Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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und die Gesundheit der Menschen nicht mehr so, wie es noch Anfang der 1990er Jahre<br />
der Fall war. Die Umweltzerstörung ist jedoch nach wie vor sichtbar. Es wird noch<br />
einige Zeit dauern bis sich die Umweltsituation erholt hat.<br />
All diese Faktoren beeinflussen die Energiepläne Tschechiens. In Österreich wird auch<br />
gelegentlich argumentiert, dass die Vorgehensweise Tschechiens vor dem Hintergrund<br />
der problematischen Beziehungen aus der Zeit der Habsburger-Monarchie <strong>zu</strong> sehen ist.<br />
Dies spielt jedoch eine eher untergeordnete Rolle. Die jüngere Vergangenheit ist in<br />
diesem Fall sehr viel präsenter.<br />
Nach der Wende sahen CEZ und die tschechische Firma Skoda ihre Chance in der<br />
Modernisierung des halbfertigen KKW <strong>Temelin</strong>. Der Ab<strong>zu</strong>g der russischen Techniker<br />
und Planer hatte jedoch große Probleme verursacht. Um die Sicherheit <strong>zu</strong> gewährleisten<br />
wandte man sich an das Ausland mit dessen Hilfe <strong>Temelin</strong> den eigenen und<br />
internationalen Sicherheitsstandards entsprechen sollte. Bei einem G-7 Gipfel 1992<br />
dominierte - in Anbetracht der Katastrophe von Tschernobyl - die Sicherheit der<br />
osteuropäischen KKWs das Treffen. Diese Industriestaaten wollten so viele KKWs wie<br />
möglich geschlossen sehen, richteten dabei aber ihre Aufmerksamkeit nicht auf die<br />
KKWs in den eigenen Ländern. Seit Anfang der 1990er wurde jedoch nur ein geringer<br />
Teil der osteuropäischen KKWs geschlossen, und im Gegen<strong>zu</strong>g ist ein neuer Markt für<br />
westliche Lieferanten von Nukleartechnologie im Osten entstanden. So profitierten im<br />
Falle von <strong>Temelin</strong> sowohl Skoda als auch die amerikanische Firma Westinghouse<br />
wesentlich vom Weiterbau des KKW.<br />
Ein weiterer Punkt, der berücksichtigt werden sollte ist das Verhältnis der ehemaligen<br />
Ostblockstaaten <strong>zu</strong>r Umweltpolitik. Im Kommunismus hatte sich die Demokratiebewegung<br />
oftmals unter dem Mantel von Umweltschutzorganisationen versteckt.<br />
Umweltschützer wurden dem rechten politischen Lager <strong>zu</strong>geordnet, da man glaubte sie<br />
wollten durch ihre Vorschläge den Kommunismus <strong>zu</strong> Fall bringen. Nach der Wende<br />
schlug das um. Umweltschützer wurden plötzlich als links-orientiert gebrandmarkt.<br />
Man vermutete sie wollten die zentrale Planwirtschaft wieder <strong>zu</strong>rück, da sie den Staat<br />
im Umweltbereich <strong>zu</strong>r Verantwortung riefen. So war Umweltpolitik bisher nie ein<br />
Thema gewesen, da nach 1989 auch andere Politiken Vorrang hatten. Die Transformation<br />
in Demokratie und Marktwirtschaft war das oberste Ziel, und war schwierig<br />
genug <strong>zu</strong> erreichen. Umweltpolitik hatte keine Priorität, und später versuchte man<br />
diesen Bereich standhaft <strong>zu</strong> verdrängen. Der Übergang von zentraler Planung <strong>zu</strong><br />
demokratischer Entscheidungsfindung war schwierig. Die Energiepolitik wurde ohne<br />
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