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Stand H - Frau Feldmann - Universität Bremen

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Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

1<br />

Marktstand G: Lerninsel „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“<br />

im Lernfeld „Entlassungs- und<br />

Überleitungsmanagementorganisieren am Bei-piel<br />

infektions- und tumorkranker Patientinnen“<br />

<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong> - 35 Jahre, verheiratet, 2 Kinder - ist lebensbedrohlich an Leukämie erkrankt<br />

und liegt auf der Onkologischen Station im zweiten Zyklus einer Chemothe-rapie mit<br />

Umkehrisolation. Ihre Krankenakte und die Problematik ihrer aktuellen gesundheitlichen und<br />

familiären Situation werden in dieser Lerninsel thematisiert. Die Lernenden sind aufgefordert,<br />

eine begründete Einzelfallentscheidung zu treffen und dabei biomedizinische, psychologische,<br />

soziale, individuelle und institutionelle Aspekte gegeneinander abzuwägen.<br />

Zielebene: Technisches Erkenntnisinteresse / Praktisches Erkenntnisinteresse /<br />

(Emanzipatorisches Erkenntnisinteresse)<br />

Perspektiven: Patientin und Angehörige / (Institution) / Pflegerisches Handeln<br />

(Bremer Krankenpflegeschule – Kirsten Udke-Dost, Barbara Venhaus-Schreiber)


Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

2<br />

Kooperationspartner – an der Entwicklung und Erprobung beteiligt:<br />

Einrichtung(en): Bremer Krankenpflegeschule der freigemeinnützigen Krankenhäuser e.V.<br />

Personen:<br />

Insa Casjens, Dieter Guhlke, Jens Oestreich, Kirsten Udke-Dost, Barbara<br />

Venhaus-Schreiber, Ilka Wicha<br />

Inhaltsdimensionen der Lerninsel:<br />

bearbeitete Schlüsselprobleme:<br />

• Urteilsbildung zwischen regelgeleiteten Erkenntnissen und individuellem Fallverstehen<br />

zentrale bearbeitbare technische Erkenntnisse / instrumentelle Fertigkeiten:<br />

• Pflege tumorkranker PatientInnen am Beispiel einer Leukämieerkrankung (Krankheitsbild,<br />

therapeutische Möglichkeiten, Umgang mit Zytostatika, Umkehrisolation,<br />

Patienteninformation …)<br />

• Gestaltung von Überleitungspflege und Einführung in Case-Management<br />

**************<br />

Mögliche curriculare Bezugspunkte in den gesetzlichen Lehrplanvorgaben:<br />

integrierte Wissensgebiete (KrPflAPrV §1.1 – Anl.1):<br />

• Kenntnisse der Gesundheits- und Krankenpflege, der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege<br />

sowie der Pflege- und Gesundheitswissenschaften<br />

• Pflegerelevante Kenntnisse der Naturwissenschaften und der Medizin<br />

• Pflegerelevante Kenntnisse der Geistes- und Sozialwissenschaften<br />

• Pflegerelevante Kenntnisse aus Recht, Politik und Wirtschaft<br />

**************<br />

angesprochene Themenbereiche (KrPflAPrV §1.1 – Anl.1) / Lernfelder Rahmenrichtlinien<br />

Niedersachsen:<br />

• Pflegesituationen bei Menschen aller Altersgruppen erkennen, erfassen und bewerten<br />

(Tb 1 u. 5)<br />

• Pflegemaßnahmen auswählen, durchführen und dokumentieren (Tb 2)<br />

• Pflegebedürftige und Angehörige beraten, anleiten und unterstützen / Bei Maßnahmen<br />

der Gesundheitsförderung und Prävention mitwirken (Tb 3)<br />

• Pflegequalität sichern (Tb 6 u. 7)<br />

• Pflegerisches Handeln bei medizinischer Diagnostik und Therapie (Tb 8)<br />

• Pflege als Beruf ausüben (Tb 10 u. 11)<br />

• In Gruppen und Teams zusammenarbeiten (Tb 12)<br />

<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong><br />

(Die folgende Fallsituation basiert auf einem transkribierten Interview mit einer Gesundheits-<br />

und Krankenpflegerin mit langjähriger Erfahrung auf einer onkologischen<br />

Station Zu der Fallbeschreibung wurde eine Patientenakte erstellt. Für diese Akte<br />

wurden die anonymisierten Daten eines vergleichbaren Falls übernommen.)<br />

Teil 1 – Fallsituation mit Patientenakte:<br />

Seit dem 5. September 2006 liegt Claudia <strong>Feldmann</strong> auf der hämatologischen/onkologischen<br />

