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12 29. April 2011 /Nr. 17 DieSparkassenZeitung<br />
geld und kapital<br />
bÖRSe<br />
liVe<br />
ScHlaglicHteR<br />
VW kommt seinem traum näher<br />
Was des einen Freud, ist des anderenLeid.<br />
Zugegebenein extrem zynischer<br />
Spruch, wenn er sich auf<br />
die Erdbeben-Katastrophe in Japan<br />
und die Folgen bezieht. Zynisch<br />
–inder Tat; deshalb weniger<br />
wahr –nein.<br />
Seit 2008 kann sich Toyota auf die<br />
Fahnen schreiben, der weltgrößte<br />
Autobauer zu sein. Doch das könnte<br />
sich jetzt ändern. Denn Toyota<br />
droht seinen Spitzenplatz zu verlieren.<br />
Zu dieser Einschätzung<br />
kommt ein Analyst von Advanced<br />
Research. Demnach werde der japanische<br />
Konzern 2011 nur rund<br />
6,5 Millionen Fahrzeuge produzieren<br />
–fast zwei Millionen weniger<br />
<strong>als</strong> im vergangenen Jahr.<br />
Und –jetzt kommt das mit der<br />
Freud,die ausdes anderenLeid erwächst<br />
–Gewinner wären die Konkurrenten<br />
General Motors und<br />
Volkswagen, die in diesem Jahr an<br />
dem bisherigen Platzhirschen aus<br />
Fernost vorbeiziehen könnten.<br />
Wenn das wirklich gelingt, wäre<br />
Europas größter Autobauer hinter<br />
General Motors auf Platz zwei aufgestiegen<br />
und seinem Traum ein<br />
großes Stück näher gekommen.<br />
Denn das große Ziel der Wolfsburger<br />
ist es, bis 2018 ganz oben auf<br />
dem Treppchen zu stehen.<br />
keine schlechten börsenaussichten<br />
Politische Katastrophen? Schuldenkrise<br />
vieler Euro-Staaten? Hoher<br />
Ölpreis? Drohende Pleite der<br />
USA?…Dem Dax sind derartige Hiobsbotschaften<br />
im Moment offenbar<br />
vollkommen schnuppe. Im<br />
schlimmsten Fall geht er kurz in<br />
die Knie –wie Montag vor einer<br />
Woche – doch nur, um sich zu<br />
schütteln und wieder aufzustehen.<br />
„Wundert euch nicht über die<br />
starken Aktienmärkte, denn mit jedem<br />
neuen Problem kommt neues<br />
Geld in den Markt“, so ein Kritiker<br />
der lockeren Geldpolitik Anfang<br />
dieser Woche. Doch ganz so einfach<br />
ist es nicht. Denn es gibt<br />
durchaus auch fundamentale Faktoren,<br />
die Dax und Co. weiter auf<br />
dieSprünge helfen könnten.<br />
Ganz vorne mit dabei: sprudelnde<br />
Unternehmensgewinne. Denn diese<br />
dürften, so die Einschätzung der<br />
BayernLB, 2011 um sechs und<br />
2012 um fünf Prozent anziehen. Im<br />
Basis-Szenario werde der Dax zum<br />
Jahresende dann bei knapp 7600<br />
Punkten liegen, schätzt BayernLB-<br />
Chefvolkswirt Jürgen Pfister. Keine<br />
schlechtenAussichten <strong>als</strong>o.<br />
die gewinnerder globalisierung<br />
Wo Deutscher Aktienindex drauf<br />
steht, ist schon lange nicht mehr<br />
nur „Deutsch“ drin. Denn sie sind<br />
die großen Gewinner der Globalisierung<br />
und haben den Blick<br />
längstweit über den Tellerrand ins<br />
Ausland geworfen: Die Dax-Unternehmen.<br />
Im Schnitt erwirtschaften<br />
sie nur noch jeden vierten Euro in<br />
Deutschland. FürAdidas bringt der<br />
deutsche Markt sogarnur nochein<br />
Zwanzigstel vom Umsatz, so eine<br />
Studie vonErnst &Young. Die Analyse<br />
stützt sich aufdie frischenGeschäftsberichte<br />
von 28 Dax-Unternehmen<br />
–ohne die Commerzbank<br />
und die Deutsche Bank. Danach<br />
wuchsen die im Börsen-Leitindex<br />
notierten Schwergewichte2010 im<br />
Ausland doppelt so schnell wie<br />
hierzulande und haben dort öfter<br />
Mitarbeiter eingestellt. „Das Auslandsgeschäft<br />
wird immer wichtiger.<br />
Deutschland ist nur noch ein<br />
Markt unter vielen“, so Ernst &<br />
Young-Experte Hendrik Hollweg.<br />
