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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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Nuklearingenieur in ihrem Mitarbeiterstab. Die amerikanische Atomaufsichtsbehörde<br />

(NCR) hatte keine eigene Evaluation durchgeführt, sondern sich nur von tschechischer<br />

Seite versichern lassen, dass <strong>Temelin</strong> unbedenklich wäre. (ebd.) Der Leiter der<br />

amerikanischen Atomaufsichtsbehörde Selin, mit dem die Österreicher ebenfalls ein<br />

Gespräch führten, hatte das KKW <strong>Temelin</strong> nie von innen gesehen. Er betonte jedoch<br />

stets seine volle Unterstüt<strong>zu</strong>ng für das Projekt. In einer tschechischen Zeitung wird er<br />

mit der Aussage zitiert, dass die NCR keine systematische Bewertung <strong>Temelin</strong>s<br />

durchgeführt hätte, und dies auch nicht tun werde, da es sich hierbei um eine souveräne<br />

Entscheidung Tschechiens handle. (Beranek 1994)<br />

In Tschechien gab es nach der Entscheidung in Washington innenpolitische Konflikte<br />

zwischen Premier Klaus und Umweltminister Benda. Benda hatte eine Verzögerung der<br />

Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s angekündigt falls sich herausstellen sollte, dass durch die<br />

Aufrüstung von Westinghouse eine UVP notwendig werden würde. Nach<br />

tschechischem Gesetz war beim Bau eines KKWs ein UVP notwendig, allerdings sah<br />

das Gesetz keine Regelung im Falle einer Umrüstung vor. Benda hatte sich des Öfteren<br />

ablehnend <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> geäußert. Seine Kritik konzentrierte sich auf Mängel in der<br />

Atomgesetzgebung und auf die starke Ökonomisierung der ökologischen Probleme<br />

Tschechiens. Er warf Premier Klaus vor kein Verständnis für ökologische Probleme <strong>zu</strong><br />

haben. Daraufhin tauchten Gerüchte auf, nach denen Benda abgesetzt werden sollte.<br />

Benda war kein Mitglied der ODS, sondern gehörte der stimmenschwachen<br />

Koalitionspartei KDS an. (Der Standard, 13.04.1994) In einem Interview mit der<br />

linksliberalen tschechischen Tageszeitung Lidove Noviny meinte er <strong>zu</strong>m fehlenden<br />

Umweltbewusstsein seiner Regierungskollegen: „(…), dass den <strong>zu</strong>ständigen Ministern,<br />

genauso wie Herrn Premier auch, ein allgemeines Gefühl für diese Problematik fehlt.“<br />

(Benda 1994, in: Malota, Lidove Noviny, 20.08.1994). Allerdings hatte sich Benda auch<br />

als Einziger bei der Entscheidung 1993 über den Weiterbau <strong>Temelin</strong>s der Stimme<br />

enthalten.<br />

Die Einwände Bendas nützten jedoch. Noch vor der Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s wurde<br />

ein „Atomgesetz“ beschlossen, das den Betrieb von KKWs, die staatliche Kontrolle der<br />

Sicherheit und auch die Verantwortung für die Liquidierung von abgebrannten<br />

Brennstäben regelt. Der tschechische Industrieminister Dlouhy (ODS) hatte die<br />

Forderung Bendas nach Schaffung eines Gesetzes noch vor der Inbetriebnahme<br />

<strong>Temelin</strong>s <strong>zu</strong>erst abgelehnt. Benda hatte jedoch daraufhin erklärt, dass er seine<br />

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