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Aufzeichungen zur Schiffssicherheit - Institut für Entwerfen von ...

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3.4 Das Wetterkriterium<br />

3.4.6 Kritik<br />

Das Wetterkriterium repräsentiert den Versuch, ein dynamisches Intakstabilitätskriterium<br />

zu etablieren, welches über die rein präskriptive Vorgabe bestimmter, nicht mit<br />

der Schiffsgröße skalierter Mindestwerte hinausgeht. Insofern ist das Wetterkriterium ein<br />

Fortschritt gegenüber den restlichen allgemeinen Stabilitätskriterien in der IMO A.749.<br />

Folgende Kritikpunkte bzw. Defizite bleiben aber:<br />

- Der konstant angenommene Hebel für Wind, unabhängig vom Krängungswinkel, ist<br />

unrealistisch.<br />

- Ein Driften des Schiffes wird nicht berücksichtigt.<br />

- Es wird nur der Rollwinkel als Kriterium herangezogen, andere maßgebliche Größen,<br />

wie beispielsweise die Rollbeschleunigung werden nicht bewertet.<br />

- Es wird lediglich das Kentern aufgrund externer Momente als Versagenskriterium berücksichtigt.<br />

Andere Szenarien, z.B. zusätzliche Ladungsverschiebung, Wasser an Deck,<br />

werden vernachlässigt.<br />

- Es wird lediglich die Glattwasserhebelarmkurve berücksichtigt. Änderungen des Aufrichthebels<br />

durch die Veränderung der Wasserlinie im Seegang werden vernachlässigt.<br />

- Große Schiffe sind selten im quereinkommenden Seegang gefährdet. Viel kritischer<br />

sind Stabilitätsverlust bzw. resonante Rollerregung in längslaufenden Wellen. Diese<br />

Phänomene werden vom Wetterkriterium nicht abgedeckt.<br />

- Das Verfahren ist nach wie vor präskriptiv und führt nicht zu einem quantifizierbaren,<br />

einheitlichen Sicherheitsniveau für alle Schiffe, insbesondere auch durch die (zu) starke<br />

Vereinfachung des physikalischen Modells.<br />

Es sei darauf verwiesen, dass es Richtlinien <strong>von</strong> der IMO in der MSC.1/Circ.1200 gibt,<br />

in denen beschrieben ist, wie man eine Überprüfung des Wetterkriteriums mit Hilfe<br />

<strong>von</strong> Modellversuchen aufwerten kann. Dort werden Alternativen aufgezeigt wie man<br />

zum Beispiel die winkelabhängigen krängenden Momente durch Wind aber auch die<br />

Bestimmung des Rückrollwinkels mit Hilfe <strong>von</strong> Modellversuchen ermitteln kann. Diese<br />

Versuche sind aber natürlich entsprechend aufwendig und lohnen meist nicht für jedes<br />

Projekt. Die Erläuterungen zu diesen Richtlinien sind in der MSC.1/Circ.1227 zu finden.<br />

Prof. Dr.-Ing. Stefan Krüger www.ssi.tu-harburg.de Seite: 25/38

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