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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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Der österreichisch-tschechische Diskurs über die friedliche<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in der Tschechischen Republik<br />

DIPLOMARBEIT<br />

<strong>zu</strong>r Erlangung des Magistergrades<br />

and der Geisteswissenschaftlichen Fakultät<br />

der Universität Salzburg<br />

am Institut für Politikwissenschaft<br />

Gutachter: Univ.-Prof. Dr. Volkmar Lauber<br />

Eingereicht von<br />

SONJA MARGRET SCHINAGL<br />

Salzburg, Jänner 2004


Inhaltsverzeichnis<br />

Abkür<strong>zu</strong>ngsverzeichnis 5<br />

Vorwort 7<br />

1. Einleitung 8<br />

1.1 Themenstellung 8<br />

1.2. Methodik 9<br />

1.3. Aufbau der Arbeit 11<br />

2. Ein Überblick über das bisherige österreichische Engagement<br />

in Anti-Atomfragen 13<br />

3. Über tschechische Kernkraftwerke… 23<br />

3.1. Dukovany 23<br />

3.2. <strong>Temelin</strong> 24<br />

3.3. Die Wirtschaftlichkeit tschechischer Kernkraftwerke 25<br />

3.4. Atomkraft statt Braunkohle? 28<br />

4. Tschechische Standpunkte <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie 32<br />

4.1. Exkurs: Die Energiepolitik der Tschechoslowakei 32<br />

4.2. Die Parteien 35<br />

4.2.1. Die Tschechische Sozialdemokratische Partei 35<br />

4.2.2. Die Demokratische Bürgerpartei 37<br />

4.2.3. Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens 37<br />

4.2.4. Die Christdemokratische Union - Tschechoslowakische Volkspartei 38<br />

4.3. Die <strong>zu</strong>ständigen Stellen 40<br />

2


5. Österreichische Standpunkte <strong>zu</strong>m Thema (tschechische) Kernenergie 42<br />

5.1. Die Parteien 42<br />

5.1.1. Die Sozialdemokratischen Partei Österreichs 42<br />

5.1.2. Die Österreichische Volkspartei 43<br />

5.1.3. Die Freiheitliche Partei Österreichs 45<br />

5.1.4. Die Grünen 47<br />

5.2. Die <strong>zu</strong>ständigen Stellen 49<br />

5.3. Die Position der österreichischen Bundesländer 50<br />

6. Die neuen sozialen Bewegungen 56<br />

6.1. Exkurs: Das Greenpeace Volksbegehren 60<br />

7. Die Verhandlungspositionen und Strategien beider Staaten 62<br />

7.1. Veränderte Rahmenbedingen durch die „Wende“ (1989 – 1991) 62<br />

7.2. Die Entscheidung für <strong>Temelin</strong> (1992 – 1994) 71<br />

7.3. Kein Baustopp in Sicht (1995 – 1998) 89<br />

7.4. Auf dem Weg <strong>zu</strong>m <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> (1999 – 2000) 100<br />

8. Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> 109<br />

8.1. Die Verhandlungen von Melk 109<br />

8.2. In der Zwischenzeit… 113<br />

8.3. Der Gipfel von Brüssel 115<br />

9. Nach „Melk“ – ein Ende der österreichischen Anti-Atompolitik? 121<br />

3


10. Die europäische Dimension 126<br />

10.1. Das Energiekapitel 126<br />

10.2. Der Standpunkt der Europäischen Kommission 128<br />

10.3. Wettbewerbsrechtliche Aspekte 130<br />

10.4. Möglichkeiten der Einflussnahme durch den EU-Beitritt 135<br />

11. Eine vergleichende Analyse 140<br />

12. Schlussfolgerungen 150<br />

12.1. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse 150<br />

12.2. Wie werden die österreichischen Interessen im Ausland gesehen? 154<br />

12.3. Resümee und Ausblick 156<br />

Literatur- und Quellenverzeichnis 158<br />

Anhang 176<br />

Übersicht 176<br />

Tabellarische Übersichten 179<br />

Interviewdokumentation 181<br />

4


Abkür<strong>zu</strong>ngsverzeichnis<br />

ARGE<br />

BIAG<br />

BKA<br />

BMLFUW<br />

CEZ<br />

CSFR<br />

CSSD<br />

CSSR<br />

CZ<br />

EBWE/EBRD<br />

EdF<br />

EG-V<br />

EK<br />

ElWOG<br />

ENPO<br />

EP<br />

EStAG<br />

EU<br />

EURATOM<br />

EVU<br />

EXIM<br />

FPÖ<br />

GAU<br />

IBV<br />

IÖAG<br />

KB<br />

KDS<br />

KDU-CSL<br />

KELAG<br />

KKW<br />

Arbeitsgemeinschaft Nein <strong>zu</strong> Zwentendorf<br />

Bürgerinitiative gegen Atomgefahren<br />

Bundeskanzleramt<br />

Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt<br />

und Wasserwirtschaft<br />

Tschechische Elektrizitätswerke<br />

Tschechische und Slowakische Föderative Republik<br />

Tschechische Sozialdemokratische Partei<br />

Tschechoslowakische Sozialistische Republik<br />

Tschechische Republik<br />

Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung<br />

Electricité de France<br />

Vertrag <strong>zu</strong>r Gründung der Europäischen Gemeinschaft<br />

Europäische Kommission<br />

Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz<br />

Energiepolitik<br />

Europäisches Parlament<br />

Energie Steiermark AG<br />

Europäische Union<br />

Europäische Atomgemeinschaft<br />

Energieversorgungsunternehmen<br />

Export-Import Bank<br />

Freiheitliche Partei Österreich<br />

Größter an<strong>zu</strong>nehmender Unfall<br />

Internationale Bürgervereinigung<br />

Initiative österreichischer Atomkraftwerksgegner<br />

Kommunistischer Bund<br />

Tschechische Christlich-Demokratische Partei<br />

Christdemokratische Union - Tschechoslowakische<br />

Volkspartei<br />

Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft<br />

Kernkraftwerk<br />

5


KP<br />

KSCM<br />

MEP<br />

MOEL<br />

NGO<br />

NSB<br />

NUS<br />

ODA<br />

ODS<br />

OF<br />

ÖGB<br />

OÖN<br />

ÖVP<br />

PLAGE<br />

SN<br />

SPÖ<br />

SUJB<br />

UD-DEU<br />

UVP<br />

VfGH<br />

WAA<br />

WKO<br />

WSL<br />

WWER-1000<br />

WWER-440/213<br />

Kommunistische Partei<br />

Kommunistische Partei Böhmens und Mährens<br />

Mitglied des Europäischen Parlaments<br />

Mittel- und Osteuropäische Länder<br />

Nicht-Regierungsorganisationen<br />

Neue Soziale Bewegungen<br />

Neue Unabhängige Staaten<br />

Demokratische Bürgerallianz<br />

Demokratische Bürgerpartei<br />

Bürgerforum<br />

Österreichischer Gewerkschaftsbund<br />

Oberösterreichische Nachrichten<br />

Österreichische Volkspartei<br />

Plattform gegen Atomgefahren<br />

Salzburger Nachrichten<br />

Sozialdemokratische Partei Österreichs<br />

Tschechisches Staatsamt für Nukleare Sicherheit<br />

Freiheitsunion – Demokratische Union<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

Verfassungsgerichtshof<br />

Wiederaufbereitungsanlage<br />

Wirtschaftskammer Österreich<br />

Weltbund <strong>zu</strong>m Schutz des Lebens<br />

Wasser-Wasser-Energiereaktor mit 1000 Megawatt Leistung<br />

Wasser-Wasser-Energiereaktor mit 440 Megawatt<br />

Leistung/nachrüstbar<br />

6


Vorwort<br />

Die vorliegende Arbeit stellt das Ergebnis eines Rechercheprozesses dar, der nicht<br />

immer einfach war. Das Thema ruft in den Menschen die unterschiedlichsten<br />

Emotionen hervor. Angefangen von Verärgerung, Desinteresse bis <strong>zu</strong>r Resignation. Aus<br />

diesem Grund gestaltete sich die Materialsammlung schwierig. Der Bestand an<br />

wissenschaftlicher Literatur <strong>zu</strong> diesem speziell politischen Aspekt des Themas ist leider<br />

sehr bescheiden. Ich war daher sehr auf die Hilfe und Kooperation von Personen bzw.<br />

Institutionen angewiesen, die mir in irgendeiner Weise Informationen <strong>zu</strong>r Verfügung<br />

stellen konnten.<br />

Daher möchte ich diese Gelegenheit nutzen um meinen Interviewpartnern <strong>zu</strong> danken,<br />

die mir mit ihrem Fachwissen, weiteren Informationsquellen und Tipps sehr geholfen<br />

haben. Es wären folgende Personen <strong>zu</strong> nennen, die mir meine Arbeit wesentlich<br />

erleichtert haben: Herr DI Andreas Molin, Herr Franz Meister, Herr Mag. Gerhard<br />

Loidl, Herr DI Friedrich Rauter, Herr Prof. Manfred Heindler, Herr Dr. Heinz<br />

Högelsberger, Herr Ing. Dalibor Strasky, Herr Ralf Böckle, Herr Milan Nebesar, Herr<br />

Prof. Wolfgang Kromp, Herr Ing. Petr Krs sowie Frau Maria Fellner. Darüber hinaus<br />

waren die konstruktiven Hinweise meiner Kollegen in den Diplomandenseminaren sehr<br />

nützlich.<br />

Das Recherchieren für und das Schreiben an dieser <strong>Diplomarbeit</strong> hat sich als eine<br />

äußerst interessante und bereichernde Tätigkeit erwiesen. Meine Bewunderung gilt aber<br />

auch jenen Menschen, die seit vielen Jahren in diesem Bereich tätig sind und nach wie<br />

vor Enthusiasmus und Engagement einbringen können. Während meiner Arbeit machte<br />

ich jedoch nicht nur positive Erfahrungen. Besonders in Tschechien stieß ich leider<br />

oftmals auf wenig Kooperation, besonders bei Parteien und offiziellen Stellen. Aber<br />

auch in Österreich oder auf europäischer Ebene stieß ich an manchen Stellen, an denen<br />

ich es nicht vermutet hätte (Greenpeace!), auf wenig bis gar keine Kooperation. Deshalb<br />

kann ich jenen Personen in Tschechien und Österreich, die mir durch Rat und Tat<br />

weitergeholfen haben, gar nicht genug danken!<br />

Letztlich möchte ich noch dem Land Niederösterreich (Herr DI Rauter), dem Büro des<br />

oberösterreichischen Beauftragten für grenznahe Atomkraftwerke Radko Pavlovec<br />

(Herr Mag. Loidl) sowie der Wiener Umweltanwaltschaft (Frau DI Jaros) für ihre<br />

finanzielleUnterstüt<strong>zu</strong>ng der <strong>Diplomarbeit</strong> danken.<br />

7


1. Einleitung<br />

1.1. Themenstellung<br />

<strong>Temelin</strong> – eines der wichtigsten außenpolitischen Themen der letzten Jahre. Nachdem<br />

Österreich sich 1978 gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie ausgesprochen hatte, wurde<br />

das Land <strong>zu</strong> einem großen Gegner dieser Form der Energiegewinnung, die nach<br />

Tschernobyl auch in anderen Ländern auf <strong>zu</strong>nehmenden Widerstand stieß. Viele<br />

Kernkraftwerke sowjetischen Typs sind an den Grenzen Österreichs positioniert (siehe<br />

S. 23), jedoch beherrschten die beiden tschechischen KKWs <strong>Temelin</strong> und - im<br />

geringeren Maße - Dukovany seit der Wende 1989/90 das Geschehen.<br />

Die österreichischen Interventionen begannen sich nach 1990 <strong>zu</strong> intensivieren, da nun<br />

das kommunistische Regime durch eine demokratische Regierung ersetzt worden war<br />

von der man sich eine andere Position erhoffte. Die damalige Tschechoslowakei<br />

verfügte über zwei KKWs: Dukovany und Bohunice. Zwei weitere befanden sich im<br />

Bau: Mochovce und <strong>Temelin</strong>. Zu diesem Zeitpunkt war noch geplant, dass Mochovce<br />

das als äußerst bedenklich geltende KKW Bohunice ersetzen sollte. <strong>Temelin</strong> jedoch war<br />

nicht als Ersatzkapazität geplant, sondern als <strong>zu</strong>sätzliche Energiequelle. Zwar sollten<br />

nach der Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s die umweltgefährdenden Kohlekraftwerke im<br />

Norden stillgelegt werden, dies ist jedoch nicht geschehen. So wandte sich bald die<br />

ganze Aufmerksamkeit auf das südböhmische KKW.<br />

Warum aber konzentrierte man sich so auf <strong>Temelin</strong>? Einerseits befand es sich im Bau.<br />

Man glaubte, dass ein solches KKW leichter <strong>zu</strong> bekämpften wäre als eines, das bereits<br />

in Betrieb ist. Andererseits war <strong>Temelin</strong> ein neues KKW, und so war die<br />

Erwartungshaltung in sicherheitstechnischer Hinsicht größer. Davon abgesehen befand<br />

sich <strong>Temelin</strong> in unmittelbarer Grenznähe <strong>zu</strong> Österreich.<br />

Die teils technische Literatur <strong>zu</strong>r Kernenergie in der Tschechischen Republik ist sehr<br />

umfangreich, jedoch gibt es wenig wissenschaftliche Arbeiten <strong>zu</strong> den politischen<br />

Aspekten des Themas. Es war daher sehr interessant, die Frage nach den<br />

Verhandlungspositionen, Strategien oder policy Koalitionen in beiden Ländern <strong>zu</strong><br />

stellen. Die Kernenergiedebatte war spätestens Ende der 1990er Jahre nicht mehr nur<br />

8


ein bilaterales Problem, sondern wurde um die europäische Dimension erweitert.<br />

Österreich ist 1995 der Europäischen Union beigetreten, und Tschechien wird dies<br />

Mitte 2004 tun. Die Debatte um die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in Tschechien hat<br />

spätestens 1989 begonnen und ist nach beinahe 15 Jahren immer noch nicht<br />

abgeschlossen. Besonders dann nicht, wenn sich das im Juni 2003 vorgestellte<br />

tschechische Energiekonzept durchsetzen sollte, das einige nukleare Optionen vorsieht.<br />

<strong>Temelin</strong> wird nach Aufnahme des kommerziellen Betriebes das größte KKW<br />

Mitteleuropas sein. Jedoch ist nach wie vor die Frage der End- bzw. Zwischenlagerung<br />

offen. Der Bau eines Zwischenlagers in Dukovany führte Mitte der 1990er Jahre <strong>zu</strong><br />

großen Protesten auf Seiten Österreichs; heute ist bereits eine Aufstockung geplant, und<br />

das Ziel der Endlagersuche scheint nun in <strong>Temelin</strong> ein Ende gefunden <strong>zu</strong> haben (siehe<br />

Landkarte, S. 23). Daher wird es weiterhin genügend Diskussionsbedarf auf beiden<br />

Seiten <strong>zu</strong> diesem Thema geben.<br />

Meine zentralen Fragestellungen können also wie folgt formuliert werden:<br />

Wie lassen sich die Standpunkte der wichtigsten Akteure auf österreichischer,<br />

tschechischer und europäischer Seite <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie in Tschechien<br />

beschreiben?<br />

Welche policy Koalitionen konnte man im Beobachtungszeitraum in beiden<br />

Ländern wahrnehmen?<br />

Was waren im Laufe der Jahre die Verhandlungspositionen und Strategien der<br />

beiden Staaten?<br />

Der Fokus der Arbeit liegt auf den Verhandlungen, Interventionen und Kontakten auf<br />

Regierungsebene. Diese Arbeit beschäftigt sich nur <strong>zu</strong> einem geringen Teil mit dem<br />

Engagement der NGOs oder der Bundesländer, da dies Stoff für eine eigene<br />

<strong>Diplomarbeit</strong> geben würde. Der Beobachtungszeitraum kann mit 1989 bis 2003<br />

festgelegt werden.<br />

1.2. Methodik<br />

Die vorliegende Arbeit ist hauptsächlich durch die Verwendung von Primärquellen<br />

entstanden. Die Quellenlage <strong>zu</strong> diesem Thema ist äußerst spärlich, so dass ich nur in<br />

9


geringem Ausmaß auf Sekundärliteratur <strong>zu</strong>rückgreifen konnte. Die Grundlage für die<br />

Arbeit bildete ein von mir angelegtes Zeitungsarchiv beginnend mit dem Jahr 1989. Die<br />

dafür verwendeten Tageszeitungen waren hauptsächlich die Oberösterreichischen<br />

Nachrichten, die Salzburger Nachrichten sowie Der Standard. Hier habe ich größtenteils<br />

auf die jeweiligen Internetarchive dieser Tageszeitungen <strong>zu</strong>rückgegriffen. Aufgrund der<br />

Basis, die ich mir dadurch verschafft habe, erstellte ich Interviewleitfäden für insgesamt<br />

12 qualitative Interviews. Diese führte ich in Österreich und Tschechien im Sommer<br />

2003. Einige weitere wichtige Informationsquellen waren die Protokolle des<br />

österreichischen Nationalrates, Informationsmaterialien der Parteien, Internetquellen,<br />

Sekundärliteratur wie Monographien und Artikel aus politikwissenschaftlichen<br />

Zeitschriften. Bei Zitaten aus den Internetquellen wurden teils keine Seitenzahlen<br />

angegeben, da dies bei Dokumenten aus dem Internet manchmal unmöglich ist. Es<br />

wurde in diesen Fällen auf den Zusatz „o. S.“ (ohne Seite) im Text verzichtet.<br />

Die Quellenlage für Tschechien stellte sich als problematisch dar. Ich habe versucht die<br />

tschechische Argumentation soweit wie möglich mit ein <strong>zu</strong> beziehen. Quellentechnisch<br />

war es jedoch nicht möglich sie im selben Umfang <strong>zu</strong> berücksichtigen wie die<br />

österreichische Position. In Tschechien sprechen nach wie vor wenige Menschen<br />

Englisch, aber auch Deutsch ist nicht so weit verbreitet wie man glauben mag.<br />

Tschechische Internetseiten haben nur wenig Material in deutscher oder englischer<br />

Sprache. Diese Umstände erschwerten den Forschungsprozess, da ich der tschechischen<br />

Sprache nicht mächtig bin. Darüber hinaus stellte ich teilweise fest, dass man nicht<br />

gewillt war Informationen <strong>zu</strong> diesem Thema weiter<strong>zu</strong>geben.<br />

In der Arbeit wurde bei tschechischen Namen die eingedeutschte Schreibweise<br />

verwendet und auf die tschechische aus Gründen des besseren Leseflusses verzichtet.<br />

Bis 1993 wurde entweder das Kürzel „CSSR“ oder „CSFR“ für die ehemalige<br />

Tschechoslowakei verwendet. Ab 1991 hat sich die „CSSR“ aufgrund der geänderten<br />

politischen Rahmenbedingungen in „CSFR“ umbenannt (siehe Abkür<strong>zu</strong>ngsverzeichnis).<br />

Zitate und fremdsprachige Begriffe wurden in kursiver Schrift verfasst.<br />

Die vorliegende Arbeit soll die Geschichte des österreichisch-tschechischen Konflikts<br />

<strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie darstellen, daher wurde sie hauptsächlich empirisch<br />

erarbeitet. Im Vorfeld des Arbeitsprozesses habe ich mich dafür entschieden manche<br />

Themen nur in geringem Umfang oder gar nicht in meine Arbeit <strong>zu</strong> integrieren. Wie<br />

schon erwähnt, sind das die Ebene der Bundesländer, die Arbeit der NGOs oder<br />

sicherheitstechnische Analysen und Details. Die Kernenergiekontroverse mit<br />

10


Tschechien ist ein umfangreiches Forschungsfeld, und daher war es nötig das Thema<br />

ein<strong>zu</strong>grenzen.<br />

1.3. Aufbau der Arbeit<br />

Was erwartet nun den Leser dieser Arbeit? Diese Frage will ich an dieser Stelle<br />

beantworten sowie den Aufbau der Arbeit und die Hintergedanken dabei erklären.<br />

Zuerst erschien es mir wichtig einen Einblick in das bisherige Engagement Österreichs<br />

in Sachen Kernenergie <strong>zu</strong> geben, da dies <strong>zu</strong>m Teil die Handlungsweisen der<br />

österreichischen Akteure erklärt. Dies schien mir als Einstieg unabdingbar.<br />

Anschließend sollte der Leser die Basisfakten <strong>zu</strong>r tschechischen Kernenergienut<strong>zu</strong>ng<br />

präsentiert bekommen. Wie alt ist eigentlich Dukovany? Was haben Kohlekraftwerke<br />

mit der ganzen Diskussion <strong>zu</strong> tun? Welche Vorurteile gibt es in Be<strong>zu</strong>g auf die Nut<strong>zu</strong>ng<br />

der Kernenergie? Jedes folgende Kapitel baut auf das vorangegangene auf mit dem Ziel<br />

die Basis an notwendigen Fakten beständig <strong>zu</strong> vergrößern.<br />

Darunter fallen auch die Kapitel 4 und 5. Das Kapitel 4 widmet sich den tschechischen<br />

Standpunkten <strong>zu</strong>m Thema. Den Beginn hier macht jedoch ein Exkurs <strong>zu</strong>m Thema<br />

Energiepolitik in der CSSR. Dies erscheint wichtig, da Tschechien nach der Wende<br />

noch keine eigene Energiepolitik formuliert hatte. Die Parallelen zwischen den<br />

kommunistischen Plänen und der Energiepolitik der späteren Tschechischen Republik<br />

sind teils verblüffend. In diesem Kapitel werden weiters die Standpunkte der vier<br />

maßgeblichen tschechischen Parteien geschildert bzw. wird die Frage geklärt welche<br />

Stellen in der tschechischen Bürokratie für das Thema Energiepolitik bzw. Kernenergie<br />

<strong>zu</strong>ständig sind. Die Auswahl der Parteien erfolgte anhand folgender Kriterien. Erstens,<br />

welche Parteien gehören der aktuellen Regierungskoalition an, und zweitens, welche<br />

Partei(en) spielen darüber hinaus noch eine Rolle.<br />

Das Kapitel 5 widmet sich nun ganz der österreichischen Position. Allerdings erweitert<br />

um die Ebene der österreichischen Bundesländer, die eine wesentliche Rolle im Diskurs<br />

spielen.<br />

Da die öffentliche Diskussion in Österreich <strong>zu</strong> einem wesentlichen Teil von NGOs<br />

geprägt wurde, behandelt das sechste Kapitel diesen Bereich. Jedoch in der Weise, dass<br />

ich bei meinen Interviews die Frage nach der Rolle der NGOs an meine<br />

Interviewpartner gerichtet habe. Diese Antworten bilden in Form einer Collage den<br />

11


Inhalt von Kapitel 6. Anschließend erschien es mir sinnvoll mich an dieser Stelle mit<br />

dem Greenpeace Volksbegehren für ein atomfreies Europa <strong>zu</strong> beschäftigen.<br />

Die Kapitel 7 bis 9 stellen den Kern der Arbeit dar sowie die handlungslogische<br />

Weiterführung der bisherigen Kapitel. Das Kapitel 7 stellt eine Dokumentation der<br />

Ereignisse seit 1989 dar. Die Dokumentation geht ins Detail und beschäftigt sich mit<br />

der Mikroebene des Konflikts. In einer in Kapitel 11 folgenden Analyse wird der Schritt<br />

<strong>zu</strong>r Makroebene des Konflikts gemacht. In diesem Abschnitt werden die in den<br />

vorangegangenen Kapiteln gewonnenen Erkenntnisse in einen größeren Rahmen<br />

gestellt. Es findet so<strong>zu</strong>sagen eine Kontextualisierung statt. Zuvor widmet sich das<br />

Kapitel 8 noch dem <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> – dem vorläufigen Höhepunkt der<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ng, der <strong>zu</strong>gleich auch ein Wendepunkt war. Die Zeit der großen<br />

Interventionen schien mit dem vorläufigen Ende des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es vorbei <strong>zu</strong> sein.<br />

Deshalb wird auch im nächsten Kapitel die Frage nach der weiteren Anti-Atom-Politik<br />

Österreichs gestellt, die - wie man sehen wird - ganz und gar nicht <strong>zu</strong>m Erliegen<br />

gekommen ist.<br />

Das zehnte Kapitel beschäftigt sich mit der europäischen Dimension. Hier sollen<br />

grundsätzliche Fragen geklärt werden, auf die während der Diskussion in Tschechien<br />

und Österreich immer wieder Be<strong>zu</strong>g genommen wurde. Weiters soll die Frage geklärt<br />

werden, inwieweit die Europäische Union Interesse an dem Konflikt bzw. dessen<br />

Lösung hat.<br />

Daran anschließend erfolgt nun in Kapitel 11 die bereits erwähnte vergleichende<br />

Analyse.<br />

Im Schlussteil der Arbeit werden pointiert die wichtigsten Ergebnisse <strong>zu</strong>sammengefasst<br />

sowie die eingangs formulierten zentralen Fragestellungen beantwortet. Außerdem wird<br />

der Frage nach der Wahrnehmung der österreichischen Interessen in Brüssel und Prag<br />

nachgegangen. Resümee und Ausblick bilden den Abschluss der <strong>Diplomarbeit</strong>.<br />

12


2. Ein Überblick über das bisherige österreichische Engagement in Anti-<br />

Atomfragen<br />

Schon bevor sich in Österreich der Widerstand gegen Atomkraftwerke in der<br />

ehemaligen Tschechoslowakei regte, war man bei der Verhinderung anderer KKWs<br />

bzw. einer Wiederaufbereitungsanlage erfolgreich gewesen. Rüthi, St. Pantaleon,<br />

Zwentendorf und Wackersdorf sind die bisher herausragendsten Erfolge der Anti-<br />

Atombewegung in Österreich. Aus diesem Grund soll in diesem Kapitel die Geschichte<br />

dieses Erfolges kurz skizziert werden, um <strong>zu</strong> zeigen, dass schon vor der Diskussion um<br />

<strong>Temelin</strong> Anti-Atombewegungen existiert und mit Erfolg operiert haben. Es soll gezeigt<br />

werden, dass die Geschichte des österreichischen Widerstandes gegen die Atomkraft<br />

schon älter ist als die medienwirksam ausgetragene Kontroverse um <strong>Temelin</strong>.<br />

Das folgende Kapitel beruht hauptsächlich auf einer sehr engagierten Dissertation von<br />

Christian Schaller <strong>zu</strong>m Thema aus dem Jahr 1987. Davon ausgenommen ist jedoch<br />

jener Teil des Kapitels über die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf.<br />

Doch wie sahen die Rahmenbedingungen aus, die eine Diskussion um die Nut<strong>zu</strong>ng der<br />

Kernenergie förderten? Es gab in Österreich schon sehr früh Pläne die Kernenergie<br />

friedlich <strong>zu</strong> nutzen (Schaller 1987, 112). Von Seiten des Energieministeriums<br />

argumentierte man mit steigenden Preisen für Kohle und später auch für Öl sowie einem<br />

steigenden Energieverbrauch in Österreich. Eine womöglich drohende Energielücke ließ<br />

viele Vertreter der Energieversorgungsunternehmen schnell <strong>zu</strong> Befürwortern der<br />

Kernenergie werden. Anfang der 1960er Jahre kam der damalige Direktor der<br />

Verbundgesellschaft Holzinger <strong>zu</strong>m Schluss, dass ein Kernkraftwerk <strong>zu</strong>r<br />

Stromversorgung des Landes benötigt werde (Schaller 1987, 112). Hin<strong>zu</strong> kommt<br />

sicherlich, dass die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in den 1960er und 1970er Jahren politisch<br />

noch keinesfalls so kontrovers war wie sie es heute ist, obwohl es auch schon damals<br />

kritische Stimmen <strong>zu</strong>r Kernenergie gab. In vielen Ländern entstanden in dieser Zeit<br />

KKWs, da man damals noch glaubte eine billige und saubere Lösung für die<br />

Energieversorgung gefunden <strong>zu</strong> haben. Letztlich stand der Bau von KKWs auch für<br />

Modernisierung, was auch in Österreich von Teilen der Regierung als Argument benutzt<br />

wurde. Die Energiekrise Anfang der 1970er Jahre tat ein Übriges um die Kernenergie<br />

bei den politischen und wirtschaftlichen Akteuren salonfähig <strong>zu</strong> machen. Doch einige<br />

leisteten Widerstand.<br />

13


Das erste erfolgreiche Projekt der Anti-Atom-Bewegung in Österreich war die<br />

Verhinderung des geplanten Schweizer Kernkraftwerks Rüthi an der Grenze <strong>zu</strong><br />

Vorarlberg. Anfang der 1960er Jahre wollte man an diesem Standort ein kalorisches<br />

Kraftwerk errichten. Dies wurde jedoch durch massive Proteste der Bevölkerung gegen<br />

die umweltschädlichen Emissionen auf beiden Seiten der Grenze verhindert. 1966 war<br />

der Standort Rüthi jedoch wieder im Gespräch, und dieses mal als Standort für ein<br />

Kernkraftwerk.<br />

Die Gegenkampagne von österreichischer Seite wurde hauptsächlich von der<br />

Vorarlberger Landesgruppe des „Weltbundes <strong>zu</strong>m Schutz des Lebens“ (WSL) getragen.<br />

Als der Bau 1971 offiziell begann, stellten sich die Vorarlberger Nachrichten auf die<br />

Seite der Kraftwerksgegner. Leserbriefe, Versammlungen und Protestmärsche waren in<br />

den nächsten Jahren Mittel der Kraftwerksgegner, die Menschen <strong>zu</strong> mobilisieren. Bei<br />

den Vorarlbergern rannte der WSL und andere Naturschutz- oder Frauenorganisationen<br />

mehr oder weniger offene Türen ein, da die Bürger schon durch den Widerstand gegen<br />

das geplante kalorische Kraftwerk für das Thema weitgehend sensibilisiert waren. 1972<br />

forderte Landeshauptmann Keßler (ÖVP) Schutzmaßnahmen für die Vorarlberger<br />

Bevölkerung und weiters die Bundesregierung auf offiziell bei der Schweizer Regierung<br />

<strong>zu</strong> intervenieren (Schaller 1987, 163). Der Protest zeigte erste Erfolge als die<br />

Einset<strong>zu</strong>ng einer zwischenstaatlichen Beamtenkommission beschlossen und der<br />

Baubeginn auf einen Zeitpunkt nach 1973 verschoben wurde.<br />

Die Anti-KKW-Linie in der ÖVP dominierten Landesregierung war problematisch.<br />

Einerseits, weil sich Zwentendorf bereits im Bau befand, und es daher schwierig war<br />

glaubwürdig gegen das geplante KKW in der Schweiz <strong>zu</strong> intervenieren. Andererseits<br />

musste man auf den wachsenden Druck, den die Wählerbasis ausübte, reagieren. Die<br />

Haltung der Landesregierung kam in einem einstimmigen Landtagsbeschluss gegen<br />

Rüthi im September 1972 <strong>zu</strong>m Ausdruck. Unterstützt wurde die Landesregierung vom<br />

Vorarlberger Gemeindeverband, Handelskammer und der Landesexekutive des ÖGB.<br />

Es wurden im Falle von Rüthi – im Gegensatz <strong>zu</strong> St. Pantaleon oder Zwentendorf –<br />

keine unmittelbaren ökonomischen Interessen der Wirtschaftseliten berührt, und so<br />

sollte alles getan werden um Rüthi <strong>zu</strong> verhindern. Der Widerstand der Parteien richtete<br />

sich – abgesehen von der FPÖ, die sich ganz auf die Anti-KKW-Linie eingeschworen<br />

hatte – speziell gegen Rüthi, nicht jedoch gegen die Kernenergie im Allgemeinen. Dies<br />

zeigte sich deutlich im Landtagswahlkampf 1974 als die Parteien von den Vorarlberger<br />

Nachrichten aufgefordert wurden Stellung <strong>zu</strong> beziehen. Wie erwähnt, einzig die FPÖ<br />

14


hatte damals schon ihren Kurs festgelegt. SPÖ und ÖVP wollten ihre Ablehnung nur<br />

auf Rüthi beschränkt wissen (Schaller 1987, 164). Im Herbst 1973 bezeichnete<br />

Außenminister Kirchschläger Rüthi als einziges bilaterales Problem, und behielt sich<br />

internationale Schritte gegen das geplante KKW vor.<br />

Die Vorarlberger waren jedoch – wie Umfrageergebnisse zeigten – generell gegen die<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und im Speziellen gegen Rüthi. Im Oktober 1976 war es dann<br />

soweit: das Projekt Rüthi wurde von der Schweizer Regierung auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben. Dies ging mit dem Rückgang des Energiebedarfs nach 1975 und dem<br />

<strong>zu</strong>nehmenden Druck des Widerstandes einher. Auch hatte sich <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt die<br />

internationale Kernenergiekontroverse verstärkt, so dass all diese Faktoren <strong>zu</strong> einem<br />

Aus für Rüthi führten.<br />

Es gab auch in Österreich Pläne für den Bau von Kernkraftwerken. Während sich<br />

Zwentendorf schon im Bau befand, einigte man sich auf einen zweiten Standort für ein<br />

KKW in Österreich: St. Pantaleon in Oberösterreich.<br />

1971 wurde St. Pantaleon als zweiter Standort erstmals diskutiert. Als die Entscheidung<br />

definitiv für den „(…) ohnehin schon industriell stark belasteten Raum (…)“ (Schaller<br />

1987, 179) fiel, regte sich auf lokaler Ebene bald Widerstand. Im April 1974 formierte<br />

sich die überparteiliche „Bürgerinitiative gegen Atomgefahren“ (BIAG) deren Ziel es<br />

war die Bevölkerung für das Thema <strong>zu</strong> mobilisieren. Die BIAG strebte ein<br />

Volksbegehren gegen das KKW an. Ein derartiges Volksbegehren war bereits 1969<br />

vom Verein „Gesundes Leben“ eingeleitet worden und wurde durch die BIAG<br />

fortgeführt. Die BIAG setzte sich vor allem aus Aktivisten des Österreichischen<br />

Naturschutzbundes <strong>zu</strong>sammen. Die Führungsposition wurden meist von FPÖ nahen<br />

Personen besetzt, später kam – organisatorisch unabhängig – der „Arbeitskreis<br />

Atomenergie Linz“ hin<strong>zu</strong>, welcher vom Kommunistischen Bund (KB) geprägt war. Der<br />

Widerstand wies also ein breites politisches Spektrum auf. Die Bevölkerung in St.<br />

Pantaleon war in Umweltfragen soweit sensibilisiert, dass die Gegner mit der<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Bürger rechnen konnten. In Folge organisierte die BIAG<br />

Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen, die auf die Gefährdung durch Radioaktivität<br />

und die einseitige Informationspolitik der staatlichen Behörden und der EVUs<br />

hinwiesen. Bis Ende 1974 wurden knapp 100.000 Unterschriften gesammelt.<br />

Die Einstellung der politischen Akteure <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie war verhältnismäßig<br />

eindeutig, obwohl es innerhalb der Parteien immer wieder <strong>zu</strong> Meinungsverschieden-<br />

15


heiten kam. SPÖ, ÖVP sowie die Sozialpartner sprachen sich für die Nut<strong>zu</strong>ng der<br />

Kernenergie aus, wohingegen die FPÖ eine ablehnende Haltung einnahm. Es gab<br />

weiters Unterschiede in der Haltung zwischen Landes- und Bundesebene: der<br />

sozialdemokratische Landesrat Hartl versprach eine Intervention beim Gesundheitsministerium,<br />

wenn keine 100%ige Sicherheit beim Bau der KKWs garantiert werden<br />

könne.<br />

Die BIAG blieb unterdessen aktiv und forderte den Bürgermeister von St. Pantaleon auf<br />

eine Volksbefragung über die Einstellung der Gemeindebürger <strong>zu</strong>m Projekt <strong>zu</strong><br />

organisieren. Die Elektrizitätswirtschaft reagierte auf den <strong>zu</strong>nehmenden Protest mit<br />

Inseratenkampagnen, die über die Vorteile der Kernenergie aufklären sollten. Dem<br />

gegenüber standen die Oberösterreichischen Nachrichten, die sich <strong>zu</strong>nehmend als<br />

Plattform des Widerstandes sahen. Im Herbst 1974 wurde die Diskussion auf die<br />

bundespolitische Ebene gehoben. Der damalige Handelsminister Staribacher (SPÖ)<br />

verwies auf die strenge Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen beim Bau des<br />

Kraftwerks und Bundeskanzler Kreisky betrachtete die Kernenergie als notwendige<br />

Begleitmaßnahme für das Energiesparprogramm (Schaller 1987, 182). Zeitgleich<br />

präsentierte die ÖVP ein Energiekonzept, das ganz auf die Kernenergie setzte. Auch im<br />

Gemeinderat von St. Pantaleon hatte man sich mit neun gegen sechs Stimmen gegen<br />

eine Volksbefragung auf Gemeindeebene entschieden. Der Baubeginn Juli 1975 schien<br />

gesichert. Die BIAG - als Hauptträger des Protestes – wendete sich im Oktober 1974 in<br />

Briefen an alle Nationalratsabgeordneten, die Mitglieder der Landtage und<br />

Landesregierungen sowie an die Bürgermeister der Anrainergemeinden. Sie wurden in<br />

den Briefen aufgefordert eine eindeutige Stellung <strong>zu</strong>m Projekt <strong>zu</strong> beziehen. Das<br />

Ergebnis war bescheiden: nur die FPÖ solidarisierte sich mit den Atomgegnern,<br />

ansonsten blieben eindeutige Stellungnahmen aus. Im Dezember 1974 organisierte die<br />

BIAG in St. Pantaleon eine Befragung über den Bau des KKWs. Bei einer 70%igen<br />

Teilnahme sprachen sich 90 % gegen das Projekt aus. Es kam <strong>zu</strong> ersten<br />

Demonstrationen auf dem Baugelände in St. Pantaleon.<br />

Für die Bundesregierung wurde die Kontroverse <strong>zu</strong> einem Problem, da 1975 Nationalratswahlen<br />

geplant waren und sich allmählich Konflikte innerhalb der SPÖ über das<br />

Thema ab<strong>zu</strong>zeichnen begannen. Es konnte wahlentscheidend sein, wenige Monate vor<br />

den Wahlen eine Bauentscheidung für das KKW <strong>zu</strong> fällen, wenn der Großteil der<br />

Bevölkerung dagegen war. Die Idee einer Volksbefragung bzw. –abstimmung auf<br />

nationaler Ebene wurde laut, als die Oberösterreichischen Nachrichten diese Möglich-<br />

16


keit <strong>zu</strong>nehmend lancierten. Die Reaktionen darauf waren jedoch ambivalent, da man<br />

eine einseitige Informationskampagne der staatlichen Behörden befürchtete.<br />

Bundesweit wurden von den Parteien Meinungsumfragen in Auftrag gegeben um die<br />

Stimmungslage der Bevölkerung <strong>zu</strong> sondieren. Die Ergebnisse sprachen mehrheitlich<br />

gegen die Kernenergie.<br />

Die Bundesregierung bzw. Handelsminister Staribacher gaben dem <strong>zu</strong>nehmenden<br />

Druck der Öffentlichkeit schließlich insofern nach, als der Bau von St. Pantaleon bis<br />

1976 aufgeschoben werden sollte. Als der Handelminister diesen Aufschub im April<br />

1974 bekannt gab, betonte er jedoch, dass dies aus ökonomischen Gründen geschehe<br />

und keinesfalls als Reaktion auf die Proteste <strong>zu</strong> sehen sei. Kreisky lehnte in Folge dann<br />

die Idee einer Volksbefragung ab. Er stellte jedoch für den Herbst eine ausgewogene,<br />

wissenschaftliche Informationskampagne in Aussicht, die als Vorbereitung für eine<br />

Entscheidung über die Kernenergie im Nationalrat dienen sollte. Die Abstimmung über<br />

die Kernenergie wurde von Kreisky <strong>zu</strong> einer Gewissensfrage erklärt, bei der der<br />

Fraktionszwang aufgehoben werden sollte (Schaller 1987, 190).<br />

Im August 1974 verschob Staribacher den Baubeginn auf frühestens 1978, damit war<br />

das Problem soweit verzögert, dass es keinen direkten Einfluss auf die<br />

Nationalratswahlen mehr haben konnte. Drei Monate später wurde der Baubeginn des<br />

Projekts von den EVUs und der Verbundgesellschaft für 1985/86 angekündigt. Der<br />

Grund für diese große Verzögerung war der rückläufige Energieverbrauch in Österreich.<br />

Nach dieser Ankündigung wurde es ruhig um St. Pantaleon. Die Anti-Atom-Bewegung<br />

sah eine ihre Mindestforderung erfüllt und konnte nun ihr Augenmerk auf das im Bau<br />

befindliche Zwentendorf richten.<br />

Im Jahr 1968 beschloss die damalige ÖVP Alleinregierung den Bau von Zwentendorf,<br />

30 km westlich von Wien an der Donau gelegen. Bis <strong>zu</strong>m endgültigen Aus von<br />

Zwentendorf im November 1978 regte sich steter Widerstand, der jedoch erst ab 1977<br />

als entscheidungsbeeinflussend angesehen werden kann. Die Anti-Atom-Bewegung<br />

hatte ihre Aufmerksamkeit <strong>zu</strong>vor auf Rüthi und St. Pantaleon gerichtet und konnte sich<br />

ab 1974 ganz und gar auf das schon im Bau befindliche KKW Zwentendorf richten.<br />

Der Widerstand organisierte sich im bundesweiten Zusammenschluss von Anti-Atom-<br />

Gruppen <strong>zu</strong>r „Initiative österreichischer Atomkraftwerksgegner“ (IÖAG). Wie schon<br />

bei Rüthi und St. Pantaleon zeigte sich, dass der Widerstand unterschiedliche Wurzeln<br />

hatte. Waren es <strong>zu</strong>erst traditionelle Natur- und Umweltschutzgruppen, folgten später<br />

17


dann Studenten, Intellektuelle und politisch linksorientierte Kraftwerksgegner. Die<br />

letztere Gruppe hob die Diskussion auf die demokratiepolitische Ebene. Es gab<br />

innerhalb des Widerstandes beträchtliche politische und strategische Differenzen<br />

(Nebenführ/Pfatschbacher o. J.). So kam es <strong>zu</strong>r Abspaltung der „Arbeitsgemeinschaft<br />

Nein <strong>zu</strong> Zwentendorf“ (ARGE). Trotz der internen Konflikte gelang es der Anti-Atom-<br />

Bewegung wirksam gegen die politischen und wirtschaftlichen Akteure auf<strong>zu</strong>treten.<br />

Laut Nebenführ/Pfatschbacher (o. J.) umfasste die Anti-Atom-Bewegung auf ihrem<br />

Höhepunkt ca. 500.000 Personen.<br />

Wie bereits erwähnt waren SPÖ und ÖVP pro-nuklear, und die FPÖ tendenziell kritisch<br />

eingestellt. Im Falle der ÖVP sollte man jedoch Abstriche machen, was die<br />

Befürwortung von Zwentendorf anbelangt, wie wir später noch sehen werden. Im<br />

Herbst 1976 sah sich die Bundesregierung auch aufgrund des wachsenden Widerstandes<br />

genötigt eine Informationskampagne <strong>zu</strong> starten. Bedenken der Anti-Atom-Bewegung<br />

bezüglich der ungelösten Sicherheitsprobleme des Reaktors, das Problem der<br />

Endlagerung, die Gesundheitsgefahren durch Radioaktivität und ungenügende<br />

Notfallpläne im Falle eine Super-GAUs konnten keineswegs geklärt werden. Die<br />

Medien (allen voran die Vorarlberger und die Oberösterreichischen Nachrichten)<br />

begannen atomkritische Artikel <strong>zu</strong> veröffentlichen. Das Thema wurde <strong>zu</strong>m Politikum.<br />

Die Regierung gab die Entscheidung über Zwentendorf an den Nationalrat weiter.<br />

Bundeskanzler Kreisky wollte nach wie vor keine Volksabstimmung über Zwentendorf.<br />

Er war überzeugt, dass SPÖ und ÖVP <strong>zu</strong> einem Übereinkommen gelangen würden<br />

(ebd.).<br />

Es zeigte sich jedoch, dass die Einstellung der ÖVP immer ambivalenter wurde, und sie<br />

sich aufgrund der Brisanz des Themas immer mehr <strong>zu</strong>rückzog. Dem Nationalrat wurde<br />

ein viele Seiten umfassender Bericht über die Kernenergie übermittelt, der als<br />

Entscheidungshilfe dienen sollte. In den darauf folgenden Diskussionen im Nationalrat<br />

konnte keine befriedigende Antwort auf gewisse Sicherheitsdefizite Zwentendorfs<br />

gefunden werden, was einen Meinungsumschwung bei der ÖVP auslöste. ÖVP Obmann<br />

Taus erklärte, dass er zwar die Kernenergie befürworte, aber aufgrund der<br />

Sicherheitsmängel gegen Zwentendorf sei (education highway 2003). Ein weiterer<br />

Grund für die Zurückhaltung der ÖVP war natürlich auch die bevorstehende<br />

Nationalratswahl 1979. Der Widerstand gegen das Projekt hatte ein großes Ausmaß<br />

angenommen, und es bestand die Möglichkeit, dass die Partei, die für Zwentendorf<br />

18


verantwortlich wäre, die nächsten Wahlen nicht erfolgreich überstehen würde. Die<br />

Regierung wagte es nun nicht mehr, dem Nationalrat die Entscheidung <strong>zu</strong> überlassen.<br />

Die Unterstüt<strong>zu</strong>ng der ÖVP war ungewiss, aber auch in den eigenen Reihen regte sich<br />

Widerstand. Die Vorarlberger SPÖ-Abgeordneten hatten sich erfolgreich gegen Rüthi<br />

gewendet, und wussten die Vorarlberger Bevölkerung auf ihrem Anti-Atom-Kurs hinter<br />

sich. Im Juni 1978 fiel die Entscheidung eine Volksabstimmung über Zwentendorf<br />

ab<strong>zu</strong>halten. Der Termin war der 5. November 1978. Die Verbundgesellschaft, SPÖ,<br />

Industriellenvereinigung und ÖGB mobilisierten ihre finanziellen Ressourcen um eine<br />

Pro-Zwentendorf Kampagne <strong>zu</strong> starten.<br />

Doch <strong>zu</strong>rück <strong>zu</strong> den Aktivitäten der Anti-Atom-Bewegung. Ab 1977 wurden die<br />

Protestaktionen intensiviert. Im April 1977 wurde in Salzburg eine internationale<br />

Konferenz für eine nicht-nukleare Zukunft abgehalten, die von mehreren NGOs<br />

veranstaltet wurde. Im Sommer und Herbst 1977 gab es viele friedliche<br />

Demonstrationen und die IÖAG rief <strong>zu</strong> einem Marsch nach Zwentendorf auf <strong>zu</strong> dem<br />

sich einige tausend Menschen einfanden. Neben den beiden Zugpferden der Anti-Atom-<br />

Bewegung – IÖAG und ARGE – bildeten sich viele <strong>zu</strong>sätzliche Bürgerinitiativen:<br />

„Waldviertler Bauern gegen Atommüll“, „Mütter gegen AKW“, „Gewerkschafter gegen<br />

Atomenergie“, „Sozialisten gegen Atomenergie“,...<br />

Im Vorfeld der Abstimmung erreichten die Protestveranstaltungen ihren Höhepunkt,<br />

und trotzdem erschien es unwahrscheinlich, dass man die Abstimmung für sich<br />

entscheiden konnte. Der 5. November 1978 brachte dann ein für viele überraschendes<br />

Ergebnis: 50,57 % entschieden sich gegen Zwentendorf bei einer Wahlbeteiligung von<br />

64,1 %. Die Regierung reagierte umgehend: am 15. Dezember 1978 wurde daraufhin im<br />

Nationalrat einstimmig das Atomsperrgesetz verabschiedet, das die Stromerzeugung aus<br />

Kernspaltung in Österreich verbot.<br />

Zwentendorf war, noch stärker als Rüthi und St. Pantaleon, <strong>zu</strong>m Politikum geworden.<br />

Das Kräftemessen zwischen der Regierung, den Parteien und der Protestbewegung<br />

führte da<strong>zu</strong>, dass der Kurs Österreichs in Atomfragen für die Zukunft festgelegt wurde.<br />

Die Atom-Gegner in Österreich kamen jedoch nicht <strong>zu</strong>r Ruhe. 1985 wurde offiziell<br />

bekannt gegeben, dass im benachbarten Bayern eine atomare Wiederaufarbeitungsanlage<br />

errichtet werden sollte. Knappe 200 Kilometer von der salzburgisch-bayrischen<br />

Grenze sollte im Landkreis Schwandorf die WAA Wackersdorf errichtet werden.<br />

19


Die Proteste gegen Wackersdorf konnten bis <strong>zu</strong>m Reaktorunfall in Tschernobyl 1986<br />

keinen breitenwirksamen Widerstand leisten (Schöfbänker/Erker 1989, 101). Daher ist<br />

es umso bemerkenswerter, dass sich der Salzburger Gemeinderat schon im Oktober<br />

1985 einstimmig gegen den Bau der WAA aussprach. Im Jänner 1986 folgte die<br />

Landesregierung, die einstimmig Bedenken gegenüber Wackersdorf formulierte. Der<br />

Salzburger Landeshauptmann Haslauer (ÖVP) nahm mit dem Bundesumweltminister<br />

und den Landeshauptleuten von Vorarlberg, Tirol und Oberösterreich Kontakt auf, um<br />

eine koordinierte Vorgehensweise aus<strong>zu</strong>arbeiten. Die politische Elite in Bayern<br />

reagierte auf den österreichischen Widerstand teilweise sehr ungehalten. So <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel, als der damalige bayrische Ministerpräsident Strauß einem atomkritischen<br />

Experten „pseudowissenschaftliche Scharlatanerie“ (Strauß 1986 in: Schöfbänker/Erker<br />

1989, 104) vorwarf.<br />

Auf nicht-institutioneller Ebene waren es vor allem der Österreichische Naturschutzbund<br />

und später die „Plattform gegen die WAA Wackersdorf“ – die heutige PLAGE -,<br />

die sich besonders engagierten.<br />

Im April 1986 kam es dann <strong>zu</strong>m Reaktorunfall in Tschernobyl, der die öffentliche<br />

Meinung nachhaltig beeinflusste. Laut Meinungsumfragen hatten bundesweit 73 % und<br />

in Salzburg 91 % etwas gegen die Inbetriebnahme von Wackersdorf ein<strong>zu</strong>wenden<br />

(Schöfbänker/Erker 1989, 106). Demonstrationen und Protestkundgebungen fanden nun<br />

gehäuft statt. Weiters wurde zwischen Salzburg und Schwandorf eine Städtepartnerschaft<br />

abgeschlossen, die eine Zusammenarbeit in Be<strong>zu</strong>g auf die WAA anstrebte. Die<br />

Salzburger richteten nun ihre Bedenken auch an die Bundesregierung, und nahmen<br />

darüber hinaus am verwaltungsrechtlichen Genehmigungsverfahren teil. Salzburg, das<br />

auf Ebene der Bundesländer federführend war, betrieb eine eigenständige Außenpolitik,<br />

wenn es um Wackersdorf ging. Die Salzburger Landesregierung stand beinahe laufend<br />

in Kontakt mit der Bayrischen Staatskanzlei. Die Ergebnisse dieser Kontakte waren<br />

jedoch bescheiden.<br />

Auch die Tageszeitung Salzburger Nachrichten schaltete sich nach anfänglichem<br />

Zögern aktiv und atomkritisch in die Diskussion ein, was der Anti-Atom-Bewegung ein<br />

breitenwirksames Medium verschaffte. Ab 1987 versuchte man mit allen erdenklichen<br />

Mitteln Wackersdorf doch noch <strong>zu</strong> verhindern. So stellte die Stadt Salzburg beim<br />

bayrischen Verwaltungsgerichtshof einen Antrag auf Aufhebung der ersten atom-<br />

20


echtlichen Teilgenehmigung für die WAA. Gutachten über die Gefährlichkeit der<br />

WAA verschafften der Anti-Wackersdorf Front <strong>zu</strong>sätzlichen Auftrieb. Auf offizieller<br />

Seite wurde Wackersdorf <strong>zu</strong> einer Zerreißprobe für die österreichisch-bayrischen<br />

Beziehungen. Der Konflikt zwischen der ÖVP und ihrer bayrischen Schwesternpartei<br />

CSU wurde immer größer. Die Landesregierung intervenierte in München und Bonn,<br />

aber auch in Wien um die Bundesregierung auf<strong>zu</strong>fordern völkerrechtliche Schritte <strong>zu</strong><br />

überlegen.<br />

Der Konflikt verschärfte sich und war <strong>zu</strong> teilweise offenen Drohungen übergegangen.<br />

Der deutsche Innenminister Zimmermann drohte beispielsweise mit einem Wirtschaftsund<br />

Touristenboykott, falls Österreich die Proteste nicht umgehend einstelle.<br />

Österreichischen Demonstranten und Atomgegnern wurde mehrfach die Einreise nach<br />

Deutschland untersagt. Von diesem Einreiseverbot sollte auch der österreichische<br />

Vizekanzler Steger (FPÖ) nicht verschont bleiben, der als Privatperson an einer<br />

Kundgebung in Wackersdorf teilnehmen wollte. Steger verzichtete – auf Intervention<br />

des deutschen Außenministers Genscher – auf die Teilnahme. Zwischenstaatliche<br />

Verhandlungen blieben ebenso erfolglos.<br />

Aufgrund eines Urteils des Berliner Bundesverwaltungsgerichtes wurde das<br />

atomrechtliche Genehmigungsverfahren für Wackersdorf 1987 neu aufgerollt.<br />

Wackersdorf war <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt zwar schon im Bau, jedoch gab dieses Urteil<br />

Österreichern die Möglichkeit Einwendungen gegen die WAA ein<strong>zu</strong>bringen. Anfang<br />

1988 begann das Genehmigungsverfahren. Die rege österreichische Beteiligung führte<br />

<strong>zu</strong> 420.000 Einwendungen gegen Wackersdorf (Schöfbänker/Erker 1989, 114). Beim<br />

Erörterungstermin für die zweite atomrechtliche Teilgenehmigung wurde jedoch kaum<br />

ernsthaft auf die Bedenken der Gegner der WAA eingegangen.<br />

Letztendlich wurde 1989 der weitere Bau von Wackersdorf gestoppt. Das endgültige<br />

Aus für die WAA ist sicherlich <strong>zu</strong> einem Teil dem österreichischen Protest auf (nicht-)<br />

institutioneller Ebene <strong>zu</strong> verdanken. Natürlich war der Widerstand gegen die WAA<br />

auch in Bayern immens, jedoch nicht von offizieller Seite. In Österreich konnten die<br />

Wackersdorf Gegner auf die „Infrastruktur“ und das Expertenwissen der Atomgegner<br />

aus Zeiten von Rüthi, St. Pantaleon und Zwentendorf <strong>zu</strong>rückgreifen. Ebenfalls wurden<br />

hier – wie schon in Rüthi – keine wesentlichen wirtschaftlichen Interessen Österreichs<br />

gestört. Auf deutscher Seite hingegen trugen wirtschaftliche Gründe sehr wohl <strong>zu</strong>m Aus<br />

21


für Wackersdorf bei. Es wurde nämlich ersichtlich, dass der Bau der WAA unwirtschaftlich<br />

wäre, und der Weitertransport des atomaren Mülls <strong>zu</strong> Wiederaufarbeitungsanlagen<br />

in Frankreich letztlich doch billiger käme. Die Betroffenheit über den<br />

Reaktorunfall in Tschernobyl tat dann noch ein Übriges. Die Summe all dieser Faktoren<br />

führte da<strong>zu</strong>, dass die WAA Wackersdorf nicht gebaut wurde.<br />

22


3. Über tschechische Kernkraftwerke…<br />

(Quelle: www.aai.at)<br />

3.1. Dukovany<br />

Das KKW Dukovany liegt 30 km südwestlich von Brünn. Insgesamt sind in Dukovany<br />

vier WWER-440/213 Reaktoren in Betrieb.<br />

Die Planung von Dukovany begann 1974 (CEZ 2003), und 1978 – nach Änderungen im<br />

Design – begann der Bau des KKWs. Die vier Reaktoren in Dukovany gingen zwischen<br />

Mai 1985 und Juli 1987 in Betrieb.<br />

Dukovany ist – da <strong>Temelin</strong> sich noch im Probebetrieb befindet (Stand 09/2003) – das<br />

einzige Atomkraftwerk Tschechiens, das in vollem Umfang in Betrieb ist. Dukovany<br />

liefert jährlich 24 % der in Tschechien generierten Elektrizität. Die elektrische Leistung<br />

beträgt 4 x 440 Megawatt.<br />

Seit 1995 gibt es ebenfalls ein Atommülllager in Dukovany, das für eine Kapazität von<br />

600.000 kg radioaktiven Müll vorgesehen ist.<br />

Mitte 2002 stellte eine internationale Expertengruppe, darunter Abgeordnete des<br />

Europäischen Parlaments, Dukovany ein gutes Zeugnis aus. Bei einem Besuch vor Ort<br />

zeigten sie sich mit der Qualität der Lagerung sehr <strong>zu</strong>frieden (Lothar, Radio Prag,<br />

06.06.2002).<br />

23


Eines der größten Sicherheitsprobleme in Dukovany ist das fehlende Containment. Das<br />

Containment ist eine Schutzhülle aus Stahl und Beton, die bei einem Störfall den<br />

Austritt von Radioaktivität verhindern oder <strong>zu</strong>mindest verzögern soll. 1996 stellte das<br />

tschechische Staatsamt für nukleare Sicherheit (SUJB) auf Grund des Alters von<br />

Dukovany eine Verschlechterung der Sicherheitsmerkmale fest (AAI 2003).<br />

Das gab Anlass für ein Investitionsprogramm in der Höhe von 750 Millionen US-Dollar<br />

(Reyl 2003), das eine Erhöhung der Sicherheitsstandards im KKW <strong>zu</strong> Folge haben<br />

sollte. 1998 war der erste Teil dieses Investitionsprogramms abgeschlossen. Dukovany<br />

ist nun – wie <strong>Temelin</strong> – ein durch westliche Technologie aufgerüstetes Kraftwerk<br />

russischer Bauart. Das KKW wird nun laut CEZ weitere 20 Jahre in Betrieb sein und<br />

während dieser Zeit sind weitere Sicherheitsverbesserungen geplant. Weiters plant CEZ<br />

„(…) a ten year extension of the power station’s service life, bringing it up to forty years<br />

of operation.“ (CEZ 2003).<br />

3.2. <strong>Temelin</strong><br />

Das KKW <strong>Temelin</strong> liegt rund 30 km nördlich von Budweis. In <strong>Temelin</strong> sind zwei<br />

WWER-1000 Reaktoren in Betrieb.<br />

Im Jahr 1980 entschied man sich im Rahmen des Entwicklungsprogramms der<br />

tschechoslowakischen Energie für den Bau des KKW <strong>Temelin</strong>. Dieses Programm sah<br />

<strong>zu</strong>erst den Bau von vier Reaktoren vor. 1983 begannen die Bauarbeiten an <strong>Temelin</strong>,<br />

wobei der erste Reaktorblock erst 1987 begonnen wurde. Damals rechnete man mit der<br />

Fertigstellung im Jahr 1991, die Inbetriebnahme sollte 1992 erfolgen. (Radio Prag 2003)<br />

Nach den politischen Umbrüchen 1989 kam es ein Jahr später <strong>zu</strong>r Entscheidung nur<br />

zwei statt der geplanten vier Reaktoren <strong>zu</strong> bauen. Als Grund für diese Entscheidung<br />

wurden wirtschaftliche und energiepolitische Gründe genannt (Informationszentrum<br />

KKW <strong>Temelin</strong> 2001, 3). Im März 1993 beschloss die nunmehr tschechische Regierung<br />

die endgültige Fertigstellung der Reaktoren 1 und 2, die bis spätestens 1997 fertig<br />

gestellt werden sollten.<br />

Mit der Umrüstung auf westliche Standards wurde die amerikanische Firma<br />

Westinghouse beauftragt. Trotzdem weist <strong>Temelin</strong> Sicherheitsmängel auf. Als unsicher<br />

24


wurde die Vermengung von sowjetischer und westlicher Technologie eingestuft, da die<br />

Kompatibilität bisher noch nicht getestet wurde.<br />

Sobald das KKW <strong>Temelin</strong> mit 100 % Leistung am Netz ist wird es jährlich 20 % <strong>zu</strong>r<br />

tschechischen Stromproduktion beitragen. Zusammen mit Dukovany werden dann 40 %<br />

der Energie aus Kernkraftwerken stammen. Dies sollte die Stilllegung der<br />

nordböhmischen Kohlereviere erlauben (CEZ 2003). Doch <strong>zu</strong> diesem Thema mehr in<br />

Kapitel 3.4. dieser Arbeit.<br />

Aufgrund der geänderten Bedingungen (längerer Bauzeit und höhere Kosten als<br />

geplant) wurde im Mai 1999 eine nochmalige Entscheidung bezüglich <strong>Temelin</strong><br />

notwendig. Mit 11 <strong>zu</strong>r 8 Stimmen wurde für den Fertigbau <strong>Temelin</strong>s entschieden.<br />

Im Mai 2003 liefen erstmals beide Reaktorblöcke von <strong>Temelin</strong> mit voller Kapazität. Im<br />

Herbst 2003 soll der Probebetrieb beendet werden und das Kraftwerk soll seinen<br />

kommerziellen Betrieb aufnehmen (OÖN, 15.04.2003). Seither kam es jedoch immer<br />

wieder <strong>zu</strong> Störungen, die eine Abschaltung der Reaktoren <strong>zu</strong>r Folge hatten (OÖN,<br />

05.05.2003).<br />

3.3. Die Wirtschaftlichkeit tschechischer Kernkraftwerke<br />

Kernenergie ist ökonomisch rentabel und billig. Dieses Argument wurde über viele<br />

Jahre hinweg von der Atomindustrie benutzt. Es hat sich jedoch gezeigt, dass dieses<br />

Argument nur teilweise stimmt. Auch in Tschechien war die Entscheidung für die<br />

Kernenergie anfangs ökonomisch begründet (Wenisch/Bossew 1992, 35). Doch wie<br />

sieht die Realität heute aus?<br />

Die Kosten für ein Kernkraftwerk werden hauptsächlich durch die Fixkosten für den<br />

Bau und den Abriss bestimmt, wohingegen die Erhaltungs- und Betriebskosten<br />

vergleichsweise niedrig sind. Der Bau eines KKWs ist umso teurer, je mehr<br />

Sicherheitseinrichtungen (Containment, Notkühlsystem etc.) vorhanden sind. So ist <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel das slowakische KKW Bohunice mit einem Zehntel der Investitionskosten 1<br />

von <strong>Temelin</strong> ausgekommen, da es ohne wesentliche Sicherheitsvorrichtungen gebaut<br />

wurde (Wenisch/Bossew 1992, 37). Hin<strong>zu</strong> kommen noch die Kosten für die End-<br />

1 Die Investitionskosten für Bohunice V-1 betrugen 5 Mrd. KC (ca. 155 Millionen Euro), wohingegen <strong>Temelin</strong> 52<br />

Mrd. KC (ca. 1,6 Mrd. Euro) verbrauchte. Dies war der Stand von 1986; bis heute haben sich die Zahlen für <strong>Temelin</strong><br />

noch erhöht. (Beträge wurden inflations- und währungstechnisch aktualisiert) (Wenisch/Bossew 1992, 37)<br />

25


lagerung des radioaktiven Materials und für das Abwracken der KKWs, die nur über<br />

eine begrenzte Lebensdauer von ca. 30 Jahren verfügen. Über die Summen für diese<br />

Vorgänge kann man nur spekulieren, da derartige Probleme bisher noch nicht gelöst<br />

wurden.<br />

In Tschechien gibt es zwei KKWs: <strong>Temelin</strong> und Dukovany. Zu <strong>Temelin</strong> kommen wir<br />

noch, aber wie sieht es mit Dukovany aus? Dieses KKW ging Mitte der 1980er Jahre in<br />

Betrieb, und ist im Gegensatz <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> ökonomisch rentabel (Molin, Interview,<br />

15.07.2003). Das liegt daran, dass die Investitionskosten längst abgeschrieben sind und<br />

Dukovany nun schon seit ca. 16 Jahren am Netz ist. Alte KKWs sind „cash cows“<br />

(Molin, Interview, 15.07.2003). Der Grund hierfür wurde weiter oben schon genannt.<br />

Allerdings stehen in Dukovany neue Investitionen an. Einerseits um die Sicherheit <strong>zu</strong><br />

verbessern, und andererseits um die Lebensdauer <strong>zu</strong> verlängern.<br />

