Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Tschechiens und einem verbindlichen Ausstieg aus der Kernenergienut<strong>zu</strong>ng forderte.<br />
Der grüne Nationalratsabgeordnete Anschober warf dem Außenminister vor, diese<br />
Forderung nicht <strong>zu</strong> vertreten. (OÖN, 03.08.1996)<br />
Nach dem EU Beitritt Österreichs und dem Antrag Tschechiens um Aufnahme in die<br />
EU, bot sich für Österreich so eine neue Möglichkeit <strong>Temelin</strong> doch noch <strong>zu</strong> verhindern:<br />
eine Stilllegung <strong>Temelin</strong>s bzw. ein Ausstiegsszenario <strong>zu</strong>r Bedingung für einen Beitritt<br />
Tschechiens <strong>zu</strong> machen. Wie man in folgenden Kapiteln noch sehen wird, traf die von<br />
Teilen der österreichischen politischen Akteure betriebene Vetopolitik in den Jahren<br />
2000 bis 2002 bei Grünen und den NGOs auf wenig Gegenliebe. Zu diesem Zeitpunk<br />
jedoch wurde eine Vetodrohung sowohl von SPÖ, der Opposition, NGOs und den<br />
Bundesländern begrüßt (Högelsberger, Interview, 24.07.2003).<br />
In Österreich setzte man auch Hoffnung auf die tschechischen Sozialdemokraten, die<br />
bei den Wahlen im Juni 1996 einen beachtlichen Erfolg verbuchen konnten. Die CSSD<br />
übte im tschechischen Parlament Druck aus, und forderte ein Referendum über das<br />
weitere Vorgehen bezüglich <strong>Temelin</strong>. Die damalige stellvertretende<br />
Parlamentspräsidenten und heutige Bildungsministerin Buzkova (CSSD) sprach sich<br />
mehrmals deutlich gegen <strong>Temelin</strong> aus.<br />
Ein weiterer Ansatzpunkt für tschechische und österreichische Atomgegner war die<br />
Möglichkeit einer Umweltverträglichkeitsprüfung. Es hatte in <strong>Temelin</strong> vielfache<br />
Abänderungen von den 1986 genehmigten Plänen gegeben, so dass eine neuerliche<br />
Prüfung notwendig geworden war. In Österreich forderte man eine Prüfung im Sinne<br />
der Espoo Konvention mit dem Ziel, dass österreichische Einwendungen geprüft<br />
werden müssten. Tschechische Anti-Atom-Gruppen hatten Ende 1996 eine Klage bei<br />
der für <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong>ständigen Bezirksverwaltung in Budweis eingebracht. Der Grund für<br />
die Klage war, dass CEZ die Unterlagen des Bauverfahrens nicht offen gelegt hatte.<br />
(OÖN, 08.11.1996) Darüber hinaus kam es in Tschechien <strong>zu</strong> politischen Konflikten<br />
darüber, ob <strong>Temelin</strong> nach der alten oder der neuen tschechischen Bauordnung fertig<br />
gestellt werden sollte. Nach der alten Bauordnung wäre keine UVP nötig, nach der<br />
neuen schon.<br />
Aber auch die Frage nach dem Zwischenlager beschäftigte Medien, Atomgegner und –<br />
befürworter. Tschechien plante sowohl eine Aufstockung der Lagerkapazitäten in<br />
Dukovany, als auch den Neubau eines Zwischenlagers in <strong>Temelin</strong>. Der österreichische<br />
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