Station im Diako-Krankenhaus. Sie ist 35 Jahre alt, verheiratet<br />

und hat einen fünfjährigen Sohn und eine zwölfjährige Tochter.<br />

<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong> hat seit ca. 5 Wochen das Gefühl, dass „etwas nicht stimmt“, wie sie<br />

im Anamnesegespräch mit dem Arzt berichtet. Sie habe immer wieder Fieberschübe<br />

bis 39°C mit Schüttelfrost ohne jegliche anderen Sy mptome gehabt. Außerdem habe<br />

sie bemerkt, dass ihr häufiger das Zahnfleisch angeschwollen sei.<br />

Anfang 2005 war bereits einmal bei <strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong> eine akute myeloische Leukämie<br />

diagnostiziert und sofort mit Chemotherapie sowie später mit einer Stammzelltransplantation<br />

erfolgreich behandelt worden. Die Diagnose lautet nun „Rezidiv einer akuten<br />

myeloischen Leukämie“ und es wurde bereits mit der Therapie (Zytostatikagabe)<br />

begonnen.<br />

Aktuell wird <strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong> isoliert und leidet sehr unter den Nebenwirkungen der<br />

Chemotherapie, insbesondere unter den Schleimhautdefekten im Mund- und Nasenbereich.<br />

Teil 2 – Interviewauszug (wurde leicht modifiziert):<br />

„PA: … Und es war, das muss ich dazu sagen, eine Patientin, die sehr in sich gekehrt<br />

war, und bei der wir das Problem hatten, dass sie selber von sich aus ganz wenig<br />

erzählt hat, überhaupt sehr wenig gesprochen hat und wir kamen gar nicht<br />

so an sie ran. Über ein Buch, das sie gelesen hat, und das ich selber auch<br />

kannte, habe ich dann versucht, sie ein bisschen aus der Reserve zu locken.<br />

I: Was hat sie gelesen?<br />

PA: Den Titel, habe ich gerade überlegt, weiß ich nicht mehr genau, es ging um eine<br />

Mutter-Kind-Beziehung und ich habe gesagt, dass das ein sehr schöne Buch ist<br />

und da hat sie „Ja“ gesagt und fing an zu weinen. Sie hat dann noch gesagt, da<br />

würde sie sich wieder finden. Und darauf bin ich eingestiegen und habe gefragt:<br />

„In wiefern denn“. Sie hat mir erzählt, dass sie ja zwei Kinder zu Hause hätte,<br />

und so etwa: ‚Ich muss doch für meine Kinder noch da sein, was soll mit meinen<br />

Kindern passieren, wenn ich sterbe?‘. Da hatte sie sich also schon mit auseinander<br />

gesetzt. Das war der eine Punkt, über den sie sich geäußert hat, und<br />

wo wir dann auch wussten, warum sie so introvertiert war.<br />

Ein zweiter Punkt war, dass sie so entstellt war im Gesicht, und sie wollte keinerlei<br />

