1-28_ Winter_2011.p65 - Allgäu Sport Report

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W I N T E R S P O R T / I N T E R V I E W Von der Vize-Weltmeisterin bis zum 15-jährigen Nachwuchs-Talent Andreas Bauer über den A-Kader seiner Skisprung-Frauen Nachdem er einige Jahre die Nordischen Kombinierer betreute, coacht Andi Bauer seit heuer die deutschen Skispringerinnen. Marion Bässler sprach mit dem 47-jährigen Oberstdorfer über die neue Herausforderung, sein Team, die Vorbereitung und den Weltcup-Auftakt. Herr Bauer, Sie sind seit Sommer Trainer der deutschen Skispringerinnen. Was hat Sie zu diesem Wechsel bewogen? Andreas Bauer: "Nachdem das Damen- Skispringen olympisch geworden ist, wollte der DSV die Disziplin auf andere Füße stellen und professionellere Bedingungen schaffen. Durch die neuen finanziellen Möglichkeiten wurden Bereiche ergänzt, die früher noch nicht da waren, wie beispielsweise Leistungsdiagnostik. Außerdem konnten wir ein Sommertrainingslager absolvieren und sind jetzt zum Schneetraining schon seit dem 23. November im Lillehammer. Mein Vorgänger, Daniel Vogler, hat das Damenskispringen in elf Jahren quasi nebenberuflich aufgebaut. Von den vielen Reisetagen, die jetzt auf ihn zugekommen wären, hätte er es aber nicht mehr alleine machen können. Daher haben wir eine gute, neue Struktur gefunden, indem er den C-Kader betreut und ich gemeinsam mit meinem Co-Trainer Christian Bruder die A-Nationalmannschaft. Eine Sportart komplett neu zu strukturieren ist für mich eine spannende Aufgabe und eine tolle Herausforderung." Und wie unterscheidet sich Ihre jetzige Arbeit von der als Sprungtrainer der Kombinierer? Bauer: "Die Arbeit ist fast die gleiche, aber von der Mannschaftsführung gibt es Unterschiede. Die Frauen ticken anders, deshalb muss man als Trainer auch anders mit ihnen umgehen. Bestes Beispiel ist die Arbeit an der Schanze, wenn 8 A L L G Ä U E R S P O R T R E P O R T man am Funk die Sprünge korrigiert, sollte man die Kritik besser verpacken, also ein bisschen feinfühliger sein." Nun kennen die meisten unserer Leser die Skispringerinnen nicht. Beschreiben Sie uns doch mal die weibliche Nationalmannschaft, die Sie betreuen. Bauer: "Es ist ein un- heimlich kompaktes Team. Mit der 23-jährigen Ulrike Gräßler habe ich eine arrivierte Sportlerin im Kader, die 2009 schon Vize-Weltmeisterin war. Die Oberstdorferin Katharina Althaus ist ein 15-jähriges Nachwuchstalent. Sie hat den Sprung über den C-Kader von Daniel Vogler geschafft. Im Sommer-Grandprix haben sechs Athletinnen mit Top-Ten- Platzierungen erreicht und gezeigt, dass sie in der Lage sind, in der Weltspitze vorne mitzuspringen. Zum Sieg hat es nicht gereicht, da Daniela Iraschko und Sarah Hendrickson von der Leistung noch ein ganzes Stück weg sind. Für einen Sieg müssen wir noch fleißig arbeiten, um ein Level höher zu kommen. Allerdings haben die Damen durchaus noch Reserven, die wir uns in Punkto Athletik und Sprungkraft noch erschließen müssen." Wo haben Sie Ihre Damen denn auf die Saison vorbereitet und wie ist es gelaufen? Bauer: "Wir waren viel in Oberstdorf auf der neuen HS 106. Mit der Porzellan-Anlaufspur, die man vereisen kann, ist es möglich Anfang Oktober schon Winterbedingungen zu simulieren. Für uns sind solch tolle Bedingungen im eigenen Ort ein Meilenstein. Neben den Sommer-Grandprix-Wettbewerben haben wir viele Trainingslager absolviert und können dadurch durchaus von einer sehr guten und richtig professionellen Vorbereitung sprechen, wie ich sie aus dem Männerbereich gewohnt bin. Auf Schnee konnten wir allerdings erst in Lillehammer ab dem 23. November, was relativ spät ist." In Lillehammer stand am 3. Dezember auch die Weltcup-Premiere auf dem Programm. Wie war die Stimmung im Vorfeld und wie ist der Wettkampf aus Ihrer Sicht letztlich gelaufen? Bauer: "Die Stimmung hat natürlich geknistert, weil keiner gewusst hat, wo wir stehen. Die Mädels haben die Nervosität allerdings gut gemeistert und mit dem dritten Platz von Melanie Faißt sind wir super zufrieden. Mit vier Mädels unter den ersten 16 haben wir uns auf breiter Front im Weltcup etabliert. Das hat keine andere Nation erreicht. Katharina Althaus hat mit ihrem Trainingssprung von 94 Metern gezeigt, welches Potential in ihr steckt. Auf Grund der Nervosität hat es im Wettkampf allerdings nur zu 81 Metern gereicht. Damit hat sie Lehrgeld bezahlt, was aber nicht schlimm ist. Wir machen ihr keinen Druck." Was steht für Sie und Ihre Mädels bis zum nächsten Weltcup am 6. Januar noch auf dem Programm? Bauer: "Um im Wettkampfrhythmus zu bleiben, werden wir am Continental-Cup teilnehmen und nach einer Woche zuhause steht das nächste Trainingslager an. Es gilt schließlich an der Technik zu feilen und die Athletik auszubauen. Das ist ein ständiger Prozess."
