05.06.2014 Aufrufe

Energieeffiziente Holzbauten - Die neue Quadriga

Energieeffiziente Holzbauten - Die neue Quadriga

Energieeffiziente Holzbauten - Die neue Quadriga

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im Blickpunkt: Holzbauphysik – die Basics<br />

– 22 – 2/2013<br />

Endverwendung der Bauprodukte<br />

in weiter Ferne. <strong>Die</strong> am<br />

Bau unmittelbar Beteiligten,<br />

vom Planer über den Ausführenden<br />

bis zum Bauherren,<br />

werden im Regelfall davon<br />

ausgehen, dass sie den Rückbau<br />

des gesamten Gebäudes<br />

gar nicht mehr erleben. <strong>Die</strong><br />

normative technische Lebensdauer<br />

eines Gebäudes beträgt<br />

derzeit 50 Jahre, in Realität<br />

wird die technische Lebensdauer<br />

der Gebäudekonstruktion<br />

100, 150 oder gar 300<br />

und mehr Jahre betragen.<br />

Dennoch – wir sollten mehr<br />

Verstand und Geld in die<br />

Recyclingfähigkeit unserer<br />

Gebäude investieren! Denn<br />

hier kann der Holzbau in<br />

Zukunft ein Pionier sein,<br />

wenn ein wenig in Forschung<br />

und Entwicklung investiert<br />

wird.<br />

Durch die Vielzahl der<br />

möglichen Schraubenverbindungen<br />

verfügt der Holzbau<br />

ja schon heute über statisch<br />

wirksame, mechanische Verbindungen,<br />

die leicht lösbar<br />

sind. Gleiches gilt für Bolzen,<br />

Passbolzen und Stabdübelverbindungen.<br />

Etwas schwieriger<br />

wird es bei den üblichen<br />

Nagel- und Klammerverbindungen,<br />

beispielsweise zur Befestigung<br />

von Beplankungen.<br />

Dazu gehört – wo immer<br />

möglich – eine leichte Rückbaumöglichkeit<br />

zu wählen<br />

und vorrangig die strikte<br />

Vermeidung von vorbeugend<br />

chemischen Holzschutz, um<br />

den zukünftigen Generationen<br />

Anzeige<br />

Tief stapeln - hoch laden!<br />

Tele-Sattel und Wechselsystem<br />

die Nutzung des nicht kontaminierten<br />

Holzes zu ermöglichen.<br />

Abgesehen davon<br />

erleichtert die Minimierung<br />

des Einsatzes von chemischen<br />

Stoffen auch die spätere<br />

thermische Verwertung oder<br />

sogar die Verwertung des<br />

Rohstoffs Holz als Ressource<br />

für chemische Grundstoffe.<br />

Energieeffizienz der<br />

Gebäudenutzung<br />

Der Energieverbrauch der<br />

Gebäude während ihrer Nutzung<br />

nimmt nach wie vor den<br />

Hauptumfang der Energieverbräuche<br />

und damit der<br />

CO 2 -Emissionen ein. <strong>Die</strong>s ist<br />

auch der Fall, wenn wir – wie<br />

derzeit üblich – die Bilanzierung<br />

nur über einen Zeitraum<br />

von 50 Jahren vornehmen.<br />

Und daraus folgt, dass der<br />

Wärmeenergiebedarf der Gebäude<br />

im Mittelpunkt der<br />

möglichen Optimierungen<br />

steht.<br />

Was also tun, was bauen?<br />

Passivhausstandard als<br />

Mindestmaß für den Neubau<br />

oder geht auch ein 3-Liter-<br />

Haus noch? U-Wert der<br />

Wände noch mal halbieren<br />

und damit die Dämmung noch<br />

mal verdoppeln ? Dann wären<br />

wir im Mittel bald bei 800 m<br />

Wandstärke! Oder nur noch<br />

Plus-Energiegebäude bauen,<br />

was wegen des unvermeidbaren<br />

Energieverbrauchs während<br />

der Nutzung nur durch<br />

gleichzeitige Energieerzeugung<br />

möglich ist?<br />

Typ X-SW<br />

Informationen unter +49 9234 9914-0 oder www.auwaerter.com<br />

Nun, nach persönlicher<br />

Überzeugung des Autors sind<br />

wir zumindest bei den Wandbauteilen<br />

unter Abwägung<br />

ökonomischer und ökologischer<br />

sowie gestalterischer<br />

Aspekte wohl an der Grenze<br />

des Vertretbaren angekommen.<br />

U-Werte um U = 0,1 W/m²K<br />

haben sich bauphysikalisch<br />

robust bezüglich der Feuchtesicherheit<br />

auf den Oberflächen<br />

und der Feuchtesicherheit im<br />

