Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Kongress. Bis Anfang März konnten so noch Einwände vorgebracht werden. Diese<br />
Verzögerung brachte noch mehr Zeit um die Abgeordneten dahingehend <strong>zu</strong><br />
beeinflussen die Kredit<strong>zu</strong>sage der EXIM Bank doch noch auf<strong>zu</strong>heben. Einige<br />
Abgeordnete hatten bereits Verständnis für die österreichischen Argumente gezeigt, und<br />
forderten weitere Gutachten. Die Grünen forderten nun verstärktes Lobbying auch<br />
durch Regierungsmitglieder. (SN, 25.02.1994) Währenddessen kehrte die<br />
österreichische Delegation nach Wien <strong>zu</strong>rück. Der politische Leiter Jankowitsch<br />
berichtete, dass einige Abgeordnete nun gegen <strong>Temelin</strong> eingestellt seien (SN,<br />
26.02.1994) Tschechien wertete das Vorgehen Österreichs als Angriff gegen das Land<br />
selbst. Bundeskanzler Vranitzky entgegnete darauf, dass dies keineswegs ein Angriff<br />
gegen Tschechien sei, und man weiterhin an guten Beziehungen <strong>zu</strong> Tschechien<br />
interessiert wäre (ebd.). Der tschechische Industrieminister Dlouhy (ODS) sprach<br />
jedoch von einer „Verdrehung der Tatsachen“ sowie einer Einmischung in die inneren<br />
Angelegenheiten Tschechiens (Dlouhy 1994, in: OÖN, 26.02.1994). Prag entsandte<br />
daher einen Regierungsvertreter <strong>zu</strong> Gesprächen nach Washington.<br />
Anfang März hob die EXIM Bank ihre Kredit<strong>zu</strong>sage auf, nachdem sich 10<br />
Kongressabgeordnete in einem Protestbrief an den Geschäftsführer der EXIM Bank<br />
gewandt hatten (SN, 04.03.1994).<br />
Am 11. März genehmigte die EXIM Bank schließlich doch den Kredit an CEZ. Es war<br />
vorher noch einmal <strong>zu</strong> einem massiven Lobbying von tschechischer Seite gekommen,<br />
das scheinbar auf Resonanz gestoßen war (OÖN, 11.03.1994). Die Zustimmung der<br />
amerikanischen Regierung Ende Mai war nur mehr eine reine Formalität. Der<br />
tschechische Premier Klaus wertete die Zusage als Bestätigung für die Qualität des<br />
KKWs (ebd.). Letztlich hatten ökonomische Vorteile für die Vereinigten Staaten mehr<br />
gewogen als die österreichischen Sicherheitsbedenken (Getzner 2003, 37).<br />
In einer Ausgabe der New York Times zeigte man sich kritisch und besorgt, ob die<br />
amerikanische Regierung nicht letztendlich für einen Unfall in <strong>Temelin</strong> haftbar gemacht<br />
werden könnte. Der demokratische Senator des Bundesstaates Vermont meinte da<strong>zu</strong>:<br />
„Any possibility that American taxpayers could be liable for a nuclear accident in the<br />
Czech Republic as a result of EXIM Bank guarantees would be unacceptable.” (Leahy<br />
1994, in: Frantz, New York Times, 22.05.1994).<br />
Die EXIM Bank gab an, sich auf eigene Sicherheitsanalysen verlassen <strong>zu</strong> haben.<br />
Allerdings wurde in eben diesem Artikel der New York Times bezweifelt, dass das<br />
stimmte. Nach Angaben der Zeitung beschäftigte die EXIM nur einen einzigen<br />
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