W I N T E R S P O R T / L A N G L A U F Tour de Ski 31.12.2011 und 1.1.2012 im Oberstdorfer WM-Langlaufstadion Ried Die Deutschen wollen wieder vorne mitreden Die "Tour de Ski" hat sich seit der Premiere in der Saion 2006/2007 zur erfolgreichsten und bedeutendsten Langlaufrennserie der Welt entwickelt. Schon damals war Oberstdorf Bestandteil dieser Wettbewerbsreihe, die seitdem jährlich in Deutschland und Italien Station macht. Der Startschuss fällt traditionell im thüringerischen Oberhof, bevor Oberstdorf auf dem Terminplan der LangläuferInnen steht. Danach geht es zu den letzten beiden Rennen in die italienischen Wintersport-Eldorados Toblach und Val di Fiemme. Die weltbesten Langläufer und Langläuferinnen müssen dabei in elf Tagen mit acht Rennen ein wahres Mammutprogramm absolvieren. In Oberstdorf macht diese Rennserie am 31.12.2011 und 1.1.2012 Station und wird das Langlaufstadion in Ried wieder in einen wahren Hexenkessel verwandeln. Alle SpitzenlangläuferInnen aus den Weltranglisten werden sich durch die Loipen kämpfen. Für das Oberstdorfer Organisationskommitee von der Erdinger Arena, der SVG (Skisport- und Veranstaltungs GmbH) und vor allem deren Geschäftsführer Stefan Huber, die Ressort- und Bereichslieter sowie die vielen hundert Helfer stellt die Organsisation ein wahrer Kraftakt dar. So muss nach Ende der Vierschanzentournee über Nacht die gesamte Technik von den Schanzen ins Langlaufstadion geschafft werden und binnen weniger Studnen wieder einsatzbereit sein. Ein weiteres Problem stellt die Unterbringung der Athleten, Trainer, Betreuer und Medienvertreter dar. "Wir sind aber sehr zuversichtlich, das optimal realisieren zu können und die Tour de Ski wird perfekt ablaufen," ist sich Stefan Huber sicher. 10 Aktive wird Bundestrainer Jochen Behle in Oberstdorf in die Loipe schikken. Gelaufen wird sowohl in der klassischen wie in der freien Technik. Dabei wollen die Langläufer um Axel Teichmann bei den Herren sowie Evi Steffi Böhler und die Oberstdorferin Katrin Zeller versuchen, nach einer langen Durststrecke wieder in die Nähe des Podiums zu kommen. Bisher gab es nur einen deutschen Gesamtsieg 2006/2007 durch Tobias Angerer. In den letzten beiden Jahren gingen die Deutschen sogar komplett leer aus. Die besten Plätze der deutschen Starter belegte /2010/2011, bei den Her- Der deutsche Trainer Jochen Behle hofft auf gute Platzierungen seines Teams ren Sebastian Eisenlauer mit Platz 16 und bei den Damen die Lokalmatadorin Katrin Zeller mit einem 21. Platz. Das Rekord-Preisgeld von einer Million Schweizer Franken, sowie die Gutschrift von 400 Punkten für den Weltcup, die den Gewinnern winken, sollte auch für die deutschen Starter ein großer Anzeiz sein, alles zu geben und vorne mitzufahren. Zudem winkt wie in jedem Jahr die Nationenwertung, die für das deutsche Team und die Allgäuer StarterInnen einen zusätzlichen Anreiz darstellen sollte, das Gaspedal voll durchzudrücken. Im Oberstdorfer Langlaufstadion und an den Loipen in Ried werden täglich wieder bis zu 15.000 Besucher und Fans erwartet, die ihre Teams frenetisch anfeuern. Vor dieser gigantischen Kulisse sollten gerade die Allgäuer Starter im deutschen Team besonders motiviert in die Loipe gehen und ein Wörtchen mitzuredenhaben - der ASR drückt alle Daumen! Sie versucht wieder in eine gute Form zu kommen: Die Oberstdorferin Katrin Zeller A L L G Ä U E R S P O R T R E P O R T 9
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