Besuch haben. Aber auf der anderen Seite wollte sie schon ihre Kinder<br />

sehen, weil sie Angst hatte, sie könnte sterben, deshalb wollte sie ihre Kind<br />

auch sehen, aber sie wollte den Kindern ihr Aussehen nicht zumuten. Und da<br />

die Nase defekt war, es lief da auch alles raus, haben wir uns überlegt, was wir<br />

da machen können…“


Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

3<br />

Bildungsinhalte / -ziele:<br />

Zielebene: Pflegende Pat./Angehörige Institution/Gesell. pfleger. Handeln<br />

Technisches<br />

Erkenntnisinteresse<br />

= Wissenschaftsorientierung<br />

/<br />

technischinstrumentell<br />

/<br />

Wissen u. Fertigkeiten<br />

(SchülerInnen<br />

nennen / erklären<br />

z.B.…)<br />

• Auswirkungen beruflicher<br />

Belastungen<br />

auf die Gesundheit<br />

(physisch<br />

und psychisch)<br />

• Risiken berufliche<br />

Belastung in helfenden<br />

Berufen -<br />

Statistische Aussagen<br />

zu den beruflichen<br />

Belastungen<br />

in verschiedenen<br />

Arbeitsfeldern der<br />

Pflege und ihren<br />

Aussagen auf die<br />

Gesundheit der<br />

Pflegenden<br />

• Möglichkeiten der<br />

Entlastung in belastenden<br />

beruflichen<br />

Handlungsfeldern<br />

• Einflussmöglichkeiten<br />

von Pflegenden<br />

auf die Gestaltung<br />

eines entlastenden<br />

Arbeitsklimas<br />

• Krankheitsbild Leukämie<br />

o Entstehung (incl. Anatomie/Physiologie/Pathophysiologie des<br />

Blutes und des Immunsystems),<br />

o Krankheitsgeschehen/Diagnostik/Typisierung d. Angehörigen<br />

(Laboruntersuchungen)<br />

o Verläufe, Prognosen<br />

• Therapeutische Möglichkeiten – Knochenmarkstransplantation /<br />

Stammzellentransplantation – Verfahren, Vorteile / Risiken<br />

o Mechanismus d. Zytostase / Chemotherapie– erwünschte Wirkungen<br />

und Nebenwirkungen<br />

o die Vorbeugung von Nebenwirkungen<br />

o den Umgang mit Nebenwirkungen Müdigkeit und Erschöpfung<br />

("Fatigue") , Schmerzen, Ernährungs- und Ausscheidungsprobleme<br />

(Inappetenz, Übelkeit, Erbrechen, Obstipation),<br />

Haar-, Haut- und Schleimhautprobleme (Veränderungen<br />

der Mundschleimhaut, Haarausfall, Juckreiz, Ikterus)<br />

• Weitere/ergänzende medikamentöse Behandlungen (Antibiose /<br />

Morphine / …) – Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit<br />

anderen Medikamenten, mit der Erkrankung<br />

• Isolierverfahren – Beachtung der Hygieneregeln als Selbstschutz<br />

(Mundpflege, Kontrolle der Ausscheidungen, Beachten von Einblutungen)<br />

• Prophylaxe und Therapie von Blutungen, Lymphödemen, Infektionen<br />

• Verhaltensmaßnahmen nach dem Krankenhausaufenthalt /<br />

Leben mit stark eingeschränkten Abwehrkräften<br />

• Leben mit existentiellen Krisen – theoretische Erklärungsmodelle<br />

(z.B. Verlaufskurvenmodell v. Corbin/Strauss)<br />

• Unterstützungsmöglichkeiten bei der häuslichen Versorgung der<br />

Familie / Finanzierung<br />

• Beratungsstellen für Krebskranke und ihre Angehörigen<br />

• Umgang mit Belastungsgrenzen im häuslichen Umfeld<br />

• Umgang mit Schutzmaßnahmen während des Besuches<br />

• Studien über den Einfluss des individuellen Wohlbefindens/sozialer<br />

Kontakte auf die Stärkung des Immunsystems und<br />

den Gesundungsprozess bei schweren Krankheitsverläufen<br />

• Gestaltung und Organisation<br />

einer Umkehrisolation<br />

• Case-Management mit Beginn<br />

der Diagnosestellung (medizinisch<br />

/ pflegerisch) – Zusammenarbeit<br />

der Abteilungen<br />

Medizin – Pflege – Sozialberatung<br />

o Case Management Regelkreis:<br />

Identifikation, Assessment,<br />

Entwicklung des Versorgungsplans,<br />

Implementation<br />

des Versorgungsplans,<br />

Monitoring und Re-<br />

Assessment, Evaluation und<br />

Abschluss<br />

