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BAS IC S - Quadriga

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<strong>BAS</strong><strong>IC</strong>S<br />

Der Trittschallschutz<br />

Grundlagen<br />

Schallschutz<br />

Das Gebiet des baulichen Schallschutzes besteht<br />

aus zwei Disziplinen. Die eine Disziplin ist der Luftschall,<br />

die andere der Körperschall. Körperschallprobleme<br />

dominieren allgemein in der Rangliste<br />

der Beanstandungen, speziell im Holzbau.<br />

Während beim Luftschall<br />

die Schallpegeldifferenz zwischen<br />

zwei Räumen, also<br />

dem Senderaum und dem<br />

Empfangsraum gemessen<br />

wird und der größere Wert<br />

somit der bessere ist, wird<br />

beim Körperschall der Ge -<br />

räusch- oder Lärmpegel ge -<br />

messen, welcher bei me -<br />

chanischer Anregung eines<br />

Bauteiles entsteht. Also ist<br />

beim Körperschall stets der<br />

kleinere Wert der bessere.<br />

Es gibt im Bauwesen unterschiedliche<br />

Körperschallprobleme.<br />

Das Bedeutendste ist<br />

der Trittschall.<br />

Das trennende Bauteil, die<br />

Geschossdecke, wird me -<br />

cha nisch zum Beispiel durch<br />

Gehen, Stühlerücken etc. auf<br />

der Oberseite angeregt. Da -<br />

bei soll der gemessene Lärmpegel<br />

in dem darunter liegen<br />

den Raum so gering wie<br />

möglich sein.<br />

Allerdings kann durch die<br />

mechanische Anregung<br />

nicht nur im darunter liegenden<br />

Raum ein Lärmpegel<br />

erzeugt werden, sondern im<br />

gewissen Umfange auch in<br />

daneben liegende Räume<br />

übertragen werden. Diese<br />

Pegel sind in der Regel, vor<br />

allem im Holzbau, aber ge -<br />

ringer als im Raum direkt<br />

darunter.<br />

Körperschallanregungen<br />

sind aber nicht nur bei De -<br />

cken zu beachten, sie müssen<br />

auch bei Treppen<br />

berücksichtigt werden.<br />

Auch im Installationsbereich<br />

gibt es Körperschallanregungen,<br />

auf welche aber noch<br />

separat einzugehen ist.<br />

Vor gaben zu Körperschallanregungen<br />

an Wänden gibt es<br />

verständlicherweise nicht.<br />

Dennoch kann es auch hier<br />

zu Problemen kommen,<br />

wenn zum Beispiel eine<br />

Dunstabzugshaube mit einer<br />

Unwucht direkt an einer<br />

Wohnungstrennwand be fes -<br />

tigt wird.<br />

Wie wird gemessen<br />

Das Problem der Messung<br />

von Gehgeräuschen liegt<br />

darin, dass es wohl keinen<br />

Menschen gibt, dessen „Gehverhalten“<br />

sich normen lässt.<br />

Zur Beurteilung des Trittschallschutzes<br />

muss aber die<br />

Decke vergleichbar, also ge -<br />

normt, angeregt werden.<br />

Das geschieht mit einem so<br />

genannten Normhammerwerk,<br />

in der Praxis auch<br />

„Trampler“ genannt.<br />

E. U. Köhnke<br />

Mehrere Eisenzylinder werden<br />

dabei von einer Nockenwelle<br />

angehoben und fallen<br />

dann wieder auf die Decke.<br />

Der dadurch verursachte<br />

Lärmpegel, in der Regel im<br />

darunter liegenden Raum,<br />

wird im Frequenzbereich<br />

von 100 bis 3150 Hertz<br />

gemessen und nach DIN EN<br />

ISO 140 anhand einer Be -<br />

zugskurve ausgewertet. Das<br />

Ergebnis wird mit L nw als<br />

Labormaß oder L’ nw für Messungen<br />

mit Schallnebenwegen<br />

bzw. Flankenübertragungen<br />

am Bau, jeweils als<br />

Einzahlwert, angegeben.<br />

Wichtig ist bei Trittschallmessungen,<br />

dass Luftschall -<br />

einflüsse eliminiert bzw. ausgeschlossen<br />

werden, was<br />

