Thüringen - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
Thüringen - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
Thüringen - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die Reform der parlamentarischen Arbeit gehört zu den<br />
Dauerbrennern auf der politischen Agenda, wenngleich<br />
sie in der Öffentlichkeit nur auf begrenztes Interesse stößt und damit kaum Möglichkeiten der<br />
parteipolitischen Profilierung bietet. So verschieden die Positionen zu einer Parlamentsreform ausfallen,<br />
so unterschiedlich sind ihre Gegenstände: Reformen können sich auf die Binnenstruktur der<br />
parlamentarischen Arbeit, die Vermittlung nach außen oder - und dies dürfte seit der<br />
schleswig-holsteinischen Verfassungsreform 1990 den eigentlichen Konfliktstoff darstellen - das<br />
Verhältnis zwischen Parlament und Exekutive beziehen.<br />
Im politischen Betrieb sind nur jene Reformvorhaben aussichtsreich, die bei einer hinreichend Zahl von<br />
Akteuren für vordringlich befunden werden. Deshalb weist die Tabelle allein die entsprechenden Anteile<br />
aus. Demnach genießt eine Erweiterung der Informationsansprüche des Parlaments gegenüber der<br />
Regierung Priorität unter den aufgeführten Reformvorschlägen. Dass sich aber auch dafür keine absolute<br />
Mehrheit findet, kann kaum überraschen, positionieren sich die Thüringer Abgeordneten in dieser Frage<br />
doch ganz entlang der Konfliktlinie zwischen Regierung und Opposition. Während die Abgeordneten der<br />
Minderheitsfraktionen nahezu geschlossen für erweiterte Informationspflichten plädieren, hält kaum ein<br />
CDU-Parlamentarier dieses Anliegen für prioritär. Maßgeblich von dieser für parlamentarische Systeme<br />
charakteristischen Trennlinie wird auch die Haltung zu einer besseren<br />
Öffentlichkeitsarbeit des Parlaments bestimmt. Den Oppositionsfraktionen ist dies kein<br />
wichtiges Anliegen, während es immerhin bei 40% der christdemokratischen<br />
Abgeordneten als vordringlich gilt.<br />
T h ü r i n g e n<br />
Fragetexte:<br />
Wichtigkeit von Reformen der parlamentarischen Arbeit (in %)<br />
Zur Reform der parlamentarischen<br />
Arbeit gibt es ja eine breite<br />
Es gilt als “vordringlich”... <strong>Thüringen</strong> MdL Ost MdL West<br />
Debatte. Wie stehen Sie zu den<br />
...erweiterte Informationspflichten der Regierung<br />
gegenüber dem Parlament<br />
41 43 34<br />
folgenden Reformvorschlägen ...<br />
...verbesserte Selbstdarstellung des Parlaments<br />
30<br />
in der Öffentlichkeit<br />
29 35<br />
...besseren Personal- und Sachmittelausstattung<br />
(Mögliche Antworten: vordringlich;<br />
8<br />
des Parlaments<br />
15 38<br />
dringlich; weniger dringlich)<br />
...bessere Initiativmöglichkeiten und erweitertes<br />
6 9 7<br />
Rederecht für den einzelnen Abgeordneten<br />
[Hier: Werte für “vordringlich”]<br />
© <strong>SFB</strong> <strong>580</strong>/A3 <strong>Universität</strong> <strong>Jena</strong><br />
In ihren Positionen zur Parlamentsreform unterscheiden sich die Thüringer kaum von<br />
anderen Landtagsabgeordneten. Die einzige Ausnahme stellt - vor allem im Vergleich zu<br />
westdeutschen Parlamentariern - die Ausstattung des Parlaments dar. Nur acht Prozent<br />
im Freistaat betrachten eine Verbesserung als vordringlich, während es in den alten<br />
Ländern fast 40% sind. Selbst unter den Abgeordneten, die über fehlende Zeit zum<br />
vertiefenden Nachdenken klagen, unterstützt kaum einer nachdrücklich eine<br />
Verbesserung der Personal- und Sachmittelausstattung. Offenbar sind die Befragten mit<br />
den Ressourcen, die ihnen als Landesparlamentarier zur Verfügung stehen, äußerst<br />
zufrieden. Möglicherweise gelten ihnen die zeitlichen Freiräume, die durch eine<br />
verbesserte parlamentarische Infrastruktur gewonnen werden können aber auch nicht<br />
nicht als bedeutsam.<br />
www.sfb<strong>580</strong>.uni-jena.de/A3