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Schimmel unterm Gründach - Die neue Quadriga

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Bauschäden – 54 –<br />

4/2013<br />

Abb. 7:<br />

Wasserablaufspuren an der Firstpfette.<br />

Mikrobieller Befall an der Sparrenunterseite.<br />

Im Gefach <strong>Schimmel</strong> an<br />

Schalung und Randbalken.<br />

Was bleibt zu tun?<br />

Offen sind gegenwärtig die<br />

Antworten auf die Fragen 5<br />

und 6. <strong>Die</strong> Verfärbungsfahnen<br />

an der Schalung (seitlich von<br />

den auskragenden Balken)<br />

und die Wasserablaufspuren<br />

an deren Flanken, weisen<br />

eindeutig auf Regenbelastungen<br />

hin. Gerade hier ist der<br />

Anschluss der Bleche wegen<br />

der Baumkante sehr lückenhaft.<br />

Das kann zum Eintrag<br />

von Treibregen in die Gefache<br />

führen. <strong>Die</strong> Frage ist, ob dies<br />

während der Bauphase entstand<br />

(der Bauherr weiß es<br />

nicht) oder bei entsprechenden<br />

Wetterlagen immer wieder<br />

auftritt (das könnten die Mieter<br />

beobachten).<br />

Auch an anderen, besonders<br />

Wind beanspruchten Stellen<br />

weisen Wasserspuren darauf<br />

hin, dass die Schlagregendichtheit<br />

der Blechfassade<br />

zweifelhaft ist (Abb. 7).<br />

Wie weit man die Demontage<br />

treiben muss, bedarf genauerer<br />

Untersuchung. Auf<br />

jeden Fall sollte der nur einlagige<br />

Wetterschutz zwischen<br />

den Sparren (nur ein einseitig<br />

abgekantetes Alublech auf<br />

seitlichen Aluwinkeln) entfernt<br />

und durch einen zweischaligen<br />

Anschluss ersetzt<br />

werden. Will heißen:<br />

Einsetzen von formstabilen<br />

Stellbrettern aus feuchtebeständigen<br />

Holzwerkstoffplatten,<br />

die ringsum an allen<br />

Kanten als regendichte zweite<br />

wasserableitende Ebene<br />

angeschlossen werden.<br />

Ist die Dampfkonvektion<br />

beherrschbar?<br />

Wenn das Monitoring unkritische<br />

Ergebnisse liefert,<br />

dann beantwortet das praktische<br />

Verhalten des Gebäudes<br />

diese Frage. Schon dann,<br />

wenn die Messungen grenzwertig<br />

sind, sind weitere Maßnahmen<br />

zu ergreifen, um ein<br />

langfristiges Auffeuchten zu<br />

vermeiden.<br />

Fortgeschrittene Formen der<br />

BlowerDoor-Untersuchungen<br />

(z.B. mit Nebel. und Thermografieeinsatz)<br />

sind aufwendig<br />

und am bewohnten Gebäude<br />

meist nicht zerstörungsfrei<br />

durchzuführen. Und sie liefern<br />

auch meist keine definitive<br />

Erkenntnis darüber, ob und<br />

mit welchem Aufwand die<br />

gefundenen Leckagen zu beseitigen<br />

sind, weil durch den<br />

fertigen Innenausbau die Undichtheiten<br />

in den Folienüberlappungen<br />

und -anschlüssen<br />

nicht zu lokalisieren sind. Und<br />

vor allem, kann die Luftdichtheitsprüfung<br />

keine Gewissheit<br />

darüber geben, ob der Feuchteeintrag<br />

schädigend wirkt<br />

oder von der Konstruktion zu<br />

verkraften ist.<br />

Aber man kann davon ausgehen,<br />

dass die Außenseite<br />

der Dachfläche weitgehend<br />

luftdicht ist. Das Mauerwerk<br />

aus Porenbetonsteinen weist<br />

in der Fläche meistens ebenfalls<br />

eine gute Luftdichtheit<br />

auf. Deshalb könnte die<br />

regentechnisch angeratene<br />

Montage von Stellbrettern<br />

so ergänzt werden, dass alle<br />

Dachränder von der Schalung<br />

über die Pfette bis an die<br />

Mauerwerkskrone luftdicht<br />

abgeschlossen werden.<br />

An der Firstseite ist dies<br />

sogar umzusetzen, ohne ein<br />

Gerüst zu stellen (s. Abb. 6<br />

links). <strong>Die</strong> Traufseite ist<br />

schwieriger über das kleine<br />

Vordach (rechts im Bild) zu<br />

erreichen. Hierfür bedürfte es<br />

einer Absturzsicherung. So<br />

wie wir unseren Bauherren<br />

kennen gelernt haben, wird er<br />

die Investition scheuen, auch<br />

die Traufseite konsequenterweise<br />

in gleicher Weise zu<br />

sanieren. Doch auch für den<br />

Kompromiss des einseitigen<br />

Abschlusses gibt es eine technische<br />

Option, die sogar bei<br />

vorhandener Restfeuchte umsetzbar<br />

ist:<br />

Werden in der Abstellung<br />

Einblasöffnungen vorgesehen,<br />

so könnte hierüber die Vor-<br />

Ort-Trocknung mit einem<br />

Heißluftgebläse von den<br />

Terrassen der Staffelgeschosse<br />

aus erfolgen. Und im<br />

schlimmsten Fall, wenn die<br />

Sensoren nach ein paar Jahren<br />

eine erneute Auffeuchtung<br />

anzeigen, wird die Trocknung<br />

wiederholt. <strong>Die</strong>s mag der Bauherr<br />

so lange fortsetzen, bis<br />

ihm eine weitergehende baupraktische<br />

Sanierung wirtschaftlicher<br />

erscheint als die<br />

wiederkehrende Heißluftbehandlung.<br />

Fazit: Spezielle Eigentümer<br />

bedürfen spezieller<br />

Behandlung<br />

Sanierungskonzepte für private<br />

Immobilienbesitzer zu<br />

entwickeln, die ihr Eigentum<br />

nicht bewohnen sondern vermieten,<br />

müssen kreativ sein.<br />

Sonst passiert am Ende solange<br />

nichts, bis die Schäden<br />

so gravierend sind, dass nur<br />

noch „abreißen und neumachen“<br />

möglich ist – mit allen<br />

dramatischen Folgen (auch<br />

gerade finanziell).<br />

Ob der hier vorgeschlagene<br />

Weg aus einer Kombination<br />

von nochmaliger, gezielter<br />

Zustandprüfung, überschaubaren<br />

Minimalmaßnahmen<br />

und langfristigem Feuchtemonitoring<br />

vom Besitzer umgesetzt<br />

wird, ist noch nicht ausgemacht.<br />

<strong>Die</strong>ser Zwischenbericht sollte<br />

nicht zuletzt Kollegen zur<br />

Diskussion über die Grautöne<br />

anregen. Schwarz-weiß Bewertungen<br />

zur Einhaltung<br />

von technischen Regeln müssen<br />

wir im Gutachteralltag<br />

schon genug machen. <br />

Literatur<br />

[FVGH 2007] FV Gebäudehülle<br />

Schweiz, Feuchteschutz bei Flachdächern<br />

in Holzbauweise, Uzwil 2007<br />

(Bezug http://www.gh-schweiz.ch/)<br />

[Schmidt / Winter 2008]<br />

Daniel Schmidt und Stefan Winter:<br />

Flachdächer in Holzbauweise. Informationsdienst<br />

Holz Spezial, HAF Bonn<br />

2008

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