Weitere Spezialkataloge: - REF Motorsport
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Fjordrally 2007<br />
Die härteste Winterrally der Welt<br />
Dieser Name ist Programm:<br />
Bei Minus 17 Grad und stahlblauem Himmel fahre ich durch eine<br />
Landschaft, die schöner nicht sein könnte – ein Traum. Dicke<br />
Eiszapfen hängen von den Felswänden neben der Straße, alles<br />
ist unter einem dicken, in der tiefstehenden Sonne geheimnisvoll<br />
glitzernden Schnee- und Eismantel verborgen. Wie in Trance<br />
durchfährt man die einzigartige Natur und wäre nicht überrascht,<br />
plötzlich einen Troll oder eine Fee im Dunst der Wälder auftauchen<br />
zu sehen. Etwas später wird der Zauber abrupt beendet:<br />
Starker Wind nimmt auf einem frisch beschneiten Pass die Sicht,<br />
nur die langen Begrenzungsstangen am Fahrbahnrand sind eine<br />
letzte Orientierungshilfe.<br />
Etwas später glücklich am Startpunkt der Fjordrally angekommen<br />
gibt es ein großes Hallo. Alle acht mutigen Teilnehmer und die<br />
einzige Teilnehmerin haben den abenteuerlichen Weg ohne größere<br />
Schäden geschafft, die Stimmung ist entsprechend ausgelassen.<br />
Viel wird erzählt und die unterschiedlichen Ausrüstungskonzepte<br />
diskutiert. Jeder hat seine eigene Variante Spikereifen<br />
und ein persönliches Bekleidungsrezept, aber alle haben das<br />
gleiche Ziel: Spaß auf zwei Rädern in Schnee und Eis!<br />
Die Landschaft ist nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter ein Traum!<br />
Im Februar steht das Motorrad normalerweise gut gewartet und<br />
geschützt in der Garage, ein Ladegerät hält die Batterie am<br />
Leben, der Besitzer sitzt zu Hause im warmen Wohnzimmer und<br />
tüftelt die Touren für den kommenden Sommer aus. Bei mir ist<br />
das ganz anders: Ich stopfe einige Lagen dicke Unterwäsche<br />
in die Seitenkoffer, montiere ein beschlagfreies Pinlock-Visier<br />
an meinen Helm, verlege Kabel für heizbare Kleidung, schnalle<br />
einen Satz Spikes auf den Gepäckträger und mache mich mit<br />
meiner 1200er GS auf in Richtung Norwegen.<br />
In Oslo herrschen die gleichen Straßenbedingungen wie daheim -<br />
alles schön frei, nur die Thermometeranzeige sinkt immer tiefer.<br />
Gut 100 Kilometer hinter Oslo sind die Stollenreifen mit ihrem<br />
Latein am Ende: Auf blankem Eis bieten sie keinen sicheren Halt<br />
mehr, und so rette ich mich auf den nächstgelegenen Parkplatz,<br />
um die Stollenreifen gegen den Satz Spikes zu tauschen. Doch<br />
die Reifen laufen sehr unruhig, die ersten Kilometer gleichen<br />
einem Eiertanz und mein Hinterstübchen signalisiert höchste<br />
Alarmbereitschaft: Du fährst auf blankem Eis!<br />
Es dauert eine Weile, bis ich mich an das eigentümliche Fahren<br />
gewöhnt habe, doch ist der Kopf einmal frei, beginnt der Spaß.<br />
Mein Durchschnittstempo liegt bald bei 80 km/h, die Spikes<br />
krallen sich deutlich hörbar in das Eis und bieten satten Grip.<br />
Selbst leichte Schräglagen sind möglich, mancher Kurvenausgang<br />
wird im leichten Drift genommen; übrigens völlig ungefährlich,<br />
da hohe Schneewände links und rechts den Übermut sanft auffangen<br />
würden.<br />
Spaß auf zwei Rädern in Schnee und Eis.<br />
Und den haben wir: Wie kleine Kinder spielen wir mit den<br />
Motorrädern auf eisigen Straßen, steilen Auf- und Abfahrten,<br />
langgezogenen Kurven, engen Serpentinen. Hohe Geschwindigkeiten<br />
und lange Schneefahnen wechseln sich mit vorsichtigem<br />
Herantasten an unbekannte Situationen ab. Manche Maschine<br />
steckt bald bis zur Achse im Schnee und kann nur mit vereinten<br />
Kräften wieder befreit werden.<br />
Viel zu schnell vergehen die abwechslungsreichen Tage in<br />
Norwegen. Hatten wir anfangs gehofft, den größten Teil des<br />
Rückwegs auf Eis und Schnee zurücklegen zu können, so macht<br />
uns das Tauwetter einen Strich durch<br />
die Rechnung – und mit Spikes auf<br />
Asphalt fahren ist wahrlich kein<br />
Vergnügen. Daher sind wir froh, kurz<br />
vor Oslo wieder normale Reifen aufziehen<br />
zu können. Jetzt ist Schuss<br />
mit wegrutschenden Rädern in jeder<br />
Kurve, außerdem hätte wohl der<br />
deutsche Zoll am Fähranleger etwas<br />
gegen unsere stachelige Bereifung<br />
einzuwenden gehabt.<br />
Fazit: Mit ein bisschen Vorbereitung<br />
wird das Fahren im Winter zum<br />
erfrischenden Erlebnis. Wichtig sind<br />
angepasste Bekleidung, die richtige<br />
Bereifung und genügend Fahrerfahrung,<br />
ein wenig Mut schadet nicht<br />
- und dann kann’s losgehen!<br />
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