Bei <strong>Temelin</strong> ist die Sache schon etwas schwieriger. Bei der Bewertung der<br />

Wirtschaftlichkeit dieses KKWs gibt es verschiedenen Herangehensweisen. Einmal die<br />

Miteinbeziehung sämtlicher Kosten seit dem Baubeginn Mitte der 1980er Jahre. Das<br />

Ergebnis hier ist eindeutig. <strong>Temelin</strong> ist in diesem Fall ein absolut unwirtschaftliches<br />

Projekt. Die zweite Annäherung wäre die Abschreibung der Kosten als sunk costs bis<br />

1993, als die Prager Regierung die Entscheidung traf, <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> vollenden. In diesem<br />

Falle ist es nicht mehr ganz so eindeutig. (Molin, Interview, 15.07.2003) Es hat einige<br />

Studien <strong>zu</strong> diesem Thema gegeben. 1999 nahm eine tschechisch-österreichische<br />

Arbeitsgruppe eine wirtschaftliche Bewertung <strong>Temelin</strong>s vor. Die Ergebnisse sprachen<br />

eindeutig gegen <strong>Temelin</strong> (Nebesar, Interview, 09.09.2003). Ein Jahr später wurde ein<br />

weiterer Bericht verfasst, der <strong>zu</strong> ähnlichen Ergebnissen kam. Im Jahr 2002 wurde eine<br />

Studie vom Büro des Beauftragten für grenznahe Atomanlagen des Landes<br />

Oberösterreich Radko Pavlovec angefertigt. Pavlovec wird in einem Bericht von Radio<br />

Prag wie folgt zitiert:<br />

„In wirtschaftlicher Hinsicht wäre es sehr viel günstiger, die so genannte Nullvariante<br />

um<strong>zu</strong>setzen, also das Projekt <strong>Temelin</strong> ein für allemal ein<strong>zu</strong>frieren.“ (Pavlovec 2002).<br />

Die Betreiber von <strong>Temelin</strong> stellen dem andere Argumente entgegen. CEZ<br />

Pressesprecher Kriz wird in ebendiesem Radiobericht mit der Aussage, dass <strong>Temelin</strong><br />

keineswegs unwirtschaftlich sei, zitiert. Er spricht weiters von einer durchaus viel<br />

26


versprechenden wirtschaftlichen Situation des KKWs. Natürlich ist sich auch die<br />

Betreiberfirma CEZ der hohen Investitionskosten für <strong>Temelin</strong> bewusst. Dem wird<br />

jedoch das Argument entgegengehalten, dass die Betriebskosten sehr gering sind.<br />

Der Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong> Nebesar versteht die Diskussion um die<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>Temelin</strong>s ebenfalls nicht. Warum interessiert Österreich die<br />

Wirtschaftlichkeit <strong>Temelin</strong>s? Warum interessiert sich Österreich für die wirtschaftliche<br />

Situation einer tschechischen Firma – in diesem Falle von CEZ? Nebesar hat dafür eine<br />

Erklärung: bei der Intervention Österreichs gegen <strong>Temelin</strong> gab es mehrere<br />

argumentative Stufen. Zuerst beanstandete man die Sicherheit des KKWs, anschließend<br />

die Umweltverträglichkeit und als diese beiden Argumente nicht mehr haltbar waren,<br />

brach man eine Diskussion über die Wirtschaftlichkeit <strong>Temelin</strong>s vom Zaun. (Nebesar,<br />

Interview, 09.09.2003)<br />

Von Österreich aus – genauer gesagt vom Büro Radko Pavlovec in Linz – wurde eine<br />

Kampagne in Tschechien gestartet, die bei der Unwirtschaftlichkeit des KKWs ansetzt,<br />

mit dem Ziel der Bewusstseinsbildung und der Aufklärung der Bürger in Tschechien.<br />

Man findet die Plakate neben den wichtigsten Durch<strong>zu</strong>gstrassen auf großen<br />

Plakatwänden oder in Prag in der U-Bahn. Die Plakate zeigen unter anderem die<br />

Abbildung einer tschechischen Stromrechnung mit dem Text „Denk lieber nicht<br />

nach…“. Diese Kampagne baut auf dem Argument auf, dass die tschechischen<br />

Verbraucher sehr hohe Strompreise bezahlen, obwohl das Preisniveau der EU-<br />

Nachbarländer ständig sinkt. CEZ hat in den letzten Jahren wenig Dividende ausbezahlt,<br />

da die Kosten für <strong>Temelin</strong> ausgeglichen werden mussten. Dieses Geld fehlte dem<br />

tschechischen Staatsbudget. (Loidl, Interview, 23.07.2003)<br />

2001 sollte die gesamte tschechische Energiewirtschaft unter der Regierung Zeman<br />

privatisiert werden. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch. Ein Grund dafür war sicherlich<br />

<strong>Temelin</strong>. Industrieminister Urban (CSSD) erklärte Mitte 2003 die Privatisierung von<br />

CEZ für endgültig obsolet (Pavlovec 2003). So behält der tschechische Staat weiterhin<br />

die Mehrheit des Unternehmens.<br />

Laut neuesten Angaben des Büros Radko Pavlovec sank das Halbjahres-Ergebnis von<br />

CEZ für das erste Halbjahr 2003 im Vergleich <strong>zu</strong>m Vorjahr um 55 % (Pavlovec 2003).<br />

Als Hauptgrund werden die Verluste im Exportgeschäft genannt. Tschechien exportiert<br />

Strom <strong>zu</strong> sehr niedrigen Preisen ins Ausland. Diese Geschäfte sind – besonders für<br />

27


<strong>Temelin</strong> - nicht kostendeckend, daher sind die Strompreise im tschechischen Inland sehr<br />

hoch um das <strong>zu</strong> kompensieren (siehe Kapitel 10.3). Der Erfolg davon ist jedoch<br />

bescheiden.<br />

Bei der CEZ Leitung in Prag sah man die Sache anders. Dort wurde verlautbart, dass<br />

der Gewinn im Gegensatz <strong>zu</strong>m Vorjahr um 75 % gesteigert werden konnte. Dort wurde<br />

jedoch das Ergebnis der neu gegründeten „CEZ Gruppe“ präsentiert. CEZ fusionierte<br />

2003 mit vier regionalen Energieversorgungsunternehmen um so die „CEZ Gruppe“ <strong>zu</strong><br />

bilden, die jetzt <strong>zu</strong> den ökonomisch einflussreichsten Unternehmen Tschechiens zählt.<br />

In das Ergebnis wurden also ebenfalls die Gewinne dieser vier regionalen EVUs<br />

miteinberechnet, was einen Vergleich natürlich erschwert.<br />

Letztendlich erscheint es gar nicht so einfach eine eindeutige Antwort auf die Frage, ob<br />

tschechische KKWs rentabel sind oder nicht, <strong>zu</strong> finden. Es ist jedoch sehr<br />

wahrscheinlich, dass <strong>zu</strong>mindest <strong>Temelin</strong> vorerst noch keine „cash cow“ ist. Zu diesem<br />

Schluss kam 1999 auch die internationale Kommission, die die Wirtschaftlichkeit der<br />

Fertigstellung <strong>Temelin</strong>s hinterfragte (Europäisches Parlament 1999).<br />

3.4. Atomkraft statt Braunkohle?<br />

Die Braunkohlewerke befinden sich größtenteils in Nordböhmen. Kohle war traditionell<br />

der wichtigste Energieträger der Tschechoslowakei. Außerdem war die heimische<br />

Kohle während des kommunistischen Regimes eine Möglichkeit überteuerte Ölimporte<br />

aus der Sowjetunion <strong>zu</strong> vermeiden.<br />

Die Förderung und der Einsatz von Braunkohle hatten aber nachhaltig negative<br />

Auswirkungen auf die Umwelt in der Region. Das erkannte auch das kommunistische<br />

Regime in der CSSR. Mitte der 1970er Jahre wurden die ökologischen Probleme so<br />

offensichtlich, dass sie nicht länger verleugnet werden konnten. In einem offiziellen<br />

Bericht wurde davon gesprochen, dass sich die CSSR Anfang der 1980er Jahre, in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf die Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng im mitteleuropäischen Raum, in einer<br />

Spitzenposition befand (Wenisch/Bossew 1992, 3). Hohe Schadstoffemissionen,<br />

Waldsterben, saurer Regen und die Verschmut<strong>zu</strong>ng der Flüsse waren die Folgen des<br />

jahrzehntelangen Betriebs der kalorischen Kraftwerke und der Schwerindustrie im<br />

Norden des Landes.<br />

28


Die Reaktion auf diese Entwicklung war, dass man Kohle als Energie- und<br />

Wärmeträger durch Erdgas und Kernenergie <strong>zu</strong> ersetzen plante. Seit Anfang der 1980er<br />

Jahre wurde auch kein neues Kohlekraftwerk mehr in Betrieb genommen. Man plante<br />

bis ins Jahr 2000 die Kohleförderung um 15 % bis 20 % <strong>zu</strong> reduzieren. Im achten<br />

Fünfjahresplan, der den Zeitraum 1986-1990 abdeckte, wurde der Ausbau der<br />

Kernenergie als „Staatliches Zielprogramm 01“ bezeichnet (Wenisch/Bossew 1992, 5).<br />

Von nun an floss ein beträchtlicher Teil der industriellen Investitionen in das<br />

Atomprogramm. Zwischen 1980 und 1990 machten die Investitionen in die<br />

Energiewirtschaft 15 % der Gesamtinvestitionen der CSSR aus (ebd.). Die Umset<strong>zu</strong>ng<br />

des Atomprogramms dauerte jedoch länger und kostete mehr als geplant, und daher<br />

wurden die Kohlekraftwerke vorerst nicht stillgelegt. Die Stilllegung der<br />

Kohlekraftwerke wäre auch innenpolitisch schwer <strong>zu</strong> vertreten gewesen, wie im zweiten<br />

Teil dieses Kapitels noch <strong>zu</strong> zeigen sein wird. Im Gegenteil es gibt Gerüchte, die von<br />

einem Ausbau der Kohlekraftwerke sprechen (Fellner, Interview, 21.07.2003). Tatsache<br />

ist, dass nach der Wende einige Kohlekraftwerke geschlossen wurden und andere<br />

saniert bzw. entschwefelt (Högelsberger, Loidl, Interviews, 2003). Heute sind die<br />

Kohlekraftwerke im Norden nicht mehr so umweltgefährdend wie in kommunistischer<br />

Zeit, jedoch sorgen sie samt <strong>Temelin</strong> und Dukovany für einen Stromüberschuss. Welche<br />

Kapazität bei den Kohlekraftwerken geschlossen werden sollte, wurde von der<br />

tschechischen Regierung kurz nach der Wende festgelegt: 2.000 Megawatt. Zu einem<br />

späteren Zeitpunkt sollten dann nochmals Kapazitäten von 1.500 Megawatt bis ins Jahr<br />

2010 geschlossen werden. Ob diese ersten 2.000 Megawatt tatsächlich stillgelegt<br />

wurden, ist in Tschechien eine durchaus umstrittene Frage. Im Umweltministerium<br />

(Strasky, Interview, 10.09.2003) wird behauptet, dass das so nie stattgefunden hat. Der<br />

Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong> und Petr Krs vom Staatsamt für nukleare Sicherheit<br />

in Prag versicherten mir, dass die besagten 2 000 Megawatt sehr wohl geschlossen<br />

wurden (Krs, Nebesar, Interviews, 2003). Nebesar sieht den Grund in der Verwirrung<br />

darin, dass ein Teil der Kohlekraftwerke geschlossen wurde und der zweite Teil nur<br />

entschwefelt. Dies geschah zwischen 1993 und 1998.<br />

Welche anderen Zusammenhänge gab es aber noch zwischen dem Atomprogramm der<br />

Tschechischen Republik und den Kohlerevieren im Norden?<br />

Einerseits waren, und teils sind, die nordböhmischen Kohlereviere eine große Belastung<br />

für die Umwelt, andererseits sind sie auch Arbeitgeber für einige tausend Menschen in<br />

29


der Region. Die Schließung der Kohlekraftwerke <strong>zu</strong>m Zeitpunkt der vollständigen<br />

Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s hätte eine nachhaltige Auswirkung auf die Arbeitssituation in<br />

Nordböhmen gehabt.<br />

Im Mai 2003 hat <strong>Temelin</strong> erstmals vollständig seinen Probebetrieb aufgenommen. Eine<br />

Studie des tschechischen Ministeriums für Industrie und Handel ging davon aus, dass es<br />

im ungünstigsten Falle zwar vorübergehend <strong>zu</strong> einem Verlust von Arbeitsplätzen käme,<br />

aber dies könnte längerfristig kompensiert oder sogar überkompensiert werden<br />

(Schneibergova, Radio Prag, 13.09.2000 a). Regierungsunabhängige Experten werteten<br />

diese Schät<strong>zu</strong>ng als <strong>zu</strong> optimistisch. Sie gehen schlimmstenfalls von 50 % bis 60 %<br />

Arbeitslosenrate bei den Beschäftigten in den Kohlekraftwerken und den<br />

nachgelagerten Industrien nach Stilllegung der Kohlereviere aus. Bis heute ist jedoch<br />

ein Großteil der Kohlekraftwerke nach wie vor in Betrieb. Ob es <strong>zu</strong> Schließungen<br />

kommen wird, ist momentan nicht ab<strong>zu</strong>sehen. Es ist jedoch eher unwahrscheinlich.<br />

Die Prognose des tschechischen Industrieministeriums basierte auf einigen<br />

Grundannahmen. Erstens, sobald <strong>Temelin</strong> voll am Netz ist, kann es täglich ca.17,5 Mill.<br />

Megawattstunden Strom liefern (OÖN, 05.05.2003). Dies würde 12 Millionen Tonnen<br />

Braunkohle pro Jahr ersetzen, die weniger gefördert werden. Rechnet man dies auf die<br />

Leistung des einzelnen Arbeiters pro Jahr um, dann gehen 5.800 Arbeitsplätze verloren.<br />

Diese könnten nur durch eine Erhöhung der Energieausfuhren aus Tschechien erhalten<br />

werden. So könnten die Verluste bei den Arbeitsplätzen auf 3.500 reduziert werden.<br />

(Schneibergova, Radio Prag, 13.09.2000 a)<br />

Diese Rechnung stimmt jedoch nur bedingt, da nicht nur direkt mit dem Kohleabbau<br />

verbundene Arbeitsplätze verloren gehen würden, sondern auch vor- und nachgelagerte<br />

Leistungen. Dieser Umstand wurde vom Ministerium nicht berücksichtigt. Laut<br />

Berechnungen der Europäischen Union (ebd.) sind von jedem Arbeitsplatz in der<br />

Kohleförderung zweieinhalb Arbeitsplätze in den vor- und nachgelagerten Wirtschaftszweigen<br />

abhängig. Rechnet man weiter dann kommen <strong>zu</strong> den 5.800 verlorenen<br />

Arbeitsplätzen noch weitere 15.000 (ebd.) hin<strong>zu</strong>. Der Bezirk Most wäre am schwersten<br />

von einer Reduktion oder Stilllegung der Kohlereviere betroffen. Dort wären dann 66 %<br />

Arbeitslosenrate möglich. Bei extrem positiven Schät<strong>zu</strong>ngen wären es immer noch<br />

zwischen 35 % und 50 %.<br />

Wie sollen diese Arbeitsplätze kompensiert werden? Die Kohleförderungsgesellschaften<br />

sind verpflichtet von jeder verkauften Tonne Braunkohle einen gewissen Prozentsatz<br />

30


des Verkaufspreises beiseite <strong>zu</strong> legen um diesen in die Rekultivierung der Landschaft<br />

<strong>zu</strong> investieren. Für diese Rekultivierung werden Arbeitskräfte benötigt. Die<br />

tschechische Regierung plant überdies die Infrastruktur aus<strong>zu</strong>bauen. Der (Aus-) Bau<br />

von Autobahnen und die Renovierung von Plattenbauten in der Region sollen den<br />

Kohlearbeitern neue Arbeitsplätze verschaffen. Woher die finanziellen Mittel für<br />

derartige Infrastrukturprojekte kommen sollen ist bisher noch unklar.<br />

Nicht alle Kohlekraftwerke würden gleich von der Reduktion des Kohleabbaus<br />

betroffen sein. Einige dieser Kohleförderungsgesellschaften sind inzwischen<br />

privatisiert, und daher kann es unmöglich werden von staatlicher Seite dort<br />

ein<strong>zu</strong>greifen.<br />

31


4. Tschechische Standpunkte <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie<br />

4.1. Exkurs: Die Energiepolitik der Tschechoslowakei<br />

1990 wurde die Energiesituation in der CSSR durch das österreichische Ökologie-<br />

Institut wie folgt beschrieben:<br />

„Die Energiewirtschaft in der Tschechoslowakei ist […] durch einen hohen<br />

Energieeinsatz, durch große Ineffizienzen in der Energienut<strong>zu</strong>ng und durch ein geringes<br />

energiepolitisches Bewusstsein der Bevölkerung gekennzeichnet.“ (Meister/Haberl<br />

1990, 4).<br />

Die Kernenergie spielte Anfang der 1970er Jahre noch keine Rolle. Erst als die<br />

staatliche ENPO auf die Umweltzerstörung durch den Kohleabbau im Norden des<br />

Landes reagierte, stieg der Anteil des primären Energieaufkommens, der durch<br />

Kernenergie gedeckt wurde, binnen 15 Jahren auf 6,4 %. Der größte Teil der Energie<br />

wurde in den 1970er Jahren in der Industrie verbraucht – nämlich 63 %. Im Gegensatz<br />

da<strong>zu</strong> lag der OECD Durchschnitt für den verbrauchten Energieanteil in der Industrie <strong>zu</strong>r<br />

gleichen Zeit bei ca. 37 %. Diese Unterschiede ergaben sich durch die eingangs<br />

erwähnte Energieineffizienz in der damaligen CSSR.<br />

Vor den Umbrüchen 1989 deckte die CSSR ihren Stromverbrauch hauptsächlich durch<br />

fossile Brennstoffe (70 %), Wasserkraft (6 %) und durch heimisches Uran (24 %) ab<br />

(Daten der Energieverwertungsagentur von 1987, in Meister/Haberl, 1990, 8). Die<br />

Kohlekraftwerke waren <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt <strong>zu</strong>meist technisch veraltet und vor allem<br />

nicht mit Katalysatoren für Schwefeldioxid ausgestattet.<br />

Zwischen 1980 und 1989 wurden so gut wie keine neuen kalorischen Kraftwerke<br />

gebaut, da der Strombedarf durch den Ausbau des Kernenergieprogramms gedeckt<br />

werden sollte. Der Ausbau des Kernenergieprogramms benötigte jedoch mehr Zeit als<br />

geplant. Die überalterten Kohlekraftwerke mussten weiter eingesetzt werden. Die CSSR<br />

konnte kurz nach der Wende aber auch „(…) aus energiewirtschaftlichen Gründen nur<br />

sehr schwer auf die Atomenergie verzichten.“ (Meister/Haberl 1990, 9). Meister und<br />

Haberl (1990, 10) kommen <strong>zu</strong> dem Schluss, dass schon die Abschaltung einzelner<br />

Blöcke <strong>zu</strong> erheblichen Engpässen in der Stromversorgung hätten führen könnten, die<br />

durch Stromimporte aus dem Ausland hätten gedeckt werden müssen.<br />

Anfang der 1990er Jahre ging man noch von sehr hohen Zuwachsraten beim<br />

Stromverbrauch aus – speziell bei den Kleinverbrauchern. Das erwies sich im Laufe der<br />

32


1990er Jahre als falsch. Es gab natürlich einen steigenden Verbrauch, jedoch nicht in<br />

dem Maße wie man damals angenommen hatte 2 (Nebesar, Interview, 09.09.2003).<br />

Ab Anfang der 1980er Jahre stagnierten die Energieimporte aus der Sowjetunion, was<br />

<strong>zu</strong> einem Ausbau der Braunkohleförderung und des Atomprogramms führte. Der 7.<br />

Fünfjahresplan (1985 – 1990) sah vor den Anteil der Kohle am Primärenergieverbrauch<br />

bis 1990 auf 55 % und bis 2000 auf 50 % <strong>zu</strong> senken. Der Anteil der flüssigen<br />

Brennstoffe sollte bis 1990 auf 18,5 % gesenkt werden. Hingegen plante man den Anteil<br />

der gasförmigen Brennstoffe bis 1990 auf 14,7 % und bis 2000 auf 19 % <strong>zu</strong> steigern.<br />

Andere Energieträger sollten bis 1990 auf 11,3 % gesteigert werden. Der Anteil der<br />

Kernenergie sollte bis 1990 auf 7,3 % gesteigert werden. (Angaben aus Meister/Haberl<br />

1990, 20) Die Umwäl<strong>zu</strong>ngen Anfang der 1990er Jahre sorgten dafür, dass diese Pläne<br />

ins Wanken kamen. Spätestens seit 1993 setzte man hauptsächlich auf heimische Kohle<br />

und heimisches Uran um weitgehend unabhängig von ausländischen Energiequellen <strong>zu</strong><br />

sein (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />

Vor der Wende 1989 war die ENPO fest in Händen der Parteigremien der<br />

Kommunistischen Partei. Das eigentlich dafür <strong>zu</strong>ständige Ministerium für Brennstoffe<br />

und Energetik spielte in der Gestaltung der ENPO nur eine geringe Rolle. Nach der<br />

Wende blieb das Energieressort vorerst in den Händen von Kommunisten, wurde aber<br />

dem Wirtschaftsministerium angegliedert. Die kommunistischen Beamten und<br />

Funktionäre blieben größtenteils weiterhin in ihren Ämtern, da nicht genügend<br />

geschultes Personal bereitstand um die potentiellen Lücken <strong>zu</strong> füllen. Nach 1989 war es<br />

für die ehemalige Opposition schwer geeignete Personen <strong>zu</strong> nominieren, die in der<br />

ENPO eine Rolle hätten spielen können (Meister/Haberl 1990, 21).<br />

1990 stellte das tschechoslowakische Wirtschaftsministerium die „Grundsätze <strong>zu</strong>r<br />

staatlichen Energiepolitik“ vor. Hauptpfeiler dieses Konzepts waren Energiesparen,<br />

Ausbau der Kernenergie, stärkere Nut<strong>zu</strong>ng von Erdgas und von alternativen<br />

Energiequellen, Reduktion der Kohleförderung und eine generelle ökologische<br />

Orientierung. Auf Basis der damaligen Prognosen für den Stromverbrauch der nächsten<br />

Jahre erschien ein Ausbau der Atomprogramms unerlässlich um den Energiebedarf <strong>zu</strong><br />

decken, das Wirtschaftswachstum <strong>zu</strong> fördern und die Kohlereviere im Norden <strong>zu</strong><br />

2 Die Fehleinschät<strong>zu</strong>ng des künftigen Energiebedarfs ist teilweise darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass kurz vor und nach der<br />

Wende viele Haushalte mit einer Zentralhei<strong>zu</strong>ng ausgestattet wurden. Dies führte vorübergehend <strong>zu</strong> einem starken<br />

Anstieg des Energiebedarfs. (Meister/Haberl 1990, 12)<br />

33


schließen. Je nach Szenario sollten ein bis fünf neue KKWs gebaut werden – <strong>zu</strong>sätzlich<br />

<strong>zu</strong> dem im Bau befindlichen KKW <strong>Temelin</strong>. Man fürchtete eine ernste<br />

Energieversorgungskrise in den nächsten Jahren, wenn diese KKWs nicht gebaut<br />

würden. Außerdem sollte der Bau der KKWs die Stilllegung von 2.000 Megawatt bis<br />

ins Jahr 2000 sowie weiteren 1.500 Megawatt bis 2010 bei den Kohlekraftwerken<br />

ermöglichen (Wenisch/Bossew 1992, 8).<br />

Besonders die Slowakei war von der Kernenergie abhängig – mehr noch als Tschechien.<br />

So betrug der Anteil der Kernenergie an der Stromversorgung der Slowakei beachtliche<br />

55 %. Laut Wenisch/Bossew (1992, 8) regte sich in der CSSR Anfang der 1990er Jahre<br />

Skepsis bezüglich der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie. In einer Stellungnahme des<br />

tschechischen Umweltministeriums von 1991 wurde Kritik an den Plänen der<br />

Regierung geübt. Das Umweltministerium wies auf ein mögliches höheres<br />

Einsparpotential hin und schlug gleichzeitig die Nut<strong>zu</strong>ng alternativer Energiequellen<br />

vor. (Wenisch/Bossew 1992, 9) Darüber hinaus lehnte das tschechische<br />

Umweltministerium den weiteren Bau von KKWs ab. Die Gründe für die Kritik waren<br />

sowohl das Problem der Endlagerung als auch die beschränkte Kenntnis der Risiken<br />

von KKWs.<br />

Doch nun ein genauerer Blick auf das tschechoslowakische Atomprogramm. Ende der<br />

1970er Jahre glaubte man mit dem Bau von KKWs die Lösung für eine Reihe von<br />

anfallenden Problemen gefunden <strong>zu</strong> haben. Einerseits konnte so der steigende<br />

Energiebedarf gedeckt werden, und gleichzeitig konnten die Kohlekraftwerke nach und<br />

nach stillgelegt werden. Damals war das Wissen um alternative Energiequellen<br />

keineswegs so verbreitet wie heute, und in der CSSR war das überhaupt kein Thema.<br />

Die Kernenergie wurde daher sehr gefördert. Nach der Wende boten viele ausländische<br />

bzw. westliche Firmen ihre Hilfe beim Ausbau bzw. der Aufrüstung der KKWs an, die<br />

im nun geöffneten Osten eine wirtschaftliche Chance sahen. Die Kernenergie im<br />

Westen war <strong>zu</strong>nehmend nicht mehr salonfähig, und diese Firmen erhofften sich durch<br />

den osteuropäischen Markt eine Überlebenssicherung.<br />

Heute werden die beiden tschechischen KKWs <strong>Temelin</strong> und Dukovany von CEZ<br />

betrieben. Wie in Kapitel 3.3. schon erwähnt, wurde 2003 die so genannte „CEZ<br />

Gruppe“ gebildet, die aus einer Fusion von vier regionalen EVUs entstand. 13 Jahre<br />

<strong>zu</strong>vor, 1990, ging man den umgekehrten Weg: infolge einer Neuorganisation der E-<br />

34


Wirtschaft wurde der Stromkonzern CEZ in mehrere regionale EVUs zerschlagen. Die<br />

bestehenden Kraftwerke, seien es nun Kohle-, Kern- oder Wasserkraftwerke, blieben<br />

jedoch in Händen von CEZ.<br />

Noch Anfang der 1990er Jahre war die Zustimmung <strong>zu</strong>r Kernenergie in der CSSR<br />

relativ hoch. Der Grund dafür war einerseits die immense Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng durch<br />

die Kohlereviere im Norden, andererseits war vermutlich der Informationsstand der<br />

Bevölkerung über die Risiken der Kernenergie ungenügend. Aber auch heute ist das<br />

Verhältnis von Atombefürwortern <strong>zu</strong> Gegnern relativ konstant bei ca. 6:4 (Nebesar,<br />

Strasky, Interviews, 2003).<br />

4.2. Die Parteien<br />

4.2.1. Die Tschechische Sozialdemokratische Partei<br />

Die CSSD ist seit Mitte 1998 an der Regierung, und war vorher – seit 1992 – in<br />

Opposition. Der Vorsitzende der Partei und gleichzeitig Premierminister ist Vladimir<br />

Spidla; er ersetzte Milos Zeman an der Spitze der Partei und als Premier. Die CSSD ist<br />

seit den Wahlen im Juni 2002 mit der tschechischen Volkspartei (KDU-CSL) und der<br />

Freiheitsunion (UD-DEU) in einer Koalition. In der vorhergehenden Legislaturperiode<br />

bildete die CSSD eine Minderheitsregierung. Die geschah unter Duldung der ODS mit<br />

Hilfe eines „Oppositionsvertrages“, der jedoch teils heftig kritisiert wurde; unter<br />

anderem vom damaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Havel (OF). (Radio Prag<br />

2002 a)<br />

Die Partei stellt in der aktuellen Regierung den Industrieminister – Milan Urban.<br />

Was nun die Haltung der CSSD <strong>zu</strong>r Kernenergie angeht, so ist diese durchaus<br />

ambivalent. Grundsätzliche energiepolitische Ziele der Partei sind eine Senkung des<br />

Energieverbrauchs bei Privathaushalten und Firmen, die Nut<strong>zu</strong>ng von<br />

umweltfreundlichen Ressourcen und Technologien und, soweit ökonomisch vertretbar,<br />

die Nut<strong>zu</strong>ng von erneuerbaren Energiequellen. (CSSD 2000)<br />

Der jetzige Premier Spidla gehörte anfangs <strong>zu</strong> den <strong>Temelin</strong> Gegnern. Er selbst hat eine<br />

„grüne“ Vergangenheit. Spidla war Mitglied des tschechoslowakischen Naturschutzbundes,<br />

der vor der Wende sehr aktiv war. Sie sprachen sich <strong>zu</strong>m Beispiel gegen den<br />

35


Bau von vier Reaktorblöcken in <strong>Temelin</strong> aus. Bei der letzten Abstimmung über den<br />

Fertigbau von <strong>Temelin</strong> 1999 stimmte Spidla – damals noch einfacher Minister im<br />

Kabinett Zeman - gegen die Fertigstellung, allerdings begründete er seine Entscheidung<br />

mit Mängeln am Entwurf des Industrieministeriums (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />

Als die CSSD noch in Opposition war, wandte sie sich mehrheitlich gegen den<br />

Fertigbau von <strong>Temelin</strong>. So unterstützte die Partei noch 1997 Umweltschutzgruppen, die<br />

eine friedliche Demonstration in <strong>Temelin</strong> planten. Petra Buzkova, damals<br />

Vizevorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses und heute Bildungsministerin,<br />

plante sogar, selbst an der Demonstration teil<strong>zu</strong>nehmen. Milos Zeman, der damalige<br />

Parteivorsitzende, wird sogar wie folgt zitiert: „<br />

The <strong>Temelin</strong> power plant was a very bad investment. (…) It should be possible to stop<br />

the construction, but only after an expert evaluation.“ (Zeman 1997, in: Econnet 1997).<br />

Die Partei unterstützte damals sogar die Idee eines Referendums über <strong>Temelin</strong>, in dem<br />

die Bürger die Wahl zwischen mehreren energiepolitischen Optionen haben sollten.<br />

Als die CSSD 1998 an die Regierung kam, änderten sich die Standpunkte <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong><br />

beinahe radikal. Man muss allerdings festhalten, dass sich innerhalb der CSSD die<br />

Befürwortung und die Ablehnung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> beinahe die Waage halten. Jedoch wurde<br />

von den jeweiligen Premiers – Zeman, Spidla – die Parteilinie insofern vorgegeben, als<br />

dass sie sich von nun an für <strong>Temelin</strong> aussprachen. 1999 als die vorerst letzte<br />

Abstimmung in der tschechischen Regierung über die Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s<br />

abgehalten wurde, kam es innerhalb der Partei <strong>zu</strong> teils heftigen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen.<br />

Vor allem der damalige Umweltminister Milos Kuzvart war ein überzeugter <strong>Temelin</strong><br />

Gegner. Im Juli 2000 schloss Pavel Rychetsky, der damals Vize-Premier war, ein<br />

Referendum über <strong>Temelin</strong> aus, ebenso wie weitere Verhandlungen mit Österreich<br />

(Radio Prag 2002 a).<br />

Die Haltung der CSSD ist also keineswegs eindeutig, und hängt sehr stark von den<br />

jeweiligen politischen Akteuren innerhalb der Partei ab – mehr noch als in jeder anderen<br />

Partei. Allerdings dürfte die CSSD nach den Wahlen 1998 auch unter den <strong>zu</strong>nehmenden<br />

Druck der tschechischen Atomlobby geraten sein (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />

36


4.2.2. Die Demokratische Bürgerpartei<br />

Die ODS entstand Anfang 1991. Bis 1992 war das Bürgerforum (OF) die treibende<br />

politische Kraft in der CSSR nach der Wende. Es war eine Sammelbewegung von antikommunistischen<br />

Parteien, die nach 1989 die Regierungsgeschäfte übernahm. Vor<br />

diesem Hintergrund fand im Frühjahr 1991 der konstituierende Parteitag der ODS statt,<br />

an dem Vaclav Klaus <strong>zu</strong>m Parteivorsitzen gewählt wurde. Diese Funktion übte er bis<br />

2003 aus, als er <strong>zu</strong>m tschechischen Präsidenten gewählt wurde. Klaus dominierte die<br />

Geschichte der Partei mehr als alles andere. Die ODS kann als konservative<br />

Rechtspartei bezeichnet werden, und zeichnet sich durch einen ausgeprägten<br />

Euroskeptizismus aus (Radio Prag 2002 c). Klaus war von 1992 bis 1998 mit seiner<br />

Partei in der Regierungsverantwortung. Zu Anfang mit der konservativen<br />

Demokratischen Bürgerallianz (ODA), der Volkspartei (KDU-CSL) und den<br />

Christdemokraten (KDS), danach in einer Minderheitsregierung (Radio Prag 2002 c).<br />

Die ODS ist nach wie vor die zweitstärkste Partei in Tschechien.<br />

Die Partei forcierte den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s nach der Wende und spricht sich<br />

mehrheitlich für die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie aus. Als das Europäische Parlament im<br />

Mai 1999 in einer Resolution Tschechien indirekt da<strong>zu</strong> aufforderte <strong>Temelin</strong> nicht fertig<br />

<strong>zu</strong> stellen, lehnte Klaus diese Resolution entschieden ab. Er meinte sogar, dass <strong>Temelin</strong><br />

so sicher sei, dass andere europäische Länder davon lernen könnten (Karluniversität<br />

Prag 1999). Die Entscheidung für <strong>Temelin</strong> von 1999 wurde von der ODS sehr begrüßt.<br />

2000 ließ Klaus verlauten, dass die Idee eines Referendums über <strong>Temelin</strong> – nach 14<br />

Jahren Bau – „immensely false“ (Klaus 2000, in: Vanderbilt Universität 2000) sei.<br />

Während der Grenzblockaden war sich die Partei sogar mit den Kommunisten einig:<br />

<strong>Temelin</strong> sollte fertig gestellt werden und ans Netz gehen.<br />

Aber auch innerhalb der ODS findet man vereinzelt Personen, die sich gegen <strong>Temelin</strong><br />

aussprechen. So <strong>zu</strong>m Beispiel der frühere Umweltminister Bedrich Moldan. Jedoch ist<br />

die Politik <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> mehrheitlich von Zustimmung <strong>zu</strong> diesem Projekt geprägt.<br />

4.2.3. Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens<br />

Die KSCM ist die Nachfolgepartei der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei.<br />

Sie erreicht seit der Wende immer zwischen 10 % und 14 % bei Wahlen. Die KSCM ist<br />

37


orthodox-kommunistisch sowie grundsätzlich gegen den Beitritt <strong>zu</strong>r EU. Allerdings<br />

haben sich in den letzten Jahren kommunistische Politiker <strong>zu</strong>nehmend für den EU-<br />

Beitritt des Landes ausgesprochen (Radio Prag 2002 b). Die Partei ist weitgehend<br />

isoliert in der tschechischen Parteienlandschaft, und auch die meisten<br />

Gewerkschaftsführer distanzieren sich von der KSCM. (ebd.)<br />

Unter den Kommunisten wurde das KKW <strong>Temelin</strong> geplant und der Bau begonnen. Es<br />

ist also nicht weiter verwunderlich, dass die KSCM die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und<br />

<strong>Temelin</strong> eindeutig unterstützt.<br />

Laut dem Wahlprogramm aus 2002 wendet sich die Partei gegen die Privatisierung von<br />

staatlichen Unternehmungen und speziell gegen die Privatisierung von CEZ, die ja<br />

vorerst gescheitert ist. Was nun speziell <strong>Temelin</strong> betrifft so liest man in besagtem<br />

Programm, dass die volle Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s beschleunigt werden sollte. Es wird<br />

aber auch davon gesprochen, wie in der kommunistischen Ära auch vorgesehen, dass<br />

die Kohlekraftwerke im Norden geschlossen werden sollten. Die sozialen<br />

Auswirkungen dieser Schließungen sollten mit staatlicher Hilfe abgefedert werden.<br />

(KSCM 2002)<br />

Die KSCM steht also voll und ganz hinter dem Projekt; die Abstimmung der<br />

tschechischen Regierung von 1999 löste bei der Partei erwartungsgemäß Begeisterung<br />

aus.<br />

4.2.4. Die Christdemokratische Union – Tschechoslowakische Volkspartei<br />

Die KDU-CSL ist eine traditionalistische christlich-konservative Partei. Sie war von<br />

1992 bis 1998 in einer konservativen Koalition an der Regierung. 1999 formte sie<br />

<strong>zu</strong>sammen mit den kleineren Mitte-Rechts-Parteien Freiheitsunion (US), Demokratische<br />

Bürgerallianz (ODA) und der Demokratischen Union (DEU) eine oppositionelle<br />

Koalition. Vor den Wahlen 2002 schied die ODA aus, und US und DEU schlossen sich<br />

<strong>zu</strong> einem Wahlbündnis <strong>zu</strong>sammen. So wurde aus der Viererkoalition eine<br />

Zweierkoalition, die von da an mit dem neuen Namen „Koalice“ und einem<br />

gemeinsamen Logo auftrat. Die zwei Parteien haben einen Vertrag über eine enge<br />

Zusammenarbeit unterzeichnet. In der aktuellen tschechischen Regierung besteht eine<br />

Koalition aus CSSD und der „Koalice“ (KDU-CSL und US-DEU). Die Volkspartei<br />

stellt den Umweltminister Libor Ambrozek. Der Außenminister Cyril Svoboda wird von<br />

der US-DEU gestellt. (Radio Prag 2002 d)<br />

38


In der KDU-CSL findet man - neben der US-DEU – die meisten Gegner des KKW<br />

<strong>Temelin</strong> (Nebesar, Interview, 09.09.2003). Allerdings gibt es auch dort Politiker, die<br />

sich für <strong>Temelin</strong> aussprechen. Ein <strong>Temelin</strong> Gegner ist der jetzige Umweltminister<br />

Ambrozek. In einer Ausgabe der Pravda vom Juli 2002 betont er, dass <strong>Temelin</strong> das<br />

letzte KKW Tschechiens sein wird. So gibt er eine klare Linie für die <strong>zu</strong>künftige<br />

Atompolitik des Landes vor (Magistrat Wien 2002).<br />

Die KDU-CSL hat einige klare energiepolitische Ziele formuliert, die hier kurz<br />

vorgestellt werden sollen. Erstens spricht sich die Partei für faire Energiepreise aus. Das<br />

ist beinahe bei allen tschechischen Parteien ein Thema. Der Grund dafür ist der enorm<br />

hohe Strompreis, den die Tschechen zahlen, wohingegen der Strom nach Deutschland<br />

und Italien <strong>zu</strong> einem wesentlich geringeren Preis exportiert wird. Obwohl die<br />

Verwendung verschiedener Stromspannungsleitungen für das Inland und den Export<br />

einen direkten Vergleich erschweren, ergibt sich am Ende trotzdem eine Preisdifferenz,<br />

die <strong>zu</strong>lasten des tschechischen Stromzahlers geht. Weiters befürwortet die Partei die<br />

Privatisierung von CEZ und der lokalen Verteiler-EVUs, was jedoch inzwischen obsolet<br />

ist; CEZ hat sich mit eben diesen regionalen EVUs kürzlich <strong>zu</strong>r „CEZ-Gruppe“<br />

<strong>zu</strong>sammengeschlossen hat und ist nun ein einziger Konzern. Die Partei setzt sich auch<br />

stark für die Entwicklung einer nachhaltigen Energiepolitik Tschechiens ein. <strong>Temelin</strong><br />

soll fertig gestellt und schrittweise modernisiert werden. Die Kohlekraftwerke im<br />

Norden sollen effektiver und umweltfreundlicher gestaltet werden. Die Partei sieht die<br />

energiepolitische Zukunft Tschechiens in der Nut<strong>zu</strong>ng von Gas und Kohle. Sie schließt<br />

auch den Bau neuer Kohlekraftwerke nicht aus (KDU-CSL 1998 b). (KDU-CSL 1998<br />

a)<br />

Im Wahlprogramm von 1998 (KDU-CSL 1998 b) setzt die Partei auf die Steigerung der<br />

Energieeffizienz um den Bau weiterer Kraftwerke <strong>zu</strong> vermeiden. Die beiden KKWs in<br />

Tschechien sollen modernisiert werden bzw. ersetzt, falls sie nicht effektiv arbeiten. Die<br />

Auswirkungen der KKWs auf die Umwelt sollen soweit wie möglich minimiert werden,<br />

und die Produktion von Strom und Wärme in KKWs sollte verbunden werden.<br />

Die Partei stellte an CEZ und die Zulieferfirmen (Skoda) eine Bedingungen in Be<strong>zu</strong>g<br />

auf die Zeit und die Kosten, die <strong>Temelin</strong> noch verbrauchen darf. Die Kosten- und<br />

Zeitüberschreitungen sollten endgültig der Vergangenheit angehören. Bevor <strong>Temelin</strong><br />

endgültig in Betrieb geht, fordert die KDU-CSL eine internationale Anhörung in Be<strong>zu</strong>g<br />

auf die Sicherheit des KKWs.<br />

39


Im Wahlprogramm der „Koalice“ von 2002 (KDU-CSL 2002) hat sich im Vergleich<br />

<strong>zu</strong>m Jahr 1998 nicht viel verändert. Das einzige was sofort ins Auge sticht ist die<br />

Forderung, dass keine weiteren KKWs gebaut werden sollen.<br />

Die US-DEU betonte auch vor ihrer Zusammenarbeit mit der KDU-CSL die<br />

Wichtigkeit der Umweltpolitik. Das Thema <strong>Temelin</strong> war in den letzten Jahren bei<br />

Wahlkämpfen kein all<strong>zu</strong> großes Thema mehr (Strasky, Interview, 10.09.2003), da man<br />

damit keine Wahlen gewinnen konnte. Jedoch war es weiterhin ein Thema für kleinere<br />

Partei wie der US-DEU, die auch bei den vergangenen Wahlen unter anderem auf<br />

dieses Thema setzte.<br />

Was nun die KDU-CSL betrifft so ist sie auf dem Papier gegen <strong>Temelin</strong> und den<br />

Ausbau des Atomprogramms. Jedoch ist – wie erwähnt – die Angelegenheit in der<br />

Realpolitik nicht immer so eindeutig. Trotzdem ist diese Partei, neben der CSSD, eher<br />

atomkritisch eingestellt. Allerdings ist die Politik dahingehend – wie bei der CSSD –<br />

auch von den jeweiligen politischen Akteuren abhängig.<br />

4.3. Die <strong>zu</strong>ständigen Stellen<br />

In Tschechien ist das Industrieministerium für <strong>Temelin</strong> und Dukovany <strong>zu</strong>ständig, aber<br />

ebenso ist das Umweltministerium an energiepolitischen Agenden beteiligt. Nach dem<br />

Gipfel von Melk spielte das Außenministerium ebenfalls eine Rolle, da die<br />

nachfolgenden Verhandlungen vom damaligen Außenminister Kavan (CSSD) geführt<br />

wurden. Allerdings sind das Industrie- und Umweltministerium entscheidend.<br />

Das Industrieministerium ist traditionell für die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie, wohingegen<br />

das Umweltministerium sich dagegen ausspricht. Es gab aber auch im<br />

Umweltministerium immer wieder Minister, deren Ablehnung der Kernenergie wenig<br />

überzeugend war.<br />

Im Zuge des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es und der darin geforderten Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

versäumte es das Industrieministerium eine unabhängige Studie <strong>zu</strong>r<br />

Nullvariante bereit<strong>zu</strong>stellen. Das Industrieministerium argumentiert nach wie vor mit<br />

der Notwendigkeit <strong>Temelin</strong>s für die Stromversorgung des Landes. Als es im Jahr 1999<br />

<strong>zu</strong>r Abstimmung über <strong>Temelin</strong> kam, gab es teils heftige Kontroversen zwischen den<br />

beiden sozialdemokratischen Ministern Gregr (Industrie) und Kuzwart (Umwelt). Beide<br />

Ministerien erarbeiteten Entwürfe, die als Entscheidungsgrundlage für die Abstimmung<br />

dienen sollten. Die Entscheidung fiel <strong>zu</strong>gunsten Gregs aus. Das tschechische<br />

40


Umweltministerium ist gegen das einflussreichere Industrieministerium in der<br />

schwächeren Position und kann so seine Politik nicht erfolgreich durchsetzen.<br />

Der im Juni 2003 vorgestellte Entwurf für ein Energiekonzept des Landes bis 2030, der<br />

vom Industrieministerium erarbeitet wurde erregte Aufsehen. Das Konzept sieht sechs<br />

mögliche energiepolitische Optionen vor – drei davon können als durchaus<br />

atomfreundlich bezeichnet werden. Anfangs wurden die Aussagen des tschechischen<br />

Industrieministers Milan Urban als seine Privatmeinung bezeichnet. Es stellte sich<br />

jedoch schnell heraus, dass dieses Energiekonzept durchaus ernst <strong>zu</strong> nehmen ist. Die<br />

Regierung wird Ende diesen Jahres bzw. Anfang 2004 darüber entscheiden. (Asam e. V.<br />

2003)<br />

Eine Variante sieht den Ausbau <strong>Temelin</strong>s mit zwei weiteren Reaktoren vor. Das<br />

Industrieministerium hat der Regierung empfohlen sich für diese Variante <strong>zu</strong><br />

entscheiden. Eine weitere Option sieht die Inbetriebnahme von weiteren acht Reaktoren<br />

vor. Die dritte Option beinhaltet den Ausbau <strong>Temelin</strong>s auf drei <strong>zu</strong>sätzliche Reaktoren.<br />

Die drei anderen Optionen enthalten die Beibehaltung des jetzigen Zustandes oder den<br />

verstärkten Import von Erdgas und Kohle. (ebd.)<br />

Die Reaktionen auf diesen Entwurf waren geteilt. Einerseits wurde er von Teilen<br />

Österreichs als Provokation betrachtet, andererseits fragt man sich wie realistisch dieser<br />

Entwurf ist. Es wird nämlich stark vermutet, dass in Tschechien keine finanziellen<br />

Ressourcen vorhanden sind, die einen Ausbau der Kernenergie ermöglichen würden<br />

(Heindler, Rauter, Strasky, Interviews, 2003). Andererseits haben westliche Stromversorger<br />

wie E.ON oder EdF Osteuropa als neuen Standort entdeckt. Es ist für diese<br />

Firmen unerheblich, ob der Bedarf an Strom vorhanden ist oder nicht, da der Strom für<br />

den Export bestimmt ist. Darüber hinaus stellt sich für westliche Stromversorger die<br />

Finanzierungsfrage weniger. Es ist also durchaus möglich, dass diese Firmen weitere<br />

KKWs in Osteuropa bauen. Ob das auch in Tschechien geschehen wird, ist noch unklar.<br />

Jedoch sind die oben genannten Fragen der Finanzierung und des Energiebedarfs keine<br />

Garanten dafür, dass in Tschechien keine weiteren KKWs gebaut werden.<br />

41


5. Österreichische Standpunkte <strong>zu</strong>m Thema (tschechische) Kernenergie<br />

5.1. Die Parteien<br />

5.1.1. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs<br />

Die SPÖ war, mit Ausnahme der Periode der ÖVP Alleinregierung (1966 - 1970), bis<br />

1999 immer in Regierungsverantwortung. Bis Mitte der 1960er Jahre als<br />

stimmenschwächerer Partner der ÖVP. Es folgten die SPÖ Alleinregierungen von 1970<br />

bis 1983. Daraufhin kam es <strong>zu</strong> einem kurzen Zwischenspiel einer SPÖ/FPÖ Koalition.<br />

Anschließend wurde wieder die Koalition zwischen SPÖ und ÖVP erneuert. Diesmal<br />

war die SPÖ jedoch die stimmenstärkere Partei. Seit den Wahlen vom Oktober 1999<br />

befindet sich die SPÖ in Opposition. (Müller 1997, 123)<br />

Wie sieht die Vergangenheit der SPÖ in Sachen Kernenergie aus? Wie bereits im<br />

Kapitel 2 dargestellt war die SPÖ lange Zeit durchaus pro-nuklear eingestellt. Die<br />

Ablehnung gegen das Schweizer KKW Rüthi wollte die SPÖ nur auf dieses spezielle<br />

KKW beschränkt wissen, da sich in Österreich <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt Zwentendorf<br />

bereits im Bau befand. Als sich dann kurze Zeit später - Mitte der 1970er Jahre - der<br />

Widerstand gegen das geplante österreichische KKW St. Pantaleon regte, war die die<br />

Partei wieder vollständig auf einem pro-nuklearen Kurs – ebenso wie die in Opposition<br />

befindliche ÖVP und die Sozialpartner. Die Kernenergie wurde als notwendig für die<br />

Energieversorgung des Landes betrachtet. Als nach dem Konflikt um St. Pantaleon die<br />

Diskussion um Zwentendorf akut wurde, begannen sich zwar bereits Gegenstimmen<br />

innerhalb der vormaligen Befürworter des Projektes <strong>zu</strong> regen, jedoch blieb der damalige<br />

Bundeskanzler Kreisky weiterhin auf seinem Atomkurs. Faktoren, die in die Einstellung<br />

der politischen Akteure bezüglich Kernenergie änderten, waren sicherlich die<br />

Entspannung der Energiekrise der 1970er Jahre und natürlich das Reaktorunglück in<br />

Tschernobyl 1986. So war es auch nicht verwunderlich, dass die SPÖ spätestens nach<br />

diesem Ereignis einen anti-nuklearen Kurs einschlug.<br />

Besonders unter Bundeskanzler Vranitzky (SPÖ) wurde das Thema Anfang der 1990er<br />

Jahre <strong>zu</strong> einem nationalen Anliegen. Vranitzkys Ziel eines „atomfreien Europa“<br />

(Vranitzky 1990, in: Getzner 2003, 23) gab den Kurs der Partei für die nächsten Jahre<br />

vor.<br />

42


Im Zuge der Beitrittsverhandlungen nahm die SPÖ eine ähnliche Haltung ein wie die<br />

Grünen. Sie sprachen sich gegen die Vetopolitik der FPÖ gegenüber Tschechien aus,<br />

plädierten aber für ein Offenhalten des Energiekapitels der Beitrittsverhandlungen (Der<br />

Standard, 08.11.2001). Konkret sollte die Außenministerin durch einen<br />

parlamentarischen Beschluss gebunden sein, und so dem Energiekapitel im<br />

europäischen Ministerrat nicht <strong>zu</strong>stimmen. Die SPÖ unterstützte folglich das FPÖ<br />

Volksbegehren „Veto gegen <strong>Temelin</strong>“ nicht, und kritisierte das Vorgehen dieser Partei.<br />

Als Grund für die Kritik wurde die durch das Volksbegehren hervorgerufene<br />

Verschlechterung der Verhandlungsbereitschaft der Tschechen genannt. Die SPÖ<br />

fordert von der Bundesregierung eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit der<br />

Tschechischen Republik.<br />

Weiters setzt sich die SPÖ für eine verstärkte Forcierung der so genannten Nulloption –<br />

also der Stilllegung des KKW <strong>Temelin</strong> - ein. Die SPÖ unterstützte so auch das von den<br />

Grünen vorgeschlagene österreichische Ausstiegsangebot für <strong>Temelin</strong> an Tschechien<br />

(Der Standard, 08.11.2001). So stimmten die SPÖ Abgeordneten im Dezember 2002 für<br />

einen entsprechenden Entschließungsantrag der grünen Abgeordneten Glawischnig, der<br />

jedoch mit den Stimmen von ÖVP und FPÖ abgelehnt wurde (Prinzhorn 2002, 67).<br />

Die Partei ist mit den Ergebnissen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es nicht <strong>zu</strong>frieden, da vor allem<br />

die Einklagbarkeit der Ergebnisse, laut Parteiangaben, nicht gegeben ist (SPÖ 2002). So<br />

fordert die Partei aktuell einen Neustart der heimischen Anti-Atom-Politik und eine<br />

klare Absage an die geplante Aufstockung des EURATOM Kreditrahmens, wie sie von<br />

der Europäischen Kommission gefordert wurde (SPÖ 2003). Zusätzlich fordert die<br />

Partei eine verstärkte Bündnispartnersuche auf europäischer Ebene. Ein weiterer<br />

Fixpunkt in der Politik der Partei ist die Forderung des europaweiten Ausstiegs aus der<br />

Kernenergie. Dieses Ziel soll im Rahmen einer europäischen Ausstiegskonferenz<br />

diskutiert werden. Der Ausstieg soll sowohl für die neuen als auch für die bisherigen<br />

Mitgliedstaaten der Union verstärkt angestrebt werden.<br />

5.1.2. Die Österreichische Volkspartei<br />

Die Österreichische Volkspartei war seit Beginn der Zweiten Republik viele Jahre in<br />

Regierungsverantwortung. Dies jedoch in unterschiedlichen Konstellationen: Bis Mitte<br />

der 1960er Jahre als stimmenstärkerer Koalitionspartner mit der SPÖ, dann folgte eine<br />

43


Periode der ÖVP Alleinregierung. Im Zeitraum von April 1970 bis Jänner 1987 war die<br />

ÖVP dann in Opposition. Anschließend kam es wieder <strong>zu</strong> einer Koalition mit der SPÖ –<br />

diesmal war die ÖVP jedoch der stimmenschwächere Partner. Diese Koalition endete<br />

1999 und wurde von einer ÖVP/FPÖ Koalition abgelöst. (Müller 1997, 123)<br />

Die Vergangenheit der ÖVP in Sachen Kernenergie ist durchaus ambivalent. In Kapitel<br />

2 wurde die Haltung der Parteien <strong>zu</strong> diesem Thema schon näher beleuchtet. An dieser<br />

Stelle soll kurz die Haltung der ÖVP im Speziellen nochmals umrissen werden.<br />

Im Falle des Schweizer KKW Rüthi sprach sich die damalige ÖVP dominierte<br />

Vorarlberger Landesregierung eindeutig gegen das geplante Projekt aus, und forderte<br />

die Bundesregierung auf <strong>zu</strong> intervenieren. Bundes- und Landesregierung befanden sich<br />

in diesem Punkt inhaltlich auf derselben Linie. Wie schon im Kapitel 2 erwähnt wollte<br />

die ÖVP ihren Widerstand jedoch nur auf Rüthi beschränkt wissen, und nicht gegen die<br />

Kernenergie im Allgemeinen<br />

Einige Jahre später in der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng um das geplante österreichische KKW<br />

St. Pantaleon sah die Sache schon etwas anders aus. Die Partei sprach sich für den Bau<br />

des KKW aus und setzte in ihrem Energiekonzept ganz auf die Kernenergie.<br />

Doch auch diese Haltung setzte sich nicht konsequent durch. Hatte die ÖVP noch Ende<br />

der 1960er Jahre - während der Zeit ihrer Alleinregierung - den Bau den KKW<br />

Zwentendorf beschlossen, war ihre Haltung in der Diskussion ab einem gewissen<br />

Zeitpunkt nicht mehr ganz eindeutig. Die Zustimmung <strong>zu</strong>m Projekt war so ungewiss,<br />

dass sich die SPÖ <strong>zu</strong>r Volksabstimmung gezwungen sah, die mit dem inzwischen<br />

bekannten Ergebnis endete.<br />

Im Falle von Wackersdorf war die Sensibilisierung der Bevölkerung soweit<br />

fortgeschritten und auch Tschernobyl hatte seine Spuren hinterlassen, dass sich die ÖVP<br />

hier ganz und gar gegen das Projekt wendete.<br />

Heute ist das grundsätzliche Ziel der Partei der Ausstieg aus der Kernenergie und der<br />

Verzicht auf neue Kernkraftwerke in Europa. Dieses Ziel gilt für alte Reaktoren<br />

russischer Bauart genauso wie für die – besonders in Grenznähe befindlichen – KKWs<br />

in Deutschland, der Schweiz, Tschechien, der Slowakei, Ungarn und Slowenien. (ÖVP<br />

2003) Was im Speziellen <strong>Temelin</strong> betrifft, so ist die ÖVP – nach eigenen Angaben –<br />

davon überzeugt, dass die Entscheidung über einen Ausstieg Tschechiens aus der<br />

44


Kernenergie nur im Land selbst liegen kann, so wie es auch eine österreichische<br />

Entscheidung war aus Zwentendorf aus<strong>zu</strong>steigen. (ÖVP 2003) Da die tschechische<br />

Bevölkerung im Moment mehrheitlich noch nicht für einen solchen Ausstieg bereit ist,<br />

fordert die ÖVP die Verfügbarkeit aller Informationen und <strong>zu</strong>mindest maximale<br />

Sicherheitsstandards – nicht nur für <strong>Temelin</strong>, sondern für alle europäischen KKWs. Die<br />

ÖVP ist jedoch weiterhin für eine Nichtinbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s, und wird weiter mit<br />

der Tschechischen Republik darüber verhandeln. Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> wurde für die<br />

Partei erfolgreich abgeschlossen, da hohe Sicherheitsstandards vereinbart und<br />

abgesichert wurden. (ebd.)<br />

Im Gegensatz <strong>zu</strong>m Koalitionspartner FPÖ sprach sich die ÖVP eindeutig gegen ein<br />

Veto bezüglich des Beitritts der Tschechischen Republik <strong>zu</strong>r Europäischen Union aus.<br />

Die ÖVP legt daher großen Wert auf die Anerkennung des Rechts jedes Landes auf die<br />

freie Wahl seiner Energieträger (Böckle, Interview, 10.07.2003).<br />

Die ÖVP versuchte in der <strong>Temelin</strong> Diskussion eine pragmatische Position <strong>zu</strong> beziehen,<br />

die ihr jedoch Kritik von Seiten der Atomgegner und der Opposition einbrachte. Die<br />

ÖVP interpretierte die bisherigen Verhandlungsergebnisse teils unterschiedlich <strong>zu</strong> den<br />

anderen Parteien. So sind die Vereinbarungen von Melk und Brüssel in Augen der ÖVP<br />

vor dem EuGH einklagbar, wohingegen diese Angelegenheit vom Koalitionspartner<br />

FPÖ und der Opposition anders interpretiert wird. Doch da<strong>zu</strong> mehr im Kapitel 8 dieser<br />

Arbeit.<br />

5.1.3. Die Freiheitliche Partei Österreichs<br />

Die FPÖ ist seit 1999 in einer Regierungskoalition mit der seit 2002 stimmenstärkeren<br />

ÖVP; davor war sie durchwegs in Opposition mit Ausnahme des Zeitraums von Mai<br />

1983 bis Jänner 1987. Während dieser Zeit war die Partei der Juniorpartner in einer<br />

Regierungskoalition mit der ebenfalls stimmenstärkeren SPÖ. (Müller 1997, 123)<br />

Wie in Kapitel 2 dieser Arbeit schon gezeigt wurde, kann die FPÖ als eine durchwegs<br />

anti-nukleare Partei bezeichnet werden. Schon in den Konflikten um Rüthi, St.<br />

Pantaleon, Zwentendorf und Wackersdorf solidarisierte sie sich mit den Anti-Atom-<br />

Gruppen.<br />

45


Die Frage ist nun, hat sich seither an der Haltung der FPÖ etwas geändert? Diese Frage<br />

lässt sich mit einem eindeutigen Nein beantworten. Ob es nun die Diskussion um das<br />

Zwischenlager im tschechischen Dukovany oder der Konflikt um <strong>Temelin</strong> ist, die FPÖ<br />

bleibt weiterhin bei ihrer strikten anti-nuklearen Linie. Zugespitzt hatte sich der<br />

Konflikt <strong>zu</strong>letzt im Rahmen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es und des von Teilen der FPÖ<br />

initiierten Volksbegehrens (Jänner 2002) gegen <strong>Temelin</strong>.<br />

Das Volksbegehren wurde von den Landesgruppen Wien, Niederösterreich und<br />

Oberösterreich initiiert. Bei einer Vollinbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s sollte Österreich ein<br />

Veto gegen den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r EU einlegen. Dem gegenüber standen jedoch<br />

auch gemäßigtere Proponenten der Partei, die nur den vorläufigen Abschluss des<br />

Energiekapitels ablehnten. Was de facto einem Veto jedoch gleichkam.<br />

Die drei Landesvertreter unterzeichneten in Folge eine gemeinsame Erklärung, in der<br />

sie sich zwar <strong>zu</strong>r Erweiterung der EU bekannten, aber im Zusammenhang mit den<br />

Kernkraftwerken der Beitrittsländern Forderungen stellten. Fazit der gemeinsamen<br />

Erklärung war: einige der Anlagen müssen als Existenzbedrohung für die eigenen<br />

Bürger und jene in den Nachbarländern betrachtet werden. (Kronberger 2003)<br />

Bei der Abstimmung über den Beitritt der Tschechischen Republik <strong>zu</strong>r EU im<br />

Europäischen Parlament war jedoch das Abstimmungsverhalten der freiheitlichen MEPs<br />

nicht mehr geschlossen. Einerseits wollte man nicht das grundsätzliche Ja <strong>zu</strong>r<br />

Erweiterung in Frage stellen, andererseits wollte man weiterhin am Aus für <strong>Temelin</strong><br />

festhalten (Kronberger 2003). Letztlich sah das Abstimmungsverhalten der MEPs<br />

folgendermaßen aus: Daniela Raschhofer stimmte für den Beitritt, Hans Kronberger<br />

enthielt sich der Stimme und Wolfgang Ilgenfritz stimmte dagegen.<br />

Die FPÖ fordert weiterhin die Wiederaufnahme bilateraler Gespräche mit Tschechien<br />

unter Miteinbeziehung aller österreichischen Parteien (ebd.). Es sollten Ausstiegsszenarien<br />

erarbeitet werden, da die Null-Option weiterhin von der Partei gefordert wird.<br />

Der Widerstand der FPÖ gegen <strong>Temelin</strong> gab jedoch immer wieder Anlass <strong>zu</strong><br />

Diskussion und Kritik was die Motive und die Vorgehensweise der Partei betraf. So<br />

wurde das Volksbegehren von Seiten der Opposition, der NGOs und des Koalitionspartners<br />

ÖVP stark kritisiert. Zu den genauern Gründen hierfür mehr im Kapitel 9 der<br />

Arbeit. Der Hauptvorwurf zielte jedoch auf die Vermutung ab, dass die FPÖ <strong>Temelin</strong><br />

46


nur als Vorwand benutzte, und eigentlich den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r EU verhindern<br />

wollte.<br />

Ungünstig auf die Diskussion wirkte sich auch die – unter anderem von der FPÖ<br />

hergestellte - Verbindung zwischen Benes Dekreten und <strong>Temelin</strong> aus. Die FPÖ wurde<br />

mit dem Vorwurf, latente anti-slawische Ressentiments in der Bevölkerung <strong>zu</strong><br />

forcieren, konfrontiert.<br />

Daher fällt es dem Beobachter manchmal schwer <strong>zu</strong> unterscheiden, was tatsächlich<br />

einer anti-nukleare Einstellung <strong>zu</strong>grunde liegt, und was auf andere Dinge (Benes etc.)<br />

<strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen ist (Högelsberger, Interview, 24.07.2003<br />

5.1.4. Die Grünen<br />

Die Grünen sind erst seit 1986 im österreichischen Parlament vertreten, und befinden<br />

sich seither immer in Opposition. Die Partei, in ihrer heutigen Form, hat im bisherigen<br />

Konflikt um die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie erst ab der Diskussion um die WAA<br />

Wackersdorf mitgewirkt. Es liegt in der Natur der Grünen, dass sie sich konsequent<br />

gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie aussprechen.<br />

Im Konflikt um <strong>Temelin</strong> waren die Grünen jedoch aktiv beteiligt. Die Partei fordert in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf das KKW nach dem Abschluss des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es die Wiederaufnahme<br />

bilateraler Verhandlungen im Rahmen einer außenpolitischen Offensive Österreichs<br />

(Der Standard, 08.11.2001). Thema der Verhandlungen mit der Tschechischen Republik<br />

sollte auch die so genannte Nulloption für <strong>Temelin</strong> sein, das sich noch im Probebetrieb<br />

befindet.<br />

Die grüne Politik <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> umfasst im Wesentlichen folgende konkrete Forderungen,<br />

die auch in einem Beschluss des Bundesvorstandes der Partei ihren Ausdruck finden<br />

(Kommunikationsrichtlinie der Grünen, o. J.). In erster Linie wollen die Grünen das<br />

Thema <strong>Temelin</strong> bzw. Kernenergie auch nach dem <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> nicht auf einen<br />

politischen Nebenschauplatz verlegt wissen.<br />

Sie fordern eine Initiative für den europaweiten Atomausstieg und eine verstärkte<br />

Forcierung der erneuerbaren Energien. Ziel ist der gesamteuropäische Ausstieg aus der<br />

