Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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1990er Jahre als falsch. Es gab natürlich einen steigenden Verbrauch, jedoch nicht in<br />
dem Maße wie man damals angenommen hatte 2 (Nebesar, Interview, 09.09.2003).<br />
Ab Anfang der 1980er Jahre stagnierten die Energieimporte aus der Sowjetunion, was<br />
<strong>zu</strong> einem Ausbau der Braunkohleförderung und des Atomprogramms führte. Der 7.<br />
Fünfjahresplan (1985 – 1990) sah vor den Anteil der Kohle am Primärenergieverbrauch<br />
bis 1990 auf 55 % und bis 2000 auf 50 % <strong>zu</strong> senken. Der Anteil der flüssigen<br />
Brennstoffe sollte bis 1990 auf 18,5 % gesenkt werden. Hingegen plante man den Anteil<br />
der gasförmigen Brennstoffe bis 1990 auf 14,7 % und bis 2000 auf 19 % <strong>zu</strong> steigern.<br />
Andere Energieträger sollten bis 1990 auf 11,3 % gesteigert werden. Der Anteil der<br />
Kernenergie sollte bis 1990 auf 7,3 % gesteigert werden. (Angaben aus Meister/Haberl<br />
1990, 20) Die Umwäl<strong>zu</strong>ngen Anfang der 1990er Jahre sorgten dafür, dass diese Pläne<br />
ins Wanken kamen. Spätestens seit 1993 setzte man hauptsächlich auf heimische Kohle<br />
und heimisches Uran um weitgehend unabhängig von ausländischen Energiequellen <strong>zu</strong><br />
sein (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />
Vor der Wende 1989 war die ENPO fest in Händen der Parteigremien der<br />
Kommunistischen Partei. Das eigentlich dafür <strong>zu</strong>ständige Ministerium für Brennstoffe<br />
und Energetik spielte in der Gestaltung der ENPO nur eine geringe Rolle. Nach der<br />
Wende blieb das Energieressort vorerst in den Händen von Kommunisten, wurde aber<br />
dem Wirtschaftsministerium angegliedert. Die kommunistischen Beamten und<br />
Funktionäre blieben größtenteils weiterhin in ihren Ämtern, da nicht genügend<br />
geschultes Personal bereitstand um die potentiellen Lücken <strong>zu</strong> füllen. Nach 1989 war es<br />
für die ehemalige Opposition schwer geeignete Personen <strong>zu</strong> nominieren, die in der<br />
ENPO eine Rolle hätten spielen können (Meister/Haberl 1990, 21).<br />
1990 stellte das tschechoslowakische Wirtschaftsministerium die „Grundsätze <strong>zu</strong>r<br />
staatlichen Energiepolitik“ vor. Hauptpfeiler dieses Konzepts waren Energiesparen,<br />
Ausbau der Kernenergie, stärkere Nut<strong>zu</strong>ng von Erdgas und von alternativen<br />
Energiequellen, Reduktion der Kohleförderung und eine generelle ökologische<br />
Orientierung. Auf Basis der damaligen Prognosen für den Stromverbrauch der nächsten<br />
Jahre erschien ein Ausbau der Atomprogramms unerlässlich um den Energiebedarf <strong>zu</strong><br />
decken, das Wirtschaftswachstum <strong>zu</strong> fördern und die Kohlereviere im Norden <strong>zu</strong><br />
2 Die Fehleinschät<strong>zu</strong>ng des künftigen Energiebedarfs ist teilweise darauf <strong>zu</strong>rück<strong>zu</strong>führen, dass kurz vor und nach der<br />
Wende viele Haushalte mit einer Zentralhei<strong>zu</strong>ng ausgestattet wurden. Dies führte vorübergehend <strong>zu</strong> einem starken<br />
Anstieg des Energiebedarfs. (Meister/Haberl 1990, 12)<br />
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