Altes und Neues - SPD-Landesverband Sachsen-Anhalt
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Mittel einsetzen werden, um die Einheitspartei bald zu erreichen. Alle Gegner der<br />
Einheitspartei wurden von wichtigen Parteifunktionen entfernt <strong>und</strong> durch „berufene“<br />
Ja-Sager ersetzt. Viele <strong>SPD</strong>-Mitglieder verließen die SBZ, da sie berechtigterweise<br />
annehmen mussten, dass ihre Verhaftung erfolgen würde, wenn sie sich auch<br />
weiterhin einer Vereinigung widersetzen würden. Schon Ende 1945 zählte die <strong>SPD</strong> in<br />
der SBZ über 60 000 Mitglieder, aber ich zweifelte daran, dass die <strong>SPD</strong>-Mitglieder als<br />
stärkste Kraft in der Einheitspartei ihre Politik durchsetzen könnten, insbesondere<br />
dann, als die Mitglieder vom Zentralausschuss der Partei forderten, die Mitglieder<br />
entscheiden zu lassen, ob der Vereinigung zugestimmt werden sollte <strong>und</strong> diese<br />
Befragung oder Abstimmung von der Besatzungsmacht rigoros verboten wurde. Nur in<br />
Westberlin kam es zur Abstimmung. Dort lehnten 82 % der Mitgliedschaft die<br />
Vereinigung ab.<br />
Trotzdem konnte ich damals die Befürworter der Einheitspartei nicht so ohne weiteres<br />
verdammen. Die größte Zahl dieser <strong>SPD</strong>-Genossen war der ehrlichen Meinung, dass nur<br />
die Spaltung der Arbeiterklasse es ermöglicht hatte, dass Hitler sein schlimmes<br />
Regieren beginnen konnte. Diese Spaltung müsse überw<strong>und</strong>en werden, damit sich<br />
Ähnliches nicht wiederholen kann. Weiter argumentierten sie, dass eine einzelne Partei<br />
allein den Neuaufbau nicht schaffen kann, sondern alle Antifaschisten mitwirken<br />
müssen. Aber an der Spitze muss die vereinigte Arbeiterklasse stehen. Obwohl der <strong>SPD</strong>-<br />
Zentralausschuss erkannte, dass die große Mehrzahl der Mitglieder diese Vereinigung<br />
ablehnte <strong>und</strong> er sich sogar eine kurze Zeit lang gegen diese Vereinigung sträubte, gab<br />
er unter dem Druck der Besatzungsmacht sein Sträuben auf <strong>und</strong> wirkte an der<br />
Gründung der SED mit. Sie erfolgte dann am 23. April 1946. Das Mitglied des<br />
Zentralausschusses Gniffke floh kurz danach in den Westen, ebenfalls der Vorsitzende<br />
der halleschen <strong>SPD</strong> Paul Riemer, später folgte auch Paul Mangelsdorf. Für den Bezirk<br />
Halle wurde am 7. April 1946 der Einigungsvertrag von Bruno Böttge, <strong>SPD</strong>, <strong>und</strong><br />
Bernhard Koenen, KPD, unterzeichnet. Böttge <strong>und</strong> Kammerrahl waren auch die<br />
halleschen Delegierten auf dem Vereinigungsparteitag in Berlin.<br />
Auch in den anderen antifaschistischen Parteien CDU <strong>und</strong> LDPD wurden in dieser Zeit<br />
die führenden Funktionäre entfernt <strong>und</strong> durch Willfährige der Besatzungsmacht<br />
ersetzt.<br />
Zum Schluss habe ich nur noch kurz zu berichten, wie es mir selbst erging. Ich gehörte<br />
der <strong>SPD</strong> nur als einfaches Mitglied an <strong>und</strong> hatte nur wenig Verbindung zu anderen<br />
Ortsvereinen, der Stadtleitung oder zu noch höheren Parteiinstanzen. Sicher gehörte<br />
ich zu denen, die das kommende Drama schon eher voraussahen, als die Masse der<br />
<strong>SPD</strong>-Mitglieder. Ich neigte auch dazu, die SBZ zu verlassen. Nur wichtiger familiäre<br />
Gründe hielten mich davon ab. Fest stand für mich, dass ich keinesfalls der SED<br />
angehören wollte, nur wusste ich nicht, wie ich das bewerkstelligen konnte. Da kam<br />
mir plötzlich ein Zufall zu Hilfe.<br />
Der Ortsverein Trotha hatte an die Stadtleitung eine Liste seiner Mitglieder<br />
einzureichen, auf deren Gr<strong>und</strong>lage noch vor der Vereinigung die SED Mitgliedsbücher<br />
ausgestellt werden sollten. Der Übergang von der <strong>SPD</strong> zur SED-Mitgliedschaft erfolgte<br />
also ohne Befragung des Einzelnen. Als Gr<strong>und</strong>lage für die geforderte Liste diente meine<br />
Liste, die ich auf der Gründungsversammlung geschrieben hatte. Wohl erfuhr sie im<br />
Laufe der Zeit einige Änderungen <strong>und</strong> Zusätze, trotzdem enthielt sie nicht alle für ein<br />
Mitgliedsbuch erforderlichen Personaldaten. Die neu geschriebene Liste wurde deshalb<br />
von der Stadtleitung mit der Bitte um Ergänzung der fehlenden Daten zurückgeschickt.<br />
Diese Arbeit wollte Gustav Wacker erledigen. Er sammelte auf der folgenden<br />
Versammlung die Mitgliedsbücher ein <strong>und</strong> wollte während der Versammlung daraus<br />
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