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Schimmel unterm Gründach - Die neue Quadriga

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Bauschäden – 52 –<br />

4/2013<br />

Abb. 3:<br />

Bauteilöffnung am First. Der Blick<br />

nach innen: Vollflächige Verschimmelung<br />

der Schalung (Untersuchung im<br />

Sommer 2011).<br />

Abb. 4:<br />

Bauteilöffnung im Herbst 2006. Sichtbar<br />

nasse Schalung.<br />

Hohlraum zwischen Dämmung<br />

und Schalung gab. Somit<br />

wäre die Lösung zur Frage<br />

nach den schwarzen Fahnen<br />

ein winddichter Verschluss der<br />

Gefache im Trauf- und Firstbereich.<br />

Aber reicht das?<br />

Recherche der<br />

Schadensgeschichte<br />

Im Rahmen des Ortstermins,<br />

der an einem warmen Sommertag<br />

stattfand, konnte in<br />

der Dämmung keine nennenswerte<br />

Erhöhung der Luftfeuchtigkeit<br />

gegenüber außen<br />

und keine kritische Holzfeuchte<br />

(deutlich < 20 Masse %) in<br />

den Balken oder der Schalung<br />

festgestellt werden. Das Ereignis,<br />

das zur Schädigung führte,<br />

musste also länger zurückliegen.<br />

<strong>Die</strong> Recherche der Vorgeschichte<br />

gestaltete sich<br />

schwierig, da der Bauherr das<br />

Objekt erst während des Bauprozesses<br />

als (günstiges) Renditeobjekt<br />

gekauft hatte, der<br />

GU zwischenzeitlich pleite<br />

ging und der Architekt sich<br />

gegenüber einem Privatgutachter<br />

nicht sonderlich auskunftsfreudig<br />

zeigte.<br />

Das Objekt wurde 2005 errichtet.<br />

Durch die Insolvenz<br />

der Baufirma kam es zu Bauverzögerungen,<br />

wodurch der<br />

Bau längere Zeit offen stand.<br />

Entgegen der ursprünglichen<br />

Planung des Architekten (reine<br />

Aufdachdämmung unter<br />

dem <strong>Gründach</strong>) wurde dann<br />

aber der beschriebene unbelüftete<br />

und vollgedämmte<br />

Aufbau ausgeführt.<br />

Schon im ersten Jahr nach<br />

Bezug wurden die beschriebenen<br />

Verschimmelungen festgestellt.<br />

Deshalb hatte im<br />

Herbst 2006 ein Kollege an<br />

einer Stelle das Dach geöffnet<br />

(Abb. 4), und dabei eine<br />

durchfeuchtete Schalung und<br />

oberseitig feuchte Mineralwolle<br />

gefunden. Messungen<br />

erfolgten allerdings leider<br />

nicht, und es wurde kein genaueres<br />

Gutachten beauftragt.<br />

Es gab ja auch niemanden,<br />

dem man die letzte Zahlung<br />

hätte verweigern oder gegen<br />

den man hätte klagen können.<br />

Das Foto von der Bauteilöffnung<br />

im Jahr 2006 zeigt,<br />

dass die Luftdichtung innen-<br />

seitig ordentlich verlegt wurde.<br />

Bei genauerer Betrachtung<br />

sind allerdings am nicht empfehlenswerten<br />

Querstoß der<br />

Folie Faltenbildungen zu erkennen,<br />

die erfahrungsgemäß<br />

über kurz oder lang zu Klebebandabrissen<br />

führen können<br />

(vgl. Heft 03-2009, S. 32 ff.).<br />

Ein Blower Door Test, der in<br />

einem der Reihenhäuser<br />

durchgeführt wurde, wies<br />

durchaus auf nennenswerte<br />

Fehlstellen in der Luftdichtung<br />

hin – eine Leckageortung<br />

und Dokumentation liegt<br />

allerdings nicht vor.<br />

Warum, wieso und<br />

weshalb?<br />

<strong>Die</strong> Ursachen für die Verschimmelungen<br />

und die anfangs<br />

ermittelte hohe Feuchte<br />

in der Konstruktion können<br />

vielfältiger Natur sein. Eine<br />

Auswahl der Fragen, die sich<br />

stellen.<br />

1. Wurden Sparren und Schalung<br />

(beides sägerau) trocken<br />

auf die Baustelle geliefert?<br />

2. Gab es während des Bauprozesses<br />

und seinen Unterbrechungen<br />

Regenereignisse,<br />

die zu einer Auffeuchtung<br />

der Hölzer führten?<br />

3. Wie lange war die Konstruktion,<br />

bevor sie geschlossen<br />

wurde, dem Umgebungsklima<br />

ausgesetzt?<br />

Welche Temperaturen, welche<br />

Luftfeuchten?<br />

4. Kann über die einbindenden<br />

Porenbetonwände Neubaufeuchte<br />

in die beidseitig<br />

dampfdichten Flachdachgefache<br />

verdunstet sein?<br />

5. Ist am Dachüberstand<br />

ablaufendes Regenwasser in<br />

die Konstruktion eingedrungen?<br />

6. Sind gravierende Luftleckagen<br />

vorhanden? Wo liegen<br />

diese? Wo sind die möglichen<br />

Strömungspfade?<br />

So viele Fragen – so wenig<br />

Antworten.<br />

Um die vorgefundene Konstruktion<br />

einzuschätzen, können<br />

das Merkblatt der technischen<br />

Kommission Flachdach<br />

des Fachverbandes Gebäudehülle<br />

Schweiz [FVGH<br />

2007] sowie das Spezial-Heft

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