Download - Schauspiel Frankfurt
Download - Schauspiel Frankfurt
Download - Schauspiel Frankfurt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
010<br />
ES NUN<br />
NOCH geben,<br />
WASKÖNNT<br />
das MICH SCHRECKTE?<br />
13. Sep 13<br />
Constanze bECker<br />
011<br />
G<br />
efeiert, stilisiert, missbraucht. Drei Worte, die<br />
den Umgang der Deutschen mit ihrem Nationalepos<br />
charakterisieren. Gefeiert, weil die Nibelungen<br />
Tugenden wie Stärke, Entschlossenheit und<br />
Treue vorlebten. Stilisiert, weil man ihnen eine nationalpädagogische<br />
und einheitsstiftende Funktion<br />
zugestand. Missbraucht von Nationalisten, die einem<br />
ganzen Volk die sprichwörtlich gewordene<br />
Schicksalsbejahung in den Tornister packte und<br />
damit in den Tod schickte. Ein »deutsches Trauerspiel«<br />
nannte Hebbel seine Bearbeitung der Sage,<br />
die den Drachentöter Siegfried zu einer erlösenden<br />
Heldenfigur und den blinden, bedingungslosen<br />
Gehorsam gegenüber Siegfrieds Mörder Hagen<br />
zur Nibelungentreue verklärte. Heiner Müller sah in<br />
den Nibelungen eine elitäre Sippe, eine selbsternannte<br />
Elite, die ihre Autorität allein auf Neid,<br />
Machthunger, Lüge und Gewalt gründet. Eine<br />
Herrschaft mit der Maßlosigkeit als Basis und Vernichtung<br />
als Ziel. »Und wenn ich Blut vergieß, bis<br />
die Erde / Ertrinkt und einen Berg von Leichen türme,<br />
/ Bis man sie auf dem Mond begraben kann, /<br />
So häuf ich ihre Schuld, die meine nicht«, so<br />
Kriemhild, Siegfrieds Frau, die sich frei von jeder<br />
Schuld glaubt. Aber ist es nicht ihre Unnachgiebigkeit<br />
auf ihrem Rachefeldzug gegen die Mörder<br />
Siegfrieds, die die Katastrophe erst befördert?<br />
Oder haben die Nibelungen ihren Untergang selbst<br />
verschuldet, weil sie in ihrer unerschütterlichen<br />
Treue zu Hagen von Tronje lieber freiwillig in den<br />
Tod gehen, als den Mörder seiner gerechten Strafe<br />
zu überlassen? Hebbel zeigt in seinen Nibelungen<br />
eine Spirale der Gewalt, aus der ein Ausbrechen<br />
so einfach wäre und doch unmöglich ist.<br />
Jorinde Dröse inszenierte u.a. am Münchner Volkstheater,<br />
an den Münchner Kammerspielen, unter<br />
Ulrich Khuon regelmäßig am Thalia Theater Hamburg<br />
und am Deutschen Theater Berlin. Von 2010 bis 2013<br />
war sie Hausregisseurin am Maxim Gorki Theater<br />
Berlin. Am <strong>Schauspiel</strong> <strong>Frankfurt</strong> inszenierte sie zuletzt<br />
»Minna von Barnhelm« und »Der blaue Engel«.<br />
Die nIbELUngen<br />
Friedrich Hebbel Regie Jorinde Dröse<br />
Bühne und kostüme Susanne Schuboth<br />
Video Stefan Bischoff<br />
Premiere im september <strong>Schauspiel</strong>haus