Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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erfolgreich und erreichten, dass <strong>Temelin</strong> sich einer UVP der Bauänderungen nach<br />
tschechischem Recht unterziehen musste.<br />
Was die Diskurs Beeinflussung durch die NGOs angeht, so ist sie nach Meinung<br />
Högelsbergers sehr wohl gegeben, da keine Regierung ohne Druck aktiv geworden<br />
wäre. Aber er sprach auch ein Problem an, mit dem die Anti-Atom-Bewegung im<br />
Moment kämpft: es gibt Nachwuchsprobleme – sowohl auf wissenschaftlicher als auch<br />
auf zivilgesellschaftlicher Seite. Allerdings ist es vor allem bereits in Österreich<br />
gelungen eine starke Anti-Atom-Einstellung in der Bevölkerung <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Prof. Manfred Heindler (Heindler, Interview, 25.07.2003), einer der Kernenergie-<br />
Experten der österreichischen Bundesregierung, erinnerte sich an eine rege<br />
Zusammenarbeit mit den NGOs Mitte der 1990er Jahre. Die NGOs verfügten durch ihre<br />
Netzwerke über ein beachtliches Maß an Informationen. Diese Organisationen hatten <strong>zu</strong><br />
dieser Zeit extrem gut ausgebildete Leute, die sich mit der Materie vertraut gemacht<br />
hatten und darüber hinaus über ein gutes politisches Gespür verfügten. Heindler<br />
bedauerte, dass es heute solche Leute in den NGOs nicht mehr <strong>zu</strong> geben scheint.<br />
Heindler ist außerdem – ähnlich wie Loidl (OÖ) – der Meinung, dass es sich bei einigen<br />
Vorstößen der NGOs um Profilierungsversuche handelt.<br />
Ing. Dalibor Strasky ist Berater des tschechischen Umweltministers (Strasky, Interview,<br />
10.09.2003). Er erklärte mir, dass die NGOs bis Ende der 1990er Jahre großen Einfluss<br />
hatten, allerdings war dieser nach dem <strong>Melker</strong> Abkommen weniger geworden. Die<br />
Zusammenarbeit mit den österreichischen NGOs war ebenfalls sehr hilfreich und<br />
effektiv. Strasky konnte auch etwas über die Klagen tschechischer NGOs erzählen. Bei<br />
diesen Klagen ging es – wie schon erwähnt – vor allem um Verfahrensfragen. Der<br />
Hebel für die Klagen war das tschechische Gesetz über die Pflicht der<br />
Informationsdarlegung, da tschechische Behörden den NGOs nicht die entsprechenden<br />
Informationen gegeben hatten. Das Ziel der NGOs in Tschechien war die Stilllegung<br />
und später dann die weitere Verzögerung des Baus. Der größte Erfolg der NGOs war<br />
ein Gerichtsurteil, dass besagte, dass die Änderungen an <strong>Temelin</strong> einer UVP unterzogen<br />
werden müssen.<br />
Der Pressesprecher des KKW <strong>Temelin</strong> Nebesar machte sich keine Sorgen, was die<br />
österreichischen und tschechischen Klagen betrifft, da er auf die Unabhängigkeit der<br />
Gerichte beider Länder vertraut (Nebesar, Interview, 09.09.2003).<br />
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