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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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heiten kam. SPÖ, ÖVP sowie die Sozialpartner sprachen sich für die Nut<strong>zu</strong>ng der<br />

Kernenergie aus, wohingegen die FPÖ eine ablehnende Haltung einnahm. Es gab<br />

weiters Unterschiede in der Haltung zwischen Landes- und Bundesebene: der<br />

sozialdemokratische Landesrat Hartl versprach eine Intervention beim Gesundheitsministerium,<br />

wenn keine 100%ige Sicherheit beim Bau der KKWs garantiert werden<br />

könne.<br />

Die BIAG blieb unterdessen aktiv und forderte den Bürgermeister von St. Pantaleon auf<br />

eine Volksbefragung über die Einstellung der Gemeindebürger <strong>zu</strong>m Projekt <strong>zu</strong><br />

organisieren. Die Elektrizitätswirtschaft reagierte auf den <strong>zu</strong>nehmenden Protest mit<br />

Inseratenkampagnen, die über die Vorteile der Kernenergie aufklären sollten. Dem<br />

gegenüber standen die Oberösterreichischen Nachrichten, die sich <strong>zu</strong>nehmend als<br />

Plattform des Widerstandes sahen. Im Herbst 1974 wurde die Diskussion auf die<br />

bundespolitische Ebene gehoben. Der damalige Handelsminister Staribacher (SPÖ)<br />

verwies auf die strenge Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen beim Bau des<br />

Kraftwerks und Bundeskanzler Kreisky betrachtete die Kernenergie als notwendige<br />

Begleitmaßnahme für das Energiesparprogramm (Schaller 1987, 182). Zeitgleich<br />

präsentierte die ÖVP ein Energiekonzept, das ganz auf die Kernenergie setzte. Auch im<br />

Gemeinderat von St. Pantaleon hatte man sich mit neun gegen sechs Stimmen gegen<br />

eine Volksbefragung auf Gemeindeebene entschieden. Der Baubeginn Juli 1975 schien<br />

gesichert. Die BIAG - als Hauptträger des Protestes – wendete sich im Oktober 1974 in<br />

Briefen an alle Nationalratsabgeordneten, die Mitglieder der Landtage und<br />

Landesregierungen sowie an die Bürgermeister der Anrainergemeinden. Sie wurden in<br />

den Briefen aufgefordert eine eindeutige Stellung <strong>zu</strong>m Projekt <strong>zu</strong> beziehen. Das<br />

Ergebnis war bescheiden: nur die FPÖ solidarisierte sich mit den Atomgegnern,<br />

ansonsten blieben eindeutige Stellungnahmen aus. Im Dezember 1974 organisierte die<br />

BIAG in St. Pantaleon eine Befragung über den Bau des KKWs. Bei einer 70%igen<br />

Teilnahme sprachen sich 90 % gegen das Projekt aus. Es kam <strong>zu</strong> ersten<br />

Demonstrationen auf dem Baugelände in St. Pantaleon.<br />

Für die Bundesregierung wurde die Kontroverse <strong>zu</strong> einem Problem, da 1975 Nationalratswahlen<br />

geplant waren und sich allmählich Konflikte innerhalb der SPÖ über das<br />

Thema ab<strong>zu</strong>zeichnen begannen. Es konnte wahlentscheidend sein, wenige Monate vor<br />

den Wahlen eine Bauentscheidung für das KKW <strong>zu</strong> fällen, wenn der Großteil der<br />

Bevölkerung dagegen war. Die Idee einer Volksbefragung bzw. –abstimmung auf<br />

nationaler Ebene wurde laut, als die Oberösterreichischen Nachrichten diese Möglich-<br />

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