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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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hatte damals schon ihren Kurs festgelegt. SPÖ und ÖVP wollten ihre Ablehnung nur<br />

auf Rüthi beschränkt wissen (Schaller 1987, 164). Im Herbst 1973 bezeichnete<br />

Außenminister Kirchschläger Rüthi als einziges bilaterales Problem, und behielt sich<br />

internationale Schritte gegen das geplante KKW vor.<br />

Die Vorarlberger waren jedoch – wie Umfrageergebnisse zeigten – generell gegen die<br />

Nut<strong>zu</strong>ng der Kernenergie und im Speziellen gegen Rüthi. Im Oktober 1976 war es dann<br />

soweit: das Projekt Rüthi wurde von der Schweizer Regierung auf unbestimmte Zeit<br />

verschoben. Dies ging mit dem Rückgang des Energiebedarfs nach 1975 und dem<br />

<strong>zu</strong>nehmenden Druck des Widerstandes einher. Auch hatte sich <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt die<br />

internationale Kernenergiekontroverse verstärkt, so dass all diese Faktoren <strong>zu</strong> einem<br />

Aus für Rüthi führten.<br />

Es gab auch in Österreich Pläne für den Bau von Kernkraftwerken. Während sich<br />

Zwentendorf schon im Bau befand, einigte man sich auf einen zweiten Standort für ein<br />

KKW in Österreich: St. Pantaleon in Oberösterreich.<br />

1971 wurde St. Pantaleon als zweiter Standort erstmals diskutiert. Als die Entscheidung<br />

definitiv für den „(…) ohnehin schon industriell stark belasteten Raum (…)“ (Schaller<br />

1987, 179) fiel, regte sich auf lokaler Ebene bald Widerstand. Im April 1974 formierte<br />

sich die überparteiliche „Bürgerinitiative gegen Atomgefahren“ (BIAG) deren Ziel es<br />

war die Bevölkerung für das Thema <strong>zu</strong> mobilisieren. Die BIAG strebte ein<br />

Volksbegehren gegen das KKW an. Ein derartiges Volksbegehren war bereits 1969<br />

vom Verein „Gesundes Leben“ eingeleitet worden und wurde durch die BIAG<br />

fortgeführt. Die BIAG setzte sich vor allem aus Aktivisten des Österreichischen<br />

Naturschutzbundes <strong>zu</strong>sammen. Die Führungsposition wurden meist von FPÖ nahen<br />

Personen besetzt, später kam – organisatorisch unabhängig – der „Arbeitskreis<br />

Atomenergie Linz“ hin<strong>zu</strong>, welcher vom Kommunistischen Bund (KB) geprägt war. Der<br />

Widerstand wies also ein breites politisches Spektrum auf. Die Bevölkerung in St.<br />

Pantaleon war in Umweltfragen soweit sensibilisiert, dass die Gegner mit der<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng der Bürger rechnen konnten. In Folge organisierte die BIAG<br />

Veranstaltungen und Podiumsdiskussionen, die auf die Gefährdung durch Radioaktivität<br />

und die einseitige Informationspolitik der staatlichen Behörden und der EVUs<br />

hinwiesen. Bis Ende 1974 wurden knapp 100.000 Unterschriften gesammelt.<br />

Die Einstellung der politischen Akteure <strong>zu</strong>m Thema Kernenergie war verhältnismäßig<br />

eindeutig, obwohl es innerhalb der Parteien immer wieder <strong>zu</strong> Meinungsverschieden-<br />

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