o Case Management Funktionen<br />

(anwaltschaftliche, vermittelnde<br />

und selektierende<br />

Funktion)<br />

o Clincal-Pathway im Fallbeispiel<br />

• Organisation von Möglichkeiten<br />

der Sozialberatung für die<br />

Patientin (Aufgaben für Sozialberatung,<br />

Seelsorge, Psychologen<br />

…- Zusammenarbeit<br />

der Berufsgruppen)<br />

• Finanzierung – Abrechnung<br />

über DRG’s – Kosten des<br />

Drehtüreffekts<br />

• Institutionelle Sorge für Entlastungsmöglichkeiten<br />

der Mitarbeiter<br />

/ Gestaltung eines entlastenden<br />

Arbeitsklimas<br />

• Vorbereitung der Laboruntersuchung<br />

• Assistenz bei Punktionen-<br />

Assistenz bei der Knochenmarkpunktion<br />

(Vorbereitung,<br />

Lagerung und Nachsorge des<br />

Patienten, Sofortmaßnahmen<br />

bei Komplikationen)<br />

• Pflegemaßnahmen beim Auftreten<br />

von Nebenwirkungen<br />

der Zytostase<br />

• Pflegehandeln unter den Bedingungen<br />

des Isolationsverfahrens<br />

– Maßnahmen extremer<br />

Keimreduzierung – Anleitung<br />

zur Selbstpflege in der<br />

häuslichen Versorgung (z.B.<br />

am Beispiel Mundpflege, Beachtung<br />

der Thrombopenie …)<br />

• Umgang mit Zytostatika<br />

• Umgang mit Antibiose<br />

• Umgang mit speziellen venösen<br />

Zugängen (Sheldon-<br />

Katheter, Groshong-, Hohn-,<br />

Port-…) – Versorgung, Umgang<br />

mit Nahrung, Medikation<br />

/ Wechsel der Nadel<br />

• Organisation der pflegerischen<br />

Anteile des Case-Management<br />

o Abläufe während des Krankenhausaufenthaltes<br />

o Überleitung in die häusliche<br />

Versorgung<br />

• Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern<br />

/ Psychologen / Seelsorgern<br />

in der Institution


Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

4<br />

Praktisches<br />

Erkenntnisinteresse<br />

= Verständigungsorientierung<br />

(SchülerInnen<br />

nehmen wahr<br />

/verstehen / verständigen<br />

sich<br />

z.B. über …)<br />

• Enttäuschen darüber,<br />

das gut gemeinte<br />

Hilfs- und<br />

Unterstützungsangebote<br />

abgelehnt<br />

werden<br />

• Angst vor der Begegnung<br />

mit schwerer,<br />

tödlicher Erkrankung<br />

und mit<br />

Trauer<br />

• Belastung durch<br />

Leid und Todesnähe<br />

• Angst durch Übertragungsphantasien<br />

der lebensbedrohlichen,<br />

leidvollen Situation<br />

der Patientin<br />

auf sich selbst oder<br />

auf nahe stehende<br />

Personen<br />

Unterricht zum<br />

Thema „Begegnung<br />

mit Tod, Trauer und<br />

Leid in der Pflege“<br />

sollte vorausgegangen<br />

sein<br />

Bezogen auf mögliche Gedanken, Gefühle und Gründe für das<br />

Verhalten von <strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>:<br />

• den Rückzug der Patientin<br />

• Sorge um das Kind „Dasein müssen“<br />

• Wunsch, das Kind zu sehen<br />

• Sterben / loslassen wollen<br />

• Angst vor dem Sterben, vor Leid und Schmerz<br />

• Scham über die Entstellung im Gesicht, den äußeren Verfall<br />

Bezogen auf mögliche Gedanken, Gefühle und Gründe für das<br />

Verhalten von Angehörigen:<br />

• dass Ehemann ihr Leid nicht ertragen kann<br />

• Ehemann will Patientin besuchen (- fühlt sich verpflichtet?)<br />

• Kind möchte seine Mutter sehen<br />

• Pflege und medizinische Versorgung<br />

kostengünstig und effektiv<br />

gestalten, d.h. Verweildauer<br />

kurz halten und gleichzeitig<br />

Drehtüreffekte vermeiden<br />

• Isolierung der Patientin und<br />

Rahmung für eine individuelle<br />

Gestaltung der Umkehrisolation<br />

• Umgang mit „zurückgezogenen“<br />

Patienten / Gespräche<br />

mit Patienten und Angehörigen<br />

unter existentiell belastenden<br />

Bedingungen Gespräche<br />

mit der Patientin und ihren Angehörigen<br />

führen unter den<br />

