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Altes und Neues - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt

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Die Sozialistengesetze 1878-1890<br />

Der Gothaer Einigungsparteitag im Mai 1875 hat viele Missverständnisse <strong>und</strong><br />

Unsicherheiten ausgeräumt <strong>und</strong> auch in Dessau die Spaltung zwischen den<br />

Parteigängern Lassalles <strong>und</strong> Bebels beendet. Friedrich Polling bekam in Dessau<br />

Ansehen <strong>und</strong> Anerkennung zurück. Im Vorstand der in Gotha vereinigten<br />

Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands fand auch Polling seinen Platz. Er galt als<br />

der prominenteste Vertreter der Arbeiter in Dessau von 1848-1886, dem auch eine<br />

letzte Bewährungsprobe nicht erspart blieb, 8 Jahre Illegalität als Sozialdemokrat bei<br />

ständiger Beobachtung durch den Geheimdienst bis zu seinem Tod. Bismarck hat<br />

später bekannt, dass er bereits 1871 während der Reichstagsrede Bebels „Krieg den<br />

Palästen <strong>und</strong> Friede den Hütten“ beschlossen habe, die Sozialdemokratische Partei zu<br />

verbieten. 1878 war es soweit. Zwölf Jahre sollte die neue dunkle Zeit dauern.<br />

Schon vor dem Verbot der <strong>SPD</strong> war es um Friedrich Polling ruhiger geworden. Alter,<br />

Krankheit, wirtschaftliche Sorgen um die Familie haben bewirkt, dass Polling sich<br />

zurücknehmen musste. Seine Auftritte in der Gesellschaft wurden seltener, seine<br />

Teilnahme an Leitungssitzungen musste er einschränken.<br />

Am 1. August 1886 ist Friedrich Polling in seiner Wohnung Bauhofstraße 13 verstorben.<br />

„Nach langem Leiden“ – heißt es in der Todesanzeige. Am 3. August 1886 um 18.00 Uhr<br />

zog sich ein langer Trauerzug durch die Stadt von der Bauhofstraße 13 bis zum<br />

damaligen Friedhof II, dem heutigen Pollingpark. 1000 Trauergäste sollen es gewesen<br />

sein. Das war ein mutiges <strong>und</strong> hoffnungsvolles Bekenntnis zum Sieg ihrer gerechten<br />

Ziele.<br />

Allen Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Bekannten zur Nachricht, dass unser<br />

lieber Vater, , Großvater <strong>und</strong> Schwiegervater<br />

Friedrich Polling, heute Morgen 3.00 Uhr nach langen<br />

Leiden plötzlich entschlafen ist.<br />

Dessau, 1. August 1886.<br />

Die trauernden Hinterbliebenen.<br />

Die Beerdigung findet Dienstag Nachmittag 6 Uhr<br />

Vom Trauerhause, Bauhoffstraße 13, aus statt.<br />

Vier Jahre später wird es Wirklichkeit. Die Arbeiterpartei kann wieder legal arbeiten.<br />

Und für <strong>Anhalt</strong> steht schon wieder ein junger Mann bereit, ein studierter Theologe aus<br />

Berlin, der wie Friederich Polling auch über die „Freien Gemeinden“ den Weg zur <strong>SPD</strong><br />

findet. Von 1892 bis 1933 wird HeinrichPeus maßgeblich in Dessau <strong>und</strong> <strong>Anhalt</strong> den Weg<br />

der <strong>SPD</strong> bestimmen.<br />

Friedrich Polling, der Dichter <strong>und</strong> Sänger unter den Genossen, soll das letzte Wort<br />

bekommen. In einem Gedicht „Der letzte Demokrat“ heißt es in den letzten Versen:<br />

„Wer Recht, Gesetz will aufrecht halten<br />

Für arm <strong>und</strong> reich, für groß <strong>und</strong> klein;<br />

wer, wenn willkürlich Große schalten,<br />

fährt gleich dem Blitz für andre drein,<br />

wer fremdes Recht schirmt durch die Tat,<br />

der ist ein echter Demokrat.<br />

Wer so für Freiheit, Einheit, Glauben,<br />

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