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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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vertretbar <strong>zu</strong> behaupten, dass in einigen Kreisen unterbewusst latente anti-slawische<br />

Ressentiments, und der Wunsch den EU-Beitritt des Nachbarlandes <strong>zu</strong> verhindern,<br />

hin<strong>zu</strong>kamen. Diese neue Dimension sorgte dafür, dass der Konflikt um eine emotionale,<br />

irrationale Komponente auf beiden Seiten „bereichert“ wurde.<br />

Zwischen beiden Ländern bestand ein <strong>zu</strong>nehmend größer werdendes Kommunikationsproblem,<br />

das nicht nur durch die unterschiedliche Sprache <strong>zu</strong> erklären war. In den<br />

Augen der meisten Tschechen und ihrem Umweltverständnis nach, ist <strong>Temelin</strong><br />

scheinbar sicher. In den Augen der meisten Österreicher – und nicht nur dieser – ist<br />

<strong>Temelin</strong> das nicht.<br />

Jedenfalls bestand Ende 2000 ein akuter Handlungsbedarf. Im Rahmen des <strong>Melker</strong><br />

<strong>Prozess</strong>es versuchten die Regierungen beider Staaten eine Lösung für die immer größer<br />

werdenden Spannungen <strong>zu</strong> finden, die durch den bevorstehenden Beginn des<br />

Probebetriebs in <strong>Temelin</strong> verstärkt worden waren. Im <strong>Melker</strong> Protokoll – dem Ergebnis<br />

dieser Bemühungen - wurden eine Reihe von Maßnahmen bzw. Auflagen vereinbart,<br />

die <strong>Temelin</strong> sicherer machen sollten. Darüber hinaus war geplant, diese Vereinbarung in<br />

den Beitrittsvertrag mit der Tschechischen Republik <strong>zu</strong> integrieren um eine<br />

Einklagbarkeit vor dem EuGH <strong>zu</strong> gewährleisten. Sowohl die vereinbarten Maßnahmen<br />

wie auch die (nicht erfolgte) Integration in den Beitrittsvertrag sorgte in Österreich für<br />

Kritik an der Bundesregierung. Die Maßnahmen wären nicht genug, und die fehlende<br />

Einklagbarkeit mache die Vereinbarung nur <strong>zu</strong> einer freiwilligen Übereinkunft – so der<br />

Grundtenor der Kritiker (SPÖ, Grüne, NGOs und Teile der FPÖ). In Tschechien wurde<br />

die Vereinbarung als übermäßiges Entgegenkommen seitens der tschechischen<br />

Regierung an Österreich ebenso kritisiert. Letztlich erscheint es aber als Fortschritt, dass<br />

man überhaupt <strong>zu</strong> derartigen Gesprächen <strong>zu</strong>sammengefunden hat.<br />

Es wird in der Zukunft weiterhin darauf ankommen eine gemeinsame Gesprächsbasis<br />

bei<strong>zu</strong>behalten bzw. <strong>zu</strong> finden. Die Kommunikationsprobleme, die in der Vergangenheit<br />

und teils noch heute <strong>zu</strong> Problemen geführt haben, hängen auch mit der<br />

unterschiedlichen politischen Kultur in beiden Ländern <strong>zu</strong>sammen. Bevor ich jedoch<br />

darauf näher eingehe, möchte ich mich dem Bereich der policy Koalitionen widmen.<br />

In Tschechien zeigt sich die Situation folgendermaßen. Innerhalb der Parteien sind bei<br />

KDU-CSL und der DU-DEU die meisten <strong>Temelin</strong> Gegner <strong>zu</strong> finden. Innerhalb der<br />

CSSD halten sich Zustimmung und Ablehnung die Waage. Kommunisten und ODS<br />

sind eindeutig für das Projekt. Man muss bei den Parteien jedoch differenzieren. Bei<br />

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