besonderen Bedingungen der<br />

belastenden Situation<br />

• Bewältigungsstrategien mit der<br />

Patientin herausfinden<br />

• Abwägen zwischen hygienischen<br />

Vorschriften und psychischer<br />

Stärkung der Patientin<br />

durch soziale Kontakte<br />

• Einbeziehung von Partnern /<br />

Kindern und Angehörigen<br />

• Mit der Patientin den Besuch<br />

der Angehörigen vorbereiten<br />

• Mit Patientin und Ehemann die<br />

häusliche Versorgung planen<br />

Beratung/Information zum<br />

Umgang mit Belastungsgrenzen<br />

– Gestaltung von Unterstützungssystemen<br />

• Verlaufskurvenarbeit Anwendung<br />

theoretischer Erklärungsmodelle<br />

(z.B. Verlaufenkurvenmodell<br />

– Corbin/Strauss)<br />

auf die Situation<br />

der Patientin Vordenken<br />

von Perspektiven und möglichen<br />

Verläufen


Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

5<br />

Emanzipatorisches<br />

Erkenntnisinteresse<br />

= Reflexions und<br />

Kritikorientierung<br />

(SchülerInnen<br />

reflektieren z.B.<br />

den Widerspruch<br />

zwischen…)<br />

• individuelle Enttäuschung<br />

über mangelnde<br />

Kommunikationsbereitschaft<br />

einerseits<br />

und dem<br />

Anspruch verständnisvoll<br />

und professionell<br />

zu handeln<br />

(und dabei eigene<br />

Gefühle zurückzustellen)<br />

• der Arbeit in belastenden,<br />

traurigen Situationen<br />

und dem<br />

Bedürfnis nach<br />

Fröhlichkeit / Abwehr<br />

von Leid<br />

• der Abwehr eigenen<br />

Leids, eigener Traurigkeit<br />

durch Konzentration<br />

auf das<br />

Leid von anderen<br />

• der Ablehnung von Besuch und dem Bedürfnis, sich zurückziehen<br />

wollen (= Bedürfnis nach Ich-Bezogenheit und Abgrenzung)<br />

und dem Wunsch Kinder und Ehemann sehen zu wollen (= Bedürfnis<br />

nach sozialen Kontakten und Nähe)<br />

• dem Anspruch für die Kinder da zu sein, da sein zu müssen und<br />

dem Bedürfnis, loslassen zu wollen, bzw. dem Gefühl, nicht für<br />

die Kinder da sein zu können, bzw. dem Gefühl der Trauer, sie<br />

verlassen zu müssen<br />

• der Erfahrung und dem bewussten Erleben einer belastenden,<br />

traurigen Situation einerseits und dem Bedürfnis nach Fröhlichkeit<br />

/ und nach Abwehr von Leid andererseits<br />

• der regelgeleiteten Strukturierung<br />

von Abläufen (hier Umkehrisolierung)<br />

im Interesse<br />

der Sicherheit der Patientin einerseits<br />

und dem Leitbild, Entscheidungs-<br />

und Gestaltungsspielräumen<br />

für das individuelle<br />

Wohl der Patientin schaffen<br />

zu wollen, anderseits<br />

• der klaren Strukturierung und<br />

Abgrenzung von Arbeitsabläufen<br />

durch (hierarchische) Gliederung<br />

der Zusammenarbeit<br />

zwischen den Berufsgruppen<br />

innerhalb des Case-<br />

Managements einerseits und<br />

dem Anspruch eine möglichst<br />

gleichberechtigte Zusammenarbeit<br />

auf Augenhöhe in den<br />

Team zu ermöglichen andererseits<br />

(= entspricht dem Widerspruch<br />

zwischen unterschiedlichen<br />

Führungsstilen<br />

• einer biomedizinisch begründeten<br />

und einer als psychosozial<br />

stabilisierend begründeten<br />

Maßnahme: Schutz der Patientin<br />

vor Infektionen (Isolierung<br />

– v.a. auch vor dem Besuch<br />

von Kindern) – vs. Erhöhung<br />

der Heilungschancen<br />

durch soziale Kontakte (Mutterbindung)<br />

• der Sicherung der<br />

Interessen der eigenen<br />

Berufsgruppe<br />

/ omnipotente<br />

Übernahme möglichst<br />

vieler Aufgaben<br />

bei der Betreuung<br />

der Patientin<br />

und dem Anspruch/<br />

Wunsch nach Zusammenarbeit<br />

im<br />

therapeutischen<br />

Team


Markt der Möglichkeiten – <strong>Stand</strong> G: „<strong>Frau</strong> <strong>Feldmann</strong>“ Sabine Muths, Universität <strong>Bremen</strong><br />

