Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Die österreichische Regierung zeigte sich konsequent, und kündigte abermals an, das<br />
Energiekapitel auf keinen Fall ab<strong>zu</strong>schießen. Außenministerin Ferrero-Waldner (ÖVP)<br />
sprach sich jedoch gegen ein Veto aus. Die Opposition forderte die Unterbreitung eines<br />
Ausstiegsangebots an Tschechien.<br />
Die Grenzblockaden verschlechterten das Gesprächsklima jedoch <strong>zu</strong>sehends.<br />
Außenminister Kavan kündigte an, sich an die europäischen Behörden <strong>zu</strong> wenden, falls<br />
die Blockaden nicht eingestellt würden. Tschechische Politiker wie Klaus oder Gregr<br />
verteidigten <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong>nehmend vehementer, während die Zustimmung der<br />
Bevölkerung in Südböhmen <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> kontinuierlich <strong>zu</strong>nahm (Strasky, Interview,<br />
10.09.2003).<br />
Die Blockaden wurden nicht eingestellt, und das tschechische Kabinett wandte sich<br />
Mitte Oktober 2000 an die Europäische Kommission. Dort reagierte man jedoch noch<br />
nicht, sondern stellte nur fest, dass die Blockaden dem Assoziierungsabkommen<br />
widersprächen. Außenminister Kavan hatte darüber hinaus ein Treffen mit<br />
Erweiterungskommissar Verheugen verlangt, da man scheinbar das Problem mit Hilfe<br />
der Kommission <strong>zu</strong> lösen suchte. Die Chancen auf Verständnis <strong>zu</strong> treffen waren hier<br />
weitaus höher als bei Österreich, und das wusste auch das tschechische Kabinett.<br />
Währenddessen kritisierte der tschechische Parlamentspräsident Klaus die Regierung<br />
Zeman. Der Grund: die Teilnahme Tschechiens an den EU-Sanktionen gegen Österreich<br />
hätte Österreich einen Vorwand gegeben, erneut gegen <strong>Temelin</strong> vor<strong>zu</strong>gehen. (Der<br />
Standard, 23.10.2003)<br />
Ende Oktober 2000 trafen sich Bundeskanzler Schüssel und Premier Zeman um über<br />
das KKW <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> sprechen. Zeman versicherte, dass <strong>Temelin</strong> nicht in Betrieb gehen<br />
werde, sollte sich herausstellen, dass es unsicher wäre. Weiters einigte man sich darauf<br />
eine Beurteilung der Sicherheit des KKWs der Europäischen Kommission <strong>zu</strong><br />
überlassen. Schüssel sagte seinerseits <strong>zu</strong>, dafür Sorge <strong>zu</strong> tragen, dass die Grenzblockaden<br />
beendet würden.<br />
Die Situation drohte <strong>zu</strong> eskalieren, und deshalb einigte man sich auf einen neuerlichen<br />
Gesprächstermin im Dezember in Österreich unter Beisein des Erweiterungskommissars<br />
Verheugen. Der <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong> sollte das unnachgiebige Gesprächsklima zwischen<br />
beiden Staaten beenden, und ein offener Dialog sollte eine Lösung des Konflikts<br />
bringen.<br />
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