Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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notwendig wäre. Der Umbau in ein Gaskraftwerk wurde aus Angst vor der<br />
Abhängigkeit von Russland abgelehnt. (OÖN, 05.02.1994)<br />
Doch noch bevor die österreichische Delegation nach Washington abreiste, gab es einen<br />
Skandal um die Bank Austria bezüglich <strong>Temelin</strong>. Es ging um die Frage, ob die Ausgabe<br />
von Optionsscheinen für die <strong>Temelin</strong> Betreibergesellschaft CEZ durch die Bank Austria<br />
schon eine Finanzierung des Projektes darstellte. Wirtschaftminister Schüssel stellte<br />
klar, dass dies nicht der Fall sei. Die Opposition forderte jedoch in dieser Angelegenheit<br />
eine Sondersit<strong>zu</strong>ng des Nationalrates. Die Bank Austria stoppte die Geschäfte mit CEZ<br />
Optionsscheinen wenige Tage später. (Der Standard, 16.02.1994)<br />
In Washington betrieben parallel mehrere Österreicher Lobbying. Einerseits die<br />
Delegation, die von der Regierung entsandt worden war, andererseits eine Delegation<br />
der Grünen mit den Angeordneten Langthaler und Pilz sowie einem Experten. Die<br />
Landesregierungen von Oberösterreich und Niederösterreich planten ebenfalls<br />
jemanden direkt nach Washington <strong>zu</strong> schicken. (OÖN, 17.02.1994)<br />
Die österreichische Delegation führte unter anderem Gespräche mit dem<br />
Generaldirektor der EXIM Bank. Man hatte versucht klar<strong>zu</strong>machen, dass die geplante<br />
Fertigstellung von <strong>Temelin</strong> ein riskantes Projekt wäre, und dass dies eine eingehende<br />
Prüfung notwendig machen würde. Delegationsmitglied Hirczi räumte aber ein, dass<br />
man nicht mit hohen Erwartungen in dieses Gespräch gegangen sei. Die Bemühungen<br />
müssten sich auf den Bankenausschuss im Kongress richten. Die Delegationsmitglieder<br />
durften ihre Bedenken nicht dem Ausschuss selbst vortragen, sondern nur einzelnen<br />
Vertretern. (SN, 21.02.1994). Allerdings sah man die Kongressabgeordneten oder<br />
Senatoren während der dreiwöchigen Mission nur jeweils am Anfang und am Ende der<br />
gesamten Gespräche. Die Kongressabgeordneten und Senatoren boten bei diesen<br />
Gesprächen in vielen Fällen gut vorbereitete Mitarbeiter mit einschlägiger Expertise<br />
auf, von denen sie sich den fachlichen Teil der Gespräche aufbereiten ließen. (Heindler,<br />
Interview, 25.07.2003)<br />
Die Expertendelegation unter der Leitung von Prof. Manfred Heindler, der schon die<br />
Bohunice Kommission geleitet hatte, eilte in den drei Wochen von einem Termin <strong>zu</strong>m<br />
anderen um die <strong>zu</strong>ständigen Akteure <strong>zu</strong> informieren. Als diplomatischer Leiter war der<br />
frühere österreichische Außenminister Peter Jankowitsch (SPÖ) mitgereist, der die<br />
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