6<br />

14 h<br />

Einstieg: Teil 1<br />

SchülerInnen erarbeiten Lernfragen<br />

aus Fallbeschreibung u. Akte<br />

Methodische Anregungen: Partnerarbeit<br />

- Klassengespräch mit Moderationskarten<br />

Lernsequenz 1<br />

Medizinische und pflegerische<br />

Versorgung der Patientin<br />

Die SchülerInnen<br />

1. entnehmen der Patientenakte und den<br />

Krankenblättern fallbezogene Informationen<br />

2. nennen und erklären die medizinischen<br />

Hintergründe des Krankheitsgeschehens<br />

3. erläutern therapeutische Möglichkeiten<br />

und deren Durchführung<br />

4. leiten Handlungsregeln für die Versorgung<br />

der Patientin ab<br />

5. versorgen die Patientin regelgeleitet<br />

• beachten dabei die Notwendigkeit<br />

des Selbstschutzes<br />

• erläutern ihr Handeln der Patientin<br />

und leiten sie zur Selbstpflege an<br />

• beachten Aspekte von Ökonomie<br />

und Ökologie<br />

Methodische Anregungen:<br />

‚Arbeit mit der Patientenakte<br />

- Lehrer-Schüler-Gespräch zu den medizinischen<br />

Hintergründen des Fallbeispiels<br />

- Entwicklung einer Pflegeplanung für die<br />

Patientin<br />

- Selbstevaluation der Pflegeplanung anhand<br />

der <strong>Stand</strong>ards/Pflegeleitlinien des<br />

Krankenhauses<br />

- kritische Reflexion der eigenen Pflegeplanung<br />

anhand der Unterschiede, die bei<br />

dieser Evaluation deutlich werden<br />

Anbindung im Lernfeld zum<br />

Thema: „Pflege und medizinische<br />

Versorgung tumorkranker<br />

Menschen“<br />

Einstieg: Teil 2<br />

SchülerInnen eignen sich die Situation im<br />

Fall aus der Perspektive der Pflegenden an<br />

– benennen Gefühle und Assoziationen.<br />

Methodische Anregungen: Brainstorming,<br />

Sammlung auf Flip-Chart<br />

4 h<br />

Lernsequenz 2<br />

Die psychische Belastung der Patientin <br />

Konsequenzen für das Pflegehandeln<br />

Die SchülerInnen.<br />

1. verstehen und deuten die verschiedenen Motive der<br />

Patientin.<br />

2. verstehen und deuten Motive der Kinder und des<br />

Ehepartners<br />

3. verstehen und deuten mögliche Motive von MitarbeiterInnen<br />

in der Institution<br />

4. treffen fallbezogene Handlungsentscheidungen in<br />

Bezug auf die Besuchsregelung für die Patientin in<br />

Abwägung von Regelwissen und Fallverstehen<br />

Methodische Anregungen:<br />

Variante 1:<br />

Planspiel: 4 – 5 Gruppen, die die Position von Pflegekräften<br />

mit unterschiedlichen Informationen erarbeiten<br />

z.B.:<br />

A – hat Gespräch mit Ehemann geführt<br />

B – zweites Gespräch mit der Patientin<br />

C – Gespräch mit Hygienefachkraft<br />

D - Gespräch mit Psychologe<br />

E – Gespräch mit Stationsärztin<br />

F – Begegnung mit den Kindern<br />

G – Gespräch mit Hausseelsorger<br />

anschließend Teamdiskussion nach dem Prinzip<br />

