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impact [PDF] - Publisuisse SA

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IMPACT<br />

MACHER<br />

«Milena rennt»: Der lange<br />

Weg zum kurzen Spot<br />

Ein sportliches Model, eine Sportlerin, die als Model durchgeht?<br />

Bei der Produktion von TV-Spots liegt viel Arbeit im Detail.<br />

Wie viel, zeigt das Beispiel des Werbefilms für das Dusch-WC von Geberit Balena.<br />

CASTING:<br />

Wer verkörpert<br />

die Idealfigur?<br />

LOCATIONS:<br />

Welches ist<br />

die beste<br />

Kulisse?<br />

STYLING:<br />

Welche Kleider<br />

unterstützen<br />

die Idee?<br />

DIE FERTIGE GESCHICHTE VORNEWEG.<br />

So, wie sie sich den Zuschauerinnen und<br />

Zuschauern präsentiert – in Form eines 30-<br />

Sekunden-Werbespots:<br />

Ein Paar unterhält sich im Restaurant beim<br />

Kaffee. Sie (jung, schön, elegant) schaut<br />

ihm (graumeliert, dynamisch, gelassen)<br />

verliebt in die Augen, faltet die Serviette,<br />

steht auf, verlässt das Lokal. Kaum in der<br />

Tür, beginnt sie zu rennen. Es eilt, so scheint<br />

es. Um die Hausecke, eine lange Treppe<br />

hoch, über eine futuristische Brücke, vorbei<br />

an staunenden Passanten, durch eine ruhige<br />

Quartierstrasse zu einem schicken Einfamilienhaus.<br />

Dort, in der Toilette, wartet die<br />

Erlösung: das Balena Dusch-WC. Close-up<br />

auf den reinigenden körperwarmen Wasserstrahl.<br />

Insert: Geberit www.balena.ch. Ton:<br />

«Die Quelle des Wohlbefindens.» Voilà.<br />

Die Auftraggeberin ist mit dem Resultat sehr<br />

zufrieden. Es ging vor allem darum, den Bekanntheitsgrad<br />

der Marke zu steigern – bei<br />

Bauherren und potenziellen Endverbrauchern.<br />

«Dafür eignet sich das Medium Fernsehen<br />

besonders gut», sagt Sabine Widmann,<br />

Marketingleiterin von Geberit Balena. Nach<br />

der Ausstrahlung des Spots stiegen die Besucherzahlen<br />

auf der Balena-Website markant.<br />

Doch von der Idee, im TV für das Dusch-WC<br />

zu werben, bis zum gezeigten Werbefilm war<br />

es ein langer Weg. Der begann bei der Agentur<br />

von Balena, der St. Galler GFS Communications.<br />

Und bereits zu Beginn war auch<br />

die Filmproduktion in den Prozess integriert.<br />

«WERBUNG FÜR EIN WC – das ist keine einfache<br />

Sache», sagt Peter Beck von Beck &<br />

Friends. Er bezeichnet seine Zürcher Firma<br />

mit fünf Angestellten als mittelgrossen Player<br />

in der Schweiz. Aber gross genug, um als<br />

Generalunternehmer in Sachen Filmproduktion<br />

aufzutreten – von der Kreation bis<br />

zur Post-Production. «Das hat für den Kunden<br />

und für die Agentur Vorteile: Sie müssen<br />

sich nur mit einem Partner herumschlagen<br />

und haben auch die Kosten immer im<br />

Griff», meint Beck.<br />

Die Idee für den Balena-Spot: Eine Frau<br />

muss mal. Doch das Geschäft will sie nicht<br />

irgendwo erledigen, sondern zuhause in der<br />

gewohnten Umgebung und mit entsprechendem<br />

Komfort. Thema: Es pressiert, aber<br />

pressieren lohnt sich. «Der Film ‹Lola<br />

rennt› stand bei der Kreation Pate», gibt<br />

Beck zu. 20 Versionen der Story wurden geschrieben,<br />

die Zahl für die erste Präsentation<br />

auf zehn reduziert, drei davon kamen in<br />

die engere Wahl. Ein Storyboard der gewählten<br />

Fassung bildete die Grundlage für die<br />

Kostenkalkulation. Für die Realisation des<br />

Spots wurden zwei Drehtage mit Aussenaufnahmen<br />

und ein Tag Studio eingeplant.<br />

Nun gings an die Pre-Production mit der<br />

Wahl der Locations, dem Casting, dem Styling.<br />

DREHORT SCHWEIZ? Kommt nicht in Frage,<br />

denn zur geplanten Aufnahmezeit, im<br />

Januar, ist mit Minustemperaturen zu rechnen,<br />

mit Nebel und mit Atemfahnen. Südafrika?<br />

Linksverkehr, mittlerweile zu teuer<br />

