingehalten.<br />

Nachteil für Schwester Katja: Muss Widerspruch<br />

zwischen Anordnung und Patientenbedürfnissen<br />

aushalten.<br />

B: Bewertung: A 2<br />

Vorteil Frau Hase – entspricht ihrem Bedürfnis<br />

nach Selbstständigkeit, Intimsphäre wird gewahrt.<br />

Nachteil Frau Hase – muss noch warten, einen<br />

Kompromiss eingehen, bleibt im Ungewissen ob<br />

sie überhaupt aufstehen darf,<br />

3


Gesundheitsgefährdung weil Frau Hase für sich<br />

selbst entscheidet und ins Bad geht sobald<br />

Schwester Katja das Zimmer verlassen hat.<br />

Vorteil für Schwester Katja: Versucht einen<br />

Kompromiss zu <strong>den</strong> Patientenbedürfnissen<br />

herzustellen, fühlt sich mit dieser Lösung wohler.<br />

Nachteil Schwester Katja: Es ist fraglich, ob die<br />

Patientin <strong>den</strong> Kompromiss einhalten kann und<br />

nicht heimlich aufsteht, Stationsablauf ist gestört,<br />

Schwester Katja muss sich darum kümmern, dass<br />

diese Frage in der Visite angesprochen wird<br />

B: Bewertung: A 2<br />

Vorteil Frau Hase: Kann die Körperpflege<br />

entsprechend ihren Vorstellungen durchführen,<br />

ergibt Sinn für Frau Hase.<br />

Nachteil Frau Hase: Mögliche<br />

Gesundheitsgefährdung, Gefahr <strong>einer</strong><br />

Lungenembolie.<br />

Vorteil Schwester Katja: Geht <strong>einer</strong><br />

Auseinandersetzung mit Frau Hase aus dem Weg,<br />

entspricht dem Patientenwunsch.<br />

Nachteil Schwester Katja: Gewissenskonflikt,<br />

muss ihr Verhalten im Team und gegenüber <strong>den</strong><br />

Ärzten rechtfertigen.<br />

C: Variante A 2 – auf Visite warten<br />

Begründung: <strong>einer</strong> möglichen gesundheitlichen<br />

Gefährdung wird vorgebeugt, Katja findet einen für<br />

sie tragbaren Kompromiss ohne<br />

Gewissenskonflikte zu haben, Kompromiss<br />

zwischen Patientenbedürfnissen und<br />

Patientengefährdung, Absprache mit Kollegen und<br />

Ärzten ist gegeben, Verantwortung wird auf<br />

mehrere Schultern verteilt, der Standpunkt von<br />

Frau Hase wird in die Entscheidung mit<br />

einbezogen (Aushandlungsprozess).<br />

5 Punkte<br />

Summe<br />

22 6 12 4 44<br />

5<br />

4

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