Kernenergie in den nächsten 10 Jahren. Die Forderungen der Grünen, in Be<strong>zu</strong>g auf den<br />

EURATOM Vertrag, haben sich nicht erfüllt. Die Partei forderte nämlich die Änderung<br />

des EURATOM Vertrages (primäres Gemeinschaftsrecht) in sekundäres Gemein-<br />

47


schaftsrecht im Zuge des Europäischen Konvents <strong>zu</strong>r Schaffung einer Verfassung für<br />

die Europäische Union (ebd.). Diese Umwandlung hätte Änderungen am EURATOM<br />

Vertrag erleichtert, da <strong>zu</strong>r Abänderung von Sekundärrecht weniger Stimmen<br />

erforderlich sind. Darüber hinaus wäre die privilegierte Position der europäischen<br />

Kernenergiewirtschaft - <strong>zu</strong>mindest gemeinschaftlichrechtlich - beendet worden. Die<br />

Grünen fordern weiters ein klares Nein Österreichs <strong>zu</strong> einer Aufstockung des<br />

EURATOM Kreditrahmens. Diese Aufstockung müsste von den Finanzministern der<br />

Mitgliedsstaaten beschlossen werden.<br />

Darüber hinaus soll ein detailliertes finanzielles <strong>Temelin</strong>-Ausstiegsangebot der<br />

österreichischen Bundesregierung an Tschechien erarbeitet werden. Dieses<br />

Ausstiegspaket soll die Basis für Ausstiegsverhandlungen mit Tschechien sein. Neben<br />

dieser direkten Ausstiegshilfe, an der sich auch die Europäische Kommission und<br />

andere Mitgliedsländer beteiligen sollen, soll ein <strong>Temelin</strong>-Ausstiegsfonds eingerichtet<br />

werden (Grüne Lösungsvorschläge <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> und Atom, o. J.). Zusätzlich sollte eine<br />

internationale <strong>Temelin</strong> Ausstiegskonferenz einberufen werden.<br />

Eine weitere Forderung an die Bundesregierung ist eine europaweite<br />

Informationsoffensive über das „Schwarzbuch“ internationaler Atomwissenschaftler <strong>zu</strong><br />

den Sicherheitsrisiken in <strong>Temelin</strong> sowie eine forciertere Bündnispartnersuche auf<br />

europäischer Ebene. Ebenfalls wird die Aufstockung der finanziellen Mittel der Anti-<br />

Atom-Gruppen gefordert.<br />

Die Grünen sprachen sich jedoch <strong>zu</strong> jedem Zeitpunkt gegen ein Veto Österreichs <strong>zu</strong>m<br />

EU Beitritt Tschechiens aus, da die Partei die Osterweiterung unterstützt. Die Partei<br />

forderte jedoch das Energiekapitel offen <strong>zu</strong> halten, was einem Veto sehr ähnlich ist, da<br />

der Beitrittsvertrag so nicht abgeschlossen werden kann (Böckle, Interview,<br />

10.07.2003). Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> stellte für die Grünen in vielerlei Hinsicht einen<br />

Fehlschlag dar. Hauptsächlich deshalb, weil bei weitem nicht alle Sicherheitsmängel<br />

thematisiert wurden. Darüber hinaus kritisieren sie die nichtgegebene Einklagbarkeit<br />

der Vereinbarung vor dem EuGH.<br />

So fordern die Grünen weiterhin eine aktive Anti-Atompolitik der österreichischen<br />

Bundesregierung unter Berücksichtigung der europäischen Ebene, da sich die Partei<br />

gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie im Allgemeinen ausspricht. Die Grünen haben<br />

ihren Ursprung auch in der Anti-Atom- und Umweltschutzbewegung, was die bisherige<br />

48


Konsequenz in der Haltung der Partei <strong>zu</strong> diesem Thema erklärt. Allerdings waren sie<br />

bisher noch nie in Regierungsverantwortung. Dieser Umstand erleichtert die<br />

Formulierung von strikten Forderungen (Högelsberger, Interview, 24.07.2003).<br />

5.2. Die <strong>zu</strong>ständigen Stellen<br />

Die Zuständigkeiten in diesem Bereich haben sich im Laufe der Zeit geändert. Zur<br />

besseren Orientierung erscheint es sinnvoll, näher darauf ein<strong>zu</strong>gehen.<br />

Die Nuklearkoordination und der Strahlenschutz betreffen mehrere Ressorts. So kann<br />

nie eine ganz strikte Kompetenzverteilung aufrechterhalten werden. Schon allein die<br />

Entscheidungen auf EU-Ebene in diesem Bereich werden in den verschiedenen EU-<br />

Ministerräten sowohl vom Finanzminister, Gesundheitsminister oder auch von der<br />

Außenministerin getroffen.<br />

Im Laufe der Zeit wanderten die Bereiche Nuklearkoordination und Strahlenschutz<br />

daher in die Zuständigkeit verschiedener Ministerien. Während der SPÖ/ÖVP Koalition<br />

unterstand der Bereich Nuklearkoordination der Zuständigkeit des Bundeskanzleramtes.<br />

Der Bereich Strahlenschutz fiel im Laufe der Jahre sowohl unter die Zuständigkeit des<br />

BKA als auch des Umweltministeriums 3 . In der Regierung Klima war ebenfalls noch<br />

das Konsumentenschutzministerium <strong>zu</strong>ständig. Seit der ÖVP/FPÖ Koalition ist das<br />

Ministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowohl für<br />

die Nuklearkoordination als auch für den Bereich Strahlenschutz <strong>zu</strong>ständig. (Molin,<br />

Interview, 15.07.2003)<br />

Eine grundsätzliche Zuständigkeit in diesem Bereich war für dieses Ministerium<br />

ohnehin immer gegeben. Aber auch heute ist natürlich noch das BKA stark involviert,<br />

ebenso wie das Außenministerium.<br />

In der Nuklearkoordination laufen Informationen <strong>zu</strong>sammen und es werden dort<br />

Handlungsoptionen für die Nuklearpolitik Österreichs erarbeitet. Weiters ist diese<br />

Abteilung im Bereich nukleare Sicherheit in den mittel- und osteuropäischen Ländern<br />

sehr aktiv (BMLFWU 2003).<br />

Was den Standpunkt bzw. die Politik <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie und <strong>Temelin</strong> betrifft<br />

scheint die Position eindeutig. Trotzdem möchte ich hier näher auf die genauen Ziele<br />

3 Siehe tabellarische Übersicht im Anhang <strong>zu</strong>r Aufteilung der Ressorts<br />

49


und Vorstellungen der Regierung in Be<strong>zu</strong>g auf dieses Thema eingehen. Im Kapitel 7<br />

wird man sehen inwieweit Zugeständnisse <strong>zu</strong> den Vorgaben gemacht werden mussten.<br />

Kernenergie ist nicht mit einer nachhaltigen Entwicklung in Einklang <strong>zu</strong> bringen.<br />

Ebenso wenig ist Kernenergie eine Option <strong>zu</strong>r Bekämpfung des Treibhauseffektes. Was<br />

übrigens in dem, im Jahr 2000 erschienen und 2001 beschlossenen, Grünbuch der<br />

Europäischen Kommission als Argument für die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie präsentiert<br />

wurde (Europäische Kommission 2001, 32). Österreich beschreibt seine Rolle in der<br />

Kernenergiedebatte gerne als die eines „Schrittmachers“ für einen langfristigen<br />

europaweiten bzw. globalen Ausstieg aus der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie (ebd.).<br />

Das aktuelle Regierungsprogramm der ÖVP/FPÖ Koalition in Sachen Nuklearpolitik<br />

fußt insbesondere auf der Entschließung des Nationalrates vom 10. Juli 2002. Darin<br />

wurde gefordert, dass die Anti-Atompolitik der Bundesregierung weiterhin aktiv<br />

fortgeführt werden soll. Das beinhaltet auch weitere intensive Gespräche mit<br />

Tschechien über die Nullvariante <strong>Temelin</strong>s. Außerdem wurde weiterhin die<br />

Möglichkeit, finanzielle Ausstiegsangebote <strong>zu</strong> unterbreiten, in Betracht gezogen. Jedoch<br />

nur, wenn Tschechien da<strong>zu</strong> bereit wäre und die EU sich an einem solchen Angebot<br />

beteiligen würde. (Stenographische Protokolle 2002, 64)<br />

Auf europäischer Ebene soll verhindert werden, dass weitere finanzielle Mittel im<br />

Rahmen von EURATOM in den Neubau, die Kapazitätsausweitungen oder die<br />

Laufzeitverlängerung von KKWs investiert werden (BMLFWU 2003). Weiters soll<br />

Österreich seine „Schrittmacherfunktion“ aktiv wahrnehmen und das Ziel eines<br />

europaweiten Kernenergieausstieges aktiv weiterverfolgen.<br />

Ein längerfristiges Ziel ist schließlich auch die Weiterentwicklung des Völkerrechts <strong>zu</strong>r<br />

Wahrung der Gesundheit der Bevölkerung und der Umwelt (ebd.).<br />

5.3. Die Position der österreichischen Bundesländer<br />

Die Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg zählen neben der<br />

Bundesregierung <strong>zu</strong> den wesentlichsten Akteuren im „Kampf gegen <strong>Temelin</strong>“. Wie<br />

schon in Kapitel 2 der Arbeit veranschaulicht wurde, reicht das Engagement<br />

österreichischer Bundesländer gegen KKWs schon sehr lange <strong>zu</strong>rück. Man denke nur an<br />

die erfolgreichen Anstrengungen Vorarlbergs gegen das Schweizer KKW Rüthi.<br />

Schon aufgrund der rein geographischen Nähe <strong>zu</strong> Tschechien bzw. <strong>Temelin</strong> (Entfernung<br />

Linz – <strong>Temelin</strong>: 100 km) taten sich die oben genannten Bundesländer in der Diskussion<br />

50


um das KKW besonders hervor. In diesem Kapitel werden die Forderungen und<br />

Standpunkte dieser drei Bundesländer umrissen. Es sollen aber auch die Unterschiede in<br />

der Politik zwischen Bundes- und Landesebene ersichtlich werden.<br />

Oberösterreich erkannte sofort nach der Wende die Chancen, die sich nun durch den<br />

Regimewechsel ergaben. So wurden von Anfang an Maßnahmen gegen <strong>Temelin</strong> bzw.<br />

dessen Stilllegung gefordert. Die Maßnahmen Oberösterreichs verstärkten sich seit<br />

1997 in Anbetracht der Beitrittsverhandlungen mit der Tschechischen Republik. Es<br />

wurden – ebenso wie in den anderen Bundesländern – mehrere Landtagsresolutionen<br />

verabschiedet und Positionspapiere erarbeitet, die die Bundesregierung aufforderten<br />

Aktionen gegen <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> setzen.<br />

So <strong>zu</strong>m Beispiel ein vom oberösterreichischen Landtag einstimmig angenommener<br />

Antrag des Finanzausschusses von 1997. Darin wurde die Bundesregierung<br />

aufgefordert, die Beitrittsverhandlungen mit der Tschechischen Republik solange <strong>zu</strong><br />

verschieben bis der Bau von <strong>Temelin</strong> gestoppt worden ist. Weiters wurde die<br />

Bundesregierung aufgefordert, sich für europäische Sicherheitsstandards für<br />

Kernkraftwerke ein<strong>zu</strong>setzen sowie einen Fonds <strong>zu</strong> schaffen, der die Stilllegung von<br />

gefährlichen Reaktoren finanzieren sollte. (Scherhaufer/Högelsberger 1999, 31)<br />

In einem Initiativantrag vom November desselben Jahres, der ebenfalls einstimmig<br />

angenommen wurde, wurde das oben genannte nochmals bekräftigt, und außerdem<br />

sollte Tschechien eine Ausstiegsalternative angeboten werden (Oberösterreichischer<br />

Landtag 1997). Zusammen mit der Europäischen Union sollte Tschechien eine<br />

Machbarkeitsstudie über den Ersatz <strong>Temelin</strong>s durch ein Gas-Dampf-Kraftwerk<br />

unterbreitet werden, <strong>zu</strong>sammen mit einem Kreditfinanzierungsangebot der EU.<br />

Mitte 1999 – nach der Abstimmung der tschechischen Regierung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> – wurde<br />

erstmals der Abbruch des <strong>Temelin</strong> Projekts <strong>zu</strong>r Bedingung für den Beitritt der<br />

Tschechischen Republik gemacht. So wurde diese Forderung dann auch in einem<br />

Initiativantrag vom Juni 1999 formuliert (Scherhaufer/Högelsberger 1999, 33). Der<br />

Baustopp sowie ein Konzept <strong>zu</strong>m Ausstieg aus der Kernenergie sollte Vorausset<strong>zu</strong>ng<br />

für die Zustimmung Österreichs <strong>zu</strong>m EU-Beitritt Tschechiens werden. Weiters sollte<br />

durch eine verstärkte Unterstüt<strong>zu</strong>ng der örtlichen NGOs eine intensivere<br />

Informationsarbeit über <strong>Temelin</strong> ermöglicht werden. Außerdem wurde gefordert, dass<br />

die Bundesländer und die NGOs gemeinsam ein Aktionsprogramm gegen <strong>Temelin</strong><br />

51


erstellen sollten, wobei alle politischen und rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

werden sollten. Dieser Antrag wurde ebenfalls angenommen, jedoch nicht einstimmig.<br />

Es gab noch eine Reihe von Anträgen, Resolutionen und Forderungen an die<br />

Europäische Kommission etc., die jedoch alle den dargestellten Grundtenor<br />

wiedergaben. Die Forderungen vor und nach dem Gipfel von Brüssel 2001 entsprachen<br />

jenen der anderen Bundesländer, die im Folgenden noch dargestellt werden.<br />

Im April 2001 forderte der niederösterreichische Landtag (Nö. Landtag 2001 a) die<br />

Landesregierung auf, an die Bundesregierung bezüglich einer Klarstellung des <strong>Melker</strong><br />

Abkommens <strong>zu</strong> appellieren. Zu allererst sollten die laufenden Verhandlungen mit der<br />

Tschechischen Republik verstärkt werden, und die Landesregierung sollte die<br />

niederösterreichische Position in Wien mit Nachdruck vertreten. Das laufende UVP<br />

Verfahren sollte auf eine Gesamt-UVP nach tschechischem Recht erweitert werden,<br />

unter Berücksichtigung der Espoo Konvention und den im Melk Abkommen genannten<br />

EU-Richtlinien. Darüber hinaus sollte ein Baustopp erwirkt werden bis das UVP<br />

Verfahren abgeschlossen wäre. Weiters war es für den niederösterreichischen Landtag<br />

wichtig bei der Bundesregierung klar<strong>zu</strong>stellen, dass der Widerstand gegen <strong>Temelin</strong>,<br />

auch über das Abkommen von Melk hinaus, weitergeführt wird.<br />

Das Land Niederösterreich forderte ein Verbot von Stromlieferverträgen mit<br />

Tschechien. Ähnliche Regelungen sollten in allen EU-Mitgliedsstaaten herbeigeführt<br />

werden. Im Rahmen der Beitrittsverhandlungen sollte die von tschechischen<br />

Stromkunden quersubventionierten Dumping-Stromexporte von Tschechien in den EU-<br />

Raum thematisiert und verurteilt werden. Außerdem sollte die vollständige und<br />

zeitgemäße Umset<strong>zu</strong>ng des <strong>Melker</strong> Abkommens, die Vorausset<strong>zu</strong>ng für den Abschluss<br />

des Energiekapitels der Beitrittsverhandlungen sein (ebd.).<br />

Im Mai 2001 fand ein Gipfel mit Vertretern des Landes Niederösterreich, der im<br />

Landtag vertretenen Parteien und der überparteilichen Anti-Atom-Organisationen<br />

Niederösterreichs statt. Dabei wurde ein Positionspapier erarbeitet. Der Inhalt des<br />

Papiers war ebenfalls Gegenstand eines mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP<br />

angenommenen Antrages im niederösterreichischen Landtag. Der Inhalt soll hier kurz<br />

umrissen werden.<br />

Abermals sollte die vollständige Erfüllung der Vereinbarungen von Melk<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für den Abschluss des Energiekapitels sein. Außerdem sollte die Mit-<br />

52


wirkungsmöglichkeit von BürgerInnen der Nachbarländer sichergestellt werden. Diese<br />

Forderung ging eng einher mit der oben dargestellten Forderung die Espoo Konvention<br />

<strong>zu</strong> berücksichtigen 4 . Da die Anti-Atom-Bewegung bisher eine bedeutende Rolle<br />

gespielt hat, sollte nach Ansicht Niederösterreichs ihre Position bei politischen<br />

Verhandlungen auf hochrangiger Ebene vertreten werden. Der niederösterreichische<br />

Landeshauptmann Pröll (ÖVP) forderte im Juni 2001 sogar, dass Klagen der Anti-<br />

Atom-Plattformen finanziell unterstützt werden sollten (Nö. Landesregierung 2002).<br />

Interessant ist auch die Forderung dem „(…) von weiten Teilen der Bevölkerung als<br />

provokant empfundenen Verhaltens der <strong>Temelin</strong> Betreiber (…)“ (Nö. Landtag 2001 b)<br />

mit diplomatischen Schritten <strong>zu</strong> begegnen.<br />

Der Kern des eigentlichen Antrages ist die Forderung an die Bundesregierung<br />

Tschechien eine völkerrechtlich bindende Erklärung ab<strong>zu</strong>ringen, dass <strong>Temelin</strong><br />

geschlossen wird.<br />

Heute ist klar, dass viele dieser Forderungen nicht erfüllt wurden. Was ist nun die<br />

heutige Position Niederösterreich in Be<strong>zu</strong>g auf die Kernenergie bzw. <strong>Temelin</strong>? Als<br />

oberstes Ziel gilt nach wie vor der mittel- bzw. langfristige Ausstieg aus der<br />

Kernenergie in ganz Europa. Das einstige Ziel der Stilllegung <strong>Temelin</strong>s sei heute nicht<br />

mehr realistisch, daher tritt Niederösterreich für ein sehr hohes Sicherheitsniveau ein.<br />

(Rauter, Interview, 23.07.2003)<br />

Das Bundesland Salzburg hat zwar keine gemeinsame Grenze mit Tschechien, aber<br />

auch dort ist <strong>Temelin</strong> ein Thema. Im September 2000 fand in Salzburg eine Konferenz<br />

der österreichischen Landtage statt. Thema war die Verhinderung grenznaher KKWs.<br />

Der Inhalt der gemeinsamen Abschlusserklärung soll nun hier dargestellt werden<br />

(Salzburger Landtag 2000).<br />

Die Forderung auf einen Verzicht der Fertigstellung <strong>Temelin</strong>s stand – wie nicht anders<br />

<strong>zu</strong> erwarten - ganz weit oben. Sollte <strong>Temelin</strong> jedoch in Betrieb gehen, dann müsste das<br />

Kraftwerk dem aktuellen Stand der Technik der EU-Länder entsprechen. Da es aber<br />

4 Am 25. Februar 1991 wurde in Espoo (Helsinki, Finnland) die UN ECE Konvention über die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

(UVP) im grenzüberschreitenden Rahmen (Espoo-Konvention) unterzeichnet. Die Espoo-<br />

Konvention ist ein Instrument der UN-Wirtschaftskommission für Europa (ECE), das die Beteiligung betroffener<br />

Staaten und deren Öffentlichkeit an UVP-Verfahren bei Vorhaben in anderen Staaten mit möglicherweise erheblichen<br />

grenzüberschreitenden Auswirkungen zwischen den ECE-Staaten regelt. Tschechien ratifizierte diese Konvention erst<br />

im August 2001.<br />

53


noch keine gemeinsamen europäischen Sicherheitsstandards gibt, wurde die<br />

Heranziehung deutscher Standards vorgeschlagen.<br />

Die Vertreter der Bundesländer hielten weiters fest, dass sie die Demonstrationen an<br />

den österreichisch-tschechischen Grenzübergängen vollinhaltlich unterstützten, und<br />

erklärten ihre volle Solidarität. Gerade dieser Punkt ist interessant, da sich die<br />

österreichische Bundesregierung eindeutig gegen die Grenzblockaden ausgesprochen<br />

hatte. Österreichische Atomgegner hatten verstärkt seit Mitte des Jahres 2000 die<br />

Grenzübergänge <strong>zu</strong>r Tschechischen Republik stundenweise blockiert, sodass weder<br />

Privatpersonen noch der Güterverkehr passieren konnten.<br />

Ebenso wie in den einzelnen Länderstellungnahmen wurde auch hier ein vorläufiger<br />

Baustopp gefordert, der als Nachdenkpause genutzt werden sollte.<br />

Für den Fall, dass diesen Forderungen nicht entsprochen würde, sollte die<br />

österreichische Bundesregierung das Energiekapitel offen halten. Darüber hinaus sollten<br />

alle rechtlichen Möglichkeiten ergriffen werden um Atomstromexporte aus Tschechien<br />

<strong>zu</strong> verhindern. Ebenso sollte auf europäischer Ebene verhindert werden, dass es <strong>zu</strong><br />

Atomstromexporten von unsicheren Kernkraftwerken käme. Ein weiteres Thema waren<br />

die Dumpingpreise bzw. deren Verhinderung auf europäischer Ebene.<br />

Die gemeinsame Abschlusserklärung bildete die Grundlage eines einstimmig<br />

beschlossenen Antrages des Salzburger Landtages. Die Landesregierung wurde darin<br />

aufgefordert, die im Bericht dargestellte Position voll inhaltlich <strong>zu</strong> unterstützen und<br />

dafür <strong>zu</strong> sorgen, dass diese Forderungen auch auf Bundesebene verfolgt würden.<br />

Im Jahr 2001 trat Salzburg weiterhin für eine gemeinsame Vorgehensweise aller<br />

Bundesländer in Be<strong>zu</strong>g auf <strong>Temelin</strong> ein. In einem Landtagsbericht zeigte man sich mit<br />

dem UVP Verfahren für <strong>Temelin</strong> nicht einverstanden (Salzburger Landtag 2001). Alle<br />

vier Landtagsparteien sprachen sich für rechtliche Schritte gegen <strong>Temelin</strong> aus. Sie<br />

betonten aber, dass sich die Aktionen nicht gegen die tschechische Bevölkerung richten<br />

würden. Die Kritik an der UVP zielte vor allem darauf ab, dass die Option der<br />

Nullvariante nur ungenügend berücksichtigt wurde.<br />

So wurden aufgrund eines dringlichen Antrages aller vier Landtagsparteien folgende<br />

Forderungen und Positionen festgehalten. Als erstes wurde deutlich gemacht, dass die<br />

UVP nicht dem <strong>Melker</strong> Abkommen entspreche. Daher wurde eine Neuvorlage der UVP<br />

Dokumentation gefordert. Dies sollte auch die Bundesregierung von Tschechien<br />

fordern. Die Bundesregierung sollte weiters über eine Alternative <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong><br />

verhandeln, und im Falle der Nichteinhaltung des <strong>Melker</strong> Abkommens dessen Abbruch<br />

54


und Konsequenzen auf EU-Ebene ankündigen. Erneut wurde der Abschluss des<br />

Energiekapitels von einem hohen Sicherheitsniveau <strong>Temelin</strong>s abhängig gemacht. Wie<br />

schon Niederösterreich forderte auch Salzburg diplomatische Schritte gegen das<br />

Verhalten des <strong>Temelin</strong> Bertreibers CEZ.<br />

Wie wir gesehen haben, ähneln sich die Forderungen und Positionen der Bundesländer<br />

sehr, und sie ähneln vor allem den Positionen der Anti-Atom-Bewegung. Hier wird ein<br />

wesentlicher Unterschied <strong>zu</strong>r Bundesebene sichtbar. Diese zeigte sich eher pragmatisch,<br />

und hatte das Ziel der Nichtinbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s bereits, aufgrund der mangelnden<br />

Kooperation Tschechiens, de facto aufgegeben.<br />

Aus dem Umweltministerium (Molin, Interview, 15.07.2003) hörte man aber doch, dass<br />

der Druck der Bundesländer hilfreich in den Verhandlungen war. Allerdings mit einer<br />

Einschränkung. Zu überzogene Positionen beeinflussten die Verhandlungen nicht mehr,<br />

sondern schwächten die Position tendenziell. Das ist ein Be<strong>zu</strong>g auf die oben<br />

besprochenen inhaltlichen Unterschiede in den Positionen zwischen Bundes- und<br />

Landesebene. Die Bundesländer führten teilweise eine fast schon eigenständige<br />

Außenpolitik mit Tschechien. Ein wesentlicher Unterschied <strong>zu</strong>r Bundesebene war auch<br />

der, dass Länder wie Niederösterreich oder Oberösterreich den direkten Druck der<br />

betroffenen Bevölkerung stärker spürten als die Bundesregierung in Wien. Die direkte<br />

örtliche Betroffenheit (Freistadt!) sensibilisierte die Bevölkerung enorm. Das kann<br />

natürlich von keiner Landesregierung ignoriert werden, die auch noch nach den<br />

nächsten Wahlen im Amt bleiben will.<br />

55


6. Die neuen sozialen Bewegungen<br />

Der Begriff „neue soziale Bewegungen“ ist eine Sammelbezeichnung für alle<br />

Bewegungen, die seit Beginn der 1970er und 1980er Jahre das Politikmonopol von<br />

Parteien und wirtschaftlichen Interessenorganisationen in Frage stellen. Sie traten für<br />

Selbstbestimmung und Basisdemokratie ein. Bereiche, die für die neuen sozialen<br />

Bewegungen charakteristisch waren, sind diverse Agenden lokaler Bürgerinitiativen,<br />

Umweltschutz, die Anti-Atomkraft Thematik, Friedensicherung und –schaffung sowie<br />

die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern. (AEIOU 2003) Heute sind viele<br />

dieser neuen sozialen Bewegungen institutionalisiert. Basisdemokratische<br />

Organisationen sind selten geworden. Organisationen im Umweltbereich wie<br />

„Greenpeace“ oder der „World Wildlife Fund for Nature“ sind inzwischen international<br />

tätig. Das einzelne Mitglied kann kaum mehr die „Politik“ dieser Organisationen<br />

mitbestimmen. Diese Bewegungen werden als Non-Governmental Organisations<br />

(NGOs) bezeichnet – also als Nicht-Regierungsorganisationen.<br />

In diesem Kapitel soll es nun um die Rolle dieser NSB oder NGOs in der Kernenergie<br />

Debatte in Österreich und Tschechien gehen. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um<br />

NGOs wie „Greenpeace“, „Global2000“, die „überparteilichen Plattformen gegen<br />

Atomgefahren“ (PLAGE), die „Südböhmischen Mütter gegen Atomgefahren“, die<br />

„Regenbogenbewegung“ etc. Allerdings sollte nicht unerwähnt bleiben, dass sich <strong>zu</strong><br />

diesen Anti-Atom NGOs auch schon Pro-Atom NGOs in Tschechien gebildet haben.<br />

Ein Beispiel dafür wären die „Südböhmischen Väter für Atomkraft“, die allesamt<br />

Angestellte des KKW <strong>Temelin</strong> sind, und bei einer etwaigen Schließung ihre Arbeit<br />

verlieren würden.<br />

Bei meinen Interviews habe ich beinahe allen Interviewpartnern die Frage gestellt,<br />

welche Rolle NGOs in der Diskussion spielten. Was nun hier folgt ist eine Darstellung<br />

der erhaltenen Antworten, die ein interessantes Bild zeichnen. In einem anschließenden<br />

Exkurs werde ich auf das Greenpeace Volksbegehren „Atomfreies Europa“ eingehen.<br />

Herr DI Molin vom Umweltministerium (Molin, Interview, 15.07.2003) beschrieb die<br />

Rolle der NGOs als meinungsbildend. Allerdings hänge es auch von den handelnden<br />

Personen innerhalb der NGOs ab, wie deren Forderungen formuliert und wahrgenommen<br />

werden. Beim Zustandekommen des Anti-Atom-Aktionsplans der Bundes-<br />

56


egierung von 1999 hätten sie <strong>zu</strong>m Beispiel eine große Rolle gespielt, da fähige Leute<br />

damit betraut waren. Die NGOs – in diesem Falle vor allem Greenpeace und<br />

Global2000 – hätten den politischen <strong>Prozess</strong> enorm beeinflusst. Allerdings hätten sie<br />

spätestens seit dem Greenpeace Volksbegehren, auf das an anderer Stelle noch<br />

eingegangen wird, an Bedeutung verloren. Die Stärke der NGOs kann vor allem darin<br />

liegen politische und strategische Handlungsoptionen auf<strong>zu</strong>zeigen. Jedoch kaum im<br />

technischen Bereich, da ihnen dort die Experten fehlen. Eine Kritik an den NGOs wäre<br />

die Tatsache, dass sie sich teilweise schlecht informieren und <strong>zu</strong> wenig mit den<br />

formalen Spielregeln vertraut sind.<br />

Auf meine Frage nach den Grenzblockaden des Jahres 2000, die größtenteils von den<br />

Anti-Atom-NGOs (PLAGE etc.) organisiert wurden, antwortete mir Prof. Kromp vom<br />

Institut für Risikoforschung (Kromp, Interview, 15.07.2003), dass es vielleicht ohne<br />

Blockaden keine Verhandlungen zwischen Österreich und der Tschechischen Republik<br />

gegeben hätte, die dann <strong>zu</strong>m <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> führten. Allerdings hätten die<br />

Grenzblockaden das tschechisch-österreichische Klima verschlechtert.<br />

Maria Fellner von der Salzburger PLAGE (Fellner, Interview, 21.07.2003) stellte fest,<br />

dass die österreichischen Regierungen immer nur soweit gegangen sind, wie sie von den<br />

NGOs gedrängt wurden. Gerade die PLAGE legt Wert darauf, dass sie gegen die<br />

Kernenergie im Allgemeinen und nicht nur gegen <strong>Temelin</strong> auftritt. So hat sich die<br />

PLAGE auch schon in Wackersdorf engagiert. Das zweite tschechische KKW –<br />

Dukovany – war ebenso Ziel der Proteste wie <strong>Temelin</strong>. In Dukovany wurde sogar ein<br />

örtlicher Kindergarten mit einer Solarenergieanlage ausgestattet. Auf meine Frage nach<br />

den oftmals radikalen Forderungen der NGOs, antwortete mir Frau Fellner Folgendes.<br />

Die Bundesregierung wäre insgeheim froh darüber, weil es die Verhandlungsposition<br />

stärken würde, wenn man auf Gruppen im eigenen Land verweisen kann, die den Druck<br />

der Bevölkerung weitergeben.<br />

DI Friedrich Rauter (Rauter, Interview, 23.07.2003), der in Niederösterreich für<br />

Atomfragen <strong>zu</strong>ständig ist, beschrieb das Verhältnis <strong>zu</strong> den NGOs als sehr gut. Dies wird<br />

auch in den Forderungen Niederösterreichs bezüglich der NGOs deutlich, die in Kapitel<br />

5.3. näher dargestellt wurden. Es findet auch jährlich eine gemeinsame Sit<strong>zu</strong>ng aller<br />

57


Parteienvertreter und der PLAGE statt. Heuer wurde über den Stand des Brüsseler<br />

Abkommens informiert und diskutiert.<br />

Mag. Gerhard Loidl, Mitarbeiter des Atombeauftragten des Landes Oberösterreich<br />

(Loidl, Interview, 23.07.2003) sah die Rolle der NGOs kritisch. NGOs könnten nicht<br />

alle Informationen haben um auf höchster Ebene mit<strong>zu</strong>wirken. Das führe manchmal <strong>zu</strong><br />

Formulierungsschwierigkeiten. Darüber hinaus stünden die NGOs manchmal unter<br />

Zugzwang ständig präsent <strong>zu</strong> sein, was manchmal <strong>zu</strong> unseriösen Aussagen führe. In<br />

Tschechien setzt man oft den Standpunkt der NGOs mit dem Standpunkt der<br />

Österreicher im Allgemeinen gleich. Das hat des Öfteren da<strong>zu</strong> geführt, dass die<br />

Tschechen Österreich in den Verhandlungen nicht vollständig ernst genommen hätten.<br />

Dr. Heinz Högelsberger von Global2000 (Högelsberger, Interview, 24.07.2003) sah<br />

Ende der 1990er Jahre die Aufgabe der NGOs auch in der Förderung osteuropäischer<br />

NGOs. Diese hatten <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch keine effektiv arbeitenden<br />

Organisationen, da alles noch im Entwicklungsstadium war. Angesprochen auf die<br />

oftmals laut gewordene Kritik, dass die Positionen der NGOs unrealistisch seien,<br />

antwortete er mir, dass dies in der Natur der Sache liege. Die Anti-Atom-Bewegung<br />

betreibe schließlich Lobbying für die Umwelt. NGOs sind nicht demokratisch gewählt<br />

und nicht politisch. Es ist ihre Aufgabe das Unmögliche <strong>zu</strong> fordern. Wenn die<br />

Forderungen schon weit am Minimum angesetzt würden, dann ginge das am Sinn der<br />

Sache vorbei. Er gibt auch <strong>zu</strong>, dass NGOs nicht immer über alle Informationen verfügen<br />

würden. Es wäre deshalb auch schwer, ab<strong>zu</strong>schätzen was realistisch ist. Was die<br />

Kooperation mit offiziellen Stellen angeht, sprach sich Högelsberger zwar für eine<br />

Zusammenarbeit aus, aber es gäbe eben eine Trennlinie zwischen Regierungs- und<br />

Nicht-Regierungsorganisationen. Das Interesse an Kommunikation hätte in den letzten<br />

Jahren auch nachgelassen, da das Entgegenkommen geringer geworden ist. Greenpeace<br />

hat sogar – im Gegensatz <strong>zu</strong> Global2000 - seit dem Beginn der ÖVP/FPÖ Koalition die<br />

Kommunikation mit der Bundesregierung vollständig abgebrochen.<br />

Die NGOs in Österreich und Tschechien haben mehrere Klagen gegen <strong>Temelin</strong><br />

angestrengt, die auf mehreren Ebenen ablaufen. In Österreich sind das vor allem Klagen<br />

auf Einhaltung von Gesetzen und Schadensersatzvoranmeldungen und in Tschechien<br />

sind es <strong>zu</strong>meist <strong>Prozess</strong>e bezüglich Formalfehler. So waren Klagen tschechischer NGOs<br />

58


erfolgreich und erreichten, dass <strong>Temelin</strong> sich einer UVP der Bauänderungen nach<br />

tschechischem Recht unterziehen musste.<br />

Was die Diskurs Beeinflussung durch die NGOs angeht, so ist sie nach Meinung<br />

Högelsbergers sehr wohl gegeben, da keine Regierung ohne Druck aktiv geworden<br />

wäre. Aber er sprach auch ein Problem an, mit dem die Anti-Atom-Bewegung im<br />

Moment kämpft: es gibt Nachwuchsprobleme – sowohl auf wissenschaftlicher als auch<br />

auf zivilgesellschaftlicher Seite. Allerdings ist es vor allem bereits in Österreich<br />

gelungen eine starke Anti-Atom-Einstellung in der Bevölkerung <strong>zu</strong> erreichen.<br />

Prof. Manfred Heindler (Heindler, Interview, 25.07.2003), einer der Kernenergie-<br />

Experten der österreichischen Bundesregierung, erinnerte sich an eine rege<br />

Zusammenarbeit mit den NGOs Mitte der 1990er Jahre. Die NGOs verfügten durch ihre<br />

Netzwerke über ein beachtliches Maß an Informationen. Diese Organisationen hatten <strong>zu</strong><br />

dieser Zeit extrem gut ausgebildete Leute, die sich mit der Materie vertraut gemacht<br />

hatten und darüber hinaus über ein gutes politisches Gespür verfügten. Heindler<br />

bedauerte, dass es heute solche Leute in den NGOs nicht mehr <strong>zu</strong> geben scheint.<br />

Heindler ist außerdem – ähnlich wie Loidl (OÖ) – der Meinung, dass es sich bei einigen<br />

Vorstößen der NGOs um Profilierungsversuche handelt.<br />

Ing. Dalibor Strasky ist Berater des tschechischen Umweltministers (Strasky, Interview,<br />

10.09.2003). Er erklärte mir, dass die NGOs bis Ende der 1990er Jahre großen Einfluss<br />

hatten, allerdings war dieser nach dem <strong>Melker</strong> Abkommen weniger geworden. Die<br />

Zusammenarbeit mit den österreichischen NGOs war ebenfalls sehr hilfreich und<br />

effektiv. Strasky konnte auch etwas über die Klagen tschechischer NGOs erzählen. Bei<br />

diesen Klagen ging es – wie schon erwähnt – vor allem um Verfahrensfragen. Der<br />

Hebel für die Klagen war das tschechische Gesetz über die Pflicht der<br />

Informationsdarlegung, da tschechische Behörden den NGOs nicht die entsprechenden<br />

Informationen gegeben hatten. Das Ziel der NGOs in Tschechien war die Stilllegung<br />

und später dann die weitere Verzögerung des Baus. Der größte Erfolg der NGOs war<br />

ein Gerichtsurteil, dass besagte, dass die Änderungen an <strong>Temelin</strong> einer UVP unterzogen<br />

werden müssen.<br />

Der Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong> Nebesar machte sich keine Sorgen, was die<br />

österreichischen und tschechischen Klagen betrifft, da er auf die Unabhängigkeit der<br />

Gerichte beider Länder vertraut (Nebesar, Interview, 09.09.2003).<br />

59


Wie wir nun gesehen haben, gibt es sowohl Lob als auch Kritik für die Arbeit der<br />

NGOs. Allerdings ist durchaus ein Dilemma erkennbar in dem sich die österreichischen<br />

NGOs befinden: einerseits ist es spätestens seit dem <strong>Melker</strong> Abkommen etwas stiller<br />

um <strong>Temelin</strong> geworden, andererseits wird von den NGOs erwartet, dass sie weiterhin<br />

gegen dieses KKW auftreten. Allerdings ist nach Melk von Seiten der Regierung wenig<br />

Kooperation <strong>zu</strong> erwarten. So befinden sich die NGOs, meines Erachtens, sehr wohl in<br />

einem gewissen Zugzwang, der oftmals leider einem seriösen, koordinierten und<br />

fachlich untermauerten Vorgehen im Weg steht. Darüber hinaus darf man natürlich<br />

trotzdem nicht ihre bedeutende Rolle im Diskurs vergessen. Es ist größtenteils NGOs <strong>zu</strong><br />

verdanken, dass die Österreicher heute für dieses Thema sensibilisiert sind, und folglich<br />

die Regierung darauf reagiert.<br />

6.1. Exkurs: Das Greenpeace Volksbegehren<br />

Im Juni 2003 fand ein von Greenpeace initiiertes Volksbegehren statt, das die Schaffung<br />

eines Verfassungsgesetzes <strong>zu</strong>m Ziel hatte. Dieses Verfassungsgesetz sollte<br />

österreichische Minister da<strong>zu</strong> verpflichten auf EU-Ebene jede Unterstüt<strong>zu</strong>ng der<br />

Atomwirtschaft <strong>zu</strong> verhindern. Das Volksbegehren zielte somit nicht nur auf <strong>Temelin</strong>,<br />

sondern auf einen europaweiten Ausstieg aus der Kernenergie ab. 100.000<br />

Unterschriften sind nötig damit ein derartiger Antrag im Nationalrat behandelt wird.<br />

Das Greenpeace Volksbegehren „Atomfreies Europa“ kam im Juni 2003 auf 132.000<br />

Unterschriften.<br />

Eineinhalb Jahr <strong>zu</strong>vor hatte die FPÖ ebenfalls ein Volksbegehren initiiert, das jedoch<br />

speziell auf <strong>Temelin</strong> abzielte bzw. dessen Stilllegung anstrebte. Was ist also der<br />

Hintergrund dieses zweiten Volksbegehrens <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie innerhalb eines<br />

Jahres? Nach dem FPÖ Volksbegehren kam es <strong>zu</strong> einer Sit<strong>zu</strong>ng mehrer NGOs, in der<br />

die Idee <strong>zu</strong>m Ausdruck kam, ebenfalls ein Volksbegehren <strong>zu</strong> starten. Dieses Mal jedoch<br />

mit einem allgemeingültigeren Anspruch, der weiter greifen sollte (Fellner, Interview,<br />

21.07.2003). Man wollte sich in diesem geplanten Volksbegehren nicht nur gegen<br />

<strong>Temelin</strong> wenden, sondern gegen die Kernenergie im Allgemeinen. Die Bundesregierung<br />

sollte gezwungen werden, konkrete Schritte <strong>zu</strong> setzen (ebd.). Diese erste Idee <strong>zu</strong> einem<br />

Volksbegehren wurde damals auch noch von Global2000 und den PLAGEs getragen.<br />

60


Doch bevor dieses Volksbegehren spruchreif wurde, kam es <strong>zu</strong> Verzögerungen und<br />

Problemen, so dass die Idee vorerst auf Eis gelegt wurde.<br />

Monate später brachte Greenpeace das Thema wieder auf den Tisch. Doch dieses Mal<br />

versagten die PLAGEs und Global2000 die Teilnahme am Volksbegehren. Letztlich<br />

wurde es dann von Greenpeace allein eingereicht, jedoch fand es die vollinhaltliche<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der anderen NGOs. Aber warum wurde es dann nicht von mehreren<br />

NGOs eingereicht? Von Seiten der PLAGE hörte man, dass die Einreichung des<br />

Volksbegehrens nicht optimal vorbereitet und übereilt war (ebd.).<br />

Bei Global2000 hielt man den Zeitpunkt für ungeeignet, denn die Pensionsdebatte war<br />

<strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt voll im Gang und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit richtete<br />

sich damals auf andere politische Agenden (Högelsberger, Interview, 24.07.2003).<br />

Außerdem schien das Instrument „Volksbegehren“ nach dem FPÖ Volksbegehren etwas<br />

„desavouiert“ (ebd.).<br />

Das Greenpeace Volksbegehren erntete letztendlich beides – Lob und Kritik. Es wurde<br />

zwar im Nationalrat behandelt, da mehr als die für diesen Zweck nötigen 100.000<br />

Unterschriften <strong>zu</strong>stande kamen, jedoch fand sich dann keine parlamentarische Mehrheit<br />

für diesen Gesetzesentwurf.<br />

61


7. Die Verhandlungspositionen und Strategien beider Staaten<br />

7.1. Veränderte Rahmenbedingen durch die „Wende“ (1989 – 1991)<br />

Spät im Jahr 1989 sorgten massive Demonstrationen in Prag dafür, dass die<br />

kommunistische Führung der Tschechoslowakei im November desselben Jahres<br />

<strong>zu</strong>rücktrat. Zuerst wurden die Demonstrationen von der Polizei <strong>zu</strong> verhindern versucht,<br />

aber die Demokratisierungswelle in Osteuropa hatte auch die CSSR erreicht. Im<br />

Dezember 1989 übernahm ein aus nicht-kommunistischen Strömungen bestehendes<br />

Kabinett die Regierungsgeschäfte. Vaclav Havel, Dichter und früherer Dissident, wurde<br />

<strong>zu</strong>m Präsidenten gewählt. Während der kommunistischen Führung hatte die CSSR<br />

Planökonomie nach sowjetischem Vorbild betrieben. 1990 begann im Land dann die<br />

Transformation in eine Marktwirtschaft. Die so genannte „Samtene Revolution“ fand<br />

ihren erfolgreichen Abschluss als es im Juni 1990 <strong>zu</strong> Wahlen kam, und im Mai 1991 die<br />

sowjetischen Truppen das Land verließen.<br />

Die neue Regierung sah sich einigen Problemen gegenüber: ineffizientes<br />

Wirtschaftssystem, hohe Arbeitslosigkeit, soziale Ungleichheiten und eine massive<br />

Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng. 1990 benannte sich die CSSR in CSFR um. Im August 1992<br />

kam es dann auch noch <strong>zu</strong>r Unabhängigkeitserklärung des slowakischen Landesteils,<br />

was mit der Entstehung zwei neuer Staaten im Jänner 1993 endete. Auf diese Weise<br />

wurde der seit 74 Jahren bestehende Zusammenschluss der beiden Territorien wieder<br />

beendet. In Folge begann man an den jeweiligen neuen Verfassungen <strong>zu</strong> arbeiten.<br />

Das war also die Situation, wie sie sich nach den Umbrüchen 1989 in der CSSR<br />

darstellte. Der Reaktorunfall von Tschernobyl war erst drei Jahre vergangen, und im<br />

öffentlichen Bewusstsein in Österreich noch sehr präsent. Österreich hatte schon vor der<br />

Wende versucht gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie <strong>zu</strong> intervenieren, jedoch erst mit<br />

der Wende wurden diese Versuche auf eine bilaterale Ebene gehoben und es begann<br />

eine aktive Anti-Atompolitik Österreichs. Aber auch in der CSSR begann der<br />

Widerstand gegen die Kernenergie, da es plötzlich möglich war das Thema öffentlich <strong>zu</strong><br />

diskutieren. Die Unterlagen, die bis dahin geheim waren, kamen nun nach und nach an<br />

die Öffentlichkeit (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />

Die Bemühungen nach der Wende konzentrierten sich in der CSFR vor allem auf das<br />

als sehr gefährlich eingestufte slowakische KKW Bohunice und auf das im Bau<br />

62


efindliche <strong>Temelin</strong>. Das ebenfalls im Bau befindliche slowakische KKW Mochovce<br />

stand – aus welchen Gründen auch immer - nie so im medialen Interesse wie <strong>Temelin</strong>.<br />

Das KKW <strong>Temelin</strong> wurde jedoch nach und nach der Hauptgrund der österreichischen<br />

Interventionen. Warum hatte man sich so auf <strong>Temelin</strong> konzentriert?<br />

Wie gesagt befand sich das KKW <strong>zu</strong> dieser Zeit noch im Bau. Im Gegensatz <strong>zu</strong><br />

Mochovce, das als Ersatzanlage für die gefährliche V-1 Anlage in Bohunice geplant<br />

war, war <strong>Temelin</strong> tatsächlich als eine <strong>zu</strong>sätzliche Kapazität geplant. Allerdings waren<br />

nach dem Umbruch die russischen Techniker samt vieler technischer Unterlagen weg<br />

(Loidl, Interview, 23.07.2003). So stand der Bau auch nach 1989 erst einmal still. Trotz<br />

allem ist <strong>Temelin</strong> auch ein neues KKW, und deshalb wurde auch gefordert, dass es dem<br />

aktuellen Stand der Technik entsprechen müsse. Es wurde bald klar, dass ein Baustopp<br />

für <strong>Temelin</strong> ein bedeutendes Zeichen für die Atomgegner sein würde (Fellner,<br />

Interview, 21.07.2003). Auf diese Weise wollte man den Bau weiterer KKWs im mittelund<br />

osteuropäischen Raum verhindern (Rauter, Interview, 23.07.2003). Nach der<br />

Entscheidung für den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s, stellte sich die Vermischung westlicher und<br />

russischer Technologie als ein Unikum dar. Die Kritik an diesem Experiment war in<br />

Expertenkreisen sehr stark (Heindler, Interview, 25.07.2003). Es zeichnete sich aber<br />

schon bald ab, dass <strong>Temelin</strong> mehr war als nur irgendein im Bau befindliches KKW. Die<br />

„offensichtliche Unvernunft“ (Högelsberger, Interview, 24.07.2003) der Tschechen in<br />

Be<strong>zu</strong>g auf <strong>Temelin</strong> machte es für Medien und Atomgegner gleichermaßen interessant.<br />

Wie schon in früheren Kapiteln berichtet wurde, ist <strong>Temelin</strong> für die Stromversorgung<br />

des Landes keineswegs notwendig. Dies zeichnete sich auch schon Anfang der 1990er<br />

Jahre ab. Ebenso wurde das Thema <strong>Temelin</strong> durch das Engagement der PLAGE<br />

Oberösterreich medienwirksam gemacht, und bald war dieses KKW vor allem in<br />

Oberösterreich tief in das Bewusstsein der Bevölkerung gedrungen. Aus all diesen<br />

Gründen drängte die Diskussion um <strong>Temelin</strong> bald andere (womöglich noch<br />

gefährlichere) KKWs auf Nebenschauplätze.<br />

Anfang 1989 – noch während des kommunistischen Regimes - übten die Prager<br />

Akademie der Wissenschaften sowie auch tschechoslowakische Wirtschaftsfachleute<br />

Kritik am <strong>Temelin</strong> Projekt. So veröffentlichte die Prager Wirtschaftszeitung<br />

Hospodarske Noviny eine äußerst kritische Analyse der tschechoslowakischen<br />

Nuklearindustrie. In eben diesem Artikel wurde auch stark bezweifelt, ob der 1987<br />

aufgestellte Ausbauplan für die Kernenergie erfüllt werden könnte. Dieser Ausbauplan<br />

63


sah vor, dass im Jahr 2000 60 % der Energie aus KKWs kommen sollte. Laut der<br />

veröffentlichten Analyse wäre dieser Ausbau rein finanziell unmöglich <strong>zu</strong> bewältigen<br />

gewesen. Hin<strong>zu</strong> kam die Tatsache, dass die KKWs sobald sie fertig gestellt, längst<br />

veraltet wären. Außerdem wurde damals schon vermutet, dass der Strom aus <strong>Temelin</strong><br />

aufgrund der Bauverzögerungen so teuer würde, dass er am westlichen Markt<br />

unmöglich konkurrenzfähig sein könnte. (OÖN, 04.01.1989) Man sieht also, dass<br />

manche Argumente durchaus schon Ende der 1980er Jahre bekannt waren – vor allem<br />

auch auf tschechoslowakischer Seite.<br />

Ebenfalls Anfang 1989 – im Februar – erregte ein Plan der österreichischen<br />

Verbundgesellschaft, eine Starkstromleitung an<strong>zu</strong>legen, Aufsehen. Diese Leitung sollte<br />

Atomstrom von der CSSR über die oberösterreichischen Bezirke Freistadt und Perg ins<br />

niederösterreichische Ernsthofen transportieren. Die Atomgegner kritisierten diesen<br />

Plan aufs Heftigste, da Österreich in seiner Anti-Atompolitik völlig unglaubwürdig<br />

würde. Einerseits kämpfte man gegen <strong>Temelin</strong> und andere umliegende KKWs,<br />

andererseits plante man eine Stromleitung, die es ermöglichen sollte Atomstrom aus der<br />

CSSR <strong>zu</strong> importieren. Die Verbundgesellschaft hatte schon in der Vergangenheit (siehe<br />

Kapitel 2) bewiesen, dass sie die Bemühungen der österreichischen Kernkraftgegner<br />

nicht voll inhaltlich unterstützte und durchaus mit der Kernenergie sympathisierte. Die<br />

oberösterreichische SPÖ kündigte nach bekannt werden dieses Planes einen<br />

Regierungsbeschluss an, der solche Importe verhindern sollte (OÖN, 14.03.1989). Mitte<br />

April 1989 zeigten die heftigen Proteste Wirkung. Der damalige oberösterreichische<br />

Landeshauptmann Ratzenböck (ÖVP) teilte mit, dass die Verbundgesellschaft die<br />

Starkstromleitung aus ihren Ausbauplänen genommen hätte (OÖN, 15.04.1989).<br />

Allerdings bestand weiter die Gefahr, dass Atomstrom über eine andere Route nach<br />

Österreich geführt werden sollte. Wenig später konzentrierte sich die Kritik auf die<br />

VOEST, da sie über Aufträge bei der Bauausführung von <strong>Temelin</strong> verhandelte. Die<br />

Grünen forderten eine öffentliche Diskussion <strong>zu</strong> diesem Thema, und reichten noch im<br />

selben Jahr einen Entschließungsantrag im Nationalrat ein, der VOEST Lieferungen<br />

nach <strong>Temelin</strong> verhindern sollte. Der Antrag fand jedoch keine Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Die<br />

damalige Umweltministerin Flemming (ÖVP) kritisierte die VOEST Pläne ebenfalls,<br />

und kündigte an das Thema im Ministerrat <strong>zu</strong>r Sprache <strong>zu</strong> bringen.<br />

Die Idee, der CSSR finanzielle Hilfestellung im Falle eines Baustopps für <strong>Temelin</strong> und<br />

einer Aufgabe von Bohunice <strong>zu</strong> bieten, wurde erstmals Mitte 1989 laut.<br />

Umweltministerin Flemming sprach diese Möglichkeit bei einer Umweltkonferenz in<br />

64


Prag an. Sie bot der CSSR finanzielle Hilfe für den Verzicht auf <strong>Temelin</strong> und Bohunice<br />

an. Parteiintern war man von dem Vorschlag Flemmings etwas überrascht. Der<br />

damalige Klubobmann König wurde in den OÖN wie folgt zitiert: „Sie hatte sicher kein<br />

Pouvoir, Finanzhilfen an<strong>zu</strong>bieten.“ (König 1989, in: OÖN, 30.05.1989). Die<br />

Erfolgchancen wurden ebenfalls schlecht eingeschätzt, da die CSSR die Aufgabe der<br />

KKWs nie in Erwägung gezogen hatte. Bundeskanzler Vranitzky (SPÖ) äußerte sich <strong>zu</strong><br />

diesem Zeitpunkt noch nicht positiv über den Vorschlag Flemmings, da bisher in der<br />

Bundesregierung über so etwas noch nicht gesprochen worden war (OÖN, 31.05.1989).<br />

Im Juli 1989 fiel in der CSSR die Entscheidung in <strong>Temelin</strong> statt vier nur zwei<br />

Reaktoren <strong>zu</strong> bauen. Der Verzicht auf die Reaktoren drei und vier wurde von den<br />

Atomgegnern als Erfolg ihrer Bemühungen verbucht. Jedoch spielte die finanzielle<br />

Situation beim Bau des KKW <strong>Temelin</strong> sicherlich ebenfalls eine ganz entscheidende<br />

Rolle (Molin, Interview, 15.07.2003). <strong>Temelin</strong> war schon <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt um ein<br />

mehrfaches teurer geworden als geplant. Aber auch die tschechoslowakische<br />

Bevölkerung, Wissenschaftler, Oppositionelle und teilweise sogar KP-Organisationen<br />

misstrauten dem Projekt <strong>zu</strong>nehmend. Die KP Budweis hatte sich offen gegen den Bau<br />

aller vier Reaktoren ausgesprochen. (OÖN, 14.07.1989)<br />

Es wurde bald klar, dass das Thema Kernenergie durchaus das Potenzial hatte <strong>zu</strong> einem<br />

bilateralen Problem zwischen der CSSR und Österreich <strong>zu</strong> werden. Man entschied sich<br />

im Oktober 1989 ein Abkommen über Reaktorsicherheit ab<strong>zu</strong>schließen. Der damalige<br />

Regierungschef der CSSR, Adamec, und Bundeskanzler Vranitzky unterzeichneten<br />

ebendieses Abkommen schließlich Ende des Monats. Das Abkommen wies jedoch<br />

Un<strong>zu</strong>länglichkeiten auf: die Weitergabe von Informationen seitens der CSSR im Falle<br />

von Schutzmaßnahmen barg ein Problem, da die Grenzwerte für Radioaktivität in der<br />

CSSR um einiges höher waren als in Österreich. (OÖN, 25.10.1989) Letztlich machte<br />

dieses Abkommen jedoch klar, dass die österreichischen Proteste auf Bundes-, Landesund<br />

NGO-Ebene eine erste Wirkung gezeigt hatten.<br />

Im November 1989 kam es dann <strong>zu</strong>m Umbruch und das kommunistische Regime trat<br />

<strong>zu</strong>rück. In der neuen Regierung der CSSR waren nun Personen, die man atomkritisch<br />

nennen konnte. So <strong>zu</strong>m Beispiel der stellvertretende tschechoslowakische<br />

Ministerpräsident Komarek. Der Wirtschaftsforscher war Mitautor einer <strong>Temelin</strong>-<br />

65


kritischen Studie gewesen (OÖN, 13.01.1990), und bezeichnete sich selbst als Gegner<br />

von Kernkraftwerken. Komarek kündigte Anfang 1990 einen Regierungsbeschluss an,<br />

der <strong>Temelin</strong> um die Hälfte reduzieren sollte. Der Verzicht auf zwei Reaktoren in<br />

<strong>Temelin</strong> wurde von ihm mit wirtschaftlichen Erwägungen erklärt (ebd.). Dieser erneute<br />

Verzicht auf die Reaktoren drei und vier in <strong>Temelin</strong> war aufgrund der geänderten<br />

politischen Lage notwendig geworden. Die neue Regierung fing bei Null an – auch in<br />

Sachen <strong>Temelin</strong>. Der neue Präsident Vaclav Havel war ebenfalls atomkritisch<br />

eingestellt, jedoch war der Ministerpräsident der CSSR Calfa ein Kommunist. Wie<br />

bereits erwähnt, unterstützten die Kommunisten den Ausbau der Kernenergie<br />

kontinuierlich im Laufe der Jahre (siehe Kapitel 4.2.3.). Ein weiteres Problem für die<br />

Sicherheit <strong>Temelin</strong>s stellte die nun notwendig gewordene Wirtschaftsreformen dar.<br />

Komarek kündigte zwar an, dass die verbleibenden Reaktoren nach internationalen<br />

Sicherheitsstandards gebaut werden sollten, jedoch war dies wiederum eine<br />

Kostenfrage; auch die Zeit drängte, da <strong>Temelin</strong> bereits 1994 in Betrieb gehen sollte.<br />

(OÖN, 17.01.1990) Trotzdem beschloss die CSSR einen sechsmonatigen Baustopp für<br />

<strong>Temelin</strong>, der quasi als „Nachdenkpause“ genutzt werden sollte (OÖN, 18.01.1990).<br />

Anfang 1990 wurde die österreichische Reaktorsicherheitskommission von<br />

Bundeskanzler Vranitzky aufgelöst. Die Mitglieder der Kommission waren mehrheitlich<br />

Atombefürworter, die auch über die Sicherheitsdefizite der osteuropäischen KKWs<br />

Bescheid wussten. Dies wurde jedoch nicht <strong>zu</strong>m Anlass genommen Bericht <strong>zu</strong> erstatten<br />

(Heindler, Interview, 25.07.2003). Vranitzky rief daraufhin das „Forum für<br />

Atomfragen“ ins Leben, das mit einer völlig neuen Mitgliedschaft auf die geänderte<br />

Werthaltung der Bevölkerung gegenüber der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie reagieren sollte<br />

(Meister, Interview, 10.07.2003). Das Forum sollte eine Diskussionsplattform für den<br />

gesamten Themenkomplex Kernenergie sein. Die Auflösung der Reaktorsicherheitskommission<br />

sowie die Entlassung ihrer großteils pro-nuklearen Mitglieder sorgte in<br />

Folge noch für Probleme, da jene Mitglieder nun gegen den Anti-Atom-Kurs<br />

Österreichs arbeiteten (Heindler, Interview, 25.07.2003).<br />

Die Pläne <strong>Temelin</strong> in ein Gaskraftwerk um<strong>zu</strong>bauen und die Kohlekraftwerke im Norden<br />

des Landes <strong>zu</strong> entschwefeln wurden von Österreich in dieser Nachdenkpause<br />

<strong>zu</strong>nehmend forciert. So stellte auch Wirtschaftsminister Schüssel (ÖVP) Hilfe in<br />

Aussicht. Doch gerade im Norden des Landes war man wegen der starken Umwelt-<br />

66


verschmut<strong>zu</strong>ng durch die Kohlekraftwerke der Kernenergie nicht abgeneigt. Josef<br />

Toman, Sprecher des tschechischen Verbands der Naturschützer, forderte in einem<br />

Profil Interview im April 1990 folgendes: „Wir brauchen die Atomkraft, um die<br />

Kohlekraftwerke stilllegen <strong>zu</strong> können.“ (Toman 1999, in: Czeitschner, 78). Wie wir<br />

heute wissen wurden die Kohlekraftwerke trotz <strong>Temelin</strong> nicht geschlossen.<br />

Mitte 1990 gab es Gerüchte, dass doch jeweils vier Reaktoren in <strong>Temelin</strong> und<br />

Mochovce entstehen sollten (OÖN, 21.05.1990). Als absehbar wurde, dass die CSFR<br />

aus finanziellen Gründen <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt nicht auf die Kernenergie verzichten<br />

würde, fasste die Bundesregierung eine Kreditvergabe an die CSFR näher ins Auge.<br />

Schließlich gab der damalige Außenminister Mock (ÖVP) bekannt, dass das Land acht<br />

Milliarden Schilling (ca. 580 Millionen Euro) als Kredit erhalten sollte (OÖN,<br />

22.05.1990). Die Grünen hielten jedoch 20 Milliarden Schilling (ca. 1,4 Mrd. Euro) für<br />

notwendig – was wahrscheinlich einer realistischen Einschät<strong>zu</strong>ng näher kam. Die<br />

Kosten dafür sollten über eine Erhöhung des Benzin- und Strompreises gedeckt werden.<br />

Auch wurde über Ersatzstromlieferungen in die CSFR nachgedacht, die einen Ausstieg<br />

aus der Kernenergie ermöglichen sollten.<br />

Der tschechische Umweltminister Moldan (ODS) zeigte sich ebenso besorgt über die<br />

Ausbaupläne von <strong>Temelin</strong>, die von der Prager Atomkraftwerksbehörde angekündigt<br />

worden waren. Es sollten weitere 36 Reaktoren gebaut werden. Warum man solche<br />

Pläne verlauten ließ, bleibt bis heute ein Rätsel. Die finanziellen Ressourcen für einen<br />

solchen Ausbauplan oder auch nur den Bau von vier Reaktoren in <strong>Temelin</strong> waren<br />

einfach nicht vorhanden (Molin, Strasky, Interviews, 2003). Moldan stellte eine<br />

Volksabstimmung über den Ausbau oder die Reduzierung des KKW <strong>Temelin</strong> in der<br />

CSFR in Aussicht. Moldan, ein überzeugter Kernenergiegegner, wollte das Problem mit<br />

direktdemokratischen Mittel lösen – abseits von Parlament und Regierung, deren<br />

Entscheidung ungewiss war (OÖN, 01.06.1990). Zu diesem Zeitpunkt standen in der<br />

CSFR auch die ersten freien Parlamentswahlen vor der Tür. Im Gegensatz <strong>zu</strong> späteren<br />

Jahren war Kernenergie ein Wahlkampfthema (Strasky, Interview, 10.09.2003). Die<br />

Kernenergie wurde stark mit dem Kommunismus assoziiert, und so standen die<br />

Chancen nicht schlecht mit diesem Thema Wählerstimmen <strong>zu</strong> gewinnen oder auch <strong>zu</strong><br />

verlieren.<br />

67


Die Wahlen im Juni 1990 konnte Vaclav Havels Bürgerforum (OF) für sich<br />

entscheiden. Die zweitstärkste Partei wurden die Kommunisten. Die Regierung<br />

verlängerte die Nachdenkpause über das weitere Vorgehen in <strong>Temelin</strong> bis Dezember.<br />

Bis dahin sollte der Weiterbau an den Reaktoren drei und vier stillstehen. Jedoch kam<br />

man in Österreich nicht <strong>zu</strong>r Ruhe, da Energieminister Suva laut über Endlager für<br />

radioaktive Abfälle in <strong>Temelin</strong> und Mochovce nachgedacht hatte.<br />

Kurz vor einem weiteren wichtigen Schritt in der österreichischen Anti-Atompolitik –<br />

der Einset<strong>zu</strong>ng der Bohunice Kommission – kam es <strong>zu</strong> einem diplomatischen Eklat. Die<br />

österreichische Kritik am KKW Bohunice löste in der CSFR Unmut aus. Die<br />

Intervention Österreichs wurde als anti-tschechoslowakische Kampagne bezeichnet<br />

(OÖN, 21.07.1990). Premierminister Calfa lud daraufhin den österreichischen<br />

Bundeskanzler Vranitzky <strong>zu</strong> einem Besuch in Bohunice ein um sich von der<br />

Betriebssicherheit des KKWs selbst <strong>zu</strong> überzeugen. Auch Präsident Havel spielte in<br />

einem Profil Interview die technischen Probleme der KKWs herunter:<br />

„Der technische Zustand unserer Kernkraftwerke ist im Vergleich <strong>zu</strong> anderen<br />

Problemen eher ein kleineres. (…) Das Problem der tschechoslowakischen<br />

Energiewirtschaft insgesamt ist das viel größere.“ (Havel 1990, in: Profil, 40).<br />

Im August 1990 griff Österreich erstmals aktiv in die Energiepolitik eines anderen<br />

Landes ein (Heindler, Interview, 25.07.2003). Unter der Leitung des technischen<br />

Physikers Manfred Heindler begann eine internationale Kommission mit der<br />

Untersuchung des KKW Bohunice. Ziel der Untersuchung war, Schwachstellen<br />

auf<strong>zu</strong>zeigen, und eine Risikoeinstufung im Vergleich mit anderen Reaktoren<br />

vor<strong>zu</strong>nehmen (OÖN, 10.08.1990). Ministerpräsident Calfa kritisierte Österreichs<br />