Doch ganzsounwichtig ist die Heimat<br />
dann doch nicht. Denn von<br />
den reinen Kennzahlen abgesehen,<br />
ist Deutschland für die Dax-<br />
Riesen immer noch von herausragender<br />
Bedeutung, weil in der Regel<br />
hierzulande die Verwaltungen,<br />
Forschung und Entwicklung sowie<br />
das Marketing beheimatet sind.<br />
Kurz und gut <strong>als</strong>o die Herzstücke<br />
der Global Player. Und eine Zahl<br />
der Analyse ist für unser Land sicher<br />
ohne Frage positiv: Der deutsche<br />
Fiskus kassierte2010 vonden<br />
Dax-Konzernen 34Prozent mehr<br />
Steuern<strong>als</strong> noch im Jahr zuvor.<br />
Annette Eimermacher ist Börsenbeobachterin<br />
in Frankfurt.<br />
Top-Seller des Sparkassen Brokers<br />
ÖsterlicheRallye: t-aktie <strong>als</strong> kursrakete<br />
HinteRgRund<br />
minen:Vom glückdes Schätzens<br />
Investitionen zur Erschließung von Vorkommen sind für alle Bergbaubranchen extrem hoch. Das Foto zeigt eine Teilschnittmaschine<br />
im Kaliwerk Werra.<br />
Foto dpa<br />
Die dynamische Wirtschaftsentwicklung<br />
in den Schwellenländern verschärft<br />
das globale Ressourcenproblem.Nicht<br />
erneuerbareRohstoffeund<br />
Industriemetalle werden knapp. Wie<br />
verlässlich sind die Prognosen, ob die<br />
geschätzten Mengen überhaupt noch<br />
vorhanden sind oder ob die Bergbaukonzerne<br />
zur Steigerung ihrer Werthaltigkeit<br />
und der Aktienkurse überhaupt<br />
verlässliche Zahlen angeben?<br />
ReineR meRkel<br />
Seit dem Jahr 2005 ist das globale<br />
Bruttosozialprodukt der Emerging<br />
Markets einschließlich der<br />
Entwicklungsländervon 14 Prozent auf<br />
aktuell 35 Prozent gestiegen. Esbedarf<br />
keinerkomplizierten Hochrechnungen,<br />
wann die 50-Prozent-Markeüberschritten<br />
wird. Die Anforderungen an die<br />
Rohstoffindustrie werden demzufolge<br />
immer höher.<br />
Die Rohstoffmärkte waren lange<br />
von hoher Volatilität gezeichnet. Ging<br />
es den angestammten Industrienationen<br />
wirtschaftlich gut, stieg die Nachfrage<br />
nach Kohle, Eisenerz, Kupfer und<br />
Bauxit (Vorstoff für die Aluminiumherstellung),<br />
um einige wichtige Rohstoffe<br />
zu nennen. Wirtschaftliche Flauten<br />
merkten die Rohstoffförderer zuerst.<br />
Die Preise sanken rapide, denn die<br />
Preisangebote der Abnehmer mussten<br />
weitgehend akzeptiert werden.<br />
Heute stellt sich diese Situation<br />
umgekehrt dar. Seit einigen Jahren ist<br />
rund um den Globus immer irgendwo<br />
Konjunktur, auch in den Krisenjahren<br />
2008 und teilweise 2009. Die Preisausschläge,die<br />
den Gewinnund den Cashflow<br />
eines Bergbauunternehmens bestimmen,<br />
werden zunehmend flacher<br />
und niemand zweifelt daran, dass die<br />
gesamteRohstoffpaletteinZukunft nur<br />
eine Richtung kennen wird, nämlich<br />
die nach oben. Hinzu kommt ein weitererAspekt:<br />
Die Bergbaukonzerne halten<br />
sich in der Regel auf der Suche nach<br />
neuen Kapazitäten stark zurück und<br />
Expansion ist –solange es nicht dringend<br />
notwendig ist –nicht ihre Stärke.<br />
Denn die Investitionen zur Erschließung<br />
neuer Vorkommen sind für alle<br />
Bergbaubranchenextrem hoch.<br />
Unwägbarkeiten<br />
inbegriffen<br />
Wegen der Osterfeiertage blicken wir<br />
diesmal nur auf eine verkürzte Handelswoche<br />
zurück. Bis auf unseren<br />
„grünen“ Wiedereinsteiger Nordex dominieren<br />
wie in der Vorwoche die gleichen<br />
BlueChipsunsereRangliste. Doch<br />
die Stimmung am Aktienmarkt ist gut,<br />
es kamsogar zu einerkleinen vorösterlichen<br />
Rallye. Reizworte wie „Atom-<br />
