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Krisztina Szipőcs<br />
konzeptuelle Malerei<br />
Die Werke von Ákos <strong>Birkás</strong><br />
Ákos <strong>Birkás</strong> ist dem Publikum bis heute vor allem wegen seiner Serie „Köpfe“,<br />
seinen ab Mitte der 80er Jahre bis Ende der 90er Jahre programmatisch gemalten,<br />
abstrakten ovalen Kopfformen, von denen er fast 200 Stück anfertigte, bekannt.<br />
Ein Großteil seines Gesamtwerkes, darunter die „Köpfe“, ist jedoch in Ungarn<br />
nahezu unbekannt, was nicht überraschend ist, denn <strong>Birkás</strong> arbeitete ab 1985<br />
immer öfter und länger im Ausland (in Österreich, Deutschland, Frankreich). In<br />
Budapest fand seine letzte groß angelegte Einzelausstellung 1994 statt, danach<br />
folgte 1996 eine Präsentation in Wien, die die Entwicklung seiner bis dahin gemalten<br />
Gemälde zusammenfasste. Im vergangenen Jahrzehnt waren seine neuen<br />
Bilder in den deutschen, Wiener und Pariser Galerien bzw. Ausstellungsräumen<br />
zu sehen. Die hiesige Szene nahm darum die um die Jahrtausendwende entstandenen,<br />
neuen Bilder von <strong>Birkás</strong> – seine spielerisch gemalten, großformatigen realistischen<br />
Porträts – nicht mit geringer Verwunderung (ja sogar mit einem gewissen<br />
Unverständnis, man könnte sagen, fast mit Empörung) auf, als ob sie im<br />
krassen Widerspruch zu seinen in Ungarn früher bekannten Gemälden stünden.<br />
Seitdem hat sich <strong>Birkás</strong> noch weiter von seinen abstrakten ovalen Kopfbildern<br />
entfernt, bis hin zu den heutigen – in Budapest erstmals im Ludwig Museum<br />
ausgestellten – narrative Szenen mit vielen Mitwirkenden und gesellschaftlichen<br />
sowie politischen Anspielungen.<br />
Was für manche Betrachter als eine unerwartete Entwicklung scheinen könnte, ist<br />
in Wirklichkeit das Resultat des konsequenten künstlerischen und malerischen<br />
Programms von <strong>Birkás</strong>. Dieses Œuvre fragt beharrlich nach dem Wesen, der Rolle<br />
und den Zielen der Malerei und damit auch des Malers, auf diese Weise bleibt es<br />
nicht statisch, sondern befindet sich ständig in Wandlung und Bewegung. Die<br />
Bilder von <strong>Birkás</strong> sind das Ergebnis einer genauen Untersuchung der Kunst und<br />
der Selbstanalyse des Künstlers (aber nicht bloß ihre Dokumentation). Sie widerspiegeln<br />
sein intellektuelles Verhältnis zur Malerei und innerhalb dieser in erster<br />
Linie zur Porträtmalerei. Diese Beziehung beruht auf einer Selbstreflexion, sie<br />
fasst die verschiedenen Perioden von <strong>Birkás</strong> und seine Kunstwerke, die auf den<br />
ersten Blick als unkonsequent oder radikal erneuernd und provokativ scheinen, in<br />
einem einzigen Bogen zusammen. Diese retrospektive Werkschau stellt nicht nur<br />
ausgewählte Arbeiten seines Gesamtschaffens nebeneinander, sondern beabsichtigt,<br />
auch auf diesen Bogen hinzuweisen: auf die konzeptuellen und theoretischen<br />
Grundlagen von Brikás’ Malerei, auf die ausschlaggebenden Fragen der Werke<br />
verschiedener Gattungen, die während seiner Laufbahn zwischen 1975 und 2006<br />
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