Vorgehen, da die bisherigen Alternativvorschläge un<strong>zu</strong>reichend und <strong>zu</strong> teuer seien.<br />

Bohunice sollte nur dann stillgelegt werden, wenn die Mehrheit der Kommission<br />

(Siemens, Regierungsexperten beider Länder, Atomenergiebehörde) <strong>zu</strong> einem negativen<br />

Befund käme. (ebd.) Die Berichte über Bohunice führten bekanntlich nicht <strong>zu</strong> seiner<br />

Stilllegung, jedoch stellte die Zulassung einer Prüfung durch die CSFR schon einen<br />

Erfolg an sich dar.<br />

Im November 1990 entschied der südböhmische Kreisrat gegen den Bau der<br />

Reaktorblöcke drei und vier in <strong>Temelin</strong>. Die beiden ersten Blöcke sollten jedoch 1994<br />

68


in Betrieb gehen. Diese Entscheidung beendete schließlich die langen Diskussionen wie<br />

viele Reaktoren nun in <strong>Temelin</strong> gebaut werden sollten. Unterdessen war im Oktober der<br />

österreichische Wahlkampf mit einer Neuauflage der großen Koalition zwischen SPÖ<br />

und ÖVP <strong>zu</strong> Ende gegangen. Einer der Schwerpunkte des Wahlkampfes war das Thema<br />

Umwelt gewesen. In seiner Regierungserklärung vom 18. Dezember 1990 gab<br />

Bundeskanzler Vranitzky den weiteren Weg Österreichs in Sachen Kernenergie vor.<br />

Be<strong>zu</strong>g nehmend auf den Bohunice Bericht betonte der Bundeskanzler, dass die<br />

Erhaltung der Umwelt nicht an Österreichs Grenzen halt machen könne (Vranitzky<br />

1990, in: Stenographische Protokolle des Nationalrates, 326). Vranitzky versprach für<br />

ein atomfreies Mitteleuropa ein<strong>zu</strong>treten, da das nationalstaatlich orientierte Verständnis<br />

für Umweltpolitik um eine grenzüberschreitende Komponente erweitert werden müsse<br />

(ebd.). Vranitzky kündigte an mit den betroffenen Nachbarländern in einen Dialog <strong>zu</strong><br />

treten und so rasch wie möglich Handlungsoptionen aus<strong>zu</strong>arbeiten, die einen Ausstieg<br />

aus der Kernenergie ermöglichen sollten. Besondere Erwähnung fand die CSFR. Der<br />

Bundeskanzler erklärte sich bereit Hilfe an<strong>zu</strong>bieten, da die CSFR den Umstieg nicht aus<br />

eigener Kraft schaffen könne (ebd.). Schließlich machte Vranitzky noch klar, dass die<br />

Gefährdung durch KKWs ein gesamteuropäisches Problem sei, und daher auch nur in<br />

einem gemeinsamen Bemühen gelöst werden könne (ebd.).<br />

Vranitzky wird von vielen als Pionier der Anti-Atompolitik angesehen (Heindler,<br />

Högelsberger, Kromp, Molin, Interviews, 2003), und tatsächlich hat Österreich sich<br />

während seiner Regierungszeit als Schrittmacher im Bereich nukleare Sicherheit<br />

hervorgetan. So wurde 1991 die Abteilung für Nuklearkoordination ins Leben gerufen.<br />

Ziele dieser Abteilung waren die Minimierung des nuklearen Risikos, Kooperation im<br />

Bereich Energietechnologien und die Forcierung von internationalen Standards und<br />

Gesetzen <strong>zu</strong>r nuklearen Sicherheit (Getzner 2003, 33).<br />

Unter diesen Gesichtspunkten plante die österreichische Bundesregierung im Jänner<br />

1991 ein Finanzpaket, das es der CSFR ermöglichen sollte Bohunice still<strong>zu</strong>legen und<br />

die umweltgefährdende Energiewirtschaft insgesamt um<strong>zu</strong>strukturieren (OÖN,<br />

05.01.1991). Basis für das Hilfsprojekt war ein Fünf-Punkte-Programm der<br />

Bundesregierung, das den Verzicht auf Bohunice und ein gemeinsames Energiekonzept<br />

für die CSFR <strong>zu</strong>m Ziel hatte. Vor allem sollte die Nut<strong>zu</strong>ng alternativer Energiequellen<br />

forciert werden. Die Kosten für dieses Programm waren dementsprechend hoch: „Eine<br />

billige Angelegenheit wird das sicher nicht.“ (Vranitzky 1991, in: ebd.).<br />

69


ÖVP Obmann Riegler ließ etwa <strong>zu</strong> selben Zeit mit einem ungewöhnlichen Vorschlag<br />

aufhorchen. Im Falle einer sofortigen Stilllegung von Bohunice sollte Österreich der<br />

CSFR sofort Ersatzstrom in der Höhe von drei Milliarden Schilling (ca. 218 Millionen<br />

Euro) <strong>zu</strong> Verfügung stellen. Weiters forderte er eine Volksabstimmung in der über eine<br />

Steuer entschieden werden sollte, die die Stillung von weiteren gefährlichen Reaktoren<br />

in der Nachbarschaft finanzieren sollte (OÖN, 07.01.1990). Der Betrag für die<br />

Ersatzstromlieferungen sollte aus dem Bundesbudget finanziert werden. Dieser<br />

Vorschlag löste jedoch wenig Begeisterung aus. Die Beschaffung der<br />

Ersatzstromlieferungen hätte <strong>zu</strong> einem Teil aus Importen – darunter womöglich auch<br />

Atomstrom aus Frankreich – gedeckt werden müssen (ebd.).<br />

Auch der Vorschlag einer „Ausstiegssteuer“ fand bei SPÖ, FPÖ und Industriellenvereinigung<br />

keine Zustimmung. Bundeskanzler Vranitzky gab <strong>zu</strong> Bedenken, dass<br />

Österreich unmöglich langfristig als einziges Land den Ausstieg aus der Kernenergie<br />

finanzieren könne (OÖN, 08.01.1991). Einzig die Grünen begrüßten den Vorschlag der<br />

ÖVP.<br />

Die tschechoslowakische Botschafterin in Österreich machte klar, dass die CSFR aus<br />

wirtschaftlichen Gründen an der Kernenergie festhalten werde. Ende Jänner 1991 fand<br />

ein Gipfel zwischen Calfa und Vranitzky bezüglich des erwähnten Fünf-Punkte-<br />

Programms für die CSFR statt. Die Ergebnisse dieses Gipfels waren jedoch bescheiden.<br />

Hauptgesprächsthema war die Suche nach Möglichkeiten für den Ersatz von Bohunice.<br />

Calfa äußerte sich, in Hinblick auf die österreichischen Vorschläge, jedoch skeptisch, da<br />

Bohunice einem Achtel des österreichischen Stromaufkommens entsprach. (OÖN,<br />

30.01.1991) Calfa versprach das Angebot <strong>zu</strong> prüfen. Die FPÖ wandte sich vor dem<br />

Gipfel ausdrücklich gegen Stromlieferungen an die CSFR, da das Land selbst genügend<br />

Kapazitäten habe (ebd.). Insgesamt wurde jedoch klar, dass die CSFR nicht so einfach<br />

bereit war auf ihr Atomprogramm <strong>zu</strong> verzichten.<br />

Ab dem Frühjahr 1991 konzentrierte sich der österreichische Protest wieder auf<br />

<strong>Temelin</strong>. Umweltminister Dejmal (OF) stellte fest, dass der Bau von <strong>Temelin</strong> nicht<br />

gestoppt werden könne, „(…) obwohl wir das gern machen würden.“ (Dejmal 1991, in:<br />

OÖN, 29.04.1991). Als Grund nannte er die Umweltschäden im Norden des Landes, die<br />

durch die Kohlekraftwerke hervorgerufen wurden.<br />

70


Im Juli 1991 wurde auch klar, dass Österreichs Fünf-Punkte-Programms keine<br />

Zustimmung in der CSFR finden würde. Der tschechoslowakische Energieplan aus<br />

1991 sah die Sicherung, Sanierung und den Ausbau der Kernenergie vor (OÖN,<br />

22.07.1991). Es wurde auch über ein an Deutschland orientiertes Atomgesetz beraten,<br />

das die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in der CSFR regeln sollte. Auch eine gemeinsame<br />

tschechoslowakisch-österreichische Kommission <strong>zu</strong> Fragen der Energiepolitik und der<br />

nuklearen Sicherheit beendete ihre Arbeit Ende 1991 (Getzner 2003, 36). Das<br />

Gesprächsklima begann sich <strong>zu</strong> verschlechtern (ebd.).<br />

7.2. Die Entscheidung für <strong>Temelin</strong> (1992 – 1994)<br />

Nach den politischen Umbrüchen in der Tschechoslowakei 1989/90 standen dem Land<br />

weitere Veränderungen bevor. 1991 hatte sich von Vaclav Havels Bürgerforum eine<br />

neue Partei, die ODS, abgespalten – ihr Gründer: Vaclav Klaus. Klaus war in der<br />

föderalen tschechischen Regierung schnell <strong>zu</strong> einem starken politischen Akteur<br />

geworden. Währendessen gab es in der Slowakei <strong>zu</strong>nehmend Forderungen nach mehr<br />

Autonomie. Trotz des Gegenwirkens von Präsident Havel erklärte die Slowakei 1992<br />

ihre Unabhängigkeit, die im gegenseitigen Einvernehmen mit 1. Jänner 1993 offiziell<br />

gemacht wurde. Bei den tschechischen Wahlen im Juni 1992 gewann Vaclav Klaus’<br />

ODS und er selbst wurde Premierminister. In der Slowakei war hingegen Vladimir<br />

Meciar der eindeutige Wahlsieger.<br />

Die Ereignisse um <strong>Temelin</strong> waren nach 1993 stark durch die Politik von Vaclav Klaus<br />

geprägt. Klaus war ein überzeugter Verfechter der Kernenergie, und so fanden die<br />

österreichischen Interventionen der Jahre 1992 bis 1994 wenig Gehör. In Österreich war<br />

– wie schon <strong>zu</strong>vor – die große Koalition aus SPÖ und ÖVP in der<br />

Regierungsverantwortung mit Bundeskanzler Franz Vranitzky an der Spitze.<br />

Es waren in dieser Zeitspanne vor allem drei Ereignisse, die das Geschehen bestimmten:<br />

Die Entscheidung in Dukovany ein Zwischenlager für abgebrannte<br />

Brennelemente <strong>zu</strong> bauen,<br />

die Entscheidung <strong>Temelin</strong> fertig <strong>zu</strong> bauen sowie<br />

der Konflikt um die Kredit<strong>zu</strong>sage der amerikanischen Export-Import Bank<br />

(EXIM) für die Aufrüstung des KKW <strong>Temelin</strong> durch den amerikanischen<br />

Konzern Westinghouse.<br />

71


Diese drei Handlungsstränge sollen in der obigen Reihenfolge in diesem Kapitel<br />

verfolgt werden.<br />

Im Februar 1992 gab der tschechische Umweltminister Dejmal bekannt, dass es nach<br />

der Fertigstellung von <strong>Temelin</strong> keine weiteren KKWs für die nächsten 10 Jahre im<br />

tschechischen Landesteil mehr geben sollte. Nach dieser Zeitspanne sollte eine<br />

Volksabstimmung über das weitere Vorgehen entscheiden. Die Slowakei wollte sogar,<br />

nach Mochovce, bis 2005 keine weiteren KKWs mehr bauen. (OÖN, 26.02.1992) Diese<br />

durchaus positiven Erklärungen wurden jedoch bald von anderen Plänen der Tschechen<br />

überschattet.<br />

Die Tschechoslowakei hatte während des kommunistischen Regimes atomaren Müll in<br />

der Sowjetunion entsorgt. Jedoch bestand nach den Umbrüchen Ende der 1980er Jahre<br />

diese Möglichkeit nicht mehr. Daher machte man sich auf die Suche nach einem<br />

geeigneten Ort für ein Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente. Mit Dukovany<br />

schien man Anfang 1992 einen geeigneten Ort gefunden <strong>zu</strong> haben. Sowohl der dortige<br />

Bürgermeister als auch Österreich waren von dieser Idee jedoch wenig begeistert.<br />

Die Tschechen hatten Österreich von dem geplanten Projekt informiert. Die<br />

Öffentlichkeit erfuhr davon aber erst einige Zeit später, was Umweltministerin<br />

Feldgrill-Zankl (ÖVP) große Kritik einbrachte. Erst das Hilfeansuchen des Bürgermeisters<br />

von Dukovany Vitezslav Jonas hatte den Stein ins Rollen gebracht. Feldgrill-<br />

Zankl forderte daraufhin eine Einbindung Österreichs in die Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

für das Zwischenlager als auch für die Nachrüstungen im KKW Bohunice in<br />

Sinne der Espoo Konvention. Allerdings hatte weder Österreich noch die<br />

Tschechoslowakei diese Konvention schon ratifiziert, und daher war eine derartige<br />

Parteienstellung nur mit Einwilligung der CSFR möglich. (OÖN, 05.02.1992) Die<br />

Verantwortlichen in Prag trieben das Projekt rasch voran, denn es sollte laut Plan schon<br />

1994 in Betrieb gehen. Der Vertrag über den Bau in Dukovany sollte, nach der<br />

Genehmigung durch die tschechoslowakische Regierung, im Juli 1992 unterzeichnet<br />

werden.<br />

In Österreich startete man im April 1992 konkrete Handlungen. Auf einen<br />

Gemeinderatsbeschluss der Stadt Wien hin, handelte Bürgermeister Zilk (SPÖ) mit dem<br />

Bundeskanzler eine Vorgehensweise aus. Der Wiener Gemeinderat hatte gefordert der<br />

Gemeinde Dukovany mit einem unabhängigen Gutachterteam <strong>zu</strong>r Seite <strong>zu</strong> stehen. Die<br />

Kosten sollten sich der Bund, Wien und Niederösterreich aufteilen. (OÖN, 23.04.1992)<br />

72


Währenddessen hatte die slowakische Regierung den Weiterbau des KKWs Mochovce<br />

beschlossen, und Bohunice sollte bis 2006 in Betrieb bleiben (ebd.).<br />

In Folge wurde die Diskussion um das Zwischenlager bis Ende des Jahres wegen der<br />

bevorstehenden Entscheidung um <strong>Temelin</strong> aus den Medien gedrängt. Erst im November<br />

1992 gab es von österreichischer Seite wieder Grund <strong>zu</strong> hoffen, da man in Tschechien<br />

ein Gesetz verabschiedet hatte, dass eine grenzüberschreitende UVP möglich machte<br />

(OÖN, 02.11.1992). Das öffentliche Verfahren über eine UVP begann, und die<br />

Atomgegner beider Länder fühlten sich in ihren Bemühungen bestärkt. Der Ansatzpunkt<br />

für die österreichischen Interventionen war ein Passus im Gesetzestext, wonach die<br />

Espoo Konvention anerkannt würde, die UVPs im grenzüberschreitenden Rahmen<br />

möglich macht.<br />

Während jedoch Einwände von österreichischer Seite gegen das überirdische<br />

Zwischenlager eingebracht wurden, plante man in Dukovany bereits die Kapazität des<br />

bestehenden unterirdischen Abklingbeckens <strong>zu</strong> vergrößern – ohne ein<br />

Bewilligungsverfahren (OÖN, 01.12.1992). Kurz vor Weihnachten 1992 bekam<br />

Österreich vom tschechischen Umweltminister Benda (KDS) die Zusage <strong>zu</strong>r Teilnahme<br />

an der UVP. Noch bis Ende des Jahres - also etwas mehr als eine Woche - sollte die<br />

österreichische Umweltministerin Rauch-Kallat (ÖVP) drei Experten nominieren<br />

(OÖN, 22.12.1992), die die österreichischen Einwände formulieren sollten. So hoffte<br />

auch der Bürgermeister von Dukovany, Jonas, auf fachliche Hilfe aus Österreich,<br />

jedoch gab er <strong>zu</strong> bedenken, dass Experten aus Österreich „(…) nicht immer ganz ernst<br />

genommen werden.“ (Jonas 1993, in: SN, 09.01.1993). Der Grund dafür sei scheinbar<br />

die Tatsache, dass die Wissenschaftler aus einem Land kämen, das die Kernenergie<br />

eindeutig ablehne (ebd.). Darüber hinaus war der Verhandlungsleiter der UVP auch<br />

Vorstandsmitglied von CEZ (Der Standard, 08.02.1993).<br />

Nachdem während des ganzen Jahres österreichische Proteste gegen das geplante<br />

Zwischenlager in Dukovany erfolglos geblieben waren, wolle die tschechische<br />

Regierung das Projekt Ende 1993 so schnell wie möglich abschließen. Im Dezember<br />

1993 beeilte man sich das Genehmigungsverfahren für das Zwischenlager in Dukovany<br />

mit der letzten Bauverhandlung schnell ab<strong>zu</strong>schließen. Wie erwähnt wurde, hatte<br />

Umweltministerin Rauch-Kallat ein Jahr <strong>zu</strong>vor die Entsendung von drei Experten<br />

angekündigt, da Österreich die Beteiligung an der UVP für Dukovany <strong>zu</strong>gesagt worden<br />

war. Die österreichische Parteienstellung an den Verhandlungen <strong>zu</strong>r UVP kam jedoch<br />

73


nie <strong>zu</strong>stande (OÖN, 18.12.1993). Die 1.300 (ebd.) Einwendungen von potentiell<br />

betroffenen österreichischen Anrainern, die beim Gemeindeamt in Dukovany vorgelegt<br />

wurden, hatten keine Auswirkung auf die Entscheidung. Ende 1993 wurde die UVP<br />

dann sehr schnell abgeschlossen. Im Juni 1994 begann man in Dukovany bereits mit<br />

dem Bau des Zwischenlagers.<br />

Die österreichischen Verhandlungspositionen wurden im Laufe der Jahre immer wieder<br />

von wirtschaftlichen Interessen österreichischer Firmen geschwächt. So auch in der<br />

Diskussion um das Zwischenlager in Dukovany. Während die Bundesregierung gegen<br />

den geplanten Bau intervenierte, hatte sich der staatliche Konzern VOEST für eine<br />

Beteiligung am Bau der Behälter für das radioaktive Material bemüht (OÖN,<br />

25.09.1993). Die Grünen kritisierten das Vorgehen der VOEST aufs Heftigste.<br />

Doch nun weiter <strong>zu</strong> Entscheidung über <strong>Temelin</strong>. Der Premier der tschechischen<br />

Regierung Pithart (KDU-CSL) hatte 1992, kurz vor den Wahlen im Juni, Österreich um<br />

Hilfe bei der weiteren Entscheidung über die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie gebeten (Molin,<br />

Interview, 15.07.2003). Zu diesem Zweck traf er sich mit Bundeskanzler Vranitzky,<br />

Wirtschaftsminister Schüssel (ÖVP) und dem oberösterreichischen Landeshauptmann<br />

Ratzenböck (ÖVP). Pithart hatte eine Entscheidung über <strong>Temelin</strong> noch vor den Wahlen<br />

angekündigt. (OÖN, 25.05.1992) In Tschechien begann man nun Kostenschät<strong>zu</strong>ngen<br />

bezüglich <strong>Temelin</strong> auf<strong>zu</strong>stellen, um diese als Grundlage für die Entscheidung bereit <strong>zu</strong><br />

haben. Pitharts Argumente gegen <strong>Temelin</strong> konzentrierten sich auf folgende Punkte: der<br />

Strombedarf war niedriger als erwartet, und die Fertigstellung <strong>Temelin</strong>s würde<br />

ebensoviel kosten wie die Sanierung und Entschwefelung der Kohlekraftwerke im<br />

Norden (OÖN, 27.05.1992).<br />

Allerdings teilte Pitharts Regierung seine Pläne bezüglich <strong>Temelin</strong> nicht vollständig,<br />

und sie wollten sich daher so kurz vor den Wahlen nicht auf eine gemeinsame<br />

Vorgehensweise einigen. Die Entscheidung über <strong>Temelin</strong> wurde für die Woche nach<br />

den Wahlen angekündigt. Miroslav Zamecnik, ökonomischer Berater von Vaclav<br />

Havel, meinte da<strong>zu</strong>: „Das ist eine ernste Entscheidung, die von der nächsten Regierung<br />

getroffen werden sollte.“ (Zamecnik 1992, in: OÖN, 29.05.1992).<br />

Im Mai 1992 wurde auf Verlangen des Ministeriums für Wirtschaftliche Entwicklung<br />

eine Entscheidungsgrundlage für die Regierung in Sachen <strong>Temelin</strong> ausgearbeitet (Benes<br />

1992). In diesem Dokument wurde der Weiterbau <strong>Temelin</strong>s nicht empfohlen. Das<br />

Niveau des Strombedarfs von 1989 würde nach einem weiteren Rückgang des<br />

74


Verbrauchs in frühestens 10-15 Jahren erneuert werden müssen. Daher müsse CEZ<br />

nicht in die Erhöhung der eigenen Produktionsbasis investieren. Für die Zeit nach dem<br />

Jahr 2000 wurde aber nicht die Strombedarfsdeckung durch die Kernenergie empfohlen,<br />

sondern die Steigerung der Energieeffizienz und die bessere Nut<strong>zu</strong>ng der bestehenden<br />

Kapazitäten. In eben dieser Entscheidungsunterlage wurde darauf hingewiesen, dass<br />

CEZ falsche Angaben über den künftigen Stromverbrauch gemacht hätte. Was speziell<br />

<strong>Temelin</strong> betraf, so rechnete man in diesem Papier mit einer Fertigstellung frühestens in<br />

12 Jahren – also 2004. Die realen Produktionskosten für die im KKW <strong>Temelin</strong><br />

produzierte Energie würden bei Einbeziehung aller Kosten um das Drei- bis Fünffache<br />

höher sein, als die Energie aus den entschwefelten Kohlekraftwerken. Man kam weiters<br />

<strong>zu</strong> dem Schluss, dass die Kernenergie als ein Risikoprojekt nicht anders als mit<br />

staatlichen Beihilfen oder mit einem Kredit mit staatlichen Garantien für die<br />

Rückzahlung finanziert werden könne. Was besonders interessant ist, ist eine Prognose<br />

über das Verhalten von CEZ in Anbetracht der kommenden Wahlen. Diese<br />

Entscheidungsgrundlage wurde knapp zwei Wochen vor den tschechischen Wahlen im<br />

Juni 1992 erstellt. Es wurde darin davon ausgegangen, dass CEZ Druck auf die<br />

Regierung ausüben werde, damit diese Regierung (deren Premier ein Atomgegner war)<br />

nicht über die Zukunft <strong>Temelin</strong>s entscheidet. Es wurden folgende CEZ Behauptungen<br />

prognostiziert: Verpolitisierung der Angelegenheit und die Nichtexistenz von<br />

ausreichenden Unterlagen für eine so schwere Entscheidung. Deshalb sollte auch die<br />

künftige Regierung entscheiden. Weiters wurde prognostiziert, dass die Einholung von<br />

Studien und Analysen von CEZ gefordert würde. Hierbei am besten von renommierten<br />

ausländischen Firmen und am besten mit Ausschreibung, damit der Termin für die<br />

Fertigstellung der Studie möglichst weit hinausgezögert würde. In der so gewonnen Zeit<br />

würde CEZ sich bemühen kostspielige Verträge mit ausländischen Firmen<br />

ab<strong>zu</strong>schließen, was den Entscheidungsraum der künftigen Regierung einengen würde.<br />

Zuletzt betonte man nochmals, dass der Weiterbau von <strong>Temelin</strong> nicht notwendig und<br />

ökonomisch unsinnig sei (Benes, 1992).<br />

Die Wahlen im Juni 1992 waren ein Sieg für die ODS Partei von Vaclav Klaus, der die<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie unterstützte. Klaus bildete eine Koalition mit der ODA, der<br />

KDU-CSL und der damals noch existierenden KDS. Die Basis für Verhandlungen über<br />

<strong>Temelin</strong> hatte sich schlagartig verschlechtert (Molin, Interview, 15.07.2003). Die<br />

Entscheidung über <strong>Temelin</strong> wurde für Ende August 1992 angekündigt. Als dieses<br />

75


Datum ungenützt verstrich, wurde die Entscheidung auf den September verschoben. Der<br />

Grund für die Verzögerung war eine neue Studie über <strong>Temelin</strong>, die erst von der<br />

tschechischen Regierung geprüft werden musste. Im September wurden erstmals<br />

Gerüchte laut, dass die tschechische Regierung dem amerikanischen Konzern<br />

Westinghouse einen Auftrag für ein Steuerungs- und Kontrollsystem für <strong>Temelin</strong> erteilt<br />

hätte (OÖN, 22.09.1992). Wie sich also zeigte, war die weiter oben angeführte<br />

Prognose <strong>zu</strong>treffend.<br />

Die Entscheidung über <strong>Temelin</strong> wurde in den folgenden Monaten immer wieder<br />

angekündigt und verschoben. Währendessen entstand im Norden des Landes eine neue<br />

Opposition <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. Die Gewerkschaften der Kohlekraftwerke und<br />

Braunkohlegruben übten <strong>zu</strong>nehmenden Druck auf die tschechische Regierung aus um<br />

<strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> verhindern. Wie schon in Kapitel 3 dieser Arbeit behandelt, drohte durch<br />

die Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s der Verlust von einigen Tausend Arbeitsplätzen in den<br />

Kohlerevieren im Norden. Die wichtigsten Gegner waren sieben Kohlekraftwerke<br />

zwischen Eger und Aussig, die <strong>zu</strong>sammen 40 % des tschechischen Stroms erzeugten,<br />

und 60 % der Finanzmittel erwirtschafteten, die dann in <strong>Temelin</strong> investiert wurden<br />

(OÖN, 30.10.1992). Die Betriebsräte und Gewerkschaften, die ca. 25.000 Arbeiter<br />

vertraten (ebd.), forderten die tschechische Regierung auf, den Energiekonzern CEZ<br />

weiter auf<strong>zu</strong>teilen. Es sollte einzelne Gesellschaften für Kohle-, Wasser- und Kernkraftwerke<br />

geben, und damit sollte verhindert werden, dass die Gewinne aus den Kohlekraftwerken<br />

<strong>Temelin</strong> quersubventionierten.<br />

Viele tschechische Gemeinden in Südböhmen wurden ebenfalls aktiv, da sie von einem<br />

potentiellen Unfall in <strong>Temelin</strong> am stärksten betroffen wären. Etwa 55 Gemeinden<br />

wandten sich gegen die Atompolitik ihrer Regierung. Sie forderten ein Baustopp<br />

<strong>Temelin</strong>s, und wandten sich mit Briefen an die Verantwortlichen.<br />

Währenddessen wurde die Tschechoslowakei in zwei neue unabhängige Staaten geteilt:<br />

die tschechische und die slowakische Republik. Anfang 1993 setzte sich das Ringen um<br />

<strong>Temelin</strong> fort. Es wurde eine Vorentscheidung angekündigt, doch gleichzeitig wurden<br />

Gerüchte laut, dass der Konzern Westinghouse den Wahlkampf des tschechischen<br />

Premiers Klaus finanziert hätte. Die wirtschaftliche Lage von Westinghouse war<br />

schlecht, da es im Westen kaum neue KKWs <strong>zu</strong> bauen gab. Sie erhofften sich durch die<br />

Beteiligung an der Fertigstellung von <strong>Temelin</strong> die Überbrückung der finanziellen<br />

Schwierigkeiten und weitere Folgeaufträge im Osten. Der tschechische Umweltminister<br />

76


Dejmal warnte erneut vor einem Weiterbau <strong>Temelin</strong>s. Er berief sich dabei auf eine<br />

Studie der Weltbank wonach das Projekt in Frage gestellt wurde (OÖN, 18.01.1993).<br />

Grundlage für die Entscheidung über <strong>Temelin</strong> sollte ein überaltertes Gutachten von<br />

CEZ sein. Der Grüne Abgeordnete Anschober erhob – in Berufung auf ein internes<br />

Papier des tschechischen Finanzministeriums – den Vorwurf, dass Tschechien<br />

zweckwidrig Kredite der Weltbank indirekt für den Weiterbau von <strong>Temelin</strong> verwende<br />

hätte. Die Kredite waren für die Sanierung der Kohlekraftwerke vorgesehen. Die<br />

österreichischen Grünen forderten daher, dass die Bundesregierung ihr zwei Jahre altes<br />

Angebot über Gratis-Stromlieferungen für die Aufgabe von <strong>Temelin</strong> erneuern sollte.<br />

(SN, 08.01.1993)<br />

Im Jänner 1993 schien es dann tatsächlich so, als ob das KKW <strong>Temelin</strong> fertig gebaut<br />

werden würde. Vaclav Klaus gab als Hauptgrund die Umweltverschmut<strong>zu</strong>ng in Norden<br />

an, die durch die Kohlekraftwerke verursacht wurde. Außerdem gab er in einem SN<br />

Interview an, dass die tschechischen KKWs <strong>Temelin</strong> und Dukovany sicherer seien als<br />

westliche KKWs (SN, 09.01.1993). Die österreichische Umweltministerin Rauch-Kallat<br />

wandte sich in Telegrammen an Klaus und Havel. Sie ersuchte darin um die Einstellung<br />

des Baus. Die Ministerin bot noch einmal die Zusammenarbeit und Förderung bei der<br />

Suche nach Alternativen <strong>zu</strong>r Kernenergie an.<br />

Für Vaclav Klaus stellte sich die Entscheidung um <strong>Temelin</strong> als eine rein tschechische<br />

Angelegenheit dar. Jedoch teilten nicht alle im Kabinett seine Meinung. Der neue<br />

Umweltminister Benda (KDS) trat dafür ein, aufgrund einer Bedarfsermittlung einen<br />

Energieplan <strong>zu</strong> erstellen, da die Finanzierung von <strong>Temelin</strong> völlig unklar war. Benda<br />

sprach sich dagegen aus das Projekt mit Stromexporten <strong>zu</strong> finanzieren. (Koch 1993, 15)<br />

Im Fall von <strong>Temelin</strong> gab es jedoch viele Interessen, die, in unterschiedlicher<br />

Reihenfolge, befriedigt werden mussten. Einerseits gab es die Zulieferindustrie – hier<br />

vor allem die Skoda Werke, die sich durch den Weiterbau Aufträge versprachen.<br />

Andererseits natürlich der Betreiber von <strong>Temelin</strong>, der auf die Fertigstellung drängte.<br />

Nach Angaben von CEZ wäre die Fertigstellung <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt ökonomischer als<br />

die Stilllegung gewesen (ebd.). Allerdings hatte Österreich bereits vor Jahren Angebote<br />

unterbreitet <strong>Temelin</strong> in ein Gaskraftwerk um<strong>zu</strong>bauen, was nach wie vor möglich<br />

gewesen wäre. Nachdem nun die ressort<strong>zu</strong>ständigen Minister (Finanzen, Privatisierung,<br />

Wirtschaft und Industrie) bereits eine Vorentscheidung getroffen hatten, gab der<br />

tschechische Ministerrat Ende Jänner 1993 vorläufig seine Zustimmung <strong>zu</strong>m Projekt<br />

77


ekannt – die Einwände des tschechischen Umweltministeriums blieben<br />

unberücksichtigt. Klaus kündigte eine endgültige Entscheidung innerhalb kurzer Zeit<br />

an. Allerdings gab der Premier in Interviews gekannt, dass ein Nein für ihn nicht in<br />

Frage käme. Abermals bestand er darauf, dass Tschechien die Energie aus <strong>Temelin</strong><br />

dringend benötigen würde, und es keine Alternative gäbe. Letztendlich sollte so auch<br />

die Umwelt im Norden durch die Schließung einiger Kohlekraftwerke geschont werden.<br />

(OÖN, 26.01.1993) Die Weltbank hatte für die Sanierung der Kohlekraftwerke einen<br />

Kredit in der Höhe von 240 Millionen Dollar gewährt. Die Gelder wurden allerdings auf<br />

Umwegen für den Weiterbau von <strong>Temelin</strong> verwendet (Weixler 1993, 30). Die<br />

Beschäftigten der Kohlekraftwerke kündigten im Falle einer Entscheidung für <strong>Temelin</strong><br />

Streiks an.<br />

Die Entscheidung wurde abermals verzögert, da sich die <strong>zu</strong>ständigen Minister<br />

(Finanzen, Privatisierung, Wirtschaft und Industrie) nicht auf eine einheitliche<br />

Empfehlung an die Regierung einigen konnten, da es in einigen Detailfragen noch keine<br />

Einigung gab.<br />

In Österreich forderten die Grünen die Bundesregierung auf, Tschechien ein Angebot<br />

<strong>zu</strong>r Finanzierung einer einmonatigen Nachdenkpause, <strong>zu</strong> machen. Dies sollte die<br />

Gelegenheit bieten eine internationale Energie-Konferenz darüber ab<strong>zu</strong>halten (SN,<br />

27.01.1993). Allerdings war dies nicht der erste Baubeschluss für <strong>Temelin</strong>, und so<br />

schöpfte man in Österreich Hoffnung, dass das letzte Wort in Sachen <strong>Temelin</strong> noch<br />

nicht gesprochen war.<br />

Der Energiesprecher der SPÖ regte einen Importstopp von Storm aus dem Osten an, da<br />

ein Großteil dieses Stroms aus Kernkraftwerken käme. Wie man in Kapitel 9.3. sehen<br />

wird, wurde diese Idee ein knappes Jahrzehnt später wieder aufgegriffen. Die<br />

österreichische Regierung sah eine Chance einerseits in der Ausübung internationalen<br />

Drucks, andererseits abermals in der Gewährung finanzieller Hilfe.<br />

Es wird allmählich klar, dass Angebote <strong>zu</strong>r finanziellen Unterstüt<strong>zu</strong>ng von den<br />

Tschechen nicht angenommen wurden. Die Angebote könnte man als reinen<br />

Aktionismus - in Anbetracht der Unvermeidbarkeit <strong>Temelin</strong>s - bezeichnen. Gerade ein<br />

Premier wie Vaclav Klaus, der die souveräne tschechische Entscheidung über <strong>Temelin</strong><br />

immer wieder betont hatte, schien kein entgegenkommender Gesprächspartner <strong>zu</strong> sein.<br />

Es wurden in der Vergangenheit viele Angebote finanzieller Art gemacht, die nie <strong>zu</strong><br />

einem Ergebnis geführt hatten. In einem meiner Interviews antwortete mir der<br />

Pressesprecher von <strong>Temelin</strong> (Nebesar, Interview, 09.09.2003), dass diese Angebote in<br />

78


Tschechien keineswegs so gut gemeint ankamen, wie sie gedacht waren. Gerade jene<br />

Teile der politischen und wirtschaftlichen Akteure, die die Kernenergie unterstützten,<br />

waren für die österreichischen Angebote nicht empfänglich. Die tschechischen<br />

Regierungen könnten diese finanziellen Angebote als eine Art Entwicklungshilfe eines<br />

reichen westlichen Landes für einen armen Ostblockstaat empfunden haben. Diese<br />

etwas polemische Beschreibung bringt jedoch das Problem, meiner Meinung nach, auf<br />

den Punkt. Ich vermute, dass sich die Tschechen durch jedes weitere Angebot in ihrer<br />

neuen Eigenstaatlichkeit gekränkt fühlten. Davon abgesehen machten die Absagen an<br />

Österreich klar, dass es keinen Partner für solche Ausstiegsangebote gab (Böckle,<br />

Interview, 10.07.2003).<br />

Im Februar 1993 kam es <strong>zu</strong> einem Treffen zwischen den tschechischen<br />

Wirtschaftsministern und einer Delegation aus dem BKA. Ergebnis war, dass die<br />

Tschechen versprachen das österreichische Angebot <strong>zu</strong>r fachlichen Hilfe bei der<br />

Umrüstung <strong>Temelin</strong>s in ein Gaskraftwerk <strong>zu</strong> prüfen. Premierminister Klaus meinte aber<br />

am Ende des Treffens, das alles für eine Fertigstellung spräche. (OÖN, 11.02.1993) Zur<br />

gleichen Zeit forderte die Weltbank eine Plausibilitätsstudie <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>, die die<br />

Sinnhaftigkeit des Weiterbaus prüfen sollte. Abermals wurde ein Termin für eine<br />

endgültige Entscheidung bekannt gegeben: der 10. März 1993.<br />

Nachdem das Thema mehrmals in den Fachministerrunden erörtert worden war,<br />

stimmte im März das tschechische Kabinett dem Weiterbau <strong>Temelin</strong>s endgültig <strong>zu</strong>.<br />

Umweltminister Benda wollte die Entscheidung bis <strong>zu</strong>r Verabschiedung eines Gesetzes,<br />

das die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie regelt, hinausschieben. Letztlich beeinflusste auch das<br />

Angebot der Firma Westinghouse sowie ein amerikanischer Kredit im Falle der<br />

Auftragsterteilung an Westinghouse die Entscheidung (Schwischei 1993, 9). Die<br />

Finanzierung <strong>Temelin</strong>s geschah durch eigene Gelder und ausländische Kredite – jedoch<br />

nicht durch Kredite der Weltbank, EURATOM oder der EBWE.<br />

Nach der Entscheidung kam es <strong>zu</strong> außenpolitischen Differenzen zwischen<br />

Bundeskanzler Vranitzky und Premierminister Klaus. Vaclav Klaus hatte die<br />

österreichischen Proteste als eine Einmischung in innere Angelegenheiten bezeichnet.<br />

Umweltministerin Rauch-Kallat kündigte bei fehlender Gesprächsbereitschaft<br />

Sanktionen an. (OÖN, 15.03.1993) Bei einem Treffen mit Österreichs Präsident<br />

Thomas Klestil in Wien meinte der tschechische Präsident Havel <strong>zu</strong>r Entscheidung der<br />

Regierung, dass <strong>Temelin</strong> ein Erbe einer vergangenen Ära sei, und heute eine Ent-<br />

79


scheidung über ein KKW sicherlich negativ ausfallen würde. Jedoch stellte er sich<br />

hinter die tschechische Regierung, gab aber bekannt, dass kein nukleares Ausbauprogramm<br />

über dieses Projekt hinaus bestehe. (OÖN, 16.03.1993) Havel versicherte<br />

noch, dass internationale Inspektoren in <strong>Temelin</strong> willkommen seien.<br />

Die Grünen forderten eine Intervention bei der amerikanischen Regierung um <strong>zu</strong><br />

erreichen, dass die amerikanische Export-Import Bank (EXIM) keine Ausfallshaftung<br />

für den Westinghouse Konzern übernähme. Die Export-Import Bank ist eine<br />

Regierungsbank und entspricht der österreichischen Kontrollbank.<br />

Damit war es also im März 1993 nach langen Verzögerungen <strong>zu</strong> einer endgültigen<br />

Entscheidung für <strong>Temelin</strong> gekommen. Der nächste Ansatzpunkt für Österreich war nun<br />

die Verhinderung der Kredit<strong>zu</strong>sage durch die EXIM Bank. Die EXIM Bank sollte eine<br />

Ausfallshaftung in der Höhe von 85 % für CEZ übernehmen. Die restlichen 15 %<br />

sollten von der tschechischen Regierung garantiert werden. Dies war notwendig<br />

geworden, weil CEZ die Zahlung nicht garantieren konnte, und Westinghouse<br />

ansonsten nicht in den Vertrag eingestiegen wäre. Die Firma Westinghouse hatte den<br />

Auftrag erhalten <strong>Temelin</strong> nach westlichen Standards auf<strong>zu</strong>rüsten. Die Vergabe eines<br />

Kredites der EXIM Bank an CEZ hing von der Entscheidung eines Ausschusses im<br />

amerikanischen Kongress ab. Dieser Ausschuss wollte vor einer endgültigen Zusage<br />

jedoch die Frage des Einflusses des KKWs auf die Umwelt geklärt haben. (Scharinger<br />

1993, 2) Hier ergab sich für die österreichischen Verantwortlichen eine neue Chance,<br />

<strong>Temelin</strong> noch <strong>zu</strong> verhindern. Es war noch nie vorgekommen, dass ein Projekt, das die<br />

Zustimmung der EXIM Bank bekommen hatte, anschließend vom Kongress verworfen<br />

worden war. Trotzdem konzentrierte man die Bemühung nun vollständig darauf.<br />

Tschechien bemühte sich für den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s um internationale Kredite. Der<br />

amerikanische Senat lehnte jedoch – unabhängig von den Bemühungen um die EXIM<br />

Kreditvergabe - einen Kreditantrag der tschechischen Regierung <strong>zu</strong>r Finanzierung des<br />

Projektes im Oktober 1993 ab. Daraufhin gab man in Prag ein Umweltgutachten in<br />

Auftrag, dass die Bedenken zerstreuen sollte. (OÖN, 02.10.1993)<br />

Doch auch in Österreich blieb man nicht untätig. Die Grüne Abgeordnete Langthaler<br />

hatte Ende September 1993 Gespräche mit Vertretern des Kongresses geführt.<br />

Amerikanische Umweltschutzgruppen hatten die Verantwortlichen im Kongress bereits<br />

über die Gefährlichkeit von <strong>Temelin</strong> informiert. Außerdem hatten amerikanische<br />

Umweltschützer kritisiert, dass bisher noch keine UVP gemacht worden war, eben so<br />

80


wenig wie eine technische Sicherheitsanalyse (Meister, Interview, 10.07.2003). Die<br />

Kongressmitglieder gaben in den Gesprächen <strong>zu</strong>, dass die Antworten, die sie von der<br />

EXIM Bank erhalten hatten, nicht völlig <strong>zu</strong>frieden stellend gewesen seien. Die EXIM<br />

Bank hatte versichert, dass die Sicherheitsvorkehrungen westliche Standards erreichen<br />

würden. Die Kongressmitglieder bestätigten nochmals, dass der Auftrag für<br />

Westinghouse von großer Bedeutung sei. Die Firma erhoffte sich Folgeaufträge in<br />

Osteuropa, da die Konkurrenz deutscher und französischer Firmen groß war (ebd.). In<br />

einem Zeitungsinterview gab Langthaler an, dass die Abgeordneten über die negative<br />

Stimmung in Österreich bezüglich <strong>Temelin</strong> nicht informiert gewesen wären (OÖN,<br />

08.10.1993).<br />

Das Land Oberösterreich hatte Schadensersatzansprüche an Westinghouse angemeldet,<br />

und wollte die Firma im Falle eines Störfalls im KKW haftbar machen. Der vom<br />

Landeshauptmann eingebrachte Schadensersatzanspruch belief sich auf 431 Milliarden<br />

Schilling (ca. 31,3 Mrd. Euro). In allen Bezirkshauptmannschaften wurden Formulare<br />

für Schadensersatz-Voranmeldungen aufgelegt. Dadurch sollten die amerikanischen<br />

Behörden in Zugzwang gebracht werden. (OÖN, 05.10.1993)<br />

Anfang Oktober hatte auch das BKA seine Position <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> bei den <strong>zu</strong>ständigen<br />

Ausschussmitgliedern im Kongress und Senat eingebracht. Umweltministerin Rauch-<br />

Kallat hatte allen befassten Ausschuss-Mitgliedern einen Brief <strong>zu</strong>kommen lassen, in<br />

dem sie bat der geplanten Kreditvergabe nicht <strong>zu</strong><strong>zu</strong>stimmen. Sie wies darauf hin, dass<br />

ein derartiges Experiment (Vermischung westlicher und sowjetischer Technologie) in<br />

den Vereinigten Staaten nicht genehmigungsfähig wäre. Außerdem führte sie an, dass<br />

die Kredite durch Stromexporte <strong>zu</strong>rückgezahlt werden würden. Das wiederum stelle<br />

keine Lösung für die Umwelt und die Bevölkerung in der Nähe der Kohlekraftwerke im<br />

Norden dar. (Meister, Interview, 10.07.2003)<br />

Ende Jänner 1994 lag die endgültige positive Entscheidung der EXIM Bank vor.<br />

Bundeskanzler Vranitzky kündigte an, die Abgeordneten des Kongresses <strong>zu</strong> einer<br />

Änderung dieser Entscheidung <strong>zu</strong> bewegen. Der amerikanische Kongress kann derartige<br />

Entscheidung innerhalb einer Frist von 35 Tagen widerrufen. Abgeordnete der Grünen,<br />

des Liberalen Forums und der FPÖ hatten die Kongressmitglieder in Briefen<br />

aufgefordert die Fertigstellung <strong>Temelin</strong>s nicht <strong>zu</strong> unterstützen. Darüber hinaus hatte<br />

Österreich das Angebot, bei einer Umrüstung <strong>Temelin</strong>s in ein Gaskraftwerk behilflich<br />

<strong>zu</strong> sein, erneuert. (Haumer 1994, 25) Auch in Tschechien gab es Opposition <strong>zu</strong><br />

81


<strong>Temelin</strong>. Der frühere Premierminister des tschechischen Landesteils der damaligen<br />

CSFR, Petr Pithart, wandte sich an einen <strong>zu</strong>ständigen US-Senator. Er gab <strong>zu</strong> Bedenken,<br />

dass die tschechische Regierung bisher die Bedenken der Bevölkerung völlig ignoriert<br />

hätte. Außerdem sei bei der Entscheidung über <strong>Temelin</strong> nie die Zustimmung des<br />

Parlaments eingeholt worden. Er kritisierte auch, dass es keine UVP gegeben hatte.<br />

Tschechien hatte darüber hinaus die Entscheidung über <strong>Temelin</strong> gefällt, ohne dass es<br />

einen Energieplan oder ein entsprechendes Gesetz für diesen Bereich gab. (Prague Post,<br />

02.02.1994)<br />

Der tschechische Premier Klaus warf Österreich vor, dass die Anti-Atompolitik nur auf<br />

den vermeintlich Schwächeren abziele und nicht auf Länder wie Deutschland oder die<br />

Schweiz. Bundeskanzler Vranitzky entgegnete dem, dass Österreich sehr wohl die<br />

tschechische Souveränität anerkenne, Reaktoren sich aber nicht um „souveräne<br />

Strahlung“ kümmerten. (Vranitzky 1994, in: OÖN, 04.02.1994) Vranitzky und Klaus<br />

hatten im Laufe der Diskussionen um die Entscheidung für <strong>Temelin</strong> und die Zusage der<br />

EXIM Bank mehrere mediale Wortgefechte, die die Entschlossenheit auf beiden Seiten<br />

sehr gut zeigten. Anfang Februar gab es auch im österreichischen Nationalrat rege<br />

Debatten über die weitere Vorgehensweise<br />

In einer Aktuellen Stunde der Nationalratssit<strong>zu</strong>ng vom 2. Februar 1994 erhob der Grüne<br />

Abgeordnete Anschober den Vorwurf an die Bundesregierung, dass ihre Politik<br />

halbherzig sei. Anschober führte aus, dass der Kreditantrag Tschechiens an die<br />

amerikanische Regierung bereits seit September 1991 vorlag, und bis 1993 war von<br />

österreichischer Seite nichts unternommen worden. Im Herbst 1993 hatte die<br />

Bundesregierung Informationspapiere an den Kongress und den Senat geschickt, die die<br />

österreichischen Bedenken ausdrücken sollten. Anschober sah drei Ansatzpunkte für die<br />

künftige Politik. Erstens, am 23. Februar 1994 würde der Kredit im Bankausschuss des<br />

amerikanischen Kongresses diskutiert werden. Da diese Sit<strong>zu</strong>ng öffentlich war, sollte<br />

Österreich hochrangige Vertreter aussenden. Diese sollten dort sachpolitische Einwände<br />

gegen diesen Kredit vorbringen. Zweitens, sollte ein Sonder-Expertengremium in die<br />

USA geschickt werden um dort Lobbying <strong>zu</strong> betreiben. Schließlich forderte Anschober<br />

den Bundeskanzler auf, selbst nach Washington <strong>zu</strong> reisen, und seine Bedenken dort<br />

vor<strong>zu</strong>tragen. (Anschober 1994, 17687)<br />

Bundeskanzler Vranitzky hielt dem entgegen, dass man Alternativen finden müsse, die<br />

finanziell und außenpolitisch vertretbar seien. Dem Vorwurf der Untätigkeit hielt er<br />

82


entgegen, dass das BKA bereits im September 1993 eine klare Positionsbestimmung <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong> ausgearbeitet, und über österreichische Vertreter nach Washington <strong>zu</strong>r EXIM<br />

Bank geschickt hatte. Darüber hinaus hätte Gesundheitsminister Ausserwinkler (SPÖ)<br />

in persönlichen Gesprächen in Washington die österreichische Sache vertreten. Weiters<br />

hätte Vranitzky den Präsidenten des Nationalrates Fischer (SPÖ) aufgefordert, die<br />

österreichische Argumentation den Vorsitzenden des amerikanischen Senats und des<br />

Repräsentantenhauses sowie dem tschechischen Parlamentspräsidenten <strong>zu</strong> übermitteln.<br />

Finanzminister Lacina (SPÖ) stehe in Kontakt mit seinem amerikanischen Gegenüber,<br />

der für die EXIM Bank <strong>zu</strong>ständig war, und hatte bereits mit ihm Gespräche geführt.<br />

Österreich dränge auf eine umfassende Prüfung der ökologischen Verträglichkeit des<br />

Projekts. (Vranitzky 1994, 17687-17688)<br />

Diese zwei Positionen waren repräsentativ für die vorherrschenden Meinungen im<br />

Nationalrat und in den Parteien. SPÖ und ÖVP setzten <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt auf<br />

diplomatische Kontakte, während die Opposition direkt vor Ort Gespräche und<br />

Lobbying vorschlug. Die Abgeordnete Langthaler merkte an, dass die tschechische<br />

Regierung bereits im März 1993 zwei Lobbyisten angestellt hätte, die in Washington im<br />

Kongress kontinuierlich für ihre geworben hätten. Österreich hatte – wie erwähnt – erst<br />

im September eine erste Stellungnahme nach Washington geschickt. (Langthaler 1993,<br />

17692) Während man in Österreich versuchte gegen <strong>Temelin</strong> und den Kredit <strong>zu</strong><br />

intervenieren, waren auch die Tschechen nicht untätig geblieben.<br />

Wenige Tage nach der oben dargestellten Diskussion im Nationalrat, entschied sich die<br />

Bundesregierung dafür, doch eine Delegation nach Washington <strong>zu</strong> schicken. Für drei<br />

Wochen versuchte eine österreichische Delegation, bestehend aus Experten und<br />

diplomatischen Vertretern, die Kongressabgeordneten davon <strong>zu</strong> überzeugen, dass<br />

<strong>Temelin</strong> eine schlechte Investition wäre (Molin, Interview, 10.07.2003). Zeitgleich<br />

betrieb eine tschechische Delegation ebenfalls Lobbying, jedoch für eine andere Sache.<br />

Das österreichische Ziel war einen Widerruf der EXIM Entscheidung durch den<br />

Bankenausschuss des Repräsentantenhauses <strong>zu</strong> erreichen. Das Thema wurde für den 23.<br />

Februar 1994 auf die Tagesordnung gesetzt.<br />

Die EXIM Bank hatte dem Kongress ein Gutachten vorgelegt, das die Sicherheit und<br />

Notwendigkeit <strong>Temelin</strong>s hervorhob. Es wurde mit keinem Wort die nahe am KKW<br />

vorbei laufende Erdbebenbruchlinie erwähnt. Stattdessen wurde die tschechische<br />

Argumentation übernommen, dass <strong>Temelin</strong> für die Stromversorgung des Landes<br />

83


notwendig wäre. Der Umbau in ein Gaskraftwerk wurde aus Angst vor der<br />

Abhängigkeit von Russland abgelehnt. (OÖN, 05.02.1994)<br />

Doch noch bevor die österreichische Delegation nach Washington abreiste, gab es einen<br />

Skandal um die Bank Austria bezüglich <strong>Temelin</strong>. Es ging um die Frage, ob die Ausgabe<br />

von Optionsscheinen für die <strong>Temelin</strong> Betreibergesellschaft CEZ durch die Bank Austria<br />

schon eine Finanzierung des Projektes darstellte. Wirtschaftminister Schüssel stellte<br />

klar, dass dies nicht der Fall sei. Die Opposition forderte jedoch in dieser Angelegenheit<br />

eine Sondersit<strong>zu</strong>ng des Nationalrates. Die Bank Austria stoppte die Geschäfte mit CEZ<br />

Optionsscheinen wenige Tage später. (Der Standard, 16.02.1994)<br />

In Washington betrieben parallel mehrere Österreicher Lobbying. Einerseits die<br />

Delegation, die von der Regierung entsandt worden war, andererseits eine Delegation<br />

der Grünen mit den Angeordneten Langthaler und Pilz sowie einem Experten. Die<br />

Landesregierungen von Oberösterreich und Niederösterreich planten ebenfalls<br />

jemanden direkt nach Washington <strong>zu</strong> schicken. (OÖN, 17.02.1994)<br />

Die österreichische Delegation führte unter anderem Gespräche mit dem<br />

Generaldirektor der EXIM Bank. Man hatte versucht klar<strong>zu</strong>machen, dass die geplante<br />

Fertigstellung von <strong>Temelin</strong> ein riskantes Projekt wäre, und dass dies eine eingehende<br />

Prüfung notwendig machen würde. Delegationsmitglied Hirczi räumte aber ein, dass<br />

man nicht mit hohen Erwartungen in dieses Gespräch gegangen sei. Die Bemühungen<br />

müssten sich auf den Bankenausschuss im Kongress richten. Die Delegationsmitglieder<br />

durften ihre Bedenken nicht dem Ausschuss selbst vortragen, sondern nur einzelnen<br />

Vertretern. (SN, 21.02.1994). Allerdings sah man die Kongressabgeordneten oder<br />

Senatoren während der dreiwöchigen Mission nur jeweils am Anfang und am Ende der<br />

gesamten Gespräche. Die Kongressabgeordneten und Senatoren boten bei diesen<br />

Gesprächen in vielen Fällen gut vorbereitete Mitarbeiter mit einschlägiger Expertise<br />

auf, von denen sie sich den fachlichen Teil der Gespräche aufbereiten ließen. (Heindler,<br />

Interview, 25.07.2003)<br />

Die Expertendelegation unter der Leitung von Prof. Manfred Heindler, der schon die<br />

Bohunice Kommission geleitet hatte, eilte in den drei Wochen von einem Termin <strong>zu</strong>m<br />

anderen um die <strong>zu</strong>ständigen Akteure <strong>zu</strong> informieren. Als diplomatischer Leiter war der<br />

frühere österreichische Außenminister Peter Jankowitsch (SPÖ) mitgereist, der die<br />

84


Kontakte für die Gespräche knüpfte (ebd.). Regierungsmitglieder waren <strong>zu</strong> diesem<br />

Zeitpunkt an der Mission selbst nicht beteiligt.<br />

Ein Problem war auch, dass die Clinton Administration die sicherheitstechnischen<br />

Verbesserungen in <strong>Temelin</strong> durch Westinghouse unterstützte. Man könnte sich nun<br />

fragen, warum Österreich dagegen war, dass <strong>Temelin</strong> sicherheitstechnisch aufgerüstet<br />

wurde? Der tschechischen Regierung war klar, dass die russische Technologie mit der<br />

<strong>Temelin</strong> gebaut worden war, auch nicht ihren eigenen Sicherheitsstandards entsprach<br />

(Heindler, Interview, 25.07.2003). <strong>Temelin</strong> musste mit westlicher Technologie fertig<br />

gebaut werden, da russische Technologie für <strong>Temelin</strong> nicht mehr verfügbar war.<br />

Österreich ging nun in seinen Bemühungen davon aus, dass <strong>Temelin</strong> nicht weitergebaut<br />

werden würde, wenn es <strong>zu</strong> keiner sicherheitstechnischen Aufrüstung käme (ebd.).<br />

Darüber hinaus war unklar, ob westliche Sicherheitsstandards bei <strong>Temelin</strong> überhaupt<br />

erreicht werden konnten – trotz potentieller westlicher Aufrüstung. Über diesen<br />

Ansatzpunkt wollte man das Projekt <strong>zu</strong> Fall bringen. Man musste die EXIM Bank<br />

davon überzeugen, dass <strong>Temelin</strong> eine schlechte Investition war (Molin, Interview,<br />

15.07.2003).<br />

Die Frage war auch, über wie viele Informationen die <strong>zu</strong>ständigen amerikanischen<br />

Akteure in der EXIM Bank und im Kongress verfügten. Es gab damals Gerüchte,<br />

wonach einerseits die Auftragsvergabe an Westinghouse, als auch die<br />

Informationsweitergabe der EXIM Bank an den Kongress nicht einwandfrei verlaufen<br />

war (Strasky, Interview, 10.09.2003). Es gab für die Auftragserteilung eine<br />

Ausschreibung an der unter anderem auch Siemens teilnahm. Westinghouse erhielt<br />

jedoch den Zuschlag, obwohl – wie CEZ später auch <strong>zu</strong>gab – Siemens das technisch<br />

bessere Angebot gemacht hatte (ebd.). Jedoch seien bei Westinghouse die finanziellen<br />

Bedingungen besser gewesen. Ein Mitarbeiter des tschechischen Umweltministeriums<br />

erhob auch den Vorwurf, dass die tschechische Delegation falsche Papiere<br />

weitergegeben und die Situation falsch dargestellt hätte (ebd.). Befürworter der<br />

Kernenergie in Tschechien beschrieben die Reise der tschechischen Delegation nach<br />

Washington nicht als Lobbying, sondern als eine Klärung der Situation, die durch<br />

Österreich falsch dargestellt worden war (Nebesar, Interview, 09.09.2003).<br />

Nach dem Hearing im Bankenausschuss, an dem die österreichische Delegation nur als<br />

Zuhörer teilnehmen durfte, beschäftigte die Angelegenheit den amerikanischen<br />

85


Kongress. Bis Anfang März konnten so noch Einwände vorgebracht werden. Diese<br />

Verzögerung brachte noch mehr Zeit um die Abgeordneten dahingehend <strong>zu</strong><br />

beeinflussen die Kredit<strong>zu</strong>sage der EXIM Bank doch noch auf<strong>zu</strong>heben. Einige<br />

Abgeordnete hatten bereits Verständnis für die österreichischen Argumente gezeigt, und<br />

forderten weitere Gutachten. Die Grünen forderten nun verstärktes Lobbying auch<br />

durch Regierungsmitglieder. (SN, 25.02.1994) Währenddessen kehrte die<br />

österreichische Delegation nach Wien <strong>zu</strong>rück. Der politische Leiter Jankowitsch<br />

berichtete, dass einige Abgeordnete nun gegen <strong>Temelin</strong> eingestellt seien (SN,<br />

26.02.1994) Tschechien wertete das Vorgehen Österreichs als Angriff gegen das Land<br />

selbst. Bundeskanzler Vranitzky entgegnete darauf, dass dies keineswegs ein Angriff<br />

gegen Tschechien sei, und man weiterhin an guten Beziehungen <strong>zu</strong> Tschechien<br />

interessiert wäre (ebd.). Der tschechische Industrieminister Dlouhy (ODS) sprach<br />

jedoch von einer „Verdrehung der Tatsachen“ sowie einer Einmischung in die inneren<br />

Angelegenheiten Tschechiens (Dlouhy 1994, in: OÖN, 26.02.1994). Prag entsandte<br />

daher einen Regierungsvertreter <strong>zu</strong> Gesprächen nach Washington.<br />

Anfang März hob die EXIM Bank ihre Kredit<strong>zu</strong>sage auf, nachdem sich 10<br />

Kongressabgeordnete in einem Protestbrief an den Geschäftsführer der EXIM Bank<br />

gewandt hatten (SN, 04.03.1994).<br />

Am 11. März genehmigte die EXIM Bank schließlich doch den Kredit an CEZ. Es war<br />

vorher noch einmal <strong>zu</strong> einem massiven Lobbying von tschechischer Seite gekommen,<br />

das scheinbar auf Resonanz gestoßen war (OÖN, 11.03.1994). Die Zustimmung der<br />

amerikanischen Regierung Ende Mai war nur mehr eine reine Formalität. Der<br />

tschechische Premier Klaus wertete die Zusage als Bestätigung für die Qualität des<br />

KKWs (ebd.). Letztlich hatten ökonomische Vorteile für die Vereinigten Staaten mehr<br />

gewogen als die österreichischen Sicherheitsbedenken (Getzner 2003, 37).<br />

In einer Ausgabe der New York Times zeigte man sich kritisch und besorgt, ob die<br />

amerikanische Regierung nicht letztendlich für einen Unfall in <strong>Temelin</strong> haftbar gemacht<br />

werden könnte. Der demokratische Senator des Bundesstaates Vermont meinte da<strong>zu</strong>:<br />

„Any possibility that American taxpayers could be liable for a nuclear accident in the<br />

Czech Republic as a result of EXIM Bank guarantees would be unacceptable.” (Leahy<br />

1994, in: Frantz, New York Times, 22.05.1994).<br />

Die EXIM Bank gab an, sich auf eigene Sicherheitsanalysen verlassen <strong>zu</strong> haben.<br />

Allerdings wurde in eben diesem Artikel der New York Times bezweifelt, dass das<br />

stimmte. Nach Angaben der Zeitung beschäftigte die EXIM nur einen einzigen<br />

86


Nuklearingenieur in ihrem Mitarbeiterstab. Die amerikanische Atomaufsichtsbehörde<br />

(NCR) hatte keine eigene Evaluation durchgeführt, sondern sich nur von tschechischer<br />

Seite versichern lassen, dass <strong>Temelin</strong> unbedenklich wäre. (ebd.) Der Leiter der<br />

amerikanischen Atomaufsichtsbehörde Selin, mit dem die Österreicher ebenfalls ein<br />

Gespräch führten, hatte das KKW <strong>Temelin</strong> nie von innen gesehen. Er betonte jedoch<br />

stets seine volle Unterstüt<strong>zu</strong>ng für das Projekt. In einer tschechischen Zeitung wird er<br />

mit der Aussage zitiert, dass die NCR keine systematische Bewertung <strong>Temelin</strong>s<br />

durchgeführt hätte, und dies auch nicht tun werde, da es sich hierbei um eine souveräne<br />

Entscheidung Tschechiens handle. (Beranek 1994)<br />

In Tschechien gab es nach der Entscheidung in Washington innenpolitische Konflikte<br />

zwischen Premier Klaus und Umweltminister Benda. Benda hatte eine Verzögerung der<br />

Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s angekündigt falls sich herausstellen sollte, dass durch die<br />

Aufrüstung von Westinghouse eine UVP notwendig werden würde. Nach<br />

tschechischem Gesetz war beim Bau eines KKWs ein UVP notwendig, allerdings sah<br />

das Gesetz keine Regelung im Falle einer Umrüstung vor. Benda hatte sich des Öfteren<br />

ablehnend <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> geäußert. Seine Kritik konzentrierte sich auf Mängel in der<br />

Atomgesetzgebung und auf die starke Ökonomisierung der ökologischen Probleme<br />

Tschechiens. Er warf Premier Klaus vor kein Verständnis für ökologische Probleme <strong>zu</strong><br />

haben. Daraufhin tauchten Gerüchte auf, nach denen Benda abgesetzt werden sollte.<br />

Benda war kein Mitglied der ODS, sondern gehörte der stimmenschwachen<br />

Koalitionspartei KDS an. (Der Standard, 13.04.1994) In einem Interview mit der<br />

linksliberalen tschechischen Tageszeitung Lidove Noviny meinte er <strong>zu</strong>m fehlenden<br />

Umweltbewusstsein seiner Regierungskollegen: „(…), dass den <strong>zu</strong>ständigen Ministern,<br />

genauso wie Herrn Premier auch, ein allgemeines Gefühl für diese Problematik fehlt.“<br />

(Benda 1994, in: Malota, Lidove Noviny, 20.08.1994). Allerdings hatte sich Benda auch<br />

als Einziger bei der Entscheidung 1993 über den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s der Stimme<br />

enthalten.<br />

Die Einwände Bendas nützten jedoch. Noch vor der Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s wurde<br />

ein „Atomgesetz“ beschlossen, das den Betrieb von KKWs, die staatliche Kontrolle der<br />

Sicherheit und auch die Verantwortung für die Liquidierung von abgebrannten<br />

Brennstäben regelt. Der tschechische Industrieminister Dlouhy (ODS) hatte die<br />

Forderung Bendas nach Schaffung eines Gesetzes noch vor der Inbetriebnahme<br />

<strong>Temelin</strong>s <strong>zu</strong>erst abgelehnt. Benda hatte jedoch daraufhin erklärt, dass er seine<br />

87


Zustimmung <strong>zu</strong>r Inbetriebnahme verweigern würde, wenn das Gesetz nicht rechtzeitig<br />

angenommen werde. (SN, 21.05.1994)<br />

Die Washington Mission Österreichs war also letztlich nicht erfolgreich gewesen. In<br />

Tschechien zeigten die Atombefürworter große Befriedigung über den Ausgang des<br />