manchmal bei Messungen an<br />

Baustellen missachtet wird.<br />

Was ist einzuhalten<br />

Im eigenen Wohnbereich<br />

werden bauaufsichtlich kei-<br />

Abb. 1: Normhammerwerk,<br />

auch Trampler genannt.<br />

24<br />

5/2009


ne Anforderungen gestellt.<br />

Leider ist das kein Freibrief.<br />

Ist vertraglich, natürlich<br />

nach vorheriger Aufklärung<br />

des Auftraggebers, kein Wert<br />

vereinbart, gilt eine „übliche<br />

Qualität“. Da diese nirgendwo<br />

genau definiert ist, liefert<br />

man sich dann den Ansichten<br />

des Gutachers und/oder<br />

des Richters aus. Man könnte<br />

es also auch als russisches<br />

Roulette bezeichnen.<br />

Die Empfehlung für Decken<br />

im eigenen Wohnbereich<br />

gemäß DIN 4109, Beiblatt 2,<br />

1989, beträgt für den normalen<br />

Schallschutz L’ nw ≤ 56 dB,<br />

für erhöhten Schallschutz<br />

≤ 46 dB.<br />

Für Wohnungstrenndecken<br />

gilt ein bauaufsichtlicher<br />

maximaler Normtrittschallpegel<br />

von L’ nw ≤ 53 dB. Auch<br />

hier gibt es gemäß dem<br />

bereits genannten Beiblatt<br />

eine Empfehlung für einen<br />

erhöhten Schallschutz mit<br />

L’ nw ≤ 46 dB.<br />

Es ist allerdings zu beachten,<br />

dass die derzeit noch gültige<br />

DIN 4109, inklusive Beiblätter,<br />

aus dem Jahre 1989<br />

stammt und bereits eine<br />

Neufassung mit Schallschutzstufen<br />

in Anlehnung an die<br />

VDI-Richtlinie 4100 fast fertig<br />

und verabschiedet war,<br />

dann allerdings wieder zu -<br />

rückgezogen wurde. Wenn -<br />

gleich die ARGE-Bau diese<br />

VDI Richtlinie nicht als allgemein<br />

anerkannte Regel der<br />

Technik einstuft, so greifen<br />

jedoch Sachverständige und<br />

Richter gerne hierauf zurück.<br />

In der geplanten Neufassung<br />

der DIN 4109 waren also<br />

auch adäquat drei Schallschutzstufen<br />

für den allgemeinen<br />

Schallschutz vorgesehen.<br />

Stufe I ist dabei die bauaufsichtliche<br />

Mindestanforderung<br />

mit L’ nw ≤ 53 dB.<br />

Für die höhere Stufe II gilt<br />

L’ nw ≤ 46 dB und die höchste<br />

Stufe III ≤ 39 dB.<br />

Für Doppel- und Reihenhäuser<br />

horizontal und diagonal<br />

jeweils 5 dB weniger.<br />

Die „Höreindrücke“ beim<br />

Trittschall lassen sich für den<br />

Laien wie folgt definieren:<br />

● L’ nw 63 dB – normales<br />

Gehen ist noch deutlich<br />

zu hören.<br />

● L’ nw 53 dB – normales<br />

Gehen ist gerade noch<br />

hörbar.<br />

● L’ nw 43 dB – Gehgeräusche<br />

sind praktisch nicht<br />

mehr hörbar.<br />

Die Wege des<br />

Trittschalls<br />

Trittschall kann auf zwei<br />

Arten gedämpft werden,<br />

durch Masse und durch Entkoppelung.<br />

Im Holzbau steht<br />

uns üblicherweise nur eine<br />

geringe Masse zur Verfügung,<br />

so dass der Schallschutz<br />

vorrangig durch Entkoppelung<br />

erreicht wird.<br />

Dabei sollte man allerdings<br />

beachten, dass durch Entkoppelungen<br />

insbesondere<br />

die hohen Frequenzen gut<br />

ge dämmt werden, die tiefen<br />

Fre quenzen weniger. Bedauerlicherweise<br />

ist es so, dass<br />

gerade die störenden Gehgeräusche<br />

und das Stühle -<br />

rücken vorrangig im sehr<br />

tieffrequenten Bereich liegen.<br />

Sollen im Holzbau die<br />

tiefen Frequenzen gut ge -<br />

dämmt werden, empfiehlt<br />

sich eine Beschwerung der<br />

Rohdecke.<br />

Die erste wichtige Entkoppelung<br />

des Deckenaufbaus<br />

geschieht durch die weich<br />

federnde Trittschalldämmplatte<br />

