Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Eintragungsfrist hatten 915.220 Österreicher unterschrieben, was 15,53 % der<br />
Wahlberechtigten entsprach (Getzner 2003, 59). Das Volksbegehren wurde in<br />
Österreich und Tschechien unterschiedlich aufgenommen. Die ÖVP distanzierte sich<br />
von dem Volksbegehren, ebenso wie die Opposition und Teile der NGOs. Die<br />
Bundesländer begrüßten das Ergebnis des Volksbegehrens als einen eindeutigen<br />
Auftrag an die Bundesregierung in Sachen <strong>Temelin</strong> wieder aktiv <strong>zu</strong> werden. Der<br />
Hauptkritikpunkt bezog sich auf den Missbrauch eines direktdemokratischen<br />
Instruments durch eine Regierungspartei (Loidl, Högelsberger, Interviews, 2003), der<br />
andere Mittel <strong>zu</strong>r Verfügung stehen, eine Agenda auf die Tagesordnung des Nationalrates<br />
<strong>zu</strong> setzen.<br />
Das Volksbegehren beeinträchtigte <strong>zu</strong>dem die Beziehungen zwischen Österreich und<br />
Tschechien, da sich das Land bereits im Wahlkampf für die kommenden<br />
Parlamentswahlen befand. Die Vetodrohung kam Hardlinern in der tschechischen<br />
Politik <strong>zu</strong>gute. Hier ist vor allem Vaclav Klaus <strong>zu</strong> nennen, der einen sehr EU-kritischen<br />
Wahlkampf führte. Zeman andererseits wollte in seinem Wahlkampf unentschlossene<br />
Kommunisten und Republikaner ansprechen, die als <strong>Temelin</strong> Befürworter galten<br />
(Strasky, Interview, 10.09.2003). Weiters stellte sich die Frage, wie sich ein Veto auf<br />
die Sicherheit <strong>Temelin</strong>s ausgewirkt hätte.<br />
Die FPÖ zeigte in ihrer Antiatompolitik ein ambivalentes Auftreten: einerseits forderte<br />
man ein Veto, andererseits stimmten die FPÖ Abgeordneten im Nationalrat dem<br />
Beitrittsvertrag <strong>zu</strong>. Die Linie der Partei war in dieser Frage äußerst gespalten, was vor<br />
allem bei Opposition und NGOs Irritationen hervorrief. Die österreichischen NGOs, die<br />
sich in Sachen Kernenergie engagierten, unterstützten das Volksbegehren mehrheitlich<br />
nicht. Die Gründe dafür waren erstens, dass sie als überparteiliche Organisationen keine<br />
Parteien unterstützen und zweitens, weil sie ein Veto <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt für den<br />
falschen Weg für den Widerstand gegen <strong>Temelin</strong> hielten (Högelsberger, Interview,<br />
24.07.2003).<br />
Das Volksbegehren wurde von den medialen Wortgefechten zwischen dem<br />
tschechischen Premier Zeman und dem Kärntner Landeshauptmann Haider (FPÖ)<br />
begleitet. Die Unterzeichner des Volksbegehrens waren nicht ausschließlich der FPÖ<br />
<strong>zu</strong><strong>zu</strong>ordnen (Getzner 2003, 60 ff), und daher stellte sich die Frage wie die<br />
Bundesregierung darauf reagieren sollte.<br />
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