Gau“, „Schuldenkrise“ oder ähnlich Toxisches<br />
scheinen schon wieder Schnee<br />
vongestern. Stattdessen heben gute Unternehmensnachrichten<br />
von beiden<br />
Seiten des Atlantiks sowie positiveKonjunkturprognosen<br />
die Stimmung der<br />
Börsianer. Dabei geht das Auf und Ab<br />
der Commerzbank-Aktie weiter.Unsere<br />
Trader griffen vom18. bis 21. April aber<br />
wieder beherzt zu, ähnliches gilt fürdas<br />
Papier der Deutschen Bank. Die beiden<br />
großen deutschen Banken sind unsere<br />
Top-Seller der Woche. An der Börse treiben<br />
gute Nachrichten ja oft Kurse. Aber<br />
ab und zu können keine Nachrichten<br />
auch gute Nachrichten sein. Viele Beobachter<br />
hatten in der vergangenen Woche<br />
bei der Hauptversammlung von<br />
RWE mit einem Kassieren der Prognosen<br />
gerechnet. Doch Irrtum: Konzernchef<br />
Jürgen Großmann hielt im Gegensatz<br />
zum Wettbewerber EnBW trotz des<br />
Atom-Moratoriums und der sich abzeichnenden<br />
Energiewende an seinem<br />
Ausblick fest. Unsere Trader ließ die<br />
Kritik vieler Aktionäre amAtomkurs<br />
des Essener Versorgungsriesen auch<br />
kalt. Sie langten zu, auf eine verkaufte<br />
Aktie liefen fast vier Käufe über die Ordersysteme<br />
des Sparkassen Broker.<br />
Nach den kräftigen Kurssteigerungen<br />
der vergangenen Wochen gab es bei<br />
den Autowerten Gewinnmitnahmen,<br />
ähnliches gilt für Infineon. Die DeutscheTelekom<br />
profitiert weiter von den<br />
Plänen zu einer vertieften Partnerschaft<br />
mit dem französischenTelekommunikationsriesen<br />
France Télécom-<br />
Orange. Und die einst so gebeutelten T-<br />
Aktionärekonnten sich über eine echte<br />
Kursrakete freuen. Seit Jahresstart gewannen<br />
Telekom-Anteile gut17Prozent<br />
und schlagen damit klar den Dax. DSZ<br />
Die Kosten für das Anlegen einerMine<br />
bis zum Beginn der Förderung liegen im<br />
Bereichzwischen 700Millionen bis fünf<br />
Milliarden US-Dollar.Bis zur ersten Förderung<br />
gehen normalerweise zwischen<br />
fünf und zehn Jahreins Land. Daneben<br />
gibt es eine Reihe vonImponderabilien<br />
auf. Da wären das Finanzierungsrisiko,<br />
die Dauer der Genehmigungsverfahren<br />
und die Frage, ob am Ende die Geologie<br />
rund um das gesamte Projekt stimmt?<br />
Wie sieht es weiter mit derpolitischen<br />
und sozialen Lage in dem Land aus, etwa<br />
die Heftigkeit der Korruption, und<br />
ist die entsprechende Infrastruktur vorhanden<br />
bzw. kann gebaut werden, um<br />
die Tonnagen abzutransportieren etc.?<br />
Bergbauexperten behaupten, die<br />
Schwierigkeiten des Erschließens einer<br />
neuen Mine bis zur Förderung beginnen<br />
erst da, wo die der Errichtung eines großen<br />
Produktionskomplexes oder eines<br />
Wasserkraftwerkes im gleichen<br />
finanziellenInvestitionsrahmen aufgehört<br />
haben.<br />
Im Gegensatz zu einem Industriekomplex,<br />
der bei guter Wartung und<br />
entsprechenden Erneuerungen viele<br />
Jahre weiterproduzieren kann, ist in<br />
der Bergbaubranche Endlichkeit der finale<br />
Begriff. Eine Mine enthält eine bestimmte<br />
Menge an Vorkommen eines<br />
Erzes oder an Kohle, aber der Minenwert<br />
sinkt rapide auf ein Minimum des<br />
Buchwertes bzw. ermuss voll abgeschrieben<br />
werden, wenn die Lagerstättenerschöpft<br />
sind. Die absolut wichtigsten<br />
Kriterien der Bewertungsmethodik<br />
einesVorkommens –obesschon abgebaut<br />
wirdoder es werden soll –sind die<br />
beiden E´s für Exploration und Evaluation.<br />
Werwill schon genau behaupten<br />
können, wie die Vorkommen, ob nur<br />
100 Meter oder 1200 Meter unter dem<br />