Bauteilinneren in allen Klimazonen<br />

bewährt und sind in<br />

der Praxis problemlos umsetzbar.<br />

Bei den Dach- und Bodenbauteilen<br />

sind möglicherweise<br />

noch geringe Potentiale verborgen.<br />

Auch hier sind aber<br />

nach Meinung des Autors die<br />

Grenzen mit U-Werten um die<br />

0,1 W/m 2 K oder knapp darunter<br />

eigentlich erreicht.<br />

Dass zu einer sehr guten<br />

Energieeffizienz auch eine<br />

gute Luftdichtheit gehört, hat<br />

der Holzbau bereits verinnerlicht.<br />

Folgt man bautechnischen<br />

Empfehlungen, die seit<br />

Ende der 90er in dieser Zeitschrift<br />

und seinen condetti-<br />

Details publiziert werden, so<br />

sind regelmäßig n 50 -Werte<br />

von 0,5 1/h und darunter das<br />

Ergebnis – auch hier ist nach<br />

unserer Auffassung die<br />

Grenze der Sinnhaftigkeit<br />

erreicht.<br />

Am Ende der Fahnenstange?<br />

<strong>Die</strong> Fenster.<br />

Das Entwicklungspotential<br />

liegt also eher bei den transparenten<br />

Bauteilen Fenster<br />

und Türen), deren Leistungseigenschaften<br />

sicher noch<br />

weiter zu entwickeln sind. <strong>Die</strong><br />

üblichen U-Werte zwischen<br />

0,7 bis 1,1 W/m 2 K können<br />

möglicherweise noch auf ein<br />

Mittel von ca. 0,5 W/m²K<br />

verbessert werden. Jedoch ist<br />

zu beachten, dass damit meist<br />

Mehrfachverglasungen einhergehen,<br />

was wiederum<br />

entsprechende Gewichte und<br />

damit statische Erfordernisse<br />

zur Folge hat. Und bedienungsfreundlicher<br />

werden alle<br />

zu öffnenden Bauteile durch<br />

das sehr hohe Gewicht auch<br />

nicht.<br />

Was tun eigentlich Menschen,<br />

die sagen wir einmal<br />

kurz vor Ostern aus dem<br />

bitterkalten Helsinki ins<br />

angenehm warme Madrid<br />

fliegen?<br />

Sie tragen in Helsinki einen<br />

Pullover mehr, in Madrid<br />

einen Pullover weniger und<br />

ggf. helfen auch noch lange<br />

Unterhosen oder Shorts zur<br />

Klimaanpassung beizutragen.<br />

Anders ausgedrückt: Der<br />

Mensch ist in der Lage, mit<br />

wenigen Handgriffen die<br />

‚Klimahülle Kleidung’ den<br />

gerade herrschenden äußeren<br />

Klimabedingungen anzupassen.<br />

Bei unserer heutigen Fenstertechnologie<br />

und Fassadentechnik<br />

ist dies allerdings<br />

noch lange nicht der Fall.<br />

Fenster werden heute üblicherweise<br />

für die kalte Jahreszeit<br />

optimiert, sollen also<br />

einen möglichst geringen<br />

Wärmeverlust aufweisen.<br />

Gleichzeitig reduziert das<br />

üblicherweise den Strahlungsdurchlass,<br />

was wiederum zur<br />

deutlichen Reduzierung der<br />

Strahlungsgewinne führt. Leider<br />

ist es immer noch nicht<br />

gelungen, auch ökonomisch<br />

vertretbare Kastenfensterkonstruktionen<br />

zu entwickeln,<br />

welche eine einfache Anpassung<br />

an Sommer- und Winterfall<br />

und die kurzfristige<br />

Anpassung an die gerade<br />

herrschenden Witterungsbedingungen<br />

ermöglichen. In<br />

Abbildung 4 sind solche<br />

Schiebe- oder Gleitelemente<br />

angedeutet, die es ermöglichen<br />

könnten, der Gebäudehülle<br />

den Pullover an- oder<br />

auszuziehen.<br />

Wo also sind die Holzbauer,<br />

die sich mit den Fensterbauern<br />

zusammentun und – gerne<br />

mit universitärer Unterstützung<br />

– eine deutliche Weiterentwicklung<br />

anstoßen?<br />

Zusätzlich zu den bisher betrachteten<br />

Wärmeschutzeigenschaften<br />

der Hülle in den kalten<br />

Jahreszeiten, wird in Zukunft<br />

die Vermeidung von<br />

erforderlichen Kühllasten im<br />

Sommer von Bedeutung sein.<br />

Bekanntermaßen spielt hier<br />

u.a. die im Gebäude zur Verfügung<br />

stehende Wärmespeicherkapazität<br />

eine Rolle,

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!