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Diplomarbeit zu Temelin & Melker Prozess - Plage

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Aktivitäten auf europäischer Ebene sowie die jener anderen Kernenergie-freien Staaten<br />

zeigten bereits Wirkung – <strong>zu</strong>m Beispiel in Beschlüssen des Europäischen Parlaments<br />

oder den Schlussfolgerungen des Europäischen Rates.<br />

Bei der tschechischen Regierung wurden die österreichischen Interessen insofern<br />

wahrgenommen, als dass sie <strong>zu</strong>mindest nicht ignoriert werden konnten. Jedoch wurde<br />

den österreichischen Interessen nicht entsprochen, wenn man als Hauptziel die<br />

Schließung <strong>Temelin</strong>s nennt. Was die sicherheitstechnischen Verbesserungen betrifft, so<br />

waren die österreichischen Interventionen erfolgreich. Es ist fraglich, ob Tschechien<br />

auch ohne die kontinuierlichen Proteste aus Österreich heute den gleichen Level an<br />

nuklearer Sicherheit aufweisen würde. Die Proteste hinterließen eine Wirkung, da<br />

Sicherheitsfragen in Be<strong>zu</strong>g auf die Kernenergie <strong>zu</strong> einem Thema der bilateralen<br />

Beziehungen wurden. Die Regierung Zeman erklärte sich bereit <strong>Temelin</strong> <strong>zu</strong> schließen,<br />

wenn sich herausstellen sollte, dass es nicht den EU-Standards entspräche. Das Problem<br />

war nur, dass keine solchen Standards existierten. Die österreichischen Interessen<br />

wurden im Laufe der 1990er Jahre in Tschechien weitgehend akzeptiert, jedoch hat dies<br />

seit Melk umgeschlagen (Strasky, Interview, 10.07.2003).<br />

Für die tschechische Öffentlichkeit war der Diskurs mit Österreich und das Thema<br />

Kernenergie im Allgemeinen bis <strong>zu</strong>r Abstimmung des tschechischen Kabinetts über<br />

<strong>Temelin</strong> 1999 wenig interessant (Tschechische Botschaft 2003). Da das Thema nicht<br />

kontrovers war, gab es auch für die politischen Parteien wenig Raum <strong>zu</strong>r Profilierung.<br />

Im Zuge des <strong>Melker</strong> <strong>Prozess</strong>es sank die Popularität Österreichs in Tschechien in den<br />

Keller, und im gleichen Maße wuchs die Zustimmung <strong>zu</strong> <strong>Temelin</strong>. (ebd.)<br />

Den Hauptforderungen Österreichs nach der Stilllegung <strong>Temelin</strong>s oder auf die<br />

Errichtung eines Zwischenlagers in Dukovany <strong>zu</strong> verzichten wurde nicht entsprochen.<br />

Jedoch konnte Österreich nukleare Sicherheit im Rahmen der Erweiterung <strong>zu</strong> einem<br />

Thema machen. Allerdings gehen die Meinungen über die Wahrnehmung der<br />

österreichischen Interessen in Brüssel und über eine entsprechend wirksame<br />

Lobbyingarbeit weit auseinander.<br />

So hört man von offizieller österreichischer Seite, dass die Wahrnehmung der Interessen<br />

auf allen Ebenen gut ist. Ebenso wurde, nach eigenen Angaben, breite Lobbyingarbeit<br />

betrieben. (Böckle, Interview, 10.07.2003) Allerdings ist auch wahr, dass Österreich<br />

trotzdem schlecht Verbündete auf europäischer Ebene finden konnte. Österreich ist nach<br />

wie vor das einzige Land in der EU, das kontinuierlich europaweite anti-nukleare<br />

Politik forciert (Molin, Interview, 15.07.2003). Nicht jede Regierung, die Bedenken<br />

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