Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Új ház / Neues Haus<br />
1973<br />
olaj, vászon / Öl auf Leinwand<br />
100×120 cm<br />
Edit Sasvári<br />
Ist es ein Gebäude oder ein Weg?<br />
Ein Gespräch mit Ákos <strong>Birkás</strong><br />
Deine Fotoarbeiten stellen die frühesten Werke der Ausstellung dar. Wann und<br />
wieso hast du mit dem Fotografieren begonnen?<br />
Ab 1975 malte ich fünf bis sechs Jahre lang nicht, in dieser Zeit wurde die Fotografie<br />
zu meinem Ausdrucksmittel. Meine damaligen Arbeiten lassen sich in drei<br />
Gruppen einteilen: Untersuchungen zu den Themen Museum, Porträt als Genre<br />
und später – hauptsächlich nach 1978 – freie Gelegenheitsreflexionen (Lesen und<br />
Bücher, Comics, Zeitschriften – das Verhältnis von Bild und Text).<br />
In den sechziger und siebziger Jahren nahm auch in Ungarn das Interesse an<br />
der Fotografie zu. Von einer Malerei, die sich betont auf die Fotografie bezog<br />
(László Lakner, László Méhes), bis hin zur ästhetischen Aufwertung der Amateurfotografie<br />
(András Bán) wurde die Grenze zwischen den beiden Gattungen<br />
stark durchlässig. Es war durchaus nicht ungewöhnlich, dass ein Maler sich der<br />
Fotografie zuwandte. Dies war 1975 auch in Budapest nichts Revolutionäres mehr.<br />
Es bestand aber auch kein Zwang dazu.<br />
Was waren deine persönlichen Gründe?<br />
Von 1972 bis 1975 malte auch ich Bilder, die von Fotografien ausgingen. Diese<br />
Bilder hatten mit dem so genannten Fotorealismus, d. h. der malerischen Analyse,<br />
wie man sie auf den zeitgenössischen Bildern von Franz Gertsch oder Chuck<br />
Close sieht, nicht viel gemeinsam. Ich wollte in meinen eigenen Bildern gegenüber<br />
der herkömmlichen Auffassung und dem offiziellen ideologischen Standpunkt<br />
die „ästhetische Realität“ zum Ausdruck bringen. Meine Bilder zeigen neue Häuser,<br />
typische Interieur-Details und Szenen, die ich aus Fotos montierte. Im Laufe<br />
von zwei Jahren brachte ich mit diesen Bildern zwar etwas ins Rollen, gestaltete<br />
es aber nicht aus. Dies war ohne einen freien Kunsthandel eigentlich auch nicht<br />
möglich. Malen, das ja, aber etwas professionell zu entwickeln, so wie es in der<br />
damaligen westlichen Kunst geschah, das nicht. Dazu hätte man immer mehr<br />
und in immer größeren Formaten malen müssen. Ich musste die Bilder, die ich<br />
nicht loswerden konnte, mangels besserer Alternativen hinter mein Bett stellen,<br />
bis ich eines Tages bemerkte, dass es schon in der Mitte des Zimmers stand. Das<br />
Fotomaterial mehrerer Jahre ließ sich hingegen bequem in einem Schubfach unterbringen.<br />
121