und zu wenig europäisches Ambiente. Also<br />

Spanien, Barcelona. Dort scheint auch im<br />

Winter die Sonne, Strassen, Plätze und Häuser<br />

gehen als schweizerisch durch.<br />

Vor Ort machten sich die Scouts auf den Weg<br />

– mit dem Storyboard in der Hand, darin jede<br />

Einstellung genau definiert. Sie suchten<br />

das passende Restaurant, ein belebtes Strassenstück,<br />

eine geeignete Treppe, eine imposante<br />

Brücke (gewählt wurde die Calatrava-<br />

Konstruktion), einen ruhigen Quartierweg,<br />

ein repräsentatives Wohnhaus.<br />

DER SPOT:<br />

Alles ständig<br />

in Bewegung.<br />

DER BESTE SPOT<br />

WIRD ZUM «EDI»<br />

Über 30 Filmproduktionsfirmen<br />

sind in der Swissfilm<br />

Association organisiert.<br />

Sie vergibt unter<br />

dem Patronat des Eidgenössischen<br />

Departements<br />

des Innern (EDI) jährlich<br />

den «Edi» als Preis für die<br />

besten kommerziellen Filme.<br />

Im Wettbewerb 2005<br />

gabs einen eindeutigen<br />

Sieger: Die Mini-Sitcom<br />

«Beck & Bondi» von<br />

Swisscom Fixnet holte<br />

Gold in der Kategorie<br />

Commercials. Als Partnerin<br />

unterstützt publisuisse<br />

den «Edi»-Wettbewerb.<br />

Gleichzeitig gings los mit der Drehplanung.<br />

Jede Film-Location braucht eine Bewilligung,<br />

Hausbesitzer wollen Geld sehen, bei<br />

Aussenaufnahmen will der Sonnenstand berücksichtigt<br />

sein.<br />

Dann das Casting. Die Hauptdarstellerin<br />

muss der Zielgruppe entsprechen, entsprechend<br />

elegant auftreten und sich bewegen<br />

können. Entscheidend jedoch ein zusätzliches<br />

Kriterium: Die Akteurin musste rennen<br />

können. Nicht einfach im Stil der gelegentlichen<br />

Joggerin – da sollte bedeutend mehr<br />

Energie und Dynamik zu spüren sein.<br />

Also ein Model, das richtig rennen kann?<br />

Oder doch eine Sportlerin, die sich als elegantes<br />

Model eignet? Birgit, Juliane, Jasmine,<br />

Blanca, Manuela und Elke fielen aus<br />

der Wahl – im Fach Rennen schlossen sie<br />

mit «mässig» ab. Die Idealbesetzung: Barbara<br />

Bellino, hübsch, elegant, passionierte<br />

und durchtrainierte Freizeitsportlerin. Auf<br />

sie wartete ein hartes Pensum Laufarbeit.<br />

WEITER MIT DEM STYLING. «Wo bekommen<br />

wir im Winter eine Frühlingskollektion?»<br />

fragte sich Peter Beck. An die Kleider wurden<br />

hohe Qualitätsansprüche gestellt, nur die besten<br />

Marken waren gut genug – entsprechend<br />

der Positionierung des Produkts. Milena sollte<br />

aber nicht nur gut aussehen, sie musste im gewählten<br />

Outfit auch durch die Strassen von<br />

Barcelona rennen können.<br />

Dann Action. «Jede Einstellung im Film ist<br />

bewegt», so Peter Becks Begründung für den<br />

Aufwand während des Drehs. Gefilmt wurde<br />

von einer Krangondel (wenn Milena aus<br />

dem Restaurant rennt), vom Dolly und von<br />

einer Autoplattform (während der Strassenszenen),<br />

mit der Steady Cam (auf Treppe<br />

und Brücke) – alles wie geplant. Fast alles.<br />

Ein spanischer Grafiker bastelte in aller Eile<br />

ein St. Galler Autonummernschild und<br />

tilgte so die letzten Zweifel an der Authentizität<br />

des Schauplatzes – die Geberit Balena<br />

AG ist schliesslich in Bütschwil zuhause, die<br />

Geberit selber in Jona.<br />

JETZT FEHLT NUR NOCH das Entscheidende:<br />

das Produkt. Im Studio wurden die WC-<br />

Aufnahmen gefilmt, die Details anhand eines<br />

aufgeschnittenen Modells. Und der perlende,<br />

wohltuende Wasserstrahl? Den komponierte<br />

und animierte der Computer von<br />

Beck & Friends. Das Resultat der ganzen, aufwändigen<br />

Geschichte: ganz einfach ein lebendiger<br />

TV-Spot von 30 Sekunden Länge.<br />

IMPACT DEZEMBER 2005<br />

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