Konflikts. So erschien im November 1994 ein Artikel in der Tageszeitung Lidove<br />

Noviny, der vom Vorsitzenden des CEZ nahen Atomforums, Jiri Beranek, verfasst<br />

worden war. Daraus seien hier kurz einige Passagen dargestellt, weil sie ein gutes<br />

Stimmungsbild der tschechischen Atombefürworter zeichnen. Das folgende ist aus<br />

einem äußerst polemischen Artikel der besagten Tageszeitung vom 2. November 1994.<br />

Die Formulierungen wurden aus dem Artikel übernommen.<br />

Beranek zeigte sich darin erstaunt, dass das Ziel der österreichischen Anti-Atompolitik<br />

stets nur Tschechien sei, obwohl es in allen anderen Nachbarländern Österreichs<br />

(ausgenommen Italien) ebenfalls KKWs gäbe. Als Ursprung der österreichischen Politik<br />

nannte er das „unglückliche“ Referendum des Jahres 1978. Die Folgen des<br />

Referendums seien Milliardenverluste und ein chronischer Mangel an Energiequellen in<br />

Österreich gewesen. Daraus – so folgerte er – hätte sich ein Trauma entwickelt nach<br />

dem Motto: Wenn wir nicht dürfen, soll auch kein anderer. Er führte weiter aus, dass im<br />

Laufe der Jahre daraus eine Staatsideologie geworden wäre, die mit religiösem Eifer,<br />

fast fanatisch, durchgesetzt wird. Das folgende sei an dieser Stelle wortwörtlich zitiert:<br />

„Und da schon Maria Theresia in ihrer Staatsbeamtenverordnung Loyalität vor<br />

Kompetenz gestellt hatte, wundert es nicht, dass die Staatspolitik im Grunde keine<br />

oppositionelle Ansicht (sic!) findet.“(Beranek 1994).<br />

Eine Seite weiter analysiert er die österreichisch-tschechischen Beziehungen, die von<br />

Misstrauensgefühlen und Verdächtigungen gegen alles Tschechische geprägt seien.<br />

Diese Ausführungen dürfen natürlich nicht als die Meinung eines Großteils der<br />

tschechischen Bevölkerung verstanden werden. Aber es erscheint interessant, dass der<br />

damalige Vorsitzende des tschechischen Atomforums, Beranek, den bilateralen Diskurs<br />

zwischen Österreich und Tschechien auf einer so emotionalen Basis bewertet.<br />

Die Jahre 1992 bis 1994 waren, wie eingangs erwähnt wurde, von drei Themen<br />

beherrscht. Die Entscheidung in Dukovany ein Zwischenlager für abgebrannte<br />

Brennelemente <strong>zu</strong> bauen, die Entscheidung <strong>Temelin</strong> fertig <strong>zu</strong> bauen sowie der Konflikt<br />

88


um die Kredit<strong>zu</strong>sage der amerikanischen Export-Import Bank (EXIM) für die<br />

Aufrüstung des KKW <strong>Temelin</strong> durch den amerikanischen Konzern Westinghouse.<br />

In jedem dieser drei Bereiche hatte die österreichische Regierung ihre Ziele verfehlt.<br />

Wie man im nächsten Kapitel sehen wird, bedeutete das jedoch noch kein Aus für die<br />

österreichischen Bemühungen.<br />

7.3. Kein Baustopp in Sicht (1995 - 1998)<br />

Diese Periode war vor allem durch drei Themenbereiche dominiert. Die Diskussion um<br />

eine Aufstockung des Zwischenlagers in Dukovany bzw. den Neubau eines<br />

Zwischenlagers in <strong>Temelin</strong>, Wirtschaftlichkeits- und Sicherheitsanalysen über <strong>Temelin</strong><br />

und der EU-Beitritt Österreichs und die damit verbundene Möglichkeit ein Aus für<br />

<strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> einer Bedingung für den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r EU <strong>zu</strong> machen.<br />

Die Zeit der medienwirksamen Interventionen war nach den Bemühungen um die<br />

Kreditvergabe der EXIM Bank erst einmal vorbei. Sowohl in Tschechien als auch in<br />

Österreich gab es in dieser Zeitspanne Parlamentswahlen. In Tschechien wurde im Juni<br />

1996 gewählt. Die Koalition zwischen ODS, KDU-CSL, ODA und der KDS verlor die<br />

Mehrheit, und die KDS wurde im März 1996 in die ODS integriert. Diese Koalition<br />

blieb aber trotzdem weiter im Amt. 1997 kam es innerhalb der ODS <strong>zu</strong> einem<br />

Finanzskandal, der <strong>zu</strong>m Rücktritt von Vaclav Klaus als Premierminister, <strong>zu</strong>r Auflösung<br />

der Regierung und <strong>zu</strong>r Abspaltung eines Teils der ODS führte. Eine Interimsregierung<br />

übernahm von Ende 1997 bis Juni 1998 die Regierungsgeschäfte. An dieser<br />

Interimsregierung unter Josef Tosovsky (parteilos) beteiligte sich die ODS jedoch nicht.<br />

Aus den Wahlen im Juni 1998 resultierte eine sozialdemokratische<br />

Minderheitsregierung mit dem neuen Premier Milos Zeman unter der Duldung der ODS<br />

auf Grundlage eines Oppositionsvertrages (siehe Kapitel 4.2.1.).<br />

Die entscheidende Änderung in der österreichischen Innenpolitik bezüglich der Anti-<br />

Atompolitik Österreichs war der Wechsel des Bundeskanzlers 1997. Franz Vranitzky<br />

wurde im Jänner 1997 von seinem Parteikollegen Viktor Klima abgelöst. Was die<br />

Regierungskonstellation anbelangt blieb weiterhin die große Koalition zwischen SPÖ<br />

und ÖVP im Amt. Jedoch gab es mit der Regierung Klima einige personelle<br />

Änderungen, die sich auf das Auftreten Österreichs in Fragen der Atompolitik<br />

89


auswirkten. 1995 trat Österreich darüber hinaus der Europäischen Union bei, und<br />

Tschechien stellte ein Jahr später den Antrag auf Aufnahme in die Union.<br />

Wie eingangs erwähnt wurde, konzentrierte sich die Diskussion in der zweiten Hälfte<br />

der 1990er Jahre sehr stark auf sicherheitstechnische Mängel in <strong>Temelin</strong> und Dukovany<br />

sowie auf die Wirtschaftlichkeit <strong>Temelin</strong>s im Speziellen. So entschied auch die EXIM<br />

Bank 1995 die vorläufig gewährte Kredit<strong>zu</strong>sage noch einmal <strong>zu</strong> überdenken. Der Grund<br />

dafür war die ungeklärte Frage, wer bei einem Unfall die Haftung übernehmen sollte.<br />

Solange es keine Zusage der tschechischen Regierung gäbe, lehnte die Bank eine<br />

Mitfinanzierung des KKWs ab. (Der Standard, 09.05.1995) Darüber hinaus hatte der<br />

amerikanische Kongress die Übernahme einer Ausfallshaftung durch die EXIM noch<br />

nicht abgesegnet. Eine Entscheidung wurde noch für das Jahr 1995 angekündigt.<br />

Letztlich dauerte es bis Ende 1996 bis eine endgültige Entscheidung vorlag. Anfang<br />

Dezember 1996 wurde dann Kredit gewährt, ohne – wie vereinbart – österreichische<br />

Einwendungen <strong>zu</strong> prüfen. Neben der EXIM Bank finanzierten auch noch die in London<br />

ansässige Citibank und die Brüsseler Generale Bank den Weiterbau von <strong>Temelin</strong>s<br />

(ebd.).<br />

Die Zweifel über die Sicherheit der Anlage in <strong>Temelin</strong> wurden stärker als ein internes<br />

Papier des tschechischen Industrieministeriums auftauchte, das auf die Gefahren<br />

<strong>Temelin</strong>s hinwies. Die österreichischen Grünen, denen diese Risikostudie vorlag,<br />

forderten Bundeskanzler Vranitzky auf umgehend in Prag <strong>zu</strong> intervenieren, da scheinbar<br />

auch der tschechische Industrieminister Dlouhy an der Sicherheit <strong>Temelin</strong>s zweifelte.<br />

(ebd.) So wurde in den Oberösterreichischen Nachrichten aus diesem Papier zitiert. Die<br />

„chaotischen Verhältnisse“ würden es unmöglich machen einen genauen Fertigstellungstermin<br />

<strong>zu</strong> nennen. Darüber hinaus wurde aus dem Papier ersichtlich, dass<br />

fehlende Projektunterlagen den Baufortschritt <strong>zu</strong>sätzlich verlangsamten. Die russischen<br />

Planer des KKW <strong>Temelin</strong> waren nach der Wende, und vor allem nach dem Einstieg der<br />

amerikanischen EXIM Bank bei der Finanzierung, nicht mehr bereit die benötigten<br />

Unterlagen <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Außerdem wurde auf Probleme mit der Haftung<br />

hingewiesen – nicht nur im Falle der EXIM Bank, sondern ebenso mit den Lieferanten.<br />

(OÖN, 09.05.1995)<br />

Bei einem Treffen zwischen Vaclav Klaus und Franz Vranitzky kurz nach dem<br />

Auftauchen dieser Risikobewertung, erneuerte der österreichische Bundeskanzler den<br />

90


Vorschlag Tschechien bei der Suche nach alternativen Energiequellen finanziell <strong>zu</strong><br />

unterstützen. Dieses Angebot wurde vom tschechischen Premier zwar abgelehnt, jedoch<br />

einigte man sich bei dieser Gelegenheit darauf, das bestehende Nuklearinformationsabkommen<br />

<strong>zu</strong> erweitern. (Koch 1995, 3)<br />

Im KKW Dukovany häuften sich währenddessen die Störfälle <strong>zu</strong>nehmend. Das<br />

tschechische Staatsamt für nukleare Sicherheit (SUJB) versicherte jedoch, dass alle<br />

nuklearen Einrichtungen in Tschechien unbedenklich seien. Tschechische Umweltorganisationen<br />

zweifelten dies jedoch an, da sie die Aussagen des SUJB für unrichtig<br />

und voreingenommen hielten (Koch 1995, 3). Nach kontinuierlichen Bemühungen<br />

Österreichs sagte der tschechische Premier Klaus <strong>zu</strong>, einen Sicherheitsbericht über<br />

<strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong>r Verfügung <strong>zu</strong> stellen. Klaus gewährte die Erstellung dieses Gutachtens<br />

aufgrund der gegenseitigen Informationspflicht, die aus dem Nuklearinformationsabkommen<br />

ab<strong>zu</strong>leiten war. Österreich hatte auf ein derartiges Gutachten seit<br />

1992 gewartet. (SN, 29.09.1995)<br />

Anfang 1996 erarbeitete das tschechische Industrieministerium einen Entwurf für ein<br />

Gesetz, das die Kernenergiewirtschaft regeln sollte. Ein solches Gesetz war schon 1993<br />

vom damaligen tschechischen Umweltminister Benda <strong>zu</strong>r Bedingung für die<br />

Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s gemacht worden. Der Entwurf für dieses „Atomgesetz“ war<br />

für Österreich alles andere als ermutigend, denn es sah ein Festhalten an der<br />

Kernenergie für die nächsten 30 Jahre vor. Industrieminister Dlouhy erklärte die<br />

Notwendigkeit dieses Gesetzes damit, dass die tschechische Atomwirtschaft auf diese<br />

Weise in Einklang mit der Verfassung und internationalen Verpflichtungen gebracht<br />

werde. Auf Widerstand Österreichs traf der im Gesetz verankerte Plan das Atommüll<br />

Zwischenlager in Dukovany <strong>zu</strong> vergrößern um Lagerkapazitäten bis 2030 <strong>zu</strong><br />

gewährleisten. Außerdem wurde ein Fonds eingerichtet, in den CEZ laufend Beiträge<br />

zahlen sollte. Aus diesem Fonds sollten potentielle Schadensersatzansprüche gedeckt<br />

werden. (OÖN, 05.01.1996)<br />

In der ersten Hälfte 1996 kamen Informationen an die Öffentlichkeit, die<br />

Unstimmigkeiten bei der Auftragsvergabe von CEZ an Westinghouse <strong>zu</strong>m Inhalt hatten.<br />

Die tschechischen Medien orteten einen Skandal und für Wochen blieb das Thema in<br />

den Schlagzeilen.<br />

91


Ein Verantwortlicher bei CEZ soll während des Ausschreibungsverfahrens<br />

Informationen an Westinghouse über andere Mitbieter weitergegeben haben. Einer der<br />

größten Konkurrenten von Westinghouse war der französische Stromkonzern EdF,<br />

dessen Angebot um 5,6 Millionen US-Dollar günstiger war. Die Angebote an CEZ<br />

wurden von allen bietenden Unternehmen am 31. Juli 1995 unterbreitet. Als man<br />

erkannte, dass EdF ein günstigeres Angebot gemacht hatte, entschied der CEZ Vorstand<br />

eine weitere Angebotsrunde ab<strong>zu</strong>halten. Während dieser zweiten Runde sollten die<br />

Anbieter die Möglichkeit erhalten ihre Angebote kostentechnisch noch einmal <strong>zu</strong><br />

überarbeiten. Am 14. September 1995 legten die beiden Spitzenreiter Westinghouse und<br />

EdF ihre Angebote vor. Während das französische Angebot den ursprünglichen Preis<br />

beibehielt, bot Westinghouse um ganze 32 % günstiger. Das Resultat war, dass<br />

Westinghouse den Auftrag für den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s erhielt. Der CEZ Vorstand wies<br />

jeden Vorwurf <strong>zu</strong>rück. Es wurde jedoch der Verdacht erhoben, dass ein designiertes<br />

Mitglied des CEZ Vorstandes Informationen weitergeben haben könnte. (Mlada frontes<br />

Dnes, 09.05.1996)<br />

Der CEZ Vorstand übergab den Fall an die Prager Polizei. Die amerikanische Firma<br />

Westinghouse mit Sitz in Pittsburgh wies die Vorwürfe des unlauteren Wettbewerbs<br />

ebenso <strong>zu</strong>rück. Die Bevor<strong>zu</strong>gung von Westinghouse wurde in Zusammenhang mit<br />

Gerüchten um eine Finanzierung des Wahlkampfs von Vaclav Klaus durch eben dieses<br />

Unternehmen gebracht. Sowohl diese Vorwürfe als auch die des unlauteren<br />

Wettbewerbs konnten nie vollständig bewiesen werden.<br />

Im Juli 1996 – während die Vorwürfe noch untersucht wurden – gab CEZ bekannt, dass<br />

Westinghouse Lieferschwierigkeiten hätte. Sollten die Lieferungen nicht bis Ende<br />

August 1996 erbracht werden, kündigte CEZ einen Ausstieg aus dem Vertrag mit<br />

Westinghouse an. In den tschechischen Medien wurde gemutmaßt, dass Westinghouse<br />

die Kosten des Projekts unterschätzt hatte. (Mlada frontes Dnes, 29.07.1996)<br />

In Österreich wurde die Kündigungsdrohung von CEZ als Einlenken und Einsicht<br />

gewertet. Mitgrund dafür war auch eine Bekanntgabe des CEZ Vorstandes wonach trotz<br />

steigendem Energieverbrauch in den nächsten 20 Jahren kein <strong>zu</strong>sätzliches KKW gebaut<br />

werden sollte – sofern kein neuer Reaktortyp <strong>zu</strong>r Verfügung stünde. In Anbetracht<br />

dieser Umstände kritisierten die Grünen die Politik von Außenminister Schüssel. Der<br />

Gründ dafür war eine einstimmig im oberösterreichischen Landtag angenommene<br />

Resolution, die eine Koppelung zwischen Österreichs Zustimmung <strong>zu</strong>m EU Beitritt<br />

92


Tschechiens und einem verbindlichen Ausstieg aus der Kernenergienut<strong>zu</strong>ng forderte.<br />

Der grüne Nationalratsabgeordnete Anschober warf dem Außenminister vor, diese<br />

Forderung nicht <strong>zu</strong> vertreten. (OÖN, 03.08.1996)<br />

Nach dem EU Beitritt Österreichs und dem Antrag Tschechiens um Aufnahme in die<br />

EU, bot sich für Österreich so eine neue Möglichkeit <strong>Temelin</strong> doch noch <strong>zu</strong> verhindern:<br />

eine Stilllegung <strong>Temelin</strong>s bzw. ein Ausstiegsszenario <strong>zu</strong>r Bedingung für einen Beitritt<br />

Tschechiens <strong>zu</strong> machen. Wie man in folgenden Kapiteln noch sehen wird, traf die von<br />

Teilen der österreichischen politischen Akteure betriebene Vetopolitik in den Jahren<br />

2000 bis 2002 bei Grünen und den NGOs auf wenig Gegenliebe. Zu diesem Zeitpunk<br />

jedoch wurde eine Vetodrohung sowohl von SPÖ, der Opposition, NGOs und den<br />

Bundesländern begrüßt (Högelsberger, Interview, 24.07.2003).<br />

In Österreich setzte man auch Hoffnung auf die tschechischen Sozialdemokraten, die<br />

bei den Wahlen im Juni 1996 einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnten. Die CSSD<br />

übte im tschechischen Parlament Druck aus, und forderte ein Referendum über das<br />

weitere Vorgehen bezüglich <strong>Temelin</strong>. Die damalige stellvertretende<br />

Parlamentspräsidenten und heutige Bildungsministerin Buzkova (CSSD) sprach sich<br />

mehrmals deutlich gegen <strong>Temelin</strong> aus.<br />

Ein weiterer Ansatzpunkt für tschechische und österreichische Atomgegner war die<br />

Möglichkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Es hatte in <strong>Temelin</strong> vielfache<br />

Abänderungen von den 1986 genehmigten Plänen gegeben, so dass eine neuerliche<br />

Prüfung notwendig geworden war. In Österreich forderte man eine Prüfung im Sinne<br />

der Espoo Konvention mit dem Ziel, dass österreichische Einwendungen geprüft<br />

werden müssten. Tschechische Anti-Atom-Gruppen hatten Ende 1996 eine Klage bei<br />

der für <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong>ständigen Bezirksverwaltung in Budweis eingebracht. Der Grund für<br />

die Klage war, dass CEZ die Unterlagen des Bauverfahrens nicht offen gelegt hatte.<br />

(OÖN, 08.11.1996) Darüber hinaus kam es in Tschechien <strong>zu</strong> politischen Konflikten<br />

darüber, ob <strong>Temelin</strong> nach der alten oder der neuen tschechischen Bauordnung fertig<br />

gestellt werden sollte. Nach der alten Bauordnung wäre keine UVP nötig, nach der<br />

neuen schon.<br />

Aber auch die Frage nach dem Zwischenlager beschäftigte Medien, Atomgegner und –<br />

befürworter. Tschechien plante sowohl eine Aufstockung der Lagerkapazitäten in<br />

Dukovany, als auch den Neubau eines Zwischenlagers in <strong>Temelin</strong>. Der österreichische<br />

93


Umweltminister Bartenstein (ÖVP) sprach in einem Interview von einer „Brüskierung<br />

Österreichs“ (Bartenstein 1997, in: OÖN, 12.02.1997). Das Zwischenlager in<br />

Dukovany war erst 1995 in Betrieb gegangen nachdem es <strong>zu</strong> heftigen Protesten seitens<br />

Österreichs gekommen war. Die Entscheidung das Zwischenlager auf<strong>zu</strong>stocken traf das<br />

tschechische Industrieministerium. Aber auch das Umweltministerium und das<br />

Ministerium für regionale Entwicklung unterstützten diesen Plan. Das erleichterte eine<br />

Annahme des Vorschlags im tschechischen Kabinett enorm. (Der Standard, 12.02.1997)<br />

Noch zwei Wochen vor dieser Entscheidung wurde in der bilateralen<br />

Strahlenschutzkommission von tschechischer Seite versichert, dass keine Änderungen<br />

in Dukovany und <strong>Temelin</strong> geplant seien. Die österreichische Regierung war sich darin<br />

einig, dass eine Aufstockung des Lagers in Dukovany nicht akzeptabel wäre. (ebd.) Die<br />

Opposition forderte Gespräche zwischen Bundeskanzler Vranitzky und Premier Klaus.<br />

Der stellvertretende tschechische Umweltminister gab jedoch bereits bekannt, dass der<br />

Bau des Zwischenlagers in <strong>Temelin</strong> in kurzer Zeit begonnen werde. Tatsächlich dauerte<br />

es jedoch noch einige Jahre bis konkrete Schritte dahingehend unternommen wurden. In<br />

einem Interview, das ich im Sommer 2003 mit dem Pressesprecher <strong>Temelin</strong>s geführt<br />

habe, sagte er mir, dass CEZ momentan die ersten Schritte dahingehend unternehme<br />

(Nebesar, Interview, 09.09.2003). Wie lange es jedoch noch dauert, bis das Projekt<br />

konkret wird, ist nicht ab<strong>zu</strong>sehen.<br />

Anfang 1997 beschloss das tschechische Kabinett endgültig, dass verbrauchte<br />

Brennstäbe in Dukovany und <strong>Temelin</strong> zwischengelagert werden sollten. Industrieminister<br />

Dlouhy nannte das die „technisch, ökonomisch und ökologisch“ beste Lösung<br />

(Dlouhy 1997, in: Der Standard, 07.03.1997). Das Bauvorhaben wurde aber nicht sofort<br />

eingereicht.<br />

Umweltminister Bartenstein äußerte sich abermals kritisch <strong>zu</strong> den tschechischen Plänen.<br />

Seine Reaktion auf die Forderung der Opposition EU-Beitritt und die Stilllegung<br />

<strong>Temelin</strong>s <strong>zu</strong> verknüpfen war jedoch ebenfalls kritisch, da diese Forderung kaum<br />

umsetzbar wäre. Österreich hatte sich bereits auf europäischer Ebene für die Frage der<br />

nuklearen Sicherheit im Rahmen der EU-Osterweiterung eingesetzt. Der<br />

Umweltminister formulierte Österreichs Politik mit zwei Bedingungen: erstens, müssten<br />

gefährliche KKWs stillgelegt werden und zweitens, müsste der Rest auf westliche<br />

Standards gebracht werden. Bartenstein hielt diese Politik „(…) für realistisch und<br />

durchsetzbar bis <strong>zu</strong>m Beitrittszeitpunkt.“ (Bartenstein 1997, in: OÖN, 13.03.1997).<br />

94


Im Mai 1997 trafen sich der neue österreichische Bundeskanzler Klima (SPÖ) und<br />

Premier Vaclav Klaus. Ergebnis des Treffens war, dass Klaus die österreichischen<br />

Bedenken zwar verstand, aber Tschechien könne bei den Sicherheitsmaßnahmen nicht<br />

mehr machen, als ohnehin schon geschehen sei. Viktor Klima hielt am Fernziel eines<br />

kernenergiefreien Mitteleuropa fest, brachte aber auch seine dezidierte Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

Tschechiens beim EU-Beitritt <strong>zu</strong>m Ausdruck. Dies stieß bei der Opposition auf Kritik,<br />

da man eine Verknüpfung zwischen <strong>Temelin</strong> und dem EU-Beitritt Tschechiens als quasi<br />

letzte Chance betrachtet hatte. Auch aus Oberösterreich kam Kritik an Klima, da er die<br />

Forderung des oberösterreichischen Landtags bezüglich eben dieser Verknüpfung nicht<br />

vertreten habe. (OÖN, 07.05.1997) Die Bundesregierung forderte im Rahmen der<br />

Erweiterung vor allem die Angleichung an westliche Sicherheitsstandards.<br />

So versuchte man sich nun auf eine gemeinsame Position aller fünf Parlamentsparteien<br />

<strong>zu</strong> einigen. Die Opposition und die SPÖ sprachen sich für ein Ultimatum an Tschechien<br />

aus, und die ÖVP für die Einhaltung westlicher Sicherheitsstandards. Am 10. Juli 1997<br />

wurde dann ein gemeinsamer Entschließungsantrag aller fünf Parlamentsparteien<br />

angenommen. Die Ziele dieses Antrags umfassten:<br />

die Klarstellung der österreichischen Position in der EU,<br />

die Unterstüt<strong>zu</strong>ng aller Initiativen <strong>zu</strong>r Energieeffizienzsteigerung und <strong>zu</strong>r<br />

Nut<strong>zu</strong>ng erneuerbarer Energieträger,<br />

den weiteren Ausbau des bi- und multilateralen Informationsaustausches,<br />

den Ausbau der Atomhaftung auf allen Ebenen,<br />

die umfassende Berücksichtigung ökonomischer Kriterien in der Diskussion<br />

über nukleare Anlagen sowie<br />

die Forderung <strong>zu</strong>r Schaffung der Vorausset<strong>zu</strong>ngen <strong>zu</strong>m Ausstieg aus der<br />

energetischen Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und<br />

die Zusammenarbeit mit allen kernenergiefreien, oder <strong>zu</strong>m schrittweisen<br />

Ausstieg bereiten Länder in der EU, auf internationaler Ebene <strong>zu</strong> verstärken.<br />

(Stenographische Protokolle 1997, 241)<br />

Diese Entschließung nahm Be<strong>zu</strong>g auf eine Fünf-Parteien-Entschließung aus dem Jahr<br />

1995 in der die österreichische Bundesregierung aufgefordert wurde, ihre Bemühungen<br />

im Sinne der Politik für ein kernenergiefreies Mitteleuropa fort<strong>zu</strong>setzen. Die<br />

Entschließung von 1997 war nach langen Diskussionen im Umweltausschuss des<br />

95


Parlaments <strong>zu</strong>stande gekommen, und aufgrund der bevorstehenden Beitrittsverhandlungen<br />

mit Tschechien notwendig geworden. Die schon mehrmals erwähnte<br />

Koppelung EU-Beitritt und <strong>Temelin</strong> war jedoch nicht <strong>zu</strong>stande gekommen, weil sich<br />

die ÖVP dagegen wehrte. Die FPÖ hingegen hätte eine klarere Formulierung begrüßt.<br />

Sie forderte, dass eine Ratifizierung des Beitritts eines osteuropäischen Landes durch<br />

Österreich nur dann möglich wäre, wenn es verbindlich den Ausstieg aus der<br />

Atompolitik erklärt (Stenographische Protokolle 1997, 252). In Tschechien hatte man in<br />

den <strong>zu</strong>ständigen parlamentarischen Ausschüssen dieses Thema bisher noch nicht<br />

behandelt (ebd.), wie bei einem Besuch tschechischer Parlamentarier in Wien<br />

offensichtlich wurde. Die Umweltsprecher der österreichischen Parlamentsparteien<br />

kündigten an, die Ratifizierung der Beitrittsverträge <strong>zu</strong> verweigern falls keine<br />

Ausstiegsszenarien vereinbart würden.<br />

Doch auch in Tschechien war man nicht untätig geblieben. Auf Initiative der<br />

österreichischen Grünen wurde im Frühjahr 1997 die Internationale Bürgervereinigung<br />

(IBV) mit Sitz in Budweis gegründet. Diese Rechtskonstruktion erlaubte es, dass auch<br />

Österreicher Einsprüche gegen <strong>Temelin</strong> erheben konnten. Der IBV wurde vom<br />

tschechischen Innenministerium Parteistellung <strong>zu</strong>erkannt. Die IBV fand Unterstüt<strong>zu</strong>ng<br />

von tschechischer Seite durch Petra Buzkova (CSSD) und dem Vorsitzenden des<br />

Verfassungsausschusses Pavel Rychetsky (CSSD), dem späteren Justizminister. Weiters<br />

unterstützten eine Reihe von französischen und deutschen Parlaments- und EU-<br />

Abgeordneten die IBV. Österreich war durch die Grünen Parlamentarier Anschober,<br />

Petrovic und Langthaler vertreten. (OÖN, 14.08.1997) Der Vorsitzende der<br />

tschechischen Sozialdemokraten Zeman forderte eine regionale Volkbefragung <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong>. Premier Klaus lehnte diese Forderung jedoch entschieden ab: „Wenn wir <strong>zu</strong><br />

jeder Stelle ein Referendum machen sollten, würden wir in die Steinzeit <strong>zu</strong>rückkehren.“<br />

(Klaus 1997, in: ebd.). Die IBV brachte jedoch bald eine Klage auf Baustopp ein. Dabei<br />

wurde auf einen Passus im tschechischen Bürgerlichen Gesetzbuch Be<strong>zu</strong>g genommen.<br />

Dort heißt es, dass sich jeder so <strong>zu</strong> verhalten hat, dass es nicht <strong>zu</strong> Schäden an<br />

Gesundheit, Vermögen, Natur oder Umwelt kommt (§ 415). Die Klage richtete sich<br />

gegen CEZ, und stützte sich auf eine Studie, die <strong>Temelin</strong> Sicherheitsmängel vorwarf.<br />

Viele dieser Sicherheitsmängel wurden schon 1996 durch das SUJB aufgezeigt. (SN,<br />

11.09.1997) Währenddessen gab der CEZ Vorstand bekannt, dass es Pläne für ein neues<br />

KKW gäbe. Anfang Dezember 1997 wurde eine Studie des tschechischen Physikers<br />

Dalibor Strasky und des Energietechnikers Radko Pavlovec vorgestellt. In dieser Studie<br />

96


kamen sie <strong>zu</strong> dem Schluss, dass das KKW <strong>Temelin</strong> unsicher und unwirtschaftlich sei<br />

und sein werde. (OÖN, 04.12.1997)<br />

Mit Ende des Jahres 1997 war die Regierung Klaus <strong>zu</strong>rückgetreten. Die Regierungsgeschäfte<br />

bis <strong>zu</strong> den Wahlen Mitte 1998 übernahm eine Interimsregierung. Der<br />

Vorsitzende der tschechischen Sozialdemokraten und Parlamentsvorsitzende Zeman<br />

kündigte im Falle eines Sieges seiner Partei bei den Wahlen eine genaue Prüfung<br />

<strong>Temelin</strong>s an. Petra Buzkova meinte, dass das Festlegen ihrer Partei gegen <strong>Temelin</strong> nur<br />

eine Frage der Zeit sei. Der neue Umweltminister Bursik (CSSD) sprach sich ebenfalls<br />

für eine Überprüfung <strong>Temelin</strong>s aus. Österreich erwartete sich <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt eine<br />

Verbesserung der Gesprächsbasis im Falle eines Sieges der CSSD.<br />

Aufgrund eines Landtagsbeschlusses des Landes Oberösterreich wurde im März 1998<br />

Radko Pavlovec als offizieller Vertreter der Landesregierung in Atomfragen bestellt.<br />

Als seine Hauptaufgaben wurden die Information und die Organisation des<br />

Widerstandes in Tschechien umrissen.<br />

Das Zwischenlager in Dukovany war die nächste Herausforderung für die IBV, da<br />

Einsprüche nur über in Tschechien registrierte Vereinigungen eingebracht werden<br />

konnten. Im Namen der IBV wurden zwei Millionen Einwendungen eingebracht. Über<br />

die IBV hatten auch das Land Oberösterreich und die Stadt Linz ihre Bedenken<br />

eingebracht. In Tschechien wurde die UVP bereits eingeleitet. In der ersten Phase - 30<br />

Tage - hatten die Anrainergemeinden die Möglichkeit Einspruch <strong>zu</strong> erheben.<br />

Bundeskanzler Klima und Konsumentenschutzministerin Prammer (SPÖ) stellten in<br />

Gesprächen mit dem tschechischen Premier Tosovsky und dem tschechischen<br />

Umweltminister den Standpunkt Österreichs klar. In der zweiten Phase – 50 Tage –<br />

konnten institutionelle Stellungnahmen eingereicht werden. Diese Möglichkeit hatte der<br />

Bundeskanzler bei den Gesprächen angekündigt und diese wurde auch wahrgenommen.<br />

(Klima 1998, 29) Allerdings – wie bereits erwähnt – hatte Tschechien die Espoo<br />

Konvention noch nicht ratifiziert, und daher waren die offiziellen österreichischen<br />

Einwendungen vom guten Willen der tschechischen Regierung abhängig.<br />

Die Grünen hatten im Vorfeld die Politik des Kabinetts Klima heftig kritisiert, und an<br />

das Engagement des ehemaligen Bundeskanzlers Vranitzky und dessen Umweltminister<br />

erinnert.<br />

97


Der tschechische Umweltminister Bursik (CSSD) kündigte an, dass er der Regierung<br />

bis <strong>zu</strong> den Wahlen Alternativen <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> vorlegen werde. Der österreichische<br />

Umweltminister Bartenstein betonte im Vorfeld einer OECD-Umweltministerkonferenz,<br />

dass die Einhaltung westlicher Sicherheitsstandards in <strong>Temelin</strong> eine<br />

wesentliche Rolle bei den Beitrittsverhandlungen spielen werde. (SN, 03.04.1998)<br />

Bursik wies weiter auf die enormen Energiesparpotentiale in Tschechien hin. Der<br />

Minister kündigte weiters an, dass man sich auf einen eventuellen Baustopp in <strong>Temelin</strong><br />

vorbereiten müsse. Am Rande dieser OECD Konferenz einigten sich Bursik und<br />

Bartenstein auf ein gemeinsames Kommuniqué <strong>zu</strong>r Atompolitik. (ebd.) Auch das<br />

tschechische Industrieministerium ließ den Ausstieg aus dem Projekt <strong>Temelin</strong> prüfen.<br />

Die Kosten- und Zeitüberschreitungen begannen die Verantwortlichen in Tschechien <strong>zu</strong><br />

beunruhigen. Die tschechische Regierung gab Mitte 1998 bekannt, dass <strong>Temelin</strong><br />

nochmals genau von Experten geprüft werden sollte. Ein negatives Ergebnis der<br />

Wirtschaftlichkeits- und Risikoprüfung würde <strong>zu</strong> einem Bausstopp in <strong>Temelin</strong> führen.<br />

Kurz vor der Übernahme der europäischen Ratspräsidentschaft durch Österreich im Juni<br />

1998 lag eine Stellungnahme der Europäischen Union in Sachen nukleare Sicherheit<br />

und Erweiterung vor. Die EU hatte die Aufrüstung nach westlichen Sicherheitsstandards<br />

<strong>zu</strong>r Bedingung für die Beitrittskandidaten gemacht. Die Kosten für diese<br />

Sicherheitsverbesserungen mussten die Staaten <strong>zu</strong> einem Großteil selbst übernehmen.<br />

So auch Tschechien, was mit ein Grund für die nun auftretenden Bedenken in der<br />

tschechischen Regierung war. Die KKWs wurden in drei Kategorien unterteilt:<br />

KKWs, die mit westlicher Technik errichtet wurden (Rumänien, Slowenien),<br />

sollten unter genauer Beobachtung stehen;<br />

KKWs russischer Bauart, die durch Umbauten auf westliche Sicherheitsstandards<br />

gebracht werden können, müssten bis spätestens 2008 internationalen<br />

Normen entsprechen; darunter Dukovany und <strong>Temelin</strong>;<br />

KKWs bei denen eine Sicherheitsaufrüstung technisch oder ökonomisch nicht<br />

mehr möglich ist, müssen stillgelegt werden; das betraf Teile von Bohunice<br />

sowie Kosloduj und Ignalia.<br />

(Europäische Kommission 1998, KOM 134 endg., 10)<br />

98


Während der österreichischen Ratspräsidentschaft kam es dann <strong>zu</strong> einer weiteren<br />

entsprechenden Positionierung des Rates, die <strong>zu</strong> Schlussfolgerungen <strong>zu</strong>r nuklearen<br />

Sicherheit im Kontext der Erweiterung führte. (Molin, Interview, 15.07.2003)<br />

Wie schon erwähnt wurde, beschloss die tschechische Regierung eine Überprüfung<br />

<strong>Temelin</strong>s. Die Zusammenset<strong>zu</strong>ng jener Expertenkommission, die diese Aufgabe<br />

übernehmen sollte, führte <strong>zu</strong> heftigen Konfrontationen zwischen dem neuen Umweltminister<br />

Kuzvart (CSSD) und dem neuen Industrieminister Gregr (CSSD). Beide<br />

gehörten zwar der Sozialdemokratischen Partei an, jedoch waren sie in dieser<br />

Angelegenheit ganz und gar nicht einer Meinung. In die Kommission sollten <strong>zu</strong> diesem<br />

Zeitpunkt drei Vertreter der Europäischen Kommission und der OECD sowie Experten<br />

des tschechischen Finanz- und Sozialministeriums, der Prager Technischen Hochschule<br />

und der der Agentur SEVEN, die Analysen im Energiebereich erstellte, sein. (SN,<br />

12.08.1998) Vorläufig konnte sich Umweltminister Kuzvart nicht durchsetzen. In der<br />

Kommission sollten weder Vertreter der Anrainerstaaten, noch Umweltorganisationen<br />

oder das tschechische Umweltministerium vertreten sein. Die in Österreich <strong>zu</strong>ständige<br />

Ministerin Prammer war jedoch <strong>zu</strong>versichtlich, dass die Vertreter der Europäischen<br />

Kommission die Interessen Österreichs vertreten würden. Zur Sicherheit hatte die<br />

Ministerin jedoch der EK auch die Mitarbeit Österreichs bei der Prüfung <strong>Temelin</strong>s<br />

angeboten.<br />

Im Oktober 1998 nahm die Expertenkommission ihre Arbeit auf – jedoch hatte die<br />

Europäische Kommission noch keine Vertreter nominiert. Eigenartig hierbei war, dass<br />

die Arbeit aufgenommen wurde, bevor die Zusammenset<strong>zu</strong>ng endgültig feststand. Aus<br />

diesem Grund wurde auch die Seriosität der <strong>Temelin</strong>-Kommission bezweifelt. Einen<br />

Monat später beschloss die tschechische Regierung jedoch überraschend die<br />

Nachbarstaaten Deutschland, Polen, Slowakei und Österreich <strong>zu</strong>r Überprüfung<br />

<strong>zu</strong><strong>zu</strong>lassen. Ebenso wurde das tschechische Umweltministerium eingeladen. Die<br />

Europäische Kommission lehnte die Mitarbeit endgültig ab. Das Ergebnis der<br />

Neubewertung <strong>Temelin</strong>s durch die Expertenkommission wird im nächsten Kapitel<br />

besprochen. Das Ergebnis war die Grundlage für die Entscheidung über die Zukunft<br />

<strong>Temelin</strong>s.<br />

99


7.4. Auf dem Weg <strong>zu</strong>m <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> (1999 - 2000)<br />

Diese zwei Jahre boten einen weitern Höhepunkt in der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng: die<br />

Entscheidung der tschechischen Regierung <strong>Temelin</strong> fertig <strong>zu</strong> bauen. Wie im letzten<br />

Kapitel bereits erwähnt ging dieser Entscheidung eine Reihe von Prüfungen und<br />

Berichten – externer und interner Natur – voran. Die Reaktionen auf die Entscheidung<br />

sowie viele Maßnahmen, die unter den Sammelbegriff „Schlussoffensiven“ <strong>zu</strong><br />

benennen sind, bestimmten das politische Geschehen. Die Vetodrohungen Österreichs<br />

gegen den EU-Beitritt Tschechiens wurden immer lauter. Vor dem Beginn der<br />

Verhandlungen in Melk war es <strong>zu</strong> einem sehr destruktiven Klima zwischen beiden<br />

Staaten gekommen. Es wurde offensichtlich, dass schnell eine Lösung erarbeitet werden<br />

musste. Die Lösung stellte der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> dar.<br />

In Österreich war es 1999 <strong>zu</strong> Neuwahlen gekommen, aus denen Anfang 2000 eine<br />

Koalition aus ÖVP und FPÖ unter dem neuen Bundeskanzler Schüssel resultierte. In<br />

diesem Kapitel sollen die Vorgänge beschrieben werden, die schließlich <strong>zu</strong> den<br />

Verhandlungen im Dezember 2000 in Melk führten.<br />

Wie schon im letzten Kapitel erwähnt, nahm Tschechien eine Neubewertung <strong>Temelin</strong>s<br />

vor. Die Gründe dafür waren die ständig steigenden Kosten und die immer weiter<br />

hinaus verzögerte Inbetriebnahme des KKWs. Österreich versuchte die Entscheidung<br />

durch verschiedene außenpolitische Maßnahmen <strong>zu</strong> seinen Gunsten <strong>zu</strong> beeinflussen. So<br />

wurde im Jänner 1999 ein außenpolitischer Bericht der Bundesregierung an die<br />

tschechische Regierung übersandt. Darin wurde begrüßt, dass Tschechien sich <strong>zu</strong> einer<br />

Neubewertung entschieden hätte. Man legte aber auch die Bedenken dar, die im<br />

Wesentlichen die oben genannten Argumente <strong>zu</strong>m Inhalt hatten. Es kam allerdings noch<br />

der sicherheitstechnische Aspekt hin<strong>zu</strong>, der bei dieser Gelegenheit nochmals betont<br />

wurde. Es wurde in diesem Zusammenhang auch auf die Schlussfolgerungen des Rates<br />

<strong>zu</strong> den Beitrittsstrategien für die Umwelt und die nukleare Sicherheit vom Dezember<br />

1998 (Europäischer Ra Wien 1998) hingewiesen, die für die Sicherheit der<br />

osteuropäischen KKWs eine Anpassung an den aktuellen Stand der Technik verlangten.<br />

(OÖN, 28.01.1999)<br />

Die österreichischen Beiträge <strong>zu</strong>r Expertenstudie, die von der tschechischen Regierung<br />

in Auftrag gegeben worden war, fanden jedoch nur im Anhang des Dokuments Platz<br />

und blieben weitgehend unberücksichtigt. Aufgrund dieser Studie sollte die<br />

100


Entscheidung für oder gegen <strong>Temelin</strong> gefällt werden. Ebenfalls war noch eine Studie<br />

vom tschechischen Außenministerium in Auftrag gegeben worden, die die <strong>zu</strong><br />

erwartenden internationalen Konsequenzen einer Inbetriebnahme prognostizieren sollte.<br />

In Österreich fertigte man ebenfalls Studien <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> an, sowohl was die<br />

Wirtschaftlichkeit als auch die Sicherheit anbelangte. Der tschechische Vizepremier<br />

wurde vor der Entscheidung mit einer Wirtschaftlichkeitsstudie Österreichs<br />

konfrontiert, die aufgrund der Ergebnisse eine Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s in Frage stellte.<br />

Der Vizepremier meinte da<strong>zu</strong>, dass es für <strong>Temelin</strong> „keine gute Lösung“ gäbe, da nur<br />

„eine schlechte und eine noch schlechtere Variante“ <strong>zu</strong>r Wahl stünden (Lansky 1999,<br />

in: Der Standard, 20.03.1999).<br />

In Tschechien gab es vor dieser Entscheidung innenpolitische Spannungen, da das<br />

Festhalten an <strong>Temelin</strong> selbst von Kernenergiebefürwortern aufgrund der immer höher<br />

werdenden Kosten angezweifelt wurde. Außenminister Kavan (CSSD) und<br />

Umweltminister Kuzvart brachten einen Antrag ein, der es ermöglichen sollte die<br />

Entscheidung <strong>zu</strong> verschieben. In der Zwischenzeit sollte sowohl das Umwelt- wie auch<br />

das Industrieministerium Szenarien für die beiden Varianten Inbetriebnahme oder<br />

Baustopp ausarbeiten. Die Regierung sollte zwischen diesen beiden Varianten wählen<br />

(Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />

Tschechische Umweltorganisationen klagten auf Einsicht in die gesamten<br />

Projektunterlagen für das KKW <strong>Temelin</strong>. Es bestand der Verdacht, dass eine Reihe von<br />

Bauänderungen UVP-pflichtig wäre. CEZ gab daraufhin bekannt, dass einen UVP<br />

durchgeführt werden sollte. Wie schon in Kapitel 6 erwähnt wurde, führten Klagen<br />

tschechischer NGOs <strong>zu</strong> zwei Teil-UVPs im KKW <strong>Temelin</strong>, die nach tschechischem<br />

Recht durchgeführt wurden.<br />

Während in Tschechien die <strong>zu</strong>ständigen Ministerien Expertisen und Entscheidungsgrundlagen<br />

erarbeiteten, rief man in Österreich <strong>zu</strong> einer Schlussoffensive auf allen<br />

Ebenen auf. Dies umfasste auch einen Antrag der Grünen im Europäischen Parlament,<br />

der einen Baustopp, die Realisierung nicht-nuklearer Alternativen und die Forderung<br />

nach finanzieller Unterstüt<strong>zu</strong>ng seitens der EU forderte. Bundeskanzler Klima plante<br />

<strong>zu</strong>dem, der tschechischen Regierung ein konkretes Ausstiegsangebot <strong>zu</strong> unterbreiten.<br />

(OÖN, 23.04.1999)<br />

101


Noch vor der Entscheidung erklärte Konsumentenschutzministerin Prammer, dass die<br />

österreichische Regierung alles unternommen hätte, was in Anbetracht der Souveränität<br />

Tschechiens möglich sei. Österreichische Experten hatten die Unwirtschaftlichkeit des<br />

KKW <strong>Temelin</strong> nachgewiesen sowie Möglichkeiten <strong>zu</strong>r Finanzierung eines Umstiegs auf<br />

andere Energieformen aufgezeigt. Die Ministerin merkte an, dass innerhalb eines<br />

liberalisierten Strommarktes Tschechien keine Ausnahme bleiben dürfte, und dass<br />

Subventionierungen und Monopolisierungen nicht im Einklang mit dem europäischen<br />

Gemeinschaftsrecht stehen würden. In ihrer Stellungnahme hielt sie auch noch fest, dass<br />

es Tschechien schwer fallen werde westliche Sicherheitsstandards ein<strong>zu</strong>halten. Von der<br />

Forderung der Grünen, Tschechien finanzielle Ausstiegshilfen an<strong>zu</strong>bieten, hielt die<br />

Ministerin jedoch nichts. Die Grünen forderten darüber hinaus direkte Gespräche<br />

zwischen dem tschechischem Premier Zeman und Bundeskanzler Klima. (OÖN,<br />

08.05.1999)<br />

Die Entscheidung wurde Mitte Mai 1999 mit knapper Mehrheit (11:8 Stimmen) für den<br />

Weiterbau <strong>Temelin</strong>s getroffen. Der Weiterbau wurde unter der Vorausset<strong>zu</strong>ng, dass<br />

Finanz- und Zeitpläne eingehalten werden, von der tschechischen Regierung<br />

beschlossen. Das Ergebnis zeigte die ambivalente Haltung der tschechischen Regierung<br />

<strong>zu</strong>m Projekt <strong>Temelin</strong> sehr gut. Wie schon aus Kapitel 4.2. ersichtlich wurde, spiegelte<br />

das Ergebnis die gespaltene Haltung der tschechischen Regierungsparteien <strong>zu</strong> diesem<br />

Thema wider. Letztlich war jedoch die Mehrheit für den Weiterbau, wobei sicherlich<br />

verschiedene Faktoren die Entscheidung beeinflusst haben – wie <strong>zu</strong>m Beispiel das oft<br />

verwendete Argument, der bereits in das Projekt investierten Kosten.<br />

Die Einhaltung des Finanz- und Zeitplanes war ebenfalls Bestandteil der Empfehlung<br />

der <strong>Temelin</strong>-Expertenkommission gewesen. Industrieminister Gregr (CSSD) trug die<br />

Verantwortung, dass diese Pläne für die Zukunft eingehalten würden. Der erste<br />

Reaktorblock sollte demnach im Herbst 2000 mit Brennstäben beladen werden, und der<br />

zweite Block im Dezember 2001. Die Entscheidung war also an die Einhaltung von<br />

Zielvorgaben geknüpft. Die Umsetzbarkeit dieser Vorgaben wurde sowohl in<br />

Tschechien als auch in Österreich stark angezweifelt. Der tschechische Präsident Havel<br />

zeigte sich von der Entscheidung des Kabinetts wenig erfreut:<br />

„Ich fürchte, es wird zwei Jahre länger dauern. Ich fürchte, es werden 140 Milliarden.<br />

Und ich fürchte, dass unsere Enkel nicht jene weiteren 90 Milliarden haben werden, die<br />

102


ein Abtragen des kontaminierten Kraftwerkes kosten wird.“ (Havel 1999, in: OÖN,<br />

14.05.1999).<br />

Umweltminister Kuzvart hatte sich dafür eingesetzt, dass die noch ausstehenden UVPs<br />

durchgeführt werden müssten. Der Klage der tschechischen NGO „Südböhmische<br />

Mütter gegen Atomgefahren“ war vor dem Prager Obersten Gerichtshof entsprochen<br />

worden.<br />

In Österreich forderte man nach der Entscheidung in Prag, dass dieser Konflikt auf die<br />

europäische Ebene gehoben werden müsste. Bei den Beitrittsverhandlungen wollte<br />

Österreich auf den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates von Wien beharren,<br />

wonach der Sicherheit im Nuklearsektor der beitrittswilligen Staaten Mittel- und<br />

Osteuropas besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte (Europäischer Rat<br />

Wien 1998, VI. 67). Nötigenfalls sollten die Verhandlungen solange geführt werden bis<br />

<strong>Temelin</strong> westlichen Sicherheitsstandards entsprechen würde. Jedoch war bei dem engen<br />

Finanzplan fraglich, ob wesentliche Aufrüstungen und Sicherheitsverbesserungen<br />

überhaupt durchgeführt werden konnten. In Österreich war man innerhalb der<br />

Regierung und der Opposition einig, dass Tschechien sich mit dieser Entscheidung den<br />

Beitritt <strong>zu</strong>r Europäischen Union erschwert hatte. Auch wurde abermals auf die<br />

wettbewerbsrechtlichen Aspekte nach dem Beitritt Tschechiens hingewiesen, die – so<br />

glaubte man – ebenfalls eine Rolle spielen würden. Im Besonderen bezog sich das auf<br />

tschechische Stromexporte. Tschechien exportiert Strom nach Deutschland und Italien<br />

<strong>zu</strong> wesentlich niedrigeren Preisen als sie im tschechischen Inland gelten. Die Frage der<br />

staatlichen Beihilfen - direkter oder indirekter Natur - wurde ebenfalls aufgeworfen. Im<br />

Falle eines Verstoßes gegen europäisches Gemeinschaftsrecht könnte CEZ nach dem<br />

Beitritt vor dem EuGH auf Rückzahlung der Beihilfen geklagt werden.<br />

Während <strong>Temelin</strong> die Medien beherrschte, begann im Juni 1999 das neue UVP<br />

Verfahren für die Aufstockung des Zwischenlagers in Dukovany. Der Projektantrag der<br />

Betreiber war 1998 wegen heftiger Proteste <strong>zu</strong>rückgewiesen worden.<br />

Im Juli 1999 wurde ein Aktionsplan der österreichischen Bundesregierung bezüglich<br />

der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in den osteuropäischen Beitrittskandidatenländern mit<br />

einstimmiger Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Nationalrates verabschiedet. Darin bekräftigt die<br />

Bundesregierung, dass die Sicherheit der Bevölkerung oberste Priorität hat. Daher sei<br />

auch die Sicherheit grenznaher Kernkraftwerke für Österreich von vitalem Interesse.<br />

103


Die Bundesregierung werde sich auch weiterhin dafür einsetzen, dass die nukleare<br />

Sicherheit dieser Kernkraftwerke ein Niveau erreicht, das dem Stand in der<br />

Europäischen Union hinsichtlich der Technologie und der Vorschriften sowie in<br />

operativer Hinsicht entspricht. (Stenographische Protokolle 1999, 56)<br />

Ebenfalls im Juni 1999 wurde ein Bundesverfassungsgesetz für ein atomfreies<br />

Österreich (Bundesverfassungsgesetz 1999, BGBl. 149/1999) beschlossen. In diesem<br />

Gesetz werden der Transport, die Lagerung oder die Herstellung von Atomwaffen<br />

sowie deren Stationierung verboten. In § 4 wird sichergestellt, dass Schäden, die<br />

aufgrund eines nuklearen Unfalls in Österreich entstehen, angemessen ausgeglichen<br />

werden und, dass dieser Schadensersatz auch gegenüber ausländischen Schädigern<br />

durchgesetzt werden kann.<br />

Dieses Verfassungsgesetz kam lange nicht <strong>zu</strong>stande, da es für den potentiellen Eintritt<br />

in ein Verteidigungsbündnis hinderlich war. Letztlich war es jedoch ein konsequenter<br />

Schritt, da in Österreich bis dato zwar die friedliche Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie<br />

verfassungsrechtlich verboten war, jedoch nicht die militärische Nut<strong>zu</strong>ng.<br />

Das SUJB veröffentlichte im Juli 1999 einen Bericht, der schwere Mängel bei den<br />

Arbeiten am KKW aufzeigte. Der Bericht wurde dem Kabinett <strong>zu</strong>r Begutachtung<br />

vorgelegt. In Österreich verstärkte die Opposition den Druck auf die Regierung. Es<br />

sollte auf europäischer Ebene ein intensiveres Lobbying betrieben werden. In der<br />

tschechischen Tageszeitung Hospodarske Noviny wurde in einem Artikel davor gewarnt<br />

die österreichischen Bedenken <strong>zu</strong> verharmlosen. Auch wurde darauf hingewiesen, dass<br />

Tschechien sich nicht darauf verlassen dürfe, dass seine Position durch Frankreich<br />

gestärkt würde. Allerdings wurde auch davon gesprochen, dass Österreich Tschechien<br />

den Weg in die EU erschweren würde, wenn man weiterhin auf der Forderung nach<br />

Anwendung deutscher Sicherheitsstandards beharren würde. (OÖN, 07.08.1999)<br />

In Österreich begannen nach den vorgezogenen Wahlen im Oktober 1999 die<br />

Regierungsverhandlungen. Das hatte <strong>zu</strong>r Folge, dass in dieser Zeit der Fokus der<br />

Regierung und der Opposition auf anderen Themen lag. Die am meisten betroffenen<br />

Bundesländer Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg begannen nun auf<br />

europäischer Ebene Verbündete für ihr Anliegen <strong>zu</strong> suchen. Durch direkte Gespräche<br />

mit Verantwortlichen in Brüssel wollte man eine Sensibilisierung für das Thema auf<br />

europäischer Ebene erreichen. Es dauerte jedoch noch mehr als ein Jahr bis die<br />

104


Europäische Kommission konkrete Schritte unternahm, und sich als Vermittler<br />

zwischen der Tschechischen Republik und Österreich im Rahmen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es<br />

engagierte.<br />

Konsumentenschutzministerin Prammer kündigte Ende 1999 abermals ein mögliches<br />

Veto gegen den Beitritt Tschechiens an, was von Bundeskanzler Klima und<br />

Außenminister Schüssel sofort dementiert wurde. Der Bundeskanzler kommentierte<br />

derartige Vorstöße mit der Forderung, dass in der nächsten Regierung der Bereich<br />

Atompolitik nur mehr einem Verantwortlichen unterstehen sollte. Der Kanzler erklärte<br />

dies damit, dass von dem praktizierten „Misstrauensmanagement“ abgegangen werden<br />

müsste (Klima 1999, in: OÖN, 16.11.1999). In Kapitel 5.2. wurde bereits erwähnt, dass<br />

die Nuklearkoordination und der Bereich Strahlenschutz in der Vergangenheit dem<br />

Verantwortungsbereich verschiedener Ressorts unterstanden. Im Kabinett Klima waren<br />

dafür sowohl Umwelt-, Konsumentenschutz-, Außenministerium und Bundeskanzleramt<br />

in unterschiedlichem Umfang <strong>zu</strong>ständig. Durch die gegenseitige Konkurrenz<br />

kam es immer wieder <strong>zu</strong> Vorstößen, die mit den anderen Ressorts oder dem BKA nicht<br />

abgesprochen, und international schwer durch<strong>zu</strong>setzen waren. Das führte <strong>zu</strong> dem<br />

Ergebnis, dass es immer wieder <strong>zu</strong> Dementi oder einander widersprechender Aussagen<br />

kam. Diese Situation hatte ambivalente Auswirkungen auf die österreichische<br />

Verhandlungsposition.<br />

Im Jänner 2000 forderten die Grünen nachdem bekannt wurde, dass Österreich Strom<br />

aus Tschechien importierte, eine Offenlegung aller laufenden und künftigen<br />

Stromverträge mit Tschechien. Derartige Verträge sollten umgehend gestoppt werden.<br />

Dafür <strong>zu</strong>ständig war das Wirtschaftsministerium. (Der Standard, 31.01.2000) Die<br />

Untersagung von Stromimporten aus Tschechien aufgrund der Drittstaatenklausel im<br />

österreichischen ElWOG (siehe Kapitel 10.3.) war Teil eines Entschließungsantrages<br />

der Grünen Fraktion im Juni 2000 gewesen. Jedoch erst im Oktober desselben Jahres<br />

wurden alle Stromimporte aus Tschechien wegen <strong>Temelin</strong> von Wirtschaftsminister<br />

Bartenstein (ÖVP) gestoppt. Doch da<strong>zu</strong> mehr in Kapitel 10.3. dieser Arbeit.<br />

In Tschechien diskutierte man währenddessen abermals die Abhaltung eines<br />

Referendums <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. Der tschechische Präsident Vaclav Havel sprach sich<br />

ebenfalls für diese Möglichkeit aus. Tschechische NGOs hatte Unterschriften für die<br />

Abhaltung eines Referendums gesammelt. Eine entsprechende Petition mit 107.000<br />

Unterschriften wurde dem Parlament übergeben. Die Chancen, dass ein Referendum<br />

einige Monate vor Inbetriebnahme des ersten Reaktorblocks durchgeführt werden<br />

105


könnte, waren jedoch gering. Dieser Ansicht war auch Umweltminister Kuzvart. Die<br />

Umweltschützer appellierten an die <strong>zu</strong>ständigen Minister, und forderten sie <strong>zu</strong> einem<br />

Treffen auf. Dort sollten die Gründe für die Abhaltung eines Referendums erörtert<br />

werden. (Schneibergova, Radio Prag, 12.07.2000 b)<br />

Die innenpolitischen Konflikte in Tschechien wegen der Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s<br />

nahmen <strong>zu</strong>, aber auch außenpolitisch äußerte erstmals Bayern Vorbehalte. In<br />

Tschechien ging man aber davon aus, dass dies keine Auswirkungen mehr auf den EU-<br />

Beitritt des Landes haben sollte. Grund für diese Vorbehalte war das verdächtig schnelle<br />

Tempo mit dem CEZ begann das KKW mit Brennelementen <strong>zu</strong> beladen, nachdem das<br />

SUJB die Genehmigung da<strong>zu</strong> erteilt hatte. (Hermann, Radio Prag, 12.07.2000)<br />

Ein entsprechender Verfassungsentwurf, der ein Referendum ermöglichen sollte, wurde<br />

dem Parlament vorgelegt. Der christdemokratische Abgeordnete Ambrozek erklärte,<br />

dass ein Referendum im Frühjahr 2001 durchgeführt werden könnte. Aus diesem Grund<br />

forderten auch die atomkritischen Teile der Regierung die Aktivierung der<br />

Brennelemente hinaus<strong>zu</strong>zögern, da man sonst vollendete Tatsachen schaffen würde.<br />

Wenn in einem KKW die Brennelemente erst einmal aktiviert sind, dann gilt dieser Teil<br />

als kontaminiert. Das macht wiederum das Abwracken der gesamten Anlage notwendig,<br />

falls der Beschluss umgekehrt werden würde. Die Abgeordneten Ambrozek, Buzkova<br />

und Mlynar (Freiheitsunion) – Initiatoren des Gesetzes – verlangten, dass diese wichtige<br />

Entscheidung über die Zukunft <strong>Temelin</strong>s nicht ausschließlich von der Exekutive gefällt<br />

werden dürfte. Sie forderten daher, mit weiteren Schritten <strong>zu</strong>mindest bis <strong>zu</strong>r ersten<br />

Lesung des Gesetzesentwurfs <strong>zu</strong> warten. (Schneibergova, Radio Prag, 11.07.2000 c) Ein<br />

solches Gesetz war notwendig geworden, da es in Tschechien bis <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt<br />

kein Gesetz gab, das solche direktdemokratischen Entscheidungen regelte. Das Kabinett<br />

verabschiedete im August 2000 einen Entwurf für ein solches Gesetz. Das Gesetz<br />

ermöglichte die Abhaltung lokaler Referenden über wichtige innen- und außenpolitische<br />

Fragen. Im Fall des KKW <strong>Temelin</strong> kam der Vorschlag jedoch <strong>zu</strong> spät. Die<br />

Parlamentskammern brauchten mehrere Monate bis alle Vorlagen behandelt waren.<br />

(ebd.)<br />

In Österreich rang sich die neue Regierung aufgrund eines Parlamentsbeschlusses <strong>zu</strong><br />

einer gemeinsamen Position <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> durch. Das Energiekapitel sollte solange nicht<br />

abgeschlossen werden, bis der Reaktor dem aktuellen Stand der Technik entspräche<br />

(Entschließungsantrag, in: Stenographische Protokolle, 05.09.2000). Diese Forderung<br />

106


deckte sich mit den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates von Wien aus 1998.<br />

Die Verzögerung des Energiekapitels kam einem Veto gleich. Bundeskanzler Schüssel<br />

forderte daher, dass das KKW nicht vor Durchführung einer Gesamt-UVP nach<br />

europäischen Standards aktiviert oder den Probebetrieb aufnehmen dürfte. Die<br />

Bundesregierung nahm Kontakt mit den <strong>zu</strong>ständigen europäischen Kommissaren auf.<br />

Der tschechische Premier Zeman und Außenminister Kavan machten sich bereit das<br />

Projekt auf europäischer Ebene <strong>zu</strong> verteidigen. Beide Politiker begrüßten den Vorstoß<br />

Österreichs sogar, weil man sich auf europäischer Ebene mehr Verständnis für das<br />

KKW erwartete. (Lothar, Radio Prag, 05.09.2000) Darüber hinaus glaubte man in<br />

Tschechien nicht, dass der österreichische Parlamentsbeschluss eine Auswirkung auf<br />

den EU-Beitritt haben könnte (ebd.).<br />

Einem Beschluss des Europäischen Parlaments folgend, appellierten die früheren<br />

tschechischen Umweltminister Bursik und Dejmal sowie Vertreter der Umweltorganisation<br />

„Hnuti Duha“ mit der Aktivierung <strong>Temelin</strong>s bis <strong>zu</strong>r Durchführung einer<br />

internationalen UVP <strong>zu</strong> warten. Das Europäische Parlament hatte nämlich festgestellt,<br />

dass die Inbetriebnahme von Block 1 des Kernkraftwerks vor dem regulären Abschluss<br />

des Prüfverfahrens dieses wichtige Instrument sinnlos mache (Europäisches Parlament<br />

2000). Darüber hinaus forderte die österreichische Opposition direkte Gespräche<br />

zwischen Zeman und Schüssel. Der tschechische Außenminister Kavan fühlte sich<br />

durch den Beschluss des EP nicht gebunden, da aus juristischer Sicht dieser Beschluss<br />

nicht bindend sei. Umweltminister Kuzvart setzte sich hingegen dafür ein, mit<br />

Österreich <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>arbeiten um die Bedenken bezüglich <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> zerstreuen.<br />

(OÖN, 09.09.2000)<br />

Vor der geplanten Aktivierung der Brennelemente kam es <strong>zu</strong> einem Treffen zwischen<br />

den Umweltministern Molterer (ÖVP) und Kuzvart. Das Ergebnis des Gesprächs war<br />

jedoch wenig befriedigend. Aber auch in Tschechien gab es immer mehr kritische<br />

Stimmen <strong>zu</strong>m Projekt <strong>Temelin</strong>. Der Vizevorsitzende des tschechischen Senats und<br />

früherer Präsident des tschechischen Landesteils Petr Pithart sagte in einer Diskussion<br />

im tschechischen Fernsehen, dass CEZ die Regierung jahrelang belogen hätte und man<br />

daher von falschen Vorausset<strong>zu</strong>ngen ausgegangen wäre. (OÖN, 09.12.2000) Die<br />

laufenden Grenzblockaden der österreichischen Anti-Atom-Gruppen wurden jedoch<br />

<strong>zu</strong>meist negativ beurteilt (ebd.).<br />

107


Die österreichische Regierung zeigte sich konsequent, und kündigte abermals an, das<br />

Energiekapitel auf keinen Fall ab<strong>zu</strong>schießen. Außenministerin Ferrero-Waldner (ÖVP)<br />

sprach sich jedoch gegen ein Veto aus. Die Opposition forderte die Unterbreitung eines<br />

Ausstiegsangebots an Tschechien.<br />

Die Grenzblockaden verschlechterten das Gesprächsklima jedoch <strong>zu</strong>sehends.<br />

Außenminister Kavan kündigte an, sich an die europäischen Behörden <strong>zu</strong> wenden, falls<br />

die Blockaden nicht eingestellt würden. Tschechische Politiker wie Klaus oder Gregr<br />

verteidigten <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong>nehmend vehementer, während die Zustimmung der<br />

Bevölkerung in Südböhmen <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> kontinuierlich <strong>zu</strong>nahm (Strasky, Interview,<br />

