Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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sah vor, dass im Jahr 2000 60 % der Energie aus KKWs kommen sollte. Laut der<br />
veröffentlichten Analyse wäre dieser Ausbau rein finanziell unmöglich <strong>zu</strong> bewältigen<br />
gewesen. Hin<strong>zu</strong> kam die Tatsache, dass die KKWs sobald sie fertig gestellt, längst<br />
veraltet wären. Außerdem wurde damals schon vermutet, dass der Strom aus <strong>Temelin</strong><br />
aufgrund der Bauverzögerungen so teuer würde, dass er am westlichen Markt<br />
unmöglich konkurrenzfähig sein könnte. (OÖN, 04.01.1989) Man sieht also, dass<br />
manche Argumente durchaus schon Ende der 1980er Jahre bekannt waren – vor allem<br />
auch auf tschechoslowakischer Seite.<br />
Ebenfalls Anfang 1989 – im Februar – erregte ein Plan der österreichischen<br />
Verbundgesellschaft, eine Starkstromleitung an<strong>zu</strong>legen, Aufsehen. Diese Leitung sollte<br />
Atomstrom von der CSSR über die oberösterreichischen Bezirke Freistadt und Perg ins<br />
niederösterreichische Ernsthofen transportieren. Die Atomgegner kritisierten diesen<br />
Plan aufs Heftigste, da Österreich in seiner Anti-Atompolitik völlig unglaubwürdig<br />
würde. Einerseits kämpfte man gegen <strong>Temelin</strong> und andere umliegende KKWs,<br />
andererseits plante man eine Stromleitung, die es ermöglichen sollte Atomstrom aus der<br />
CSSR <strong>zu</strong> importieren. Die Verbundgesellschaft hatte schon in der Vergangenheit (siehe<br />
Kapitel 2) bewiesen, dass sie die Bemühungen der österreichischen Kernkraftgegner<br />
nicht voll inhaltlich unterstützte und durchaus mit der Kernenergie sympathisierte. Die<br />
oberösterreichische SPÖ kündigte nach bekannt werden dieses Planes einen<br />
Regierungsbeschluss an, der solche Importe verhindern sollte (OÖN, 14.03.1989). Mitte<br />
April 1989 zeigten die heftigen Proteste Wirkung. Der damalige oberösterreichische<br />
Landeshauptmann Ratzenböck (ÖVP) teilte mit, dass die Verbundgesellschaft die<br />
Starkstromleitung aus ihren Ausbauplänen genommen hätte (OÖN, 15.04.1989).<br />
Allerdings bestand weiter die Gefahr, dass Atomstrom über eine andere Route nach<br />
Österreich geführt werden sollte. Wenig später konzentrierte sich die Kritik auf die<br />
VOEST, da sie über Aufträge bei der Bauausführung von <strong>Temelin</strong> verhandelte. Die<br />
Grünen forderten eine öffentliche Diskussion <strong>zu</strong> diesem Thema, und reichten noch im<br />
selben Jahr einen Entschließungsantrag im Nationalrat ein, der VOEST Lieferungen<br />
nach <strong>Temelin</strong> verhindern sollte. Der Antrag fand jedoch keine Unterstüt<strong>zu</strong>ng. Die<br />
damalige Umweltministerin Flemming (ÖVP) kritisierte die VOEST Pläne ebenfalls,<br />
und kündigte an das Thema im Ministerrat <strong>zu</strong>r Sprache <strong>zu</strong> bringen.<br />
Die Idee, der CSSR finanzielle Hilfestellung im Falle eines Baustopps für <strong>Temelin</strong> und<br />
einer Aufgabe von Bohunice <strong>zu</strong> bieten, wurde erstmals Mitte 1989 laut.<br />
Umweltministerin Flemming sprach diese Möglichkeit bei einer Umweltkonferenz in<br />
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