Gruppenpuzzle – Entscheidungsfindung zum Besuch<br />

der Kinder<br />

Vorstellung und Auswertung der Ergebnisse – Begründung<br />

und Analyse der Diskussionsprozesse<br />

Variante 2:<br />

Erarbeitung und Deutung der Perspektiven und Gefühle<br />

mit Hilfe von <strong>Stand</strong>bildern /inneren Dialogen /<br />

Rollenspiel / szenische Diskussion bzw. auch perspektivisches<br />

Schreiben<br />

Teamdiskussion: Erstellung einer Leitlinie – Besuchsregelung<br />

für Kinder unter 5 Jahre im Rahmen<br />

der Cytostatikatherapie<br />

4 h<br />

Lernsequenz 3<br />

Entlassung und Überleitung der Patientin in das<br />

häusliche Umfeld<br />

Die SchülerInnen<br />

1. planen fallbezogen die Entlassung der Patientin in das häusliche<br />

Umfeld, wobei der Schwerpunkt auf einem idealtypischen, regelgeleiteten<br />

Entlassungsmanagement liegt. Sie erarbeiten sich fallbezogen<br />

Wissen zum Entlassungsmanagement (Expertenstandard)<br />

und wenden dieses an.<br />

2. vollziehen den Ablauf des Clincal-Pathway im Fallbeispiel nach /<br />

Vernetzung innerhalb der Abteilungen des Krankenhauses (Sozialdienst,<br />

Seelsorge...)<br />

3. informieren sich über die Finanzierung der Pflege der Patientin –<br />

Abrechnung über DRG’s und Senkung der Kosten eines Drehtüreffekts<br />

durch gut geplantes Entlassungsmanagement<br />

4. formulieren Anforderungen an die ambulante Versorgung der<br />

Patientin und kennen Möglichkeiten der Inanspruchnahme weiterer<br />

Hilfssysteme – Sozialdienste, Familienhilfe ...<br />

5. planen Information/Beratung der Patientin / ihrer Angehörgen<br />

• empfehlen begründet Verhaltensmaßnahmen nach dem Krankenhausaufenthalt<br />

in Bezug auf das Leben mit stark eingeschränkten<br />

Abwehrkräften<br />

• planen Beratung zum Umgang mit Belastungsgrenzen und zur<br />

Gestaltung von Unterstützungssystemen<br />

Methodische Anregungen:<br />

Variante 1:<br />

Die Schüler entwickeln ohne theoretische Voraussetzung zum<br />

Überleitungsmanagement die Planung der Überleitung der Patientin<br />

Sie überprüfen ihre Planung anhand eines anschließenden theoretischen<br />

Inputs, der Auseinandersetzung m.d. Expertenstandard<br />

Methodenvariante 2:<br />

Vermittlung der theoretischen Grundlagen zu Überleitungs-<br />

/Entlassungsmanagement (incl. Expertenstandard)<br />

Sie wenden die unterschiedlichen Konzepte auf das Fallbeispiel<br />

an<br />

Methodenvariante 3:<br />

Teilung der Klasse<br />

die eine Gruppe erarbeitet den Expertenstandard<br />

die andere Gruppe erarbeitet Überleitung ohne Vorwissen<br />

Reflexion des Ergebnisses der „Praktiker“ durch die „Theoretiker“<br />

Anbindung im Lernfeld zum Thema:<br />

„Überleitungspflege u. Case-Management“

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