Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Bild wahrnehmbar. Jedoch erscheint es heute noch <strong>zu</strong> früh um Aussagen über<br />
potentielle policy Koalitionen in der Zukunft <strong>zu</strong> machen.<br />
Was nun die Verhandlungspositionen und Strategien angeht, so können über den<br />
Beobachtungszeitraum hinweg gewisse Kontinuitäten im Verhalten der politischen<br />
Akteure beobachtet werden. In Tschechien stand nach der Wende die Frage nach der<br />
weiteren Zukunft des KKW <strong>Temelin</strong> auf der Tagesordnung. Trotz einiger Differenzen<br />
konnte man <strong>zu</strong> diesem Zeitpunkt noch von gegenseitigen Entgegenkommen sprechen<br />
soweit es die politischen Rahmenbedingungen <strong>zu</strong>ließen. In Österreich war die Politik<br />
bis 1997 stark durch die Person Vranitzky geprägt, der nach wie vor als der Pionier in<br />
Sachen nukleare Sicherheit gehandelt wird. Im Gegensatz da<strong>zu</strong> stand lange Jahre die<br />
Politik von Vaclav Klaus, die durch einen geringen Grad an Entgegenkommen geprägt<br />
war. Beide Politiker trugen viele mediale Konflikte aus, da ihre Meinungen <strong>zu</strong>meist<br />
sehr weit auseinander lagen. In Österreich war man bemüht immer wieder Ausstiegshilfen<br />
an<strong>zu</strong>bieten, während diese in Tschechien mit dem gleichen Nachdruck abgelehnt<br />
wurden mit dem sie unterbreitet worden waren. Einerseits versuchte man in Österreich<br />
die Beziehungen <strong>zu</strong>m Nachbarland aufrecht<strong>zu</strong>erhalten, andererseits sollte die<br />
österreichische Position mit Nachdruck vertreten werden. Die Parlamentswahlen in<br />
Österreich und Tschechien der Jahre 1997 bzw. 1998 führten <strong>zu</strong> geänderten Rahmenbedingungen,<br />
da nun das politische Personal teils ein anderes war. Die Lage entspannte<br />
sich zwar kurzfristig mit dem Wahlsieg der tschechischen Sozialdemokraten, jedoch<br />
zeigte sich bald, dass die Politik der Vergangenheit weitergeführt wurde. In Österreich<br />
änderte man mit der Regierung Schüssel die Strategie insofern, als dass man nun keine<br />
Ausstiegsangebote mehr unterbreitete, sondern die nukleare Sicherheit <strong>zu</strong> verbessern<br />
trachtete. Es wurde allmählich klar, dass das Ziel der österreichischen Anti-Atompolitik<br />
– obwohl nicht explizit erwähnt – nicht mehr die Schließung <strong>Temelin</strong>s sein konnte. Man<br />
konzentrierte sich nun auf die Verbesserung der Sicherheitsstandards und das Lobbying<br />
für das Thema auf europäischer Ebene.<br />
12.2. Wie werden die österreichischen Interessen im Ausland gesehen?<br />
Diese Frage ist durchaus interessant. Die „breite Öffentlichkeit“ in Europa nimmt den<br />
Diskurs zwischen Österreich und Tschechien vermutlich kaum wahr, jedoch verfolgen<br />
„Teilöffentlichkeiten“ die Geschehnisse mit mehr Interesse. Die österreichischen<br />
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