10.09.2003).<br />

Die Blockaden wurden nicht eingestellt, und das tschechische Kabinett wandte sich<br />

Mitte Oktober 2000 an die Europäische Kommission. Dort reagierte man jedoch noch<br />

nicht, sondern stellte nur fest, dass die Blockaden dem Assoziierungsabkommen<br />

widersprächen. Außenminister Kavan hatte darüber hinaus ein Treffen mit<br />

Erweiterungskommissar Verheugen verlangt, da man scheinbar das Problem mit Hilfe<br />

der Kommission <strong>zu</strong> lösen suchte. Die Chancen auf Verständnis <strong>zu</strong> treffen waren hier<br />

weitaus höher als bei Österreich, und das wusste auch das tschechische Kabinett.<br />

Währenddessen kritisierte der tschechische Parlamentspräsident Klaus die Regierung<br />

Zeman. Der Grund: die Teilnahme Tschechiens an den EU-Sanktionen gegen Österreich<br />

hätte Österreich einen Vorwand gegeben, erneut gegen <strong>Temelin</strong> vor<strong>zu</strong>gehen. (Der<br />

Standard, 23.10.2003)<br />

Ende Oktober 2000 trafen sich Bundeskanzler Schüssel und Premier Zeman um über<br />

das KKW <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> sprechen. Zeman versicherte, dass <strong>Temelin</strong> nicht in Betrieb gehen<br />

werde, sollte sich herausstellen, dass es unsicher wäre. Weiters einigte man sich darauf<br />

eine Beurteilung der Sicherheit des KKWs der Europäischen Kommission <strong>zu</strong><br />

überlassen. Schüssel sagte seinerseits <strong>zu</strong>, dafür Sorge <strong>zu</strong> tragen, dass die Grenzblockaden<br />

beendet würden.<br />

Die Situation drohte <strong>zu</strong> eskalieren, und deshalb einigte man sich auf einen neuerlichen<br />

Gesprächstermin im Dezember in Österreich unter Beisein des Erweiterungskommissars<br />

Verheugen. Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> sollte das unnachgiebige Gesprächsklima zwischen<br />

beiden Staaten beenden, und ein offener Dialog sollte eine Lösung des Konflikts<br />

bringen.<br />

108


8. Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong><br />

Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> beschreibt die Umset<strong>zu</strong>ng eines Maßnahmenpaketes, das im<br />

Dezember 2000 vom tschechischen Premierminister Zeman und dem österreichischen<br />

Bundeskanzler Schüssel im Beisein des Erweiterungskommissars Verheugen<br />

ausgehandelt wurde. Ein Jahr später im November 2001 trafen sich die drei wieder um<br />

die letzten offenen Fragen <strong>zu</strong> klären. Damit wurde der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> abgeschlossen,<br />

jedoch sind die daraus erwachsenen Verpflichtungen für die ganze Laufzeit des KKW<br />

<strong>Temelin</strong> gültig.<br />

8.1. Die Verhandlungen von Melk<br />

Im Oktober 2000 begann man in <strong>Temelin</strong> mit dem Probebetrieb des KKWs – noch<br />

bevor eine laufende tschechische Umweltverträglichkeitsprüfung beendet war. Weiters<br />

hatte man es versäumt wichtige - das Projekt betreffende - Informationen an Österreich,<br />

Deutschland oder die Europäischen Kommission <strong>zu</strong> übermitteln. (Getzner 2003, 48)<br />

Die österreichischen Anti-Atom-Gruppen reagierten darauf mehr als ungehalten. Vor<br />

allem in Oberösterreich interpretierte man dies als neuerliche Provokation durch den<br />

<strong>Temelin</strong> Betreiber CEZ. Die direkten Folgen davon waren Grenzblockaden durch<br />

österreichische Umweltschützer. Diese Aktionen riefen wiederum auf tschechischer<br />

Seite Gegenreaktionen hervor. Die Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>, die seit Jahren relativ<br />

konstant bei 60 % liegt, erhöhte sich während der Zeit der Grenzblockaden wesentlich<br />

(Strasky, Interview, 10.09.2003). Jedoch wohl kaum deshalb, weil plötzlich mehr<br />

Tschechen für <strong>Temelin</strong> waren. Der Grund war wohl eher der, dass plötzlich mehr<br />

Tschechen gegen Österreich waren. Laut Getzner (2003, 48) wurden in manchen<br />

grenznahen Geschäften folgende Schilder in die Tür gehängt: „Österreichische Kunden<br />

werden nicht bedient“ oder „Eingang verboten für Österreicher“. Die Situation drohte<br />

in mehrerlei Hinsicht <strong>zu</strong> eskalieren. Einerseits sorgten die Grenzblockaden für eine<br />

Vergiftung des Klimas zwischen den beiden Ländern, andererseits wurde in Österreich<br />

die Forderung nach einem Veto gegen den Beitritt der Tschechischen Republik <strong>zu</strong>r<br />

Europäischen Union immer lauter. Entweder wollte man tatsächlich die Zustimmung<br />

<strong>zu</strong>m Beitritt verwehren, falls keine adäquate Lösung für das KKW gefunden würde,<br />

oder man wollte das Energiekapitel der Beitrittsverhandlungen nicht abschließen. Auch<br />

letztere Option kam de facto einem Veto gleich. Das beunruhigte die Tschechen<br />

109


<strong>zu</strong>nehmend. Aber nicht nur sie, sondern auch die Europäische Kommission wurde<br />

allmählich unruhig (Heindler, Interview, 25.07.2003). Letztlich konnte man nicht<br />

wissen, wo<strong>zu</strong> beide Länder in der aufgeheizten Situation fähig wären. Darüber hinaus<br />

richteten die Grenzblockaden wirtschaftliche Schäden an, da sie den freien Warenverkehr<br />

behinderten.<br />

Am 12. Dezember 2000 kam es daher <strong>zu</strong> einem „<strong>Temelin</strong>-Gipfel“ zwischen den beiden<br />

Regierungschefs Zeman (CSSD) und Schüssel (ÖVP) unter Beisein des Erweiterungskommissars<br />

Verheugen, des österreichischen Umweltministers Molterer (ÖVP) und des<br />

tschechischen Außenministers Kavan (CSSD).<br />

Die Verhandlungen waren heikel, da die Tschechische Republik da<strong>zu</strong> bewogen werden<br />

sollte Zugeständnisse in Be<strong>zu</strong>g auf <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> machen. Die Tschechen argumentieren<br />

in der Vergangenheit oft mit dem Grundsatz der Souveränität und der freien Wahl der<br />

Energieträger. So war es für beide Seiten wichtig einen Kompromiss <strong>zu</strong> finden. Vor<br />

allem in Tschechien war die Position <strong>zu</strong>r Kernenergie durchaus ambivalent. Zeman<br />

geriet in Folge des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es unter Kritik im eigenen Land, da man ihm ein <strong>zu</strong><br />

großes Entgegenkommen bei den Verhandlungen vorwarf (Molin, Strasky, Interviews,<br />

2003). So war es für Tschechien wichtig, dass das Abkommen auf ein schon<br />

bestehendes Nuklearinformationsabkommen aus dem Jahr 1989 aufbaute. So konnte<br />

man das Ergebnis innenpolitisch besser vertreten, da es schon bei der Ausarbeitung<br />

eines Kompromissvorschlages bezüglich <strong>Temelin</strong>s kurz vor den Verhandlungen in Melk<br />

<strong>zu</strong> Abstimmungsschwierigkeiten gekommen war (SN, 13.12.2000). Der Vorschlag sah<br />

eine internationale Umwelt- und Sicherheitsüberprüfung mit internationalen Experten<br />

unter tschechischer Leitung vor (ebd.). Das besagte Abkommen stand auf zwei Säulen:<br />

einerseits die Warnung bei nuklearen Unfällen, andererseits der regelmäßige<br />

Informationsaustausch. Dieses Abkommen bildete die Grundlage für die Verhandlungen<br />

in Stift Melk (Krs, Molin, Interviews, 2003).<br />

Bundeskanzler Schüssel wollte in Melk vor allem zwei Dinge erreichen. Eine externe<br />

Sicherheitsüberprüfung des KKWs unter Einbindung der EK und eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />

nach europäischen Standards. Schon im Vorfeld sorgte diese<br />

Forderung für Diskussionen über die Rechtsverbindlichkeit einer potentiellen<br />

Vereinbarung. Die UVP Richtlinie der Europäischen Union war für die Tschechische<br />

Republik <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch nicht rechtsverbindlich, und die Espoo Konvention<br />

war vom tschechischen Parlament noch nicht ratifiziert worden (SN, 13.12.2000). Dies<br />

110


geschah erst im August 2001. Allerdings bekräftige Tschechien, dass die Ergebnisse der<br />

UVP verbindlich sein würden. Die bevorstehende EU-Mitgliedschaft machte aus dieser<br />

Frage mehr eine politische als eine rechtliche.<br />

Die Ergebnisse wurden in einem Protokoll festgehalten – dem so genannten „<strong>Melker</strong><br />

Protokoll“. Die wesentlichen Punkte der Vereinbarung waren:<br />

die Einrichtung einer Informationshotline für Störfälle zwischen den<br />

tschechischen Behörden und der Bundeswarnzentrale des österreichischen<br />

Bundesministeriums für Inneres;<br />

die Einrichtung eines Frühwarnsystems und in Folge die Einrichtung einer<br />

österreichischen Messstelle in Budweis/Tschechien;<br />

die Weiterführung der Energiepartnerschaften zwischen der tschechischen<br />

Energieagentur und der österreichischen Energieverwertungsagentur in deren<br />

Rahmen Projekte in den Bereichen Energieeffizienz, erneuerbare Energien und<br />

Emissionsverringerung betrieben werden;<br />

die Vereinbarung eines „Trilogs“ über Sicherheitsfragen unter Einbeziehung der<br />

Europäischen Kommission;<br />

die Durchführung einer Umweltverträglichkeitsprüfung der gesamten Anlage in<br />

<strong>Temelin</strong> nach gemeinschaftlichen UVP Vorschriften; diese UVP sollte bis<br />

Anfang Juni 2001 abgeschlossen werden;<br />

die Aufnahme des kommerziellen Betriebes des KKWs <strong>Temelin</strong> erst nach<br />

Abschluss der Untersuchungen im Bereich nukleare Sicherheit und der<br />

Umweltverträglichkeitsprüfung;<br />

die Aufrechterhaltung des freien Personen- und Güterverkehrs, das bedeutete,<br />

dass es keine weiteren Grenzblockaden mehr geben sollte.<br />

Österreich sagte <strong>zu</strong>, die Erweiterungsverhandlungen nicht auf<strong>zu</strong>halten;<br />

(Europainfo o. J.)<br />

Die bilaterale Vereinbarung rief in beiden Ländern unterschiedliche Reaktionen hervor.<br />

Als positiv wurde in Österreich bewertet, dass <strong>Temelin</strong> erst nach Abschluss der<br />

Überprüfungen seinen kommerziellen Betrieb aufnehmen sollte. Allerdings konnte kein<br />

Stopp des Probebetriebs erreicht werden. Was die Gesamt-UVP des KKW betraf, so<br />

sorgte der schwammige Begriff „nach europäischen Standards“ für Kritik. Bundeskanzler<br />

Schüssel meinte nämlich, dass die Anlage den Sicherheitsstandards der<br />

111


elevanten EU-Staaten entsprechen müsse. Es gibt in der EU jedoch sehr<br />

unterschiedliche Standards. Das ist ein Resultat der Tatsache, dass dieser Bereich den<br />

Mitgliedsstaaten überlassen wurde. Es gibt wesentliche Unterschiede zwischen dem<br />

deutschen und dem französischen Verständnis von Sicherheitsstandards.<br />

Radko Pavlovec (Beauftragter des Landes Oberösterreich für grenznahe KKWs)<br />

bewertete die Vereinbarung positiv. Ebenso die Umweltsprecherin der Grünen<br />

Glawischnig, die die Vereinbarung einen Schritt in die richtige Richtung nannte. (SN,<br />

14.12.2000) Die Salzburger PLAGE bewertete das Abkommen skeptisch. Die<br />

Atomgegner sollten durch die Vereinbarung nur beruhigt werden; allein aus diesem<br />

Grund wäre Melk „inszeniert“ worden (Fellner, Interview, 21.07.2002).<br />

Tschechische Politiker zeigten sich weitgehend <strong>zu</strong>frieden mit den Ergebnissen von<br />

Melk. Einige tschechische Parlamentarier bemängelten jedoch die Verzögerung der<br />

kommerziellen Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s (Radio Prag, 14.12.2000). Es wurden aber<br />

auch Stimmen laut, dass man einer UVP schon hätte längst <strong>zu</strong>stimmen sollen. Man hätte<br />

so die Eskalation der Situation von vornherein verhindern können. Vaclav Klaus zeigte<br />

sich naturgemäß überzeugt, dass die UVP keine bedeutenden Auswirkungen auf die<br />

Umwelt <strong>zu</strong>tage bringen würde (ebd.). Pavel Svoboda (US-DEU) fragte sich sogar,<br />

warum man <strong>zu</strong> dieser Lösung nicht schon früher gekommen war. Ähnliche Ansichten<br />

bekundete auch Libor Ambrozek (KDU-CSL). Er meinte, dass die Versprechungen<br />

Zemans im Grunde eine Selbstverständlichkeit wären. Diese beiden Aussagen wurden<br />

jedoch von Mitgliedern jener Parteien getätigt, die sich in der Vergangenheit eher gegen<br />

<strong>Temelin</strong> gewandt hatten. Der damalige Umweltminister Kuzwart (CSSD), der im<br />

Gegensatz <strong>zu</strong> seinem österreichischen Amtkollegen nicht an den Verhandlungen<br />

teilgenommen hatte, bezweifelte den Zeitplan für den Abschluss der UVP. Letztlich<br />

machte Kommissar Verheugen noch klar, dass die EK ein Verfahren gegen Österreich<br />

einleiten werde, wenn es <strong>zu</strong> weiteren Grenzblockaden käme.<br />

Mitte Jänner 2001 beschloss die tschechische Regierung die genaue Abwicklung der<br />

UVP. Auch in Österreich wurde man in Rahmen des laufenden <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es aktiv.<br />

Im Februar wurde ein Vier-Parteien-Antrag <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng des <strong>Melker</strong> Protokolls<br />

eingebracht. Die Umweltsprecher der Regierungs- und Oppositionsparteien forderten<br />

die Bundesregierung auf, die Vereinbarungen vollständig <strong>zu</strong> realisieren und die UVP-<br />

Richtlinie der EU an<strong>zu</strong>wenden (Parlamentskorrespondenz, 13.02.2001). Außerdem<br />

wurde noch einmal die Position des Nationalrates vom September 2000 (siehe Kapitel<br />

112


7.4.) bekräftigt: ein Betriebsstopp bis <strong>zu</strong>r Klärung aller offenen Fragen wäre<br />

wünschenswert, und müsse berücksichtigt werden (ebd.).<br />

8.2. In der Zwischenzeit…<br />

Im April 2001 lag der Bericht der Gesamt-UVP <strong>Temelin</strong>s vor. Er wurde in Österreich<br />

als äußerst unbefriedigend betrachtet, da Angaben über schwere Unfälle, die<br />

Durchrechnung der Nullvariante und eine Bedarfsanalyse fehlten (Raschhofer 2003).<br />

Mitte Juli 2001 übergab die tschechische Regierungskommission, die mit der<br />

Durchführung der UVP befasst war, ihren Endbericht dem tschechischen<br />

Außenministerium. Ein Mitglied der Kommission, Jiri Hanzlicek, fasst das Ergebnis so<br />

<strong>zu</strong>sammen: „Die Auswirkung von <strong>Temelin</strong> auf die Umwelt ist marginal.“ (Hanzlicek<br />

2001, in: Der Standard, 14.07.2003). Die UVP im Rahmen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es wurde<br />

im Nachhinein oft als „Schein-UVP“ bezeichnet (Strasky, Interview, 10.09.2003), da<br />

von den Tschechen nur ungenügendes oder veraltetes Material herangezogen worden<br />

war (ebd.). Die Opposition und die Anti-Atom-Gruppen kritisierten das Ergebnis der<br />

UVP ebenfalls heftig. Die Umweltsprecherin der Grünen Glawischnig meinte, dass<br />

durch die Akzeptanz der unseriösen UVP letztlich die Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s<br />

legitimiert würde (Grüne Kritik, o. J.). Im Oktober 2001 waren jedoch für<br />

Erweiterungskommissar Verheugen alle Sicherheitsbedenken bezüglich <strong>Temelin</strong><br />

ausgeräumt (Der Standard, 20.10.2001). Das tschechische Außenministerium wollte den<br />

<strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> ebenfalls rasch abschließen (ebd.). Bundeskanzler Schüssel hielt jedoch<br />

fest, dass der vorgeschlagene baldige Abschluss unrealistisch sei. Er betonte in einem<br />

Interview im Standard, dass es um rechtsverbindliche Zusagen gehe, und die bisher<br />

vorgelegten Unterlagen seien noch nicht <strong>zu</strong>frieden stellend (ebd.). Die SPÖ forderte die<br />

Verankerung der Null-Option im Energiekapitel der Beitrittsverhandlungen. Ebenfalls<br />

dürften die Verhandlungen erst abgeschlossen werden, wenn alle Fragen gelöst wären.<br />

Die FPÖ rückte von ihrer Vetodrohung ab. Sie forderten nun ein Ausstiegsszenario für<br />

den Fall, dass eine Schließung <strong>Temelin</strong>s nicht möglich sei.<br />

Für eine weitere Diskussion sorgte eine Aussage des damaligen österreichischen<br />

Umweltministers Molterer, wonach niemand die Tschechen da<strong>zu</strong> zwingen könnte<br />

<strong>Temelin</strong> still<strong>zu</strong>legen (Der Standard, 08.11.2001). Die FPÖ und die Opposition<br />

reagierten heftig, da diese Aussage nichts anderes bedeutete, als dass ein Veto oder ein<br />

113


Offenhalten des Energiekapitels ausgeschlossen wurde. Bundeskanzler Schüssel sah die<br />

Angelegenheit allerdings ähnlich wie sein Parteikollege. Die ÖVP hatte während der<br />

Verhandlungen immer betont, dass man die Souveränität eines Landes respektieren<br />

müsse. Außerdem saßen die Tschechen am längeren Ast, da Österreich praktisch als<br />

Bittsteller in die Verhandlungen ging (Böckle, Interview, 10.07.2003). Sofern die<br />

Tschechen nicht bereit waren Zugeständnisse <strong>zu</strong> machen, konnte man in Österreich<br />

eigentlich nur mehr mit einem Veto drohen oder die Verhandlungen verzögern. Wie<br />

wirksam diese Varianten jedoch langfristig wären, war nicht ab<strong>zu</strong>sehen. Ein Veto<br />

Österreichs gegen den Beitritt Tschechiens barg auch die Gefahr, dass Österreich sich<br />

selbst diskreditiert und außenpolitisch isoliert hätte. Darüber hinaus erscheint es<br />

argumentierbar, dass Tschechien in Anbetracht der Alternative <strong>Temelin</strong> oder EU-<br />

Beitritt wahrscheinlich eingelenkt hätte. Die Anpassung an den Acquis Communautaire<br />

hatte die Tschechische Republik <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt schon <strong>zu</strong> viel Geld gekostet.<br />

Währenddessen war auf europäischer Ebene eine internationale Ausstiegskonferenz <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong> vom Europäischen Parlament gefordert worden (Europäisches Parlament<br />

2001), um über Ausstiegsmöglichkeiten und Ausstiegskosten sowie über die<br />

Möglichkeit eines internationalen Ausstiegsangebotes für Tschechien <strong>zu</strong> beraten. Der<br />

tschechische Premier Zeman und die EK lehnten jedoch ab. Erweiterungskommissar<br />

Verheugen und die für Energie <strong>zu</strong>ständige Kommissarin de Palacio nannten für die<br />

Ablehnung drei Gründe. Erstens, sei Tschechien nicht bereit <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> schließen.<br />

Zweitens, gäbe es in der internationalen Gemeinschaft keine Bereitschaft den Ausstieg<br />

<strong>zu</strong> finanzieren. Drittens, wäre es nicht möglich die Fehlinvestitionen bei <strong>Temelin</strong> als<br />

stranded costs (Europäisches Parlament 2001) ab<strong>zu</strong>schreiben. (Der Standard,<br />

23.11.2001)<br />

In den tschechischen Medien freute man sich indessen, dass <strong>Temelin</strong> ein für die EK<br />

vertretbares Sicherheitsniveau erreicht hatte. Aus einem Beitrag von Radio Prag vom<br />

23.11.2001:<br />

„Seit der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ wurde es (Anm. d. Verf.: <strong>Temelin</strong>) ständig<br />

mit Kritik und Vorurteilen überhäuft und sah sich wie wohl kein zweites Kernkraftwerk<br />

in ganz Europa mit Argusaugen überwacht. Doch ein positives Urteil der Europäischen<br />

Kommission (…) lassen den vorläufigen Schluss <strong>zu</strong>, dass <strong>Temelin</strong> seine Nagelprobe<br />

bestanden hat.“ (Lothar, Radio Prag, 23.11.2001 a)<br />

114


Im Vorfeld des <strong>Temelin</strong>-Gipfels in Brüssel, sorgte eine aktualisierte Veröffentlichung<br />

des Österreichischen Ökologie-Instituts für Aufregung. Darin kam man <strong>zu</strong> dem Schluss,<br />

dass <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> den sichereren Kernkraftwerken in Europa gehöre. <strong>Temelin</strong> befand<br />

sich in der drittbesten von insgesamt elf Sicherheitsgruppen, die anhand verschiedener<br />

Kriterien aufgestellt worden waren. Allerdings gab die Geschäftsführerin des Ökologie-<br />

Instituts <strong>zu</strong>, dass die Ergebnisse mit großen Unsicherheiten behaftet seien. (Der<br />

Standard, 27.11.2001)<br />

Diese Studie sorgte auch dafür – sie wurde auch ins englische übersetzt -, dass man die<br />

österreichischen Bedenken im Ausland nicht mehr ganz ernst nahm. Wenn sogar das<br />

österreichische Ökologie-Institut feststellt, dass <strong>Temelin</strong> nicht unsicher ist… (Heindler,<br />

Interview, 25.07.2003). Natürlich gibt es im mittel- und osteuropäischen Raum<br />

wesentlich gefährlicherer KKWs (Bohunice, Ignalia, Kosloduj etc.) als <strong>Temelin</strong> (Reyl<br />

2000), jedoch war der Zeitpunkt der neuerlichen Veröffentlichung der „Studie“ wohl<br />

etwas ungünstig. So sorgte die Veröffentlichung auch bei den Atomgegnern für<br />

Verärgerung und war gerade <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt wenig hilfreich.<br />

Vor dem bisher dargestellten Hintergrund fanden am 29. November 2001 in Brüssel die<br />

Verhandlungen zwischen Schüssel, Zeman, Verheugen, Kavan und Molterer <strong>zu</strong> den<br />

offenen Fragen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es statt.<br />

8.3. Der Gipfel von Brüssel<br />

Während in Prag an einer Verhandlungsstrategie für Brüssel gearbeitet wurde, besuchte<br />

eine Delegation des Außenpolitischen Ausschusses des Österreichischen Nationalrates<br />

die tschechische Hauptstadt um noch einmal <strong>zu</strong> Gesprächen <strong>zu</strong>sammen<strong>zu</strong>kommen. Die<br />

vier Abgeordneten der jeweiligen Parlamentsparteien waren sich in ihrer Argumentation<br />

nicht vollständig einig. Die Vertreter von SPÖ, ÖVP und Grünen wollten den EU-<br />

Beitritt der Tschechischen Republik nicht mit der <strong>Temelin</strong> Frage verbinden. Der FPÖ<br />

Abgesandte Schweitzer erhielt diese Möglichkeit nach wie vor aufrecht. Schweitzer<br />

bezog sich dabei auf einen im Nationalrat eingebrachten Vier-Parteien-Antrag (siehe<br />

Kapitel 7.4.). Schweitzer erinnerte daran, dass es nach wie vor ungelöste<br />

Sicherheitsfragen <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> gäbe. (Lothar, Radio Prag, 28.11.2001 b)<br />

Der Vorsitzende des Außenpolitischen Ausschusses des tschechischen Abgeordnetenhauses<br />

Zaoralek meinte da<strong>zu</strong>, dass <strong>Temelin</strong> inzwischen <strong>zu</strong> den sichersten KKWs in<br />

115


Europa gehöre. Er sprach einen durchaus heiklen Punkt an, als er auf die 12 weiteren als<br />

unsicher geltenden KKWs in Österreichs Nachbarschaft <strong>zu</strong> sprechen kam (ebd.). Dieser<br />

Einwand zeigte das tschechische Unverständnis, warum sich Österreich ausgerechnet<br />

auf <strong>Temelin</strong> konzentriert, wenn es an Österreichs Grenzen weitere gefährliche KKWs<br />

gibt.<br />

Einen Tag vor Beginn der Verhandlungen hatte das tschechische Kabinett sich dann auf<br />

eine Resolution geeinigt, auf deren Grundlage die Verhandlungen mit Österreich in<br />

Brüssel geführt werden konnten. Diese Einigung hatte sich teils schwierig gestaltet, da<br />

es innerhalb des Kabinetts unterschiedliche Auffassungen gab, wie weit man den<br />

Österreichern bei den Verhandlungen entgegenkommen dürfte. Industrieminister Gregr<br />

(CSSD) meinte, dass die Tschechische Republik alle Auflagen erfüllte hätte, und andere<br />

Zugeständnisse an Wien wären völlig inakzeptabel (Der Standard, 29.11.2001).<br />

Im Vorfeld war die wichtigste Frage, ob die Vereinbarung rechtlich bindend würde. Der<br />

Klubobmann der ÖVP Khol fasste das Ziel der Verhandlungen folgendermaßen<br />

<strong>zu</strong>sammen: Forderung nach rechtlich verbindlichen Sicherheitsstandards, Klärung der<br />

UVP, Festlegung eines Szenario für den Ausstieg aus der Kernenergie (Der Standard,<br />

29.11.2001). Bei der SPÖ sah man <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt keine Grundlage für den<br />

Abschluss des Energiekapitels, da die Null-Option noch nicht befriedigend<br />

durchgerechnet worden war (Der Standard, 29.11.2001). Sowohl die österreichischen<br />

als auch die tschechischen Parteien spekulierten über die Ergebnisse des <strong>Temelin</strong>-<br />

Gipfels im Vorfeld. Aus Sicht der EU und der Tschechischen Republik ging es vor<br />

allem darum den <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> abschließen <strong>zu</strong> können, und in Folge das<br />

Energiekapitel der Beitrittsverhandlungen. Für Österreich stand die Lösung der offenen<br />

Sicherheitsfragen des KKWs im Vordergrund.<br />

Letztendlich wurden dann am 30. November 2001 die Ergebnisse der Verhandlungen<br />

(„Schlussfolgerungen des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es und das Follow-up“) bekannt:<br />

Die Tschechische Republik verpflichtete sich, die von Österreich geforderten<br />

Sicherheitsvor-kehrungen noch vor der kommerziellen Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s<br />

um<strong>zu</strong>setzen. Darüber hinaus mussten ebenso die in der UVP aufgedeckten<br />

Mängel behoben werden.<br />

Es wurde ein verbesserter Informationsaustausch vereinbart.<br />

116


Der Betreiber von <strong>Temelin</strong> (CEZ) erklärte sich bereit alle Auflagen <strong>zu</strong> erfüllen,<br />

und sicherte die Gültigkeit der Vereinbarung für die gesamte Laufzeit <strong>Temelin</strong>s<br />

<strong>zu</strong>.<br />

Die Verbindlichkeit der Vereinbarung sollte durch die Aufnahme eines<br />

entsprechenden Protokolls in den Beitrittsvertrag gesichert werden. Die<br />

Einhaltung wäre dann nur für Österreich vor dem EuGH einklagbar. Neues<br />

Gemeinschaftsrecht würde dadurch aber nicht entstehen. Dies stellte Verheugen<br />

ebenfalls klar. Die Aufnahme in den Beitrittsvertrag bedurfte aber der<br />

Zustimmung der restlichen EU-Mitgliedsstaaten.<br />

Über die so genannte Null-Option wurde in Brüssel nicht verhandelt.<br />

(SN, 30.11.2001)<br />

Die Ergebnisse wurden in Tschechien begrüßt, da so keine Gefahr mehr bestand, dass<br />

die weiteren Beitrittsverhandlungen von Österreich blockiert werden konnten.<br />

Erweiterungskommissar Verheugen versprach, sich für die Verankerung der Vereinbarung<br />

in den Beitrittsverträgen ein<strong>zu</strong>setzen.<br />

Die Kritik am Verhandlungsergebnis konzentrierte sich vor allem auf die<br />

Nichtbehandlung der Null-Option und darauf, dass es keine konkreten Zusagen gab die<br />

Vereinbarung in den Beitrittsvertrag auf<strong>zu</strong>nehmen. Die Zustimmung der restlichen EU-<br />

Staaten war in dieser Frage äußerst ungewiss bis unwahrscheinlich, da Länder wie<br />

Frankreich oder Großbritannien fürchten mussten, dass sich dadurch ein Präzedenzfall<br />

für die nukleare Sicherheit in Europa ergeben konnte. Die Opposition in Österreich<br />

äußerte sich da<strong>zu</strong> ebenfalls skeptisch. SPÖ und Grüne forderten in diesem Fall die FPÖ<br />

auf, mit einem Nein <strong>zu</strong>m Energiekapitel im Kabinett <strong>zu</strong> stimmen. Die<br />

Umweltsprecherin der SPÖ Sima äußerte sich eindeutig da<strong>zu</strong>. Wenn der FPÖ das<br />

Thema tatsächlich ernst wäre, dann dürfte sie einem vorläufigen Abschluss des<br />

Energiekapitels nicht <strong>zu</strong>stimmen (Der Standard, 01.12.2001). Bundeskanzler Schüssel<br />

zeigte sich jedoch davon überzeugt, dass die Vereinbarung Eingang in den<br />

Beitrittsvertrag finden würde, da sich auch die Tschechen da<strong>zu</strong> bereit erklärt hätten. In<br />

Tschechien befürchtete man, dass Österreich die Ergebnisse der Verhandlungen<br />

uminterpretieren könnte, wie es bei den Verhandlungen von Melk schon der Fall<br />

gewesen sei, meinte der sozialdemokratische Abgeordnete Lastuvka (Der Standard,<br />

01.12.2001). Die tschechische Oppositionspartei ODS kritisierte die Vereinbarung<br />

117


ebenfalls, da seine Partei sich grundsätzlich gegen Verhandlungen mit Österreich<br />

bezüglich <strong>Temelin</strong> gewandt hatte.<br />

Am 12./13. Dezember 2001 fand der Europäische Rat von Laeken/Brüssel statt. Dort<br />

wurde das Energiekapitel mit der Tschechischen Republik abgeschlossen. Im Vorfeld<br />

wollte die Opposition die Außenministerin Ferrero-Waldner (ÖVP) per gemeinsamen<br />

Antrag da<strong>zu</strong> verpflichten in Laeken dem vorläufigen Abschluss des Energiekapitels<br />

nicht <strong>zu</strong><strong>zu</strong>stimmen. Dieser Antrag wurde jedoch nicht angenommen. Angenommen<br />

wurde jedoch ein Antrag von ÖVP und FPÖ wonach die Außenministerin ersucht<br />

wurde, in Laeken darauf hin<strong>zu</strong>weisen, dass Österreich es sich vorbehalte nötigenfalls<br />

auf das Energiekapitel <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>kommen. Außerdem sollte die rechtliche Absicherung<br />

der Vereinbarung thematisiert werden. (Parlamentskorrespondenz, 07.12.2001)<br />

Der SPÖ Abgeordnete Cap äußerte sich kritisch über den Antrag der Regierungsparteien.<br />

Der Antrag sei keine Bindung des Regierungsmitgliedes, sondern verpflichte<br />

die Außenministerin lediglich <strong>zu</strong> einer wirkungslosen Wortmeldung. (ebd.) Die<br />

Opposition kämpfte im Vorfeld <strong>zu</strong>m Europäischen Rat von Laeken gegen die<br />

Zustimmung der Außenministerin <strong>zu</strong>m Abschluss des Energiekapitels. Jedoch blieben<br />

die Bemühungen erfolglos. Bundeskanzler Schüssel rechtfertigte das Vorgehen der<br />

Regierung damit, dass kein Verhandlungsbedarf <strong>zu</strong>m Energiekapitel mehr gegeben sei<br />

(ebd.). In Folge entbrannte ein Streit darüber, ob die Wiedereröffnung des Energiekapitels<br />

die Zustimmung der anderen EU-Staaten notwendig mache oder nicht. Die<br />

Regierung argumentierte, dass man die Verhandlungen jederzeit wieder eröffnen könne,<br />

da der vorläufige Abschluss nur bedeute, dass es im Moment nichts mehr <strong>zu</strong> verhandeln<br />

gäbe (ebd.). Letztlich war es aber so, dass sehr wohl die Zustimmung der anderen EU-<br />

Staaten <strong>zu</strong>r Wiedereröffnung eines bereits abgeschlossenen Kapitels notwendig war.<br />

Erweiterungskommissar Verheugen bestätigte das im Zuge der Verhandlungen (Der<br />

Standard, 12.12.2001). Die ÖVP zeichnete sich während der Verhandlungen durch eine<br />

gewisse Fehlinterpretation der Lage aus. Grund dafür war wohl, dass man das<br />

Verhandlungsergebnis, dass einige der Hauptforderungen Österreichs nicht beinhaltete,<br />

legitimieren musste. Dabei wurde jedoch eine solche Beharrlichkeit an den Tag gelegt,<br />

die jeder Vernunft widersprach.<br />

Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> darf keinesfalls eindimensional betrachtet werden, da er einerseits<br />

ein Erfolg war, andererseits ein Misserfolg. Bis dato erfüllen die Tschechen die<br />

118


Vereinbarungen von Melk formal auf Punkt und Beistrich (Loidl, Molin, Strasky,<br />

Interviews, 2003). Was die tatsächliche technische Umset<strong>zu</strong>ng betrifft, so wurde mir<br />

gesagt, dass es <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch <strong>zu</strong> früh sei, um darüber nähere Aussagen<br />

machen <strong>zu</strong> können (Molin, Interview, 15.07.2003). Durch Melk wurden erstmals alle<br />

Sicherheitsmängel dokumentiert, was durchaus als Erfolg <strong>zu</strong> verbuchen ist (Loidl,<br />

Interview, 23.07.2003).<br />

Die öffentliche Diskussion in Österreich hatte sich sehr auf die Einklagbarkeit der<br />

Vereinbarung vor dem EuGH konzentriert, und in dieser Hinsicht war das Ergebnis des<br />

<strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es ein Fehlschlag. Die Verankerung der <strong>Melker</strong> Vereinbarung im<br />

Beitrittsvertrag mit der Tschechischen Republik war beim Europäischen Rat in<br />

Kopenhagen im Dezember 2002 am Widerstand einiger Mitgliedsstaaten gescheitert. In<br />

den vom mir geführten Interviews wurde ein Punkt immer wieder erwähnt: die<br />

Tschechen wären einfach die härteren Verhandler gewesen. Dies ergab sich jedoch auch<br />

aus der Natur der Sache, da Österreich in den Verhandlungen auf das Entgegenkommen<br />

Tschechiens angewiesen war. Zu einigen – teils wichtigen – Punkten war der<br />

tschechische Verhandlungspartner nicht bereit. Wie schon in diesem Kapitel erwähnt,<br />

hing das auch <strong>zu</strong>m Teil mit der innenpolitischen Lage in Tschechien <strong>zu</strong>sammen.<br />

Dalibor Strasky, Berater des tschechischen Umweltministeriums, meinte, dass<br />

Österreich sich hätte betrügen lassen (Strasky, Interview, 10.09.2003). Im tschechischen<br />

Umweltministerium war man ebenfalls nicht <strong>zu</strong>frieden mit den Ergebnissen. Jedoch aus<br />

anderen Gründen als die politische Opposition in Tschechien.<br />

Petr Krs vom tschechischen Staatsamt für nukleare Sicherheit erklärte mir, dass es beim<br />

<strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> zwei Ebenen gegeben hätte: die technische und die politische. Es war<br />

von Anfang an ein Fehler, dass die Diskussion auf die politische Ebene gehoben wurde.<br />

Die Medien wurden benutzt „(…) to shoot missiles across the border.“ (Krs, Interview ,<br />

11.09.2003). In den Verhandlungen war man sich gegenseitig entgegengekommen. Es<br />

wurden Punkte in das Abkommen integriert, die die Tschechen als unwichtig<br />

erachteten; aber sie verstanden, dass es für Österreich wichtig war, dass diese Punkte<br />

ihren Niederschlag im Abkommen fanden (ebd.). Auf der anderen Seite verstanden die<br />

österreichischen Verhandler, dass sie nicht alles fordern konnten, und so wurden auch<br />

Punkte aus dem Abkommen wieder herausgenommen (ebd.).<br />

119


Letztlich wurde durch den <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> ein gutes Ergebnis erzielt, das jedoch –<br />

aufgrund der Nichteinklagbarkeit – sehr von der Kooperation der tschechischen Seite<br />

abhängig ist. Auch ist klar, dass wichtige Punkte nach wie vor nicht gelöst wurden. In<br />

gewissem Sinne war Melk tatsächlich das Maximum des Erreichbaren, auch wenn die<br />

Ergebnisse sicherlich für Tschechien ein größerer Erfolg waren als für Österreich. Ob<br />

die Blockade des Energiekapitels oder ein Veto eingesetzt hätten werden sollen, vermag<br />

ich hier nicht <strong>zu</strong> beantworten. Ebenso wenig ist ab<strong>zu</strong>sehen, <strong>zu</strong> welchen Ergebnissen<br />

diese Schritte geführt hätten.<br />

120


9. Nach „Melk“ – ein Ende der österreichischen Anti-Atompolitik?<br />

Im Jahr 2002 kam es sowohl in Tschechien als auch in Österreich <strong>zu</strong> Parlamentswahlen.<br />

In Tschechien war die CSSD der Wahlsieger, und bildete eine Koalition mit KDU-CSL<br />

und US-DEU („Koalice“). In Österreich blieb die Koalition aus ÖVP und FPÖ an der<br />

Regierung.<br />

Nach dem <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> war es etwas ruhiger um <strong>Temelin</strong> geworden – vor allem in<br />

Tschechien und auf europäischer Ebene. Der Grund dafür ist einfach: mit dem <strong>Melker</strong><br />

<strong>Prozess</strong> sah sowohl Tschechien als auch Brüssel den Konflikt für beendet.<br />

Die zwei Jahre seit dem Gipfel von Brüssel waren vor allem durch drei Ereignisse<br />

geprägt. Einmal das „Veto gegen <strong>Temelin</strong>“ Volksbegehren der FPÖ, welches das<br />

Thema wieder für eine Weile in die Medien brachte, der Europäische Rat von<br />

Kopenhagen im Dezember 2002 sowie die Vorstellung des Energieplans der<br />

Tschechischen Republik bis 2030 im Frühsommer 2003. Dieser Plan sah optional den<br />

Ausbau der Kernenergie vor.<br />

Während dem 14. und 21. Jänner 2002 konnte man in Österreich für das bereist<br />

erwähnte Volksbegehren unterzeichnen. Ein Volksbegehren ist grundsätzlich ein<br />

direktdemokratisches Instrument. Es dient als Gesetzesinitiative einer Gruppe von<br />

Staatsbürgern. Um ein Volksbegehren initiieren <strong>zu</strong> können braucht man 10.000<br />

beglaubigte Unterschriften für dessen Einleitung. Der Rest der Unterschriften muss<br />

innerhalb einer Woche erbracht werden. Können mindestens 100.000 Unterschriften<br />

vorgewiesen werden, dann muss sich der Nationalrat mit der Gesetzesinitiative<br />

befassen. (Müller 1997, 76)<br />

Der genaue Text des Volksbegehrens lautete:<br />

„Durch ein Bundesverfassungsgesetz ist folgendes sicher<strong>zu</strong>stellen: Die<br />

bundesverfassungsmäßig <strong>zu</strong>ständigen Organe werden ermächtigt den Staatsvertrag<br />

über den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r Europäischen Union ab<strong>zu</strong>schließen, sobald eine<br />

völkerrechtlich bindende Erklärung der Republik Tschechien vorliegt, das AKW<br />

<strong>Temelin</strong> auf Dauer still<strong>zu</strong>legen, und diese Stilllegung tatsächlich erfolgt ist.“ (Grüne<br />

Position <strong>zu</strong>m FPÖ-Volksbegehren 2002, 2)<br />

Wie bereits in Kapitel 5.1. erwähnt, wurde das Volksbegehren von den Landesgruppen<br />

der FPÖ Wien, Niederösterreich und Oberösterreich initiiert. Am Ende der<br />

121


Eintragungsfrist hatten 915.220 Österreicher unterschrieben, was 15,53 % der<br />

Wahlberechtigten entsprach (Getzner 2003, 59). Das Volksbegehren wurde in<br />

Österreich und Tschechien unterschiedlich aufgenommen. Die ÖVP distanzierte sich<br />

von dem Volksbegehren, ebenso wie die Opposition und Teile der NGOs. Die<br />

Bundesländer begrüßten das Ergebnis des Volksbegehrens als einen eindeutigen<br />

Auftrag an die Bundesregierung in Sachen <strong>Temelin</strong> wieder aktiv <strong>zu</strong> werden. Der<br />

Hauptkritikpunkt bezog sich auf den Missbrauch eines direktdemokratischen<br />

Instruments durch eine Regierungspartei (Loidl, Högelsberger, Interviews, 2003), der<br />

andere Mittel <strong>zu</strong>r Verfügung stehen, eine Agenda auf die Tagesordnung des Nationalrates<br />

<strong>zu</strong> setzen.<br />

Das Volksbegehren beeinträchtigte <strong>zu</strong>dem die Beziehungen zwischen Österreich und<br />

Tschechien, da sich das Land bereits im Wahlkampf für die kommenden<br />

Parlamentswahlen befand. Die Vetodrohung kam Hardlinern in der tschechischen<br />

Politik <strong>zu</strong>gute. Hier ist vor allem Vaclav Klaus <strong>zu</strong> nennen, der einen sehr EU-kritischen<br />

Wahlkampf führte. Zeman andererseits wollte in seinem Wahlkampf unentschlossene<br />

Kommunisten und Republikaner ansprechen, die als <strong>Temelin</strong> Befürworter galten<br />

(Strasky, Interview, 10.09.2003). Weiters stellte sich die Frage, wie sich ein Veto auf<br />

die Sicherheit <strong>Temelin</strong>s ausgewirkt hätte.<br />

Die FPÖ zeigte in ihrer Antiatompolitik ein ambivalentes Auftreten: einerseits forderte<br />

man ein Veto, andererseits stimmten die FPÖ Abgeordneten im Nationalrat dem<br />

Beitrittsvertrag <strong>zu</strong>. Die Linie der Partei war in dieser Frage äußerst gespalten, was vor<br />

allem bei Opposition und NGOs Irritationen hervorrief. Die österreichischen NGOs, die<br />

sich in Sachen Kernenergie engagierten, unterstützten das Volksbegehren mehrheitlich<br />

nicht. Die Gründe dafür waren erstens, dass sie als überparteiliche Organisationen keine<br />

Parteien unterstützen und zweitens, weil sie ein Veto <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt für den<br />

falschen Weg für den Widerstand gegen <strong>Temelin</strong> hielten (Högelsberger, Interview,<br />

24.07.2003).<br />

Das Volksbegehren wurde von den medialen Wortgefechten zwischen dem<br />

tschechischen Premier Zeman und dem Kärntner Landeshauptmann Haider (FPÖ)<br />

begleitet. Die Unterzeichner des Volksbegehrens waren nicht ausschließlich der FPÖ<br />

<strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen (Getzner 2003, 60 ff), und daher stellte sich die Frage wie die<br />

Bundesregierung darauf reagieren sollte.<br />

122


Im Nationalrat fand die Gesetzesinitiative keine Mehrheit, was schon im Vorhinein <strong>zu</strong><br />

erwarten war. Die ÖVP sah durch das Volksbegehren keine Gefahr für die Koalition.<br />

Allerdings machte die Parteispitze auch klar, dass es in diesem Punkt keine Annäherung<br />

an die FPÖ Position geben würde (Der Standard, 22.01.2002). Die SPÖ wertete das<br />

Ergebnis als Absage an die Vereinbarungen von Melk und Brüssel, und als Ausdruck<br />

des Misstrauens gegenüber der Antiatompolitik der Bundesregierung (ebd.). Vor allem<br />

kritisierte die Partei jedoch die anti-europäische Zielrichtung des Volksbegehrens. In<br />

der Grünen Partei sah man das Ergebnis als Anlass die Antiatompolitik neu <strong>zu</strong><br />

definieren. Obwohl die Grünen eine strikte Politik in Sachen Kernenergie und im<br />

Speziellen <strong>Temelin</strong> betrieben, verweigerten sie die Unterstüt<strong>zu</strong>ng des Volksbegehrens.<br />

Der Grund war die Vetodrohung, gegen die sich die Grünen deutlich aussprachen.<br />

Der tschechische Premier Zeman sah in dem Volksbegehren die Gefahr einer<br />

Verschlechterung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern. Österreich hätte über<br />

ein Objekt abgestimmt, dass sich nicht auf österreichischen, sondern auf tschechischen<br />

Hoheitsgebiet befände. (Der Standard, 22.01.2002) Vaclav Klaus bezeichnete die<br />

Aussagen Zemans über Haider und das Volksbegehren als „außerordentlich<br />

unglücklich“ (Klaus 2002, in: ebd.), da diese die Beziehungen zwischen den beiden<br />

Ländern verkompliziert hätten. Außenminister Kavan sprach sich dagegen aus, dass<br />

<strong>Temelin</strong> mit dem EU-Beitritt verbunden werde. Das Volksbegehren interpretierte er als<br />

Anzweifelung der tschechischen Souveränität. In Tschechien wurde das Volksbegehren<br />

als Mittel den EU-Beitritt des Landes <strong>zu</strong> verhindern aufgefasst. (Keberlova, Radio Prag,<br />

23.01.2002)<br />

Eines schien offensichtlich: das Volksbegehren beurteilte man in Tschechien – trotz der<br />

teilweisen Ablehnung von Zemans Aussagen – als äußerst negativ.<br />

Nachdem Volksbegehren setzte man neue Hoffnungen auf die Parlamentswahlen in<br />

Tschechien. Man erhoffte sich durch einen Wechsel an der tschechischen<br />

Regierungsspitze ein verbessertes Gesprächsklima. Umweltminister Molterer kündigte<br />

an mit einer neuen Regierung offensive Gespräche über Ausstiegsszenarien <strong>zu</strong> führen.<br />

(Österreich Journal, 07.05.2002) Die Opposition kritisierte jedoch, dass dies nach<br />

Abschluss des Energiekaptitels schwierig werden würde - besonders eine neuerliche<br />

Diskussion über die Nullvariante mit Tschechien wäre nun unmöglich. Es stellte sich<br />

die Frage inwiefern die neue Regierung Spidla (CSSD) eine Richtungsänderung<br />

durch<strong>zu</strong>führen bereit wäre. Die Chance, dass das Kabinett Spidla einen völlig neuen<br />

123


Weg einschlagen würde, war nicht <strong>zu</strong> erwarten. Nach den Wahlen verbesserte sich aber<br />

durch den Wechsel des Premiers und das Ende des Wahlkampfes das Gesprächsklima.<br />

In den österreichischen Medien wurde Spidla als <strong>Temelin</strong>-kritisch eingestuft. Dies trifft<br />

aber nur <strong>zu</strong>m Teil <strong>zu</strong>. Spidla stimmte 1999 gegen den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s. Wie bereits<br />

in Kapitel 4.2. erwähnt, war der Grund dafür jedoch nicht jener, dass Spidla ein<br />

Atomgegner gewesen wäre. Der Beschlussentwurf war für ihn unbefriedigend, und er<br />

wollte Änderungen, die jedoch nicht durchgeführt wurden. Spidla war am Anfang seiner<br />

politischen Karriere tatsächlich tendenziell atomkritisch, jedoch wird vermutet, dass er<br />

im Laufe seiner Karriere unter politischen Druck geraten sein dürfte. (Strasky,<br />

Interview, 10.09.2003) Spidla ist heute sicherlich kein Atomgegner, jedoch zählt er<br />

auch nicht <strong>zu</strong> den Hardlinern wie Vaclav Klaus. Für die Verbesserung des<br />

Gesprächsklimas war der Wechsel an der Spitze der CSSD und der Regierung sicherlich<br />

ein Vorteil.<br />

Im Laufe des Jahres 2002 fiel auch auf, dass das SUJB scheinbar <strong>zu</strong>nehmend unter<br />

politischen Druck geraten war. Während in der Vergangenheit immer wieder Mängel an<br />

<strong>Temelin</strong> kritisiert wurden, zeigte sich das SUJB nun <strong>zu</strong>nehmend „<strong>Temelin</strong>freundlicher“.<br />

Das mochte auch im Zusammenhang damit stehen, dass die Aufnahme<br />

des kommerziellen Betriebes von <strong>Temelin</strong> nicht durch abermalige Verzögerungen<br />

behindert werden sollte. Schließlich hatte man 1999 die Entscheidung für <strong>Temelin</strong> mit<br />

dem Einhalten der Finanz- und Zeitpläne verknüpft.<br />

Im Dezember 2002 fand der Europäische Rat von Kopenhagen statt. Dort wurden die<br />

Beitrittsverhandlungen mit den zehn Kandidatenländern abgeschlossen. Österreich<br />

scheiterte bei diesem Gipfel mit seiner Forderung das <strong>Melker</strong> Protokoll in den<br />

Beitrittsvertrag mit Tschechien <strong>zu</strong> integrieren. Tschechien war im Vorfeld des Gipfels<br />

<strong>zu</strong> diesem Schritt bereit gewesen, jedoch machte der Widerstand der Briten, Schweden,<br />

Franzosen und Finnen diese Forderung <strong>zu</strong>nichte. Damit war auch die juristische<br />

Einklagbarkeit der Vereinbarungen von Melk und Brüssel nicht gegeben. Schließlich<br />

einigten sich Bundeskanzler Schüssel und Premier Spidla auf eine gemeinsame<br />

Erklärung <strong>zu</strong>m KKW <strong>Temelin</strong>, die dem Beitrittsvertrag hin<strong>zu</strong>gefügt wurde. In dieser<br />

Erklärung versprachen beide Seiten, die vereinbarten Verpflichtungen ein<strong>zu</strong>halten.<br />

(Maurova, Radio Prag, 16.12.2002)<br />

124


Die österreichische Bundesregierung versuchte nun die Möglichkeit einer Nullvariante<br />

für <strong>Temelin</strong> abermals <strong>zu</strong> forcieren. Der tschechische Außenminister Svoboda (KDU-<br />

CSL) schloss diese Möglichkeit jedoch aus. Industrieminister Urban (CSSD) bekräftigte<br />

nochmals die Entschlossenheit seines Landes an <strong>Temelin</strong> fest<strong>zu</strong>halten. Das KKW sollte<br />

die Unabhängigkeit des Landes von ausländischen Energiequellen sichern, und <strong>zu</strong>r<br />

Stabilität des Strompreises beitragen. (OÖN, 05.05.2003) Urban ging sogar soweit, dass<br />

er in einem Interview mit der tschechischen Tagezeitung Mlada frontes Dnes von einem<br />

Ausbau <strong>Temelin</strong>s sprach. Einige Zeit später – im Juni 2003 – wurde der Entwurf des<br />

tschechischen Industrieministeriums für die Energiepolitik des Landes bis 2030<br />

vorgelegt (siehe Kapitel 4.3., S. 40). Die Regierung wird bis Ende des Jahres 2003<br />

darüber entscheiden. Umweltminister Ambrozek (KDU-CSL) sprach sich gegen den<br />

Plan aus. Das Umweltministerium hält dem Entwurf des Industrieministeriums die<br />

Möglichkeit der Energiegewinnung aus Gaskraftwerken entgegen. Jedoch hat sich in<br />

der Vergangenheit gezeigt, dass das Umweltministerium in einer wesentlich<br />

schwächeren Position ist. Es stellt sich jedoch auch die Frage inwieweit der Ausbau der<br />

Kernenergie in Tschechien finanziell möglich ist. Im Moment ist dieses Energiekonzept<br />

noch ein Vorschlag, der erst erörtert werden muss. In Österreich wurde der Energieplan<br />

von Teilen der politischen Akteure als Provokation aufgefasst. Opposition und NGOs<br />

forderten sofortige Schritte. Ende November 2003 gab Premier Spidla bei einem<br />

Treffen mit Bundeskanzler Schüssel bekannt, dass in <strong>Temelin</strong> keine weiteren Reaktoren<br />

geplant wären. Die bevorstehende Entscheidung über das Energiekonzept mobilisiert<br />

nun einmal mehr österreichische Atomgegner.<br />

Jedoch ist seit dem Gipfel von Brüssel der Eindruck entstanden, dass die<br />

Bundesregierung resigniert hat. Es stellt sich aber auch die Frage, was in der jetzigen<br />

Lage noch möglich und wahrscheinlich ist. Eine Stilllegung <strong>Temelin</strong>s scheint beinahe<br />

unmöglich, jedoch ist es jetzt wichtig die nuklearen Optionen des neu vorgestellten<br />

Energiekonzeptes nicht Wirklichkeit werden <strong>zu</strong> lassen. Selbst bei einem ansteigenden<br />

Stromverbrauch in Tschechien besteht die Möglichkeit Energie auf andere Weise <strong>zu</strong><br />

gewinnen bzw. die Energieeffizienz <strong>zu</strong> steigern. Jedenfalls scheint das Kapitel <strong>Temelin</strong><br />

noch lange nicht abgeschlossen <strong>zu</strong> sein.<br />

125


10. Die europäische Dimension<br />

10.1. Das Energiekapitel<br />

Bei der Diskussion um <strong>Temelin</strong> kommt man nicht umhin die bevorstehende<br />

Osterweiterung der Europäischen Union und somit den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong><br />

berücksichtigen. In den Verhandlungen, ebenso wie in den Medien, sorgte das<br />

Energiekapitel der Beitrittsverhandlungen mit der Tschechischen Republik für viel<br />

Aufregung. Doch was ist eigentlich das Energiekapitel? Diese Frage solle hier - soweit<br />

wie möglich - geklärt werden.<br />

Der Acquis Communautaire - also der europäische Rechtsbestand - deckt eine Vielzahl<br />

von Bereichen ab, wie <strong>zu</strong>m Beispiel Soziales, Wettbewerb, Verkehr etc. Unter anderem<br />

gilt er auch im Bereich Energie. Der Energie Acquis stellt den Rechtsbestand aller mit<br />

dem Thema Energie verbundenen Gemeinschaftsgesetze, Richtlinien und Maßnahmen<br />

dar. Die Umset<strong>zu</strong>ng dieses Rechtsbestandes erfolgt <strong>zu</strong>meist durch die Mitgliedsstaaten.<br />

Das bedeutet, dass der nationale legislative Bereich angepasst, und die <strong>zu</strong>ständigen<br />

Institutionen vorbereitet werden müssen. Im Falle der nuklearen Sicherheit muss jedes<br />

Land über eine Kontrollbehörde verfügen; diese Aufgabe übernimmt in Tschechien das<br />

SUJB. (Europäische Kommission 2002) In den Beitrittsverhandlungen wurden diese<br />

verschiedenen Bereiche solange verhandelt, bis man <strong>zu</strong> einem befriedigenden Ergebnis<br />

gekommen war. Als alle offenen Fragen geklärt waren, konnte ein Kapitel nach dem<br />

Kapitel „abgeschlossen“ werden; das bedeutete, dass in diesem Bereich kein weiterer<br />

Verhandlungsbedarf mehr bestand.<br />

Die Kandidatenländer mussten daher eine Reihe von Aufgaben erfüllen um ein Kapitel<br />

abschließen <strong>zu</strong> können:<br />

Formulierung einer grundsätzlichen Energiepolitik mit genauen Zeitplänen für<br />

die Umstrukturierung des Energiesektors,<br />

Vorbereitungen für den Energie-Binnenmarkt,<br />

Vorbereitung auf Krisensituationen,<br />

Beachtung der sozialen, umweltpolitischen und regionalen Auswirkungen der<br />

Umstrukturierungen,<br />

Steigerung der Energieeffizienz und verstärkter Einsatz von erneuerbaren<br />

Energien,<br />

126


Sicherheitsniveau von KKWs steigern, so dass Energie mit einem hohen Grad<br />

an nuklearer Sicherheit produziert werden kann,<br />

Sicherstellen, dass nuklearer Abfall in verantwortungsvoller Weise entsorgt<br />

wird.<br />

(Europäische Kommission 2002)<br />

Was nun speziell den Bereich nukleare Sicherheit angeht, so betonte die Union stets die<br />

Wichtigkeit eines hohen Grades an nuklearer Sicherheit für die Kandidatenländer. In<br />

den Verhandlungen mit einigen Beitrittskandidaten bestand die EU sogar auf die<br />

Schließung gewisser KKWs – jedoch liegt keiner dieser Reaktoren in Tschechien.<br />

Grundsätzlich konzentrierten sich die Verhandlungen beim Energiekapitel hauptsächlich<br />

auf die Bereiche Ölvorräte, Energie-Binnenmarkt und nukleare Sicherheit.<br />

(Europäische Kommission 2002)<br />

Die Verhandlungen mit der Tschechischen Republik begannen Mitte 1998 und wurden<br />

im Dezember 2002, beim Europäischen Rat in Kopenhagen, geschlossen – ebenso wie<br />

die Verhandlungen mit den neun anderen Beitrittskandidaten. Mit dem Beitritt der<br />

neuen Mitgliedsstaaten Mitte 2004 tritt der Acquis in Kraft. In den Schlussfolgerungen<br />

des Europäischen Rates von Kopenhagen vom Dezember 2002 wird im Abschnitt V.<br />

„Sonstiges“ auf das bilaterale Abkommen zwischen der Tschechischen Republik und<br />

Österreich bezüglich <strong>Temelin</strong> hingewiesen. Hier der genaue Wortlaut:<br />

„Der Europäische Rat nahm mit Befriedigung Kenntnis vom <strong>Melker</strong> Abkommen<br />

zwischen Österreich und der Tschechischen Republik und erwartet, dass es umfassend<br />

umgesetzt wird.“ (Europäischer Rat Kopenhagen 2002, V. 9).<br />

Der Knackpunkt bei den Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen um dieses besagte Energiekapitel der<br />

Beitrittsverhandlungen mit der Tschechischen Republik war die rechtliche<br />

Verbindlichkeit der Schlussfolgerungen von Melk und des Follow-ups aus dem Jahr<br />

2001. Die österreichische Regierung forderte, das <strong>Melker</strong> Abkommen in den<br />

Beitrittsvertrag <strong>zu</strong> integrieren um eine Einklagbarkeit der Ergebnisse beim<br />

Europäischen Gerichtshof sicher<strong>zu</strong>stellen. Beim Europäischen Rat in Kopenhagen 2002<br />

tauchten jedoch Probleme diesbezüglich auf. Einige Mitgliedsstaaten (Großbritannien,<br />

Frankreich, Schweden und Finnland) wehrten sich gegen eine Integration des <strong>Melker</strong><br />

Protokolls in den Beitrittsvertrag. So konnte sich Österreich mit dieser Forderung nicht<br />

durchsetzen, da die Zustimmung aller 15 Mitgliedsstaaten notwendig gewesen wäre.<br />

(Österreich Journal, 11.12.2001)<br />

127


Der genaue Verlauf der Diskussion rund um Melk und die EU Gipfel von Laeken und<br />

Kopenhagen wird in diesem Kapitel nicht mehr dargestellt, da dies schon an anderer<br />

Stelle geschehen ist (siehe Kapitel 8).<br />

10.2. Der Standpunkt der Europäischen Kommission<br />

Die Europäische Kommission spielt eine bedeutende Rolle in der Formulierung der<br />

energiepolitischen Ziele innerhalb der Europäischen Union. Daher erscheint es sinnvoll<br />

einen Blick auf den Standpunkt der Kommission <strong>zu</strong>r Kernenergie und im Speziellen <strong>zu</strong>r<br />

Kernenergie in den künftigen Mitgliedsstaaten <strong>zu</strong> werfen. Kernenergie macht immerhin<br />

etwa ein Drittel der im EU-Raum produzierten elektrischen Energie aus.<br />

Innerhalb der Kommission ist die Generaldirektion Energie und Verkehr für Fragen der<br />

Kernenergie und nuklearen Sicherheit <strong>zu</strong>ständig. Die <strong>zu</strong>ständige Kommissarin ist die<br />

Spanierin Loyola de Palacio.<br />

Im November 2000 wurde ein Grünbuch der Europäischen Kommission über die<br />

Energieversorgungssicherheit in der EU vorgestellt. Der Inhalt des Grünbuches löste<br />

eine rege Debatte aus. Der Grund dafür lag im Festhalten an der Kernenergie.<br />

(Europäische Kommission 2001, 32)<br />

Der Hauptaugenmerk dieses Grünbuchs lag auf der Notwendigkeit die Energieversorgung<br />

<strong>zu</strong> diversifizieren um die Abhängigkeit von Importen aus Drittstaaten – hier<br />

vor allem Öl - <strong>zu</strong> minimieren. Ein weiteres Anliegen war auch die Erfüllung des Kyoto<br />

Protokolls. Beide Anliegen sollten - vereinfacht gesagt - durch die Nut<strong>zu</strong>ng der<br />

Kernenergie erfüllt werden. Allerdings wurde die Zukunft der Kernenergie davon<br />

abhängig gemacht, ob man Fragen des Transports und der Lagerung radioaktiver Stoffe<br />

nachhaltig lösen können wird. Innerhalb der Kommission stellte man folgende<br />

Rechnung auf: derzeit entfallen – wie erwähnt – ca. 35 % der Stromerzeugung im<br />

Unionsraum auf die Kernenergie. Dadurch wird augenblicklich der Ausstoß von CO2 in<br />

der Größenordnung von 300 Millionen Tonnen vermieden. (Europäische Kommission<br />

2001, 2)<br />

Eine derartige Rechnung löste natürlich in Österreich Bestür<strong>zu</strong>ng aus, da das Ziel eines<br />

atomfreien Europa weit in die Ferne gerückt war. So kommentierte die SPÖ<br />

Umweltsprecherin Ulli Sima das Grünbuch folgendermaßen:<br />

128


„Während in ganz Europa vom generellen Atomausstieg geredet wird, setzt die<br />

Kommission Fakten in die entgegengesetzte Richtung.“ (Sima 2000, in: Österreich<br />

Journal, 25.06.2002).<br />

Ob die europäischen Klimaschutzziele nur durch ein Festhalten an der Kernenergie<br />

erreicht werden können, soll an dieser Stelle bezweifelt werden. Die <strong>zu</strong>ständige EU-<br />

Kommissarin de Palacio stellte jedoch diesen Zusammenhang her. Der Beschluss über<br />

dieses Grünbuch war nicht einstimmig. Die Kommissare Fischler (Generaldirektion<br />

Landwirtschaft und Fischerei), Wallström (Generaldirektion Umwelt) und Schreyer<br />

(Generaldirektion Haushalt) stimmten dagegen (Österreich Journal, 25.06.2002).<br />

Die Energiekommissarin de Palacio hat im November 2002 einen Entwurf für einen<br />

Vorschlag über eine Richtlinie, <strong>zu</strong>r Festlegung grundlegender Verpflichtungen und<br />

allgemeiner Grundsätze im Bereich der Sicherheit kerntechnischer Anlagen (KOM<br />

(2002) 605/4), anregt. Der Entwurf wurde am 6. November 2002 von der Kommission<br />

verabschiedet. Der Inhalt wurde 10.12.2002 durch ein EuGH Urteil (C-29/99) bestätigt,<br />

in dem festgehalten wurde, dass die<br />

„(…) technische Zuständigkeit der nationalen Sicherheitsbehörden (Anm. d. Verf.: in<br />

Tschechien das SUJB) kein Hindernis dafür ist, dass die Gemeinschaft im Bereich der<br />

Sicherheit kerntechnischer Anlagen Vorschriften erlässt.“ (De Palacio 2002)<br />

Grund <strong>zu</strong>r Kritik ist hier abermals die Frage, wie hoch diese gemeinsamen<br />

Sicherheitsstandards sein werden bzw. was als Referenzrahmen herangezogen wird.<br />

Dieser Richtlinienvorschlag ist Teil eines Gemeinschaftskonzeptes für nukleare<br />

Sicherheit in der Europäischen Union, das ebenfalls Anfang November 2002 von der<br />

Kommission vorgeschlagen wurde. Die Kommission betonte, dass im Zuge der<br />

Erweiterung die nukleare Sicherheit eine bedeutende Rolle spielt. Daher ist es für die<br />

