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Altes und Neues - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt

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Teilnehmer beider Parteien geschult werden sollten. Für diese Schule war Wettin<br />

vorgesehen. Es sollten dazu <strong>SPD</strong> <strong>und</strong> KPD-Dozenten benannt werden nur fand sich in<br />

der <strong>SPD</strong> niemand, der freiwillig solch einen Posten übernehmen wollte, vor allem als<br />

bekannt wurde, dass der Kommunist Einicke Schulleiter werden <strong>und</strong> Frieda Koenen als<br />

Dozentin mitwirken sollte. Schon am 21.3.1946 nahm die Schule in Wettin ihre Arbeit<br />

auf. Nach langem Drängen fand sich ein Sozialdemokrat, Werner Köhler, bereit, an<br />

dieser Schule zu arbeiten. Lange hat er diese Funktion nicht ausgeübt, die Schule wurde<br />

zur kommunistischen Kaderschmiede<br />

Als Studienunterlage diente anfangs die deutsche Übersetzung des Buches „Kleine<br />

Geschichte der KPdSU (B)“, das sofort nach Stalins Tod eingestampft werden musste.<br />

In einer Vorstandssitzung des Ortsvereins Trotha wurde lange darüber gerätselt,<br />

welche Themen auf der nächsten Mitgliederversammlung besprochen werden sollten.<br />

Das war gar nicht so einfach, denn an freie Wahlen war nicht zu denken <strong>und</strong><br />

Anordnungen der Besatzungsmacht sollten nicht behandelt <strong>und</strong> kritisiert werden. So<br />

wurde festgelegt, dass die Mitglieder näher mit sozialdemokratischem Gedankengut<br />

vertraut gemacht werden sollten. Lehrkräfte dazu hätte man im Ortsverein selbst, man<br />

war also auf keine auswärtigen Referenten angewiesen. Als dieser Vorschlag anlässlich<br />

einer Mitgliederversammlung vorgetragen wurde, fand er die Zustimmung der<br />

Mitglieder, gleichzeitig wurde aber bemängelt, dass sich die Partei nur unzulänglich<br />

um die Mitglieder kümmere, die als Flüchtlinge gekommen waren. Das bezog sich<br />

besonders auf die Wohnverhältnisse <strong>und</strong> die Ausstattung der Unterkunft, obwohl die<br />

Vorwürfe nicht ganz zutrafen. Denn alle Mitglieder in Trotha hatten bisher auch schon<br />

viel getan, um die Flüchtlinge mit dem Notwendigsten zu versorgen. Trotzdem wurde<br />

beschlossen, etwas zu unternehmen. Meine Mutter, als frühere Funktionärin der<br />

Arbeiterwohlfahrt wurde beauftragt, entsprechende Vorschläge zu unterbreiten <strong>und</strong><br />

ich sollte sie dabei unterstützen. Meine Mutter war eine sehr praktisch veranlagte Frau<br />

<strong>und</strong> verstand es zu organisieren. Schon auf dem Weg vom Versammlungslokal zur<br />

Wohnung entschied sie. „Du kümmerst dich um die großen Sachen <strong>und</strong> ich werde mich<br />

um das Kleinzeug kümmern.“ Das sollte heißen, ich musste Tische, Stühle, Betten,<br />

Schränke usw. beschaffen <strong>und</strong> sie wollte sich um Essbestecke, Teller, Töpfe usw.<br />

kümmern.<br />

Am nächsten Morgen, an einem Sonntag, sprach ich bei Verwandten <strong>und</strong> Bekannten<br />

vor <strong>und</strong> forderte sie auf, überzählige Wohnungsausstattungen <strong>und</strong> Haushaltsgeräte<br />

bei uns abzugeben. Das Ergebnis war überwältigend, unsere Hoffläche war schon zur<br />

Mittagszeit mit Möbeln vollgestellt. Allerdings waren an vielen noch kleine<br />

Reparaturen auszuführen <strong>und</strong> mir wurde klar, dass ich jetzt Genossen brauchte, die<br />

handwerklich in der Lage <strong>und</strong> auch gewillt waren, sich zu beteiligen. Noch am gleichen<br />

Tage hatte ich eine „Handwerkerbrigade“ zusammengestellt, die auch gleich an die<br />

Arbeit ging. Dem Vorstand des Ortsvereins fiel die Aufgabe zu, Flüchtlingen, die in<br />

unzulänglichen Räumen untergebracht waren, eine bessere Unterkunft zu beschaffen.<br />

Alle Aktivitäten liefen problemlos ab <strong>und</strong> wurden mit großer Begeisterung<br />

durchgeführt. In Throtha musste kein „<strong>SPD</strong>-Flüchtling“ im kalten Winter 1945/46<br />

frieren, <strong>und</strong> unsere Hilfe wurde auch auf Nichtparteimitglieder ausgedehnt, vor allem<br />

auf Familien, deren Männer <strong>und</strong> Väter noch in Gefangenschaft waren. Alle Mitglieder<br />

des Ortsvereins waren in diese Arbeiten eingeschlossen. Die Partei gewann bei der<br />

Bevölkerung viel an Sympathie. Großes Aufsehen verursachte die Herstellung eines<br />

Sarges für die verstorbene Schwiegermutter eines <strong>SPD</strong>-Flüchtlings aus Ostpreußen, den<br />

wir aus einem Kleiderschrank <strong>und</strong> dem Unterteil eines Küchenschrankes herstellten.<br />

Zuschauer hatten wir bei den Arbeiten genug. Vor allem waren es russische Soldaten,<br />

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