Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage
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Datum ungenützt verstrich, wurde die Entscheidung auf den September verschoben. Der<br />
Grund für die Verzögerung war eine neue Studie über <strong>Temelin</strong>, die erst von der<br />
tschechischen Regierung geprüft werden musste. Im September wurden erstmals<br />
Gerüchte laut, dass die tschechische Regierung dem amerikanischen Konzern<br />
Westinghouse einen Auftrag für ein Steuerungs- und Kontrollsystem für <strong>Temelin</strong> erteilt<br />
hätte (OÖN, 22.09.1992). Wie sich also zeigte, war die weiter oben angeführte<br />
Prognose <strong>zu</strong>treffend.<br />
Die Entscheidung über <strong>Temelin</strong> wurde in den folgenden Monaten immer wieder<br />
angekündigt und verschoben. Währendessen entstand im Norden des Landes eine neue<br />
Opposition <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. Die Gewerkschaften der Kohlekraftwerke und<br />
Braunkohlegruben übten <strong>zu</strong>nehmenden Druck auf die tschechische Regierung aus um<br />
<strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> verhindern. Wie schon in Kapitel 3 dieser Arbeit behandelt, drohte durch<br />
die Inbetriebnahme <strong>Temelin</strong>s der Verlust von einigen Tausend Arbeitsplätzen in den<br />
Kohlerevieren im Norden. Die wichtigsten Gegner waren sieben Kohlekraftwerke<br />
zwischen Eger und Aussig, die <strong>zu</strong>sammen 40 % des tschechischen Stroms erzeugten,<br />
und 60 % der Finanzmittel erwirtschafteten, die dann in <strong>Temelin</strong> investiert wurden<br />
(OÖN, 30.10.1992). Die Betriebsräte und Gewerkschaften, die ca. 25.000 Arbeiter<br />
vertraten (ebd.), forderten die tschechische Regierung auf, den Energiekonzern CEZ<br />
weiter auf<strong>zu</strong>teilen. Es sollte einzelne Gesellschaften für Kohle-, Wasser- und Kernkraftwerke<br />
geben, und damit sollte verhindert werden, dass die Gewinne aus den Kohlekraftwerken<br />
<strong>Temelin</strong> quersubventionierten.<br />
Viele tschechische Gemeinden in Südböhmen wurden ebenfalls aktiv, da sie von einem<br />
potentiellen Unfall in <strong>Temelin</strong> am stärksten betroffen wären. Etwa 55 Gemeinden<br />
wandten sich gegen die Atompolitik ihrer Regierung. Sie forderten ein Baustopp<br />
<strong>Temelin</strong>s, und wandten sich mit Briefen an die Verantwortlichen.<br />
Währenddessen wurde die Tschechoslowakei in zwei neue unabhängige Staaten geteilt:<br />
die tschechische und die slowakische Republik. Anfang 1993 setzte sich das Ringen um<br />
<strong>Temelin</strong> fort. Es wurde eine Vorentscheidung angekündigt, doch gleichzeitig wurden<br />
Gerüchte laut, dass der Konzern Westinghouse den Wahlkampf des tschechischen<br />
Premiers Klaus finanziert hätte. Die wirtschaftliche Lage von Westinghouse war<br />
schlecht, da es im Westen kaum neue KKWs <strong>zu</strong> bauen gab. Sie erhofften sich durch die<br />
Beteiligung an der Fertigstellung von <strong>Temelin</strong> die Überbrückung der finanziellen<br />
Schwierigkeiten und weitere Folgeaufträge im Osten. Der tschechische Umweltminister<br />
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