Gemeinschaft wichtig ihre Zuständigkeit für die Sicherheit von KKWs <strong>zu</strong> reklamieren,<br />

und eine rechtsverbindliche Regelung <strong>zu</strong> beschließen - so der Grundtenor eines Memos<br />

über das besagte Gemeinschaftskonzept (Europäische Kommission o. J.).<br />

Bis es jedoch tatsächlich verbindliche gemeinsame europäische Standards gibt, wird es<br />

noch eine Weile dauern. Es kann, aufgrund der diversen Begutachtungsverfahren, einige<br />

Jahre dauern bis eine Richtlinie vorliegt. Es ist aber auch möglich, dass es nie solche<br />

Standards geben wird, wenn sich die Mitgliedsstaaten nicht einigen können.<br />

129


Ob nun der Standpunkt der Kommission pro-nuklear ist oder nicht, ist nicht die<br />

eigentliche Frage. Aus Gründen der Energieversorgung bzw. –abhängigkeit kann „(…)<br />

Europa <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt nicht auf Nuklearenergie verzichten.“ (de Palacio 2003, in:<br />

Die Welt, 13.10.2003). In demselben Artikel betont de Palacio, dass sie weder für noch<br />

gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie sei, diese allerdings ein wirksames Mittel gegen die<br />

globale Erwärmung wäre.<br />

Was nun im Speziellen <strong>Temelin</strong> betrifft, so unterscheidet die Kommission kaum<br />

zwischen diesem KKW und den anderen KKWs in den Beitrittsländern. <strong>Temelin</strong> gehört<br />

– wie die meisten KKWs in den Beitrittsländern – <strong>zu</strong> jenen kerntechnischen Anlagen,<br />

die als sicher gelten. Die Kommission betont, dass <strong>Temelin</strong> allen internationalen<br />

Sicherheitsrichtlinien entspricht (Lazarova, Radio Prag, 14.07.2002). So lehnt die<br />

Kommissarin auch jede weitere Einmischung seitens Österreichs ab, da die Zukunft<br />

<strong>Temelin</strong>s eine rein tschechische Angelegenheit sei. Die Union werde keinen Druck auf<br />

Prag diesbezüglich ausüben (ebd.). Etwaige offene Fragen wurden für die Europäische<br />

Kommission während des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es geklärt, und folglich ist <strong>Temelin</strong> kein<br />

Thema mehr. So wurde auch schon ein Jahr <strong>zu</strong>vor der Vorschlag des Europäischen<br />

Parlaments, eine internationale Konferenz über die Stilllegung <strong>Temelin</strong>s und deren<br />

Finanzierung ab<strong>zu</strong>halten, abgelehnt.<br />

10.3. Wettbewerbsrechtliche Aspekte<br />

Die Diskussion konzentrierte sich vor allem auf drei Bereiche: Preisdumping, der § 13<br />

des österreichischen Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetzes (ElWOG) und<br />

staatliche Beihilfen für KKWs. Im Folgenden möchte ich kurz umreißen worum es in<br />

der jeweiligen Diskussion ging.<br />

Was ist eigentlich Preisdumping? Dumping ist das Verbringen einer Ware auf den<br />

Markt eines anderen Landes unter ihrem normalen Wert. Als normaler Wert gilt in der<br />

Regel der tatsächliche Verkaufspreis auf dem Inlandsmarkt des Ausfuhrlandes. Im<br />

Gemeinschaftsrecht bezieht sich der räumliche Geltungsbereich des Antidumping-<br />

Rechts auf Drittstaaten. (Verordnung 1995, Nr. 384/96, Art.1, Art. 2) Die Tschechische<br />

Republik wird im Mai 2004 der Europäischen Union beitreten, was ab diesem Zeitpunkt<br />

die Dumpingdiskussion ohnehin überflüssig macht, da es im europäischen Binnenmarkt<br />

aufgrund des Freihandelsprinzips kaum <strong>zu</strong> Preisdumping kommen kann. Obwohl die<br />

130


Tschechische Republik aufgrund des Assoziierungsabkommens auch schon vor dem<br />

Beitritt <strong>zu</strong>r Anwendung des Acquis verpflichtet ist, bleibt sie bis 2004 ein Drittstaat. Es<br />

besteht also die Möglichkeit, dass die gemeinschaftsrechtliche Anti-Dumping<br />

Verordnung Anwendung findet. Warum dies jedoch nicht der Fall war, soll im<br />

Folgenden kurz erklärt werden.<br />

Der in Tschechien – vor allem in <strong>Temelin</strong> – produzierte Strom wird hauptsächlich in die<br />

Bundesrepublik Deutschland und nach Italien exportiert, und das <strong>zu</strong> sehr niedrigen<br />

Preisen. Das Argument, dass <strong>Temelin</strong> für die Stromversorgung des Landes notwendig<br />

sei, scheint durch diese Tatsache widerlegt <strong>zu</strong> sein. Deutschland importiert etwa soviel<br />

Strom wie es exportiert, und wäre daher auf den Strom aus Tschechien nicht<br />

angewiesen. Allerdings wird der Strom <strong>zu</strong> so billigen Preisen angeboten, dass die<br />

deutschen EVUs ihn aufkaufen. (Sliva, Radio Prag, 14.12.2002)<br />

Strom aus <strong>Temelin</strong> wäre grundsätzlich wegen der hohen Baukosten des KKWs sehr<br />

teuer. Folglich wäre der Strom nicht konkurrenzfähig, schon gar nicht am europäischen<br />

Markt, wo Elektrizität durch die Strommarktliberalisierung immer billiger wird. In<br />

Tschechien selbst ist es dagegen <strong>zu</strong> Verteuerungen am Strommarkt gekommen (Loidl,<br />

Interview, 23.07.2003). Der Pressesprecher von CEZ ebenso wie der Pressesprecher<br />

von <strong>Temelin</strong> (Nebesar, Interview, 09.09.2003) behaupteten, dass in den Preisen alle<br />

Kosten enthalten sind – das würden sogar Studien belegen.<br />

Im Jahr 2000 hatte das Land Oberösterreich eine Beschwerde gegen die Tschechische<br />

Republik wegen des Verdachts des Preisdumpings bei der Europäischen Kommission<br />

eingereicht. In einem persönlichen Gespräch des Landeshauptmanns Pühringer mit<br />

Erweiterungskommissar Verheugen versprach dieser die Angelegenheit <strong>zu</strong> prüfen<br />

(Asam e. V., 2003). Untermauert wurde der Verdacht des Preisdumpings durch einen<br />

Bericht des Büros Radko Pavlovec vom Frühjahr 2000, in dem Indizien für diesen<br />

Sachverhalt vorgelegt wurden. Es kam jedoch nie <strong>zu</strong> einem Verfahren, da der Tatbestand<br />

des Preisdumpings nach europäischem Wettbewerbsrecht nicht gegeben war.<br />

Warum darf Tschechien nach wie vor Strom <strong>zu</strong> so billigen Preisen in den EU-<br />

Binnenmarkt exportieren? Die Antwort ist einfach: es gibt einen Unterschied zwischen<br />

dem Begriff „Preisdumping“ im alltäglichen Sprachgebrauch und dem juristischen<br />

Begriff „Preisdumping“ im Gemeinschaftsrecht. Damit der Tatbestand des Preisdumpings<br />

gegeben ist, müssen genau definierte Bedingungen erfüllt werden.<br />

Preisdumping wird für die Europäische Kommission erst dann interessant, wenn ein<br />

131


ausreichend großer Teil des europäischen Binnenmarktes betroffen ist. „Ausreichend“<br />

heißt in diesem Fall, dass das Unternehmen eine „marktbeherrschende“ Stellung im<br />

europäischen Binnenmarkt einnimmt. Normalerweise reicht ein Marktanteil von 50 %<br />

des europäischen Binnenmarktes aus damit ein Unternehmen als marktbeherrschend<br />

gilt. (Europäische Kommission 2003) Dabei ist noch nicht die marktbeherrschende<br />

Stellung allein strafbar, sondern nur, wenn das Unternehmen durch Praktiken, wie <strong>zu</strong>m<br />

Beispiel Preisdumping oder Einschränkung der Handlungsfreiheit der Mitkonkurrenten,<br />

den Wettbewerb verzerrt. Dann ist der Tatbestand des Missbrauchs der marktbeherrschenden<br />

Stellung gegeben, der in Artikel 82 des EG-Vertrages untersagt wird<br />

(ebd.). Bei den tschechischen Stromexporten ist das nicht der Fall, da der Umfang der<br />

Exporte nicht ausreicht. Das war vermutlich auch der Grund, warum die Europäische<br />

Kommission der Beschwerde Oberösterreichs gegen die Tschechische Republik nicht<br />

nachgegangen ist.<br />

Nun möchte ich <strong>zu</strong>m nächsten Bereich kommen – dem § 13 des ElWOG. Der<br />

österreichische Stromregulator Energie-Control GmbH hat per Verordnung vom<br />

Dezember 2001 bestimmt, dass Stromlieferverträge mit Drittstaaten aufgrund von<br />

Sicherheitsbedenken als un<strong>zu</strong>lässig erklärt werden müssen. Diese Verordnung wurde<br />

auf Basis des § 13 des ElWOG erlassen. Der genaue Wortlaut war:<br />

„Stromlieferungsverträge bei Strombe<strong>zu</strong>g aus Drittstaaten, die den Be<strong>zu</strong>g von<br />

elektrischer Energie <strong>zu</strong>r inländischen Bedarfsdeckung aus Drittstaaten <strong>zu</strong>m Gegenstand<br />

haben, die <strong>zu</strong>r Deckung ihres Bedarfs elektrische Energie aus in Anlagen erzeugen, die<br />

nicht dem Stand der Technik entsprechen oder von denen eine unmittelbare oder<br />

mittelbare Gefahr für das Leben oder die Gesundheit von im Staatsgebiet befindlichen<br />

Menschen (…) ausgeht (…) sind un<strong>zu</strong>lässig.“ (Verfassungsgerichtshof 2003, G<br />

121/03ua).<br />

Die Liste dieser Drittstaaten umfasste anfangs 20 Staaten des mittel- und<br />

osteuropäischen Raumes, die allerdings nicht alle über KKWs verfügten. Auf Druck der<br />

Europäischen Kommission wurde diese Liste modifiziert, da sie praktisch ein<br />

Importverbot für Strom aus bestimmten Ländern darstellte und der Verdacht bestand,<br />

dass diese Verordnung dem Gemeinschaftsrecht widersprach (ebd.). Einige dieser<br />

Länder sind Beitrittskandidaten und haben Assoziierungsabkommen mit der EU<br />

abgeschlossen. Das bedeutet, dass der gemeinschaftliche Acquis bereits vor dem Beitritt<br />

an<strong>zu</strong>wenden ist. Die Liste jener Staaten auf die die Vorausset<strong>zu</strong>ng des § 13 Abs. 1<br />

132


ElWOG <strong>zu</strong>treffen sollten, enthielt später nicht mehr die Slowakei, Slowenien und<br />

Ungarn – jedoch nach wie vor die Tschechische Republik. Diese Unterscheidung wurde<br />

damit begründet, dass mit den aus der Liste genommenen Staaten das Energiekapitel in<br />

den Beitrittsverhandlungen bereits abgeschlossen wurde, wohingegen mit der<br />

Tschechischen Republik noch weitere Verhandlungen notwendig wären. (ebd.)<br />

Die Bundesländer Vorarlberg, Oberösterreich und Salzburg hatten einen Antrag auf<br />

Aufhebung dieser Verordnung durch den VfGH eingebracht. Der VfGH hatte im Juni<br />

2003 ein Gesetzprüfungsverfahren eingeleitet. Es galt <strong>zu</strong> prüfen, ob diese Verordnung<br />

rechtmäßig ist oder gegen bestehendes (Verfassungs-) Recht verstößt.<br />

Warum aber waren diese Bundesländer gegen die Verordnung vorgegangen? Österreich<br />

sollte sich gegen den Import von Atomstrom im Allgemeinen aussprechen, aber nicht<br />

nur gegen Strom aus Tschechien. Es gibt auch in Ländern, die nicht mehr auf dieser<br />

besagten Liste stehen, unsichere KKWs. Das KKW Bohunice in der Slowakei ist ein<br />

gutes Beispiel dafür. Maria Fellner von der Salzburger PLAGE drückte es so aus:<br />

„Damit ist endlich die schiefe Optik, Österreich sei nur gegen tschechische<br />

Atomkraftwerke, beseitigt.“ (Fellner 2002, in: Nö. Anti-Atom-Initiativen, 26.02.2003).<br />

Am 02.10.2003 wurde den Anträgen der betreffenden Bundesländer auf Aufhebung des<br />

§ 13 ElWOG stattgegeben (Verfassungsgerichtshof, 2003, G 121/03ua).<br />

Der dritte Bereich der Diskussion bezieht sich auf staatliche Beihilfen. Derzeit gibt es<br />

im Gemeinschaftsrecht noch keine genaue Bestandsaufnahme aller Beihilfen, die die<br />

Mitgliedsstaaten für die einzelnen Energieerzeugnisse gewähren (Europäische<br />

Kommission 2002). Die Lage ist in Hinblick auf Wettbewerbsverzerrungen unübersichtlich<br />

(ebd.). Im Gemeinschaftsrecht ist grundsätzlich die Gewährung staatlicher<br />

Beihilfen durch die Mitgliedsstaaten verboten, wenn sie den Wettbewerb verfälschen<br />

oder <strong>zu</strong> verfälschen drohen und den Handel zwischen den Mitgliedsstaaten beeinträchtigen<br />

(Tiroler Landesregierung o. J.). Der EURATOM Vertrag, die Rechtsgrundlage<br />

der Kernenergienut<strong>zu</strong>ng in der EU, beinhaltet keine Regelungen bezüglich staatlicher<br />

Beihilfen. Im Grünbuch der Europäischen Kommission von 2002 wird jedoch<br />

angemerkt, dass einige Bereiche wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Kernenergie nicht mehr in den<br />

Genuss derartiger Regelungen – sprich staatlicher Beihilfen - kommen dürfen<br />

(Europäische Kommission 2002).<br />

133


Die Vorwürfe an Tschechien richten sich vor allem auf die Quersubventionierung durch<br />

den tschechischen Stromverbraucher, was eine indirekte staatliche Beihilfe darstellen<br />

würde. Wie schon erwähnt exportiert Tschechien seinen Strom <strong>zu</strong> sehr günstigen<br />

Preisen, jedoch sind die Strompreise in Tschechien selbst sehr hoch. Es besteht der<br />

Verdacht, dass der tschechische Energieversorger CEZ die Verluste von <strong>Temelin</strong> mit<br />

überhöhten Strompreisen wett<strong>zu</strong>machen versucht. In diesem Zusammenhang wurde<br />

auch die Fusion des Unternehmens CEZ mit vier regionalen EVUs <strong>zu</strong>r „CEZ Gruppe“<br />

geprüft (Sliva, Radio Prag, 14.12.2002). Diese Bedenken wurden jedoch von<br />

Wettbewerbskommissar Mario Monti inzwischen entkräftet. In Beantwortung einer<br />

parlamentarischen Anfrage im Jänner 2003 stellte der Kommissar fest, dass diese<br />

Fusion der Kontrolle der tschechischen Aufsichtsbehörden unterliege. Das europäische<br />

Wettbewerbsrecht ist auf die Fusion von CEZ mit den regionalen EVUs nicht<br />

anwendbar, da diese Regelung nur für Unternehmen mit einem Mindestumsatz von 250<br />

Millionen Euro gilt – also Unternehmen, die im europäischen Raum eine marktbeherrschende<br />

Stellung einnehmen. Das ist bei CEZ jedoch bei weitem nicht der Fall.<br />

(Europäisches Parlament 2002)<br />

Es gab in der Vergangenheit – wie weiter oben schon angedeutet - mehrmals strittige<br />

Fragen in Be<strong>zu</strong>g auf staatliche Beihilfen für KKWs. Diese sind zwar grundsätzlich nicht<br />

erlaubt, aber trotzdem gab es von Fall <strong>zu</strong> Fall Unklarheiten wie <strong>zu</strong>m Beispiel bei der<br />

Zurückhaltung von Dividendenauszahlungen des französischen Stromversorger EdF.<br />

Auch der tschechische Stromversorger CEZ hatte Mitte der 1990er Jahre Dividenden<br />

nicht ausgezahlt, um sie im KKW <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> investieren (Boland 1995, 18). Aber auch<br />

die Frage nach der Verwendung von Rückstellungen, die für die Demontage von KKWs<br />

in Deutschland vorgesehen waren, sorgte für einige Diskussionen. Diese sollten jedoch<br />

mittelfristig beendet sein, da in dem schon erwähnten Richtlinienvorschlag vom<br />

November 2002 die Gründung von zweckgebundenen Fonds für die Demontage von<br />

KKWs in jedem Mitgliedsstaat angeregt wurde. Ein abschließendes Ergebnis gibt es<br />

hier<strong>zu</strong> zwar noch nicht, da die Diskussion darüber gerade in der Atomic Question Group<br />

des Rates geführt wird. Eine Stellungnahme des EP wird erwartet. (Meister, Interview,<br />

10.07.2003) Bisher wurde die Frage der staatlichen Beihilfen noch nicht befriedigend<br />

geklärt, da der EURATOM Vertrag nichts über staatliche Beihilfen für KKWs aussagt.<br />

So kann man an dieser Stelle nur darauf verweisen, dass dieses Problem auf<br />

europäischer Ebene erkannt und diskutiert wird. Es könnte aber politisch schwierig<br />

134


werden eine gemeinschaftliche Regelung für staatliche Beihilfen für KKWs <strong>zu</strong> finden,<br />

da die Interessenlagen hier sehr ausgeprägt und gegensätzlich sind. Abermals ist<br />

an<strong>zu</strong>nehmen, dass Länder wie Großbritannien oder Frankreich kein Interesse an einer<br />

derartigen Regelung haben werden.<br />

10.4. Möglichkeiten der Einflussnahme durch den EU-Beitritt<br />

In der Zeitspanne vom Antrag eines Landes auf EU-Mitgliedschaft bis <strong>zu</strong>r tatsächlichen<br />

Aufnahme, muss ein Staat eine Reihe von Anpassung durchführen und den Acquis<br />

Communautaire übernehmen. Auch die Tschechische Republik stellte 1996 ihren<br />

Antrag auf Aufnahme in die Union. Seither ist viel geschehen – auch im<br />

energiepolitischen Bereich. Im folgenden möchte ich auf Schlussfolgerungen des<br />

Europäischen Rates <strong>zu</strong>m Thema nukleare Sicherheit, auf die Beitrittspartnerschaften,<br />

auf die Fortschrittsberichte der Tschechischen Republik an die Europäische<br />

Kommission sowie auf den Standpunkt des Europäischen Parlaments <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong><br />

eingehen. Aus der Summe dieser Bereiche soll ersichtlich werden, dass Tschechien<br />

ohne den Beitritt <strong>zu</strong>r Union viele notwendige Agenden vielleicht erst <strong>zu</strong> einem späteren<br />

Zeitpunkt oder auch gar nicht umgesetzt hätte. Was nun die Zeit nach dem Beitritt im<br />

Mai 2004 betrifft, so ergibt sich durch die Anwendbarkeit des Gemeinschaftsrechtes<br />

eine Vielzahl von Möglichkeiten im Bereich der nuklearen Sicherheit; vor allem in<br />

Anbetracht der Tatsache, dass im Moment an gemeinsamen nuklearen Sicherheitsstandards<br />

für den Unionsraum gearbeitet wird. Da diese jedoch noch länger nicht<br />

spruchreif sind, werden die heutigen Beitrittskandidaten dann schon als Mitglieder an<br />

den Abstimmungen über die gemeinschaftlichen Sicherheitsstandards teilnehmen. So<br />

könnte der Fall eintreten, dass gemeinsame Sicherheitsstandards an der fehlenden<br />

Zustimmung der neuen Mitgliedsstaaten scheitern.<br />

Bevor ich nun <strong>zu</strong> den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates komme, möchte ich<br />

kurz die allgemeinen Grundsätze der Europäischen Kernenergiepolitik darstellen, wie<br />

sie in einer Mitteilung der Kommission vom September 1996 formuliert wurden<br />

(Scherhaufer/Högelsberger 1999, 16). Jeder Mitgliedsstaat hat das Recht seine<br />

Energiequellen selbst <strong>zu</strong> wählen und die EU hat das an<strong>zu</strong>erkennen. Jene<br />

Mitgliedsstaaten, die sich für die Kernenergie entschieden haben, sind verpflichtet ein<br />

hohes Maß an nuklearer Sicherheit <strong>zu</strong> gewährleisten. Außerdem wurde auf die<br />

135


Wichtigkeit hingewiesen, die nukleare Sicherheit in den mittel- und osteuropäischen<br />

Staaten <strong>zu</strong> verbessern. Ein Jahr später wurde in der Agenda 2000 gefordert, dass<br />

entsprechende Modernisierungsprogramme für die Reaktoren in den Beitrittskandidaten<br />

innerhalb von sieben bis zehn Jahren umgesetzt werden.<br />

Die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates in Wien 1998 wurden ein Jahr später<br />

nochmals bestätigt. In den Schlussfolgerungen des Rates von Köln im Juni 1999 wurde<br />

die Bedeutung hoher Sicherheitsstandards im Nuklearbereich in Mittel- und Osteuropa<br />

hervorgehoben. Die Kommission wurde aufgefordert die erzielten Fortschritte dieser<br />

Länder im Bereich nukleare Sicherheit eingehend <strong>zu</strong> prüfen. (Europäischer Rat Köln<br />

1999 a, IV. 60) Ebenso wurde ein halbes Jahr später beim Europäischen Rat von<br />

Helsinki die Bedeutung der nuklearen Sicherheit erneut betont (Europäischer Rat<br />

Helsinki 1999 b, I. 7).<br />

Welche Auswirkung haben nun diese Schlussfolgerungen des Europäischen Rates auf<br />

die Tschechische Republik? Die Schlussfolgerungen des Rates stellen vor allem eine<br />

politisch verbindliche Absichtserklärung der Staats- und Regierungschefs der<br />

Mitgliedsstaaten dar. Der Begriff „hohe Sicherheitsstandards“ wurde jedoch oftmals<br />

kritisiert. Nirgendwo ist definiert, was darunter <strong>zu</strong> verstehen ist. Länder wie Frankreich<br />

oder Großbritannien haben dahingehend ein anderes Verständnis wie Österreich, Irland<br />

oder Luxemburg. Die Schlussfolgerungen dürfen aber trotzdem nicht als reine<br />

Lippenbekenntnisse abgetan werden, da sie von politischer Bedeutung sind. Resultat der<br />

politischen Diskussion ist nun sicherlich auch die Vorbereitung gemeinsamer<br />

europäischer Standards. Wie diese aussehen werden, bleibt einstweilen noch offen.<br />

Im Rahmen des PHARE Programms der Europäischen Union für die Beitrittskandidaten<br />

wurden die so genannten Beitrittspartnerschaften geschaffen. Diese verfolgen zwei<br />

zentrale Ziele: erstens, die Übernahme des gemeinschaftlichen Besitzstandes und<br />

zweitens, den Aufbau effektiver Verwaltungsstrukturen. Ein Bereich des Programms ist<br />

auch die Berücksichtigung ökologischer Aspekte. Hier kommt den Beitrittspartnerschaften<br />

große Bedeutung <strong>zu</strong>. Diese Beitrittspartnerschaften unterstützen die<br />

Kandidatenländer bei der Vorbereitung auf die EU-Mitgliedschaft. In verschiedenen<br />

Projekten arbeiten, <strong>zu</strong>m Beispiel, Mitarbeiter aus der Verwaltung und den Institutionen<br />

der Mitgliedsstaaten mit jenen aus den Beitrittsländern <strong>zu</strong>sammen. Auf diese Weise<br />

kann die europäische Sicherheitsphilosophie und der Umweltschutzgedanke direkt vor<br />

Ort praktiziert und vorgemacht werden. Ziel ist die Bewusstseinsbildung in den<br />

136


Beitrittskandidatenländern. Diese Partnerschaften haben natürlich aber auch ganz<br />

konkret den Zweck die Länder auf die Übernahme des Acquis vor<strong>zu</strong>bereiten. Die<br />

Kommission muss dem Rat regelmäßig über die Fortschritte Bericht erstatten. Die<br />

Gewährung finanzieller Hilfe hängt von der Umset<strong>zu</strong>ng der kurz- und mittelfristigen<br />

Ziele ab. (Scherhaufer/Högelsberger 1999)<br />

1997 trat in Tschechien ein Atomgesetz in Kraft, und in Folge wurden noch weiter<br />

diesbezügliche Rechtsvorschriften erlassen. Ebenfalls wurde ein Nuklearfonds<br />

eingerichtet, der die Stilllegung und die Entsorgung abgebrannter Brennelemente aus<br />

<strong>Temelin</strong> und Dukovany finanzieren soll. Außerdem forderte die Kommission die<br />

Beitrittskandidaten im Juli 1997 da<strong>zu</strong> auf, die EU-Umweltstandards <strong>zu</strong> verwirklichen.<br />

(ARGE Friedensforschung o. J.) Im Forschrittsbericht der Kommission aus 1998 wurde<br />

festgestellt, dass die Rechtsvorschriften zwar langsam, aber doch umgesetzt werden. Im<br />

Energiebereich gab es 1998 jedoch noch Defizite. Ein Jahr später konnte die<br />

Kommission berichten, dass im Bereich nukleare Sicherheit Fortschritte erzielt wurden.<br />

Aber es wurde auch darauf hingewiesen, dass im Energiesektor noch verstärkte<br />

Anstrengungen unternommen werden müssten um dem Energiebinnenmarkt gerecht <strong>zu</strong><br />

werden. Die Tschechische Regierung erklärte sich bereit den Acquis im Bereich<br />

Kernenergie ohne Übergangsfristen <strong>zu</strong> übernehmen. Das Modernisierungsprogramm für<br />

Dukovany soll bis 2010 verwirklicht werden. (ebd.)<br />

Im Rahmen der Heranführungsstrategie für die Tschechische Republik ist sicherlich<br />

eine Menge passiert. Die Frage ist jedoch – wie auch bei der Umset<strong>zu</strong>ng des <strong>Melker</strong><br />

Abkommens – wie groß der Unterschied zwischen der formalen Umset<strong>zu</strong>ng und der<br />

tatsächlichen Anwendung des Acquis und der europäischen Umweltstandards ist.<br />

Auch das Europäische Parlament hatte sich in einer Entschließung vom Mai 1999 <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong> geäußert. Das EP wies auf die Kosten- und Zeitüberschreitungen beim Bau hin,<br />

und in diesem Zusammenhang auf den Endbericht der internationalen Kommission, in<br />

dem die Wirtschaftlichkeit <strong>Temelin</strong>s bezweifelte wurde. Das EP gab auch <strong>zu</strong> Bedenken,<br />

dass es momentan noch keine sichere Lösung für die Entsorgung des radioaktiven<br />

Abfalls gäbe. In der Tschechischen Republik seien noch große Potenziale im Bereich<br />

der Energieeffizienz vorhanden. Außerdem wurden sehr hohe nukleare Sicherheitsstandards<br />

für europäische KKWs gefordert. Das EP stellte auch fest, dass <strong>Temelin</strong> für<br />

die Energieversorgung des Landes nicht notwendig sei, und berief sich damit auf eine<br />

137


Studie der Weltbank <strong>zu</strong>m Thema. Das EP erkannte zwar die von der Kommission<br />

vorgegebene Politik an, jedoch bezweifelte es, ob <strong>Temelin</strong> westlichen Sicherheitsstandards<br />

genügen würde. Aus all diesen Gründen war das EP der Meinung, dass der<br />

Realisierung einer nicht-nuklearen Lösung Vorrang gegeben werden sollte. Die<br />

technischen und finanziellen Aufwendungen <strong>zu</strong>r Erreichung von höchstmöglichen<br />

Sicherheitsstandards wären immens hoch, und daher wäre eine nicht-nukleare Option in<br />

Erwägung <strong>zu</strong> ziehen. (Europäisches Parlament 1999)<br />

Im September 2000 gab es erneut eine Entschließung des EP <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. Hier wurde<br />

vor allem die Unvollständigkeit der Umweltverträglichkeitsprüfung kritisiert sowie die<br />

Tatsache, dass <strong>Temelin</strong> vor Abschluss der Prüfverfahren in Betrieb genommen werden<br />

sollte. So forderte das EP, dass <strong>Temelin</strong> erst dann ans Netz gehen sollte, wenn die UVP<br />

abgeschlossen worden ist. (Europäisches Parlament 2000)<br />

Weiters gibt es auf europäischer Ebene eine ganze Reihe von Gremien, die sich mit<br />

nuklearer Sicherheit im Gemeinschaftsraum und in den Beitrittsländern beschäftigen.<br />

So <strong>zu</strong>m Beispiel die Atomic Question Group (AQG) des Rates. Diese Ratsgruppe ist für<br />

alle, die Gemeinschaft betreffenden Fragen der Kernenergie und der nuklearen<br />

Sicherheit, <strong>zu</strong>ständig.<br />

In der ersten Hälfe 2001 evaluierte der Rat der Europäischen Union durch die Atomic<br />

Question Group und die Working Party on Nuclear Safety (WPNS) – einer Sonderformation<br />

der AQG – die nukleare Sicherheit in den Beitrittskandidaten. Die Ergebnisse<br />

dieser Evaluierung waren allgemeine und länderspezifische Empfehlungen an die<br />

Beitrittskandidaten. Es wurden sowohl KKWs als auch alle anderen Nuklearanlagen<br />

überprüft.<br />

In Be<strong>zu</strong>g auf Tschechien wurde festgestellt, dass die KKWs Dukovany und <strong>Temelin</strong><br />

eine sehr positive Evaluierung erhielten. Dukovany wurde sogar im oberen Viertel der<br />

gesamteuropäischen KKWs in Sachen Sicherheit eingestuft. Bei <strong>Temelin</strong> wurde<br />

angemerkt, dass die Kombination aus russischer und westlicher Technologie geholfen<br />

hätte, die Sicherheit des KKWs <strong>zu</strong> verbessern. Daher erhielt CEZ – als die Betreiberfirma<br />

beider KKWs - ein „sehr gut“. Das bedeutet, dass die KKWs in Tschechien<br />

umweltfreundlich und sicher sind (Rat der Europäischen Union 2001, 4).<br />

(vgl. Rat der Europäischen Union 2001).<br />

138


Dieses Beispiel zeigt sehr gut, dass die Interessenlagen innerhalb der Europäischen<br />

Institutionen teils sehr unterschiedlich sind. Während das Europäische Parlament eher<br />

geneigt ist die österreichische Position in Sachen nuklearer Sicherheit im Allgemeinen<br />

und im Speziellen in Tschechien <strong>zu</strong> unterstützen, dominieren im Rat der Europäischen<br />

Union die Einzelinteressen der (teils Kernenergie unterstützenden) Mitgliedsstaaten.<br />

Solche Berichte werden vermutlich in Tschechien mit großer Genugtuung<br />

aufgenommen, da sie die tschechische Position im Diskurs mit Österreich unterstützen.<br />

139


11. Eine vergleichende Analyse<br />

In diesem Kapitel möchte ich drei Bereiche herausarbeiten:<br />

die vergleichende Analyse im engeren Sinne,<br />

die Frage nach vorhandenen policy Koalitionen sowie<br />

die Auswirkungen der politischen Kultur auf die Diskussion<br />

Das Ziel dieses Kapitels ist es die in den Kapiteln 7.1. und 8 gewonnen Erkenntnisse<br />

und Ereignisse in einen größeren, allgemeineren Rahmen <strong>zu</strong> stellen um den Schritt von<br />

der Mikro- <strong>zu</strong>r Makroebene des Konfliktes <strong>zu</strong> vollziehen.<br />

Es erscheint sinnvoll die Energiepolitik in Mittel- und Osteuropa während der Zeit des<br />

Kommunismus näher <strong>zu</strong> betrachten, denn nicht alle Handlungsweisen der tschechischen<br />

Regierung lassen sich separat von diesem Hintergrund erklären. Dieser erste Abschnitt<br />

basiert – soweit es Tschechien betrifft – auf einen äußerst interessanten Artikel von<br />

Regina Axelrod aus dem Jahr 1999.<br />

In den MOEL waren die teils sehr energieintensiven Industrien durch einen hohen<br />

Bedarf an Energie und gleichzeitig durch große Energieineffizienz gekennzeichnet. Die<br />

MOEL bezahlten seit der Energiekrise der 1970er Jahre hohe Preise für das benötigte Öl<br />

oder Gas an die frühere Sowjetunion. Im Austausch verkauften diese Länder Waren an<br />

die Sowjetunion – das jedoch <strong>zu</strong> sehr niedrigen Preisen. Die Sowjetunion kontrollierte<br />

die Öl- und Gaspipelines, und konnte diese bei Bedarf auch schließen. Dies schuf<br />

Abhängigkeiten und sorgte auch für politischen Gehorsam gegenüber Moskau. Seit der<br />

Wende 1989/90 versuchten die MOEL sich von dieser Abhängigkeit von<br />

Energiequellen der früheren Sowjetunion <strong>zu</strong> befreien. Die kommunistische Vergangenheit<br />

hatte ihre Spuren hinterlassen, und man wollte nun als freies demokratisches Land<br />

um jeden Preis vermeiden bei der Stromversorgung von ausländischen Energiequellen<br />

abhängig <strong>zu</strong> sein.<br />

Es kommt jedoch noch ein weiterer Aspekt hin<strong>zu</strong>, warum Tschechien auf die<br />

Kernenergie setzte. Die Braunkohlewerke im Norden des Landes hatten im Laufe der<br />

Jahre <strong>zu</strong> einer katastrophalen Umweltsituation geführt. Teilweise mussten die<br />

Menschen in den Häusern bleiben, weil es <strong>zu</strong> gefährlich war die Luft an manchen Tagen<br />

ein<strong>zu</strong>atmen. Heute sind die meisten Kraftwerke entschwefelt und belasten die Umwelt<br />

140


und die Gesundheit der Menschen nicht mehr so, wie es noch Anfang der 1990er Jahre<br />

der Fall war. Die Umweltzerstörung ist jedoch nach wie vor sichtbar. Es wird noch<br />

einige Zeit dauern bis sich die Umweltsituation erholt hat.<br />

All diese Faktoren beeinflussen die Energiepläne Tschechiens. In Österreich wird auch<br />

gelegentlich argumentiert, dass die Vorgehensweise Tschechiens vor dem Hintergrund<br />

der problematischen Beziehungen aus der Zeit der Habsburger-Monarchie <strong>zu</strong> sehen ist.<br />

Dies spielt jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Die jüngere Vergangenheit ist in<br />

diesem Fall sehr viel präsenter.<br />

Nach der Wende sahen CEZ und die tschechische Firma Skoda ihre Chance in der<br />

Modernisierung des halbfertigen KKW <strong>Temelin</strong>. Der Ab<strong>zu</strong>g der russischen Techniker<br />

und Planer hatte jedoch große Probleme verursacht. Um die Sicherheit <strong>zu</strong> gewährleisten<br />

wandte man sich an das Ausland mit dessen Hilfe <strong>Temelin</strong> den eigenen und<br />

internationalen Sicherheitsstandards entsprechen sollte. Bei einem G-7 Gipfel 1992<br />

dominierte - in Anbetracht der Katastrophe von Tschernobyl - die Sicherheit der<br />

osteuropäischen KKWs das Treffen. Diese Industriestaaten wollten so viele KKWs wie<br />

möglich geschlossen sehen, richteten dabei aber ihre Aufmerksamkeit nicht auf die<br />

KKWs in den eigenen Ländern. Seit Anfang der 1990er wurde jedoch nur ein geringer<br />

Teil der osteuropäischen KKWs geschlossen, und im Gegen<strong>zu</strong>g ist ein neuer Markt für<br />

westliche Lieferanten von Nukleartechnologie im Osten entstanden. So profitierten im<br />

Falle von <strong>Temelin</strong> sowohl Skoda als auch die amerikanische Firma Westinghouse<br />

wesentlich vom Weiterbau des KKW.<br />

Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden sollte ist das Verhältnis der ehemaligen<br />

Ostblockstaaten <strong>zu</strong>r Umweltpolitik. Im Kommunismus hatte sich die Demokratiebewegung<br />

oftmals unter dem Mantel von Umweltschutzorganisationen versteckt.<br />

Umweltschützer wurden dem rechten politischen Lager <strong>zu</strong>geordnet, da man glaubte sie<br />

wollten durch ihre Vorschläge den Kommunismus <strong>zu</strong> Fall bringen. Nach der Wende<br />

schlug das um. Umweltschützer wurden plötzlich als links-orientiert gebrandmarkt.<br />

Man vermutete sie wollten die zentrale Planwirtschaft wieder <strong>zu</strong>rück, da sie den Staat<br />

im Umweltbereich <strong>zu</strong>r Verantwortung riefen. So war Umweltpolitik bisher nie ein<br />

Thema gewesen, da nach 1989 auch andere Politiken Vorrang hatten. Die Transformation<br />

in Demokratie und Marktwirtschaft war das oberste Ziel, und war schwierig<br />

genug <strong>zu</strong> erreichen. Umweltpolitik hatte keine Priorität, und später versuchte man<br />

diesen Bereich standhaft <strong>zu</strong> verdrängen. Der Übergang von zentraler Planung <strong>zu</strong><br />

demokratischer Entscheidungsfindung war schwierig. Die Energiepolitik wurde ohne<br />

141


Berücksichtigung von Umweltstandards entwickelt. Der Einfluss von NGOs auf die<br />

Entscheidungsfindung war in Tschechien gering. Die politischen Akteure glaubten, dass<br />

die invisible hand nun alles regeln würde.<br />

Vieles des schon beschriebenen gilt für die meisten MOEL und bildet nun einen guten<br />

Hintergrund um die Entwicklung in Tschechien genauer <strong>zu</strong> betrachten.<br />

In Tschechien war die Zeit von 1989 bis 1992 durch eine Aufbruchsstimmung in<br />

Sachen Umweltpolitik gekennzeichnet. Im Gegensatz <strong>zu</strong> vielen anderen MOEL maß<br />

man im tschechischen Landesteil der damaligen CSFR dem Bereich Umwelt eine<br />

Bedeutung <strong>zu</strong>. Bedrich Moldan, Umweltminister des ersten nicht-kommunistischen<br />

tschechischen Kabinetts, schuf ein Forum für Umweltgruppen um derartige Probleme<br />

<strong>zu</strong> diskutieren und Lösungsvorschläge aus<strong>zu</strong>arbeiten. Die neue Regierung<br />

veröffentlichte ein Konzept der staatlichen ökologischen Politik, indem das Ziel<br />

formulierte wurde, ökologische Aspekte in alle anderen Politikbereiche einfließen <strong>zu</strong><br />

lassen. Verschiedenen ökologischen Problemen wurde durch dieses Konzept Priorität<br />

eingeräumt, und diese Bereiche sollten bald in Angriff genommen werden. Man plante<br />

die Einführung von Umweltstandards für Firmen, die Schaffung einer tschechischen<br />

Umweltschutz-Agentur sowie die Einführung einer Öko-Steuer für fossile Brennstoffe.<br />

Das so eingenommene Geld sollte für die Modernisierung der Kohlereviere im Norden<br />

Tschechiens verwendet werden. Durch diese Maßnahmen versuchte man das<br />

Bewusstsein für die Umweltproblematik in Tschechien <strong>zu</strong> schaffen bzw. <strong>zu</strong> stärken.<br />

Diese Pläne fanden jedoch ein abruptes Ende mit dem Wahlsieg der ODS Partei von<br />

Vaclav Klaus. Das Umweltforum wurde abgeschafft, und das Umweltministerium<br />

wurde politisch geschwächt indem das bisherige Personal durch parteitreue Beamte<br />

ersetzt wurde. Das Kabinett Klaus gab Umweltfragen keine Priorität, und führte die<br />

Umweltpolitiken der vorangegangenen Regierung nicht fort. Klaus konzentrierte alle<br />

politischen Ressourcen auf den schnellen und erfolgreichen Übergang in die Marktwirtschaft.<br />

1995 konnte er sich jedoch nicht gegen die Ausarbeitung einer staatlichen<br />

Umweltpolitik wehren. Allerdings ließ er den Begriff „nachhaltige Entwicklung“ aus<br />

dem Papier streichen. Klaus wollte jegliche Verantwortung der Regierung für diesen<br />

Bereich so weit minimieren wie möglich. Wie schon erwähnt setzte die Regierung<br />

Klaus darauf, dass Umweltprobleme sich durch den Markt, durch Wettbewerb und<br />

durch laissez-faire – eben die invisible hand – von selbst lösen würden. Nach 1992<br />

142


hatten NGOs keine Möglichkeit mehr in einen Dialog mit dem Umweltministerium <strong>zu</strong><br />

treten, und die Beziehungen verschlechterten sich. Laut Axelrod (1999, 284) wurden<br />

einige Umweltschutzorganisationen sogar auf die Liste der extremen Organisationen -<br />

<strong>zu</strong>sammen mit Skinheads und anarchistischen Gruppen - gesetzt.<br />

Ein großer Anteil des politischen Personals war nach der Wende nicht einfach<br />

verschwunden, sondern weiter in der Bürokratie oder in der Wirtschaft tätig. In der<br />

Zeitspanne von 1992 bis 1996 war die Regierung mit Wirtschaftsreform, Privatisierung<br />

und Rechtsreform beschäftigt. Die Transformation in die Marktwirtschaft sollte mit<br />

1996 abgeschlossen sein. Die Minister waren nicht immer Experten in ihren Ressorts,<br />

was Konsenslösungen schwierig machte. Das erste demokratische Umweltministerium<br />

nach der Wende war sehr engagiert. In den Folgejahren versuchten die jeweiligen<br />

Umweltminister zwar für ihre Sache Gehör <strong>zu</strong> finden, jedoch wurde dies mit<br />

unterschiedlicher Intensität und unterschiedlichem Erfolg betrieben. Kurz vor dem<br />

Rücktritt der Regierung Klaus 1997 hatte das Umweltministerium begonnen die<br />

Kontakte <strong>zu</strong> den NGOs <strong>zu</strong> verbessern. Dies führte da<strong>zu</strong>, dass es möglich wurde<br />

Alternativen und Analysen <strong>zu</strong> präsentieren. So gewann das tschechische Umweltministerium<br />

<strong>zu</strong>m Ende der 1990er hin wieder an Profil.<br />

Die Übermacht von CEZ konnte aber noch nicht gebrochen werden. Der tschechische<br />

Energieversorger ist größtenteils im Besitz des Staates. Eine Privatisierung scheiterte im<br />

Dezember 2001 vorerst. Das Industrieministerium übt die Kontrolle über CEZ aus,<br />

jedoch sind beide an derselben Politik interessiert. Das 1992 gegründete Umweltinspektorat<br />

hat nicht die Ressourcen wirksam gegen potentielle Umweltverschmutzer<br />

vor<strong>zu</strong>gehen. Die Rolle der Medien als Gegenpol <strong>zu</strong>r Pro-<strong>Temelin</strong> Propaganda von CEZ<br />

ist ebenfalls begrenzt. CEZ schaltet in den auflagenstärksten Tageszeitungen<br />

seitenweise Inserate, die nur den einen Zweck verfolgen, diese Zeitungen finanziell <strong>zu</strong><br />

unterstützen und ihr Wohlwollen <strong>zu</strong> erkaufen (Loidl, Interview, 23.07.2003). Es gibt in<br />

Tschechien keinen wirksamen Gegenpol, und CEZ kann geschickt seine Politik<br />

durchsetzen.<br />

Das bisher geschilderte soll den Hintergrund zeigen vor dem die <strong>Temelin</strong> Diskussion in<br />

Tschechien stattfand. Es ist notwendig <strong>zu</strong> verstehen, welche Faktoren die Entscheidungen<br />

beeinflussten und es nach wie vor tun. Tschechien setzt auf die<br />

Kernenergie, weil das Land die Abhängigkeit von ausländischen Energiequellen<br />

143


vermeiden will. Umweltpolitik gewann seit dem Ende der 1990er Jahre an Profil und<br />

Substanz in Tschechien, was auch mit dem EU-Beitritt des Landes <strong>zu</strong>sammenhängt.<br />

Das Umweltministerium ist jedoch – im Gegensatz <strong>zu</strong>m Industrieministerium – immer<br />

noch in der schwächeren Position. Das Argument der Souveränität wurde während der<br />

Diskussion immer wieder ins Treffen geführt. Souveränität ist für die Tschechen, nach<br />

einigen Jahrzehnten Abhängigkeit von Moskau, äußerst wichtig.<br />

Es war in dem Konflikt um <strong>Temelin</strong> ebenfalls immer ausschlaggebend, welche<br />

Personen die maßgeblichen politischen Akteure waren. Anfang der 1990er Jahre waren<br />

Umweltfragen in Österreich ein wichtiges Thema. Die österreichischen Atomgegner<br />

hatten Rüthi, St. Pantaleon, Zwentendorf und Wackersdorf hinter sich sowie die<br />

Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Wahlkämpfe Anfang der 1990er Jahre<br />

wurden als „grüne“ Wahlkämpfe bezeichnet. Mit dem Thema Umwelt konnte man<br />

Wahlen gewinnen. Bundeskanzler Vranitzky ließ sich für die Wahlen 1992 auf Plakaten<br />

ablichten, die eine intakte Natur im Hintergrund zeigten. Österreich – Mitte der 1970er<br />

Jahre der Kernenergie nicht abgeneigt – hatte sich <strong>zu</strong> einem der größten Gegner dieser<br />

Form der Energiegewinnung entwickelt. Vor allem die Anti-Atompolitik des früheren<br />

Bundeskanzlers Vranitzky wird immer wieder als Pionierarbeit in diesem Bereich<br />

bezeichnet. Freilich wurde auch er von NGOs und der Opposition wegen mangelnder<br />

Initiative oder Entschlossenheit kritisiert. Das darf an dieser Stelle nicht unerwähnt<br />

bleiben. Gerade seine anti-atomare Linie brachte Vranitzky von internationaler Seite<br />

oftmals Probleme und wenig Gegenliebe. Dafür gewann er aber Wählerstimmen im<br />

Inland. NGOs spielten in Österreich ebenfalls immer eine große Rolle im Konflikt um<br />

<strong>Temelin</strong>, was in Tschechien teils große Irritationen auslöste. Da<strong>zu</strong> jedoch im dritten<br />

Abschnitt dieses Kapitels mehr.<br />

Vor 1989 hatte Österreich durch den Kommunismus wenige Einflussmöglichkeiten auf<br />

die Politiken im Osten. Durch die Wende erhoffte man sich eine Verbesserung der<br />

Umweltsituation an den Grenzen des Landes. In der ersten demokratischen Regierung<br />

nach der Wende hatte man – trotz Differenzen – einen Partner gefunden. Es kamen<br />

jedoch die Parlamentswahlen und der Sieg von Vaclav Klaus dazwischen. Österreich<br />

versuchte immer wieder Tschechien Ausstiegsangebote <strong>zu</strong> machen. Diese wurden<br />

jedoch nicht so positiv aufgenommen, wie sie geplant waren. Seit dem österreichischen<br />

Beitritt <strong>zu</strong>r EU und dem tschechischen Ansuchen um Aufnahme wurde der Konflikt um<br />

die europäische Dimension erweitert. Im Vorfeld der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es scheint es<br />

144


vertretbar <strong>zu</strong> behaupten, dass in einigen Kreisen unterbewusst latente anti-slawische<br />

Ressentiments, und der Wunsch den EU-Beitritt des Nachbarlandes <strong>zu</strong> verhindern,<br />

hin<strong>zu</strong>kamen. Diese neue Dimension sorgte dafür, dass der Konflikt um eine emotionale,<br />

irrationale Komponente auf beiden Seiten „bereichert“ wurde.<br />

Zwischen beiden Ländern bestand ein <strong>zu</strong>nehmend größer werdendes Kommunikationsproblem,<br />

das nicht nur durch die unterschiedliche Sprache <strong>zu</strong> erklären war. In den<br />

Augen der meisten Tschechen und ihrem Umweltverständnis nach, ist <strong>Temelin</strong><br />

scheinbar sicher. In den Augen der meisten Österreicher – und nicht nur dieser – ist<br />

<strong>Temelin</strong> das nicht.<br />

Jedenfalls bestand Ende 2000 ein akuter Handlungsbedarf. Im Rahmen des <strong>Melker</strong><br />

<strong>Prozess</strong>es versuchten die Regierungen beider Staaten eine Lösung für die immer größer<br />

werdenden Spannungen <strong>zu</strong> finden, die durch den bevorstehenden Beginn des<br />

Probebetriebs in <strong>Temelin</strong> verstärkt worden waren. Im <strong>Melker</strong> Protokoll – dem Ergebnis<br />

dieser Bemühungen - wurden eine Reihe von Maßnahmen bzw. Auflagen vereinbart,<br />

die <strong>Temelin</strong> sicherer machen sollten. Darüber hinaus war geplant, diese Vereinbarung in<br />

den Beitrittsvertrag mit der Tschechischen Republik <strong>zu</strong> integrieren um eine<br />

Einklagbarkeit vor dem EuGH <strong>zu</strong> gewährleisten. Sowohl die vereinbarten Maßnahmen<br />

wie auch die (nicht erfolgte) Integration in den Beitrittsvertrag sorgte in Österreich für<br />

Kritik an der Bundesregierung. Die Maßnahmen wären nicht genug, und die fehlende<br />

Einklagbarkeit mache die Vereinbarung nur <strong>zu</strong> einer freiwilligen Übereinkunft – so der<br />

Grundtenor der Kritiker (SPÖ, Grüne, NGOs und Teile der FPÖ). In Tschechien wurde<br />

die Vereinbarung als übermäßiges Entgegenkommen seitens der tschechischen<br />

Regierung an Österreich ebenso kritisiert. Letztlich erscheint es aber als Fortschritt, dass<br />

man überhaupt <strong>zu</strong> derartigen Gesprächen <strong>zu</strong>sammengefunden hat.<br />

Es wird in der Zukunft weiterhin darauf ankommen eine gemeinsame Gesprächsbasis<br />

bei<strong>zu</strong>behalten bzw. <strong>zu</strong> finden. Die Kommunikationsprobleme, die in der Vergangenheit<br />

und teils noch heute <strong>zu</strong> Problemen geführt haben, hängen auch mit der<br />

unterschiedlichen politischen Kultur in beiden Ländern <strong>zu</strong>sammen. Bevor ich jedoch<br />

darauf näher eingehe, möchte ich mich dem Bereich der policy Koalitionen widmen.<br />

In Tschechien zeigt sich die Situation folgendermaßen. Innerhalb der Parteien sind bei<br />

KDU-CSL und der DU-DEU die meisten <strong>Temelin</strong> Gegner <strong>zu</strong> finden. Innerhalb der<br />

CSSD halten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage. Kommunisten und ODS<br />

sind eindeutig für das Projekt. Man muss bei den Parteien jedoch differenzieren. Bei<br />

145


Volkspartei und Freiheitsunion sind zwar die meisten Gegner des Projektes <strong>zu</strong> finden,<br />

was aber noch keineswegs bedeutet, dass diese Parteien sich auf einem Anti-<strong>Temelin</strong>-<br />

Kurs befinden würden. Die Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> ist durch alle Parteien hindurch<br />

größtenteils gegeben. Es gibt jedoch einzelne Personen bzw. Personenkreise innerhalb<br />

der Parteien, die sich gegen das Projekt aussprechen. Der Grund dafür ist aber nicht<br />

unbedingt die Ablehnung der Kernenergie an sich, sondern teilweise innenpolitische<br />

Gründe.<br />

Die Parteien spiegeln im Grunde die Stimmung der Bevölkerung wider. Die<br />

Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> liegt seit Jahren, mit kleinen Schwankungen, bei 60 %. Wenn<br />

es jedoch nun um das neue Energiekonzept Tschechiens geht, so ist an<strong>zu</strong>nehmen, dass<br />

KDU-CSL und Freiheitsunion sich gegen die nukleare Option aussprechen werden.<br />

Ebenso wie Teile der CSSD. In diesem Konflikt stehen sich Industrie- und<br />

Umweltministerium als die Hauptakteure gegenüber. Das Industrieministerium forciert<br />

die Kernenergie, das Umweltministerium lehnt das ab – ist aber politisch schwächer.<br />

CEZ ist eindeutig für den Ausbau der Kernenergie, ebenso wie einige große<br />

tschechische Firmen, die direkt oder indirekt vom Bau <strong>zu</strong>sätzlicher Reaktoren<br />

profitieren würden.<br />

Die Bevölkerung in Südböhmen zeigte sich Anfang der 1990er Jahre in Be<strong>zu</strong>g auf<br />

<strong>Temelin</strong> skeptisch. Hier muss allerdings ebenfalls wieder differenziert werden. Es stellt<br />

sich die Frage inwieweit der Hintergrund tatsächlich die Ablehnung der Kernenergie<br />

war. Es ist nämlich auch wahr, dass viele Gemeinden sich finanzielle Kompensation für<br />

die potentielle Gefahr in der sie lebten erwarteten, und deshalb das Projekt kritisierten<br />

(Meister, Interview, 10.07.2003). Tatsächlich – nachdem Geld von CEZ an die<br />

Gemeinden geflossen war – sind die südböhmischen Gemeinden heute größtenteils<br />

Befürworter des Projektes. Beinahe jeder hat ein Familienmitglied, das direkt in<br />

<strong>Temelin</strong> arbeitet oder in einem der vielen Zulieferbetriebe. <strong>Temelin</strong> ist ein wesentlicher<br />

wirtschaftlicher Faktor in Südböhmen, und seine Schließung hätte sehr vielen Menschen<br />

den Arbeitsplatz gekostet. In der Diskussion über die Suche nach einem Zwischen- bzw.<br />

Endlager zeigte sich abermals wie kontrovers das Thema ist. Einige Gemeinden, die bis<br />

dato nicht an <strong>Temelin</strong> interessiert waren, und nun als eventueller Standort gehandelt<br />

werden, wehren sich gegen ein Lager in ihrer Gemeinde. Andere, oftmals ärmere<br />

Gemeinden jedoch, bemühen sich nun darum als Standort für ein Zwischen- bzw.<br />

Endlager ausgewählt <strong>zu</strong> werden (Der Standard, 12.02.1997).<br />

146


Was nun die Gewerkschaften in Tschechien angeht, so vollzog sich im Laufe der Jahre<br />

ebenfalls ein Wandel. Die Gewerkschaften in Südböhmen unterstützen <strong>Temelin</strong> aus den<br />

oben genannten Gründen (Arbeitsplätze!). Die Gewerkschaften des Nordens, die für die<br />

Kohlereviere <strong>zu</strong>ständig waren, wandten sich Anfang der 1990er Jahre gegen <strong>Temelin</strong>.<br />

Damals war noch geplant, dass die Kohlekraftwerke geschlossen würden sobald<br />

<strong>Temelin</strong> den kommerziellen Betrieb aufgenommen hätte. Dies hätte den Verlust von<br />

vielen Arbeitsplätzen bedeutet (siehe da<strong>zu</strong> Kapitel 3.4.). Als jedoch ersichtlich wurde,<br />

dass die Kohlekraftwerke aus eben diesen innen- bzw. arbeitspolitischen Gründen nicht<br />

geschlossen werden würden, schlug die Stimmung um. Heute haben die meisten<br />

Gewerkschaften im Norden des Landes kein Problem mehr mit <strong>Temelin</strong> (Strasky,<br />

Interview, 10.09.2003). 1999 wagte zwar Gewerkschaftsführer Falbr einen Vorstoß,<br />

indem er sich scharf gegen <strong>Temelin</strong> aussprach, jedoch zeigte sich später, dass dies nur<br />

seine Privatmeinung war (ebd.). Solange <strong>Temelin</strong> seinen Strom ins Ausland exportiert,<br />

sind alle Beteiligten <strong>zu</strong>frieden gestellt (ebd.).<br />

In Österreich ist die Lage etwas einfacher. Die Parteien sind eindeutig gegen die<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und somit gegen <strong>Temelin</strong>. Jedoch ist die Lage im<br />

wirtschaftlichen Bereich etwas interessanter. Die Sozialpartner haben sich immer gegen<br />

<strong>Temelin</strong> ausgesprochen. Wobei die Industriellenvereinigung und die Wirtschaftskammer<br />

sich gegen eine Verknüpfung von <strong>Temelin</strong> und EU-Beitritt aussprachen.<br />

(WKO, 26.04.2001)<br />

Die österreichischen EVUs haben in der Vergangenheit geschäftliche Verbindungen <strong>zu</strong><br />

ausländischen EVUs geknüpft, die mit Kernenergie handeln. Dies wurde von Seiten der<br />

Opposition und der NGOs immer wieder aufs Heftigste kritisiert. 1997 hatte die<br />

Steiermark den Verkauf von 25 % der EStAG an die EdF beschlossen. 2001 wurden 31<br />

% des Kärntner EVUs KELAG an den deutschen Stormkonzern RWE verkauft. (Grüne<br />

Position <strong>zu</strong>m FPÖ-Volksbegehren, 2002)<br />

Die VOEST hatte sich mehrmals um Aufträge an der Fertigstellung von <strong>Temelin</strong><br />

bemüht. Ebenso hatte die Bank Austria mit Optionsscheinen des tschechischen<br />

Konzerns CEZ gehandelt. An beiden Unternehmen war der österreichische Staat als<br />

Eigentümer beteiligt. Dies wurde ebenso scharf kritisiert, und die Kritik zeigte auch<br />

Wirkung.<br />

Man kann also den Schluss ziehen, dass für einige österreichische Unternehmen<br />

wirtschaftliche Interessen teilweise Vorrang vor offiziellen Verhandlungspositionen der<br />

147


österreichischen Bundesregierung hatten. Jedoch hat der Druck der Öffentlichkeit in den<br />

meisten Fällen <strong>zu</strong> einem Einlenken geführt.<br />

Nun möchte ich <strong>zu</strong>m dritten und letzten Abschnitt dieses Kapitels kommen, und der<br />

Frage der politischen Kultur in Tschechien nachgehen.<br />

Der Bereich politische Kultur geht eng einher mit der Frage nach der Existenz von civil<br />

society. Obwohl 1989 demokratische Strukturen in Tschechien geschaffen wurden,<br />

bedeutete das noch nicht, dass die Bevölkerung und die politischen Akteure<br />

demokratisches Gedankengut verinnerlicht hätten. Während des Kommunismus wurden<br />

Bürger, die Regierungsentscheidungen in Frage stellten, bestraft. Es bestand damals<br />

keine Verbindung zwischen Bürgern und dem Staat – es sei denn durch die<br />

kommunistische Partei. Interessenartikulation fand lange Zeit nicht statt. Es fehlte das<br />

Bindeglied zwischen dem Staat und dem einzelnen Bürger. In einem Artikel von Evans<br />

und Whitefield aus 1993 versuchen sie die Politikverdrossenheit und politische Apathie<br />

der Bürger in den ehemaligen Ostblockstaaten unter anderem mit dem „missing middle<br />

approach“ <strong>zu</strong> erklären. Das Fehlen von Mezzo-Strukturen (bürgerliche Mittelklasse,<br />

Gewerkschaften, Wirtschaftsverbände, NGOs) verhinderte die Formation sozialer<br />

Identität, die für die politische Interessensartikulation notwendig ist. In einer Befragung,<br />

die in der CSFR durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass die Befragten<br />

Schwierigkeiten hatten ihr Land in das politische Rechts-Links-Kontinuum<br />

ein<strong>zu</strong>ordnen. Ebenso waren sie unfähig wirtschaftliche Maßnahmen mit Ideologie <strong>zu</strong><br />

verbinden. Die Bürger fühlten sich nicht verantwortlich oder von etwaigen<br />

Vermittlerorganisationen berührt, und waren unwillig sich politisch <strong>zu</strong> engagieren.<br />

(Evans/Whitefield 1993, 527)<br />

Das waren die Vorausset<strong>zu</strong>ngen mit denen sich der Großteil der Tschechen Ende der<br />

1980er Jahre auf den Weg in Richtung Demokratie machte. Es ist schwierig diese<br />

politische Kultur innerhalb weniger Jahre <strong>zu</strong> ändern. Während der Transformation<br />

waren wirtschaftliche Probleme dringlicher, aber auch jetzt sind die Mitgliedschaften in<br />

Parteien oder NGOs noch immer niedrig (Axelrod 1999, 293).<br />

Darüber hinaus ist die Unwilligkeit Verantwortung <strong>zu</strong> übernehmen – ebenfalls ein Erbe<br />

des Kommunismus – ein andauerndes Problem (ebd.). Dies haben auch die<br />

österreichischen Verhandler und Experten festgestellt. Dies machte Evaluierungen und<br />

Analysen in <strong>Temelin</strong> oder auch in Bohunice schwer, da sich niemand verantwortlich<br />

fühlte (Loidl, Interview, 23.07.2003).<br />

148


Seit der Wende haben sich NGOs in Tschechien gebildet, jedoch haben sie teilweise<br />

keinen Zugang <strong>zu</strong> Informationen. Informationen wurden nur widerwillig weitergegeben.<br />

Der durchschnittliche Bürger hatte niemals genügend Informationen um sich eine<br />

Meinung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> bilden. Alle Informationen besitzen auch die Bürger in den so<br />

genannten westlichen Staaten nicht, jedoch gibt es da wesentliche Qualitätsunterschiede.<br />

In einer Befragung in Tschechien in den Jahren 1993 und 1995 vertraute<br />

ein Großteil der Befragten darauf, dass die Regierung die richtigen Entscheidungen<br />

bezüglich Kernenergie und <strong>Temelin</strong> treffen würde (Axelrod 1999, 294). Ohne aktivere<br />

Bürger bleibt die Vorenthaltung von Informationen weiterhin ein geeignetes Mittel um<br />

die Bürger von Entscheidungen fern<strong>zu</strong>halten. Politischer Konflikt wird vermieden. Die<br />

tschechischen Medien betreiben wenig investigativen Journalismus und sind teilweise<br />

finanziell abhängig von CEZ. Sie können so ebenfalls keine neuen Erkenntnisse<br />

weitergeben. Letztlich führte der geringe Informationsgrad da<strong>zu</strong>, dass die Tschechen<br />

glaubten, dass <strong>Temelin</strong> sicher sei. Die Medien diskreditierten die Aktivitäten der NGOs<br />

sowie einzelner engagierter Atomgegner, und berichteten nur im geringen Ausmaß über<br />

die Problematik. Offene politische Debatten oder politische Aktivitäten auf lokaler<br />

Ebene fanden – trotz derartiger Forderungen – nicht statt.<br />

So war es auch nicht verwunderlich, dass das Vorgehen der österreichischen NGOs und<br />

der Bundesländer – welches von der Bundesregierung geduldet oder gar unterstützt<br />

wurde – in Tschechien auf Unverständnis stieß. Das eingangs erwähnte Kommunikationsproblem<br />

beruht größtenteils auf diesen Umständen. Weitere Verhandlungen<br />

scheinen auch Geduld von Seiten Österreichs notwendig <strong>zu</strong> machen, um letztlich einen<br />

für alle befriedigenden Kompromiss <strong>zu</strong> finden. Obwohl man sagt, dass ein Kompromiss<br />

eine Lösung ist, mit der keiner <strong>zu</strong>frieden ist.<br />

149


12. Schlussfolgerungen<br />

12.1. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />

In diesem Abschnitt soll keineswegs der Inhalt der vorangegangenen Kapitel<br />

„wiedergekäut“ werden, sondern vielmehr pointiert auf die wichtigsten Ergebnisse des<br />

Forschungsprozesses eingegangen werden.<br />

Ein wichtiger Punkt ist die Dauer des Diskurses. Das Thema schien erst mit den<br />

Verhandlungen von Melk wieder vollständig ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit<br />

gelangt <strong>zu</strong> sein. Tatsache ist aber, dass der Konflikt schon vor der Wende 1989<br />

begonnen hatte. Allerdings ergaben sich erst nach 1989 reale Möglichkeiten gegen<br />

<strong>Temelin</strong> oder Dukovany vor<strong>zu</strong>gehen. Während der letzten 14 Jahre gab es mehrere<br />

Höhepunkte in den Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen, da die Interventionen nicht über den ganzen<br />

Zeitraum mit der gleichen Intensität betrieben wurden.<br />

Als erstes wichtiges Ereignis ist sicherlich die Entscheidung von 1993 <strong>zu</strong> nennen, als<br />

sich die tschechische Regierung für den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s entschied. Mitte 1992 war<br />

Vaclav Klaus an die Regierung gekommen, der die Fertigstellung <strong>Temelin</strong>s sowie<br />

allgemein die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie favorisierte. Diese Periode scheint für einen<br />

Wandel im Gesprächsklima zwischen Tschechien und Österreich <strong>zu</strong> stehen. Nach der<br />