Erdboden, exakt verlaufen und vor allem:<br />
Wie ergiebig sind diese schließlich?<br />
Bergmännische Erfahrung liegt<br />
schon seit vielenHunderten vonJahren<br />
in den verschiedensten Kulturen vor.<br />
Aber bei dem heutigen Kostenniveau<br />
und den zu erwartenden Fördermengen<br />
genügt dieseErfahrung nicht. Natürlich<br />
stehen eine Reihe sensibler elektronischer<br />
Prüfeinrichtungen zur Verfügung,<br />
um gewissermaßen in den Erdboden<br />
hineinzuhören und um Proben zu<br />
ziehen. Aber entgegen der produzierenden<br />
Industrie, in der es heißt, in dieser<br />
oderjener Werksanlagekönnen arbeitstäglich<br />
525 oder gar 793 Automobile<br />
hergestellt werden, bleibt im Bergbau<br />
immer ein erhebliches Restrisiko. Werden<br />
irgendwann, zumeist plötzlich, die<br />
Förderkapazitäten nicht erfüllt, laufen<br />
sehr schnell sehr hohe Kosten auf.<br />
In der Bergbauindustrie sind daher<br />
häufig börsennotierte Explorationsunternehmen<br />
zu finden. Vorallem an amerikanischen,<br />
australischenund kanadischen<br />
Börsen mangelt es auf den Kurszetteln<br />
nicht an Unternehmen,die Geld<br />
einsammeln wollen. Diese Unternehmen<br />
haben kaum Vermögenswerte, keinen<br />
Cashflow und machen keinen Gewinn.<br />
Sie haben in der Regel nur das<br />
Management, etwas Liquidität und Explorationsrechte<br />
für ein bis mehrere<br />
vermuteteVorkommen. Können förderungswürdige<br />
Vorkommen nachgewiesen<br />
werden, steigt natürlich der Kurs rasant<br />
und die Investoren verdienenklotzig.<br />
Etablierte Minenkonzerne greifen<br />
gerne auf Explorationsunternehmen<br />
mit gefundenen Vorkommen zu, denn<br />
eine solche Übernahmemöglichkeit ist<br />
wesentlich billiger, <strong>als</strong> die eigene aufwendige<br />
Suche nach neuen Vorkommen.<br />
Seriöse Analyse<br />
äußerst schwierig<br />
Ein wichtiges Problem im Minenbereich<br />
ist auch die bankenseitige seriöse Analyse<br />
von Minenaktien. Gerade Minenanalysten<br />
sind sehr stark von einer<br />
glaubwürdigen Informationspolitik der<br />
Explorationsunternehmen, aber auch<br />
von den etablierten Minenkonzernen,<br />
abhängig. Vor allem bei den Punkten<br />
Geologie, Mineralisierung und Kosten<br />
geht es um viele Millionen und da wird<br />
seitens der Minenbetreiber bzw. Explorationsunternehmen<br />
gerne mal ein wenig<br />
schön geschrieben. Trotz aller<br />
Charts, Tabellen, und langjähriger Erfahrungen<br />
kann kein Analyst mit seinen<br />
Prognosen, primär die Volumen der<br />
Vorkommen betreffend, so daneben liegen<br />
wie in der Bergbauindustrie. Vorkommen<br />
können letztendlich nur geschätzt<br />
und nicht exakt bis an das Komma<br />
heran errechnet werden. Unternehmensinformationen<br />
können (und tun<br />
es) natürlich stark subjektiv ausfallen<br />
und Analyse-Methoden sind anfällig für<br />
Verzerrungen. Eine in Analystenkreisen<br />
beliebteMethode istdie Discounted<br />
Cashflow Method (DCF). Die Vermögenswerte<br />
werden durch den Barwert über<br />
die gesamte Lebensdauer einer oder<br />
mehrerer Minen bestimmt. Aber, um<br />
den Cashflow der künftigen Produktion<br />
zu schätzen, ist eine Fülle von Annahmen<br />
notwendig. Ein Begriff, der nicht so<br />
recht zu den Analystentools passen<br />
will. Hier ist es wie im Straßenverkehr:<br />
Die Gefahr fängt dort an, wo die Sicht<br />
aufhört, wobei Sicht auf gesicherteFaktenbezogen<br />
ist.<br />
Herausforderung geologische Gegebenheiten:<br />
Manche Rohstoffebefinden sich an<br />
so ungünstigen Orten, dass weder entsprechende<br />
Technik noch Tiere zum Einsatz<br />
kommen können.<br />
Foto dpa