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Birkás ákos - Eigen + Art

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von den sich im Hintergrund abspielenden Ereignissen dargestellt sind. Sie zeigen<br />

eine heitere stoische Haltung, da sie über die augenblicklichen Geschehnisse und<br />

Schmerzen der Realität stehen.)<br />

Die Kunst, die – ähnlich wie die von <strong>Birkás</strong> – sich für die gesellschaftlichen und<br />

politischen Fragen sensibilisiert hat, ist seit den 90er Jahren anschaulich in der<br />

internationalen zeitgenössischen Kunstszene (aber nicht in der von Ungarn) zugegen.<br />

Die neuesten Bilder <strong>Birkás</strong>’ können mit diesem Trend in Verbindung gebracht<br />

werden, gleichzeitig werfen sie zahlreiche Fragen hinsichtlich ihrer Gattungen,<br />

Themen, ihres Aufbaues oder Stils auf. Die Möglichkeiten der Malerei<br />

bezüglich des technischen Bildes wägte er bereits Mitte der 90er Jahre ab. Auch<br />

für <strong>Birkás</strong> war es evident, dass die zeitgenössische Malerei nicht mehr auf den<br />

Akademismus des 19. Jh. zurückgreifen kann, sondern nur eine medialisierte Malerei,<br />

die die veränderte Perzeption, die mechanische und elektronische Bildgestaltung<br />

bzw. die aus den neuen Bildtheorien gewonnenen Einsichten in Betracht<br />

zieht, über eine Existenzberechtigung verfügt. (Diese Erkenntnis ist nicht neuartig<br />

– denken wir nur an seine „mit dem Fotoapparat gemalten“ Porträts aus<br />

den 70er Jahren.) Die auf Fotos basierenden Gemälde präsentieren zugleich einen<br />

Übergangszustand, die Bilder, die als Massenartikel und Abfall ihren Wert verloren<br />

haben, erhalten als Kunstgegenstände einen besonderen Status. Die In-Besitznahme<br />

der Bilder aus den Medien war ebenfalls das Ergebnis einer überdachten<br />

Entscheidung. <strong>Birkás</strong> fand dort die universalen und für das gemeinsame Schicksal<br />

der Menschen gültigen Referenzen, welche er früher in Bezug auf das allgemeine<br />

Ich und auf die Persönlichkeit suchte.<br />

Dieser neuartige Realismus, der die gesellschaftlichen und politischen Themen<br />

präsentiert, wird in Ungarn zwangsweise mit dem (sozialistischen) Realismus der<br />

50er Jahre, mit der ästhetischen Ansicht, die das Verhältnis zwischen Realität<br />

und Kunst untersucht, sowie mit den Widerspiegelungs- und Mimesistheorien<br />

assoziiert. <strong>Birkás</strong> wehrt diese Gedankenverbindungen auch gar nicht ab, denn<br />

obwohl die neuen Bilder, die die Realität „treu“ wiedergeben und allgemeinverständlich<br />

sind, natürlich mit den sozrealistischen Prinzipien, die der Künstler<br />

während seines Hochschulstudiums als Ideal vorgesetzt bekam, in Verbindung<br />

gebracht werden können, ist das Wesentliche doch anderswo zu suchen. <strong>Birkás</strong><br />

befasste sich ab den 70er Jahren bewusst mit dem Realismus, – im weiteren Sinn<br />

– mit den potentiellen Methoden für die Abbildung der Realität. <strong>Eigen</strong>tlich interessierte<br />

ihn aber die Gestaltungsweise nicht („die figurative Malerei ist nur eine<br />

Ausdrucksform, eine Möglichkeit“ – sagt er), sondern vielmehr der malerische<br />

Ausdruck und die künstlerische Kommunikation, welche er auf eine globale Ebene<br />

bringen möchte.<br />

Die neuesten Gemälde eröffnen dem Betrachter spannungsgeladene Situationen<br />

an Hand sorgfältig konzipierter Szenen: die im Namen des Islams demonstrierenden<br />

Araber, afrikanische Flüchtlinge, muslimische Gemeinschaften und<br />

Gruppen von Negern, sowie Männer, deren Kultur und Denkweise oder ihre bloße<br />

Existenz die westliche Welt beunruhigt. Die gesellschaftlichen Konflikte und<br />

die Frage des Radikalismus beschäftigen <strong>Birkás</strong>, doch auch durch die alltäglichen<br />

Situationen versinnlicht er die gegenwärtigen gesellschaftlichen Spannungen, die<br />

sich außerhalb der großen historischen Ereignisse zutragen. Die Betonung liegt<br />

auf den Gesichtern, Blicken und Handbewegungen – der Betrachter versucht,<br />

während er seine Augen darüber wandern lässt, die komplizierten menschlichen<br />

Beziehungen und Gefühle, zugleich die treibende Kraft der Politik, Gesellschaft<br />

sowie der Geschichte zu enträtseln.<br />

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