Wende war man in Tschechien bemüht gute Beziehungen <strong>zu</strong> den umliegenden<br />

Nachbarstaaten auf<strong>zu</strong>bauen, auch in Hinblick auf eine potentielle Unterstüt<strong>zu</strong>ng beim<br />

Übergang von Plan- <strong>zu</strong> Marktwirtschaft. Allerdings verschlechterte der Wahlsieg der<br />

ODS das Klima. Der Konflikt zwischen Österreich und Tschechien war immer stark<br />

durch die jeweiligen Akteure geprägt, und kann daher durchaus als personenzentrierter<br />

Konflikt betrachtet werden. Das Ziel von Klaus’ Politik war die Unabhängigkeit von<br />

ausländischen Energiequellen, die unbedingte Wahrung der Souveränität der Tschechischen<br />

Republik und eine Umweltentlastung in Norden des Landes <strong>zu</strong> erreichen. Das<br />

sind <strong>zu</strong>mindest jene Punkte, die in Hinblick auf <strong>Temelin</strong> und Dukovany die Politik der<br />

ODS beherrschten. Hin<strong>zu</strong> kam aber auch, dass <strong>Temelin</strong> immer mehr <strong>zu</strong> einem<br />

Prestigeobjekt wurde, das unbedingt durchgesetzt werden musste. Argumente bezüglich<br />

der Unwirtschaftlichkeit und der Unsicherheit stießen auf wenig positive Gegenreaktionen.<br />

150


In Österreich sah man in der bevorstehenden Entscheidung von 1993 die letzte Chance<br />

<strong>Temelin</strong> noch <strong>zu</strong> verhindern, und daher mobilisierte man nochmals alle Kräfte um<br />

möglichst effektiv auf die Entscheidung Einfluss <strong>zu</strong> nehmen. Jedoch mit wenig Erfolg.<br />

Nachdem die Entscheidung gefallen war, versuchte Österreich <strong>Temelin</strong> durch eine<br />

Verhinderung einer Bankgarantie der amerikanischen EXIM Bank für den Konzern<br />

Westinghouse <strong>zu</strong> Fall <strong>zu</strong> bringen. Mehrere Lobbying Missionen nach Washington<br />

erwiesen sich jedoch als erfolglos. Zu Beginn der Interventionen in Washington stand<br />

Österreich einer demokratischen Kongressmehrheit gegenüber. Jedoch kamen<br />

Kongresswahlen in den Vereinigten Staaten dazwischen, und die nun geänderten<br />

politischen Bedingungen (republikanische Kongressmehrheit) wirkten gegen Österreich.<br />

Wohl aber auch der Umstand, dass wirtschaftliche Interessen letztlich mehr wogen als<br />

die österreichischen Sicherheitsbedenken.<br />

Die nächsten Jahre waren durch kontinuierliche Proteste und politische Kontakte auf<br />

höchster Ebene gekennzeichnet. Es wurden Studien erstellt, die jedoch kaum Eingang in<br />

Tschechien fanden. Nach den Wahlen 1998 und der Regierungsübernahme durch eine<br />

von den Sozialdemokraten geführte Koalition, begann man in Tschechien aufgrund der<br />

Kosten- und Zeitplanüberschreitungen das Projekt in Frage <strong>zu</strong> stellen. Letztlich wurde<br />

eine abermalige Entscheidung bezüglich <strong>Temelin</strong> aufgrund der geänderten Rahmenbedingen<br />

notwendig. In Österreich sah man nun abermals eine Chance, Einfluss auf die<br />

tschechische Entscheidung <strong>zu</strong> nehmen. Alle Beteiligten versuchten ihre Argumente<br />

durch Studien <strong>zu</strong> belegen. Abermals wurden von österreichischer Seite<br />

Ausstiegsangebote unterbreitet. Die Entscheidung vom Frühjahr 1999 ging mit 11:8<br />

Stimmen für <strong>Temelin</strong> denkbar schlecht für Österreich aus. Allerdings war die<br />

Entscheidung weniger eindeutig gewesen als sie das noch 1993 gewesen war. In<br />

Österreich wurden währenddessen Vetodrohungen, vor allem von der FPÖ und der<br />

Ebene der Bundesländer, gegen den Beitritt Tschechiens <strong>zu</strong>r EU laut. Nach der<br />

Entscheidung 1999 steuerte man <strong>zu</strong>sehends in eine verhandlungstechnische Sackgasse.<br />

Letztlich wurde offensichtlich, dass etwas passieren musste. Die Vetodrohungen und<br />

die Grenzblockaden österreichischer Atomgegner erregten Ende 2000 auch die<br />

Aufmerksamkeit der Europäischen Kommission. Mit den Verhandlungen in Melk<br />

zwischen Bundeskanzler Schüssel, Premier Zeman und Kommissar Verheugen sollte<br />

ein für alle Seiten annehmbarer Kompromiss gefunden werden. Die Europäische<br />

Kommission hält nach wie vor an der Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie fest. Der Grund ist der<br />

151


gleiche wie im Falle Tschechiens: die Unabhängigkeit von unionsexternen<br />

Energiequellen. Ebenso forcieren Staaten wie Frankreich und Großbritannien nach wie<br />

vor diese Form der Energiegewinnung. Diese Staaten verfügen darüber hinaus über<br />

einflussreiche Atomlobbys. Ebenso sind noch weitere wirtschaftliche Interessen in den<br />

vor- und nachgelagerten Industrien betroffen.<br />

Die Staaten innerhalb der Europäischen Union, die keine KKWs betreiben, gehören <strong>zu</strong><br />

den kleineren Staaten in der EU. Darüber hinaus benötigen sie alle Ressourcen um<br />

gegen KKWs an den eigenen Grenzen vor<strong>zu</strong>gehen. Es sind oft weder finanzielle noch<br />

personelle Ressourcen vorhanden, um den Widerstand gegen die Kernenergie in einem<br />

größeren – europäischen – Rahmen <strong>zu</strong> betreiben. Das macht die Suche nach<br />

Verbündeten auf europäischer Ebene schwierig. Österreich konnte während seiner<br />

Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 1998 die Problematik Erweiterung und<br />

nukleare Sicherheit auf die Tagesordnung des Europäischen Rates bringen. In den<br />

Schlussfolgerungen wurde erstmals das Erreichen von westlichen Standards bei<br />

osteuropäischen KKWs <strong>zu</strong>r Aufnahmebedingung gemacht. Die Ausarbeitung von<br />

einheitlichen europäischen Sicherheitsstandards ist im Gange, wird aber wohl noch<br />

einige Zeit beanspruchen beziehungsweise ist gar nicht sicher, dass es sie je geben wird.<br />

Mit Melk fand die österreichische Anti-Atompolitik ihren vorläufigen Höhepunkt,<br />

jedoch keineswegs ein Ende. Die aktuellen tschechischen Energiepläne sowie die<br />

Endlagersuche werden neue Herausforderungen für die österreichischen Atomgegner.<br />

In Kapitel 1 wurden drei zentrale Fragestellungen formuliert, die im Rahmen der Arbeit<br />

beantwortet wurden.<br />

Wie lassen sich die Standpunkte der wichtigsten Akteure auf österreichischer,<br />

tschechischer und europäischer Seite <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie in Tschechien<br />

beschreiben?<br />

Welche policy Koalitionen konnte man im Beobachtungszeitraum in beiden<br />

Ländern wahrnehmen?<br />

Was waren im Laufe der Jahre die Verhandlungspositionen und Strategien der<br />

beiden Staaten?<br />

Hier sollen die Ergebnisse nochmals in kurzer pointierter Form dargestellt werden.<br />

152


Der „europäische“ Standpunkt wurde weiter oben dargestellt, und daher möchte ich<br />

gleich <strong>zu</strong> den österreichischen Standpunkten <strong>zu</strong>m Thema kommen. In Österreich zeigt<br />

sich das Meinungsspektrum <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie äußerst homogen. Sowohl die<br />

Bundesregierungen als auch die Parteien, die Bundesländer und die NGOs haben sich<br />

spätestens seit dem Reaktorunglück in Tschernobyl gegen die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie<br />

ausgesprochen. In den jeweiligen Forderungen unterscheiden sie sich jedoch in Be<strong>zu</strong>g<br />

auf die Härte der Vorgehensweise. Die Bundesregierung übernahm in der<br />

Vergangenheit <strong>zu</strong>meist die Rolle des pragmatischen Akteurs, der durch die<br />

realpolitischen Rahmenbedingungen eingeschränkt war. Die politische Opposition, die<br />

Bundesländer und die NGOs konnten – befreit von der Regierungsverantwortung –<br />

striktere Maßnahmen fordern.<br />

In Österreich wichen in der Vergangenheit vor allem wirtschaftliche Interessen von der<br />

strikten Anti-Atom-Linie des Landes ab. Jedoch stieß dies auf Protest, so dass<br />

entsprechende Arrangements teils nur von kurzer Dauer waren.<br />

In Tschechien hingegen zeigt sich ein äußerst facettenreiches Bild der Standpunkte <strong>zu</strong>m<br />

Thema. Die meisten Atomgegner sind in Volkspartei und Freiheitsunion <strong>zu</strong> finden,<br />

gefolgt von den Sozialdemokraten. ODS und Kommunisten stehen überzeugt hinter der<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie. Grundsätzlich herrscht jedoch über alle Parteien hinweg<br />

weitestgehend Konsens darüber, dass <strong>Temelin</strong> den kommerziellen Betrieb aufnehmen<br />

sollte. In Tschechien stehen sich vor allem Industrie- und Umweltministerium im<br />

Konflikt gegenüber. Wobei das Umweltministerium die wesentlich schwächere Position<br />

innehat.<br />

So ergibt sich aktuell in Tschechien folgendes Bild der policy Koalitionen: Wirtschaft,<br />

Gewerkschaften und die Regierung (ausgenommen das Umweltministerium)<br />

unterstützen das Projekt <strong>Temelin</strong> mehrheitlich. Die Gewerkschaften der Kohlekraftwerke<br />

hatten nach anfänglichen Protesten gegen <strong>Temelin</strong> ihre Meinung geändert als<br />

ersichtlich wurde, dass <strong>Temelin</strong> und die Kohlekraftwerke parallel betrieben werden<br />

würden. Die anfängliche Angst, dass Arbeitsplätze durch die geplante Schließung der<br />

Kohlekraftwerke verloren gehen könnten, wurde damit entkräftet. Nur eine Reihe von<br />

NGOs – vor allem „Hnuti Duha“ (Regenbogen Bewegung) und die „Südböhmischen<br />

Mütter gegen Atomgefahren“ – protestieren seit Jahren gegen <strong>Temelin</strong>. Was nun die<br />

Meinung <strong>zu</strong>m Bau weiterer KKWs anbelangt, so ist bereits ein etwas ausdifferenziertes<br />

153


Bild wahrnehmbar. Jedoch erscheint es heute noch <strong>zu</strong> früh um Aussagen über<br />

potentielle policy Koalitionen in der Zukunft <strong>zu</strong> machen.<br />

Was nun die Verhandlungspositionen und Strategien angeht, so können über den<br />

Beobachtungszeitraum hinweg gewisse Kontinuitäten im Verhalten der politischen<br />

Akteure beobachtet werden. In Tschechien stand nach der Wende die Frage nach der<br />

weiteren Zukunft des KKW <strong>Temelin</strong> auf der Tagesordnung. Trotz einiger Differenzen<br />

konnte man <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch von gegenseitigen Entgegenkommen sprechen<br />

soweit es die politischen Rahmenbedingungen <strong>zu</strong>ließen. In Österreich war die Politik<br />

bis 1997 stark durch die Person Vranitzky geprägt, der nach wie vor als der Pionier in<br />

Sachen nukleare Sicherheit gehandelt wird. Im Gegensatz da<strong>zu</strong> stand lange Jahre die<br />

Politik von Vaclav Klaus, die durch einen geringen Grad an Entgegenkommen geprägt<br />

war. Beide Politiker trugen viele mediale Konflikte aus, da ihre Meinungen <strong>zu</strong>meist<br />

sehr weit auseinander lagen. In Österreich war man bemüht immer wieder Ausstiegshilfen<br />

an<strong>zu</strong>bieten, während diese in Tschechien mit dem gleichen Nachdruck abgelehnt<br />

wurden mit dem sie unterbreitet worden waren. Einerseits versuchte man in Österreich<br />

die Beziehungen <strong>zu</strong>m Nachbarland aufrecht<strong>zu</strong>erhalten, andererseits sollte die<br />

österreichische Position mit Nachdruck vertreten werden. Die Parlamentswahlen in<br />

Österreich und Tschechien der Jahre 1997 bzw. 1998 führten <strong>zu</strong> geänderten Rahmenbedingungen,<br />

da nun das politische Personal teils ein anderes war. Die Lage entspannte<br />

sich zwar kurzfristig mit dem Wahlsieg der tschechischen Sozialdemokraten, jedoch<br />

zeigte sich bald, dass die Politik der Vergangenheit weitergeführt wurde. In Österreich<br />

änderte man mit der Regierung Schüssel die Strategie insofern, als dass man nun keine<br />

Ausstiegsangebote mehr unterbreitete, sondern die nukleare Sicherheit <strong>zu</strong> verbessern<br />

trachtete. Es wurde allmählich klar, dass das Ziel der österreichischen Anti-Atompolitik<br />

– obwohl nicht explizit erwähnt – nicht mehr die Schließung <strong>Temelin</strong>s sein konnte. Man<br />

konzentrierte sich nun auf die Verbesserung der Sicherheitsstandards und das Lobbying<br />

für das Thema auf europäischer Ebene.<br />

12.2. Wie werden die österreichischen Interessen im Ausland gesehen?<br />

Diese Frage ist durchaus interessant. Die „breite Öffentlichkeit“ in Europa nimmt den<br />

Diskurs zwischen Österreich und Tschechien vermutlich kaum wahr, jedoch verfolgen<br />

„Teilöffentlichkeiten“ die Geschehnisse mit mehr Interesse. Die österreichischen<br />

154


Aktivitäten auf europäischer Ebene sowie die jener anderen Kernenergie-freien Staaten<br />

zeigten bereits Wirkung – <strong>zu</strong>m Beispiel in Beschlüssen des Europäischen Parlaments<br />

oder den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates.<br />

Bei der tschechischen Regierung wurden die österreichischen Interessen insofern<br />

wahrgenommen, als dass sie <strong>zu</strong>mindest nicht ignoriert werden konnten. Jedoch wurde<br />

den österreichischen Interessen nicht entsprochen, wenn man als Hauptziel die<br />

Schließung <strong>Temelin</strong>s nennt. Was die sicherheitstechnischen Verbesserungen betrifft, so<br />

waren die österreichischen Interventionen erfolgreich. Es ist fraglich, ob Tschechien<br />

auch ohne die kontinuierlichen Proteste aus Österreich heute den gleichen Level an<br />

nuklearer Sicherheit aufweisen würde. Die Proteste hinterließen eine Wirkung, da<br />

Sicherheitsfragen in Be<strong>zu</strong>g auf die Kernenergie <strong>zu</strong> einem Thema der bilateralen<br />

Beziehungen wurden. Die Regierung Zeman erklärte sich bereit <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> schließen,<br />

wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht den EU-Standards entspräche. Das Problem<br />

war nur, dass keine solchen Standards existierten. Die österreichischen Interessen<br />

wurden im Laufe der 1990er Jahre in Tschechien weitgehend akzeptiert, jedoch hat dies<br />

seit Melk umgeschlagen (Strasky, Interview, 10.07.2003).<br />

Für die tschechische Öffentlichkeit war der Diskurs mit Österreich und das Thema<br />

Kernenergie im Allgemeinen bis <strong>zu</strong>r Abstimmung des tschechischen Kabinetts über<br />

<strong>Temelin</strong> 1999 wenig interessant (Tschechische Botschaft 2003). Da das Thema nicht<br />

kontrovers war, gab es auch für die politischen Parteien wenig Raum <strong>zu</strong>r Profilierung.<br />

Im Zuge des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es sank die Popularität Österreichs in Tschechien in den<br />

Keller, und im gleichen Maße wuchs die Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. (ebd.)<br />

Den Hauptforderungen Österreichs nach der Stilllegung <strong>Temelin</strong>s oder auf die<br />

Errichtung eines Zwischenlagers in Dukovany <strong>zu</strong> verzichten wurde nicht entsprochen.<br />

Jedoch konnte Österreich nukleare Sicherheit im Rahmen der Erweiterung <strong>zu</strong> einem<br />

Thema machen. Allerdings gehen die Meinungen über die Wahrnehmung der<br />

österreichischen Interessen in Brüssel und über eine entsprechend wirksame<br />

Lobbyingarbeit weit auseinander.<br />

So hört man von offizieller österreichischer Seite, dass die Wahrnehmung der Interessen<br />

auf allen Ebenen gut ist. Ebenso wurde, nach eigenen Angaben, breite Lobbyingarbeit<br />

betrieben. (Böckle, Interview, 10.07.2003) Allerdings ist auch wahr, dass Österreich<br />

trotzdem schlecht Verbündete auf europäischer Ebene finden konnte. Österreich ist nach<br />

wie vor das einzige Land in der EU, das kontinuierlich europaweite anti-nukleare<br />

Politik forciert (Molin, Interview, 15.07.2003). Nicht jede Regierung, die Bedenken<br />

155


gegen die Kernenergie geäußert hat, ist automatisch ein Verbündeter für Österreich.<br />

Letztlich interessiert der spezielle Konflikt zwischen Österreich und Tschechien außer<br />

der Bundesrepublik Deutschland kaum jemanden auf europäischer Ebene (ebd.).<br />

Aber auch Deutschland ist ein äußerst vielschichtiger Partner, da die dortige<br />

Atomindustrie nach wie vor großen Einfluss hat. Innerhalb der EU gibt es eine Anzahl<br />

von Versuchen nicht-nuklearer Staaten gegen benachbarte KKWs vor<strong>zu</strong>gehen (Irland<br />

gegen Sellafield, Griechenland gegen Kosloduj, etc.). Die gesamten Ressourcen dieser<br />

Staaten werden - ebenso wie in Österreich – auf nahe gelegene Probleme konzentriert.<br />

Es gibt keine konsistente Politik in diesem Bereich. (ebd.)<br />

Man ist bemüht die eigenen Interessen ein<strong>zu</strong>bringen und Verbündete <strong>zu</strong> suchen.<br />

Österreich ist sehr aktiv auf europäischer Ebene, jedoch wird dies meist von der<br />

österreichischen Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Die Ergebnisse des Lobbyings<br />

sind kontinuierliche Schritte <strong>zu</strong>r Stärkung der österreichischen Position Europa. Sie<br />

werden jedoch oftmals nicht so medienwirksam präsentiert, weshalb die Informationen<br />

darüber spärlich sind.<br />

Die österreichische Politik in Be<strong>zu</strong>g auf <strong>Temelin</strong> wurde in den letzen Jahren auf<br />

europäischer Ebene oft vor dem Hintergrund der ÖVP/FPÖ Koalition gesehen.<br />

Österreich konzentrierte sich sehr auf <strong>Temelin</strong>, obwohl es von weitaus gefährlicheren<br />

KKWs an den Grenzen umgeben ist. Da blieben Fragen nach der eigentlichen Intention<br />

der Proteste nicht aus (Fellner, Interview, 21.07.2003).<br />

Nun ist die Osterweiterung gesichert, und Österreich kann losgelöst vom<br />

Beitrittsprozess weiterhin für die Verbesserung der nuklearen Sicherheit eintreten. Die<br />

Zukunft der Kernenergie steht an einem Wendepunkt, und in den nächsten Jahren wird<br />

sich entscheiden, ob sie langfristig eine selbige hat.<br />

12.3. Resümee und Ausblick<br />

Die Debatte um die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie in Tschechien wird weiterhin ein<br />

bilateraler Schwerpunkt zwischen beiden Staaten bleiben. Ob in Zukunft die<br />

Bemühungen Österreichs mit der gleichen Intensität, wie im Falle Tschechiens, auch<br />

gegenüber anderen Staaten mit unsicheren KKWs an Österreichs Grenzen betrieben<br />

werden, ist fraglich. Dabei sollte gerade dies in Zukunft geschehen. Den österreich-<br />

156


ischen Interventionen im Falle <strong>Temelin</strong>s oder Dukovanys haftet nach wie vor der<br />

Verdacht an, dass nicht nur die Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie bei diesem Konflikt <strong>zu</strong>r<br />

Disposition stand (Benes Dekrete, EU-Osterweiterung, gemeinsame Vergangenheit<br />

etc.).<br />

Auch ich habe während des Arbeitsprozesses die Erfahrung gemacht, dass es zwischen<br />

Österreich und Tschechien eine Reihe von Missverständnissen bzw. Kommunikationsproblemen<br />

gibt. Es war jedoch sehr interessant an den tschechischen Standpunkten <strong>zu</strong><br />

arbeiten, um mehr über dieses Thema aus Sicht unseres Nachbarlandes <strong>zu</strong> erfahren. Ich<br />

hoffe, dass es mir gelungen ist, dies so anschaulich wie möglich in die Arbeit einfließen<br />

<strong>zu</strong> lassen.<br />

Die <strong>zu</strong>künftige Entwicklung in Tschechien ist noch nicht vollständig absehbar, jedoch<br />

hoffe und glaube ich persönlich, dass keine weiteren KKWs in Tschechien mehr gebaut<br />

werden. Denn es darf auch der finanzielle Aspekt nicht vergessen werden. Die im<br />

aktuellen Energieplan enthaltenen nuklearen Optionen müssen finanziert werden, und<br />

<strong>Temelin</strong> hat in den letzten Jahren ein großes Maß an finanziellen Ressourcen<br />

verschlungen. Es erscheint aber jedenfalls wichtig, dass die österreichische Anti-<br />

Atompolitik nun kontinuierlich weiterbetrieben wird – gerade in Anbetracht der wirtschaftlichen<br />

Interessen westlicher Stromproduzenten (E.ON, EdF etc.) in Osteuropa.<br />

Das Ziel sollte sein, dass der Bau weiterer KKWs verhindert wird. Dabei ist unerheblich,<br />

ob CEZ oder E.ON diese bauen würde.<br />

157


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überarbeitete Auflage, Manz Verlag, Wien, 122-138.<br />

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um das Atomkraftwerk <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> verhindern, in: Beilage 24/1997 <strong>zu</strong>m kurzschriftlichen<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1989). Parteien-Schlagabtausch wegen politischen<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1989). Flemming bietet CSSR Hilfe für Verzicht auf <strong>Temelin</strong><br />

an, 30.05.1989, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/086_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=30.05.1989&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1989). Kein Geld für CSSR, 31.05.1989, abgerufen auf der<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1989). Atomgegner jubeln: Baustopp für zwei Reaktoren in<br />

<strong>Temelin</strong>, 14.07.1989, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/465_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=14.07.1989&seite=00<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1989). Protestaktion gegen Atomkurs des CSSR-Chefs<br />

Adamec, 25.10.1989, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/951_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=25.10.1989&seite=00<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1990). CSR-Vize verhandelt in Linz über Zukunft des AKW<br />

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www.nachrichten…/074_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=13.01.1990&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1990). CSR reduziert <strong>Temelin</strong> auf die halbe Größe,<br />

17.01.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/432_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=17.01.1990&seite=00<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1990). Ratzenböck bietet CSR Hilfe für Atomausstieg an,<br />

18.01.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

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www.nachrichten…/439_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=18.01.1990&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1990). CSFR will noch 50 Jahre lang Uran produzieren,<br />

21.05.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/276_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=21.05.1990&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1990). Österreich bietet CSFR Hilfe und Milliardenkredit,<br />

22.05.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/253_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=22.05.1990&seite=00<br />

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- Oberösterreichische Nachrichten (1990). Prager Umweltminister kündigt Volksabstimmung über<br />

Atomkraft an, 01.06.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/461_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=01.06.1990&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1990). Prags Premier lädt Vranitzky in das AKW Bohunice<br />

ein, 21.07.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/524_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=21.07.1990&seite=00<br />

(18.05.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1990). Atomexperten in Bohunice – CSFR Kritik an<br />

Österreich, 10.08.1990, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?drucken=&query=-shlyc:client/ooenalt/ooen/j1990/… (09.11.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1991). Regierung plant Milliardenpaket für Abschaltung von<br />

Bohunice, 05.01.1991, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/438_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=05.01.1991&seite=00<br />

(29.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1991). VP: Volksabstimmung über grenznahe AKW,<br />

07.01.1991, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/510_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=07.01.1991&seite=00<br />

(29.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1991). Landesregierung an Bund: <strong>Temelin</strong> mit einbeziehen,<br />

08.01.1991, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/648_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=08.01.1991&seite=00<br />

(29.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1991). Atomgipfel mit der CSFR: Österreich kann nur hoffen,<br />

30.01.1991, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?drucken=&query=-shlyc:client/ooenalt/ooen/j1991/… (09.11.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1991). Trotz Protesten: CSFR will auf Atomkraft nicht<br />

verzichten, 29.04.1991, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/170_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=29.04.1991&seite=00<br />

(29.06.2003).<br />

166


- Oberösterreichische Nachrichten (1991). Enge Grenzen für Anti-Atom-Politik, 22.07.1991,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

738_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=22.07.1991&seite=00 (29.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Geologisches Minus für Dukovany befürchtet,<br />

05.02.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/161_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=05.02.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Kein neues AKW in der CSFR, 26.02.1992, abgerufen<br />

auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

623_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=26.02.1992&seite=00 (30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Doch Hilfe für Dukovany, 23.04.1992, abgerufen auf<br />

der Homepage der Oberösterreichischen www.nachrichten…/411_001.dcs&ausgabe<br />

=OOEN&datum=23.04.1992&seite=00 (30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). CSFR sucht Hilfe für den Ausstieg aus <strong>Temelin</strong>,<br />

25.05.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/510_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=25.05.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Ausstieg aus <strong>Temelin</strong>: Es wird gerechnet, 27.05.1992,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

871_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=27.05.1992&seite=00 (30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). CSFR vollführt Eiertanz um Weiterbau des AKW<br />

<strong>Temelin</strong>, 29.05.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/983_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=29.05.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). <strong>Temelin</strong> alarmiert Oberösterreich, 22.09.1992,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

007_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=22.09.1992&seite=00 (30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). In Nordböhmen entsteht neue Front gegen <strong>Temelin</strong>,<br />

30.10.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/116_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=30.10.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Österreich hat Handhabe gegen Dukovany-Lager,<br />

02.11.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/617_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=02.11.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Tschechen wälzen neue Atompläne für Dukovany,<br />

01.12.1992, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/786_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=01.12.1992&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

167


- Oberösterreichische Nachrichten (1992). Österreich mischt in Dukovany mit, 22.12.1992,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

095_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=22.12.1992&seite=00 (30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). <strong>Temelin</strong>: Tschechiens Regierung entscheidet,<br />

18.01.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/478_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=18.01.1993&seite=00<br />

(01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Prag gibt grünes Licht für Weiterbau des Atom-<br />

Monsters, 26.01.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/456_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=26.01.1993&seite=00<br />

(01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Prag muss der Weltbank <strong>Temelin</strong> plausibel machen,<br />

11.02.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/333_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=11.02.1993&seite=00<br />

(01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Rauch-Kallat <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>: Notfalls auch Sanktionen,<br />

15.03.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/005_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=15.03.1993&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Havel verteidigt <strong>Temelin</strong>, Klestil für Ausstiegshilfe,<br />

16.03.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/172_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=16.03.1993&seite=00<br />

(30.06.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). US-Kredit für <strong>Temelin</strong> wackelt, 02.10.1993, abgerufen<br />

auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

740_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=02.10.1993&seite=00 (01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). <strong>Temelin</strong>: Land OÖ will US-Konzern haftbar machen,<br />

05.10.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/052_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=05.10.1993&seite=00<br />

(01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Endspurt um <strong>Temelin</strong>, 08.10.1993, abgerufen auf der<br />

Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/376_001.dcs<br />

&ausgabe=OOEN&datum=08.10.1993&seite=00 (01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1993). Tschechen steigen groß ins Geschäft mit Atommüll ein,<br />

18.12.1993, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/856_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=18.12.1993&seite=00<br />

(01.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1994). USA: Schlechte Aussichten auf Widerruf des <strong>Temelin</strong>-<br />

Entscheids, 04.02.1994, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/542_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=04.02.1994&seite=00<br />

(03.07.2003).<br />

168


- Oberösterreichische Nachrichten (1994). Experten sollen US-Politiker von <strong>Temelin</strong>-Gefahren<br />

überzeugen, 05.02.1994, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/672_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=05.02.1994&seite=00<br />

(03.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1994). AKW <strong>Temelin</strong>: Lobbying und Politstreit, 17.02.1994,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

951_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=17.02.1994&seite=00 (03.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1994). <strong>Temelin</strong>: Prag plant nun Gegenoffensive, 26.02.1994,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten…/<br />

056_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=26.02.1994&seite=00 (03.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1994). Kredit für den Weiterbau von <strong>Temelin</strong> ist nun fix,<br />

11.03.1994, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/724_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=11.03.1994&seite=00<br />

(03.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1995). Tschechischer Alarm wegen <strong>Temelin</strong> und Dukovany,<br />

09.05.1995, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten…/257_001.dcs&ausgabe=OOEN&datum=09.05.1995&seite=00<br />

(05.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1996). Tschechei verbeißt sich gesetzlich in die Atomkraft,<br />

05.01.1996, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?drucken=&query=-shlyc:client/ooen/ooen/text…/Grube<br />

(05.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1996). „Signal der Vernunft aus <strong>Temelin</strong>“, 03.08.1996,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/<br />

archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=03.08.1996&Seite=00 (05.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1996). Tschechische Atomgegner fordern mit Klage Einblick<br />

in <strong>Temelin</strong>-Bauakten, 08.11.1996, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen<br />

Nachrichten www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=08.11.1996&Seite=01<br />

(05.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1997). Atommüll nach <strong>Temelin</strong>, 12.02.1997, abgerufen auf<br />

der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/archiv?druck…/<br />

Hauptausgabe&datum=12.02.1997&Seite=00 (06.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1997). „Stoppt <strong>Temelin</strong>“ mit Vorbehalt: Bartenstein will<br />

West-Standard, 13.03.1997, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=13.03.1997&Seite=00 (06.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1997). Kritik an Klima, 07.05.1997, abgerufen auf der<br />

Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/archiv?druck<br />

…/Hauptausgabe&datum=07.05.1997&Seite=00 (06.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1997). Erste Parteistellung gegen <strong>Temelin</strong>, 14.08.1997,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichchten www.nachrichten.at/<br />

archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=14.08.1997&Seite=01 (06.07.2003).<br />

169


- Oberösterreichische Nachrichten (1997). „AKW <strong>Temelin</strong> ist unsicher und unwirtschaftlich“,<br />

04.12.1997, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=04.12.1997&Seite=01 (06.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). „Bedenken“ gegen <strong>Temelin</strong>, 28.01.1999, abgerufen auf<br />

der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/archiv?druck…/<br />

Hauptausgabe&datum=28.01.1999&Seite=01 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). <strong>Temelin</strong>: Schlussoffensive im Europaparlament,<br />

23.04.1999, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=23.04.1999&Seite=01 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). Letzte Appelle an Prag und an den Bundeskanzler,<br />

08.05.1999, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=08.05.1999&Seite=02 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). Beschluss für <strong>Temelin</strong> wird kaum ein<strong>zu</strong>halten sein,<br />

14.05.1999, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=14.05.1999&Seite=00 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). „Österreich ermöglichen, das AKW <strong>zu</strong> akzeptieren“<br />

07.08.1999, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=07.08.1999&Seite=00 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (1999). Chaos regiert in der österreichischen Atompolitik,<br />

16.11.1999, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=16.11.1999&Seite=00 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (2000). Auch in Tschechien wächst die Sorge über <strong>Temelin</strong>,<br />

09.09.2000, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=09.09.2000&Seite=02 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (2000). <strong>Temelin</strong>: Letzte Appelle an die Prager Regierung,<br />

09.10.2000, abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten, abgerufen unter<br />

www.nachrichten.at/archiv?druck…/Hauptausgabe&datum=09.10.2000&Seite=01 (07.07.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (2003). <strong>Temelin</strong> testet zweiten Block, 15.04.2003, abgerufen<br />

auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/arichiv?<br />

drucken=&query=shlyc:client/ooen/ooen/textarch/j... (18.09.2003).<br />

- Oberösterreichische Nachrichten (2003). „<strong>Temelin</strong> fertig“, verkündet Tschechien, 05.05.2003,<br />

abgerufen auf der Homepage der Oberösterreichischen Nachrichten www.nachrichten.at/<br />

archiv?druck.../Hauptausgabe&datum=.05.05.2003&seite=01 (18.09.2003).<br />

- Österreich Journal (2001). Sima: Regierung muss Anti-Atom-Strategie auf den Tisch legen,<br />

11.12.-17.12.2001, abgerufen auf der Homepage des Österreich Journals www.oejournal.at/Aktuelles/1202/<br />

polarchiv11121712.htm (07.10.2003).<br />

- Österreich Journal (2002). Thema <strong>Temelin</strong>: Molterer kündigt neuen Bericht an Parlament an,<br />

07.05.2002, abgerufen auf der Homepage des Österreich Journals www.oejournal.at/Aktuelles/05021/1_1apolarchiv07050905.htm<br />

(30.06.2003).<br />

170


- Österreich Journal (2002). EU will stärker abgestimmtes Vorgehen in Energiefragen, 25.06.-<br />

01.07.2002, abgerufen auf der Homepage des Österreich Journals www.oe-journal.at/<br />

Aktuelles/0602/03_04eu25060107.htm (13.10.2003).<br />

- Österreich Journal (2002). Sima kritisiert Kniefall der EU vor der Nuklearindustrie, 25.06.-<br />

01.07.2002, abgerufen auf der Homepage des Österreich Journals www.oe-journal.at/Aktuelles<br />

/0602/03_04eu25060107.htm (13.10.2003).<br />

- ÖVP Parteizentrale Wien (2003). Standpunkt der ÖVP <strong>zu</strong>r Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und<br />

<strong>Temelin</strong>, am 10.09.2003 per Post übermittelt von der Bundesparteizentrale, Wien.<br />

- Parlamentskorrespondenz (2001). <strong>Temelin</strong>: Regierung und Opposition meilenweit auseinander,<br />

07.12.2001, Artikel aus der Parlamentskorrespondenz, Nr. 869, abgerufen auf der Homepage des<br />

österreichischen Parlaments www.parlinkom.gv.at/pd/pk/2001/PK0869.html (07.10.2003).<br />

- Parlamentskorrespondenz (2001). <strong>Temelin</strong>: Vier-Parteien-Antrag <strong>zu</strong>r Umset<strong>zu</strong>ng des Protokolls<br />

von Melk, 13.02.2001, Artikel aus der Parlamentskorrespondenz <strong>zu</strong> den Anträgen 374-384, Nr.<br />

93, abgerufen auf der Homepage des österreichischen Parlaments www.parlinkom.gv.at<br />

/pd/pk/2001/PK0093.html (31.10.2003).<br />

- Prague Post (1994). Nuclear Plant Loan angers Protesters, 02.02.1994, abgerufen auf der<br />

Homepage der Prague Post www.praguepost.newtonit.cz/qfullhit.htw?CiWebHitsFile=%2<br />

Fnoviny%2Fana%2Fpo… (11.11.2003).<br />

- Profil (1990). „Unser Land ist instabil“, 23.07.1990, Vol. 30, 40-41.<br />

- Pavlovec, Radko (2002). Ökonomischer Vergleich der Fertigstellung und Inbetriebnahme des<br />

AKW <strong>Temelin</strong> mit der Nullvariante durch Ermittlung der niedrigsten Kosten (Least Cost Study),<br />

abgerufen auf der Homepage des <strong>Temelin</strong> Beauftragten des Landes Oberösterreich<br />

www.temelin.com/pdf/Konferenz%20Krumau/D/06%20Pavlovec%20D.pdf (14.05.2003).<br />

- Pavlovec, Radko (2003). <strong>Temelin</strong> Betreiber verliert trotz Übernahme der Distributionsgesellschaften<br />

dramatisch an Wert, Pressemitteilung des Büros Radko Pavlovec, 11.06.2003.<br />

- Prinzhorn, Thomas (2002). Wortmeldung, in: Stenographische Protokolle des Nationalrates, 22.<br />

Gesetzgebungsperiode, 1. Sit<strong>zu</strong>ng, 20.12.2002, 67, abgerufen auf der Homepage des<br />

österreichischen Parlaments www.parlament.gv.at (05.10.2003).<br />

- Radio Prag (2000). Politiker <strong>zu</strong>m AKW <strong>Temelin</strong>, 14.12.2000, abgerufen auf der Homepage von<br />

Radio Prag www.radio.cz/print/de/8556 (31.10.2003).<br />

- Radio Prag (2002 a). CSSD: Die Tschechische Sozialdemokratische Partei, o. D., abgerufen auf<br />

der Homepage von Radio Prag www.radio.cz/de/html/cssd.html (25.10.2003).<br />

- Radio Prag (2002 b). KSCM: Die Kommunistische Partei Böhmens und Mährens, o. D.,<br />

abgerufen auf der Homepage von Radio Prag www.radio.cz/de/html/kscm.html (25.10.2003).<br />

- Radio Prag (2002 c). ODS: Die Demokratische Bürgerpartei, o. D., abgerufen auf der Homepage<br />

von Radio Prag www.radio.cz/de/html/ods.html (25.10.2003).<br />

- Radio Prag (2002 d). ODS: Die Christlich-Demokratische Union – Tschechoslowakische<br />

Volkspartei, o. D., abgerufen auf der Homepage von Radio Prag www.radio.cz/de/html<br />

/kdu_cls.html (25.10.2003).<br />

- Radio Prag (2003). <strong>Temelin</strong>: Ein politisches und ökologisches Thema, o. D., abgerufen auf der<br />

Homepage von Radio Prag www.radio.cz/de/arkikel/46578 (04.03.2003).<br />

171


- Rat der Europäischen Union (2001). Evaluation of nuclear Safety in the Candidate Countries in<br />

the Context of Enlargement. Available Session Paper Summaries of the 1st Annual European<br />

Energy and Transport Conference, Theme 3: Ensuring nuclear safety, Session 3D: Safe nuclear<br />

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http://europa.eu.int/comm/energy_transport/ library/speaker-summ-barce/speaker-summ-3d.pdf<br />

- Rauter, Friedrich (2003). Persönlich geführtes Interview vom 23.07.2003, St. Pölten.<br />

- Reichhold, Mathias (1997). Wortmeldung: in: Stenographische Protokolle des Nationalrates, 20.<br />

Gesetzgebungsperiode, 81. Sit<strong>zu</strong>ng, 10.07.1997, 252.<br />

- Reyl (2000). Kernkraftwerke in Osteuropa, abgerufen auf dem Homepage Tschernobyl – Fakten,<br />

Ursachen und Hintergründe www.reyl.de/tschernobyl/osteuropa.html (23.10.2002).<br />

- Reyl (2003). Dukovany, abgerufen auf der Homepage Tschernobyl – Fakten, Ursachen und<br />

Hintergründe www.reyl.de/tschernobyl/osteuropa/ dukovany (23.10.2002).<br />

- Schaller, Christian (1987). Die österreichische Kernenergiekontroverse: Meinungsbildungs- und<br />

Entscheidungsprozesse mit besonderer Berücksichtigung der Auseinanderset<strong>zu</strong>ng um das<br />

Kernkraftwerk Zwentendorf bis 1981. Dokumentation – Analyse - Interpretation, Phil. Diss.,<br />

Salzburg.<br />

- Salzburger Landtag (2000). Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Umweltschutz und<br />

Verkehr <strong>zu</strong>m Antrag der Abg. Neureiter, Strebl, Schnell und Reiter betreffend die<br />

Abschlusserklärung der Konferenz der österreichischen Landtage <strong>zu</strong>r Verhinderung grenznaher<br />

Atomkraftwerke am 22. September 2000 in Salzburg, 22.11.2000, abgerufen auf der Homepage<br />

der Salzburger Landesregierung www.salzburg.gv.at/lpi-meldung?nachrid=14753 (09.10.2003).<br />

- Salzburger Landtag (2001). Bericht des Ausschusses für Raumordnung, Umweltschutz und<br />

Verkehr <strong>zu</strong>m dringlichen Antrag der Abg. Griessner, Bommer, Neureiter, Essl und Reiter<br />

betreffend die Haltung des Salzburger Landtages <strong>zu</strong>m AKW <strong>Temelin</strong>, insbesondere <strong>zu</strong> kürzlich<br />

vorgelegten Dokumentation <strong>zu</strong>r Umweltverträglichkeitsprüfung, 25.04.2001, abgerufen auf der<br />

Homepage der Salzburger Landesregierung www.salzburg.gv.at/lpi-meldung?nachrid=15225<br />

(09.10.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (1993). Prag vor Stunde der Atom-Wahrheit, 08.01.1993, 6.<br />

- Salzburger Nachrichten (1993). Tschechien für weiteren Ausbau der Kernenergie – Braunkohle-<br />

Kraftwerke größter Verschmutzer, 09.01.1993, 6.<br />

- Salzburger Nachrichten (1993). Heftige Proteste gegen AKW-Bau in <strong>Temelin</strong>. Ratzenböck<br />

fordert Recht auf Mitsprache, 27.01.1993, 8.<br />

- Salzburger Nachrichten (1994). „Zwar freundlich im Ton, aber hart in der Sache“, 21.02.1994, 2.<br />

- Salzburger Nachrichten (1994). <strong>Temelin</strong>: Punktsieg in der ersten Runde, 25.02.1994, 8.<br />

- Salzburger Nachrichten (1994). Keine Kreuzzüge, nur Argumente gegen <strong>Temelin</strong>, 26.02.1994, 2.<br />

- Salzburger Nachrichten (1994). US-Protest gegen <strong>Temelin</strong>, 04.03.1994, 2.<br />

- Salzburger Nachrichten (1994). Atomgesetz noch vor Inbetriebnahme des AKW <strong>Temelin</strong>,<br />

21.05.1994, 6.<br />

- Salzburger Nachrichten (1995). Widerstand gegen <strong>Temelin</strong>, 29.09.1995, 20.<br />

172


- Salzburger Nachrichten (1997). Baustopp in <strong>Temelin</strong> eingeklagt, 11.09.1997, abgerufen auf<br />

Homepage der Salzburger Nachrichten www.salzburg.com/cgi-bin/sn/printArticle.pl?xm=13460<br />

(06.07.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (1998). Tschechien will Alternative <strong>zu</strong> AKW <strong>Temelin</strong>, 03.04.1998,<br />

abgerufen auf der Homepage der Salzburger Nachrichen www.salzburg.com/cgibin/sn/printArticle.pl?xm=61615<br />

(21.11.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (1998). <strong>Temelin</strong>-Prüfung ohne Österreich, 12.08.1998, abgerufen auf<br />

der Homepage der Salzburger Nachrichten www.salzburg.com/cgi-bin/sn/<br />

printArticle.pl?xm=47043 (21.11.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (2000). Externe Prüfung <strong>Temelin</strong>s, 13.12.2000, abgerufen auf der<br />

Homepage der Salzburger Nachrichten www.salzburg.com/cgi-bin/sn/printArticle.pl?xm=<br />

169925 (31.10.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (2000). Jetzt prüft die EU <strong>Temelin</strong>, 14.12.2000, abgerufen auf der<br />

Homepage Salzburger Nachrichten www.salzburg.com/cgi-bin/sn/printArticle.pl?xm=170083<br />

(31.10.2003).<br />

- Salzburger Nachrichten (2001). „Der Weg der Vernunft“, 30.11.2001, abgerufen auf der<br />

Homepage der Salzburger Nachrichten www.salzburg.com/cgi-bin/printArticle.pl?xm=223677<br />

(31.10.2003).<br />

- Scharinger, Judith (1993). <strong>Temelin</strong>: Schwere Vorwürfe von Umweltschützern, in: Salzburger<br />

Nachrichten, 04.08.1993, 3.<br />

- Scherhaufer, Patrick/Heinz Högelsberger (1999). EU-Erweiterung und nukleare Sicherheit<br />

(Schwerpunkt Tschechische Republik). Eine Dokumentation, Anti-Atom-International (AAI),<br />

Wien.<br />

- Sliva, Katrin (2002). Wirtschaftlichkeit des AKW-<strong>Temelin</strong> auf dem Prüfstand, 14.12.2002,<br />

abgerufen auf der Homepage von Radio Prag www.radio.cz/print/de/35722 (14.05.2003).<br />

- Schneibergova, Martina/Rudi Hermann (2000 a). Der tschechische Kohlebergbau nach der<br />

Inbetriebnahme von <strong>Temelin</strong>, 13.09.2000, abgerufen auf der Homepage von Radio Prag<br />

www.radio.cz/print/de/9613 (14.05.2003).<br />

- Schneibergova, Martina (2000 b). Gesetzesentwurf über ein Referendum <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> hat kaum<br />

Chancen vom Parlament gebilligt <strong>zu</strong> werden, 12.07.2000, abgerufen auf der Homepage von<br />

Radio Prag www.radio.cz/prin/de/7378 (24.11.2003).<br />

- Schneibergova, Martina (2000 c). Gegner des Atomkraftwerkes <strong>Temelin</strong> überreichen im<br />

Parlament die Petition für ein Referendum <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>, 11.07.2000, abgerufen auf der Homepage<br />

von Radio Prag www.radio.cz/prin/de/8298 (24.11.2003).<br />

- Schöfbänker, Georg/ Erfried Erker (1989). Wackersdorf und Salzburg. Konturen einer Politik<br />

gegen eine Plutoniumfabrik, in: Herber Dachs/Roland Floimair (Hg.): Salzburger Jahrbuch für<br />

Politik 1989, Residenz Verlag, Salzburg/Wien, 99-120.<br />

- SPÖ (2002). Sima <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. Schüssel hat in Kopenhagen bittere Rechnung für Versäumnis<br />

von Schwarz-Blau präsentiert bekommen, 14.12.2002, abgerufen auf der Homepage der<br />

Sozialdemokratischen Partei Österreichs www.spoe.at/online/page.php?P=1215 (05.10.2003).<br />

173


- SPÖ (2003). Sima nach 43. Panne in <strong>Temelin</strong>: Österreich darf EURATOM<br />

Kreditrahmenerhöhung nicht <strong>zu</strong>stimmen!, 01.04.2003, abgerufen auf der Homepage der<br />

Sozialdemokratischen Partei Österreichs www.spoe.at/online/page.php?P=2437 (05.10.2003).<br />

- Stenographische Protokolle des Österreichischen Nationalrats (1997). Entschließungsantrag der<br />

Abgeordneten Kopf, Oberhaidinger, Mag. Schweitzer, Mag. Barmüller, Anschober und<br />

Genossen betreffend der Fortführung der österreichischen Atomenergiepolitik, 20.<br />

Gesetzgebungsperiode, 81. Sit<strong>zu</strong>ng, 10.07.1997, 241-244.<br />

- Stenographische Protokolle der Österreichischen Nationalrats (1999). Entschließungsantrag der<br />

Abgeordneten Karlheinz Kopf, Georg Oberhaidinger, Mag. Karl Schweitzer, Dr. Gabriela<br />

Moser, Mag. Thomas Barmüller und Genossen betreffend Umset<strong>zu</strong>ng des Aktionsplans für die<br />

weitere österreichische Anti-Atom-Politik im europäischen Zusammenhang, 20.<br />

Gesetzgebungsperiode, 179. Sit<strong>zu</strong>ng, 14.07.1999, 56-57, abgerufen auf der Homepage der<br />

österreichischen Parlaments http://www.parlament.gv.at/pls/portal/docs/page/PG/DE/XX/<br />

NRSITZ/NRSITZ_00179/ fnameorig_000000.html (22.01.2004).<br />

- Stenographische Protokolle des Österreichischen Nationalrats (2000). Entschließungsantrag der<br />

Abgeordneten Dr. Andreas Khol, Ing. Peter Westenthaler, Mag. Ulrike Sima, Dr. Eva<br />

Glawischnig und Genossen betreffend österreichische Bedenken im Zusammenhang mit der<br />

geplanten Inbetriebnahme des AKW <strong>Temelin</strong>, 21. Gesetzgebungsperiode, 35. Sit<strong>zu</strong>ng,<br />

05.09.2000, 86, abgerufen auf der Homepage des österreichischen Parlaments<br />

http://www.parlament.gv.at/pls/portal/docs/page/PG/DE/XXI/NRSITZ/NRSITZ_00035/fnameor<br />

ig_000000.html (19.10.2003).<br />

- Stenographische Protokolle des Österreichischen Nationalrats (2002). Entschließungsantrag der<br />

Abgeordneten Dr. Cap, Mag. Ulrike Sima, Dr. Eva Glawischnig und KollegInnen betreffend<br />

dringend notwendige Initiativen der österreichischen Bundesregierung im Rahmen der Anti-<br />

Atom-Politik Österreichs <strong>zu</strong>m Bericht des Umweltausschusses über den Antrag 384/A (E) der<br />

Abgeordneten Karlheinz Kopf, Ing. Fallent, Dr. Eva Glawischnig, Mag. Ulrike Sima,<br />

Kolleginnen und Kollegen betreffend die Umset<strong>zu</strong>ng des "Protokolls von Melk" bezüglich des<br />

Kernkraftwerks <strong>Temelin</strong>, 21. Gesetzgebungsperiode, 110. Sit<strong>zu</strong>ng, 10.07.2002, 64, abgerufen<br />

auf der Homepage des österreichischen Parlaments http://www.parlament.gv.at/<br />

pls/portal/docs/page/PG/DE/XXI/NRSITZ/NRSITZ_00110/fnameorig_000000.html#Seite_042.<br />

html (19.10.2003).<br />

- Strasky, Dalibor (2003). Persönlich geführtes Interview vom 10.09.2003, Prag.<br />

- Schwischei, Gerhard (1993). Tschechen für Weiterbau des AKW <strong>Temelin</strong>. Heimische<br />

Atomgegner machen mobil, in: Salzburger Nachrichten, 10.03.1993, 9.<br />

- Tiroler Landesregierung (o. J.). EU Erweiterung. Gemeinsame/einheitliche Länderstellungnahme,<br />

abgerufen auf der Homepage der Tiroler Landesregierung www.tirol.gv.at/themen<br />

/tirolundeuorpa/tiroleraussenpolitik/downloads/download1erweit.doc (14.10.2003).<br />

- Tschechische Botschaft Wien (2003). Bericht der Tschechischen Botschaft <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> auf<br />

Anforderung der Autorin am 16.12.2003 per Email erhalten.<br />

174


- Vanderbilt Universität (2000). SUJB studied German assessment before issuing <strong>Temelin</strong> permit<br />

– Krs, 09.07.2000, abgerufen auf der Homepage der Vanderbilt Universität Nashville<br />

www.vanderbild.edu/radsafe/0007/msg00081.htm (25.10.2003).<br />

- Verfassungsgerichtshof (2003). Erkenntnis des österreichischen Verfassungsgerichtshofes G<br />

121/03ua, 02.10.2003, abgerufen auf der Homepage der österreichischen<br />

Verfassungsgerichthofes www.vfgh.gv.at/vfgh/presse.html (22.01.2004).<br />

- Verordnung (1995) (EG) Nr. 384/96 des Rates vom 22. Dezember 1995 über den Schutz gegen<br />

gedumpte Einfuhren aus nicht <strong>zu</strong>r Europaeischen Gemeinschaft gehörenden Ländern, abgerufen<br />

auf der Homepage der Europäischen Union http://europa.eu.int/smartapi/cgi/sga_doc?smartapi!<br />

celexapi!prod!CELEXnumdoc&lg=DE&numdoc=31996R0384&model=guichett (22.01.2004).<br />

- Vranitzky, Franz (1990). Regierungserklärung, in: Stenographische Protokolle des<br />

Österreichischen Nationalrates, 18. Gesetzgebungsperiode, 7. Sit<strong>zu</strong>ng, 18.12.1990, 325-345.<br />

- Vranitzky, Franz (1994). Wortmeldung, in: Stenographische Protokolle des Österreichischen<br />

Nationalrates, 18. Gesetzgebungsperiode, 152. Sit<strong>zu</strong>ng, 02.02.1994, 17687-17689.<br />

- Weixler, Helmut (1993). Poker um <strong>Temelin</strong>, in: Profil, 5/01.02.1993, 30.<br />

- Wenisch, Antonia/Peter Bossew (1992). Atomenergie für die CSFR? Energiepolitische,<br />

ökonomische und sicherheitstechnische Argumente gegen die Atomwirtschaft, Österreichisches<br />

Ökologie-Institut, Wien.<br />

- WKO (2001). Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung: <strong>Temelin</strong> darf Wirtschaftsbeziehungen<br />

<strong>zu</strong> Tschechien nicht trüben, 26.04.2001, abgerufen auf der Homepage der<br />

österreichischen Wirtschaftskammer www.wko.at/ooe/Medien/2001/April/MA26.04. WKIV<br />

<strong>Temelin</strong>.htm (29.11.2003).<br />

175


Anhang<br />

Übersicht<br />

Jahr Österreich Tschechische Republik<br />

1989 – Ende des Jahres stoppte die<br />

Regierung den Ausbau der<br />

Reaktoren 3 und 4<br />

1992 – Österreich startet intensive<br />

Bemühungen um <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong><br />

verhindern<br />

– Man überlegt, ob man <strong>Temelin</strong><br />

überhaupt fertig bauen soll<br />

– Vaclav Klaus wird<br />

Premierminister<br />

1993 – Die Regierung macht<br />

Ausstiegsangebote; man hofft<br />

<strong>Temelin</strong> ganz <strong>zu</strong> Fall <strong>zu</strong><br />

bringen<br />

– Die Regierung bemüht sich<br />

Parteienstellung im UVP<br />

Verfahren <strong>zu</strong>m Zwischenlager<br />

in Dukovany <strong>zu</strong> erlangen; die<br />

Versuche scheitern<br />

– Teilung der CSFR<br />

– Die Regierung beschließt<br />

<strong>Temelin</strong> von vier auf zwei<br />

Reaktoren <strong>zu</strong> reduzieren<br />

– Bau des Zwischenlagers in<br />

Dukovany wird begonnen,<br />

nachdem die österreichischen<br />

Einwände weitgehend<br />

ignoriert wurden<br />

1994 – Österreich versucht<br />

Entscheidung der<br />

amerikanischen EXIM Bank<br />

über die Kreditvergabe an CEZ<br />

<strong>zu</strong> revidieren<br />

– Eine Delegation wird nach<br />

Washington geschickt<br />

– Starkes Lobbying seitens der<br />

tschechischen Regierung in<br />

Washington für den EXIM<br />

Kredit<br />

– Diplomatische Spannung<br />

zwischen Österreich und<br />

Tschechien; österreichische<br />

Interventionen werden als<br />

Einmischung in innere<br />

Angelegenheiten betrachtet<br />

176


1995 – Nuklearinformationsabkommen<br />

wird vertieft<br />

– Entschließungsantrag der<br />

österreichischen<br />

Parlamentsparteien über das<br />

weitere Vorgehen in Sachen<br />

<strong>Temelin</strong><br />

1996 – Skandal um Auftragsvergabe<br />

an Westinghouse wird<br />

aufgedeckt<br />

– Arbeiten am Entwurf für ein<br />

Atomgesetz beginnen<br />

– Tschechische NGOs klagen<br />

mit Erfolg auf Durchführung<br />

einer Teil-UVP in <strong>Temelin</strong><br />

1997 – Abermaliger<br />

Entschließungsantrag im<br />

Parlament <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong><br />

– Treffen Klima – Klaus; Klima<br />

entkräftet die Vetodrohungen<br />

gegen den Beitritt Tschechiens<br />

<strong>zu</strong>r EU<br />

– Tschechisches Atomgesetz<br />

tritt in Kraft<br />

– Vorsitzender der<br />

Sozialdemokraten Zeman<br />

fordert Volksabstimmung <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong><br />

– Regierung Klaus tritt <strong>zu</strong>rück<br />

– Heftige Proteste gegen<br />

geplantes Zwischenlager in<br />

<strong>Temelin</strong><br />

1998 – Europäischer Rat in Wien; das<br />

Thema nukleare Sicherheit im<br />

Kontext der Erweiterung<br />

– Regierung bestellt<br />

Expertenteam, das <strong>Temelin</strong><br />

eingehend prüfen soll<br />

konnte erstmals eingebracht<br />

werden<br />

1999 – Entschließung des<br />

Europäischen Parlaments <strong>zu</strong><br />

<strong>Temelin</strong> wird von Österreich<br />

– Regierung beschließt <strong>Temelin</strong><br />

fertig <strong>zu</strong> bauen<br />

177


egrüßt<br />

– Europäischer Rat von Köln<br />

– Aktionsplan der<br />

Bundesregierung<br />

2000 – In Österreich gibt es heftige<br />

Proteste und Vetodrohungen<br />

werden immer lauter;<br />

– Start des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es<br />

2001 – Europäischer Rat in Laeken;<br />

Energiekapitel wird<br />

abgeschlossen<br />

2002 – Anti-<strong>Temelin</strong> Volksbegehren<br />

der FPÖ<br />

– Europäischer Rat von<br />

Kopenhagen; Integration des<br />

<strong>Melker</strong> Abkommens in<br />

Beitrittsvertrag scheitert<br />

2003 – Heftige Kritik aus Österreich<br />

– Greenpeace Volksbegehren für<br />

ein atomfreies Europa<br />

– <strong>Temelin</strong> geht in Probebetrieb<br />

– Die Regierung wendet sich<br />

wegen der Grenzblockade an<br />

die Europäische Kommission<br />

– Ergebnis der UVP liegt vor<br />

– Entwurf eines Energieplans<br />

bis 2030 wird erarbeitet; sieht<br />

drei nukleare Optionen vor<br />

178


Tabellarische Übersichten<br />

Die Regierungen der Republik Österreich seit 1989<br />

Regierung Vranitzky II (SPÖ/ÖVP) Jänner 1987 — Dezember 1990<br />

Regierung Vranitzky III (SPÖ/ÖVP) Dezember 1990 — November 1994<br />

Regierung Vranitzky IV (SPÖ/ÖVP) November 1994 — März 1996<br />

Regierung Vranitzky V(SPÖ/ÖVP) März 1996 — Jänner 1997<br />

Regierung Klima (SPÖ/ÖVP) Jänner 1997 — Februar 2000<br />

Regierung Schüssel I (ÖVP/FPÖ) Februar 2000 — Februar 2003<br />

Regierung Schüssel II (ÖVP/FPÖ) Februar 2003 — ?<br />

Die Aufteilung des <strong>zu</strong>ständigen Ressorts „Umwelt“ in Österreich<br />

BM für Gesundheit und Umweltschutz 1972 — 1987<br />

BM für Umwelt, Jugend und Familie 1987 — 1994<br />

BM für Umwelt 1995 — 1996<br />

BM für Umwelt, Jugend und Familie 1996 — 2000<br />

BM für Land- und Forstwirtschaft, Wasserwirtschaft und Umwelt 2000 — ?<br />

Die Umweltminister der Republik Österreich seit 1989<br />

Marilies Flemming (ÖVP) Jänner 1987 — März 1991<br />

Ruth Feldgrill-Zankl (ÖVP) März 1991 — November 1992<br />

Maria Rauch-Kallat (ÖVP) November 1992 — Mai 1995<br />

Martin Bartenstein (ÖVP) Mai 1995 — Februar 2000<br />

Wilhelm Molterer (ÖVP) Februar 2000 — Februar 2003<br />

Josef Pröll (ÖVP) Februar 2003 — ?<br />

179


Die Regierungen der Tschechischen Republik seit 1989<br />

Regierung Pithart (tschechischer Landesteil) (KDU-CSL) 5 Juni 1990 — Juli 1992<br />

Regierung Klaus I (ODS/ODA/KDU-CSL/KDS) Juli 1992 — Juli 1996<br />

Regierung Klaus II (ODS/ODA/KDU-CSL) Juli 1996 — Jänner 1998<br />

Interimsregierung Tosovsky (parteilos) Jänner 1998 — Juli 1998<br />

Regierung Zeman (CSSD) Juli 1998 — Juli 2002<br />

Regierung Spidla (CSSD/KDU-CSL/UD-DEU) Juli 2002 — ?<br />

Die Umweltminister der Tschechischen Republik seit 1989<br />

Bedrich Moldan (ODS) Juni 1990 — Jänner 1991<br />

Ivan Dejmal (OF) Jänner 1991 — Juli 1992<br />

Fransisek Benda (KDS) Juli 1992 — Juli 1996<br />

Jiri Skalicky (?) Juli 1996 — Februar 1998<br />

Martin Bursik (CSSD) Februar 1998 — Juli 1998<br />

Milos Kuzvart (CSSD) Juli 1998 — Juli 2002<br />

Livor Ambrozek (KDU-CSL) Juli 2002 — ?<br />

Die Industrieminister der Tschechischen Republik seit 1989<br />

Jan Vrba (?) Juni 1990 — Juli 1992<br />

Vladimir Dlouhy (ODS) Juli 1992 — Mai 1997<br />

Karel Kühnl (?) Mai 1997 — Juli 1998<br />

Miroslav Gregr (CSSD) Juli 1998 — Juli 2002<br />

Jiri Rusnok (CSSD) Juli 2002 — März 2003<br />

Milan Urban (CSSD) März 2003 — ?<br />

5 Regierungschefs der gesamten CSSR waren: bis 1989 Adamec und sein Nachfolger Calfa (1989-1992); beides<br />

Kommunisten;<br />

180


Interview-Dokumentation<br />

Interviewpartner: Ralf Böckle, Mitarbeiter im österreichischen Bundeskanzleramt<br />

Datum des Interviews: 10.07.2003<br />

Ort des Interviews: Parlamentsgebäude, Wien<br />

Dauer des Interviews: 10:00-10:45 Uhr<br />

Interviewpartner: Maria Fellner, PLAGE Salzburg<br />

Datum des Interviews: 21.07.2003<br />

Ort des Interviews: PLAGE Büro, Salzburg<br />

Dauer des Interviews: 14:30-16:10 Uhr<br />

Interviewpartner: Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Manfred Heindler, Institut für Theoretische Physik,<br />

Technische Universität Graz; österreichischer Experte bei der Bohunice Kommission, der Washington<br />

Mission und im <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong><br />

Datum des Interviews: 25.07.2003<br />

Ort des Interviews: Technische Universität, Graz<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:30 Uhr<br />

Interviewpartner: Dr. Heinz Högelsberger, Global2000<br />

Datum des Interviews: 24.07.2003<br />

Ort des Interviews: Global2000 Büro, Wien<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:45 Uhr<br />

Interviewpartner: a. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Kromp, Institut für Risikoforschung Wien, österreichischer<br />

Experte bei der Bohunice Kommission und im <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong><br />

Datum des Interviews: 15.07.2003<br />

Ort des Interviews: Institut für Risikoforschung, Wien<br />

Dauer des Interviews: 13:00-14:30 Uhr<br />

Interviewpartner: Ing. Petr Krs, Tschechisches Staatsamt für Nukleare Sicherheit<br />

Datum des Interviews: 11.09.2003<br />

Ort des Interviews: VIC, Wien<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:00 Uhr<br />

Interviewpartner: Mag. Gerhard Loidl, Mitarbeiter im Büro des Beauftragten für grenznahe Atomkraftwerke<br />

des Landes Oberösterreich<br />

Datum des Interviews: 23.07.2003<br />

Ort des Interviews: Büro, Linz<br />

Dauer des Interviews: 15:00-16:30 Uhr<br />

Interviewpartner: Franz Meister, Umweltbundesamt<br />

Datum des Interviews: 10.07.2003<br />

181


Ort des Interviews: Umweltbundesamt, Wien<br />

Dauer des Interviews: 13:00-14:30 Uhr<br />

Interviewpartner: Dipl.-Ing. Andreas Molin, Leiter der Nuklearkoordination Bundesministerium für<br />

Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

Datum des Interviews: 15.07.2003<br />

Ort des Interviews: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft,<br />

Wien<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:40 Uhr<br />

Interviewpartner: Milan Nebesar; Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong><br />

Datum des Interviews: 09.09.2003<br />

Ort des Interviews: KKW <strong>Temelin</strong>, Tschechische Republik<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:35 Uhr<br />

Interviewpartner: Dipl.-Ing. Friedrich Rauter, Abteilung Umwelttechnik, Amt der Niederösterreichischen<br />

Landesregierung<br />

Datum des Interviews: 23.07.2003<br />

Ort des Interviews: Landhaus, St. Pölten<br />

Dauer des Interviews: 10:00-11:15 Uhr<br />

Interviewpartner: Ing. Dalibor Strasky, Tschechisches Umweltministerium<br />

Datum des Interviews: 10.09.2003<br />

Ort des Interviews: Tschechisches Umweltministerium, Prag<br />

Dauer des Interviews: 13:00-14:30 Uhr<br />

182

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