Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Bau von vier Reaktorblöcken in <strong>Temelin</strong> aus. Bei der letzten Abstimmung über den<br />
Fertigbau von <strong>Temelin</strong> 1999 stimmte Spidla – damals noch einfacher Minister im<br />
Kabinett Zeman - gegen die Fertigstellung, allerdings begründete er seine Entscheidung<br />
mit Mängeln am Entwurf des Industrieministeriums (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />
Als die CSSD noch in Opposition war, wandte sie sich mehrheitlich gegen den<br />
Fertigbau von <strong>Temelin</strong>. So unterstützte die Partei noch 1997 Umweltschutzgruppen, die<br />
eine friedliche Demonstration in <strong>Temelin</strong> planten. Petra Buzkova, damals<br />
Vizevorsitzende des tschechischen Abgeordnetenhauses und heute Bildungsministerin,<br />
plante sogar, selbst an der Demonstration teil<strong>zu</strong>nehmen. Milos Zeman, der damalige<br />
Parteivorsitzende, wird sogar wie folgt zitiert: „<br />
The <strong>Temelin</strong> power plant was a very bad investment. (…) It should be possible to stop<br />
the construction, but only after an expert evaluation.“ (Zeman 1997, in: Econnet 1997).<br />
Die Partei unterstützte damals sogar die Idee eines Referendums über <strong>Temelin</strong>, in dem<br />
die Bürger die Wahl zwischen mehreren energiepolitischen Optionen haben sollten.<br />
Als die CSSD 1998 an die Regierung kam, änderten sich die Standpunkte <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong><br />
beinahe radikal. Man muss allerdings festhalten, dass sich innerhalb der CSSD die<br />
Befürwortung und die Ablehnung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong> beinahe die Waage halten. Jedoch wurde<br />
von den jeweiligen Premiers – Zeman, Spidla – die Parteilinie insofern vorgegeben, als<br />
dass sie sich von nun an für <strong>Temelin</strong> aussprachen. 1999 als die vorerst letzte<br />
Abstimmung in der tschechischen Regierung über die Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s<br />
abgehalten wurde, kam es innerhalb der Partei <strong>zu</strong> teils heftigen Auseinanderset<strong>zu</strong>ngen.<br />
Vor allem der damalige Umweltminister Milos Kuzvart war ein überzeugter <strong>Temelin</strong><br />
Gegner. Im Juli 2000 schloss Pavel Rychetsky, der damals Vize-Premier war, ein<br />
Referendum über <strong>Temelin</strong> aus, ebenso wie weitere Verhandlungen mit Österreich<br />
(Radio Prag 2002 a).<br />
Die Haltung der CSSD ist also keineswegs eindeutig, und hängt sehr stark von den<br />
jeweiligen politischen Akteuren innerhalb der Partei ab – mehr noch als in jeder anderen<br />
Partei. Allerdings dürfte die CSSD nach den Wahlen 1998 auch unter den <strong>zu</strong>nehmenden<br />
Druck der tschechischen Atomlobby geraten sein (Strasky, Interview, 10.09.2003).<br />
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