unter dem Estrich.<br />

Allerdings sind nicht alle<br />

Trittschallmatten gleichgut<br />

geeignet. Entscheidend ist<br />

neben der Materialart die<br />

dynamische Steifigkeit s; je<br />

Schallschutz<br />

geringer des to besser. Aber<br />

auch die Materialart ist entscheidend.<br />

Bei gleicher<br />

dynamischer Steifigkeit ist<br />

Mineralwolle deutlich besser<br />

als PS-Schaum und auch als<br />

a/s Weichfaserplatten, je<br />

nach gesamtem Aufbau etwa<br />

3 bis 4 dB.<br />

Die nächste Einflussgröße ist<br />

die Weiterleitung durch die<br />

Rohdecke, einmal als Luftschall<br />

durch das Gefach und<br />

dann direkt über die Balken<br />

zur Unterdecke.<br />

Deshalb ist es wichtig, die<br />

Balkenabstände möglichst<br />

groß zu wählen. Häufig<br />

wird, wenn die Tragfähigkeit<br />

der „Standardbalken“<br />

nicht ausreicht, der Abstand<br />

verringert, statt zwei Balken<br />

direkt aneinander zu legen<br />

und damit einen größeren<br />

Abstand einzuhalten. Das<br />

führt dann zu deutlichen<br />

Einbußen beim Trittschallschutz.<br />

Eine weitere Entkoppelung<br />

kann durch die Unterdecke,<br />

sofern vorhanden, erreicht<br />

wer den. Mit einer federnden<br />

Abhängung der unteren<br />

Gips- Werkstoffplatte gegen -<br />

über einer Anbringung an<br />

Traglatten kann der Trittschallschutz<br />

um bis zu 10 dB<br />

verbessert werden.<br />

Weitere Verbesserungen, insbesondere<br />

im tieffrequenten<br />

Bereich, können dann noch<br />

durch biegeweiche Be -<br />

schwe rungen auf der Rohdecke<br />

erreicht werden. So<br />

wird zum Beispiel bei einer<br />

offenen Holzbalkendecke<br />

mit der gebundenen Splittschüttung<br />

System K 101<br />

bzw. K 102 bei nur 80 kg<br />

Masse ein Verbesserungsmaß<br />

von 20 dB erreicht. (Infos<br />

unter www.eu-Koehnke.de)<br />

Kann man den Trittschall<br />

schutz berechnen?<br />

Jein, man kann ihn allerdings<br />

rechnerisch abschätzen.<br />

Ein entsprechendes Verfahren<br />

für den Holzbau ist<br />

im Holzbauhandbuch des<br />

Informationsdienst Holz,<br />

Reihe 3, Teil 3, Folge 3,<br />

beschrieben. Hier sind Beispiele<br />

typischer Rohdecken<br />

des Holzbaus beschrieben<br />

sowie die Verbesserungsmaße<br />

diverser zusätzlicher<br />

Maßnahmen.<br />

Entscheidend für einen gu -<br />

ten Trittschallschutz ist aber<br />

immer eine gute Planung<br />

bzw. Optimierung der Bauteilschichtung<br />

und eine fachgerechte<br />

mangelfreie Ausführung.<br />

Über Ausführungsfehler und<br />

deren Auswirkungen haben<br />

wir in dnq 2/2000 bereits<br />

berichtet.<br />

Bedenken Sie, Fehler beim<br />

Brandschutz fallen fast nie<br />

auf (meist erst im Katastrophenfall),<br />

beim Wärmeschutz<br />

nur bedingt, beim<br />

Schallschutz allerdings sofort<br />

– nicht nur dem Bauherrn<br />

sondern auch seinem Besucher,<br />

der ja eventuell auch<br />

mit einem Holzhaus liebäugelt.<br />

Abb. 2: Die Wege des Trittschalls<br />

<strong>BAS</strong><strong>IC</strong>S<br />

Artikel-Ticker: Schallschutz in der HOLZBAU – die neue quadriga:<br />

Schallschutz bei Holzbalkendecken: Anforderungen und Nachweise in 1-2000 sowie Typische Einbaufehler in 2-2000 +++ Schallnebenwege im<br />

Holzbau: So heimlich dran vorbei. 4-2002 +++ Neue Schallschutzverfahren für Holzdecken: Beschwerung mit Splittschüttung. 2-2001 und<br />

condetti&Co. 2<br />

5/2009 25

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